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Südafrika ••••••••••••••••••••

Land des Jahres.

Peru ••••••••••••••••••••

Der Dornröschenschlaf von Machu Picchu.

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Thailand ••••••••••••••••••••

Barbie an Schweinskopf.


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Inhalt 02 Südafrika. Zwei Mädels (schwanger), der Bulle und ich. 06 Thailand. Barbie an Schweinskopf. 10 Botswana. It’s raining, hallelujah. 12 Südafrika. Ei, ei, ei, so eine Schweinerei. 16 Japan. Na denn, Mahlzeit. 18 Peru. Der Dornröschenschlaf von Machu Picchu. 22 Namibia. Die Nacht der Nächte. 26 Kenia. Die Quellen des Glücks. 28 Mongolei. Der Schmied. 30 Südafrika. Land des Jahres.

meinezeit ist das Reisemagazin von Chamäleon. Redaktion & Copyright Chamäleon Reisen GmbH, Pannwitzstraße 5, 13403 Berlin Konzept & Texte Frank Kleinbrahm Gestaltung motus.de Druck Königsdruck, Berlin


Wieder da, aber ein anderer. Wie soll man von Erlebnissen erzählen, für die es keine Worte gibt? Wie von Momenten berichten, in denen die Gänsehaut schon alles gesagt hat? Wozu überhaupt seine Gefühle offenbaren, wo doch der Aphoristiker Walter Ludin schon festgestellt hat: Wer nie weggegangen ist, versteht die Heimkehrenden nicht. Wer aber genau hinschaut, bemerkt vielleicht eine Veränderung bei ihnen. Zuerst das Leuchten in den Augen, ein tiefgründiges Lächeln noch, und wenn die anfänglich zaghaften Schilderungen in ein Sprudeln übergehen, wird deutlich: Da ist etwas Großes geschehen. Denn es gehört zu den kostbarsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann, wenn seine Reise in ein fremdes Land auch eine Reise in ein anderes Leben ist. Wenn sich mit dem überwältigenden Blick in unendliche Landschaften auch der innere Horizont erweitert. Wenn sich auf Augenhöhe mit verblüffenden Kulturen der eigene Blickwinkel verändert. Wenn das Herz weit wird, um Platz zu schaffen für ergreifende Begegnungen, unbekannte Gefühle und neue, überraschende Freundschaften. Es wäre vermessen zu behaupten, wir würden eine Chamäleon-Reise auf diese »Nebenwirkungen« hin organisieren. Tiefempfundenes Glück lässt sich nicht organisieren. Dass es dennoch so oft passiert, ist vielleicht die schönste Erklärung dafür, warum es für viele »Die Reise Ihres Lebens« ist.

In diesem Sinne eine wundervolle Stunde mit dieser Ausgabe der meinezeit wünschen Ihr Ingo Lies und das gesamte Chamäleon-Team

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SÜDAFRIKA

Zwei Mädels (schwanger),

der Bulle und ich.

Was man in einem Anfall spontaner Begeisterung so sagt: Wow, hörte ich mich murmeln, als ich vom Rhino Walk in Südafrika las, da muss ich hin. Und vor meinem geistigen Auge entfaltete sich eine lichtdurchflutete Savannenlandschaft, wo ich im Schatten eines einzelnen Köcherbaumes saß und in meinem Picknickkorb nach Utensilien kramte, die in die Kategorie »delikat« fallen würden. Ein Rhino würde schon noch vorbei walken. Die Situation vor Ort wich nicht unwesentlich von dieser Idealvorstellung ab und heute – da ich das Abenteuer meines Lebens hinter mir habe – befällt mich noch manches Mal die Frage, ob es wirklich so clever war zu Fuß durch Dornenbüsche zu kriechen, um einen schlecht gelaunten Nashornbullen aufzuspüren.

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in bisschen wie Zoo. So ähnlich jedenfalls stellt man sich eine ausgewiesene Schutzzone, ein Private Game Reserve, vor. Und in der Tat geht es darum, die Population der bedrohten Tiere durch Schutz vor Wilderern, ärztliche Versorgung und kontrollierte Arterhaltungsprogramme sicherzustellen. Jedes neue süße Nashornbaby bringt die Ranger förmlich aus dem Häuschen, was in Deutschland keinen Deut anders ist, wenn in der Wurfhöhle eines Zoos ein neues Eisbärenleben fiept. Aber damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon erschöpft, wie ich heute weiß. Damals noch nicht.

»Nashörner sehen schlecht«, erklärte mir Ranger John, »wir dürfen sie nicht überraschen, sonst greifen sie an«. Ein bisschen Mut tut mir gut, dachte ich und nahm noch schnell einen Gin Tonic. Alles andere wäre mir ohnehin als Feigheit ausgelegt worden. Also los. Am Rande des Schutzgebietes blieb der Jeep unvermittelt stehen. »Motorschaden?«, erkundigte ich mich hoffnungsvoll. Die Antwort war ernüchternd: »Ab jetzt zu Fuß.« »Wie zu Fuß?« Die Frage hätte ich mir sparen können, denn John war bereits dabei, sich seine Hosenbeine in die Socken zu stopfen. »Sieht scheiße aus (looks like shit!)«, kommentierte er entschuldigend, »aber schützt verlässlich gegen Dornen und aufstrebende Kleinlebewesen«. Na dann.

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So ein Game Reserve ist riesig, man kann drei Tage weit sehen. Aber nirgendwo stand ein Nashorn im Weg. »Lass uns zurückgehen«, sagte ich, »hier ist kein Rhino«. Und während wir durch das dichter werdende Dornengestrüpp schlichen, rückte John endlich mit der ganzen Wahrheit heraus: »Unser Paradebulle Wotan hat zwei Mädels, die gerade schwanger sind. Damit sie ihre Jungen ungestört zur Welt bringen können, werden sie bis zur Geburt in einem separierten Areal des Schutzgebietes betreut.« Aha. Obwohl sich Wotan noch immer nicht gezeigt hatte, fühlte ich mit ihm. Ganz allein, Mädels weg, Laune schlecht. Keine Frage.


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SÜDAFRIKA

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tunden später. Johns Nase pflügte förmlich durch den Sand. Er verfolgte Spuren, die nur er sah. Alles, was sich mir offenbarte, waren Dornenbüsche, die mir zusehends bekannter vorkamen. »John!« »Hmmh.« »John, hör mal.« »Was denn?« »Warum gibst du nicht zu, dass ihr den Bullen auch eingesperrt habt?« Es sollte ein Scherz werden, aber John war tief getroffen. »Es tut mir leid, wirklich, er muss hier irgendwo sein, aber ich kann seine Spur nicht finden.« Der Himmel am Horizont schimmerte bereits violett, es wurde Zeit, den Rückweg anzutreten. Was wir nicht sehen konnten war der Typ, der kaum 50 Meter entfernt mit einer Flinte im Gebüsch saß.

Ich entdeckte ihn als erster.

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chwitz! Schnappatmung! Meine Stimme ein Flüstern. »John, sieh’ nicht rüber, da sitzt ein Wilderer im Busch.« »Waaaaas, woooo?« Es klang wie das Tröten eines Elefanten. Himmel, der Kerl bringt uns noch in Lebensgefahr. Aber der Wilderer saß da wie Buddha, jedenfalls schien er nicht die Absicht zu haben, uns umzulegen. »Ach, du bist’s, Pete, wie geht’s?« Ich traute meinen Ohren nicht, die beiden schienen sich zu kennen. »Das ist Pete«, sagte John, »einer der Wächter des Nashornbullen«.

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Ich verstand kein Wort. »Wächter von nichts?«, fragte ich, »oder hab’ ich was übersehen«? Aber John war wie ausgewechselt. »Jedes Nashorn im Game Reserve wird 24 Stunden am Tag bewacht, um es vor Wilderern zu schützen und Pete ist für Wotan eingeteilt.« Ich ließ mich in den Sand sinken. Da stehe ich kurz vor einem Herzkasper und dann kommt so eine Geschichte. Aber das würde ja bedeuten, dass der Nashornbulle in der Nähe sein muss. »Of course«, ließ Pete vernehmen, der bis dato keinen Mucks von sich gegeben hatte, »da drüben liegt er«. Und tatsächlich: Noch 10 Schritte und ich hätte draufgetreten. Wotan lag in einem Busch und schlief.


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ir waren viel zu nah. Leise schnaubend hob er sein Horn und blinzelte in unsere Richtung. Zack! Unglaublich, wie schnell da anderthalb Tonnen auf die Beine kommen. »Gaaanz langsam zurück«, ermahnte John, »jetzt keinen falschen Tritt und bitte nicht husten«.

Doch Wotan erkannte unsere gute Absicht. Noch ein bisschen schnauben, dann legte er sich wieder hin. Wir waren immer noch sehr nah. Näher und länger, als ich je zuvor solch einem Kawenzmann begegnet bin. Glücksgefühl und Gänsehaut in einem. Der Koloss war auf seine Art unbeschreiblich faszinierend und – seine Mädels werden das bestimmt anders sehen – ich fand, er roch etwas streng.

