Wo Farben Melodien spielen Auf den Kapverdischen Inseln bringt ein eindrucksvolles Kulturzentrum Farbe und Musik in die Stadt.
Mobilität in der Stadt Internationale Beispiele und innovative Pläne zeigen, wie Mobilitätsbedürfnisse Städte und Metropolen prägen.
Weiterdenken, weiterbauen
Die Pyramide von Tirana ist ein strahlendes Beispiel dafür, wie Architektur weitergedacht werden kann.
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FARBRÄUME
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FARBRÄUME colore
„Mit Tönen tanzt unsre Liebe auf bunten Regenbögen.“
Friedrich Nietzsche
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ist Zeit für Farbe! Gerade jetzt, wo uns der Frühling mit seinen bunten Blüten und Knospen nach den grauen Wintertagen begrüßt.
Farbenfroh und kunterbunt sind Adjektive, die mit Leichtigkeit und einer Begeisterung an Farbenvielfalt assoziiert werden.
Dieses Spektrum an Freude und Farben möchten wir Ihnen mit unserer aktuellen Ausgabe schenken. Mit allen Nuancen und Tönen.
Dabei sind Töne eine gute Überleitung. Denn der Titel unserer aktuellen Ausgabe hat seinen Ursprung in der Musik. So hat sich „kunterbunt“ im 15. Jahrhundert aus dem Begriff „Kontrapunkt“ abgeleitet. Und unter Kontrapunkt versteht man in der Musik eine Komposition aus mehreren Stimmen, die unabhängig voneinander und völlig gleichberechtigt sind, um in ihrer Kombination ein harmonisches Ganzes zu bilden.
Genau dieser Gestaltungsansatz zeigt sich auch in unserer Titelarchitektur. Die verantwortlichen Architekt/-innen haben einem ehemaligen Denkmal eine völlig neue Identität geschenkt. Und das, indem sie die Struktur des Bestandes weitestgehend unberührt gelassen haben, aber mit Abstand und der gesamten Farbpalette respektvoll und farbenreich ergänzt haben.
Auch unsere ausgewählten Referenzen zeigen, wie vielfältig Farben Architekturen zu stimmigen Gesamtbildern vervollständigen können: sei es als künstlerische Orientierungshilfe in einem Verwaltungsgebäude, als farbenfrohe Raumgestaltung in einer Schule oder als kreative Bodenbemalung in einem sich wandelnden Stadtraum.
Selbstverständlich kann Architektur auch in Bezug auf gesellschaftsrelevante Themen wie Nachhaltigkeit und Zukunftstheorien Farbe bekennen. Wie genau das gelingen kann – und wie Farbe sogar eine Fassade zum Klingen bringen kann, um erneut den Bogen zur Musik zu spannen – können Sie in dieser wirklich vielfarbigen und vielstimmigen Ausgabe entdecken.
Wir wünschen Ihnen ganz viel Freude dabei!
Ihr colore Team
Weiterdenken, weiterbauen
In Albanien wird einem Wahrzeichen neues Leben eingehaucht
Ein Potpourri aus Farben
Die Mischung macht's: Buntes steht für Vielfalt, Freude und Kreativität
Wo Farben Melodien spielen
Ein Kulturzentrum setzt mit seiner Fassade das Ölfass neu in Szene
Von den Straßen Tokios in die Welt
Architektin Emmanuelle Moureaux gibt Einblicke in ihre bunte, faszinierende Schaffenswelt
Farbenspiel und Formenwunder
Zwei temporäre Pavillons laden zum Entdecken, Anfassen und Hinterfragen ein
Wenn sich Intelligenzen ergänzen
Architekturdesigner Tim Fu im Dialog mit der KI
Kunterbunt
Brillux Scala-Farbfamilien
MEHR ALS FARBE
FOKUS
Mobilität in der Stadt
Urbane Projekte, die Menschen verbinden: Aktuelle Beispiele aus Kopenhagen, Neapel, Prag, Berlin und Bordeaux zeigen, wie eine gute Planung die Gemeinschaft fördert und Städte neu formt
Auf ganzer Linie
Park Edison, Bozen (IT)
Farbe macht Schule
Realschule An der Fleuth, Geldern
Stadtspuren
Kunstprojekt Stadtspuren, Karlsruhe
Harmonische Einheit
Erweiterungsbau mit Büroflächen, Meppen
Überzeugend energetisch
Mehrgenerationenhaus, Landshut
Dialog in Farbe
Architektenfragen an das Beraterteam von Brillux
Kommunikation und Kooperation
Die Brillux Farbstudios
Wie der kreative Wandel einer Architektur ein neues Statement setzt
denken bauen weiter weiter
Bestehende Strukturen nutzen, umnutzen, neu denken – in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Recycling bedeutsamer denn je sind, rückt dieser Ansatz auch in der Architektur verstärkt in den Fokus. Erfreulicherweise wird der Abriss von Bestandsgebäuden zugunsten eines Neubaus immer häufiger hinterfragt, und es entstehen zunehmend kreativere und ausgefallenere Ideen für ein zweites Leben einer Architektur. Die Pyramide von Tirana in Albanien ist dafür ein wirklich herausragendes Beispiel. So haben die Architekt/-innen des berühmten niederländischen Büros MVRDV gemeinsam mit dem albanischen Architektur- und Ausführungsbüro iRI dieser Architektur eine 180-Grad-Drehung verliehen. Ein strahlendes Beispiel dafür, wie Architektur mit dem Wandel und den Bedürfnissen der Gesellschaft weitergedacht werden kann.
Die Vergangenheit der Pyramide von Tirana ist nicht unbeschwert. Umso schöner ist es zu sehen, dass sie zu einer Art Vorzeigeprojekt geworden ist, das den Bedürfnissen und den Entwicklungen der aktuellen Gesellschaft Ausdruck verleiht. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit fast 12.000 m 2 wurde die Pyramide einst als Denkmal für den ehemaligen Diktator Enver Hoxha nach den Entwürfen seiner Tochter – selbst Architektin – geplant und errichtet und drei Jahre nach dessen Tod im Jahr 1988 als Museum eröffnet. Der brutalistische Betonbau war dabei ein klares Bild für das kommunistische Regime. Mit weißen Marmorplatten prachtvoll verkleidet, sollte das Gebäude einst das Glanzstück innerhalb der albanischen Hauptstadt sein. Mit den gesellschaftlichen und politischen Verände -
rungen im Land verlor die Pyramide jedoch im Laufe der Zeit zunehmend ihre strahlende Optik. Nach ihrer einstigen Funktion hauptsächlich als Übergangsraum genutzt – mal als NATO-Basis, mal als Nachtclub, litt auch die Gebäudestruktur unter der eher geringen Aufmerksamkeit. Ein großer Teil der Marmorplatten wurde gestohlen, Glas zerbrochen, die ausladenden Fassadenwände als Leinwand für Graffiti genutzt, und als ein Zeichen für den Sieg über das Regime wurde der Bau bestiegen und demoliert – es bestand Handlungsbedarf.
Zwischen Parlaments- und Regierungsgebäuden im Park eingebettet, vermittelt die sanierte Architektur mitsamt ihren neuen farbigen Boxen eine Art Festival-Atmosphäre.
„ Wir bei MVRDV haben uns zum Ziel gesetzt, innovative und zukunftssichere Entwürfe zu schaffen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, die spielerisch und optimistisch sind.“
MVRDV
Pyramide von Tirana Mitte 2014. Foto: wikipedia.org
Aus Geschichte lernen
Ein Denkmal beinhaltet jedoch auch immer ein Stück Geschichte. Hier verläuft ein schmaler Grat zwischen dem Aspekt des Erinnerns und Erhaltens sowie einer notwendigen Erneuerung. In diesem Fall zeigte sich das bereits im Jahr 2010, als der Plan entstand, die Pyramide zugunsten eines imposanten neuen Parlamentsgebäudes abzureißen. Doch die Bevölkerung entschied sich dagegen und verhinderte mit Protesten die Umsetzung. Trotz des geschichtlichen Hintergrundes des Gebäudes wollten die Albaner/-innen ihre Pyramide behalten. Ein spannender Aspekt, der sich auch darin zeigt, dass gerade die jüngere Generation mit der Pyramide gar nicht mehr vorrangig ein Denkmal des ehemaligen Diktators verbindet, sondern sie eher als ein Wahrzeichen der Stadt sieht. Dies verdeutlicht, dass, wenn Architektur erhalten bleibt, sie auch eine Chance hat, sich auf gewisse Art und Weise mit der Gesellschaft zu entwickeln und ein neues Statement zu setzen. So materialisierten sich Pläne, die Struktur nur teilweise zu verändern. Laut dem verantwortlichen Projektteam, das unter Leitung von Winy Maas, dem Gründungspartner von MVRDV, schlussendlich die Sanierung des Gebäudes übernahm, soll die Umgestaltung der Pyramide zeigen, wie ein Gebäude für eine neue Ära geeignet gemacht werden kann, während seine komplexe Geschichte erhalten bleibt.
„ Die Verwendung kräftiger Farben ist nicht nur ein ästhetischer Akt, sondern ein bewusster Versuch, ein Gefühl von Gemeinschaft und Optimismus zu schaffen.“
MVRDV
Kreativität als Oberthema
Ein kreativer Ansatz, der sich in der architektonischen Gestaltung, aber auch in der neuen Nutzung des Gebäudes spiegelt. Denn neben öffentlichen Mietflächen für Cafés und Ateliers wird es vor allem für die Albanisch-Amerikanische Entwicklungsstiftung (AADF) und ihr Projekt TUMO Tirana zu einem neuen Zuhause. Als außerschulisches Lernprogramm des „TUMO Center for Creative Technologies“ bietet es Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren die Möglichkeit, kreative Technologien wie das Programmieren, Know-how in der Spieleentwicklung und im Grafikdesign sowie Steuerungen im Bereich der Robotik zu entdecken, zu erlernen und sich in diesen Bereichen weiterzubilden. Die Kombination aus interaktiven Workshops, unterschiedlichen Lernlaboren und eigenständigen Lernbereichen soll die Jugendlichen in ihren Stärken und Interessen, in ihrer Kreativität und der Zusammenarbeit, aber auch in ihrer ganz individuellen Art des Lernens fördern. Auf diese Weise setzen die Stadt und der Staat ein deutliches Zeichen für die Bedeutung und Wertschätzung ihrer Jugend und damit für die Zukunft des Landes.
Dank des Raum-inRaum-Prinzips müssen nur die farbigen Boxen für eine optimale Lernatmosphäre klimatisiert werden.
programme
„ Uns ist es wichtig, verschiedene Absichten auszudrücken – von der Förderung sozialer Interaktion bis hin zur Hervorhebung wichtiger Gebäudeelemente, der Funktion oder des Kontextes.“
Ebenen der Nachhaltigkeit
Auch wenn es von ihrer Größe auf den ersten Blick nicht den Anschein hat, so ist die Pyramide von Tirana ein starkes Zeichen der Nachhaltigkeit – und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Neben der sozialen Nachhaltigkeit, dank der beachtenswerten Funktion zur Stärkung der Jugend, spielt dabei die Einstellung von MVRDV hinsichtlich des Umgangs mit der Bestandsstruktur eine Schlüsselrolle. Denn wo immer es möglich ist, versucht das niederländische Architekturbüro, einen Abriss zu vermeiden und die ursprünglichen Investitionen in Materialien und Kohlenstoff zu maximieren. So wurde im Fall der Pyramide die robuste Betonhülle nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft angepasst, anstatt die Struktur verschwenderisch abzureißen.
Durch die Öffnung der Bestandsstruktur und die Kombination mit den autarken Boxen muss die Pyramide als Raum so weder viel beheizt noch klimatisiert werden, was den Energieverbrauch erheblich reduziert. Lediglich neue große Glaskappen schließen das Gebäude, wenn es regnet – ein Ansatz, der Anpassungsfähigkeit und Flexibilität vermittelt. „Wir arbeiten oft mit bestehenden Gebäuden und Strukturen und hauchen ihnen neues Leben, einen neuen Zweck und eine neue Identität ein“, heißt es auch aus dem verantwortlichen Projektteam. „Ganz gleich, ob es sich um Renovierungen, Erweiterungen oder Umgestaltungen handelt, wir versuchen mit unseren Konzepten stets sicherzustellen, dass Projekte auch über ihre derzeitige Nutzung und Lebensdauer hinausgehen.“
Durch eine Öffnung der ehemaligen Betonstruktur entsteht ein direkter Bezug zur umgebenden Parklandschaft, der den Innen- und Außenraum ineinanderfließen lässt. Die Ergänzung der farbigen Boxen verleiht der Pyramide zusätzlich einen skulpturalen Charakter.
