DIE Pazifik - Allianz

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DIE PAZIFIK-ALLIANZ GESCHÄFTSUMFELD, BRANCHEN, PROJEKTE

Mexiko

Kolumbien

Peru

Chile


Die Pazifik-Allianz im Überblick Mexiko

Kolumbien

Peru

Chile

1.295,9

400,1

208,2

264,1

BIP-Wachstum, in %

2,4

4,8

3,6

2,0

BIP pro Kopf, in US$

10.837

8.394

6.625

14.911

119,6

47,7

31,4

17,7

Bruttoinlandsprodukt (BIP), in Mrd. US$

Einwohner, in Mio.

Alle Angaben sind Prognosen für das Jahr 2014. Quelle: IWF

Kontakte Deutsch-Mexikanische Industrie- und Handelskammer (AHK Mexiko) German Centre - Centro Alemán Av. Santa Fe 170, Lomas de Santa Fe, Of. 1-4-10 01210 México, D.F., Mexiko www.camexa.com.mx

Deutsch-Peruanische Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) Av. Camino Real 348, Of. 1502 San Isidro, Lima 27, Peru www.camara-alemana.org.pe

Deutsch-Kolumbianische Industrie- und Handelskammer (AHK Kolumbien) Carrera 13 No. 93 - 40, piso 4 Bogotá, Kolumbien www.ahk-colombia.com

Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer (AHK Chile) Av. El Bosque Norte 0440, Of. 601 Las Condes, Santiago de Chile, Chile www.camchal.cl

Germany Trade and Invest Villemombler Straße 76 53123 Bonn www.gtai.de


INHALT

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Grußworte

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Die Pazifik-Allianz – Motivation und Ziele

Geschäftsumfeld 10

Mexiko: Der industrielle Vorreiter

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Kolumbien: Großer Binnenmarkt in bevorzugter Lage

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Peru: Wachstum jenseits des Bergbaus

22

Chile: Stabilitätsanker ganz im Süden

26 Rechtliche Rahmenbedingungen für Investitionen in der Pazifik-Allianz 28

Pläne für Freihandelszone und enge Beziehungen zur EU

Branchen und Projekte

Infrastruktur

30

Mexiko treibt Ausbau von Häfen und Personenzugverkehr voran

32

Kolumbien investiert in neue Verkehrswege

34

Peru baut Straßen, Metrolinien und Flughäfen aus

36

Chile pumpt Milliarden in die Infrastruktur

38 Projektliste

Bergbau, Öl und Gas

40

Mit Energiereform beginnt neue Ära im mexikanischen Ölsektor

42

Kolumbianische Rohstoffwirtschaft wächst

44

Peru bringt Investitionen im Gas- und Bergbausektor voran

46 Chiles Bergbausektor muss Produktionskosten senken 48 Projektliste

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Umwelttechnik 50

Große Herausforderungen im mexikanischen Wassersektor eröffnen Geschäftschancen

52

Bedarf an Umwelttechnik in Kolumbien steigt

54

Peru braucht Technik zur Wasseraufbereitung

56

Chiles neue Umweltprojekte

58 Projektliste

Medizintechnik

60

Preisdruck auf mexikanischem Markt für Medizintechnik wächst

62 Wachsende Nachfrage im kolumbianischen Gesundheitssektor 64

Peru erhöht Ausgaben für Gesundheitsbranche

66 Chilenische Regierung investiert 4 Mrd. US$ in das Gesundheitssystem 68 Projektliste

Kfz

70

Mexiko lockt weiterhin Kfz-Hersteller an

72

Kolumbianer fragen mehr Kfz nach

74

Perus Kfz-Branche erwartet 2015 Erholung

76

Kfz-Branche in Chile mit guten Wachstumsaussichten

78 Projektliste


GRUSSWORTE

Sehr geehrte Damen und Herren, der Zusammenschluss der Länder Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru zur Pazifik-Allianz ist mehr als nur ein weiteres Regionalbündnis in Lateinamerika, es ist keinesfalls “más de lo mismo”. Das liegt vor allem an der wirtschaftspolitischen Grundüberzeugung, die diese Länder teilen: Offen für den freien Handel mit aller Welt, streben sie schrittweise den freien Austausch von Waren, Dienstleistungen und Personen untereinander an. Sie stellen sich dem internationalen Wettbewerb und sind bestrebt, die Rahmenbedingungen für in- und ausländische Investoren zu verbessern und den Wohlstand in den Ländern zu mehren. Die Mitgliedsstaaten der Allianz grenzen sich ausdrücklich ab von den in Lateinamerika grassierenden Tendenzen zugunsten eines schon überkommen geglaubten Protektionismus und der ideologisch motivierten Rückkehr zu fataler staatlicher Einflussnahme auf die Akteure der Wirtschaft. Es ist neben der erheblichen Marktgröße von 209 Mio. potenziellen Kunden vor allem die Verlässlichkeit, die die Allianzländer auszeichnet und sie zu berechenbaren Partnern der deutschen Wirtschaft macht. Gute Gründe rechtfertigen somit den Aufwand zur Erstellung der vorliegenden Publikation, die Ergebnis der bewährten Zusammenarbeit zwischen Germany Trade & Invest (GTAI) und den deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in den Allianzländern Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru ist. Sie soll dem Leser die vier Länder und ihre Geschäftspotentiale vorstellen und einladen, sich mit ihnen unternehmerisch zu beschäftigen, sei es in Form der Vermarktung eigener Produkte oder gar als möglicher Standort für die Aufnahme einer Fertigung vor Ort. Die AHKs in den Mitgliedsländern der Pazifik-Allianz bieten sich mit ihrem umfassenden Dienstleistungsangebot interessierten Unternehmen als erfahrene Vor-Ort-Experten für die Begleitung auf diese vielversprechenden Märkte an. Stellvertretend für die AHKs

Johannes Hauser Geschäftsführer AHK Mexiko

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GRUSSWORTE

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, schon lange hat keine politische oder wirtschaftliche Initiative in Lateinamerika so viele positive Schlagzeilen mehr gemacht, wie die Pazifik-Allianz. Der Zusammenschluss von Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile zu diesem marktoffenen Bündnis im Jahr 2012 hat das Image der Länder deutlich verbessert. Darüber hinaus betonen viele Experten die Chancen, die sich für die Mitglieder durch die bessere Zusammenarbeit ergeben können. Der Verbund hat „das Zeug“ dazu, durch eine stärkere Vernetzung der Wirtschaft die Wertschöpfungsketten in den Mitgliedsländern zu verlängern und die Industrie zu stärken. Die Abhängigkeit von Rohstoff- und Agrarexporten kann so reduziert werden. Darüber hinaus bietet der Zusammenschluss große Potentiale in der Logistik: Die Länder können zusammen eine Drehscheibe für den Handel zwischen Atlantik und Pazifik bilden und so von der wirtschaftlichen Dynamik in Ostasien profitieren. Kolumbien, mit Zugang sowohl zum Atlantik als auch zum Pazifik, könnte sich hierbei als ein Knotenpunkt etablieren. Und mit Panama steht ein Land als Mitgliedskandidat der Allianz in den Startlöchern, dass mit dem Panamakanal über eine der wichtigsten internationalen Verkehrsadern verfügt. Man sieht, es gibt viele Gründe sich mit der Pazifik-Allianz zu beschäftigen. Die Auslandshandelskammern (AHKs) und Germany Trade & Invest führen in der vorliegenden Publikation ihre Expertise zusammen, um die wirtschaftliche Situation der vier Mitgliedsländer umfassend zu analysieren. Dabei gehen die Ländertexte zunächst auf das Geschäftsumfeld – insbesondere auf deutsche Unternehmen vor Ort, die Fachkräftesituation und das Logistikangebot – ein. Der zweite Teil veranschaulicht die Entwicklung der interessantesten Branchen und stellt kompakt die jeweils wichtigsten Investitionsprojekte vor. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine interessante Lektüre. Für die weitere Vorbereitung Ihrer Tätigkeiten in der Region unterstützen die AHKs und Germany Trade & Invest Sie gerne.

Dr. Jürgen Friedrich Geschäftsführer Germany Trade & Invest

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DIE PAZIFIK-ALLIANZ – MOTIVATION UND ZIELE

DIE PAZIFIK-ALLIANZ – MOTIVATION UND ZIELE Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile haben sich zur PazifikAllianz zusammengeschlossen. Doch die räumliche Nähe ist es nicht, die dieses Bündnis eint. Im Norden ist Mexiko ganz von den restlichen Ländern abgeschnitten, im Süden grenzt nur Peru an Kolumbien und an Chile. Hinzu kommen die Größenunterschiede, speziell zwischen Mexiko (120 Mio. Einwohner) und den anderen Partnern (zwischen 18 Mio. und 48 Mio. Einwohner). Die Motivation für die Allianz, die nun seit gut drei Jahren besteht, ist vor allem in der außenwirtschaftlichen Orientierung der Mitglieder zu suchen.

Die vier Länder gehören für sich genommen zwar nicht zu den Schwergewichten der Weltwirtschaft. Doch immerhin erwirtschafteten die etwa 209 Millionen Einwohner 2013 zusammen rund 2,1 Billionen US$ und somit knapp 40% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Lateinamerikas. Bemerkenswert ist dabei besonders ihre Stärke im Außenhandel: Mit 539 Mrd. US$ führten die vier Länder 2013 mehr aus als der größere Mercosur und lagen zusammen in etwa auf dem Niveau Frankreichs. Noch etwas haben die vier Länder gemein: Sie bieten ausländischen Investoren im Vergleich zu anderen Staaten der Region ein komfortables Investitionsumfeld. In einschlägigen Rankings halten die vier Volkswirtschaften in zahlreichen Kategorien die vordersten Plätze in

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Die Pazifik-Allianz

Lateinamerika, so bei der „Leichtigkeit von Geschäftsabschlüssen“ und dem Investitionsschutz im Doing Business Report der Weltbank. Konsequenterweise liegen die ausländischen Direktinvestitionen mit Werten zwischen 2% (Mexiko) und 11% des BIP (Chile) höher als im lateinamerikanischen Durchschnitt. Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren konnten in den vergangenen Jahren alle Länder von dieser wirtschaftsfreundlichen Politik profitieren und zum Teil erhebliche Wachstumsraten erzielen. Chile, Kolumbien und Peru ist der hohe Weltmarktpreis für Rohstoffe wie Kupfer und Kohle zugute gekommen. In Kolumbien hat die seit 2002 verbesserte Sicherheitslage zu einem rasanten Aufholprozess geführt. Chile kann sich mit seiner Hauptstadt Santiago mehr und mehr als Sitz ausländischer Konzerne für deren Südamerikageschäft positionieren. Mexiko – auch wirtschaftlich mit Abstand das größte Allianzmitglied – entwickelte sich mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 3% zwischen 2011 und 2013 zwar nicht ganz so dynamisch, etabliert sich aber zusehends als Produktionsplattform für die Belieferung des US-Marktes – insbesondere im Kfz-Bereich. In der Pazifik-Allianz nimmt das Land daher klar die Rolle des industriellen Vorreiters ein, der es versteht, Direktinvestitionen in Form von neuen Fertigungsstätten und neuen Jobs ins Land zu ziehen.

Foto : © Alois - Fotolia.com

Alle Länder der Pazifik-Allianz verfügen über offene Volkswirtschaften mit jeweils zahlreichen Freihandelsvereinbarungen und wollen ein Gegenkonzept zum eher geschlossenen Mercosur und zu früheren Kooperationsprojekten in Lateinamerika bilden. Kritiker werfen der Allianz vor, zuvorderst ein Marketinginstrument zu sein, um das teils schlechte Image der Mitgliedsstaaten aufzupolieren. Dass sie es ernst mit dem Bündnis meinen, haben die Staatschefs der vier Länder jedoch im Juni 2014 auf dem Gipfel im mexikanischen Badeort Punta Mita unterstrichen. So wurden die Visapflicht zwischen den Ländern abgeschafft und Beschlüsse zu einer gemeinsamen Börsenplattform verabschiedet. Durch die Integration der mexikanischen Börse in den schon bestehenden Mercado Integrado Latinoamericano aus Kolumbien, Peru und Chile entsteht der zweitgrößte Handelsplatz Lateinamerikas nach der Bovespa in São Paulo. Daneben soll die Zusammenarbeit besonders in den Bereichen Bergbau und Tourismus ausgebaut werden.


Nach Meinung von Manuel Molina, Regional Manager beim Lateinamerika Verein (LAV), ist es genau diese Anziehungskraft für industrielle Produktion, die mittels der Pazifik-Allianz in allen Mitgliedsländern gefördert werden soll: „Die ersten Schritte der Integration, deren Geschwindigkeit viele überrascht hat, sind gemacht. In den kommenden Jahren wird es darum gehen, regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen und somit Unternehmen zu ermöglichen, Produkte aus einem Land der Allianz in den anderen Mitgliedsstaaten und darüber hinaus weiterverarbeiten zu lassen.“ Zentral für die Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten seien der Ausbau der Infrastruktur und die engere Vernetzung von Forschungsund Bildungseinrichtungen. Letztere lässt die Gruppe zurzeit durch ein gesondertes Komitee ausarbeiten.

lich. Hinzu kommt die Abhängigkeit von der US-Konjunktur für die Nachfrage nach verarbeiteten Produkten.

Hinsichtlich der Branchen, in denen eine solche Integration stattfinden kann, bieten sich aus Sicht Molinas primär der Bergbau und die Nahrungsmittelverarbeitung an. Sie sind für alle der beteiligten Partner wichtige Wirtschaftszweige, allerdings mit dem Makel, dass ein Großteil der Verarbeitung nicht im Land, sondern in den stärker entwickelten Abnehmernationen erfolgt.

Die wichtigste Voraussetzung für den Beitritt haben Costa Rica und Panama erfüllt, indem sie Freihandelsverträge mit allen Mitgliedern der Pazifik-Allianz unterzeichnet haben. Und die beiden Staaten passen gut zu den bisherigen Mitgliedern: Innerhalb ihrer Region, Zentralamerika, sind sie es, die offenbar immer etwas erfolgreicher sind als die anderen. Sie vereinen gerade mal 19% der Bevölkerung der sechs zentralamerikanischen Staaten auf sich, erwirtschaften aber rund 45% des regionalen BIPs. Die Volkswirtschaften sind offen, ziehen viele Direktinvestitionen an und ihr Pro-Kopf-Einkommen liegt etwa gleichauf mit dem mexikanischen.

Und noch ein anderer Faktor fördert die Integration: Ihre geostrategischen Vorteile kann die Allianz nur durch den gemeinsamen Ausbau von Verkehrsnetz, Logistikangebot und Finanzdienstleistungen voll ausspielen. „Die Entwicklung der Weltwirtschaft ermöglicht größere Chancen in Ostasien und somit am Pazifik, als am Atlantik. Das ist ein weiterer starker Anreiz für die PazifikAllianz“, meint Víctor M. González Sánchez, Lateinamerikaexperte an der Universidad Nacional de Educación a Distancia (UNED) in Madrid. Vom direkten Seeweg zu den schnell wachsenden Märkten in Asien können die Länder in Lateinamerika aber nur profitieren, wenn sie sich als einheitlicher Wirtschaftsraum präsentieren, der mehr ist, als reiner Rohstofflieferant. Was passiert, wenn die Weltmarktpreise für wichtige Primärgüter wie Kupfer, Kohle und Erdöl fallen, mussten zahlreiche Länder Lateinamerikas 2013 teils schmerzhaft erfahren. Hier wird auch das größte Problem der Allianzmitglieder sichtbar: Die Volkswirtschaften der drei südlichen Partner sind wenig diversifiziert. Rohstoffe, Metalle, Nahrungsmittel und – im Falle Kolumbiens – Erdöl machten zusammen 2013 in allen drei Ländern über die Hälfte der Exporte aus. Mexiko kann zwar auf eine breitere Industrie zählen, doch auch dort sind Erdöllieferungen für knapp 15% der Ausfuhren verantwort-

Zu dem Eindruck eines einheitlichen Wirtschaftsraumes würde sicher der Beitritt der Kandidaten Costa Rica und Panama einiges beitragen. Denn stoßen sie zur PazifikAllianz, verkleinern sie nicht nur die geographische Lücke zwischen den südlichen Mitgliedern der Allianz und Mexiko. Mit dem Panamakanal, der zurzeit für Containerschiffe der Post-Panamax-Klasse ausgebaut wird, würde der Wirtschaftsraum die wichtigste Verkehrsader des Kontinents einschließen. Die Häfen am und um den Kanal, zu denen auch der kolumbianische Karibikhafen Cartagena gehört, haben sich längst zu wichtigen Logistikdrehkreuzen entwickelt. Und weitere Häfen sind in Planung.

Auch weltweit besteht Interesse an der Pazifik-Allianz: 30 Staaten haben Beobachterstatus, dürfen also passive Teilnehmer zu den Treffen der Allianz entsenden, darunter auch Deutschland. Man darf daran zweifeln, dass alle diese Länder eine Mitgliedschaft anstreben, doch sie finden das Projekt offensichtlich zu interessant, um es zu ignorieren. Auch wenn ein mit der Europäischen Union vergleichbarer Binnenmarkt noch in weiter Ferne liegt, lohnt es sich für deutsche Unternehmen, die einzelnen Länder – und dort vor allem einzelne Sektoren und Regionen – genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn jedes Land hat seine Wachstumszonen, die besonders von der Integration in die Weltwirtschaft und somit von der Entwicklung der Pazifik-Allianz profitieren. Ob der Automobilbau in Mexiko, die Petrochemie in Kolumbien oder der Bergbau in Peru und Chile: Sie alle werden durch die stärkere Vernetzung an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Autoren: Florian Steinmeyer und Vanessa Kriele, Bonn (Germany Trade & Invest)

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Foto : © Ljuloro - Fotolia.com

MEXIKO: DER INDUSTRIELLE VORREITER

MEXIKO: DER INDUSTRIELLE VORREITER Die mexikanische Wirtschaft ist fokussiert auf ganz verschiedene Sektoren wie Erdölgewinnung und Bergbau, Tourismus und insbesondere auf die exportorientierte Industrie. Dies schlägt sich in den ausländischen Direktinvestitionen nieder, die Mexiko Jahr für Jahr einen beachtlichen Kapitalzufluss bescheren. 2013 gelangten rund 35 Mrd. US$ über Investitionsprojekte ins Land; für die nächsten Jahre erwarten Experten ähnliche oder gar höhere Summen. Durch seine günstige geographische Lage und die Nähe zu den USA ist das Land stark in internationale Märkte eingebunden. Dies wird gezielt durch die große Anzahl an Freihandelsabkommen mit 45 Ländern weltweit gefördert wird. Die Vereinigten Staaten von Mexiko - so die amtliche Bezeichnung - setzen sich zusammen aus 31 Bundesstaaten und dem Hauptstadtdistrikt. Neben dem Ballungsraum Mexiko-Stadt, wo über 20 Mio. Einwohner leben, gehören Guadalajara mit 4,4 Mio. und Monterrey mit 4,1

10 Die Pazifik-Allianz

Mio. Einwohnern zu den größten Metropolregionen. Von den knapp 120 Mio. Einwohnern Mexikos zählen über 40 Mio. zur wachsenden Mittelschicht. Mexiko ist nach Brasilien die zweitgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika und verfügt mit 1.259 Mrd. US$ über rund ein Drittel des deutschen BIPs. Mexiko steht im Ranking des Doing–Business-Index 2015 der Weltbank, der das Umfeld für erfolgreiche Geschäftstätigkeit bewertet, auf Platz 39 und damit deutlich vor den BRIC-Ländern Brasilien (120), Russland (62), Indien (142) und der VR China (90). Die derzeitige Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto hat es seit 2013 verstanden, überparteiliche Allianzen zur Verabschiedung wichtiger Strukturreformen in der Telekommunikation, im Bildungsbereich und im Energiesektor zu bilden. An die Wirkung der Reformen als Impulsgeber für die Wirtschaft werden in der mexikanischen Öffentlichkeit hohe Erwartungen geknüpft. Zum Jahresende 2014 ist erkennbar, dass die Reformfähigkeit international für große Aufmerksamkeit gesorgt hat und Mexiko von einigen Beobachtern perspek-


tivisch schon als „das neue China“ (Wirtschaftswoche, Juli 2014) betrachtet wird. Mit den Reformen hat die Regierung auch einen Kontrapunkt zur sonst allein auf die Sicherheitslage fokussierten Medienberichterstattung gesetzt. Deutsche Unternehmen im Land Spiegelbild der florierenden bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ist die große und weiter wachsende Präsenz deutscher Unternehmen in Mexiko. Seit sich Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Händler aus den norddeutschen Hansestädten in Richtung Mexiko aufmachten, haben nach Angaben des mexikanischen Wirtschaftsministeriums bis heute etwa 1.400 Unternehmen mit deutscher Beteiligung und einem Kapitalstock von rund 30 Mrd. US$ den Weg ins Land gefunden. Der Bruch mit lange gepflegter Abschottung und Staatswirtschaft ab Mitte der 80er-Jahre und die damit einhergehende Liberalisierung und Öffnung haben den massiven Zustrom ausländischer Direktinvestitionen ausgelöst. Was macht Mexiko heute so attraktiv? Es sind die Kostenvorteile, die das Land gegenüber Europa, den USA und mittlerweile auch gegenüber China genießt. Daneben agieren Unternehmen in Mexiko de-facto im USDollar-Raum, was die Abhängigkeit vom Euro vermindert. Darüber hinaus spielen die Freihandelsabkommen, die Mexiko mit 45 Ländern weltweit abgeschlossen hat, eine große Rolle: Zollfrei in die Partnerländer, unter anderem die USA, Kanada, Japan und die EU, exportieren zu können, ist das größte As im Ärmel der mexikanischen Wirtschaftsförderer. Mexiko ist im globalen Kontext eine bedeutende Plattform für die industrielle Fertigung. Deutsche Unternehmen haben an dieser Dynamik großen Anteil, allein in den letzten 20 Jahren hat sich ihre Zahl verdoppelt. Sie sind hauptsächlich im Automobilbau und der Teilefertigung, der Chemie- und Pharmaindustrie, der Medizintechnik sowie der Elektrotechnik und Feinmechanik tätig. In den letzten Jahren haben die Investitionsentscheidungen der internationalen Automobilhersteller auf Zulieferseite Ansiedlungen deutscher, größtenteils mittelständischer Unternehmen ausgelöst. Sie stellen heute das Rückgrat der deutschen Neuinvestitionen. Die Ankündigungen von Audi, BMW sowie Mercedes-Benz, Werke in Mexiko aufzubauen, werden diesen Trend weiter verstärken.

Die Mehrheit der deutschen Firmen ist jedoch in Form von Vertriebsniederlassungen im Land aktiv. Die Dynamik der verarbeitenden Industrie führt zu einem erheblichen Kapitalgüterbedarf in der Fertigung, den unter anderem Importeure deutscher Maschinen erfolgreich bedienen. Innerhalb der gesamten deutschen Lieferungen nach Mexiko von knapp 9 Mrd. Euro im Jahr 2013 machten Maschinen und Ausrüstungen rund 2,4 Mrd. Euro aus. Die relative wirtschaftliche Stabilität Mexikos seit Mitte der 90er-Jahre hat zur Herausbildung eines jungen, aufstrebenden und kaufkräftigen Mittelstands geführt, der ausgesprochen konsumfreudig ist. Die Bedeutung des lokalen Marktes nimmt daher für die im Land ansässige deutsche Wirtschaft deutlich zu. Die Umfragen der AHK Mexiko unter den Mitgliedsunternehmen zeigen seit Jahren eine kontinuierlich große Zuversicht zu den wirtschaftlichen Potenzialen des Landes und ein hohes Maß an Loyalität zum Standort. Fachkräfte: Entstehung eines mexikanischen dualen Ausbildungsmodells Mexiko kann seit mehreren Jahren eine steigende Anzahl an Hochschulabsolventen aus den Ingenieurswissenschaften vorweisen. Ungelernte mexikanische Arbeitskräfte sind generell sehr lernfähig und werden meist in drei- bis sechsmonatigen, firmeninternen Weiterbildungen auf ihren Arbeitseinsatz vorbereitet. Für den dazwischen angesiedelten Facharbeiterbereich ist das Bildungsangebot bisher allerdings noch sehr gering. Dabei handelt es sich um hochqualifizierte Spezialisten mit praktischer Erfahrung, die vor allem in den Bereichen Reparatur, Wartung und Überholung der Produktionsanlagen dringend benötigt werden. Dieser Mangel ist vor allem für die Zulieferindustrie und allgemein für kleine und mittelständische Unternehmen ein Problem, da die großen Firmen meist eigene Ausbildungsstätten für ihre Mitarbeiter unterhalten, um die eigene Nachfrage nach diesen Spezialisten zu decken. Ein funktionierendes duales Ausbildungssystem ist also entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit Mexikos als Produktionsstandort für hochindustrialisierte Produkte. Sowohl das mexikanische Bildungsministerium als auch der Arbeitgeberverband COPARMEX haben diese Lücke erkannt und sich dazu entschlossen, ein Mexikanisches Duales Ausbildungsmodell (MMFD) zu entwickeln. In Zu-

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MEXIKO: DER INDUSTRIELLE VORREITER

Am Ende einer Ausbildung ist vorgesehen, durch eine externe Prüfung sicherzustellen, dass die gewünschte Qualität der Ausbildung erreicht wurde. Die ersten sechs Berufe unter diesem Schema sind Werkzeugmacher, Mechatroniker, Kaufmann/-frau, Industriemechaniker, Informatiker und Hotelkaufmann/-frau. Bisher nehmen rund 150 mexikanische und internationale Firmen mit etwas über 1.000 Auszubildenden an dem Pilotprojekt teil. Das vom Bildungsministerium vorgegebene Ziel sieht bis 2018 vor, mindestens 10.000 Lehrlinge mit praktischer, direkt im Unternehmen erworbener Erfahrung erfolgreich durch das MMFD geführt zu haben. Daneben werden seit dem Jahr 2014 auch Auszubildende deutscher Unternehmen in Mexiko nach den in Deutschland geltenden Richtlinien zertifiziert und erhalten einen anerkannten Facharbeiterbrief. Die umgesetzten Berufe sind Mechatroniker, Werkzeugmechaniker und Industriemechaniker. Auch in diesem Fall handelt es sich bei den teilnehmenden Unternehmen hauptsächlich um Vertreter der Automobilzulieferindustrie. Zur Sicherstellung der Qualität arbeiten sie größtenteils mit deutschen Ausbildern, oder zumindest mit einem überbetrieblichen Ausbildungszentrum zusammen. Die AHK Mexiko bietet in Deutschland anerkannte Kurse für Ausbilder an, um die Qualifikation des Ausbildungspersonals sicherzustellen. Mexiko als Logistikstandort Mexiko begreift sich als wichtige Fertigungsplattform für den Welthandel und ist dadurch auf eine funktionierende Logistik- und Transportinfrastruktur angewiesen. Die Dynamik der verarbeitenden Industrie und ihre ausgeprägte Exportorientierung haben in den letzten 20 Jahren ein dichtes Netz von Logistikanbietern entstehen lassen. Auch deutsche Unternehmen der Transport- und Logistikbranche sind führend auf dem Markt vertreten. Ihre Perspektiven sind glänzend: Es ist einmal mehr die Automobilindustrie, die als wesentliche Triebfeder hin-

12 Die Pazifik-Allianz

ter der Entwicklung steckt. Mexiko ist heute schon siebtgrößter Produzent und viertgrößter Exporteur von Fahrzeugen und zugleich sechstgrößter Exporteur von Autoteilen weltweit. Da die großen Hersteller neben China derzeit nur in Mexiko die Aufnahme von neuen Produktionsstätten ankündigen, ist in diesem Schlüsselsektor ein Boom für Transport- und Logistikanbieter abzusehen. Die Entwicklung der Luftfahrtzulieferindustrie ergänzt die Logistiknachfrage um einen weiteren Sektor. Mexiko will eine bedeutende Rolle im internationalen Konzert der wichtigen Industrienationen einnehmen und muss daher auch seine Transportinfrastruktur zukunftsfähig machen. Dazu hat die Regierung ein Investitionsprogramm für die Jahre bis 2018 aufgelegt, das die Rahmenbedingungen entscheidend verbessern soll. Die Notwendigkeit dazu ist offenkundig: Straßen, Häfen, Bahnverbindungen und Flughäfen sind mittlerweile an die Grenzen ihrer Kapazitäten gestoßen. Der Handlungsbedarf ist unmittelbar, um das Wachstum der exportorientierten Industrieproduktion nicht durch infrastrukturelle Engpässe zu gefährden. Die mexikanische Luftfahrtindustrie im Steigflug Einer der dynamischsten und zugleich zukunftsträchtigsten Industriesektoren Mexikos ist seine noch junge Luftfahrt(zuliefer)industrie. Von deutschen Unternehmen bisher noch weitgehend ungeachtet, spielt diese Branche seit zehn Jahren eine zunehmend bedeutende Rolle innerhalb der verarbeitenden Industrie des Landes. Die Zahl der Unternehmen ist von 61 (2005) auf mittlerweile 287 (2014) gewachsen.

Foto : © iStockphoto.com / Diego Servo

sammenarbeit mit der staatlichen Berufsschule CONALEP wurde ein Pilotprojekt in elf Bundesstaaten umgesetzt. Dabei sollen langfristig einheitliche und gemeinsam entwickelte Kompetenzstandards gelten, die auch von qualifiziertem Ausbildungspersonal in den Firmen strukturiert umgesetzt werden.


Damit einher ging die Schaffung von mittlerweile 43.000 Arbeitsplätzen (2006: 10.000). Das Wachstum betrug in den letzten neun Jahren durchschnittlich 17,2% pro Jahr, das Exportvolumen erreichte 2013 rund 5,4 Mrd. US$ (2004: 1,3 Mrd. US$). Damit ist Mexiko weltweit auf dem 15. Rang der Zulieferländer für die großen Flugzeughersteller und wird voraussichtlich bald unter die Top 10 stoßen. Treiber dieser Entwicklung waren einige große Ankerinvestoren wie die OEMs Bombardier, Cessna, Airbus Helicopters, Embraer und andere sowie Tier-1-Zulieferer wie Honeywell, General Electric und Safran. Sie beginnen wiederum, ihre Zulieferer für eine Ansiedlung im Umfeld der eigenen Fertigungsstätten zu gewinnen. Im Zeitraum von 1990 bis 2012 konnte Mexiko mit 37 Mrd. US$ die weltweit höchsten Auslandsinvestitionen in der Luftfahrtindustrie aufweisen. Von den Branchenunternehmen sind 79% im Bereich Produktion und Montage, 11% im Bereich Ingenieurdienstleistungen sowie Forschung & Entwicklung und 10% im Bereich der Wartung, Reparatur und Instandhaltung tätig. Die Fertigung konzentriert sich weitestgehend auf Turbinen, elektrotechnische Produkte, Turbinenteile, Flugzeuginnenausstattungen sowie Kontroll- und Navigationsgeräte. Hinzu kommen Flugzeugrümpfe, Fahrwerke, Isolierungen und Kabelkomponenten. Bemerkenswert ist die Bedeutung, die der Standort Mexiko für

die Erforschung alternativer Treibstoffe, neuer Materialien sowie bei der Entwicklung von Drohnen erlangt hat. Der Erfolg des mexikanischen Luftfahrtsektors wird unter anderem durch die lange Erfahrung in verwandten Branchen, wie beispielsweise dem Automobil- sowie dem Elektroniksektor begünstigt. Dies erleichtert die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, die gleichwohl aufgrund des Booms Engpässe aufweist. Auch staatliche Stellen nehmen Initiativen zum Aufbau spezifischer Bildungseinrichtungen für den Luftfahrtsektor auf, wie die Schaffung einer Luftfahrtuniversität im Bundestaat Querétaro gezeigt hat. Die Bildung von Luftfahrt-Clustern, allen voran in den Bundesstaaten Querétaro, Sonora und Baja California, aber auch in Chihuahua und Nuevo León, bietet Unternehmen die Möglichkeit, von einer gewachsenen Infrastruktur aus Logistik, Zuliefererunternehmen sowie Bildungs- und Forschungsinstitutionen zu profitieren. Auch die Regierungen der jeweiligen Bundesstaaten haben die Bedeutung des Luftfahrtsektors erkannt und fördern sehr aktiv seine weitere Entwicklung.

