Wildnis von Illinois eine beachtliche Summe auf die Seite, stürzte dann in eine Krise und starb bettelarm. Eine Erfolgsstory ist hingegen die von Johann Michael Kohler, der in den 1870er-Jahren in Wisconsin Eisenwaren zu produzieren begann. Als Kohler 1900 starb, beschäftigte der Betrieb über 4.000 Mitarbeiter. Die „Kohler-Company“ ist heute noch in Familienbesitz. Auch Monika Winder (39) überlegte, nach Wisconsin zu gehen. Dann gab sie Seattle aus beruflichen Gründen den Vorzug. Die Biologin aus Alberschwende ist auf aquatische Ökologie spezialisiert. Sie forscht in Gewässern über Plankton, meist Mikroorganismen, die sich mit der Wasserströmung fortbewegen. Nach dem Studium in Innsbruck und dem Doktorat an der ETH Zürich übersiedelte sie 2002 an die Westküste der USA, um am Lake Washington Untersuchungen vorzunehmen. Später zog sie weiter nach Kalifornien, forschte am Lake Tahoe und am San Francisco Delta; zwischenzeitlich unternahm sie immer wieder Reisen, um in Kenia Brunnen zu bauen, in Alaska Lachse zu zählen oder in Chile Bergseen zu erkunden. Winder ist vor Kurzem nach Europa zurückgekehrt – sie wolle dem Alten Kontinent eine Chance geben. Einfach sei der Wechsel nicht gewesen, weil hier die Stellenangebote in ihrem Bereich dünn gesät seien. Sie hat ihr
Metier erweitert, macht nun auch Untersuchungen im Meer. Sie wohnt in Kiel und fühlt sich wieder in der Heimat. Wer auf weiter Distanz in Übersee gelebt habe, spanne automatisch einen weiteren Bogen um den Begriff Heimat, sagt Winder. Auch wenn sich das Reisen durch die mobile Revolution in den letzten fünfzig Jahren stark verändert hat, gibt es noch immer die alte Form der Saisonwanderung – vor allem im Handwerk und im Tourismus. Einer, der diese praktiziert, ist der Schwarzenberger Hermann Berchtold. Vor dreizehn Jahren begann er, im süddeutschen Raum auf der Alpe produzierten Bergkäse feilzubieten, zog von Markt zu Markt, übernachtete oft im Auto. Heute kennt er jeden Ort in Süddeutschland. Er verkauft jährlich gut 100.000 Tonnen Käse aus der Region in ganz Europa und führt zudem mit den Familienmitgliedern drei Feinkostläden in Riezlern, Brand und Lech. Er selbst betreut das Geschäft am Arlberg, ist fast den ganzen Winter über dort. Berchtold nutzt jede Gelegenheit, um in sein Heimatdorf Schwarzenberg zu fahren. Die Abwanderung aus dem Wald hat in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts mit dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft andere Konturen angenommen: Früher waren es die Armen und Unterprivilegierten, die den Wald verließen; heute sind es die Spitzenköpfe und Kreativen, die hier und in der Umgebung keine oder nur wenige berufliche Entfaltungsmöglichkeiten haben und auf ein polyglottes Leben eingestellt sind. Noch bedarf es aber genauerer Untersuchungen. Auffallend ist auch, dass die Bande zur alten Heimat nie ganz reißen und dass es talspezifische Eigenheiten zu geben scheint, welche die Wälderinnen und Wälder in der Ferne einen: Greber arbeitet eng mit Tone Fink zusammen, nennt ihn ihren Lehrmeister, Greußing erwirbt noch immer jedes Jahr den Drei-Täler-Skipass, Baldauf griff beim Hausbau auf Bregenzerwälder Handwerker zurück und Winder ist aus dem Grund nach Europa zurückgekehrt, um näher bei ihrer Familie in Alberschwende sein zu können. Bregenzer wald Spekt r um
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