MVRDV
Connect with landscape
Control the microclimate
OBJEKT | STANDORT
The Pyramid of Tirana, Albanien
ARCHITEKTEN
MVRDV
IRI Architects (Co-Architekten)
FOTOGRAFIE
Ossip van Duivenbode
kunterbunt
Ein Potpourri aus Farben
Wenn leuchtendes Rot mit voller Wucht auf kräftiges Grün trifft, tiefes Blau sich hinzugesellt und sanftes Rosa warmem Gelb begegnet, dann wird es bunt! Während jede einzelne Farbe für sich genommen ihre eigene Aussagekraft hat, macht es bei bunt die Mischung. Diese sorgt für gute Laune, wirkt fröhlich, energiegeladen und lebendig und steht für Kreativität.
Beim indischen Frühlingsfest Holi werfen die Menschen mit farbigem Pulver.
Grenzenlose Kreativität
Generell sind Farben ein starkes Mittel, um sich auszudrücken – egal ob in der Mode, der Kunst, im Design oder in der Architektur. Sie werden genutzt, um die eigene Persönlichkeit und den individuellen Stil zu unterstreichen. Bunt steht oft für Nonkonformität und den Mut, sich von der Masse abzuheben. Bestes Beispiel dafür ist die Kinderbuchfigur Pippi Langstrumpf – erdacht von Astrid Lindgren. Ihr Zuhause hat sie in der „Villa Kunterbunt“ gefunden, die – wie der Name schon sagt – von einer farbenfrohen Architektur geprägt ist. Grünes Dach, gelbe Fassade, rosa Fensterläden: Hier hat der/ die vermeintliche Architekt/-in tief in den Farbtopf gegriffen und einen Ort geschaffen, der so ungewöhnlich und einzigartig ist wie seine kleine Bewohnerin. Fernab jeglicher Konvention ist er ein Sinnbild für das Ungebändigte und Fantasievolle.
Regenbogenflagge
Es lebe die Vielfalt!
Auch in unserer Kultur wird bunt oft als Metapher für Vielfalt und Diversität verwendet. Besonders in Bezug auf soziale Bewegungen steht die Zusammenkunft verschiedener Farben für die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft mit kontrastierenden Identitäten und Lebensweisen. Eine „bunte Gesellschaft“ symbolisiert Offenheit und vor allem Toleranz. Sie wird häufig versinnbildlicht durch die sogenannte Regenbogenflagge, die im Jahr 1978 erstmals ihren Auftritt in der Öffentlichkeit hatte. Während sie damals aus insgesamt acht leuchtenden Farben bestand, sind es heute nur noch sechs, die die Menschen in größtmöglicher Harmonie miteinander verbinden sollen.
Feste der Farben
Dass Buntheit fest in den Kulturen verankert ist und für Spaß und Unbeschwertheit steht, zeigen auch diverse Feste und Traditionen. Sie sorgen für buntes Treiben in den Städten. Ob beim Karneval, Oktoberfest oder dem indischen Frühlingsfest Holi, bei dem sich die Menschen gegenseitig mit farbigem Pulver bewerfen – wenn gefeiert wird, dann wird es bunt! Selbst der berühmte Día de los Muertos in Mexiko, der „Tag der Toten“, ist trotz des düsteren Themas von farbenfrohen Kostümen, bunten Blumen und kunstvoll verzierten Totenschädeln geprägt. Somit ist auch er alles andere als trostlos.
Ausdrucksstark
Geht es um Kultur, geht es auch um Sprache: Wer es zu bunt treibt, will zu viel. Wer sich alles bunt malt, liebt es zu schönen. Wer umherläuft wie ein bunter Hund, möchte auf keinen Fall in der Masse untergehen. Bunt hat sprichwörtlich etwas Auffallendes und vor allem Unbeschwertes. Daher wird die Mischung verschiedener Farben auch häufig mit der Kindheit assoziiert. Ein Potpourri aus Farben lässt Kinderaugen strahlen und hat den klaren Vorteil, dass man sich nicht für eine Farbe entscheiden muss. Das erkannte auch schon Bauhausgründer und Architekt Walter Gropius, als er sagte: „Bunt ist meine Lieblingsfarbe.“
DÍa de los Muertos in Mexiko
Auf ganzer Linie
Künstlerische Akzente für ein Multifunktionszentrum
Auf dem großen Industrie- und Messegelände der Stadt Bozen haben die Architekt/-innen von Pichler Architects ein Multifunktionszentrum errichtet, das neben seiner Innovation und Technik vor allem durch gestalterische Details und Kunst überzeugt.
Die Stadt Bozen ist bekannt für ihre malerische Lage zwischen den Dolomiten und den Alpen, für ihr historisches Zentrum und ihre Archäologie- und Kunstmuseen. Genauso essenziell ist die Industrie für die Landeshauptstadt Südtirols. Diese hat sich vorrangig südlich des Eisacks angesiedelt. Inmitten unterschiedlicher Fachgeschäfte, Großhändler und ITUnternehmen hat das Team von Pichler Architects hier ein modernes Produktionsgebäude mit Verwaltungskomplex kreiert, das zwischen dem Flusslauf und dem eindrucksvollen Gebirgspanorama versucht, beide Welten – Kunst und Industrie – zu verbinden. Laut Architekt Walter Pichler eine der größten Herausforderungen: „Es galt die Balance zu finden zwischen funktionaler Vielseitigkeit und ansprechend zeitloser Architektur.“ Der Name ‚Park Edison‘ lässt es vermuten: Hier sollen Fortschritt, Erfindungsgeist und technologische Innovation großgeschrieben werden. „Nicht nur weil sich das Gebäude an der Thomas-Edison-Straße befindet, sondern auch weil uns die Werte von einem der größten Erfinder, Ingenieure und Unternehmer als durchaus passend für ein multifunktionales Zentrum erschienen“, erklärt der Architekt.
OBJEKT | STANDORT
Park Edison, Bozen, IT
BAUHERR | NUTZER
Pichler I&S, Bozen
ARCHITEKT
Pichler Architects, Bozen
TECHNISCHER BERATER
Paul Marinelli, Brillux Bozen
VERKAUFSBERATER
Gabriel Breitenberger, Brillux Meran
AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB
Karl Trentini, Lana, IT
Ulrich Egger, Lana, IT
MEHR ALS FARBE
Kunst trifft Funktion
Bereits an der Pfosten-Riegel-Fassade des Verwaltungskomplexes zeigen sich spannende Details, wie vertikal angeordnete Lisenenschwerter. Sie erzeugen eine gewisse Feingliedrigkeit und Heterogenität, die perfekt mit der natürlich gewachsenen, massiven Gebirgsstruktur im Hintergrund harmoniert. Das speziell konzipierte Lochmuster führt dabei ein einzigartiges Wechselspiel von Licht und Schatten in den Innenraum. Die opaken Doppelstegplatten der zurückversetzten Halle erzeugen ebenfalls eine stimmige Fassadenoptik – dezent und ästhetisch. Für besondere, künstlerische Details im Inneren haben sich die Architekt/-innen den italienischen Künstler und Illustrator Arnold Mario Dall’O mit ins Boot geholt, mit dem sie schon mehrfach zusammengearbeitet haben. Sowohl die drei Eingangsbereiche als auch die Treppenhäuser erhielten von Arnold Mario Dall’O eine individuelle, kreative Gestaltung. „Die neutralen Sichtbetonoberflächen boten eine hervorragende Grundlage für die Integration von Kunst“, so Walter Pichler. „Aus diesem Potenzial, gepaart mit der Notwendigkeit eines Gebäudeleitsystems, entstand die Idee zur Zusammenarbeit.“ Dabei ließen die verantwortlichen Architekt/-innen dem Künstler freie Hand. „Künstler/-innen haben eigene Visionen, die die ursprünglichen Wünsche erweitern und verbessern können. So haben wir Arnold Dall’O lediglich die Anforderung der Funktionalität des Kunstwerks an das Gebäudeleitsystem sowie den Wunsch zur farblichen Differenzierung mit auf den Weg gegeben.“
„ Die rohe und reduzierte Gestaltung der drei Treppenhäuser, die Funktionalität, minimalistische Ästhetik und Wirtschaftlichkeit kombiniert, war bereits in der Planungsphase eine bewusste Entscheidung.“
WALTER PICHLER, ARCHITEKT
Systeme in Perfektion
Das Ergebnis ist genauso klar und zeitlos wie einzigartig. Asymmetrisch und frei ziehen sich Linien in unterschiedlichen Farben über die Sichtbetonwände und Türen. Doch was auf den ersten Blick ungeordnet wirkt, folgt einem künstlerischen System. Teils flächig ausgefüllt, begleitet dabei jede Etage ein abstraktes Tischmotiv in einer anderen Farbe mit einem detaillierten schwarzen Scherenschnitt einer Topfpflanze. Wo die Linien nicht in schwarzer Ausführung über die farbigen Türen laufen, ergänzen flächige Farbelemente mit einer schwarzen Etagen-Bezeichnung die künstlerische Ausführung. So wird immer eine Farbe mit schwarzen Elementen kombiniert, was auf den Sichtbetonflächen zugleich funktional und modern wirkt und der Gestaltung sowie der Materialität eine gewisse Ehrlichkeit verleiht. Was im Ergebnis so spielerisch und leicht wirkt, bedurfte jedoch hinsichtlich der Umsetzung einer intensiven Vorbereitung.
„ Die Zusammenarbeit mit Arnold Mario Dall’O ist immer spannend und kreativ.“
KARL TRENTINI, MALERMEISTER
Präzises Ausmessen, Detailentwürfe und das Testen von Arbeitstechniken bestimmten daher die Arbeit von Malermeister Karl Trentini, der auf der Basis verschiedener Lochpausen und einer Schablonentechnik mit seinem Team die Kunstwerke in die Realität umsetzte. Um dabei den Ansprüchen an das minimalistische und klare Kunstwerk gerecht zu werden und exakte Kanten zu erzielen, entschied sich Karl Trentini dafür, die über 800 Quadratmeter Wand- und Türflächen mithilfe von Klebeband und Roller aufzutragen, und setzte dabei auf die Brillux Superlux 3000 Innendispersion und den Brillux Hydro-PU-Tec Seidenmattlack 2088. Der Einsatz hat sich gelohnt, und das Ergebnis aus künstlerischer Inspiration und perfekter Ausführung führte sogar zur Nominierung beim Brillux Design Award 2023.
„Die Material- und Farbwahl sind bei jedem Bauwerk stets eine komplexe und vielschichtige Entscheidung. In diesem Fall haben wir die Innenraumgestaltung im Wesentlichen sehr natürlich gehalten, was den sorgfältig gewählten farblichen Elementen als Hauptakteuren eine Bühne bietet und sie noch besser und strahlender in Szene setzt“, freut sich auch Architekt Walter Pichler über das gelungene Ergebnis.
BRILLUX PRODUKTE
Superlux 3000
Hydro-PU-Tec Seidenmattlack 2088
BRILLUX SCALA-FARBTÖNE
99.00.69
24.21.24
75.12.15
12.21.18
Ein Kulturzentrum im neuen Gewand
Wo Farben Melodien spielen
Neben kilometerlangen Sandstränden und vulkanischen Landschaften sind die Kapverdischen Inseln auch geprägt von charmanten Kolonialstädten sowie einer vielfältigen Kultur. Um dieser einen passenden Rahmen zu verleihen, ist im Stadtzentrum von Mindelo auf der Insel São Vicente das „Centro Nacional de Arte, Artesanato e Design (CNAD)“ entstanden. Es bringt mit seinem spektakulären Erweiterungsbau von Ramos Castellano Arquitectos Farbe in die Kulturmetropole.
