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ennundteh Magazin des BDKJ im Erzbistum Köln

Februar | 1/2011 | 25. Jahrgang

Klar zum Ändern

Wie die Laien die Kirche retten wollen

Zipp Zapp: Das ging ab

Der Kinderstadt-Anzeiger in der ennundteh

Kein Witz, nur Danke

Bonner Verbände bedanken sich für Zuschüsse


inhaltundimpressum

bdkjundmitgliedsverbände BDKJ-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6316, Fax: 0221 1642‑6613 info@bdkj-dv-koeln.de www.bdkj-dv-koeln.de BdSJ-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6562 info@bdsj-koeln.de www.bdsj-koeln.de CAJ-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6848 info@caj-dv-koeln.de www.caj-dv-koeln.de DPSG-Diözesanverband Köln Rolandstraße 61, 50677 Köln Fon: 0221 937020‑0, Fax: 0221 937020‑44 info@dpsg-koeln.de www.dpsg-koeln.de KjG-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6432, Fax: 0221 1642‑6841 info@kjg-koeln.de www.kjg-koeln.de KLJB-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6555, Fax: 0221 1642‑6288 buero@kljb-koeln.de www.kljb-koeln.de

landundleute Bonn: Kein Witz, nur Danke___ KLJB: Angemessen reagieren__ DPSG: Zurück ans Lagerfeuer__ CAJ: Neue Leitung, neue Themen_ ___________________ PSG musiziert und tanzt _____ BdSJ: Neue Weichen gestellt __ Stadt Köln: Heilige Kühe und unnützer Schrott ____________

mystikundpolitik 4 4 5 5 6 6

BDKJ: Mein Haus. Mein Auto. Meine Kirche! ___ BDKJ: Von irren Brillen und klaren Positionen ______ JuLeiCa: Gelb, neu und online_____________________ CAJ, KLJB, KjG: Die feinen Unterschiede_______________

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Kolpingjugend Diözesanverband Köln Präses Richter Platz 1a, 51065 Köln Fon 0221 283‑9520, Fax 0221 283‑929 dmimberg@kolping-koeln.de www.kolpingjugend-dv-koeln.de KSJ-Diözesanverband Köln Gabelsberger Straße 19, 50674 Köln Fon: 0221 410508, Fax: 0221 4200619 info@ksj-koeln.de www.ksj-koeln.de Malteser Jugend Diözesanverband Köln Siegburger Straße 229c, 50679 Köln Fon: 0221 974545‑18, Fax: 0221 97454527 jugendreferat@malteserjugend-koeln.de www.malteserjugend-koeln.de PSG-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6560, Fax: 0221 1642‑6869 info@pfadfinderinnen-koeln.de www.pfadfinderinnen-koeln.de

immpressum Die ennundteh (ehemals N&T, ehemals News & Trends) ist das Magazin des BDKJ Erzdiözese Köln. herausgeber Trägerwerk des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Erzdiö‑ zese Köln e. V., Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln, Telefon: 0221 1642‑6316, Fax: 0221 1642‑6613, Email: redaktion@bdkj-dv-koeln. de, Internet: www.bdkj-dv-koeln.de redaktion Christoph Herwartz (ch), Tobias Agreiter (ai – V. i. S. d. P.), Sarah Primus (SP), Annika Triller (at) sekretariat Sheila Völz layout Thomas Jakobi, Billerbeck druck schöttler druck, Ratingen titelbild Christoph Herwartz auflage 1 800 Exemplare erscheinungsweise 4 x jährlich bezugspreis Der Bezugspreis für ennundteh ist für die Mitglieder in den Mit‑ gliedsverbänden des BDKJ im Erzbistum Köln in dem jeweiligen Mitgliedsbeitrag enthalten ISSN 1437‑9120 · Namentlich gekenn‑ zeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion redaktionsschluss der nächsten ausgabe 17.6.2011

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zumthema

kulturundgesellschaft Rezensionen: Luftgitarren von England bis Südafrika____ BDKJ: Kulturelle Vielfalt ­ gehört zum Alltag ___________ DPSG: Zusammen mehr erleben ____________________ BDKJ: WJT unter Palmen ______

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„Der eigenen Freiheit bewusst werden“___________ 12 Macht haben heißt Macht teilen_ ______________ 16

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krautundrüben Wir flaggen das gleiche Segel_______________________19

ennteh „Schräge Wahl“_____________ 20


inntroh Intro

n der KjG-Kinderstadt in Hil‑ den war eigentlich alles so, wie im großen Leben. Es wur‑ de gearbeitet, gespielt und ge‑ lernt. Die Unternehmen, Ämter und politischen Gremien waren eben nur etwas kleiner – wie die Menschen, die darin arbei‑ teten. Bei einer Führung durch die Stadt betonte die Führerin aber einen Unterschied: „Un‑ sere Kirche ist anders, als nor‑ male Kirchen – unsere ist näm‑ lich schön!“ Seitdem macht diese An‑ ekdote auf den Fluren des Verbändehauses die Run‑ de. Denn die Aussage des Mädchens ist so tref‑ fend für das, was viele von uns mit „Kirche“ as‑ sozi‑

ieren. Große, kalte Räume, ungemüt‑ liche Bänke, anti‑ quierte Lieder und Liturgien. Natürlich ist das nicht das ganze Bild. Und wenn wir auf unseren Fahrten, Lagern und Veranstaltungen die Mes‑ se feiern, dann tun wir das häufig da, wo wir gerade sind. Mit improvisierter Ausstattung, Liedern, die Spaß machen und Gebeten, die uns und unser Le‑ ben betreffen. Wer im Jugend‑ verband groß geworden ist, weiß, dass man mit wenigen einfachen Mitteln eine tolle Messe feiern kann. Warum kann das nicht immer so sein? Woran liegt es, dass sich viele von uns so wenig in der Amtskirche zuhause fühlen?

Vielleicht liegt es daran, dass wir bei den wichtigen Leitli‑ nien, die das Leben in der Kirche beein‑ flussen, nicht mit‑ reden dürfen? Über Mitsprache wird derzeit viel diskutiert. Und auch wir wollen uns der Frage wid‑ men, wie wir uns besser ein‑ bringen können, besser gehört werden. Dazu haben wir die Kir‑ chenrechtlerin Prof. Sabine De‑ mel interviewt, die vor Kurzem mit vielen anderen TheologIn‑ nen öffentlich Mitbestimmungs‑ rechte einforderte. Peter Otten, der Geistliche Leiter der KjG, wird in Kürze ein Buch heraus‑ bringen, in dem er beschreibt, wie er sich die Kirche als öffent‑ lichen Raum vorstellt. In diesem Heft schreibt er schon einmal, was sich dafür ändern müsste. Viel Spaß beim Lesen wünscht euch Christoph Herwartz Referent für Presse und Medien Foto: Peter Otten/KjG

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Die Jugendverbände aus Bonn zeigen, was sie mit ihren Zuschüssen machen

Foto: BDKJ Bonn

(ch) „Soll das ein Witz sein?“, fragte einer der Passanten. Der Bonner BDKJ war mit den Jugend‑ verbänden in die Innenstadt gekommen und verteilte Popcorn und Flugblätter. „Vielen Dank für eure Zuschüsse“ stand darauf. „Nein“, sagte Stephan Fieberg, BDKJ-Stadtvorsitzender. „Das ist kein Witz. Wir wollen uns einfach nur bedan‑ ken.“ Zwar gäbe es immer wieder Vorstö‑ ße, Gelder zu kürzen, aber bislang seien die Signale positiv, dass die verschulde‑ te Stadt Bonn den Jugendverbänden nicht an ihre finanzielle Grundlage gehen wolle. Um dennoch auf die Arbeit der Verbände aufmerksam zu machen, positio‑ nierten sich die Kinder, Jugendli‑ chen und jungen Erwachsenen vor dem Jugendamt. Auf einem Stundenplan konnten die Passanten sehen, wie vie‑ le Gruppenstunden die Verbände jede Woche anbieten und an einer Wäsche‑ leine hingen Zettel, mit denen sich vie‑ le Mitglieder ganz persönlich bedank‑ ten. Eine Woche lang hatte der BDKJ die Ortsgruppen aufgefordert, diese DankesBotschaften aufzuschreiben, gleichzei‑ tig wiesen die Gruppen mit „Achtung Jugendverband!“-Schildern auf sich hin. „Die Reaktionen auf unsere Aktion wa‑ ren durchweg positiv“, sagt Stephan Fie‑ berg. Viele Fußgänger freuten sich, dass es so etwas wie die Jugendverbände überhaupt noch gibt. Ende November werden die Haushalts‑ beratungen im Bonner Stadtrat abge‑ schlossen sein. Dann wird sich zeigen, ob der BDKJ mit seiner Aktion erfolgreich war.

