Brauerei Forum 12/2018

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 12 | 20. Dezember 2018 | 33. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

IN DI ESER AUSG IfGB ABE: AKTU Bren nere ELL – Info ien u nd S rmatione piritu n osen für -Her stell e

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 Berichte 105. VLB-Oktobertagung  Das neue Wilfried-Rinke-

Brauereitechnikum an der VLB Berlin

 Brau-Börsen-Bilanz  Nachrichten ehem. VLBer

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


ANALYTIK VON HOPFEN, HOPFENPRODUKTEN UND BIER ++ Analytik der mittelsfrom Konduktometrie, Spektrometrie oder HPLC Symposium forHopfenbittersäuren craft and micro brewers Germany & European countries ++ Bestimmung des Hopfenölgehalts sowie Analyse der Aromakomponenten 7 November 2016, Nuremberg,Ester, Germany (Terpene, Terpenoide, Säuren, Schwefelverbindungen etc.) ++ Analytik von Polyphenolen, Xanthohumol, Nitrat und Schwermetallen ++ Analytik der o.g. Hopfeninhaltsstoffe in Würze und Bier VLB Berlin, Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeanalytik Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-106 / zentrallabor@vlb-berlin.org

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Symposium for craft and micro brewers from Germany Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für & European countries 7 November 2016,und Nuremberg, Germany + die BrauMalzindustrie

+ die Spirituosenindustrie

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INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Rotkäppchen-Mumm: Ulrich Wiegel geht in den Ruhestand – Mike Eberle kommt / Krombacher Brauerei: Dr. h.c. Friedrich Schadeberg ist gestorben 5 Deutscher Hopfenwirtschaftsverband: DHWV-Vorstand wiedergewählt / Dr. Karl Raible ist im Alter von 94 Jahren verstorben

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6 Radeberger Gruppe und Veltins: Brauereigrößen bilden Logistik-Allianz / Deutscher Hopfenwirtschaftsverband trauert um Josef Grauvogl 7 Warsteiner-Geschäftsführer arbeitet als „Undercover Boss“ / Fürstenberg Brauerei ehrt langjährige Betriebsmitarbeiter

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 8 Das neue „Wilfried-Rinke-Brauereitechnikum“ an der VLB Berlin 12 VLB Berlin und DuPont organisieren gemeinsam die Africa Brewing Conference 2019

Mit dem „Wilfried-Rinke-Technikum“ hat die VLB Berlin ihre neue Pilotbrauerei vollständig in Betrieb genommen. Die Lehr- und Projektanlage ist umfangreich ausgestattet. Ihr Prunkstück ist das neue Sudhaus

13 VLB aktuell: Großer Andrang bei der VLB auf der BrauBeviale 14 105. VLB-Oktobertagung – Branchentreff in Berlin 15 Brauereitechnik: Umkehrosmose, Diacetylmessung, CO2-Rückgewinnung und eine Brauerei als Kraftwerk – der erste Tag der VLB-Oktobertagung 18 92. Mitgliederversammlung der MEBAK in Biella

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19 Brauer-Schule: Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende – Abfüllung 20 Lebhafte Diskussionen auf dem 6. European MicroBrew Symposium 21 „Berliner Weiße“-Buch wieder erhältlich – 2. aktualisierte Auflage erschienen

Rund 400 Teilnehmer kamen zur 105. VLB-Oktobertagung am 15. und 16. Oktober in Berlin. Die Tagung ist ein Höhepunkt im Veranstaltungsjahr der 22 16. IfGB-Forum am Bodensee: Rum, Food Fraud und Authentizitätsnachweis VLB und wartete auch 2018 mit einem umfassenden Programm auf

 IfGB AKTUELL

26 Einladung in die Seestraße: IfGB-Forum 2019 tagt in Berlin / Jetzt anmelden: DLG-Qualitätsprüfung für Spirituosen 2019 / Destillateur-Aufbaukurs 2019 vom 6. bis 17. Mai 27 Spirituosen-Forum und Politischer Gästeabend auf dem Petersberg / Fachliteratur: Die 100 besten Obstsorten für die Brennerei

 BETRIEBSWIRTSCHAFT 28 Bericht VLB-Forum: Digitalisierung in der Logistik auf Vormarsch

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32 Brau-Börsen-Bilanz: Europa-Sommer tut Brauriesen gut

 MARKT & MARKEN 36 BraufactuM Berlin: Talk & Taste – das Glas ist halbvoll

 EHEM. VLBER 37 Semestertreffen des VLB-Studienjahrgangs 1960–62: Ein Wiedersehen im Zeichen des Vulkans

Der zweite Tag des 16. IfGB-Forums stand ganz im Zeichen der LifestyleSpirituose Rum. Außerdem diskutierten Fachpublikum und Referenten über Food Fraud und Wege, diese Art des Betrugs zu verhindern

38 VLB Berlin: Mitgliederversammlung wählt neuen Verwaltungsrat 39 Bezirksgruppe Bayern & Österreich: Rhein, Kneipen und Kultur

 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE 40 GGB: Jahresmitgliederversammlung in Luxemburg

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42 DBMB Landesgruppe Sachsen: Kremserfahrt zur ISS – ein vogtländischer Familientag

 SONSTIGES 43 Berliner Brauerzunft: Erste ordentliche Morgensprache im Brauerjahr 2018/2019 / Lösungen Brauer-Schule / Impressum 44 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de

Titelfoto: Jan Biering, Berlin

Mitte Oktober tagte die Mitgliederversammlung der VLB Berlin. Das Gremium wählte einen neuen Verwaltungsrat und begrüßte mit Michael Jakob und Dr. Stefan Kreisz zwei Neuzugänge in seinen Reihen

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei

Ulrich Wiegel geht in den Ruhestand – Mike Eberle kommt

Foto: Rotkäppchen-Mumm

Dr. Mike Eberle

Nach 34 Jahren beim Traditionshaus Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH geht Ulrich Wiegel, Geschäftsführer Produktion, Qualitätsmanagement, Technik, Einkauf und Supply-Chain-Manage­ ment, zum Ende des Geschäftsjahres am 30. April 2019 in den Ruhestand. Wiegels Nachfolge am Unternehmenssitz in Freyburg (Unstrut) übernimmt der GetränkeSpezialist Dr. Mike Eberle.

(F.) Mit Ulrich Wiegel verlässt, im Rahmen des 2013 eingeleiteten Generationenwechsels, der letzte operativ aktive Gesellschafter das Familienunternehmen. Wiegels Karriere ist untrennbar mit dem Erfolg des Freyburger Traditionshauses verbunden. Im März 1993 war er bei der Privatisierung der damaligen Rotkäppchen Sektkellerei einer der Gesellschafter, die mit Mut und Engagement aus einem nationalen Sekthaus ein heute international erfolgreiches Unternehmen entwickelt haben. „Ulrich Wiegel ist mit seiner Persönlichkeit und Lebensleistung ein Vorbild für uns alle bei Rotkäppchen-Mumm, dem wir im Namen der Gesellschafter, des Beirats und der Geschäftsführung zu großem Dank verpflichtet sind. Mit seiner umfassenden Erfahrung und seinem in der Sekt-Welt einzigartigen Wissen hat er unser Haus maßgeblich mitgeprägt und für eine erfolgreiche Zukunft hervorragend ausgerichtet“, betont Christof Queisser, Vorsitzender der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm.

Krombacher Brauerei

Wiegels Nachfolge tritt Anfang April Dr. Mike Eberle (50) an, ein Experte in der Produktion von Fast Moving Consumer Goods (FMCG), auch im Bereich der Getränke. Eberle hat zuletzt in der Geschäftsleitung der Carl Kühne KG in Hamburg die Supply Chain an Standorten in Deutschland, Frankreich und Polen verantwortet. Weitere berufliche Stationen waren die Radeberger Gruppe, die Sachsenmilch AG sowie Unilever. 2014–2015 war Eberle Präsident der VLB Berlin. Über seinen Nachfolger in der Geschäftsführung sagt Ulrich Wiegel: „Wir freuen uns sehr darüber, dass mit Dr. Mike Eberle hier am Standort Freyburg ein erfahrener Spezialist aus der Konsumgüterindustrie den weiteren Erfolgsweg von Rotkäppchen-Mumm aktiv mitgestalten wird.“ Als Chief Operating Officer (COO) verantwortet der 50-Jährige künftig die Direktionsbereiche Produktion, Qualitätsmanagement, Technik, Einkauf sowie SupplyChain-Management und berichtet an den Vorsitzenden der Geschäftsführung, Christof Queisser.

Foto: Krombacher

Dr. h.c. Friedrich Schadeberg ist gestorben Foto: Dr. h.c. Friedrich Schadeberg

Die Krombacher Brauerei gibt mit großer Trauer den Tod von Seniorchef Dr. h.c. Friedrich Schadeberg bekannt. Der Unternehmer ist Ende November im Alter von 98 Jahren verstorben. Dr. h.c. Friedrich Schadeberg entwickelte seine Brauerei von einer regionalen Dorfbrauerei zu einem führenden Anbieter der deutschen Getränke- und Brauwirtschaft. Der Brauingenieur begründete in seiner mehr als 60-jährigen Schaffens­ periode den Ruf von Krombacher, die Naturpositionierung und das Krombacher Felsquellwasser als unumstößlichen Markenbaustein. Das operative Geschäft hatte Dr. h.c. Schadeberg schon vor einiger Zeit an seine Kinder, Bernhard Schadeberg und Petra Schadeberg-

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Herrmann, übergeben, die den weiteren Ausbau der Krombacher Brauerei als national bedeutenden Anbieter von Premium-Getränkemarken vorantreiben. Schadeberg wurde am 23. April 1920 in Neuwied am Rhein geboren. Nach dem Krieg legte er die Prüfung zum Diplom-Brauinge­nieur an der Technischen Hochschule in Weihenstephan ab. 1951 begann er als Leiter des Verkaufsaußendienstes in der Siegener Aktienbrauerei, 1953 brachte Schadeberg die Siegener Aktienbrauerei in die Krombacher Brauerei ein und erhielt Prokura. Seine unternehmerische Leistung und sein gesellschaftliches Engagement führten zu zahlreichen Ehrungen, wie 1990 die Verleihung

des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik. 2002 würdigte seine Heimatstadt Kreuztal Schadeberg mit den Ehrenbürgerrechten. 2009 folgte die Ehrendoktorwürde der Universität Siegen. Krombacher nimmt Abschied von einem charismatischen Menschen und großen Unternehmer, dessen Optimismus und Ausdauer sich widerspiegeln in seinem Motto: „Zu neuen Ufern führt ein neuer Tag.“


Deutscher Hopfenwirtschaftsverband

DHWV-Vorstand wiedergewählt Der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband e. V. hat bei seiner Mitgliederversammlung am 25. Oktober 2018 den bisherigen Vorstand wiedergewählt. (F.) Demnach bleibt an der Verbandsspitze als 1. Vorsitzender Peter Hintermeier, Joh. Barth & Sohn GmbH & Co. KG. Pascal Piroué, Simon H. Steiner, Hopfen, GmbH, übernimmt den stellvertretenden Vorsitz. Neben den beiden Vorsitzenden wurden noch vier weitere Mitglieder einstimmig in den Vorstand gewählt: Joachim Gehde, Simon H. Steiner, Hopfen, GmbH Rudolf Eisemann, Hildegard Eisemann KG, Hopfen Thomas Kastner, Joh. Barth & Sohn GmbH & Co. KG Dr. Martin Biendl, HHV Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft m.b.H. Oliver Bergner, Joh. Barth & Sohn GmbH & Co. KG, und Peter Höckmeier, HHV Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft m.b.H., bilden weiterhin das Team der Rechnungsprüfer. Anlässlich der Neuwahlen gab Peter Hintermeier einen Rückblick auf die vergangene Amtsperiode und nannte als Meilensteine dieser vierjährigen Tätigkeit u.a. die Maßnahmen zur Verbesserung der neutralen Qualitätsfeststellung und die Einrichtung einer dritten Boniturstraße (2015), die Neufassung des Hopfenlieferungsvertrags und die allgemeinen Vereinbarungen zum Hopfenlieferungsvertrag (2016), den einheitlichen Lagervertrag mit der Definition von Lagerkategorien (2017), die Reform der Alphaklausel (2017) sowie den CO2-Fußabdruck

Nachruf

Dr. Karl Raible ist im Alter von 94 Jahren verstorben Dr. Karl Raible, Gründer und langjähriger geschäftsführender Gesellschafter der Stabifix Brauerei-Technik GmbH & Co. KG, Gräfelfing bei München, verstarb am 6. Dezember 2018 im Alter von 94 Jahren. (F.) Dr. Karl Raible hat die deutsche und internationale Brauwirtschaft durch seine bahnbrechenden Arbeiten in den 1950erund 1960er-Jahren zur Eiweißstabilisierung von Bier mithilfe von Kieselgel geprägt. Seine Erfindungen

mündeten in die Erteilung zahlreicher internationaler Patente. Sein umfassendes technisches Wissen war weltweit sowohl in Brauereien als auch in akademischen Gremien anerkannt und nachgefragt. Bis ins hohe Alter hinein begleitete Dr. Raible sein Unternehmen mit wertvollen Denkanstößen. Bis zum heutigen Tag ist die erstmals von ihm entwickelte Bierstabilisierung durch spezielle Kieselgele „State of the Art“ und aus der modernen Brauindustrie nicht wegzudenken.

Mitglieder des neuen und alten DHWV-Vorstands (v.l.n.r.): Rudolf Eisemann, Joachim Gehde, Peter Hintermeier (1. Vorsitzender), Pascal Piroué (stellvertretender Vorsitzender), Peter Höckmeier (Rechnungsprüfer) und Geschäftsführer Korbinian Meier

Foto: DHWV

der Hopfenproduktion (2017). Aktuell anstehende Aufgaben werden für den neuen Vorstand und Geschäftsführer Korbinian Meier die Neuausrichtung der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) und die Ein-

führung von Compliance-Richtlinien im Internationalen Hopfenbaubüro sein. Ebenso bleibt eine der wichtigsten Herausforderungen die Interessenstärkung der Deutschen Hopfenwirtschaft auf EU-Ebene.

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Radeberger Gruppe KG und Brauerei C. & A. Veltins GmbH & Co. KG

Brauereigrößen bilden Logistik-Allianz Radeberger und Veltins beschreiten neue Wege in der mehrwegorientierten Getränke­ logistik

In der nationalen Getränkelogistik formiert sich am 1. Januar 2019 ein neues Unternehmen, das die Kräfte bedeutender Marktteilnehmer zusammenführt: Der Lingener Getränkelogistiker Getränke Essmann, der Dortmunder Streckenlogistikprofi WGH/WGL sowie der Leergutspezialist H. Leiter schaffen Lösungskonzepte rund um die Voll- und Leergutlogistik. (F.) Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden begründen

Foto: WGL

die Mutterhäuser – Radeberger Gruppe KG und Brauerei C. & A. Veltins GmbH & Co. KG – ein Joint Venture, das gleichberechtigt geführt die Geschäftstätigkeit der drei Logistik- und Getränkespezialisten Getränke Essmann KG, Westdeutsche Getränkehandel- & Einkaufsgesellschaft mbH/Westdeutsche Getränkelogistik GmbH & Co. KG und H. Leiter GmbH unter einem Dach vereint und strategisch auf die Erfordernisse der Zukunft ausrichtet: die Deutsche Getränke Logistik – DGL GmbH & Co. KG. „Wir freuen uns, dass wir durch die Partnerschaft mit der Brauerei Veltins auch für die Streckenlogistik eine zukunftsweisende Antwort gefunden haben: Gemeinsam (...) werden wir für unsere Kunden ganz neue, umfassendere Lösungen entwickeln und anbieten: vom Vollgut bis zum Leergut, alle Leistungen aus einer Hand“, erläutert Dr. Niels Lorenz, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe. Michael Huber, Generalbe-

vollmächtigter der Brauerei Veltins, unterstreicht: „Wir gestalten das neue Jahrzehnt, denn Logistikgröße bedeutet Servicekraft! (...) Wir leis­ ten unseren Beitrag zur Sicherung des Mehrwegsystems im deutschen Getränkemarkt.“ Durch das Joint Venture entsteht ein Unternehmen mit rund 1,4 Mrd. € Jahresumsatz und mehr als 2100 Mitarbeitern an derzeit 18 Standorten mit regionalen Schwerpunkten in Berlin/Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, SachsenAnhalt, Thüringen und SchleswigHolstein. Geleitet wird das Joint Venture von einer Geschäftsführung mit Vertretern beider Brauereigruppen: Ab 1. Januar 2019 werden Wolfgang Masselink (bislang Getränke Essmann) und Markus Rütters (bislang WGH/WGL) als Co-CEOs agieren. Ein Beirat, ebenfalls zusammengesetzt aus Vertretern beider Mutterhäuser, wird die Aktivitäten des Joint Ventures strategisch begleiten.