„Architektur ist gefrorene Musik.“
ARTHUR SCHOPENHAUER
Ein Kulturzentrum mit Mission
Das „Centro Nacional de Arte, Artesanato e Design“ liegt im Herzen der Stadt, am Nordende der Praça Nova – einer der wichtigsten Plätze von Mindelo. Als erste kulturelle Institution, die nach der Unabhängigkeit Kap Verdes gegründet wurde, hatte es seinen Sitz in einem der ältesten Gebäude der Stadt. Das jahrhundertealte Kolonialhaus diente einst Senator Augusto Pereira Vera-Cruz als private Residenz und beherbergte später sowohl ein Gymnasium als auch den Radiosender Barlavento. Nun verfolgt es als Nationales Zentrum für Kunst, Handwerk und Design das Ziel, die Entwicklung unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksformen zu fördern.
Kreative Handwerkskunst
Das CNAD wurde nun um einen modernen Neubau erweitert, dessen farbenfrohe Fassade den kreativen Geist des Hauses eindrucksvoll nach außen trägt. Die Arbeiten wurden von lokalen Handwerker/-innen ausgeführt, sodass die staatliche Förderung unmittelbar die regionale Struktur unterstützte. Mit Höhen von zwei bis fünf Stockwerken passt sich der Neubau von Ramos Castellano Arquitectos den umliegenden Wohngebäuden an und ist, außer auf der Nordseite, rundum verglast. Während die unteren drei Etagen mit vielfältigen Ausstellungsräumen zum Entdecken und Verweilen einladen, bieten die oberen Stockwerke eine Bibliothek, Seminarräume sowie komfortable Gästezimmer für Seminarteilnehmende.
Mit seiner farbenfrohen Fassade bereichert das „Centro Nacional de Arte, Artesanato e Design“ das Stadtbild von Mindelo.
Dank der drehbaren Fassadenelemente lässt sich der Lichteinfall präzise steuern und so das Raumklima effizient regulieren.
Hommage an das Ölfass
Die eindrucksvolle, vorgehängte Fassade umhüllt das neue Gebäude und wurde aus circa 2.500 sandgestrahlten und bunt lackierten Deckeln alter Ölfässer gestaltet –unscheinbare Objekte, die jedoch im Leben der Menschen in Mindelo eine zentrale Rolle spielen. Als Inselstaat sind die Kapverden auf die Lieferung unterschiedlichster Güter angewiesen, sodass beinahe jedes Produkt in Fässern importiert wird – von Öl über Kleidung bis hin zu Lebensmitteln. Diese Fässer werden anschließend auf vielfältige Weise weiterverwendet und kommen somit auch als Baumaterial zum Einsatz. Die farbigen Deckel wurden hier auf einer drehbaren Stahlunterkonstruktion angebracht und sind damit nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch funktional: Über einen Seilzugmechanismus lassen sie sich wie Jalousien verstellen und regulieren so die Sonneneinstrahlung und Luftzufuhr im Inneren des Gebäudes.
Musizierende Fassade
Neben der Kunst spielt auch die Musik eine zentrale Rolle im kulturellen Leben von Mindelo. Die Kapverden sind insbesondere für Morna bekannt – eine tief emotionale Musikrichtung, die den Inselbewohner/-innen als Ausdruck ihrer Identität und ihres Lebensgefühls dient.
Der Komponist und Musiker Vasco Martins ist Teil der regionalen Musikszene und verbindet in seinen Werken traditionelle kapverdische Melodien mit modernen Elementen. Er komponierte somit auch die Musik, die Ramos Castellano für die Fassade des CNAD ausgewählt hat – eine Art visuelles Notenblatt: Jede Farbe der Fassade repräsentiert eine Musiknote, sodass das Gebäude selbst zu einer Originalkomposition des kapverdischen Musikers wird. Diese kreative Herangehensweise ist angelehnt an das neurologische Phänomen der Synästhesie, bei dem Sinneswahrnehmungen miteinander verknüpft werden. In diesem Fall wird die Musik in Farben übersetzt, wodurch eine außergewöhnliche Symbiose zwischen visueller und auditiver Wahrnehmung entsteht. Die Tonspur zur Fassade wurde sogar als Album veröffentlicht.
So ist der Besuch des neuen „Centro Nacional de Arte, Artesanato e Design“ nicht nur eine Entdeckung künstlerischer Werke, sondern auch ein multisensorisches Erlebnis.
Farbe macht Schule
Eine städtische Realschule mit (farblicher) Orientierung
Markus Nilling, Dortmund
MEHR ALS FARBE
„Eine Schule, die (sich) bewegt!“, so lautet der Leitspruch der neuen „Realschule An der Fleuth“. Mit dem Neubau an einem bereits bestehenden Schulstandort westlich der Innenstadt von Geldern haben die Architekt/-innen von Hanßen Partnerschaft mbB Architekt und Beratender Ingenieur gemeinsam mit LINDEMANN INTERIOR DESIGN und den Landschaftsarchitekt/-innen von KRAFT.RAUM. auf knapp 6.500 m2 einen Lernort für bis zu 540 Kinder geschaffen. Der Aspekt „in Bewegung zu bleiben“ zeigt sich dabei auch im Raum- und Farbkonzept. Letzteres dient hier auch als schlüssige Orientierungshilfe.
OBJEKT | STANDORT
Realschule An der Fleuth, Geldern
BAUHERR | NUTZER
Gelderner Bau Gesellschaft
ARCHITEKT
Hanßen Partnerschaft mbB, Geldern
FARBGESTALTUNG
LINDEMANN INTERIOR DESIGN GmbH, Kevelaer
TECHNISCHER BERATER
Udo Grömping, Brillux Kleve
VERKAUFSBERATER
Peter Berlemann, Brillux Bottrop
AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB
Wienfort GmbH, Herten-Westerholt
Dass es sich bei dieser Realschule um eine dreizügige Schule handelt, verdeutlicht bereits, dass in diesem Neubau eine Vielzahl an Räumen und längere Laufwege vorhanden sind. Der Herausforderung, diesen Aspekten ein einheitliches und energieeffizientes Gesamtkonzept zu verleihen, hat sich die ortsansässige Partnerschaft Hanßen Architekten + Ingenieure angenommen. Seit über 45 Jahren vor allem auf öffentliche Gebäude spezialisiert, war es für die verantwortlichen Architekt/-innen in diesem Fall jedoch ein besonderes Bauprojekt – direkt vor der Haustür. „Ich bin selbst in Geldern groß geworden, und mir liegt sehr viel daran, dass Geldern als Schulstadt auch weiterhin seinem guten Ruf gerecht wird“, erklärt Architekt Martin Bauer. „Zudem sind die Anforderungen an die Gestaltung eines öffentlichen Schulgebäudes immer besonders hoch.“
Gemeinsam Farbe bekennen
Aus diesem Grund hat sich das Architekturbüro auch ergänzende Unterstützung von LINDEMANN INTERIOR DESIGN für die Innenbereiche und die Landschaftsarchitekt/-innen von KRAFT.RAUM für die Außenanlagen mit ins Boot geholt. „Für ein gelungenes Gesamtergebnis ist es uns immer wichtig, dass die innere und äußere Gestaltung zusammen ein schlüssiges Gesamtkonzept ergeben“, so Martin Bauer. Entstanden ist ein attraktiver Lernort für Schüler/-innen von der fünften bis zur zehnten Klasse – mit Mehrwert für die Region. Denn das großzügige Foyer dient nicht nur als Aufenthaltsraum während des Schulbetriebs, sondern kann auch für Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen genutzt werden.
Vielfalt: zeitlos und anspruchsvoll
Doch nicht nur das Foyer, auch die Flure und Klassenräume überzeugen mit stimmigen Farb- und Materialkombinationen, die Offenheit vermitteln. Der Bauherrschaft war es hierbei wichtig, dass umweltfreundliche und schadstoffarme Produkte zum Einsatz kommen, weshalb sich das Team für das VitaSystem von Brillux entschieden hat, das von der Grundierung bis zur Schlussbeschichtung konservierungsmittelfrei ist und ein gesundes Raumklima fördert. Zudem bietet die dazugehörige Dispersion Vitashine eine hohe Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit der seidenmatten Oberflächen, was für die extremen Belastungen im Rahmen eines Schulbetriebs optimal ist.
„ Wenn Farbe gezielt eingesetzt wird, kann sie die Architektur positiv ergänzen und ganz neue Atmosphären erzeugen.“
MARTIN BAUER
„ Ein Gebäude ohne jegliche Farbgebung ist für mich steril bzw. auf jeden Fall sehr reduziert.“
MARTIN BAUER
So konnten intensiv und satt getönte Farbakzente in Gelb, Grün, Blau und Orange mit Holz- und Sichtbetonoberflächen sowie mit dezenten Bodenbelägen unkompliziert und harmonisch arrangiert werden. Reduziert, zeitlos und nachhaltig war dabei das Credo der Planenden. „Die Aufgabe war es, ein Gebäude zu entwerfen, in dem sich Schüler/-innen, Lehrende und Mitarbeitende wohlfühlen und mit dem sie sich identifizieren. Gleichzeitig war das Gebäude so zu gestalten, dass es einen hohen Wiedererkennungswert hat und als Schulstandort auch zukünftigen Bedürfnissen gerecht werden kann“, erläutert Martin Bauer als verantwortlicher Projektarchitekt. „Die Kinder sind unsere Zukunft, und das Bauen für die Zukunft ist für mich daher immer eine besonders anspruchsvolle Aufgabe.“
Untrennbare Herausforderungen
Darüber hinaus galt es, eine hohe Qualität in einer möglichst geringen Bauzeit umzusetzen. Aus diesem Grund entschied sich das Team für die Errichtung in Fertigteilbauweise. Der Aspekt des Materials war dabei ebenfalls bedeutsam. „Je nach Materialwahl hat das gleiche Gebäude eine ganz andere Wirkung“, führt Martin Bauer aus. „Farbe und Architektur kann man gar nicht trennen. Jeder Baustoff hat eine gewisse Farbe und auch eine Oberflächenstruktur.“ Für die Farbwahl selbst wurde gemeinsam mit LINDEMANN INTERIOR DESIGN und der Bauherrschaft ein Konzept abgestimmt, auf dessen Basis vorab individuelle Farbmuster angelegt wurden. Ein Gefühl und Gespür für die passenden Farben sowie kurze Wege und schnelle Abstimmungen mit allen Beteiligten waren für das Team von Hanßen Architekten + Ingenieure dabei essenziell.
BRILLUX PRODUKTE
Vitabase 9002
Vitafill 9001
Vitaglue 9003
Vitalux 9000
Vitashine 9006
Vitasmart 9004
2K-Aqua Epoxi-Primer 2373
2K-Aqua Seidenmattlack 2388
CreaGlas Glasvlies VG K 3000
Lightvlies 130
BRILLUX SCALA-FARBTÖNE
03.15.12
18.15.18
57.12.15
57.15.15
60.12.30
63.09.18
72.06.30
75.03.12
84.09.27
84.15.27
87.12.09
99.00.33
Im Gespräch mit Emmanuelle Moureaux
Von den Straßen Tokios in die Welt
Die französische Architektin, Künstlerin und Designerin Emmanuelle Moureaux liebt Farben – in all ihren Facetten. Und sie liebt es, mit ihnen einzigartige Installationen zu kreieren, die Farben auf unkonventionelle Art erlebbar machen.
Ihre Arbeiten sollen Emotionen wecken und den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern – eine Mission, die in Zeiten wie diesen besonders wertvoll ist. Ihre Inspiration findet die Künstlerin in ihrer Wahlheimat Tokio. Dort hat sie 2003 auch ihr eigenes Büro emmanuelle moureaux architecture + design (heute: emmanuelle moureaux INC.) gegründet, das sie nicht nur zu ihrem Designkonzept „shikiri“, sondern auch zu ihrer beeindruckenden Installationsreihe „100 colors“ geführt hat. Diese zelebriert bereits in zahlreichen Städten die Schönheit der Farbigkeit.
Ihre Verbindung zur Farbe begann in Tokio. Wie hat die Stadt Sie inspiriert? Ich habe damals in Frankreich Architektur studiert und reiste 1995 nach Tokio. Als ich die Stadtlandschaft dort sah, war es, als würde ich Farben zum ersten Mal wahrnehmen. Sie schienen in der Stadt zu schweben – als Schichten, als dreidimensionale Elemente. Es war so schön, dass ich bereits in den ersten zwei Stunden meines Aufenthalts in Tokio beschloss, dort zu leben.
