Die Zukunftsmacherin

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Donnerstag, 27. Oktober 2011

ZUKUNFTSMACHER Sie sind jung, gut aus- und weitergebildet, arbeiten und leben im Kanton Glarus. Ob in Handwerk, Industrie oder als Akademiker, sie wirken im Stillen und bewirken damit vieles. Sie lassen sich nicht feiern und zu jedem Anlass einladen oder für politische Aktionen einspannen. Es sind junge Frauen und Männer, die man schlechthin als Macher bezeichnen kann. Was sie auszeichnet, ist die Bescheidenheit und die Distanz zu grossen Tönen. Sie wollen wirken, nicht vor das Publikum treten, sie wollen den Worten Taten folgen lassen. Sie garantieren unsere Zukunft in jeder Hinsicht, weil auch Familien und Hausbau geplant sind. In unserem Kanton gibt es viele von ihnen. FRIDOLIN startet mit einer Serie mit Porträts von solchen Zukunftsmacherinnen und Zukunftsmachern. Sie werden frei ausgewählt und es stehen weder Ambitionen noch gewinnbringende Absichten hinter der Wahl. Das FRIDOLIN-Team

Seite 12 Glarner Kantonale Herbstviehschau:

«Latina» – die neue «Miss Glaris» Die vierjährige jüngere Alpkuh Latina, die am 14. September bereits zum dritten Mal gekalbt hat, ist an der Glarner Herbstviehschau vom letzten Samstag auf dem Zaunplatz zu Glarus zur «Miss Glaris» ausgerufen worden – in Konkurrenz mit sämtlichen Abteilungssiegerinnen, die für die Endausmarchung in den Schauring geführt wurden und die Qualität und Schönheit des Glarner Braunviehs besonders eindrücklich präsentierten.

Janis Pellicciotta: ein Wirbelsturm von Ideen Janis Pellicciotta lebt mit ihrem Freund und möchte dereinst Kinder und Enkel. Sie schreibt, macht Radio und betreibt – zusammen mit ihrer Mutter – eine Buchhandlung, wo Kulturanlässe stattfinden. Der FRIDOLIN sprach mit der 24-jährigen Zukunftsmacherin aus Glarus.

Blick auf den Schauring und das Publikum. Es werden gerade die höchst unterschiedlich gefärbten älteren, spätträchtigen Talkühe vorgeführt. (Fotos: Jann Etter)

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ie Alpkuh Latina gehört Kurt Fischli-Müller, Riet, Mollis, Präsident von Braunvieh Glarus, der gesamtkantonalen Züchtervereinigung. Fischli war schon früher nahe daran gewesen, die schönste Glarner Kuh sein Eigen zu nennen; umso mehr freuten er und seine Familie sich nun über den Titel. «Latina» hatte letztes Jahre zu-

Toggenburg) und Andy Walser aus Haldenstein die rund 300 Tiere in 39 kleinen, überschaubaren Abteilungen bewertet und rangiert. Abteilung 40 blieb dem vierjährigen prächtigen original-braunen (OB) Stier Albin von Albert HornerTrümpy, Ennenda, reserviert. Albin hat den Sommer auf Altenoren verbracht.

