STADTBLATT 2015.08

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Der Zerstörer Detlef Simon mag es magisch. Aber er macht keinen Hokuspokus.

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esimo. Klingt ja ein bisschen schwerindustriell, auf den ersten Blick. Wie Deschimag, die Deutsche Schiff- und Maschinenbau AG, die zwischen 1935 und 1945 Zerstörer auf Zerstörer und UBoot auf U-Boot baut. Aber das täuscht. Denn Desimo steht für Detlef Simon, und der ist eine ziemlich wilde Mischung aus Kabaret-

tist und Comedian, Zauberkünstler und Moderator. Obwohl: Zerstören kann er auch. Illusionen zum Beispiel. Und manchmal taucht er auch ganz schön tief ab. Mit Vorliebe in die Niederungen der Absurditäten des Alltags. Dass Detlef Simons Programm des Abends „Übersinnlose Fähigkeiten“ heißt, ist also nicht nur ein Wortspiel.

Denn wie jedes Mal, wenn Simon sich anschickt, „geistige Absperrbänder“ zu überklettern, ist eine Menge Skurrilität im Spiel – und jede Menge Magie. „Dieser Abend“, so sein Versprechen, „ist spannender als Stieg Larsson, bunter als Kindergartenbilder und klüger als Ihr Smart-Phone.“ In Reimen spricht er übrigens auch manchmal. Wer sehen will, wie Detlef Simon, der Mann mit dem unauffälligen Namen, sich ein Hosenbein hochzupft, sich im Schnellsprechen übt, und über das „Wurmloch der Waschmaschine“ philosophiert, in dem Spannbettlaken in Socken verschwinden, ist hier richtig. Und Museen mit Fühlkästen findet er auch gut: „Wenn Kinder nicht sehen, was sie kaputt machen, sind sie viel vorsichtiger beim Zerstören“. Aha, da ist es wieder, das Zerstören. Nachsatz: „Das unterscheidet sie übrigens von der NATO.“ Wir merken also: Der Mann entertained nicht nur, er ist auch politisch – scharf, böse, sarkastisch. Wer wissen will, wie ein Gedankenleser Mentalisten-Hochstapler entlarvt oder noch nie eine Kreißsaal-Geburt als Fußball-Live-Reportage gehört hat: Hingehen!

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Desimo hadert mit „geistigen Absperrbändern“

HARFF-PETER SCHÖNHERR

P 19.8., Haus der Jugend

Immer wieder Mittwochs Der Mittwoch. Ein guter Kulturveranstaltungstag, wie es scheint. Auf jeden Fall ballt sich hier allerhand – zum Schaden aller.

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s gibt Tage, an denen ist mehr Kultur zu sehen als an anderen. Montag und Dienstag? Zu nah am Wochenende, an dem sich ja ohnehin Termin an Termin ballt. Donnerstag und Freitag? Dasselbe. Bleibt also nur der Mittwoch.

Piesberger Gesellschaftshaus, „Theateracker“: nachher geht der Hut rum.

Nehmen wir allein die sommerlichen Draußen-Termine. Piesberger Gesellschaftshaus, „Theateracker“-Reihe? Mittwochabend. Haus der Jugend, „Kultur im Innenhof“-Reihe? Mittwochabend. Büdchen am Westerberg, „Live im Grünen“-Reihe? Mittwochabend. Angefangen damit hat das Haus der Jugend, in Kooperation mit dem Forum Osnabrück für Kultur und Soziales (FOKUS). Mehr als 20 Jahre ist das jetzt her, damals noch unter Obertiteln wie „Literaturkabinett“. Dann zog der Piesberg nach, 2012. Kuno Porsch, FOKUS: „Diese Ballung fanden wir natürlich nicht to toll. Die Zielgruppen überschneiden sich ja.“ Joachim Groneberg, Leiter Haus der Jugend: „Das kostet womöglich ein paar Leute.“ Nicht, dass „Kultur im Innenhof“ nicht trotzdem gut läuft: 200 Besucher kommen im Schnitt. Klaus Terbrack, FOKUS, über seine Konkurrenz: „Der ‚Theateracker’ ist eine tolle Veranstaltung, klar. Blöd nur, dass ich selber nie hingehen kann ...“ Auf Gunnar Kählke, in der Geschäftsführung des Piesberger Gesellschaftshauses zuständig für das Kulturprogramm, lässt er mit Porsch und Groneberg trotzdem eine kleine Spitze los: „Wir haben uns zusammengesetzt, um die Termine abzusprechen.

Da hieß es dann: Geht ihr doch selbst runter vom Mittwoch, wenn euch das stört!“ Kählke hat das anders in Erinnerung: „Okay, hieß es da, kein Problem!“ Auch das Kleinkunst-Fest „Theateracker“ läuft gut: rund 200 Besucher jedes Mal. Kählke: „Wir konnten gar nicht anders! Der Theateracker ist ja eine kleine Tour. Auftakt Dienstag in Bremen, Donnerstag war Mülheim dran. Blieb uns nur der Mittwoch ...“ Außerdem geht der Acker nur bis Ende Juli, der HDJ-Innenhof wird auch im August bespielt. Mit dem Büdchen am Westerberg ist die thematische Überschneidung nicht ganz so stark – da geht es um Musik. Michael Werner, Büdchen: „Groß recherchiert hab ich da gar nicht, was die anderen machen. Meine Rechnung ging so: Ich hab drei schlappe Tage, Montag, Mittwoch und Samstag. Samstag ist eh immer zuviel los überall, Montags ist überall mau. Also blieb mir nur der Mittwoch.“ 15 „Live“Termine umfasst sein Sommer: „5 werden wahrscheinlich scheiße wegen des Wetters, 5 so lala, 5 richtig gut. Wenns so läuft, bin ich zufrieden.“ Zufrieden ist er eigentlich schon jetzt. „Ich seh keine Probleme. Die Zeiten, wo man allein war auf weiter Flur sind sowieso schon lange vorbei!“ HARFF-PETER SCHÖNHERR

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