Was steckt hinter Ihrem Konzept „shikiri“? Als Antwort auf die unvergleichliche Farbwelt in Tokio entwickelte ich mein Gestaltungskonzept „shikiri“, was bedeutet: „Räume mit Farben zu teilen (zu schaffen)“. Ich nutze Farben als dreidimensionale Elemente, wie Schichten, um Räume zu schaffen – nicht als
letzten Schliff auf Oberflächen. „shikiri“ ist inspiriert von den traditionellen japanischen Raumteilern und hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Es begann mit flächigen „shikiri“-Elementen und wurde dann zu dünneren linearen Elementen. Aktuell zeigt es sich unter anderem in Zahlen oder Buchstaben. Ich versuche ständig, eine neue „Form“ der Farbe zu erschaffen.
Welche Bedeutung hat Farbe für Sie?
Farben können unbegrenzte Emotionen erzeugen. Sie können Menschen zum Lächeln bringen, Energie und Freude schenken und vor allem glücklich machen.
Wie beeinflussen die verwendeten Materialien die Wirkung der Farbe in Ihren Arbeiten?
Das Material selbst spielt für mich keine Rolle. Es hat keinen Einfluss auf die Wirkung meiner Arbeit – nur die Farben sind entscheidend. Ich möchte nicht, dass das Material erkennbar ist, denn der Fokus soll allein auf den Farben liegen. Deshalb verberge ich stets die Textur. Das wichtigste Kriterium bei der Materialwahl ist, dass es mir ermöglicht, die gewünschte Farbwirkung zu erzielen.
100 colors no.1
100 colors no.3
Ihr „100 colors“-Projekt ist eine Ihrer bekanntesten Installationen. Was steckt dahinter und welche Botschaft möchten Sie vermitteln?
„100 colors“ ist eine 2013 begonnene Installationsserie, die den Raum mit 100 Farbschattierungen gestaltet. Jede Installation besteht aus Zehn- oder Hunderttausenden von Farbmodulen, die perfekt in dreidimensionalen Rastern angeordnet sind und eine Unendlichkeit von Farbschichten bilden. Dadurch möchte ich den Menschen die Möglichkeit geben, Farben zu sehen, zu berühren und zu fühlen, um sich der Farben, die uns umgeben, bewusster zu werden. Die Installationsreihe wurde bereits in 15 Ländern und 26 Städten ausgestellt und wird auch weiterhin um die Welt reisen.
Warum haben Sie sich für die Zahl 100 entschieden?
Ich habe die Zahl „100“ gewählt, weil sie eine vertraute Zahl ist (100 %, 100 Punkte ...). 100 bedeutet „viel“, aber gleichzeitig kann jeder leicht bis 100 zählen. Ich habe die schönsten 100 Farben zusammengestellt, um einen Raum zu schaffen, der berührt. Die Auswahl ist intuitiv und emotional.
Bei welchem Ihrer Projekte war die Arbeit mit Farben besonders herausfordernd?
Bei meinem Projekt „1000 COLORS RECIPE“. Mit dieser besonderen Installation wollte ich die besondere Färbetechnologie der Stadt Imabari in Japan präsentieren. Dafür habe ich eine spezielle Palette von 1.000 Farben kreiert – die größte Anzahl an Farben, die ich je in meinen Arbeiten verwendet habe. Es war eine große Herausforderung für mich, eine so große Farbpalette zu erschaffen und diese gemeinsam mit lokalen Färbetechnikern in dieser Installation zum Leben zu erwecken.
Welche ist Ihre persönliche Lieblingsfarbe?
Alle Farben sind für mich gleichwertig. „Mehrfarbig“ ist meine Lieblingsfarbe. Aber wenn ich mich für nur eine entscheiden müsste, wäre es Weiß. Weiß ist die Farbe, die notwendig ist, um andere Farben schön erscheinen zu lassen.
Woran arbeiten Sie aktuell und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Derzeit arbeite ich an der Installation „100 colors no.53“, die diesen Frühling in Tokio enthüllt wird. Meine fortlaufende „100 colors“Serie ist allerdings ein nie endendes Projekt. Ich stehe noch am Anfang meiner Reise und möchte auch in Zukunft Farben in die Welt und in die Herzen der Menschen tragen.
1000 COLORS RECIPE
Baustellen sind selten schön und können für alle Beteiligten zu einer echten Geduldsprobe werden. In Karlsruhe begegnet die Stadt erforderlichen Baumaßnahmen nun mit einem neuen und zugleich farbenfrohen Ansatz. Im Rahmen der aufwendigen Neugestaltung der Karlsruher Innenstadt hat sich das Citymarketing mit dem Quartier Marktplatz Carré für eine temporäre künstlerische Bodenbemalung im Baustellenbereich entschieden. Das Kulturzentrum „Combo“ hat dafür ein Konzept entwickelt und dieses gemeinsam mit ihrer Mobilen Jugendarbeit der Stadt Karlsruhe eindrucksvoll und mit großem Vorbildcharakter umgesetzt.
BAUHERR | AUFTRAGGEBER KME Karlsruhe Marketing und Event GmbH
FARBGESTALTUNG | AUSFÜHRUNG Combo Hip Hop Kulturzentrum, Karlsruhe
TECHNISCHER BERATER
Markus Werthwein, Brillux Karlsruhe
VERKAUFSBERATER Raphael Trunk, Brillux Karlsruhe
Bereits seit April 2005 besteht die Grundidee des Hip Hop Kulturzentrums „Combo“ in Karlsruhe darin, jungen Menschen eine Möglichkeit zur Entfaltung, aber auch einen Lernort zur Übernahme von Verantwortung zu bieten. Dies beinhaltet auch die Teilhabe an der Gemeinschaft und Gesellschaft. In diesem Zusammenhang hat das Team schon mehrere Projekte im Rahmen der Stadttransformation begleitet und umgesetzt, denn Graffiti und Street Art können eine kulturelle Bereicherung darstellen, indem urbane Räume kreativ gestaltet werden und so eine dynamische Atmosphäre erzeugt wird.
Auf den Spuren der Stadt
Bei dem temporären Bodenkunstprojekt „Stadtspuren“ handelt es sich um ein Pilotprojekt zur Belebung der von den Baumaßnahmen beeinträchtigten Bereiche in der Innenstadt. Gerade für die hiervon betroffenen Geschäfte soll auf diese Art und Weise einem Besucherrückgang entgegengewirkt und die graue Baustellenatmosphäre abgemildert werden. Dem Team „Combo“ war es dabei wichtig, eine Verbindung zwischen Kunst, Gesellschaft und der Geschichte der Stadt herzustellen. Im Rahmen der vorausgegangenen Recherchearbeiten stießen sie auf die Geschichte der Tulpenbücher und der Bedeutung dieser Blume für die Stadt. „Besonders inspirierte uns der Gedanke, dass unser Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden ein großer Freund von Tulpen und den porträtierten Kunstwerken war, die professionelle Künstler in seinem Auftrag von dieser Blume anfertigten“, erklärt „Buddy“ Baske als Street-Art-Künstler und Initiator des Kunstprojekts. „Beides – Tulpen und die Werke – teilte er mit der Bevölkerung . Dieser Aspekt passte perfekt zu unserer Grundidee und führte schließlich zu der Entscheidung, die Tulpe in den Mittelpunkt unseres Werkes zu stellen“, ergänzt Martin Tabares San Jose als verantwortlicher Projektleiter aus dem Team „Combo“.
„ Die motivierendsten Aspekte in diesem Projekt waren die Dynamik und das Vertrauen, die sich im Laufe der Planung zwischen den beteiligten Partner/-innen entwickelt haben.“
„BUDDY“ BASKE
Ein farbenfrohes Blumenfeld
Von dem Motiv der Tulpe ausgehend entwickelte das Team ein Ornament, das organische Formen mit weiteren abstrahierten Motiven, wie dem nahe gelegenen Rhein und dem charakteristischen strahlenförmigen Stadtaufbau, kombiniert. Die Formen sollten dabei einladend wirken und faszinieren und zum Entdecken auffordern. Vor allem galt es hierbei, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die verwendete Farbpalette wurde dafür genauso breit aufgefächert wie die Komposition selbst. „Unser Ziel war es, ein breites Spektrum an Farben zu verwenden, ohne dabei zu übertreiben“, so Buddy Baske. „Aus diesem Grund entschieden wir uns dafür, Farben, die an das CMYK-Farbmodell angelehnt sind, mit verschiedenen Grüntönen als Anspielung auf die Natur, zu kombinieren. Dadurch ergänzen wir auf harmonische Weise die grauen Bodentöne, während die vertrauten Farbtöne eine Vielzahl an Besuchenden ansprechen.“
Dynamische Herausforderung
Neben der Vermeidung einer möglichen Baustellen-Tristesse galt es zudem, die Besucherströme der angrenzenden Geschäfte zu lenken bzw. diese in die Kunst zu integrieren und so eine gewisse Dynamik zu erzeugen. Durch den Einbezug bestimmter Gehwege werden sich Bewegungsströme kreuzen und an stark frequentierten Stellen Laufspuren entstehen – ein Aspekt, der durchaus gewollt ist. „Da das Projekt einen Modellcharakter hat, lässt sich der Verlauf nicht vollständig vorhersagen. Deshalb muss Raum für das Unerwartete gelassen werden“, erklärt Martin Tabares San Jose. Dafür hat das Team schlussendlich eine Fläche von 2.500 m2 gewählt, von der knapp die Hälfte mit Farbe versehen wurde. Dabei traf das Team auf eine echte Herausforderung, denn aufgrund der Lage mitten in der Einkaufsstraße mussten die Gestaltungsarbeiten außerhalb der Ladenöffnungszeiten durchgeführt werden. Um zudem die Fußgänger/-innen und den Berufsverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, entschloss sich das Team dazu, in einzelnen, abgesperrten Bereichen zu arbeiten.
„ Der Anspruch, der Aufwand und die Herangehensweise an ein temporäres Projekt sind genauso hoch gesteckt wie bei anderen Werken. Letztlich ist alles Materielle vergänglich – was bleibt, ist die Geschichte.“
Farbe ist nicht gleich Farbe
Doch selbst mit diesen Maßnahmen musste auch die Farbe selbst hohe Ansprüche und spezifische Eigenschaften erfüllen: Eine schnelle Trocknungszeit, Überstreichbarkeit und Belastbarkeit sowie eine hohe Rutschhemmklasse galt es zu kombinieren. Auch für das Brillux Team ein Novum, denn die Markierungsfarbe 108 von Brillux, die hierfür gewählt wurde, wird gewöhnlich zum Aufbringen eher kleinflächiger Symbole oder Piktogramme auf Bodenbelägen verwendet. Doch durch die Beimischung der Floortec Safe-Step 841 Glaskugeln konnte der Grad der Rutschhemmung auch für die großen Flächen optimiert werden. „Hier ist wirklich die kompetente und kreative Beratung sowie die Begleitung durch die zuständigen Brillux Mitarbeitenden hervorzuheben“, erklärt Martin Tabares San Jose. „Das war auch das Inspirierende an dem Projekt“, ergänzt Street-Art-Künstler „Buddy“ Baske. „Es hat sich zwischen allen Beteiligten im Laufe der Planung eine echte Dynamik und gegenseitige Unterstützung entwickelt. Alle waren hochmotiviert, das Projekt erfolgreich zu realisieren.“ Bemerkenswert ist dabei auch, dass ein Großteil der Vorbereitungen und Umsetzungen von dem 14-köpfigen Team des Hip Hop Kulturzentrums „Combo“ ehrenamtlich und ohne Honorar geleistet wurde. Ein Pilotprojekt mit echtem Gestaltungspotenzial – auch für die Zukunft.
