EB 9397 – Huber, Ein Hauch von Unzeit III

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Klaus Huber

Ein Hauch von Unzeit III fĂźr variable Besetzung for Variable Instrumentation

Edition Breitkopf 9397



Klaus Huber

Ein Hauch von Unzeit III

(Plainte sur la perte de la rĂŠflexion musicale) fĂźr variable Besetzung for Variable Instrumentation

Edition Breitkopf 9397 Printed in Germany


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Klaus Huber

Ein Hauch von Unzeit entstand zunächst in einer Fassung für Flöte allein, die Aurèle Nicolet gewidmet ist. Der Untertitel „Plainte sur la perte de la réflexion musicale – quelques madrigaux pour flûte seule ou flûte avec instruments quelquonques …“ (Klage über den Verlust des musikalischen Denkens – Madrigale für Flöte allein oder Flöte mit beliebigen Instrumenten …) – Spielanweisung und „unzeitgemäßes“ Programm in einem – weist zugleich hin auf die Herkunft jenes klagenden Anfangsmotivs, das aus der Zeit in die Unzeit wandert: die „Plainte“ betitelte Chaconne aus Purcells Oper Dido und Aeneas. Fast gleichzeitig schrieb ich eine zweite Fassung, für Klavier („pour piano à une main et demie …“ – für Klavier zu anderthalb Händen), die bereits Ansätze zu der im „Programm“ angedeuteten quasi kanonischen Version des Stückes ausformuliert. Die multiple Version – Ein Hauch von Unzeit III – verwirklicht einen Schwebezustand zwischen strengem Kanon und Aleatorik, indem jeder der im Raum verteilten Musiker seine „idiomatische Umsetzung“ des Flötenparts ins Ensemble einbringt. Die Omnipräsenz der Musik, ihrer Motive, ist nicht nur im Raum, sie ist auch in „fluktuierender Gleichzeitigkeit“ vorhanden. Damit war meine ausdrückliche Aufforderung an potentielle Interpreten gegeben, eigene Einrichtungen des Werkes auszuarbeiten. Meiner Anregung sind nicht wenige Musiker gefolgt. So sind inzwischen Fassungen entstanden für Gitarre (Cornelius Schwehr, Gunther Schneider), für Akkordeon (Hugo Noth), für Kontrabass (Fernando Grillo), für Violine (Hansheinz Schneeberger), für Viola, Violoncello und Kontrabass (trio basso, Köln), für Violoncello (von Michael Bach), für Posaune (von Andrew Digby) und von mir selbst für Singstimme (auf Worte von Hegel und Max Bense) und für Bratsche.

Ein Hauch von Unzeit (“A Breath of the Untimely”) was first written for solo flute and dedicated to Aurèle Nicolet. Its bears the subtitle “Lament on the Loss of Musical Thought – some Madrigals for Solo Flute or Flute with any other Instruments”. This serves as a playing instruction but doubles at the same time as an “outmoded” programme: it refers back to the musical origin of the opening lamenting motif, a tradition which was once of its time but is not of our time – namely the Lamento genre which gave the title to the Chaconne in Purcell's opera Dido and Aeneas. Almost simultaneously I wrote a second version for Piano (“for Piano one-and-a-half hands”), which already formulates possible approaches for the performer, in some detail, to the indicated, quasi-canonic version of the piece in the “programme”. The multiple version – Ein Hauch von Unzeit III – realises a concrete version of a formal state which floats between strict canon and aleatoric principles: each of the musicians who are spread throughout the hall introduces their own “idiomatic translation” of the flute part. And so the music exists, omnipresent, not only spatially throughout the hall, but also formally in a sort of “fluctuating simultaneity”. For that reason, it was my express wish to any potential interpreter that they should construct entirely their own version of the piece. A healthy number of musicians have responded to my suggestion – versions of the piece have now been made for Guitar (Cornelius Schwehr, Gunther Schneider), Accordeon (Hugo Noth), Double Bass (Fernando Grillo), Violin (Hansheinz Schneeberger), Viola, Violoncello, and Double Bass (trio basso, Cologne), Violoncello (Michael Bach), Trombone (Andrew Digby) and, created by myself, a sung version for Voice (to words by Hegel und Max Bense), and for Viola.

