Brauerei Forum 12/2023

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 12 | 22. Dezember 2023 | 38. Jahrgang | ISSN 0179-2466

IN DI

ESER AUSG IfGB ABE: A Bren KTUELL – nerei I en un nformati on d Spi rituo en für sen-H erste ller

 BrauBeviale 2023: Erfolgreicher Neustart  VLB-Oktobertagung:

Forschung & Wasser im Fokus

 Biermarkt Polen  Braumeisterkurs 2023 an der VLB abgeschlossen  Nachrichten ehem. VLBer Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


WIR BRAUEN FÜR DIE BIERE DER WELT

Wir wünschen Ihnen allen ein frohes Fest, Gesundheit und einen guten Rutsch! Ihre Redaktion Brauerei Forum (redaktion@brauerei-forum.de)

Eva Wiesgrill, Julia Bork, Wiebke Künnemann & Olaf Hendel

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„Technologie Brauer & Mälzer” von Wolfgang Kunze 12. überarbeitete deutsche Auflage Printausgabe, Hardcover, Format 17 x 23,5 cm, 1000 S., vollfarbig 800 Abbildungen, 70 Tabellen, im Verlag der VLB Berlin ISBN 13: 978-3-921690-99-4, 149 € Erhältlich in unserem Online-Shop oder auch beim Buchhändler Ihres Vertrauens.


INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 VLB aktuell: Goldene VLB-Ehrennadel für Horst Müller 5 Christian Weber und Stephan Barth führen das Forum Bier / BarthHaas: Förderpreis BarthHaas-Grants geht an Wissenschaftler aus Berlin und Louvain in Belgien

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6 Rastal: Der renommierte Glashersteller trauert um Raymond Sahm / Krombacher Brauerei: Jubilare feiern 550 Jahre Betriebszugehörigkeit 7 Messe: Große Resonanz am VLB-Stand auf der BrauBeviale

Forschungstreffpunkt VLB: Das Jahrestreffen der Zuse-Gemeinschaft, das Forschungskolloquium während der VLB-Oktobertagung und das TecSAS-Netzwerktreffen fanden an der Seestraße statt

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 8 VLB-Oktobertagung 2023: Wassersymposium – Ressource Wasser in Zeiten des Klimawandels 11 Brauer-Schule – Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende: Würzekochen 12 VLB-Oktobertagung 2023: Bericht Forschungskolloquium 13 Steuern sparen bei Forschung und Entwicklung / Zuse-Abend 2023 an der VLB / TecSAS-Netzwerktreffen an der VLB

 IfGB AKTUELL

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14 Fortbildung: Destillateurmeister feiern ihren Erfolg 16 IfGB-Forum: Produktpiraterie und Rahmenbedingungen der Spirituosenproduktion 18 Verbände: Politischer Gästeabend und Spirituosen-Forum des BSI in Bonn-Königswinter 19 Auszeichnungen: Bundesehrenpreise für Spirituosen

Kompetente Fachdiskussionen und großer Zusammenhalt waren das Markenzeichen des Destillateurmeis­ terkurses 2023. Die Meisterfeier am 25. Oktober bildete einen krönenden Abschluss

 BETRIEBSWIRTSCHAFT 20 Brau-Börsen-Bilanz: Internationaler Biermarkt auch im 3. Quartal unter Druck

 MARKT & MARKEN 24 Brauwirtschaft International: Kleiner Abstecher in den polnischen Biermarkt

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 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE 26 VLB-Mitgliederversammlung 2023: Herausforderndes Geschäftsjahr 2022 und Veränderungen im Verwaltungsrat

Auf der VLB-Mitgliederversammlung am 8. Oktober in Berlin gab es Veränderungen im Verwaltungsrat

27 GGB-Jahrbuch 2023 erschienen 28 Der deutschsprachige Kurs zum/r Meister/in im Brauer- und Mälzerhandwerk (HWK) beendet 30 Ehem. VLBer – Bezirksgruppe Nordrhein-Westfalen: Treffen in Dortmund / Ehem. VLBer – Jahrgang 1965 bis 1967: Zwischen Loreley und Ehrendenkmal

 SONSTIGES 31 DBMB Landesgruppe Berlin-Brandenburg: Fachexkursion in Polen / Kontakt Vereinigung Ehem. VLBer / Lösungen Brauer-Schule / Impressum 32 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de Foto: oh / Im Sudhaus der Lech Brauerei in Poznan, Polen

28 Auch der VLB-Braumeisterkurs 2022/2023 ging im Oktober erfolgreich zu Ende. Die Abschlussfeier fand in würdigem Rahmen im Forsthaus Templin statt

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 VLB AKTUELL

Goldene VLB-Ehrennadel für Horst Müller Auf der Mitgliederversammlung der VLB Berlin am 9. Oktober 2023 in Berlin wurde Horst Müller nach 16 Jahren Zugehörigkeit aus dem Verwaltungsrat verabschiedet. Für sein besonderes Engagement als Repräsentant der Anadolu-Efes-Gruppe bei der VLB würdigte ihn der Verwaltungsrat mit der Verleihung der goldenen VLB-Ehrennadel.

malig durchgeführt und bildete die Basis für den anschließenden erfolgreichen Ausbau des VLBNetzwerkes in die GUSStaaten in den 2000erJahren Ein weiterer Meilenstein für die internationale Expansion der VLB war dann die Mitgliedschaft der EFES Beer Group im Jahre 2006. In der Folge wurde Horst Müller auf der Mitgliederversammlung 2007 in den VLBVerwaltungsrat gewählt. Aus dieser Mitgliedschaft entwickelte sich in den weiteren Jahren eine enge Beziehung auf unterschiedlichen Ebenen (u.a. Analytik, Beratung, Ausbildung), die bis heute gelebt wird. Müller selber führte als offizieller Berater der EFES Beer Group sein aktives Engagement im Verwaltungsrat bis 2023 weiter.

Foto: ew

VLB-Präsident Ulrich Rust (r.) hat Horst Müller die goldene Ehrennadel der VLB Berlin verliehen als Dank und Anerkennung für sein unermüdliches Engagement in den vergangenen knapp 20 Jahren

(oh) Horst Müller blickt auf fünf Jahrzehnte Erfahrung in der internationalen Brauindustrie zurück. Als Diplom-Braumeister (Weihenstephan) begann er 1967 bei der Haake-Beck Brauerei in Bremen seine Laufbahn. Nach der Fusion mit Beck & Co war er dort verantwortlich für den gesamten Braubetrieb und zahlreiche Investitionsvorhaben. 1993 verließ er Beck & Co. und wechselte zur EFES Beer Group in die Türkei. Dort war er als Chief Technical Officer maßgeblich für die Expansion der Getränkegruppe in Russland und den GUSStaaten verantwortlich. In diesem Zusammenhang ergab sich auch sein Kontakt zur VLB: Auf Grund des Bedarfs an fundierter brauereitechnologischer Ausbildung in den zahlreichen neuen EFES-Brauereien entwickelte die VLB auf Initiative von Horst Müller einen Brauerkurs in russischer Sprache. Dieser wurde 2004 erst-

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„Besonderer Moment“ Auf der Mitgliederversammlung der VLB am 9. Oktober 2023 in Berlin trat er schließlich aus diesem Gremium zurück und wurde verabschiedet. VLB-Präsident Ulrich Rust verlas ein persönliches Grußwort von Can Cakan, Präsident der Beer Group und CEO Anadolu EFES. Dieser würdigte das außergewöhnliche Engagement von Horst Müller für die Anadolu EFES Group und die wichtige Brücke zur VLB, die mit zum Erfolg von EFES beigetragen habe. Auch Ulrich Rust fand persönliche Worte: „Ich muss gestehen, dass das auch für mich ein ganz besonderer Moment ist. Denn als Bremer habe ich natürlich

meine ersten Erfahrungen in der Brauindustrie bei Beck & Co. gemacht. Und wer war dort seinerzeit der Chef-Braumeister? Horst Müller natürlich“, so Rust. „Und heute, fast 40 Jahre später, stehe ich hier und verleihe dir als VLB-Präsident die VLB-Ehrennadel in Gold. Das ist auch für mich ein ganz besonderes Ereignis.“ Sichtlich bewegt nahm Horst Müller diese Ehrung entgegen: „Es fällt mir natürlich schwer, nach so langer Zeit dieses Ehrenamt aufzugeben. Wir haben mit dem Verwaltungsrat in den vergangenen 16 Jahren gemeinsam einige Hochs und Tiefs durchschritten, viele Situationen gemeistert und die VLB erfolgreich weiterentwickelt. Ich wünsche euch weiter alles Gute – und sollte noch mal mein Rat gefragt sein – ihr wisst, wie ihr mich kontaktieren könnt!“ Bisherige Auszeichnungen Mit der Einführung der Ehrennadel in Gold nahm die VLB im Jahre 2014 die Tradition der VLB-Ehrenmünze (bis ca. 1928) und der Max-Delbrück-Denkmünze (1928 – 1974) wieder auf. Die Nadel wird auf Beschluss des Verwaltungsrates für besonderes ehrenamtliches Engagement für die VLB verliehen. Geehrt wurden bisher: Dr. Axel Th. Simon, 2014 Prof. Dr. Gerolf Annemüller, 2015 Dipl.-Ing. Wolfgang Kunze, 2015 Dr. Hans-J. Manger, 2015 Prof. Dr. Reinhold Schildbach, 2015 Dr. Wilfried Rinke, 2017 Isara Khaola-iead, 2017 Prof. Dr. Ulf Stahl, 2017 Gerhard Theis, 2021 Horst Müller, 2023


Im Rahmen der BrauBeviale Ende November in Nürnberg hat der Förderkreis der Brauwirtschaft, Forum Bier, mit Christian Weber und Stephan Barth einen neuen Vorstand gewählt. (F.) Während der Jahresversammlung des Forum Bier im Rahmen der BrauBeviale in Nürnberg wurden Christian Weber, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, und Stephan Barth, Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender der BarthHaas GmbH & Co. KG in Nürnberg, zu den neuen Vorsitzenden gewählt. Christian Weber folgt damit auf Dr. Jörg Lehmann, Stephan Barth wurde in seinem Amt bestätigt.

Das Forum Bier e.V. ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Verbänden und Personen, die sich der aktiven Förderung der deutschen Bierkultur und Biervielfalt verschrieben haben. Die Mitglieder zogen bei der Jahresversammlung auf der BrauBeviale eine positive Bilanz der vergangenen Jahre und richteten mit den neuen Vorsitzenden den Blick auch in die Zukunft. So sollen die Aktivitäten im Bereich von Veranstaltungen und Messen sowie in den sozialen Medien verstärkt werden. Auch die Bewegung der Biersommeliers und die Hobbybrauer sollen unterstützt werden. Darüber hinaus werden vom Forum Bier die Präventionskampagnen der deutschen Brauereien wie

Foto: DBB/Forum Bier

Christian Weber und Stephan Barth führen das Forum Bier Christian Weber und Stephan Barth bilden den neuen Vorstand des "Forum Bier"

etwa die Kampagnen DRINK RESPONSIBLY und DON‘T DRINK AND DRIVE gefördert.

BarthHaas

Förderpreis BarthHaas-Grants geht an Wissenschaftler aus Berlin und Louvain in Belgien

(F.) Das Team um Nils Rettberg und Florian Schrickel geht der Frage nach, wie die Qualität und Stabilität von intensiv gehopften Bie­ ren durch Hochdruckverfahren zur nichtthermischen Pasteurisierung verbessert werden können. Willemart und Collin erforschen, wie sich die enzymatischen Aktivitäten von Hopfen und Gewürzen, die dem Bier während der Gärung durch die Hopfung zugesetzt werden, auf die Stabilität des Produkts auswirken. BarthHaas unterstützt die Forschungsarbeiten jeweils mit einem Preisgeld von 10 000 €. Die Verleihung fand am 29. November auf der BrauBeviale in Nürnberg statt.

Dr. Christina Schönberger, Leiterin des Brewing Solutions Teams bei BarthHaas, gratulierte den Preisträgern zu ihren vielversprechenden Forschungskonzepten. „In den von uns geförderten Projekten wurden immer wieder erstaunliche und auch für uns wertvolle Erkenntnisse gewonnen“, freut sich Schönberger. „Der Kontakt zu den Wissenschaftlern ist daher auch für BarthHaas immer ein Gewinn.“

Mit den BarthHaas-Grants werden seit 2007 jährlich richtungsweisende wissenschaftliche Projekte aus der Hopfenforschung an Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen gefördert. In vielen Fällen dienten sie als Anschubfinanzierung: Viele erfolgreiche Arbeiten erweckten breite Aufmerksamkeit und konnten mit öffentlichen Mitteln fortgeführt werden, so die Stifter.

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Foto: BarthHaas

Der Hopfenspezialist BarthHaas hat Dr. Nils Rettberg und Florian Schrickel, Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Rohstoffe und Getränkeanalytik der VLB Berlin, mit seinem Förderpreis BarthHaas-Grants 2023 ausgezeichnet. Weitere Preisträger sind in diesem Jahr Guillaume Willemart und Prof. Sonia Collin, die am Louvain Institute of Biomolecular Science and Technology (LIBST) der Université catholique de Louvain in Belgien forschen.

Verleihung der BarthHaasGrants: Brian Buffin (John I. Haas), Guillaume Willemart (LIBST), Florian Schrickel (VLB), Dr. Nils Rettberg (VLB), Dr. Christina Schönberger (BarthHaas), Alexander Byelashov (John I. Haas), Thomas Raiser (BarthHaas)


MENSCHEN & UNTERNEHMEN Krombacher Brauerei

Jubilare feiern 550 Jahre Betriebszugehörigkeit 25 Jahre und länger: 19 Mitarbeiter halten Krombacher seit mehr als zwei Jahrzehnten die Treue

19 langjährigen Mitarbeitenden durfte die Krombacher Brauerei in diesem Jahr zum besonderen Betriebsjubiläum gratulieren. 15 von ihnen sind seit 25 Jahren Teil des Familienunternehmens, einer

Foto: Krombacher

kann auf 40 und drei weitere sogar auf 45 Jahre Betriebszugehörigkeit zurückblicken. (F.) Damit halten sie ihrem Arbeitgeber seit zusammengerechnet 550 Jahren die Treue – und das sollte bei der traditionellen Jubilarehrung auch entsprechend gewürdigt werden. Die Ehrung fand im Rahmen des diesjährigen Betriebsfestes statt, das im September auf dem Gelände des ElspeFestivals gefeiert wurde. „Dass Mitarbeitende einem Unternehmen so viele Jahre treu bleiben, ist bei uns zwar keine Seltenheit, aber in der heutigen Zeit doch außergewöhnlich“, sagte Stephan Berens, kaufmännischer Geschäftsführer, bei seiner Begrüßungsrede und betonte, wie wichtig und wertvoll langjährige Beschäftigte für

die Brauerei sind. „Sie arbeiten in unterschiedlichen Abteilungen und Bereichen und doch haben sie eins gemeinsam: Viele Jahrzehnte engagierter und erfolgreicher Tätigkeit. Kolleginnen und Kollegen, die ihren Arbeitgeber über so eine lange Zeit loyal begleiten, sind eine wichtige Stütze und der Schlüssel für unseren Erfolg.“ Mit persönlichen Worten wurden die Mitarbeitenden anschließend von den jeweiligen Geschäftsführern in individuellen Ansprachen geehrt und erhielten als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung die Urkunden der Industrieund Handelskammer Siegen sowie eine hochwertige Armbanduhr als persönliche Erinnerung. Das Betriebsfest bot im Anschluss die perfekte Gelegenheit, auf die gemeinsamen Jahre anzustoßen.

Rastal: Der renommierte Glashersteller trauert um Raymond Sahm Rastal, bekannter Hersteller und Innovator im Bereich Glasdesign und -veredelung für die Getränkeindustrie, steht unter dem Schock des überraschenden Todes von Raymond Sahm. Der Inhaber und langjährige geschäftsführende Gesellschafter verstarb unerwartet am Sonntag, den 12. November 2023, im Alter von 66 Jahren. (F.) Die Nachricht von Raymond Sahms Ableben hat das gesamte Team zutiefst getroffen. Raymond Sahm lebte seit seinem Eintritt in die Geschäftsführung im Jahr 1992 seine Leidenschaft für die Welt der Gläser und entwickelte Rastal zu einem weltweit führenden Unternehmen für die Veredelung von Trinkgläsern in der Getränkeindustrie. Als Erfinder des Exklusivglas-Konzepts wurden unter seiner Leitung bis heute

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prägende Trinkglasdesigns für die globalen Marken der Getränkeindustrie kreiert. Raymond Sahm baute neue Geschäftsfelder erfolgreich auf und schloss innovative PartnerFoto: Rastal

schaften. Als visionärer Vordenker erkannte er frühzeitig Trends für die Branche. Die Geschäftsaktivitäten der Rastal GmbH & Co. KG werden trotz des schmerzlichen Verlusts konstant fortgesetzt. Maximilian Sahm, Sohn von Raymond Sahm, ist bereits seit vielen Jahren eng in die Unternehmensleitung eingebunden und wird die von seinem Vater geebneten Wege in vierter Generation fortschreiten. „Wir sind fest entschlossen, das Erbe meines Vaters weiterzuführen und sein Lebenswerk fortzusetzen. Unser Ziel ist es, auf seinem innovativen Geist weiter aufzubauen und diesen in jeden Aspekt unserer Unternehmungen einfließen zu lassen. Wir werden seine Vision bewahren und dafür sorgen, dass sein Einfluss auf die Getränke-Industrie weiterlebt“, so Maximilian Sahm.