BRILLUX PRODUKTE Markierungsfarbe 108 mit Floortec Safe-Step 841
BRILLUX SCALA-FARBTÖNE
03.21.18 27.18.24 33.15.24 36.12.24 42.21.21
MARTIN TABARES SAN JOSE
Metro-Station Centro Direzionale, Napoli: Roland Halbe
Unser Mobilitätsbedürfnis prägt Städte und Metropolregionen. Welche Vorstellungen liegen der zeitgenössischen Stadtplanung für Mensch und Verkehr im Straßenraum zugrunde – welchen Beitrag kann Architektur dabei leisten? Aktuelle Beispiele aus Neapel und Kopenhagen, Pläne für Prag, ein Prototyp in Berlin sowie eine Brücke in Bordeaux zeigen auf, was gute Planung bewirken kann, und fördern dabei die Gemeinschaft – vielleicht ein Erfolgsrezept für die Stadt der Zukunft?
Mobilität verbindet – nicht nur Menschen und Städte, auch Technik, Materialien und Design, wie die Metro-Station Centro Direzionale di Napoli von Benedetta Tagliabue – EMBT, ausdrucksstark zeigt.
Zeit für neue Mobilität
Erst prägen unsere Städte uns, dann prägen wir unsere Städte. Als die Hafenmetropole Neapel 2004 ein umfangreiches Infrastrukturprojekt für eine Reihe neuer U-Bahn-Stationen beauftragte, folgte der übergeordnete Leitfaden keinem technischen Schwerpunkt, auch keinem der neumodischen Mobilitätsbegriffe. Das Motto lautete: „Kunst, Architektur und Archäologie“: wie vielversprechend!
Neapel: Holzbau in der Hafenstadt
Betrachtet man die neue Metro-Station Centro Direzionale di Napoli, zeigt sich ein langjähriger Prozess. Bereits 2005 gewann der expressive Entwurf von Benedetta Tagliabue – EMBT den ausgeschriebenen Wettbewerb. Das in Barcelona ansässige Architekturbüro schlug vor 20 Jahren eine zeitgenössische Kathedrale aus Holz vor, die neue Zusammenhänge zwischen dem natürlichen Vulkanboden der Stadt und dem ursprünglichen Entwurf des künstlichen Geländes von Kenzo Tange aus den 1970er-Jahren schuf. Damit war EMBT seiner Zeit weit voraus und setzte sich gegen internationale Konkurrenz wie Foster + Partners, Massimiliano Fuksas, Álvaro Siza und Dominique Perrault durch. Grund dafür: der Entwurf einer wegweisenden Ikone in Form einer Brettschichtholzkonstruktion, die einen organischen Kontrast zu dem 1970er-JahreFlair der Nachbarschaft bildet.
Die Deckenstruktur spielt dabei auf klassische Bahnhöfe an, die oft gewölbt sind, während die Bahnhofsform das Gefühl eines „Spaziergangs im Wald“ vermitteln will. So poetisch kann ein innovativer Bahnhof sein! Und wenn eine funktionale Infrastruktur mit einer Seele geschaffen wird, wie es Benedetta Tagliabue – EMBT in Neapel vormachen, strahlt das auf die Umgebung aus.
Neues Wohnzimmer für Prag
Bauwerke formen eine Stadt und ihre Identität. Das erfordert Geduld und Ausdauer. In Neapel waren es vom Wettbewerbsergebnis bis zur Inbetriebnahme ganze 17 Jahre. 2023, ein Jahr nach Einweihung der Station Centro Direzionale di Napoli, wurde in Prag der Wettbewerb für einen „neuen Mobilitätsknotenpunkt der Zukunft“ entschieden. Gesucht war die nahtlose Verbindung von drei Verkehrsknotenpunkten am Hauptbahnhof Nový hlavák zu einem einheitlichen und einladenden Ort, wobei auch Fußgängerströme optimiert werden sollten. Für dieses neue Eingangstor der tschechischen Hauptstadt hat das Kopenhagener Architekturbüro Henning Larsen zusammen mit Rambøll einen Palast aus Holz entworfen und wurde beim Wettbewerb um die Gestaltung des Entwurfs für den Prager Hauptbahnhof im November 2023 mit dem 1. Platz ausgezeichnet.
Metro-Station Centro Direzionale, Napoli: Roland Halbe
Im Herbst 2022 fertiggestellt (für Verzögerungen sorgten archäologische Funde), verwandelt der neue Bahnhof mit seiner unterirdischen Verbindung die künstliche Oberfläche des Gebiets in eine Topografie mit vielen verschiedenen Ebenen. Darüber thront eine tektonische Dachstruktur. „Holz wurde für dieses Projekt aufgrund seiner Vielseitigkeit, Nachhaltigkeit und der Wärme gewählt, die es in städtische Räume bringt“, schwärmt Benedetta Tagliabue. „Es fügt sich nicht nur harmonisch in die Umgebung ein, sondern bietet auch eine zeitlose Ästhetik, die sich im Laufe der Zeit wunderschön weiterentwickelt.“
Karen Blixens Plads, Kopenhagen: Rasmus Hjortshoj
Opera Park, Kopenhagen: Francisco Tirado
Reallabor Radbahn, Berlin:
Entwurf: Reindeer Rendering
Simone-Veil- Brücke, Bordeaux: JB Menges
Clement Guillaume
Greta Tiedje, Associate Design Director bei Henning Larsen, beschreibt den zukünftigen Bahnhof Nový hlavák „als erweitertes Wohnzimmer – ein lebendiger Raum in einem grünen Park mit einem Holzdach“. Die Architektin betont die Aufenthaltsqualität, die geschaffen werden soll, damit der Bahnhof mehr als ein Knoten- und ein Treffpunkt wird. „Wir stellen uns Nový hlavák als einen Ort vor, an dem sich Menschen begegnen, verweilen und sinnvolle Verbindungen knüpfen können – eine wirklich integrative und einladende urbane Oase im Herzen Prags.“
Die Metro-Station Centro Direzionale di Napoli (oben) vermittelt mit der Holzkonstruktion und dem gewölbten Dach den Eindruck eines Spaziergangs im Wald. Einen ähnlichen Parkcharakter verfolgt der Entwurf für den neuen Hauptbahnhof Nový hlavák in Prag (unten).
Fast 14 Meter hoch soll die Holzkonstruktion der neuen Terminalhalle werden. Das fördert die Belichtung mit Tageslicht, Klimakomfort und Wohlbefinden der Menschen, die hier ankommen, pendeln oder sich treffen. Zum Umbau gehört auch die Revitalisierung des benachbarten Parks „Vrchlického“, der sich von einer dunklen Ecke, die man eher meidet, in eine lebendige Kultur- und Aktivitätszone verwandeln soll. Zusätzliche einheimische Vegetation ergänzt den historischen Baumbestand. Mit ihrem Entwurf definieren Henning Larsen und Rambøll die Landschaft von Prag neu und treiben die Vision voran, ein nachhaltigerer, lebenswerterer Ort zu werden. Der klimafreundliche Holzbau soll „Bahnhofsgefühle wie anno dazumal wecken“, sagt Jacob Kurek, Global Market Director bei Henning Larsen. Er wünscht sich „ein nostalgisches und vertrautes Erlebnis, das den Aufenthalt am Bahnhof zu einem erhebenden Moment macht.“ 2028 könnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Wie lange es dann dauern wird? Nun, vorgefertigter Holzbau ohne Arbeiten im Untergrund ermöglicht eine unvergleichliche Geschwindigkeit.
Learning from Copenhagen
Nirgendwo steht aktive Mobilität wie Rad- und Fußverkehr schon so lange und so weit oben auf der Agenda der Stadtentwicklung wie in der Heimat von Henning Larsen. Schon seit Jahren bewegt sich die Bewohnerschaft in Kopenhagen für die Hälfte ihrer Wege mit dem Fahrrad. Ein wunderbares Beispiel, wie Stadt und Stadtplanung die Menschen prägen und die Menschen ihre Stadt. Schließlich war Kopenhagen von den 1960er- bis 1980er-Jahren eine echte Autostadt, bis
Metro-Station Centro Direzionale, Napoli: Roland Halbe
die Politik neue Prioritäten setzte. Parkplatzminimierung und autofreie Zonen sorgen im Zusammenspiel mit Radschnellwegen und Brücken, die nur für Radund Fußverkehr frei sind, für eine gelebte Radkultur.
Obwohl nicht die Erfinder, werden Radwege in Sydney nach ihrem Vorbild „Copenhagen Lanes“ genannt.
Für öffentlichen Raum und Mobilität mit Mehrwert finden sich in Kopenhagen viele weitere Vorbilder und Ideen. Wie Infrastruktur und Landschaft zusammengedacht werden können, ist auch das übergeordnete Konzept hinter den ungewöhnlichen Entwürfen von COBE . Das dänische und in Kopenhagen ansässige Architekturbüro von Gründer Dan Stubbergaard hat sich hier mit Projekten wie der Metro- Station Nørreport sowie den Stationen Orientkaj und Nordhavn im neu angelegten Stadtquartier Nordhavn, aber auch urbanen Platzgestaltungen wie dem zentral gelegenen Israel Plads und Karen Blixens Plads, eine Hügellandschaft mit 2.000 Fahrradparkplätzen an der Universität, national wie international einen Namen gemacht.
Die Stadt als Resonanzraum
COBE versteht die Stadt als erweiterten Wohnbereich, in dem sich privater und öffentlicher Raum auf experimentelle Art miteinander verbinden lassen. Urbane Lebensqualität mit großer Sensibilität für ein Gleichgewicht zwischen Stadt und Natur sind das Steckenpferd des Büros. Weil die Landschaftsplanung dabei eine wichtige Rolle spielt, arbeiten heute über 50 Landschaftsarchitektinnen und -architekten in dem Büro, das über 150 Mitarbeitende zählt.
Urbane Lebensqualität: Das Architekturbüro COBE versucht, im öffentlichen Raum stets Mobilität mit der Landschaft und einem Mehrwert für die Bevölkerung zu verbinden, ob in einer Metrostation wie Orientkaj (oben) oder dem Karen Blixens Plads (unten).
Neuster Coup von COBE in Kopenhagen für ein besonderes Infrastrukturprojekt, das die Landschaft als Klammer nutzt, ist der „Opera Park“. Die Parkanlage neben der 2005 eröffneten Königlichen Oper (ein Gebäude aus der Feder von Henning Larsen) wird zur Bühne für die Natur – zu jeder Jahreszeit: Im Frühling blüht eine reiche Farbpalette, der Sommer verzaubert mit allerlei Grüntönen, der Herbst leuchtet Rot und Gelb, während im Winter immergrüne Kiefern den „Opera Park“ dominieren. Insgesamt 628 Bäume, 80.000 Stauden und Büsche sowie 40.000 andere Pflanzen wachsen hier heute und vermischen sechs Gärten aus verschiedenen Teilen der Welt: den nordamerikanischen Wald, den dänischen Eichenwald, den nordischen Wald, den orientalischen Garten, den Englischen Garten und den subtropischen Garten, der in einem Gewächshaus untergebracht ist. Dazwischen überraschen ein Springbrunnen, ein Spiegelbecken und ein Seerosenteich die Besucherinnen und Besucher, die im „Opera Park“ die Hauptrolle spielen.
„Der Park ist für Erholung, Entspannung und Kontemplation konzipiert und bietet der Stadt eine dringend benötigte grüne Oase“, erklärt Dan Stubbergaard.
Trocken von A nach B: Radbahn Berlin
Und was passiert mit dem Bestand? Von einem großen Dach für den Radverkehr träumt man in BerlinKreuzberg, wo das denkmalgeschützte HochbahnViadukt der U1 in eine Radbahn transformiert werden soll. Die neun Kilometer lange Radschnellstrecke ist die Vision bürgerschaftlicher Projektinitiatoren aus Architektur, Kultur und Nachbarschaft, die dafür 2014 den Verein paper planes e.V. gegründet haben. Der bisher verwaiste, teilweise als Parkraum genutzte Ort soll in einen neuen Stadtraum als Spielfeld für zeitgemäße Mobilität, Innovation und Freizeitangebote verwandelt werden.
Metro-Station Centro Direzionale, Napoli: Roland Halbe
Paolo Fassoli
„Wenn man durch den Park schlendert, hat man das Gefühl, die Stadt verlassen zu haben und in die Natur einzutauchen, wobei man fast vergisst, dass man sich mitten im dichten Stadtzentrum befindet.“ Was man von außen nicht sehen kann: Unter dem romantischen Pocket Park versteckt sich ein Parkhaus mit 300 Pkw-Stellplätzen, 48 Ladestationen für E-Mobilität und 100 Fahrradparkplätzen. Das Publikum der Oper kommt trockenen Fußes zur Vorstellung und der Begriff des Park-Hauses wird doppelt interpretiert. Ein Konzept, zu dem alle neuen Parkgaragen verpflichtet werden sollen: keine versiegelte Fläche ohne neu geschaffene Naturlandschaften.