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anis Pellicciotta ist gerade zurück aus den USA – New York und Los Angeles hat sie besucht. Besonders Venice Beach in Los Angeles hat sie fasziniert, in New York könnte sie nicht leben. Die Urteile aus ihrem Mund kommen schnell und klar. «Für uns Junge ist es schwieriger, die Klassiker zu lesen», sagt die gelernte Buchhändlerin. Den Grund dafür sieht sie in der Veränderung der Sprache. Sie schwärmt von Autoren, deren Bücher ihr etwas mitgeben und die Gefühle auslösen, die einen in ihre Welt hineinziehen. «Wenn ich Martin Suters Buch ‹Die dunkle Seite des Mondes› gelesen habe, brauche ich keine Pilze mehr zu probieren. Da weiss ich, wie der Trip ist.» Gleich im nächsten Satz outet sich Janis Pellicciotta aber auch als FernsehJunkie. «Ich weiss, das passt nicht zu einer Buchhändlerin, aber ich liebe Serien. Die Dialoge, der Aufbau, die Ideen – das ist für mich auch eine Art von Kunst.» How I met your mother, Gilmore Girls, Big Bang Theory, aber auch Klassiker wie Desperate Housewives. Dabei schreibt Janis Pellicciotta selbst, Prosa und Gedichte. Doch seit ihrem halbjährigen Praktikum beim Radio Stadtfilter in Winterthur kann sie auch mit Schneidprogrammen umgehen und hat gleich einen Werbefilm für ihren eigenen T-Shirt-Store produziert. Solche Stores hat sie in Stockholm gesehen, No-Name-Designer in kleinen Auflagen. «Da haben auch die Jungen einen Grund hereinzukommen.» Kraft im Wechsel «Ich will verschiedene Sachen machen. Mir ist schnell langweilig», sagt sie. Das war schon immer so. «Ich habe einen 2-Jahres-Rhythmus. Karate, Volleyball, Fussball, High 5, zwei Jahre gab ich Tanzunterricht in Sargans.» Aber getanzt hat sie selbst über Jahre. Mit «wir» sind dabei ihre Mutter und ihr Vater mitgemeint. Während der wichtigen Zeit – wo andere sich abnabeln – hat ihre Mutter zusammen mit ihr eine Buchhandlung aufgebaut. «Am Anfang war es ganz schwierig. Jede musste ein Territorium finden. Wir hatten beide auch Selbstzweifel. Heute besprechen wir es im Team. Ich bin ein launischer Mensch, wir haben unsere Reibungspunkte, aber wir kommunizieren viel.» Vielfalt für die Zukunft «Jetzt, nach drei Jahren, ist das Ziel erreicht. Jeder kennt uns.» Was gefällt ihr denn am Führen einer Buchhandlung? «Die vielfältigen Jobs. Ich mache viel. Ich gebe Interviews, halte Referate, organisiere Veranstaltungen, mache den Kaffee – es gibt fast nichts, was ich nicht mache. Das hilft.» Ob bei Büchern oder bei Veranstaltungen, was aus dem Kanton Glarus kommt, zieht. Janis Pellicciotta hat mit ihren Ideen schon vieles in Gang gebracht und einen Ort geschaffen, wo für Glarnerinnen und Glarner T-Shirt-Design und Literatur, Filme und Theateraufführungen zusammenkommen. Sie möchte Kinder haben und Enkel und eine Buchhandlung, die weiter besteht. Für sie ist jetzt alles im Kanton im Umschwung, das gibt auch Möglichkeiten, neue Ideen umzusetzen. Sie möchte Leute nach Glarus Süd bringen. «Ich hätte Ideen», sagt sie dazu – und ich glaube ihr. «Aber wenn man will, dass Leute hinziehen, muss man zuerst investieren.» ● fj

Straffe Organisation und viele Preise

«Miss Glaris» «Latina» mit Ehrendame Andrea Berger und der Familie Fischli-Müller mit Mutter Ursula, Vater Kurt, Tochter Andrea und den Söhnen Michi und Patrik. sammen mit ihrer Mutter Enzian bereits den Mutter-Tochter-Wettbewerb gewonnen. «Latina» wird ihren Titel mehr als ein Jahr lang behalten, denn 2012 findet wegen der glarnerischen Teilnahme an der OLMA keine Viehschau statt, um Menschen und Tiere nicht zu sehr zu belasten. Mehr darüber wird man an der kommenden Züchtertagung vom Freitag, 11. November, erfahren.

