101 Traumgärten - Konstanze Neubauer

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INSPIRATION FÜR DEN EIGENEN GARTEN

KONSTANZE NEUBAUER

60 Einer für alle, alle für einen

62 Im Elfengarten

64 Am Puls der Landschaft 66 Wiedergeburt eines Palais-Gartens 68 Englische Gartenkultur am Niederrhein

70 Baden in der Artenvielfalt

6 Vorwort
Ein Teil der Pflanzenwelt
Ein gepflanztes Märchen
Klassik trifft Moderne
Blick in die Weite der Flussaue
Der feine Duft der Marianne
Mehr als ein Garten
Im Garten des Baumliebhabers 24 Kleiner Garten der Vielfalt 26 Ein begehbarer Traum 28 Wohngarten mit botanischem Flair 30 Atmosphäre ist alles 32 Über den Dächern der Stadt 34 Die Liebe zu den Bäumen 36 Ein grünes Gesamtkunstwerk 38 Im Garten am Sommerhaus 40 Im Felsengarten
Im Garten der alten Schmiede 44 Pool-Garten mit echter Aufenthaltsqualität 46 In der Tradition der klassischen Gartenkunst 48 Indian Summer Feeling 50 Ein Garten für die ganze Familie 52 Es lebe der Unterschied! 54 Nachhaltigkeit im Garten leben 56 Auf der Warft 58 Die Insel des Lebens
Inhalt 10
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Leben
Kanal
Garten wird
Naturgarten mit Design
Gegensätze leben
Wow-Effekt
Wasser
Methusalem im Poolgarten
Mehr Raum für Geselligkeit
Ein Vorbild für das Tegernseer Tal
Fenster zur Flusslandschaft
Willkommensgruß der Bäume
Ein Patio-Garten in Friesland
Im Reich der Kois und Schildkröten
Gartenerlebnis am Hang 4 5
72 Alles ist Veränderung 74 Die andere Welt 76 Schwimmen im Atriumgarten 78 Gärtnern über den Dächern der Stadt 80 Ein Garten in der Garrigue 82
am
84 Wie aus einem Dach ein
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90 Der
92 Die Spur führt zum
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110 Schöne Aussichten 112 Nachhaltigkeit im Garten leben 114 Eine gewachsene Parklandschaft 116 Im Tongruben-Garten 118 Das symmetrische Ordnungsprinzip 120 Das Fluidum des gewachsenen Gartens 122 In der Tradition alter Terrassenweinberge 124 Grünes Wohnzimmer statt Hinterhof 126 Dem Ideal einer Landschaft nachempfunden 128 Im Großstadt-Dschungel 130 Ein Sommergarten-Traum 132 Am Canaletto zu München 134 Wertvollen Lebensraum schaffen 136 Der Jahrhundert-Garten 138 Oberbayrisches Lebensgefühl in Grün 140 Die Leidenschaft fürs Gärtnern weitergeben 142 Die große Kunst, einen kleinen Garten zu gestalten 144 Der „geborgte“ Blick in die Natur 146 Ein dynamischer Familiengarten 148 Ein Garten mit Zukunft 150 Die Kunst der Raumaufteilung 152 Ein Ort entspannter Zeitlosigkeit 154 Schwimmen im bayrischen Atriumgarten 156 Vielfalt in der Einfachheit 158 Toskanisches Lebensgefühl an der Bergstraße 160 Der Hortus Conclusus des Wassers 162 Vielfalt im Garten – keine Frage der Größe 164 Mit der Natur auf Augenhöhe 166 Verwunschene Wasserwelten 168 Betrachtungen am Wasser 170 Der Garten der zehn Jahreszeiten 172 Küstenträume im Garten 174 Adieu Tristesse! 176 Inszenierung einer Seelandschaft 178 Tiefe Blicke 180 Wasserlandschaft im Wohngarten 182 Das i-Tüpfelchen in der Gestaltung 184 Blick in ein artenreiches Biotop 186 Private Parkeinsichten 188 Keine Frage der Größe 190 Der Garten der bewegten Steine 192 Der Charme des englischen Landhausgartens 194 Ein guter Garten gibt Geborgenheit 196 Wildromantischer Landschaftsgarten 198 Weite Seeblicke 200 Gartenhof unter freiem Himmel 202 Wachgeküsst 204 Wechselspiel der Ebenen 206 In der Tradition schwäbischer Weingärten 208 Ein Tribut an die Romantik 210 Aus grauer Vorzeit in die Moderne 212 Adressen der Planer 215 Adressen der ausführenden Unternehmen 218 Pflanzenregister 222 Bildnachweis 223 Literatur / Internet-Seiten / Dank 224 Impressum

Vorwort

„Wenn wir etwas vom Wesen des Menschlichen begriffen haben, dann dieses: dass der Mensch als Natur und Lebewesen von keinerlei Bestimmung über die Erde gesetzt ist, wie es manche von den alten Mythen lehren, sondern dass er von gleicher Art ist wie alles Lebendige auch und dass, worin er sich unterscheidet – wenn er es denn tut – nicht seine Fähigkeit ist, die Erde zu beherrschen, sondern die, sie zu hegen und zu pflegen wie einen Garten.“