Die Vision fand weitere Mitstreiter und konnte sich in der Stadtpolitik etablieren. Mit Unterstützung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und des Berliner Senats sowie der Förderung aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ entstand 2019 das Reallabor Radbahn. Die Umgestaltung der unter dem Viadukt liegenden Fläche untersucht seit Juni 2024 ein 200 m langes Testlabor auf dem Teilstück zwischen Mariannenstraße und Oranienstraße. Die ehemaligen Parkplatzflächen wurden entsiegelt und bepflanzt, zwei neue Radspuren eingerichtet sowie eine Wasser aufbereitungsanlage, Stadtmöbel, Beleuchtung, Servicestationen und erklärende Beschilderungen installiert.
Ziel der Teststrecke ist die Überprüfung und Weiterentwicklung des Radbahn-Konzepts, um eine Entscheidungsgrundlage für den weiteren Bau der Radbahn-Gesamtstrecke zu erarbeiten. „Unsere Geschichte beginnt 2014 mit einigen aufgeregten Anrufen“, erinnert sich Architekt Matthias Heskamp, Koordinator und Sprachrohr von paper planes e.V.: „Der Berliner Exil-Finne Martti Mela befragte seine Bekannten, die etwas mit Architektur, Stadtentwicklung und Politik zu tun haben: Warum nutzt Berlin den Raum unter dem Kreuzberger U1-Hochbahnviadukt nicht zum Radfahren?“ Die Antwort auf diese Frage hat Strahlkraft als internationales Vorzeigeprojekt.
Stadträume haben echtes Potenzial, zu Parkräumen zu werden. Das zeigt sowohl das neuste Projekt Opera Park von COBE als auch die Vision mit erstem Testlabor einer Radbahn durch Berlin des Vereins paper planes e.V.
Bordeaux: Eine Brücke als urbaner Raum
Noch eine weitere bedeutende Stadtarchitektur fand im gleichen Sommer international Beachtung. In Bordeaux wurde im Juli 2024 die Simone-VeilBrücke eröffnet: Benannt nach der französischen Juristin Simone Veil, Holocaust-Überlebende und erste Frau an der Spitze des Europäischen Parlaments, bietet die Verbindung über den Fluss Garonne der Stadt – mit 44 m Breite – einen neuen öffentlichen Raum.
Konzept und Entwurf stammen von Rem Koolhaas und Chris van Duijn vom Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture (OMA), wobei die Gestaltung sich zurücknimmt. „Die Brücke verzichtet auf jegliches Interesse an Stil, Form und strukturellem Ausdruck zugunsten eines Engagements für Leistung und eines Interesses an der zukünftigen Nutzung durch die Bevölkerung von Bordeaux“, erklärt das Team von OMA. 2014 war das radikale Konzept als Sieger aus dem internationalen Wettbewerbsverfahren hervorgegangen.
Das Besondere an der neuen Brücke in Bordeaux: Autos, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder haben alle ihre eigenen Fahrspuren, wobei die mit Abstand größte dem Fußgängerverkehr gewidmet ist. Die geplante Breite der Brückenplattform konnte verdoppelt werden, um 28 m neutralen, unprogrammierten Raum zu schaffen, der für jeden kulturellen oder kommerziellen Zweck genutzt werden kann, wie etwa für Bauernmärkte, Kunstmessen, Fahrradrallyes, Autoclubtreffen und Festivals für Musik oder Wein.
Metro-Station Centro Direzionale, Napoli: Roland Halbe
„Die Rolle der Brücken als urbane Räume an sich ist verloren gegangen und muss wiederbelebt werden“, sagen die OMA-Partner Chris van Duijn und Rem Koolhaas. „Die Simone-Veil-Brücke widersetzt sich der gegenwärtigen Besessenheit von Brücken als triumphale technische Meisterleistungen oder ästhetische Statements und stellt ihren urbanen Charakter als offene Räume wieder her, in denen Ereignisse stattfinden können.“
Ein Brückenbauwerk, bei dem den Fußgängern auf einem „zeitgenössischen Boulevard“ genauso viel Platz eingeräumt wird wie allen übrigen Verkehrsmitteln zusammen, bildet 2024 ein starkes und optimistisches Statement. Die Simone-Veil-Brücke soll eine verbundene Identität für die Stadtteile Bègles und Floriac an beiden Flussufern der Garonne schaffen. Das Team von OMA versteht die Infrastruktur eben nicht allein als Ort des Verkehrs, sondern ebenso als einen Raum für Freizeitgestaltung, Aktivität und Handel und bezieht sich damit auf historische Vorbilder wie die Rialtobrücke in Venedig.
Das Gute war also schon einmal da, wir müssen es nur wiederfinden. Und daran denken: So, wie wir Menschen unsere Städte planen und gestalten, prägen die Städte auch uns. Viele bereits umgesetzte und begonnene Projekte, aber auch die Entwürfe und Visionen zeigen, dass der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität und Mobilitätsvielfalt vorhanden ist. Nun gilt es, sie auch buchstäblich auf die Straße zu bringen.
Auf der Simone-Veil-Brücke haben Autos, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder alle ihre eigenen Fahrspuren, wobei die mit Abstand größte dem Fußgängerverkehr gewidmet ist. Für Feste und Märkte verwandelt sie sich sogar in einen echten Boulevard.
OBJEKT | STANDORT
Erweiterungsbau mit Büroflächen, Meppen
BAUHERR | NUTZER
Moritz Otten, Firma MOZE, Meppen
PLANUNG
Abels und Penning / Architekturbüro AP, Lingen
TECHNISCHER BERATER
Marcel Wrocklage, Brillux Lingen
VERKAUFSBERATER
Martin Lemper, Brillux Lingen
AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB
Meemann GmbH & Co. KG, Bawinkel
MEHR ALS FARBE
Neue Büroräume für eine Lagerhalle
Harmonische Einheit
FOTOS
Roland Borgmann, Münster
Ein Anbau stellt immer eine Herausforderung dar. Es gilt, Bestehendes mit etwas Neuem zu verbinden und dabei ein harmonisches Gesamtwerk zu bilden. Mit dezentem Design und fein durchdachten Details ist es dem Architekturbüro AP gelungen, in der niedersächsischen Kreisstadt Meppen neue Büroräume an eine bestehende Lagerhalle anzugliedern und so einen Gebäudekomplex zu kreieren, der in sich als Einheit überzeugt. Hochwertig und minimalistisch beeindrucken beide Gebäudeteile nun mit einem in sich stimmigen und doch zugleich gemeinsamen Charakter – eine gestalterische Leistung und durchaus gelungene bauliche Zusammenführung.
Eine anthrazitfarbene, vertikal orientierte Fassadenstruktur prägt das Erscheinungsbild der Lagerhalle, die den Ausgangspunkt für das neue Bürogebäude darstellte. Der Neubau sollte den Bestand harmonisch ergänzen, während beide Funktionsbereiche autark agieren und auch als solche ablesbar sein sollten. Somit galt es, beide Baukörper zu einem stimmigen Ensemble zusammenzusetzen, was laut Ralf Abels auch eine der größten Herausforderungen des Projekts war. „Die einheitliche, konsequente Optik war dabei Teil des Konzepts und ein Anliegen des Bauherrn“, erklärt der verantwortliche Planer. „Aus diesem Grund wurden auch Elemente der neuen Außenfassade, wie die Sichtbeton-Optik, bis ins Innere des Bürogebäudes fortgeführt.“
Verbindendes Element
Dabei setzt das Team auf ein besonderes Element, mit dem es bereits bei vorherigen Wohn- und Gewerbeprojekten positive Erfahrungen gesammelt hat: die Schattenfuge. „Die Schattenfuge ist ein konstruktives Element, das wir vor allem im Zusammenspiel zweier architektonischer Körper verwenden“, so Ralf Abels.
„ Die monochromatische Wandund Deckengestaltung unterstützt die Betonung des Raumes.“
Im Innenbereich wurde sie von dem Team aus Planer/-innen und Architekt/ -innen unter anderem an den Übergängen der räumlichen Ebenen aufgegriffen und zeigt sich ebenfalls beim Aufeinandertreffen der mit Bedacht ausgewählten, sehr reduzierten, unterschiedlichen Materialien. Selbst beim Einsatz der schlussendlichen Möblierung wurde auf dieses Gestaltungselement geachtet. Auf verschiedene Art und Weise adaptiert und umgesetzt, zieht sich der Charakter der Fuge so durch das gesamte Bauprojekt und bestimmt auch das schlichte und moderne Lichtkonzept. „Es folgt dem gleichen Ansatz und stellt eine Hervorhebung von Übergängen dar“, erläutert der Planer und ergänzt: „In diesem Fall kontrastiert der vertikale, minimalistisch gehaltene Lichtstreifen mit dem horizontalen Übergang zwischen Wandscheibe und Decke.“ Das Ergebnis überzeugt dank der einheitlichen und feinen Abstimmung mit einem schlichten und doch kreativen Design.
„ Bei einer reduzierten Innenraumgestaltung ist es besonders wichtig, Details korrekt auszuformulieren.“
RALF ABELS
Auf
das Detail kommt es an
Das Gestaltungselement der Fuge offenbart, was sich auch in anderen Bereichen zeigt: Je minimalistischer ein Konzept gedacht wird, desto perfekter muss die Umsetzung erfolgen, damit ein überzeugendes und harmonisches Gesamtbild entsteht. Aus diesem Grund war es für das Team von Abels und Penning auch ein Mehrwert, dass es sowohl außen auf dem WDVS als auch im Inneren, gemeinsam mit dem verantwortlichen Malerbetrieb, eine Sichtbeton-Optik umsetzen konnte. So wurde ein grenzenloser Übergang zwischen innen und außen geschaffen. Auch der Charakter der wenigen Materialien bleibt so wahrnehmbar und wird lediglich durch einzelne farbliche Akzente ergänzt. „In diesem Projekt bestimmen besonders die Nichtfarben Schwarz und Weiß sowie Grau als Mischung die Innenraumgestaltung in Verbindung mit natürlichem Holz und intensiven Farbelementen“, erklärt Ralf Abels. „Oft setzen wir in der Gestaltung unserer Projekte – geprägt von der Zeit der Bauhaus-Schule – auf ein reduziertes Farbkonzept. Aber auch die Natürlichkeit einzelner Materialien spielt für uns eine wichtige Rolle.“ So scheinen nun auch ganz selbstverständlich die Lagerhalle und das neue Bürogebäude zusammengewachsen zu sein und eine Einheit zu bilden – dank perfekt umgesetzter Details und einer feinen Interpretation von Übergängen und Zwischenräumen.
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Beim Spaziergang durch die Londoner Metropole ziehen die beiden Pavillons „Radial“ von Foster + Partners und „Squiggle“ von NEON mit ihren farbigen Strukturen und sonderbaren Formen die Aufmerksamkeit auf sich und laden zum Anfassen, Erkunden und Entdecken ein. Dabei fördern sie nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch das Umweltbewusstsein.
FOTOS Aaron Hargreaves
Nachhaltigkeit im Fokus
Jedes Jahr im Sommer verwandelt sich die britische Hauptstadt in einen Ort der architektonischen Kreativität und zieht damit zahlreiche Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. 2024 feierte das London Festival of Architecture unter dem Motto „Reimagine“ sein 20-jähriges Bestehen. Die Veranstaltenden nutzten diese Gelegenheit, um die Auswirkungen des Festivals in den letzten zwei Jahrzehnten auf die Umwelt sowie die allgemeine Nachhaltigkeit in der Stadt zu reflektieren.