Autoren: Johannes Hauser und Andreas Müller, Mexiko-Stadt (AHK Mexiko)

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Foto : © AHK Kolumbien

KOLUMBIEN: GROSSER BINNENMARKT IN BEVORZUGTER LAGE

KOLUMBIEN: GROSSER BINNENMARKT IN BEVORZUGTER LAGE Kolumbien hat 2013 ein Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen. Die Folge ist eine Belebung des kolumbianischen Marktes und eine Zunahme der Konkurrenz von ausländischen und kolumbianischen Anbietern. Darüber hinaus wollen Deutschland und Kolumbien ihre Wirtschaftsbeziehungen durch ein Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung und durch ein Investitionsschutzabkommen voranbringen. Kolumbianische Regierungen unterstützen traditionell Privatunternehmen und begrüßen Privatisierung sowie ausländische Investitionen im Land. Diese Haltung hat sich verstärkt, als Mitte der 90er-Jahre der kolumbianische Markt international geöffnet wurde. Die Öffnung brachte wesentliche Änderungen in der Gesetzgebung für Auslandsanlagen und im Finanzsektor mit sich. Kolumbien ist mit rund 48 Mio. Einwohnern das drittgrößte Land Lateinamerikas (nach Brasilien und Mexiko) und der einzige Staat in Südamerika, der sowohl an den Pazifik als auch an den Atlantik grenzt. West- und Zentralkolumbien werden von den Anden dominiert, die sich in drei große Bergketten teilen: die westliche, die zent-

14 Die Pazifik-Allianz

rale und die östliche Kordillere. Die Hauptstadt Bogotá liegt in der östlichen Kordillere auf etwa 2.640 m Höhe. Weitere wichtige Ballungsgebiete sind die Atlantikküste, unter anderem mit den Städten Barranquilla und Cartagena, sowie Cali und Medellín. Deutsche Unternehmen im Land Seit über einem Jahrhundert sind deutsche Unternehmen auf dem kolumbianischen Markt aktiv. Bekannte Konzerne wie Bayer, Siemens, Merck, BASF, Kühne + Nagel und DHL verfügen bereits seit Jahrzehnten über einen Sitz in Kolumbien. Die positive Wirtschaftsentwicklung des Landes und seine verbesserte Sicherheitslage wecken vermehrt auch das Interesse von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit neuen Geschäftsideen. Seit der Eröffnung der Deutsch-Kolumbianischen Industrie-und Handelskammer im Jahr 1935 hat der bilaterale Handelsaustausch deutliche Steigerungsraten verzeichnet. Deutschland konnte sich innerhalb der EU als Hauptlieferant und somit wichtigster Handelspartner Kolumbiens durchsetzen. Während 2010 schätzungsweise 60 Tochtergesellschaften deutscher Firmen und 250 Handelsvertretungen im Land ansässig waren, hat sich diese Anzahl bis zum Jahr 2014 fast verdoppelt. Jährlich steigt die Anzahl der Firmen, die Produkte aus Deutsch-


land verkaufen und vertreten weiter an. Das Mitte 2013 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien und die damit verbundene Senkung von Zolltarifen beflügeln den bilateralen Handel. Traditionell sind in Kolumbien deutsche Firmen aus der Pharma- und Chemiebranche (zum Beispiel Bayer, BASF und Henkel), aus dem Maschinen- und Anlagenbau (wie Siemens, Festo, Daimler und Voith) und aus dem Logistiksektor (zum Beispiel Senator, Hamburg Süd, DHL und Schryver) überdurchschnittlich aktiv und erfolgreich. Die Kaufkraft der 48 Mio. Einwohner, insbesondere aus der stabilen Mittelschicht, zieht deutsche Unternehmer zunehmend ins Land. Mit dem Aufblühen des kolumbianischen Mittelstands haben deutsche Firmen aus neuen Sektoren Marktchancen entdeckt, unter anderem in den Bereichen Lebensmittel und Konsumgüter. Während es 2010 beispielsweise nur einen Importeur von deutschem Bier mit zwei Marken gab, konnten kolumbianische Verbraucher 2014 aus zwölf Marken von insgesamt sechs Importeuren wählen. Die größten Zukunftschancen werden Kolumbiens Wachstumsbranchen Bergbau, Erdöl, Elektrizität und Wasserkraft, Bau und der Automobilindustrie zugeschrieben. Im Dienstleistungsbereich haben speziell die Sektoren Gastwirtschaft, Tourismus, Logistik, Kommunikation, Finanzen und Unternehmensdienstleistungen in den vergangenen Jahren starke Wachstumsraten verzeichnet. Kolumbien ist für Unternehmer ein relativ breiter Markt, in dem nicht nur Spezialprodukte verkauft werden können. Es sind deutsche Güter aus den verschiedensten Bereichen vertreten, von Zahnersatz bis zum Segelboot. Selbst Produkte wie Döner Kebab haben in Kolumbien bereits Erfolg gehabt. Schwierigkeiten haben deutsche Firmen vor allem mit undurchsichtigen und willkürlichen Rechtsauslegungen, Vetternwirtschaft und Korruption. Wettgemacht wird dies durch Margen, die weit höher liegen als in Deutschland. Der Markteinstieg in Kolumbien fällt deutschen Unternehmen vorwiegend leicht, da die positive Wahrnehmung Deutschlands die Geschäftsanbahnung vereinfacht und kolumbianische Konsumenten Produkten „Made in Germany“ vertrauen. Erfolgreich sind deutsche Firmen, die sich dazu entscheiden, langfristig in den kolumbia-

nischen Markt einzusteigen, ihr Vorhaben mit persönlichem Engagement vorantreiben und eine realistische Projektkalkulation vorweisen. Fachkräfte: Private Universitäten erweitern Ausbildungsprogramme In Kolumbien muss zwischen staatlichen und privaten Anbietern in der Berufsbildung unterschieden werden. Die öffentliche Berufsbildung wird durch die Institution SENA (Servicio Nacional de Aprendizaje) umgesetzt. SENA wurde im Jahr 1957 als öffentliche Einrichtung gegründet, ist dem kolumbianischen Arbeitsministerium unterstellt und finanziert sich über die Beiträge der Firmen. 2012 zahlten 258.671 Unternehmen (2011: 263.139 Unternehmen) einen finanziellen Beitrag an die Einrichtung. SENA bietet über 6 Mio. Menschen eine kostenlose berufliche Ausbildung und leistet damit einen Beitrag zur sozio-ökonomischen und produktiven Entwicklung des Landes. Die Institution beschäftigt landesweit knapp über 30.000 Menschen (davon zwei Drittel Berufsbildungspersonal), verfügt über 116 Ausbildungsstätten und 264 Geschäftsstellen. SENA bietet verschiedene nicht-akademische Ausbildungen in Form von Kursen mit einer Dauer von einer Woche bis zu zwei Jahren an. Die Programme zum „Tecnológico“ sind auf zwei Jahre (3.520 Stunden) ausgelegt, von denen circa zwei Drittel theoretisch und der Rest praktisch gestaltet sind. Zu den beruflichen Ausbildungen gehören beispielsweise die Ausbildung zur Krankenschwester/-pfleger (18-Monatsprogramm). Es gibt zudem Kurse zum Industriespezialisten im Bereich der Automatisierung von Anlagen und Prozessen. Auch im Bereich Elektronik finden sich ähnliche Ausbildungsangebote. Die Qualität der Ausbildung variiert stark zwischen den verschiedenen Ausbildungszentren, wobei Unternehmer in der jüngsten Vergangenheit verstärkt die Ausbildungsqualität des SENA bemängelt haben. Deutsche Unternehmen wie Siemens, Ottobock, Bosch und Festo arbeiten teilweise an der Entwicklung von Ausbildungskonzepten mit SENA zusammen. Einige deutsche Firmen bieten auch betriebseigene Ausbildungen an, welche sich am dualen Ausbildungssystem in Deutschland orientieren. Neben der öffentlichen Berufsbildung gibt es zahlreiche private Anbieter. Hier nehmen private Universitäten oft-

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KOLUMBIEN: GROSSER BINNENMARKT IN BEVORZUGTER LAGE

mals eine Vorreiterrolle ein und haben in Zusammenarbeit mit der AHK Kolumbien bereits vor zwölf Jahren mit der Einführung von dualen Studiengängen nach baden-württembergischem Vorbild begonnen. Derzeit sind in Kolumbien vier Universitäten (Autonome Universität Bucaramanga, Autonome Universität des Westens in Cali, Uniempresarial und die Universität Alexander von Humboldt in Armenia) mit rund 800 dualen Studierenden und 600 Ausbildungsunternehmen im Verbund der Dualen Hochschule Lateinamerika (DHLA) eingebunden. Als duale Studiengänge werden Betriebswirtschaft, Tourismuswirtschaft und Ingenieurwissenschaften (mit Industrieschwerpunkt) angeboten. Zukünftig ist geplant, auch Studiengänge wie Mechatronik und Elektrotechnik an den Universitäten zu etablieren. Kolumbien muss in Zukunft im Bereich der Berufsbildung allgemein erhebliche Verbesserungen vornehmen, um den Anforderungen globaler Märkte gerecht zu werden und die derzeitige Jugendarbeitslosigkeit von offiziell 20,9% abzubauen. Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, bedarf es ausländischer Unterstützung. Für die deutsche Bildungswirtschaft könnten sich erhebliche Potenziale zur Zusammenarbeit mit staatlichen wie privaten Anbietern im Bereich der Berufsbildung ergeben.

Um die Engpässe zu beheben, hat die Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos ein auf mehrere Jahre ausgelegtes Programm für Investitionen in die Infrastruktur aufgelegt. Bis 2020 sollen bis zu 9% der jährlichen Wirtschaftsleistung in Straßen, Häfen, Bahnen und Flughäfen fließen - mehr als doppelt so viel wie bisher. Die Nationale Agentur für Infrastruktur (ANI) hat angekündigt, von 2015 bis 2019 insgesamt 8.000 km neue Autobahnen zu bauen, 20% davon vierspurig. Auch das Bahnsystem soll in drei Phasen wiederbelebt werden; kurzfristig durch die Sanierung zweier Zugstrecken mit einer Länge von insgesamt 875 km und langfristig durch die Errichtung neuer Zugstrecken. Um den Gütertransport über den Magdalena-Fluss zu fördern, soll dieser wieder schiffbar gemacht werden. Im Zuge der Schiffbarmachung sollen auch die Häfen in Barranquilla und Cartagena ausgebaut werden, über die der Magdalena-Fluss mit dem Atlantik verbunden ist. Nach Aussagen der Regierung will das Land seine rückständige Verkehrsinfrastruktur mit Investitionen von rund 100 Mrd. US$ bis 2021 auf ein im internationalen Vergleich angemessenes Niveau bringen.

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Kolumbien als Logistikstandort Eines der größten Probleme Kolumbiens ist die veraltete Infrastruktur. Durch einen 40 Jahre andauernden,

bürgerkriegsähnlichen Zustand wurden Investitionen im Infrastrukturbereich vernachlässigt. Dieses führt unter anderem zu hohen Kosten im Binnentransport, vor allem zwischen den Häfen und den Ballungsräumen im Inneren des Landes.

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Kolumbien verfügt über eine günstige geographische Lage zwischen Europa und Asien und hat als einziges Land in Südamerika Zugang zum Atlantik und Pazifik. Diese Lage wird immer mehr von Unternehmen ausgenutzt, die Kolumbien als eine wichtige logistische Plattform wahrnehmen. Große Investitionen in den Hafen von Cartagena erhöhten dessen Kapazität auf 3 Mio. Standardcontainer pro Jahr, wodurch Cartagena Lateinamerikas viertgrößter Containerhafen geworden ist. Die deutsche Rederei Hamburg Süd sorgt für drei Viertel des Containervolumens und unterhält dort ihr weltweit größtes Umschlagszentrum. Vor allem Güter aus Asien werden weiter nach Europa, Brasilien und die Ostküste Nordamerikas verschifft. Zusätzlich betreibt die Firme Kühne + Nagel in Cartagena ein 20.000 qm großes Distributionszentrum. Weitere Investitionen und die Bildung von Freihandelszonen (Zonas Francas), in denen ein geringerer Körperschaftsteuersatz gezahlt werden muss und Waren bis zu einem Jahr ohne Verzollung gelagert werden können, sollen helfen, das logistische Potenzial Kolumbiens auszubauen. Laut einer Studie der Vereinten Nationen ist dieser gesamte Kraftakt allerdings gerade ausreichend, um die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen: Ohne moderne Verkehrsnetze sei es unmöglich, dauerhaft Wachstumsraten von über 4% zu erzielen. Um die Ziele im Infrastrukturausbau zu erreichen, braucht das Land ausländisches Know how, Technologie und die nötige Transparenz staatlicher Entscheidungen. Aktuelle Sicherheitslage und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft Unter der Präsidentschaft von Álvaro Uribe Vélez (2002 bis 2010) konnte die politische Stabilität Kolumbiens weitgehend wiedererlangt werden. Die neue Sicherheit ist die Voraussetzung für Investitionen in fast allen Infrastrukturbereichen, die zuvor nicht möglich waren. Dadurch hat sich die wirtschaftliche Dynamik seit einigen Jahren spürbar erhöht. Dennoch steht Kolumbien in Deutschland auch heute oftmals noch für Bürgerkrieg und Drogenkartelle. Das Kolumbien des Jahres 2014 hat jedoch nicht mehr viel mit dem Land in den 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu tun. Insbesondere die Drogenkriminalität eines Pablo Escobar, die die kolumbianische

Gesellschaft zersetzte und die Politik in starkem Maße negativ beeinflusste, gibt es heute so nicht mehr. Kolumbianische Durchschnittsbürger haben in der Regel nicht mehr unter dem Terror der Drogenkriminalität wie Entführungen, willkürlichen Attentaten oder Bombenanschlägen zu leiden. Sowohl die Groß- als auch die zahlreichen Kleinstädte können ohne Sicherheitsbedenken besucht werden. In ehemaligen Drogenhochburgen wie Medellín und Cali ist die Lebensqualität enorm gestiegen. Diese Städte werden heute auch von ausländischen Besuchern als Wirtschaftsmetropolen und beliebte Tourismusziele angesehen. Die sogenannte politische Kriminalität durch militante Guerillagruppen und paramilitärische Verbände ist aus verschiedenen Gründen stark zurückgegangen. Die Guerilla ist heute vor allem noch im abgelegenen ländlichen Raum an der Grenze zu Venezuela und Ecuador aktiv. Diese Gebiete werden von Geschäftsreisenden kaum frequentiert, da dort wenig Potenzial für unternehmerische Projekte besteht. In Großstädten spielen die Aktivitäten der politisch, militanten Gruppierungen in der Regel keine Rolle. Zudem befindet sich Kolumbien seit knapp zwei Jahren in einem Friedensprozess zwischen der Guerilla und der Regierung. Beobachter erwarten einen positiven Verlauf, der das Land weiter stabilisieren wird. Alltagskriminalität ist in Kolumbien – wie in ganz Lateinamerika – weit stärker als in Europa verbreitet. Vor diesem Problem können sich Reisende durch Vorsichtsmaßnahmen wie zum Beispiel die Nutzung von offiziellen Taxen und die Meidung von bestimmten Stadtteilen insbesondere nach Anbruch der Dunkelheit schützen. Insgesamt ist diese Alltagskriminalität aber weniger gewalttätig als in Ländern wie Mexiko, Brasilien und Venezuela. Aufgrund der Verbesserung der Sicherheitslage war in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von rund 5% jährlich möglich. Zudem beschränken sich die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht nur auf eine Metropole. Die sich entspannende Sicherheitslage fördert die wirtschaftliche Entwicklung im gesamten Land und somit auch die Dezentralisierung. Autoren: Alexander Steinberg, Melanie Baron, Caren Schulz, Torsten Klinke, Diana Rösner und Thomas Voigt, Bogotá (AHK Kolumbien)

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PERU: WACHSTUM JENSEITS DES BERGBAUS

PERU: WACHSTUM JENSEITS DES BERGBAUS Peru zeichnet sich seit über zehn Jahren durch ein stabiles Wirtschaftswachstum aus. Während bisher insbesondere der Bergbausektor zu dieser Entwicklung beitrug, gewinnen nach und nach auch andere Branchen an Bedeutung. Einhergehend mit dieser Entwicklung steigt der Bedarf an Energie sowie an ressourcen- und energieeffizienten Technologien. Essentiell für die weitere Entwicklung Perus sind darüber hinaus die Themen Wasserwirtschaft sowie die Bereitstellung qualifizierter Fachkräfte. Das stabile Wirtschaftswachstum, das gute Investitionsklima und die politische Stabilität Perus haben bewirkt, dass das Andenland in den letzten Jahren stärker in den Fokus deutscher Unternehmen gerückt ist. Peru ist eines der wenigen Länder weltweit, deren BIP in der vergangenen Dekade im Durchschnitt um mehr als 6,0% pro Jahr gewachsen ist. Sogar im Krisenjahr 2009 wuchs es noch mit 0,9% und knüpfte ab 2010 wieder mit 8,8% an die Entwicklung vor der Krise an. 2013 nahm die Wirtschaftsleistung um 5,3% zu und das BIP erreichte erstmals über 200 Mrd. US$. Die Prognose für die Entwicklung des peruanischen BIP 2014 lag im Oktober laut

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Finanzministerium und der staatlichen Investitionsförderagentur Proinversion bei rund 5,0%. Die Industrie sowie der Bergbau stellen die zentralen Säule der peruanischen Wirtschaft und trugen 2013 mit 16,6% beziehungsweise 14,4% erheblich zum GesamtBIP bei. Auch der Handel spielte mit 10,2% eine entscheidende Rolle. Weitere wichtige Sektoren waren die Landwirtschaft (6,0%) und der Bausektor (5,1%). Peru ist der drittgrößte Flächenstaat Südamerikas und dreieinhalb Mal größer als Deutschland. Die nördlichen Nachbarländer sind Ecuador und Kolumbien. Im Osten grenzen Bolivien und Brasilien sowie im Süden Chile an Peru, während sich der Pazifische Ozean entlang der Küste im Westen erstreckt. Als eines der wenigen Länder Lateinamerikas besitzt Peru alle drei klassischen Landschaftsformen des Subkontinents: die Küste, das Gebirge und den Urwald. Es werden nicht vier, sondern nur zwei Jahreszeiten unterschieden: eine trockene und eine feuchte, je nach geographischer Region unterschiedlich ausgeprägt. Fast die Hälfte der heute rund 30,8 Mio. Peruaner lebt in den Städten entlang der Küste, geschätzte 10 Mio. von ihnen im Ballungsraum Lima. Weitere wichtige Städte sind Arequipa, Trujillo, Chiclayo, Iquitos und Cusco.


Deutsche Unternehmen im Land Know how und Technologie „Made in Germany“ genießen in Peru einen ausgezeichneten Ruf. Viele namhafte deutsche Unternehmen wie Bosch, Siemens, BASF, Bayer, Ferrostaal und Kühne + Nagel sind in Peru seit Jahrzehnten präsent, sei es mit einer Tochtergesellschaft beziehungsweise einer Niederlassung oder vertreten durch lokale Firmen. Das größte deutsche Engagement kommt von der Fraport AG, die 70,01% an der Betreibergesellschaft des Flughafens Lima (Lima Airport Partners) hält. Aufgrund der exzellenten wirtschaftlichen Entwicklung und stabilen Rahmenbedingungen interessieren sich immer mehr deutsche Unternehmen für den peruanischen Markt. Firmen, die lange durch lokale Vertreter in Peru aktiv waren, entscheiden sich, eigene Niederlassungen zu gründen. Jüngste Beispiele dafür sind Bosch und Kärcher. Schätzungsweise sind aktuell ungefähr 120 deutsche Unternehmen mit eignen Tochtergesellschaften oder Niederlassungen in Peru aktiv. Mindestens 500 Firmen und Marken sind durch lokale Vertretungen oder Importeure auf dem peruanischen Markt präsent. Die Einfuhren deutscher Produkte nach Peru sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Heute ist Deutschland Perus sechstgrößter Lieferant und liegt aktuell damit vor Korea (Rep.). Dabei liefert Deutschland vor allem Maschinen und Anlagen für alle Branchen der peruanischen Wirtschaft, insbesondere für den Bergbau und das produzierende Gewerbe. Auch Pkw und Lkw sowie Medikamente befinden sich stets unter den Top 10 der nach Peru ausgefühten deutschen Produkte. Traditionell treten die meisten deutschen Unternehmen in Peru als Lieferant von Waren und Technologien „Made in Germany“ auf. Unabdingbar ist es dabei, einen guten After-sales-Service zu garantieren. Vereinzelt verfügen deutsche Hersteller auch über Produktion oder Montagelinien vor Ort. Beispiele sind die Unternehmen FaberCastell, BSH Bosch und Siemens Hausgeräte, Heinz Glas, B. Braun Medical und SEW Eurodrive. Durch das 2013 abgeschlossene Freihandelsabkommen mit der EU sowie die kürzliche Unterzeichnung des Rohstoffabkommens mit Deutschland ist damit zu rechnen, dass sich der Handel weiter beleben wird und mehr deutsche Investitionen angezogen werden können.

Allgemein betrachtet bietet sich deutschen Unternehmen in Peru ein attraktives Umfeld mit hohem Wachstumspotenzial. Das hohe Ansehen deutscher Technologie sowie die auf absehbare Zeit attraktiven Margen bieten hiesigen Firmen die nötigen Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Markteintritt. Fachkräfte: Erste Erfahrungen in der dualen Ausbildung sind gemacht Der Mangel an Fachpersonal ist ein verbreitetes Problem in den Schwellenländern Lateinamerikas und betrifft auch verschiedene Branchen in Peru. Führende Wirtschaftswissenschaftler des Landes diagnostizieren dem Berufsausbildungssystems, nicht zu den betrieblichen Bedürfnissen zu passen. Dabei steht die Bedeutung von einer angemessenen Ausbildung von Humankapital selbst außer Frage. Erste Fortschritte sind die Diskussionen über das neue Gesetz der Berufsschulen, welches den Institutionen eine höhere Flexibilität bieten soll, ihre Curricula zu reformieren und sie auf den neusten Stand zu bringen. Neue Ausbildungen können eingeführt werden, die gemeinsam mit den Unternehmen zu einer besseren Ausbildung beitragen sollen. Peru verfügt aber durchaus über erfolgreiche Erfahrungen mit dem dualen Berufsbildungssystem, sowohl im kaufmännischen als auch im technischen Bereich. Ein Beispiel ist die private Berufsschule A. von Humboldt (BBZ Humboldt), welche sich vollständig auf das deutsche duale System stützt. Sie zeigt, dass dieses System auch in einem Land wie Peru anwendbar ist. Ein weiteres Beispiel ist das Berufsbildungssystem SENATI (Servicio Nacional de Adiestramiento en Trabajo Industrial), welches bereits 1961 als Projekt in deutscher Zusammenarbeit gegründet wurde und qualifizierte Facharbeiter für die peruanische Wirtschaft ausbildet. Heute bietet SENATI über 64 verschiedene duale Berufsausbildungen in 82 Berufszentren auf nationaler Ebene mit mehr als 60.000 Auszubildenden. Die AHK Peru beteiligt sich als Fachberater an dualen Ausbildungsprojekten in den Bereichen Agrarwirtschaft, Wasserwirtschaft, Mechatronik sowie in der kaufmännischen Lehre.

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PERU: WACHSTUM JENSEITS DES BERGBAUS

Peru als Logistikstandort Steigende Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur in den letzten zehn Jahren sowie eine Reihe neuer Freihandelsabkommen haben die Liberalisierung und Integration Perus in neue Märkte vorangetrieben. Angesichts des langsameren Wirtschaftswachstums ist der Blick auf die Infrastruktur und Logistik Perus besonders wichtig, dmn durch zu hohe Transportkosten kann die Entwicklung des Landes behindert werden. Nach einer aktuellen Veröffentlichung des Konzessionärsverbandes AFIN (Asociación para el Fomento de la Infraestructura Nacional) besteht bis 2021 ein Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich von fast 88 Mrd. US$. Bis Ende 2013 wurden Konzessionen im Wert von über 7,4 Mrd. US$ im Straßen-, Schienen-, Hafen- und Flughafenbau vergeben. Peru etabliert sich zunehmend als regionaler Hub für den Handel, dank der strategischen Lage und der Entwicklung neuer Verbindungswege zwischen der südamerikanischen Atlantikküste und der Asien-Pazifik-Region. In der Rede zum Nationalfeiertag am 28.7.14 kündigte der peruanische Präsident Ollanta Humala mehrere milliardenschwere Infrastrukturprojekte an. Unter anderem sollen die Landesteile durch ein Netz aus Fernstraßen besser verbunden werden, was sich positiv auf die nationalen Transportkosten auswirken wird. Auch in der Hauptstadt Lima sind langfristige Projekte zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, unter anderem der Ausbau der öffentlichen Metropolitano-Busse, geplant. Die gesamten vorgesehenen Projekte benötigen bis 2019 Investitionen von 20 Mrd. bis 25 Mrd. US$. Ein Teil davon wird vom Staat finanziert werden, andere Teile sollen soll über Public-Private-Partnerships realisiert werden. Geplant ist zum Beispiel, in Lima mit einer zweiten Linie der Untergrundbahn (Metro) bis 2019 wichtige Verkehrsadern zu verbinden. Gerade in der Hauptstadt hat durch die zunehmende Zahl an Verkehrsteilnehmern, aber auch die anhaltende Migration, der Druck auf die Verkehrswege stark zugenommen. Der Ausbau der Infrastruktur hinkt dieser Entwicklung bisher hinterher, wodurch sich ein enormes Investitionspotenzial auftut.

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Eines der größten nationalen Infrastrukturprojekte, die in naher Zukunft realisiert werden sollen, ist die Gasfernleitung Gasoducto Sur Peruano. Den Auftrag hat das Konsortium aus Odebrecht und Enagás für rund 7,3 Mrd. US$ erhalten. Erwartet wird ein Wirtschaftsaufschwung für die südlichen Städte Perus, da die Gasfernleitung sowohl für private Haushalte wie auch die Industrie eine günstigere Stromversorgung bedeutet. Zur Verbesserung des Handels werden außerdem mehrere Häfen Perus ausgebaut. Mehr und größere Schiffe sollen so abgefertigt werden können. Der Ausbau des Hafenterminals General San Martin in Pisco im südlichen Teil Perus mit einer Investition von gut 180 Mio. US$ soll diesen zu einem Hub im Süden machen. Herausforderungen für die Wasserwirtschaft Eine große Herausforderung für den Staat ist es, der gesamten Bevölkerung Zugang zur Wasser- und Abwasserversorgung zu gewährleisten. Um diese Herausforderung anzugehen, wurde in Peru, wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, eine radikale Reform der Wasser- und Abwasserversorgung in die Wege geleitet. Die Reform stand im Kontext einer nationalen wirtschaftlichen und sozialen Krise Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre. Sie wurde durch das gleichzeitige Auftreten einer Cholera-Epidemie verschärft, die Folge der schlechten Wasserver- und Abwasserentsorgung vor allem in ländlichen und stadtnahen Gebieten war. Peru hat einen großen Bedarf an Lösungen im Wasserbereich. Da sich 97% der peruanischen Wasserreserven östlich der Anden befinden, rund 80% der Bevölkerung jedoch an der Küste westlich der Anden leben, herrscht in vielen Gegenden ausgeprägter Wassermangel. Dazu kommt, dass sich Peru unter den Top 5 der am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder befindet. Im Land versorgen 50 unterschiedliche Unternehmen, sogenannte EPS (Empresas Prestadoras de Servicio Reguladas), rund 15,6 Mio. Einwohner mit Trinkwasser. Der Rest wird von Lokalregierungen oder Kommunen abgedeckt. Laut der Wasserorganisation Proagua verfügen 24% der Bevölkerung über keinen Trinkwasseranschluss in angemessener Qualität.


Gerade die Infrastruktur im Wasser- und Abwasserbereich weist in Peru noch große Defizite auf. Landesweit beträgt die Abdeckung mit Trinkwasserversorgung nur 85,6%, die Abdeckung mit Abwasserentsorgung sogar nur 77,2%. Um die Defizite zu beheben, werden Investitionen von mehr als 4 Mrd. US$ benötigt. Erste wichtige Projekte sind im Bau beziehungsweise haben im Lauf des Jahres 2014 den Betrieb aufgenommen. Landesweit wurden bis Ende 2013 nur 29% des Abwasservolumens aufbereitet oder gereinigt. Laut Proagua waren bis dahin 44% der Bevölkerung nicht an die Kanalisation angeschlossen und 78% der Abwässer wurden ungeklärt direkt in Flüsse oder ins Meer geleitet. Das Abwassersystem im Stadtgebiet von Lima bestand noch bis Anfang 2014 aus 8.000 km Abwasserleitungen, die 18.000 l Abwasser pro Sekunde aufnehmen und durch acht Sammelleitungen direkt in den Pazifik leiteten.

Da über die Flüsse Rimac und Lurín aber nach wie vor Abwässer in den Pazifik eingeleitet werden, muss auch außerhalb Limas Infrastruktur in der Abwasseraufbereitung aufgebaut werden. Nur so können Gesundheitsgefährdungen an einigen Stränden der Küste vor Lima und benachbarten Gebieten sowie negative Auswirkungen auf wichtige Wirtschaftszweige wie Fischerei, Landwirtschaft und Tourismus reduzieret werden. Auch für die Trinkwasserversorgung der Küste ist es wichtig, die Flüsse schon im Landesinneren sauber zu halten.

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Hier setzen die beiden Projekte Taboada und La Chira an. Die Kläranlage Taboada ist im Norden Limas gelegen und ging im Januar 2014 in Betrieb. Sie bereitet 75% der Abwässer der Metropolregion Lima auf und erforderte Investitionen von circa 180 Mio. US$. Im Februar 2015 geht die Kläranlage La Chira im Süden Limas (Investitionssumme: 194 Mio. US$) in Betrieb und wird die restlichen 25% der Abwässer der Hauptstadt aufbereiten. Da die Anlagen zunächst mit vergleichsweise einfacher Technik ausgestattet sind, werden mittel- und langfristig technische Aufrüstungen erwartet.