Dieser Satz aus Helmut Salzingers (1935 – 1993) lesenswertem Buch „Der Gärtner im Dschungel“ beschäftigt mich, vielleicht weil wir uns gefühlt so weit davon entfernt haben, „gute Gärtner der Erde“ zu sein. Ich las das Buch, als ich im Sommer 2022 mit meiner Familie ein paar Tage in Ligurien an der Blumenriviera, nahe der Grenze zu Frankreich, verbrachte. Wir waren bei Maura im Borgo Muratori untergebracht, erbaut als kleine Festung in der Mitte des 16. Jahrhunderts in den Bergen oberhalb des Meeres. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die zum Wohnhaus umgebaute Festung und der dazugehörige Olivenhain mit jahrhundertealten Baumveteranen (Sorte Taggiasca) auf den terrassierten Hängen im Besitz ihrer Familie. Maura, mittlerweile 71 Jahre, liebt das alte Anwesen, besonders aber ihren Garten, der nach Plänen des französischen Landschaftsarchitekten Henri Olivier angelegt wurde. Es ist ein ligurischer Garten mit Zitrushain, Olivenbäumen und einem Gemüsegarten. Niedrige Hecken aus immergrünen Mastixsträuchern (Pistacia lentiscus, auch Wilde Pistazie) begrenzen die ursprünglichen Terrassen und schaffen Gartenräume, in die man sich zurückziehen kann. Gegossen wurde aufgrund der Wasserknappheit nur sparsam. Obwohl die Bepflanzung an das Mittelmeerklima angepasst ist, litt sie sichtlich unter der extremen Trockenheit. Lediglich die Agaven und Kakteen hatten in der staubtrockenen heißen Luft bisher keinen Schaden genommen. Maura erzählte, dass es bereits im Frühjahr kaum geregnet habe, sodass die Böden jetzt Ende August komplett ausgetrocknet seien.

Auch wir sind immer häufiger von zunehmender Trockenheit bzw. extremen Wetterereignissen betroffen. Alte Bäume in unserer Landschaft, in den Parkanlagen und Gärten leiden sichtlich, können mancherorts ihren hohen Wasserbedarf aufgrund des gesunkenen Grundwasserspiegels nicht mehr decken. Der Sommer 2022 ist einer der vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn, so meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Je nach Region sind die Auswirkungen des Klimawandels verschieden und reichen von extremer Dürre, häufigeren Starkregenereignissen samt Hochwasser, der Versauerung der Meere, dem Auftauen des Permafrostes, der Gletscherschmelze bis zum Schmelzen der polaren Eismassen mit der Folge eines Meeresspiegelanstiegs. Laut Klima-Report (IPCC, Weltklimarat) sollen Wetterextreme zunehmen. Wir werden uns demnach auf längere Trockenperioden und/oder häufigere Starkregenereignisse mit all ihren Folgen einstellen müssen.

Es ist an der Zeit, dass wir Gärtner uns diesem so komplexen Thema annehmen und uns darüber Gedanken machen, was das alles für unsere Gärten bedeutet. Ein Stichwort, das mir dazu sofort einfällt, ist der Umgang mit dem Boden. Wir wissen noch viel zu wenig über diese Welt unter unseren Füßen, die für uns von so zentraler Bedeutung ist. Es muss darum gehen, die Böden gesund und lebendig zu erhalten, mit reichem Bodenleben in ihnen und auf ihnen, sie nicht zu versiegeln, sie nicht zu verdichten, sie nicht chemisch zu düngen oder mit Pestiziden zu behandeln. Ihr Zustand entscheidet darüber, wie gesund sich Pflanzen entwickeln können. Mit Bodenverbesserung und -vorbereitung vor der Pflanzung können wir für gesundes Wachstum sorgen, damit Bäume, Sträucher und Stauden eine Chance haben, Trockenheitsperioden besser zu überstehen.

Ein weiteres Stichwort ist die Materialwahl, sprich Steine, Metall, Beton, Holz, die in unseren Gärten verbaut werden. Es muss uns interessieren, welche Auswirkungen unterschiedliche Materialien auf die Umwelt

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haben. Und wir können noch viel mehr tun. Wir können Fassaden begrünen (Stichwort Vertikalbegrünung zur Gebäudekühlung) und mehr Dachgärten zur Verbesserung des Stadtklimas schaffen. Hier gilt es Einfluss auf die Stadtplanung zu nehmen, damit solch sinnvolle Projekte realisiert werden können.

Sicher kann die „grüne Branche“ auch in puncto Öffentlichkeitsarbeit noch mehr tun, damit das Grundverständnis für die Natur und die Grundlagen des Gärtnerns nicht verloren gehen.

Es gibt bereits viele positive Ansätze, die in die richtige Richtung gehen. Dass dies nicht auf Kosten der Gestaltung gehen muss, beweisen viele der hier vorgestellten Gärten.

Sie sind der Buchreihe „Gärten des Jahres“ entnommen, einer Dokumentation zum gleichnamigen Wettbewerb, dessen renommierte Jury jedes Jahr die 50 besten Gärten im deutschsprachigen Raum prämiert. Wenn es nach mir geht, dürfen noch viel mehr Gärten so gestaltet werden, dass sich darin aktuelle Themen unserer Zeit auch tatsächlich widerspiegeln. Denn ich finde, wir sollten zumindest schon einmal damit anfangen, in unserem eigenen Grün gute Gärtner zu sein.

Konstanze Neubauer Marienstein, den 1. Oktober 2022

Ein Teil der Pflanzenwelt

Peter Berg. Der Gartendesigner, bekannt für die Gestaltung von Hanggärten mit Natursteinen, arbeitete bei diesem Projekt mit der Expertin für Pflanzenkonzepte, Petra Pelz, zusammen – eine intensive Zusammenarbeit, von dem der Garten profitierte.

