FOTOS: JUDITH KANTNER
ortstermin Schleusenpfanne, Pyer Krüstchen…
Zu Besuch bei „Tante Anna“ Für alle, die sich an einem freien Wochenende die große W-Frage stellen („Wohin mit der Freizeit?“), ein Ausflugs-Tipp. Ein Samstag Mitte Juli. Der
g Drahtesel ist geschnürt und rei-
tet immer der Hase nach. Zielpunkt: Das Ausflugslokal „Tante Anna“ an der Hollager Schleuse. Dazu nimmt man den Haseuferweg Richtung Pye. Unterwegs genießt man die Natur, hört die Grillen zirpen, sieht Eichhörnchen über den Weg hoppeln und Schwäne auf einem Weiher in der Nähe des Klärwerks (und fragt sich, was sie dort zu suchen haben). Man sollte sich nicht an dem Gedanken stören, dass man mitten durchs Industriegebiet fährt. An der Alten Eversburg angekommen, folgt man dem Kanal bis man an der Hollager Schleuse landet. Die Räder werden vorm Ausflugslokal „Tante Anna“ abgestellt. An einem runden Tisch sitzt eine Rockergruppe. Zehn Männer in Lederkluft. Sie trinken Bier und planen, gleich den Grill anzuschmeißen. Drinnen an der Theke sitzen zwei kleine Jungs, trinken Cola. „Wir sind öfters hier. Pommes essen“, berichtet einer der Jungs und klettert vom Hocker. „Machts gut, ihr beiden“, ruft ihnen Inhaber Johannes Kollenberg hinterher. Der Biergarten hat Platz für 90 Leute. Er ist zu einem Drittel gefüllt: Eine Art Seniorenstammtisch trinkt 28 STADTBLATT≈8.2011
Bier, Pärchen trinken Kaffee und essen Apfelkuchen. An Tisch Nummer 3 sitzen Sina Jarvers und Philipp Bröhl. Davor liegen ein Rauhaardackel und ein etwas in die Jahre gekommener Airedale Terrier. „Er ist schon 13 Jahre alt. Ich dachte, er kriegt die Runde heute gar nicht hin“, berichtet Sina über ihren Hund. Ihr letzter Besuch an der Hollager Schleuse liegt schon ein paar Jahre zurück. „Eigentlich viel zu lange. Ich finde das Lokal total nett, man kann hier schön mit den Hun-
den spazieren gehen. Da gibt es in der Stadt nicht so die Möglichkeiten. Jetzt wird ein Bierchen getrunken.“ Das serviert Ramona. „Es kommen viele junge Leute. Wir haben Stammgäste aus der Umgebung, aber es kommen auch viele von außerhalb“, erklärt die Muter von zwei Kindern, die am Wochenende bei „Tante Anna“ jobbt. Für den hungrigen Radfahrer befinden sich sehr originelle Gerichte auf der Karte: Das Kindermenü heißt „Walli und Horst“, es gibt „Schleu-
senpfanne“ und „Pyer Krüstchen“, Brote vom Holzbrett und schlaue Sprüche. Zum Beispiel den: „Nach einem guten Essen kann man alles verzeihen, sogar der eigenen Verwandtschaft“ (Oscar Wilde). An der Hollager Schleuse kann man übrigens nicht nur bei „Tante Anna“ Platz nehmen, sondern auch auf dem Ausflugsschiff „Lyra“ zu einer eineinhalb stündigen Rundfahrt. Abfahrt ist am Wochenende jeweils um 11, 14 und 16 Uhr! JUDITH KANTNER
Johannes Kollenberg leitet seit 1973 das Ausflugslokal „Tante Anna“. STADTBLATT: Wer ist Tante Anna? JOHANNES KOLLENBERG: Meine Tante. Sie hat das Lokal damals gegründet, ist aber seit 1988 tot. STADTBLATT: Wann ist hier am meisten los? JOHANNES KOLLENBERG: Im Sommer. Es kommen viele Menschen, die einen Ausflug machen. STADTBLATT: Wieso ist dieser Fleck so beliebt? JOHANNES KOLLENBERG: Wir sind ein Ausflugslokal. Wenn man losfährt, will man ja ein Ziel haben, und Wasser zieht an. Wir bieten zudem Gerichte, die man nirgend-
wo mehr findet. Dazu kommen die typischen Saisongerichte. Besonders bekannt sind wir für unser Wildbüfett. Alles aus heimischer Jagd. Ich kenne die Herrschaften im Umkreis sehr gut. STADTBLATT: Man munkelt, Sie möchten „Tante Anna“ verkaufen? JOHANNES KOLLENBERG: Die Rente ist da. Man muss hier auch mal etwas Neues reinbringen, den Leuten etwas Neues bieten. Ich habe einen anständigen Beruf gelernt. Landmaschinenschlosser. Mein Schwiegersohn hat ein Abbruchunternehmen. Also brauche ich nicht auf Langeweile zu hoffen.