Hier wartet die Gänsehaut im Sixpack: Die Kultur, die Nelson Mandela sein Regenbogenland genannt hat. Die Sprachlosigkeit vor überwältigenden Naturlandschaften. Das Glücksgefühl an atemberaubenden Traumstränden. Die Tierwelt mit den Big Five als ultimativen Höhepunkt. Das spirituelle Erlebnis in den kühlen Kellern der sonnenverwöhnten Wineyards und mit Cape Town die schönste Stadt der Welt. Mehr können Sie von einem Land nicht erwarten. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Suedafrika

Bevor er zum Sturm auf die Nashörner antrat, glaubte Hannes Schleicher noch, dass es weiße und schwarze Rhinos gibt. Am Ende waren alle mehr oder weniger grau. Da wird sich das EvolutionsProgramm über

60 Millionen Jahre wohl auf eine universelle Tarnfarbe festgelegt haben. Aber der Ranger im Game Reserve tischte ihm eine ganz andere Version auf. Denn von allen Nashornarten, die im Tertiär über den Planeten donnerten, gab es in Afrika nur zwei, das Breitmaul- und das Spitzmaulnashorn. Wie der Name schon andeutet, war es nicht die Farbe, die den Unterschied machte. Das war ein mäßig geübter Translater, der breit mit wide übersetzte, und weil weder das eine Nashorn breit, noch das andere spitz war, optimierte man wide kurzerhand zu white. Problem: Wo es weiß gibt, muss es auch schwarz geben. So wurden aus den Breitmaulnashörnern White Rhinos und aus den Spitzmaulnashörnern Black Rhinos. Alle in grau. Hannes, der als Marketing- und Vertriebsleiter bei Chamäleon sonst über jedes Genom in Flora und Fauna referieren kann, weiß immer noch nicht so recht, ob er diese Geschichte glauben soll.

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THAILAND | KAMBODSCHA | BHUTAN

Barbie an Schweinskopf.

Kleines Brevier für großes Glück in Thailand.

Es sagt sich so leicht, dass man als ein anderer zurückkommt als der man gefahren ist. Aber der Transformationsprozess, der ein Füllhorn an Stoff liefert, mit dem sich Jahre danach noch trübe Parties retten lassen, kann Glück und Grausen gleichzeitig sein. Thorsten Gernig, Erlebniserfinder bei Chamäleon, kann ein Lied davon singen. Er hat sich in Bangkok die Arme nach einem Taxi lahmgewunken, aber glauben Sie nicht, es hätte auch nur ein einziges angehalten. Er hätte genauso gut rufen können: »Geh’ weg, fahr’ weiter, bleib mir vom Hals, trau dich ja nicht ran.« Und genau das haben die Taxifahrer weisungsgemäß getan, denn Winken als einladende Geste doch näher zu kommen, bedeutet in Thailand das krasse Gegenteil. Und wenn er nicht gestorben ist, dann winkt er heute noch. Aber das Schicksal hatte ein Einsehen mit Thorsten und so kommen wir in den Genuss, aus erster Hand zu lesen, wie man in Thailand ein anderer wird.

Es geht doch nichts über wohlmeinende Freunde. »Wenn du in Bangkok angekommen bist, merke dir zur Orientierung gleich ein hohes Gebäude, du kannst dich sonst hoffnungslos verlaufen.« Klingt vernünftig, aber nur von Leuten, die noch nicht in Bangkok waren. Es wimmelt von hohen Gebäuden, ein Wald aus Beton und Glas. Da frage ich doch lieber einen Einheimischen, schließlich sind die Thais berühmt für ihre Höflichkeit. Stimmt auch. So höflich, dass man auf Teufel komm raus eine Antwort bekommt. Und wenn es die falsche ist.

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Handflächen zusammen, die Oberarme dicht am Körper, Ellenbogen anlegen, Fingerspitzen leicht nach innen, den Oberkörper sanft berühren – das ist der Wai. Traditionelle Geste, Grußhandlung, Dank und Entschuldigung in einem. So weit, so gut. Bis auf die Feinheiten: Je höher die Hände gehalten werden, umso größer die Respektsbezeugung. Meine Arme waren ungefähr da, wo bei Frau Merkel die Raute sitzt. Nicht nur territorial das Unterste. Die Thais quittierten es mit einem verständnisvollen Lächeln. Das ist die wahre Höflichkeit.

Hmmm, wie das duftet. OK, ein paar Autoabgase sind auch dabei, aber im Moment überwiegen Tamarinde, Zitronengras, Ingwer und Koriander. Piekfeine Geschäftsleute stehen vor einer Auslage gerösteter Krabbeltiere. Mann-o-mann, sieht aus wie Spinnen. Dann doch lieber Heuschrecken. Oder Buffalowürmer vielleicht? Sollen ja sehr nahrhaft sein. Mehr Eiweiß als Rindfleisch. Ich mach’s. »Mä pät?« fragt der Straßenkoch. Keine Ahnung. »Pät pät?« Immer noch keine Ahnung. Irgendwas muss ich jetzt sagen: »Pät pät.« Klingt lustiger. Und dann entfacht bereits die erste Heuschrecke ein Höllenfeuer auf meiner Zunge. Die Piekfeinen lächeln höflich. Himmel Arsch, hätte ich doch nur »mä pät« gesagt. Aber sonst lecker lecker.

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THAILAND | KAMBODSCHA | BHUTAN

Wenn die glitzernden Skyscraper zur Skyline werden, haben Wasserbüffel, Gänse und barfuß laufende Kinder Vorfahrt. Alles wird grün. In den Bergdörfern scheint die Sonne nicht, sie malt. Das Auge ruht in einer Bilderbuchlandschaft aus Reisterrassen. In den Stiegenhäusern wird der Wohnraum mit Hühnern und Schweinen geteilt. In den Gärten wachsen Kräuter für natürliche Arzneien und Nachbarn helfen sich gegenseitig beim Wäschewaschen. Es reicht ein »Hallo«, um Freunde zu werden. Türen gehen auf, Einladungen werden ausgesprochen und wer sie annimmt, erlebt eine unvergessliche, reisschnapsbefeuerte Gastfreundschaft. Ein Dank geradezu, dass man sich in ihre kleine Welt verirrt hat.

Ob es bei all den bewegenden Erlebnissen eines gibt, das über allen steht? So schwer diese Frage zu beantworten ist, so eindeutig ist sie zu benennen: die Gegensätze. Der futuristische Büroturm und im Eingang das Geisterhäuschen, wo gestylte Geschäftsmänner mit Laptop ihre Gaben abliefern, damit der Erdgeist besänftigt bleibt. Die hochtourige Spaßindustrie, Tür an Tür mit heiligen Tempeln und Pagoden. Die Märkte, wo Schweineköpfe und Gänsefüße neben Barbiepuppen und Hello Kitty-Taschen liegen. Die Non-Stop-Hektik und der sanfte Einklang von Mensch, Natur und Tier. Die Armut an Dingen und der Reichtum der Herzen. Und Buddhas Lehre von der »rechten Rede«, wonach sich jeder selbst bloß stellt, der Schlechtes über einen anderen sagt. Soweit die Theorie, aber das Schöne: Alle halten sich dran.

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Man muss nicht auf seine Wiedergeburt warten, um sich mit einer Traumzeit im Golf von Thailand zu belohnen. Sonnenuntergänge aus purem Gold und Fünfsterne-Strände so breit wie auf Pellworm lang. Keine Frage, dass der Sand hundertmal gesiebt wurde und die Unterwasserwelt täglich neu gestrichen wird. Ein Garten Eden, und wie das im Paradies so ist, pflückt man hier einen Traum und dort einen Traum und gelegentlich vom Apfelbaum. Den Rest der Zeit stellt man sich tot und wartet auf das Abendbrot.

Thorsten Gernig

Falls jemand fragt: »Und – wie war’s in Thailand, watt haste alles jesehn?«, dann sagen Sie einfach: »Wat Yai Chai Mongkon, Wat Mahathat, Wat Phra Sri Sanphet, Wat Phra That Lampang Luang, Wat Phumin« und so weiter. Namen, deren Pracht und Reichtum lange Zeit nur der Königsfamilie und den Mönchen vorbehalten war. Aber auch das ist – Buddha sei Dank – anders geworden. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Thailand

Wo Thailand, Myanmar und Laos aufeinandertreffen, da liegt das vielgepriesene Goldene

Dreieck das seinen Namen von dem Gold erhielt, mit dem die chinesischen Händler früher den Schlafmohn bezahlten. Sagt die Legende und davon gibt es viele. Mindestens so viele wie Könige, die sich in Thailand die Klinke in die Hand gaben. Die Herrscher gingen, ihre Tempel blieben und haben der Nachwelt eine Kultur der Kostbarkeiten hinterlassen, die fassungslos macht. Eine Goldgrube für die Sinne.