 MESSE

Große Resonanz am VLB-Stand auf der BrauBeviale Vom 28. bis 30. November fand die BrauBeviale in Nürnberg statt. Nach vier Jahren Pause herrschte großer Andrang auf der wichtigsten Investitionsgütermesse für die Getränkeindustrie in diesem Jahr – und mittendrin der Stand der VLB. (BF) Halle 6, Stand 105 war der Anlaufpunkt für viele Ehemalige, Mitglieder, Kunden, Freunde und andere Fachbesucher, die die VLB besucht und bei einem frisch gezapften Berliner Kindl Jubiläums Pilsner Kontakte gepflegt haben. „Wir haben uns schon lange auf die BrauBeviale gefreut und sind begeistert über die vielen Gespräche, die wir hier in Nürnberg führen konnten“, so Dr. Josef Fontaine, Geschäftsführer der VLB Berlin. Erstmals wieder seit 2019 fand die Fachmesse für die Brau- und Getränkeindustrie vom 28. bis 30. November 2023 in Nürnberg statt. Auch wenn die Zahl der Aussteller und Besucher wohl etwas geringer ausfiel als 2019, hat die Messe nicht an Attraktivität für die Brau- und Getränkeindustrie verloren: In den Hallen im Messezentrum Nürnberg drängten sich die Fachbesucher an

Fotos: 1 Gut besucht: Der VLBStand in Halle 6 2 Roberto Biurrun (l.) und Dr. Josef Fontaine (M.) überreichen die VLB-Mitgliedsurkunde an Vertreter der Union Camerounaise de Brasseries aus Kamerun 3 Dr. Josef Fontaine mit Hedda Spendrup 4 Roberto Biurrun im Gespräch mit einer Delegation von Hijos de Rivera, Spanien 5 v.l.: Olaf Hendel, VLB, Uwe Helmsdorf, Köstritzer Schwarzbierbrauerei, Werner Albrecht, BMEL, Wiebke Künnemann, IfGB, Dr. Josef Fontaine, VLB

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den Ständen der Aussteller. Auch abseits ihres Standes war die VLB aktiv. Ingo Pankoke und Norbert Heyer waren gefragte Diskussionspartner in der Logistik-Lounge – ein Vortrags- und Gesprächsformat, das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfand. Dr. Martin Senz vom VLB-Forschungsinstitut für Bio­technologie und Wasser hat in der Craft Drinks Area im Rahmen seines Vortrages „Macht sauer wirklich lustig?“ teils selbst hergestellten Kombucha verkostet. Außerdem nutzten etliche Besucher die Gelegenheit, sich ein Exemplar des neu aufgelegten „Kunze“ zu sichern – die 12. überarbeitete Auflage von Technologie Brauer & Mälzer war eine Woche vor Messebeginn erschienen und stand druckfrisch in der Bücherauslage. Die nächste BrauBeviale findet vom 26. bis 28. November 2024 in Nürnberg statt.

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Fotos: ew (4), oh (1)

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

 VLB OKTOBERTAGUNG 2023

Wassersymposium: Ressource Wasser in Zeiten des Klimawandels

Fotos: oh

Als neuer Programmpunkt der Oktobertagung stand in diesem Jahr das VLB-Wassersymposium „Ressource Wasser in Zeiten des Klimawandels“ auf der Agenda. Durch das Programm führte Dr. Alfons Ahrens vom VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser.

Stefan Reimann: Null-SchadstoffZiel für das Abwasser

(oh) Mit seinem Vortrag über die Ressource Wasser im Spannungsfeld von Klimawandel, trinkwasserrechtlichen Anforderungen und nationaler Wasserstrategie führte Alfons Ahrens in das Symposium ein. Dass sich das Klima auch bei uns ändert, kann kaum mehr bezweifelt werden. Dieser Klimawandel beeinflusst nachteilig sowohl die verfügbare Wasserquantität als auch die Wasserqualität. Die Sommermonate sind regional durch Wasserstress und Grundwasserabsenkungen gekennzeichnet. Dies führt unter anderem zu einer zunehmenden Versalzung und dem Eintrag von Spurenstoffen in die Grundwasserleiter. Diese Veränderungen können durch die Grundwasserneubildung im hydrologischen Winter nicht immer ausgeglichen werden. Darüber hinaus lösen erhöhte Boden- und Lufttemperaturen chemische und mikrobiologische Stoffumwandlungsprozesse bei der Grundwasserneubildung aus, die charakteristisch sind. Ahrens hob insbesondere die Verschiebung des Redox-Potenzials im Grundwasser

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Dr. Alfons Ahrens: Grundwasser verändert sich

hervor. Dies kann signifikanten Einfluss auf die Wasseraufbereitung oder auf Reinigungs- und Desinfektionsprozesse haben. Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden strenger: So hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz eine Nationale Wasserstrategie ausgearbeitet, die im März 2023 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Auch wurde die deutsche Trinkwasserverordnung im Juni 2023 novelliert. Unter anderem wurde eine Pflicht zur Einrichtung und Betrieb eines Risikomanagementsystems für Wasserversorgungsanlagen von der Gewinnung bis zur Entnahmestelle verpflichtend. Auch wurden neue bzw. schärfere Grenzwerte für mikrobiologische und chemische Wasserparameter eingeführt. Die Spurenstoffstrategie des Bundes und Beitrag industrieller Abwässer an der Belastung der Rohwasserressourcen mit Mikroverunreinigungen skizzierte Stefan Reimann (VLB). Auf europäischer Ebene wurde im „Green Deal“ das „Null-Schadstoff-Ziel“ formuliert.

Dieses Ziel setzt sich in diversen Richtlinien fort, z.B. in der EURichtlinie 2010/75/EU zu Industrie­ emissionen (IED). Dort wird u.a. eine verpflichtende Einführung eines Umweltmanagementsystems (UMS) inkl. Chemikalieninventar für Unternehmen gefordert. Für Deutschland ist das Null-Schadstoff-Ziel in der Nationalen Wasserstrategie sowie in der Spurenstoffstrategie des Bundes verankert worden. In der letzteren werden relevante Spurenstoffe definiert, darunter zahlreiche Industriechemikalien, Humanarzneimittel, sowie Pflanzenschutzmittel und Biozide. Der Eintrag dieser Spurenstoffe in die Umwelt wird als kritisch eingestuft und soll reduziert werden. Aktuell beschäftigt sich ein Projekt des Umweltbundesamtes „Orientierende Untersuchungen und Analysen zur Reduzierung des Beitrags industrieller Abwässer an der Gewässerbelastung mit Mikroverunreinigungen – AiM) mit der Konkretisierung dieser Ziele und Priorisierung von rund 190 verschiedenen Stoffen. Außerdem wurde eine Priorisierung der Branchen vorgenommen. Dabei werden die Reinigungs- und Desinfektionsmittelprozesse der Nahrungsmittelindustrie ebenfalls erfasst. Perspektivisch könnte das für die Brauindustrie bedeuten, dass Rückstände von konfektionierten Reinigungsmittel, Filterhilfsmittel, Bandschmiermittel, Klebstoffen oder anderen Additiven künftig einem besonderen Monitoring unterliegen werden. Auch wenn unsere Branche im Vergleich mit anderen In-


Dr. Stefan Schildbach: Aufbereitung von Wasser ist eine Frage des Aufwands dustriezweigen bei diesem Thema nicht so sehr im Fokus steht, sollte man diese Entwicklungen im Auge behalten, so die Empfehlung von Reimann. Prof. Dr. Stefan Schildbach (Hochschule Fulda, Bioverfahrenstechnik) sprach über aktuelle Herausforderungen an die Wasseraufbereitung im Zuge des Klimawandels. Wasser ist in Deutschland grundsätzlich ausreichend vorhanden, aber dennoch gibt es Regionen mit lokaler Wasserknappheit. Dort sind die Erschließung alternativer Wasserquellen, die Umsetzung von Wassersparmaßnahmen oder das Recycling von Wasser auch heute schon erforderlich. Grundsätzlich bekomme man jede Art von Wasser aufbereitet – es ist letztendlich nur eine Frage des Aufwandes. Schildbach stellte vier gängige Wasseraufbereitungsverfahren vor: Ultrafiltration: Ist in der Lage, aufgrund der geringen Porengröße von 0,01-0,05 µm auch Bakterien zu entfernen. Darüber hinaus bleiben alle Verunreinigungen auf der Membran­ oberfläche und können dort leicht wieder abgespült werden. Sie hat sich daher in der Wasseraufbereitung durchgesetzt. Aktivkohlefiltration: Funktioniert entweder durch Diffusion oder durch Adsorption und ist besonders geeignet zur Ent-

fernung organischer Moleküle. Bei Adsorption werden längere Kontaktzeiten benötigt. Hier bietet sich der Einsatz eines Festbettreaktors an. Da Aktivkohle alle unpolaren Verbindungen adsorbiert, ist die Kapazität für einen bestimmten Stoff eingeschränkt. Auch besteht bei Aktivkohle auf Dauer die Tendenz der Verkeimung und es muss gereinigt werden. Umkehrosmose: Prinzip eines druckgetriebenen Transports von organischen Molekülen durch eine Membran. Technisch gesehen hat dieses Verfahren immer einen Schlupf, sodass eine 100%ige Entfernung von Fremdstoffen nicht gewährleistet ist. Advanced Oxidation Process (AOP): Ist die drastischste Methode, z.B. bei Wasserrecycling. Dieses Verfahren erfordert den Einsatz von Oxidationsmittel (z.B. Ozon), was zu hohen Betriebskosten führt. Insgesamt sei damit zu rechnen, dass die Wasseraufbereitung künftig aufwändiger wird, so Schildbachs Einschätzung. Dennoch sind die derzeit verfügbaren Verfahren zur Wasseraufbereitung auch für herausfordernde Wasserqualitäten gut geeignet. Prof. Dr. Sven Uwe Geißen (TU Berlin, Lehrstuhl für Umweltverfahrenstechnik) sprach über industrielles Wassermanagement – Grundlage für eine sichere und effiziente Wasserversorgung und Abwasserbehandlung. Wasser ist und bleibt das am meisten genutzte industrielle Lösungsmittel. Rund 20 % des weltweiten Wasserverbrauchs entfällt auf die Industrie. In Deutschland werden rund 80 % des industriell benötigten Wassers für Kühlprozesse eingesetzt, z.B. in Kraftwerken, Stahlherstellung. Wo viel Wasser verbraucht wird, fällt auch entsprechend viel Abwasser an. Hier sind verschiedenste O pt imier ung smaßnahm en möglich, die jedoch genau abgewägt werden müssen. In der Brau- und Getränkeindustrie lässt sich beispielsweise mittels Biogasproduktion über

108TH INTERNATIONAL BREWING & ENGINEERING CONGRESS 2024 Conference for the international brewing and malting industry 13 to 15 March 2024 MartiniPlaza Event Center, Groningen, NL

Wednesday, 13th March 2024 + Meeting VLB Technical Scientific Committee (TWA/TSC) + Get-together at the Convention Site

Thursday, 14th March 2024 + Technical Presentations: Brewing Industry is moving towards Net Zero – Status and Prospects + Afternoon/Evening: Technical visit incl. Grand Opening of Holland Malt’s Zero Emission Malthouse in Eemshaven

Friday, 15th March 2024 + Technical Presentations: Brewing Industry is moving towards Net Zero – Status and Prospects – with accompanying exhibition – Supported by

www.vlb-berlin.org/en/groningen 2024 VLB Berlin, Seestrasse 13, 13353 Berlin – Germany brewmaster@vlb-berlin.org

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

fernung über Membrantechnologie ist physikalisch nicht möglich. Geißen empfahl, in Bezug auf die Einleitung industrieller Abwässer immer das Gespräch mit der Kommune zu suchen. Letztendlich benötigt eine Kläranlage für einen effizienten Betrieb eine möglichst kontinuierliche Versorgung mit geeignetem Abwasser. Dazu könnte beispielsweise eine temporäre Speicherung von Abwasser und der Einleitung zu Tageszeiten mit geringen Abwasserfrachten Optimierungspotenzial bieten. Dr. Sven Uwe Geißen: Wärmerückgewinnung aus Abwasser hat viel Potenzial

Florian Werner: Ionenzusammensetzung im Wasser beachten

eine anaerobe Abwasserbehandlung Energie gewinnen. Gemessen am Gesamtenergiebedarf sei diese Menge allerdings relativ gering. Dagegen ließe sich durch die Wärmerückgewinnung aus Abwasser eine deutlich höhere Energieeinsparung realisieren, so Geißen. Auch das Recycling von Abwässern sei möglich. Am Praxisbeispiel einer Brauerei in Australien konnte der Frischwasserbedarf durch Mikrofiltration und Umkehrosmose des gereinigten Abwassers um rund 45 % reduziert werden. Die Herausforderung dabei sei weniger die Technologie, sondern die Entsorgung der dabei anfallenden Konzentrate. Die Grenzwerte für Einleitungen werden in der Regel von den Kommunen über die Indirekteinleiterverordnung festgelegt. Werden diese überschritten, darf nicht mehr in die kommunale Kläranlage einleitet werden und dann wird es teuer. Beim Wasserrecyling muss man auch beachten, dass im Permeat immer noch Spuren der Reststoffe enthalten sind. Eine 100%ige Ent-

Wasser – eine entscheidende Komponente bei Reinigung und Desinfektion: Möglichkeiten zur Wassereinsparung und Probleme beim Einsatz von Brauchwässern war das Thema von Florian Werner (Calvatis). Wasser hat volumenmäßig den mit Abstand größten Anteil an Reinigungs- und Desinfektionsmittellösungen. Bei der Verwendung von Stadtwasser muss bei der Herstellung der Lösungen die Ionenzusammensetzung und Konzentration beachtet werden. Insbesondere hohe Konzentrationen von Cl-Ionen können schnell zu Korrosion führen, auch an Edelstählen. Erhöhte Sulfat­ ionen führen in Kombination mit bestimmten Bandschmiermitteln zu unerfreulichen Ablagerungen an den Anlagen. Diese können beispielsweise Sprühdüsen verblocken und damit erhebliche mikrobiologische Probleme verursachen. Bei harten Wässern und vorwiegend alkalischer Reinigung verursachen Ca- und Mg-Ionen Kalk-Ablagerungen. Diese verschlechtern den Wärmeübergang oder bieten Angriffspunkte für mikrobiologische Kontaminationen. Bei Brunnenwasser sei eine Enteisenung und Entmanganung empfehlenswert. Kieselsäure bildet bei saurer Reinigung bereits in sehr geringen Konzentrationen (ab 10 ppm) eine Silikatschicht auf Oberflächen oder Membranen. Diese Schicht lässt sich mit gewöhnlichen Laugen und Säuren nicht mehr entfernen. Bei der CIP-Reinigung könne durch eine kombinierte Reinigung und Desinfektion mittels Einsatz spezieller Kombiprodukte Prozesszeit, Wasser und Energie eingespart werden, so Werner. Zum Abschluss sprach Dr. Horst Born (ProMinent) über sichere An-

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wendung von Desinfektionsverfahren in Abhängigkeit von der Rohwasserqualität. Um eine mikrobiologisch einwandfreie Qualität zu erreichen, werden in der Prozess- und Trinkwasseraufbereitung häufig hochreaktive Chemikalien wie Chlordioxid, Chlorgas oder Chlorbleichlauge eingesetzt. Dabei können jedoch auch unerwünschte Desinfektionsnebenprodukte entstehen, z.B. Chlorat (ClO3-) oder Chlorit. Deren Höchstwerte sind in der Trinkwasserverordnung festgelegt. Auch bei der Herstellung und Verwendung von Chlordioxid können in Abhängigkeit des Prozesses diese Nebenprodukte entstehen. Auch die Bildung von potenziell krebserregenden Halogenessigsäuren aus hypochloriger Säure und organischen Huminsäuren ist ein Thema. Daher ist eine effektive Abtrennung von Huminsäuren angeraten, insbesondere bei Frischwasser aus Talsperren. Weitere relevante Nebenprodukte der Desinfektion sind Bromate oder Trihalogenmethane. Hier gilt nach der neuen Trinkwasserverordnung von 2023 ein Minimierungsgebot. Grundsätzlich ist die Minimierung von Desinfektionsnebenprodukten bei der Wasseraufbereitung und Getränkeherstellung durch das Desinfektionsverfahren und die Prozessführung steuerbar. Damit können Getränkeproduzenten sicherstellen, dass ihre Produkte den höchsten Qualitätsstandards entsprechen und für die Verbraucher unbedenklich sind, führte Born abschließend aus.

