meinezeit 05

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Die Temperatur ist auf 45 Grad geklettert. Im Dorf hat die Arbeitsteilung der Frauen begonnen. Die einen holen Wasser, die anderen sammeln Holz. Was in dieser brütenden Hitze angenehmer ist, bleibt offen, denn Stunden vergehen, bis die alten Kanister mit der dreckigen Brühe aus dem weit entfernten Schlammloch im Dorf ankommen. Auf dem Kopf der Holzsammlerinnen entwickeln sich derweil die Zweige von Mopane-Büschen zu einem veritablen 30 Kilo-Storchennest. Mag sein, dass der schattenspendende Effekt ein wenig Erleichterung bringt. Aber nur vielleicht.

MACHT EUCH MAL OCKER. Maakaapo hat sehr konkrete Vorstellungen von seinem Schönheitsideal. Zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass es das Schönheitsideal aller Himba ist. Und das changiert jenseits des religiösen Dogmas, wonach sich Frauen nicht waschen dürfen, zwischen kuhbraun und dem Colorit junger Möhren. Wer jetzt die Nase rümpft, liegt allerdings ziemlich weit daneben. Denn zwei Stunden täglich verbringt die HimbaFrau mit einer bemerkenswerten Körperpfl ege. Man nehme: Reichlich Tierfett, das aromatische Harz des OmuzumbaStrauches und jede Menge Staub, davon gibt’s schließlich im Überfl uss.

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Gut vermengt, entsteht eine ockerfarbene Paste, die sich eine Himba-Frau ab dem Tag ihrer ersten Menstruation über den ganzen Körper verteilt wie man Marmelade aufs Brötchen schmiert. Ab jetzt darf sie geheiratet werden. Und ihre Haare, die bisher zwei in die Stirn gerichtete Zöpfe waren, trägt sie nun als mit Erde und Perlen gefl ochtene Stachelfrisur. Und wenn Sie vom Eheleben auch noch keinen blassen Schimmer hat, soviel weiß sie: Wenn sie vom Mädchen zur Frau wird, dreht sich ihr zu Ehren über dem heiligen Feuer des Kraals eine Ziege.


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