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BOTSWANA

It s’ raining, hallelujah. Es ist ja nicht so, dass man jedes Jahr nach Afrika reist. Oft ist es nur ein Traum, aber wenn die Vorstellung unvergleichlich schöner Landschaften, atemberaubender Sonnenuntergänge und nervenkitzelnder Begegnungen mit wilden Tieren lange genug im Kopf war, dann will man den Zauber auch mal selbst erleben. Botswana, ich komme! Alles habe ich mir vorgestellt. Die kühnsten Safari-Abenteuer. Elefantenherden, die nur auf mich gewartet haben. Tanzen mit den San. Nächte unter einem unfassbaren Sternenhimmel. Affenbrotbäume und verdöste Sonnenstunden an Pools, die mitten in der Wildnis liegen. Alles, nur dass es regnen würde, darauf bin ich nicht gekommen.

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rste Station: Victoriafälle. Zehn Millionen Liter Wasser stürzen sich pro Sekunde in die 110 Meter tiefe Schlucht. Donnernder Rauch, sagen die Einheimischen. Weltnaturerbe, sagt die UNESCO. Der größte Wasser­ vorhang der Erde, sagt jeder, der einmal da war. Die gewaltige Gischt hat rund um die

Fälle einen Regenwald entstehen lassen. Da kommt es auf ein paar Regentropfen mehr oder weniger nicht an. Sollte man meinen, aber das bei 35 Grad aufziehende Gewitter schien sich an den Victoriafällen ein Beispiel nehmen zu wollen. Es stürmt und schüttet, es blitzt und donnert – diesmal in echt, dass die Erde bebt. Flucht in ein Café. Und da stehen alle, die Bedienung, die Gäste, die tropfnassen Einheimischen, die sich, wie ich, in den Laden gerettet haben, und applaudieren. Hab’ ich was verpasst? Ein Stuhl wird rangeschafft, ich werde förmlich draufgedrückt und die Besitzerin serviert mir ein Chibuku Shake Shake, gefolgt von einer halben Umarmung: »Thank you so much. You brought us the rain.« Hä? Wenn ich das Wetter machen könnte, würde ich zuhause öfter die Sonne scheinen lassen. Andererseits – wann hat man schon mal das Glück, so empfangen zu werden? Also habe ich tapfer geschüttelt und mein Chibuku Shake Shake getrunken. Ein Bier aus Sorghumhirse und Getreide, dessen Bestandteile sich immer wieder trennen, weshalb es vor jedem Schluck geschüttelt werden muss. Hab ich gemacht bis die Wolken weg waren.

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Wenn mich heute jemand fragt, wie es denn weitergegangen ist, kann ich ohne Übertreibung sagen, es sei ein Höhenflug der Gefühle gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit dem Heli über die Victoriafälle zu fliegen, ist ein grandioser Moment im Leben, ergreifend und erfüllt von der demütigen Erkenntnis, dass die Natur der größte Künstler auf Erden ist. Noch einmal habe ich dieses Kribbeln gespürt, beim Rundflug über das OkavangoDelta. Auf halber Höhe unter uns, malte der Schreisee-Adler majestätische Kreise in die Luft. Und als würde er den Großwildherden den rechten Weg durch die zigtausend Wasserläufe weisen, ziehen beeindruckende Elefanten-, Antilopen- und Büffelherden in lautlosen Verbänden unter uns durch. Man muss in Botswana sein, um Höhenflüge der Gefühle auch dann zu erleben, wenn man tief liegt. Tief versunken in Träumen, die gerade dabei sind, wahr zu werden. In schwarzer Nacht, wenn sich das Feuerwerk der südlichen Hemisphäre in der fatzeglatten Wasserfläche des Pools spiegelt. Wenn es so totenstill wird, dass man den Flügelschlag der Fledermäuse


wahrnehmen kann. Wenn der Mond das skurrile Gerippe des Affenbrotbaumes in ein Kunstwerk verwandelt und ein Geräusch aus weiter Ferne daran erinnert, dass Löwen und Leoparden auf der Jagd nach Frischfleisch sind, damit sie tagsüber wieder faul in den Seilen hängen können. Nur manchmal, da tanzt die Nacht. Dann feiern die San im Flackern des Lagerfeuers ihre Rituale. Dann singen sie zu den Göttern, bitten um Ruhe für ihre Toten und für sich um Regen. Regen? War da was? Sollten himmlische Mächte mich nach Botswana geführt haben, um es regnen zu lassen? Gibt es tatsächlich einen göttlichen Draht, eine Verbindung von oben nach unten, die uns lenkt und der wir unterbewusst folgen? Versunken in meine Gedanken sah ich den Flammenzungen des Lagerfeuers nach und ein Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf:

Susanne Schulz

»Thank you so much. You brought us the rain .« Wenn das Land vertrocknet und die Menschen im südlichen Afrika um jeden Tropfen Wasser beten, haben auch die Elefantenherden die Schnauze voll bzw. den Rüssel leer und machen sich auf nach Botswana. Das Okavango-Delta lockt mit 20.000 Quadratkilometern Feuchtgebiet, wo sich 1.300 verschiedene Futterpflanzen, 71 Fischarten, 33 Amphibienarten, jede Menge Reptilien, hunderte Vogelarten und 122 Sorten Säugetiere sauwohl fühlen. Bis der Okavango in der roten Kalahari-Wüste versickert. Dann ist auch hier Schluss mit lustig. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Botswana

Susanne Schulz, die diese Geschichte aus Botswana mitgebracht hat, ist Erlebnisberaterin bei Chamäleon und hat sich auf dieser Tour verliebt. Es geschah im Moremi Wildreservat. Es ist das Herz des Okavango-Deltas und gilt mit jedem seiner

4.871 Quadratkilometer als eines der schönsten und aufregendsten Schutzgebiete der Welt. Unverhofft lagen ihr auf einer Rangertour drei Löwen im Weg und einer hat ihr direkt in die Augen gesehen. Da – so schwört sie – war es um sie geschehen.

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SÜDAFRIKA

Was guckst du?

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Ei, ei, ei, so eine Schweinerei. Bevor Sie auf den Gedanken kommen, wir würden Ihnen mit dieser Geschichte einen Bären aufbinden wollen, möchten wir Ihnen mit Ehrenwort versichern, dass sie sich genauso zugetragen hat bzw. sich seit Jahrtausenden genauso zuträgt. Schauplatz der Geschichte ist überdies das südliche Afrika und da leben sowieso keine Bären. Es geht stattdessen um einen Vogel, der sich rühmen darf, der größte lebende Vogel auf Erden zu sein. Das Männchen trägt schwarz, das Weibchen graubraun. Der Betrug, von dem noch die Rede sein wird, beginnt schon mit dem Gattungsnamen, denn obwohl Vogel, kann er doch nicht fliegen. Komischer Vogel. Mit über 100 Kilo kriegt er selbst bei 80 Stundenkilometern den Bürzel nicht hoch, also nimmt er seine Federn zur Balz, und damit sind wir beim Thema. Sie haben es bestimmt längst gemerkt, die Rede ist vom Strauß. Ein Miesepeter, was ihm das Image eingebracht hat, ein ziemlich dämlicher Vogel zu sein. Aber das täuscht gewaltig. Welche Sperenzchen der Strauß für seine Arterhaltung veranstaltet, ist ebenso clever wie schamlos. Ein Flegel. Wobei man in diesem Fall eher von einer Flegelin sprechen müsste, aber der Reihe nach: Es beginnt ziemlich harmlos, um nicht zu sagen: gesellig. In lockeren Verbänden bis zu hundert Tieren düsen sie durch die Landschaft. Wem’s gefällt, der bleibt, andere gehen wieder. Nur, wenn die Zeit der Paarung gekommen ist, wird es ungemütlich. Denn sobald geklärt ist, wer in der Gruppe das Sagen hat, beginnt die Stunde des Alpha-Pärchens. Burschen, die in der Rangordnung unter dem Alpha-Männchen stehen, werden aus der Gruppe ausgestoßen. Sie dürfen allenfalls noch zugucken, wie sich Alpha-Männchen und Alpha-Weibchen dem unvermeidlichen Vergnügen hingeben. Hernach obliegt es dem Weibchen, eine Sandmulde für bis zu 50 Eier zu scharren. 50? Die arme Henne, ist so ein Straußenei doch ein Trumm von gerne mal zwei Kilo. Gemach, aus menschlicher Sicht hat der Alpha-Mann das große Los gezogen, denn die Alpha-Frau animiert nun alle weiblichen »Untertanen« sich mit ihrem Lover zu paaren. Auf Los geht’s los. Nach dem Naturgesetz »Survival of the Fittest« ergibt das natürlich gar keinen Sinn. Schließlich soll es doch gerade verhindern, dass jeder mit jedem – in diesem Fall muss man es leider so sagen – vögelt. Aber da kennen Sie die Alpha-Frau schlecht, denn die überredet nun jedes der beglückten Weibchen, ihre Eier doch bitte zu den ihren in die Sandmulde zu legen. So kommen die 50 und manchmal auch mehr zustande. Zeit für die Brut. Die AlphaFrau beginnt nun, die Eier mit dem Schnabel zu sortieren. Die eigenen schön in die Mitte, die der Untertäninnen drumherum. Alle gleich weiß, alle gleich rund, alle gleich schwer. Der Kuckuck weiß, wie sie es schafft, ihre Eier von den anderen zu unterscheiden.