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Angemessen reagieren Die KLJB bildete sich fort im Umgang mit Sexualthemen in der Verbandsarbeit Am letzten Oktoberwochen‑ alität, der Umgang mit dem Thema ende führte die KLJB ei‑ sexueller Missbrauch und eine an‑ ne dreitägige Fortbildung gemessene Reaktion auf eine Kon‑ zum Thema Sexualpädagogik durch. frontation mit diesem Thema. Teilnehmen konnten alle pädago‑ Hinzu kam die Frage nach einer gischen MitarbeiterInnen und eh‑ Absicherung von Gruppenleitern, renamtlichen MultiplikatorInnen um Situationen zu vermeiden, die der Diözesanebene. Im Mittelpunkt zu einer Verletzung der Persönlich‑ stand die Auseinandersetzung mit keitsrechte von Kindern und Ju‑ dem Bildungs‑ auftrag, den der Verband in Bezug auf se‑ xualpädago‑ gische Inhal‑ te gegenüber seinen Mitglie‑ dern hat. Da‑ bei ging es stets um die Frage nach ei‑ ner sinnvollen Bildungsarbeit mit Jugendli‑ chen, damit diese in Grup‑ penstunden Bilder sagen mehr als Worte. Verkehrszeichen manchmal auch. und Ferienla‑ gern in Situationen, in denen das gendlichen führen könnten. Dabei Thema Sexualität eine Rolle spielt, ging es auch um die Frage nach der angemessen reagieren können. Selbstwahrnehmung und der Au‑ Dabei war es sinnvoll, die unter‑ ßenwirkung der eigenen Geschlech‑ schiedlichen Methoden zunächst terrolle. Hinzu kamen viel Spiel und selbst als TeilnehmerIn zu erle‑ Spaß, vor allem abends, als die The‑ ben, um eine Auseinandersetzung men der Schulung in verschiedenen mit der eigenen sexuellen Biogra‑ Spielen aufgegriffen wurden. phie anzuregen. Darauf folgten Re‑ Im Anschluss an diese Fortbildung flexionen der einzelnen Methoden führte der Arbeitskreis Schulungs‑ im Hinblick auf die Anwendbarkeit mitarbeiter eine Tagesveranstaltung im Verband. Der externe Referent durch, in der mehrere Aspekte des brachte viele neue Methoden und Fortbildungsinhalts in das Schu‑ jede Menge theoretische Grundla‑ lungskonzept übernommen wurden. gen zum Thema Sexualpädagogik Zukünftig werden die Teilnehmen‑ ein. Zu den Inhalten der Fortbildung den der Fortbildung diese Inhalte zählten die Entwicklungsstufen von also in verschiedenen Schulungs‑ Kindern und Jugendlichen hinsicht‑ angeboten in den Verband tragen. Christin L­ echtenböhmer lich ihrer Wahrnehmung von Sexu‑

Foto: KLJB

Kein Witz, nur Danke


landundleute

PfadfinderIn bleibt man ein Leben lang. Die neue DPSG-Kampagne will das nutzen

Anzeige: DPSG-Bundesverband

Einmal PfadfinderIn, immer PfadfinderIn so heißt es und so ist es, denn viele ehemalige Pfadfinde‑ rInnen sind im Herzen dabei ge‑ blieben. Sie erfreuen sich an ih‑ ren Erinnerungen und an den aktuellen Mitgliedern, die wö‑ chentlich wieder beim Räuber-

www.dpsg.de

cards in Restaurants, Kneipen und Diskos zu finden waren wurden bei den Scoute-dich-Ta‑ gen verschiedene Aktionen ge‑ startet und an einem Flashmob in Düsseldorf teilgenommen. Ziel der gesamten Kampagne ist es, ehemalige Georgspfad‑ finderInnen darauf aufmerksam

Du bist uns wichtig. Melde dich und unterstütze uns! Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder.

und-Gendarm-Spiel den lieben Garten verwüsten. „Scoute Dich! Zeige die Pfad‑ finderin/den Pfadfinder in dir!“, fordert die Imagekampagne der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg auf. PfadfinderIn‑ nen sollen zeigen, was sie kön‑ nen, dass sie stolz darauf sind, PfadfinderInnen zu sein und gut darüber sprechen. Seit Herbst steht ein DPSGImagefilm online, der in Köln mit Wölflingen und Juffis aus dem Diözesanverband gedreht wurde. Im schulischen Kontext wird gezeigt, was die jungen Mitglieder schon drauf haben. Nachdem im September bereits 14 Tage lang kostenfreie City‑

zu machen was ihnen ihre Zeit in der DPSG gebracht hat. Au‑ ßerdem will die Kampagne da‑ zu motivieren, den Verband in irgendeinem Sinne wieder zu unterstützen. Im Stamm, Be‑ zirk oder Diözesanverband gibt es vielerlei kleine Aufgaben für Ehemalige, die Spaß machen und den „alten“ Lieblingsver‑ band auf kurz oder lang zu‑ kunftsfähig machen. Von der Verwaltung von Adressen, dem Stiften von Holz fürs Lagerfeuer, dem Thekendienst beim Pfarr‑ fest bis hin zum Einstieg in den Förderverein ist vieles möglich. Mehr unter www.dpsg.de/ak‑ tionen/scoutedich/ Ulrike Hermwille

Neue Leitung, neue Themen CAJ tagte in Bonn (at). Gelbe Füße auf dem Boden, an der Theke, auf der Treppe und vor der Tür weisen den Delegierten der Diöze‑ sankonferenz den Weg zum Tagungsraum in der Jugendherberge Bonn. Bauhelm, Flatterband und das große Banner an der Wand lassen keinen Zweifel daran, dass hier die CAJ tagt. Mit Spannung wurde der Tagesordnungspunkt „Wahlen“ erwartet. Erstmals in der Geschichte der CAJ stellte sich mit Judith Göd eine Frau zur Wahl für das Amt der Geistlichen Verbandsleitung. Die Diplomtheologin hatte im vergangenen Jahr den vom BDKJ-Diözesanverband angebotenen Ausbil‑ dungskurs Geistliche Verbandsleitung absolviert und beim Ökumenischen Kirchentag die ersten Kontakte zur CAJ geknüpft. Der Kontakt wurde in‑ tensiviert und es folgte der Entschluss zur Kandidatur so‑ wie die Wahl – mit großer Mehrheit. Außerdem gewählt wur‑ den Anna Kehr Die neue CAJ-Diözesanleitung und Alexan­ macht sich auf den Weg: Kevin, Jurij, dra Walzer als ­Alexandra, Judith, Anki, Sonja Diözesanleite‑ rinnen und Kevin Hönig zum Diözesanleiter. Sie bilden nun gemeinsam mit Judith Göd sowie der Diözesanleiterin Ann-Kathrin Windhuis und der Diözesansekretärin Sonja Grafenschäfer die zu‑ künftige Diözesanleitung der CAJ. Unterstützt von Schnupper-Diözesanleiter Jurij Bondarenko macht diese es sich 2010/2011 zur Aufgabe, verstärkt den Kontakt zu den Basisgruppen zu suchen. Mit denen diskutiert die Diözesanleitung dann vielleicht auch die Ergebnisse des Studienteils. Dieser befasste sich mit dem Thema Grundein‑ kommen – mit Hilfe von KAB-Diözesansekretär Winfried Gather fand ein erstes Herantasten ans Thema statt. Offene Fragen konnten geklärt wer‑ den und die CAJlerInnen beschlossen, sich im nächsten Jahr weiterhin mit diesem Thema zu beschäftigen.

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Foto: CAJ

Zurück ans Lagerfeuer

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landundleute

PSG musiziert Neue Weichen und tanzt gestellt Der BdSJ DV Köln beschließt Beitragserhöhung und komplettiert seinen Vorstand

In der ersten Herbst‑ ferienwoche veran‑ staltete der PSG-Di‑ özesanverband seine erste Werkwoche unter dem Motto „Show must go on – Hier spielt die Musik“ im Pützerhof in Neunkirchen-Seelscheid. Wich‑ tel und Pfadis verbrachten ei‑ ne bunte Woche rund um das Thema Musik. Es wurden In‑ strumente hergestellt, ver‑ schiedene Tänze gelernt, ei‑ gene Rhythmen komponiert und einstudiert und Musik‑ videos gedreht. Den krönen‑

Foto: BDKJ Bonn

Foto: PSG

Bei der PSG machten Wichtel und Pfadis gemeinsam Musik.

den Abschluss fand die Woche mit einem bunten Abend, an dem die Gruppen auf die Wo‑ che zurückblickten und sich gegenseitig die verschiedenen Ergebnisse präsentierten. Da‑ bei waren die Wichtel beson‑ ders stolz auf ihre TrommelShow und die Pfadis auf ihre Tanzperformances. Für einige Leiterinnen war es ihre erste Leitungserfahrung. Diese waren besonders froh über die zufriedenen Gesich‑ ter der Teilnehmerinnen, die am Freitag von ihren Eltern am Pützerhof in Empfang genom‑ men wurden. Barbara Grätz

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Die Schützenjugend hat eine Bei‑ tragserhöhung für alle angeschlosse‑ nen Jungschützen beschlossen. Der Diözesanjungschützenrat will damit die An‑ gebote des Verbandes in der außerschuli‑ schen Jugendbildung erweitern. „Bisher war die ReferentInnenstelle mit ei‑ ner Halbtagesstelle besetzt“, so Tobias Köt‑ ting, Diözesanjungschützenmeister des DV Köln. „Um unsere Aus‑ und Fortbildungsan‑ gebote weiter auszubauen und weitere Maß‑ nahmen wie Ferienfreizeiten anbieten zu

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Der neue Vorstand des BdSJ DV Köln mit seinem Diöze‑ sanjungschützenmeister Tobias Kötting (Mitte) stellte die Weichen für bessere und bedarfsorientierte Jugendarbeit.

können, ist diese Beitragserhöhung dringend nötig“, so Kötting weiter. In Zukunft wird es möglich sein, zusätzlich eine Verwaltungs‑ kraft mit einer Halbtagesstelle anzustellen um den Bezirks‑ und Jungschützenmeister­ Innen einen besseren Service zu bieten. Neben diesen haushaltspolitischen Ent‑ scheidungen konnte auch der Vorstand des DV Köln komplettiert werden: Frank Moser vom Bezirksverband Düsseldorf-Süd wurde als Medienbeauftragter einstimmig gewählt. Dabei wurden die inhaltlichen Aufgaben die‑ ses Vorstandsposten neu definiert. Er wird zukünftig die Presse‑ und Öffentlichkeitsar‑ beit des BdSJ DV Köln unterstützen und die Chefredaktion der verbandseigenen Zeit‑ schrift „Das Heft“ übernehmen. Frank Moser