Autor: Jan Patrick Häntsche, Lima (AHK Peru)

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CHILE: STABILITÄTSANKER GANZ IM SÜDEN

CHILE: STABILITÄTSANKER GANZ IM SÜDEN Die deutschen Investitionen in Chile sind in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen: Mit einem Gesamtbetrag von mehr als 2 Mrd. US$ hat Chile Argentinien überholt und liegt nun auf Platz 3 in Lateinamerika. Eine generelle nationale Förderung für ausländische Investitionen in Form von Subventionen oder Steuerbefreiungen gibt es in Chile aufgrund der liberalen Wirtschaftsordnung noch nicht. Der Staat unterstützt jedoch Investitionen in spezifischen Wirtschaftsbereichen sowie in Forschung und Entwicklung. Chile ist mit einer Länge von rund 4.300 km und einer durchschnittlichen Breite von nur etwa 180 km eines der geografisch ungewöhnlichsten Länder der Welt: Legte man Chile auf die Europakarte, würde es von Grönland bis nach Marokko reichen. Außer seiner exzentrischen Geografie hat das Land zwischen Anden und Pazifik aber noch vieles mehr zu bieten.

Seit dem 1.2.03 ist das Assoziierungsabkommen zwischen Chile und der EU in Kraft, von dem ein enormer Impuls für den Außenhandel sowie für die europäischen Direktinvestitionen in Chile ausgegangen ist. Deutschland ist nach wie vor wichtigster Handelspartner Chiles innerhalb der EU. Deutsche Unternehmen im Land Gut 12.300 km trennen Chile und Deutschland, und doch haben beide Länder langjährige und enge Beziehungen zueinander. In den vergangenen mehr als 150 Jahren fanden viele Deutsche aus völlig unterschiedlichen Gründen in Chile eine neue Heimat. Die 1916 gegründete AHK Chile hat im Laufe der Zeit einen stetig wachsenden Handelsaustausch registriert.

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Für deutsche Unternehmen sind die günstigen Rahmenbedingungen von Interesse: politische Stabilität, verlässliche Wirtschaftspolitik und Gesetzgebung, eine niedrige Korruptionsrate, moderne Infrastruktur und nicht zuletzt die fast alle Weltmärkte erfassenden Freihandelsabkommen. Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks und seiner Markttransparenz ist Chile für viele ausländische Firmen ein beliebter Testmarkt für Lateinamerika. Es gilt: Wer hier Erfolg hat, wird auch in den anderen Ländern des Kontinents erfolgreich sein. Doch Deutschland ist nicht nur wichtigster Handelspartner innerhalb der EU, sondern gilt auch als Vorbild für Innovation, Umweltschutz und erneuerbare Energien. Besonders im Bereich der Solar- und Windenergie gibt es eine wachsende Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Heute sind zahlreiche große deutsche Firmen mit einer Tochtergesellschaft oder auch über Vertretungen in Chile aktiv. Siemens, ThyssenKrupp und FAM spielen beispielsweise seit vielen Jahren eine wesentliche Rolle im Zulieferbereich für den Bergbau und die Weiterverarbeitung von Rohstoffen. Unternehmen, die in den letzten Jahren ihre Investitionen erhöht haben sind unter anderem Hochtief und Züblin im Bereich Bau und Infrastruktur, Südzucker/Orafti in der Agrarindustrie, Ferrostaal und Linde bei Industrieanlagen sowie Rockwood


Lithium, Henkel und BASF im Bereich der chemischen Industrie. In der Pharmazie verstärkte Grünenthal sein Engagement, zudem sind DHL und Hapag Lloyd im Logistikbereich tätig. Im Januar 2014 eröffnete der Salzproduzent K+S ein Mahl- und Siebwerk in der Atacama-Wüste (Nordchile). Dabei handelt es sich um die größte deutsche Investition im für Chile überaus bedeutenden Bergbausektor. Außerdem gibt es große deutsche Player auf dem Immobilienmarkt, so zum Beispiel DIFA (Deutsche ImmobilienFonds AG, heute Union Investment Real Estate), der Fonds Deka Immobilien der DekaBank Group und GLL Real Estate Partners. Diese Beispiele werden durch Dutzende von mittelständischen deutschen Unternehmen ergänzt, die in nahezu allen Branchen in Chile tätig sind und erheblich zur Wertschöpfung und zu hohen Qualitätsstandards, Innovationen und Technologieeinsatz im Land beitragen. Fachkräfte: Dringend gesucht, besonders im Bergbau Chile gehört heute zu den erfolgreichsten Wirtschaftsnationen Lateinamerikas. Treibende Kraft der chilenischen Wirtschaft ist der Bergbausektor, der gleichzeitig vor großen Herausforderungen in Bezug auf den nachhaltigen Umgang mit Energie und Wasser steht. Daher steigt der Bedarf an entsprechenden Technologien und Fachkräften: Bis zu 200.000 Spezialisten werden in diesem Bereich in den kommenden Jahren benötigt. Aber auch in anderen Wachstumsbranchen wie in der Bauund Elektroindustrie, der Umwelt- und Medizintechnik sowie im Agrarsektor herrscht ein eklatanter Mangel an gut ausgebildeten Fachleuten. Chile leidet noch immer unter strukturellen Problemen im Bildungssystem. Derzeit wenden landesweit 229 technische Schulen duale Ausbildungselemente an, meist in den letzten beiden Jahren der Sekundarstufe. Die Auslegung des dualen Konzepts legt jedoch noch einen sehr starken Fokus auf den Lernort Schule. Die Vernetzung und Kooperation mit ausbildenden Unternehmen ist tendenziell mangelhaft. Im chilenischen Bildungssystem gibt es nicht nur eine starke Fixierung der jungen Menschen auf eine universitäre Ausbildung, auch liegen über 40% der Institutionen der höheren Bil-

dung im Einzugsgebiet der Hauptstadt Santiago (Región Metropolitana). Da die verschiedenen Elemente des Berufsbildungssystems in Chile nur schwach miteinander verbunden sind, entspricht der Bildungsstand von Absolventen nicht in ausreichendem Maße den Bedürfnissen der Wirtschaft. Dadurch sind sowohl die Nachfrage nach als auch das Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen hoch. Es fehlt jedoch an Qualifizierungsangeboten, die praxisnah arbeitsmarkt- und nachfrageorientiert ausbilden. Die Verfügbarkeit von gut ausgebildetem Fachpersonal ist auch Grundlage für weitere Investitionen ausländischer Akteure. Die chilenische Regierung ist sich ihrer Aufgabe bewusst und arbeitet unter Hochdruck an Reformen im Aus- und Weiterbildungssystem. Dabei sucht sie übertragbare Elemente von Erfolgsmodellen aus dem Ausland. Neben Australien, Kanada und Neuseeland ist auch Deutschland als Modell und Partner im Blickfeld der Regierung. Deutschland wird in Chile mit Fortschritt, Hochtechnologie und Qualität verbunden, was für Bildungsangebote „Made in Germany“ einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Eine große Herausforderung besteht jedoch darin, die Dienstleistungen den chilenischen Marktbedingungen anzupassen - bezüglich der Inhalte, der Kosten und der Dauer. Für den Export deutscher beruflicher Aus- und Weiterbildung sind trotz des hart umkämpften und weitgehend privatisierten Bildungsmarkts sehr gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteintritt gegeben. Die AHK Chile arbeitet in verschiedenen Projekten daran, Qualitätselemente aus dem deutschen dualen Berufsbildungssystem an die chilenische Realität anzupassen und gemeinsam mit lokalen Akteuren vor Ort umzusetzen. Seit 2006 betreibt sie ein eigenes Zentrum für berufliche Weiterbildung. Das Centro de Excelencia y Capacitación (CEC) setzt seinen Schwerpunkt auf den Wissenstransfer aus Deutschland, vor allem in den Bereichen Umwelttechnologie, Ressourceneffizienz und Qualitätsmanagement. Im Jahr 2013 fanden 67 Kurse mit 1.700 Teilnehmern statt. Zudem bietet die AHK Chile eine Weiterbildung zum Innovation Manager an, der Teilnehmende befähigt, Innovationsprozesse in ihren Unternehmen anzustoßen

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CHILE: STABILITÄTSANKER GANZ IM SÜDEN

und umzusetzen. Außerdem kann an der AHK Chile die international anerkannte Qualifikation des European Energy Manager (EUREM) erworben werden. Chile als Logistikstandort Die Weiterentwicklung des Transport- und Logistikwesens, das heute schon auf einem international hohen Niveau liegt und über viele internationale Anbieter verfügt, spielt eine wichtige Rolle, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Chiles zu steigern. Die Anbindung an die großen Absatzmärkte hat in der Wirtschaftspolitik eine hohe Priorität. Deshalb baut die Regierung mit Unterstützung privater Konzessionäre Straßen, Häfen und Flughäfen weiter aus. Zudem besteht insbesondere außerhalb der Hauptstadtregion ein beträchtlicher Aufholbedarf beim Bau von Lagerhallen und Distributionszentren. Die Betreiber von Häfen und Flughäfen sowie die Planer des öffentlichen Straßennetzes haben aus diesem Grund weitreichende Investitionspläne - unabhängig der kurzfristigen Konjunkturlage. Dies ist schon deshalb erforderlich, weil Bergbaukonzerne und Agroindustrie beträchtliche Produktionssteigerungen anstreben. Der steigende Verbrauch von Industrie und Privathaushalten ist darüber hinaus auf eine gut ausgebaute Hafeninfrastruktur für den Import angewiesen. In den vergangenen Jahren hat sich die Bedeutung der Transportarten kaum verschoben. Innerhalb Chiles spielt der Lkw-Verkehr eine zentrale Rolle, im Auslandsgeschäft ist aufgrund der geografischen Lage der Schiffsverkehr vorherrschend. Die Straße ist innerhalb Chiles mit Abstand der wichtigste und häufig der einzige Transportweg. Die Regierung treibt den Ausbau des Netzes für den Fernverkehr und der Stadtautobahnen durch Konzessionen an private Betreiber voran. Konzessionierte Straßen sind mautpflichtig. Bis 2016 sind laut dem Bauverband Cámara Chilena de la Construcción schätzungsweise 8,5 Mrd. US$ nötig, um neue Verkehrswege zu errichten, das Straßennetz instand zu halten und den Busverkehr auszubauen. Im Überlandverkehr müssen gemäß dem Ministerium für Öffentliche Arbeiten bis 2025 nahezu 9.000 km an zusätzlichen Straßen geschaffen oder modernisiert werden. Dies verlangt weitere Investitionen in Höhe von circa 13 Mrd. US$.

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Die für den Außenhandel relevanten Häfen sind teils in staatlichem, teils in privatem Besitz. Der chilenische Staat ist über die Behörde Sistema de Empresas Públicas Eigentümer von zehn Häfen, die jedoch von privaten Betreibern auf Konzessionsbasis verwaltet werden. Der Druck auf die Be- und Entladekapazitäten in den chilenischen Häfen wird sich in den kommenden Jahren erhöhen. Im Bergbau wollen die Kupferbergwerke ihre Kapazitäten steigern, auch die Obst-, Gemüse-, Fleisch- und Weinproduzenten sind auf Expansionskurs. Der Ausbau der grenzübergreifenden Straßen, etwa nach Argentinien, dürfte ebenfalls für zusätzliche Fracht an der Pazifikküste sorgen. Drehscheibe für die Luftfahrt sowohl im Passagier- als auch im Güterverkehr ist Santiago. Beim Betrieb aller wichtigen Flughäfen sind private Investoren als Konzessionäre beteiligt. In den kommenden Jahren sollen die Kapazitäten sowohl im Passagier- als auch im Frachtverkehr deutlich erhöht werden. Das Outsourcing der Lagerhaltung durch zahlreiche Unternehmen hat zu einem enormen Aufschwung in der Logistikbranche geführt. Für Santiago und Umgebung rechnen Experten mittelfristig mit einem Anstieg der Lagerfläche um durchschnittlich 300.000 qm pro Jahr. Das Geschäft der Logistikzentren konzentriert sich noch vornehmlich auf die Hauptstadtregion, jedoch sind die Zuwachsraten mittlerweile auch in anderen Landesteilen erheblich. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz Das Streben nach nachhaltiger Entwicklung und internationaler Wettbewerbsfähigkeit in Chile erhöht die Nachfrage nach innovativem Know how und Technologien für eine effizientere Nutzung der Ressourcen. Das Thema Energiemanagement und energieeffiziente Technologien für die Produktion im Bergbau, in der Land-, Fisch- und Holzwirtschaft sowie im Bausektor stehen dabei im Mittelpunkt. Das dynamische Wachstum der chilenischen Wirtschaft ist mit einer noch rasanter ansteigenden Energienachfrage verbunden. Bis 2020 ist mit einer Verdopplung des Energiebedarfs im Vergleich zu 2010 zu rechnen. Es wird ein Ausbau der Kraftwerksleistung von gegenwärtig rund 17.000 auf 25.000 MW nötig sein. Die chilenische Energiematrix ist mit einem Anteil fossiler Primärener-


gien von über 60% und von etwa 35% der Großwasserkraft wenig diversifiziert. Über 90% der fossilen Rohstoffe zur Energiegewinnung werden importiert. Dies hat in der Vergangenheit bei Lieferrückgängen zu Preiserhöhungen und zu Spannungen mit dem benachbarten Gaslieferanten Argentinien geführt. Ebenso haben ausbleibende Regenfälle in den vergangenen Jahren gezeigt, wie anfällig die chilenische Energiematrix gegenüber Wetterschwankungen ist. Die internationale Energieabhängigkeit Chiles zu reduzieren ist daher ein wichtiges Thema der politischen Agenda. Die andauernde Diskussion über die Sicherheit und Nachhaltigkeit des chilenischen Energiesektors haben zu einer neuen energiepolitischen Weichenstellung geführt, in der Energieeffizienz und erneuerbare Energien eine deutlich größere Rolle spielen.

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Im Mai 2014 hat die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet die Energieagenda der Regierung vorgestellt. Im Vorfeld wurden intensive Gespräche mit privaten, staatlichen, akademischen und zivilen Interessenvertretungen und Akteuren des Sektors geführt. Die Agenda soll die Grundlage für die Verabschiedung einer langfristigen und verbindlichen Energiepolitik im Jahr 2015 bilden. Sie stellt eine Reihe von Zielen auf, um eine umweltverträg-

liche, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten. Zur Umsetzung sind sieben Maßnahmenbündel vorgesehen. Zu den zentralen Elementen zählt eine aktivere Rolle des Staates bei der langfristigen und strategischen Planung des Energiesektors. Weiterhin soll der Wettbewerb auf dem Strommarkt gefördert werden und die Entwicklung von eigenen Energieressourcen, insbesondere erneuerbaren Quellen, vorangetrieben werden. Weitere wichtige Aspekte betreffen den Ausbau der Netzinfrastruktur und die Steigerung der Energieeffizienz. Schließlich werden die zentralen Anliegen des Ministeriums bezüglich der Bürgerbeteiligung und der Territorialplanung beschrieben. Deutsche Technologien im Energiebereich gelten in Chile als markt- und innovationsführend. Deutsche Produkte werden als überdurchschnittlich energieeffizient wahrgenommen. Dies schafft für hiesige Unternehmen vielseitige Markt- und Absatzpotenziale, vor allem in den Bereichen effiziente Anlagentechnik, Kraft-WärmeKopplung, Verfahren zur Wärmerückgewinnung, Materialrecycling und Wiederverwendung. Der steigende Energiebedarf und das große Potenzial des Landes vor allem bei der Sonnen- und Windenergie haben dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche deutsche Unternehmen aktiv geworden sind. Allein 2013 hat die AHK Chile zehn deutsche Firmen aus der Solarbranche bei ihrem Markteintritt unterstützt. Von den 640 Mitgliedsfirmen der Kammer sind zwei Dutzend im Solar- und Windenergiebereich aktiv. Im Mittelpunkt der Anstrengungen der AHK steht die Unterstützung neuer Initiativen bis hin zu Forschungsprojekten zur Entwicklung von landesangepassten Technologien gemeinsam mit lokalen Partnern. Ein besonderer Impuls wird von der Einrichtung einer Filiale des Fraunhofer Instituts ISE unter dem Schirm der bereits seit vier Jahren erfolgreich agierenden Stiftung Fraunhofer Chile Research erwartet.

Autorinnen: Cornelia Sonnenberg und Karla Berndt, Santiago de Chile (AHK Chile)

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RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR INVESTITIONEN

Der Rechtsbereich von Germany Trade & Invest informiert deutsche Unternehmen, die im Ausland geschäftlich aktiv sind oder werden wollen, über das dort anwendbare Recht. Das Themenspektrum ist weit gefasst und reicht von A, wie Allgemeine Geschäftsbedingungen, bis Z, wie Zivilprozessordnung. Nachstehend finden Sie eine kleine Auswahl aus der Rechtsberichterstattung über ausgewählte Länder der Pazifik-Allianz. Mexiko: Verfahren zur Gründung von Niederlassungen ausländischer Unternehmen vereinfacht Am 14.5.14 ist in Mexiko eine Resolution in Kraft getreten, die die Gründungsmodalitäten für Niederlassungen ausländischer Unternehmen vereinfacht. Ausländische Unternehmen (juristische Personen), die in Übereinstimmung mit den Gesetzen der WTO-Mitgliedsstaaten gegründet wurden, können nun Niederlassungen in Mexiko gründen, ohne dass eine Genehmigung des Wirtschaftsministeriums im Sinne des Art. 17 des mexikanischen Auslandsinvestitionsgesetzes erforderlich ist. Bei dem vereinfachten Verfahren ist lediglich die Einreichung eines Schreibens durch den gesetzlichen Vertreter oder Bevollmächtigten bei der Nationalen Kommission für ausländische Investitionen erforderlich, in dem eidesstattlich erklärt wird, dass: n n n

der Gesellschaftsvertrag und andere Gründungsdokumente nicht gegen die öffentliche Ordnung in Mexiko verstoßen; die Gesellschaft in Übereinstimmung mit dem nationalem Recht des Herkunftslandes gegründet oder inkorporiert wurde, und bei Eröffnung einer Niederlassung die Adresse der geplanten Niederlassung angegeben wird.

Des Weiteren sind die in Mexiko geplanten wirtschaftlichen Tätigkeiten zu nennen, wobei die Bestimmungen des Auslandsinvestitionsgesetzes, insbesondere die Beschränkungen für Tätigkeiten ausländischer Investoren, einzuhalten sind. Nach Einreichung des Schreibens bei der Nationalen Kommission für ausländische Investitionen ist die Niederlassung im mexikanischen Handelsregister einzutra-

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RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR INVESTITIONEN

gen. Für die Eintragung in das Handelsregister ist die Einreichung des mit dem Eingangsstempel der Nationalen Kommission versehenen und registrierten Schreibens ausreichend. Kolumbien: Freizonen bieten attraktive Anreize für Investitionen Die kolumbianischen Freizonenbestimmungen (Régimen de Zonas Francas) zur Förderung von Investitionen sind aufgrund ihrer Steuer- und Zollanreize bei Unternehmen sehr beliebt. In den Freizonen beträgt der Körperschaftsteuersatz lediglich 15% und ist damit im Vergleich zu dem regulären Steuersatz in Höhe von 33% deutlich geringer. Hinzu kommt eine Mehrwertsteuerbefreiung für aus dem Inland bezogene Güter und eine Zollfreistellung auf Güter aus dem Ausland, die für eine Warenanfertigung innerhalb der Freizone bestimmt sind. Freizonen können aus mehreren Unternehmen (Zonas Francas Permanentes) oder auch aus nur einem Unternehmen bestehen (Zonas Francas Permanentes Especiales). Um den deutlich geringeren Körperschaftsteuersatz innerhalb der Zonen zu nutzen, nehmen Unternehmen Auflagen zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Investitionen gerne in Kauf. Peru: Reform zur Förderung von Investitionen verabschiedet Das peruanische Parlament hat am 3.7.14 ein umfassendes Gesetzespaket zur Förderung und Dynamisierung von Investitionen verabschiedet (Ley que establece Medidas Tributarias, Simplificación de Procedimientos y Permisos para la Promoción y Dinamización de la Inversión en el País - Ley No. 30230). Das neue Gesetz sieht


unter anderem eine Reihe steuerlicher Maßnahmen sowie die Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsverfahren vor. Steuerliche und administrative Maßnahmen zur Förderung von Investitionen: Im Bereich Bergbau können unter bestimmten Voraussetzungen Verträge über die Steuerstabilität von Investitionen geschlossen werden. Dabei werden drei Arten von Verträgen mit unterschiedlicher Schutzdauer (zwischen 10 und 15 Jahren), abhängig vom Investitionsvolumen (ab 20 Mio. US$) und Förderkapazität (ab 5.000 t/Tag), unterschieden. Auch nachträglich getätigte Investitionen (actividades adicionales) können dann in den Genuss der Steuerstabilität kommen, wenn sie unter anderem von der im Vertrag genannten Konzession gedeckt sind und zuvor vom Ministerium für Bergbau und Energie genehmigt wurden (Art. 5f. Gesetz Nr. 30230, Art. 79ff. Allgemeines Bergbaugesetz). Gründung eines Fonds in Höhe von bis zu 600 Mio. neuen Soles (S/.) für sogenannte MIPYME (Micro, Pequeña y Mediana Empresa). Durch den Fonds soll ein Betrag von bis zu 500 Mio. S/. für die Bereitstellung von Garantien oder Bürgschaften zur Verfügung gestellt werden. Eine Summe von 100 Mio. S/. soll in die Förderung der produktiven Entwicklung von Mikro-, Klein- und mittleren Unternehmen fließen (Art. 30 Gesetz Nr. 30230). Werden bestimmte Voraussetzungen, Fristen oder Regelungen zur Untätigkeit der Verwaltung in Verwaltungsverfahren per Gesetz, per Dekret oder durch sonstige Normen geändert, so sind Behörden dazu verpflichtet, innerhalb einer Frist von 30 Werktagen ab Veröffentlichung der einschlägigen gesetzlichen Regelung die entsprechenden behördlichen „Regeln für Verwaltungsverfahren“ (Textos Únicos de Procedimientos Administrativos, TUPA) zu erlassen beziehungsweise zu ändern. Bei mehr als 100 Verfahrensänderungen gilt eine Frist von 45 Werktagen. Hat eine Behörde ihre TUPA nicht in der vorgegeben Frist angepasst, so sind die neuen Regelungen trotzdem anzuwenden (Art. 16 Gesetz Nr. 30230, Art. 38 Allgemeines Verwaltungsverfahrensgesetz).

Private Investitionen in der Immobilienbranche werden erleichtert. So werden zum Beispiel Umweltverträglichkeitsstudien für den Bau von Wohnungen, Büros und Einkaufszentren nicht mehr benötigt (Art. 59 Gesetz Nr. 30230, Art. 25 Gesetz über die Regulierung städtischer Kleingärten und Gebäude). Zudem wurde das Rahmengesetz für Betriebsgenehmigungen geändert. Ein Unternehmen kann eine Betriebszulassung schon dann erhalten, wenn es noch kein Zertifikat einer sicherheitstechnischen Untersuchung hat. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Untersuchungsbericht positiv war und die zuständige Stelle das Zertifikat nicht innerhalb von drei Werktagen ausgestellt hat (Art. 62 Gesetz Nr. 30230, Art. 2ff. Rahmengesetz für Betriebsgenehmigungen). Maßnahmen zur Investitionsförderung im Bereich Umwelt: Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Umweltevaluierungsund Aufsichtsbehörde (Organismo de Evaluación y Ambiental Fiscalización - OEFA) wird für einen Zeitraum von drei Jahren auf die Prävention und Behebung von umweltschädlichen Verhalten gelegt. Während dieses Zeitraums sollen die zu verhängenden Bußgelder lediglich 50% des eigentlichen Bußgeldes betragen. Ausnahmen bestehen allerdings für zum Beispiel schwerwiegende Umweltverstöße, die gesundheitsschädigende Auswirkungen haben (Art. 19 Gesetz Nr. 30230). Jegliche verbindliche oder unverbindliche Expertenmeinungen von anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen sind innerhalb einer Frist von 45 Tagen einzureichen. Dadurch sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt werden (Art. 21 Gesetz Nr. 30230). Das neue Gesetz wurde am 12.7.14 im Amtsblatt „El Peruano“ veröffentlicht, die neuen Regelungen sind einen Tag nach Veröffentlichung in Kraft getreten. Ansprechpartnerin bei Germany Trade & Invest ist Corinna Päffgen, Tel.: 0228/24993-353, E-Mail: corinna. paeffgen@gtai.de, Internet: www.gtai.de/recht.

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PLÄNE FÜR FREIHANDELSZONE UND ENGE BEZIEHUNGEN ZUR EU

PLÄNE FÜR FREIHANDELSZONE UND ENGE BEZIEHUNGEN ZUR EU

Chile, Kolumbien, Peru und Mexiko gelten als besonders dynamische, marktwirtschaftlich orientierte Volkswirtschaften, die auch gegenüber weiteren Handelsallianzen eine offene Politik betreiben. Neben dem Dialog mit den Beitrittsinteressenten Costa Rica und Panama und zahlreichen Staaten mit Beobachterstatus ist jedes der Länder bereits durch ein Freihandelsabkommen eng mit den USA und vor allem mit der Europäischen Union (EU) verbunden. Freihandelsabkommen zwischen EU, Peru und Kolumbien Das jüngste Freihandelsabkommen zwischen der EU, Peru und Kolumbien wurde im Juni 2012 unterzeichnet. Die Ratifizierung steht in einigen Fällen noch aus. Die handelspolitisch relevanten Teile sind jedoch schon vorab anwendbar. Das Abkommen wird zwischen Peru und der EU seit dem 1.3.13 und zwischen der EU und Kolumbien seit dem 1.8.13 vorläufig angewendet. Es konzentriert sich inhaltlich auf den Abbau der Hemmnisse und Beschränkungen im Handel mit Waren. Daneben stehen Regelungen zu Dienstleistungen, Niederlassung, E-Commerce, Kapitalverkehr, öffentlichem Beschaffungswesen, geistigem Eigentum und Wettbewerb im Vordergrund. In Peru waren zahlreiche Waren bereits vor der vorläufigen Anwendung des Abkommens zollfrei, beispielsweise einige chemische Produkte, Halbzeug aus Eisen oder Stahl und zahlreiche Produkte aus dem Maschinen- und Anlagenbereich. Darüber hinaus schaffte das Land für weitere Waren die Einfuhrzölle zum 1.3.13 ab, zum Bei-

28 Die Pazifik-Allianz

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Die Staatschefs der 2012 mit dem Ziel einer intensiven Integration ins Leben gerufenen Pazifik-Allianz zwischen Chile, Kolumbien, Peru und Mexiko wollen die Zusammenarbeit künftig noch vertiefen. Im Februar 2014 unterzeichneten sie in der kolumbianischen Stadt Cartagena de Indias eine Erklärung, mit der sie sich die Errichtung einer umfassenden Freihandelszone zum Ziel gesetzt haben. Geplant ist ein Abbau von 92% aller Zölle sofort nach Inkrafttreten der Erklärung. Im landwirtschaftlichen Bereich sind längere Abbaufristen vorgesehen. spiel für einige Kraftpapiere, Seidengarne, Wolle, und Objektive für Fotoapparate. Auch Kolumbien hat für eine Vielzahl gewerblicher und landwirtschaftlicher Waren mit Ursprung in der EU die Einfuhrzölle am 1.8.13 auf null gesenkt, beispielsweise für lebende Tiere, Fische, Graphit, Kreide, Gewebe aus Baumwolle und elektrotechnische Teile. In Einzelfällen sind in beiden Ländern langfristigere Abbauregelungen über zehn Jahre oder Quotierungen vorgesehen, so in Kolumbien zum Beispiel bei Lammfleisch, Wodka, Pilzen und Seifen. Die EUKommission geht davon aus, dass insbesondere wichtige EU-Exportindustrien wie die Automobil-, Chemieund Kunststoffindustrie von dem Abkommen profitieren. Assoziierungsabkommen zwischen Chile und EU Zwischen Chile und der EU besteht ein Assoziierungsabkommen, das am 1.3.05 in Kraft getreten ist. Einige Bestimmungen des Abkommens, darunter der handelspolitisch relevante Teil, wurden bereits seit dem 1.2.03 vorläufig angewendet. Dazu zählen auch die Bestimmungen zum Zollabbau. Das Abkommen enthält neben einem besonders umfassenden Handelsteil weiterreichende Regelungen insbesondere in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Finanzen, Wissenschaft, Technologie, Kultur und Zusammenarbeit und kann im Einvernehmen der Vertragsparteien auf weitere Bereiche ausgedehnt werden. Für sämtliche gewerblichen Waren mit Ursprung in der EU gilt Zollfreiheit bei einer Einfuhr in Chile. Einige landwirtschaftliche Produkte mit Ursprung in der EU werden im Rahmen von Zollkontingenten liberalisiert, die im sogenannten Windhundverfahren verwaltet werden.


Freihandelsabkommen zwischen EU und Mexiko Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mexiko, dem bereits ein Interimsabkommen über Handel und handelsbezogene Fragen vorausgegangen war, war das erste Freihandelsabkommen, dass die EU mit einem lateinamerikanischen Land geschlossen hat. Neben einem handelspolitischen Teil beinhaltet das Abkommen auch Regelungen zum öffentlichen Beschaffungswesen, dem Schutz von Urheberrechten und Investitionen. Das Abkommen ist am 1.7.2000 in Kraft getreten. Seit dem 1.1.07 werden für Industriewaren mit Ursprung in der EU in Mexiko keine Einfuhrzölle mehr erhoben. Im landwirtschaftlichen Bereich hat der Zollabbau in einigen Fällen erst zeitversetzt nach Inkrafttreten des Abkommens begonnen. Es werden in diesem Bereich auch aktuell noch vereinzelt Einfuhrzölle bei Waren mit Ursprung in der EU erhoben, im Falle von Kaugummi der Unterpositionen 1704 10 01 des mexikanischen Zollta-

rifs beispielsweise ein Mischzoll von 16% + 0,39586 US$/ kg. Voraussetzung für eine Zollpräferenz ist der direkte Transport von präferenzberechtigten Waren von der EU nach Mexiko. Die Ursprungseigenschaft der Waren müssen Importeure jeweils mit einer Warenverkehrsbescheinigung EUR.1 oder einer Ursprungserklärung auf der Handelsrechnung nachweisen. Für die Angaben in den Warenverkehrsbescheinigungen gelten im Warenverkehr mit Mexiko einige von den Regelungen anderer Freihandelsabkommen abweichende Vorgaben.