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SÜDAFRIKA

Genug Theater, jetzt wird gebrütet. Im Schichtdienst wechseln sich Alpha-Frau und Alpha-Mann ab. Sinnigerweise das Weibchen tagsüber, weil ihr grau-braunes Gefieder im halbvertrockneten Buschwerk der afrikanischen Landschaft wie eine Tarnfarbe wirkt. Das Männchen – logisch: nachts. Schwarz in schwarz sieht auch keiner. Und dennoch: Die Natur sorgt dafür, dass alle satt werden. Hyänen, Löwen, Schabrackenschakale, Bärenpaviane, Palmengeier – sie alle stehen tierisch auf Straußeneier, hat so ein Monster-Omelett doch einen beachtlichen Nährwert. Dem brütenden Strauß in einem unbedachten Moment ans Nest zu gehen, fällt ihnen nicht schwer, denn die Eier der Untertäninnen liegen praktisch da wie in der Selbstbedienungstheke.

Nun wird klar, wozu die Swinger-Party gut war. Die Eier des gemeinen Volkes werden zum kalkulierten Kanonenfutter, um die eigene, privilegierte Brut zu schützen. Letzter Akt: Es verwundert nun kaum noch, welche Eier während der Brutzeit die ideale Bruttemperatur abbekommen haben. Natürlich die in der Mitte, während die Außenbereiche dieser Megagelege zeitweise etwas unterkühlt waren. Das hat erstens Auswirkungen auf die Fitness der schlüpfenden Küken und zweitens einen egoistischen Grund. Sie ahnen ihn vermutlich schon. Die ersten ParadeExemplare, die schlüpfen, sind die der Alpha-Eltern, weil sie die ganze Zeit perfekt bebrütet wurden.

Hab’ ich mir anders vorgestellt.

Ich geh’ wieder rein.

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Sie werden nun pausenlos aufgepäppelt, um schnellstens auf die langen Beine zu kommen. Bis sich bei den Fressfeinden herumgesprochen hat, dass wieder Frischfleisch zur Verfügung steht, sind diese Küken in der Lage sich zu wehren resp. das Weite zu suchen. Mit Überlebenschancen von 70 Prozent. Anders als die Küken der Untertanen. Sie gehen in überwiegender Zahl den unvermeidlichen Gang durch den Verdauungsapparat derer, denen sie so schnell nicht entkommen konnten. Auftrag erfüllt. Porca miseria.


Ja, wo bleiben Sie denn?

Auf einem Vogel reiten, das klingt so abgefahren wie auf einem Elefanten fliegen. Mit einem Strauß geht das. Beidhändig fest am Hals gepackt, wirkt gleichzeitig als Gas- und Bremspedal. Aber lassen Sie bitte unerwähnt, wie lecker auf der Farm der Federbarone das Ostrich-Dinner schmeckt. In Oudtshoorn ist das heilige Pflicht. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Suedafrika

Sollten Sie einem Straußenmann während der Paarungs- und Brutzeit in die Quere kommen, sparen Sie sich die Mühe davonzurennen. Mit einer Schrittlänge von acht Metern und fast

80 Stundenkilometern im Dauerlauf haben Sie echt schlechte Karten. Aber hinstehen und den dicken Maxen machen, ist noch viel sinnloser. Denn der Strauß schlägt mit seiner Beinkralle immer senkrecht von oben nach unten. Mit solchen Blitz-Attacken hat er schon Raubtiere ins Jenseits befördert. Weil Sie sich auf die Schnelle auch kein Loch graben können, bleibt nur eines: hinlegen! Auf den Bauch, Arme über dem Hinterkopf. Nicht die bequemste Abwehrhaltung, aber effektiv, weil der Strauß mit seinen Füßen nicht horizontal zuschlagen kann. Vielleicht trampelt er ein bisschen auf Ihnen rum, aber das stecken Sie weg. Den aufgeschlitzten Brustkorb weniger.

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JAPAN

NA DENN, MAHLZEIT. In keinem anderen Land der Welt kann man bei bester Absicht so gnadenlos daneben liegen wie in Japan. Der Grund ist eine höchst verzwickte Angelegenheit, die kontextsensitive Sprache.  Mit anderen Worten: Je nach sozialer Stellung und dem Verhältnis der Gesprächspartner zueinander, wird in ein und derselben Situation unterschiedlich formuliert bis hin zur variierenden Sprechrichtung. Man nennt das die Höflichkeitssprache, die voraussetzt, dass man die soziale Stellung seines Gegenübers und seine Gruppenzugehörigkeit erfasst, um sich dementsprechend verbal zu knechten. Aber auch das ist nur der Anfang eines stillschweigenden Regelwerks, das im Laufe der Zeit zudem erstaunliche BedeutungsSchwenks vollzogen hat. So kann die Anrede kisama für »ehrenwerter, hochverehrter Herr« ziemlich nach hinten losgehen, weil sie gleichbedeutend mit »du Arschloch« ist. Knapp daneben ist eben auch vorbei.

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Etikette ist alles in Japan. Und weil Sie als Besucher dieser großartigen Kultur am ehesten beim Essen ins erstbeste Fettnäpfchen treten, beginnen wir doch gleich im Restaurant. Oh, Sie können kein Japanisch? Dann wird es Zeit für eine Entschuldigung: »Sumimasen.« Auch schüttelt man dem Gastgeber nicht die Hand, noch drückt man die Serviererin. Zur Begrüßung eine leichte Verbeugung mit durchgedrücktem Rücken, Hände auf dem Oberschenkel und in einer Linie mit dem Oberkörper. Aber Achtung: Wer in der Hierarchie niedriger steht, verbeugt sich tiefer. Ältere stehen dabei über Jüngeren, Gäste über Gastgebern und – nun ja – Männer über Frauen. Nachdem Sie das wissen, können wir endlich essen.


Ein vernehmbares Schlürfen, was naturgemäß mit Suppen am eindrucksvollsten gelingt, gilt als unbedingt wünschenswertes Kompliment an den Koch. Was Sie hingegen vermeiden sollten, ist die missbräuchliche Verwendung Ihres Essstäbchens als Dolch. Egal, was Sie auf dem Teller haben, bitte nie mit dem Stäbchen aufspießen. Diese Handlung ist ausnahmslos Opfergaben für Tote vorbehalten. Und wenn Sie es schließlich geschafft haben, das Objekt Ihrer kulinarischen Begierde sicher zwischen zwei Stäbchen einzuklemmen, gehört es Ihnen ganz allein. Wenn es auch noch so lecker aussieht, bitte niemals weiterreichen. Es könnte schließlich im Dekolleté Ihrer Begleiterin landen. Nein, das ist Quatsch. Der wahre Grund: So werden nach einem buddhistischen Ritual nur die Knochen aus der Asche von Verstorbenen an die Verwandtschaft überreicht.

Wenn es denn keine Knochen, sondern Leckereien sind, die für mehrere Personen auf einer Platte serviert werden, müssen Sie Ihre Stäbchen umdrehen. Geangelt werden darf nur mit der dicken Seite und nur bis zu Ihrem Teller, dann geht es mit dem spitzen Ende weiter. Wenn Sie dies alles beherzigt haben und auch sonst mit sich und Ihren Gastgebern zufrieden waren, machen Sie nicht mit einem Trinkgeld alles kaputt. Der Japaner gibt immer 150 Prozent, und weil Perfektion als selbstverständlich gilt, wird kein Extrahonorar erwartet. Im Gegenzug verzichten Sie darauf, das Wechselgeld nachzuzählen, andernfalls unterstellen Sie Ihrem Gastgeber die Absicht, Sie über’s Ohr zu hauen.

Die Rituale einer um jeden Preis zelebrierten Höflichkeit, enden sinniger­ weise beim Alkohol. Gilt am Tisch zunächst noch die Regel, dass der, der sich selbst nachschenkt, ein Säufer ist, weshalb man sein leeres Glas mit beiden Händen besser dem Nachbarn hinhält, so ist der Japaner generell dem Feuerwasser mehr zugetan als ihm gut tut. Macht aber nix. Wer unter Alkoholeinfluss einmal lautstark vom Leder zieht, hat eine sozial akzeptierte Ausrede. Nicht er hat gesprochen, sondern quasi der Geist aus der Flasche. Ergo: Schwamm drüber, kein Gesichtsverlust. Bleibt der unselige Fall, dass Sie aus­ gerechnet auf Ihrer Japanreise erkältet sind. Dann gilt: Niesen ist tabu, und wenn es unvermeidlich wird sich die Nase zu putzen, dann ab auf die Toilette. Aber nachhaltig geräuschvoll den Rotz hochziehen, das ist in Ordnung.