Heilige Kühe und unnützer Schrott BDKJ Stadtversammlung in Köln stellt Weichen für die Zukunft Mit Veränderungen und He‑ rausforderungen in der Ju‑ gendverbandsarbeit in Köln beschäftigte sich die Stadtversamm‑ lung am 20. November im jugendpas‑ toralen Zentrum Crux. Das neue Logo wurde eingeführt und eine neue Regionalordnung ver‑ abschiedet. Sarah Thiemann wur‑ de einstimmig in den Stadtvorstand gewählt und Andrea Schiefer (beide KjG) für ein Jahr kooptiert. HansDieter Steguweit (Malteser Jugend) kandidierte nicht wieder und wurde im Rahmen der Versammlung ver‑ abschiedet. Im Vorstand verbleiben Pfr. Dominik Meiering und Lena Geu‑ enich (CAJ). Inhaltlich wurden auf der Ver‑ sammlung wichtige Weichen gestellt. Die Mitgliedsverbände verabschie‑ deten eine Stellungnahme, die eine Unterstützung der Verbandsarbeit durch eineN festeN Ansprechnpart‑ nerIn in den Katholischen Jugend‑ fachstellen fordert. Eine heiße Diskussion entzündete sich an der Frage ob und inwiefern Jugendverbände die Möglichkeit ha‑ ben Kooperationen mit der Offenen Ganztagsschule in Trägerschaft des BDKJ einzugehen. Hier sollen Möglich‑ keiten ausgelotet werden, mit denen sich der Stadtleitungsrat im kommen‑ den Jahr beschäftigen wird. Unter dem Titel „Heilige Kühe und unnützer Schrott“ beschäftigte sich der Studienteil der Versammlung mit den inhaltlichen Prioritäten der Ar‑ beit des BDKJ in der Stadt Köln. Die Verbände sprachen sich sehr deutlich dafür aus, die Priorität auf die (poli‑ tische) Interessensvertretung zu set‑ zen und dafür auf ein paar Veranstal‑ tungen zu verzichten. Lena Geuenich


kulturundgesellschaft

Luftgitarren von England bis Südafrika Wolfgang A. Noethen sichtet für uns den Musikmarkt Wie eine Compilation aus einer Hand

fil – besonders etwa in so herzzerreißenden Balladen wie „Killed by the morning sun“ oder „fears of a fa‑ ther“. Und da schließt sich der Kreis: „Lustre“ kann so‑ wohl mit „Brillanz“, „Feuer“, „Glanz“ und „Ruhm“ über‑ setzt werden. Letzterer sei dem sympathischen Song‑ writer nachhaltig gegönnt.

Es war im Sommer des Jahres 2003, als ein in Deutschland weitgehend unbekannter Brite namens Ed Harcourt als Erster in den See neben dem Festi‑ valgelände in Haldern am Niederrhein sprang. An‑ schließend entfachte er mit seiner Musik ein emotio‑ nales Feuerwerk gleich ei‑ nem Irrwisch auf der Büh‑ ne und am Piano, jammte mit Bright-Eyes-Sänger Con‑ nor Oberst und versuchte auch – leicht betrunken wir‑ kend beim Cardigans-Kon‑ zert mitzuwirken. Nun hat Ed Harcourt – Lustre (Piano Wolf/ALIVE) jener Brite nach vierjähriger Abstinenz ein neues Album 80er-Jahre-Reminis­zenzen und Britpop-Luftgitarren veröffentlicht. Wer diesen Tonträger einlegt, ohne zu Als die Delays 2003 ihr De‑ wissen, dass es sich um ein butalbum “Faded Seasi‑ und den gleichen Interpre‑ de Glamour“ veröffent‑ ten handelt, könnte „Lust‑ lichten, haben doch einige re“ für eine geschmacksi‑ einen neuen Anwärter für chere Indiepop-Compilation „The next big thing“ am halten. Das reicht von Cold‑ britischen Indiepophim‑ play-Anleihen (church of no mel vermutet. Vier Studio‑ religion) über Ron Sexsmith alben später sind die vier Jungs aus dem südengli‑ und Ben Folds bis zu Ru‑ fus Wainwright und gar den schen Southampton fast ein bisschen in Vergessen‑ Beach Boys. Das erinnert heit geraten – zumindest in zuweilen an die Inbrunst Deutschland. Dabei vereint und Seele von Finn An‑ drews, dem Sänger von The auch das jüngst erschiene‑ ne Album „Star Tiger, Star Veils und selbst Blues und Ariel“ gewohnt zuckersü‑ Soul hat der Junge. Viel‑ ße Pop-Melodien mit dem leicht kann Harcourt auf Charme britischen Indi‑ seinem neuen Album vor‑ geworfen werden, er sei zu rocks. Wer sich beim ersten Hören vielleicht fragt, was vielseitig, habe kein kla‑ da nicht stimmt oder war‑ res eigenes Profil. Aber ge‑ um er gar etwas enttäuscht rade die düstere Seite und ist, sollte diese Platte ein‑ das vielzitierte emotiona‑ le Feuerwerk sind sein Pro‑ fach noch ein-zwei weitere

Male hören und auch unbe‑ bei einem deutschen Test‑ dingt etwas lauter. Manche spiel im Stadion. FußballSongs bleiben aber auch Lieder sind ja immer so ei‑ dann etwas seicht oder ne Sache: An das legendäre nervig, wenn die Stimme „Three Lions“ kommt eh kei‑ von Sänger Greg Gilbert in nes dran und die meisten „Bee-Gees-verdächtige“ Hö‑ sind eher nervend und pein‑ hen abdriftet. Besonders lich. So betrachtet gehör‑ gut hingegen steht den De‑ te der Beitrag der Parlotones lays das etwas Rotzige Bri‑ schon zu den angenehmeren trock-Image, wie etwa in Vertretern. Vielleicht hilft „Shanghai’d“ Southamp‑ er der Band zumindest, in ton hin oder her, das klingt Deutschland noch ein biss‑ dann schon oft nach Man‑ chen bekannter zu werden, chester, nach I am Kloot immerhin gibt es die For‑ zum Beispiel, und das ist mation schon seit 2003, in gut so. Dann drängt sich der südafrikanischen Heimat die Luftgitarre auf, und der sind sie längst Stars. Das ak‑ Wunsch die Band live zu se‑ tuelle Album „Stardust Ga‑ hen. Ein paar hitverdächtige laxies“ besitzt in jedem Fal‑ 80er-Jahre-Reminiszenzen le das Potential zum großen sind den Delays da schon Durchbruch zu verhelfen, gelungen, inklusive der ers‑ der mit „A World Next Door ten Single „Unsung“. to Yours“ noch verwehrt blieb. Mit Songs wie „Life Design“ oder „We Call This Dancing“ sind einige tanz‑ bare Ohrwürmer zu finden, die den Weg in die Charts und auf die Indietanzflächen schaffen sollten. Als Marke‑ ting-Kniff ist „Stardust Ga‑ laxies“ nun ein zweites mal The Delays – Star Tiger, Star ­Ariel (Lookout erschienen und enthält ne‑ Mountain Records/ALIVE) ben der Fußball-Hymne als Potential zum großen weitere Bonus-Tracks die Durchbruch größten Hits der beiden Vor‑ Spätestens seit der zurück‑ gänger-Alben. liegenden Fußball-WM soll‑ ten ein paar Menschen die Parlotones kennen. Nicht nur, dass das Rockquartett aus Südafrika kommt, sie steuerten auch die Erken‑ nungsmelodie der ARD zum Großevent bei und präsen‑ tierten „Come Back As Hero‑ The Parlotones – Stardust es“ im Vorfeld der WM gar Galaxies (Soulfood)

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Unabhängige Tageszeitung Freitag 22. Oktober 2010

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1. Jahrgang – Ausgabe 05

Zipp Zapp: Das ging ab – super Kinderstadt

Kinderstadt schließt die Tore – Der Kinderstadt-Anzeiger blickt zurück leben. Unsere Währung hieß Tacken. Es wurden anfangs 57 000 TK gedruckt. Unsere Eltern konn‑ ten uns zwar besuchen, aber nur unter Aufsicht! Die Kinderstadt war wie ein riesiges Spiel des Lebens mit einem Rollenwechsel von Kindern und Erwachsenen. Der Betreuer Holger Walz schrieb mit viel Mühe den Kinderstadtsong, der jeden Tag gesungen wurde.

Kinderstadt (Milena/Valentin) Am Montag dem 18. Oktober 2010 fanden sich ca. 180 Kinder und 60 BetreuerInnen vor der ehemaligen AlbertSchweitzer Hauptschule ein. Sie freuten sich schon auf eine wunderbare Woche in der KjGKinderstadt. Sie bekamen ihren Bürgerausweis und 10 Tacken Startkapital. Außerdem wurden alle Kinder in Gruppen aufgeteilt und die Schlaf‑ räume bezogen. Wie sich herausstellte, war die Kinderstadt eine Turnhalle mit einem Außen‑ gelände. Die HelferInnen bauten die Kinder‑ stadt in drei Tagen auf, aber alles wurde schon vor einem Jahr geplant. In der Turnhalle stan‑ den viele Betriebe z. B. Bank, Zeitung, Pub … Fast jedes Kind konnte seinen/ihren Traumberuf aus‑

Am 1. Tag wurden uns die ganzen Gesetze per Video vorgestellt. Es gab ein paar Konflikte in der Stadt, die aber ziemlich schnell geklärt wurden. Es wurden Besuche in die Bäckerei, Feuerwehr, Polizei und Müllabfuhr angeboten. Was auch toll war, waren die Lesungen von berühmten Autoren. Am letzten Tag, dem 22.10.2010 feierten wir ein Straßenfest. Wir wählten alle zwei Tage neue Bürgermeister­ Innen. Am Mittwoch den 20. Oktober gingen der Bürgermeister und die Bürgermeisterin ins Hil‑ dener Rathaus zum Bürgermeister. Die Kinderstadt war sehr toll, doch leider gibt es sie nur alle 3 Jahre, weil man insgesamt ca. 35 ooo € investieren muss.


kulturundgesellschaft

Das Thema „Integration“ in den katholischen Jugendverbänden (ai). In den Schu‑ len, in der Nach‑ barschaft, im öf‑ fentlichen Leben hören wir verschiedene Sprachen und lernen Menschen ken‑ nen, die eine andere kultu‑ relle Herkunft haben als wir selbst. Auch wenn bereits viele Grenzen überwunden

tes und friedliches Zusam‑ menleben von Menschen unterschiedlicher sozia‑ ler und kultureller Herkunft verhindern. Spätestens seit der Veröffentlichung der ­PISA-Studie ist beispielswei‑ se klar, dass SchülerInnen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssys‑ tem institutionell diskrimi‑ niert werden. Seit 2007 beschäftigen sich der BDKJ und seine Mitgliedverbände im Erzbis‑ tum Köln mit diesem Thema und nun hat ein Fachtag die Türen dafür geöffnet, dass GruppenleiterInnen sich das Thema zu Eigen ma‑ chen können. Ein Themen‑ heft ist entstanden und es gibt die Möglichkeit einen eigenen Input in deiner Be‑ Hol dir dein Themenheft Integra­ zirks-, Stadt-, Regional‑ oder tion auf www.bdkj-dv-koeln.de Kreisversammlung durchzu‑ führen. Der BDKJ-Diözesan‑ wurden, wirken in unserem verband kommt dich dafür Umfeld dennoch Rassismen – gerne besuchen und bietet manchmal bewusst, manch‑ dir Unterstützung an. Die mal unbewusst. Sie zeigen Schulungsmodule und wei‑ sich im alltäglichen Handeln, teren Inhalte des Themen‑ aber auch in strukturel‑ heftes bieten Anregungen, len Bedingungen. Erscheint sich dem Thema anzunä‑ uns eine Person aufgrund hern, eigene Vorurteile zu ihrer kulturellen Herkunft hinterfragen und sich über „fremd“, bleibt das, was die strukturelle Bedingungen Befremdung ausmacht, häu‑ der Diskriminierung be‑ fig unreflektiert. Was bleibt, wusst zu werden. ist Unwissenheit, Unsicher‑ Hieraus können gute Ide‑ heit und im äußersten Fall en entstehen, wie die in‑ Diskriminierung in ihren terkulturelle Begegnung zu unterschiedlichen Facet‑ einem selbstverständlichen ten. Manchmal sind es auch Bestandteil katholischer Strukturen, die ein konst‑ Jugendverbandsarbeit wer‑ ruktives, gleichberechtig‑ den kann.

