Die Theatergründung 1790 Die Geschichte des Stadttheaters im Rathaus beginnt mit einer Sitzung des Greiner Rates. Im Protokoll ist dies mit folgenden Worten vermerkt: „Herr Dörr referiert, daß der Getreidekasten auf dem hiesigen Rathhaus füglich und mit nicht großen Unkösten zu einem Theater umgeschafft werden könne, wodurch nicht allein dem hiesigen armen Institut als auch der ganzen Bürgerschaft aller Nutzen zugeführt werden kann, da bereits durch wenige Jahre derselben und dem Institute bey 1100 fl zugeflossen, auch eine schöne Gardarobe davon bereits angeschafft worden. Die wenigen Unkosten könnte die Stadt und dem Armen Institute nach und nach aus den eingehenden Komediengeldern zurück ersetzt werden. Schluß: Das Theater aus dem Getreidekasten herzustellen und den Boden auf die Mauern zu erhöhen, wird gegen deme Verwilliget, daß aus den eingehenden Komediengeldern nach und nach die Ausgaben der Stadt vergütet werden sollen.“ „Die antragende Schlüssen ist höchst nothwendig und wird als Ausgabe passiert, zugleich wird auch die dieserwegen angeschaffte weiße Farbe pr 65 Pfund a 4 kr mit ausgelegten 4 fl 20 kr bewilligt.“ Ein Gesuch der Wirte und Erörterungen über die Hand- und Zugrobot bei den Gemeindewegen beschäftigte noch die Sitzung. Dörr war damals 47 Jahre alt und Buchbinder in Grein. Sein Bruder, Mathias Dörr, war Buchbinder in
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Linz und wiederholt mit größeren handwerklichen Aufträgen für die Greiner Stadtkanzlei befasst, die Franz Xaver allein offenbar nicht bewältigen konnte. Durch eben diesen Bruder scheint unser Ratsmann aber auch in nähere Beziehung zu den schauspielerischen Ereignissen der Landeshauptstadt gekommen zu sein. Welcher Art nun auch die letzten und entscheidenden Erwägungen gewesen sein mochten ‒ fest steht, dass Franz Xaver Dörr es war, der in der Ratssitzung vom 30. November 1790 den Antrag stellte, der bisherige städtische Getreideboden auf dem Rathaus könne ohne große Kosten zu einem Theater umgebaut werden. Das Armen-Institut und das ganze Gemeinwesen werde dabei gewinnen. Seien doch binnen weniger Jahre 1100 fl aus Erträgen des Schauspielens eingegangen und daraus schon eine ansehnliche Garderobe geschaffen worden. Die Kosten des Umbaues könnten der Stadt und dem Armen-Institute nach und nach aus den Schauspiel-Einnahmen rückersetzt werden. Der Antrag Dörrs scheint auf volles Verständnis der übrigen Stadtväter gestoßen zu sein. Ohne irgendeine ersichtliche Widerrede, ja vielmehr mit allseitiger Zustimmung wird der denkwürdige Antrag zum Beschluß erhoben. Das war die Geburtsstunde des Greiner Theaters, der ältesten, im ursprünglichen Zustande erhaltenen Schaubühne Österreichs überhaupt, und noch heute lässt
sie uns die Namen der kunstsinnigen Väter dieser Kleinstadt dankbar nennen. Es waren dies außer dem Antragsteller Franz Xaver Dörr Bürgermeister Johann Baptist Grass, Magistratsrat und Syndikus Karl Aichmayr, Ratsmann Lorenz Pfaffinger, die Bürgerausschüsse Franz Höfler, Georg Zindl und Josef Böck. Stadtschreiber war Franz Josef Hambeckh. Der Eifer, mit dem Dörr die Sache angegangen war, und das Verständnis der Bürgerschaft dafür hielten an. Man scheint unverweilt an die Arbeit geschritten zu sein. Denn schon am 21.12.1790 bewilligt man an „eingelangten Farben“ ‒ sehr wahrscheinlich für das Theater ‒ und „dem Schlosser“, Clement Treuer dürfte es gewesen sein, „für geleistete Theaterarbeit“ insgesamt 16 fl 19 kr. Den ganzen Winter über scheint man gewerkt zu haben, denn am 8.2. 1791 legt bereits „Andreas Artner, bürgerlicher Maller allda“, folgenden Kostenvoranschlag für die Bühnenausstattung vor:
Abkürzungen für Währungen und Gewichte: fl bedeutet Gulden, die Abkürzung kommt von der lateinischen Form für Gulden: Florin kr bedeutet Kreuzer, 1 Gulden = 60 Kreuzer 1 Pfund = 0,561 kg
STADTTHEATER GREIN