EB 8901 – Gál, Konzert für Klavier und Orchester

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Orchesterbesetzung

2 Flöten

2 Oboen

2 Klarinetten

2 Fagotte

2 Hörner

2 Trompeten Bassposaune

Pauken

Streicher

Aufführungsdauer

etwa 35 Minuten

Orchestral Scoring

2 Flutes

2 Oboes

2 Clarinets

2 Bassoons

2 Horns

2 Trumpets Bass trombone

Timpani

Strings

Performing Time

approx. 35 minutes

Orchestermaterial

Orchestral material

Vorwort

Die Komposition von Werken für Klavier solo durchzieht Hans Gáls gesamtes Schaffen. Sein erstes veröffentlichtes Klavierwerk, Drei Skizzen, stammt aus den Jahren 1910/11 und gehört zu den frühesten seiner veröffentlichten Werke überhaupt; seine 24 Fugen dagegen, die er sich zu seinem 90. Geburtstag schenkte, erschienen 1981, siebzig Jahre später und fast am Ende seines Gesamtschaffens. In jedem Jahrzehnt schrieb Gál neben anderen Werken auch solche für Klavier: in den 1920er-Jahren seine Suite (1922) und eine Sonate (1928); in den 30er-Jahren Drei kleine Stücke (1933) und das Concertino für Klavier und Streichorchester (1934); in den 40er-Jahren Drei Präludien (1944) und das Konzert für Klavier und Orchester (1948); Anfang der 50er-Jahre kamen Zwei Sonatinen (1949–51) hinzu, und zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 1960 komponierte er die 24 Präludien für Klavier.

Diese Kontinuität seines Schaffens verbirgt die extremen Umwälzungen in seinem äußeren Leben, das in deutlich abgrenzbaren Etappen verläuft: die Zeit in Wien vor dem Ersten Weltkrieg; der Neubeginn in Wien ab 1919 mit wachsendem Erfolg im Laufe der 20er-Jahre, vor allem in Deutschland; die Berufung nach Mainz als Direktor der Städtischen Musikhochschule 1929–1933 und schließlich die Absetzung aus dieser Position, Berufs-, Aufführungs- und Veröffentlichungsverbot unter der Nazidiktatur; die Rückkehr nach Wien 1933–1938; die Flucht ins britische Exil anlässlich des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich; der Zweite Weltkrieg inklusive der Internierung als „feindlicher Ausländer“ in britischen Lagern in Huyton und auf der Isle of Man; der Wiederaufbau der Musikkultur in der Nachkriegszeit unter völlig veränderten Maßstäben und Bedingungen, die dazu führten, dass Gál zunehmend – vor allem von den 60erJahren an – zu einer Randfigur wurde und sein Werk in Vergessenheit geriet.

Das Klavier war zeit seines Lebens Gáls Hauptinstrument – er war auch vielfach und bis ins hohe Alter Interpret seiner eigenen Werke. Neben Werken für Klavier solo komponierte er auch für Klavier vierhändig sowie zahlreiche Kammermusik- und Vokalwerke mit Klavier. Er stammte noch aus der Zeit, bevor es Radio gab, als sämtliche Werke des klassischen und romantischen Repertoires durch Klavierauszüge und vierhändige Versionen bekannt wurden. Alle Klavierauszüge zu seinen Opern und Kantaten sowie zu seinen Solokonzerten stammen von ihm selbst. Im Falle des Klavierkonzerts ist der Klavierauszug freilich für zwei Klaviere – der Solopart durchläuft die ganze Klaviatur und der Orchesterpart ebenfalls!

Zur Zeit, als Gál das Klavierkonzert komponierte, hatte er sich im schottischen Exil einigermaßen eingewöhnt. 1945, nach Kriegsende, konnte er eine Dozentenstelle an der Musikfakultät der Universität Edinburgh antreten, 1946 bekam er die britische Staatsbürgerschaft. 1947 wurde das Edinburgh International Festival gegründet, bei dem Hans Gál eine nicht unbeträchtliche Rolle spielte. In den Jahren 1948–1950 wurden Gáls Kompositionen wieder aufgeführt, und viele seiner während der Kriegsjahre komponierten Werke kamen in diesen Jahren zur Uraufführung. 1948 betrat er anlässlich der Wiesbadener Uraufführung seiner 1936/37 komponierten Kantate De Profundis durch seinen ehe-