Ansprechpartnerin bei Germany Trade & Invest ist Susanne Scholl, Tel.: 0228/24933-348, E-Mail: susanne.scholl@gtai.de, Internet: www.gtai.de/zoll

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INFRASTRUKTUR – MEXIKO

MEXIKO TREIBT AUSBAU VON HÄFEN UND PERSONENZUGVERKEHR VORAN

Der Tiefbau hat nach dem Regierungswechsel im Dezember 2012 eine lange Durststrecke durchlaufen. Mit dem obersten Staatsamt wechselte 2012 auch die Regierungspartei. Daher verzögerten personelle und programmatische Veränderungen die Projekte trotz eines ambitionierten Infrastrukturplans im Juli 2013 und einer erweiterten Version im April 2014 (Programa de Inversiones en Infraestructura de Transporte y Comunicaciones 2014 - 2018, www.pni.gob.mx). Erst 2014 gibt es erste Anzeichen für eine Erholung. Die Bauleistung im Tiefbau sank nach Angaben des Statistikamts INEGI im 1. Halbjahr 2014 um 2,9% nach einem Minus von 4,3% im Gesamtjahr 2013. Der Bau von Transportinfrastruktur wies nach einem kräftigen Einbruch 2013 von 7,8% im 1. Halbjahr 2014 ein leichtes Plus von 0,5% auf. Der Bauverband CMIC (Cámara Mexicana de la Industria de la Construcción) erwartet, dass viele bereits ausgeschriebene öffentliche Projekte noch im 2. Halbjahr 2014 die Bauaktivität anheizen werden. Gekoppelt mit einer Erholung im Wohnungsbau könnte der gesamte Bausektor ein Plus von 2,0% im Jahr 2014 und von 5,5% im Jahr 2015 erreichen. Zahlreiche Projekte heizen Bauaktivität an Die Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto hat in ihrem Infrastrukturplan gegenüber der vorangegangenen Regierungsperiode die Investitionsmittel erhöht und erstmalig auch Bereiche wie Gesundheit, Wohnungsbau und Tourismus aufgenommen. Ohne Wohnungsbau (102,5 Mrd. Euro), Gesundheit (4,0 Mrd. Euro), Tourismus

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Der Infrastrukturbau hat nach einem starken Einbruch 2013 im 2. Halbjahr 2014 wieder an Fahrt gewonnen. Zu Großprojekten im Hafenbau und neuen Bahnstrecken für den Personenzugverkehr ist im September als Großprojekt ein neuer Flughafen für Mexiko-Stadt hinzu gekommen. Das Fehlen deutscher Bauunternehmen hemmt deutsche Ingenieursfirmen und Technologielieferanten. Technisch anspruchsvolle Vorhaben übersteigen aber vielfach das Know how lokaler Branchenriesen. (10,0 Mrd. Euro), Wasser (23 Mrd. Euro), Energie/Öl/Gas (214,8 Mrd. Euro) und Telekommunikation (37,1 Mrd. Euro) belaufen sich die Vorhaben staatlicher und privater Hand bis 2018 auf 35,6 Mrd. Euro. Dafür soll der Staat 70% der Finanzmittel bereitstellen und der Privatsektor 25%. Hinzu kommt als Großprojekt ein neuer Flughafen für Mexiko-Stadt, der im September 2014 angekündigt worden ist.

Geplante Infrastrukturinvestitionen in Mexiko (in Mio. Euro) Transportinfrastruktur im Nationalen Infrastrukturprogramm 2014-2018

35.617

Straßenbau und Instandhaltung

21.819

Hafenbau

3.770

Flughäfen

197

Bahnbau und Nahverkehrssysteme Logistikzentren

7.378 249

Andere

4.363

Flughafen Mexiko-Stadt

9.312

Gesamt

44.929

*) Wechselkurs: 1 mex$ = 0,05510 Euro (Monatsdurchschnitt April 2014); Quelle: Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018; Masterplan Flughafen Mexiko-Stadt


Der Straßenbau steht weiter im Vordergrund, aber auch in Häfen, Nahverkehrssysteme für Großstädte und in eine Reihe von Bahnvorhaben für den Personenverkehr wird kräftig investiert. Mautautobahnen nach Norden und einige Grenzübergänge sind unter der vorigen Regierung ausgebaut worden. Engpässe bestehen weiterhin in den Häfen und deren Zubringern - Bahnstrecken und Straßen - sowie generell bei den mautfreien Straßen, die in der Vergangenheit stark vernachlässigt wurden. Geplant sind neue Autobahnen und Umgehungsstraßen, vor allem um die überfüllten Autobahnen im Zentrum des Landes zu entlasten sowie die Verbindungen an der Golfküste sowie im Südosten zu verbessern. Transportministerium will Hafenkapazitäten bis 2018 verdoppeln In der Hafeninfrastruktur wird bis 2018 beinahe eine Verdopplung der Kapazitäten von derzeit 280.000 t pro Jahr auf 500.000 t angestrebt. Die mexikanische Firma Tradeco baut den Wellenschutz für den neuen Hafen in Veracruz, der sich aufgrund von Umweltbedenken über Jahre verzögert hatte. Weitere Ausschreibungen für das Großvorhaben sind im Gange. Von insgesamt etwa 3,3 Mrd. Euro an Projektkosten sollen bis 2018 rund 1,3 Mrd. Euro verbaut werden. Hinzu kommt der Ausbau der Häfen in Tuxpan, Altamira und Mazatlán sowie zusätzliche Containerterminals in Manzanillo und Lázaro Cárdenas durch private Investoren, um mit dem erwarteten Exportwachstum Schritt zu halten. Während der Gütertransport auf der Schiene nur mit wenigen Ausbauprojekten und Umgehungstraßen in Städten bedacht wird, will die Regierung den Personentransport auf der Schiene wiederbeleben. Der Ausbau von Metrosystemen in Guadalajara und Monterrey ist bereits fast vollständig ausgeschrieben und auch vergeben worden. Siemens ist in Monterrey an der Elektrifizierung der Strecke beteiligt. Für neue Zugstrecken von Mexiko-Stadt nach Toluca und Querétaro laufen einige

Ausschreibungen noch. Bis 2018 sollen 56% der Ballungsräume mit mehr als 500.000 Einwohnern über eine Metro, Bussysteme oder Straßenbahn verfügen nach derzeit 22%. Auch wenn viele geplante Nahverkehrsprojekte als exklusive Busspuren umgesetzt werden dürften, eröffnet der Sektor interessante Ausrüstungs- und Consultingmöglichkeiten. Neuer Flughafen für Mexiko-Stadt soll 2020 in Betrieb gehen Das Leuchtturmprojekt der Regierung ist der Bau eines neuen Flughafens für Mexiko-Stadt, obwohl die erste Phase erst 2020 und damit nach Ende der Regierungszeit in Betrieb gehen soll. Im September 2014 wurde unter acht Vorschlägen der Masterplan der Architekturbüros Norman Foster und Fernando Romero ausgewählt (www.aeropuerto.gob.mx). Er sieht in der ersten Phase den Bau von drei Lande- und Startbahnen vor, die gleichzeitig genutzt werden können. Mit einer Kapazität von zunächst 50 Mio. Passagieren im Jahr wird der neue den bestehenden Flughafen ersetzen. Dieser verfügt nur über zwei nicht gleichzeitig nutzbare Landebahnen. In voller Größe soll er zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt mit sechs Start- und Landebahnen eine Jahreskapazität von 120 Mio. Passagieren erreichen. Deutsche Ingenieursfirmen und Technologielieferanten für Infrastrukturprojekte leiden unter der Abwesenheit deutscher Baufirmen in Mexiko. Vielfach ermöglichen diese anderen deutschen Firmen Zugang zu Projekten. Bei anspruchsvolleren Infrastrukturprojekten im Tunnel-, Hafen- oder Bahnbau sind die großen inländischen Baukonzerne aber auf ausländisches Know how angewiesen. Hier bieten sich auch deutschen Firmen gute Geschäftsmöglichkeiten.

Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt (Germany Trade & Invest)

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INFRASTRUKTUR – KOLUMBIEN

KOLUMBIEN INVESTIERT IN NEUE VERKEHRSWEGE

Für deutsche Firmen ist es oftmals teurer, ihre Produkte von Hamburg per Schiff nach Cartagena und von dort aus per Lkw in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá zu transportieren als der direkte Weg per Lufttransport von Deutschland nach Kolumbien. Die Kosten des Transports im Inland sind extrem hoch. “Einen 20-Fuß-Container von Hamburg nach Cartagena zu befördern, ist mit 900 Euro günstiger als der Weitertransport des Containers von Cartagena nach Bogotá, welcher mit 1.600 Euro zu Buche schlägt“, erklärt Bibiana Camargo von der Kolumbienniederlassung des deutschen Logistikunternehmens Schryver. Hinzu kämen noch Kosten für den Begleitschutz des Lkw, der je nach Wert der Ware notwendig sei. 100 Mrd. US$ für Infrastrukturausbau Ursache für die hohen Kosten des Binnentransports in Kolumbien sind vor allem schlecht ausgebaute Autobahnen, hohe Benzinpreise und fehlende Alternativen zum Transport per Lkw. Sieht man von Kohle- und Öllieferungen ab, werden 99% der Güter über die Straße transportiert, obwohl sich diese in einem sehr schlechten Zustand befinden. So liegt Kolumbien im aktuellen Global Competitiveness Report des World Economic Forum bei der Qualität der Straßen auf Rang 130 von 148 Ländern. In Lateinamerika ist nur noch Paraguay schlechter eingestuft (Platz 132), während Chile am besten abschneidet (27). Lange Zeit hatte das Land wichtigere Probleme zu lösen - den Guerillakonflikt und den Kampf gegen die Drogenkartelle. Nun scheint der Moment günstig. Die Sicherheitslage hat sich deutlich verbessert, die Wirtschaft flo-

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In Kolumbien plant die Nationale Infrastrukturagentur ANI nach eigener Auskunft eine neue Ära von Infrastrukturprojekten. Sie vergibt Autobahnkonzessionen, rehabilitiert Zugstrecken, macht den Magdalena-Fluss schiffbar und baut Häfen und Flughäfen aus. Dafür sollen bis 2021 schätzungsweise 100 Mrd. US$ investiert werden. Das Land will dadurch seine rückständige Verkehrsinfrastruktur auf Vordermann bringen, die den Binnentransport bisher sehr teuer macht.

riert und der Staat erzielt hohe Einnahmen durch Erdölexporte und Bergbauabgaben. Diese sollen nun in das umfassendste Infrastrukturprogramm in der Geschichte Kolumbiens fließen. Bis 2021 will die Regierung geschätzte 100 Mrd. US$ in den Ausbau der Autobahnen, Schienennetze, Wasserstraßen, Häfen und Flughäfen stecken. Größtes Autobahnprogramm in der Geschichte des Landes Herzstück der neuen Infrastrukturoffensive ist das Vorhaben “Vierte Generation von Konzessionen - 4G“, das den Bau von 47 Autobahnstrecken mit einer Gesamtlänge von über 8.000 Kilometern umfasst. Mit einem Investitionsvolumen von 25 Mrd. US$ ist es das bisher größte Autobahnprogramm Kolumbiens. Dazu gehören wichtige Verbindungen zwischen den Großstädten Bogotá und Medellín und den Häfen an der Pazifik- und Atlantikküste. Die ersten Strecken wurden Mitte 2014 vergeben, unter anderem an internationale Baufirmen aus Spanien, Portugal, Costa Rica und Israel in Konsortien mit lokalen Unternehmen. Bis Mitte 2015 sollen gemäß der Nationalen Infrastrukturagentur ANI alle Strecken verteilt sein. Die Aufträge umfassen auch zahlreiche Tunnels und Brücken, mit denen die Reisezeiten auf ein Minimum gesenkt werden sollen. Für deutsche Firmen bestehen gute Chancen als Zulieferer von speziellen Baumaterialien, Maschinen oder Verkehrstechnologie. Besonders beim Tunnelbau ist laut Aussage der ANI deutsche Expertise gefragt.


Schienennetz soll wiederbelebt werden Gleichzeitig will ANI den einst blühenden Zugverkehr in Kolumbien wieder zum Leben erwecken. Dazu vergab die Agentur 2013 Aufträge an spanisch-kolumbianische Konsortien zur Rehabilitierung zweier Bahnlinien mit einer Länge von insgesamt 875 km. Diese sollen zukünftig für den Kohle- und Gütertransport zwischen dem Landesinneren und der Atlantikküste genutzt werden. Langfristig sollen neue Zugstrecken errichtet werden, unter anderem die wichtige Tunnelverbindung zwischen dem Magdalena- und dem Cauca-Tal. Die ANI erwartet auch private Initiativen zum Bau von Zugstrecken. Anträge für den Güterverkehr sowie für Schnellbahnlinien im Großraum Bogotá sind bereits genehmigt. Die deutsche Firma Vossloh beteiligt sich am Bau der Schnellbahnlinien. Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses Der Magdalena-Fluss soll zukünftig als Transportweg für Güterschiffe zwischen dem Zentrum des Landes und der Atlantikküste dienen. Bislang wird Kolumbiens längster Fluss kaum für den Gütertransport genutzt, da er aufgrund niedriger Wasserstände nicht vollständig passierbar ist. Das neue Projekt beinhaltet die Schiffbarmachung auf einer Strecke von 908 km zwischen dem Ort Puerto Salgar nahe Bogotá und der Stadt Barranquilla an der Karibikküste. Dafür sind Investitionen von rund 1,1 Mrd. US$ vorgesehen. Im Zuge der Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses wird auch der Hafen in Barranquilla ausgebaut, wo der Fluss in den Atlantik mündet. Die deutsche Reederei Hamburg Süd hat sich

bereits in einem Mitte 2014 neu errichteten Hafenterminal in Barranquilla niedergelassen und will zukünftig Container über den Magdalena-Fluss transportieren. Cartagena, zweitgrößte Stadt an der Karibikküste Kolumbiens, investiert ebenfalls in seinen Hafen. Dort soll die Vertiefung des Zugangskanals und die Vergrößerung der Kaimauer die Abwicklung von großen PostpanamaxSchiffen ermöglichen, die nach Erweiterung des Panamakanals in Cartagena erwartet werden. Schon jetzt ist Cartagena der wichtigste Containerhafen des Landes, mit dem Projekt soll diese Stellung noch ausgebaut werden.

Kontaktanschrift: Agencia Nacional de Infraestructura ANI (Nationale Infrastrukturagentur) Av. Calle 26 No 59-51 Torre 4, Bogotá Internet: www.ani.gov.co Kontaktpersonen: Carlos Lasprilla (Flughäfen und Autobahnen) E-Mail: clasprilla@ani.gov.co Sandra Milena Rueda Ochoa (Zugstrecken und Häfen) E-Mail: srudea@ani.gov.co Tel.: 00571/379 17 20 Ext. 12 12

Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Invest)

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INFRASTRUKTUR – PERU

PERU BAUT STRASSEN, METROLINIEN UND FLUGHÄFEN AUS

überlastet. Deshalb werden Firmen gesucht, die Bahnund Buslinien bauen. Das geplante Metronetz in Lima ist das teuerste Verkehrsprojekt des Landes.

In Perus Hauptstadt Lima sind 9,5 Mio. Einwohner auf überlasteten Straßen unterwegs. Das geplante Metronetz ist das teuerste Verkehrsprojekt des Landes. Der größte Anteil an den Verkehrsinvestitionen soll 2014 jedoch in den Bau von Straßen fließen. Um den Touristenansturm auf die Ruinen von Machu Picchu in der Nähe von Cusco zu bewältigen, bekommt Peru einen zweiten internationalen Flughafen. Auch die Häfen werden weiter ausgebaut.

Metronetz in Lima geplant Im Juli 2014 wurde die erweiterte Linie 1 der Metro Lima eröffnet. Sie schließt an den Abschnitt zwischen dem Zentrum und dem südlichen Stadtviertel Villa El Salvador an. Bisher dauerte der Weg durch das Stadtgebiet mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast drei Stunden. Nun liegt die Zeit bei 55 Minuten.

Um die Infrastrukturdefizite in Peru anzugehen, will die Regierung 10 Mrd. US$ pro Jahr ausgeben, so Wirtschafts- und Finanzminister Luis Miguel Castilla. Verbesserungsfähig ist zum Beispiel das Straßennetz: Nur knapp die Hälfte der 73.000 km sind asphaltiert. Die staatliche Investitionsförderagentur ProInversión geht davon aus, dass 2014 allein 8 Mrd. US$ in Straßenbauprojekte fließen.

Die Machbarkeitsstudie für die dritte Linie von Miraflores nach Comas wurde im Juni 2014 ausgeschrieben. Der Auftragnehmer soll Anfang 2016 bekannt gegeben werden. Danach werden die Planungen für die U-Bahnlinie 4 beginnen. Insgesamt sind sechs Metrolinien vorgesehen.

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Bisher gibt es in der Hauptstadt Lima, in der 9,5 Mio. Einwohner leben, nur eine Metrolinie, die wenige Stationen abfährt. Wie auch in anderen Großstädten Perus nimmt der Verkehr weiter zu und die Straßen sind stark

Der nächste Schritt ist die Metrolinie 2: Bald sollen die Bohrungen starten, um ab Sommer 2015 mit dem Tunnelvortrieb zu beginnen. Die Linie soll ab 2019 genutzt werden. Die Planungen schließen auch eine Abzweigung zum Flughafen ein.

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Auch in der zweitgrößten Stadt Perus, Arequipa, wollen die Lokalpolitiker den Verkehr besser regeln. Während sich die Vorschläge aus der Politik ausschließlich auf Gelenkbusse bezogen, schlugen der Industriekonzern Queiroz Galvão aus Brasilien und der Infrastrukturberater Steer Davies Gleave vor, die Busse nur außerhalb der Innenstadt einzusetzen. Stattdessen soll das Stadtzentrum durch eine Einschienenbahn auf Stelzen - in Peru „Monorriel“ genannt - erschlossen werden, die den Planungen zufolge vom Flughafen im Norden bis in den Süden der Stadt führen wird. Bürgermeister Alfredo Zegarra Tejada geht davon aus, dass ProInversión das Projekt zum Jahresbeginn 2015 ausschreibt, um ab Sommer mit dem Bau zu beginnen. Lima erhält zweiten internationalen Flughafen Ein Beispiel für die vielen Airportprojekte ist der Bau des zweiten internationalen Flughafens in Peru. Außer Lima wird nun auch Cusco nahe der bekannten Ausgrabungsstädte Machu Picchu direkt mit den Großstädten Amerikas verbunden. Ab 2018 soll sich die Kapazität auf 5 Mio. Passagiere pro Jahr erhöhen; nach einem weiteren Ausbau auf 8 Mio. Passagiere. Den Ausschreibungswettbewerb hatte im Frühjahr 2014 ein argentinisch-peruanisches Konsortium gewonnen: Der Flughafenbetreiber Corporación América und die Andino Investment Holding veranschlagen anstelle der bisherigen Kostenschätzungen von 539 Mio. US$ für die erste Phase nur etwa 400 Mio. US$. Damit läge die öffentliche Kofinanzierung mit 265 Mio. US$ weit unter der Höchstgrenze von 469 Mio. US$. Nach dem Bau werden diese Firmen den neuen Flughafen 40 Jahre lang betreiben. Mehr als die Mindestinvestition gibt dagegen das Konsortium Terminal Portuario Paracas aus, das sich im In-

vestorenwettbewerb um den Hafen von Pisco durchgesetzt hatte. Zusätzlich zu den verlangten 102 Mio. US$ plant es 80 Mio. US$ für den Ausbau des internationalen und nationalen Containerschiffsverkehrs ein. Damit werden Anlegestellen, Lagerhallen sowie die Trinkwasser- und Elektrizitätsversorgung modernisiert. Die Betreiber haben außerdem zugesagt, das Hafenbecken weiter auszubaggern, neue Kräne und Lastzüge zu installieren und einen Außenhafen zu bauen. Der stellvertretende peruanische Verkehrsminister, Alejandro Chang, hatte beim Besuch des deutschen Staatssekretärs Rainer Bomba 2013 gesagt, seine Regierung hoffe auch auf die Beteiligung deutscher Firmen. Durch die Konzessionsvergabe ist der Sektor für private Investoren und deren Lieferanten attraktiv.

Kontaktanschrift: Agencia de Promoción de la Inversión Privada (Öffentliche Investitionsförderagentur, ProInversión) Av. Enrique Canaval Moreyra Nr. 150, Piso 9 San Isidro - Lima Ansprechpartner: Jorge Valverde Camán, technischer Berater Tel.: 00511/200-12 00, Durchwahl - 13 84 Fax: -221-29 41 E-Mail: jvalverde@proinversion.gob.pe, Internet: www.proinversion.gob.pe

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

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INFRASTRUKTUR – CHILE

CHILE PUMPT MILLIARDEN IN DIE INFRASTRUKTUR Das chilenische Netz an Häfen, Flughäfen und Autobahnen sowie der öffentliche Personennahverkehr gelten in der Region als vorbildlich. Die Waren des täglichen Gebrauchs werden vor allem über die Straßen transportiert, ebenso das Material für Bergbau, Agrar- und Forstwirtschaft. Unter anderem wegen der Zunahme der Privatfahrzeuge machen sich jedoch Infrastrukturdefizite bemerkbar und der Ruf nach einem verbesserten Verkehrsnetz wird lauter.

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Die chilenische Regierung sieht in ihrem Investitionsplan vom Juli 2014 mehr als 27 Mrd. US$ für Infrastrukturprojekte vor. In den nächsten acht Jahren sollen durchschnittlich 1,7% des BIP in neue Vorhaben fließen. Zusammen mit den laufenden Ausgaben in den Bereichen Wohnungsbau, Gesundheit und Verkehr kommt die Regierung unter Präsidentin Michelle Bachelet auf Ausgaben von 3,5% des BIP. Bisher lag der Anteil bei 2,5%. Reglementierte Sektoren wie Energie sind in dieser Berechnung nicht erfasst. Von den 27 Mrd. US$ sind 18 Mrd. US$ für eine Reihe von regionalen Projekten zwischen 2014 und 2021 bestimmt, darunter große und kleine Stauseen, Flugplätze, Rampen und Lastkähne. Auch die Verbesserung ländlicher Straßen sowie die Hafeninfrastruktur fallen darunter. Den restlichen Teil der Summe machen Konzessionen aus, die zwischen 2014 und 2020 erfolgen werden: die Autobahn nach Puerto Montt, die Strecke La Serena Vallenar, die Route 5 zwischen Caldera und Antofagasta, der Zugang nach Iquique und Verbesserungen an bestehenden Autobahnen. Nur 23% des Straßennetzes von rund 90.000 km sind geteert, während der Durchschnitt unter den OECD-Ländern bei 79% liegt. Die Waren des täglichen Gebrauchs werden vor allem über die Straßen transportiert, ebenso die Güter für Bergbau, Agrar- und Forstwirtschaft. Der Bedarf für eine verbesserte Straßeninfrastruktur hat sich auch mit dem Anstieg der zugelassenen Fahrzeuge in Chile erhöht: 2012 waren knapp 4 Mio. Pkw zugelassen, was einem Plus von 65% im Zeitraum von 2005 bis 2012 entspricht. Obwohl das ausgebaute Netz von Häfen, Flughäfen und Autobahnen sowie der öffentliche Personennahverkehr

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im Vergleich zu anderen Ländern der Region oft als vorbildlich beschrieben wird, wird auch Kritik bezüglich der Infrastruktur laut. Michelle Bachelet erklärte, die Defizite stellten eine Herausforderung für die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit im Land dar. Santiago braucht Lösungen für Stadtverkehr Sie verglich die gesunkenen Ausgaben für öffentliche Arbeiten während der letzten acht Jahre mit der Situation in den frühen 90er Jahren. Damals trat die Regierung dem Infrastrukturdefizit in Höhe von fast 11 Mrd. US$ mit einer Vervierfachung der Investitionen innerhalb von zehn Jahren entgegen. Neue Regelungen zu Konzessionen im Gesetz über die öffentliche Infrastruktur hatten die Privatwirtschaft stärker eingebunden.


In Santiago werden zudem Probleme des städtischen Verkehrs deutlich: Etwa 40% der im Land zugelassenen Kfz (1,5 Mio. Stück) sind auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs. Prognosen zufolge werden es 2020 mehr als 2 Mio. sein. Wegen der zunehmenden Stauanfälligkeit und der Luftverschmutzung konzentriert sich eine Reihe von Verkehrsprojekten auf die Metropolregion und umfasst die Optimierung der öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Stadtautobahnen. Das Ministerium für Öffentliche Arbeiten (MOP) versucht, die Berufspendler durch weitere Fahrbahnen von den Langstreckenfahrern zu trennen. Die Kosten des Projekts liegen bei 500 Mio. US$. Davon sind Arbeiten in Höhe von 50 Mio. US$ bereits ausgeführt, wie Verbindungstunnel und die Erweiterung von Fahrbahnen. Wegen dieser Fortschritte geht der zuständige Minister Alberto Undurraga davon aus, dass das Projekt im Osten der Hauptstadt 2018 abgeschlossen sein wird. Das wäre ein Jahr früher als geplant. MOP vergibt Flughafenkonzession Eine anderes aktuelles Großprojekte ist der Ausbau des Flughafens Arturo Merino Benítez in Santiago. Die Kapazitäten sollen von 17 Mio. auf 30 Mio. Passagiere pro Jahr erweitert werden. Das MOP vergibt die Konzession zum Betrieb des Flughafens für 20 Jahre. Zu den Aufgaben des künftigen Betreibers gehört die Renovierung und Erweiterung des vorhandenen Terminals für Inlandsflüge sowie der Bau eines neuen Passagierterminals für internationale Flüge. Das Portfolio von öffentlichen Ausschreibungen umfasst Flughäfen, Autobahnen, Krankenhäuser und städtische Infrastruktur und liegt bei 7 Mrd. US$. Zwischen 2006 und 2014 gab es 49 Ausschreibungen für Konzessionen im Wert von knapp 10 Mrd. US$. Das Komitee für Ausländische Investitionen (Comité de Inversiones Extranjeras, CIE) zählt die Optimierung des Konzessionssystems, vor

allem im Hinblick auf die Effizienz bei der Bereitstellung von Dienstleistungen, zu den künftigen Schwerpunkten. Zudem nennt das CIE den Ausbaubedarf von Häfen, Sozial- und Freizeitinfrastruktur sowie Wiederaufbauarbeiten in Gebieten, die von Naturkatastrophen betroffen waren.

Kontaktanschriften: Servicio de Evaluación Ambiental (Evaluationsbehörde für Umweltfragen) Miraflores 222, Pisos 7, 19 y 20, Santiago de Chile Tel.: 00562/26 16 40 00, Fax: -400 Internet: www.sea.gob.cl Comité de Inversiones Extranjeras (Komitee für Ausländische Investitionen) Ahumada 11, Piso 12, Santiago de Chile Ansprechpartner: Eduardo Busquets, Vizepräsident E-Mail: info@ciechile.gob.cl Internet: www.ciechile.gob.cl Ministerio de Obras Públicas (Ministerium für Öffentliche Arbeiten) Merced 753, piso 7, Santiago de Chile Tel.: 00562/24 49 30 00 oder -40 00 Ansprechpartner: Germán Moncada, Leiter der Projektabteilung, Tel.: -70 23 E-Mail: german.moncada@mop.gov.cl Internet: www.mop.cl/Paginas/ingles.aspx

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

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INFRASTRUKTUR | PROJEKTLISTE

PROJEKTLISTE Ausgewählte Infrastrukturprojekte

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Mexiko Neuer Flughafen für MexikoStadt (NAICM)

9.312 Masterplan September 2014 vorgestellt

1. Phase bis 2020;

Neuer Hafen in Veracruz

3.300 1. Phase bis 2018 im Bau; ab 2015 Konzessionen für Terminals

Bauvorhaben: Zuschlag an Grupo Tradeco und Caltia Construcciones

Bahnstrecke Mexiko-Stadt nach Querétaro

2.400 Ausschreibung läuft

213 km; SCT

Bahnstrecke Mexiko-Stadt nach Toluca

2.126 Im Bau

58 km; SCT

Puente Terrestre del Istmo de Tehuantepec, Landbrücke von Pazifik zum Golf von Mexiko

1.100 In Planung

Chinesische Investoren interessiert; SCT

Bahnstrecke von Mérida nach Punta Venado (Halbinsel Yucatán)

845 Ausschreibung zunächst aufgeschoben

336 km; SCT

Kolumbien Vierte Generation von Autobahnkonzessionen

24.900 Erste Projekte Mitte 2014 PPP-Konzessionen für 47 vergeben; Vergabeprozess Autobahnstrecken mit einer läuft bis Mitte 2015 Gesamtlänge von 8.170 km

Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses

1.100 Konsortium aus den Firmen Odebrecht (Brasilien; 87%) und Valorcon (Kolumbien; 13%) hat Projektvorschlag bei Cormagdalena eingereicht

Schiffbarmachung auf einer Länge von 256 km sowie Betrieb und Wartung der gesamten Strecke von 908 km; hinzu kommen Investitionen von privaten Firmen (zum Beispiel Impala) in Transportinfrastruktur

Ausbau Hafen Cartagena

1.000 In Planung; Ausbau soll bis 2017 fertig sein

Hafen soll Schiffe der Postpanamax-Klasse mit bis zu 14.000 TEU abfertigen

Ausbau Flughafen Bogotá

38 Die Pazifik-Allianz

345 Flughafenbetreiber Opain hat Projektvorschlag bei ANI eingereicht

8 neue Gates am nationalen Terminal und Ausbau der Rollbahn


Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Peru Metro Lima, Linie 2

6.500 Auftrag vergeben, baldiger Beginn der Bohrungen

Spanisch-italienisch-peruanisches Konsortium (Cosapi, Salini Impregilo, Ansaldo, Iridium Concesiones de Infraestructura, Vialia Sociedad Gestora de Concesiones de Infraestructura)

Túnel Trasandino del Centro, Eisenbahntunnel durch die Anden als Abkürzung für die Eisenbahnstrecke zwischen Lima und Huancayo

2.000 Vorstudie für September 2014 geplant

In den Regionen Huarochirí und Yauli in Zentralperu

Monorriel, 14 km lange Einschienenbahn auf Stelzen

1.500 Ausschreibung geplant zum Jahresbeginn 2015, Baubeginn ab Sommer 2015

In Arequipa

Aeropuerto Internacional de Chinchero-Cusco, internationaler Flughafen

665 Investorenwettbewerb abgeschlossen, Vorbereitung technischer Studien und Umweltstudien

Corporación América (Argentinien) und Andino Investment Holding (Peru), in Region Cusco

Drei Straßenprojekte zur Entlastung der Carretera Central

597 Vorstudien

k.A.

Chile Eisenbahnstrecke Corredor Bioceánico, Ferrocarril Central Trasandino

4.000 Baubeginn 2015

Region Valparaiso, durchgeführt von Corporación América

Hafenprojekt Puerto de Gran Escala

3.000 Baubeginn ab etwa 2022

San Antonio oder Valparaíso

Stadtautobahn Costanera Central

2.100 Baubeginn 2014

Santiago, durchgeführt von OHL

U-Bahn-Linie 3

1.700 Baubeginn 2018

Metro von Santiago

U-Bahn-Linie 6

1.000 Baubeginn 2016

Metro von Santiago

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Kolumbien (Agencia Nacional de Infraestructura - ANI); Peru (Prolnversión, MINEM, Pressemeldungen); Chile (Servicio de Evaluación Ambiental - SEIA, Sofofa, Corporación de Desarrollo Tecnológico de Bienes Capital - CBC)

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BERBGAU, ÖL UND GAS – MEXIKO

MIT ENERGIEREFORM BEGINNT NEUE ÄRA IM MEXIKANISCHEN ÖLSEKTOR Die Energiereform vom Dezember 2013 hat im Ölsektor eine neue Ära angestoßen. Ab 2015 werden erste Förderkonzessionen an Privatunternehmen vergeben. Dies dürfte in den kommenden Jahren einen Investitionsschub auslösen. Auch in der Petrochemie eröffnen sich neue Möglichkeiten. Der Bergbau leidet unter niedrigeren Rohstoffpreisen und einer Anfang 2014 erlassenen neuen Abgabe.

