Der Bund - Wir brechen Regeln der altmodischen Luxushotellerie

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Datum: 03.02.2020

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«Wir brechen Regeln der altmodischen Luxushotellerie» Der heutige Hotelgast verlangt nicht nur Komfort, sondern ein bleibendes Erlebnis. Das sagt Maximilian von Reden, neuer Direktor des Berner Schweizerhofs. Montag 3. Februar 2020 05:01, von Markus Dütschler Das Gespräch findet nicht im Direktorenbüro statt, sondern in der Schweizerhof-Lobby. Hier checken Gäste aus, externe Besucher trinken Tee, essen, sichten Akten oder diskutieren. Maximilian von Reden, Direktor seit August 2019, will den «Puls des Hauses spüren», Gäste und Team sehen. Die Mitarbeitenden erwarteten dies, fügt der General Manager oder GM, wie Direktoren im Tourismus-Vokabular heissen. an. Er habe dies aus den Einzelgesprächen mit allen Angestellten herausgehört: «Sie wünschen einen Chef mit Vorbildfunktion, der präsent ist.» Ein Paradigmenwechsel sei dies nicht. Michael Thomann, Direktor nach der Wiedereröffnung 2011, und danach Iris Flückiger hätten ein «gutes, modernes und zeitloses Konzept entwickelt und umgesetzt», das gültig bleibe. In der früheren Hotellerie waren Bad, Fernseher oder Telefon ein Alleinstellungsmerkmal. Am Lift stand ein livrierter Boy, im Restaurant servierte der Kellner mit weissen Handschuhen Kaviar. «Heute sucht der Gast ein unvergessliches Erlebnis», sagt von Reden. So beschafft ihm das Hotel aus einem kleinen Atelier ein besonderes Souvenir, das es nirgendwo sonst zu kaufen gibt. «So spart der Gast Zeit, zumal er so etwas Spezielles in der Eile kaum selber gefunden hätte.» Oder er wird – vom Hotel vermittelt – selbst aktiv und kreiert in einer Choco-Boutique ein persönliches süsses Mitbringsel. Milliardär bleibt unerkannt Wie würde der GM einem Uneingeweihten den Unterschied zwischen Bellevue-Palace und Schweizerhof erklären? Der Mitbewerber beim Bundeshaus pflege die traditionelle Luxushotellerie, sagt von Reden, während sein Betrieb durchaus an die über 160-jährige Tradition anknüpfe, aber zuweilen «bewusst gewisse Regeln der altmodischen Luxushotellerie bricht». Als Direktor halte er «vorderhand» an Anzug und Krawatte fest, doch das Steife oder gar Blasierte früherer Tophotels sei nicht mehr gefragt. Auch der Status der Gäste sei nicht mehr an der Bekleidung ablesbar. Heute stehe ein Mann in einer Wanderjacke an der Réception, und niemand ahne, dass er ein Milliardär sei. «Bei einer Kritik ist die direkte Ansprache viel effektiver als ein E-Mail-Pingpong.» Während von Redens Vorgängerin nach Kambodscha zog, um ein Hotelprojekt zu leiten, kehrte von Reden nach einer Tour d’horizon durch die Luxushotels Asiens nach Europa zurück. Zum einen, um näher bei seinen im Rentenalter stehenden Eltern in Deutschland zu sein. Zum anderen, um nach den vielen Karriereschritten eine längere Perspektive aufzubauen. Während Flückiger viel Erfahrung aus dem Beherbergungsteil der Hotelbranche mitbrachte, war von Reden eher mit dem Gastronomiebereich befasst. Küche mit neuen Chefs Dieser ist im heutigen Schweizerhof nicht mehr so ausgeprägt. Die legendäre Schultheissen-Stube überlebte die Totalrenovation nicht. Von diesem Gourmetlokal erzählten ihm Berner oft, sagt der Direktor, auch vom Nachtclub Jaylin’s. Dies zeige ihm, wie stark das Hotel in Berns Bewusstsein verankert sei. Geblieben ist Jack’s Brasserie, benannt nach dem ebenfalls legendären früheren Patron Jacques Gauer. Jack’s wird im aktuellen «Gault Millau» arg gescholten. Als der Gastroführer erschien, war der Direktor schon auf dem Posten, die geschilderten Vorfälle geschahen aber bereits im Frühling. Da habe es Unterbesetzungen und Stellenwechsel in Küche und Service gegeben, weiss von Reden. An ihm liege es nun, die Zukunft zu gestalten. Der Direktor will Jack’s wieder klarer als Lokal mit Brasserie-Küche positionieren, «ein dankbares Konzept, das wohl

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