Die besten Einfamilienhäuser aus Backstein

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INHALT EINLEITUNG

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Editorial: Backstein hat Bestand

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Die schönste Art des nachhaltigen Bauens

Die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit

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Unter der Sonne Australiens

Peter Besley Assemblage

Zeitgemäß interpretiert

Thomas Kröger Architekten

Alles aus einer Hand

Bedaux de Brouwer Architecten

Kunst im Garten Harmonische Gegensätze

Eggli de Beer 42 46 52 56

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Axel Steudel Architekten 36

62

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PROJEKTE

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Am Berg

Fischer Rüdenauer Architekten

Geschichtsträchtiger Umbau

Erbar Mattes

72 78 84 88 92 94 100

Leben am Strand

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Stein um Stein

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Enzo Caroscio Architecture & Design

Till Robin Kurz Architekt

Blick ins Grüne

Sieckmann Walther Architekten

Über Eck

31/44 Architects

Maßgeschneidert

Hugo Mompó (Quadrat Estudio) mit Juan Grau

Nordisch hyggelig

timmtimm Szenografie + Interior Design

Wohnen zum Kirchhof

NKBAK Architekten

Im Großstadt-Dschungel

H&P Architects

Kreuz und quer

one fine day architects

Ganz in Rot gewandet

Naumann Wasserkampf Architekten

Nachhaltig durchdacht

KAW Architecten

Hanseatisch modern

La’Ket Architekten

Scheune de luxe Bauwerk Wettringen

Am Kanal

Studio Farris Architects


ANHANG

112 114 116 120 124 128

Selbstbewusste Setzung

Peter Zirkel

Mit Leichtigkeit

Pascal François

Nachhaltiges Design

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Architekten, Bildnachweise

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Impressum

Einfach raffiniert

Tillmann Wagner Architekten

Backstein aus Tradition Auftakt zum Park

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Initiator und Hersteller

Tellmann Architektur

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In zweiter Reihe

hillekamp + weber, architekturstudio

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Erich-Mendelsohn-Preis für Backstein-Architektur

wallmakers, Vinu Daniel

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dogrul + kurz Architekten

Streng und sinnlich

Baumstark Bielmeier Architekten mit Axel Baudendistel

Große Geste zum Garten

Turck Architekten

Steinernes Gewebe

WEITERE INFORMATIONEN Vertiefende Einblicke zu den vorgestellten Einfamilien­häusern aus Backstein finden Sie unter: backstein.com/einfamilienhaus Login-Code: EG7341X Viele der Projekte waren Einreichungen des viel beachteten Preises für Backstein-Architektur.

Brune Architekten

Innere Werte in Mexiko

Escobedo Soliz

Die besten Projekte in der Kategorie Einfamilienhaus sind mit dem Erich-Mendelsohn-Preis (vormals Fritz-Höger-Preis) ausgezeichnet.

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BACKSTEIN HAT BESTAND JENS K ALLFELZ

Welche Zukunft hat das Einfamilienhaus, in dem sich seit Jahrzehnten der Lebenstraum vieler Familien verwirklicht? Ist es immer noch zeitgemäß? Wollen wir heute noch dem Einfamilienhaus huldigen, wie wir es in der Neuauflage dieses Buches mit seinen gekonnten Beispielen tun? Diese Fragen haben wir uns natürlich während der Projektauswahl zu diesem Buch immer wieder gestellt und vielfach diskutiert. Dabei ist die Diskussion um das Einfamilienhaus differenzierter zu sehen: Während in urba­nen Räumen mit wachsender Bevölkerung Ein­fami­lienhäuser aufgrund begrenzter Bau­flächen schnell zum Luxusgut werden, bestehen dort gleich­zeitig ein hoher Sanierungs­druck und die Notwendigkeit, Flächen zu verdichten. In ländlichen Regionen hingegen mit bisher viel­fach abnehmender Bevölkerung findet sich ausreichend Platz für die eigenen vier Wände, an die in Zeiten von mobilem Arbei­ten und Home­ office neue Anforderungen gestellt werden. So ist der Traum vom Eigenheim immer noch berechtigt. Daher zeichnen wir mit unserem Erich-Mendelsohn-Preis für Backstein-Architektur weiterhin die besten Einfami­­lien­häuser aus. Viele der nachfolgend vorgestellten Projekte