(Klaus Huber, 1989/2014)

(Klaus Huber, 1989/2014)

Klaus Huber: Ein Hauch von Unzeit Lieferbare Fassungen I für Flöte (BG 1002) Aufführungsdauer II für Klavier (BG 1003) etwa 20 III für Minuten variable Besetzung (BG 1004) IV für Singstimme (EB 8424) V für Gitarre (Cornelius Schwehr, EB 8216) VI für Akkordeon (Hugo Noth, EB 9032) VII für Kontrabass (Fernando Grillo, EB 9048) VIII für Violoncello (Michael Bach, EB 9074) IX für Posaune (von Andrew Digby, EB 9160)

Klaus Huber: Ein Hauch von Unzeit Available versions I for Flute (BG 1002) Performing Time II for Piano (BG 1003) approx. 20 minutes III for Variable Instrumentation (BG 1004) IV for Voice (EB 8424) V for Guitar (Cornelius Schwehr, EB 8216) VI for Accordion (Hugo Noth, EB 9032) VII for Double Bass (Fernando Grillo, EB 9048) VIII for Violoncello (Michael Bach, EB 9074) IX for Trombone (Andrew Digby, EB 9160)

Breitkopf EB 9397


Ein Hauch von Unzeit III

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Spielanweisung Ein Hauch von Unzeit ist – außer für Flöte allein (Version I, BG 1002) oder für Klavier allein (Version II, BG 1003) – vom Komponisten 1972 auch eine Aufführungsmöglichkeit für variable Besetzung (III, EB 9397) vorgegeben, bei der man verschiedene Versionen (oder auch eine Version in mehrfacher Besetzung) quasi-kanonisch zusammenspielt. Der erste Spieler (jener, der beginnt) interpretiert Ein Hauch von Unzeit von Anfang bis Ende, indem er darauf achtet, den Zeitfluss immer mehr – und extrem – zu dehnen, je mehr Spieler ihm folgen werden (extrem lange Pausen – Fermaten). Die minimale Dauer beträgt 14 Minuten und 30 Sekunden, die maximale ca. 20 Minuten. Die folgenden Spieler können entweder das Stück ebenfalls ohne Auslassungen spielen. Oder es ist möglich, dass der 2. (3., 4. …) Spieler den Notentext nicht mehr von Anfang an verwendet, also individuell eine geeignete Stelle wählt, von wo er beginnt. Er kann auch im Verlauf des Stückes eine begrenzte Zahl von Abschnitten auswählen, die er zu spielen gedenkt. In jedem Fall setzt der Spieler seinen eigenen Kontrapunkt frei gegen jene(n) der (des) anderen Spieler(s). (… Wie wenn er allein spielen würde … – siehe die Anmerkungen „Zur Aufstellung“.)

Bei Mitwirkung von weiteren (Holz-)Bläsern oder Tasteninstrumenten, von Streichern oder Harfe etc. (es gibt inzwischen Fassungen für Singstimme, Posaune, Gitarre, Akkordeon, Orgel, Violoncello und Kontrabass) sollte sich jeder Spieler eine eigene Version einrichten, die er für sich und sein Instrument niederschreibt (eventuell transponieren, siehe oben – derjenige, der die kürzeste Version eingerichtet hat, setzt zuletzt ein). Auch die Verwendung von Tonband (Playback etc.) ist gestattet.

Leseprobe

1. Spieler 2. Spieler 3. Spieler etc. Die individuellen Einsatzabstände sind vor einer Aufführung zu probieren. Sie sollten aber niemals genau fixiert werden, sondern aus dem Augenblick heraus spontan gewählt sein. Wenn ein 2. (3., 4. …) Spieler die Achtelbewegung (des Anfangs) beginnt, solange sie (noch) von einem anderen Interpreten musiziert wird, darf er auf keinen Fall Note gegen Note spielen, vielmehr (jeder) im Tempo (etwas!) abweichend (tempo rubato), sodass ein sehr feines rhythmisches Fluktuieren entsteht. Spielt man das Stück mit mehr als drei Spielern, dann sollten einzelne Stimmen transponiert werden. NB: Auch bei 2- bis 3-stimmigen Versionen ist Transposition möglich (am besten wird im Quart- oder großen Sekundintervall – auf- oder abwärts – transponiert). Die Anzahl von 7 Spielern sollte nicht überschritten werden.