Die Ölproduktion ist allerdings von einem Rekordniveau von 3,4 Mio. bpd 2004 in den letzten Jahren stark gefallen. Und der Staatsmonopolist bei Öl, Gas und in der Basischemie Pemex (Petróleos Mexicanos) verfügt weder über ausreichende Finanzmittel noch über das nötige Know how, um eine Kehrtwende einzuleiten. Hier setzt die Energiereform vom Dezember 2013 an, die als wichtigster Liberalisierungsschritt für die mexikanische Wirtschaft seit Inkrafttreten des NAFTA-Abkommens vor 20 Jahren gilt. Staat beschleunigt Umsetzung der Reform im Ölsektor Die Energiereform öffnet die Öl- und Gasförderung sowie die basischemische Industrie für private Unternehmen und führt parallel eine Fülle von Veränderungen im Sektor durch. Auf diese Weise sollen die Staatsunternehmen Pemex und in der Elektrizitätserzeugung CFE (Comision Federal de Electricidad) wettbewerbsfähiger gemacht und mit einer neuen Umweltbehörde (Agencia Nacional de Seguridad Industrial y Protección al Medio Ambiente) der Umweltschutz gestärkt werden. Nach Verabschiedung und Inkrafttreten der Sekundärgesetzgebung der Energiereform im August 2014 hat die Regierung den ambitionierten Umsetzungszeitplan noch einmal gestrafft und wichtige Etappen vorverlegt. Dies war auch eine Reaktion auf fallende Investitionen im

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Mexiko ist mit etwa 2,5 Mio. Barrel pro Tag (bpd) ein wichtiger Ölproduzent. Der Staatshaushalt hing in den vergangenen Jahren etwa zu einem Drittel von der Ölförderung ab. Gleichzeitig ist das Land ein signifikanter Akteur im Bergbau, unter anderem als größter Silberproduzent der Welt und 2013 gemeinsam mit Chile als wichtigstes Zielland von Explorationsinvestitionen in Lateinamerika. Weltweit ist Mexiko hier die Nummer vier.

Energiesektor durch die rechtliche Unsicherheit im Zuge des Reformprozesses. Bereits Mitte August 2014 erhielt der bisherige Staatsmonopolist Pemex eine Bestätigung für den Großteil seiner bisherigen Reserven, um dem Unternehmen eine minimale Produktion von 2,5 Mio. bpd für 20,5 Jahre zu garantieren. Gleichzeitig wurden 169 Areale (109 für Exploration und 60 für Förderung) vorgestellt, die im 1. Quartal 2015 in einer ersten Runde mit Beteiligung privater Förderunternehmen als Konzession vergeben werden sollen. Hier könnten zwischen 2015 und 2018 etwa 8,5 Mrd. US$ pro Jahr an Investitionen fließen. Pemex hat außerdem zehn technisch besonders anspruchsvolle Projekte mit einem Investitionsbedarf von etwa 4 Mrd. US$ pro Jahr ausgewählt, in die das Unter-


nehmen zurzeit private Kooperationspartner einbindet. In den Jahren 2015 bis 2018 könnten so etwa 50 Mrd. US$ an Investitionen privater Hand in den Ölsektor fließen. Hinzu kommt das jährliche Budget von Pemex - im Jahr 2014 rund 27,7 Mrd. US$. Interessante Geschäftsmöglichkeiten werden sich bei Zulieferungen sowie in der Entwicklung der lokalen Zulieferindustrie ergeben. Das Gesetz sieht mittelfristig einen lokalen Anteil an den Zulieferungen der Ölindustrie von 35% vor - allerdings nicht für Projekte in Tiefengewässern. Derzeit gilt die Zulieferindustrie als sehr unterentwickelt. Ausbaubedarf besteht auch in der Infrastruktur, etwa bei Häfen als Basis für private Explorationsvorhaben. Öffnung der Basischemie heizt Investitionen an Mit der Energiereform ist gleichzeitig das Monopol von Pemex in der Basischemie gefallen. Pemex hatte in den vergangenen Jahren zu wenig Ausgangsstoffe für die Chemieindustrie geliefert. Entsprechend war die Inlandsproduktion gegenüber steigenden Importen immer weiter zurückgefallen. Mittelfristig könnte die mexikanische Chemieindustrie durch private Investitionen in die Basischemie wachsen. Der Chemieverband Aniq erwartet eine Verdopplung der Produktion und Investitionen in Höhe von 25 Mrd. US$ innerhalb von zehn Jahren. Umgesetzt werden zurzeit einige Großvorhaben auf der Basis von Langzeitlieferverträgen mit Pemex sowie der Ausbau der Düngemittelproduktion. Pemex hat 2014 für 475 Mio. US$ eine Düngemittelfabrik der Firma AHMSA aufgekauft und will hier bis 2015 die Produktion reaktivieren. Gleichzeitig baut das deutsch-schweizerische Unternehmen Proman unter Mitwirkung von ThyssenKrupp in Topolobampo ein neues Düngemittelwerk für 1 Mrd. US$, das ebenfalls 2015 in Betrieb gehen soll. Der Bergbau hat in Mexiko 2014 mit neuen Abgaben und niedrigeren Rohstoffpreisen zu kämpfen, denn die Regierung hat zum 1.1.14 eine neue Bergbauabgabe erlassen. Auf den Verkauf geförderter Rohstoffe wird nach Abzug bestimmter Investitionsauslagen und Kosten eine Abgabe von 7,5% erhoben. Für die Edelmetalle Gold, Silber und Platin gelten 0,5% zusätzlich ohne Abzugsmöglichkeiten. Mexiko war zuvor der einzige wich-

tige Bergbaustandort weltweit ohne eine spezielle Förderabgabe. Auf Konzessionen wurde eine Abgabe nach Fläche erhoben. Die Bergbaukammer erwartet in der Erforschung neuer Vorkommen mit 672 Mio. US$ um 22% niedrigere Investitionen als 2013 (862 Mio. US$). Die Erschließungsinvestitionen sollen um 21% zurückgehen. Die Auswirkungen der Verschmutzung von Flüssen durch Bergbauchemikalien aus einer Kupfermine des mexikanischen Unternehmens Grupo México im August 2014 sind noch nicht abzusehen. So könnten Umweltschutzmaßnahmen im Bergbau stärker überprüft werden, was Geschäftschancen eröffnen würde. Es fehlt an Kapazitäten, um den Sektor effektiv zu überwachen.

Internetadressen: Offizielles Internetportal zum Reformprozess (mit Gesetzestexten) Internet: www.reformas.gob.mx Petróleos Mexicanos (Pemex) Internet: www.pemex.com Secretaría de Energía (Energieministerium) Internet: www.sener.gob.mx Comisión Nacional de Hidrocarburos (Regulierungs- und Konzessionsbehörde) Internet: www.cnh.gob.mx Cámara Minera de México (mexikanische Bergbaukammer) Internet: www.camimex.org.mx Asociación Nacional de la Industria Química (nationaler Chemieverband) Internet: www.aniq.org.mx

Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt (Germany Trade & Invest)

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BERBGAU, ÖL UND GAS – KOLUMBIEN

Die Rohstoffe bleiben mit einem Anteil von 8% am BIP und 72% an den Ausfuhren 2013 ein Schlüsselsektor der kolumbianischen Wirtschaft. Die größte Bedeutung hat die Erdölproduktion, deren Förderung 2013 zum ersten Mal die Marke von 1 Mio. bpd überschritt. Die Regierung sieht auch den Bergbau als Wachstumslokomotive – allen voran die Kohle-, Gold- und Nickelförderung. Kolumbiens Erdölproduktion boomt. Mit einer durchschnittlichen Förderung von 1 Mio. bdp war das Land 2013 drittgrößter Produzent Südamerikas, hinter Venezuela und Brasilien. Die Produktion stieg seit 2009 um 50%, vor allem dank besserer Förderverfahren in bestehenden Feldern. Größere Entdeckungen wurden hingegen kaum gemacht. Problematisch ist das geringe Niveau der Reserven, die nach derzeitigem Stand nur für sieben Jahre ausreichen. Die Explorationstätigkeit läuft daher auf Hochtouren. Vor allem im Osten des Landes werden Funde erwartet, durch die man die Reserven erhöhen will. Auch soll verstärkt offshore und unkonventionelles Erdöl gefördert werden. Für 2014 erwartet der kolumbianische Erdölverband Asociación Colombiana del Petróleo (ACP) eine um 2,5% geringere Förderung als 2013, da Guerillaanschläge auf Pipelines im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Mai 2014 zunahmen. In den nächsten zehn Jahren geht der Verband von einer durchschnittlichen Förderung von 1,1 Mio. bpd aus. Kolumbiens Exporte sind stark abhängig vom Erdöl, das 2013 rund 55% der gesamten Ausfuhren ausmachte. Investitionen in Raffinerien und Pipelines Größter Erdölproduzent des Landes ist die zu 90% staatliche Gesellschaft Ecopetrol. Bis 2020 will die Firma durch Explorationstätigkeit - sowohl national als auch international - die Förderung auf 1,3 Mio. bpd ausweiten. Dafür sind Investitionen in Höhe von 80 Mrd. US$ geplant. Außerdem baut Ecopetrol seine beiden Raffinerien in Cartagena und Barrancabermeja für rund 10 Mrd. US$ aus. Das Land will dadurch unabhängiger von Dieselimporten werden. Auch ist Ecopetrol zusammen mit anderen Firmen an der geplanten Pipeline Oleoducto al Pacífico beteiligt. Diese soll zukünftig Öl von den Feldern im Osten Kolumbiens an den Pazifikhafen Buenaven-

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tura transportieren, von wo aus es nach Asien exportiert wird. China und Indien werden immer wichtigere Abnehmer kolumbianischen Erdöls, während die Nachfrage aus den USA aufgrund des dortigen Schieferölbooms abnimmt. Bei der jährlichen Versteigerung von Erdölfeldern (Ronda Colombia) im Juli 2014 interessierten sich große Firmen wie Shell, Repsol, Anadarko, Ecopetrol, Exxon Mobile und Statoil vor allem für die Offshore-Felder vor Kolumbiens Karibikküste. Dort werden Vorkommen von 1,5 Mrd. Barrel vermutet, zudem gibt es im Gegensatz zum Festland keine Probleme mit der Sicherheitslage. Auch werden weniger Schwierigkeiten bei der sonst sehr langsamen Vergabe von Umweltlizenzen erwartet. Die Öffnung des mexikanischen Erdölsektors sorgte allerdings für eine im Vergleich zu den Vorjahren geringeren Beteiligung an der Ronda Colombia. Bergbau lockt internationale Firmen an Neben der Erdölproduktion gehört der Bergbau zu den am schnellsten wachsenden Sektoren der kolumbianischen Wirtschaft. Die starke Rohstoffnachfrage weltweit und entsprechend hohe Preise hatten einen Boom ausgelöst und internationale Bergbauunternehmen nach Kolumbien gelockt. Zudem hat sich die Sicherheitslage in den vergangenen zehn Jahren stetig verbessert, wodurch neue Gebiete zugänglich wurden. Die ausländischen Investitionen in den Bergbau stiegen stark an, 2013 lagen sie bei rund 3,0 Mrd. US$. Insbesondere die Kohle- und Goldförderung sind bedeutend. Auch die Nickelförderung ist wichtig, hier ist das Land siebtgrößter Produzent der Welt. Darüber hinaus kommen rund 55% des weltweiten Angebots an Smaragden aus Kolumbien.

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KOLUMBIANISCHE ROHSTOFFWIRTSCHAFT WÄCHST


Kolumbien gehört gemäß dem BP Statistical Review of World Energy von 2013 zu den zehn größten Kohleproduzenten der Welt und ist nach Australien, Indonesien, Russland und den USA fünftwichtigster Exporteur. Das Land war 2013 mit Lieferungen in Höhe von 853,6 Mio. US$ drittwichtigster Lieferant Deutschlands von Steinkohle, hinter Russland und den USA. Die Reserven von 6,7 Mrd. t sind die größten Südamerikas, ausreichend für einen Abbau für die nächsten 100 Jahre. Kohleproduzenten investieren in Infrastruktur Die Nachfrage aus den USA nach kolumbianischer Kohle sinkt derzeit aufgrund des dortigen Booms von Schieferöl und -gas. Auch aus Europa wird zukünftig eine fallende Nachfrage erwartet, da erneuerbare Energien eine immer wichtigere Rolle spielen. Der noch immer niedrige Weltmarktpreis von Kohle ist ein weiterer Grund, weshalb Kolumbiens Kohleproduzenten derzeit vor allem in den Ausbau ihrer Infrastruktur für den Kohletransport, wie Häfen oder Zugstrecken investieren. Dies soll ihre Produktionskosten senken. Auch hatte der Sektor 2013 Rückschläge wie rechtliche Unsicherheiten, Arbeiterproteste und Guerillaattacken zu verkraften. Die Kohleförderung fiel daher um 4,0% auf 85,5 Mio. t. Für 2014 erwartet das Ministerium für Bergbau und Energie (MinMinas) eine Steigerung um 4,2% auf 89,1 Mio. t. Auch die Goldförderung lag 2013 mit 55,7 t deutlich unter ihrem Vorjahresniveau (-15,8%). Laut Experten hat sie in Kolumbien eines der größten Potenziale weltweit. Allerdings gibt es bis jetzt keine professionell betriebenen Goldminen wie in Peru oder Chile. Dies liegt hauptsächlich am langsamen Vorgehen der Regierung bei der Ausstellung von Umweltlizenzen, beklagten die Unter-

nehmen. Ein weiterer Dorn im Auge der Explorationsfirmen ist der illegale Bergbau, der in Kolumbien rund 60% des Goldabbaus ausmacht. Ziel der Regierung ist es, den Sektor zu formalisieren, da er unter anderem große Umweltschäden anrichtet. Dies dürfte die Nachfrage nach Bergbaumaschinen erhöhen.

Internetadressen: Agencia Nacional de Hidrocarburos (Nationale Agentur für Brennstoffe) Internet: www.anh.gov.co Asociación Colombiana del Petróleo (Kolumbianischer Erdölverband) Internet: www.acp.com.co Ministerio de Minas y Energía (Ministerium für Bergbau und Energie) Internet: www.minminas.gov.co Agencia Nacional de Minería (Nationale Bergbauagentur) Internet: www.anm.gov.co Sistema de Información Minero Colombiano (Informationssystem zum Bergbau) Internet: www.simco.gov.co

Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Inest)

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BERBGAU, ÖL UND GAS – PERU

PERU BRINGT INVESTITIONEN IM GAS- UND BERGBAUSEKTOR VORAN

Perus Rohstoffreichtum lockt internationale Firmen ins Land. Die in Auftrag gegebene Megapipeline Gasoducto Sur Peruano (GSP) zieht weitere Vorhaben nach sich. Deutsche Firmen setzen verstärkt auf diese Sparte. Verläuft beispielsweise für Siemens alles nach Plan, sind die Verträge über drei Gasturbinen für ein Kraftwerk in Ilo bis Ende 2014 unterschrieben. Geliefert werden würde ab 2016. Auch das zweite Kraftwerk Mollendo, das im Zuge von GSP bis 2017 in Betrieb gehen soll, benötigt bis zur Fertigstellung jährlich drei Turbinen. Dank eines Plus von 20 bis 25% pro Jahr erreicht Siemens inzwischen einen Umsatz von 270 Mio. Euro in all seinen Geschäftsbereichen in Peru. Der Minister für Energie und Bergbau, Eleodoro Mayorga Alba, gab bekannt, dass sein Ministerium den Bau weiterer Pipelines im Zentrum und im Norden des Landes prüfen wird. Er plant ein landesweites Netz aus Gasleitungen, für das schon 2015 die Konzessionen vergeben werden sollen. Das Gas wird für die Petrochemie, zur Düngemittelherstellung, für die Energieversorgung der Privathaushalte und für die rund 200.000 gasbetrieben Fahrzeuge in Peru gebraucht. Moderne Fördermethoden aus Deutschland Peru ist zudem weltweit eines der wichtigsten Länder, wenn es darum geht, die Nachfrage nach Metallen zu stillen. Den größten Anteil an den Exporten des Landes haben Gold, Kupfer, Zink, Silber und Molybdän. Vor allem für die deutsche Elektronikindustrie und den Automobilbau ist die politische Unterstützung und Absicherung der Importe wichtig. Im Juli 2014 unterzeichne-

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Die im Juli 2014 unterzeichnete Rohstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Peru unterstützt die deutsche Industrie bei der Beschaffung von Rohstoffen. Auch wollen sich deutsche Firmen stärker als bisher in die Energie- und Ressourceneffizienz sowie die Umweltverträglichkeit einbringen. Der peruanische Erdgassektor boomt. Das Gas wird in der Düngemittelherstellung, Petrochemie, Landwirtschaft, Energieversorgung sowie für gasbetriebene Fahrzeuge eingesetzt.

ten die Außenminister Perus und Deutschlands ein Abkommen zur Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrieund Technologiebereich. Es geht jedoch nicht nur um die Zulieferung von Metallen - deutsche Firmen wollen auch stärker als bisher in der Energie- und Ressourceneffizienz sowie der Umweltverträglichkeit aktiv sein. „Bei den Bergbauabkommen, die wir in Deutschland geschlossen haben, geht es um moderne Fördermethoden (…). Wir fordern die Einhaltung internationaler Standards: Umweltverträglichkeit, die Einbeziehung der betroffenen Gemeinden und vor allem den Schutz des Wassers. Gerade in dieser Hinsicht sind die Fördermethoden in Peru oft unzureichend,“ sagte Präsident Ollanta Humala im Interview mit der Deutschen Welle. Das Interesse an der Branche wächst: Die Zahl der deutschen Aussteller bei den größten Bergbaumessen Südamerikas, die auch weltweit zu den bedeutendsten zählen, steigt seit Jahren. Bei der Perumin/Extemin in Arequipa stellte Deutschland 2013 mit 40 Firmen nach den USA und China die drittgrößte internationale Ausstellergruppe. Zudem nahmen 15 in Peru ansässige deutsche Unternehmen teil, die im Verbund Canasta Tecnológica Alemana (CTA) zusammengeschlossen sind. Der Verbund CTA wurde auf Initiative der Deutschen Botschaft in Lima gegründet und wird durch die AHK Peru unterstützt. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von rund 20 Vertretern meist marktführender deutscher Unternehmen, Weltkonzerne wie auch Mittelständler, die sich gemeinsam in Peru präsentieren.


Neuer Bergbaukomplex für den Kupferabbau Erklärtes Ziel der Regierung ist es, bald die Nummer eins unter den Kupferproduzenten zu sein. Etwa 69% aller Ausgaben im Bergbausektor sind für den Kupferabbau bestimmt. Mehr als 35 Mrd. US$ sollen in den nächsten Jahren investiert werden. Für Aufsehen hatte ein Deal über 6 Mrd. US$ gesorgt. Ein Konsortium aus drei chinesischen Unternehmen kaufte Glencore Xstrata zu diesem für Beobachter unerwartet hohen Preis die Kupfermine Las Bambas ab. Jährlich sollen 315.000 t Kupferkonzentrat gefördert werden. Über eine Pipeline für flüssiges Kupferkonzentrat soll Las Bambas mit den Minen Tintaya und Antapaccay in der Provinz Espinar verbunden werden. So wird ein riesiger Bergbaukomplex entstehen. Die Pipeline, die bereits in Bau ist, wird bis zu 215 km lang werden, 17 Flüsse kreuzen und neun Pumpenstationen benötigen. Das Kupferkonzentrat und Molybdän sollen in Aufbereitungsanlagen in Espinar weiterverarbeitet werden. Conga, ein weiteres Vorhaben zur Kupfer- und Goldförderung, umfasst zwei Minen im Tagebau, eine Aufarbeitungsanlage, zwei Halden für die Gesteinsreste und eine weitere für Schlacken. Das Konsortium Yanacocha will Wasser aus vier Hochlandlagunen ableiten und in künstlichen Reservoirs sammeln, um während der voraussichtlichen Betriebsdauer von 19 Jahren 330 t Gold und 1,4 Mio. t Kupfer zu fördern. Die als größte Kupfermine des Landes geplante Toromocho ist ein strategisches Projekt für das Unternehmen Chinalco (Aluminium Corporation of China). Es ist eine der höchsten Investitionen eines chinesischen Unternehmens außerhalb des eigenen Landes. Der Be-

treiber möchte während einer Betriebsdauer von 36 Jahren je 1 Mio. t Kupferkonzentrat sowie Silber und Molybdän abbauen. Die Kapazität der Aufbereitungsanlage soll täglich bei 117.200 t Gestein liegen.

Kontaktanschriften: Cluster Canasta Tecnológica Alemana (CTA) Präsident: Ing. Jorge Isla Orellana Camino Real 348 Of. 1502, San Isidro, Lima 27 Tel: 00511/441 86 16, Fax: -442 60 14 E-Mail: jorge.isla@sew-eurodrive.com.pe Sociedad Nacional de Minería, Petróleo y Energía, (Nationale Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie, SNMPE) Francisco Graña 671, Magdalena del Mar, Lima 17 Tel: 00511/215 92 50, Fax: -460 16 16 E-Mail: postmaster@snmpe.org.pe Internet: www.snmpe.org.pe Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Dienstbereich Berlin Ansprechpartner: Herwig Marbler Wilhelmstraße 25-30, 13593 Berlin-Spandau Tel.: 030 36993 226, Fax: -100 E-Mail: Herwig.Marbler@bgr.de, dera@bgr.de Internet: www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Inest)

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BERBGAU, ÖL UND GAS – CHILE

CHILES BERGBAUSEKTOR MUSS PRODUKTIONSKOSTEN SENKEN Bergbaufirmen, die in Chile tätig sind, werden mit den höchsten Energiekosten innerhalb Lateinamerikas konfrontiert, während das Nachbarland Peru mit den niedrigsten punktet. Da auch die Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards gestiegen sind, wird die Branche, die sich zuletzt wenig Sorgen um Kosten machen musste, gezwungen, sich anzupassen. Die Dominanz in der globalen Kupferproduktion wird Chile trotz des derzeit bescheidenen Produktionswachstums beibehalten. Erhöhte Produktionskosten, Änderungen in der Gesetzgebung und niedrige Weltmarktpreise für Kupfer und andere Edelmetalle begrenzen weiterhin das Wachstum der chilenischen Bergbaubranche. Die Arbeitsproduktivität war zuletzt rückläufig. Dagegen sind die Kosten für Energie trotz der gerade begonnenen Initiativen der Regierung immer noch hoch. Mit Ausnahme der Regionen im Norden bezahlen Unternehmen in Chile die höchsten Energiekosten innerhalb Lateinamerikas. Das Nachbarland Peru punktet dagegen mit den niedrigsten Preisen – sie liegen um ein Vierfaches unter den chilenischen. Die Dürre der letzten Jahre hatte die Wasserkrafterzeugung stark beeinträchtigt, was zu zusätzlichen Kostensteigerungen führte.

Dass den Boom-Jahren der letzten Dekade gemäßigtere Zyklen folgen würden, war von Experten teilweise erwartet worden. Zusätzlich verringerten sich das Wirtschaftswachstum in den Abnehmerländern USA und

China sowie die geldpolitischen Impulse durch die USamerikanische Notenbank Federal Reserve. Diese Faktoren haben die Branche, die sich in Zeiten des kräftigen Aufschwungs wenig Sorgen um Kostensenkungen machen musste, gezwungen, sich an die neue Realität anzupassen. Neben der Optimierung von Prozessen und der Neuausrichtung der Budgets zählten dazu auch Lohnkürzungen, Vertragsneuverhandlungen sowie Entlassungen. Auch die Umwelt- und Nachhaltigkeitsanforderungen seitens der regionalen und staatlichen Politik und der Bevölkerung sind gestiegen. Chile plant Megaprojekte Auf der anderen Seite ist die Diskussion um die geplante Steuerreform gemäßigter geworden und die Unruhe hat sich etwas gelegt. In Peru waren Firmen bereits in den letzten Jahren stärker besteuert worden, was keinen Einfluss auf die Expansion der Branche hatte. Die chilenischen Rohstoffreserven sind noch immer immens, der Kupferanteil an den Gesamtexporten des Landes liegt bei fast 60% und der Bergbausektor wird für die absehbare Zukunft das Rückgrat der Wirtschaft bleiben. Auch dank der geplanten Megaprojekte wird das Land seine Dominanz in der globalen Kupferproduktion trotz des derzeit ungewohnt bescheidenen Produktionswachstums beibehalten. Einige Rohstoffe des chilenischen Bergbaus wie Molybdän, Rhenium, Gold und Silber fallen hauptsächlich als Beiprodukt der Kupferförderung an. Chile zählt auch zu den weltweit führenden Produzenten von Lithium und Nitraten.

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Die genannten internen und externen Faktoren haben bei der Umsetzung der Investitionsvorhaben zu Verzögerungen geführt. Die Zurückhaltung der Investoren soll in der zweiten Jahreshälfte 2014 weichen. Allein in den Bau von Entsalzungsanlagen wollen Bergwerksbetreiber bis 2022 rund 10 Mrd. US$ investieren. Der staatliche Kupferkonzern Codelco will die Wasserversorgung bei den Vorkommen von Radomiro Tomic auf eine feste Grundlage stellen und ist zudem zusammen mit Freeport McMoRan Projektträger bei der Kupfermine El Abra Mill (Investitionsvolumen: circa 5 Mrd. US$). Der chilenische Bergbausektor zeichnet 2014 mit rund 47% für das Gros der gesamten Investitionsprojekte des

46 Die Pazifik-Allianz


Landes verantwortlich. Dies entspricht einer Summe von circa 105 Mrd. US$. Rund 29% beziehungsweise 64 Mrd. US$ der Vorhaben entfallen auf die Energiewirtschaft. Die Erweiterung von El Abra Mill wird ebenso wie die der Mine Dona Ines de Collahuasi als eines der Großprojekte angesehen, das in den nächsten Monaten weiter vorangetrieben wird. Ungewiss ist jedoch der Startpunkt der zweiten Phase der Sulfid-Lagerstätte Quebrada Blanca der Firma Teck, die sich erneut in der Umweltevaluation befindet. Antofagasta ist die Region mit dem größten Volumen an Investitionen (60 Mrd. US$, was 27% der gesamten Projektpipeline entspricht). Auch die zweitplatzierte Region

Kontaktanschriften: Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer Ansprechpartnerin: Annika Glatz, Projektmanagerin Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Casilla 19, Correo 35 Las Condes, Santiago de Chile Tel.: 00562/22 03 53 20, Durchwahl: 47, Fax: -25 E-Mail: aglatz@camchal.cl Internet: www.rohstoffzentrum.cl Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Dienstbereich Berlin Ansprechpartner: Herwig Marbler Wilhelmstraße 25-30, 13593 Berlin-Spandau Tel.: 030/369 93-226, Fax: -100 E-Mail: Herwig.Marbler@bgr.de, dera@bgr.de Internet: www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA Portal Minero, chilenisches Informations- und Nachrichtenportal zum Bergbausektor Internet: www.portalminero.com

liegt im Norden des Landes: In Atacama sind 43 Mrd. US$ und damit 19% der Investitionsvorhaben geplant. Deutsch-Chilenisches Rohstoffforum Das Deutsch-Chilenische Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe ist eine Plattform, um Firmen und Institutionen beider Länder sowie Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen zusammenzuführen zu Themen wie neue Rohstoffquellen, Technologietransfer, Sekundärbergbau und berufliche Bildung für den Bergbau. Das Mandat zur Organisation des jährlichen Forums hat die AHK Chile in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und der Deutschen Rohstoffagentur DERA inne. Am 27.10.14 fand das Rohstoffforum zum dritten Mal - erstmalig in Deutschland (Berlin) - statt. Das nächste ist für November 2015 in Santiago geplant.