40 Abteilungen

Die «Miss Glaris»-Wahl hatte Sepp Müller aus Neuenkirch LU vorgenommen. Zuvor hatte er zusammen mit Walter Rhyner (Hoffeld,

Die Einteilung der Rinder und Kühe in die einzelnen Abteilungen erfolgte nach dem Alter, der allenfalls vorhandenen Trächtigkeit sowie nach dem sommerlichen Aufenthalt auf der Alp oder im Tal. In den Schauringen wurden die Kühe und Rinder einzeln vorgestellt und die Experten erläuterten ihre Rangierungen. Sie erklärten den vielen Zuschauern die Details z. B. zum Euter und seinen Zitzen, zum Rahmen, also sozusagen zum Gesamtäusseren, zum Fundament (wie das Tier dasteht) usw. und begründeten so ihre Entscheidungen, die ihnen gar nicht immer leicht gefallen sind.

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So konnte sich jeder Zuschauer selber als Experte testen (und sich auch täuschen). Zu den Zuschauern gehörten auch Landesstatthalter Dr. Andrea Bettiga, die Regierungsrätinnen Marianne Dürst und Christine Bickel sowie Regierungsrat Dr. Rolf Widmer, der mit seinem Nachwuchs immer gerne den von Jakob Schnyder, Netstal, aufgebauten Streichelzoo besucht. Kleine Schweine, Schafe, Kälber und Chüngel waren da zu bestaunen und zu berühren. Der Direktor des Schweizerischen Braunviehzuchtverbandes, Lucas Casanova, gab den Glarnern ebenfalls die Ehre.

Die imposante OB-Kuh Viola, die den Jakob-Schneider-Wanderpreis gewann.

Schaupräsident war Rudolf Figi, Weisswand, Luchsingen. Er hatte viele Helfer fürs Büro und für die Schauringe mitsamt den sogenannten Wärterinnen und Wärtern, welche die Tiere vorführten, engagiert. Als Preise gab es Glocken, Rosetten mit bedruckten Bändeln und Gutscheine – dank vieler Sponsoren. Mit dabei als Ehrendame war die «Milchprinzessin» Andrea Berger in einer schönen selbst entworfenen und genähten Tracht. Die erste Spezialauszeichnung, der Jakob-Schneider-Wanderpreis, ging an die mächtige OB-Kuh Viola von Stefan Rhyner, Elm. Der Auftritt der absolut reinrassigen, gealpneten und abwechslungsreich gehörnten OB-Kühe war eine der echten Augenweiden. Kurzweilig anzuschauen waren die gescheckten Blüem- alias RyfKühe, wo Siegerin «Lena» ebenfalls einen Wanderpreis gewann (Besitzer Martin Rhyner-Elmer, Ennenda). Als beste Dauerleistungskuh wurde «Enziane» von Beat Elmer-Elmer, Elm bezeichnet. Den höchsten Gesamtzuchtwert wies wie schon letztes Jahr «Wunia» von Fritz Fischli-Rhyner, Näfels, aus. Den Mutter-Tochter-Wettbewerb gewannen Petra und Tochter Price, fünf resp. drei Jahre alt, aus dem Stall von Christian Oswald-Laager aus Näfels. Die Schöneuterpreise gingen an «Jenny» von Urs KammFürer, Filzbach (jüngere Tiere) und «Bruna» von Sepp Weber-Giger, Netstal (ältere Tiere). Das Publikum erkor als Rinder-Champion Aqua der Jungzüchterin Celine Oswald, Näfels. Speziell vorgestellt wurde die Dauerleistungskuh Stella, mit 15 Jahren schon «hochbetagt» und auch das älteste ausgestellte Tier – mit einer Lebensleistung von über 100 000 Litern. Sie gehört Beat Elmer-Elmer, Elm. Es war eine eindrückliche Viehschau, die Zeugnis ablegte von der hohen Qualität des glarnerischen Braunviehs, die bei sehr gutem Wetter vielen sichtbar gemacht werden konnte. ● Jann Etter


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