maligen Mainzer Schüler Otto Schmidtgen zum ersten Mal wieder deutschen Boden; 1948 reiste er erstmals auch wieder nach Wien und konnte wieder an frühere Beziehungen anknüpfen. Das Klavierkonzert wurde 1948 vollendet. Da Gál seine Manuskripte jeweils am Schluss von jedem Satz datiert hat, lässt sich die genaue Zeitfolge der Kompositionsentstehung feststellen. Seine „Vollständige Skizze“ trägt auf der Titelseite das Datum 1946/47. Der erste Satz trägt die Datumsangabe „25/7/46“, der zweite „14/12/46“ und der dritte „14/8/47“ (mit kleineren Revisionen des dritten Satzes, datiert mit „17/8/47“ und „3/5/48“), wobei man deutlich sieht, dass der Komponist weitgehend auf Semesterferien angewiesen war, um die nötige Arbeitsruhe zu finden. Gál muss übrigens dem ersten dafür vorgesehenen Interpreten, Iso Elinson, noch vor der letzten Revision, vom 3. Mai 1948, ein Manuskript des Klavierauszugs geschickt haben, wie wir aus einem Brief an Otto Schmidtgen schließen können: „Das Klavierkonzert ist nun auch endlich fertig und beim Kopisten. Ich habe mich nach langen Überlegungen zu Elinson, einem der besten jüngeren Pianisten hier, entschlossen (er ist übrigens der Schwiegersohn von Fritz Stein, der zuletzt Direktor der Musikhochschule in Berlin war), und der hat mir noch allerhand Arbeit verursacht, denn der Umstand, dass er davon begeistert war, hat den unverschämten Menschen nicht davon abgehalten, zu meckern: der Schluß hat ihm nicht gepasst; und das Unverschämteste dabei war, dass er recht gehabt hat. Ich habe also den Schluß des Finales noch einigermaßen erweitert und abgerundet, was ihm sehr wohl getan hat. Du siehst, Kritik ist manchmal auch zu etwas gut [...]”.1

Die Partitur trägt auf der Titelseite die Datumsangabe „1948“: der erste Satz wurde am „20/2/48“ beendet, der zweite Satz am „1/3/48“ und der dritte Satz am „5/5/48“, zwei Tage nach der Eintragung des revidierten Schlusses in seine „Vollständige Skizze“. Auf der Titelseite des vollständigen autographen Klavierauszugs steht ebenfalls 1948; sonst gibt es keine weiteren Angaben zu den einzelnen Sätzen.

Uraufgeführt wurde das Konzert im März 1949 in Bournemouth unter Rudolf Schwarz, Gáls ehemaligem Schüler aus Wien, Solist war der Pianist Iso Elinson, der als Wunderkind in Russland ausgebildet worden war. Der Kritiker des Bournemouth Daily Echo schrieb: „Nach der herausragenden Aufführung von gestern Abend glaube ich, dass diese Komposition nach ihrer Veröffentlichung einen bedeutenden Platz im Konzertrepertoire innehaben wird“.2 Gál berichtet seinem Freund Otto Schmidtgen über die Aufführung: „Ich freute mich, dass er [Elinson] damit einen wirklich krachenden Erfolg hatte. Im Orchester fand ich nichts zu ändern als ein paar dynamische Anweisungen, alles sitzt vortrefflich.“3 Noch im gleichen Jahr, im November 1949, erlebte das Konzert unter Schmidtgen und mit Margot Pinter seine deutsche Erstaufführung in Wiesbaden. Es folgten Aufführungen in Edinburgh und in Glasgow (1950), in Uppsala (1951) und in Birmingham (1952), alle mit Iso Elinson als Solisten. Im Oktober 1958 wurde das Werk noch einmal in Edinburgh aufgeführt und im Januar 1959 ein Mitschnitt des BBC Scottish Orchestra im britischen Rundfunk gesendet. Danach aber geriet es über 50 Jahre in Vergessenheit und wurde in neuerer Zeit erst wieder

the Music Faculty of the University of Edinburgh, and in 1946 he acquired British citizenship. In 1947 the Edinburgh International Festival was founded, in which Hans Gál played a not insignificant role. In the years 1948 to 1950 Gál’s compositions were beginning to be performed again and many of the works composed during the war received their first performance during this period. In 1948 he stepped on German soil again for the first time on the occasion of the Wiesbaden first performance of his cantata De Profundis (composed in 1936/37), by his former Mainz student Otto Schmidtgen, and in 1948 he travelled again to Vienna for the first time – he could now once more pick up earlier connections. The piano concerto was completed in 1948. Since Gál regularly dated his manuscripts at the end of each movement, it is possible to determine the exact chronology of the creation of the composition. His “Complete sketch” is dated 1946/47 on the title page. The first movement bears the date “25/7/46”, the second “14/12/46” and the third “14/8/47” (with smaller revisions of the third movement dated “17/8/47” and “3/5/48”), from which one can clearly see that the composer was largely dependent on university holidays in order to have the necessary peace for work. Incidentally, Gál must have sent a piano reduction in manuscript to his prospective first soloist, Iso Elinson, before he made the final revision of 3 May 1948, as we can infer from a letter to Otto Schmidtgen: “The piano concerto is also now finally finished and with the copyist. After long deliberation I decided on Iso Elinson, one of the best young pianists here (he is incidentally the son in law of Fritz Stein, who was most recently Director of the Musikhochschule in Berlin), and who has caused me considerable work to boot, because the fact that he was thrilled with it didn’t stop the cheeky man from grumbling: the ending didn’t suit him; and the cheekiest part of it was that he was right. So I have somewhat extended and rounded off the ending of the Finale, which did it a lot of good. You see, critique sometimes has its uses ...”1