Zur Aufstellung

Die verschiedenen Spieler sollen sehr weit voneinander entfernt Aufstellung nehmen – wo immer möglich, in einem losen Kreis um das Publikum herum. Und zwar so, dass der erste Spieler, der das Stück beginnt, sich vor dem Publikum befindet, der zweite Spieler hinter dem Publikum etc. Die Dynamik soll allgemein so leise bleiben, dass die Klänge sich im Zusammenspiel quasi tangential berühren. D. h. jeder Spieler kann nur mit äußerster Aufmerksamkeit vernehmen, was seine Kollegen spielen. (Seine Unabhängigkeit wird dadurch vergrößert; er soll möglichst nicht auf die Mitspieler reagieren!) Für den Hörer im Publikum kann ein verwirrend sanfter Höreindruck, von er sich umgeben fühlt, entstehen, … als ob er sich in einem dichten Wald befände, der die Instrumentalklänge nur noch von ferne durchließe … Regieanweisung Jeder Spieler befindet sich hinter einer ihn dem Publikum verdeckenden Leinwand, die sanft von hinten beleuchtet wird (das gleiche Licht wird zum Lesen der Noten ausreichen!), sodass sein Spiel als vages Schattenspiel erkennbar bleibt … Der Saal hingegen muss vollkommen dunkel sein.

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Edition Breitkopf 9397

Zur Aufführung von Ein Hauch von Unzeit III für variable Besetzung ist neben der Spielanweisung zusätzlich zumindest Ein Hauch von Unzeit I, die Originalversion für Flöte (BG 1002), erforderlich. Sie befindet sich im vorliegenden Heft auf den Seiten 4 bis 11.

© 1975 by Musikverlage Hans Gerig, Köln 1980 assigned to Breitkopf & Härtel, Wiesbaden


A mon ami Aurèle Nicolet et à sa femme Christiane pour la naissance de leur fille Jaël-Hélène le 14 juin 1972

Ein Hauch von Unzeit I

(Plainte sur la perte de la réflexion musicale) Klaus Huber, 1972

Leseprobe

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© 1974 by ;Musikverlage Hans Gerig, Köln 1980 assigned to Breitkopf & Härtel, Wiesbaden


Ein Hauch von Unzeit I (Originalversion fĂźr FlĂśte)

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Ein Hauch von Unzeit I (Originalversion fĂźr FlĂśte)

Grifftabelle | Fingering Chart

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Klaus Huber Ein Hauch von Unzeit (Plainte sur la perte de la réflexion musicale) I Fassung für Flöte | Version for Flute (Klaus Huber, 1972) II Fassung für Klavier | Version for Piano (Klaus Huber, 1972) III Fassung für variable Besetzung | Version for Variable Instrumentation (Klaus Huber, 1972) Spielanweisung mit der Originalversion für Flöte (Ein Hauch von Unzeit I) Instruction (in German) with the original version for flute (Ein Hauch von Unzeit I) IV Fassung für Singstimme | Version for Voice Text von | Words by Max Bense & Georg Friedrich Wilhelm Hegel (Klaus Huber, 1976) V Fassung für Gitarre | Version for Guitar (Cornelius Schwehr, 1983) VI Fassung für Akkordeon | Version for Accordion (Hugo Noth, 1982) VII Fassung für Kontrabass | Version for Double Bass (Fernando Grillo, 1989) VIII Fassung für Violoncello | Version for Violoncello (Michael Bach, 1996) IX Fassung für Posaune | Version for Trombone (Andrew Digby, 1996) X Fassung für Orgel | Version for Organ (Andrew Digby & Michael Sattelberger, 2018)

9 790004 188712

ISMN 979-0-004-18871-2

9 790004 188712

A 20

EB 9397

www.breitkopf.com


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