Castello di Ama ist nicht wie andere Weingüter in der Toskana
Castello di Ama ist nicht wie andere Weingüter in der Toskana. Kunst und Wein gehen an diesem Ort eine perfekte Symbiose ein: Hier und da ist ein Pflasterstein bunt bemalt, im Boden der Kapelle leuchtet ein rotes Loch im Boden, kleine Mauern durchziehen einen Teil des Gartens und zwischen zwei Bäumen steht ein Fernrohr, das auf eine Hütte gerichtet ist. Schaut man hindurch wird der Blick auf zwei Puppen gelenkt, die an einem Tisch sitzen. „Der Wein, den ich mache, erklärt diesen Ort, das wirst du nachher verstehen“, erklärt mir Marco Pallanti. Er ist der Weinmacher auf Castello di Ama, ein kleiner, feiner Mann mit kurzen, weißen Haaren, der seinen zerknitterten Leinenanzug mit großer Lässigkeit trägt. ‚Dieser Ort‘, das sind für Pallanti drei Dinge: der Boden, die Höhe und diese Kleinigkeiten, die dem unaufmerksamen Beobachter verborgen bleiben.
Seit mehr als 30 Jahren versucht Pallanti jedes Jahr aufs Neue, den perfekten Sangiovese zu herzustellen. Damit ist er einer der Pioniere im Chianti Classico. Denn als er 1982 hierher kam, wurde Masse gemacht, nicht Klasse. Pallanti hatte zuvor in Frankreich gelernt, unter anderem bei Patrick Léon, dem legendären Weinmacher von Mouton Rothschild. Das Burgundische, das Leichte, versucht Pallanti seit damals allen seinen Weinen zu geben. „Ich habe hier sogar viele Jahre mit Pinot Noir experimentiert. Es hat lange gedauert, bis ich eingesehen habe, dass das einfach keinen Sinn macht“, sagt er, zuckt bedauernd mit den Schultern und lacht. Zarte, lustige Fältchen ziehen sich dabei durch sein gebräuntes Gesicht und man versteht sofort, warum die Tochter eines der damaligen Besitzer von Castello di Ama sich in ihn verliebte. Die beiden heirateten, übernahmen den Betrieb und bekamen drei Kinder. „Ich hoffe, dass eines von ihnen weitermacht“, sagt Pallanti. „Ich will, dass dieser Ort bewahrt wird und nicht zum Disneyland für amerikanische Touristen. Tradition, das kommt vom lateinischen Wort tradere, das Beste in die Zukunft bringen.