Dr. Horst Born: Desinfektionsnebenprodukte im Auge behalten


 BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Würzekochen Bei der Würzekochung im Sudhaus erfolgt die Hopfengabe – die bitteren und aromatischen Bestandteile des Hopfens werden in die Würze überführt. Außerdem werden u.a. Einweißstoffe ausgeschieden, Wasser verdampft, Enzyme deaktiviert, unerwünschte Aromastoffe ausgetrieben und die Würze wird sterilisiert. 1. Wie nennt man den Inhalt der Würzepfanne nach dem Abläutern des Hauptgusses? a) Ausschlagwürze b) Kochwürze c) Vorderwürze d) Pfannevollwürze e) Läuterwürze 2. In der Würzepfanne finden während des Kochens Vorgänge statt, die für den Brauprozess von Bedeutung sind. Welcher Vorgang findet nicht statt? a) Verdampfung von Wasser b) Umwandlung von Hopfenbestandteilen c) Sterilisation der Würze d) Ausscheidung von Eiweiß-GerbstoffVerbindungen e) Bindung der Hopfenöle in der Würze 3. Während des Kochens wird die thermische Belastung der Würze erhöht und die Würze wird zunehmend dunkler. Die thermische Belastung wird ausgedrückt in… a) BEEBC b) DMS c) EBC d) TBZ e) FNS 4. Durch den Kochvorgang verdampft Wasser und der Extraktgehalt der Würze verändert sich. Welche „Würze“ hat den niedrigsten Extraktgehalt? a) Anstellwürze b) Vorderwürze c) Ausschlagwürze d) Pfannevollwürze e) Stammwürze des fertigen Bieres 5. Der pH-Wert der Würze sinkt durch den Kochvorgang leicht. Dies liegt an verschiedenen chemischen Vorgängen. Welche der Aussagen ist richtig? Der pHWert der Würze sinkt durch ... a) die Zugabe von Zink b) die Bildung von Melanoidinen c) die Zugabe von Röstmalzbier d) die Inaktivierung der Enzyme e) die Bildung von Humolon

6. Durch die Verdampfung des Wassers während des Würzekochens verändert sich nicht nur der Extraktgehalt, sondern es werden auch flüchtige Aromastoffe ausgedampft. Welcher der folgenden Stoffe wird nicht in der Sudpfanne ausgedampft? a) 2-Methylbutanal b) Furfural c) Dimethylsulfid d) Acetaldehyd e) Methional 7. Es gibt verschiedene Bauweisen und Beheizungsmöglichen für Würzepfannen. Welche der folgenden Ausführungen gibt es nicht? Würzepfannen mit ... a) Heißwasserbeheizung b) Dekoktionsbeheizung c) Niederdruckkochung d) Außenkocher e) oder eine Whirlpoolpfanne 8. Welche Aussage ist korrekt? a) Beim Würzekochen werden alle vorhandenen Alpha-Säuren zu IsoAlpha-Säuren. b) Während des Kochvorgangs lassen Proteasen das Eiweiß ausfällen. c) Nach dem Kochvorgang mit 100°C ist die Würze frei von Mikroorganismen. d) Der pH-Wert der Würze hat keinen Einfluss auf den weiteren Brauprozess. e) Eines der wichtigsten Spurenelemente in der Würze ist Zink. Fachrechnen Eine Brauerei stellt nach dem Kühlen 132 hL mit 11,8 % Stammwürze an. Im Sudhaus wurde 70 Minuten gekocht und die Gesamtverdampfung liegt bei 6%. Wie hoch war der Extraktgehalt der Pfannevollwürze? (0,01%) Die Aufgaben stellte Andreas Großmann (Staatliche Berufsschule Main-Spessart/Karlstadt)

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Brauerei Forum – Dezember 2023

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

VLB-Oktobertagung 2023: Bericht Forschungskolloquium Fotos: ew

Das 5. VLB-Forschungskolloquium fand im Rahmen der 107. VLB-Oktobertagung am 10. Oktober in Berlin statt. Durch die Vortragssession führte der kaufmännische Geschäftsführer und Forschungskoordinator der VLB, GerhardAndreas Schreiber.

Auf der Suche nach Lastspitzen: Philipp Zeuschner

Kombucha-Qualität im Fokus: Marie Ludszuweit

Untersucht Thiole und Geschmacksstabilität: Ben Palmer

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(oh) Zum Einstieg skizzierte Gerhard Andreas Schreiber die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Forschungslandschaft. Aufgrund zahlreicher anderer Belastungen für die Haushalte stagniert derzeit die Verfügbarkeit von Fördermitteln. Viele Vergabeverfahren wurden mit Fokus auf Standardisierung und Digitalisierung stark modifiziert, was zu verzögerten Antragsbearbeitungen führte. Er hob eine Möglichkeit zur steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung über das Forschungszulagengesetz (FZulG) hervor (siehe Kasten rechts). BrewFlex – Wie können Brauereien im Kontext der Energiewende ihr Lastflexibilisierungspotenzial optimal nutzen? ist ein aktuell laufendes Projekt (IGF 22949N) an der VLB, das Philipp Zeuschner vom VLB-Forschungsinstitut für Bierund Getränkeproduktion vorstellte. Auch wenn der Energiebedarf einer Brauerei derzeit größtenteils über Gas gedeckt wird, sind die Aufwendungen für elektrische Energie aufgrund der höheren Strompreise pro 1 kWh höher als für Gas. Im Produktionsprozess der Brauerei kommt es immer wieder zu Lastspitzen. Im Zuge der Energiewende sind Schwankungen bei der Einspeisung, insbesondere bei Wind- und Solarenergie, eine Herausforderung. Um diese ausgleichen zu können, sind zusätzliche Flexibilisierungsmöglichkeiten auf Seiten der Stromverbraucher erforderlich. Insbesondere die industrielle Produktion mit ihren Lastspitzen stehen dabei im Fokus des Projektes „BrewFlex“. Dieses Gemeinschaftsprojekt wird von dem Bremer Institut für Messtechnik, Automatisierung und Qualitätswissenschaft (BIMAQ, Messdatenerfassung und -verarbeitung), der Vereinigung deutscher Wissenschaftler (VDW, betriebswirtschaftliche Betrachtungen) und der VLB Berlin (brauereispezifische Adaption) durchgeführt. Dabei werden die Prozesse in der Brauerei analysiert und nach internen Möglichkeiten Brauerei Forum – Dezember 2023

für Verschiebungen der Stromlasten gesucht. Darüber hinaus wird bewertet, ob und wie sich diese Flexibilisierungen in der betrieblichen Praxis realisieren lassen. Im Gegensatz zu bereits durchgeführten Projekten mit ähnlicher Zielrichtung ist BrewFlex auf die besonderen Anforderungen der Brauindustrie fokussiert. Das Projekt steht noch in der Anfangsphase und läuft bis Ende 2024. Über die Wasserqualität und fermentierte Getränke sprach Marie Ludszuweit vom VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser. Ziel des Projektes (INNO-KOM 49MF220050) ist die Optimierung der Entwicklung von neuartigen fermentierten Getränken aus Minimalmedien. Dabei stehen Aspekte der Qualität, der Wirtschaftlichkeit und der Nachhaltigkeit besonders im Fokus. Bei der Herstellung von Kombucha oder Wasserkefir ist die Wasserqualität von entscheidender Bedeutung. Da bei der Fermentation dieser Mischkulturen, z.B. in grünem oder schwarzem Tee, nur wenige Inhalts- und Nährstoffe bereitgestellt werden, haben schon geringe Schwankungen der Zusammensetzung deutlichen Einfluss auf das spätere Endprodukt. Der nächste wichtige Parameter ist die Auswahl der Mikroorganismen. Im Rahmen des Projektes wurden systematische Versuche mit verschiedenen Wasserparametern durchgeführt, u.a. unterschiedliche Mineralisierung, und Mikroorganismen. Diese wurden analytisch und sensorisch begleitet. Es wurden modifizierte LC- und GC-Methoden entwickelt, mit denen primäre Stoffwechselprodukte, Polyphenole oder auch schwefelhaltige und geschmacksgebende Gärungsnebenprodukte in der Getränkematrix analytisch sicher bestimmt werden können. Das Projekt läuft noch bis Januar 2025.

Über den oxidativen Abbau von Hopfenthiolen – Einflussfaktoren und Gegenmaßnahmen zur geschmacklichen Stabilisierung hopfenbetonter Biere (INNO-KOM 49MF200054) sprach Benjamin Palmer vom VLB-Forschungsinstitut für Getränkeanalytik und Rohstoffe. Thiole gehören zu den flüchtigen aromaaktiven Schwefelkomponenten im Bier. Sie können das Geschmacksprofil positiv und negativ beeinflussen. Ins Bier gelangen Thiole hauptsächlich über den Hopfen. Ein Hauptvertreter dieser Gruppe ist 4-Mercapto-4-Methylpentan-2-on (4MMP). Diese Verbindung zeichnet sich durch ein Cassis-Aroma aus, das aber im Laufe der Zeit verschwindet. 4MMP ist sehr reaktiv und liegt im Bier nur in äußerst geringen Konzentrationen vor (Nanogramm-Bereich). Die Analytik ist daher anspruchsvoll und erforderte die Etablierung einer geeigneten GCMS/MS-Methode. Im weiteren Projektverlauf erfolgten Untersuchungen zur Langzeitstabilität von 4MMP. Dazu wurden kommerziell erhältliche Biere mit 4MMP gespiked und über einen Zeitraum von sechs Monaten analytisch begleitet. Eine erhöhte Lagerzeit und Temperatur führten erwartungsgemäß zu einem verstärkten Thiolabbau. Übergangsmetalle, CuSO4 und in geringerem Maße Fe(III), beeinflussen ebenfalls den Thiolabbau. Glutathion (GSH) als Antioxidationsmittel scheint flüchtige Thiole zu stabilisieren. Außerdem wurde beobachtet, dass die Konzentration freier Thiole abnimmt, die Konzentration disulfidisch gebundener Thiole dagegen steigt. Das Projekt wurde Anfang 2023 abgeschlossen. Als Ausblick sollen Untersuchung über die Verwendung von Nebenprodukten des Hopfens (z.B. Rückstände vom Hopfenstopfen) zur Stabilisierung von Thiolen folgen. Das nächste Forschungskolloquium der VLB ist am 8. Oktober 2024 in Berlin geplant.


Mit dem Gesetz zur steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung (Forschungszulagengesetz – FZulG) wurde 2021 von der Bundesregierung eine neue steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung eingeführt. Profitieren davon können insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen – auch aus der Brau- und Getränkeindustrie. (BF) Das Forschungszulagensetz soll die gut ausgebaute Projek t förderl andschaf t ergänzen und den Investitionsstandort Deutschland stärken. Es ermöglicht die steuerliche Absetzung von Aufwendungen für FuE-Projekte. Das relativ einfache Antragsver fahren erfolgt über die Bescheinigungsstelle Forschungszulage (BSFZ), die im Falle einer positiven Beurteilung direkt das jeweils zuständige Finanzamt des antragstellenden Unternehmens infomiert. Zusätzlich muss das anspruchsberechtigte Unternehmen bei seinem Finanzamt die Zulage beantragen. Zu den förderfähigen Aufwendungen gehören der Bruttoarbeitslohn für das damit beschäftigte Personal sowie ein förderfähiger Eigenaufwand. Hierfür wird eine Steuererleichterung in Höhe von 25 % gewährt. Wird ein FuE-Vorhaben als Auftragsforschung durch einen Dritten durchgeführt, liegt die Förderquote bei 60 %. Die Forschungszulage wird nicht sofort ausgezahlt, sondern im Rahmen der nächsten erstmaligen Festsetzung von Einkommenoder Körperschaftsteuer vollständig auf die festgesetzte Steuer angerechnet. Ergibt sich nach dieser Anrechnung ein Überschuss, wird dieser als Einkommenoder als Körperschaftsteuererstattung ausgezahlt. Trotz der dynamischen Entwicklung der Nutzung der

Forschungszulage wird dieser Weg von vielen förderfähigen Unternehmen noch nicht genutzt. Hemmend ist, dass viele Unternehmen über keine Erfahrung aus der direkten FuEFö r d e r u n g und der dafür erforderlichen Antragsstellung verfügen und weitergehende Informationen zum praktischen Handling rar sind. Die VLB kann als gemeinnützige Organisation die Forschungszulage nicht direkt nutzen, stellt jedoch ihren Mitgliedern das langjährige Know-how im Bereich der FuE-Förderung zur Verfügung. „Die Forschungszulage ist ein leider zu wenig bekanntes Förderinstrument“, so Gerhard Andreas Schreiber, Geschäftsführer der VLB und für den Bereich der Forschungskoordination verantwortlich. „Gerade für eine mittelständisch geprägte Branche wie die Brauindustrie können Innovationen hierdurch entscheidend vorangebracht. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie weitere Fragen haben oder die Zulage für Ihr Unternehmen in Anspruch nehmen wollen. Und natürlich steht Ihnen die VLB für die Realisierung Ihrer Projektideen auch als Forschungspartner gerne zur Seite.“ Die Forschungszulage ist von der aktuellen Haushaltssperre nicht betroffen, es besteht ein Rechtsanspruch. Kontakt an der VLB: g.schreiber@vlb-berlin.org

 Zuse-Abend 2023 an der VLB Unter dem Motto „Forschen für den Fortschritt. Mehrwert für die Menschen“ hatte am 21. September 2023 die Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (ZuseGemeinschaft) zu ihrem traditionellen „Zuse-Abend“ in die VLB Berlin eingeladen.

Foto: Zuse-Gemeinschaft / Christian D. Thomas

(BF) Die Zuse-Gemeinschaft ist eine Interessenvertretung gemeinnütziger Industrieforschungseinrichtungen in Deutschland. Dem technologie- und branchenoffenen Verein gehören bundesweit 80 Mitglieder an. Diese zeichnen sich durch praxisorien­ tierte Forschung für mittelständische Unternehmen aus. Die VLB ist als Gründungsmitglied seit 2015 dabei. Im Zentrum des Abends, an dem rund 80 Personen teilnahmen, standen ein Impulsvortrag des renommierten Ökonomen, Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professors für Makroökonomie an der HumboldtUniversität zu Berlin, Prof. Marcel Fratzscher, sowie eine Podiumsdiskussion mit Zuse-Präsident Prof. Martin Bastian und der Unternehmerin Dr. Cornelia Röger-Göpfert. Eine Ausstellung von 13 Instituten der Zuse-Gemeinschaft zu innovativen Produkten und Lösungen für den Mittelstand rundete den Abend ab.

 TecSAS-Netzwerktreffen an der VLB Am 10. November 2023 trafen sich Vertreter von zehn Partnerunternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem ZIMInnovationsnetzwerk TecSAS (Technology for Sustainable Agricultural Systems, tecsas-netzwerk.de) zum Ideenaustausch und zur Anbahnung gemeinsamer Projekte an der VLB Berlin. (BF) ZIM-Netzwerke bestehen aus mindestens sechs Unternehmen und zusätzlichen Forschungseinrichtungen. Die Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft stellten laufende Projekte sowie aktuelle Technologien vor und tauschten sich im vertrauensvollen Rahmen über mögliche Kooperationen aus. Im Anschluss folgte eine Besichtigung der wissenschaftlichen Infrastruktur der VLB. Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm. Damit soll die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen nachhaltig gestärkt werden. Brauerei Forum – Dezember 2023

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Foto: Dorothée Dreher, TGZ/PM

Steuern sparen bei Forschung und Entwicklung


IfGB AKTUELL

 FORTBILDUNG

Destillateurmeister feiern ihren Erfolg Die Vereinigung der Destillateurmeister e. V. (VD) hat am 25. Oktober zur Meisterfeier geladen und dafür „Mampes Neue Heimat“ in Berlin-Kreuzberg als passende Location gewählt. Frischgebackene Destillateurmeister, Kursabsolventen, Prüfer, Vertreter der IHK und des Instituts für Gärungsgewerbe sowie Dozenten waren zusammengekommen, um den Erfolgreichen zu gratulieren und denen, die in die Nachprüfung müssen, Mut zuzusprechen.