Zusammen mehr erleben Rover laden Gleichaltrige mit Behinderung zum Festival ein (ch). Müde Au‑ gen, Suppe aus Do‑ sen und ein leichter Hauch von Woodstock – das RoverJam im Süden von Es‑ sen hatte alles, was ein Fes‑ tival so braucht. Die Rover hatten dabei verschiede‑ ne Gruppen von Menschen mit Behinderung zu Gast, die alle etwa im Rover-Al‑ ter waren. Gemeinsam wur‑ den Workshops wie Graffi‑ ti, Fotographie und Musik besucht. Um einen engeren

Kontakt zu erreichen nah‑ men die verschiedenen Ro‑ ver-Runden jeweils ein paar Gäste in ihre Zelte mit auf. Höhepunkt war der Sams‑ tag-Abend mit drei Bands (eine davon spontan ge‑ gründet), drei Fressbuden und großem Lagerfeuer. Wer Rover und wer Gast war, fiel im allgemeinen Treiben gar nicht mehr so richtig auf. Die Arbeitskreise „Ro‑ ver“ und „All-In“ waren zu‑ frieden.

WJT unter Palmen Mit dem BDKJ zum Weltjugendtag nach Spanien (SP). Es gibt viele gute Gründe nach Spanien zu fahren: Sonne tanken, mediterra‑ nes Essen genießen, Sang‑ ria probieren, das bestande‑ ne Abitur feiern, einmal das Land des amtierenden Fuß‑ ballweltmeisters betreten… Nächstes Jahr kommt ein besonderer Grund da‑ zu: Der XXVI. Weltjugend‑ tag findet in Madrid statt. Das Motto ist „Verwurzelt und gegründet in Jesus Christus, am Glauben fest‑ haltend“ (vgl. Kol 2,7). Die gesamte Jugendseelsorge im Erzbistum Köln veran‑ staltet darum eine Fahrt, an der sich natürlich auch der BDKJ beteiligt. Los geht’s am 10.8.2011. Nach den Tagen der Begeg‑ nung in Barcelona und dem

Foto: JoeEsco/photocase.com

Kulturelle Vielfalt ­ gehört zum Alltag

Die katholische Jugend zieht es in den Süden.

Erleben des Weltjugend‑ tages in Madrid werden wir am 22.8.2011 wieder in Deutschland sein. Sei du dabei, treffe Ver‑ bandlerInnen aus dem Bistum und erlebe die gro‑ ße Gemeinschaft des Welt‑ jugendtages. Weitere Infos und Anmeldemöglichkeiten findest du über die Hompa‑ ge des BDKJ: www.bdkj-dvkoeln.de

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mystikundpolitik

Mein Haus. Mein Auto. Meine Kirche!

Von irren Brillen und klaren Positionen

Das Rote Sofa kommt in deine Gemeinde

Der BDKJ-Diözesanvorstand im Gespräch mit Abgeordneten des Landtages

(ch). Die Ortsgrup‑ pen der katholi‑ schen Jugendver‑ bände wollen mit ihren Ideen das Gemeindele‑ ben mit gestalten. Lei‑

Pimp my Kirchengemeinde.

der fehlt es häufig an Di‑ alogmöglichkeiten, da die AnsprechpartnerInnen schwer an einen Tisch zu bekommen sind. Im Rahmen der „Rotes Sofa unterwegs“-Reihe hat der BDKJ nun ein neues An‑

gebot aufgelegt, mit dem er den Ortsgruppen ei‑ ne Dialogplattform bieten möchte, um beim diesen zu helfen mit den Verant‑ wortlichen aus der Ge‑ meinde ins Gespräch zu kommen. „Mein Haus. Mein Au‑ to. Meine Kir‑ che!“ heißt die Reihe, bei der gemein‑ sam Visio‑ nen für das Leben in der Kirche ent‑ wickelt wer‑ den. Interessierte Grup‑ pen finden Informationen auf bdkj-dv-koeln.de/Ro‑ tes-Sofa oder beim theolo‑ gischen Referenten Tobias Busche unter 0221 – 1642 6836. Der BDKJ freut sich auf eure Anfrage.

Termine für Ausbildungskurs stehen fest Geistliche Verbandsleitungen gesucht (TB). Für katholische Jugendverbände ist das Amt der Geistli‑ chen Verbandsleitung eine wichtige Unterstützung ihr Glau‑ bensleben im Verband zu gestalten. In der Gemeinde mangelt es aber an hauptamtlichen SeelsorgerInnen während eh‑ renamtliche LeiterInnen sich dem Amt häufig nicht gewach‑ sen fühlen. Daher bietet der BDKJ einen Ausbildungskurs zur Geistlichen Verbandsleitung an, bei dem die Teilnehmenden das nötige Handwerkszeug lernen können. Der Kurs findet an vier Wochenenden im Jahr 2011 statt: vom 20. bis zum 22. Mai, vom 15. bis zum 17. Juli, vom 16. bis zum 18. September und vom 14. bis zum 16. Oktober. Weitere TeilnehmerInnen sind herzlich willkom‑ men. Anmeldung und Information unter bdkj-dv-koeln.de/ angebote/gvl oder bei Tobias Busche (0221 1642‑6836).

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(Ak). Eine Traditi‑ on ist es noch nicht – aber die soll es wer‑ den: Einmal im Jahr geht der BDKJ-Diözesanvorstand mit

„U28 – die Zukunft lacht“, ei‑ ne Kampagne der fünf BDKJDiözesanverbände in NRW: PolitikerInnen machen ihr Handeln transparent und ver‑ suchen sehr be‑ wusst bei all ihren Entscheidungen und Absprachen die Interessen von Kindern und Ju‑ gendlichen „mit‑ zudenken“. Ziel ist es dabei, dass Kinder und Ju‑ Martin Börschel (SPD) will seine Arbeit durch die gendliche nicht Brille von Kindern und Jugendlichen betrachten. nur von „Fachpoli‑ tikerInnen“ in den ausgewählten Abgeordneten Blick genommen werden, son‑ des Landtages ins Gespräch, dern in allen Bereichen von um seine Positionen und den Politik und Verwaltung, um so BDKJ selbst bekannt zu ma‑ ihre Situation in NRW insge‑ chen und in einen Austausch samt zu verbessern. mit der Politik aus dem Blick‑ Eine Kooperation für Früh‑ winkel der Kinder und Ju‑ jahr/Sommer nächsten Jahres gendlichen in den Mitglieds‑ haben bereits die Abgeordne‑ verbänden zu kommen. Die ten Martin Börschel und Iris in diesem Herbst begonnen Preuß-Buchholz (beide SPD) Gespräche werden noch bis zugesagt. ins neue Jahr fortgesetzt, um so Positionen des Di‑ özesanverbandes frakti‑ onsübergreifend bekannt zu machen und Ideen und Themen auszutau‑ Alle heute und zukünftig in Nord‑ schen. rhein-Westfalen lebenden Kinder und Jugendlichen verfügen über gleiche Die Themen orientie‑ Lebenschancen. ren sich dabei an den Gleiche Zugänge zu allen Lebensbe‑ Beschlüssen des BDKJ reichen und die gerechte Teilhabe an und der Mitgliedsverbän‑ deren Ausgestaltung sind hergestellt. de, wie auch an der ak‑ So werden bei allen Entscheidungen tuellen Landespolitik. und Maßnahmen innerhalb der Po‑ Eine Besonderheit litik, der Justiz und der Verwaltung in diesem Jahr: End‑ Nachteile für Kinder und Jugendliche lich fällt der Startschuss vermieden und Vorteile erwirkt auf Diözesanebene für

Handlungsprinzip von U28 – die Zukunft lacht:


mystikundpolitik

Gelb, neu und online

Die feinen Unterschiede

Das JuLeiCa-Antragsverfahren ist neu und manchmal sogar besser.