Deutscher Hopfenwirtschaftsverband trauert um Josef Grauvogl Der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband (DHWV) trauert um seinen langjährigen Geschäftsführer Josef Grauvogl, der am 29. Oktober 2018 plötzlich verstorben ist. Von 1985 bis zu seinem Ausscheiden Ende 2017 war Josef Grauvogl für den DHWV tätig. Er habe sich unermüdlich und aus Überzeugung für die Belange der deutschen und internationalen Hopfenwirtschaft eingesetzt, sagt DHWV-Vorsitzender Peter Hintermeier. Grauvogl habe mit Überzeugungskraft, aber auch mit Integrationswillen seine Verhandlungen geführt, immer mit einem festen Ziel vor Augen. Er habe, dank seines juristischen Sachverstands, nach-

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vollziehbar und logisch argumentiert, wenn es sein musste, mit der sprichwörtlichen Hallertauer Hartnäckigkeit. Grauvogl selbst hat seine Arbeitsweise einmal so beschrieben: „Mit Herz und Verstand einen Beitrag leisten, der der Hopfenwirtschaft insgesamt dient und für eine positive Zukunft voranbringt.“ Josef Grauvogl, so der DHWV-Vorsitzende, habe wesentlich dazu beigetragen, dass sich die deutsche Hopfenvermarktung an die sich wandelnden Anforderungen des internationalen Marktes anpassen und damit eine positive Entwicklung nehmen konnte. „Die Hopfenwirtschaft, Pflanzer, Verarbeiter und Vermarkter haben ihm

viel zu verdanken. Wir betrauern mit seiner Familie den Tod eines langjährigen Mitstreiters.“


Warsteiner Brauerei / RTL

Warsteiner-Geschäftsführer arbeitet als „Undercover Boss“ Christian Gieselmann (47) ist Geschäftsführer der Warsteiner Gruppe. Sein Fokus liegt primär auf Finanzen, Vertrieb und Marketing. Mit Bierfässern oder Zapfhähnen kommt er sonst eher weniger in Berührung. Für „Undercover Boss“ bei RTL krempelt der gebürtige Westfale nun die Ärmel hoch. Foto: MG RTL D

Christian Gieselmann, Geschäftsführer bei Warsteiner, bei der Hopfenernte

(F.) Das Dokutainment-Format (Ausstrahlung: 21. Januar, 20.15 Uhr) gibt einem Millionenpublikum die Möglichkeit, hinter die Kulissen des Familienunternehmens zu blicken. Dafür hat Gieselmann Anzug gegen Blaumann getauscht und arbeitet sich durch die unterschiedlichsten Bereiche des Unternehmens. Zur Tarnung bekam der Geschäftsführer einen Fatsuit, der ihn 20 Kilo dicker erscheinen ließ, grau gefärbte Haare, einen Bart und ein legeres Outfit. In der 90-minütigen Spezial-Folge absolvierte er verdeckte Einsätze u. a. in der Brauerei oder im Besucherzentrum Warsteiner Welt. Als „Stefan“ arbeitete er als Bierfahrer im Direktvertrieb der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg in Bayern und gab sich als Erntehelfer auf einem Hopfenhof in der Hallertau aus. Harte körperliche Arbeit Christian Gieselmann übt einen klassischen Bürojob aus. Bei seinem Undercover-Einsatz reizte ihn die körperliche Arbeit. „Ich wollte mit anpacken, mir die Hände im wahrsten Sinne des Wortes schmut-

zig machen und unser Geschäft von der Pike auf erleben.“ 60 kg schwere Bierfässer durch engste Kellerluken zu wuchten oder in der Nachtschicht Flaschen von Hand unter Zeitdruck zu sortieren, sei eine echte Herausforderung. Inhaberin zieht positive Bilanz Neben Gieselmann tritt auch Catharina Cramer, die Inhaberin der Braugruppe, vor die Kamera und beschreibt ihre Erwartungshaltung an das Format: „Als die Anfrage für ‚Undercover Boss’ auf dem Tisch lag, war mir klar, dass wir mitmachen. Christian Gieselmann war sofort bereit, diese Herausforderung anzunehmen und die Perspektive zu wechseln. Seine noch kurze Betriebszugehörigkeit zum Zeitpunkt der Drehanfrage half, unentdeckt zu arbeiten“, sagt Cramer. Gieselmann ergänzt: „Ich durfte Kollegen intensiv kennenlernen, die ich im täglichen Wirken sonst vielleicht nicht getroffen hätte, und die ihren Job täglich mit viel Leidenschaft erledigen, dass es mich persönlich sehr berührt hat. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Fürstenberg Brauerei ehrt langjährige Betriebsmitarbeiter Die Fürstenberg Brauerei, Donau­ eschingen, hat in einer Feierstunde ihre diesjährigen Jubilare geehrt. (F.) Geschäftsführer Georg Schwende ehrte Vertriebsmitarbeiterin Christa Thiel, Elektriker Werner Trautmann und Gebietsverkaufsleiter Gerhard Bitzer für jeweils 25 Jahre Firmenzugehörigkeit. Auf vier Jahrzehnte darf Rolf-Dieter Mink aus der Vertragsabteilung zurückblicken. Dafür erhielt er vom Land Baden-Württemberg eine Ehrenurkunde. Georg Schwende bedankte sich bei den langjährigen Fürstenbergern für ihre Treue. „Unsere Vision lautet ‚Fürstenberg verbindet und begeistert‘. Das trifft im besten Sinn auf Sie alle zu.“ Die Brauerei wolle für Mitarbeiter und Kunden ein „Stück

Heimat und Familie sein“. Georg Schwende betonte, die langjährige Betriebszugehörigkeit vieler Mitarbeiter sei auch ein Garant für die nachhaltige Qualität der Arbeit in der Brauerei. „Deshalb freuen wir uns, dass wir dieses Jahr mit dem Bundesehrenpreis für Bier erneut eine besondere Auszeichnung erhalten haben.“ In diesem Jahr war der Termin für Georg Schwende außergewöhnlich. Bei der Ehrung der Jubilare stand auf der Liste langjähriger Mitarbeiter auch sein eigener Name – Schwende gehört dem Unternehmen seit 1993 an. Das Vierteljahrhundert Zugehörigkeit kommentierte er augenzwinkernd mit dem aktuellen Brauerei-Slogan: „Fürstenberg... reine Charaktersache!“

Foto: Fürstenberg

v.l.: Georg Schwende, (Geschäftsführer), Rolf-Dieter Mink, Werner Trautmann, Christa Thiel, Gerhard Bitzer, Dieter Fritz (Leiter Recht & Personal)

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Das neue „Wilfried-Rinke-Brauereitechnikum“ an der VLB Berlin Diplom-Braumeister Kurt Marshall, VLB Berlin, Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP)

Ein Jahr nach Fertigstellung des Neubaus hat die VLB ihre neue Pilotbrauerei vollständig in Betrieb genommen. Auf rund 800 m² betreibt das Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion mit dem „Wilfried-Rinke-Technikum“ eine umfangreich ausgestattete Lehr- und Projektbrauerei mit Anlagen im 5-l-, 2,5-hl- und 5-hl-Maßstab, einschließlich Filtration, Abfüllung (Flaschen/Kegs), Inspektionstechnik und Pasteurisierung.

Blick in die große Halle des „Wilfried-RinkeTechnikums“, dem Prunkstück der Brauerei. Vorne ist das 2,5-hl-SteineckerSudhaus zu sehen, hinten das 5-hl-Sudhaus von Esau & Hueber

Die VLB-Pilotbrauerei befand sich viele Jahre im obersten Stockwerk des ehemaligen Kellereigebäudes der alten Hochschulbrauerei. Seit den 1950er-Jahren erklommen etliche Studenten-Generationen die Stufen hinauf zur Brauerei, um an Projekten und Schulungen im Rahmen ihrer Ausbildung an der VLB und der TU Berlin teilzunehmen. Nachdem das Gebäude in die Jahre gekommen war, wurde in die Planung des VLB-Neubaus, die 2009 begann, auch eine komplett neue Brauerei integriert. Das Ziel war eine erstklassige Pilotbrauerei mit modernster technischer Ausstattung für die Brauund Getränkeherstellung. Die inzwischen zahlreichen Besucher, die

das Technikum seit dem Einzug im September 2017 besichtigt haben, stimmen sicher zu: Dieses Ziel wurde erreicht. Das neue Sudhaus Mittelpunkt der neuen Brauerei ist das vollautomatisierte 5-hlSudhaus – hergestellt von Esau & Hueber, ausgestattet mit einem WinBrew ® -Prozessleitsystem. Die neue Anlage stellte insofern eine Herausforderung dar, als dass sie mit ihren komplexen Steuerungsmöglichkeiten und Prozessvarianten nicht nur ein Sudhaus ist, sondern tatsächlich wie mehrere Sudhäuser in einem funktioniert. Zu diesen Varianten gehören Infusions- oder Dekoktionsmaischver-

fahren, mit denen auch Rohfrucht verarbeitet werden kann, ebenso die beiden Läutersysteme mit effizientem Läuterbottich sowie einem Meura Maischefilter 2001 Hybrid-Micro. Die Flexibilität dieser Systeme erlaubt nicht nur konventionelles Abläutern, sondern auch das Filtern von Maische für die Würzeherstellung. Zudem ist die Produktion im High-GravityVerfahren sowie die Verarbeitung von anderen Braugetreiden, z. B. Sorghum, möglich. Beide Läutersys­ teme werden über das Prozessleitsystem überwacht und gesteuert. Außerdem gilt für beide Systeme: Das Schrot wird pneumatisch transportiert – entweder von einer regulierbaren 4-Walzenmühle oder, im

Fotos: oh

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Falle des Mai­schefilters, von einer Hammermühle mit verschiedenen Siebmodulen. Die Würzepfanne ist mit einem internen und externen Kocher ausgestattet, es besteht die Möglichkeit des Niederdrucksiedens bis 0,5 bar Überdruck. Ein Hopfengabegefäß ergänzt die Würzepfanne. Die Energie aus dem Würzebrüden wird mittels PfaDuKo zur Heißwassergewinnung genutzt. Ein separater Whirlpool führt zu einem 2-stufigen Würzekühler und zum Würzebelüftungssystem von Esau & Hueber.

Der Namensgeber Dr. Wilfried Rinke Geboren am 4 .2.1931 in der Nähe von Einbeck, nahm Wilfried Rinke 1955 in Berlin sein Studium der Brauereite c h n o lo g i e auf. 1961 folg­ te die Promotion bei Prof. Paul Kolbach. Anschließend ging er nach Hamburg zur Holsten-Brauerei AG, wo er bis 1999 21 Jahre lang dem Vorstand angehörte. Zusätzlich war er von 1980 bis 1988 Präsident der VLB Berlin. 1999 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. 2017 wurde das Brauereitechnikum im VLBNeubau nach ihm benannt.

Gärung und Lagerung Die Gär- und Lagertanks bestehen aus 18 zylindrokonischen Edelstahltanks mit einem Volumen von 5 hl sowie 2 20-hl-ZKTs. Füllstand und Temperatur der Tanks werden mit dem WinBrew-Automatisierungssys­ tem überwacht und gesteuert. Die 20-hl-Tanks und 4 der 5-hl-Tanks sind für einen Überdruck von 3 bar ausgelegt und verfügen über mehrere VARIVENT® -Ports, die einen flexiblen Einsatz zusätzlicher Messgeräte möglich machen. Filtration und Klärung Auch im Bereich der Bierklärung ermöglicht das Technikum zahlreiche Prozessvarianten. Neben einem Kieselgur-Kerzenfilter von Bucher

Unipektin steht ein Rahmenfilter mit Zelluloseschichten von Begerow ® sowie ein komplettes Membranfiltersystem von Pentair zur Verfügung. Eine Zentrifuge von Alfa Laval ergänzt die unterschiedlichen Klärvarianten. Abfüllung Für die Abfüllung nach industriellem Standard verfügt das Technikum über mehrere Abfüllaggregate, einschließlich eines Flaschenfüllers mit KHS Innofill-Technologie, mit dem Flaschen aus Glas und PET gefüllt werden können. Ein Dosenfüller von Krones ist der aktuellste Neuzugang im Abfüllbereich. Die vorhandene Technologie muss sich zunächst über langjährige Erfahrungswerte bewähren. Dennoch zeigen erste Messungen der Sauerstoffaufnahme beim Filtrieren und beim Abfüllen, dass weniger als 20 ppb gelöster Sauerstoff im Drucktank und ein Gesamt-Sauerstoffgehalt von weniger als 70 ppb in den 500-ml-Flaschen der Abfüllanlage gemessen wurden. Diese Werte entsprechen dem Stand der Technik und sind vergleichbar mit denen einer modernen industriellen Bierproduktion.

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Reinigung Der gesamte Kaltbereich ist mit einem automatisierten CIP-System mit vier Gefäßen ausgestattet, das die Pumpendrehzahl und den Volumenstrom sowie die chemische Leistungsfähigkeit hinsichtlich einer modernen und effizienten Reinigung überwacht. Doch das Potential der Pilotanlage ist damit noch lange nicht ausgeschöpft: Ein KZE, ein Kammerpas­ teur, eine Wasserentgasungsanlage, ein Carbo-Blender für die HighGravity-Produktion sowie einem KHS-Keg-Boy zum Reinigen und Befüllen von Edelstahlegs komplettieren die technischen Möglichkeiten. Ein Leerflascheninspektor

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Fotos: 1 – Tankfarm, einschließlich der 18 5-hl-ZKTs und zwei 20-hl-ZKTs 2 – Kaltbereich mit verschiedenen Geräten zur Bierfiltration und -behandlung 3 – Gärkeller mit offenen Gärbottichen, 4,5-l-Gärsäulen und horizontalen Tanks 4 – Geräte zum Pasteurisieren und Befüllen von Flaschen, Dosen und Fässern

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

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von Heuft ist das Prunkstück im Verpackungsbereich. Er kann mit einem Flaschenrundlauf betrieben werden. Die Anlage prüft mit Röntgen-Stroboskopblitzen bis zu 60 000 Flaschen pro Stunde und steht für Test- und Ausbildungszwecke zur Verfügung.