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1.074 Jahre lang war Kyōto der Sitz des kaiserlichen Hofes. Überwältigende Kulturschätze, 1.600 buddhistische Tempel und 400 Shintō-Schreine sind Zeugen dieser ehrwürdigen Zeit. Darunter auch das Meisterwerk aller Tempel, Kiyomizu-dera, von dem gesagt wird, dass jedem, der von seiner Terrasse springt, ein Wunsch erfüllt wird. Wir bringen Sie gerne hin, nur springen müssen Sie bitte selbst. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Japan

Aus dem Tōshō-gū-Schrein im japanischen Nikkō stammen die drei berühmten Affen, die nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Ursprünglich waren es aber

4 Gebote. Es fehlt das vierte: Was nicht dem Gesetz des Anstands entspricht, das tue nicht. Diese, auf Konfuzius zurückgehende, vierte Komponente des »nichts tun«, wurde hin und wieder mit einem Affen dargestellt, der sich die Scham bedeckt. Dies war dann doch etwas viel verlangt, weshalb es schließlich bei den drei Affen blieb.


PERU

Der Dornrรถschenschlaf von

Machu Picchu.

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A

uch 600 Jahre danach ist immer noch nicht geklärt, wie diese Großtat gelingen konnte, ein Zentrum göttlicher Verehrung mit unzähligen Tempeln, Palästen, Brunnen und Terrassen auf 2.360 Höhe in die Berge der Anden zu bauen. Und noch viel unerklärlicher ist der Grund, warum die Inka das Heiligtum wenig später wieder aufgegeben haben, um woanders von vorn zu beginnen. Allein die Tatsache, dass jeder Steinquader einzeln auf die Bergspitze geschleppt werden musste, legt die Vermutung nahe, dass irgendwann einer gesagt hat: »Mir reicht's, lasst uns was anderes bauen.« Es gibt ein gutes Dutzend Geschichten um Machu Picchu, die einen gemeinsamen Nenner haben: Jede erzählt etwas anderes.

Unsere Version ist ohne Gewähr zumindest die, die der menschlichen Unvollkommen­ heit am nächsten kommt: Pachacútec Yupanqui, der erste historisch nach­ gewiesene Herrscher der Inka, suchte nach

einer Möglichkeit, sein Reich auf friedliche Weise auszudehnen. Damals wie heute versetzte der Glaube Berge, und so ersann er den Kult um den Sonnengott Inti, auf dass sich immer mehr Menschen seiner Magie anschlössen. Hat funktioniert, denn selbst heute findet in Cuzco noch das uralte Sonnenfest Inti Raymi statt. Jedes Jahr am 24. Juni. Falls Sie gerade keine Zeit haben sollten, der magische Monolog des InkaKönigs an die Sonne geht so:

Vater unser, nimm uns auf an deiner Seite. Erhöre uns. Segne uns. Führe uns auf den rechten Pfad des Lebens. Mächtiger Gott, du bringst unser menschliches Dasein zu einem Anfang und einem Ende. Vergiss uns nicht, wir sind in deinen Händen. Gewähre uns ein Leben in Glück und in Frieden.

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PERU

M

it der Zeit wurde es eng in Yupanquis Reich. Man brauchte eine königlich-religiöse Zufluchtsstätte, um sich standesgemäß abzuschirmen und Dinge zu treiben, die nicht unbedingt des Volkes waren. Sie ahnen es bestimmt: Brot predigen, Wein trinken und so. Da kam das Plateau zwischen den Bergrücken des Huayna Picchu und des Machu Picchu gerade recht. Weit ab bzw. hoch vom Schuss und von Cusco aus nur über einen 44 Kilometer langen geheimen Pfad zu finden. Parallel zum Urubamba-Tal über drei Gebirgspässe, umgeben von schneebedeckten Bergen und Schluchten mit tropischer Vegetation. Vor allem letztere und etliche Erdrutsche haben dafür gesorgt, dass der Schleichweg ins Heiligste zuwucherte, bis die Ruinen von Machu Picchu am 24. Juli 1911 entdeckt wurden.

Um 1450 muss Pachacútec Yupanqui die Anweisung gegeben haben, Machu Picchu zu bauen. 216 terrassenartig angelegte Bauten, verbunden durch ein System von 3000 Stufen mit Wasserkanälen, Brunnenbecken und mehrgeschossigen Wohnhäusern, konnten rund 1.000 Menschen eine Bleibe bieten. Refugium für die haute volée der Inka? Sommerpalast des Herrschers? Vorläufer eines Lustschlösschens? Man weiß es nicht. Tatsache ist, dass die Erforschung von über 50 Grabstätten mit mehr als 100 Skeletten eine etwa gleiche Verteilung von Männlein und Weiblein ergab. Nachdem von einer Frauenquote bei den Regierungsgeschäften noch nichts bekannt war, muss sich die Damenwelt mehr oder weniger freiwillig dort aufgehalten haben. Schmückendes Beiwerk sozusagen. Bei was, ist nicht näher überliefert. Jedenfalls hießen sie praktisch von Berufs wegen »Jungfrauen der Sonne«.

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Es ist also anzunehmen, dass Pachacútec Yupanqui – wann immer es seine Verpflichtungen im Dienste des Sonnengottes ermöglichten – in Machu Picchu Entspannung suchte. Nur so ergibt die Theorie einen Sinn, dass er mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in seinem Inka-Reich andere Sorgen hatte und sein Hofstaat ebenso taten- wie staatenlos im Gebirge saß. Da bekam der Spaß schon bald ein Loch und trotz der schönen Aussicht wurde die Lage schließlich aussichtslos. Gut vorstellbar, dass die Zurückgebliebenen irgendwann sagten: Und tschüss. Von da an wucherte das Grünzeug wieder ungestört über den geheimen Pfad, der für 500 Jahre in einen Dornen- und Röschenschlaf fiel.


WIEDER DA, WO ES HINGEHÖRT.

A

n dem besagten 24. Juli 1911 befand sich eine Expedition der Yale Universität auf der Suche nach der geheimnisvollen Inkastadt Vilcabamba, in der Sprache der Quechua das »Heilige Gebiet«. Es war das letzte verbliebene Territorium der Inka, auf das sie sich zurückgezogen hatten, nachdem Cuzco von den Spaniern einkassiert worden war. Der Jubel war groß als die Forscher Vilcabamba entdeckt hatten, aber es war Machu Picchu. 1912 und 13 legten sie die Stadt frei. So steht es jedenfalls in einem Buch, das die Erforschung Machu Picchus beschreibt. Böse – oder wahre? – Zungen behaupten, es sei schon zwei Jahre vorher geschehen,

aber man habe die Zeit gebraucht, um alle Funde von Wert, das viele Gold und die Grabbeigaben ungestört in die USA zu schaffen. Seither hängt am Zugang zu Machu Picchu eine Tafel, auf der Peru die Vereinigten Staaten von Amerika bittet, die Funde, die noch immer in der Yale Universität liegen, sehen zu dürfen. Erst 2008 wurde zwischen den USA und Peru eine Vereinbarung getroffen, das Erbe der Inka wieder dorthin zurückzubringen woher es kam und wohin es gehört. Die wertvollsten Stücke sind im Machu Picchu Casa Concha in Cusco ausgestellt.

Die Rätsel von Machu Picchu sind längst nicht alle, die Ihnen auf einer Peru-Reise begegnen. Da sind auch die Dörfer, in denen Menschen heute noch so leben wie damals. Da ist die Inka-Ruine, auf der eine zweite Sixtinische Kapelle steht. Da sind die kilometerlangen Figuren im Wüstensand von Nazca, das Heilige Tal Urubamba, die Uros-Indianer, die auf Schilfinseln im Titicaca-See leben, und der Kondor, millionenfach besungen, wie er durch die Lüfte der Anden vorbeizieht. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Peru

Machu Picchu ist längst Weltkulturerbe. Es steht gleichsam für den Niedergang des sagenhaften Imperiums am »Nabel der Welt«. Vielleicht waren die Inka-Herrscher in der Tat göttlich, damit die unerklärlichen Monumente dieser hochentwickelten Kultur wie der Sonnentempel Coricancha, das Wasserheiligtum Tambomachay oder die fugenlosen Mauern der Festung Sacsayhuamán möglich wurden. In seiner Blütezeit maß »Das Inka-Reich der vier Weltgegenden« fast

1 Million Quadratkilometer und hatte eine Nord-SüdAusdehnung, die größer war als die Strecke vom Nordkap nach Sizilien.

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NAMIBIA

Die

Nacht

der

Nächte. Am Anfang war es ein unvorstellbarer Gedanke. Eine Nacht in der Wüste. Schutzlos den dunklen Mächten der Namib ausgeliefert.

»Schau mal, Schatz, sieht das nicht toll aus?« Das Bild, das ich ihr Wochen später zeigte, war von überwältigender Faszination. Im Vordergrund die roten Ausläufer der Kalahari mit ein paar verlorenen Schirmakazien in dunkelgrün. Im Hintergrund das in hundert violetten Tönen auslaufende Panorama der Naukluftberge. Dazwischen aber, auf einer Anhöhe mit großartigem Blick in die endlose Weite, malte die untergehende Sonne die schwarzen Schatten einer handvoll klitzekleiner Häuschen in den Sand.

eht’s noch?« Ich kenne meine Frau. Wenn sie so reagiert, ist jeder Widerstand zwecklos. Kein weiterer Gedanke daran, wie überwältigend schön so ein Nachterlebnis sein könnte. Da hilft nur eine Weisheit der alten Philosophen: Das Glück lässt sich nicht zwingen, aber es hat für Hartnäckige etwas übrig.