CAJ, KLJB und KjG werben gemeinsam und zeigen Profil

(ai). Wer sie hat sieht gelb: die neue Ju‑ gendleiterInnenCard hat ein neues Aussehen. In einem Post-Gelb kommt sie nun daher. Ob sie jetzt schö‑

Mit einem gemeinsamen Informationsstand prä‑ sentierten sich CAJ, KLJB und KjG Ende Oktober bei der Praxisbörse der Ka‑ tholischen Fachhochschu‑ le in Köln. Bei dieser geht es für die Studierenden darum, mögliche Prakti‑ kums‑ und Arbeitsstellen aus den Berufen des So‑ zialwesens, des Gesund‑ heitswesens und des kirchlichen Dienstes ken‑ nenzulernen. Die Verbände infor‑ mierten die Studierenden über die Katholische Ju‑ gendverbandsarbeit und die feinen Unterschiede der drei Verbände: „Die CAJ ist ein Verband der anpackt und schnell Din‑ ge in die Hand nimmt – ohne lange darüber zu diskutieren. Das ist ein

to hochladen, Nachweis über GruppenleiterInnenausbildung und Erste-Hilfe-Kurs angeben und den Antrag absenden. Die unbekannte Macht des JuLeiCa-Onlineantragsystems verspricht: Die kleine, süße Gelbe soll nun im super unbürokratischen Schnellverfahren bei der/ dem AntragsstellerIn sein. In 40 Prozent der Fälle ist das auch so. In den ande‑ ren Fällen scheitert es an falschen Zuständigkeiten von kommunalen Jugend‑ ämtern oder das Foto ist nicht schön genug, der Nachweis der Gruppen‑ leiterInnenausbildung ist Forum? Newsletter? Messages? Ich nicht nachvollziehbar, etc. will doch nur ’ne Karte! und ehe man sich ver‑ sieht ist man wieder im ner ist? Darüber lässt sich alten bürokratischen, super streiten. Doch nicht nur das langsamen Antragssystem ge‑ Aussehen ist neu, auch das landet. Freuen darf man sich Antragsverfahren. Die Idee: dennoch: Es passiert dann einfacher, schneller, unbüro‑ immer noch online! kratischer. Die Praxis: Chaos! Viele Menschen mit gesun‑ Auf der Internetseite juleica. dem Verstand arbeiten also de werden JugendleiterInnen akribisch an der Verbesse‑ seit August 2010 eingeladen rung des Verfahrens und die sich ein Onlinekonto einzu‑ Erfahrungen aus den restli‑ richten. „Noch ein Onlineko‑ chen Bundesländern zeigen, nto …“ schießt es einem in dass es sich lohnen kann. Am den Kopf und in der Tat, bevor Ende wird der Drache besiegt man überhaupt zu der Stel‑ und die JuLeiCa kann auch in le gelangt, an der man die deinem Briefkasten landen. neue ­JuLeiCa beantragen kann, Nun nicht den Mut verlie‑ muss man sich zunächst ren, ran an die Tastatur und durch einen Dschungel von Antrag stellen. Und wenn du Fragen kämpfen. Der Kampf eine Krisenbewältigung benö‑ um die Abschaffung dieser Be‑ tigst, kannst du dich einfach fragung hat schon begonnen. an den BDKJ-Diözesanverband Nun aber zum Antrag: Na‑ wenden: Tobias Agreiter, 0221 me richtig eintragen, Adresse 1642‑6833, agreiter@bdkj-dvund Mailkontakt angeben, Fo‑ koeln.de.

wichtiger Unterschied zu den anderen Verbänden: Bei uns dauert die Diöze‑ sankonferenz einen Tag, bei der KjG geht die Kon‑ ferenz über ein ganzes Wochenende“ brachte Sonja Grafenschäfer von der CAJ die Verbandspro‑ file auf den Punkt. Eine Gruppe von Stu‑ dierenden wurde beson‑ ders neugierig und kam Anfang November in die Steinfelder Gasse, um mehr über die drei Ver‑ bände als mögliches Arbeitsfeld zu erfahren. Schon jetzt gibt es ers‑ te Interessen an Prakti‑ kumsstellen. Die gemein‑ same Verbandswerbung wird im neuen Jahr fort‑ gesetzt – vielleicht sogar mit weiteren Verbänden? Katharina Schwellenbach, KjG

KjG, KLJB und CAJ wurden von Katharina Schwellenbach, Anita Bor‑ chers und Sonja Grafenschäfer (von links) vorgestellt.

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zumthema

„Der eigenen Freiheit bewusst werden“ Die Kirchenrechtlerin Sabine Demel fordert tiefgreifende Reformen in der Kirche. Gleichzeitig sagt sie: Die Laien könnten schon jetzt viel mehr mitreden ennundteh k Frau Demel, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verspricht die Kirche den Laien Mitbestimmungsrechte. Welche Möglichkeiten gibt es? Demel k Von „Mitbestimmen“ ist nir‑ gends die Rede. Für die „Mitverant‑ wortung“ und für das „Mitwirken“ gibt es auf der Ebene der Diözese den Diözesanpastoralrat, den Diöze‑ sanrat sowie den Vermögensverwal‑ tungsrat und die Diözesansynode, in denen auch Laien mitwirken kön‑ nen. Auf der Ebene der Pfarrei gibt es den Pfarrgemeinderat und den Kirchenvorstand. ennundteh k Wo sind die Grenzen dieser Mitwirkungsmöglichkeiten? Demel k Das einzige Gremium auf Di‑ özesanebene, das in seinen Be‑ schlüssen und Handlungen nicht vom Bischof abhängt, ist der Diöze‑ sanrat. Der Bischof ist aber in keiner Weise verpflichtet, den Diözesanrat in irgendeiner Angelegenheit seiner Amtsführung zu befragen, anzuhö‑ ren oder gar mitentschei‑ den zu lassen. Alle ande‑ ren Versammlungsorgane sind vom Bischof einge‑ richtet und unterste‑ hen diesem. Das

sind rechtliche Defizite, die nicht unterschätzt werden dürfen und die im Widerspruch zur Theologie des Volkes Gottes stehen, wie sie seit dem Zwei‑ ten Vatikani‑ schen Konzil gelehrt werden.

fen. Besonders hervorzuheben ist hier, dass dem Kirchenvorstand – er umfasst vier bis acht gewählte Per‑ sonen und den Pfarrer als Vor‑ sitzenden – nicht nur beratende Funktion zu‑ kommt, sondern auch ein Mitbe‑ stimmungsrecht.

Die Mehrzahl des Volkes Gottes ist nicht Papst, Bischof oder Pfarrer..

ennundteh k Wie ist das in den Pfarreien? Was genau sind die Aufgaben von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat?

Demel k Der Pfarrgemeinderat hat eine doppelte Aufgabe: Als Pfarr-Pastoralrat berät und unterstützt er den Pfarrer im Bereich des Heilsdienstes, also vor allem in Fragen der Verkün‑ digung und der Sakramentenpasto‑ ral; als Organ des Laienapostolats auf Pfarrebene ist er dagegen eigenverantwortlich tätig und fasst auch eigene Beschlüsse in den Bereichen des Laienapostolats, die in die Pfarr‑ gemeinde hineinreichen wie zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit, Liturgie, soziale und caritative Fragen, Missi‑ on, Entwicklung, Friedensarbeit, Er‑ wachsenenbildung, Ehe und Familie, Jugend‑ und Seniorenarbeit. Der Kirchenvorstand hilft dem Pfarrer bei allen Fragen, die die Ver‑ waltung des Pfarr‑ vermögens betref‑

ennundteh k Und was für Möglichkeiten haben diese Gremien, eine Position durchzusetzen, wenn der Pastor dagegen ist?

Demel k An den Mehrheitsbeschluss des Kirchenvorstandes ist auch der Pfarrer gebunden; im Pfarrgemein‑ derat ist es diffiziler, weil der Pfar‑ rer hier bei pastoralen Angelegen‑ heiten ein Vetorecht besitzt. Hier gilt es miteinander die Gründe für das Veto zu bedenken und zu diskutie‑ ren in der Hoffnung, dass zwischen allen Beteiligten ein Konsens herbei‑ geführt wird. Gelingt das nicht und steht der Eindruck im Raum, dass der Pfarrer die Rechte des Pfarrge‑ meinderats nicht wahrt, kann der/ die PGR-Vorsitzende eine sog. „hier‑ archische Beschwerde“ beim Diöze‑ sanbischof einlegen. ennundteh k Viele KatholikInnen sehen keine ausreichenden Möglichkeiten, in der Kirche gehört zu werden. Haben sie Recht? Demel k Es kommt darauf an, was un‑ ter „Kirche“ verstanden wird. Wer Kirche auf die Inhaber der Leitungs‑ ämter einschränkt, also auf Papst, Diözesanbischof und Pfarrer, macht wohl nicht selten die Erfahrung, nicht gehört zu werden. Aber Kirche

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ist ja das ganze Volk Gottes. Und die Mehrzahl des Volkes Gottes ist gera‑ de nicht Papst, Bischof oder Pfarrer, sondern Laie. Wir Laien müssen ein gesundes Selbstbewusstsein entwi‑ ckeln. Wir müssen die Kraft und den Mut haben, immer wieder und gegen alle Widerstände die kirchliche Quali‑ tät unseres – laikalen – Handelns ein‑ zufordern, und zwar mit Nachdruck und Ausdauer und natürlich mit gu‑ ten Argumenten. Unsere Hirten – also Papst, Bischof und Pfarrer – werden dann früher oder später nicht umhin können, diesen Bewusstseinswandel mit zu vollziehen. ennundteh k Gibt es denn für die Laien überhaupt ausreichende Möglichkeiten, so einen Bewusstseinswandel anzustoßen? Und werden die vorhandenen Möglichkeiten richtig genutzt? Demel k Mitreden durch kritisches Nachfragen und Drängen auf plau‑ sible und rechtlich haltbare Begrün‑ dungen ist unbegrenzt möglich. Und diese Möglichkeit sollte man bei aller Kritik an den fehlenden Mit‑ entscheidungsrechten nicht unter‑ schätzen. Allerdings wird das kritische Nachfragen meines Erachtens zu wenig genutzt. Warum hat das Zen‑ tralkomitee der deutschen Katho‑ liken (ZdK) vor zwei Jahren nicht auf eine rechtlich tragfähige Be‑ gründung gepocht, als die Bischöfe einen Präsidentschaftskandidaten ablehnten? Warum konnten dies die Bischöfe tun, ohne dass sie das begründen mussten? Warum wurde nicht das Vorgehen der Bischöfe als nicht hinnehmbar abgelehnt? Wa‑ rum wurde nicht diskutiert, ob sie überhaupt das Recht dazu haben?

