Brauerei Forum 12/2021

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

 VLB-FACHBÜCHER

60 Jahre „Technologie Brauer & Mälzer“ – ein Kapitel aus Wolfgang Kunzes Leben von Wolfgang Kunze (†)

Foto: oh

Mit der Hand verfasste Wolfgang Kunze das Lehrbuch „Technologie Brauer und Mälzer“, das er im Sommer 1961 fertigstellte. Waren es bei der ersten Auslieferung 1962 510 Druckseiten, umfasst die 11. deutschsprachige Auflage aus dem Jahr 2016 knapp 1000 Seiten. „Der Kunze“, wie ihn seine Leser anerkennend nennen, wurde mittlerweile in sieben Sprachen übersetzt und ist für Brauer und Mälzer auf der ganzen Welt das Standardwerk. Wolfgang Kunze schrieb vor seinem Tod im Jahre 2016 seine Lebensgeschichte nieder. Mit dem Kapitel über die Entstehung des Lehrbuches würdigen wir dessen 60. Geburtstag. Voraussichtlich Ende 2022 erscheint die 12. deutsche Auflage.

Wolfgang Kunze (1926 bis 2016) auf der Feier seines 85. Geburtstages im August 2011

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Als ich 1950 an der VLB studierte, sprach mich mein Kommilitone Rudolf Dickscheit an, ob ich mit ihm zusammen einen Leitfaden für die Ausbildung von Brauern verfassen wolle. Ich war darüber etwas verwundert, denn so kompetent war man im dritten Semester keineswegs, aber ich sagte zu. Doch jeder hatte andere Vorstellungen über die Art der Darstellung und den Umfang. Nach einiger Zeit einigten wir uns friedlich darauf, dass Dickscheit das Buch allein zu Ende bringt. Es erschien 1953 unter dem Titel „Leitfaden für den Brauer und Mälzer“ im Fachbuchverlag Leipzig und hatte einen Umfang von 182 Seiten und 65 Bildern. Der Leitfaden erschien nur in einer Auflage. Dickscheit wurde später zum Professor berufen und war als Direktor des Forschungsinstituts für die Gärungsindustrie, Enzymologie und technische Mikrobiologie (FIGEM) maßgeblich an der Entwicklung kontinuierlicher Produktionsverfahren für die Malz- und Bierherstellung in der DDR beteiligt. Im Frühjahr 1959 ereilte mich eine Anfrage des DDR-Schulbuchverlags Volk und Wissen aus Berlin, ob ich bereit sei, ein Lehrbuch für die Ausbildung von Brauern zu entwickeln. Ich gab leichtfertig meine Zustimmung, ahnte jedoch nicht, was da auf mich zukommen sollte. Unter anderem musste ich ein Probekapitel liefern, da das Lehrbuch vom Ministerium für Bezirksgeleitete Brauerei Forum – Dezember 2021

Industrie und Lebensmittelindus­ trie für verbindlich erklärt werden musste. Die fachlichen Kommissionäre waren angesehene Experten der Branche, hinzu kamen Vertreter des Ministeriums, der TU Dresden und natürlich die des Verlags. Zwischen Auftragserteilung im November 1959 und geplanter Insatzgabe im Februar 1961 lagen 14 Monate. Das Buch sollte im August 1961 erscheinen und pünktlich zum Schuljahresbeginn 1961/1962 zur Verfügung stehen. Das Buch für die Berufsschule Ich machte mich an die Arbeit und schrieb an den Abenden und Wochenenden das gesamte Buch mit der Hand nieder – eine Schreibmaschine besaß ich nicht. Wie ich das alles in der kurzen Zeit geschafft habe, weiß ich nicht mehr. Da ich auf bildliche Darstellungen großen Wert legte, stellte mir der Verlag mit Fritz Hampel einen seiner besten Grafiker zur Verfügung. An meinen freien Tagen zogen wir gemeinsam durch die Brauereien und Mälzereien Sachsens, zeichneten, fotografierten und schnitten in Gedanken ganze Anlagen auf. Es lief alles nach Plan – bis die „Katas­trophe“ über mich hereinbrach. Von höchster Stelle hatte man eine neue Verlagsprofilierung beschlossen. Danach sollten alle Lebensmittelbücher beim Fachbuchverlag Leipzig beheimatet sein. Dem Fachbuchverlag Leipzig fiel damit völlig

unvorbreitet ein fertiges Lehrbuch in den Schoß. Die Auslieferung des Buches konnte wegen Druck- und Papierproblemen erst im Laufe des Jahres 1962 erfolgen. Die erste Auflage hatte 510 Druckseiten. Weit schlimmer als die verspätete Auslieferung wog für mich, dass der Fachbuchverlag ein kleiner Verlag war und über keinen eigenen HausGrafiker verfügte. Zeichnungen wurden außer Haus angefertigt. Die Qualität der Abbildungen ließ in den darauffolgenden Auflagen zu wünschen übrig. Zudem wurde ab der dritten Auflage das Buch dünner, weil das Fachgebiet Flaschenfüllung als gesondertes Büchlein für den Beruf „Facharbeiter für Anlagentechnik, Spez. Getränkeabfüllung“ entstehen sollte. Ein Autorenkollektiv unter meiner Federführung verfasste diesen schmalen Band, der erstmals 1978 unter dem Titel „Getränkeflaschenfüllung in Übersichten“ im Fachbuchverlag Leipzig mit 236 Seiten erschien. Für meine Lehrtätigkeit indes war das Technologie-Lehrbuch eine ungeheure Erleichterung. Neben meiner Anstellung als Leiter der „Außenstelle Brau und Malz“ der Kommunalen Berufsschule Dresden unterrichtete ich Brauereitechnologie an der Ingenieurschule für die Lebensmittelindustrie in Dippoldiswalde. Ferner hatte ich einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Dresden. Ich musste fortan keine Merksätze mehr diktieren und


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