Der Hallimasch
Pilze der Gattung Armillaria (Hallimasch) sind weltweit verbreitet und treten auch in der Schweiz in verschiedenen Waldtypen auf. Die heute bekannten Hallimasch-Arten unterscheiden sich in ihrem Wirtsspektrum und ihrer Fähigkeit, holzige Pflanzen zu befallen. Alle Hallimasch-Arten ernähren sich saprophytisch von totem Holz und sind damit wichtige Nährstoffrecycler im Ökosystem Wald. Einige Arten verursachen zusätzlich Stamm- und Wurzelfäulen an lebenden Pflanzen, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen kann. Die Hallimasch-Arten der Schweiz Fünf Hallimasch-Arten sind in der Schweiz forstpathologisch von Bedeutung. Die häufigste Art ist der Keulige Hallimasch (A. ceAbbildung 1: Weisse Myzelmatten zwischen Rinde und Holzkörper einer befallenen Föhre. (Bilder: Eidg. Forschungsanstalt WSL)
pistipes). Diese Art ist weit verbreitet in Höhenlagen zwischen 600 und 1600 m ü. M. und tritt vorwiegend als Saprophyt an Nadelholz auf. Ebenfalls häufig in diesen Lagen anzutreffen ist der Dunkle Hallimasch (A. ostoyae). Diese Art ist jedoch deutlich aggressiver und kann Nadelbäume jeden Alters abtöten. Weniger häufig ist der Nördliche Hallimasch (A. borealis), der als Saprophyt ebenfalls bis in hohe Lagen vorkommt. In den Wäldern der tieferen Lagen dominiert der Gelbschuppige Hallimasch (A. gallica), der als Saprophyt oder Schwächeparasit vorwiegend auf Laubbäumen auftritt. Als aggressiver Parasit bekannt ist der Honiggelbe Hallimasch (A. mellea). Diese wärmeliebende Art befällt zahlreiche Laub- und einzelne Nadelgehölze, vor allem ausserhalb des Waldes in Garten- und Obstanlagen sowie Rebbergen. Eine sichere Bestimmung einer Hallimasch-Art ist oft schwierig und kann nur im Labor zuverlässig durchgeführt werden. Der grösste Hallimasch Europas In Graubünden wurde der Hallimasch ausführlich im Schweizerischen Nationalpark erforscht. Entlang der Ofenpassstrasse kommt der Dunkle Hallimasch bis fast zur Waldgrenze hinauf vor und ist zusammen mit dem Wurzelschwamm für das verbreitete Absterben der Bergföhren verantwortlich. Der Hallimasch breitet sich von Baum zu Baum mit Rhizomorphen, wurzelähnliche Stränge aus Pilzmycel, oder über Kontakte von Wurzeln benachbarter Bäume aus und kann sich mit der Zeit über ein grosses Waldgebiet ausdehnen. Genetische Untersuchungen zeigten, dass sich das grösste gefundene Individuum des Dunklen Hallimaschs über eine Fläche von 37 ha erstreckt. Es ist mehr als 1000 Jahre alt. Damit befindet sich im Bündner Wald nicht nur der
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10.06.14 09:20