stellen Einreichungen unseres aktuellen Architekturpreises dar, wurden für diesen nominiert oder sogar ausgezeichnet. Das Ein­familienhaus ist und bleibt eine klassische Bauaufgabe. Die Anforderungen und Rahmenbedingungen an diese Aufgabe haben sich verändert. Die Umnutzung und Ertüchtigung von Bestands­ gebäuden, die Bauaufgabe auf kleinen, nachverdichteten Flächen, die Wandelbarkeit von Räumen und Zuschnitten für alle Lebensabschnitte, die Verwendung nachhaltiger, lange haltbarer Materialien gehen dabei heute mit hohen energetischen Anforderungen einher.

JENS K ALLFELZ Der Designer und Publizist ist Inhaber einer Kommunikations­und Design­-Agentur, die sich in besonderem Maße mit Architek­­tur- und Bauthemen beschäftigt. Gemeinsam mit der Initiative Bauen mit Backstein hat er 2008 den Preis für Backstein­-Architektur ins Leben gerufen, der dem Archi­tek­­ten Erich ­Mendelsohn gewidmet ist und mit regelmäßig rund 600 Einreichungen aus 30 Ländern zu den größten Archi­tekturpreisen in Deutschland zählt. Mehr unter: erich-mendelsohn-preis.com

Die ausgezeichneten Projekte in diesem Buch zeigen deswegen in ganz besonderem Maße, wie sich heute mit Backstein zeitge­mäße Einfamilienhäuser durch Neubau oder Sanierung realisieren lassen. Sie zeugen vom Respekt für die Umgebung, in der sie entstehen, indem sie eine neue Vorstellung von Heimat und Indi­vidualität vereinen. Solch gute Häuser machen Quartiere und Wohn­gebiete lebenswert. Sie sind dann auch eine nachhaltige Wert­anlage, die Generationen überdauert und Identität stiftet.

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Vielfältig, zeitlos schön und flexibel einsetzbar – mit Backstein bleiben keine Wünsche offen: ob klassisch mit Satteldach wie bei dem Einfamilienhaus in Husum (oben links), kubisch-modern wie bei der Villa am Englischen Garten in München (oben rechts) oder als allumfassendes Sichtmauerwerk innen und außen wie bei dem Wohnhaus in Mexiko (rechts).

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DIE SCHÖNSTE ART DES NACHHALTIGEN BAUENS

DIE VIER DIMENSIONEN DER NACHHALTIGKEIT Ein Haus baut man nicht für 30 Jahre, sondern für viele Generationen. Schön soll es ein, lang­ lebig und komfortabel. Kälte und Sommer­hitze sollen draußen bleiben und die Heiz­ wärme in den Wintermonaten drinnen. Die besten Materialien dafür sind die, die umweltschonend gewonnen werden, keine Schadstoffe enthalten, Energie sparen und am Ende eines langen Lebens als recycelter Baustoff ein zweites Leben begin­nen können. Unter diesen Aspekten ist jede Backsteinwand mit ihren vielen herausragenden Eigenschaften ein wertvolles Stück Nach­haltigkeit.

Natürlich kommt der Baubranche in Sachen Nachhaltigkeit eine besondere Verantwortung zu. Denn Bauen verbraucht Energie, Ressourcen und Landschaft. Um Ökologie, Ökonomie und Soziokultur bei steigenden Anforderungen in der Balance zu halten, müssen Baustoffher­ steller, Bauherren und Architekten heute innovativer und ganzheitlicher denken als je zuvor.

Nachhaltiges Bauen ist immer ein Dreiklang von Ökologie, Ökonomie und Soziokultur. Das heißt, Baustoffe müssen erstens ökologisch nachhaltig sein und die Ressourcen der Erde schonen. Zweitens lassen sich ökologische Ziele nur umsetzen, wenn die Kostenseite stimmt. Und drittens ist die Architektur ein wichtiger Teil der soziokulturellen Entwicklung. Architekten und Bauherren realisieren eben nicht nur Gebäude, sondern auch Konzepte für die Zukunft und Ideen für die Werte des sozialen Zusammenlebens.