Fotos: 5 – Das 5-hlSudhaus mit Läuterbottich, Maischefilter, Würzepfanne mit interner und externer Kochung, die auch Niederdruckkochung erlaubt 6 – Flaschenprüfanlage mit einem modernen Leerflascheninspektor von Heuft 7 – 5-l-Sudhaus, vollautomatisiert

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Die 2,5-hl-Anlage Viele Absolventen werden sie noch kennen: die 2,5-hl-Sudanlage von Steinecker, die aus dem alten Gebäude in die neue Brauerei umgezogen ist. Dieses System mit einem kleineren Arbeitsvolumen war das ursprüngliche Sudhaus der VLB-Pilotanlage, die seit 2005 in Betrieb war. Die Anlage ist jetzt in neuer Umgebung vollständig automatisiert und in das WinBrew-Steuerungssystem von Esau & Hueber integriert. Sie wird in erster Linie zu Ausbildungszwecken eingesetzt. Für dieses Sudhaus wurden die 6 im Altbau vorhandenen offenen 3-hl-Gargefäße beibehalten und um 6 horizontale 3-hl-Lagertanks ergänzt. Weitere Gargefäße sind 6 ummantelte 50-l-Gär-ZKTs sowie 18 ummantelte 4,5-l-Gärsäulen aus Edelstahl. 5-l-“Nano-Brauerei“ Das „Wilfried-Rinke-Technikum“ beherbergt außerdem das wahrscheinlich kleinste vollständig automatisierte Sudhaus der Welt: Die 5-l-“Nano-Brauerei“ ist ein optimiertes, vollautomatisiertes Sudhaus im Labormaßstab, das die anlagentechnische Lücke zwischen der VLB-Kleinmälzung und Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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den 4,5-l-Gärsäulen schließt. Damit ist die VLB in der Lage, unter standardisierten Bedingungen aus kleinsten Getreidemengen einen kompletten Sud bis hin zum fertigen Bier zu brauen. Fazit Das neue Brauereitechnikum der VLB ist das Ergebnis jahrelanger Planung und untermauert sowohl technisch als auch optisch den Anspruch der VLB Berlin, eine der weltweit führenden Institutionen im Bereich der Ausbildung, Forschung und Entwicklung für die Brau- und Getränkeindustrie zu sein. Die Anlagen stehen ihren Mitgliedern, Kunden und Studierenden zur Verfügung. Die VLB bedankt sich beim Land Berlin für die finanzielle Förderung der Anlage einschließlich der Planungsleistung.

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VERSUCHS- UND LEHRANSTALT FÜR BRAUEREI IN BERLIN Wie

Vorbereitungskurs zum Brau- und Malzmeister

der im ab 2 Angebo 019 t !

Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Braumeister zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin

Beginn: Voraussichtlich Oktober 2019

Kursziel: Dieser Kurs bereitet auf die fachspezifische Prüfung für Brau- und Malzmeister an der Handwerkskammer Berlin vor. Er umfasst die Teile I und II (Fachpraxis und Fachtheorie) der Meisterprüfung. Zusätzlich müssen kaufmännische und rechtliche Kenntnisse (Teil III) sowie die erforderlichen berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse (Teil IV) an der Handwerkskammer erworben werden. Die Fortbildung ist konzipiert für künftige Führungskräfte in Industriebetrieben sowie in mittelständischen Brauereien. Darüber bietet die Meis­terausbildung auch eine solide Grundlage für die Gründung eines eigenen Unternehmens. Aufbau des Kurses: Der Kurs verfolgt einen integrierten Bildungsansatz („Blended Learning“). Dabei werden Elemente wie klassische Präsenzveranstaltungen, geführtes Selbststudium und E-Learning-Elemente kombiniert. In „geführtem Eigenstudium“ werden die Studenten anhand einer von den Experten der VLB entworfenen Lern­ architektur durch die Fachtheorie geführt. Dabei werden in engmaschigen Intervallen konkrete Themengebiete vorgegeben und erarbeitet. In speziellen Anwesenheitsphasen finden vertiefende Diskussionen und Lehreinheiten statt. Am Ende eines jeweiligen Intervalls erfolgen Lernkontrollen per E-Learning-Struktur. Die Praktika in unseren modernen Laboratorien, den Brauerei- und Mälzereitechnikumsanlagen sowie die begleitenden Unterrichtseinheiten finden als Präsenzveranstaltungen mit erfahrenen Tutoren und Dozenten statt. E-Learning-Elemente, Chat-Tutorien und Fragestunden dienen zur Lernkontrolle und weiteren Wissens­ vertiefung. Die Kurssprache ist Deutsch. Der Kurs dauert etwa 11 Monate mit insgesamt 3 Monaten Präsenzveranstaltungen in Berlin. Beginn: voraussichtlich im Oktober 2019.

www.vlb-berlin.org

VLB Berlin e.V., Seestraße 13, 13353 Berlin Dr.-Ing. Roland Pahl / Tel.: 030 450 80-249 / brewmaster@vlb-berlin.org

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

VLB Berlin und DuPont organisieren gemeinsam die Africa Brewing Conference 2019 Die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) und DuPont Industrial Biosciences (DuPont) organisieren erstmals gemeinsam eine technisch-wissenschaftliche Fachtagung für die Brau- und Malzindustrie in Afrika. Die Veranstaltung findet vom 21. bis 23. Mai 2019 in Addis Abeba, Äthiopien, statt. Stoßen auf der BrauBeviale mit einem SorghumBier auf die Africa Brewing Conference 2019 an: Olaf Hendel, Dr. Josef Fontaine (beide VLB) und Jens Magnus Eiken (DuPont)

(oh) Als gemeinsames Projekt wollen die VLB Berlin und DuPont eine offene Plattform für erstklassige Fortbildung und Networking für das Brauwesen in Afrika schaffen. Die „Africa Brewing Conference“ wird ein Forum, das sich mit den technischen und wissenschaftlichen Aspekten der Bierherstellung

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befasst. Zielgruppe sind technische Führungskräfte sowie ambitionierte Nachwuchskräfte aus den Bereichen Produktion, Abfüllung/ Verpackung und Qualitätssicherung von Brauereien und Mälzereien. Das Themenspektrum umfasst den gesamten Prozess der Bierherstellung, von den Rohstoffen über Prozessoptimierung, Nachhaltigkeit, Brautechnologie, Einsatz von Enzymen, Produktentwicklung bis hin zu Aspekten der Produktqualität. Die Konferenz wird in englischer Sprache abgehalten. „Afrika ist derzeit die Region mit der größten Wachstumsrate im Weltbiermarkt. Äthiopien gehört dabei zu den vier größten Bierproduzenten, und das mit viel Dynamik“, sagt Dr. Josef Fontaine, Geschäftsführer der VLB Berlin. Die VLB verfügt inzwischen in verschiedenen afrikanischen Ländern über einen respektablen Kundenstamm in der Brauindustrie. „Mit der Unterstützung von DuPont und anderen Unternehmen freuen wir uns, eine offene Branchen-Plattform für Fortbildung und Networking auf diesem Kontinent zu etablieren“, so Fontaine. Allyson Fish, Global Business Director von Food Enzymes bei DuPont, ergänzt: „Afrika ist für DuPont schon lange eine wichtige Region, auch für den Einsatz von Enzymen in der Getränkeherstellung. Große und kleine Brauereien können dadurch effizienter arbeiten und vor allem lokale Rohstoffe verarbeiten. Wir sind stolz darauf, diese neue Konferenz als Partner der VLB Ber-

lin zu unterstützen, und wir hoffen, dass die Africa Brewing Conference zu einem bedeutenden Forum für Brauereien auf dem gesamten Kontinent wird.“ Die VLB Berlin und DuPont haben die Zusammenarbeit am 13. November 2018 auf der BrauBeviale in Nürnberg verkündet. „Zahlreiche positive Reaktionen sowohl aus der Brauwirtschaft als auch aus der Zulieferindustrie haben uns zu diesem Schritt ermutigt“, so Projektleiter Olaf Hendel. „Mit Äthiopien haben wir uns mit Absicht ein Land ausgesucht, das derzeit ein starkes Wachstum sowohl der allgemeinen Wirtschaft als auch der Brauindustrie aufweist. Wir sind daher optimitisch, dass wir mit der Africa Brewing Conference unsere erfolgreichen Veranstaltungsreihen in Europa, Südost-Asien und Lateinamerika ergänzen können.“ Weitere Details der Africa Brewing Conference werden in den nächsten Wochen bekannt gegeben. Aktuelle Informationen unter @DuPontBio­ based auf Twitter oder unter www.vlb-berlin.org/africa2019. DuPont Industrial Biosciences, ein Geschäftsbereich von DowDuPont Specialty Products Division, ist ein führender Anbieter von Enzymen für die Brau- und Getränkeindus­ trie. Einsatzgebiete sind Würzeherstellung, Filtration sowie die Optimierung des Rohstoff-Einsatzes. DuPont arbeitet seit Langem mit zahlreichen Brauereien in Afrika zusammen und bietet technische Lösungen für die jeweiligen regionalen Bedürfnisse an.


  VLB AKTUELL

Großer Andrang bei der VLB auf der BrauBeviale Nach der turnusmäßigen Pause 2017 öffnete vom 13. bis 15. November die BrauBeviale wieder ihre Tore auf dem Gelände der NürnbergMesse. Dass die diesjährige wichtigste Investitionsgütermesse für die Getränkeindustrie so gut besucht war wie nie zuvor, zeigte sich auch am Stand der VLB. (jr) Ein Großaufgebot an Experten aus allen Forschungsinstituten der VLB Berlin ist Tradition auf den Weltleitmessen der Brau- und Getränkeindustrie in Deutschland. Messebesucher treffen für nahezu alle Belange einen Ansprechpartner an – sei es bei Fragen innerhalb der verschiedenen Analytik-Bereiche, bei Interesse am Aus- und Fortbildungprogramm oder bei technologischen Problemen in der Brauerei. So zeigte die VLB auch auf der BrauBeviale 2018 Präsenz und zog eine große Anzahl von Interessenten, Vertretern verschiedener Branchenverbände, Geschäftspartnern, Kunden sowie alten Kollegen und Absolventen an. Es gab viele angeregte Gespräche, bei denen Neuigkeiten ausgetauscht, Projekte geplant und natürlich Bier und Fassbrause von der BerlinerKindl-Schultheiss-Brauerei der Abbildungen 1 Der VLB-Stand 2 Andreas Faustmann (3.v.l.), VLB Berlin, mit Mitarbeitern von Alfa Laval und der Oettinger Brauerei 3 VLBPräsident Ulrich Rust, Gerolsteiner 2 Brunnen, (2.v.r.) stieß mit Dr. Deniz Bilge, Dr. Roland Pahl und Olaf Hendel, alle VLB Berlin, (v.l.) an 4 Thomas Ernst, Präsident des BSI (August Ernst GmbH & Co. KG, Bad Oldesloe) mit seinem Mitarbeiter/ Destillateur Paul Brusdeilins, Wiebke Künnemann und Johannes Fuchs, beide VLB Berlin (v.l.) 5 Prof. Udo Bühler, Hochschule Mainz, Dr. Nils Rettberg, VLB Berlin, Prof. Ludwig Narziß, Prof. Werner Back, Dr. Josef Fontaine, Dr. Sarah Thörner, beide VLB Berlin, Peter Hahn (v.l.)

Radeberger Gruppe getrunken wurden. Am Dienstag, dem ersten Messetag, fand zudem der offizielle Startschuss für die Organisation der Africa Brewing Conference 2019 statt. Der Vertrag für das Kooperationsprojekt zwischen der VLB Berlin und DuPond wurde am VLB-Stand feierlich unterzeichnet (s. S. 12). Besucherrekord in Nürnberg Dass die BrauBeviale ingesamt ein großer Erfolg war, wurde am Ende der drei Messetage mitgeteilt: Über 40 000 Fachbesucher (2016: 37 923), davon über 18 000 international, und 1094 Aussteller, 53 % international, verzeichnete die diesjährige Auflage. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm ergänzte das Messeangebot. Mit dem 6. European MicroBrew Symposium trug die VLB Berlin auch ihren Teil bei (s. S. 20).

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB AKTUELL

105. VLB-Oktobertagung – Branchentreff in Berlin Mit einem umfassenden Programm rund um Brauereitechnologie, Brauerei-Rohstoffe und Management/Logistik hat auch die 105. VLB-Oktobertagung am 15. und 16. Oktober wieder ihr Publikum gefunden. Zu der Veranstaltung im Hotel Berlin kamen rund 400 Teilnehmer aus zahlreichen Ländern.

(oh) Ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender der VLB ist in jedem Jahr die Oktobertagung in Berlin. Nach dem Get-together am Sonntagabend im Veranstaltungshotel begann die Tagung am Montagmorgen zunächst mit den Sitzungen

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des Technisch-Wissenschaftlichen (TWA) und des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB. Ein weiterer Punkt auf der Agenda der Oktobertagung war die ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V. am Montag­a bend (s. S. 38). Das Vortragsprogramm der Technischen Veranstaltung widmete sich in diesem Jahr an zwei Tagen den Schwerpunktthemen Wasseraufbereitung mittels Umkehrosmose, Brauereitechnologie (s. S. 15), Sensorik und Zuckerreduktion. Insbesondere der letzte Punkt wird derzeit in Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert und stellt die Getränkeindustrie vor große Herausforderungen. Die Vorträge des 21. VLB-Forums Getränkeindustrie und Getränkehandel drehten sich um die Themenschwerpunkte Digitalisierung, Bepfandung (s. S. 28), moderne Finanzierungskonzepte und Transportlogistik. Das 47. Internationale BraugerstenSeminar beschäftigte sich mit der Entwicklung der weltweiten Braugerstenmärkte, Gerstenzüchtung, Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Landwirtschaft und

neuen Erkenntnissen aus der Getreideanalytik. Begleitet wurde die Oktobertagung durch ein attraktives Rahmenprogramm. So präsentierten sich im Hotel Berlin 20 Zulieferfirmen der Brau- und Getränkeindustrie bzw. ihre Dienstleister in einer Fachausstellung. Darüber hinaus bot der Begrüßungsabend im VLB-Neubau viel Raum für Gespräche in großzügigem Ambiente und mit guter Versorgung. Der Dank für die Bierversorgung auf dem Begrüßungsabend geht insbesondere an die Berliner-KindlSchultheiss-Brauerei der Radeberger Gruppe. Die 106. Oktobertagung findet am 14./15. Oktober 2019 in Berlin statt.

Fotos: 1 – VLB-Präsident Ulrich Rust leitete die VLB-Mitgliederversammlung 2 – Die Pausen wurden zur Stärkung und zum Networking genutzt 3 – Der Begrüßungsabend in der neuen VLB 4 – Rund 200 Zuhörer folgten den Vorträgen der Technischen Veranstaltung

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Fotos: oh


 BRAUEREITECHNIK

Umkehrosmose, Diacetylmessung, CO2-Rückgewinnung und eine Brauerei als Kraftwerk – der erste Tag der VLB-Oktobertagung Wasser- und Energieeinsparung durch Flexibilisierung der Wasseraufbereitung mittels Umkehrosmose und Trends in der Brauereitechnik standen auf dem Programm des ersten Vortragstags der 105. VLB-Oktobertagung am 15. Oktober 2018 in Berlin. Durch die Sessions führten Dr. Alfons Ahrens und Dr.-Ing. Roland Pahl, beide VLB Berlin.

