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Bizarrer Verdacht

Isabelle Huppert Ist Hauptdarstellerin Im Verschw Rungsthriller Um Die Syndikalistin

Maureen Kearney

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An einem Dezembertag im Jahr 2012 findet Maureen Kearnys Haushälterin ihre Chefin in einem Kellerraum ihres Hauses in einem Vorort von Paris. Die Irin, die seit Mitte der 1980er-Jahre mit ihrem französischen Ehemann in Frankreich lebt, wurde offenbar Opfer eines gewaltsamen sexuellen Übergriffs. Sie ist gefesselt und schwer traumatisiert, kann sich nur höchst bruchstückhaft an den Überfall erinnern. Von dem oder den Tätern fehlt jede Spur – bis auf ein großes A, das sie in die Haut ihres Bauches geritzt haben.

Ob dieses irgendwie bedrohlich wirkende A für Areva steht? So lautet der Name des Industriekonzerns, bei dem Kearny, die während ihrer ersten Jahre in Frankreich als Englischlehrerein arbeitete, schon seit Langem als gewerkschaftlich organisierte Personalrätin tätig ist. Als einer der Atomgiganten des Landes ist das Unternehmen vor allem auf dem Gebiet der Einrichtung nukleartechnischer Anlagen aktiv.

Einige Monate zuvor hatte die engagierte Frau durch einen Whistleblower von einem geheimen Deal zwischen einem großen chinesischen Energieversorger und dem Staatskonzern Electricité de France (EDF) erfahren. Da auch Areva diesem weltweit zweitgrößten Stromerzeuger zugeordnet ist, hegte sie bald darauf die Befürchtung, dass in ihrer Firma Tausende von Jobs wegfallen könnten. Und das wollte die hauptamtliche Gewerkschafterin, die sich immer für die Belange ihrer Kollegen – und insbesondere der viel zu wenig geförderten Kolleginnen – eingesetzt hatte, um jeden Preis verhindern.

Maureen findet heraus, dass der neue Geschäftsführer Luc Oursel, dem sie ohnehin nie über den Weg traute, bereits sehr konkrete Pläne schmiedet, wie künftig beim Bau von Atomkraftwerken mit China zu kooperieren ist. Und dass dabei sensible nukleare Technologien nach China transferiert würden. Da wird sie aktiv: Zur Rettung von 50.000 Arbeitsplätzen in Frankreich droht sie, selbst zur Whistleblowerin zu werden und die als Staatsgeheimnis gehüteten dubiosen Geschäfte öffentlich zu machen.

Kurz darauf ereignet sich der brutale Überfall. Der möglicherweise kein Zufall ist: Die Aufdeckung der klandestinen Machenschaften hätte die Atomindustrie erschüttert und einflussreiche Entscheidungsträger gefährdet. Und dann bringen die Ermittler plötzlich neue Indizien auf den Tisch, nach denen Kearny unglaubwürdig sei und den Vorfall selbst inszeniert habe. Eine Schmutzkampagne beginnt, sie wird vom Opfer zur Verdächtigen.

Die Kairoverschw Rung

Schweden 2022

Regie: Tarik Saleh

Mit: Tawfeek Barhom, Fares Fares u.a

Verleih: X-Verleih

Laufzeit: 120 Minuten

Start: 6. April 2023

Gefährlicher Strudel

(ewei). Für Adam, Sohn eines einfachen ägyptischen Fischers, wird ein lang gehegter Traum wahr: Er erhält ein Stipendium, um an der renommierten al-Azhar-Universität in Kairo zu studieren. Hoffnungsvoll beginnt er seine neue berufliche Laufbahn. Doch kurz nach Adams Ankunft stirbt plötzlich der Groß-Imam und Rektor der Universität. Es beginnt ein erbittert geführter politischer Kampf um die Nachfolge, in dem sich Kandidaten aus verschiedenen, ja gegnerischen islamischen Glaubensrichtungen in Stellung bringen. Adam ist verwirrt, weiß nicht, wen er unterstützen soll, wird aber bald vom ziemlich undurchsichtigen Regierungsbeauftragten Ibrahim angesprochen. Es gelingt ihm, den unerfahrenen Fischersohn als Informanten für den ägyptischen Geheimdienst zu rekrutieren. Und so gerät der Junge in einen gefährlichen Strudel aus Korruption, Macht und staatlicher Lenkung, in die Verflechtung von Religion und Politik. Spannender Polit-Thriller, für den wir 2 x 2 Kinokarten auf chilli-freiburg.de verlosen.

Das Lehrerzimmer

Österreich 2022

Regie: Adrian Goiginger

Mit: Simon Morzé, Karl Markovics u.a.

Verleih: Alamode

Laufzeit: 118 Minuten

Start: 13. April 2023

Friedliche Freundschaft

(ewei). Mitte der 1920er-Jahre gibt der bitter arme Bergbauer Streitberger seinen Sohn Franz in die Obhut eines Großbauern. Wobei Knechtschaft das passendere Wort für diese „Obhut“ ist: Für karge Mahlzeiten und Unterkunft in einer erbärmlichen Kammer muss Franz, der fast noch ein Kind ist, von früh morgens bis tief in die Nacht schwere Arbeit leisten. Und da er praktisch ohne Ansprache und soziale Kontakte leben muss, wird er zum Einzelgänger.

Das ändert sich auch nicht, als seine Knechtschaft mit der Volljährigkeit endet. Zumal er sich gleich in die nächste begibt: Da er dem Vater nicht verzeihen und nicht nach Hause zurückkehren kann, geht er, der „nichts gelernt“ hat, zur Armee. Nach der nazi-deutschen Einverleibung Österreichs wird er Motorradkurier bei der Wehrmacht. Auf einer seiner Fahrten trifft er auf einen verletzten Fuchs, freundet sich mit ihm an und nimmt ihn zu sich. Und findet seinen inneren Frieden. Inmitten von Krieg und Feindseligkeit der Kameraden.

Deutschland 2022

Regie: İlker Çatak

Mit: Leonie Benesch, Rafael Stachowiak u.a.

Verleih: Alamode

Laufzeit: 98 Minuten

Start: 4. Mai 2023

Spiegel der Gesellschaft

(ewei). Carla Nowak ist eine ziemlich engagierte Sport- und Mathematiklehrerin, als sie ihre erste Stelle an einem Gymnasium antritt. Im neuen Kollegium fällt sie durch ihren unbeirrbaren Idealismus auf – und wird von älteren Kollegen zuweilen auch belächelt.

Irgendwann kommt es in ihrer Klasse zu einer Reihe von Diebstählen; dabei wird ausgerechnet Ali dringend verdächtigt. Die Lehrer versuchen, ihn zu überführen, doch Carla, die über deren Vorgehen entsetzt ist, beschließt, der Sache eigenständig auf den Grund zu gehen. Und bald fällt ihr Verdacht auf eine ganz andere Person. Die Situation eskaliert; bei ihrem Versuch, zwischen empörten Eltern, rechthaberischen Kollegen und angriffslustigen Schülern zu vermitteln, wird Carla schonungslos mit den Strukturen des Systems Schule konfrontiert. Je verzweifelter sie sich bemüht, alles richtig zu machen, desto mehr verhärten sich die Fronten, an denen sie zu zerbrechen droht. Mikrokosmos Schule als Spiegel der Gesellschaft.