Acht frischgebackene Destillateurmeister

(WiK) VD-Präsident Gregor Thormann begrüßte die Gäste und dankte allen Sponsoren der Abendveranstaltung. Den frischgebackenen Meistern wünschte er viel Erfolg im neuen Abschnitt ihrer Berufslaufbahn. Den Prüfern sagte er: „Danke, dass Ihr Eure Freizeit für den Prüfungsausschuss und den fachlichen Nachwuchs einsetzt!“ Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Friedrich Hoffmann sagte: „Ich freue mich über die fröhlichen Gesichter der frischgebackenen Meister. Nutzt Eure Energie und bildet Euch auch künftig weiter!“ Die Erlangung des Meistertitels sei ein bedeutender Moment im Leben eines Destillateurs. Anschließend richtete er Dankesworte an IHK und die Prüfer für die Durchführung der anspruchsvollen dreitägigen Prüfungen. Als nächs­tes ergriff VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine das Wort. Er betonte, wie beeindruckt Kursleitung und Dozenten waren über den engagierten Fleiß und den großen Zusammenhalt des Kurses. „So eine tolle Truppe ist in

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Brauerei Forum – Dezember 2023

Fotos (4): WiK

Dr. Josef Fontaine, Gregor Thormann und Friedrich Hoffmann (v. l.) begrüßen die Gäste unserem Hause jederzeit wieder willkommen“, zitierte er den Geschäftsführer eines der während der Fachexkursionen besuchten Unternehmens. „Was ist ein solcher Kurs, ohne eine große Anzahl von Dozenten?“, fragte Dr. Fontaine und richtete seinen Dank stellvertretend an die anwesenden Dozenten

Werner Albrecht und Siegbert Hennig. Fast 90 % der Dozenten sind externe Experten, die direkt aus ihrem Berufsalltag heraus unterrichten: Destillateurmeister, Getränketechnologen, staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerinnen etc. Dr. Fontaine dankte der IHK und sowohl dem alten als auch dem neuen Prüfungsausschuss für seinen ehrenamtlichen Einsatz, in dem vor allem Klaus Malinowsky als langjähriger Wegbegleiter des IfGB als Bindeglied fungiert. Der VLB-Geschäftsführer rechnete Gregor Thormann und dem Vorstand der Vereinigung der Destillateurmeister die Ausrichtung der Meisterfeier hoch an, ehe er sich an die erfolgreichen Absolventen wandte. „Gratulation! Der Abschluss zum geprüften Des­ tillateurmeister ist harte Arbeit. In den Prüfungen wurde Ihnen nichts geschenkt. Umso mehr können Sie stolz darauf sein, bestanden zu haben.“ Abschließend zollte Dr. Fontaine dem IfGB-Team, vertreten durch Christopher Bergtholdt (Sensorik) und der IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann, Respekt für


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

die Organisation, Gestaltung und Durchführung des Kurses. Nach einem Grußwort der IHK ergriff Lukas Schützeneder als Sprecher der Meisterschüler das Wort. Er dankte dem Institut für Gärungsgewerbe und den Dozenten für den praxisnahen Unterricht: „Wir haben uns gut auf die Prüfung vorbereitet gefühlt und zwar alle auf vergleichbarem Niveau!“ Friedrich Hoffmann überreichte dann die Meisterbriefe und Christopher Bergtholdt, VLB, die Teilnahmezertifikate. Bei klassischem Berliner Büfet und Spirituosenspezialitäten ließen die Absolventen noch einmal den Kurs und die Prüfungen Revue passieren. Am Ende verteilten Tim Müller und Dr. Konrad Horn von der Deutschen Spirituosen Manufaktur noch die von den Meisterschülern in ihrem Unternehmen hergestellten Spirituosen. Der kompakte, praxisorientiere Unterricht von der Rohstoffkunde über Brennereitechnologie, Technologie der Spirituosenherstellung bis zur Qualitätssicherung, Filtration und Abfüllung wurde durch fachpraktischen Unterricht in den Bereichen Sensorik, Drogenkunde, Likörherstellung, Des­tillation und Qualitätssicherung ergänzt. Besondere Highlights waren der Besuch des IfGB-Forums in Bamberg sowie Exkursionen zur Schlitzer Destillerie, Hardenberg Distillery und zu Nordbrand Nordhausen. Von Berlin aus kamen noch Besuche bei ADM Wild und in der Ardagh-Glashütte in Neuenhagen bei Berlin dazu. Alle Unternehmen zeichneten sich durch sehr große Offenheit und Gastfreundschaft aus. „Wir haben sehr gerne mit den diesjährigen Meisterschülerinnen und Meisterschülern zusammen gearbeitet“, sagte IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Die Teilnehmer boten eine ganz besondere Mischung aus Fleiß, Intelligenz und Lebensfreude.“ Die Tatsache, dass nicht alle die Prüfungen im ersten Durchgang bestanden haben, zeigt noch einmal, den hohen Anspruch, den der Prüfungsausschuss stellt. Der geprüfte Destillateurmeister ist der höchste außerakademische Abschluss, den man in diesem Sektor erreichen kann. Aus dem Jahrgang 2023 haben von 12 Kandidaten 9 die handlungs- und fachspezifschen Prüfungen auf Anhieb bestanden. Einer von ihnen darf den Meistertitel führen, sobald er die

Prüfung der Basisqualifikationen bestanden hat. Hinzu kommt noch eine erfolgreiche Kandidatin aus 2020. 3 Kandidaten aus 2023 müssen eine Teilprüfung wiederholen. Zweien der 14 Kursteilnehmer 2023 war die Vertiefung ihres Fachwissens so wichtig, dass sie jetzt den Kurs absolviert haben, auch wenn sie erst für die Prüfungen 2026 zugelassen werden. Prüfer Sören Henkefend betonte erneut, dass der Prüfungsausschuss besondere Schwächen bei Quereinsteigern, sehr jungen Kandidaten und Aromenherstellern sehe. Des­ tillateurmeister sind Führungskräfte, die vernetzt denken und handeln. Der IfGB-Kurs Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Destillateurmeister vertieft Wissen und Können in allen relevanten Bereichen der Spirituosenherstellung. Eine engverzahnte Kombination von Vorlesungen und fachpraktischem Unterricht ist ein Schlüssel zum Erfolg. Fleißiges Lernen und die konstruktive Diskussion der Themen mit Dozenten und Mitschülern ist ein Baustein. Die Kurse der vergangenen Jahre zeigen, dass diejenigen, die bereits Verantwortung im Unternehmen tragen und an wichtigen Entscheidungen beteiligt werden, am Ende die bes­ten Absolventen sind. Die nächste Destillateurmeisterprüfung und der Kurs Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Destillateurmeister ist für 2026 geplant. Wer dann Destillateurmeister werden will, sollte sich bereits jetzt darauf vorbereiten, den Ausbildereignungsschein absolvieren und einen passenden Kurs der Basisqualifikationen belegen. Kandidaten aus kleinen Betrieben und von Aromenherstellern werden Praktika in Industriebetrieben der Spirituosenbranche angeraten. Abbildungen 1. Filtrationsunterricht im VLB-Technikum mit Dr. Jörg Maxminer 2. Zu Besuch in der Hardenberg Distillery mit Destillateurmeister Benjamin Jekel 3. In der Abfüllung bei Nordbrand Nordhausen mit Matthias Schneider (im roten Kittel) 4. Zu Gast in der Schlitzer Destillerie mit den Destillateurmeistern Nina Lang und Florian Susemichel (links und rechts von Wiebke Künnemann)

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Foto: Christopher Bergtholdt

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Foto: Gottfried Ickler

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IfGB AKTUELL

 TAGUNGEN

IfGB-Forum: Produktpiraterie und Rahmenbedingungen der Spirituosenproduktion Am 25. und 26. September tagte das IfGB mit mehr als 100 Teilnehmern aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol in Bamberg. Der erste Tag konzentrierte sich auf die Rahmenbedingungen der Spirituosenproduktion und -vermarktung sowie unterschiedliche Dimensionen von Whisky. Besichtigungen und Begrüßungsabend beim Hauptsponsor Mich. Weyermann® GmbH & Co. KG machten die Tagung zu einer rundum gelungenen Veranstaltung.

Fotos: WiK

Gute Stimmung auf dem Podium: Dr. Josef Fontaine, Stefan Penninger, Werner Albrecht und Angelika Wiesgen-Pick (v. l.)

Mit Unterstützung von

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(WiK) Neu im Tagungsablauf war die Doppelmoderation zweier Brenner, die sich im Destillateurkurs am IfGB kennengelernt hatten: Stefan Penninger von der Alten Hausbrennerei Penninger, Waldkirchen, und Kai Elmendorf von der Kornbrennerei Elmendorf, Hamburg. Penninger sagte: „Danke, dass das IfGB diese Tagung veranstaltet und damit der Spirituosenbranche eine Plattform des Austauschs bietet.“ In seiner Begrüßung betonte VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine: „Herzlichen Dank an Thomas KrausWeyermann und Familie für die generöse Einladung.“ Anschließend stellte er die jüngsten Entwicklungen am IfGB und das VLB-Spirituosen-Team vor, das in Bamberg mit Ludmila Linke (Analytik) und Christopher Bergtholdt (Sensorik, Destillateurkurse) Präsenz zeigte. Anschließend erläuterte er die Fortbildungsveranstaltungen für 2024: den inzwischen gut gebuchten Destillateur-Aufbaukurs und den neuen Kurs zum Bier- und Spirituosensommelier. Weiterhin warb er für das 22. IfGB-Forum 2024 in Brauerei Forum – Dezember 2023

Wien. „Mit dem IfGB-Forum haben wir eine Heimat für die Spirituosenindustrie geschaffen, es ist die größte deutschsprachige Branchenveranstaltung.“ Abschließend dankte Dr. Fontaine IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann für ihren unermüdlichen Einsatz für die Spirituosenbranche. BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick, Bonn, blickte auf die aktuellen Themen der Spirituosenbranche. „Es hat sich vieles verändert, es gab noch nie so viele Gesetze wie im vergangenen halben Jahr“, sagte sie. Nach Abebben der Pandemie hat sich die Branche neuen Herausforderungen zu stellen. Neben dem Lieferkettengesetz sind die Auswirkungen des Ukrainekrieges weiterhin spürbar. So sei die Glas- und Getreideversorgung immer noch ein Problem. Wiesgen-Pick dankte Sabine Droste vom Fritz-Henßler-Berufskolleg der Stadt Dortmund und Wiebke Künnemann, IfGB, für Ihre Aktivitäten im Segment Berufsausbildung und Fortbildung für Brenner

und Destillateure. „Wir freuen uns über die guten Teilnehmerzahlen in der Berufsschule und im Destillateurmeisterkurs. Trotzdem gibt es noch immer Fachkräftemangel“, gab sie zu bedenken, bevor sie den anwesenden Meisterkandidaten von Herzen viel Erfolg für die Prüfungen wünschte. „Die Spirituose bleibt in Deutschland ohne Pfandpflicht“, betonte die BSI-Geschäftsführerin: „Spirituose bleibt Einweg“, bekräftigte sie im Hinblick auf die z.T. sehr aufwändig designten Flaschen ihrer Mitgliedsunternehmen. Künftig werde allerdings eine Gewichtsreduktion verpflichtend. „Wir diskutieren gerade, wie es zu Reduzierungen kommen kann. Wir stehen in Verhandlung mit der Glasindustrie, wie das zu lösen ist.“ Die gute Nachricht lautete: „Es gibt weiter keine Nährwert- und Inhaltsverzeichnisse, die aufs Etikett müssen.“ Man sollte aber seinen Selbstverpflichtungen gerecht werden. „Wir befürworten weiterhin das digitale Etikett, verknüpft mit einer Datenbank für Inhaltsangaben. Bitte machen sie mit bei dem QRCode-Etikett – das ist eine Chance!“ Mit Sorge betrachte sie die Präventionsmaßnahmen Irlands mit Warnhinweisen und Bildern auf Spirituosenflaschen. Wiesgen-Pick betonte: „Das EU-Parlament sagt, Responsible-drinking-Hinweise auf dem Etikett reichen, verknüpft mit der Datenbank für Inhaltsangaben.“ Abschließend betonte die Referentin, Ziel der PR des BSI sei es, ein gutes Image der Produkte und Unternehmen durch eine faire und ausgewogene Berichterstattung zu wahren. So solle eine freie Vermarktung gewährleistet werden.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

Als „unseren Fels in der Brandung“ moderierte Penninger Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Bonn, an, der zu aktuelle Fragen des Spirituosenrechts referierte. „Spirituosenrecht befindet sich im ständigen Wandel“, sagte der Referent. Die Änderung der EUSpirituosenverordnung (SGV) durch die neue Geoschutzverordnung für den AGRI-FOOD-Sektor werde weitestgehend in die neue Geoschutzverordnung transferiert, sagte der Referent. Aktuell gebe es 36 deutsche Spirituosen mit geschützter geografischer Schutzbezeichnung – von „Bärwurz“ bis „Steinhäger“. „Ich glaube, es gibt eine Zukunft für Spirituosen mit Geoschutz!“, betonte Werner Albrecht. „Ich als Vertreter der Regierung stehe ihnen nicht mehr zur Seite – diese Aufgabe übernehmen die Schutzverbände.“ Bei dieser Gelegenheit würden auch Bestimmungen der SGV geändert, die nicht dem Geoschutz zuzuordnen sind. Neue Spirituosenkategorien (derzeit: 44) kämen hinzu, eventuell „Kartoffelbrand“, „Birkensaftbrand“, „Ahornsaftbrand“ und „Brotbrand“. Brotbrand wird in Deutschland und Österreich produziert und vermarktet, aber bisher ist er nicht genehmigt. „Da hoffen wir darauf, dass das EU-Parlament hilft“, sagte der Referent. Die Leitlinien (Guidelines) zur Anwendung von bestimmten Vor-

schriften der SGV legte Albrecht den Spirituosenherstellern besonders ans Herz. Sie enthalten viele Auslegungshinweise und Beispiele, allerdings decken sie nur das spezifische Spirituosenrecht und nicht die ebenfalls für Spirituosen parallel geltende LMIV ab. Bei alkoholfreien oder alkohol­ armen „Spirituosen“ wies er darauf hin, dass die Verwendung von Spirituosenkategorien verboten ist (z.B. Gin), ebenso wie damit spielende Phantasiebezeichnungen wie z.B. „No Gin“. Auch die Bezeichnung „alkoholfreies Wacholderdestillat“ sei rechtlich umstritten. „Als Ginhersteller würde ich Abstand davon nehmen“, lautete sein Rat. Der Referent empfahl die Lektüre der aktuellen Studie der EU-Kommission dazu. Nicole Jasmin Hofmann, Sentryc, Berlin, zeigte, wie Künstliche Intelligenz (KI) helfen kann, gegen Produktpiraterie vorzugehen. „Wir haben ein IT-Unternehmen gegründet, um der Produktpiraterie den Kampf anzusagen“, sagte sie eingangs. „Produktfälschung ist ein globales Problem, das uns noch lange begleiten wird.“ Der Spirituosenmarkt sei ein besonders beliebter für Produktpiraterie, die im schlimmsten Fall den Tod der Konsumenten in Kauf nimmt. Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit dem Zoll. Europäische Zöllner meldeten für das Jahr 2021 mehr

als 1,2 Mio. Liter gefälschte Spirituosen im Wert von ca. 140 Mio. €. Das sei eine Steigerung um 20 % im Vergleich zum Vorjahr. Neben dem Produkt, Flaschen und Etiketten würden ganze Webseiten gefälscht. Sentryc analysiert entsprechend Websites, Social media, aber auch ganz normale Handelsplattformen. Verdächtig ist, wenn der Preis zu niedrig ist oder die Flaschen vom Originaldesign abweichen. „Produktpiraten nutzen oft alle modernen Technologien“, erläuterte die Referentin. „Wir wollen denen auf gleicher technischer Ebene entgegentreten.“ Alle Auffälligkeiten werden per Screenshots etc. dokumentiert. Im Idealfall gelingt es, innerhalb von 24 Stunden, die Fake-Angebote aus dem Netz zu nehmen. „Produktpiraten arbeiten mit Bots – wir entfernen etwas in 24 h und dann taucht es mit einer anderen ID auf dem Marktplatz wieder auf. Es ist wichtig, dass wir mit der Maschine arbeiten, das tun die Produktpiraten auch. Wir benötigen Instrumente, die schnell sind und wir müssen kontinuierlich überwachen“, betonte Hofmann. „Da kann nur Maschine gegen Maschine antreten.“

Nicole Jasmin Hofmann

Weitere Vorträge widmeten sich Nitrosamine in Whisky sowie der Verwendung von Spezialmalzen in der Whisky-Brennerei. (Fortsetzung folgt)

22. IfGB-FORUM SPIRITUOSEN UND BRENNEREI 16. bis 18. September 2024 im Eventhotel Pyramide in Vösendorf bei Wien Die führende deutschsprachige Fachtagung für Brenner und Spirituosenhersteller Aromen für Spirituosen und Liköre ... Obstbrennerei... Digitalisierung... Nachhaltigkeit... Spezialhefen für die Brennerei... Rahmenbedingungen... Spirituosenanalytik... Mit Unterstützung von

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Brauerei Forum – Dezember 2023

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IfGB AKTUELL

 VERBÄNDE

Politischer Gästeabend und SpirituosenForum des BSI in Bonn-Königswinter Der Politische Gästeabend am 8. November zog rund 170 Gäste und das 22. Spirituosen-Forum des BSI am 9. November zog etwa 120 Gäste aus dem deutschen Bundestag sowie aus Wirtschaft, Politik, Verbänden und Institutionen in das Steigenberger Hotel auf dem Petersberg. BSI-Mitglieder und -Fördermitglieder sowie Mitglieder der BSI-Landesgruppen waren ebenso vertreten.

Foto: BSI

Björn Franken, MdL NRW (CDU), Marion Walsmann, MdEP (CDU/EVP), BSI-Präsident Thomas Ernst, BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick, MDin Dr. Katharina Böttcher, BMEL, Axel Voss, GenussBotschafter und MdEP (CDU/EVP) (v. l. n. r.)

(BF) BSI-Präsident Thomas Ernst betonte in seiner Begrüßung mit Blick auf die aktuelle Situation „es ist für die Hersteller und Importeure der Spirituosenbranche in Deutschland relevant, dass die Freiräume erhalten bleiben, die für eine nachhaltige und gesunde Wertschöpfung vonnöten sind. Wir plädieren daher für wirtschaftlich und politisch stabile und verlässliche Rahmenbedingungen für ein faires Markt­ umfeld, um Planungssicherheit zu gewährleisten.“ Im Anschluss hielt Prof. Dr. h. c. mult. Roland Koch, Ministerpräsident des Landes Hessen a. D., einen Vortrag zum Thema Freiheit, Verantwortung, Sicherheit und Marktwirtschaft: Worauf es in Deutschland und Europa jetzt ankommt. Gesundheitsbedingt war er online zugeschaltet. Er führte aus: „Auch unter den veränderten geotektonischen Verhältnissen ist die Freiheit noch immer die beste

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Grundlage für den von Ludwig Erhard beschriebenen ‚Wohlstand für Alle‘. Wir können unsere Chancen nutzen – oder verspielen, indem wir aus übertriebenem Sicherheitsdenken, das freie Spiel der Marktkräfte so weit einschränken, dass Unternehmen und Unternehmer immer weniger ‚unternehmen‘ und stattdessen immer mehr zu Subventionsempfängern werden.“ Die Bonner Bürgermeisterin Dr. Ursula Sautter begrüßte die Gäste sehr herzlich. MDin Dr. Katharina Böttcher, BMEL, Berlin, ging in ihrem Grußwort auf die Bedeutung der Spirituose als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor ein. Dann hielt Genuss-Botschafter Axel Voss, MdEP (CDU/EVP), Brüssel, die Laudatio zur Nominierung der neuen Genuss-Botschafterin für den verantwortungsvollen Umgang mit alkoholischen Getränken, Marion Walsmann, MdEP (CDU/EVP), Brüssel.