Stauden, Gräser, Gehölze und Natursteine harmonieren mit dem eingeschossigen Holzhaus, betten es in den Hanggarten und lassen es eins werden mit dem nahen Wald. Pflanzen dürfen nicht nur bis an die bodentiefen Fenster des Hauses wachsen, sie dürfen das komplette Flachdach besiedeln und das Gebäude zu einem Teil der Pflanzenwelt machen. Terrassen im klassischen Stil gibt es nicht, sondern teppichartige Flächen mit trittfesten Bodendeckern und Stauden wie Fiederpolster (Cotula im Halbschatten) und Thymian (Thymus in der Sonne). So liegt das Haus, als Teil der Natur völlig von Pflanzen umgeben, geschützt in seiner Mulde. Im Haus blickt man von allen Seiten in die von Stauden und Gräsern belebte Felsenlandschaft. Auf dem Flachdach siedeln Sedum-Arten (Sedum telephium, Sedum spectabile), Gräser und kleine Nelken. Über einen Rundweg aus großen Grauwacke-Blöcken gelangt man vom unteren Teil des Grundstückes durch den Garten auf das Dach. „Da das Dach des Wohnhauses von hinten begehbar ist, nimmt der Besucher im ersten Moment nicht wahr, dass er sich über das Haus bewegt“, erklärt

Wegen des Niveauunterschieds von 4 m entwickelte Peter Berg mit seinem Team eine Höhenstaffelung und befestigte den Hang mit Quadern und Blöcken aus gelblich-warmer Grauwacke. Eine Felsentreppe aus demselben regionalen Naturstein führt durch die Stauden- und Gräserpflanzung hinauf zum Baumhaus am Waldrand. Petra Pelz pflanzte dort vor allem Blaugras (Sesleria autumnalis), mischte kleine Staudengrüppchen (u. a. Salvia nemorosa ‘Serenade’, ‘Mainacht’) darunter und verwob sie miteinander. Endpunkt der Felsentreppe bildet ein Baumhaus am Waldrand zwischen alten Eichen, von dem man einen weiten Blick in die Landschaft und bis nach Hannover hat. Es ist eine verspiegelte Stahlkonstruktion, die ebenso wie das Holzhaus vom Baumhaus-Experten Andreas Wenning stammt. In der Fassade spiegelt sich die naturnahe Gartenlandschaft aus Felsen, Gräsern und Stauden. Nichts stört dieses Bild vollkommener Harmonie zwischen Haus, Garten und Umgebung. Da ist es nur folgerichtig, dass ausschließlich natürliche Materialien wie Holz, Stein und Pflanzen verwendet wurden. Dass das Thema Nachhaltigkeit auch für die Gestaltung ein absolutes Plus bedeutet, zeigt dieser Garten in vorbildhafter Weise.

Naturalistische Pflanzenbilder

Ich pflanze gerne in höheren Gruppen, immer sehr üppig, damit die Stauden zusammenwachsen und den Boden bedecken. Die Wirkung der Steine durfte dabei aber nicht verloren gehen, daher ist die Pflanzung in der Mitte flacher und nur an den Rändern höher. Mittels Drohne konnten wir die Lage und Form der Steine so ermitteln, das wir zu einem exakten Pflanzplan kamen. Schönaster (Kalimeris incisa ) und Blaue Färberhülse (Baptisia australis) sind ein Leitmotiv in der Pflanzung – Arten, die farblich harmonieren, langlebig sind und dauerhaft schön aussehen.

Petra Pelz, Landschaftsarchitektin

in der Nähe von Hannover, Niedersachsen

GRÖSSE DES GARTENS

1.900 m²

PLANUNGSBÜRO

Petra Pelz Designnatuerlich und GartenLandschaft Berg & Co. GmbH

AUSFÜHRUNG

GartenLandschaft Berg & Co. GmbH

FOTOS

Ferdinand Graf Luckner

Oben links: Terrassen im klassischen Stil gibt es nicht – die Flächen sind mit trittfesten Bodendeckern oder Stauden bepflanzt.

Oben rechts: Wie in einem Nest geborgen fühlt man sich im von Stauden und Gräsern umgebenen Holzhaus.

Unten links: Alles ist bepflanzt, sogar das Dach des eingeschossigen Holzhauses.

Unten rechts: Weite Blicke: Vom Baumhaus kann man bis Hannover sehen. Die Stahlkonstruktion steht auf eigenen Füßen und beeinträchtigt die benachbarte Eiche nicht.

1 2 3 4 5 LAGE DES GARTENS
Man kann den Auftraggebern nur dazu gratulieren, dass sie sich für diese naturnahe Gestaltung entschieden haben, die einen lebendigen Garten entstehen ließ, der diesen Namen auch verdient.
PLAN 1 Wohnhaus 2 Terrasse 3 Baumhaus 4 Felsentreppe 5 alte Eichen 10 11

Ein gepflanztes Märchen

Oben links:

Buchsbäume und ein straff aufrecht geschnittener Wacholder (Juniperus communis ) geben Orientierung.

Oben rechts:

Ecke am Haus mit Aztekenofen.

Unten:

Der schmale Rasenteppich bietet dem Auge einen Ruhepol und hält die staudenreiche Pflanzung optisch zusammen.

Logisch, dass in seinem Garten Pflanzen die Hauptakteure sind, auf die er seine Gestaltung konzentriert. Vor allem Stauden haben es ihm angetan – naturhafte, altbewährte, aber auch seltene Arten. Daher nehmen die ausdauernden krautigen Gewächse auch den Löwenanteil seines Hanggartens ein. Belagsflächen, geschweige denn Bodenversiegelung, sind dagegen auf ein Minimum reduziert. Nach und nach entstand sein Reich der Stauden in reiner Handarbeit, ohne vorgefertigten Pflanzplan. „Kopf- und Handarbeit verliefen parallel, die Entscheidungen konnten reifen, wurden durch Überlegung und intuitiv-emotional getroffen“, erzählt der studierte Landespfleger. Die langgestreckte Form des Hanggartens – nur ca. 13 m breit, dafür aber 64 m lang – empfand er als Geschenk: „Der Garten neigt sich dem Betrachter zu, so kann man die lange Blickachse kulissenartig gliedern.“ Diese zentrale Sichtachse betont ein langer Rasenweg, der sich vom Haus den Hang hinauf schwingt. Damit der weite Blick auch wirken kann, ist das Raumkonzept fließend angelegt; gliedernde Gartenzimmer gibt es nicht. Den Weg legte Jörg Lonsdorf nach den Trampelpfaden an, die er in der teils verwilderten Fläche vorfand: „Er ist so flächenreduziert wie funktional möglich, um viel Platz für die Fülle der Natur zu haben.“ Die Blickachse wird immer wieder von Gehölzen oder Bambus verstellt, um Spannung zu erzeugen und die menschliche Neugier zu wecken, die jeden Winkel des Gartens erkunden will. Gleichzeitig bietet der schmale Rasenteppich dem Auge einen Ruhepol und hält die staudenreiche Pflanzung optisch