Aus alt wird neu
Auch das Architekturbüro Foster + Partners nahm dieses besondere Event zum Anlass und kreierte in Zusammenarbeit mit Brookfield Properties den eindrucksvollen, temporären Pavillon „Radial“, der sich auf dem
Platz vor dem Principle Place befindet – ein 15-stöckiges Bürogebäude, das ebenfalls von Foster + Partners realisiert wurde. Passend zum Motto besteht der Pavillon nicht aus neuen Rohstoffen, sondern zu 100 % aus wiederverwendeten und recycelten Materialien. So wird unnötige Materialverschwendung vermieden und zugleich auf aktuelle Themen wie Klimawandel, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft aufmerksam gemacht. „‚Radial‛ möchte die Sichtweise auf temporäre Strukturen neu definieren und den Fokus von der Lebensdauer des Gebäudes auf den Lebenszyklus der Materialien verlagern, sodass er auch nach seiner temporären Nutzung einen positiven Beitrag hinterlässt“, erklärt Tom Bush, Associate Partner bei Foster + Partners.
Farben mit System
Der Name des Pavillons bezieht sich auf das radiale Muster aus Fahnen, die sich strahlenförmig um einen zentralen Mittelpunkt verteilen. Unter ihnen befinden sich geschwungene Holzbänke, die als Treffpunkt und Schattenspender für die Besucherinnen und Besucher dienen. Die weißen, blauen und roten Fahnen sind beweglich und nach einem speziellen Farbsystem angeordnet, das von dem Klimawissenschaftler Ed Hawkins entwickelt wurde und die steigende Temperatur der Erde in den letzten 100 Jahren widerspiegelt. Am Ende der Lebensdauer des Pavillons werden die Fahnen zu Tragetaschen umfunktioniert, während die Holzbänke als Spende an lokale Projekte gehen.
Pavillon „Radial“, Foster + Partners
„‚Radial’ und ‚Squiggle’ schaffen einladende und interaktive Räume, die Besucherinnen und Besucher anziehen und den städtischen Außenbereich in ein Zentrum der Begegnung verwandeln. Bei der Architektur geht es nicht nur um Gebäude, sondern auch um die Geschichten, die sie erzählen, die Verbindungen, die sie schaffen, und die Träume, zu denen sie inspirieren.”
Saff Williams, kuratorischer Direktor von Brookfield Properties
Die Linien des Lebens Unweit von „Radial“ entfernt, am Londoner Gebäude Citypoint, wurde auch der Pavillon „Squiggle“ von NEON errichtet. Er besteht aus drei Modulen und animiert mit seiner verschlungenen Formgebung zum Erkunden. Die leuchtend gelben und froschgrünen PVC-Rohre werden normalerweise für den Transport von Gas und Wasser oder die Verlegung von Kabeln verwendet, während sie nun im großen Bund aus 25 Stück als außergewöhnliche Sitzgelegenheiten und Zentrum der Begegnung dienen. Nach der Ausstellung werden die bunten Rohre recycelt und finden als Taschen, Blumentöpfe oder Seile ein
zweites Leben. Sinnbildlich stehen die kunstvoll drapierten Schnüre für die verschiedenen Wege des Lebens, die selten geradlinig verlaufen. Stattdessen entwickeln sie sich in unterschiedliche Richtungen, wechseln oft unverhofft den Kurs und führen uns auf unerwartete Pfade. Aus diesen Umwegen können wir lernen und wichtige Erkenntnisse ziehen, die uns nach vorn bringen. Dies ist ganz im Sinne des Ausstellungsmottos „Reimagine“, das dazu einlädt, bestehende Strukturen neu zu denken und kreative Wege für die Zukunft zu finden.
Pavillon „Squiggle“, NEON
FOTOS
Sven Rahm, Königsbrunn
Überzeugend energetisch
Ein Mehrgenerationenhaus zeigt Vielfältigkeit
OBJEKT | STANDORT
Mehrgenerationenhaus, Landshut
BAUHERREN | NUTZER
Janine und Julian Schall, Landshut
ARCHITEKT
graf²architekten, Landshut
TECHNISCHER BERATER
Jochen Kuhn, Brillux Passau
VERKAUFSBERATER
Kai-Uwe Herrlich, Brillux Landshut
AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB
Raßhofer Malerbetrieb, Ergolding
Bauwerke aus der Zeit der Renaissance und Gotik haben ihren ganz eigenen, markanten Stil. Die wenigsten würden ihn mit moderner Architektur in Verbindung bringen. Doch gerade in Städten, in denen noch historische Bausubstanzen vorhanden sind, sehen sich Architekt/-innen häufig mit der Herausforderung konfrontiert, Neues mit Altem zu einem stimmigen Ensemble zu verbinden. So auch im niederbayrischen Landshut: Mit direktem Ausblick auf die geschichtsträchtige Burg Trausnitz haben graf²architekten hier ein Mehrgenerationenhaus geplant, das sich harmonisch in die gewachsene Stadtstruktur integriert –topografisch und architektonisch.
Auf über 500 m Höhe stehen noch heute Teile der herrschaftlichen Burg Trausnitz aus der Zeit der Stadtgründung im Jahr 1204. Über die Jahrhunderte hinweg vielen Ereignissen und Umbauten ausgesetzt, ist sie als „Hut des Landes“ nach wie vor Sinnbild und Namensgeber für die Stadt Landshut im bayrischen Alpenvorland. Während ein Teil der Stadt im sogenannten Isar-Tal liegt, erstreckt sich ein anderer Teil abseits des Flusses über das ansteigende Hügelland. Steile Hänge und ein hoher Waldanteil bilden in diesem Bereich die städtische Struktur. Traditionell rot geschindelte Dächer, Reste der ehemaligen Wehranlage, Backsteinbauten sowie kleine Erker und Türmchen an den Bauten wirken dabei geradezu idyllisch. Ergänzt werden sie durch sehr geradlinige und farblich dezent gehaltene Neubauten. An der Kreuzung „Am Graben“ und „Königsweg“ haben graf²architekten nun ein Wohnhaus errichtet, das nicht nur mehrere Generationen vereinen will, sondern auch genau diese Vielzahl der hiesigen unterschiedlichen Baustile in einer neu interpretierten Art und Weise miteinander kombiniert.
Lage, Lage, Lage
Nach wie vor gilt die Lage als eines der entscheidendsten Kriterien für ein Gebäude. Im Fall dieses mehrgeschossigen Hauses ist die Lage in gleich mehrfacher Hinsicht betrachtenswert. Dabei lassen die herrschaftlichen Straßennamen bereits den Bezug zur nahe gelegenen mittelalterlichen Residenz erahnen. Und tatsächlich ist der „Königsweg“ der Auftakt in das angrenzende Wandergebiet, das unmittelbar an der Burganlage endet. Die Steilhanglage des Eckgrundstücks stellt eine weitere Besonderheit dar und war für die verantwortlichen Architekt/-innen zugleich auch eine der größten Herausforderungen.
„In technischer Hinsicht bedurfte es spezieller Detaillösungen, um den direkten Anbau des Gebäudes an die Nagelwand des Hanges ohne sichtbaren Abstand herzustellen“, erklärt Architekt Christian Graf. „Zudem war der jeweilige Rücksprung der einzelnen Geschosse zum Hang statisch sehr anspruchsvoll.“ Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn der dadurch entstandene terrassierte Baukörper schmiegt sich nun nahezu nahtlos in den Hang und verschmilzt mit seiner Umgebung.
Vielfältig, doch harmonisch
Neben der besonderen Lage und Topografie auch den verschiedenen Bedürfnissen unterschiedlicher Generationen gerecht zu werden, erfordert einiges an Einsatz. „Eine Kombination aus mineralischem Oberputz und Flachverblendern erschien uns gestalterisch an diesem Ort als die optimale Lösung –auch im Hinblick auf die denkmalpflegerische Aufgabenstellung“, erklärt Christian Graf. „Hierfür haben wir vorab 1:1-Modelle mit den Flachverblendern, vor allem in den Bereichen der Fenster und schrägen Laibungen, auch in Zusammenarbeit mit dem Technischen Berater von Brillux, Herrn Kuhn, erstellt und optimiert.“ Die Fassade wird so schlussendlich von Flachverblendern, dezenten Putzen und Holzelementen geprägt. Durch eine solche Kombination entsteht ein aufgelockertes, lebendiges Fassadenbild – entsprechend der Stadtstruktur und den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern. Auch die Materialien selbst sollen dabei mehreren Generationen gerecht werden. „Recyclingfähige Bauprodukte nehmen zunehmend mehr Raum auch bei unseren Bauvorhaben ein“, führt der verantwortliche Architekt aus. „In diesem Fall haben wir auf eine Flachdachdeckung aus recycelten Ziegelmaterialien für die extensive Dachbegrünung gesetzt und uns für ein WDV- System mit Mineralwolle entschieden.“
„ Die individuellen Lösungen zur zweiten Dichtebene und den schrägen Laibungen waren auch dank der hervorragenden Beratung durch Jochen Kuhn von Brillux realisierbar.“
MALERMEISTER RASSHOFER
Innovativ, aber dezent
Die Wahl der Baumaterialien macht es deutlich: Den Architekt/-innen von graf²architekten ist es wichtig, in ihrer Arbeit innovative Lösungen zu generieren, um eine gute Energieeinsparung bei einer gleichzeitig ganzheitlichen Betrachtung der Projekte zu erzielen. „Wir beschäftigen uns nun schon seit mehr als 25 Jahren mit energetischen Bauvorhaben und den daraus resultierenden Fragestellungen“, erklärt Christian Graf. Neben dem Einsatz einer Wärmepumpe erfüllt das Mehrgenerationenhaus eine Vielzahl an weiteren technischen energetischen und anlagentechnischen Anforderungen und entspricht so in seiner Gesamtheit der Effizienzklasse 55 EE. Und auch im Hinblick auf die Gestaltung der Innenräume haben die Architekt/-innen langfristig geplant. Während sich das Team um Christian Graf dafür entschied, historische Elemente der Burg auf die Fassade des modernen Wohnhauses zu übertragen, bildet im Inneren eine schlicht weiße Gestaltung mit hoher Deckkraft und Langlebigkeit die Grundlage für das lebendige Treiben im Mehrgenerationenhaus. Dies eröffnet maximalen Gestaltungsspielraum – auch für die Zukunft.
„ Den Kontrast halten wir für die gestalterisch schönste Lösung, um den modernen Charakter des Hauses innen gegenüber dem gestalterischen Anspruch der Fassade im Ensemble zu erreichen.“
BRILLUX PRODUKTE
WDVS MW Top
Mineral-Leichtputz KR K2 3664
Extrasil 1911
Flachverblender NF 3483, Typ Meppen, in Kombination mit Klebemörtel S 3486
Kellerdeckendämmplatte 3653
Dolomit 900
BRILLUX SCALA-FARBTÖNE
12.03.06
12.06.12
CHRISTIAN GRAF
Architekten fragen …
Mehr Gestaltungsfreiheit beim Boden, geht das?
Hauptsächlich die Wand- und Deckenflächen stehen im Fokus, wenn eine ästhetische und charakterstarke Gestaltung von Innenräumen gewünscht ist. Bei der Bodenfläche wird jedoch vielfach auf gewohnte Materialien und Oberflächentexturen gesetzt – vor allem, weil gerade bei Böden hohe Belastungen auftreten können und besondere Anforderungen erfüllt werden müssen. Doch der Wunsch, dass auch Bodenflächen individuell und kreativ umgesetzt werden, nimmt stetig zu. Lassen sich Ästhetik, Charakter und Funktionalität kombinieren oder sollte man bei gängigen Fußböden bleiben?
… das Brillux Beraterteam antwortet:
Ja, mit Sentopur! »
Ein Boden kann so viel mehr sein. Ja, in der heutigen Zeit muss ein Boden zunehmend mehr Anforderungen erfüllen. Neben einem hohen Gehkomfort, einer guten Trittschalldämmung und einer hohen Beständigkeit sollte ein Boden auch mit Fußbodenheizungen kompatibel sein. Mit Floortec 2K-Sentopur 570 lassen sich alle diese Anforderungen unkompliziert mit einer Vielzahl an Farben und individuellen Texturen kombinieren und so mit viel Kreativität umsetzen.