22. Spirituosen-Forum des BSI Unter dem Titel „Perspektivenwechsel – Wohlstand sichern in außergewöhnlichen Zeiten“ sorgten namhafte Finanzexperten und Zukunftsforscher mit spannenden Beiträgen für lebhafte Diskussionen. Angesichts der auch 2023 bestehenden gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen – insbesondere in den Bereichen Glas, Strom, Kraftstoffe, Agrarprodukte, Verpackungen, Logistik, Fachkräfte stellt sich die Frage des Perspektivenwechsels und der Zeitenwende sowie der Sicherung des Wohlstandes in außergewöhnlichen Zeiten. Nach der Eröffnung durch Thomas Ernst referierten Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hermann Simon, Simon-Kucher & Partners Strategy & Marketing Consultants, Bonn, über Hidden Champions – Was können wir von mittelständischen Weltmarktführern lernen? Finanz­e xperte Dirk Müller, Finanzethos, Reilingen, präsentierte eine Analyse aus der Geopolitik und Finanzwelt. Dr. David Bosshart, Philosoph, Bosshart & Partners, Rüschlikon/ Schweiz, erläuterte die Frage Stehen wir wirklich vor einer Zeitenwende? Ergänzend referierte Thomas Ebenfeld, concept m research + consulting, Köln/Berlin, über Ökologische Zeitenwende – Theorie und Praxis – Kulturpsychologische Einordnung. BSI-Präsidenten Thomas Ernst fasste zusammen: „So wie der Wirtschaftsstandort Deutschland steht auch die Spirituosenbranche vor gewaltigen Herausforderungen, zu deren Lösung ein Perspektivenwechsel beitragen kann. Insofern hoffen wir, dass die Mitglieder und Gäste des BSI einige Ideen und Handlungsoptionen der Experten mitnehmen und unternehmensintern nutzen können.“


 AUSZEICHNUNGEN

Bundesehrenpreise für Spirituosen Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat am 26. Oktober in der Traditionsgaststätte Zollpackhof in Berlin acht Spirituosenhersteller mit dem Bundesehrenpreis geehrt. Das ist die höchste Auszeichnung der deutschen Ernährungswirtschaft. Ministerialdirektorin Dr. Katharina Böttcher überreichte gemeinsam mit Dr. Diedrich Harms, Vizepräsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), Urkunden und Medaillen in Berlin. (BF) Die Bundesehrenpreise werden jährlich getrennt nach Produkt­ kategorien an deutsche Lebensmittel- und Getränkeproduzenten verliehen. Diese haben zuvor bei der Internationalen Qualitätsprüfung der DLG ihr Können unter Beweis gestellt und mit ihren Produkten eines der besten Gesamtergebnisse erzielt. „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Ehrenpreise auf Basis unserer Testergebnisse vergeben werden“, sagte Thomas Burkhardt, DLG-Projektleiter Getränke in seiner Anmoderation. „Die Bundesehrenpreisträger setzen Qualitätsmaßstäbe für die gesamte Branche. Die Auszeichnung des Bundesministeriums auf Grundlage der DLG-Qualitätsprüfung bestätigt eindrucksvoll die konsequente Orientierung der Unternehmen auf Qualität, Geschmack und Genuss. Aus dem großen Teilnehmerfeld als Preisträger hervorzugehen, unterstreicht den außerordent-

lich hohen Qualitätsstandard der geehrten Betriebe“, betonte DLGVizepräsident Dr. Diedrich Harms. DLG-Qualitätsprüfung Mit ihren strengen Prüfkriterien, Laboranalysen sowie einer Experten-Jury, die sich aus sensorisch geschulten Prüfern zusammensetzt, gehören die DLG-Qualitätsprüfungen zu den wissenschaftlich anspruchsvollen und objektiven Qualitätsprüfungen der Lebensmittelbranche. Alle Produkte werden umfangreichen Qualitätskontrollen unterzogen. Die Ergebnisse der sensorischen Bewertung werden durch Laboruntersuchungen sowie Verpackungs- und Kennzeichnungsprüfungen ergänzt. Die Bundesehrenpreisträger haben die jeweils besten Gesamtergebnisse ihrer Branche erzielt. „Wir freuen uns sehr darüber, dass erneut eine Anzahl unserer Mitgliedsunternehmen unter den

Preisträgern sind“, sagte VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine später. „Selbst die Goldmedaille ging an ein Mitgliedsunternehmen“. Mit Jonas Klöckner und Michael Mayer sind auch die IfGB-Alumni gut vertreten. Die VLB Berlin gratuliert allen Preisträgern, besonders ihren Mitgliedsunternehmen.

* Für die zwei besten Betriebsleistungen bundesweit wird der Bundesehrenpreis in Gold und Silber verliehen.

Bundesehrenpreis in Gold* Pabst & Richarz, Minden Bundesehrenpreis in Silber* Bimmerle Private Distillery, Achern Weitere Bundesehrenpreise • Rola Weinbrennerei u. Likörfabrik, Rottenburg • Klosterbrennerei Wöltingerode, Goslar • Edelbrennerei Destilleum Michael Mayer, Pflaumheim • Birkenhof-Brennerei, Nistertal • Henkell – Freixenet, Wiesbaden • Laux, Föhren

MDin Dr. Katharina Böttcher (1. Reihe, 3. v. l.) und DLG-Vizepräsident Dr. Diedrich Harms (1. Reihe, 4. v. l.) mit den Bundesehrenpreisträgern Spirituosen in Berlin

Foto: DLG/ Felix Holland

Brauerei Forum – Dezember 2023

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Internationaler Biermarkt auch im 3. Quartal unter Druck Der Dax 40 (FAZ-Index) ging am 2. Oktober 2023 bei 15 247 (2314) Punkten aus dem Markt. Im Vergleich zum Ultimo 2022 gewann er, nach deutlich höheren Ständen zum Halbjahr 2023, noch +9,5 (+5,4) %. Bis zum 1. November 2023 tendierte er -2,1 (-3,9) % schwächer auf 14 923 (2223) Zähler. Die Umlaufrendite der Bundesanleihen lag am 1. November bei durchschnittlich 2,81 %, die €-Inflationsrate bei 2,90 %, und 1 € galt am Folgetag 1,066 US-$. Karlsberg: 1. Halbjahr 2023 mit mehr Umsatz und stabilem Gewinn Der Umsatz der Karlsberg Brauerei GmbH Homburg/Saar stieg im 1. Halbjahr 2023 (2022) vor Abzug von Erlösschmälerungen und Verbrauchsteuern brutto +1,5 % auf 78,3 (77,1) Mio. €. Im Inland seien mit Getränken brutto +4,9 % mehr erlöst worden auf 63,2 (60,2) Mio. €. Hierfür stand vornehmlich das Markengeschäft mit „Karlsberg“ und „MiXery“. „Karlsberg“ habe deutlich zugelegt und sowohl in der Gastronomie als auch im Handel besser als der Markt tendiert. Die Neuheit „Karlsberg Pilsener“ sei im regionalen Markt gut gestartet, „UrPils“ erhielt einen neuen Auftritt. „MiXery“ habe seine Anteile am nationalen Markt für alkoholhaltige Biermischgetränke steigern können, auch dank zwei neuer Sorten im Handel. Im margenschwä-

cheren Auslandsgeschäft stellte niedrigere Sollzinsen für Pensionssich der Brutto-Getränkeumsatz rückstellungen auf -1,0 (-1,3) Mio. € auf 11,4 (13,5) Mio. €. Hinzu ka- Aufwandssaldo. Nach konstant -0,1 men brutto 3,7 (3,4) Mio. € sonstige Mio. € sonstigen Steuern schloss Umsätze. die Karlsberg-Brauerei mit 4,62 Netto erhöhte sich der Umsatz (4,58) Mio. € Halbjahresgewinn, der HGB-Bilanziererin im 1. Halb- der an Mutter Karlsberg Holding jahr 2023 (2022) nach GmbH abgeführt wird. 13,0 (12,2) Mio. € ErDie Saarpfälzer sahen Heute in der lösschmälerungen sich im Markt gut beBrau-Börsenund 2,9 (3,0) Mio. € hauptet. Beschäftigt Bilanz Verbrauchsteuern auf wurden durchschnitt62,4 (61,9) Mio. €, auch lich 263 (260) Mitar• AB InBev dank umgeset z ter beiter. • Carlsberg Preiserhöhungen. Der D i e G m b H - Bi l a n z • Heineken Lageraufbau lag unter längte sich zum Halb• Karlsberg u.a. Vorjahr, die sonstigen jahresult imo 2023 betrieblichen Erträge (Ultimo 2022) auf fielen etwas höher aus. 151 (147) Mio. €. Auf Leicht unter Vorjahr lagen Materi- der Vermögensseite nahmen vor alaufwand (23,0 nach 23,3 Mio. €) allem die Finanzanlagen zu (bei und Personalaufwand (vor allem den Anteilen an verbundenen Undurch niedrigere variable Kos­ ternehmen), auf der Finanzierungsten), leicht darüber der sonstige seite vornehmlich die sonstigen betriebliche Aufwand (vor allem Rückstellungen, bei konstant 42,6 bei Marketing und Vertrieb) und Mio. € Eigenkapital (EK-Quote 28,3 die Abschreibungen auf Sachen nach 29,0 % durch die Bilanzverund immaterielle Werte. Das Be- längerung). Die Buchinvestitionen triebsergebnis stellte sich auf 5,7 in Sachen und immaterielle Ver(6,0) Mio. €. Das Finanzergebnis mögenswerte lagen im 1. Halbverbesserte sich vor allem durch jahr 2023 (2022) bei brutto 5,0

AB InBev: 9 Monate 2023 und 2022 im Vergleich Getränke­absatz (Mio. hl)

Umsatz (Mio. US-$)

Normalis. EBIT (Mio. US-$)

Betriebs­marge

US-$/hl Getränke

(%, Basis normal. EBIT)

Regionen

9M/2023

9M/2022

9M/2023

9M/2022

9M/2023

9M/2022

9M/2023

9M/2022

9M/2023

9M/2022

Nordamerika

70,40

79,22

11 789

12 634

3209

4098

167

159

27,2

32,4

Mittelamerika

110,10

109,34

11 911

10 267

4429

3728

108

94

37,2

36,3

Südamerika

115,76

117,46

8956

8220

2011

1818

77

70

22,5

22,1

Europa/Nahost/Afrika

66,25

66,69

6337

6050

1131

1.154

96

91

17,8

19,1

Asien/Pazifik

77,26

73,00

5557

5347

1408

1358

72

73

25,3

25,4

Globaler Export, Holdings

0,26

0,66

358

601

-1089

-995

-

-

-

-

Gesamt

440,02

446,36

44 907

43 118

11 099

11160

102

97

24,7

25,9

Quelle: AB InBev-Pressemitteilung zum 3. Quartal 2023 und 2022 (Basis: ungeprüfter IFRS-Konzernabschluss). US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen)

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Brauerei Forum – Dezember 2023


Die deutsche Getränkeindustrie blickt nach einem schwachen Jahresstart verhalten auf die kommenden Monate. Stark erhöhte Preise bei Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Energie und Logistik haben Preiserhöhungen erforderlich gemacht und sich dämpfend uf den Konsum ausgewirkt. Aus dem Zwischenbericht der Karlsberg Brauerei GmbH zum 1. Halbjahr 2023 (3,2) Mio. €, genannt wurden eine neue Flaschenwaschmaschine, Labortechnik und Gebinde. Im 2. Halbjahr 2023 wollte die Brauerei des Hauses Weber ihr Markengeschäft weiter ausbauen, auch durch einen neuen Auftritt der „Karlsberg“-Spezialitätenbiere. Unter der Annahme weitgehend stabiler gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen bestätigte Karlsberg Mitte September die Prognose für ihr Gesamtjahr 2023 mit einem moderaten Anstieg von Umsatz und EBITDA (dieses Betriebsergebnis vor Abschreibungen bereinigt um wesentliche außergewöhnliche Aufwendungen und Erträge) im Vergleich zu 2022, ungeachtet deutlich gestiegener Kosten in Herstellung und Logis­ tik und höherer Marketing- und Vertriebsaufwendungen. Im 1. Halbjahr 2023 (2022) berechnete sich das adjustierte EBITDA mit konstant 10,3 Mio. €. MinKGaA: 1. Halbjahr 2023 mit Umsatzplus und Kostendruck Die Mineralbrunnen ÜberkingenTeinach GmbH & Co. KGaA (MinKGaA) als AfG-Tochter des Hauses Weber hat ihren Umsatz im 1. Halbjahr 2023 (2022) brutto vor Erlösschmälerungen +8,9 % auf 85,0 (78,1) Mio. € ausweiten können. Erneut am kräftigsten gewann die Saft­ sparte (mit Vaihinger, Klindworth und Coctail Plant) auf 26,8 (23,2) Mio. €, dank Pandemie-Erholung im HoGa-Bereich. Teinacher setzte mehr um auf 24,6 (22,6) Mio. €, herausgestellt wurde der neue Markenauftritt für alle Mineralwässer und Süßgetränke. Auch Krumbach, die Marke gehe stärker über den Handel, zeigte sich freundlich

auf 16,0 (15,6) Mio. €. Sonstige Bruttoumsätze wurden mit 17,6 (16,8) Mio. € genannt. Nach 13,2 (12,7) Mio. € Erlös­schmälerungen stieg der Nettoumsatz der HGBBilanziererin +9,8 % auf 71,8 (65,4) Mio. €, auch durch Preiserhöhungen. Der Materialaufwand sprang indes +27,5 % auf 23,4 (18,4) Mio. €. Da auch die anderen betrieblichen Aufwandspositionen stiegen, vornehmlich der sonstige betriebliche Aufwand (durch Marketing und Vertrieb sowie variable Logistikkosten), stellte sich der Betriebsgewinn auf 1,8 (2,5) Mio. €. Das Finanzergebnis drehte auf +0,3 (-0,1) Mio. € Ertragssaldo (Vorjahr: Aufwandssaldo), vor allem durch gesunkene Zinsaufwendungen für Pensionsrückstellungen und durch planmäßige Teiltilgung der Namensschuldver schreibung . Nach höheren Ertragsteuern und stabilen sonstigen Steuern schloss Bad Teinach-Zavelstein mit 0,95 (1,30) Mio. € Halbjahresgewinn. Auch die MinKGaA sah sich im Markt gut behauptet. Beschäftigt wurden durchschnittlich 412 (407) Mitarbeiter. Die Bilanzsumme längte sich zum 30. Juni 2023 (Ultimo 2022) auf 144 (143) Mio. €. Auf der Aktivseite erhöhten sich die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie die Kasse stärker als die Sachanlagen und die Vorräte zurückgingen. Auf der Passivseite stiegen vornehmlich sonstige Verbindlichkeiten und Eigenkapital (dieses auf 68,2 nach 67,3 Mio. €; EK-Quote 47,3 nach 47,0 %), bei leicht rückläufigen sonstigen Rückstellungen. Netto cash investiert hat die KGaA im 1. Halbjahr 2023 (2022) -3,6 (-3,1) Mio. €, wobei auf Photovoltaik-Anlagen für Kißlegg, Bad Teinach-Zavelstein und Lauterecken sowie Gebinde hingewiesen wurde. Im Gesamtjahr 2023 gehe es für den Mineralbrunnen weiter um Novitäten bei Gebinden, Geschmack und Sorten mit Schwerpunkt GlasMW wie um Distributionsausbau im LEH. Angesichts der Kostensteigerungen auf der Einsatzseite würden in Teilen des Konzern 2023 weitere Preiserhöhungen eingeleitet. Auch Bad Teinach-Zavelstein bestätigte Mitte September die Prognose für ihr Gesamtjahr 2023 mit moderatem Umsatz-Anstieg und angesichts der Aufwandsentwicklung

moderatem EBITDA-Rückgang im Vergleich zu 2022. Im 1. Halbjahr 2023 (2022) lag das EBITDA bei 7,7 (8,3) Mio. €. ABI: 3. Quartal 2023 mit Absatzminus und Umsatzplus Im Konzern von Welt-Bierprimus Anheuser-Busch InBev stellte sich der Getränkeabsatz im 3. Quartal 2023 (2022) um -5,4 Mio. hl gleich -3,4 % auf 151,9 (157,3) Mio. hl. Dabei verlor Eigenbier -5,5 Mio. hl gleich -4,0 % auf 132,3 (137,8) Mio. hl. In Nordamerika brach der Getränkeabsatz um -4,7 Mio. hl (-17,1) % ein auf 23,0 (27,8) Mio. hl: In den USA stellte sich der Absatz an Großhändler (STW) -17,6 %, vornehmlich wegen „Bud Light“, Kanada habe etwas über -10 % verloren. Südamerika tendierte -0,9 Mio. hl (-2,2 %) schwächer auf 39,7 (40,6) Mio. hl: Dabei habe sich Brasilien behauptet (Bier -1,1 %, sonstige Getränke +3,7 %), wo neuerlich „Spaten“ gelobt wurde, während Argentinien im Bereich von -15 % verlor. Europa/Nahost/ Afrika zeigte sich vergleichbar -0,4 Mio. hl (-1,5 %) leichter auf 23,4 (23,7) Mio. hl: Dort habe Europa hoch einstellig verloren und Nigeria-Bier sei über -10 % eingebrochen, während Südafrika hoch einstellig zulegte und auch Mosambique, Tansania und Uganda Freude machten. Asien/Pazifik lag +0,1 Mio. hl (+0,2 %) gut behauptet bei 27,7 (27,6) Mio. hl: China habe sich knapp behauptet und damit besser gelegen als der dortige Markt, und Südkorea mittel einstellig abgegeben. Allein Mittelamerika zeigte sich +0,6 Mio. hl (+1,7 %) freundlich auf 37,9 (37,3) Mio. hl: Mexiko sowie Ekuador hätten klein einstellig abgegeben, Kolumbien und Peru indes klein einstellig zugewonnen. Zu den bislang drei Weltmarken zählt nun auch „Michelob Ultra“. Netto umgesetzt hat der Konzern von IFRS-Bilanziererin ABI daraus im 3. Quartal 2023 (2022) 15,6 (15,1) Mrd. US-$: Im laufenden Geschäft wurden +0,75 Mrd. US-$ mehr erlöst (+5,0 %; hl-Umsatz +9,0 %), aus der Anpassung wegen der Hyperinflation in Argentinien kamen +0,25 Mrd. US-$, und die Wechselkurse Brauerei Forum – Dezember 2023