Ein Haus ist nur dann ein gutes Haus, wenn es auch den nächsten Generationen noch gefällt. Kein anderer Baustoff verbindet öko­ logische und ästhetische Eigenschaften so exzellent miteinander wie der Backstein. Der naturreine Ton und über Jahrhunderte gereifte Produk­tions­ver­fahren schenken dem Backstein einen einzig­ artigen Reichtum an vielfältigen Farben, Ober­flächen und Formaten. Lang­lebigkeit, dauerhafte Schön­­­heit und Wertbeständigkeit spielen dabei zusammen.

Die Einfamilienhäuser in diesem Buch sind gute Beispiele dafür – und sie zeigen, dass es eine weitere, vierte Dimension der Nachhal­ tigkeit gibt: die ästhetische Nachhaltigkeit.

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Zweischalige Wandkonstruktionen bestehen aus zwei Wänden, die neben­einander gemauert werden. Innen eine tragende Wand, in der Mitte eine Dämm- und/oder Luftschicht, außen eine Vormauerschale – besonders ästhetisch und nachhaltig: aus Backstein.

Die klare Trennung der Funktionen hinsichtlich Statik und Bauphysik erlaubt die volle Ausnutzung der hervorragenden Eigenschaften des Backsteins.

EIN GUTER »DEAL« MIT MUTTER NATUR Lokal betrachtet schneidet der Backstein mit kurzen Transportwegen von der Tongrube bis zur Baustelle sehr gut ab. Tone sind die natürlichen Ablagerungen von ver­wittertem Gestein, es gibt sie fast überall, und ihre Vorkommen sind quasi unerschöpflich. Ton­gruben sind keine großen Abbau­ ge­ biete, sondern kleine, regionale Areale, in denen Ton und Lehm schonend oberflächennah gewonnen werden. Darüber hinaus werden nicht mehr genutzte Tonabbauflächen immer renaturiert. Nach der Renaturierung ist eine Tongrube ein wertvolles Biotop und Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten. Man entnimmt der Natur etwas und gibt ihr später etwas häufig noch Wertvolleres zurück – Nachhaltigkeit par excellence. Und auch der Lebenszyklus eines Gebäudes, von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion, den Transport und die Nutzungs­ dauer bis zum Recycling überdauert Gene­­ra­tionen. Für das Brennen eines Backsteins braucht man Energie, aber über den gesam­ten Lebenszyklus betrachtet gibt man der Natur sehr viel zurück. Langlebige Häuser mit

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geringstem Wartungsaufwand für die Fas­ sade, Energie­ einsparung über die gesamte Lebenszeit. Als Naturbaustoff kann Backstein später problemlos wiederverwendet oder recycelt werden. Da in der zweischaligen Wand Hintermauerwerk, Dämmschicht und Vormauer nicht mit­einander verklebt sind, können sie sauber voneinander getrennt und aufbereitet werden.

Wärme und gibt sie nachts wieder nach außen ab. Im Winter dagegen hält eine zweischalige Wand die Kälte draußen und hilft dabei, das Energiebudget zu schonen. Das Verblendmauerwerk schützt perfekt gegen Kälte, Hitze, Wind und Regen. Außerdem hilft der mehrschichtige Aufbau, Straßenlärm abzuschirmen. Die unterschiedlich dicken und schweren Schalen brechen die Schallwellen und verhindern Resonanzen.

DIE ZWEISCHALIGE WAND Ob Passivhaus, Nullenergie- oder Energie-­­PlusHaus: Zweischalige Wände mit Backstein­­fas­­sade sind eine gute Basis für ein energieoptimier­tes und umweltfreundliches Gebäude. Zwei­­schalig des­halb, weil vor der tragenden Wand eine Vormauerschale aus Backstein steht. Die bis zu 20 Zentimeter dicke Dämmschicht zwischen Fassade und Hintermauer fungiert als Pufferzone zwischen Außen- und Innen­ klima. Hinter zweischaligen Wänden mit Backsteinfassade wohnt es sich das ganze Jahr angenehm temperiert. Im Sommer bleibt es angenehm kühl, denn die Wand speichert

Backsteinmauern sind echte Langstrecken­ läufer, ihre Langlebigkeit ist kaum zu über­ treffen. Das Material ist robust, pflegeleicht und belastet die Umwelt weder mit Bioziden noch mit Holzschutzmitteln, die bei vielen Putz- und Holzfassaden als Schutz gegen einen Bewuchs durch Algen und Schmutz­ablage­ rungen auf­getragen werden. Übrigens kann man eine bestehende Fassade in der Regel auch mit Backstein nachrüsten. Vor die Putzfassade werden dann einfach eine Dämmschicht und eine Backsteinfas­sade gesetzt.