Servicio de Evaluación Ambiental (Evaluationsbehörde für Umweltfragen) Miraflores 222, Pisos 7, 19 y 20, Santiago de Chile Tel.: 00562/26 16 40 00, Fax: -400 Internet: www.sea.gob.cl Comité de Inversiones Extranjeras (Komitee für ausländische Investitionen) Ahumada 11, Piso 12, Santiago de Chile Ansprechpartner: Eduardo Busquets, Vizepräsident E-Mail: info@ciechile.gob.cl Internet: www.ciechile.gob.cl Ministerio de Obras Públicas (Ministerium für Öffentliche Arbeiten) Merced 753, piso 7, Santiago de Chile Tel.: 00562/24 49 30 00 oder -40 00 Ansprechpartner: Germán Moncada, Leiter der Projektabteilung, Tel.: -70 23 E-Mail: german.moncada@mop.gov.cl Internet: www.mop.cl/Paginas/ingles.aspx

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Inest)

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BERBGAU, ÖL UND GAS | PROJEKTLISTE

PROJEKTLISTE Ausgewählte Bergbau-, Öl- und Gasprojekte

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Mexiko 18 Gaspipeline-Vorhaben

13.000 Auschreibungen seit 1. Halbjahr 2014 bis 1. Halbjahr 2015

Umrüstung der Raffinerie Tula

3.400 Ab 2015

Umrüstung auf Nutzung von schwerem Öl

Kupfer-und-Gold-Mine El Arco, Baja California

2.000 Zunächst aufgeschoben aufgrund niedriger Rohstoffpreise

Etilen XXI (Braskem, IDESA), Coatzacoalcos

4.500 Im Bau

Fertigstellung 2015

Pipeline Oleoducto al Pacífico

5.000 Baubeginn 2016 und Fertigstellung 2018 geplant

Länge: 790 km, vom Department Meta nach Buenaventura; Kapazität: 250.000 bis 400.000 Barrel/ Tag; Unternehmen: Ecopetrol, Pacific Rubiales, Embridge, Cenit

Ausbau der Raffinerie Cartagena

6.500 Projekt zu 95% fertiggestellt; Inbetriebnahme: Anfang 2015

Erhöhung der Kapazität zur Verarbeitung von Erdöl auf 165.000 bpd; Betreiber ist Ecopetrol

Ausbau der Raffinerie Barrancabermeja

3.300 Umweltgenehmigung steht aus; Baubeginn ist noch für 2014 vorgesehen. Unternehmen in der Vorauswahl: SK, Toyo Engineering, Tecnip-Tipiel-GS

Erhöhung der Kapazität zur Verarbeitung von schwerem Erdöl auf 175.000 bdp; Betreiber ist Ecopetrol

Erweiterung der Kupfermine Las Bambas

5.900 Umweltverträglichkeitsstudie genehmigt; Pipeline im Bau

Xstrata Copper (Schweiz), im neuen Kupfergürtel in den südperuanischen Regionen Cusco und Apurimac

Gold- und Kupfer-Bergbauprojekt Conga

4.800 Umweltverträglichkeitsstudie genehmigt

Konsortium Yanacocha (USA), Regionen Cajamarca, Celendin

Kolumbien

Peru

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Projektbezeichnung Erweiterung der Kupfermine Cerro Verde Gasoducto Sur Peruano (GSP), Gasleitung in den Süden

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

4.600 Durchführung

Freeport Mac Moran Cooper(USA), Region Arequipa

3.600 (nur Bau- Bieterverfahren abgekosten;7.330 inklu- schlossen sive Betrieb über 30 Jahre)

Konsortium Odebrecht und Enagás (Brasilien und Spanien), Region Cusco

Toromocho, Polimetallprojekt und größte Kupfermine des Landes

3.500 In Betrieb genommen

Chinalco (VR China), Region Junín

Erweiterung und Modernisierung der Ölraffinerie Talara

3.500 Vor Inangriffnahme

Técnicas Reunidas, Region Piura (Spanien)

Bergbauprojekt Quellaveco

3.300 Durchführung

Anglo American Quellaveco S.A. (Vereinigtes Königreich), Region Moquegua

Chile Erweiterung Kupfermine Los Pelambes

10.000 Machbarkeitsstudie, geplante Inbetriebnahme: 2019

Unternehmen: Minera Los Pelambres

Nueva Andina, 2. Phase

6.800 Umweltverträglichkeitsstudie, geplante Inbetriebnahme: Ende 2019

Codelco

Erweiterung Minera Doña Inés de Collahuasi, 3. Phase

6.500 Verzögerung

Anglo American, Xstrata Plc, Mitsui & Co

Edelmetallprojekt Cerro Casale

6.000 Umweltverträglichkeitsstudie abgeschlossen

Barrick Gold, Kinross Gold

Projekt Quebrada Blanca, 2. Phase

5.600 Machbarkeitsstudie Teck abgeschlossen, geplante Inbetriebnahme: 2019

Projekt Radomiro Tomic, 2. Phase

5.400 Unternehmen wartet auf Codelco „grünes Licht“ der Umweltbehörden

Kupferprojekt El Abra Mill

5.000 Machbarkeitsstudie, geplante Inbetriebnahme: Ende 2017

Codelco, Freeport Mc Moran

Gold-Kupfer-Lagerstätte Caspiche

4.600 Wirtschaftliche Erstbewertung positiv abgeschlossen

Exeter Resource Corporation; in Nordchile

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Kolumbien (Agencia Nacional de Infraestructura - ANI); Peru (Prolnversión, MINEM, Pressemeldungen); Chile (Servicio de Evaluación Ambiental - SEIA, Sofofa, Corporación de Desarrollo Tecnológico de Bienes Capital - CBC)

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UMWELTTECHNIK – MEXIKO

GROSSE HERAUSFORDERUNGEN IM MEXIKANISCHEN WASSERSEKTOR ERÖFFNEN GESCHÄFTSCHANCEN Für Anbieter von Umwelttechnik bietet Mexiko in den kommenden Jahren ein interessantes Pflaster. Im Wassersektor plant die öffentliche Hand die Erschließung neuer nachhaltiger Wasserquellen, die Ausweitung der Wasseraufbereitung sowie einen besseren Schutz der Bevölkerung vor Überschwemmungen. Gleichzeitig sollen in der Landwirtschaft mehr Flächen bewässert werden. Im Abfallsektor könnte 2016 in Mexiko-Stadt ein Biogasprojekt in Betrieb gehen, das Signalwirkung entfalten dürfte. Aufgrund seiner geografischen Lage wird Mexiko regelmäßig von extremen Klimaphänomenen heimgesucht. Im Norden kommt es zu Dürreperioden und im Süden zu sintflutartigen Regenfällen mit zum Teil katastrophalen Überschwemmungen. Diese Klimaphänomene dürften sich nach diversen Studien im Zuge des Klimawandels noch verstärken. Hinzu kommt, dass durch die fortschreitende Verstädterung, das anhaltende Bevölkerungswachstum und eine ineffiziente Wassernutzung zu viel Wasser aus unterirdischen Quellen entnommen wird. Ende 2013 waren nach Angaben der nationalen Wasserbehörde Conagua (Comisión Nacional de Agua) 95,7% der städtischen Bevölkerung an Trinkwasser- und

96,5% an Abwassernetze angebunden. Im ländlichen Raum waren es 80,8% beziehungsweise 70,1%. Der Anteil des aufbereiteten Wassers ist mit 47,6% im Landesdurchschnitt ungleich geringer. Obwohl demnach etwa 9 Mio. Menschen keinen direkten Zugang zu Trinkwasser und etwa 11 Mio. nicht an die Abwasserkanalisation angeschlossen sind, werden nach Erhebungen von Conagua 101 von 635 Wasserquellen zu stark in Anspruch genommen. Die exzessive Wasserentnahme hat bereits zum Versiegen von Wasserquellen und Seen geführt, zur Zerstörung von Ökosystemen sowie in der Hauptstadt zu Schäden an Infrastruktur und Gebäuden durch das Absacken des Erdbodens. Mexiko steigert Wasserversorgung aus nachhaltigen Quellen Entsprechend zielen die im April 2014 veröffentlichten Maßnahmen und Projekte des Nationalen Wasserplans (Plan Nacional Hídrico 2014-2018; Amtsblatt DOF vom 8.4.14) sowie des Nationalen Infrastrukturprogramms (Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018; www. pni.gob.mx) auf eine Steigerung der Wasserversorgung aus nachhaltigen Quellen ab. So soll die Entnahme aus unterirdischen Quellen zurückgefahren werden. Die Wasseraufbereitung und der Schutz von Überschwemmungen sollen ausgebaut werden. Geplant ist außerdem eine Ausweitung der bewässerten Flächen in der Landwirtschaft.

Foto : © nonameman - Fotolia.com

Besonders kritisch ist die Überbeanspruchung unterirdischer Wasserquellen im Hochtal von Mexiko-Stadt. Derzeit wird der Ausbau des Wasserversorgungssystems Cutzamala untersucht, das 29% des Wasserbedarfs der Hauptstadtregion abdeckt. Die Hauptstadt braucht neue Wasserquellen. Daher sind zwei weitere Projekte in Planung, die 6,5 cbm pro Sekunde aus dem Mezquital-Tal und 12 cbm pro Sekunde aus Necaxa heranschaffen sollen. Das prekäre Cutzamala-System wird aber gleichzeitig phasenweise instandgesetzt und für etwa 266 Mio. Euro um ein Wasserleitungssystem erweitert (Tercera Linea). Teilstücke dieses Systems wurden Ende 2013 ausgeschrieben und vergeben. Weiter in der Diskussion ist eine Sanierung der maroden Wassernetze der Hauptstadt. Nach Plänen der städtischen Wasserbehörde Sacmex sollen diese über einen Zeitraum von 25 Jahren für etwa 470 Mio. Euro ausgetauscht werden.

50 Die Pazifik-Allianz


Investitionen im Wassersektor des Nationalen Infrastrukturprogramms 2014 bis 2018

Bereich

Investitionen in Mio. Euro

Trinkwasserversorgung, Aufbereitung

16.101

Infrastruktur für Bewässerung in Landwirtschaft

5.189

Schutz vor Überschwemmungen

1.729

Gesamt

23.019

Quelle: Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018

Auch Drainage-Kapazitäten werden ausgebaut Parallel zum Ausbau der Wasserquellen werden die Drainagekapazitäten ausgebaut. Die Aufbereitungsanlage Atotonilco soll 2015 in Betrieb gehen und knapp 60% der Brauchwasser der Hauptstadtregion reinigen. Im Westen der Stadt wird der Drainagetunnel Emisor Oriente fertig gebaut, der besonders überschwemmungsgefährdete Stadtteile durchläuft. Im Dezember 2013 erfolgte außerdem der Zuschlag für einen weiteren Abwassertunnel Túnel Emisor Poniente II. Atotonilco und die Tunnel sind Teil der Infrastruktur, die bei den alljährlichen starken Regenfällen eine schnelle Drainage sicher stellen sollen. Mit dem im September 2014 angekündigten Projekt zum Bau eines neuen Flughafens kommen weitere Wasservorhaben hinzu. Er soll auf staatlichen Landflächen entstehen, die in der Regenzeit als Überlaufgelände dienen. Hier soll ein ständiger See entstehen mit gereinigtem Wasser. Regen- und Brauchwasser soll durch 24 neue Aufbereitungsanlagen geleitet werden und dann in der Region für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Der Flughafen soll künftig auch von einem 15 MW-Biogasprojekt auf der nahegelegenen Deponie Bordo Poniente Strom beziehen. Nach starker Verzögerung könnte die Umsetzung Ende 2014 beginnen. Ähnliche Vorhaben funktionieren bereits in Monterrey, Saltillo und einer Gemeinde in der Hauptstadt. Das ungleich grö-

ßere neue Projekt dürfte aber stärkere Signalwirkung haben für andere Deponiebetreiber landesweit. In verschiedenen Landesteilen werden neue Staudämme und Aquädukte gebaut. Mit dem Aquädukt Monterrey VI, das vom Bundesstaat Veracruz über 372 km mit sechs Pumpenstationen bis zur drittgrößten Stadt des Landes Monterrey führt, wurde Anfang September 2014 das ambitionierteste unter den Wasserprojekten der neuen Regierung an ein lokales Konsortium aus Monterrey vergeben. In Acapulco, Mazatlán und Ciudad Victoria sind zusätzliche Aquädukte geplant. Hinzu kommen Entsalzungsanlagen in Ensenada, Tijuana (I und II), La Paz, Los Cabos und San Carlos sowie Wasseraufbereitungsanlagen in Puebla, Hermosillo, San Luis Potosí, Tuxtla Gutiérrez, Puerto Vallarta, Pachuca und Ciudad Juárez. Ein immer interessanterer Abnehmer von Umwelttechnik dürfte die staatliche Ölgesellschaft Pemex (Petróleos Mexicanos) werden. Nach Plänen der Regierung soll die Firma bis 2018 rund 62 Mio. cbm ihres Wasserverbrauches reinigen und wiederverwenden (nach 36 Mio. cbm im Jahr 2013). Pemex hat bereits in den vergangenen Jahren begonnen zahlreiche Altlasten zu beseitigen und investiert zunehmend in den Umweltschutz. Eine neue Umweltbehörde wacht über den Umweltschutz im Ölsektor.

Internetadressen: Zentrales Ausschreibungsportal Compranet Internet: www.compranet.gob.mx Comisión Nacional de Agua (Nationale Wasserkommssion, Conagua) Internet: www.conagua.gob.mx Programa Nacional de Infraestructura (Nationales Infrastrukturprogramm) Internet: www.pni.gob.mx

Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt (Germany Trade & Inest)

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UMWELTTECHNIK – KOLUMBIEN

BEDARF AN UMWELTTECHNIK IN KOLUMBIEN STEIGT Kolumbien hat in der Umwelttechnik großen Nachholbedarf. So wird nur rund ein Drittel des Abwassers behandelt. Vor allem im ländlichen Raum ist die Versorgung mit fließendem Wasser mangelhaft. Nach Angaben des Vizeministeriums investiert das Land derzeit rund 2,3 Mrd. US$ in den Ausbau der Wasserversorgung und Kanalisation. In Bogotá bietet auch der Bau neuer Kläranlagen und Mülldeponien Geschäftschancen.

Foto : © iStockphoto.com / hxdyl

Gemäß dem Nationalen Entwicklungsplan der Regierung sollten zwischen 2010 und 2014 rund 2,8 Mio. Personen Zugang zu fließendem Wasser erhalten. Bereits Ende 2013 wurde diese Zahl mit 3,3 Mio. Menschen übertroffen. Bis 2014 wollte Kolumbiens Regierung zudem 4,5 Mio. Personen mit einem Anschluss an die Kanalisation versorgen, wovon Ende 2013 schon 3,6 Mio. erreicht wurden. Dennoch verfügen immer noch rund 2,5 Mio. Menschen weder über fließendes Wasser noch über einen Anschluss an die Kanalisation. Ziel ist es, bis 2019 die städtischen Gebiete sowohl beim fließenden Wasser als auch bei der Kanalisation vollständig abzudecken.

52 Die Pazifik-Allianz

Regierung will Wasserversorgung verbessern Gemäß der jüngsten Volksbefragung von 2008 hatten 97,6% der städtischen Bevölkerung Anschluss an fließendes Wasser und 92,9% an die Kanalisation. Im ländlichen Raum lagen diese Werte nur bei 72,0% für fließendes Wasser und 69,6% bei der Kanalisation. Diese Diskrepanz liegt an dem Investitionsverhalten der Politiker, die ihre Gelder auf die Ballungsräume mit den meisten Wählern konzentrieren. In Kolumbien leben rund 70% der 48 Mio. Einwohner in Städten und der Rest auf dem Land. Vor allem an der abgelegenen Pazifik- und Karibikküste ist die Grundversorgung schlecht. Zukünftig will die Regierung in diesen Gebieten die Abdeckung verbessern und nach Regierungsangaben auch auf unkonventionelle Systeme setzen, die mit Sonnen- oder Windenergie betrieben werden. Abwasseraufbereitung wird erhöht Nur 33,1% der Abwässer werden in Kolumbien aufbereitet. Der Rest geht noch immer ungeklärt in Flüsse oder in den Küstenregionen ins offene Meer und verschmutzt so die natürlichen Wasservorkommen. Nach Plänen der Regierung soll der Anteil von behandeltem Abwasser noch 2014 auf 36,0% erhöht werden. Gemäß dem Um-


weltverband Acodal verfügten 2012 nur 487 der 1.123 Gemeinden Kolumbiens über ein System zur Wasseraufbereitung. Die Anlagen funktionieren jedoch wegen fehlenden Fachwissens oder mangelhafter Wartung oftmals nicht, was zu einer unzureichenden Wasserqualität führt. Das wohl größte Projekt im Bereich Umwelttechnik ist die Säuberung des Bogotá-Flusses auf einer Länge von 350 km. Der Fluss ist durch Schwermetalle und Bakterien stark verunreinigt. Im März 2014 verordnete ein Gericht die Stadt Bogotá, das Umweltministerium und die regionale Umweltbehörde dazu, innerhalb von drei Jahren den Fluss zu säubern. Die Investitionen für das Projekt belaufen sich auf rund 3 Mrd. US$. Zu dem Projekt gehören neben dem Ausbau der Kläranlage PTAR Salitre für 350 Mio. US$ auch eine neue Wasseraufbereitungsanlage (1,1 Mrd. US$; Kapazität: 14 cbm/s) in Canoas. Von der Reinigung des Flusses profitieren rund 7,3 Mio. Menschen in Bogotá und im Einzugsgebiet des Flusses. Säuberung des Bogotá-Flusses ist größtes Projekt Der Bogotá-Fluss entspringt im Nordosten des Departments Cundinamarca und umfließt Bogotá auf westlicher Seite, bevor er bei Girardot in den Magdalena-Fluss mündet. Während die Wasserqualität anfangs noch zum Bewässern von Feldern ausreicht, wird der Fluss bei Erreichen der Hauptstadt zunehmend verschmutzt. Vor allem die kleineren Flüsse Salitre, Fucha und Tunjuelo, die auf den Bogotá-Fluss stoßen, bringen stark belastetes Wasser mit sich. Bei seiner Mündung in den Magdalena-Fluss transportiert der Bogotá-Fluss Studien zufolge täglich rund 318 kg Chrom, 278 kg Blei und 1,1 t Waschmittel mit sich. Da er kaum biologisches Leben aufweist, gilt der Bogotá-Fluss als toter Fluss. Auf einer Skala von 1 bis 8, wobei Stufe 1 bedeutet, dass das Wasser für den menschlichen Konsum geeignet ist und Stufe 5, dass das Wasser für den industriellen Gebrauch nutzbar ist, erreicht die Wasserqualität des Bogotá-Flusses nur die schlechteste Stufe 8. Ziel ist es, die Qualität bis 2020 wenigstens auf Stufe 4 anzuheben, so dass das Wasser für den landwirtschaftlichen Gebrauch geeignet ist. Abfallentsorgung in Bogotá muss ausgebaut werden Bogotás System zur Müllentsorgung hängt bislang von der einzigen Großdeponie Doña Juana ab und bedarf

dringend einer Erweiterung. Die Deponie erstreckt sich auf einem Terrain von 480 ha und lässt sich laut Angaben der Stadt höchstens bis 2032 betreiben. Bogotá will daher zwei neue Großdeponien und mehrere Müllumschlagstationen errichten. So soll westlich von Bogotá eine Mülldeponie entstehen, die 2021 in Betrieb geht. Diese soll täglich 4.700 t Müll abfertigen, was rund 50% des prognostizierten Aufkommens Bogotás entspricht. Eine dritte Deponie soll ab 2026 nördlich von Bogotá betrieben werden. Pro Tag fallen in Bogotá derzeit rund 7.000 t Festabfälle an. Laut Prognosen wird die Menge bis 2016 auf 7.566 t/ Tag und bis 2019 auf 8.859 t/Tag steigen. Die Abfälle, die zur Doña Juana gelangen, bestehen zu 79% aus organischen Abfällen, zu 9% aus Plastik und zu 6% aus Papier und Karton. Die Stadt führt derzeit eine Kampagne namens „Basura Cero“ durch, um die Bevölkerung für Themen wie Müllreduzierung, Wiederverwertung und Mülltrennung zu sensiblisieren. Geschäftschancen bestehen für deutsche Unternehmen im kolumbianischen Sektor für Umwelttechnik als Consultants, Betreiber, Dienstleister oder Lieferanten von Ausrüstungen. Gerade bei der Erneuerung von Wasseraufbereitungsanlagen ist deutsche Technologie stark gefragt. Eine gute Möglichkeit, deutsche Umweltechnologien vorzustellen, bot der 57. Umweltfachkongress von Acodal im September 2014 in der Küstenstadt Santa Marta. Bei dem wichtigsten Event des Umweltsektors in Kolumbien war Deutschland 2014 Ehrengast.

Internetadressen: Acodal (Verband für Umwelttechnologien und Erneuerbare Energien) Internet: www.acodal.org.co Viceministerio de Agua y Saneamiento Básico (Vizeministerium für Wasser und sanitäre Grundversorgung) Internet: www.minvivienda.gov.co/viceministerios/ viceministerio-de-agua

Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Inest)

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UMWELTTECHNIK – PERU

PERU BRAUCHT TECHNIK ZUR WASSERAUFBEREITUNG In Peru tragen der extensive Abbau von Rohstoffen und die Landwirtschaft stark zur Wasserverschmutzung bei. Vor allem im schmalen Wüstengürtel der Pazifikküste, wo 50% der Bevölkerung leben, wird die Versorgung immer schwieriger. Regierung und private Partner setzen Projekte um, die dringend Technologien zur Wasser- und Abwasseraufbereitung benötigen. Die deutsche GIZ ist an einem Projekt im Einzugsgebiet der Flüsse Chillón, Rímac und Lurín beteiligt. In Peru ist der Bedarf an Umwelttechnik angesichts der Vielzahl ökologischer Probleme enorm: die Luft- und Wasserverschmutzung, die Zerstörung des Regenwaldes sowie die Wüstenbildung an der Küste und an den Abhängen der westlichen Anden fordern hohe Investitionssummen. Der Abbau und die extensive Nutzung von Rohstoffen verschärfen den Rückgang der riesigen Wasserreserven. Insbesondere im schmalen Wüstengürtel der Pazifikküste wird die Wasserversorgung immer schwieriger. Dort lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung.

Acht Konsortien und Firmen hatten sich an der Ausschreibung von Chavimochic III beteiligt. Durch das Mammutprojekt werden 63.000 ha Wüstenfläche für die Landwirtschaft erschlossen. Bewässerungskanäle, Kontrollsysteme und die Automatisierung der Wassernutzung stehen auf dem Programm. Hinzu kommt die Optimierung der Wasserzufuhr weiterer 47.000 ha bereits bewirtschafteter Flächen. Die Stadt Trujillo erhält durch ein Kraftwerk mit einer Leistung von 60 MW Trinkwasser und Strom. Zahlreiche Großprojekte Bei dem Projekt Majes Siguas II planen die Unternehmen Cobra Instalaciones und Cosapi einen Staudamm am Fluß Apurimac, einen 18 km langen Wassertunnel durch die Anden sowie zwei Wasserkraftwerke am Fluß Siguas mit insgesamt 550 MW. Das Investitionsvolumen liegt bei insgesamt 400 Mio. US$. Auch hier soll durch Bewässungsvorhaben Wüsten- in Agrarfläche umgewandelt werden. Das private Konsortium kommt für 50% der Baukosten auf und betreibt die Anlage im Anschluss 16 Jahre lang.

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Die Mehrzahl der aktuellen Großprojekte im Bereich Umwelttechnik wird von öffentlichen Trägern und der Privatwirtschaft finanziert, oft zu gleichen Teilen. Ein

Beispiel ist Chavimochic III, ein Projekt zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen und deren Bewässerung in der Provinz La Libertad, das 2014 startet und bis 2019 abgeschlossen sein soll. Zu dem Volumen von insgesamt 715 Mio. US$ will die peruanische Regierung 373 Mio. US$ beisteuern.

54 Die Pazifik-Allianz


Ebenfalls 400 Mio. US$ wird für ein weiteres Bewässerungsprojekt veranschlagt: Die Hauptstadt Lima soll Trinkwasser aus den Anden erhalten. Dafür sind ein Stausee- und Wasserleitungssystem, ein Andentunnel, neue Kanäle und Rohre sowie die Vergrößerung von Talsperren nötig. Den Auftrag für dieses Vorhaben (genannt „Obras de Cabecera y Conducción para el Abastecimiento de Agua Potable para Lima“) will die Regierung Perus 2015 an eine Firma vergeben, die das System ohne staatliche Kofinanzierung baut und anschließend betreibt.

Kontaktanschriften Agencia de Promoción de la Inversión Privada (Investitionsagentur, ProInversión) Av. Enrique Canaval Moreyra 150, Piso 9 San Isidro, Lima Ansprechpartner: Jorge Valverde Camán, Technischer Berater Telefon: 0051 1/200-12 00, Durchwahl -1384, Fax: -221-29 41 E-Mail: jvalverde@proinversion.gob.pe, Internet: www.proinversion.gob.pe

Im Süden von Lima baut das spanische Unternehmen Tedagua eine Aufbereitungsanlage zur Meerwasserentsalzung, um 100.000 Einwohner der Orte Punta Hermosa, Punta Negra, San Bartolo und Santa María del Mar an der Küste mit Trinkwasser zu versorgen.

Informationen zu Großprojekten: www.proyectosapp.pe; Kontaktanschrift zu einzelnen Projekten: proyectochavimochic@proinversion.gob.pe

Engagement der deutschen GIZ Das Wasserangebot in Peru sinkt aufgrund des Klimawandels bei gleichzeitiger Steigerung der Nachfrage durch das Wachstum von Bevölkerung und Industrie. Die Entwicklung zeichnet sich vor allem im Großraum der Städte Lima und Callao (insgesamt circa 9,3 Mio. Einwohner) ab.

Autoridad Nacional del Agua (peruanische Wasserbehörde, Ana) Calle Diecisiete 355, Urb El Palomar San Isidro, Lima Tel./Fax: 0051 1/224 32 98 E-Mail: comunicaciones@ana.gob.pe, sugerencias@ ana.gob.pe , Internet: www.ana.gob.pe

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet mit einem Projekt darauf hin, dass das Ressourcenmanagement im Einzugsgebiet der Flüsse Chillón, Rímac und Lurín auf die Anpassung an den Klimawandel ausgerichtet wird. Private Firmen sollen daran beteiligt werden.

Portal zum Tracking von öffentlichen Projekten Internet: https://apps.contraloria.gob.pe/ciudadano Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Peru Ansprechpartner: Ulrich Krammenschneider, Landesdirektor E-Mail: giz-peru@giz.de

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

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UMWELTTECHNIK – CHILE

CHILES NEUE UMWELTPROJEKTE In Chile benötigen zahlreiche Branchen Lösungen für ihre Umweltprobleme, allen voran der Bergbau- und Stromsektor, die Wasser- und Abwasserwirtschaft sowie die Agroindustrie. Neben Maßnahmen zur Verbesserung des bestehenden Kanalsystems sind Staudämme und -becken in Planung. Beim Thema Umweltschutz liegt der Fokus in Chile auf drei Bereichen: die Umweltbeeinträchtigung von Großprojekten, die Etablierung einer modernen Kreislaufwirtschaft, um verwertbare Abfälle besser zu nutzen, und - mit höchster Priorität - die sichere und saubere Versorgung mit Wasser. Entsprechend zieht dieser Bereich die meisten neuen Umweltprojekte an.

Für den Wassermangel in der Landwirtschaft sind nicht nur ungenügende Speicherkapazitäten, sondern auch die Schwächen des bestehenden Kanalsystems verantwortlich. In diesem Bereich gehen circa 80% des Wassers wegen der fehlenden Auskleidung der Kanäle verloren. Deutsche Unternehmen bereits aktiv Um Brauchwasser einsetzen zu können, braucht die Agroindustrie zusätzliche Kläranlagen. Hier kam bereits deutsche Technologie zum Einsatz. Unternehmen aus Deutschland haben zum Beispiel eine Kläranlage in Santiago de Chile mit Mess- und Regeltechnik ausgestattet. Der Anteil von Produkten dieser Sparte an den chilenischen Gesamtimporten aus Deutschland lag 2013 bei 4,1%. Delta Regeltechnik, SIKA Dr. Siebert & Kühn, S+S Regeltechnik und Fischer Mess Regeltechnik sind über Vertriebspartner seit mehreren Jahren auf dem chilenischen Markt aktiv.

Foto : © iStockphoto.com / Haykirdi

Der Agrarsektor verbraucht etwa 80% des genutzten Wasserangebots und steht deshalb im Zentrum von öffentlichen Maßnahmen, die das Ministerium für Öffentliche Arbeiten (MOP) und das Landwirtschaftsministerium in Auftrag geben. Dazu gehören Staudämme und Staubecken, um die Speicherkapazitäten zu erhöhen

und den Anteil des Wassers, das ungenutzt in den Pazifik fließt, zu reduzieren. Noch liegt dieser Anteil bei etwa 84%.

56 Die Pazifik-Allianz


Kontaktanschriften: Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer (u.a. Organisation und Durchführung von Geschäftsreisen nach Chile) Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Casilla 19, Correo 35 Las Condes, Santiago de Chile Tel.: 0056 (2) 2203 53 20 Internet: http://chile.ahk.de Fraunhofer Chile Research Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Schuch, Geschäftsführer Avenida M. Sánchez Fontecilla 310, Piso 14 Las Condes, 7550296 Santiago de Chile Tel.: 0056 (2) 378 1652 E-Mail: wolfgang.schuch@fraunhofer.cl, Internet: www.fraunhofer.cl Beratungsprogramm FAT (Fondo de Asistencia Técnica) Auskünfte über das Programm, die Bedingungen für eine Teilnahme, die beteiligten Banken, und über die finanzierungsfähigen Investitionen: CORFO, Gerencia de Intermediación Financiera Moneda 921, Santiago de Chile Tel.: 0056 2/- 631 84 38, Fax: - 696 76 88 Internet: www.corfo.cl

Informationen über das Programm FAT in Deutschland Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt am Main Tel.: 069/74 31-0, Fax: -34 15 Internet: www.kfw.de Servicio de Evaluación Ambiental (Evaluationsbehörde für Umweltfragen) Miraflores 222, Pisos 7, 19 y 20, Santiago de Chile Tel.: 0056 2/261 64-000, Fax: -400 Internet: www.sea.gob.cl Comité de Inversiones Extranjeras (Komitee für ausländische Investitionen) Ahumada 11, Piso 12, Santiago de Chile Ansprechpartner: Eduardo Busquets, Vizepräsident E-Mail: info@ciechile.gob.cl, Internet: www.ciechile. gob.cl Ministerio de Obras Públicas (Ministerium für Öffentliche Arbeiten) Merced 753, piso 7, Santiago de Chile Ansprechpartner: Germán Moncada, Leiter der Projektabteilung, Tel.: 0056 2/24 49-70 23 E-Mail: german.moncada@mop.gov.cl, Internet: www.mop.cl/Paginas/ingles.aspx

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

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UMWELTTECHNIK | PROJEKTLISTE

PROJEKTLISTE Ausgewählte Projekte Umwelttechnik

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Mexiko Aquädukt Monterrey VI

1.000 In Vorbereitung

Zuschlag erteilt an lokales Konsortium; 372 km

Kolumbien Wasserkraftwerk Ituango

5.500 Im Bau; Fertigstellung bis Unternehmen: EPM; Kapazi2022 tät: 2.400 MW

Ausbau der Stromübertragunsnetze

2.000 Insgesamt 13 Höchstspannungsnetze ausgeschrieben; erste Projekte seit Anfang 2014 vom Ministerium für Bergbau und Energie (MinMinas) vergeben

Neue Kraftwerke (Ituango, Sogamoso, El Quimbo) sollen an das Stromnetz angeschlossen werden

Reinigung des Bogotá-Flusses

3.000 Erweiterung des Flussbettes wird bereits durchgeführt; für Ausbau der PTAR Salitre sind vier Konsortien in der Vorauswahl; Projekt wird Ende 2014 von Umweltbehörde CAR vergeben

Projekt umfasst Ausbau der Kläranlage PTAR Salitre und Bau einer neuen Wasseraufbereitungsanlage (Kapazität: 14 cbm/s) in Canoas

Peru Chavimochic III; Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen; Wasserkraftwerk

597 Dritte Projektphase

Obras de Cabecera y Conducción para el Abastecimiento de Agua Potable para Lima; Stausee- und Wasserleitungssystem

400 Ausschreibungsphase; Ak- Mehrere Kommunen, u.a. tualisierung von Studien Huachipa (Region Lurigancho-Chosica) und Lima

Majes Siguas II; Staudamm, Wassertunnel, zwei Wasserkraftwerkeund Betrieb

400 Erster Projektabschnitt durchgeführt

58 Die Pazifik-Allianz

PPP-Projekt Konsortium Río Santa-Chavimochic (Odebrecht Participacoes e Investimentos S.A., Constructora Norberto Odebrecht S.A (Brasilien) und Graña y Montero (Peru)); Region La Libertad

Zentralregierung, Konsortium Cobra Instalaciones (Spanien) und Cosapi (Peru); Region Arequipa


Projektbezeichnung Windparks Cupisnique in Pacasmayo (114 MW) und Talara (30,6 MW)

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

250 Im September 2014 in Be- Energia Eolica (Tochteruntrieb genommen ternehmen von ContourGlobal (USA), Vestas (Dänemark)); Regionen Talara und Pacasmayo

Chile Bauvorhaben in Las Salinas, Abwasserentsorgung

300 Umweltverträglichkeitsprü- Inmobiliaria Las Salinas fung beantragt Limitada; 5. Region

Trinkwasseranlage Atacama

300 Vor der Ausführung

Rückgewinnungsanlage für Gummi, Reifen und Kunststoff

120 Umweltverträglichkeitsprü- Bionergia Spa; Hauptstadtfung beantragt region

Planta de Tratamiento por Autoclavado, Aufbereitungsanlage von Sonderabfall von Krankenhäusern

120 Umweltverträglichkeitsprü- Sociedad Preslex Ltda.; 6. fung beantragt Region

Agbar; 2. Region

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Kolumbien (Agencia Nacional de Infraestructura - ANI); Peru (Mef, ProInversion, Pressemeldungen); Chile (Sofofa, Seia, Codexverde)

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MEDIZINTECHNIK – MEXIKO

PREISDRUCK AUF MEXIKANISCHEM MARKT FÜR MEDIZINTECHNIK WÄCHST Mexiko muss mittelfristig mehr in Medizintechnik investieren, um Rückstände in der Gesundheitsinfrastruktur aufzuholen und die Ausrüstung auf den neuesten Stand zu bringen. Marktforscher erwarten bis 2020 ein Absatzwachstum von 6,1% pro Jahr. Gleichzeitig steigt der Wettbewerbs- und Preisdruck durch bessere Zulassungsbedingungen und Einsparbemühungen seitens des Staates. Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Espicom hat das Volumen des mexikanischen Medizintechnikmarkts 2013 rund 4,0 Mrd. US$ erreicht. GlobalData kommt auf 3,6 Mrd. US$ und erwartet bis 2020 ein jährliches Wachstum von 6,1%. Damit könnte die Branche 2020 etwa 5,4 Mrd. US$ umsetzen. Die öffentliche Hand ist in Mexiko Abnehmer von rund 70 bis 80% der Medizintechnik. Da das öffentliche Gesundheitssystem nicht alle Zahnbehandlungen abdeckt, dürfte das Verhältnis bei Dentaltechnik bei etwa 50% liegen. Bei ophthalmologischen Apparaten sind es etwa 60 bis 70%. Etwa 90% der im Land eingesetzten Medizintechnik wird importiert (ohne Verbrauchsmaterialien). Die Prognose von GlobalData über die Einfuhrentwicklung bleibt dabei leicht hinter den Zahlen der letzten Jahre zurück. In den vergangenen fünf Jahren sind die Importe trotz Wirtschaftskrise um 39% angestiegen beziehungsweise im Durchschnitt um 6,8% pro Jahr. Deutschland ist dabei als ehemals zweitwichtigstes Lieferland 2012 von China abgelöst worden, das die Lieferungen nach Mexiko in fünf Jahren verdoppeln konnte. Insgesamt kann China aber die starke Position der USA (Einfuhranteil von 65%) nicht gefährden. Mehr Versicherte lassen Ausrüstungsbedarf steigen Der mexikanische Markt wird mittelfristig weiter vom großen Erneuerungs- und Ausbaubedarf im Gesundheitssektor angetrieben. Das Land weist bei einer wachsenden Bevölkerung einen Rückstand in der Gesundheitsversorgung im Vergleich mit OECD-Staaten auf. Im Jahr 2012 lagen die Gesundheitsausgaben in Mexiko mit etwa 6,2% des BIP unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt von 6,9% und dem OECD-Durchschnitt von 9,3%. In Mexiko entfallen auf 1.000 Einwohner nur etwa 1,8 Ärzte. Im OECD-Durchschnitt liegen die Zahlen bei drei Ärzten pro 1.000 Einwohner.