(oh) Einmal installiert, sind Umkehrosmoseanlagen in der Regel relativ unflexibel bezüglich ihrer Betriebsparameter. Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „Flexibilisierung Wasseraufbereitung“, an dem die Firmen Euwa, Thorsis, die Hochschule Fulda und die VLB Berlin beteiligt waren, wurde untersucht, wie solche Anlagen künftig besser an schwankende Betriebszustände angepasst werden können. Das Projekt wurde gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (AZ 32155). Zum Einstieg in das Thema skizzierte Michael Eumann, EUWA, die grundsätzlichen Kriterien beim Einsatz von Umkehrosmoseanlagen in der Brauerei. Diese Technologie ist derzeit bei der modernen Wasseraufbereitung weit verbreitet. Eine Anlage besteht aus SpiralWickelmodulen aus Polysulfon, die in Druckrohre integriert sind. Die Membranen müssen mit einem definierten Druck, Flux und Konzentratfluss betrieben werden. Da das Wasser absolut partikel- und keimfrei sein muss, ist in der Regel eine Ultrafiltration vorgeschaltet. Der pH-Wert bei Brauwasser wird häufig durch Ansäuerung mit CO2 gesenkt. Enthält das Rohwasser allerdings erhöhte Gehalte an Kieselsäure, kann diese dabei ausfallen und in der nachgeschalteten Osmoseanlage Probleme bereiten. Edelstahl ist das Anlagenmaterial der Wahl, insbesondere beim Einsatz von Heißwassersterilisation. Im Unterschied zum Ionenaustauscher sind die Umkehrosmoseanlagen vergleichsweise kompakt. Da die Membranen keine Oxidationsmittel vertragen und auch nicht rückgespült werden können, ist eine regelmäßige Hitzesterilisation

Foto: oh

erforderlich. Im Dauerbetrieb kann es zu Verschmutzungen durch mikrobiologische Filme kommen. Diese müssen durch regelmäßige Reinigung entfernt werden, da es sonst zu Membranschäden kommen kann. Dies macht im schlimmsten Fall einen kostspieligen Austausch der Module erforderlich. Eine Unterschreitung des Nenndurchflusses um mehr als 30 % ist bei derzeitigen Umkehrosmoseanlagen nicht ratsam, so Eumann. Der optimierte Betrieb von Umkehrosmoseanlagen durch flexible Ausbringung mittels zeitnaher Wasserbedarfsprognose war Thema von Stefan Reimann, VLB Berlin. Wassereinsparpotenziale in der Brauerei liegen immer in einem Spannungsfeld zwischen Aufwand und Nutzen. Der Vergleich unterschiedlicher Betriebe über die Kennzahl Wasser/hl Verkaufsbier ist mit Vorsicht zu genießen. Für jeden Betrieb müsse ein individuelles ökologischökonomisches Optimum bestimmt

werden. Umkehrosmoseanlagen wurden bislang durch die Erhöhung der Permeatausbeute, die Konzentratzirkulation oder durch Einsatz von Niederdruckmembranen optimiert. Eine solche Anlage läuft in der Regel im An-/ Aus-Betrieb, gesteuert vom Füllstand der Wasserreserve. Dabei kommt es zu häufigen Betriebsunterbrechungen, die zahlreiche Spülschritte erforderlich machen. Dabei werden zusätzlich Energie und Wasser verbraucht. Ein Ansatzpunkt des vorgestellten Projekts ist es daher, diese Spül­ schritte durch Umstellung auf einen kontinuierlichen Betrieb zu minimieren. Bei einer Jahresproduktionsmenge von 100 000 hl Bier könnte so der Wasserverlust bei der Wasseraufbereitung von 15 % auf etwa 4 % reduziert werden. Dabei wurde im ersten Schritt ein Modell entwickelt, das den theoretischen mit dem realen Wasserbedarf vergleicht. Daraus wird eine Prognose des Wasserverbrauchs in den einzelnen Prozessschritten erstellt und

Dr. Alfons Ahrens (2.v.l.) führte durch die Vortragssession zur Wasseraufbereitung mittels Umkehrosmose

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Foto: oh

Gut gelaunt in den Vortragsblock über Brauereitechnik unter dem Vorsitz von Dr. Roland Pahl (M.)

so der Betrieb der Umkehrosmoseanlage gesteuert. Die Schalt- und somit auch die Spülzyklen konnten bis auf drei pro Tag gesenkt werden. Bedingung ist allerdings, dass dieser Bedarfsplan mit den realen Prozessanforderungen ständig abgeglichen wird. Dies sei in der Praxis nicht immer einfach, insbesondere bei manuellen Eingriffen in automatisierte Prozesse, räumte Reimann ein. Den Themenkreis schloss Prof. Dr.Ing. Stefan Schildbach, Hochschule Fulda, mit seinen Betrachtungen über den optimierten Betrieb von Umkehrosmoseanlagen durch flexible Ausbringung. Bei Auswahl der Technologie zur Wasseraufbereitung in der Brauerei sei die Entscheidung zwischen Ionenaustauscher und Umkehrosmose nicht immer eindeutig. Beide Verfahren haben technologische Vorund Nachteile. Kostentreiber beim Ionenaustauscher ist der Säureverbrauch, bei der Umkehrosmose der Verbrauch von Spülwasser und Strom. Allerdings ist die Umkehrosmose apparativ einfacher und daher weiter verbreitet. Ein Regelparameter für den Betrieb der Umkehrosmose ist der Konzentrationsfaktor (auch Ausbeute genannt). Ein Prozesslimit ist die Durchflussrate, die bei einem gängigen 8“-Modul in der Regel auf 16 m³ im Einlauf begrenzt ist. Bei höheren Durchflussraten kann es zu Verschiebung und Schädigung der

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Membranen kommen. Im Auslauf sollte ein Wert von 3 m³/h nicht unterschritten werden. Dies könne aber bei der Hintereinanderschaltung von Modulen leicht passieren. Und beim diskontinuierlichen Betrieb muss die Anlage bei jedem An- und Abfahren gespült werden. Die Ausbeute (d.h. der Anteil Permeat am Feed in %) und die Ausbringung (Volumenstrom des Permeats in m³/h) sind nicht unabhängig voneinander einstellbar. Um diese Abhängigkeit flexibler gestalten zu können, wurden in diesem Forschungsprojekt in einer Pilotanlage mit sechs 4“-Modulen und einem Volumenstrom von 1,5 m³/h mit Konzentratrückführung Tests gefahren. Dabei wurde ein Betriebsmodus entwickelt, der eine ausreichende Permeatqualität beim Abschalten verschiedener Module ermöglichte. Allerdings blieb die spezifische Einsparung von Energie hinter den Erwartungen zurück. Grund dafür war allerdings die geringe Kapazität der Versuchsanlage. Im industriellen Maßstab sollte auch die Energieeinsparung deutlich positiver ausfallen, so Schildbach. Im Vergleich von drei verschiedenen Betriebsvarianten konnten mit dem optimierten Verfahren deutliche Einsparungen von Wasser- und Energieverbrauch bei gleichzeitiger Ausbeutesteigerung im Bereich von 5 %-Punkten erzielt werden, lautete Schildbachs positives Fazit.

Im zweiten Vortragsblock standen Trends in der Brauereitechnik auf dem Programm. Die Session wurde von Dr. Roland Pahl, VLB Berlin, geleitet. „Steinecker Brewnomic“, eine Kombination von Kraftwerk und Brauerei, stellte Peter Gattermeyer, Krones, vor. Ziel dieses Projekts ist es, einen Brauprozess zu realisieren, der ohne zusätzliche Energie von außen betrieben werden kann. Wichtige Voraussetzungen dafür sind, dass der Energiebedarf über eine gesamte Woche gestreckt wird, Verbrauchsspitzen reduziert und alle Reststoffe energetisch verwendet werden. Auch die gesamte Versorgungstechnik muss entsprechend angepasst und optimiert sein. Um einen möglichst kontinuierlichen Produktionsprozess zu erreichen, sind kleinere Produktionschargen sinnvoll. Auch der Ersatz von Dampf durch Heißwasser ist eine Maßnahme. Der aus EquiTherm bekannte Wärme-Schichtenspeicher wird für den gesamten Prozess genutzt. Ein Blockheizkraftwerk mit modifizierter Motor- und Abgaskühlung versorgt die Brauerei mit elektrischer und thermischer Energie. Unter Einbeziehung von Biogas und anderen regenerativen Energiequellen können so rein rechnerisch sogar Überschüsse an elektrischer und Wärmeenergie erzeugt werden, die verkauft werden könnten, so Gattermeyer. Mit dem neuen Dynafill-System von Krones und einer


Warmabfüllung bei bis zu 30 °C wird Energie aus dem kalten Bier zurückgewonnen und eine Energieschaukel beim Kältemittel betrieben. Das Konzept ist noch nicht in Gänze umgesetzt, die einzelnen Komponenten sind aber inzwischen vorhanden. Beim Betrieb einer Biogasanlage sind z.B. Kooperationen auf kommunaler Ebene ein möglicher Weg.

lang keine Anwendung in der Praxis gefunden haben. In Bezug auf eine weitere Automatisierung des Brauprozesses (Industrie 4.0) ist die praxisgerechte Online-Messung eines prozesswichtigen Parameters wie Diacetyl unabdingbar. Die Herausforderung liegt dabei im Wesentlichen in der Umsetzung der Messtechnik in industriellen Prozessen.

Über den Stand der Technik und Ausblick bei der Bestimmung von Diacetyl im Bier berichteten Jan Biering, VLB, und Dr. Anika Bockisch, TU Berlin. Diacetyl ist ein Nebenprodukt der Gärung. Die Substanz wird von der Hefe während der Gärung gebildet, ins Medium ausgeschüttet und später wieder abgebaut. Es ist daher ein wichtiger Parameter für den Reifegrad eines Bieres. Die klassische Diacetylbestimmung erfolg t mittels Spektrophotometrie im Labor. Weitere Labor-Methoden sind Gaschromatografie mittels ElektroneneinfangDetektor oder HPLC mit UVDetektor. Grundsätzlich liegt der Zeitaufwand bei diesen Offline-Analysen bei 1 bis 4 Stunden. Für eine effiziente Prozesssteuerung ist daher eine reaktionsschnelle und genaue Online-Messtechnik wünschenswert. Dabei ist dieses Ziel nicht neu. So ist beispielsweise bei der Joghurt-Herstellung eine Online-Diacetylmessung mittels Gas-Chromatografie und Flammenionisationsdetektor im Einsatz. Diese ist allerdings teuer in der Anschaffung und in komplexen Medien nicht sehr selektiv. Außerdem wurde 2013 eine enzymatische Online-Methode mit fluorometrischer Messung von Diacetyl in Würze und Bier vorgestellt. Diese könne aber nicht zwischen 2,3-Pentandion und Diacetyl unterscheiden und erfasst Acetaldehyd als Störsignal. In der Literatur sind noch weitere Verfahren zur Diacetyl-Messung beschrieben, die aber alle verschiedene Nachteile aufweisen und daher bis-

Über innovative CO2-Rückgewinnung für die Brau- und Getränkeindustrie sprach Dr. Uwe Kikillus, Pentair. Auch wenn CO2 als klimaaktives Gas in aller Munde ist, ist es als industrielles Gas knapp geworden. Ein Grund dafür ist eine rückläufige Produktion von Düngemitteln in Europa, bei der CO2 als Nebenprodukt anfällt. Weltweit ist zwar genug industrielles CO2 vorhanden, allerdings fallen dann zusätzliche Transport- und Lagerkosten an. In der Brauindustrie ist die Rückgewinnung von Gärungskohlensäure oder die Gewinnung aus Biogas eine kurz- bis mittelfristige Lösung. CO2-Rückgewinnungsanlagen sind in verschiedenen Größen auf dem Markt und im Einsatz, inzwischen auch Modelle ohne zusätzlichen Wasserbedarf. Nach Einschätzung des Referenten werde die Rückgewinnung von lebensmitteltauglichem CO2 aus Biogas zunehmen. Die technische Herausforderung liegt dabei in der Trennung von Methan und CO2 mit anschließender Reinigung und Verflüssigung des CO2. Die Risikobewertung in Bezug auf Lebensmittelsicherheit sei positiv abgeschlossen, sodass das Verfahren für den praktischen Einsatz bereit ist. Die entsprechenden Richtlinien der European Industrial Gases Association (EIGA) sind derzeit in Überarbeitung. Langfristig kann auch die CO2-Gewinnung aus der Umgebungsluft interessant werden. Die Technologie dazu ist vorhanden, aber noch nicht wirtschaftlich umsetzbar, so Kikillus. (wird fortgesetzt)

106. BRAU- UND MASCHINENTECHNISCHE ARBEITSTAGUNG 11. bis 13. März 2019 Europa-Park Rust, Confertainment Center

Themenschwerpunkte:

+ Hefe und Hefemanagement + Partikel im Bier – zwischen

Realität und Medienhype

+ Trends in der Bier- und

Getränkeabfüllung & Flascheninspektionstechnik

Rahmenprogramm: + Begleitende Fachausstellung + Sitzung des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin + Betriebsbesichtigung Brasserie Kronenbourg in Obernai + Get-together & Begrüßungsabend

Mit besonderer Unterstützung von

www.vlb-berlin.org/frueh2019 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-215, Fax: 030 450 80-210 brewmaster@vlb-berlin.org

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

92. Mitgliederversammlung der MEBAK in Biella Auf Einladung des Geschäftsführenden Gesellschafters der Birra Menabrea e Figli, Dr. Franco Thedy, fand die 92. Mitgliederversammlung der Mitteleuropäischen Brautechnischen Analysenkommission (MEBAK®) e. V. vom 4. bis 6. Oktober 2018 im piemontesischen Biella, Italien, statt.  Dr. Annika Lagemann: Bedeu-

tung standardisierter Methoden am Beispiel GlyphosatAnalyse  Dr. Karel Štěrba: Sensorische Alterung von Bier und eine Methode für eine schnelle, mobile und objektive Bestimmung.

Foto: MEBAK e. V.

Prof. Dr. FrankJürgen Methner (2.v.l.) leitete die MEBAK-Sitzung in Biella

Die Sitzungsteilnehmer der MEBAK® trafen sich bereits Donnerstagmittag in einzelnen Arbeitsgruppen zur intensiven Diskussion der anstehenden Themen. Am Vorabend der Plenarsitzung fanden sich alle Teilnehmer zum Gedankenaustausch im Bräustüberl der Birra Menabrea ein. Dabei begrüßte Dipl.-Ing. Uwe Eichert die MEBAK-Mitglieder im Namen der Birra Menabrea aufs Herzlichste. Ergebnisse der Plenarsitzung Im Zeitalter der Digitalisierung geht es vor allem um den digitalen Auftritt der MEBAK, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Hierzu wird unter anderem die effektive und gut strukturierte Organisation des Vereins weiter ausgearbeitet. Die ständigen Arbeitsgruppen wurden entsprechend der MEBAK-internen Kompetenzen eingeteilt, denen stets ein MEBAK-Mitglied vorsteht, das wiederum weitere interne wie externe Fachleute hinzuziehen kann. Somit wurden klar definierte Strukturen innerhalb der Organisation der MEBAK festgelegt, die ein noch effizienteres Arbeiten erlauben. Außerdem wurden im Rah-

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men der Plenarsitzung zwei neue Mitglieder aufgenommen:  Dr. Annika Lagemann, Leiterin

des Zentrallabors der Bitburger Brauereigruppe GmbH  Lebensmittelchemikerin Henrike Vorwerk, Leiterin des Forschungsinstituts für Rohstoffe (FIR) der VLB Berlin Der Arbeitsgruppenleiter „Sudhauskontrolle“, Prof. Fritz Jacob, teilte den MEBAK-Mitgliedern mit, dass die neue „ MEB A K- Richt linie Sudwerkkontrolle“ im Frühjahr 2019 in der Printversion vorliegen und zeitnah ins Englische übersetzt werden wird. Darüber hinaus bereicherten drei interessante Fachvorträge die Mitgliederversammlung:  Lebensmittelchemikerin Hen-

rike Vorwerk: Mykotoxine in Braugetreide und Malz – Einsatz von Multimethoden in Routineanalytik und Forschung