Lange betrachtete sie das Bild. »Wo ist es denn so schön?«, wollte sie wissen. »Das ist die Namib«, sagte ich und tat ganz beiläufig. »Die Wüste?« »Ja.« Ungläubig sah sie mich an. »Da, wo du im Sand übernachten wolltest?« »Von Sand war keine Rede, Liebes, aber unter freiem Himmel schon. Über uns 300 Milliarden Sterne, runde 120.000 Lichtjahre entfernt und dennoch zum Greifen nah: Zentaur, Kreuz des

»G

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Südens, Kassiopeia, Orion, Skorpion, die Milchstraße – alle auf einmal.« Ich zeigte auf das Bild. »Sieh mal hier, jedes dieser Häuschen hat eine schwebende Terrasse und die Doppelbetten haben Räder, damit man sie rausrollen kann.« Einen Augenblick schien sie ganz weit weg zu sein: »Dann könnten wir das Bett nach einer Stunde wieder zurückschieben?« »Ja, Schatz, zurückschieben kann man es auch.« Das Eis war gebrochen. W ir waren nun schon 6 Tage in den Wunderwelten Namibias unterwegs. Unser Aufstieg auf Big Daddy im Weltnaturerbe Sossusvlei hatte vier Liter Wasser gefordert, der Abstieg ein Pfund Sand in jeden Schuh geschaufelt. Die Pools der Namib Desert Lodge erschienen uns wie eine Belohnung. »17 Uhr Abfahrt, Treffpunkt Rezeption«, hatten wir gerade noch mitbekommen, bevor wir in den blassblauen Fluten versanken.

»Tosende Stille . Leuchtende Na cht.«

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NAMIBIA

»Wir sitzen im Bett, und nippen an unserem Kaffee  können es nicht fassen.«

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E

s war genau wie auf dem Bild. Am höchsten Punkt die Restaurant-Terrasse des Namib Dune Star Camp mit einem Blick bis ans farbige Ende der Welt. Darunter die 9 Hexenhäuschen mit ihren schwebenden Terrassen. Noch waren die Betten drin. Die untergehende Sonne schickte einen funkelnden Abschiedsgruß in die randvollen Gläser mit eiskaltem Malawi Shandy. Cheerio Miss Sophie. Dann wurden die Kerzen angezündet und gaben einer acht Meter langen, festlich gedeckten Tafel einen Hauch von Feierlichkeit. Auf dem Buffet geschmorte Lende vom Kudu in Blätterteig, marinierte Springbock-Steaks, Termitenpilze, Kalaharitrüffel und ein Windhoek Lager nach deutschem Reinheitsgebot. So also lebt es sich in der Wüste. Die letzten Wölkchen, die beim Sonnenuntergang noch wie Goldstaub am Himmel hingen, hatten sich verzogen. In das opalschwarze Firmament kam Leben. Glühwürmchen ohne Zahl wanderten durch die südliche Hemisphäre. Unten, auf dem Boden der spannenden Tatsachen, waren es kleine Solarlämpchen, die den Weg zu unserem Häuschen markierten. Nummer drei, hier muss es sein. Hier hat Gondwana den Fleiß vor den Lohn gesetzt. Also die Glasflügel öffnen und schieben, drücken und zerren, bis das veritable Doppelbett auf der Terrasse steht. Welch ein Gefühl! Grenzenlose Freiheit in Daunen gehüllt. Tosende Stille. Leuchtende Nacht. Eine Stunde später. Ich: »Schläfst du schon?« Sie: »Nein, ich gucke noch.« »Die Stunde ist um, sollen wir das Bett wieder reinschieben?« »Gleich, nur noch ein bisschen.« Ein bisschen später: »Jetzt vielleicht?« »Hmmm.« »Was heißt hmmm?« »Hmmm.« »Hallo?« »Hmmm.« »Na dann, schlaf schön.« »-------.« Hinter den Augenlidern wird die Welt orangerot. Klopf, klopf. »Guten Morgen, Ihr Kaffee ist da.« Kann mich nicht erinnern, wann mir zuletzt jemand den Kaffee ans Bett gebracht hat. »Ich komme«, höre ich mich verschlafen rufen, und da steht Edward vor der Tür, lacht wie Roberto Blanco und hält in jeder Hand einen dampfenden Becher. Über das Naukluft­ gebirge kriechen die ersten Sonnenstrahlen. Die Sterne haben sich davongestohlen. Wir sitzen im Bett, nippen an unserem Kaffee und können es nicht fassen.

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Man spricht Deutsch. Nicht nur unsere Reiseleiter, ganz Namibia spricht Deutsch. Mag sein, dass auch die Tiere Deutsch sprechen. Denn auf ihrem Trail durch die endlosen Landschaften des ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, stehen noch die Schilder von einst. Das ausgetrocknete Rinnsal namens Bismarck, das verwitterte Straßenschild nach Kaltental, die Herberge zum Alten Kaiser. Tempi passati. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Namibia

Kurz nachdem Edward den Kaffee gebracht hatte, klopfte auch schon Erlebnischef Stefan Rust an die Tür. »Seid ihr bereit? Es geht weiter.« Mit diesen Worten störte er Morgen für Morgen die schläfrige namibische Ruhe. Aber was wäre eine Reise ohne ihn, der die Wüste Namib sogar von unten kennt, jeden Stein beim Namen nennt und heute schon weiß, wo morgen die Tierherden sein werden. Er hatte wie immer alles vorbereitet für unsere Abfahrt in den Etosha-Nationalpark. Wir waren die ersten, die das Namib Dune Star Camp wieder verließen. In einem großen Bogen führte die Sandpiste um die

9 Holzhäuschen herum, mit denen jetzt die Sonne spielte. Auf den Sternenterrassen saßen die Gäste in ihren Betten und tranken immer noch Kaffee. Wir konnten ihre Gesichter nicht mehr erkennen, aber sie mussten glücklich sein und winkten und winkten, bis wir hinter den Sandbergen verschwunden waren.


KENIA

Die Quellen des Glücks. •••••••••••••••••••••••••••••••••

Malaika, die Großfamilie der Aids-Waisen. Am Anfang war die kenianische Sonne, die eine traumhafte Landschaft stündlich mit einem wechselnden Zauber aus Licht übergoss. Da war die Faszination wilder Tierherden wie wandernde Pünktchen in einer ruhenden Natur. Da war ein Lachen und eine Herzlichkeit in den Menschen, denen sie sich nicht entziehen konnten. Und Märkte, so bunt wie ein Malkasten. Für Kristiane Ewert und Sohn Geert war die Sache klar: Hier wollen wir leben. Was die Sonne erst später an den Tag brachte: 40 Prozent der Menschen südlich der Sahara leben unter der Armutsgrenze. Das Geld reicht nicht einmal, um satt zu werden. Wovon soll man dann Kondome kaufen? Und Aufklärung – falls überhaupt – würde ein Stigma thematisieren, das in vielen afrikanischen Ländern tabu ist. So konnte sich AIDS über 20 Jahre hinweg nahezu ungehindert durch den Kontinent fressen und eine erschreckende Spur menschlicher Schicksale zurücklassen: 25 Millionen infizierte Menschen und 15 Millionen, die es unverschuldet am härtesten trifft: die Aids-Waisen. Kinder, die ihre Eltern bis zum Tode gepflegt haben und dann auf der Straße saßen. Hoffnung? Zukunft? Keine.

Dieser zweite Blick auf Afrika hat den Gefühlen von Kristiane und Geert nichts anhaben können. Im Gegenteil: Da war keine Diskussion, da war kein Zweifel, da lag unausgesprochene Übereinkunft in dem Entschluss: Wir werden etwas tun. Sie kämpften mit verständnislosen Behörden, sie redeten gegen Mauern, sie wurden belächelt und kauften nun erst recht Grundstücke, bauten Häuser, stellten Personal ein und gründeten Malaika, eine Heimat für Kinder, die beide Eltern durch AIDS verloren hatten. Ein Ort, wo der vorgezeichnete Weg in Verwahrlosung, Kriminalität und Prostitution abbiegen sollte zu Geborgenheit und Zuneigung. Eine neue Familie. »Wir hatten es uns nicht so schwer vorgestellt«, resümmiert Kristiane, die sich 10 Monate im Jahr noch selbst darum kümmert, dass es in Malaika vorangeht. Voran bedeutet, dass heute bereits 26 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren in Malaika ein Zuhause haben. »Wir füllen hungrige Mägen«, sagt sie voller Hingabe, »geben Halt und eine Schulbildung, kümmern uns um die medizinische Betreuung und schenken ihnen mit Liebe, was am meisten fehlt: Den Glauben an eine Zukunft, das Gefühl eines lebenswerten Daseins«.