zusammen. Das Rückgrat des Gartens bilden klassische Buchsbäume und ein straff aufrecht geschnittener Wacholder ( Juniperus communis), Immergrüne, die dem Garten auch im Winter Struktur und Orientierung geben. Mit diesen Orientierungspunkten kontrastiert eine artenreiche, teils wild anmutende Staudenpflanzung – Ergebnis der Experimentierlust des Pflanzenliebhabers und daher in stetem Wandel begriffen. Stück für Stück bepflanzte Jörg Lonsdorf die Bereiche rechts und links des Weges – nach dem Prinzip „right plant, right place“ – ein Motto, das der englischen Gartenlady Beth Chatto zugeschrieben wird. „Also habe ich die von der Wirkung und vom Standort her passenden Pflanzen ausgewählt und bin dabei meinem Spiel- und Experimentiertrieb gefolgt, immer mit einem die Ästhetik prüfenden Blick“, berichtet der Gartenplaner. Wie es wohl weitergehen wird mit seinem lebendigen, dynamischen Garten? Eins ist sicher – nichts bleibt, wie es ist.

Bonn, Nordrhein-Westfalen

GRÖSSE DES GARTENS

730 m² (ohne Haus) bzw. 830 m² (mit Haus)

PLANUNGSBÜRO

Jörg Lonsdorf –Die Gartenthusiasten

AUSFÜHRUNG

Jörg Lonsdorf –Die Gartenthusiasten

Kultiviert verwildert

Wie aufwendig ist die Pflege eines solchen Staudenreichs? Zeitmangel ist doch eine weit verbreitete Krankheit und Pflege fordert nun mal das Wertvollste von uns, was wir haben: Zeit. Jörg Lonsdorf hat sich von der Vorstellung verabschiedet, dass der Garten jedes Jahr gleich aussehen muss, er lässt Dynamik zu, greift an anderer Stelle aber wieder gezielt ein. „Manche Ecke, die man früher Staudenbeet genannt hätte, vermittelt inzwischen eher den Eindruck einer Wiese. Es fällt mir der Ausdruck eines Gartenarchitekten ein, der mich schon im Alter von 10 Jahren beeindruckt hat: ‚Kultiviert verwildert‘. Ja, das mag ich! Struktur trifft auf Chaos und Lebensfreude. Nun bin ich 51 und endlich da angekommen, nachdem ich als junger Gärtner immer alles perfekt gepflegt haben wollte.“

1 Wohnhaus

2 Rasenweg

3 Schattensitzplatz

4 Pflegewege durch die Bepflanzung

5 Bank am Endpunkt der Sichtachse

LAGE DES GARTENS
Gartengestalter Jörg Lonsdorf ist einer, der seine Pflanzenleidenschaft lebt, der mit Stauden experimentiert, Dynamik im Garten zulässt und sich an der so entstandenen Natürlichkeit freut. Das Ergebnis ist einfach bezaubernd.
PLAN
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Klassik trifft Moderne

Ruhig und elegant wirkt dieser Villengarten

dank Konzentration auf die Farben Weiß und Grün. Neben seinem klassischen Landschaftscharakter enthält er auch zeitgemäße

den Halmen aufleuchten. Einzelne mehrstämmige Felsenbirnen ragen aus dem Gräserfeld und fungieren als Raumbildner.

Bonn, Nordrhein-Westfalen

GRÖSSE DES GARTENS

2.625 m²

PLANUNGSBÜRO

WKM Landschaftsarchitekten

AUSFÜHRUNG

das ist schon etwas Besonderes.

PLAN

1 Wohnhaus

Gestaltungselemente –

Bereits 2007 hatte Landschaftsarchitekt

2 Pavillon mit Holzdeck auf Garagendach

3 Sitzplatz mit Petersberger Blick

4 Wasserbecken mit Wasservorhang

5 Blasenesche

6 Eiche

Klaus Klein das großzügige Grundstück passend zur weißen Walmdach-Villa aus den 1970-er Jahren gestaltet, die von eingewachsenen Gärten mit altem Baumbestand umgeben ist. Das Grundstück liegt am Hang und weist einen Höhenunterschied von etwa 8 m auf. Eine anspruchsvolle Topografie, die sich ebenso wie der dichte Oberboden als Herausforderung bei der Umgestaltung erwies. Als das Haus renoviert wurde und gleichzeitig eine neue „Ausstellungsgarage“ für Oldtimer dazu kam, entstand eine völlig neue Situation, auf welche die Gartengestaltung reagieren musste. Klaus Klein integrierte das Dach der Garage so in das Grundstück, dass die Fläche als Teil des Gartens mit Glaspavillon und Holzdeck nutzbar ist. Dies gelang so gut, dass der Übergang der Rasen- zur Dachfläche kaum erkennbar ist. Gleichzeitig entstand durch die Verlängerung des Gartens auf das Garagendach eine größere Raumtiefe. Eingebettet ist dieser Dachgarten in ein luftig-leichtes Feld aus Lampenputzergräsern ( Pennisetum alopecuroides). Darin eingestreut: Die kugelrunden Blütenköpfe des Zierlauchs ( Allium), die als strukturgebende lila Farbtupfer zwischen