Zum Abschluss der intensiven Arbeitstagung fand am Samstag ein Rahmenprogramm statt. Zunächst wurde das Brauerei-Museum der Birra Menabrea besucht, danach folgte eine Brauereibesichtigung. Momentan wird ein neues Fünf-Geräte-Sudwerk mit einer Ausschlagmenge von 105 hl/Sud und 9 Suden pro Tag durch die Krones AG Neutraubling errichtet. Der erste Sud ist für das Frühjahr 2019 vorgesehen. Anschließend führte der Miteigentümer der Formaggi Botella, Andrea Bonini, durch seinen Handwerksbetrieb, der gegenüber der Braustätte Birra Menabrea liegt. Bonini stellt den einzigartigen „Sbirro“ Käse her, der mit Menabrea-Bier verfeinert wird und in dessen Biertrebern reift. Der Vorstand sagt Danke Der Vorstand und alle Mitglieder der MEBAK danken an dieser Stelle den Firmen Krones AG, Hopsteiner – Simon H. Steiner, Hopfen GmbH, dem Forschungszentrum für Brauund Lebensmittelqualität Weihenstephan und vor allem der Birra Menabrea e Figli, vertreten durch Dr. Franco Thedy, für die großzügige Unterstützung der Tagung. Die 93. Mitgliederversammlung der MEBAK e. V. wird vom 21. bis 23. März 2019 auf Einladung von Prof. Dr.-Ing. Frank-Jürgen Methner, TU Berlin – Institut für Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie, in Berlin stattfinden. Dr. August Gresser


  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Abfüllung Bei großen Brauereien und Getränkeherstellern sind heutzutage stark automatisierte Anlagen im Einsatz. Solche Fertigungseinrichtungen erfordern zwar viel Kapitaleinsatz, dafür genügen sie aber auch höchsten Qualitätsanforderungen – vor allem, was Hygienestandards und Produkthaltbarkeit angeht. 1. Bei der Abfüllung von Getränken mit einem pH-Wert von unter 4,5 besteht keine Gefahr, dass das Produkt mit pathogenen Keimen kontaminiert wird. Welches der aufgeführten Getränke hat den höchsten pH-Wert? a) Wasser b) Energy-Drinks c) Orangensaft d) Limonade e) Bier 2. Einweg-PET-Flaschen werden meist direkt vor der Befüllung aus Preforms hergestellt. Um sicherzustellen, dass die Flaschen steril sind, werden sie in Rinsern behandelt. Als Entkeimungsmittel kommen dabei zum Einsatz: a) Peressigsäure und Schwefelsäure b) NaOH und Alkohol c) Alkohol d) Peressigsäure und Wasserstoffperoxid e) Dampf 3. In aseptischen Füllanlagen werden vor allem „stille“ Getränke abgefüllt. Was bedeutet aseptisch? a) Im Produkt sind keine pathogenen Keime b) Im Produkt sind keine vermehrungsfähigen Keime c) Das Produkt ist frei von Bier schädigenden Mikroorganismen d) Die absolute Abwesenheit von Mikroorganis- men und Sporen e) Das hocherhitzte Produkt sorgt bei der Abfül- lung für die Sterilität der Gebinde 4. Die Räume, in denen die Fülllinien stehen, sind mit einer Lüftungsanlage versehen. Welche Aufgabe hat eine Lüftungsanlage in der Regel nicht? a) Entstehende Feuchtigkeit abführen b) Sterilisationswrasen abführen c) Verlustwärme der Motoren abführen d) CO2-Emissionen abführen e) Mikrobiologische Kontaminationen abführen

5. Werden in einer Füllanlage fertig ausgemischte alkoholfreie Getränke abgefüllt, spricht man von: a) Postmix-Anlage b) Premix-Anlage c) Imprägnier-Anlage d) IDM-Anlage e) Ausmisch-Anlage

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/Karlstadt

6. Um die Haltbarkeit des abgefüllten Bieres zu erhöhen, kommen in Deutschland verschiedene Anlagen zur Verbesserung der biologischen Haltbarkeit in Frage. Bei welcher Anlage bzw. bei welchem Verfahren wird die größte Sicherheit erreicht? a) KZE b) Sterilfiltration c) Pasteurisation mittels Tunnelpasteur d) PVPP-Filtration e) Kaltentkeimung mit Velcorin® 7. Bei der Pasteurisation von Bier kann es zu einer geschmacklichen Veränderung kommen. Diese tritt vor allem dann auf, wenn… a) der Sauerstoffgehalt des Bieres hoch ist b) das Bier mehr als 25 EBC aufweist c) helles Bier pasteurisiert wird d) 10 bis 15 Pasteureinheiten beaufschlagt werden e) ein dampfbeheizter Kammerpasteur einge­setzt wird 8. Welchen Vorteil hat ein Tunnelpasteur? a) geringer Platzbedarf b) geringe Investitionskosten c) kurze Behandlungszeit d) hohe Produktsicherheit e) alle Antworten sind richtig Fachrechnen 1. Ein Bier soll über eine KZE mit 25 Pasteureinheiten behandelt werden. Die Heißhaltezeit in der KZE beträgt 30 Sekunden. Auf welche Temperatur muss das Bier in der Heißhaltezone erhitzt werden (volle °C)? (Lösungen S. 43) Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

 VERANSTALTUNGEN

Lebhafte Diskussionen auf dem 6. European MicroBrew Symposium 80 Teilnehmer aus 17 Nationen nahmen am diesjährigen European MicroBrew Symposium der VLB Berlin teil. Mit großem Interesse folgten sie den Vorträgen zu Themen rund ums Bierbrauen. In Kooperation mit der BrauBeviale fand die Veranstaltung inzwischen zum 6. Mal am Vortag der Messe in Nürnberg statt.

1 Abb. 1–3: Das 6. European MicroBrew Symposium zeichnete sich durch hochwertige Vorträge, aktive Teilnehmer und angeregte Gespräche aus

(jr) Heike Slotta, Abteilungsleiterin Veranstaltungen bei der NürnbergMesse, hieß in ihrer Begrüßungsrede am Morgen des 12. November die Teilnehmer des European MicroBrew Symposiums im NCC Mitte willkommen. Sie ging auf die langjährige erfolgreiche Kooperation zwischen der BrauBeviale und der VLB Berlin ein und sprach über die Entwicklung der Messe. Anschließend übernahm Burghard Meyer, VLB Berlin, das Wort und führte fortan durch das Programm der englischsprachigen Veranstaltung.

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Fotos: ew

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Von Rohstoffen über Technologie bis hin zur Qualitätskontrolle Den Auftakt machte Miloš Hrabák, Czech and Moravian Microbreweries Association, Tschechien, mit seinem Vortrag über Technological parameters for Czech style beer. Auch wenn es in der Tschechischen Republik kein Reinheitsgebot gibt, wird das Bier dort genau wie in Deutschland meist ausschließlich mit den vier Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser gebraut. Für Diskussion und Fragen aus dem Publikum sorgte insbesondere das mehrstufige Dekoktionsverfahren, wie es beim Maischen einiger tschechischer Biere durchgeführt wird. Die Verwendung von Heirloom and terroir malts thematisierte Axel Jany, Weyermann, Bamberg. Dabei stellte er verschiedene Malzsorten samt ihrer Eckdaten und Aromaprofile vor, mit denen sich ganz besondere Biersorten brauen lassen. Einige bei Weyermann eingebraute Biere gab es in den Pausen zum Verkosten. Dr. Martin Senz, VLB Berlin, unternahm mit Acidic fermented beverages: Trends, functionality, production eine kleine Exkursion in den Bereich der sauerfermen-

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tierten Getränke. Es wurde deutlich, dass nichtalkoholische Fermen­ tationsprodukte wie Kombucha oder Wasserkefir eine interessante Option für ein erweitertes Portfolio an Getränkespezialitäten sein können. Kurt Marshall, VLB Berlin, setzte das Programm mit einem Vortrag zum Yeast Management fort. Er vermittelte die Grundlagen der Reinzucht und des Managements von Hefe, zeigte Ideen und Systeme von großen Brauereien auf sowie die Relevanz ihrer Implementierung in einem kleineren Maßstab. Philippe Janssens, Fermentis, gab im Anschluss eine Präsentation zu Active dry yeast: a viable solution and implementation tips. Er erläuterte, was Aktivhefe ist, wie sie produziert wird, welche Qualitätsstandards gelten und wie sie behandelt werden sollte. Über Flavour stability referierte Burghard Meyer, VLB Berlin. Dabei ging er ausführlich auf die Einflüsse auf die Geschmacksstabilität von Bier, wie z.B. Sauerstoff, Wärme und Licht, ein und verdeutlichte, wie sie während des Brauprozesses, Transports und der Lagerung vermieden bzw. reduziert werden können.

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Sponsoren des European MicroBrew Symposiums 2019

A solution to reduce beer losses at dry hopping hieß der Vortrag von Frank Peifer, Hopsteiner. Zunächst erläuterte der Referent die Hauptprobleme, die beim Dry Hopping, dem sogenannten Hopfenstopfen oder der Kalthopfung, entstehen können. Anschließend stellte er den von Hopsteiner patentierten Beer Cleaner vor. Dieser ermög­licht eine Filtration auch von stark gehopftem Bier, in dem die Hopfenreste mithilfe eines Siebes vom Bier getrennt werden. Davide Galliussi, Birrificio War, präsentierte The story of Birrificio War. Gleichzeitig gab der VLB Certified Brewmaster den Teilnehmern einen Einblick in die sich stark entwickelnde italienische Craft-BierSzene. Im letzten Vortrag des Symposiums thematisierte Christopher Bergtholdt, VLB Berlin, Laboratory quality control in a craft brewery. Er verdeutlichte die Bedeutung

von Qualitätskontrollen in Brauereien. Außerdem erklärte er die Prinzipien von mikrobiologischen, sensorischen sowie chemisch-technischen Analysen. Großes Get-together Die Teilnehmer verfolgten alle neun Vorträge mit regem Interesse. Sie nutzten die Gelegenheiten im Anschluss der Präsentationen, den Referenten ihre zahlreichen Fragen zu stellen. So entstanden viele wertvolle Diskussionen, die dem gesamten Programm eine zusätzliche Lebendigkeit verliehen. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den gemeinsamen Abend mit dem RMI Analytics Heirloom & Terroir Barley and Malt Symposium, das parallel abgehalten wurde. Das 7. European MicroBrew Symposium findet am 11. November 2019, wieder vor der BrauBeviale in Nürnberg, statt.

„Berliner Weiße“-Buch wieder erhältlich – 2. aktualisierte Auflage erschienen Die Entstehung und die Eigenarten des Berliner Weißbieres, seine Herstellungsgeschichte sowie die Beziehung des Berliner Bürgertums zu ihm sind eng mit der Entwicklung Berlins zur Groß- und Weltstadt verbunden. Dies verdeutlichen Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger und Peter Lietz in ihrem Buch „Die Berliner Weiße – Ein Stück Berliner Geschichte“. Die Autoren, die alle Mitglieder des gemeinnützigen Vereins für Brauereigeschichte Berlins e.V. (VfBB) waren und in enger Verbindung mit der VLB Berlin gearbeitet haben, zeichnen die historische Entwicklung des Berliner Weißbieres nach und beleuchten dabei die Berliner Biergeschichte, die Charakterisierung des Berliner Weißbieres aus analytischer, mikrobiologischer und sensorischer Sicht sowie sein ernährungsphysiologisches Potential für die Gegenwart,

die Technologieentwicklung des

Berliner Weißbieres, auch unter Beachtung der Entwicklung der Brauereitechnik bis zur Gegenwart. Sie geben außerdem einen Überblick über die Standorte und Entwicklung der ehemaligen Berliner Weißbierbrauereien und ihre Bedeutung als eine wesentliche Keimzelle der Berliner Industriegeschichte. Die aktuellen Entwicklungen bei der Berliner Weiße werden von Gastautor Oli Lemke thematisiert. Ergänzt werden die Ausführungen durch die Darstellung zahlreicher Werbeartikel und Verpackungsmittel (Gläser, Etiketten, Plakate, Bilder, Flaschen, Porzellanknöpfe), die die Vielfalt dieses Produkts in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten dokumentieren. Geschichten und Anekdoten rund um die Berliner Weiße sorgen für zusätzliche Unterhaltung. Im Buch findet sich ferner ein Glossar, das die in den Texten enthaltenen Brauereifachausdrücke erklärt. Eine umfangreiche Zusammenstellung

von Literatur zum Berliner Weißbier regt zum vertiefenden Nachlesen an. Für die zweite Auflage wurde der Text kritisch durchgesehen, aktualisiert und zum Teil erweitert. Auf der dem Buch beiliegenden CD-ROM sind zahlreiche farbige Abbildungen enthalten.

ISBN 978-3-921690-86-4 Preis: 29,90 €, 396 S., Paperback, CD-Rom

Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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IfGB AKTUELL

 IfGB-FORUM

16. IfGB-Forum am Bodensee: Rum, Food Fraud und Authentizitätsnachweis Mit Unterstützung von

Arnold Holstein GmbH

Brennerei- und Obstverarbeitungsanlagen

www.a-holstein.de

Die Rumverkos­ tungen illustrierten die unterschiedlichen Rumkategorien

Der zweite Tag des IfGB-Forums Anfang September am Bodensee bot tiefgründige Informationen und zukunftsweisende Diskussionen. Der von Verkostungen begleitete Themenschwerpunkt Rum regte zu ausführlichen Erörterungen an. Der Nachmittag stand im Zeichen sich Food Fraud und Qualitätskontrolle. (WiK) Prof. Dr. Theo Smaczny, Quality Services/Semper idem Underberg, Rheinberg, moderierte den zweiten Tag. Kristina Wolf, the N.O.S.E., (the Nature Of Spirit Experience), Berlin, startete die Rum-Sitzung mit dem Übersichtsvortrag Many Dimensions of Rum. Die ISW-Verkosterin (Meiningers International Spirits Award) schult Bartender und führt Tastings für Handel und Gastro durch. Nach ihrer Einschätzung würden Rum-Menge und -Vielfalt weiter massiv zunehmen. Die Anzahl der Rumdestillen wächst rapide in den USA. Aber auch in Europa und Asien etablieren sich neue Rum-Produzenten. Rum habe den Whisky mengenmäßig verdrängt. Auch „Craft-Rum“ sei im Kommen. Die Entwicklung sei vergleichbar mit der von Whisky vor 25 Jahren. Gut informierte und sensorisch geschulte Konsumenten fordern mehr Authentizität und Ehrlichkeit von den Produzenten. Wolf plädierte dafür, den Facettenreichtum der Rumkategorien zu akzeptieren, aber Qualitäten klar zu benennen und zu kennzeichnen, damit der Endverbraucher weiß, was er kauft.