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

verzehrten -0,5 Mrd. US-$. (1 € galt Ende Juni 1,087 US-$ und am 3. Oktober 1,047 US-$.) Mehr Umsatz und Gewinn in den ersten 9 Monaten 2023 Für die ersten 9 Monate 2023 (2022) stellte sich der Getränkeabsatz im ABI-Konzern damit -6,3 Mio. hl (-1,4 %) auf 440,0 (446,4) Mio. hl. Dabei zeigte sich Eigenbier -7,4 Mio. hl (-1,9 %) leichter auf 382,1 (389,5) Mio. hl. Beim Getränkeabsatz verlor Nordamerika -8,9 Mio. hl (-11,2 %), wobei der ABI-Marktanteil in den Staaten seit Ende April stabil sei, Südamerika -1,7 Mio. hl (-1,4 %) und Europa/Nahost/Afrika vergleichbar -0,6 Mio. hl (-0,9 %). Freundlicher zeigte sich Mittelamerika mit +0,8 Mio. hl (+0,7 %), und Asien/Pazifik gewann +4,3 Mio. hl (+5,8 %). Der Konzernumsatz konnte in den ersten 9 Monaten netto deutlich ausgeweitet werden auf 44,9 (43,1) Mrd. US-$: Im laufenden Geschäft legte er +3,5 Mrd. US-$ zu (+8,3 %; hl-Umsatz +10,1 %), die Währungsumrechnung zehrte -1,7 Mrd. US-$ wieder auf. Nur in Nordamerika lag der Umsatz unter den ersten drei Quartalen 2022 (vergleichbar -0,8 Mrd. US-$ gleich -6,1 %, Wechselkurse -0,1 Mrd. US-$). In Europa/Nahost/Afrika, Asien/ Pazifik und Mittelamerika sprang der Umsatz im laufenden Geschäft um +10,5 bis +10,7 %, wobei in den beiden erstgenannten Regionen die Wechselkurse drückten, in Mittelamerika hingegen zu einem Umrechnungsplus führten. Der stärkste Mehrumsatz aus dem laufenden Geschäft kam mit +2,1 Mrd. US-$ (+26,4 %) aus Südamerika, indes auch die kräftigste Wechselkursbelastung (-1,4 Mrd. US-$). Die direkten Umsatzkosten stiegen in den ersten 9 Monaten 2023 (2022) auf 20,7 (19,6) Mrd. US-$ (+5,5 %, vergleichbar aber +9,6 % und damit überproportional zum Umsatz). Da auch die weiteren betrieblichen Aufwandspositionen in Summe stiegen, stellte sich der Betriebsgewinn vor Einmaleffekten auf 11,1 (11,2) Mrd. US-$. Die Einmaleffekte saldierten sich auf -0,5 (-0,3) Mrd. US-$ Aufwand (2023 mit -0,3 Mrd. US-$ Belastung aus dem

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Brauerei Forum – Dezember 2023

Verkauf von 8 US-Marken an Tilray Brands, Inc.). Das Finanzergebnis verbesserte sich trotz höherer Einmalaufwände 2023 auf -4,2 (-4,7) Mrd. US-$ Aufwandssaldo (bei -2,4 nach -2,5 Mrd. US-$ Nettozinskosten), da 2022 die Wertberichtigung auf AB InBev Efes (-1,1 Mrd. US-$) belastete. Nach -1,86 (-1,93) Mrd. US-$ Ertragsteuern schloss Leuven so mit 4,62 (4,30) Mrd. US-$ Neunmonatsgewinn, von dem 3,45 (3,13) Mrd. US-$ den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Den Ausblick auf ihr Gesamtjahr 2023 hielt ABI zum Oktoberultimo stabil: Das EBITDA solle 4–8 % zulegen, der Umsatz noch stärker. Die Investitionen sollten bei netto 4,5–5 Mrd. US-$ herauskommen. Am 31. Oktober 2023 kündigte Leuven ein Rückkaufangebot über eigene Anleihen an im Umfang von bis zu 3 Mrd. US-$ Rückkaufpreis. Schon am Vortag gemeldet wurde der Rückkauf eigener Aktien im Volumen von 1 Mrd. US-$ Rückkaufpreis innerhalb der kommenden 12 Monate. Absatzminus und Umsatzplus im 3. Quartal auch bei Heineken Auch der Heineken-Konzern gab im 3. Quartal 2023 (2022) Absatz ab: Die Getränkeverkäufe stellten sich auf 72,4 (75,7) Mio. hl. Im laufenden Geschäft wurden -3,6 Mio. hl weniger abgesetzt (-4,8 %), Konzernveränderungen saldierten sich auf +0,3 Mio. hl. Dabei stellte sich Bier auf 63,2 (66,8) Mio. hl (vergleichbar -2,8 Mio. hl gleich -4,2 %, dazu -0,7 Mio. hl aus Konzernveränderungen). Premiumbier habe -5,7 % Absatz abgegeben durch Russland-Aufgabe und Vietnam-Marktschwäche. Sonstige Getränke gewannen auf 7,0 (6,6) Mio. hl dank +1,0 Mio. hl aus Konzernveränderungen, während das laufende Geschäft -0,5 Mio. hl (-8,3 %) abgab. Und Handelsware stellte sich auf 2,2 (2,4) Mio. hl. Der Gruppenbierabsatz wurde einschließlich 3,7 (3,1) Mio. hl Lizenzbier bei Dritten und dem HeinekenAusstoßanteil von Beteiligungen angegeben mit 77,1 (80,5 Mio. hl). Beim Getränkeabsatz stand Europa für 26,3 (28,9) Mio. hl, mit einem vergleichbaren Rückgang um -2,4 Mio. hl (-8,4 %) durch schlechtes Wetter im Juli und August: Großbritannien-Getränke gaben Absatz ab, Frankreich-Getränke verloren hoch einstellig, Italien-Getränke etwas

über -10 % und Polen-Getränke wie auch Holland-Bier in Richtung -20 %, während Spanien-Bier stabil lag. Afrika/Nahost/Osteuropa zeigte 12,3 (12,9) Mio. hl. Das laufende Geschäft tendierte mit -1,1 Mio. hl (-8,6 %) ähnlich wie Europa: Nigeria verlor im -20-%-Bereich, auch das vergleichbar Südafrika-Geschäft gab ab, während Äthiopien, KongoZaire sowie Ägypten Freude machten. Hinzu kamen +0,5 Mio. hl Saldo aus Südafrika-Verstärkung und Russland-Aufgabe. Asien/Pazifik gab -0,5 Mio. hl (-4,7 %) ab auf 10,9 (11,4) Mio. hl: Vietnam-Bier verlor im Bereich von -15 % (1. Halbjahr: etwa -25 %), Malaysia-Bier knapp -20 %, Indonesien-Getränke hoch und Kambodscha-Bier mittel einstellig, während Indien-Bier hoch einstellig zulegte. Nur die Region Amerika kam mit +0,5 Mio. hl (+2,1 %) zurück auf 22,9 (22,4) Mio. hl: Mexiko-Getränke hätten leicht zugewonnen und Brasilien-Bier hoch einstellig, während der USA-Absatz einbrach. Freundlich zeigte sich der Markenabsatz von „Heineken“ mit +2,3 % auf 14,6 Mio. hl. Der Nettoumsatz vor Einmaleffekten habe im 3. Quartal 2023 (2022) bei 8,02 (7,79) Mrd. € gelegen: Vergleichbar erlöste Amsterdam +0,35 Mrd. € mehr (+4,5 %, hl-Umsatz +9,7 %), der Saldo aus Konzernveränderungen war mit +0,28 Mrd. € positiv, und die Währungsumrechnung verzehrte -0,40 Mrd. €. In den ersten 9 Monaten 2023 hat der Heineken-Konzern damit 207,4 (217,9) Mio. hl Getränke abgesetzt. Im laufenden Geschäft wurden -11,3 Mio. hl (-5,2 %) weniger verkauft, aus Konzernveränderungen kamen per Saldo +0,9 Mio. hl. Bier stand dabei für 183,3 (193,6) Mio. hl (vergleichbar -9,9 Mio. hl gleich -5,1 %, saldiert -0,5 Mio. hl aus Konzernveränderungen). Das Premiumbiersegment habe -6,1 % abgegeben. Der Gruppenbierabsatz wurde mit 218,0 (226,7) Mio. hl genannt. Die Marke „Heineken“ kam +1,9 % voran auf 40,9 Mio. hl dank Asien/ Pazifik wie Amerika. Und netto umgesetzt wurden daraus vor Einmaleffekten 22,6 (21,3) Mrd. € (+1,2 Mrd. € gleich +5,8 % vergleichbar bei +11,6 % hl-Umsatz, +0,5 Mrd. € Saldo aus Konzernveränderungen und -0,5 Mrd. € Währungsumrechnung). Der berichtete HeinekenNettogewinn als Konzerngewinn nach Anteilen Dritter wurde für


die ersten 9 Monate 2023 (2022) mit 1,92 (2,20) Mrd. € angegeben. Er enthält die Einmalbelastungen aus der Aufgabe des Russland-Geschäfts (BF 10/2023, S. 22). Ende Oktober bestätigte Amsterdam ihre

Erwartung an einen stabilen bis mittel einstellig steigenden, vergleichbaren Betriebsgewinn vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen im Gesamtjahr 2023. Heineken sprach von langsam nachlassenden Preiserhöhungen als Antwort auf die Kosteninflation. Carlsberg Absatzrückgänge im 3. Quartal 2023 (2022) verzeichnete gleichfalls der Carlsberg-Konzern: Sein Getränkevolumen verengte sich -2,7 % auf 35,0 (36,0) Mio. hl (-3,0 %punkte vergleichbar, +0,3 %punkte Konzernveränderungen). Dabei gab Bier -2,1 % ab auf 29,0 (29,6) Mio. hl (vergleichbar: -2,4 %). Regional verlor Mittel- und Osteuropa -6,3 % auf 8,6 (9,1) Mio. hl (vergleichbar: -7,2 %): Die Ukraine zeigte sich durch die Auswirkungen des Kriegs hoch einstellig rückläufig. Ähnlich schloss Westeuropa mit -6,0 % auf 7,8 (8,3) Mio. hl, wofür auch Kopenhagen das Wetter im Juli und August namhaft machte. Zulegen konnte hingegen Asien, um +3,7 % auf 12,6 (12,2) Mio. hl: In China sei Carlsberg gegen einen insgesamt rückläufigen Markt vergleichbar +6 % gewachsen, Indien sei gut vorangekommen und in Vietnam habe man Marktanteile gewonnen. Im Konzern habe das Premiumsegment stabil gelegen („Tuborg“ +3 %, „Carlsberg“ -4 %), alkoholfreie Braugetränke hätten +6 % zugelegt. Sonstige Getränke stellten sich -5,8 % auf 6,0 (6,4) Mio. hl mit Minus überwiegend aus Asien. „Somersby“-Zider habe -7 % abgegeben. Der Konzernumsatz von IFRS-Bilanziererin Carlsberg behauptete sich im 3. Quartal 2023 (2022) gut mit +0,3 % auf 20,3 (20,2) Mrd. DKK: Im laufenden Geschäft wurden +5,8 %punkte mehr erlöst (hl-Umsatz +9 %), aus Konzernveränderungen kamen weitere +0,7 %punkte, während die Wechselkurse -6,2 %punkte

vom Umsatz wieder aufzehrten. In beiden Europa-Regionen stiegen die Umsätze trotz Währungsbelas­ tungen, der Asien-Umsatz sank durch Währungsdruck auf 6,2 (6,9) Mrd. DKK (-9,7 %, darin -13,4 %punkte von den Wechselkursen). (1 € stand Ende Juni für 7,45 und am 3. Oktober für 7,46 Dänenkronen.) In den ersten 9 Monaten 2023 (2022) hat Kopenhagen ihren Getränkeabsatz im Konzern mit 99,8 (100,2) Mio. hl knapp behauptet (-0,4 %, vergleichbar -0,6 %). Bier stand dabei für 81,4 (81,6) Mio. hl (-0,2 %, vergleichbar -0,4 %), die sonstigen Getränke verkauften 18,4 (18,6) Mio. hl (-1,0 %). Der Nettoumsatz konnte +4,3 % ausgeweitet werden auf 58,1 (55,7) Mrd. DKK (+9,2 %punkte vergleichbar bei +10 % hl-Umsatz, weiter +0,6 %punkte aus Konzernveränderungen und -5,5 %punkte aus Wechselkursen). Gesprochen wurde von solidem Umsatzplus in einem herausfordernden Umfeld. Die Prognose für ihr Gesamtjahr 2023 hielt Carlsberg zum Oktoberschluss stabil mit 4–7 % Zuwachs beim vergleichbaren Betriebsgewinn. Die Investitionen würden nun bei ca. 4,5 (zuvor 5) Mrd. DKK 30.09. erwartet. Wertberichtigung des Russland-Geschäfts auf Null Nachdem das RusslandGeschäft von Carlsberg (Baltika) durch ein Präsidentendekret vom 16. Juli 2023 in zeitweilige Staatsverwaltung überführt worden war, hatte es Kopenhagen im Juli 2023 entkonsolidiert (BF 10/2023, S. 22) und, da es nicht mehr der Definition einer Beteiligung entsprach, später in eine Forderung gegenüber der russischen Regierung umgegliedert. Diese Forderung wurde auf Null abgeschrieben. Der resultierende Aufwand belastet das Nettoergebnis des zum Verkauf stehenden Russland-Geschäfts. Im 1. Halbjahr 2023 hatte es mit -0,40 Mrd. DKK Verlust geschlossen als Saldo von +0,77 Mrd. DKK Halbjahresgewinn und

02.11. 30.11. 30.12. 31.01. 28.02. 31.03. 28.04. 31.05. 30.06. 31.07. 31.08. 26.09. 01.11.

-1,17 Mrd. DKK bereits zu diesem Zeitpunkt gebuchter Wertberichtigungen. Einschließlich der neu hinzukommenden Abschreibung auf Null teilte Kopenhagen nun insgesamt 7,0 Mrd. DKK Wertberichtigungen im Nettoergebnis des zum Verkauf stehenden RusslandGeschäfts mit. Anfang Oktober hatte Carlsberg gemeldet, man sehe derzeit keinen praktikablen Weg, der zu einer Verhandlungslösung für den Russland-Ausstieg führen könnte. Zu einem Verkauf unter unakzeptablen Bedingungen lasse man sich nicht nötigen. Carlsberg habe gegenüber Baltika sämtliche Lizenzvereinbarungen über Herstellung, Vermarktung und Verkauf von Erzeugnissen des CarlsbergKonzerns gekündigt, einschliesslich internationaler und regionaler Marken. Bestehende Vorräte könnten noch bis 1. April 2024 aufgebraucht werden. Kopenhagen wolle alle möglichen, auch rechtlichen, Schritte unternehmen, um ihre Beschäftigten, Vermögenswerte und Geschäfte zu schützen. S.W.

3-5 Jahre 5-8 Jahre 8-15 Jahre 15-30 Jahre 1,83 1,97 2,11 2,13 1,96 2,01 2,16 2,26 1,97 1,90 1,94 1,88 2,50 2,48 2,53 2,50 2,33 2,24 2,28 2,28 2,79 2,64 2,65 2,62 2,44 2,34 2,37 2,40 2,38 2,30 2,37 2,45 2,31 2,21 2,31 2,43 2,68 2,48 2,45 2,47 2,65 2,49 2,53 2,60 2,56 2,44 2,53 2,62 2,80 2,71 2,83 2,98 2,68 2,66 2,87 3,10

Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen (%) nach Restlaufzeiten 09/2022-10/2023 (Quelle: FAZ) 3,30

3-5 Jahre

5-8 Jahre

8-15 Jahre

15-30 Jahre

3,10 2,90 2,70 2,50 2,30 2,10 1,90 1,70 1,50

30.09. 02.11. 30.11. 30.12. 31.01. 28.02. 31.03. 28.04. 31.05. 30.06. 31.07. 31.08. 26.09. 01.11.