60 Die Pazifik-Allianz

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Mexiko (in Mio. US$) Produktgruppe (HS-Codes)

2012

2013

Elektrodiagnoseapparate und -geräte (9018.11 bis .20)

222,2

267,0

Röntgenapparate etc. (9022)

285,2

310,4

Sterilisierapparate (8419.20)

10,1

7,0

Rollstühle (8713)

13,6

13,5

Zahnmedizinische Instrumente (9018.41, .49)

58,4

80,1

540,5

627,9

Ophthalmologische Instrumente (9018.50)

43,5

35,1

Andere Instrumente, Apparate und Geräte (9018.90)

1.098,8

1.212,8

122,8

124,2

73,7

63,0

390,2

367,6

2.859,0

3.108,6

Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. (9018.31 bis .39)

Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. (9019, 9020) Medizinmöbel etc. (9402) Orthopädietechnik, Prothesen etc. (9021) Gesamt Quelle: Secretaría de Economía

Die Bevölkerung wächst und mit der Ausweitung der staatlichen Basiskrankenversicherung Seguro Popular (etwa 55,6 Mio. Versicherte Mitte 2014) sind in den letzten zehn Jahren neue Nutzer in das bereits komplexe, mehrgleisige Gesundheitssystem Mexikos eingetreten. Die Versicherten des Seguro Popular erhielten Zugang zur öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur und haben die Kapazitätsengpässe dort verschärft. Nichtstaatliche Einrichtungen, die sich an Selbstzahler richten, profitieren von dieser Entwicklung. Die Anzahl der Privatversicherten liegt weiterhin bei nur 7,6% der Bevölkerung, aber ein Großteil der öffentlich Versicherten bestreitet einen Teil der Ausgaben aus eigener Tasche. Der kleine Kreis der rein privat Versicherten konzentriert sich in den Großstädten und nutzt vornehmlich gut ausgerüstete Privatkliniken finanzstarker Investo-


rengruppen wie Grupo Angeles oder Star Médica. Die Qualität schwankt aber auch in der privaten Versorgung enorm. Neben renommierten Kliniken, die US-Standard entsprechen, gibt es das Gros kleiner Einheiten, die mit veralteter Technik und ohne verpflichtende Mindeststandards arbeiten. Modernisierung als zweiter Investitionstreiber Neben dem Ausbau- besteht daher ein akuter Modernisierungsbedarf. Geräte und Ausrüstungen haben in Mexiko im Vergleich zu den USA im Durchschnitt einen technischen Rückstand von etwa 10 bis 15 Jahren. Besonders extrem ist dies in Teilen der öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur. Die Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto hat für ihre Amtszeit bis 2018 den Bau von 49 Krankenhäusern sowie die Modernisierung einiger bestehender Einrichtungen in Aussicht gestellt. Dafür sollen umgerechnet 4 Mrd. Euro aufgewendet werden. Unter anderem soll die Bettenanzahl im öffentlichen Sektor um 10% steigen. Parallel dazu ist geplant, die Gesundheitsinfrastruktur der zahlreichen staatlichen Träger schrittweise zusammenzuführen, um sie effizienter zu nutzen. Neue Formen der Beschaffung von Geräten - darunter Pay-per-Service und Verträge nach Verfügbarkeit – werden eine wichtigere Rolle spielen. Bei diesem Modell stellt ein Privatunternehmen die Geräte zur Verfügung und rechnet nach Behandlung oder Verfügbarkeit ab. Auch Reparatur- und Serviceleistungen gewinnen an Bedeutung, da sie von staatlichen und privaten Zertifizierern für Krankenhäuser (zum Beispiel Joint Comissi-

on International) stärker als in der Vergangenheit gefordert werden. Die Kehrseite: sinkende Preise Neue Geschäftsmöglichkeiten gibt es also reichlich im mexikanischen Gesundheitssektor. Gleichzeitig entsteht Druck auf die Preise, da die Marktmacht privater Dienstleister für den staatlichen Sektor steigt. Und auch der Staat versucht seit 2013, die Beschaffung von Medikamenten und Verbrauchsmaterial verschiedener staatlicher Träger zusammenzuführen, um am Markt bessere Konditionen durchsetzen zu können. Diese Praxis soll auf Teile der Medizintechnik ausgeweitet werden. Auch die einfachere Registrierung neuer Produkte durch die Zulassungsbehörde Cofepris (Comisión Federal de Prevención contra Riesgos Sanitarios) erhöht den Wettbewerbsdruck und lässt die Preise tendenziell fallen.

Internetadressen Secretaría de Salud (Gesundheitsministerium) Internet: www.salud.gob.mx Comisión Federal de Prevención contra Riesgos Sanitarios (Zulassungsbehörde) Internet: www.cofepris.gob.mx Compranet (Zentrale Ausschreibungsplattform für öffentliche Beschaffungen) Internet: www.compranet.gob.mx

Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt (Germany Trade & Invest)

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MEDIZINTECHNIK – KOLUMBIEN

WACHSENDE NACHFRAGE IM KOLUMBIANISCHEN GESUNDHEITSSEKTOR

Das Marktvolumen für Medizintechnik lag 2013 laut Marktforschungsinstitut Espicom bei 1,2 Mrd. US$. Damit stand Kolumbien auf Platz vier in Lateinamerika, hinter Brasilien, Mexiko und Argentinien. Bis 2018 soll sich das Marktvolumen dem Institut zufolge beinahe verdoppeln und 2,1 Mrd. US$ erreichen. Der Großteil des Bedarfs - insbesondere von Hightechgeräten - wird importiert. Laut Espicom erzielen Verbrauchsmaterialien den größten Anteil am Verkauf von Medizintechnik mit rund 20%, gefolgt von Geräten zur medizinischen Bildgebung (17%), orthopädischen und prothetischen Produkten (16%), Patientenhilfen (12%) und Dentalprodukten (6%). Gesundheitssystem steckt in der Krise Kolumbiens Gesundheitssystem deckt rund 94% der Bevölkerung ab. Dies ist ein beachtlicher Erfolg wenn man bedenkt, dass 1993 weniger als die Hälfte der Bevölkerung krankenversichert war. Ziel ist es, auch die noch fehlenden 3 Mio. Personen mit einzuschließen und so eine Abdeckung von 100% zu erreichen. Allerdings ist das Gesundheitssystem 2013 erneut in eine Krise geschlittert. Die Gesundheitskassen bauten Schulden von rund 1,4 Mrd. US$ (Stand: 31.12.13) bei den Krankenhäusern auf, die dadurch in Finanzierungsengpässe gerieten. Einige Krankenhäuser stehen vor dem Bankrott. Als Ausweg aus der Krise plant die Regierung schon seit Längerem eine Reform des Systems. Diese wurde wegen den Präsidentschaftswahlen Mitte 2014 aufgeschoben, steht nun aber wieder zur Debatte. Geplant ist eine einzige staatliche Gesundheitskasse in die die gesamte Bevölkerung eingeschrieben ist. Gelingt es, durch die

62 Die Pazifik-Allianz

Foto : © iStockphoto.com / Vepar5

Kolumbien hat eines der umfassendsten Gesundheitssysteme Lateinamerikas, welches einen Großteil der Bevölkerung abdeckt. Der Medizintechnikmarkt profitierte in den letzten Jahren von hohen Investitionen in moderne Ausrüstung, die überwiegend importiert wird. Das Gesundheitssystem steckt jedoch in einer Krise, weshalb Krankenhäuser vor Finanzierungsengpässen stehen. Die Regierung plant eine Reform des Systems, welche bei Erfolg den Bedarf an Medizintechnik ankurbeln dürfte. Reform das Gesundheitssystem zu stabilisieren, dürfte der Medizintechnikmarkt profitieren. Langfristig gute Aussichten für Medizintechnik Trotz der unsicheren Finanzierungslage zeigt Kolumbiens Bedarf an Medizintechnik langfristig nach oben. Seit der Öffnung des Sektors 1993 haben sich viele Krankenhäuser und Kliniken umstrukturiert und zu modernen Dienstleistern unter der Führung professioneller Manager entwickelt. Dadurch sind die Investitionen in Technologie und moderne medizinische Ausrüstung gestiegen, sowohl in den privaten als auch in den öffentlichen Kliniken. Trotzdem besteht weiterhin Modernisierungsbedarf. Eine wachsende Bevölkerung - bis 2020 wird ein Anstieg auf 50 Mio. Einwohner prognostiziert - wird den Medizintechnikmarkt antreiben. Zudem liegen die Gesundheitsausgaben pro Kopf derzeit nur bei rund 723 US$, während in Chile 1.606 US$ ausgegeben werden. Der Markt für Gesundheitstourismus wurde von der kolumbianischen Regierung als einer von acht Wachstumssektoren identifiziert, was künftig für weitere Investitionen in moderne Technologie sorgen dürfte. Das Land ist ein international anerkannter Standort für Gesundheitsdienstleistungen, vor allem im Bereich plastischer Chirurgie, Kieferorthopädie, Augenheilkunde und Krebsbehandlung. Einfuhren trotzen Krise im Gesundheitssystem Kolumbiens Einfuhren von Medizintechnik ließen sich bislang von der Krise nicht beeindrucken. Im 1. Halbjahr 2014 stiegen die Importe (Position 481 nach CPC 1.0) um 15,2% auf 461,7 Mio. US$. Nach Berechnungen des


Fachverbandes für medizinische Geräte und Zubehör entfallen rund 31% der Branchenimporte auf US-Lieferungen. Deutschland belegt mit einem Anteil von 13% den zweiten Platz, gefolgt von China mit 10% und Japan mit 5%. Der Anteil deutscher Firmen blieb in den letzten Jahren konstant, während die USA Marktanteile verloren und China aufholte. Das Handelsabkommen zwischen Kolumbien und der EU, welches im August 2013 provisorisch in Kraft trat, hat Einfuhrzölle auf Medizintechnik aus der EU abgeschafft, je nach Produktkategorie sofort oder über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Zuvor hatten die Zölle noch bei 5 bis 15% gelegen. Das Abkommen sieht auch einen besseren Schutz von Marken, Urheberrechten und

Patenten vor. Damit haben europäische Hersteller einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus Asien. Mit den USA verfügt Kolumbien bereits seit 2012 über ein Handelsabkommen. Kolumbien ist für Medizintechnik ein Importmarkt. Die lokale Fertigung fällt nur gering aus. Im Inland hergestellt werden vor allem Verbrauchsmaterialien sowie technologisch weniger aufwendige Produkte. Produziert wird auch für den Export in die Nachbarländer Brasilien, Venezuela und Ecuador. Multinationale Unternehmen wie 3M, Baxter, Fresenius und Johnson & Johnson nutzen Kolumbien als Drehscheibe für die Andenregion. Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Invest)

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Kolumbien (cif, in Mio. US$)

2012

2013

Davon aus Deutschland (2013)

9018.11 bis .20 Elektrodiagnoseapparate und -geräte

69,6

86,3

17,6

9022

Röntgenapparate etc.

65,0

80,2

11,6

8419.20

Sterilisierapparate

4,4

4,5

0,1

8713

Rollstühle

5,0

5,7

0.8

9018.41, .49

Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

13,7

12,5

1,8

9018.31 bis .39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

89,5

107,1

5,7

9018.50

Ophthalmologische Instrumente

11,4

11,8

2,2

9018.90

Andere Instrumente, Apparate und Geräte

214,7

212,1

28,6

HS

Produktgruppe

9019, 9020

Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

55,4

60,8

5,0

9402

Medizinmöbel etc.

13,9

13,1

2,2

9021

Orthopädietechnik, Prothesen etc.

248,9

270,6

19,9

791,5

864,7

95,5

Summe Quelle: Zoll- und Steuerbehörde Dian

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MEDIZINTECHNIK – PERU

Santiago de Chile (gtai) - Peru baut die Gesundheitsinfrastruktur aus. Präsident Humala kündigte den bisher höchsten Anstieg im Haushalt des Gesundheitssektors an. Da sich die lokale Produktion von Medizintechnik in Peru auf eine überschaubare Anzahl kleiner Unternehmen beschränkt, setzt sich der Aufwärtstrend bei Importen fort. Die peruanischen Importe von medizinischen Geräten sind von September 2012 bis September 2013 um 14,0% gestiegen. Mit einem Volumen von 321 Mio. US$ im Jahr 2013 ist der peruanische Markt für Medizintechnik überschaubar. Etwa 25 kleine peruanische Firmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von 25 Mio. US$, unter anderem mit Diagnosegeräten. Die meisten Produkte sind einfacher und günstiger als im Nachbarland Chile, wo europäische Standards die Norm bilden. Der peruanische Markt für medizinische Geräte hat viel Potenzial. Immer mehr Peruaner schließen Krankenversicherungen ab. Inzwischen sind es 10 Mio. bei einer Gesamtbevölkerung von rund 31 Mio. Personen. Zudem modernisiert der Staat die öffentlichen Krankenhäuser. Die Regierung plant in den nächsten zwei Jahren 2,3 Mrd. Euro in die Infrastruktur und die Ausstattung der Krankenhäuser zu investieren. Bisher sind die Pro-Kopf-Ausgaben im Gesundheitssektor niedrig. Bei medizinischen Geräten liegen sie bei lediglich 11 US$ pro Jahr. Lima ist die attraktivste Absatzregion für die Privatwirtschaft, da die städtische Bevölkerung über ein höheres Einkommen verfügt als die Landbevölkerung. Gute Absatzchancen für Medizintechnik Der Aufwärtstrend bei den Importen medizintechnischer Produkte setzt sich fort. Denn der Großteil der medizinischen Ausstattung von Krankenhäusern muss importiert werden, ebenso wie Geräte für die Strahlentherapie, medizinische, chirurgische, zahntechnische Instrumente, Hörgeräte und Röntgenapparate. Die Einfuhren stiegen von September 2012 bis September 2013 um 14,0% und erreichten ein Volumen von 319 Mio. US$. Bildge-

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bende Diagnostik, Dentalprodukte und andere medizinische Geräte verzeichneten das stärkste Wachstum. Der peruanische Präsident Ollanta Humala kündigte den bisher höchsten Anstieg im Haushalt des Gesundheitssektors an. Pro Jahr sind zusätzliche 660 Mio. Euro vorgesehen. Zu den Zielen der Regierung für die Periode bis 2016 zählen die Intensivierung der Grundversorgung für weniger bemittelte Einkommensgruppen sowie der Bau von mindestens 50 Krankenhäusern in den unterversorgten Provinzhauptstädten. Die öffentlichen Investitionen sind entscheidend für die Entwicklung des Gesundheitsmarkts, denn in Peru sind nur 15% der Krankenhausbetten in privater Hand, das sind gerade mal 1.500 Betten insgesamt. Zum Vergleich: In Kolumbien sind es 50%. So plant allein der private Betreiber Clínica Internacional für die nächsten vier Jahre eine Verdreifachung der Bettenanzahl. Bisher stehen 170 Stück in Lima und 40 in Piura zur Verfügung. Bis 2018 sollen es insgesamt 600 sein. Die Privatwirtschaft dürfte künftig mehr Medizintechnik nachfragen: Private Akteure hatten 2013 für die nächsten Jahre Investitionen in Höhe von 1 Mrd. US$ zugesagt, unter anderem, um die Krankenhäuser mit mehr Betten auszustatten. Deutsche Hersteller mit Erfolg Dank des guten Rufs deutscher Medizintechnikerzeugnisse sind die Erfolgsaussichten für deutsche Unternehmen weiterhin sehr gut. Unter den deutschen Firmen verzeichneten B. Braun sowie der Tübinger Mittel-

Foto : © TrudiDesign - Fotolia.com

PERU ERHÖHT AUSGABEN FÜR GESUNDHEIT


ständler Erbe Elektromedizin Wachstum. Bei B. Braun Medical Perú arbeiten inzwischen 433 Mitarbeiter (2013 waren es 333). Der „Hidden Champion“ Erbe hat sich in den letzten Jahren zum Weltmarktführer optischer und mechanischer Instrumente entwickelt. Die Geschäftsfelder sind die Hochfrequenz-, Wasserstrahl- und KryoChirurgie. Wie B. Braun exportiert auch Erbe seit mehr als 20 Jahren nach Peru. Von der im Sommer 2013 eröffneten Repräsentanz in Lima aus möchte der Regionalverkaufsleiter Juan Otiniano die anderen lateinamerikanischen Märkte erreichen. Zu den Kunden zählen private Krankenhäuser ebenso wie öffentliche Gesundheitseinrichtungen wie das Gesundheitsministerium und die staatliche Krankenkasse Essalud. Zollfreie Einfuhr durch Freihandelsabkommen Mit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen Peru und der Europäischen Union senkte der Andenstaat die Einfuhrzölle für eine Vielzahl von Waren auf Null. Darunter fallen Produkte aus dem Maschinenbau und Gläser für medizinische Brillen. Das Abkommen sieht außerdem einen Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse vor. So sollen technische Regulierungen über bestehende WTO-Regelungen hinaus transparenter werden. Dies kommt auch deutschen Exporteuren von medizintechnischen und optischen Geräten zu Gute. Medizinische Produkte müssen bei der dem Gesundheitsministerium nachgeordneten Dirección General de Medicamentos, Insumos y Drogas (DIGEMID) registriert werden, bevor sie in Peru verkauft beziehungsweise eingeführt werden können (registro sanitario). Das Merkblatt über gewerbliche Wareneinfuhren - Peru von Germany Trade and Invest informiert unter anderem

über die Vorschriften für medizintechnische und optische Geräte.

Kontaktanschriften: Agencia de Promoción de la Inversión Privada (Investitionsagentur, ProInversión) Av. Enrique Canaval Moreyra No. 150, Piso 9 San Isidro, Lima Ansprechpartner: Jorge Valverde Camán, Technischer Berater Telefon: 00511/200-12 00, Durchwahl -1384 Fax: -221-29 41 E-Mail: jvalverde@proinversion.gob.pe Internet: www.proinversion.gob.pe Ministerio de Salud (Gesundheitsministerium) Av. Salaverry 801 Jesús Maria, Lima Tel.: 00511/315-66 00 Internet: www.minsa.gob.pe Dirección General de Medicamentos, Insumos y Drogas (Registrierungsbehörde) Av. Parque de las Leyendas cdra. 1 s/n (altura cdra. 24 de la Av. La Marina) San Miguel, Lima Tel.: 00511/631-43 00 E-Mail: webmaster@digemid.minsa.gob.pe Internet: www.digemid.minsa.gob.pe

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

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MEDIZINTECHNIK – CHILE

CHILENISCHE REGIERUNG INVESTIERT 4 MRD. US$ IN GESUNDHEITSSYSTEM Der öffentliche Sektor in Chile setzt starke Impulse in der Gesundheitsversorgung. Die größten Summen fließen in den Bau von neuen Krankenhäusern und in die Modernisierung von bestehenden. Gute Absatzchancen haben Anbieter von Medizintechnik. Da Chile in diesen Bereichen kaum über eine nationale Industrie verfügt, sind ausländische Lieferanten essentiell. Einige chilenische Privatkliniken haben sich als Ziel des Gesundheitstourismus in Lateinamerika etabliert.

Für die Erst- und Notfallversorgung sollen 132 neue Einrichtungen entstehen, zudem weitere 200 Gesundheitszentren für Familien und Gemeinden. Der Regierungsplan umfasst mehr als 2,5 Mio. qm Klinikbau. Zusätzlich zu 3.000 neuen Betten werden knapp 8.000, die in schlechtem Zustand sind, modernisiert. Auch einzelne private Krankenhäuser geben hohe Begträge aus, so zum Beispiel die Clínica Las Condes 180 Mio. US$ für Infrastruktur und Ausrüstung und die Clínica Bicentenario 1,2 Mio. US$ für Geräte. Die Anzahl der Krankenwagen soll sich bis zum Ende der Regierungszeit verdoppelt haben. Im Jahr 2015 werden den Planungen zufolge 262 gekauft und ausgestattet, 2016 sogar 865 und für 2017 ist die Anschaffung von 605 Einheiten vorgesehen. Diese Zahlen sind für Firmen, die nach Chile exportieren möchten, besonders interessant, weil der Staat der größte Abnehmer von Medizintechnik ist. Da Chile kaum über eine nationale Industrie verfügt, wird der Markt

66 Die Pazifik-Allianz

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Die öffentlichen Investitionen, die Chiles Präsidentin Michelle Bachelet im Sommer 2014 angekündigt hat, sind die größten in der Geschichte des Landes. Während die Ausgaben der Vorgängerregierung während der letzten vier Jahren bei insgesamt 2 Mrd. US$ lagen, plant Bachelet für die gleiche Zeitspanne 4 Mrd. US$ ein. Am Ende ihrer Regierungszeit 2018 soll der Bau von 20 neuen Krankenhäusern abgeschlossen sein, 20 weitere sollen sich im Bau befinden und weitere 20 in den Phasen des Ausschreibungsverfahrens und der technischen Studien stecken.

weitgehend durch Einfuhren gedeckt. Auch Ärzte und private Krankenhäuser fragen in bedeutendem Umfang Medizintechnik internationaler Hersteller nach. Gute Absatzchancen für Anbieter von Medizintechnik Das Marktvolumen von Medizintechnik ist seit 2002 ausgehend von einer geringen Ausgangsbasis ständig gewachsen und lag 2013 bei rund 740 Mio. US$. Der Importanteil ist hoch: In den zwölf Monaten bis Oktober 2013 haben sich die Gesamteinfuhren an Medizintechnik um 7,0% gegenüber der Vorjahresperiode auf 652 Mio. US$ erhöht. Die Importe stammen größtenteils aus den USA und der EU, wobei Deutschland einer der wichtigsten Zulieferer für den chilenischen Markt ist. Das chilenische Gesundheitswesen ist im regionalen Vergleich gut aufgestellt. Einige Privatkliniken haben sich als Anlaufstelle für den Gesundheitstourismus in Lateinamerika etabliert. Die Grundversorgung erreicht jedoch nur 77% der Chilenen. Das Land weist zudem ei-


nen der größten Einkommensunterschiede weltweit auf, weshalb nur die Ober- und obere Mittelschicht von Standards auf europäischem Niveau profitiert. Staatliche Subventionen sollen diese Situation ändern, besonders im Hinblick auf die technische Instandsetzung der Krankenhäuser und die medizinische Ausrüstung. Alan Mrugalski, Leiter der Investitionsabteilung im Gesundheitsministerium, sagte bei einem Treffen mit deutschen Firmen und Institutionen im August 2014 in Santiago de Chile, dass etwa 20 bis 25% des jährlichen Gesundheitsbudgets von insgesamt knapp 10 Mrd. US$ im Jahr 2014 für medizinische Ausrüstung vorgesehen seien. Mehr als 850 Behörden, darunter auch die Regionalregierungen, wickeln alle Einkäufe über das Portal „ChileCompra“ ab, auf dem sich Firmen registrieren können. Das elektronische Verfahren ist laut Regierung so transparent, dass ausländische Anbieter die gleichen Bedingungen vorfinden wie chilenische.

Kontaktanschriften: Firmenpool „Pool empresas Health made in Germany“ Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer Ansprechpartnerin: Jenny Katharina Büssgen, Project Manager Health & High Tech Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Casilla 19, Correo 35 Las Condes, Santiago de Chile Tel.: 00562/22 03 53 20, Durchwah:l 46, Fax: -25 E-Mail: jbuessgen@camchal.cl Internet: http://chile.ahk.de Fraunhofer Chile Research Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Schuch, Geschäftsführer Avenida M. Sánchez Fontecilla 310, Piso 14 Las Condes, 7550296 Santiago de Chile Tel.: 00562/378 16 52 E-Mail: wolfgang.schuch@fraunhofer.cl Internet: www.fraunhofer.cl

Die Deutsch-Chilenische Handelskammer hat die Plattform „Unternehmenspool Health made in Germany“ gegründet, um die Marke „Made in Germany“ weiter zu etablieren. Weitere Ziele sind die Stärkung der Position Deutschlands als weltweit führender Anbieter von Technologie, Ausrüstungen und Dienstleistungen, die Unterstützung der Mitglieder bei Ausschreibungsverfahren sowie Marketingmaßnahmen. In Chiles Hauptstadt Santiago hat das Fraunhofer-Institut die erste Außenstelle in Lateinamerika aufgebaut. Die Präsenz soll den Transfer von Wissen und Technologie fördern und als Brücke zwischen Wissenschaft und Unternehmen beider Länder dienen. Die Aufgabe des „Fraunhofer Chile Research“ liegt darin, die chilenischdeutsche Kooperation und den Technologietransfer in den angewandten Wissenschaften in Lateinamerika weiterzuentwickeln. Weitere Bereiche neben der Medizintechnik sind Solarenergie, Biotechnologie sowie Smart Cities.