Ton und Lehm werden über Tage abgebaut, die unterschiedliche natürliche Beschaffenheit des Roh­materials gibt die Farbnuancen des Steins vor.

Ton ist der Baustoff der Natur. Man entnimmt der Natur einen Rohstoff und gibt ihr wertvolle und arten­reiche Biotope zurück.

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BAUEN MIT CHARAKTER

ZUKUNFTSBAUSTOFF MIT GROSSER GESCHICHTE Einen Backstein kann man einfach in Hand nehmen und im doppelten Sinne begreifen. Das gibt ihm einen menschlichen Maßstab und etwas sehr Vertrautes. Tatsächlich begleiten Steine aus Lehm oder Ton den Menschen schon eine ziemlich lange Zeit. Die ältesten Lehmziegel wurden bei archäo­ logischen Grabungen in Jericho gefunden. Damals, etwa 8.500 bis 7.500 v. Chr., baute man noch mit handgeformten, luftgetrockneten Ziegeln. Erst 4.000 Jahre später ging man dazu über, sie zu brennen und mithilfe von Schablonen zu formen, zunächst in Mesopotamien und auf Kreta. In der Industal-Zivilisation, einer frühen Hochkultur Indiens, war die Ziegelarchitektur von 3.000 bis 2.000 v. Chr. bereits erstaunlich entwickelt. Davon zeugen Paläste, Wohn­ häuser und Abwasserkanäle. Im Römischen Reich erlebte der Backstein eine erste Blüte­zeit in Europa. Kenntnisse in Baustatik und Konstruktion erschlossen neue Anwendungs­ möglich­keiten, unter anderem im Kuppel- und

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Gewölbe­bau. Während des Bau-Booms im 19. Jahr­ hun­ dert mit seiner schnell wachsen­ den Bevölkerung wurde der Backstein immer gefragter – und legte den Grundstein für die moderne urbane Architektur. Wohlbefinden, Wohnkomfort, Energieeffizienz, Gesundheit, Umweltschonung – ein Haus steht im Schnittpunkt vieler Anforderungen. Nachhaltigkeit ist eine Art Lebensstil geworden. Zugleich wächst aber auch die Bedeutung von Werten wie Natürlichkeit, Authentizität, Aura, Herkunft und Haptik. Welcher Baustoff könnte das Bedürfnis nach Beständigkeit und Charakter besser erfüllen? Aus Backstein entstehen Häuser, die nicht nur unserem Empfinden von Ästhetik entsprechen, sondern auch dem folgender Generationen. Die Produktion von Backsteinen ist moderner und nachhaltiger geworden, die Schönheit und der Charakter sind geblieben. Kaum ein anderer Baustoff vermag es, ein so viel­fäl­tiges Gestaltungsspektrum abzudecken wie der Backstein: Je nach Tonvorkommen, speziell

dessen mineralischer Zusammensetzung, variieren seine Festigkeit und Farbe. Zum Beispiel sorgt ein hoher Eisenanteil für eine rötlich-­ braune Färbung, während stark kalkhaltiger Lehm zu gelben Steinen brennt. Der Brenn­ vorgang beeinflusst zum einen die farbliche Nuancierung, zum anderen entscheidet er über die endgültige Beschaffenheit des Steins. Übrigens lassen 100 Jahre alte Steine sich mit ganz neuen kombinieren – gewollte ästhetische Brüche inklusive. Veredelte Oberflächen prägen Backstein nicht nur optisch, sondern auch haptisch. Besanden und Bedampfen, das Bearbeiten mit genarbten Walzen oder rotierenden Stahldrahtbürsten verleihen ihm ein markantes Profil – von sanft gerieft bis körnig und schroff. Glasuren setzen zusätzliche Akzente. Neben Farbe und Beschaffenheit ist mit Backstein jede denkbare Form möglich.


Der Mauerwerksverband, die Art und Weise, wie die Steine beim Mauern aufeinande­r­gesetzt werden, nimmt Einfluss auf das spätere Aussehen eines Gebäudes.