Brauerei Forum – Dezember 2023

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MARKT & MARKEN

 BRAUWIRTSCHFT INT.

Ein kleiner Abstecher in den polnischen Biermarkt Polen mit seinen rund 37,8 Mio. Einwohnern ist ein traditionelles Bierland. In unserem östlichen Nachbarstaat wurden 2022 rund 38 Mio. hl Bier produziert (die Angaben dazu schwanken allerdings). Der jährliche Pro-KopfVerbrauch wird mit etwa 92 l angegeben. Damit liegen die Polen in Europa auf dem dritten Platz hinter Tschechien und Österreich und in etwa gleichauf mit Deutschland.

Die Tyskie Browary Książęce in Tychy gehört zu Asahi und hat eine Kapazität von rund 5 Mio. hl

(oh) Der polnische Biermarkt wird von den großen internationalen Braukonzernen dominiert, die sich hier seit den 1990er-Jahren fest etabliert haben. Der größte Player ist die Kompania Piwowarska. Das Unternehmen entstand 1995/96 durch eine Fusion der Brauereien Tyskie Browary Książęce (gegründet 1629) und der Lech Browary Wielkopolski in Posen, die damals von den South African Breweries (SAB) übernommen wurden. 2003 kam noch die Dojlidy-Brauerei in Bialystok dazu. 2009 übernahm SABMiller (vormals SAB) schließlich die gesamte Brauereigruppe. Im Zuge der Fusion von SABMiller und ABInbev wurden 2017 alle Brauerei-Beteiligungen der Südafrikaner in Zentraleuropa (u.a. Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Italien) und damit auch die Kompania Piwowarska, an die japanische Asahi-Gruppe verkauft. Diese betreibt ihre Brauereien unter dem Dach Asahi Europe & International mit Verwaltungssitz in England. Die Kompania Piwowarska produzierte 2022 in ihren drei Brauereien insgesamt 12,6 Mio. hl Bier und Biermischgetränke und hält damit einen

Lagerbier dominiert den Markt, Pfandsystem droht Insgesamt bedienen die drei großen Braugruppen damit mehr als 80 % des polnischen Biermarktes. Der mit Abstand beliebteste Biertyp ist das helle Lager. Starkbiere haben dagegen in den vergangenen Jahren deutlich verloren. Rund 90 % der Biere werden über den Handel verkauft. Der Gastronomieanteil hat sich während der Corona-Zeit von 15 % auf etwa 8 % halbiert, steigt aber wieder leicht an. Die Verbrauchssteuern auf Bier in Po-

Foto: Adobestock 642925265

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Marktanteil von mehr als 30 %. Nummer 2 in Polen ist die zu Heineken gehörende Grupa Żywiec mit fünf Braustätten in Żywiec, Warka, Leżajsk, Elbląg und Namysłów. Ursprünglich nur eine Heineken-Beteiligung, haben die Holländer die Gruppe 2023 komplett übernommen und von der Börse genommen. Mit Żywiec als der größten Biermarke Polens und mit Desperados als deutliche Nummer 1 im Bereich der in Polen sehr populären aromatisierten Biere hat die Gruppe zwei Marktführer im Portfolio. Daneben werden auch Heineken und zahlreiche regionale Biermarken hergestellt. Für 2021 gibt die Grupa Żywiec einen Gesamtausstoß von 11 Mio. hl an. Dritter im Bunde ist die dänische Carlsberg Group, die 1996 mit der Übernahme der Okocim Brauerei in Polen eingestiegen ist. Aktuell betreibt Carlsberg Polska drei Braustätten: Okocim in Brzesko, Kasztelan in Sierpc und Bosman in Stettin. Zusammen haben diese einen Marktanteil von rund 20 %. Neben zahlreichen Biermarken werden mit Somersby (Biermischgetränke mit Fruchtsäften) und Garage (Alcopos) auch zwei der drei populärsten Mischgetränke unter Regie der Dänen produziert.

Brauerei Forum – Dezember 2023

len sind mit umgerechnet 23,90 € pro hl deutlich höher als in vielen anderen europäischen Ländern. Ein Liter Bier kostet im Handel lt. Nielsen ca. 6-7 Zloty (ca. 1,35-1,60 €). Die Dose hält einen Marktanteil von etwa 40 %, bei den Glasgebinden sind Einweg- und Mehrwegflaschen im Einsatz. Kopfzerbrechen bereitet den polnischen Brauern derzeit der aktuelle polnische Gesetzentwurf zum neuen Pfandsystem, der ab 2025 umgesetzt werden muss. Damit wäre laut Aussage des polnischen Brauereiverbands Browary Polski der Einsatz der bisher genutzten rund 700 Mio. Glasmehrwegflaschen nicht mehr möglich. Darüber hinaus muss ein Kreislaufsystem für die im Markt weit verbreitete Getränkedose vollständig neu konzeptioniert und aufgebaut werden. Während sich der Biermarkt in Polen in den vergangenen fünf Jahren stagnierend bis rückläufig entwickelte, sind die alkoholfreien Biere ein echter Wachstumsmarkt, insbesondere bei den jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten. In dieser Produktgattung stieg der Ausstoß von 1,1 Mio. hl (2017) auf 1,8 Mio. hl (2022) – Tendenz weiter positiv. Importbiere kamen in Polen 2022 auf insgesamt 1,2 Mio. hl, davon 450 000 aus Tschechien, 270 000 hl aus Deutschland und 120 000 hl aus Mexiko. Exportiert wurden rund 4 Mio. hl, hauptsächlich nach Holland, Italien und Deutschland. Neben den etablierten Großbrauereien hat sich in Polen in den vergangenen 15 Jahren auch eine lebhafte Craft-Bier-Szene entwickelt. Dies spiegelt sich unter anderem darin wider, dass sich die Zahl der aktiven Braustätten von 86 im Jahre 2008 auf rund 350 im Jahr 2021 verdreifacht hat. Auch wenn die Pandemie diese Entwicklung ge-


bremst hat, haben sich Gasthausbrauereien, Craft-Bier-Bars und Bier-Festivals sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum fest etabliert. Auf Bier-Exkursion in Polen Auf einer Exkursion der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Deutschen Braumeister- und Malzmeister-Bundes (DBMB) in diesem Oktober stand der Besuch einer der großen Brauereien (Lech Browary) und einer kleinen Gasthausbrauerei (Browar Jedlinka) sowie einer großen Mälzerei (Soufflet) auf dem Programm (s. auch S. 31). Die Mälzerei von Soufflet Polska liegt im Westen von Polen am Stadtrand von Poznan (Posen), direkt neben der Brauerei Lech. Die Kombination aus Mälzerei und Brauerei entstand dort Anfang der 1980erJahre. 1998 wurde die Mälzerei von der Malteries Soufflet übernommen. Seit 2021 gehört Soufflet zum französischen Agrar-Konzern InVivo Group, der durch weitere Übernahmen inzwischen eines der beiden größten Mälzereiunternehmen weltweit ist. Am Standort Poznan werden rund 110 000 t Malz pro Jahr produziert. Verarbeitet wird überwiegend polnische Braugerste, der Anteil der Wintergerste liegt bei 30 %. Größter Abnehmer ist die benachbarte Lech-Brauerei, das Malz geht aber auch an Kunden in Deutschland, Europa und Übersee. Der Mälzungsprozess erfolgt in 3 Weichen und 8 Saladinkästen aus Edelstahl. Die Darren werden mit Erdgas beheizt. Die Qualität der Rohstoffe, des Prozesses und der Malze werden in einem modern ausgestatteten Labor analytisch erfasst. Am Standort in Poznan sind 42 Mitarbeiter beschäftigt. Die direkt benachbarte Piwowaria Lech ist die größte Braustätte Polens und gehört als Teil der Kompania Piwowarska seit 2017 zur japanischen Asahi-Gruppe. Die Brauerei teilt sich den Standort mit Soufflet Polska, die Betriebsgelände gehen unmittelbar ineinander über. Die Braukapazität in Poznan liegt bei rund 8 Mio. hl, hergestellt werden aktuell etwa 6,4 Mio. hl. Die Brauerei verfügt über zwei Sudlinien mit 580 hl und 680 hl Ausschlagwürze. Für die Fermentation und Reifung stehen 102 ZKTs zur Verfügung, die meisten mit einer Kapazität von 4000 hl. Filtriert wird konventio-

nell mit Kieselgur, nachgeschaltet ist eine PVPP-Stabilisierung. Die Abfüllung der insgesamt 16 Biersorten und Biermischgetränke erfolgt auf vier Linien für Glasflaschen (Einweg/Mehrweg), zwei Dosenlinien sowie einer Keglinie. Die Brauerei ist auf Effizienz getrimmt, das Werksgelände am Stadtrand großzügig bemessen. Als dritte Station der DBMB-Exkursion wurde die Browar Jedlinka im Südwesten von Polen unweit der Grenze zu Tschechien besucht. Das Unternehmen wurde vor neun Jahren gegründet und ist neben einem Hostel und einem Restaurant Teil eines alten renovierten Gutshofes. Die Gasthausbrauerei verfügt über eine 3-hl-Brauanlage von Joh. Albrecht, mit der etwa 1000 hl jährlich gebraut werden. Das Malz kommt von Ireks, der Hopfen von HVG, die Hefe aus Weihenstephan und einer der Brauer, Jakub Leda, beendet gerade sein Studium zum DiplomBraumeister in Freising. So wundert es den Besucher auch nicht, dass hier als Hauptsorten Pils, Märzen, Münchner Dunkel und Weißbier gebraut werden. Darüber hinaus finden sich aber auch typische CraftBiere im Angebot und man experimentiert mit der Holzfassreifung. Idyllisch gelegen im zu den Sudeten gehörenden Eulengebirge lebt JB – so die Kurzform der Brauerei – von Ausflüglern und Touristen, die die Gegend zum Wandern und Radfahren schätzen. Das Geschäft läuft so gut, dass sowohl die Brauerei auf eine 10-hl-Anlage erweitert als auch das Hostel weiter ausgebaut werden soll. Ausblick für den polnischen Biermarkt verhalten positiv Polen ist in Bezug auf seine Brauindustrie ein interessantes Land. Auch wenn die Mehrheit der Biergenießer das schlanke helle Lager bevorzugen, sind kreative Mischgetränke, Spezial- und Craft-Biere sehr populär. Darüber hinaus sind die alkoholfreien Biere auf dem Vormarsch. Wachstumshemmend wirken die derzeit weit verbreiteten Probleme wie Inflation, Zunahme der Verbrauchssteuern oder engere gesetzliche Vorgaben beim Vertrieb alkoholischer Getränke. Von daher sind die mittelfristigen Aussichten für den in Europa vergleichsweise großen polnischen Biermarkt eher verhalten positiv.

Fotos: oh

Eindrucksvolles Industrie-Ensemble: Am Stadtrand von Poznan liegen die Piwowaria Lech und die Mälzerei Soufflet Polska (rechts im Hintergrund) direkt nebeneinander

Die Mälzerei Soufflet Polska in Poznan gehört zur französischen InVivo Group, einem der beiden größten Mälzereiunternehmen der Welt

Klein aber fein: die Gasthausbrauerei Browar Jedlinka in den Sudeten Fotos: oh lebt von Touristen Brauerei Forum – Dezember 2023

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

VLB-Mitgliederversammlung 2023: Herausforderndes Geschäftsjahr 2022 und Veränderungen im Verwaltungsrat Die ordentliche Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. fand am 9. Oktober 2023 im Rahmen der VLB-Oktobertagung statt. Die Geschäftsführung berichtete über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2022 und gab einen Ausblick auf 2023. Aus dem Verwaltungsrat wurden Horst Müller und Ulrich Brendel verabschiedet, Jens Hoffmann, Haus Cramer Gruppe, rückte nach. Durch die Versammlung führte VLB-Präsident Ulrich Rust. (oh) Die beiden VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine und Gerhard Andreas Schreiber erläuterten den Bericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2022. Nachdem die beiden Pandemie-Jahre 2020 und 2021 das Geschäft der VLB insbesondere im Bereich Ausbildung und Veranstaltungen stark beeinträchtigt hatten, war auch das Jahr 2022 herausfordernd. Als Folge des Kriegs in der Ukraine ab dem Februar 2022 brach das Geschäft der VLB mit ihren russischen Kunden vollständig weg (insbesondere Weiterbildung, Analytik, Hefen) und konnte nicht kompensiert werden. Auch die aus den wirtschaftlichen Sanktionen resultierende inflationäre Preisentwicklung insbesondere bei Energie und anderen Betriebsmitteln belasteten auf der Kostenseite. Die Einbußen bei den Umsatzerlösen aus Analytik und Warenver-

kauf konnten durch die Steigerung bei den internationalen Beratungsleistungen nicht vollständig ausgeglichen werden. Die Veranstaltungserlöse legten gegenüber 2021 deutlich zu, lagen aber immer noch unter dem Niveau von 2019. Als größtes Hemmnis für die geschäftlichen Entwicklung der VLB in 2022 stellte sich allerdings die nach der Bundestagswahl 2021 rund neunmonatige Verzögerung der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2022 dar. In Kombination mit der Neuausrichtung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) führte dies zu erheblichen Verwerfungen im Bereich der Drittmittelforschung. So konnte die VLB zahlreiche, bereits für das Jahr 2022 bewilligten Projekte, nur mit großer Verzögerung oder erst in 2023 beginnen. Dies führte zu einer erheblichen Minderung der für 2022 eingeplanten

Foto: ew

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Brauerei Forum – Dezember 2023

Erlöse aus dem wichtigen Bereich Drittmittelforschung. Nachdem die VLB im Geschäftsjahr 2021 ein positives Ergebnis vorgelegt hatte, wurde das Jahr 2022 daher mit einem deutlichen Fehlbetrag abgeschlossen. Positiv indes zeigte sich die Lage bei den Mitgliedern. Einige wenige Austritte im Jahr 2022 konnten durch Neuzugänge mehr als kompensiert werden. Zum 31.12.2022 unterstützten 366 Mitglieder (davon 342 Unternehmen) die Arbeit der VLB. Zum Stichtag 31.12.2022 waren 141 Personen an der VLB beschäftigt. VLB muss weiter an ihrer Zukunftsfähigkeit arbeiten VLB-Präsident Ulrich Rust kommentierte das vorgelegte Ergebnis kritisch: „Die VLB hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem Fehlbetrag abgeschlossen. Das ist kein Anlass zur Freude. Auch wenn das geschäftliche Umfeld volatiler geworden ist, kann sich die VLB Verwerfungen und Zielverfehlungen dieser Art auf Dauer nicht leisten. Daher hat der VLB-Verwaltungsrat die Geschäftsführung beauftragt, eine Strategieevaluierung vorzunehmen und mit einer Restrukturierung zu verbinden. Insbesondere mit Unterstützung unseres Verwaltungsratskollegen Michael Jakob, aber auch mit kritischer und konstruktiver Begleitung durch den gesamten Verwaltungsrat, wurde ein Konzept entwickelt, das die VLB

Der VLB-Verwaltungsrat verabschiedete am 9. Oktober in Berlin die beiden Mitglieder Ulrich Brendel (5.v.l.) und Horst Müller (6.v.r.) aus ihrem Gremium. Neu dazu gewählt wurde Jens Hoffmann (l.)


sturmfester und auch finanziell stabiler aufstellen soll.“ Trotz dieses Ergebnisses dankte Rust der Geschäftsführung, den Führungskräften und der gesamten Belegschaft für ihr Engagement in schwierigen Zeiten und ermutigte sie, weiter intensiv an der Zukunftsfähigkeit der VLB zu arbeiten. Geschäftsführung und Verwaltungsrat einstimmig entlastet Der vorgelegte Jahresabschluss 2022 wurde durch die KWP GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Steuerberatungsgesellschaft, Berlin, geprüft und am 21.4.2023 mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Er wurde von der Mitgliederversammlung festgestellt. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsführung wurden auf Antrag von Manfred Schmidt, Krombacher Brauerei, einstimmig entlastet. Ausblick für 2023 verhalten positiv Das Jahr 2023 verlief nach Darstellung der Geschäftsführung in den ersten Monaten durchwachsen. Aufgrund des weiter andauernden Ukraine-Kriegs liegt das RusslandGeschäft immer noch brach. Die anhaltende Inflation erhöht die Betriebskosten, schlägt sich aber auch in einem verhaltenen Warenverkauf nieder (Laborgeräte, Bücher, Hefen). Die Situation bei den Forschungsmitteln hat sich langsam wieder stabilisiert, die Entwicklung in der Auftragsanalytik, der Beratung und bei Veranstaltungen liegen auf Jahressicht im geplanten Bereich. Um das erklärte Ziel, im Geschäftsjahr 2023 wieder ein positives Ergebnis zu erreichen, wurde ein umfassender Maßnahmenkatalog erarbeitet und ein Kosten- und Verbrauchssenkungsprogramm umgesetzt. Darüber hinaus wurde die im Jahr 2022 festgelegte Strategieevaluierung „VLB 2025“ durch eine im Mai 2023 beschlossene Reorganisierung ergänzt. Auch im laufenden Jahr 2023 entwickelte sich die Mitgliederzahl weiter positiv: bis zum Oktober traten 18 Unternehmen ein, bei zwei Austritten (s. BF 3/2023 und BF 10/2023). Das Neubauprojekt der VLB wurde seitens der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Ende 2022 offiziell abgeschlossen. Aktuell

wird eine Mitnutzung von Teilflächen durch die TU Berlin mit der Senatsverwaltung abgestimmt. Nachdem das Fachgebiet Brauwesen der TU Berlin von Prof. Brian Gibson im März 2021 interimsweise an die Ackerstraße verortet wurde, finden verschiedene Vorlesungen, Praktika und Prüfungen der TUB erfreulicherweise wieder im VLBNeubau statt. Mit der Zielsetzung, das FG Brauwesen langfristig wieder auf dem Campus Seestraße 13 zu verorten, steht die VLB mit der TUB aktuell in intensiver Verhandlung.