ChileCompra, zentrale Plattform für Beschaffungen des öffentlichen Sektors Ministerio de Hacienda, Wirtschaftsministerium Monjitas 392, piso 8, Santiago de Chile Tel.: 00562/60 07 00 06 00 oder -22 90 44 00 Fax: -44 58 Internet: www.chilecompra.cl Ministerio de Salud (Gesundheitsministerium) Ansprechpartner: Alan Mrugalski, Leiter der Investitionsabteilung Carolina Navarrete, Expertin für medizinische Ausstattung und Material Mac Iver 541, Santiago de Chile Tel.: 00562/25 74 01 00 Internet: www.web.minsal.cl

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

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MEDIZINTECHNIK | PROJEKTLISTE

PROJEKTLISTE Ausgewählte Projekte Medizintechnik

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Mexiko Erweiterung Nationales Institut für Krebsbehandlung (Nueva Torre de Hospitalización)

177 Durchführung

Gesundheitsministerium; u.a. 113 Behandlungsräume, acht OPSäle; Hauptstadtbezirk

Modernisierung Hospital General de México

160 Durchführung

Gesundheitsministerium; u.a. Bau eines Rehabilitationszentrums mit 8.000 qm; Hauptstadtbezirk

Neubau Hauptkrankenhaus (Hospital General)

135 In Planung

Sozialkasse ISSSTE; u.a. 93 Behandlungsräume, neun OP-Säle; Hauptstadtbezirk

Neubau Hauptkrankenhaus (Hospital General)

115 In Planung

Sozialkasse ISSSTE; u.a. 86 Behandlungsräume, sechs OP-Säle; Hidalgo

Neubau Epidemiezentrum InDRE

98 Durchführung

Gesundheitsministerium; u.a. BSL-2 und BSL3-Laboratorien; Hauptstadtbezirk

Peru Ausbau Krankenhaus Dos de Mayo; Ausrüstung und nichtmedizinische Dienstleistungen über 20 Jahre

281 Durchführung

Öffentlich-private Partnerschaft; Lima

Ausbau Krankenhaus Sergio Bernales de Collique; Ausrüstung und nicht-medizinische Dienstleistungen

166 Durchführung

Öffentlich-private Partnerschaft; Lima

Ausbau Krankenhaus Arzobispo Loayza; Ausrüstung und nichtmedizinische Dienstleistungen

166 Durchführung

Öffentlich-private Partnerschaft; Lima

Ausbau Krankenhaus Docente Madre Niño „San Bartolomé“; Ausrüstung und nicht-medizinische Dienstleistungen

102 Durchführung

Öffentlich-private Partnerschaft; Lima

68 Die Pazifik-Allianz


Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Chile Krankenhausnetz im Süden des Landes (Curicó, Linares, Chillán)

530 Baubeginn 2015

Finanzierung durch das Gesundheitsministerium; Maule und BioBio

Wiederaufbau des Krankenhauses Gustavo Fricke

500 1. Etappe: Bau abgeschlossen; 2. Etappe im Ausschreibungsverfahren

Valparaiso

Krankenhausneubau Sótero del Río

390 Im Bau

Konzessionsmodell Gesundheitsministerium und Ministerium für öffentliche Arbeiten; Metropolregion

Geriatrisches Krankenhaus Salvador

313 Im Bau

Konzessionsmodell Gesundheitsministerium und Ministerium für öffentliche Arbeiten; Metropolregion

Krankenhausnetz 5. Region, Quillota-Petorca und Marga Marga

290 Im Bau

Konzessionsmodell Gesundheitsministerium und Ministerium für öffentliche Arbeiten; Valparaiso

Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Peru (Pressemeldungen); Chile (Sofofa)

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KFZ - MEXIKO

MEXIKO LOCKT WEITERHIN KFZHERSTELLER AN Die Kfz-Produktion boomt in Mexiko, während der Inlandsabsatz enttäuscht. Im 1. Halbjahr haben Audi, Mercedes und BMW den Bau neuer Fabriken angekündigt. Im Schlepptau kommen neue Zulieferer ins Land und Firmen vor Ort weiten ihre Kapazitäten aus. Tier-2- und Tier-3-Zulieferer sind weiterhin nur wenig vertreten. Gleichzeitig drücken die schwache Konjunkturlage und hohe Gebrauchtwagenimporte auf die Inlandsverkäufe. Der Investitionsboom in der mexikanischen Kfz-Industrie geht unvermindert weiter und Produktions- und Exportzahlen verzeichnen Rekordergebnisse. Seit November 2013 haben Nissan, Mazda und Honda neue Fabriken für insgesamt etwa 600.000 Fahrzeuge eröffnet. Parallel dazu kündigten im 1. Halbjahr 2014 gleich drei deutsche Hersteller den Aufbau neuer Fertigungskapazitäten in Mexiko an. Im August folgte Hyundai aus Korea (Rep.). Mexiko als Standort immer wichtiger Audi will ab 2016 etwa 150.000 SUVs des Modells Q5 pro Jahr in Mexiko produzieren. Mercedes wird ab Ende 2016 beziehungsweise Anfang 2017 in einer neuen Fabrik in Aguascalientes Modelle der A-Klasse sowie den CLA Coupé fertigen, während Nissan in dem Werk pro Jahr 150.000 Fahrzeuge seiner Luxusmarke Infiniti herstellen will. BMW baut eine Fabrik in San Luis Potosí für 150.000 Fahrzeuge, die ab 2019 in Betrieb gehen soll. Die geplanten Modelle sind noch nicht bekannt. Hyundai hat im August 2014 den Bau einer neuen Fabrik offiziell bestätigt. Ab 2016 sollen in Pesquería nahe Monterrey jährlich 300.000 Fahrzeuge (Modelle Kia Soul, Forte und Picanto) vom Band laufen. Durch die zahlreichen neuen Fabriken wird Mexiko als Standort immer wichtiger. Bei Kfz lag das Land 2013 weltweit als Exporteur an vierter Stelle mit einem Exportanteil von 82,6% und als Produzent auf Platz acht hinter Spanien und Korea (Rep.). Diese beiden Länder

dürfte Mexiko aufgrund der anhaltenden Investitionszuflüsse nach Schätzung des Marktforschungsunternehmens IHS bis 2020 überholen. Mit den Herstellern kommen neue Zulieferer ins Land und bereits bestehende Unternehmen weiten ihre Kapazitäten aus. Die Teileproduktion erreichte 2013 nach Angaben des Verbandes der Teilehersteller INA (Industria Nacional de Autopartes) einen Wert von 76,8 Mrd. US$. Bis 2015 soll dieser auf 87,6 Mrd. US$ und bis 2019 auf 94,7 Mrd. US$ steigen. Etwa 70% der Produktion wird exportiert, vor allem in die USA, wo Mexiko das wichtigste Lieferland ist (Marktanteil 2013: 27,4%) vor Kanada (21%) und Japan (18,9%). Mexiko ist der sechstgrößte Teileproduzent der Welt nach China, Japan, USA, Deutschland und Korea (Rep.). Während Tier-1-Hersteller gut vertreten sind, beklagen die Kfz-Hersteller Lücken bei Tier-2 und Tier-3-Zulieferern. Absatz von Kfz in Mexiko (Stückzahl)

2012

2013

Veränderung 2013/12

Pkw 1)

987.747

1.063.363

7,7

Lkw 2)

31.490

31.145

-0,1

5.769

6.249

8,3

Kategorie

Busse 3)

1) inklusive Vans; 2) Lkw und Zugmaschinen; 3) Busse und Buschassis Quellen: AMIA, ANPACT, AMDA

Inlandsmarkt schwächelt weiter Gegenüber neuen Produktions- und Exportrekorden verblasst der Inlandsmarkt. So bleibt der Absatz von Pkw und Vans 2014 erneut hinter den Erwartungen der Industrie zurück. Zu strukturellen Bremsfaktoren kam im 1. Halbjahr 2014 die schwache Konjunkturentwicklung. So hat die schwache Nachfrage nach mexikanischen Industriegütern (außer Kfz) in den USA das Wirt-

Kfz-Produktion in Mexiko (Stückzahl in Mio.) 2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2,88

2,93

3,10

3,35

3,74

4,10

4,35

4,60

Quelle: IHS Global Insight

70 Die Pazifik-Allianz


schaftswachstum und den Konsum in Mexiko belastet. Die Konsumenten leiden zusätzlich unter einer höheren Abgabenlast durch die Steuerreform vom 1.1.14. Die Kfz-Verbände AMDA und AMIA haben im Juli 2014 ihre Prognose vom Frühjahr von 6,0 auf 2,9% gesenkt. Demnach dürften 2014 rund 1,1 Mio. Pkw und Vans verkauft werden. Damit stößt der Absatz nach Ansicht von Analysten an seine Grenzen: Aufgrund des schwachen Zugangs zu Kfz-Krediten sowie hoher Gebrauchtwageneinfuhren kann das Verkaufsniveau 1,1 Mio. bis 1,2 Mio. Fahrzeuge derzeit kaum übersteigen. Diese strukturellen Hemmnisse führen dazu, dass der Inlandsabsatz in Mexiko geringer ist als in anderen Ländern mit vergleichbarer Einkommens- beziehungsweise Bevölkerungsstruktur (Mexiko: 9,0 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner im Jahr 2013, Brasilien: 17,8). Auf Druck der Verbände geht die Regierung 2014 mit neuen Einschränkungen rigoroser gegen Gebrauchtimporte vor, die von einigen wenigen Importunternehmen mit einstweiligen Verfügungen vehement gegen staatliche Einschränkungen verteidigt werden. Hinzu kommen zusätzliche Kreditgarantien der Entwicklungsbank Nafin. Der Verband AMIA erwartet ab der 2. Jahreshälf-

te einen schrittweisen Importstopp für Gebrauchtwagen. Nur ein Teil der Gebrauchtwagenkunden wird allerdings auf neue Wagen umsatteln können. Dabei ist der Erneuerungsbedarf weiterhin gewaltig, da das Durchschnittsalter des Fahrzeugbestands von Pkw und leichten Nfz etwa vom Beratungsunternehmen Kaso auf 16,5 Jahre geschätzt wird. Der Verband der Bus- und Lkw-Hersteller ANPACT gibt das Durchschnittsalter von Lkw in Mexiko mit 18,4 Jahren an. Der Absatz von Lkw leidet 2014 vor allem unter der schwachen Baukonjunktur. Die Bauleistung ist 2013 und im 1. Halbjahr 2014 durch einen Politikwechsel im öffentlich geförderten Wohnungsbau und Verzögerungen bei Infrastrukturprojekten zurückgegangen. Die Verkäufe von Bussen konnten 2013 nach dem schwachen Wahljahr 2012 wieder kräftig zulegen. Die schwache Konjunkturlage und die seit Anfang 2014 erhobene Mehrwertsteuer auf Fernfahrten per Bus haben das Wachstum aber zuletzt gebremst.

Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt (Germany Trade & Invest)

Absatz von Pkw in Mexiko nach Herstellern (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in %) Hersteller *)

Absatz 2013

Veränderung 2013/12

Marktanteil 2013

Nissan

264.466

7,6

24,9

General Motors

201.604

8,2

19,0

Volkswagen

189.991

15,0

17,9

Chrysler/Fiat

96.303

-5,5

9,1

Ford

87.487

3,7

8,2

Honda

60.951

11,8

5,7

Toyota

60.740

7,9

5,7

Andere

101.821

9,1

9,6

1.063.363

7,7

100,0

Insgesamt

*) Hersteller mit allen im Markt vertretenen Marken (zum Beispiel: Nissan=Infiniti+Nissan) Quelle: AMIA

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KFZ - KOLUMBIEN

KOLUMBIANER FRAGEN MEHR KFZ NACH Der Absatz von Automobilen wächst in Kolumbien. Steigende Einkommen, niedrige Zinsen und die Reduzierung der Einfuhrzölle verleihen den Verkäufen Auftrieb. Das Marktpotenzial ist groß, da nur 8% der Bevölkerung ein Fahrzeug besitzen und der Fuhrpark veraltet ist. Die heimische KfzIndustrie kämpft aufgrund geringer Wettbewerbsfähigkeit gegen die Konkurrenz aus Mexiko, Korea (Rep.) und China. Deutsche Hersteller profitieren von der steigenden Nachfrage im Luxussegment.

Infrastrukturprojekte kurbeln Absatz von Pkw und Nutzfahrzeugen an Die Verkäufe von Pkw nahmen im 1. Halbjahr 2014 um 3,6% zu, dank aggressiver Verkaufsstrategien und Rabatte der Autohäuser sowie einem leicht aufwertenden kolumbianischen Peso. Auch Nutzfahrzeuge erlebten einen Aufschwung, angetrieben durch einen Boom in der Bauwirtschaft. Zukünftig dürfte sich der Bedarf an Nutzfahrzeugen weiter erhöhen, da die Regierung umfassende Infrastrukturprojekte plant. Einen Rückgang erlebt wegen einer Importrestriktion der Verkauf von Lkw mit einem Gewicht von mehr als 10,5 t. Die Restriktion schreibt vor, dass zum Kauf eines neuen Lkw ein alter verschrottet werden muss. Dadurch sank der Absatz 2013 um 62,7%. In Kolumbien gefertigte Fahrzeuge hatten im 1. Halbjahr 2014 einen Marktanteil von 34%, gefolgt von Fahrzeugen aus Mexiko und Korea (Rep.; beide 17%), China (8%), Japan (5%) und der EU (4%). Die lokale Fertigung verlor in den letzten Jahren Marktanteile gegenüber importierten Kfz, so wurden 2009 noch 57% der verkauften Fahrzeuge im Inland gefertigt.

72 Die Pazifik-Allianz

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Das Jahr 2013 war das drittstärkste Jahr der Kfz-Verkäufe in der Geschichte des Landes. Allerdings konnte nicht wie in den beiden Vorjahren die Marke von 300.000 verkauften Fahrzeugen überschritten werden. So sanken die Verkäufe gemäß dem Automobilverband Andemos gegenüber 2012 um 5,2% auf 294.928 Fahrzeuge. Für 2014 wird ein höherer Absatz erwartet, im 1. Halbjahr stieg er um 5,2%.

Fahrzeuge aus EU ab 2020 zollfrei Die Bezüge von Kfz aus Mexiko haben sich aufgrund des Wegfalls der Einfuhrzölle und der Importquote im Rahmen eines Handelsabkommens seit 2009 fast verfünffacht. Auch die Präsenz koreanischer Autohersteller wie Kia und Hyundai wird immer stärker. Vor allem der Markt für Taxis wird von den beiden Marken dominiert, die zusammen auf einen Marktanteil von 82% kommen. Die koreanischen Autobauer hoffen auf das Zustandekommen eines Handelsabkommens zwischen Korea (Rep.) und Kolumbien, welches derzeit verhandelt wird. Durch den Eintritt des Handelsabkommens zwischen der EU und Kolumbien im August 2013 reduziert sich der Einfuhrzoll auf Kfz von 35% schrittweise. So können Fahrzeuge aus der EU ab 2020 komplett zollfrei nach Kolumbien eingeführt werden. Chevrolet und Renault, die nach der Schließung der Fabrik von Mazda Anfang 2014 die einzigen im Land verbliebenen großen Produzenten sind, sind noch immer Martführer. Ihr Marktanteil liegt zusammen bei fast


50%, jedoch mit sinkender Tendenz. Es folgen die koreanischen Firmen Kia und Hyundai und die japanische Nissan. Wichtigster deutscher Kfz-Verkäufer ist auf Platz neun Volkswagen (VW). Das Unternehmen konnte 2013 jedoch nicht wie im Vorjahr die Marke von 10.000 verkauften Neuwagen erreichen. Dafür steigerten die anderen deutschen Hersteller ihren Absatz: MercedesBenz (+62% auf 4.104 Fahrzeuge), BMW (+6,9% auf 2.601 Fahrzeuge), Audi (+29,1% auf 1.919 Fahrzeuge) und Porsche (+4,5% auf 139 Fahrzeuge). Steigende Nachfrage erwartet Für 2014 erwarten Experten einen leicht wachsenden Kfz-Markt mit einem Absatz von 302.000 Fahrzeugen. Gründe dafür sind das generelle Wirtschaftswachstum, niedrige Zinsen, steigende Einkommen sowie breite Finanzierungsmöglichkeiten für Kfz-Käufe. Auch werden weitere Preisrückgänge durch die stufenweise Reduzierung der Einfuhrzölle erwartet. Daneben gilt die Fußball-WM als verkausfördernder Faktor, während sich die Präsidentschaftswahlen, welche im Mai 2014 stattfanden, erfahrungsgemäß negativ auf die Kauflaune auswirken. Für 2015 werden 314.000 Kfz prognostiziert. Das Marktpotenzial gilt in Kolumbien generell als groß, da der Fahrzeugpark zum Teil stark veraltet ist. Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind Kfz im Schnitt 14,9 Jahre alt und damit mehr als doppelt so alt wie in Brasilien. Zudem ist der Markt noch lange nicht gesättigt. So liegt die Motorisierungsrate in Kolumbien dem Internationalen Verband von Automobilherstellern OICA zufolge bei 80 Fahrzeugen je 1.000 Einwohner, halb so viel wie der zentral- und südamerikanische Durchschnitt. Kolumbien verfügt über eine eher kleine Kfz-Industrie, die rund 2,3% der gesamten Industrieproduktion des Landes ausmacht. Derzeit gibt es sieben Hersteller, die sich jedoch auf die Montage beschränken. Die drei größten sind GM Colmotores (Chevrolet, Isuzu, Volvo), Sofa-

sa (Renault) und Hino Motors. Die lokale Kfz-Produktion sank 2013 gegenüber dem Vorjahr um 14,6% auf knapp 128.000 Fahrzeuge. Die Automobilindustrie hat vor allem unter dem Druck des Handelsabkommens mit Mexiko zu kämpfen. Allein wegen der geringeren Größe der Fabriken ist sie nicht wettbewerbsfähig gegenüber den Autobauern in Mexiko. Hinzu kommen hohe Transportund Energiekosten. Als Folge importieren Chevrolet und Renault trotz eigener Montage inzwischen Autos nach Kolumbien. Das Unternehmen CCA, welches Autos der Marke Mazda fertigte, schloss Mitte 2014 seine Fabrik. Regierung fördert Herstellung von Kfz-Teilen Der Markt für Kfz-Teile wird nach Einschätzung von Experten zu ungefähr 34% von lokalen und zu 66% von ausländischen Produzenten bedient. Die wichtigsten im Land hergestellten Komponenten sind Reifen, Batterien, Spezialglas und Bremsen. Die kolumbianische Regierung hat die Kfz-Teileherstellung als einen der zentralen Wirtschaftssektoren identifiziert und fördert diesen besonders. So werden für Vorprodukte und Rohmaterialien keine Zölle erhoben. Auch existieren speziell für die Automobilsparte ausgewiesene Sonderwirtschaftszonen.

Internetadressen: Andemos (Verband der Automobilbranche) Internet: www.andemos.org Asopartes (Verband der Auto- und Autoteilehersteller) Internet: www.asopartes.com Acolfa (Verband der Autoteilehersteller) Internet: www.acolfa.org.co

Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Invest)

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KFZ - PERU

Die Aussichten für die Verkäufe von Pkw sind in Peru 2014 verhalten, nachdem in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von 20 bis 28% erreicht worden waren. Unternehmer und Experten gehen davon aus, dass der Wendepunkt im Herbst 2014 erreicht ist und der Absatz 2015 wieder Fahrt aufnimmt. Mit Abwrackprämien für Taxiunternehmer will die Regierung dazu beitragen, den Fuhrpark zu erneuern. Nach zweistelligen Wachstumsraten in den letzten Jahren verzeichnet der peruanische Kfz-Markt zurzeit leichte Rückgänge. Im 1. Halbjahr 2014 wurden mit 97.000 Stück circa 2,5% weniger Fahrzeuge zugelassen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Carlos Chiappori, General Manager der Vertretung von Nissan und Renault in Peru, macht dafür das Wirtschaftswachstum verantwortlich, das im bisherigen Jahresverlauf nicht so stark ausfällt wie vorhergesagt: „Das erste, was zusammen mit der Wirtschaftsentwicklung zurückgeht, ist der Verkauf von Automobilen“, sagte er der Tageszeitung El Comercio. Ford und Pirelli setzen auf Niederlassungen in Peru Wie viele Unternehmer der Branche geht auch Gustavo Picciafuoco, Geschäftsführer von Ford Perú, davon aus, dass sich die Branche bald erholen wird: „Wir glauben nicht, dass der Rückgang der Verkaufszahlen von Dauer ist. Die Industrie wird wieder wachsen.“ Mit dieser Einschätzung begründete er die Entscheidung von Ford, Fahrzeuge nicht mehr über einen Händler, sondern direkt über eine Tochtergesellschaft zu importieren. Auch Hersteller von Kfz-Teilen gehen davon aus, dass der Wendepunkt im Herbst 2014 erreicht ist. Der italienische Reifenproduzent Pirelli möchte von der im Sommer 2014 eröffneten Niederlassung in Lima aus seine bisher 40 Händler in Peru koordinieren. Bis Ende 2016 soll diese Zahl bei 80 liegen, verbunden mit einem jährlichen Umsatzplus von 30%. Der Reifenmarkt ist für ausländische Investoren attraktiv. Das Absatzvolumen des gesamten Markts lag 2013 bei 1,5 Mio. Stück, darunter 700.000 Reifen für Lkw und Busse.

74 Die Pazifik-Allianz

Das Ranking der 2013 meistverkauften Automobile (insgesamt 200.000 Stück) führt Toyota an (38.000), während Hyundai 27.000, Kia 22.000 und Chevrolet 19.000 Stück absetzten. Diese vier Marken lagen auch bei den Verkaufszahlen des 1. Halbjahres 2014 vorn, gefolgt von Nissan, Suzuki, Mitsubishi, Volkswagen, Renault und Mazda. Asiatische Fabrikate machen 70 bis 80% der Neukäufe aus. Korea (Rep.), Thailand und China liefern etwa 60% aller Neuwagen. Vor allem bei den Pkw-Verkäufen sind die Aussichten verhalten, nachdem seit 2010 Wachstumsraten von über 20% erreicht worden waren. Der vorläufige Höhepunkt lag 2012 bei 27,9%. Im 1. Halbjahr 2013 hatte das Luxussegment mit 30% am stärksten zugelegt, wovon unter den deutschen Marken insbesondere Porsche profitiert hatte. Auch BMW, Audi und Mercedes-Benz verzeichneten 2013 Zuwächse, jedoch ausgehend von einem niedrigen Niveau. Volkswagen hat es insbesondere mit Nutzfahrzeugen wie dem Transporter als einziger deutscher Hersteller unter die zehn meistgekauften Marken geschafft. Nach Verlusten von Marktanteilen 2013 und im bisherigen Jahresverlauf stiegen die Verkäufe im Mai 2014 um 74%. Vom zehnten Rang im vergangenen Jahr rückten die Wolfsburger im Juli 2014 auf die achte Position. Der Anteil der Kfz und -Teile an den von Deutschland nach Peru gelieferten Waren lag 2013 bei 21,3%. In Peru

Foto : © Holger Mette - iStockphoto.com

PERUS KFZ-BRANCHE ERWARTET 2015 ERHOLUNG


werden keine Automobile produziert und auch die Teileindustrie ist von begrenztem Umfang. Offenes Einfuhrregime begünstigt Wettbewerb Hauptabsatzmarkt für Kfz ist die kaufkräftige Region um Lima. Dort werden mehr als zwei Drittel der neuen Fahrzeuge abgesetzt. Aufgrund des höheren Einkommens werden viele Käufer anspruchsvoller, was sich unter anderem in einer stärkeren Ausstattung mit elektronischem Zubehör widerspiegelt. Dem Dachverband peruanischer Autohändler Araper zufolge sind Käufer im Alter von 24 bis 30 Jahren die größte Abnehmergruppe von neuen Pkw.

aner nutzen sie wegen der geringen Abdeckung durch öffentliche Verkehrsmittel. Für Pirelli ist das ein Grund, auf Taxibetreiber als Zielgruppe zu setzen.

Kontaktanschriften: Asociación Automotriz del Perú (Automobilverband, AAP) Av. Javier Prado Oeste 278, San Isidro, Lima 27 Tel.: 0051/640-36 37 E-Mail: comunicaciones@aap.org.pe Internet: www.aap.org.pe Asociación de Representantes Automotrices del Perú (Dachverband peruanischer Autohändler, Araper) Jr. Joaquin Valverde 299, San Borja, Lima Ansprechpartner: Ivan Besich, Exekutivdirektor Peter Davis Scott, technischer Direktor Tel.: 0051/225 13 45 und -08 67 E-Mail: consultas@araper.pe Internet: http://araper.com.pe

Ein offenes Einfuhrregime und damit verbunden ein scharfer Wettbewerb unter den internationalen Firmen drücken ebenso wie die wachsende Präsenz chinesischer Hersteller auf die Preise, was den Kaufkraftverhältnissen im Land entgegenkommt. Der Verband geht davon aus, dass 2020 bis zu 4,5 Mio. Kfz registriert sind. Das entspricht 140 Einheiten pro 1.000 Einwohner (Vergleichswert für 2010: 64).

Ministerio de Transportes y Comunicaciones (Verkehrsund Kommunikationsministerium, zuständig für Regelungen für den Kfz-Sektor) Jiron Zorritos 1203, Lima Tel.: 0051/640-36 37 Internet: /www.mtc.gob.pe

Regierung will in Infrastruktur investieren Die Straßeninfrastruktur ist noch immer ein Hemmnis für die Branche. Die staatliche Investitionsförderagentur ProInversión geht davon aus, dass von 10 Mrd. US$, die die Regierung pro Jahr für die Infrastruktur ausgeben möchte, 2014 allein 8 Mrd. US$ in Straßenbauprojekte fließen.

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

In Lima sind Taxen die einzige Fortbewegungsmöglichkeit für ausländische Geschäftsleute. Auch viele Peru-

Verkauf von Kfz in Peru (Stückzahlen; Januar bis August 2013/14; Veränderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in %) Fahrzeugkategorien

2013

2014

Veränderung 2014/13

498

372

-25,3

2.416

2.296

-5,0

Lkw und Traktoren

13.435

11.449

-14,8

Kleintransporter

30.081

29.234

-2,8

SUV und Geländewagen

26.526

24.385

-8,1

Pkw

56.745

58.722

3,5

Kombilimousinen Omnibusse, Minibusse

Quellen: Aap, Abeceb, Araper, El Comercio

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KFZ - CHILE

KFZ-BRANCHE IN CHILE MIT GUTEN WACHSTUMSAUSSICHTEN

Die chilenischen Kunden haben dank zahlreicher Freihandelsabkommen Zugang zu vergleichsweise günstigen Fahrzeugen und hochwertiger Technik. Mit etwa 60 Marken und 1.400 Modellvarianten weist das Land laut Automobilverband Anac eine der breitesten Angebotspaletten weltweit auf. Wegen der anhaltenden Schwäche des chilenischen Peso wird allerdings erwartet, dass die Preise in einheimischer Währung steigen werden. Seit 2009 hatte sich die Zahl der verkauften Kfz von etwa 165.000 auf 334.000 Stück im Jahr 2011 stark erhöht und 2013 die Zahl von über 378.000 Einheiten erreicht. Die Prognosen für das aktuelle Jahr hat der Automobilverband Anac von 340.000 bis 360.000 Einheiten auf 300.000 bis 320.000 Stück heruntergeschraubt. Das war von einigen Experten unter anderem wegen des Anstiegs des US-Dollarkurses erwartet worden. Kfz-Händler bieten Rabatte Auch das unsichere wirtschaftliche Umfeld sowie das für chilenische Verhältnisse verhaltene Verbrauchervertrauen hatten dazu geführt, dass viele Chilenen die Entscheidung für den Kauf eines Pkw verschoben haben. Mit Rabatten von bis zu 19% versuchten die Kfz-Händler im Frühjahr 2014, Einbußen aufzufangen. Die Boston Consulting Group (BCG) kam Ende 2013 in der Studie „Beyond BRIC, Winning the Rising Auto Market“ zu dem Schluss, dass ab 2020 jährlich 400.000 Neufahrzeuge verkauft werden. Der Partner und Geschäftsführer der BCG, Gustavo Nieponice, verteidigte diese Prognose trotz des aktuellen Absatzrückgangs in Chile. Ricardo Lessmann, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Gildemeister-Gruppe, geht sogar davon aus, dass die 400.000 Einheiten bereits zwischen 2016 und

76 Die Pazifik-Allianz

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Mit etwa 60 Automobilmarken und 1.400 Modellvarianten weist Chile ein breites Kfz-Angebot auf. Die Kunden haben dank zahlreicher Freihandelsabkommen Zugang zu vergleichsweise günstigen Fahrzeugen und hochwertiger Technik. Alle im Land verkauften Pkw sind im Ausland produziert worden. Die Prognosen für 2014 hat der Branchenverband Anac zurückgeschraubt.

2020 erreicht werden. Schließlich sei der Motorisierungsgrad in Chile immer noch sehr niedrig im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern. Ende 2012 lag er bei fünf Personen pro Fahrzeug. Daten der Weltbank und der OECD belegen, dass die Kfz-Dichte in Chile in den letzten Jahren kontinuierlich mit dem Pro-Kopf-Einkommen gestiegen ist. Bei günstigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird das Ziel von 400.000 verkauften Neufahrzeugen 2016 erreicht, so der kaufmännische Geschäftsführer von Chevrolet Chile, Pedro Arleo. Er geht von über 380.000 Einheiten im Jahr 2014 aus und nennt die Entwicklung des Wechselkurses sowie der Reallöhne als maßgebliche Faktoren. Der Verband Anac legt sich nicht auf Zahlen fest. Die Expansion des Sektors steige und und falle mit der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, dem Verbrauchervertrauen und den Kreditbedingungen, sagte der Generalsekretär Gustavo Castellanos. Der Markt für Lkw und Busse hängt stark von der Wirtschaftslage ab. Der Rückgang der großen Investitionsvorhaben im Bergbau sowie der Agrar-, Forst- und Energiewirtschaft von 5% im 1. Quartal 2014 ist allem Anschein nach ein Grund dafür, dass in diesem Zeitraum 3,6% weniger Lkw und Busse eingeführt wurden. Bereits in den beiden vergangenen Jahren konnten die Hersteller von Lkw nicht mehr an das Rekordergebnis von 2011 (18.558 Einheiten) anknüpfen (2012: 18.309; 2013: 14.753 Stück).


Verkaufszahlen der wichtigsten Kfz-Marken in Chile 2013 (in Einheiten; Anteile in %) Marke

Pkw

Anteil Pkw

Nfz *)

Anteil Nfz *)

Gesamt

Anteil gesamt

1. Chevrolet

48.727

17,0

7.869

8,6

56.596

15,0

2. Hyundai

31.826

11,1

3.141

3,4

34.967

9,2

3. Kia

28.654

10,0

3.245

3,5

31.899

8,4

4. Nissan

18.907

6,6

11.095

12,1

30.002

7,9

5. Toyota

19.366

6,8

8.706

9,5

28.072

7,4

6. Suzuki

21.723

7,6

220

0,2

21.943

5,8

14. Volkswagen

3.781

1,3

3.707

4,0

7.488

2,0

19. Mercedes Benz

3.714

1,3

1.906

2,1

5.620

1,5

25. BMW

3.388

1,2

0,0

0,0

3.388

0,9

29. Audi

2.324

0,8

0,0

0,0

2.324

0,6

39. Opel

938

0,3

0,0

0,0

938

0,2

47. Porsche

388

0,1

0,0

0,0

388

0,1

...

*) Nutzfahrzeuge Quelle: Anac

Im Jahr 2013 wurden circa 68.000 Motorräder verkauft. Das ist die doppelte Stückzahl von 2009. In den ersten fünf Monaten 2014 verzeichnete die Branche mit etwa 23.000 verkauften Motorrädern ein Minus von 4% im Vergleich zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2014 geht der Motorradverband dennoch von einem Absatzplus von 14% aus. BMW führt Ende 2014 elektrische Fahrzeuge ein Im Dezember 2013 eröffnete BMW in Santiago ein neues Firmengebäude, das mit etwa 16.000 qm die größte Niederlassung von BMW in Lateinamerika ist. Wie der Konzern im Juli 2014 bekannt gab, ist die Entscheidung, in welchem lateinamerikanischen Land Ende 2014 die i-Reihe eingeführt werden soll, ebenfalls auf Chile gefallen. Der BMW-Marketingchef für Lateinamerika, Thomas Kramer, bezeichnete die Bedingungen in Chile als viel freundlicher als in anderen Ländern der Region. Während BMW in anderen Staaten auf Widerstände seitens der Regierung und Gemeinden gestoßen sei, sei die chi-

lenische Politik auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und unterstütze diesen Ansatz durch Kampagnen und Aktionen. Der Projektleiter für Lateinamerika, Eugenio Grandio, sagte, die Markteinführung von Stadtautos wie dem i3 sei das Ergebnis der Forderungen von Nutzern und Regierungen, die nach Wegen suchen, um bei einer zunehmenden Zahl von Menschen und steigenden Benzinpreisen verschiedene Verkehrsarten zu kombinieren.

Kontaktanschrift: Asociación Nacional Automotriz de Chile (Automobilverband, Anac) Avda. Pdte. Kennedy 9070, Of. 702, Santiago de Chile Tel.: 00562/23 71 83 90 Internet: www.anac.cl

Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany Trade & Invest)

Germany Trade & Invest www.gtai.de

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KFZ | PROJEKTLISTE

PROJEKTLISTE Ausgewählte Kfz-Projekte

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. US$) Projektstand

Anmerkung

Mexiko Audi-Fabrik in San José Chiapa, Bundesstaat Puebla

1.300 Im Bau

Produktionsstart Frühjahr 2016; Modell Q5; Kapazität: 150.000 Einheiten pro Jahr

Fabrik für Mercedes und Infiniti in Aguascalientes, Bundesstaat Aguascalientes

1.240 Im Bau

Produktionsstart Frühjahr 2016; M-Klasse und Modell CLA; Kapazität: 150.000

BMW-Fabrik in San Luis Potosí, Bundesstaat San Luis Potosí

1.000 Terrain im Juli von Bundesstaatsregierung übergeben

Modelle noch ungewiss; Kapazität: 150.000

Hyundai/Kia, Bundesstaat Nuevo León

1.000 Noch nicht von Hersteller bestätigt

Modelle: Soul, Picanto und Forte; Kapazität: bis zu 300.000

Kolumbien Montagefabrik von Foton in Funza, Cundinamarca Produktionsstädte von Daimler in Funza, Cundinamarca Quellen: Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade & Invest

78 Die Pazifik-Allianz

12,5 Eröffnung im Februar 2015 geplant. 1,0 Inbetriebnahme im Dezember 2014

Montage von Pick-ups und SUV’s; 160 Stück/Monat. Produktion von Bus-Chassis der Marke Mercedes-Benz


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