aufgefallen
Petra Sood: „Ganz neues Körpergefühl.“
Alles im Fluss Wer hätte das gedacht? Eine der führenden Herstellerinnen Europas im Segment Damenbinden und Slipeinlagen aus Stoff lebt und arbeitet in Osnabrück. auch, dass diese Produkte europaweit über den Onlineshop vertrieben werden, aber in Osnabrück fast gar nicht bekannt sind. Die Produktpalette von Kulmine, so heißt die Firma, besteht aus handgefertigten Slipeinlagen und Binden aus
s ist schon ein ungewöhnliches Produkt, das wir hier vertreiben“, schmunzelt Petra Sood. Die studierte Sozialpädagogin führt mit ihrem 31-jährigen Sohn Amitab ein etwas anderes Familienunternehmen. Deshalb verwundert es
Lyrik für alle
FOTO: MARIO SCHWEGMANN
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Seide und Bio-Baumwolle. Letztere ist nach dem weltweit höchsten Standard für Naturtextilien zertifiziert. Das Sortiment umfasst 23 Modelle. Rot, blau oder beige, klein, mittel oder groß klassisch, mit Flügeln und nickelfreiem Druckknopf, in String-Tanga-Form oder zum Falten ... Zu ihrer Kundschaft zählen unter anderem Frauen, die auf herkömmliche Produkte allergisch reagieren und teilweise einen ziemlich langen Leidensweg hinter sich haben. „Ich biete die gesunde Alternative“, erklärt Petra Sood und ihre Augen strahlen dabei.
Neben einer kleinen Firma in England, ist sie die einzige, die dieses Nischengeschäft professionell betreibt. Ein steiniger Weg. Vor 20 Jahren habe sie dieses „Tabuthema Menstruation“ unterschätzt. „Wir haben auf Bioläden gesetzt, aber auch die Ökos waren von diesem Tabu gefangen.“ Die Wende brachten das Internet, der Online-Shop, Foren und Blogs. Hygienische Bedenken braucht frau bei diesen Produkten übrigens nicht zu haben. Kein Juckreiz, keine allergischen Reaktionen oder Geruchsbildung. „Unsere Produkte sind luftdurchlässig und lassen die Haut atmen. Man kann ein ganz neues Körpergefühl entdecken. Und nach Gebrauch wäscht man sie mit der normalen Wäsche, das reicht.“ Der Großteil der Produkte wird über den eigenen Onlineshop verkauft. Osnabrückerinnen dürfen aber auch nach Terminvereinbarung vorbei schauen. Das lohnt sich. In Ihrem Arbeitszimmer stößt man nämlich auf noch ganz andere Produkte. Menstruationskappen aus medizinischem Silikon, Menstruationsschwämmchen ... Übrigens: Das zweite Standbein von Petra und Amitab Sood ist ihre eigene Praxis, in der Amitab Shiatsu anbietet und seine Mutter gibt deutschlandweit Seminare zum Thema Atmung, Tanz, Entspannung ... JUDITH KANTNER www.kulmine.de www.petra-sood.de www.amitab.de
Die Leser sind begeistert – im Treppenhaus der Stadtbibliothek steht jede Woche ein neues Gedicht.
er die Stufen zur Stadtbibliothek hinaufgeht, läuft direkt darauf zu. Auf halber Treppe, zwischen Erdgeschoss und erstem Stock, hängt sie: die Tafel. Eine klassische moosgrüne Schultafel. Auf ihr steht, mit Kreide geschrieben, ein Gedicht. Fast jeder Besucher wirft einen Blick auf die Zeilen, manche bleiben stehen und lesen sich die Verse in Ruhe durch. Die „Lyrik im Treppenhaus“ kommt an. „Ausgangspunkt“, so Diplom-Bibliothekarin Kathrin Schmidt, „war die Überlegung, wie wir das Treppenhaus attraktiver gestalten können.“ Die Idee, die Stufen mit Versen zu versehen, wurde verworfen. Dann kam die Idee mit der Tafel auf. Darauf ein Gedicht. „Ganz klassisch, von Hand ge-
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STADTBLATT 3.2013
Wählen die Verse aus: Kathrin Schmidt und Kerstin Kermann schrieben.“ Die Tafel wurde extra aus Süddeutschland bestellt, damit der Denkmalschutz der dahinter befindlichen Schieferplatte gewahrt bleibt. Seit gut einem Jahr gibt es dort nun Gedichtetes von Jandl, Ringelnatz, Morgenstern, Gernhard oder Mörike. Die Auswahl trifft ein Team aus drei Stadtbibliotheks-Mitarbeitern: Kerstin Kermann, Kathrin Schmidt, Henry Beuck. Kerstin Kermann: „Die Gedichte sollen mal zum Nachdenken anre-
gen, mal zum Schmunzeln. Und sie sollten nicht zu getragen sein.“ Die Kunden sind begeistert. Viele fragen, wann das nächste Gedicht angeschrieben wird. In der Regel stehen die Gedichte eine Woche an der Tafel. Die Kunden können auch gerne eigene Vorschläge machen. Und es gibt Interaktion: Jemand hat ein zweites Gedicht neben die Team-Auswahl geschrieben. „Es durfte stehen bleiben, da es so gut war und perfekt zu dem
anderen Text gepasst hat“, erinnert sich Kerstin Kermann. Mit ihrer Aktion macht die Stadtbibliothek eine alte Gattung populärer. Kathrin Schmidt: „Es ist eine Möglichkeit, sich mit dem Genre Gedicht auseinander zu setzen. Die Tafel ist ein Ruhepol.“ Wem das zu old school ist, der kann sich im Erdgeschoss ja die Video-Installation des EMAF angucken. MARIO SCHWEGMANN