Oder warum konnte 2003 in der Regensburger Diözese 2003 ein ordnungsgemäß gewählter Pfarr‑ gemeinderats‑ und Dekanatsrats‑ vorsitzender vom dortigen Bischof ohne entsprechende Rechtsgrund‑ lage seiner kirchlichen Ehrenämter entbunden werden? Hat sich der Bischof damals überhaupt erklären müssen? Hat er die Stichhaltigkeit der Gründe für seine Maßnahme er‑ läutern müssen? Und sind diese an‑ gegebenen Gründe auf ihre Recht‑ mäßigkeit hin hinterfragt worden? Kurzum: Warum werden in sol‑ chen Fällen die Bischöfe nicht mo‑ ralisch unter Erklärungsdruck ge‑ setzt? Wir alle wissen doch, dass moralischer Erklärungsdruck durch penetrantes Nachhaken von verschiedenen Seiten oft unangenehmer sein kann als jedes rechtliche Verfahren, als jeder recht‑ liche Prozess, zumal sol‑ che in der katholischen Kirche nur mangelhaft ausgestaltet sind!

Sabine Demel Sabine Demel ist Professorin für Theo‑ logie im Fach Kirchenrecht. Sie selbst sagt, dieses Fach solle dafür sorgen, dass auch in der Kirche gilt: „Recht ist für den Menschen da und nicht umge‑ kehrt der Mensch für das Recht.“ Da‑ bei beschäftigt sie sich am liebsten mit ganz konkreten Fragen aus dem kirchli‑ chen Alltagsleben. Als eine der wenigen Frauen in ihrer Position will sich auch ein lebendiges Gegenbild zu Vorurteilen zu sein: „Den einen zur Ermunterung, den anderen zur Ermahnung.“

ennundteh k Welche Möglichkeiten habe ich als EinzelneR, Einfluss auf das Leben in der Kirche zu nehmen? Demel k Ich zitiere einfach einmal einen Ohrwurm aus vielen Kindergottes‑ diensten: „Einsam sind wir klein, aber gemeinsam wer‑ den wir Anwalt des Leben‑ digen sein!“ – das gilt ja nicht nur

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in der Kirche. Gemeinsam für etwas einzutreten ist erfolgversprechen‑ der als allein dafür zu kämp‑ fen. Ein Bei‑ spiel: Als die Bischöfe Ende der 1990er Jah‑ re die konfes‑ sionell katho‑ lisch geprägte Schwangerschaftskonfliktberatung im staatlichen System aufgegeben haben, haben Laien den Verein „Do‑ num Vitae“ gegründet, der genau diese Beratung fortführt. Maßgebli‑ cher Motor dieser Vereinsgründung ist das ZdK gewesen. Hier wird die Idee der Vereinsgründung geboren, werden die Vereinssatzungen ent‑ worfen, die Delegierten der Vereine und Diözesanräte sowie die Einzel‑ persönlichkeiten als Multiplikato‑ rInnen für das Vorhaben gewonnen. So ist eine konzertierte Aktion von Laien herangereift, die als Ausdruck des Laienapostolats im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils gese‑ hen werden kann und die kirchen‑ geschichtlich ihres gleichen sucht. Inzwischen ist der Verein an über 190 Orten in Deutschland vertreten.

Manchmal wird sogar davon gespro‑ chen, dass durch Donum Vitae die Diözesanbischö‑ fe und mit ihnen der Papst einen Teil ihrer symboli‑ schen und realen Macht über das „Katholische“ ver‑ loren haben.

„Gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.“

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ennundteh k Sollte dieses Laienapostolat im Zweiten Vatikanischen Konzil nicht auf eine Ebene mit dem Apostolat der Kleriker gestellt werden? Demel k Theoretisch ist das schon der Fall – das ist ja gerade eine der großen Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils. Vor dem Konzil war der Begriff „Apos‑ tolat“ als Ausdruck für die Sendung der Kirche über Jahrhunderte aus‑ schließlich den Klerikern reserviert, auf und seit dem Konzil wird er nun auch auf die Laien angewen‑ det. Sie werden dadurch zu aktiven Gliedern in der Kirche, deren apo‑ stolische Tätigkeit auf der gleichen Stufe steht wie die apostolische Tä‑ tigkeit der Kleriker. Damit das nicht nur Theorie bleibt, sondern sich auch prak‑ tisch auswirkt, müssten den Laien erstens rechtlich viel mehr Diens‑ te und Ämter geöffnet werden. Bestimmte Dienste und Äm‑ ter in der Kirche müss‑ ten Laien nicht

nur in der Notsituation des Pries‑ termangels oder mit Ausnahmege‑ nehmigung wahrnehmen können, sondern prinzipiell und unabhängig vom priesterlichen Personalbestand – ich meine etwa die Predigt in der Eucharistiefeier, die Beerdi‑ gung, das Amt des Theologieprofes‑ sors, der Leiterin der Caritas und des katholischen Büros. Zweitens müssten in den zentralen Fragen der Pastoral, der Ämterbesetzung und finanzieller Angelegenheiten Mitentscheidungsrechte für Laien rechtlich verankert werden. ennundteh k Wie stellen Sie sich eine Kirche konkret vor, die von Laien mitgeführt wird? Demel k Im Grunde genommen stelle ich mir das nach dem Modell der Würzburger Synode vor, weil hier vier wichtige Aspekte verwirklicht waren: Erstens war hier nicht nur eine Minderheit von Laien, sondern die Vielfalt des ganzen Gottesvol‑ kes repräsentativ vertreten. Zwei‑ tens hatten alle TeilnehmerInnen gleiches beschließendes Stimm‑ recht bei der Beschlussfassung. Drittens war für die Beschlussfas‑ sung eine Zweidrit‑ telmehr‑ heit notwen‑ dig. Viertens mussten die Bischöfe den Beschlüssen der


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Sternstunden schenken

Die Jugendstiftung *Morgensterne fördert wertorientierte ­A ngebote, die junge Menschen auf ihrem Weg zu eigenverantwortlichen und engagierten Persönlichkeiten unter-

stützen. ­B esondere Berücksichtigung finden dabei Initiativen und Projekte, die von jungen Menschen selbst entwickelt und durch­g eführt werden.

SynodalInnen in einem zusätzli‑ chen Akt explizit zustimmen, damit diese verbindliche Normen wurden; allerdings durfte diese Zustimmung nur dann verweigert werden, wenn Glaubens‑ und Sittengründe oder eine Verletzung tragender Rechts‑ normen geltend gemacht werden konnten. Die Teilhabe des ganzen Gottesvolkes war ebenso gewährleistet wie die

besondere Verantwortung der Bi‑ schöfe, da letztere ein eigenes Ve‑ torecht hatten. ennundteh k Wie optimistisch sind sie, dass sich die Kirche der Mitbestimmung weiter öffnet? Demel k Das hängt entscheidend da‑ von ab, wer mit „Kirche“ gemeint ist, wem das Kirche-Sein zuge‑ sprochen wird und wer es für sich beansprucht. Ich sage es einmal mit den Worten von Karl Rahner aus dem Jahr 1958: „Es gibt Ta‑ ten, die Gott will, auch bevor das Startzeichen von der kirchlichen Autorität gegeben ist.“ Und daran schließe ich meine Hoffnung und

Spendenkonto: Jugendstiftung Morgensterne Paxbank eG Köln, BLZ 370 601 93, Konto Nr. 30 891 015

Foto: fleißiges Faultier/photocase.com

www.jugenstiftung-morgensterne.de

meinen Appell: Nicht auszudenken, was passiert, wenn sich viele Ka‑ tholikInnen ihrer eigenen Freiheit und der damit verbundenen Ver‑ antwortung wieder mehr bewusst werden! Nicht auszudenken, was passiert, wenn wir es wieder mehr wagen, unsere Verantwortung kraft der Taufe wahrzunehmen, nämlich laut und vernehmlich „Ich“ zu sa‑ gen, mit dem eigenen „Ich“ für die Wahrheit einzustehen, in der Kir‑ che nicht nur mitzulaufen, sondern auch selbstständig aufzubrechen und den anstehenden Wandel zu wagen! Das Interview führte führten Sarah Primus und Christoph Herwartz

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Macht haben heißt Macht teilen Die Forderung nach Mitbestimmung und Teilhabe ist keine Mode, sondern tief in den Quellen unseres Glaubens verankert. Was bedeutet das für die Kirche?

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edeR Verantwortliche in der Kirche spricht davon, dass die Kirche im Moment ganz besonders auf das En‑ gagement von ChristInnen angewiesen ist. Allerdings bestehen unterschiedli‑ che Vorstellungen darüber, was denn darunter zu verstehen ist und wie das Engagement konkret aussehen soll. Forderungen nach Mitbestimmung und Teilhabe von LaienchristInnen stoßen je nachdem wer dies sagt auf gro‑ ße Zustimmung oder deutliche Ableh‑ nung. Die Kultur von Mitbestimmung und Teilhabe auch in den Kirchen ist aber kein Hobby von „Nostalgiechris‑ tInnen“, die sich an das Konzil erin‑ nern oder die Texte der Würzburger Synode schätzen. Schaut man genauer hin, erscheinen Mitbestimmung und Teilhabe eine Grundgrammatik zu sein, die sich in der Bibel, in Gott selbst und in der Gestalt der Kirche findet. Überdies entspricht diese Kultur den Anforderungen, die Menschen heute selbstverständ‑ lich an jede Or‑ ganisation stel‑ len, der sie ihre Zeit schen‑ ken. Auch die Kirche kann nicht mehr mit einem tradier‑ ten Pflichtge‑ fühl rechnen, das zwangsläufig Freiwillige in ihren Dienst führt. ,, Jesus ist mächtig, weil er vergibt Schon das Alte Testament kennt so etwas wie das Prinzip der „Gewaltentei‑ lung“. Im Buch Exodus er‑ fahren wir: Während Moses das Volk anführt, sprechen die Ältesten Recht. Sie ha‑

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ben ein Wörtchen mitzureden, wenn ein König ernannt oder abgesetzt wird. Die Autoritäten in Israel sollen im Üb‑ rigen nicht mächtig sein, sondern wei‑ se. Machtmissbrauch ist auch dort kein Fremdwort. Menschen, die im Alten Testament Autorität haben, sind nach bibli‑ schem Verständ‑ nis Gottes Platz‑ halter. Sie sind so etwas wie Gottes Partner in der Heils‑ geschichte des Volkes Israels. Auch im neuen Testament ist Gott gerade dadurch der Allmächtige, weil er seine Macht teilt. Nichts anderes bedeutet das Prinzip der Dreifaltig‑ keit: Einheit geht nur durch Verschie‑ denheit, Allmacht wird erst Allmacht durch Teilhabe. Jesus hat in diesem Sinn Anteil an Gottes Macht. Die‑ se Macht besteht aus einem kleinen aber feinen Katalog konkreter Weisungen. Mächtig sein im Sinn Jesu heißt Sünden ver‑ geben, heilen, befreien, dienen, lieben und lehren. Wer in sol‑ cher Weise Macht aus‑ übt, wird nach Jesu Verständnis zu ei‑ ner Autorität. Au‑ torität ist also nicht Durchsetzungsmacht, sondern eher Ermög‑ lichungsmacht. Der Begriff Autorität kommt vom la‑ teinischen Wort „au‑ gere“, was soviel

heißt wie fördern, stärken, mehren, wachsen lassen. Und die Kirche bil‑ det dann so etwas wie einen Rahmen, in dem Ermöglichungsmacht gelebt wird. Autorität ausüben bedeutet al‑ so, Rahmen und Bedingungen zu schaffen, damit der/die Andere wachsen und so langsam selbst zu einer Autorität werden kann. Zur Autorität hinzu gehört zudem Vertrau‑ en. Das Zusammenspiel von Autorität als Teilhabe einerseits und Vertrauen andererseits ist wunderbar zusam‑ mengefasst in dem Zitat von Maria Montessori: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Ermöglichungsmacht durch Kul‑ tivierung von Teilhabe und Vertrauen bildet also die Grundstatik der Kirche.