Die Referentin ging auf die EUVorschläge für die novellierte Spirituosenverordnung ein. Die Verordnung definiert nur Rum und traditionellen (landwirtschaftlichen) Rum. Nach den Vorschlägen der EU darf einem Rum künftig Zucker zur

Fotos: WiK (Foto: BSI)

Fotos: WiK

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Die Kategorien White (im Stahltank gelagert), Gold (holzfassgelagert) und Overproof (mehr als 57 % vol) reichten dafür nicht aus. Wolf befürwortete die Kategorisierungsvorschläge von Luca Gargano, einem unabhängigen Rum­bottler, wobei „Single“ immer für die Herkunft aus einer Brennerei steht: Pure Single Rum: aus Zuckerrohrmelasse Pure Single Agricole Rhum: aus Zuckerrohrsaft, beide Kategorien im Pot-Still-Verfahren destilliert Traditional Rum: aus Melasse, Kolonnen-Destillation Single Blended Rum: Blend aus Kolonnen- und Pot-Still-Rum Modern Rum: Moderne/industrielle Kolonnen-Destillation A.O.C. (Appellation d’Origine Contrôlée AOC; kontrollierte Herkunftsbezeichnung)

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Geschmacksabrundung bis zu 20 g/L zugegeben werden. Wie bisher darf einem gereiften Rum zur Farbstandardisierung der Farbstoff Zuckerkulör zugegeben werden. Die EU-Kommission schlägt weiterhin vor: Blended Rum: verschiedene Destillate u.a. aus unterschiedlichen Brennereien mit Mengenangaben Spiced Rum: Rum unter Zugabe von Kräutern und Gewürzen durch Mazeration oder Zusatz natürlicher Aromen, wobei dieser zusammengesetzte Begriff mit der obligatorischen rechtlich vorgeschriebenen Bezeichnung „Spirituose“ ergänzt werden und bestimmte Kennzeichnungsvorschriften einhalten muss Rum-Liköre: Liköre, deren Alkohol zu 100 % aus Rum besteht und einen Mindestzuckergehalt von 100 g Zucker/L aufweisen muss Zur Zuckerung sagte Wolf: „Ich bin bei den Single-Rum-Kategorien gegen eine Zuckerung. Manchen BarRum mit z.T. 40 g finde ich ungeheuerlich.“ Werner Albrecht, BMEL, merkte an: „Ein Rum mit 70 g/L Zu-


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

cker ist schon heute illegal!“ Die u.a. von Bartendern genutzte Drecon-Liste (www.drecon.dk) arbeitet fachlich unsauber, ausschließlich mit gespindelten Werten und legt daher z.T. Fehldaten vor. Neben den dort genannten Zuckerwerten von bis zu 60 oder gar 90 g/L monierte Wolf auch falsche Angaben zum Alkoholgehalt. Klaus Malinowsky, Destilla, vermutete als Fehlerquelle, dass bei extrakthaltigen Spirituosen vor dem Spindeln keine Probendestillation erfolgt sei. Ein weiteres Thema war die Lagerung: „Ein Jamaika-Rum, der in Europa gelagert wird, ergibt bei gleicher Dauer ganz andere sensorische Ergebnisse als das Destillat, das im Herstellungsland fassgelagert wurde“, gab Wolf zu bedenken. Dadurch würde der Zusammenhang Alter und Qualität verfälscht. „Der Betrug beim Rum fängt ja schon damit an, dass es Jamaika-Rums in einem Umfang gibt, der in keinem Verhältnis steht zu den auf den Inseln angebauten Zuckerrohrmengen“, so Malinowsky. „Viel Melasse stammt z.B. aus Pakistan.“ „Ich kann Ihnen innerhalb von 8 Tagen ein Produkt herstellen, das vom Endverbraucher als 8- bis 10-jährig wahrgenommen wird“, fügte Fass-Experte Markus Eder an. Zur Frage, wie sich das Alter von Destillaten überprüfen lässt, sagte Malinowsky: „C14 fasst bei relativ jungen Destillaten nicht. Es gibt aktuell analytisch keine Methode zur Altersbestimmung.“ Dr. Claudia Bauer-Christoph ergänzte, dass auch eine Datierung per Gaschromatographie nicht möglich ist: „Altersbestimmung geht heute nur über Rückverfolgbarkeit und Buchprüfung im Betrieb.“

Emilie Butko, Brand Ambassador Plantation für Ferrand Deutschland, Iserlohn, zeigte in ihrem Beitrag zu Rhum Agricole und Melasse-Rum ein weiteres Klassifikationssystem: Französischer Stil (Rhum): Rhum Agricole aus Haiti, Martinique, Guadeloupe, Französisch-Guayana, La Réunion und Mauritius – intensive, fruchtige, blumige Aromen Britischer Stil (Rum): Melasse-Rum aus Trinidad und Tobago, Antigua, Barbados, Jungferninseln, Jamaika, Guayana und Mauritius – lebhaft, kräftig, würzig Spanischer Stil (Ron): Melasse-Rum, aus Kuba, Puerto Rico, der Dominikanischen Republik, Guatemala und südliches Mittelamerika sowie nördliches Südamerika – leicht und süffig Die verkosteten Rums zeichneten sich alle durch eine Fasslagerung im Herkunftsland und einem Finishing in Frankreich aus. Bei dem ersten handelte es sich um einen 4-jährigen Agricole mit 40 % vol. Charakteristisch sind Noten von Kakao, Mokka, Vanille und kandierten Orangen. Er schmeckte u.a. nach Holz, Kokos und Rauch. Zum Vergleich gab es einen Melasse-Rum aus Jamaika von 2002 (42 % vol), im Pot-StillVerfahren produziert. Im Kontrast zum Agricole standen hier erdige und holzige Noten im Vordergrund. Im Geschmack dominierten Frucht-, aber auch Gewürzaromen. Die dritte Probe war ein 20 Jahre alter Melasse-Rum, ein Cuvée alter BarbadosRums. Zu riechen waren vor allem Frucht-, Vanille- und Kokos-Noten. Am Gaumen standen zimtig-süße Aromen im Vordergrund. Butko lieferte eine anschauliche Präsentation hochwertiger Rums.

Thomas Weinberger, Destillerie Lantenhammer, Hausham, stellte Die Entwicklung von deutschem Rum am Beispiel Rumult vor. Im Jahr 2012 begann man damit, Rum in Deutschland zu brennen und Brennereien entdeckten Rum als Lifestyle-Spirituose. Im Jahr 2017 hatte die Kategorie Rum laut BSI mit 12 % einen relativ hohen Marktanteil, in der deutschen Produktion aber nur 5 %. „National und international steigt die Nachfrage nach Rum. Die Qualität der neuen deutschen RumWelle verspricht viel Potenzial“, so Weinberger. Im Jahr 2017 brachte Lantenhammer-Destillateurmeister und IfGBAlumnus Tobias Maier nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit den bayerischen Rum Rumult auf den Markt. Sein Mitarbeiter Benedikt Igler sagte: „Wir mussten für den Zuckerrohrsaft erst die ideale Hefe finden.“ Die vergorene Maische wird im Pot-Still-Verfahren abdestilliert. „Wir wollen viele Ester, die nach der Fasslagerung erhalten bleiben.“ Die Lagerung erfolgt in Cognac-, PX-Sherry-, Madeira- und BourbonFässern. „Nach der Reifung erstellen wir ein Cuvée aus den verschiedenen Casks“, erläuterte der Destillateur. So entstehe ein Rum mit dem Duft von Rosinen, Vanille, exotischen Früchten und Karamell sowie leichten26 Rauch- und Holznoten. Das Auditorium konnte schließlich die samtige Süße, die leichten Holznoten sowie Karamell- und Dörrobst­ aromen selbst schmecken. Von der verkosteten 2. Rumult-Edition (2018) gibt es 15 Fässer/4500 Flaschen, 50 % mehr als 2017. Die Destillerie Lantenhammer weist Rumult, abweichend von der EU-Spirituosen-VO, als „Pure Single Agricole Rum“ aus.

Unten links: Diskussion um Altersbestimmung von fassgelagerten Destillaten – Thomas Weinberger und Benedikt Igler, beide Destillerie Lantenhammer, Markus Eder, Fassbauer Wilhelm Eder, und Klaus Malinowsky, Destilla (v.l.) Unten rechts: Moderator Prof. Theo Smaczny (2.v.l.) mit den Rum-Referentinnen Emilie Butko, Thomas Weinberger und Kristina Wolf (v.l.)

(Fotos: WiK)

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IfGB AKTUELL

Andrea Pahne

Stephan Tromp

Unten links: Zufriedene Teilnehmer der Fachausstellung Unten rechts: Pausen‑ diskussion – Prof.  Theo Smaczny und Ralf Hapke, August Ernst

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Prof. Smaczny sprach im Zusammenhang mit Food Fraud von mafiosen Strukturen, die Markt und Gesundheit gefährden. Um dies zu verhindern, mahnte der Moderator eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Industrie und Behörden an. Andrea Pahne, BMEL, Bonn, erläuterte: „Food Fraud ist das vorsätzliche Inverkehrbringen von Lebensmitteln, die gegen das Lebensmittelrecht verstoßen (‚Verfälschungen‘), um durch Täuschung einen finanziellen Vorteil zu erlangen.“ Die EU-Mitgliedstaaten sollten gemeinsam gegen Fälschungen und Gefährdungen vorgehen. Die Eigenkontrollen der Unternehmen müssen kontinuierlich ausgebaut werden, dabei sollte eine Risikoanalyse auch Betrugsanreize berücksichtigen. Herkunfts- und Authentizitätsprüfungen sollen dabei verstärkt eingesetzt werden. Ein Ins­ trument der Lebensmittelsicherheit sei die Rückverfolgbarkeit. Bei der Bekämpfung betrügerischer Praktiken seien Anlaufstellen für Hinweisgeber wichtig. Lebensmittelfälschungen und -schädigungen würden häufig von Insidern offengelegt, die so ihren Arbeitsplatz verlören. Die 2019 in Kraft tretende EUKontrollverordnung beinhaltet daher den Schutz der Whistleblower. Im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gibt es eine Projektgruppe, die verdeckt Online-Proben bestellt; diese sollen künftig auch vor Gericht verwendet werden dürfen. Das BMEL hat außerdem ein Nationales Referenzzentrum für authentische Lebensmittel eingerichtet: „Die vorhandene Analytik-Expertise soll durch Aufbau eines Netzwerks genutzt werden“, so Pahne. Außerdem ist eine enge Zusammenarbeit mit

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den Untersuchungseinrichtungen der Länder geplant. Dr. Norbert Christoph vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Würzburg, fragte: „Uns fehlt in der Lebensmittelüberwachung Personal. Kann der Bund nicht unterstützen?“ Pahne verneinte dies, da die Lebensmittelüberwachung Ländersache sei. Stephan Tromp, IFS Management, Berlin, stellte die Mission der International Featured Standards (IFS) vor, vertrauenswürdige Produkte auszuliefern. Dies soll dadurch erreicht werden, dass verlässliche Standards und Dienstleistungen angeboten werden, um innerhalb der Supply-Chain die Produkt-Integrität zu verbessern. Eine Reduzierung der Fehlerquote, erhöhe nicht nur die Kundenzufriedenheit. „Wir bemühen uns, eine Brücke zu schlagen zu den Behörden. Nutzen Sie den IFS-Auditbericht, um Ihren Lebensmittelkontrolleur zu überzeugen“, appellierte Tromp. So ließen sich die Abstände der staatlichen Überwachung vergrößern. Der Standard umfasse alles, was die Lebensmittelüberwachung fordere. Die wichtigste Veränderung von Version IFS 6 zu 6.1. ist das Kapitel Food Fraud. Der IFS fordere nun eine dokumentierte Verwundbarkeitsanalyse für alle Rohmaterialien, Zutaten, Verpackungsmaterialien und ausgelagerten Prozesse, um die Risiken in Bezug auf Austausch, Falschetikettierung, Verfälschung oder Imitation zu ermitteln. Alle in der Lieferkette müssten sich die Risiken bewusst machen, egal, ob es sich dabei um Kontaminationen oder Food Fraud handele. Fremdkörper seien z.B. eine Ursache für Rückrufe, sagte Tromp.

Prof. Theo Smaczny, Quality Services/ Semper idem Underberg, Rheinberg, betonte in seinem Vortrag zum präventiven Krisenmanagement: „Food Safety ist eine kontinuierliche Aufgabe.“ Im Jahr 2013 startete der Aktionsplan des Bundes und die EU-Kommission richtete das europäische Food Fraud Network ein. Gegenstand des Bekämpfungsplans sollten schwerwiegende Fälle der Lebensmittelkriminalität sein. „Urteile und Strafen (besonders gegen Händler) sind viel zu niedrig, gemessen an den Profiten. Da sollte es in Zukunft adäquate Strafen geben“, so der Referent. „Wir brauchen analytische Ansätze zur Authentifizierung von Lebensmitteln“, so Prof. Smacny. Er stellte sowohl instrumentelle Methoden, wie die Kopplung von Massenspektroskop mit Gas- (GC-MS-MS) oder Flüssigchromatographen (LC-MS/ MS), als auch die Stabilisotopenanalyse zur Herkunftsbestimmung eines Produktes vor. Hinzu kommen Kernspinresonanz-Spektroskopie für Food Profiling. So lasse sich z.B. die Verwendung von Vanillin anstelle von echter Vanille per Multi-Element-Analyse nachweisen. Wichtige Informationsquelle über Food Fraud sind die monatlichen Berichte der EU-Kommission. Die dort erwähnten Spirituosen-Fälschungen außerhalb Deutschlands gehen oft mit der Bedrohung von Leib und Leben einher. „Jeder Tote ist einer zu viel!“, so Prof. Smaczny. „Wer die Sicherheit will, muss die Gefährdung durch Food Fraud erkennen und handeln. Nur die Kunst einer vorausschauenden Erneuerung bringt uns dem Ziel eines Höchstmaßes an Food Safety näher“, betonte der Referent.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

Dr. Claudia Bauer-Christoph, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Würzburg, stellte Identitäts- und Authentizitätsprüfungen von Spirituosen vor. Diese erfolgen seitens der Lebenmittelüberwachung sowohl bei Handelsproben im Originalgebinde als auch bei offenen Proben aus Gaststätten, Bars, Diskotheken, Volksfesten etc. Inzwischen gebe es auch Authentizitätsprüfungen bei Proben aus dem Internethandel. Bei der Überprüfung werden klassische Untersuchungsverfahren angewendet, wie Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie, z.B. zur Quantifizierung von Holz-Inhaltsoder Vanillebegleitstoffen. Diese Methoden werden ergänzt durch moderne Untersuchungsverfahren. Per Protonen-Kernresonanzspektroskopie wird z.B. die Identität überprüft, werden Inhaltsstoffe quantifiziert, aber auch Herkunft, Sorten und Jahrgang überprüft. Dr. Bauer-Christoph stellte ein ortsunabhängiges Screeningverfahren mit dem NanoPhotometer ® vor. Das Gerät ist ein kompaktes, wartungsfreies, transportables UV/VISPhotometer mit einem Scanbereich von 200 bis 900 nm. Es zeichnet sich aus durch kurze Analysendauer, einen schnellen Abgleich mit hinterlegten Daten und geringe benötigte Probenmengen. Verschiedene Spirituosenkategorien bzw. Chargen einer Spirituosenmarke wurden für das Projekt analysiert. Es entstand eine Datenbank mit unterschiedlichen Markenspirituosen zum Abgleich weiterer Messergebnisse. So lassen sich Farbstoffe, Süß- und Konservierungsstoffe nachweisen, es kann aber auch der Zusatz von Neutralalkohol, Vergällungsmitteln

und Methanol festgestellt werden. Schließlich überprüfte man Billigmarken auf die Übereinstimmung mit Merkmalen von Markenspirituosen und die Mischung von Marken- und Billigprodukt. Dr. BauerChris­toph präsentierte Beispiele der Authentizitätsprüfung von Whisky und Tequila aus dem Internet-Handel mittels NanoPhotometer ®. Die Fake-Varianten zeigten deutlich abweichende Wellenlängen zum Original. Vergleichbare Ergebnisse ergab der Test von Kräuterlikören Original versus Fälschung auf einem Volksfest. Ein anregender Vortrag, der mit langem Applaus schloss. Uwe Oppermann, Shimadzu Europa, Duisburg, referierte zur analytischen und sensorischen Qualitätskontrolle bei Destillaten von Streuobstwiesen. 159 Brände und Obstgeiste wurden vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit untersucht. 77 (48,4 %) davon wurden beanstandet. Dies lag in erster Linie an Kennzeichnungsfehlern, gefolgt von erhöhten Konzentrationen an Ethylacetat, Propanol-1, Butanol-2, Partikeln aus Filtermaterial, Glas und Chrysotilfasern sowie Metallkontaminationen. Als Anwendungsbeispiel für GC-MS-MS präsentierte er Chromatogramme unterschiedlicher Apfel- und Birnenbrände. Bei den Apfelbränden zeigten sich als aromagebende Komponenten besonders Oktansäure, 1-Decanol und Dekansäure. Bei der Analyse von Spirituosen aus Duty-Free-Shops konnte Antimontrioxid (Sb2O3) nachgewiesen werden. Dies gilt als möglicherweise krebserregend. „Spirituosen in PET abzufüllen ist ganz sicher keine gute Idee“, so der Referent.