Logistik der Haus Cramer Gruppe, Warstein. Der Verwaltungsrat der VLB Berlin setzt sich seit dem 9. Oktober 2023 daher wie folgt zusammen:

Veränderungen im Verwaltungsrat Nachdem der Verwaltungsrat turnusgemäß im Oktober 2022 neu gewählt worden war, gab es in diesem Jahr zwei Veränderungen. Verabschiedet wurden Horst Müller (EFES Beer Group) und Ulrich Brendel (ehem. Warsteiner Gruppe). Präsident Ulrich Rust dankte beiden für das langjährige ehrenamtliche Engagement in diesem Gremium. Horst Müller wurde darüber hinaus für seine besonderen Verdienste für die VLB mit der goldenen VLBEhrennadel ausgezeichnet (siehe Bericht S. 4). Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Jens Hoffmann, Geschäftsführer Technik und

Weitere Mitglieder • Jens Hoffmann (Haus Cramer Gruppe, Warstein) • Michael Jakob (Carlsberg Supply Chain Company AG, Ziegelbrücke, Schweiz) • Wolfgang Janssen (Radeberger Gruppe KG, Frankfurt am Main) • Dr. Stefan Lustig (EFES Beer Group, Istanbul, Türkei) • Jan Steffes (Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein)

Vorsitzender • Ulrich Rust (Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein) Stellvertretende Vorsitzende • Uwe Ebbighausen, Schatzmeister (CUE.X Consulting, Jameln) • Dr. Stefan Kreisz (Privatbrauerei ERDINGER Weißbräu Werner Brombach GmbH, Erding)

Nach rund einer Stunde schloss Präsident Ulrich Rust die Veranstaltung. Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung der VLB wird am 7. Oktober 2024 in Berlin stattfinden.

GGB-Jahrbuch 2023

Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) e.V.: Jahrbuch 2023, 288 S., Paperback, 20 €, ISSN 1860-892 www.ggb-berlin.de oder vlb-books.myshopify. com

In der Ausgabe 2023 gibt u.a. folgende Beiträge: Jürgen Birk: Annäherung an eine neue Bierlandschaft – Burgkuns­ tadts Biergeschichte Wolfgang Wüst: „Fürstliches“ Bier – die Schlossbrauerei des Hauses Schwarzenberg ob Scheinfeld Andreas Urbanek: Die Geschichte der Bergschlossbrauerei in Grünberg in Schlesien Jörg Kirchhoff: Warum benötigt eine Brauerei eine Pumpe? Martin Herda: Zur Geschichte der Aktienbrauerei Eger Hans-J. Manger: „Es werde Licht?“ – zur Entwicklung der Beleuchtungstechnik in der Brauwirtschaft Gunter Freudenthal: Kochen mit Bier-Würze, u.v.m.

Brauerei Forum – Dezember 2023

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Der deutschsprachige Kurs zum/r Meister/in im Brauer- und Mälzerhandwerk (HWK) beendet Seit die VLB Berlin 2019 die deutschsprachige Weiterbildung zum/r Meister/in im Brauer- und Mälzerhandwerk (HWK) wieder ins Programm genommen hat, schloss nun der vierte Jahrgang erfolgreich ab. Am 6. Oktober überreichte Jan Bie­ring, Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Bierund Getränkeproduktion (FIBGP), die VLB-Zertifikate im Rahmen des „Meisterumtrunks“ in der Braumanufaktur Forsthaus Templin.

Fotos: ew

(ew) Bei gutem Essen, leckerem Bier und Lagerfeuer feierten die angehenden Braumeister die überstandenen zwölf Monate, die allen sehr viel Zeit und Energie abverlangt haben dürften. „Ich freue mich besonders, dass in diesem Jahrgang auch drei Frauen Teil der Gruppe waren, die allesamt ihre Prüfungen gut bis sehr gut absolviert haben“, betonte Jan Biering, Vorsitzender des Meis­ terprüfungsausschusses für das Brauer- und Mälzerhandwerk an der HWK, beim „Meisterumtrunk“. Ein Highlight des Abends war die Führung durch die teils unterirdischen Brauanlagen durch Paul Könnecke, der im ersten „Braumeister“Jahrgang 2019/2020 seine Prüfung ablegte und mittlerweile von der Braumanufaktur Forsthaus Templin

Geschafft: Nach einem Jahr Weiterbildung und herausfordernden Prüfungen sind Teilnehmer und Dozenten gleichermaßen erleichtert und glücklich – was die Gruppe in der Braumanufaktur Forsthaus Templin gebührend gefeiert hat

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Brauerei Forum – Dezember 2023

an die VLB gewechselt ist. Die Weiterbildung 2022/2023 hat mit 19 Teilnehmern im Herbst vergangenen Jahres begonnen, 15 haben nun die beiden ersten Teile erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen der Prüfung zum/r Meister/in im Brauer- und Mälzerhandwerk (HWK) führt die VLB Berlin die einjährigen Module für Teil I (fachpraktische Kenntnisse) und Teil II (fachtheoretische Kenntnisse) im Blended-Learning-Ansatz durch. Zusätzlich müssen die Absolventen Kenntnisse in Betriebswirtschaft (Teil III) und Arbeits­pädagogik (Teil IV) extern an einer Handwerkskammer (HWK) erwerben. Nach Abschluss aller vier Module gibt es den Meis­terbrief der HWK. Ob sie des Meisterbriefes auch wür-

dig sind, mussten die drei Jahrgangsbesten vor dem Essen bei einer improvisierten Challenge unter Beweis stellen. Paul Böck, VLB Berlin, hat die Fragerunde für sich entschieden, was ihm die Ehre des Fassbieranstiches einbrachte. Jan Biering überreichte die VLBZertifikate und ließ dabei die vergangenen Monate Revue passieren. Besonders erinnere er sich an die Prüfungsfrage zur Rezeptentwicklung für ein Thüringer Schwarzbier. Damit habe keiner der Prüflinge gerechnet, sagte der gebürtige Thüringer mit einem Augenzwinkern. „Aber auch ein Thüringer Schwarzbier muss ein Braumeister kreieren können.“ Der nächste Kurs startet am 14. Oktober 2024.


Böck, Paul

Döring, Oliver

Fiedler, Vanessa

Fraser, Kai

Gieseke, Christopher

Grütter, Johanna

Gulich, Jannis

Hartung, Moritz

Herbst, Richard

Jaas, David

Müller, Sebastian

Pragel, Alexander

Pusch, Senta

Wenzel, Christopher

Wulf, Christian Brauerei Forum – Dezember 2023

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ehem. VLBer – Brewers of Berlin

Ehem. VLBer – Bezirksgruppe Nordrhein-Westfalen

Treffen der Bezirksgruppe NRW in Dortmund Auf Einladung von Peer Klepczyns­ ki kamen die ehem. VLBer NRW im Kaminzimmer der Dortmunder Aktien Brauerei zusammen. An dieser Stelle möchte die Gruppe Steffen Krauß herzlich dafür danken, dass er sich nicht nur die Zeit genommen hat, durch die DAB zu führen, sondern auch die Kosten für die Abendveranstaltung übernommen hat.

Nachdem alle Anwesenden bei kühlem Brinkhoff's erste Gespräche führen konnten und die obligatorische Frikadelle ihren Abnehmer fand, hat Steffen Krauß durch die Brauerei geführt. Neben historischen Infos über die Entwicklung des Standorts an der Steigerstrasse, eigentlich das Gelände der Hansa Brauerei, ging es weiter zur Abfüllung und zur Lagerhalle. Foto: privat

Die Bezirksgruppe NordrheinWestfalen der ehem. VLBer traf sich in Dortmud und genoss neben allerlei Kulinarik auch eine Führung durch die DAB

Bei einem Sortenspektrum, das historisch gewachsen ist, muss die Leergutsortierung höchsten Ansprüchen genügen. Immerhin werden am Standort die Marken DAB, Brinkhoff`s, Union Siegel, Kronen, Stifts und Thier gebraut. Dazu kommen etliche Sorten, wie Pils, Export, alkoholfreie Biere sowie Mixgetränke in den unterschiedlichsten Gebindeformen. Und das nicht nur fürs Inland. Um beim Sortieren die Übersicht zu behalten, setzt man bei der DAB auf Computer- und Robotertechnik. Und auch Verladung erfolgt mittels selbstfahrender Gabelstapler vollautomatisch. Nach der sehr eindrucksvollen Begehung und dem obligatorischen Gruppenfoto im alten Sudhaus, traf man sich wieder im Kaminzimmer bei Krustenbraten und erfrischendem Bier. Großer Dank geht an den Gastgeber, verbunden mit der Vorfreude auf ein nächstes Treffen 2024. Peer Klepczyns­ki

Ehem. VLBer – Jahrgang 1965 bis 1967

Zwischen Loreley und Ehrendenkmal... ...liegt Boppard am Mittelrhein. Nach vier Jahren Pause sollte die Lage für das 39. Treffen „von allen gut erreichbar sein“, so der Initiator Dr. Jürgen Schlaeger. Mit Lage, Hotel (direkt am Fluss) und Jahreszeit (goldener Oktober) ist dem Organisator Dr. Jürgen Schlaeger ein vergnügliches Treffen gelungen. Zehn glückliche Teilnehmer dankten es ihm und seiner Frau Erika mit guter Stimmung. Das gemütliche Familienhotel mit eigenem Weingut „Königshof“ trägt den keltisch-römischen Namen von Boppart: „Baudrobriga“. Das Römerkastell im Ortskern ist laut Baedeker wahrscheinlich das am besten erhaltene römische Kastell Deutschlands. Den ersten Tag ging es per Fähre rheinabwärts nach Koblenz: Deut-

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Brauerei Forum – Dezember 2023

sches Eck, Festung Ehrenbreitstein und Altstadt waren die Höhepunkte. Am nächsten Tag schipperten die Teilnehmer rheinaufwärts bis St. Goar. Am gegenüberliegenden Ufer ragt nach einer Biegung der Loreley-Felsen in den Fluss hinein. Für Fußtouristen nicht sonderlich

spektakulär, wohl aber für die Rheinschiffer und Dichter. Für das nächste Treffen wurden Weimar, Erfurt oder Dresden angepeilt, ein Wiedersehen ist aber auch andernorts möglich. Udo Kynast

Foto: privat


INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Brauerei Forum

Deutscher Braumeister- und Malzmeister-Bund e.V. (DBMB) – Landesgruppe Berlin-Brandenburg

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin

DBMB-Landesgruppe auf Fachexkursion in Polen Am 12. Oktober 2023 machten sich 17 Mitglieder der DBMB-Landesgruppe BerlinBrandenburg auf den Weg zur dreitägigen Fachexkursion nach Polen. (F.) Pünktlich zur Mittagszeit erreichte der Bus das erste Etappenziel Posen (polnisch Poznań). Der technische Direktor der Mälzerei Słodownia Soufflet, Wojciech Szala, begrüßte die Reisenden. Nach dem Mittagessen wurde die zur Soufflet-Gruppe gehörende Mälzerei und anschließend die unmittelbar daneben liegende Lech Brauerei besichtigt (siehe Polen-Bericht S. 24). Der Besuch einer Gasthausbrauerei im Stadtzentrum von Posen bildete den Abschluss des ers­ten Exkursionstages. Am Freitag wurde die mit rund 640 000 Einwohnern drittgrößte Stadt Polens, Breslau, besucht. Breslau (polnisch Wrocław) war 2016 europäi­ sche Kulturhauptstadt und gilt

Vereinigung ehem. VLBer – Brewers of Berlin 1. Vorsitzender: Klaus Niemsch (Planegg) 2. Vorsitzender: Jan Biering (Berlin) Kontakt: Seestraße 13 13353 Berlin Email: ehemvlber@vlbberlin.org Web: www.vlb-berlin. org/ehemvlber Weitere Informationen:

als eine der schönsten Städte und der Stadt. Der Dank ging Polens – die man ausgiebig be- auch an den Busfahrer der BVB. sichtigte, und zwar zu Fuß und net, der die Gruppe sicher am per Schiff. späten Samstagabend in Berlin Zu guter Letzt führte am ablieferte. Sonnabend die FachexkursiJürgen Richter on ins südliche Polen nach Jedlina-Zdrój zur Brauerei Jedlinka. Neben den Hauptsorten werden in einem Kellergewölbe in Holzfässern aus früherer Nutzung, z.B. Whisky- und Rum-Fässer, Biere mit bis zu 25 % Stammwürze ein bis zwei Jahre lang gelagert. Mit einer Bierverkostung und einem reichhaltigen Mittagessen endete das Besichtigungsprogramm der Exkursion. Mit Gastgeschenken bedankte sich der L andesgruppenvorsitzende Jens Kemmel Die Teilnehmer der DBMB-Fachexkursion bei den Organisatoren bei der Besichtigung des Sudhauses der Foto: oh in Mälzerei, Brauerei Lech Brauerei in Posen

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 11 Fachfragen 1. c) / 2. e) / 3. d) / 4. d) / 5. b) / 6. d) / 7. b) / 8. e) Fachrechnen 1. Volumen von heißer Würze ausrechnen (Faktor 0,96) 132 hL Anstellwürze : 0,96 = 137,5 hL Ausschlagwürze 2. Volumen von Pfannvollwürze berechnen 94 %  137,5 hL 100 %  x hL 137,5 ∙ 100 x = 94

hL = 146,277 hL = 146,28 hL Pfannevolllwürze

3. Stammwürze Pfannevollwürze berechnen 132 hL 146,28 hL

IMPRESSUM

 11,8 %  x%

11,8 ∙ 132 x = % = 10,648 % = 10,65 % Pfannevollwürze 146,28

ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-251 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Eva Wiesgrill (ew), e.wiesgrill@vlb-berlin.org Julia Bork (jb), j.bork@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit zehn Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Die Mindestvertragslaufzeit beträgt ein Jahr. Danach ist das Abonnement vier Wochen zum Monatsende kündbar. Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 7 45 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­­v ielfältigung oder Weiterverarbei­ tung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Haftung. Hinweis der Redaktion: Um die Lesbarkeit unserer Publikation zu vereinfachen, verzichten wir weitgehend auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form. Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass unsere Verwendung der männlichen Form als geschlechtsneutral zu verstehen ist.

Brauerei Forum – Dezember 2023

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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 26. Januar 2024

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine 2024  VLB Certified Brewmaster Course 2024 8. Januar bis 28. Juni 2024, Berlin  25. VLB-Logistikfachkongress 4. bis 6. März 2024, Chemnitz  108 int. Brewing & Engineering Conference 13. bis 15. März 2024, Groningen, NL th

 Workshop „Micro Malting in Practice“ 10. bis 17. April 2024, VLB Berlin  Fortbildung "Zertifizierter Bierund Spirituosensommelier" 15. bis 26. April 2024, Berlin  4th VLB Symposium on Acidic Fermented Non-Alcoholic Beverages 7./8. Mai 2024, Berlin  IfGB Destillateur-Aufbaukurs 2024 10. bis 21. Juni 2024, Berlin  Bangkok Brewing Conference 2024 9. bis 11. Juni 2024, Bangkok, Thailand  VLB-Sommerfest 2024 5. Juli 2024, Berlin  14th Iberoamerican VLB Symposium Brewing & Filling Technology 2. bis 4. September 2024, Mexico City  Workshop „Craft Brewing in Practice“ 9. bis 20. September 2024, Berlin  22. IfGB Forum Spirituosen und Brennerei 16. bis 18. September 2024, Vösendorf (A)

 VLB-Oktobertagung 2024 – mit BraugerstenSeminar, Forschungskolloquium und Wassersymposium 7./8. Oktober 2024, Berlin  Mitgliederversammlung VLB Berlin e.V. 8. Oktober 2024, Berlin  Weiterbildung zum/zur Meister/in im Brauer- und Mälzer-Handwerk (HWK) 2024/2025 14. Oktober 2024 bis 4. Oktober 2025  Certified Brewmaster Course 2025 6. Januar bis 27. Juni 2025, Berlin

Weitere Termine  DBMB Berlin-Brandenburg: Jahreshauptversammlung 19. Januar 2024, Berliner-KindlSchultheiss-Brauerei  8th BioProScale Symposium 2024 9. bis 11. April 2024, Berlin  Craft Brewers Conference 2024 21. bis 24. April 2024, Las Vegas, USA  EBC Congress & The Brewers Forum 2024 26. bis 30. Mai 2024, Lille, Frankreich  Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB), Mitgliederversammlung 2024 13. September 2024, Meschede-Grevenstein  Brasil Brau 2024 11. bis 13. Juni 2024, São Paulo, Brasilien  BrauBeviale 2024 26. bis 29. November 2024, Nürnberg

redaktion@brauerei-forum.de


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