Um eine Einheit zwischen Hinzugekommenem und Vorhandenem herzustellen, überarbeitete Klaus Klein auch den „alten“ Teil am Hang. Neue Wege und Sitzplätze entstanden, sodass sich der Garten aus verschiedenen Perspektiven erleben lässt. Vom höchsten Punkt hat man einen weiten Blick in die Umgebung und kann sogar den Petersberg und das Siebengebirge erkennen. Vom Sitzplatz mit Wasserbecken unter der alten Eiche blickt man zurück auf die Villa. Den schönsten Blick, so findet Klaus Klein, genießt man vom Wohnzimmerfenster: „Hier hat man das Gefühl, als sitze man mitten im Garten, der optisch näher an das Haus gerückt ist.“ Das liegt auch daran, dass das „alte“ Schwimmbecken am Haus zurückgebaut wurde. Dafür entstand eine großzügige Terrasse aus polygonal zugeschnittenem Kalkstein, die für zusätzliche Raumtiefe sorgt. „Wegen der ungewöhnlichen Form der Villa musste jeder Stein extra geschnitten werden. Schwierig war auch, dort einen Baum einzufügen“, berichtet der Landschaftsarchitekt. Die Wahl fiel auf eine Blasenesche, ein echter Bienenbaum. Weitere Baumarten wie Linden und Hainbuchen greifen den parkartigen Charakter der umliegenden Gärten auf, sorgen für fließende Übergänge und unterstreichen das Bild eleganter Großzügigkeit.

Besondere Gehölze

Die Blasenesche (Koelreuteria paniculata ) liefert Insekten mit ihrer späten Blüte von Juli bis August wertvolle Nahrung. Weitere Baumarten wie Silberbirne (Pyrus salicifolia ) und Silber­ Ölweide (Elaeagnus commutata ) bereichern den Garten und bieten ebenfalls Nahrung für Insekten und Vögel. Auf den Klimawandel wurde mit dem Pflanzen ausgefallener wärmebedürftiger Gewächse wie Sternjasmin (Trachelospermum jasminoides) entlang des Zaunes zur Straße oder der Orangenblume (Choisya ternata ) als immergrünes Highlight zwischen den Gräsern reagiert.

Garten- und Landschaftsbau Cremers

FOTOS

Ute Stehlmann

Oben:

Vom Dachgarten blickt man auf das Wohnhaus mit seiner ungewöhnlich gebogenen Form.

Unten: Sitzplatz im Schutz der alten Eiche.

LAGE DES GARTENS
5 2 6 4 1 3 14 15

Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen

Blick in die Weite der Flussaue

Die Flusslandschaft ist zentraler Bestandteil der Gestaltung – Mauern oder Zäune verbieten sich bei einer solchen Aussicht von selbst.

Gleichzeitig wird dieser Garten mit seiner schlichten Eleganz dem historischen Gebäude gerecht.

Der Garten liegt in direkter Nähe zum Rhein, ein wenig oberhalb einer Auenlandschaft, die der Fluss für sich vereinnahmt, wenn er sich breit machen will. Sanft fällt das Grundstück zur Flusslandschaft ab. Eine solche Kulisse ist ein Geschenk – das empfand auch Landschaftsarchitekt Bernd Franzen so, der mit seinem Team die reizvolle Aufgabe übernahm, diesen Villengarten für einen DreiGenerationen-Haushalt zu gestalten.

Oben links:

Die Weite und Natürlichkeit der Flusslandschaft wird Teil der Gartengestaltung –Mauern und Zäune verbieten sich von selbst.

Unten links: Abgesenkter Sitzplatz in der Abendsonne: von außen nicht einsehbar –trotzdem bleibt der Blick auf den Rhein frei.

Unten rechts: Jede Generation hat ihren eigenen Rückzugsraum.

Es galt, Blickachsen in die Landschaft und auf den Rhein zu stärken, gleichzeitig aber auch Privatsphäre zu gewährleisten, denn direkt an der Grundstücksgrenze läuft ein Rad- und Fußweg entlang. Dieser Spagat zwischen Sichtschutz und Weitblick gelingt mit immergrünen Hecken und einer Geländestaffelung. „Dynamische Miscanthus-Felder (Chinaschilf ‘Silberfeder’) brechen die statische Heckenformation auf. Gleichzeitig sind sie ein Synonym für die Flussaue und im Sommer ein zusätzlicher Sichtschutz über die Hecken hinaus. So ist für Privatsphäre in den unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen gesorgt“, erklärt Bernd Franzen. Die alte Bestandsmauer (an der Grenze bis ca.

Intimität erzeugen

2,5 m hoch) hätte für den Sichtschutz nicht gereicht. Daher entwickelten die Gartenarchitekten vom Team gartenplus eine Geländestaffelung aus Rasenebenen und Terrassenflächen (siehe Kasten), deren Topografie Privatsphäre schafft, ohne das anmutige Gebäude-Ensemble zu stören. Dieser sensible Umgang mit dem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und seinem alten Baumbestand spiegelt sich im Gesamtkonzept wider: Es bekam einen angemessenen Rahmen, indem die Gebäudeachsen konsequent im Außenraum fortgeführt wurden, um Ruhe zu erzeugen. Durch Versprünge der Linien entstanden an den richtigen Stellen spannende kleine Räume. Spannung im Raum erzeugen aber eben auch die Höhenunterschiede, welche die Gartenarchitekten z. B. an der Lounge-Terrasse nutzten (siehe Kasten). Neben der Lounge-Terrasse entstanden weitere Nutzungsbereiche (Großeltern- und Elternterrasse, Schattenplatz unter der alten Rosskastanie, Liegeplatz mit Rheinblick), sodass jede Generation ihren eigenen Rückzugsraum findet. Trotzdem bleibt das Gestaltungsbild des Villengartens einheitlich. „Die Kunst war, eigene private Räume zu schaffen, ohne dass es gestalterisch zu kleinteilig wird. Die Großzügigkeit und Weitläufigkeit des Gartens bleibt dabei erhalten“, betont Bernd Franzen. Dafür sorgen schon allein die Gräserfelder, die einem Meer aus Schilf gleichen und für einen weichen und fließenden Übergang in die Weite der Flusslandschaft sorgen. Am abgesenkten Sitzplatz ist man dem Schilf ganz nah und blickt gleichzeitig auf die Rheinschleife –das ist pure Lebensqualität!