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Kuscheln ist das größte Glück. Es dauert lange bis die Kinder andere Werte annehmen können als die, die ihr Leben in der Zeit vor Malaika geprägt haben. Aber dann öffnet sich eine Schleuse und die Sehnsucht ein Kind sein zu dürfen, äußert sich in einem starken Verlangen nach Zärtlichkeit. »Nichts und niemand ist davon ausgenommen«, berichtet Kristiane, »auch nicht die Gäste von Chamäleon, die uns auf ihren Reisen besuchen«. Und selten wird so schnell Freundschaft geschlossen wie in diesen Stunden. Am Ende steht fast immer die Frage: »Kommt ihr wieder?« Die Antwort fällt naturgemäß sehr salomonisch aus, aber nicht wenige von denen, die einmal da waren, bleiben Malaika im Herzen nah. Da war die Reisegruppe, die sich noch während ihres bewegenden Besuches entschlossen hat gemeinsam zu spenden was am dringendsten gebraucht wird. Es ist anzunehmen, dass sie keinen Augenblick damit gerechnet hatten was es sein würde: ein Kuhstall. Und es wurde ein Kuhstall. Die grenzenlose Freude zeigte sich in einer Form, wie sie nur Kinderköpfe ausdenken können. Als das nächste Kalb geboren wurde, steckten sie tuschelnd ihre Köpfe zusammen, stimmten über einen Namen ab und malten ihn mit Buntstiften auf ein Plakat. Mit Herzchen verziert, baumelt es dem Kalb nun am Hals. Damit jeder, der zu Besuch kommt, sehen kann:

Weil die riesigen Tierherden der Serengeti oft aus Kenias tierreichstem Reservat, der Masai Mara, rüberwandern, ist es die beste Idee, beide Länder in eine Reise zu packen. Große Gefühle bei den Massai, unvergessliche afrikanische Nächte in wundervollen Lodges und zum Schluss das Traumprogramm zum Abbau Ihrer Gänsehaut: Die Backpulverstrände auf Sansibar. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Kenia

My name is Chamaeleon!

Die kenianische Regierung hat andere Sorgen, weshalb sich Malaika ausschließlich durch Spendengelder finanziert. Es hat ein paar harte Jahre gedauert bis

2011 endlich ein eigenes Gelände für das Waisenhaus gekauft werden konnte. Mit 2.000 Euro hat die Chamäleon-Stiftung die Steine beigesteuert, denn das ist die schöne Kehrseite für jeden, der den Kindern von Malaika zur Seite stehen möchte: Schon mit vergleichsweise kleinen Beträgen lässt sich sehr viel bewegen. Wer helfen möchte, kann auf m www.chamaeleon-stiftung.org spenden. Ab 10 Euro bedanken wir uns mit unserer CD »The Music of Your Life«, einem musikalischen Höhenflug durch die Kulturen von 12 Ländern.

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MONGOLEI

Der Schmied Nichts genaues weiß man nicht. Die Legende sagt, er sei wahrscheinlich um 1155, vielleicht auch um 1162, möglicherweise erst um 1167 geboren worden. Bei soviel Spekulation verwundert es geradezu, dass das Datum seines Todes vergleichsweise präzise ausfällt: wahrscheinlich am 18. August 1227. An jenem Tag fiel er vom Pferd und war hin.

W

ie alle Mongolen, reicht sein Stammbaum auf einen Wolf und eine Hirschkuh zurück, mit einer feinen Nuance, die nie zuvor dokumentiert war: Bei seiner Geburt hielt er einen Blutklumpen in der rechten Faust, das prophetische Zeichen für Kraft und Willensstärke. Da nannte ihn sein Vater »Temüdschin«, in der tatarischen Sprache »Der Schmied«. Das Eisen aber, das er unerbittlich formte, war die Diplomatie und wenn die nicht zum gewünschten Ergebnis führte, das Schwert. Das war zur damaligen Zeit nichts Ungewöhnliches, hatte doch schon sein Vater bei einem Raubzug durch die mongolische Steppe seine Mutter vom Hochzeitswagen ihres Bräutigams entwendet und zur eigenen Frau gemacht. Vermutlich ohne sie zu fragen. Nun, der Blutklumpen schien die frevelhafte Tat nachträglich zu rechtfertigen, denn nun bewies der Sohn seine unbesiegbare Kraft. Mit geschickter Diplomatie gelang es ihm, seine Gegner für sich zu gewinnen oder sie auszuschalten. Hopp oder top, wobei jene, die er besiegte, nicht viel zu lachen hatten, ließ er doch nur solche Stammesangehörigen am Leben, die nicht größer als die Achshöhe seines Ochsenkarrens waren.

So mehrte sich sein Ruf als »ungestümer Herrscher«, dem schon bald der offizielle Titel »Großkhan aller Mongolen« folgte. Er besaß nun unbegrenzte Macht und das Recht, Gesetze nach Gutdünken zu erlassen. Mit der Rückendeckung einer schlagkräftigen Armee, einigte er mehr oder weniger freiwillig die mongolischen Sippen und unterwarf kleinere Steppenvölker, besiegte die Merkiten, Tataren, Keraiten und Naimanen. Dann ritt er die Grenzen seines neu abgesteckten Reiches ab, um zu sehen, wo noch was zu holen wäre. Und was er sah, gefiel ihm sehr: Im Norden und Nordosten das Reich der Xixia und Jurchen, besser bekannt als China. Im Westen und Süden der Kaukasus, Südrussland sowie die muslimischen Königreiche Kasachstan, Usbekistan, Iran und Afghanistan. 30 Prozent der Bevölkerung mussten dabei ihr Leben lassen, aber: Künstler, Architekten und Verwalter wurden geschont. Also alle, die er zum Aufbau seines neuen Großreiches brauchen konnte.

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Genug gewütet? Beileibe nicht. Das restliche China der Tanguten musste dran glauben, die Jin-Dynastie, Peking, Korea und schließlich das letzte verbliebene Steppenreich am Balchaschsee. Und weil seine Ehefrau Börte von einem verfeindeten Stamm entführt wurde und schwanger zurückkam, stand noch ein Vergeltungsfeldzug an. Buchara und Samarkand fielen, und weil man schon mal da war, geriet der Vormarsch in die Türkei und die Ukraine zu einem Spaziergang. Wir räumen ein, dass diese Darstellung stark verkürzt ist und keinen Anspruch auf die tatsächliche Chronologie der geschichtlichen Abläufe erhebt. Aber richtig ist, dass am Ende allen Gemetzels das mongolische Reich eine Größe von 19 Millionen Quadratkilometern erreicht hatte. Doppelt so groß wie China heute. Der Protagonist, von dem hier die Rede war, ging als grausamer Schlächter und größter Massenmörder der Menschheit in die Geschichte ein. Aber: Man staunt, wozu neben seinem exzessiven Expansionsdrang noch Zeit blieb. Mit einer Vielzahl von Frauen zeugte er eine unübersehbare Zahl an Kindern. Zwischen Pazifischem Ozean und dem Kaspischen Meer haben acht Prozent der männlichen Bevölkerung eine gemeinsame genetische Signatur im Y-Chromosom. Forscher vermuten stark, dass es sich dabei um insgesamt 16 Millionen Nachkommen unseres – ja, von wem eigentlich? – handelt. Aber Sie wissen bestimmt längst, um wen es hier ging, oder etwa nicht? Was weiß man schon über die Mongolei? Gottverlassenes Land in Zentralasien. Unwirtlich. Rauh. Kalt. Und dann öffnet sich das Buch mit sieben Siegeln: Unbeschreiblich schöne Landschaften, ein einzigartiges Vogelparadies, Jurtencamps an dampfenden Lagunen, lebendfrischer Hammel vom Lagerfeuer, uralte goldstarrende Klöster, das größte Ökosystem der Welt und Familienanschluss bei den friedlichen Nachfahren von Dschingis Khan. •••••••••••••••••••• m www.chamaeleon-reisen.de/Mongolei

Irgendwann rächt sich die Geschichte. 1220 gründete Dschingis Khan die Stadt Qara Qorum als den Hauptsitz seines mongolischen Weltreiches. Ein multikulturelles Zentrum des Handels und Kunsthandwerks. Aber die Chinesen holten zum Gegenschlag aus und machten die Stadt ratzeputz platt. Im 16. Jahrhundert wurden die Ruinen vollends zum Steinbruch für das Kloster Erdene Dsuu. In

300 Jahren Bauzeit entstand auf einem Grundriss von 400 x 400 Metern das erste Zentrum für 1.000 buddhistische Mönche. Mit 62 Tempeln und 100 schneeweißen Stupas auf der Klostermauer. Das ist alles, was von Karakorum blieb.