Einer für Viele
Mit über 40 Farbtönen bietet 2K-Sentopur 570 vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Innerhalb der Gruppen „Pastello“, „Medio“ und „Intenso“ ergibt sich für jeden Gestaltungswunsch die ideale Optik. Die spezielle Pigmentmischung der zweikomponentigen Bodenbeschichtung erzeugt bei der Verarbeitung automatisch eine dezente Textur. Das Erscheinungsbild dieser Textur lässt sich individuell über die Wahl des verwendeten Werkzeugs und die Hand des Verarbeiters steuern. Auf diese Weise entsteht aus jedem Boden ein einzigartiges Kunstwerk.
Flexibel bleiben
Darüber hinaus bietet das PU-basierte System eine hohe Elastizität, was zu einer widerstandsfähigen, fugenlosen Bodenfläche führt. Damit ergibt sich ein breites Anwendungsgebiet. Denn gerade die Elastizität ist besonders wichtig für Bereiche mit hoher Gehbeanspruchung, wie sie in Geschäften und Praxen, in der Gastronomie, aber auch in stark frequentierten Wohnbereichen vorkommen. Die fugenlose Optik erzeugt dabei selbst bei größeren Flächen stets ein sehr harmonisches Gesamtbild.
Offene Wünsche? Fehlanzeige
Ob Neugestaltung, Renovierung oder Sanierung, ob Zuhause, in gewerblichen oder öffentlichen Bereichen – Floortec 2K-Sentopur 570 ist schwerentflammbar, trittschalldämmend, geruchsarm und UV-beständig sowie für den Einsatz auf Warmwasser-Fußbodenheizungen und für den indirekten Lebensmittelkontakt geeignet – dank einer rutschhemmenden Versiegelung sogar in nassbelasteten Barfußbereichen einsetzbar. Wer noch ein weiteres Argument benötigt: Bereits 24 Stunden nach der Versiegelung ist der Boden begehbar. Damit ist der Boden geebnet für ein Höchstmaß an Kreativität.
Kommunikation und Kooperation
Know-how und Leidenschaft für Farbe treffen auf kreativen Austausch
Bei anspruchsvollen Projekten sind Maßarbeit und Begeisterung für jedes Detail gefordert. Egal ob es sich um große oder kleinere Projekte handelt –die Farbgestaltung erfordert Erfahrung und Expertise, da jedes Bauprojekt auch immer einen Einfluss auf das städtische Umfeld hat. Anhand einer Wohnanlage in Velbert wird deutlich, wie die Brillux Farbstudios Architekt/ -innen und Planende in ihrer Arbeit unterstützen, aber auch für die Bauherrschaft einen echten Mehrwert darstellen können.
Einen Gebäudekomplex mit Aussagekraft zu schaffen, war die gemeinsame Intention des Spar- und Bauvereins Velbert als Bauherrschaft und dem Brillux Farbstudio in Münster. Insgesamt sieben Häuser galt es in der nordrhein-westfälischen Stadt Velbert zu sanieren – energetisch und gestalterisch. Bei der Größe der Wohnanlage stand eine übersichtliche Strukturierung nach außen, aber auch im Inneren im Fokus. Auch eine harmonische Einbettung in den städtebaulichen Kontext war dabei von Bedeutung. Aus diesem Grund entschied sich der Verantwortliche Ulrich Leschhorn, Technischer Leiter des Spar- und Bauvereins Velbert, dazu, bei diesem Projekt die Expertise der Brillux Farbstudios hinzuzuziehen.
In der Regel erstellen die Brillux Farbstudios – gemeinsam mit allen Beteiligten – bis zu drei unterschiedliche Farbentwürfe, um für ein Projekt die bestmögliche Optik zu definieren.
Im direkten Vergleich: Neben der energetischen Sanierung verleiht vor allem das neue Farbdesign dem Gebäudekomplex ein klar strukturiertes Erscheinungsbild.
Gemeinsam zum Ziel
Dabei wurde die Zusammenarbeit von Beginn an von einer kontinuierlichen, engen Abstimmung geprägt. Laut Wibke Raasch, 3D Farbgestalterin, die das Projekt aus Velbert in den Brillux Farbstudios in Münster gemeinsam mit dem Technischen Berater Siegfried Schlomm betreut hat, läuft eine solche Entwicklung prinzipiell stets nach einem ähnlichen Muster ab. „Nach einer Bestands- und Zielanalyse erfolgt die Übermittlung der Gestaltungsvorlagen in Form von CAD-Daten, Bauzeichnungen und Objektfotos.“ Auf dieser Basis wird dann ein Farbkonzept entwickelt. „Bei der Entwicklung der Farbkonzeption fließen alle Faktoren mit ein“, erklärt Wibke Raasch. „Baustil, Lichteinflüsse, behördliche Auflagen, aktuelle farbige Trends, Farbpsychologie und Sehgewohnheiten.“ In der anschließenden Abstimmungsphase wird das erarbeitete Konzept dann den Auftraggeber/-innen vorgestellt, erläutert und bei Bedarf abgeändert und angepasst. Die finale Präsentation der Farbentwürfe beinhaltet dann schlussendlich ein vielfältiges und umfangreiches Paket aus 3D-Visualisierungen, Renderings oder Videos sowie präzise Ansichtsund Detaildarstellungen der Gebäudeflächen – immer unter dem Einsatz von Echtfarben.
nachher
„Eine gekonnte Farbgestaltung braucht Dialog“ Echt und authentisch sind dabei die passenden Stichwörter.
Denn am Standort Münster befindet sich direkt neben dem Farbstudio die Brillux Materialbibliothek mit über 450 Echtmustern aus allen Feldern des Vollsortiments. Hier lassen sich Lacke, Lasuren, Dispersionen, WDV-Systeme, Böden und Tapeten betrachten, anfühlen und kombinieren. Ein echter Mehrwert für die Zusammenarbeit und den Austausch, findet auch Wibke Raasch. Bei dem Bauprojekt in Velbert sollten beispielsweise verschiedene Putzkörnungen zum Einsatz kommen. „Gemeinsam mit dem Bauherrn und unserem Technischen Berater Herr Schlomm wollten wir etwas schaffen, was es so in Velbert noch nicht gab –eben ein optisches Highlight.“ Vielfältige Materialmuster direkt vor Ort sind dabei eine optimale Inspirationsquelle für alle Beteiligten und die individuelle Planung und Umsetzung jedes Projekts.
Inspiration für regionaltypische Farbgebungen
Der fachkundige Blick von außen, die unterschiedlichen Farbentwürfe und der nahe Praxisbezug sind dabei die Punkte, die laut Wibke Raasch am meisten geschätzt werden: „Die Farbdesigner/-innen, die das Gebäude zum ersten Mal sehen, betrachten dieses eher neutral und im Kontext mit seinem Umfeld. So entstehen häufig neue Gestaltungsideen hinsichtlich Gliederungsmöglichkeiten und Farbgebungen.“ Das war auch bei dem Bauprojekt in Velbert der Fall. Die Auswahl der Akzenttöne beruht hier auf der Idee, eine gute Orientierung für die Bewohnerschaft und Besuchende zu kreieren. Dabei wurde auf die Kontraste, den annähernd gleichen Hellbezugswert und ein harmonisches Gesamtbild geachtet. Da die Standorte der Farbstudios ganz im Sinne der „Brillux direkt“-Philosophie nach dem Prinzip der kurzen Wege dezentral über ganz Deutschland verteilt sind, konnten sich die Farbdesigner/-innen auch bei diesem Projekt schnell und unkompliziert direkt vor Ort ein Bild machen und die Farbkombinationen unter städtebaulichen Gesichtspunkten auswählen und umsetzen. Für ein ganzheitliches Orientierungskonzept wurden in diesem Fall die Fassadentöne der Gebäude auch in den Innenbereich übertragen. „Es galt zum einen eine Gliederung für den Gebäudekomplex zu entwickeln, und zum anderen war es uns wichtig, eine Aussagekraft zu schaffen, mit der sich alle Bewohner/-innen wieder wohlfühlen“, so Wibke Raasch.
„ Jedes Gebäude hat es verdient, dass man sich mit ihm beschäftigt, um ihm eine neue, farbige Optik zu geben.“
WIBKE RAASCH
Sie suchen Unterstützung bei der Farbgestaltung?
Das Team unserer Farbstudios hilft Ihnen gern. Jetzt Kontakt aufnehmen. www.brillux.de/farbstudios
„ Für uns machen Bestandsobjekte den Großteil unserer täglichen Arbeit aus – so tragen wir dazu bei, dass sich die Bauherrschaft auch bei Bestandsobjekten mittels einer Visualisierung ein besseres Bild der geplanten Gestaltung machen kann.“
WIBKE RAASCH
Wenn sich Intelligenzen ergänzen
Architekturdesigner Tim Fu und die KI
Was wäre, wenn Gebäude, Brücken und ganze Städte nicht mehr allein von Menschenhand, sondern mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erschaffen würden? Wie sähe die Zukunft der Architektur aus, und welche Rolle bliebe den Architekturschaffenden?
Fragen, die auch die Neugier des Designers Tim Fu weckten und denen er mit großer Experimentierfreude und vor allem mit viel Leidenschaft auf den Grund geht. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Mithilfe von KI verwandelt der technologiebegeisterte Londoner und Gründer des Architekturbüros Studio Tim Fu nicht nur Musikinstrumente in luxuriöse Wohnräume, sondern er kreiert auch einzigartige Gebäude, die mit ihren außergewöhnlichen Formen und mutigen Designs neue Maßstäbe setzen. „KI wird die Architektur durch automatisierte Prozesse vom Entwurf bis zur Bauausführung revolutionieren und Werkzeuge bereitstellen, die Nachhaltigkeit und strukturelle Effizienz optimieren“, meint Tim Fu. Seine extravaganten Entwürfe sorgen in den sozialen Medien bereits für großes Aufsehen und machen ihn zum Pionier im Bereich der KIgenerierten Architektur.
Vielfältige Quellen der Inspiration
Während seiner Zeit bei Zaha Hadid Architects konnte er zahlreiche Erfahrungen sammeln, die seinen Stil bis heute maßgeblich prägen. Die für Zaha Hadid typischen organischen Formen und geschwungenen Linien sind in seinen Werken allgegenwärtig und stehen in einem bewussten Kontrast zum derzeit vorherrschenden Minimalismus. Zusätzlich lässt sich der Designer von den Formen und Mustern der Natur inspirieren sowie der zeitlosen Eleganz klassischer Architektur. Die Vorstellung, dass KI die Kreativität einschränken könnte, widerspricht seiner Erfahrung: „KI erweitert meinen kreativen Prozess, indem sie schnelle Visualisierungen und unerwartete Ideen ermöglicht.“
Mensch und Maschine im Dialog Und was ist mit den Architekturschaffenden? Geht es nach Tim Fu, bleibt der Mensch trotz aller technologischen Fortschritte eine zentrale Figur im Schaffensprozess. Er gibt als Wegweiser die Richtung vor.
„Die Rolle der Architekt/-innen wird sich zu einem Kurator KI-generierter Ideen entwickeln, der technologische Fähigkeiten mit klassischen Designprinzipien vereint.“
Das Brillux Farbplanungssystem basiert auf dem ScalaFarbkreis mit 32 reinen Bunttönen, die das gesamte Farbspektrum umfassen. Jeder dieser Farbtöne ist Grundlage für eine Farbtonfamilie. Die gesamte Farbpalette gibt es digital und als Farbfächer in unserer neuen Scala-Farbbox.
Brillux Musterservice
Farbtöne und mehr
als Original
Farbtöne lassen sich im großflächigen Original und in höchster Farbtongenauigkeit am besten beurteilen.
Brillux stellt über 1.500 Originalmuster in verschiedenen Varianten als Farbfächer, in DIN A4 und DIN lang zur Verfügung.
Bestellen Sie Ihre Muster per Fax (+49 251 71888788) oder per EMail bei uns. Erfahren Sie mehr unter:
www.brillux.de/musterservice
IMPRESSUM
Brillux GmbH & Co. KG
Weseler Straße 401 48163 Münster
Telefon: +49 251 7188-8799
E-Mail: kontakt@brillux.de www.brillux.de
Idee, Konzeption, Realisation: gambit marketing & communication GmbH
colore Ausgabe 31, April 2025
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Die Darstellungen der Farbtöne in diesem Magazin sind aus drucktechnischen Gründen nicht verbindlich. Für die genaue Farbabstimmung benutzen Sie bitte unseren ScalaMusterservice (www.brillux.de/musterservice).