FARBEN UND OBERFL ÄCHEN

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» Backstein prägt lebenswerte Stadträume über Generationen.« JENS K ALLFELZ

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Bauen im Bestand – mit Gefühl für die Vergangenheit die Zukunft gestalten: Neues Museum Berlin, Chipperfield Architects, 2009, Gold-Gewinner beim Fritz-Höger-Preis 2011 als bestes Sanierungsprojekt. (links). Drei Backsteingewölbe als Installation im öffentlichen Raum Can Sau. Emergency Scenery in Olot, Spanien, von unparelldʼarquitectes, 2019, Fritz-Höger-Preis 2020 in Bronze (rechts).

SCHÖNE GRÜSSE AN DIE NACHBARSCHAFT Ein Haus steht selten ganz allein, und mit seiner Fassade beeinflusst es für lange Zeit seine Umgebung. Ästhetisch nachhaltig, das heißt, von der Baugeschichte zu lernen, ihre Geschichten zu lesen und sie zeitgemäß weiter­zuschreiben. Dabei geht es nicht nur um die Ansprüche der Bewohner an Wohl­befin­den und Wohnkomfort, sondern auch um die Identität von Nachbarschaften. Wie ist unsere Nachbar­schaft gewachsen, und wie wird sie sich entwickeln? Backsteine stehen für langlebige ästheti­ sche Vorstellungen, die durch den natürlichen

Charakter des Materials sowie spezielle Mauer­weisen immer auch Regionaltypisches und damit Verbindendes über die Zeit trans­por­ tieren. An ein hochwertiges gebautes Bau­ kulturerbe lässt sich anknüpfen, man kann es zeitgemäß weiterbauen und traditionelles Handwerk mit modernsten Techniken verbinden. Aus Backstein erwächst die Inspiration, etwas Besonderes und ästhetisch Nachhaltiges zu bauen. Mit Innovationen in den Bereichen Wärmedämmung, mit Digitalisierung und Mate­ rialexperimenten baut man mit Backstein nicht nur traditionsreich, sondern zu­gleich zukunftsorientiert.

Beschaffenheit und Langlebigkeit des Backsteins stehen einerseits für Werterhalt und generieren andererseits auch Sicherheit und Vertrautheit. Technologisch ausgereift und im System der zweischaligen Wand gedacht, baut der Backstein eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Apropos Zukunft: Backstein ist nicht nur schön und unempfindlich gegen Witterungseinflüsse. Kommt er in die Jahre, macht ihn seine natür­ liche Patina noch interessanter. Deshalb sind Gebäude mit zeitlos schöner Fassade auch auf dem Immobilienmarkt beliebt.

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» Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist.« C HRISTIAN MORGENSTERN

Ein Haus zu planen und zu bauen, ist für viele Menschen die Erfüllung ihres großen Lebenstraumes, und doch – oder gerade deshalb – führt es uns auch an die Grenzen unserer selbst; denn wir müssen uns den wichtigen Fragen des Lebens stellen: Was wollen wir, wohin wollen wir, was können wir, was brauchen wir? Jeder Mensch findet dafür andere Antworten. Wie unterschiedlich sie ausfallen, zeigen die Projekte auf den folgenden Seiten. Kreative, innovative, charakterstarke Einfamilienhäuser, die so unterschiedlich sind wie ihre Architekten und Bewohner.

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UNTER DER SONNE AUSTRALIENS PETER BESLEY ASSEMBL AGE

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» Ich nutze Backstein hier nicht nur, weil ich eine Materialwahl treffen musste. Er ist alles auf einmal: Struktur, Haut, Ornament, Form und Erzählung.« PETER BESLEY ASSEMBL AGE