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Südafrika: Land

des

Jahres

Märchen aus Südafrika sind etwas gewöhnungsbedürftig. Geht es doch häufig um martialische Geschichten, in denen Menschenfresser und ähnlich gruselige Kombattanten störende Zeitgenossen aus dem Weg räumen. Dahinter wird die Kultur eines Landes sichtbar, das aus unzähligen Stämmen und Stammesfehden den mühsamen Weg zur Regenbogennation gegangen ist. Aber ab und an gibt es auch eine Moral von der Geschicht:

D

ie beiden Lieblingsfrauen eines Stammeshäuptlings schenkten ihm zur gleichen Zeit zwei prachtvolle Söhne. Die eine Frau, die zwar sehr schön, aber etwas tappig war, ließ ihr Kind beim Wasserholen in den Brunnen fallen, wo es ertrank. Da ersann sie eine List und stahl der anderen Mutter im Schlaf das lebende Kind, während sie das tote neben sie ins Bett legte. Die Betrogene bemerkte den Schwindel natürlich sofort und ein erbitterter Streit um das lebende Kind begann. So traten sie schließlich vor den Häuptling, der den Streit schlichten sollte. »Das lebendige Kind ist meines, das tote deines«, so unterstellten sie sich wechselseitig die frevelhafte Tat. Der Häuptling hörte sich das Gezeter eine Zeit lang an, dann sagte er: »So werden wir die Wahrheit nicht ans Licht bringen. Bringt mir ein großes Messer, damit wir das lebende Kind in zwei Hälften schneiden können. So hat jede Mutter etwas davon.« »Geniale Idee«, frohlockte die Tappige und machte sich auf den Weg, ein Messer zu holen. »Nein«, rief die andere unter Tränen, »dann gib das Kind lieber dieser Frau da«. Der Häuptling aber nickte weise. »Jetzt weiß ich sicher, dass es dein Kind ist.« Seit diesem Tag gibt es im südafrikanischen Volk der Tswana für alle analoge Begebenheiten das Sprichwort: »Diejenige ist die Mutter des Kindes, die das Messer an der Schneide festhält.«

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DIE REISE »CAPE TOWN ENTSPANNT« Wie sich die Bilder gleichen. Vor 350 Jahren sahen die ersten Siedler den taubedeckten Bergrücken im Morgenlicht glänzen und nannten den Ort Paarl, Perle. Und heute Sie. Ob Nelson Mandela dieses Gefühl nach 27 Jahren Haft teilen konnte, ist nicht verbürgt, aber ziemlich wahrscheinlich, als er hier seinen »Long Walk to Freedom« vollendete. Die Seweweekspoort-Schlucht der cleveren Schmuggler. Cango, die schönste Tropfsteinhöhle der Welt in der schönsten Stadt der Kleinen Karoo. Dreieinhalb Kilometer Privatstrand an der Oyster Bay. Tsitsikamma, der Nationalpark aller Nationalparks an der Garden Route und die BilderbuchStrände der Plettenberg Bay, Robbenkolonien und Qolweni-Township inklusive. Da fragen Sie noch, woher der Name Wunderwelten-Reise kommt? Dabei war von den Großwild-Safaris im Addo-Elephant-Nationalpark und den Big Five im Kariega Game Reserve noch gar nicht die Rede. Und wenn Sie denken, dass es schöner nicht mehr werden kann, kommt die Austernstadt Knysna, in Swellendam das Weingut Weltevrede und zum Finale eine Herausforderung an Ihren Herzmuskel: Drei Tage Intensivklopfen am Kap der Stürme, Simon’s Town, Duiker Island, Table-MountainNational­park. Und nachts die Victoria & Albert Waterfront von Kapstadt, der Laufsteg aller Paradiesvögel zum Mitlaufen.

Das ganze Erlebnis auf m www.chamaeleon-reisen.de/Cape-Town

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SÜDAFRIKA

DIE REISE »GARDEN ROUTE« Manchmal muss man gar nichts mehr erklären, denn der Name Kapstadt spricht für sich. Schönste Stadt der Welt, multikultureller Schmelztiegel, Eignerin des Tafelberges, Schauplatz der Apartheid – da kochen die Gefühle hoch, dass die Weinregion Stellenbosch wie gerufen kommt, um sich tröpfchen­ weise wieder zu fangen. Und dann beginnt sie, die lange, von Träumen gesäumte Strecke der Garden Route. Über die Straußenstadt Oudtshoorn, wo Sie acht geben sollten, welches Frühstücksei Sie bestellen. Knysna, mit dem fantastischen Blick auf die Lagune der leckeren Austern. Und natürlich Plettenberg Bay, perfekt vorgewärmt für die faulen Momente. Aber durch den 600 Kilometer langen Garten gurgeln auch reißende Flüsse, wuchert im einzigartigen TsitsikammaNationalpark ein Urwald aus Gelbholzbäumen, erregen Steilküsten und Schluchten ein nachhaltiges Schaudern, tröten Jumboherden durch den Addo-Elephant-Nationalpark, und im Kariega Game Reserve fragen sich die Big Five, wo Sie so lange bleiben. Gute Frage. Und? Wann werden Sie nun kommen, damit Sie der Ranger auf Wander- und Geländewagen-Safaris zu den verschwiegendsten Plätzen der Tierwelt führen kann? Das afrikanische Boma-Dinner unterm Sternenzelt will schließlich verdient sein. Alles auf dieser sensationellen Reise.

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DIE REISE »KRÜGER«

Muss man diese Reise eigentlich noch erklären, da der Name Krüger doch Inbegriff für die Begegnung des Menschen mit dem (wilden) Rest der Schöpfung ist? Ja, man muss, denn die Vermutung liegt nahe, dass unsere »Jagd« im Krüger-Nationalpark auf Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard – unter Safarianern als die Big Five gerühmt – der Höhepunkt sein könnte. Falsch vermutet. Wir beginnen mit dem Höhepunkt und steigern uns dann von Tag zu Tag, bis Sie schon längst nicht mehr glauben, was man in zwei Wochen alles erleben kann. Da ist der Tag an God’s Window mit den Glückslöchern des Goldsuchers Bourke und einer Gratwanderung am drittgrößten Canyon der Welt. Da sind mitten in der Wildnis die Pools traumhafter Lodges, wo gerne mal eine Giraffe vorbeikommt oder ein Elefant die Baumkronen leer frisst. Da ist das idyllische Königreich Swasiland mit einem Bruttosozialprodukt, das zu 40 Prozent aus Coca-Cola besteht. Da sind die 1.600 Breitmaul-Nashörner im Hluhluwe-Imfolozi Game Reserve und gleich danach das größte Marine­ reservat Afrikas, das Weltnaturerbe iSimangaliso-Wetland-Park. Da folgen wir heute im offenen Safariwagen und morgen mit dem Boot den Duftmarken einer Tierwelt, die uns als Gleicher unter Gleichen betrachtet. Und wenn Sie denken: »Jetzt kommt bestimmt nix mehr«, kommen die Drakensberge. Weltnaturerbe im Adrenalin-Rausch. Überwältigende Kulisse der Natur. Mit einem Hauptdarsteller mittendrin: Sie auf dieser Reise.

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Wenn Sie alle Stunden des Glücks und der Gänsehaut zusammenzählen, dann sind es 24. Jeden Tag.

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Wenn Sie Freunde haben, die sich über meinezeit freuen würden, ist das schnell gemacht. Auf www.chamaeleon-reisen.de/meinezeit genügt ein Klick zum Leseglück. Sie müssen es ihnen nur sagen. Schöne Grüße von uns.

Bildnachweis Tom Andersch 3, 33, Dirk Bleyer 2, 5, 7, 8, 15, 31, 32, 33, Chamäleon-Archiv 7, 14, 22, Ekkehart Eichler 12, 15, 31, Exotissimo Travel Thailand U2, 6, 7, 8, 9, Thorsten Gernig 9, Walter Silvera 19, Gondwana Collection Namibia 24, 25, Klaus Hansen 14, Inkaland Tours U2, 21, Frank Kleinbrahm 23, 24, Kololo Game Reserve: Willem Laros 4, 5, Kai-Uwe Küchler 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 15, 22, 23, 32, Malaika: Geert Schroeder 26, 27, Andreas Mosig 26, Peter Pack 11, Alex Sass 31, Susanne Schulz 11, Transit: Peter Hirth 31, Tsolmon Travel 28, Vision 21: Dr. Heiko Beyer 18, 19, 20, Leonie Louisa Bauer 30, Simone und Manfred vom Bovert 20, Birgit Herzog 27, Thomas Mirlach 21, Beate und Peter Noll 10, 11, Bernd Nowak 32, Evelyn Walter 27, Petra Wiegel 33, Fremdenverkehrsamt Südafrika 4, 5 (Leon Farrel), 30, 33, fotolia Richie Chan 17, evdakovka 30, 31, 32, 33, eyetronic 17, jemastock 16, pingvin_house 18, 21, pinkcoala 11, Reynolds 22, 24, sabino.parente 16, Smileus 17, ylivdesign 28, iStockphoto afhunta 29, andegro4ka 6, 7, 8, 9, Filippo Bacci 16, EcoPic U2, Electra-K-Vasileiadou 17, evenfh 11, Bartosz Hadyniak 19, Hanis 20, Hydromet 9, kantapat 9, Torsten Karock 11, longtaildog 29, ncognet0 1, Cliff Parnell 2, pinkomelet 11, Rawpixel Ltd 29, skif 28, Wolfgang Steiner 22, traveler1116 29, visualspace 16, Martina Kovacova 17, YangYin 20, 21, Yaromir_M U1

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