Die Lounge ­Terrasse (Sitzplatz in der Abendsonne), die sich in den Linien den Gebäudeachsen anpasst, ist um drei Stufen gegenüber der Rasenfläche abgesenkt. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere Intimität – man genießt den Blick in die Flusslandschaft, kann aber vom öffentlichen Fußweg aus am Sitzplatz nicht gesehen werden. Gleichzeitig blendet der alte Baumbestand aus Robinien (Robinia pseudoacacia ) und Bergahorn ( Acer pseudoplatanus ), Raumbildner für den Garten, die Nachbarbebauung aus.

GRÖSSE DES GARTENS

1.600 m²

PLANUNGSBÜRO gartenplus –die gartenarchitekten

AUSFÜHRUNG

Banzhaf Gartenbau GmbH

FOTOS

Ferdinand Graf

Luckner

PLAN

1 Gebäude ­ Ensemble aus dem 19. Jahrhundert

2 Pool

3 Brunnenhof

4 abgesenkter Lounge ­ Platz

5 Terrasse

6 Schattenplatz unter alter Kastanie

LAGE DES GARTENS
1 2 3 4 6 5 16 17

Der feine Duft der Marianne

Es ist besonders befriedigend, wenn Garten und Bewohner derart symbiotisch zusammenwachsen, wie hier geschehen. Alles ist auf Langfristigkeit angelegt, auf ein stabiles Miteinander. Nach jeder Fertigstellung wird Zeit zum maßgeblich gestaltenden Faktor. Kontinuierliche, sensible Pflege formt den individuellen Charakter, dem man das Tun – oder Lassen – seiner Bewohner ansieht. Veränderung wird also nicht gefürchtet, sondern als Angebot angenommen, Einfluss zu nehmen. Das kann nur Garten. Soeren von Hoerschelmann, Garten ­ und Landschaftsarchitekt

„Der Duft Frankreichs wird von einer nordischen Brise durch den Garten geweht. Frankreich soll zu erahnen sein, der Garten aber nach Norddeutschland und zum Wohnhaus passen“, beschreibt Landschaftsarchitekt Soeren von Hoerschelmann den Auftrag. Es ist ein Stadtgarten, passend zur hübschen kleinen Altbauvilla. Klare architektonische Linien geben ihm seine Struktur, die Pflanzen bieten dazu einen lebendigen Kontrast, brechen die Formalität auf. Die räumliche Gliederung sorgt dafür, dass der Garten größer wirkt, als er in Wahrheit ist. Wasser ist ein wichtiges Element in dieser Gestaltung, ebenso wie die Beschränkung auf wenige edle Materialien. Gehölze, Stauden und Gräser werden auf die Bühne gehoben – ihrem hohen Stellenwert angemessen.

Die leichte Topografie des Grundstücks nutzt der Landschaftsarchitekt für seine Gestaltung. Sie deutet sich durch Treppen und Höhenabstufungen mit Trockenmauern an, die parallel zum Haus verlaufen. So ergeben sich unterschiedliche Gartenzimmer auf verschiedenen Ebenen: Ein sehr privater Südhof mit Terrasse und Wassertrog in Hausnähe als Wohnzimmer im Freien. Etwas erhöht, über wenige breite Treppenstufen erreichbar, ein zentrales Pflanzenzimmer. Auf gleicher Ebene befindet sich das Gartenzimmer mit geschütztem Sitzplatz am formalen Becken, in dem das Wasser für ständig neue Spiegelbilder sorgt.

Räume sind durch Heckenriegel und Paravents aus Stahlhalmen angedeutet, die weiß blühende Glyzinen (Wisteria sinensis ‘Alba’) tragen. Die luftig leichte Konstruktion stammt vom Landschaftsarchitekten selbst, die Bepflanzungsidee von der Bauherrin – die Kletterpflanze erinnert sie an Frankreich. Zur Grundstücksgrenze hin hält

eine solche Konstruktion ihre bogig überhängenden Metallfinger wie eine schützende Hand über den Sitzplatz und verwehrt zusammen mit dem Blätterdach der Glyzine Einblicke vom Nachbarhaus. Der eigene Blick bleibt frei und streicht über das formale Wasserbecken durch das Pflanzenzimmer zurück zur Villa. Nutz- und Beetflächen sind miteinander verwoben, die Bepflanzung in der Höhe gestaffelt und an den Standort angepasst. Das Material ist zurückhaltend gewählt. Der Kies wirkt wie eine Grundierung, die sich durch die Gestaltung zieht. Alles Gebaute, auch das Wasserbecken und der Brunnen, bestehen aus Sandstein – ein Naturstein, der eine schöne Patina ansetzt. „Die größte Herausforderung war, kein Abziehbild zu bauen, sondern eine Idee von Frankreich zu kreieren, seinen Duft wachzurufen“, resümiert Soeren von Hoerschelmann. Kein Zweifel – dies ist ihm gelungen.

Reinbek, Schleswig-Holstein

GRÖSSE DES GARTENS

640 m²

PLANUNGSBÜRO

Soeren von Hoerschelmann

Garten- und Landschaftsarchitektur

AUSFÜHRUNG

Gaerten von Hoerschelmann GmbH

FOTOS Ferdinand Graf Luckner

Oben:

Vom Sitzplatz blickt man auf das formale Wasserbecken und das Pflanzenzimmer zurück zur Villa.