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WOHNHAUS IN SEVEN HILLS Das Couldrey House, das der Architekt Peter Besley für ein Familienmitglied entworfen hat, bricht gleich in mehrfacher Hinsicht mit den Traditionen der australischen Wohnarchitektur. In dem subtropischen Klima rund um Brisbane wird traditionell gerne mit leichten Baustoffen gebaut. Viele Häuser scheinen über dem Boden zu schweben, um eine kühlende Brise einzufangen. Da wirkt der Ansatz von Peter Besley, der ein Studio für Architektur und Stadtdesign mit Sitz in London und Sydney führt, erst einmal ungewöhnlich: Schwer und massiv scheint das weiß gemauerte Wohnhaus direkt aus dem felsigen Untergrund emporzuwachsen. Nach Westen und Süden hüllt der Architekt das Wohnhaus in ein massives Backsteinkleid, nach Osten und Norden öffnet sich der zweigeschossige Bau fast komplett zur Umgebung. Die Westfassade weist – abgesehen von der Hauseingangstür – keine Öffnungen auf. Was abweisend wirken könnte, löst Peter Besley geschickt, indem er das Mauerwerk im Stil einer Ziehharmonika um das weiße Türblatt faltet und so ein einladendes Ornament schafft, das besonders im Licht der Nachmittags­ sonne zur Geltung kommt. Die Südfassade ist weit­gehend geschlossen, nur einige horizontale Schlitze sorgen für Lichteinfall sowie Quer­ lüftung und wahren dennoch die Privatsphäre.

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Die maßgeschneiderte Kücheninsel bildet das Rückgrat der oberen Ebene und wirkt in dem offenen Wohn-, Koch- und Essraum wie ein Möbelstück. 20


Standort: Seven Hills, Australien Anzahl der Bewohnenden:

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Grundstücksgröße in m2:

642

Wohnfläche in m2:

320

Zusätzliche Nutzfläche: 50 m2 Baukosten: 695.000 EUR Baukosten je m2: 2.172 EUR Fertigstellung: 2020

Luftig und leicht kommt die obere Ebene des Couldrey House daher. Die großformatigen Fenster lassen im subtropischen Klima eine kühle Brise herein und geben den Blick über die Baumwipfel frei. 6

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2 Obergeschoss

Auch im Inneren stellt Peter Besley das Gewohnte infrage und dreht es gleich mal um: Die privaten Schlafzimmer liegen im Erd­­geschoss. Eine lange Treppe führt ins Obergeschoss, wo der offene Koch-, Ess- und Wohnbereich die ganze Ebene einnimmt. Die großformatigen Fenster sind nicht raumhoch, sondern enden einen Meter über dem Boden, sodass neugierige Blicke von der Straße abge­schirmt werden und doch ein offener Ausblick in die Landschaft möglich ist. Für das Mauerwerk wählte der Architekt einen dünnen, langen, cremefarbenen Backstein, der mit einem passenden weißen Mörtel vermauert wurde. Der überschüssige Mörtel wurde nach dem Setzen des Steins nicht abge­stri­-

chen, sondern die hervorquellenden Aus­ beulungen wurden bewusst beibehalten. So ent­steht auf der unregelmäßi­gen Textur ein komplexes Licht-und-Schatten-Spiel, das Assoziationen an Baumrinde, Sediment­gestein oder auch Zucker­guss erlaubt. Das Wohnhaus ist zwar fertig und bezogen, Besleys Design jedoch noch unvollendet: Es wartet nun darauf, durch Wind, Regen und Sonne eine feine Patina des Alterns zu erhalten.

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Erdgeschoss 1 Eingang

4 Bad

2 Arbeiten

5 Schlafen

3 Wohnen

6 Kochen

7 Terrasse

M 1:300

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ZEITGEMÄSS INTERPRETIERT THOMAS KRÖGER ARCHITEKTEN

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DIE BESTEN EINFAMILIENHÄUSER AUS BACKSTEIN In einem Buch versammelt: Einfamilienhäuser voller ­Schönheit, Charakter und Inspirationen. Die individuell von namhaften Architekten entworfenen ­Häuser machen die ganze Vielfalt des Baustoffs erlebbar. Denn Backstein ist das Material, aus dem ästhetische Nach­ haltigkeit gemacht wird – zeitlos schön, wertbeständig und allen ökologischen Anforderungen gewachsen. Die Projekte zeigen, wie die moderne Architektur die ­natür­lichen Grundwerte des Backsteins erhält und dennoch f­ aszinierend Neues erschafft. Eine fundierte Einführung ­erläutert die Eigenschaften des Backsteins und die wichtigsten Konstruktionsweisen.

• 32 herausragende Projekte mit der besten Einfamilienhaus-Architektur der vergangenen Jahre • Inspirierende Bilder und Grundrisse mit der Vielfalt der Farben, Formen und Gestaltungsmöglichkeiten des Backsteins


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