Prof. Dr. Manfred Gössinger, Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau, Klosterneuburg bei Wien, sprach über den Einsatz chemisch-physikalischer Analysenparameter in der Qualitätskontrolle von Brennereien. Ausgangspunkt waren Spirituosenwettbewerbe, bei denen 15 % der Teilnehmer mit Gold ausgezeichnet wurden, aber 20 % keine Medaille erhielten. Man wollte Brennern einfache Verfahren an die Hand geben, mit denen sie bereits im Vorfeld eines Qualitätswettbewerbs einschätzen können, ob ihre Produkte die Standards erfüllen. 2016 wurden 156 Destillate der Destillata-Prämierung untersucht, 2017 waren es 315. „Wir haben die Verkostungen im Nachgang analytisch überprüft“, so der Referent. Zum Einsatz kamen ein Leitfähigkeitsmessgerät und ein pH-Meter. Außerdem wurden Essigsäure-Messungen mit dem Konelab 20 von Thermo Fisher durchgeführt. Gössinger resümierte: „Je niedriger der pH-Wert der Maische, desto höher sind die Essigsäureanteile und desto schlechter die Qualität des Destillats.“ Es gelte, max. 100 mg/L Essigsäure bei sehr guter Qualität. Das kleine Thermo-FisherHandgerät ermögliche eine preisgünstige Analyse, um die Qualität eines Obstbrandes bereits vor der Einreichung bei einem Qualitätswettbewerb zu bewerten. Mangels Korrelation mache es allerdings keinen Sinn, vom Leitwert aus Rückschlüsse auf das sensorische Ergebnis ziehen zu wollen. Das IfGB-Forum hat sich erneut als zukunftsweisender Branchentreff einen Namen gemacht. Das 17. IfGB-Forum ist für September 2019 in Berlin geplant.

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links: Jana Mahlau, VLB Berlin, im Gespräch mit Stammteilnehmern aus der Schweiz – Maurus Broger (M.) und Christian Roth, beide Appenzeller Alpenbitter Rechts: Moderator Prof. Theo Smaczny (2. v.r.) mit den Referenten des Nachmittags – Claudia Bauer-Christoph, Uwe Oppermann und Prof. Manfred Gössinger

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IfGB AKTUELL

 NACHRICHTEN

 IfGB-KURSE

IfGB / VLB Berlin

Einladung in die Seestraße: IfGB-Forum 2019 tagt in Berlin Das 17. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei wird im September 2019 in Berlin stattfinden. Tagungsort ist das neue Aus- und Fortbildungszentrum der VLB Berlin.

„Wir möchten unseren Partnern der Spirituosenbranche den Neubau vorstellen“, sagte Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine im Zuge seiner Einladung. – Details folgen.

Destillateur-Aufbaukurs 2019 vom 6. bis 17. Mai Die Nachfrage nach Destillateurfortbildungen ist ungebrochen hoch, die Anmeldung für den Aufbaukurs sehr gut angelaufen. (WiK) Die Anzahl der Likör-Manufakturen nimmt weiter zu und die großen Spirituosenhersteller leiden unter Fachkräftemangel. Der Destillateur-Aufbaukurs am Ins­titut für Gärungsgewerbe ist für beide Gruppen passend. In kompakter Form unterrichten Experten alle Aspekte der Spirituosenproduktion, von Brennereitechnologie bis Zollverkehrsfragen. Die Anzahl der Plätze wurde auf 32 erhöht. Um die hohe Qualität des fachpraktischen Unterrichts zu wahren, finden Sensorik, Qualitätssicherung im Labor und das Likörpraktikum weiterhin in Kleingruppen statt. Die Hälfte der Plätze ist bereits vergeben.

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)

Jetzt anmelden: DLG-Qualitätsprüfung für Spirituosen 2019 Anmeldeschluss: 4. Februar 2019 (1. Prüftermin) 1. August 2019 (2. Prüftermin) www.DLG.org/ spirituosentest getraenke@DLG. org

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Die Anmeldung für die Internationale DLG-Qualitätsprüfung für Spirituosen 2019 ist offen. Im Rahmen dieses Tests bewerten Experten Erzeugnisse aus allen Spirituosengruppen – auch aus dem Craft-Segment. (F.) Anders als andere, rein sensorische Wettbewerbe, gliedert sich die DLG-Qualitätsprüfung in drei Teile: die Prüfung der Deklaration auf dem Etikett bezüglich der

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gesetzlichen Vorgaben, die chemischen und physikalischen Tests im Spirituosen-Labor der VLB Berlin und die sensorische Analyse durch Sensoriksachverständige der DLG aus unterschiedlichsten Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Spirituosen, die die umfangreichen Tests bestehen, erhalten die Auszeichnung „DLG-prämiert“ in Gold, Silber oder Bronze. Die Sensorik hat in der DLG-Prüfung einen besonderen Stellenwert für die Qualitätsbeurteilung, da für die Akzeptanz von Spirituosen vor allem das Geschmacksprofil ausschlaggebend ist. Um hier zu einem repräsentativen Ergebnis zu gelangen, setzt die DLG neben einem wissenschaftlich aktuellen Prüfschema nur erfahrene und regelmäßig DLG-geschulte Experten für die Bewertung in den verschiedenen Spirituosen-Kategorien ein.

Craft-Spirituosen im Test Mit dem Trend zu mehr Regionalität und Individualität beim Genuss hat die internationale Craft-Bewegung auch die Spirituosen-Branche erreicht. Für Spezialitäten-Brennereien und Spirituosen-Manufakturen stellt das große Interesse an heimischen Rezepten und authentischen, unverwechselbaren Spezialitäten eine große Profilierungschance dar. Wichtig ist auch in diesem neuen Marktsegment ein umfassend abgesichertes Qualitätsniveau. CraftSpirituosen werden im Zuge des DLG-Qualitätswettbewerbs der gewohnt gründlichen Prüfung (s.o.) unterzogen. Im Mittelpunkt der DLGPrämierung stehen mit den beiden Qualitätskriterien „Sicherheit“ und „Genuss“ die nach wie vor entscheidenden Argumente für Verbraucher. Mit ihrer Qualitätsprüfung bietet die DLG dem aktuellen SpirituosenTrend eine gleichermaßen wissenschaftlich fundierte wie aufmerksamkeitsstarke Plattform.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 FACHLITERATUR  NACHRICHTEN

 NACHRICHTEN

Die 100 besten Obstsorten für die Brennerei

Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI )

Walter Hartmann, Philipp Schwarz: Die 100 besten Obstsorten für die Brennerei. 160 S., 120 Farbfotos, geb., Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2018. ISBN 978-3-8186-0339-7. € 19,95. Als E-Book (pdf) € 14,99.

Der BSI hat am 31. Oktober unter dem Motto „Herausforderungen, Chancen und Grenzen, Gestaltung der Freiheit“ sein 17. Spirituosen-Forum durchgeführt. Rund 120 Politiker, BSI-Mitglieder sowie Vertreter der Bundesministerien, der Wirtschaft und Wissenschaft, den Verbänden und den Medien kamen nach Königswinter bei Bonn, um den Ausführungen renommierter Referenten zu lauschen.

(WiK) Das Werk widmet sich den Qualitätsanforderungen an Brenn­obst und skizziert sehr praxisnah den Brennvorgang vom Einmaischen über Gärung und Destillation bis zur Abfüllung. Auf 117 Seiten werden die unterschiedlichen Obstsorten detailliert mit Foto vorgestellt und bewertet dabei u.a. die Qualität als Brennfrucht. Die Autoren vertreten die Ansicht, dass künftig gerade mit hochwertigen sortenreinen Destillaten Brenner ein gutes Einkommmen erzielen können. Register und Literaturverzeichnis runden das Werk ab. Damit Obstbrenner klare Qualitätsentscheidungen treffen können, haben zwei Hohenheimer Experten ihr Wissen zusammengetragen. Dr. sc. agr. Walter Hartmann war Akademischer Oberrat am Institut für Obstbau der Universität Hohenheim. Schwerpunkt: Züchtung und Selektionsarbeiten bei Obst. Philipp Schwarz war Betriebsleiter der Forschungs- und Lehrbrennerei an der Universität Hohenheim. Heute ist er Brenne­ reileiter bei Weyermann® Malz und daneben u.a. als Autor, DLGPrüfer und IfGB-Dozent aktiv.

Spirituosen-Forum und Politischer Gästeabend auf dem Petersberg

(BF) Prof. Dr. Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, führte zum Thema Sinnlosigkeit der unbequemen Freiheit. Zu aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft aus: „Wir müssen die Offenheit der Zukunft, die Würde des Zufalls und sinnfreier Vorgänge akzeptieren und uns aneignen.“ Es gehe um eine Korrektur des Freiheitsbegriffs, der unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung zugrunde liegt. Joachim N. Steinhöfel, RA für Wettbewerbs- und Medienrecht, Hamburg, referierte über Meinungsfreiheit im Spannungsfeld zwischen sozialen Medien und staatlichen Kontrollbestrebungen. Er verurteilte Gesetzesinitiativen zur Bekämpfung von Fake News und Hate Speech: „Die sozialen Medien sind eine großartige Chance für eine freie Debatte.“ Dr. Wolfram Weimer, Weimer Media Group, München, beleutchtete Die Geheimnisse der Berliner Medienrepublik, ein Blick hinter die Kulissen der Macht und mutmaßte: „Die Politik richtet sich immer mehr nach dem, was in Medien gut ankommt und immer weniger danach, was das Land wirklich bräuchte.“

Während ihre direkten Vorredner ein eher düsteres Bild aktueller Gesellschaftsentwicklungen skizzierten, brachte Dr. Auma Obama, die Schwester des früheren USPräsidenten, die in Deutschland Germanistik und Soziologie studiert hat, Licht in die Dunkelheit. Die Gründerin der Auma Obama Foundation betonte: „Die Jugend ist unsere Zukunft, es reicht nicht, von ihr zu erwarten, dass sie uns nachahmt. Wichtiger ist es, Jugendlichen einen Raum zu schaffen, in dem sie sich frei entfalten können, damit sie die Zukunft besser gestalten können.“ Thomas Ernst, Präsident des BSI, fasste zusammen, dass Freiheit und Verantwortung einander bedingen. „Alkoholhaltige Getränke“, so Präsident Ernst, „sind traditionell tragende Säulen einer gelebten Genuss- und Traditionskultur.“ Dem Spirituosen-Forum des BSI war der mit rund 170 Gästen ebenfalls sehr gut besuchte Politische Gästeabend des BSI im Grandhotel Steigenberger auf dem Petersberg vorangegangen. Ein unverzichtbarer Branchentreff, der Brücken baut zwischen Industrie, Politik und Wissenschaft.

Gastgeber und Referenten: Joachim Nikolaus Steinhöfel, Dr. Auma Obama, Thomas Ernst, Angelika Wiesgen-Pick, Dr. Wolfram Weimer (v.l.)

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

  VLB-FORUM

Digitalisierung in der Logistik auf Vormarsch Christian Raschke, Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM), und Juliane Rahl, beide VLB Berlin

Am 15. und 16. Oktober fand im Rahmen der 105. Oktobertagung das 21. VLB-Forum Getränke­industrie und Getränkehandel statt. Etwa 85 Teilnehmer, zumeist Führungskräfte von Brauereien und Getränkeherstellern sowie aus der Zulieferindustrie, reisten aus ganz Deutschland zu der betriebswirtschaftlichen Fachtagung nach Berlin.

Alexander Scharlach (3.v.l.), VLB Berlin, führte am ersten Tag als Vorsitzender durch das Programm des 21. VLB-Forums Im Anschluss an die Sitzung des Fachausschusses „Logistik“ des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) startete am Montagnachmittag das 21. VLB-Forum. Den Vorsitz am ersten Tag hatte Alexander Scharlach von der VLB Berlin. Er begrüßte alle Teilnehmer herzlich, informierte über den Tagesablauf mit dem Themenschwerpunkt „Digitalisierung und Mehrwegpfand“ sowie über den Bus­ transfer zum Begrüßungsabend in der VLB und wünschte allen eine interessante Veranstaltung. Der erste Vortrag Digitalisierung des Transportmanagements von Jens Pawlowski, Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), zeigte die Herausforderungen auf, mit denen sich die deutsche Transportbranche aktuell konfrontiert sieht. Nach kurzer Vorstellung des BGL verwies Pawlows­k i auf dessen Erfolge innerhalb der Transportbranche in Deutschland. Beispielhaft betrifft das die Vertretung der Unternehmer beim LKW-Kartell, die dauerhafte Senkung der KFZ-Steuer, das Trusted

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Carrier System, eine Datenbank, die dem Versender Sicherheit bieten soll, und praxisnahe Studiengänge. Die Herausforderungen für die Branche liegen in dem Wachstum des Online-Handels und dem damit verbundenen erhöhten Verkehrsaufkommen weltweit, dem „Internet der Dinge/Dienste“ und den Wettbewerbsverzerrungen im europäischen Straßengüterverkehr durch Sozialdumping. Der Fachkräftemangel macht sich auch in der Transportbranche bemerkbar. So scheiden laut Pawlowski jährlich ca. 30 000 Fahrer aus, aber nur rund 16 000 neue LKW-Führerscheine werden neu ausgestellt. Hier sollen das Image des Berufs verbessert und junge Leute dazu bewegt werden, LKW-Fahrer zu werden. In seinem Vortrag Mit Durst zum digitalen Heimservice: Warum Daten, Prozesse und Logistik den Unterschied machen stellte Matthias Steinforth, Durststrecke, die App „Durst“ vor. Das Geschäftsmodell sei aus der Sicht des Kunden entstanden, so der Referent. Das Ziel ist eine radikale Vereinfachung von

Getränkebestellungen. Mit der App wird die Bestellung aufgegeben. Gleichzeitig werden Menge und Lieferzeit berechnet sowie die Bezahlung erledigt. Die Durststrecke GmbH stellt die App und die digitale Infrastruktur zur Verfügung. Hierbei geht es um Routenplanung, Kundenanalyse und spezifische Produktempfehlungen, Prozessoptimierung und logistische Planung. Damit soll der GFGH von Bestellund Planarbeit entlastet und im logistischen Bereich unterstützt werden. Von Ingo Pankoke, VLB Berlin, und John Albert Eke, Exxent Consulting, folgte ein Vortrag zur Digitalisierung in der Getränke Supply Chain. Pankoke berichtete über die Arbeit zu dieser Thematik im VLB-Fachausschuss Logistik. Eke erläuterte die verschiedenen technologischen Faktoren, die auf die Digitalisierung Einfluss nehmen. Ein Schwerpunkt ist das Leergutmanagement. Für die Digitalisierung der Leergutartikel werden derzeit die einzelnen Flaschentypen klar definiert. Jeder Typ erhält eine