„Hilf mir, es selbst zu tun.“

,, Macht ist kein Selbstzweck Die Kirche traut ChristInnen Teilhabe an Macht in Jesu Sinn zu: ChristInnen sollen selbst Sünden vergeben, hei‑ len, befreien, dienen, lieben und leh‑ ren. Dadurch werden sie selbst zu Au‑ toritäten, wie sie Gott gefallen. Das Zweite Vatikanische Konzil be‑ zeichnet mit dem Begriff „Volk Gottes“ die Kirche als solidarische Weggemein‑ schaft aller, die sich für Menschlich‑ keit und Gerechtigkeit einsetzen. Auf dieser Grundlage betont das Konzil die Gemeinsamkeit aller Christinnen und Christen – Kleriker wie Laien – und nicht ihre Unterschiede. Laien werden als Subjekte aktiv in den Sendungs‑ auftrag der Kirche einbezogen. Im Codex Iuris Canonici, dem Gesetzbuch der katholischen Kirche heißt es: „Da die Laien wie alle Gläubigen zum Apo‑ stolat von Gott durch die Taufe und die Firmung bestimmt sind, haben sie die allgemeine Pflicht und das Recht,


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(…) mitzuhelfen, dass die göttliche Heilsbotschaft von allen Menschen überall auf der Welt erkannt und an‑ genommen wird“ (can 225). Hier ist die entscheidende Pointe, dass die Struktur der Kirche aus ihrem Auftrag folgt und nicht umgekehrt. Weil der Auftrag, das Evangelium zu verkünden so dringlich ist, folgt daraus die Teil‑ habe aller an der Verkündigung! Weil es um nichts weniger als das Evange‑ lium geht, sind alle ChristInnen durch Taufe und Firmung von Gott zum Apo‑ stolat bestimmt. Sie haben dafür zu sorgen, dass das Evangelium überall und von allen erkannt wird. Die Aufga‑ be der Kleriker ist es, sicherzustellen, dass in dieser Weise Teilhabe gelingt: Sie müssen für Qualifizierung und Be‑ gleitung ihrer MitchristInnen sorgen. Kleriker haben aufgrund ihres Weihe‑ amtes die Befähigung und im Rahmen ihrer jeweiligen Verantwortung auch die Zuständigkeit dafür. Macht ist kein Selbstzweck. Macht hat immer eine dienende Funktion: Sie ermöglicht die Verkündigung des Evangeliums und behindert sie nicht. Mitbe‑ stimmung und Teilhabe sind Ausdruck des machtvollen Wir‑ ken Gottes in der Welt. Denn Gott selbst ist Teilha‑ be. Mitbestimmung und Teilhabe sind wesensgemäßer Ausdruck der kirch‑ lichen Struktur. Sie bedeuten daher keinen Verlust von Macht, sondern er‑ möglichen machtvolles evangeliums‑ gemäßes Wirken erst. Umkehr und Aufbruch geschehen aber nicht von selbst. Erst Recht nicht, wenn die Ver‑ antwortlichen in ihren bisherigen Rol‑

len verharren und an der traditionellen Aufgaben‑ verteilung festhalten. ,, Gerade im Wandel ­brauchen wir Hirten Den freiwillig tätigen Lai‑ en kommen neue Auf‑ gaben zu. Mo‑ tivierte und qualifizier‑ te ChristInnen in Pfarreien und Ge‑ meinden und über‑ geordneten Stellen sind zukünftig eher PartnerInnen des Bi‑ schofs. Als PartnerIn oder TeilhaberIn be‑ treiben sie im Auftrag aktiv die Pasto‑ ral, das operative Geschäft. Gewählte und vom Bischof beauftragte Perso‑ nen und Gremien tragen die Verant‑ wortung in den Gemeinden. Sie mo‑ derieren, organisieren und leiten so gesehen das Alltagsgeschäft, in Ab‑ stimmung mit den Hauptamt‑ lichen und dem Pfarrer. Das be‑ deutet für die Zu‑ kunft: Ernstnah‑ me, Stärkung und Qualifizierung der Gremien und ihrer Mandatsträger! Den Klerikern und den anderen hauptamtlichen AmtsträgerInnen kom‑ men demzufolge eher übergeordnete Führungs‑ und Leitungsfunktionen zu. Sie haben gemeinsam mit dem Bischof die Gesamtverantwortung für die fusi‑ onierte Pfarrei, den Seelsorgebereich – eben für die jeweilige die Ortskirche. Ihre Aufgabe besteht gerade im Wan‑ del darin, Hirte zu sein. Das bedeutet,

Mitbestimmung ist Ausdruck des machtvollen Wirken Gottes.

die Kir‑ che vor allem geistlich durch die notwendigen Verände‑ rungen in die neue Zeit zu führen. Geistliche Lei‑ tung deswegen, weil die Amts‑ träger gerade aufgrund von Weihe oder Beauftragung die Antreiber der Veränderung sind. Ihre Seelsorge ist auch die Sorge um die Entwicklung der Kirche, insbesondere der Gemeinden. Oberstes Prinzip ist, nichts zu tun, was der Übernahme von Selbstverant‑ wortung im Wege steht. Peter Otten Peter Otten ist Theologe und Geistlicher Leiter der KjG Diözesanverband Köln

Fachtagung Kirchenrecht Zur Bedeutung und zu Auswirkungen gewählter Rechtsformen auf den BDKJ und seine Mitglieds‑ und Diözesanverbände Aus aktuellem Anlass wird zur Zeit dis‑ kutiert, ob, wie und in welcher Form der BDKJ uns eine Mitglieds‑ und Diözesan‑ verbände ein Reicht auf Mitwirkung und Mitsprache, z. B. bei der Berufung von Vorständen/geistlichen Leitungen haben. Das ist keine Frage von Einzelentschei‑ dungen, sondern hängt von der gewähl‑ ten kirchlichen Rechtsform ab. Termin: 2. Juli 2011 in Frankfurt. Adres‑ satInnen: Mitglieder des Satzungsaus‑ schusses und der BDKJ-Mitglieds‑ und Diözesanverbände. Informationen und Anmeldung: Katholische Akademie für Ju‑ gendfragen, Telefon 0221 4693‑167, kathakademie.de

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Foto: PegakaSaraMarx/photocase.com

Memorandum Freiheit

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nfang Februar veröffentlichten deutsche TheologieprofessorInnen ein Positionspapier, das in der Kirche hohe Wellen geschlagen hat. Darunter auch Prof. Sabine Demel (siehe Interview). Auf der Internetseite www.memorandum-freiheit.de bekennen sich mittlerweile über 250 ProfessorInnen der katholischen Theologie zu der Position. Der BDKJ-Bundesverband hat bei Facebook eine Unterstützerseite mit dem Titel „Kirche braucht Veränderung“ ins Leben gerufen. Wir dokumentieren das Memorandum in Auszügen:

Gut ein Jahr ist vergangen, seit am Berliner Canisius-Kolleg Fälle von se‑ xuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Priester und Or‑ densleute öffentlich gemacht wurden. Es folgte ein Jahr, das die katholische Kirche in Deutschland in eine beispiel‑ lose Krise gestürzt hat. […] Die tiefe Krise unserer Kirche for‑ dert, auch jene Probleme anzuspre‑ chen, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar etwas mit dem Miss‑ brauchsskandal und seiner jahrzehn‑ telangen Vertuschung zu tun haben. […] Im vergangenen Jahr sind so viele Christen wie nie zuvor aus der katho‑ lischen Kirche ausgezogen; sie haben der Kirchenleitung ihre Gefolgschaft gekündigt oder haben ihr Glaubensle‑ ben privatisiert, um es vor der Institu‑ tion zu schützen. Die Kirche muss die‑