Unten links:

Frankreich ist zu erahnen –und trotzdem passt der Garten zur Villa und nach Norddeutschland.

Unten rechts: Mit Glyzinen bewachsene Stahlhalme halten ihre bogig überhängenden Metallfinger wie eine schützende Hand über den Sitzplatz.

PLAN

1 Wohnhaus

2 Wassertrog

3 Pflanzenzimmer

4 Wasserbecken, Burgpreppacher Sandstein

5 Stahlmuschel mit weißer Glyzine

LAGE DES GARTENS
Ein Stadtgarten, der mit seinen Materialien, Pflanzen und baulichen Elementen Frankreich subtil anklingen lässt – und dennoch zum Wohnhaus und nach Norddeutschland passt.
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Mehr als ein Garten

Horizontales und vertikales Grün in Architektur und Stadtlandschaft liefert einen wesentlichen Beitrag zur Umweltverbesserung – diese Erkenntnis setzen

Volker und Helgard Püschel in ihrem eigenen Zuhause konsequent um.

Es ist ein ungewöhnliches Haus mit einem Grundriss, den man erst versteht, wenn man dessen Geschichte kennt. Ebenso ungewöhnlich ist der dazugehörige Garten, der, genau genommen, aus fünf kleinen Höfen besteht. Hier leben und arbeiten die beiden Landschaftsarchitekten Volker und Helgard Püschel seit bald 50 Jahren. Die räumliche Gliederung in fünf Höfe ist eine Besonderheit, die der außergewöhnlichen Architektur geschuldet ist. Denn das Grundstück ist mit einem Einfamilienhaus und drei Mini-Reihenhäusern bebaut. Als Familie Püschel das Grundstück erwarb, gab es dort vier Wohneinheiten mit entsprechend vielen Eingängen und dazugehörigen Gartenanteilen. „Die drei ‚Reihenhäuser‘ konnten bald bautechnisch in Angriff genommen werden. Größte Maßnahme und somit Mehrgewinn an Wohnfläche war die einseitige Aufstockung

des Giebeldaches. Daraus resultierte ein Flachdach und eine große Fensterfront an der Südseite“, berichtet Volker Püschel. Das Dach wurde mit Sedum bepflanzt, die Fassade dank vertikalem Grün mit dem Garten verbunden. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Sedum auf dem Flachdach durch Sukzession eine 70 m² große Rasenfläche. Sie funktioniert seit 35 Jahren, ist mittlerweile zu einem 20 cm dicken Pflanzenpolster angewachsen – Biomasse als perfekte Dachdämmung. Dem Dach schadet der Bewuchs ebenso wenig wie die vertikale Begrünung, die dafür sorgt, dass sich das Haus, insbesondere die Südseite mit der großen Fensterfront, nicht allzu sehr aufheizt (siehe Kasten).

Mettmann, Nordrhein-Westfalen

GRÖSSE DES GARTENS

625 m²

PLANUNGSBÜRO

Büro Volker Püschel

AUSFÜHRUNG

PFLANZARBEITEN

Volker und Helgard Püschel

PFLASTER- / WEGEBAUARBEITEN

Landschaftsbau

Dieter Horstmann

FOTOS

Oben links:

Das ungewöhnliche Haus –eingehüllt in seinen schützenden Pflanzenmantel.

Oben rechts: Ein einheitlich gestalteter Weg führt zu den vier Haustüren.

Unten:

Neue Pflanzen kommen in Tröge und Töpfe und bereichern die Hofflächen (hier: Werkstatthof).

Ein einheitlich gestalteter Weg, über 20 m lang, führt zu den vier Haustüren. Folgt man dem ansteigenden Weg, so gelangt man zu den fünf Höfen: Zunächst in den Küchen- und Saunahof mit Natursteintrog als Tauchbecken, den ein Eisenholzbaum (Parrotia persica) und eine Blumenesche (Fraxinus ornus) zieren. Letztere gilt als Klimawandel-Gehölz und bietet während der Monate Mai bis Juni mit ihren süß duftenden Blüten Insekten reichlich Nahrung. Weiter geht es zum Werkstatthof mit Sandsteinfindling und einer Sichtschutzpflanzung aus Bambus (Phyllostachys aureosulcata ‘Spectabilis’). Eine Eibe (Taxus baccata) und eine Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia) begleiten den Weg nun abwärts zum Wohngarten auf Eingangsniveau. Es schließen sich ein Kräutergarten mit Hochbeet und der Bürogarten an. Aus Zeiten der Reihenhausbewohner existieren noch Hainbuchenhecken (Carpinus betulus), welche Wohn-, Kräuter- und Bürogarten voneinander trennen. Sie wurden bewusst nicht entfernt, um die alte Struktur zu erhalten. „Es sind eigene funktionierende Höfe, klein, aber fein. Viele kleine Höfe ergeben auch einen ganzen Garten“, resümiert Volker Püschel. In diesem Falle trifft dies ohne Einschränkung zu!

Sibylle Pietrek

Vertikales Grün

Vertikale Begrünung sorgt dafür, dass sich das Haus nicht allzu sehr aufheizt. Zum großen Teil setzt sich die Bepflanzung aus Fingerstrauch (Potentilla ), Mittelmeer­Schneeball (Viburnum tinus), Essig ­ Baum (Rhus ), Heiligenkraut (Santolina ) und Steinkraut ( Alyssum ) zusammen. Eine Glyzine (Wisteria ) umrankt auf etwa 20 m die ganze Länge des Hauses. Ost­ und Westgiebel des Langhauses sind komplett mit Efeu (Hedera helix ) berankt, in den sich Wilder Wein eingeflochten hat. Der dicke Efeu ­ Pelz hält Sonne, Wind und Wetter ab, dämmt das Haus gegen Hitze und Kälte. Die Blüte im Spätherbst liefert eine hervorragende Honigweide und das Astwerk mit den dichten Blättern bietet Vögeln Nistmöglichkeiten. Dass der Efeu mit seinen Wurzeln das Mauerwerk zerstören könnte, hält Volker Püschel für Nonsens.