The full score is dated “1948” on the title­page: the first movement was completed on “20/2/48”, the second movement on “1/3/48” and the third movement on “5/5/48”, two days after his revision of the ending of the third movement in the “Complete sketch”.

The final manuscript of the piano reduction is dated 1948 on the title page, but no dates are otherwise given.

The concerto’s first performance took place in Bournemouth in March 1949 under Rudolf Schwarz, a former student of Gál’s in Vienna. The soloist was the pianist Iso Elinson, who had been trained as a prodigy in Russia. The critic of the Bournemouth Daily Echo wrote: “After last night’s excellent performance, I felt that this composition, when published, should take a prominent place in the concerto repertoire.”2 Gál writes about the performance to his friend Otto Schmidtgen: “I was pleased that he [Elinson] had a cracking personal success. I found nothing to change in the orchestra, apart from some dynamic indications. Everything sits perfectly.”3

Still in the same year, in November 1949, the concerto had its first German performance in Wiesbaden under Schmidtgen, with Margot Pinter. Then followed performances in Edinburgh and Glasgow (1950), in Uppsala (1951) and in Birmingham (1952), all with Iso Elinson as soloist. In October 1958 the work was performed again in Edinburgh and a recording by the BBC Scottish

Orchestra was broadcast on British radio. Thereafter, however, it fell into oblivion for 50 years until taken up again in recent years by Hartmut Hudezeck and performed by him as soloist several times. The first CD recording, with Sarah Beth Briggs, appeared in 2016.4

The concerto fully exploits the potential of the piano – in the piano reduction, incidentally, this applies both to the soloist and to the accompaniment. Gál’s solo concertos are all to a certain extent concertante, with very important solo parts for individual orchestral instruments. The texture is always polyphonic, always basically chamber music: every voice literally plays a role and has an independent contrapuntal function. For this reason alone study of the concerto with the piano reduction is indispensable. Sarah Beth Briggs comments as follows: “In turn brilliant, witty and full of expressive lyricism, Hans Gál’s piano concerto has a huge amount of audience appeal and should long since have become a part of the mainstream piano concerto repertoire. The piece offers the listener a big romantic concerto experience with a modern twist and all the associated pyrotechnics and cadenzalike passages, but at the heart of it there is a Mozartian precision and the frequent need for the soloist to be a team-player rather than the prima donna, making it essential for newcomers to the work to treat it as large-scale chamber music and to really get to know the orchestral reduction alongside the solo part.”5

We have here a new critical edition of the piano reduction by the composer, which has taken account of all the relevant sources. In addition to the piano reduction and orchestral score published by Breitkopf & Härtel in 1952, the editor Dr. Anthony Fox had three manuscripts at his disposal: the composer’s “Complete sketch”, his manuscript score and his manuscript piano reduction. Anthony Fox has carefully checked all the available materials and has had to make decisions in all cases of discrepancies as to which version was to be preferred (see the Critical Commentary). In this detailed work he was given considerable assistance by the invaluable expertise of Hartmut Hudezeck of the Hochschule für Musik und Theater in Leipzig, who gave the first performance of the work for 50 years in 2009, and has performed it several times since then. He carefully checked the revised version, and his perspective on the work as an experienced performer, together with his technical knowledge, enabled him to provide both theoretical guidance and practical solutions to problems from the performer’s point of view. The edition has also benefited from the comments of Sarah Beth Briggs, who, with the Royal Northern Sinfonia under the direction of Kenneth Woods, was the first to record the work (see above). She has pointed out a number of discrepancies between the full score and the piano reduction and offered valuable advice as to solutions.

York, Summer 2018

1 Letter of 30 May 1948. Unpublished private correspondence; translated by Eva Fox-Gál.

2 Concert review, published on 25 March 1949 in the Bournemouth Daily Echo.

3 Letter of 31 March 1949. Unpublished private correspondence; translated by Eva Fox-Gál.

4 Label Avie (London), no. 2068796.

5 Interview with Sarah Beth Briggs by Eva Fox-Gál (14 January 2016).

Eva Fox-Gál

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