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„Was alle angeht, soll von allen ent‑ se Zeichen verstehen und selbst aus schieden werden“ braucht es mehr verknöcherten Strukturen ausziehen, synodale Strukturen auf allen Ebenen um neue Lebenskraft und Glaubwür‑ der Kirche. Die Gläubigen sind an der digkeit zurück zu gewinnen. […] Die Kirche ist kein Selbstzweck. Sie Bestellung wichtiger Amtsträger (Bi‑ hat den Auftrag, den befreienden schof, Pfarrer) zu beteiligen. Was vor Ort entschieden werden kann, soll und liebenden Gott Jesu Christi allen dort entschieden werden. Entschei‑ Menschen zu verkünden. Das kann dungen müssen transparent sein. sie nur, wenn sie selbst ein Ort und eine glaubwürdige Zeugin der Frei‑ ,, Gemeinde heitsbotschaft des Evangeliums ist. […] Gläubige bleiben fern, wenn ihnen Ihr Reden und Handeln, ihre Regeln nicht zugetraut wird, Mitverantwor‑ und Strukturen – ihr ganzer Umgang tung zu übernehmen und sich in de‑ mit den Menschen innerhalb und mokratischeren Strukturen an der Lei‑ außerhalb der Kirche – stehen unter tung ihrer Gemeinde zu beteiligen. dem Anspruch, die Freiheit der Men‑ Das kirchliche Amt muss dem Leben schen als Geschöpfe Gottes anzuer‑ kennen und zu fördern. […] der Gemeinden dienen – nicht umge‑ Die Freiheitsbotschaft des Evan‑ kehrt. Die Kirche braucht auch verhei‑ geliums bildet den Maßstab für eine ratete Priester und Frauen im kirchli‑ glaubwürdige Kirche, für ihr Handeln chen Amt. und ihre Sozialgestalt. Die konkreten Rechtskultur Herausforderungen, denen sich die Kir‑ ,, che stellen muss, sind keineswegs neu. Die Anerkennung von Würde und Frei‑ Zukunftsweisende Reformen lassen heit jedes Menschen zeigt sich gerade sich trotzdem kaum erkennen. Der of‑ dann, wenn Konflikte fair und mit ge‑ fene Dialog darüber muss in folgenden genseitigem Respekt ausgetragen wer‑ Handlungsfeldern geführt werden. den. Kirchliches Recht verdient diesen Namen nur, wenn die Gläubigen ih‑ ,, Strukturen der Beteiligung re Rechte tatsächlich geltend machen In allen Feldern des kirchlichen Le‑ können. Rechtsschutz und Rechts‑ kultur in der Kirche müssen dringend bens ist die Beteiligung der Gläubigen verbessert werden; ein erster Schritt ein Prüfstein für die Glaubwürdigkeit dazu ist der Aufbau einer kirchlichen der Freiheitsbotschaft des Evangeli‑ Verwaltungsgerichtsbarkeit. ums. Gemäß dem alten Rechtsprinzip


krautundrüben

Wir flaggen das gleiche Segel ,, Gewissensfreiheit […] Die kirchliche Hochschätzung der Ehe und der ehelosen Lebensform steht außer Frage. Aber sie gebietet nicht, Menschen auszuschließen, die Liebe, Treue und gegenseitige Sorge in einer gleichgeschlechtlichen Part‑ nerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene verantwortlich leben. ,, Versöhnung Solidarität mit den „Sündern“ setzt voraus, die Sünde in den eigenen Rei‑ hen ernst zu nehmen. Selbstgerech‑ ter moralischer Rigorismus steht der Kirche nicht gut an. Die Kirche kann nicht Versöhnung mit Gott predigen, ohne selbst in ihrem eigenen Han‑ deln die Voraussetzung zur Versöh‑ nung mit denen zu schaffen, an de‑ nen sie schuldig geworden ist: durch Gewalt, durch die Vorenthaltung von Recht, durch die Verkehrung der bib‑ lischen Freiheitsbotschaft in eine ri‑ gorose Moral ohne Barmherzigkeit. ,, Gottesdienst […] Kulturelle Vielfalt bereichert das gottesdienstliche Leben und verträgt sich nicht mit Tendenzen zur zent‑ ralistischen Vereinheitlichung. Nur wenn die Feier des Glaubens konkre‑ te Lebenssituationen aufnimmt, wird die kirchliche Botschaft die Men‑ schen erreichen. […] Dem Sturm des letzten Jahres darf keine Ruhe folgen! In der gegen‑ wärtigen Lage könnte das nur Gra‑ besruhe sein. Angst war noch nie ein guter Ratgeber in Zeiten der Krise. Christinnen und Christen sind vom Evangelium dazu aufgefordert, mit Mut in die Zukunft zu blicken und – auf Jesu Wort hin – wie Petrus übers Was‑ ser zu gehen: „Warum habt ihr solche Angst? Ist euer Glaube so klein?“

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ir segeln unter der gleichen Flag‑ ge“, sagt man, wenn man verbündet ist, zum gleichen Team ge‑ hört, an der gleichen Mission arbeitet. Der BDKJ will genau das jetzt bundesweit aus‑ drücken, indem er die Logos, Farben und For‑ men der verschiede‑ nen BDKJ-Ebenen ver‑ einheitlicht. Wir segeln unter der gleichen Flagge, bzw. wir flag‑ gen das gleiche Se‑ gel. Denn das neue BDKJ-Logo, das nun un‑ sere Fahnen ziert, ist ein Segel. Außerdem hat es die Form ei‑ nes Kreuzes und lässt den BDKJ-Gliederungen Raum für individuelle Elemente: Die Region Rem‑ scheid und Solingen ist in Zukunft an ei‑ ner Brücke erkennbar, die die beiden Städte miteinander verbindet. Der Stadtverband Köln trägt die drei Kronen des Stadtwappens im Logo und wir als Diözesanverband mussten nicht viel Kreativität aufbringen, um uns die Domspitzen auszudenken. An weiteren Regionalisierungen wird flei‑ ßig gearbeitet. Unser neues Logo war der Anlass, Homepage und Zeitschrift neu zu ge‑ stalten. Ich möchte das wiederum zum Anlass nehmen, den beiden Menschen zu danken, die diese Medien seit Jah‑ ren mitgestalten: Thomas Jakobi hat diese ennundteh entworfen und Mar‑ tin Zarth die Seite bdkj-dv-koeln.de.

Beide haben dabei viel Kreativität, Ge‑ duld und Flexibilität bewiesen. Bestimmt wird sich in den kommen‑ den Monaten noch das ein oder ande‑ re Detail ändern. Wenn ihr dazu Anre‑ gungen habt, freue ich mich auf eure Mail an redaktion@bdkj-dv-koeln.de oder euren Anruf unter 0221 1642‑6835. Viele Grüße

Christoph Herwartz Referent für Presse und Medien

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Foto: freie-kreation/istockphoto.com

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Postvertriebsstück G6635 Entgelt bezahlt Heft 1/Februar 2011 Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Köln Steinfelder Gasse 20–22 50670 Köln

„Schräge Wahl“

Was US-DiplomatInnen heimlich über die DV berichten

Rom/Fulda/Sprockhövel (Li). Mit Span‑ nung wurden sie erwartet, nun lie‑ gen sie rechtzeitig zu Feierabend un‑ ter den Büchertischen: Ein Jahr nach seiner Ausscheidung aus dem Amt hat der frühere BDKJ-Diözesanvorsitzende Christian Linker seine Memoiren unter dem Titel „Deci‑ sion Points“ ver‑ öffentlicht. Darin erläutert der ehe‑ malige Vorstands‑ knödel und jetzige Worstseller-Autor die Hintergründe seiner umstrittens‑ ten Entscheidun‑ gen aus geschätzten siebenhundert Jahren Amtszeit – etwa wie er nach dem Zähneputzen doch noch siebzehn DA-Vorlagen schrieb, oder wie er im ganzen Verbändehaus ein Rauchverbot verhängte mit Ausnahme seines eige‑ nen Büros. Und jetzt zu einem relevan‑ ten Thema.

fällen. Zum Beispiel könne das Kondom männliche Prostituierte vor ungewollter Schwangerschaft schützen und sei in‑ sofern das kleinere Übel. Nach diesem Paukenschlag erwarten Insider wei‑ tere kräftige Reformschritte. Wie jetzt L‘Osservatore Romano durchsickern ließ, ist demnächst mit einem Dekret zu rechnen, mit dem künftig er‑ laubt werden soll, dass auch strick‑ westentragende Rentnerinnen mit lila Einschlag in der weißen Dauerwelle beim Kaffeekränzchen der kfd die Ein‑ gangsmeditation vorlesen dürfen, so‑ fern sich der leitende Pfarrer in einer mindestens dreißig Kilometer entfern‑ ten Filialkirche desselben Seelsorgebe‑ reiches aufhält und per Facebook-Chat nicht erreichbar ist. „Man sieht auch an diesem klar de‑ finierten Ausnahmetatbestand wieder einmal, dass christliche Morallehre vor allem das Abwiegen im Einzelfall ist“, erläutert Moralwarenfachverkäu‑ fer Eberhorst Schockingshoff von der kath. Biometzgerei Freiburg. Auch er rechnet indes mit weiteren Sensa‑ tionsmeldun‑ gen aus dem Vatikan; an‑ geblich

LeserInnen, die diese ennteh lesen, haben auch gelesen: Busfahr­plan, Müllkalender, Pfarrbrief.

,, Kirche zurück in die Zukunft Große Aufbruchstimmung hat die Kir‑ che erfasst. Nur wenige Tage, nachdem Erzbischof Zollitsch die Deutsche Bi‑ schofskonferenz zu einem umfassen‑ den Dialogprozess aufgerufen hatte, startete kein Geringerer als Papst Be‑ nedikt XVI. höchstselbst den Dialog mit einem gewissen Peter Seewald. Heraus kam eine echte Sensation, nämlich die Lockerung des Kondomverbotes in be‑ stimmten, klar umrissenen Ausnahme‑

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ennundteh 1.2011

plane die Internetplattform Wikileaks demnächst die Vorveröffentlichung zahlreicher Dokumente im Stadium des geworfenen Entwurfs (Heidegger). Darin geht es um die Zulassung von Präservativen in der Ehe, von Konser‑ vativen in der CDU oder von Alterna‑ tiven zu Bastian Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld. Apropos Präimplantationsdiagnos‑ tik: Für den sehr erwartbaren Fall, dass der Deutsche Bundestag demnächst das Züchten von Designer-Babys offizi‑ ell erlauben wird, planen Pro Sieben und Heidi Klum bereits ein neues TV-Format, bei dem die Zuschauer über einzelne DNA-Reihen abstimmen können. (Fra‑ ge: Gibt es eigentlich schon eine eigene Verschwörungstheorie zu der Tatsache, dass die Autokorrektur von Microsoft Word die Abkürzung DNA jedes Mal au‑ tomatisch in das Adverb „dann“ ändert? Vorschläge bitte an whistleblower@ wikileaks.org! Danke.) Ganz allgemein darf jedoch davon ausgegangen werden, dass ein Text sich seinem unwiderruflichen Ende nähert, wenn ein Absatz mit „Ganz allgemein …“ beginnt. In diesem Sinne bis dna!

Foto: Dizzy/istockphoto.com

Kein Gastbeitrag von Pater Eberhard von Gemmingen


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