LAGE DES GARTENS
PLAN 1 Wohngebäude 2 Sauna 3 Werkstatt 4 Wohngarten 5 Kräuter und Hochbeet 6 Bürogarten
1 2 3 4 5 6 20 21

Im Garten des Baumliebhabers

Alles fing mit einem alten Apfelbaum an, einem besonderen Exemplar. Viele Jahre stand dieser 50 Jahre alte Baum mit seiner ausladenden Krone im Garten der Großmutter, bis er eines Tages weichen sollte.

Für Simon Rüegg nicht hinnehmbar, er rettete den Baum, ließ ihn mitsamt Wurzelballen ausgraben und im eigenen Garten in der Mitte der Rasenfläche einsetzen „Ich musste für diesen Baum einen Platz schaffen, den er in meinen Augen verdient“, so der Landschaftsarchitekt. Also hielt das erste Gehölz Einzug in den kleinen Familiengarten hoch über dem Zürichsee. Um den Apfelbaum herum wurde der Garten geplant und angelegt. Weitere gerettete Pflanzen kamen hinzu, etwa der Japanische Fächerahorn ( Acer

palmatum ‘Bloodgood’), „Opfer“ eines Neubauprojektes in Zürich. Jeder Baum hat hier seine Geschichte, jeder wird in Szene gesetzt, fügt sich zum großen Ganzen.

Vor dem Umbau führte ein mächtiges Zyklopenmauerwerk, das den steilen Hang abfing, zu engen Platzverhältnissen. Um mehr nutzbare Fläche für die 6-köpfige Familie zu schaffen, wurde es durch eine Stützmauer aus Ortbeton ersetzt. Im unteren Hangabschnitt entstand dadurch Platz für eine Garage und eine Verbindung zur Eingangstür. „So konnte die ebene Fläche fast verdoppelt und nutzbarer Raum gewonnen werden“, berichtet der Landschaftsarchitekt. Insgesamt gibt es nun drei Gartenräume, wo früher nur Böschung war: den Wohnund Essbereich auf dem Holzdeck, einen kleinen Rückzugsort hinter dem Haus und einen Bereich vor dem Haus, der sich zum Spielen und Toben für die vier Kinder eignet. Jeder Raum wird geschickt genutzt, sodass sogar noch ein kleiner Zierbrunnen für akustische Untermalung Platz findet.

Wernetshausen, Kanton Zürich, Schweiz

GRÖSSE DES GARTENS

240 m²

PLANUNGSBÜRO

Simon Rüegg Landschaftsarchitektur AG

AUSFÜHRUNG

überwiegend Eigenleistung

FOTOS

Simon Rüegg

1 Wohnhaus

2 Balkon

3 alter Apfelbaum

4 Eisenholzbaum

5 Sitzmauer und Pergola

6 Fächerahorn

7 kleiner Zierbrunnen

Übergreifende Gestaltung

Ein Glücksfall war, dass Simon Rüegg den Nachbargarten ebenfalls gestalten und die Pflanzenauswahl der beiden Nachbargärten aufeinander abstimmen konnte. Beim Nachbarn setzte er z. B. einen Eisenholzbaum (Parrotia persica ) – ein ebenso prächtiges Exemplar pflanzte er auf seinem eigenen Grundstück. Jeder Garten wirkt für sich, doch durch die übergreifende Gestaltung erscheinen beide größer als sie tatsächlich sind. Gute nachbarschaftliche Beziehungen können sich eben auch in einer solch grenzübergreifenden Gestaltung niederschlagen, von der alle Beteiligten nur profitieren!

Geschwungene Pflanzbeete mit Ziergräsern ( Pennisetum alopecuroides, Stipa tenuissima), Eisenkraut (Verbena bonariensis) und Herbst-Anemone ( Anemone japonica) sind gekonnt aufeinander abgestimmt. Den Balkon kleidet ein Chinesischer Blauregen (Wisteria sinensis); die Betonwand am Holzdeck erklimmen drei buschige Kletterhortensien ( Hydrangea anomala ssp. petiolaris). Große Sorgfalt verwendete Simon Rüegg auch auf das Material – Muschelkalk bei Bodenplatten und Mauersteinen zieht sich konsequent durch den Garten. „Für mich sind kleine Gärten die Königsdisziplin, und deren Anzahl wird weiter zunehmen. Entscheidend ist die Konzentration auf das Wesentliche und das sind für mich immer noch die Pflanzen.“ Was Simon Rüegg mit seinem einladenden Familiengarten beweist: Ein Garten muss mitnichten groß sein, um etwas zu bieten. Vielmehr kann man auf kleiner Fläche viel erreichen, wenn man den Raum gliedert, auf das Material achtet und bereit ist, etwas wegzulassen.

Oben:

Herbststimmung: Geschwungene Pflanzbeete mit Ziergräsern (Pennisetum alopecuroides, Stipa tenuissima ) und HerbstAnemonen ( Anemone japonica ) sind gekonnt aufeinander abgestimmt.

Unten links:

Zur Absturzsicherung hat Simon Rüegg eine schlichte Holzkonstruktion kreiert, die nach oben frei schwebend ist.

Unten rechts:

Dank einer Stützmauer aus Ortbeton konnte die ebene Fläche im Garten fast verdoppelt werden, sodass Platz war für behagliche Räume.

LAGE DES GARTENS
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Ein gut gestalteter Garten ist eine Freude an jedem Tag, eine Oase der Erholung und Entspannung.

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KONSTANZE NEUBAUER
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