GTIN (Global Trade Item Number), um im weiteren Verlauf eindeutig verarbeitet werden zu können. Unterscheidungsmerkmale sind das Volumen, die Form, die Verschlussart und die Farbe. Da Poolflaschen keinem einzelnen Eigentümer zugeordnet werden können, erfolgt eine GTIN-Zuweisung durch den VLB-Fachausschuss. Weiter wurden Digitalisierungspotenziale für das Getränke-Transportmanagement untersucht. Im Vordergrund steht hier der Haupt-Transportweg zwischen Getränkehersteller und GFGH, bei dem der Informationsfluss in Zukunft noch stärker standardisiert und digitalisiert werden muss. Ab 2019 sollen konkrete Pilotprojekte durchgeführt werden. Dr. Georg Eiselt und Thomas Klinger, Beverage Management-Partner, berichteten in ihrem Vortrag Risiken und neue Wege Mehrwegpfand über steuerliche Aspekte beim Mehrwegpfand. Die Referenten verdeutlichten die Unterschiede zwischen Individual- und Poolflaschen und richteten den Fokus auf Fragen wie: Wem gehört steuerlich die Flasche und welche Rücklagen müssen/dürfen dafür gebildet werden? Wie wird der Bestand an Flaschen und Kästen erfasst und bewertet? Wie können/dürfen Bestände abgeschrieben werden? Es wurden Methoden und Möglichkeiten für eine steuerliche Absicherung aufgezeigt, damit bei einer entsprechenden Prüfung keine strukturellen Änderungen vorgenommen werden müssen. Dies kann zu außerordentlichen Erträgen oder Verlusten führen, auf die ggf. weitere Steuern anfallen – ein schwer zu kalkulierendes Risiko. Erwartet wird ein Statement

vom Bundesfinanzministerium, das hinsichtlich der oben genannten Probleme Lösungsmöglichkeiten anbieten soll. Um Automatische Leerguterkennung und digitale Pfandwert­ ermittlung ging es bei Thorsten Weinmann, vision-tec. Hinsichtlich der Pfandwertermittlung zeigte er verschiedene Kästen mit Leergut und Fälle mit Leergefache. Diese können bei nicht korrekter Erfassung als Flasche gedeutet werden, sodass die Abrechnung mit dem jeweiligen Flaschenpfand erfolgt. Finanzielle Mehrbelastungen wären die Folge. Das von Weinmann vorgestellte System ermöglicht eine Leergefache-Erkennung. Es werden von verschiedenen Seiten aus Bilder von dem Kasten erstellt. Diese Bilder können dann gespeichert werden und im Zweifelsfall zur Klärung mit herangezogen werden. Nach der Pfandwertermittlung wird die Leerguterkennung durchgeführt. Die Individualflaschen mit eindeutigen Hervorhebungen, z.B. Schriftzug, sind hierbei sehr gut zu erkennen, was den Prozess der Sortierung beschleunigt. Den Abschluss des ersten Tages bildete der Vortrag Erde 5.0: Retten wir die Welt – Warum Digitalisierung dafür sorgt, dass wir keinen zweiten Planeten brauchen von Dennis Schenkel, neuland. Anhand der aktuellen Bevölkerungsentwicklung und des Verbrauchs von Ressourcen zeigte der Referent die Grenzen des Wachstums auf. Mit Blick auf die Zukunft warf er die Fragen auf: Welche Möglichkeiten ergeben sich durch Digitalisierung und welche Werte werden wir als

wichtig erachten? Das Produktportfolio einiger Firmen wird sich verändern, eine digitale Verwendung wird zur Voraussetzung, um die Produkte verkaufen zu können. In der Vision wird Teilen das neue Besitzen. Strukturen in Firmen werden sich ändern. Aus Hierarchien werden Teams und aus Planen wird Experimentieren, aber auch die Mitarbeiter werden möglicherweise mehr soziales Engagement von Firmen erwarten.  Am zweiten Tag begrüßte John Albert Eke von Exxent Consulting als Vorsitzender die Teilnehmer. Nach einem Resümee des Vortags fand ein Ausblick auf den Veranstaltungstag und die Themenschwerpunkte Finanzierung, Fahrpersonal und Bahntransporte statt. Eröffnet wurde das Programm mit dem Vortrag Versorgung mit Getränken gefährdet? von Günther Guder, Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH). Im Idealfall sind logistische Prozesse zwischen den Marktteilnehmern aufeinander abgestimmt und Logistik-Ressourcen ausreichend verfügbar. Ein optimiertes Supply Chain-Management stellt Just-in-time-Versorgung sicher, senkt Lagerkosten, verkürzt Cash-to-cash-Zyklen und Durchlaufzeiten. Zudem arbeiten Hersteller und Fachhandel „Hand in Hand“. Dass die Logistik in dem langen und heißen Sommer 2018 weit entfernt von diesem Idealfall war, zeigten die Stimmen und Erfahrungen, aus denen Guder zitierte. Gründe für den entstandenen „Albtraum“ sind, dass alle Prozesse und Systeme „auf Kante genäht“ sind, ohne jegliche Flexibilisierungsmöglichkeit, sowie Fahrermangel und Frachtraumknappheit. Der BV GFGH ruft daher alle Beteilig­ten auf, nach partnerschaftlichen Lösungen zu suchen. Darüber hinaus fordert er z.B., dass auf Verkaufsförderungsaktionen mit Zugabeartikeln in der Hochsaison verzichtet werden sollte, genau wie auf individualisierte Gebinde. Stattdessen sei eine Konzentration auf bestehende, attraktive Poolgebinde erstrebenswert. John Albert Eke, Exxent Consulting, und Ingo Pankoke, VLB Berlin, freuen sich, einen gemeinsamen Vortrag halten zu dürfen Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

Gute Stimmung und angeregte Gespräche zwischen den Vorträgen

In der anschließenden Diskussionsrunde zur Getränkelogistik im Super-Sommer 2018 äußerten auch die Abfüller ihre Sorgen. Es wurde die Möglichkeit von einem gemeinsamen Runden Tisch angesprochen, um anstehende Fragen von beiden Seiten zu klären. Ziel sollte die Kommunikation zwischen Hersteller und GFGH sein. Vom Hopfen bis zur Theke – Strukturierte Finanzierungslösungen entlang der Wertschöpfungskette war der Titel des Vortrags von Jochen Boxheimer, Jeroen Conijn und Jens Lindner, NIBC Bank. Einleitend stellten sie kurz das Geschäftsmodell und die Dienstleistungen der NIBC vor und gingen dabei besonders auf das Team Food, Agri, Retail & Health ein. Dieses bietet Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie Beratung und Finanzierungslösungen. Vertieft wurden im weiteren Vortrag die strukturierte Finanzierung, eine der Dienstleistungen für mittelständische Geschäftskunden der NIBC. Laut der Referenten haben die strukturierten Lösungen gegenüber den traditionellen Ansätzen die Vorteile, dass sie maßgeschneidert, spezifisch (Typ des Aktivums) und lösungsorientiert sind sowie flexibel, damit auch zukunftsfähig, und leicht skalierbar, bei Volumen und Anzahl der Kreditgeber. Die NIBC bietet drei Arten von strukturierten Lösungen an: die Forderungsfinanzierung, die Lieferkettenfinanzierung und die Lagerfinanzierung. Bei allen drei Typen wird eine Finanzierungszweckgesellschaft gegründet, über die die fälligen Zahlungen laufen. Die Referenten gingen ausführlich auf den Ablauf und die Struktur

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Brauerei Forum  –  Dezember 2018

der einzelnen Lösungsansätze ein. Abschließend veranschaulichten sie die Forderungsfinanzierung anhand eines Fallbeispiels aus der Gastronomie. Um die Digitalisierung der Gastronomiefinanzierung von der Leistungsbeantragung bis zur Vertragserstellung ging es in dem Vortrag von Hakan Kenc, Beverage Management-Partner (bmp). Zur Einführung ging der Referent auf aktuelle Entwicklungen im Gastronomiebereich ein. Hierbei kam heraus, dass der Wettbewerb sowohl national als auch regional stark zunimmt und gerade die Systemgastronomie auf dem Vormarsch ist. Anschließend gab Kenc einen Überblick über die Gastronomiefinanzierung. Er stellte einige Finanzierungsinstrumente vor und

beschrieb den komplexen Finanzierungsprozess, der sich, manuell durchgeführt, als sehr zeitaufwendig darstellt. Laut Kenc benötigt ein digitalisierter Prozess in der Regel weniger Aufwand (Zeit und Kosten), bietet höhere Sicherheit, Kontrolle und verringert die Fehlerquote. Darum, wie mit der Unterstützung von bmp die Digitalisierung der einzelnen Schritte im Finanzierungsprozess funtkioniert, ging es im weiteren Vortrag. Erläutert wurden die elektronische Leistungsbeantragung, elektronische Genehmigung, die automatische Dokumentenerstellung und Vertragsstammdatenanlage sowie das Prozess- und Business-Monitoring. Auch bei den Ausstellern im Foyer des Hotel Berlin herrschte eine gute Atmosphäre mit etlichen Besuchern


Christian Stavermann, Eisenbahngesellschaft Ostfriesland-Oldenburg (e.g.o.o.), stellte in seinem Vortrag Bahn und Bier? Geht das? die Möglichkeit des Kombinierten Verkehrs (KV) durch die e.g.o.o. vor. Diese ist eine 2008 gegründete 100 %-ige Tochter von Enercon, dem nach Angaben des Referenten größten deutschen Hersteller von Winderenergieanlagen. Die e.g.o.o. diente anfangs dem Transport der Windkraftanlagen und steht durch Erweiterungen mittlerweile auch Externen zur Verfügung. Welche Möglichkeiten der Transport durch die e.g.o.o. bietet, zeigte Stavermann an Beispielen von bestehenden Verbindungen. Hierbei geht es um einzelne Waggons, die gebucht werden können, aber auch um Wagengruppen. Eine besondere Stärke ist der KV mit Containern vom Verlader über die Straße und Schiene hin zum Empfänger. Der KV hat viele Vorteile. So bieten z.B. die Container vor­ übergehende Lagerungsmöglichkeiten. Zudem kann, durch die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, die deutsche Schwerverkehrsmaut umgangen werden sowie die Transporte auch an Sonnund Feiertagen erfolgen. Zum Schluss gab Stavermann einen Ausblick auf geplante Drittkundenverkehre, Sondergeschäfte wie auch auf ein Joint Venture und zeigte das Streckennetz der e.g.o.o. 2019. Über Fahrermangel – Risiken und Chancen für Flottenbetreiber und verladende Wirtschaft sprachen Jochen Eschborn und Christine Platt von der ELVIS AG. Elvis steht für Europäischer LadungsVerbund Internationaler Spediteure und ist die Dachorganisation einer im Jahr 2006 gegründeten Kooperation mittelständischer Frachtführer und Ladungsspediteure. Eine Aufgabe ist es zurzeit, den immer weiter wachsenden Fahrermangel zu analysieren und Lösungen zu finden. Dafür wurde eine Befragung des

Fahrpersonals durchgeführt. Das Ergebnis der Studie war u.a. die überwiegende Unzufriedenheit mit dem Lohn. Neben einer entsprechenden Erhöhung wurden drei weitere Maßnahmen ermittelt, die im Hinblick auf die Zufriedenheit und Bindung des Fahrpersonals besonders wirksam sind. Hierbei handelt es sich um Öffentlichkeitsarbeit (Image des Berufs), Wertschätzung (im eigenen Betrieb) sowie die Verbesserung der Bedingungen an den Be- und Entladestellen. Um einen konkreten Ansatz zu haben, entwickelt ELVIS gemeinsame Leitlinien und schafft somit Bewusstsein für einen guten Umgang an der Rampe. Der letzte Vortrag des 21. VLB-Forums kam von Christian Wessolowski und Steffen Kröck, Hawker, und hatte den Titel Das Reinheitsgebot für die Getränkelogistik – mit ePower in den nächsten Sommer. Nach der Vorstellung des Unternehmens Hawker, einer GmbH innerhalb des EnerSys-Konzerns, stiegen die Referenten ins Thema ein und zeigten die Vorteile und Möglichkeiten von e-Power in der Logistik auf. Eine Umstellung auf E-Mobilität kann bei der Erfüllung jener zusätzlichen Anforderungen helfen, die durch ökologische und ökonomische Ziele entstehen. Dazu zählt z.B. CO2-Footprint verbessern, Geräuschemissionen vermindern, Schmutz- und Staubreduzierung oder Kostenoptimierung. Die Referenten gingen auf unterschiedliche Aspekte ein, die bei der Umstellung vom Verbrennungsmotor auf einen Batteriebetrieb beachtet werden müssen. Dabei geht es vor allem um die Energieversorgung des Lieferanten, den Platz für Batterieladestationen sowie das Batteriemanagement. Die Batterie Ironclad zeigte bei einem Getränkelogistiker im vergangenen Sommer ihre Zuverlässigkeit. Die 106. Oktobertagung findet am 14./15. Oktober 2019 in Berlin statt.

22. VLBLOGISTIKFACHKONGRESS 25. bis 27. März 2019 Gladbeck, Van der Valk Hotel

Themenschwerpunkte: + Digitalisierung & Logistik 4.0 + Intralogistiklösungen + Hochregallager & Lagerautomatisierung + Transportmanagement + Innovative Logistiktechnologien + Leergutmanagement Rahmenprogramm: + Begleitende Fachausstellung + Sitzung des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin

+ Betriebsbesichtigung

Rheinfels Quelle, Duisburg

+ Get-together in der Fachausstellung + Begrüßungsabend in der Brauerei Walsum Mit besonderer Unterstützung von

www.vlb-berlin.org/lofako2019 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-215, Fax: 030 450 80-210 brewmaster@vlb-berlin.org

Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Europa-Sommer tut Brauriesen gut Zum September-Ultimo 2018 schloss der Dax 30 (FAZ-Index) bei 12 247 (2379) Punkten. Im Vergleich zum Ultimo 2017 war das ein Minus von –5,2 (–7,2) %. Im Oktober 2018 brachen die Börsenbarometer dann per Saldo –6,5 (–6,4) % ein auf 11 448 (2225) Zähler. Am 23. November 2018 gingen die Indizes bei 11 193 (2167) Punkten aus dem Markt. ­­ Weltbierprimus Anheuser-Busch InBev hat für sein 3. Quartal 2018 einen Getränkeabsatz von 146,2 Mio. hl gemeldet. Der Rückgang im Vergleich zu 161,0 Mio. hl im Vorjahresquartal kam aus Konzernveränderungen im Segment Europa/ Nahost/Afrika (–15,2 Mio. hl). Auf vergleichbarer Basis zeigte sich Leuven +0,3 Mio. hl gleich +0,2 % gut behauptet. Dabei stand ABIEigenbier für 129,6 (132,7) Mio. hl. Unter Herausrechnung von –3,7 Mio. hl Mindermengen aus Konzernveränderungen zeigte sich Leuven bei Bier +0,6 Mio. hl gleich +0,5 % freundlicher. Auf der Ebene Getränkeabsatz tendierten Lateinamerika Süd –5,1 % schwach auf 7,4 (7,8) Mio. hl durch Argentinien, und Lateinamerika Nord –2,5 % schwächer auf 27,2 (27,9) Mio. hl durch Brasilien auch wegen einer Preiserhöhung. ABI-Nordamerika-Absatz im 3. Quartal 2018 knapp behauptet Nordamerika zeigte sich mit –0,5 % knapp behauptet bei 30,0 (30,1) Mio. hl. Damit lag die Region deutlich verbessert im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen 2018 (–4,1 bzw. – 4,9 %). Während das Premium- und Premium-Light-Segment weiter unter Druck stehe, hätten die Above-PremiumAngebote wie „Michelob Ultra“ und „Budweiser Reserve“ Freude gemacht. Allerdings verliere der Nordamerika-Biermarkt insgesamt Volumen zugunsten von Wein und Spirituosen, und ABI noch etwas mehr als der Markt. Freundlicher tendierte der ABI-Getränkeabsatz in Asien/Pazifik auf 31,3 (31,0) Mio. hl, und freundlich in Lateinamerika West mit Mexiko und Kolumbien auf 28,5 (28,0)

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Brauerei Forum  –  Dezember 2018

Mio. hl. Freude machte Europa/Nah- merika West mit Mexiko auf 2,5 ost/Afrika, das vergleichbar +0,9 (2,4) Mrd. US-$, Asien/Pazifik mit Mio. hl gleich +4,1 % vorankam China auf 2,3 (2,2) Mrd. US-$ und auf 21,8 Mio. hl (Vorjahresquartal das um Unternehmensverkäufe bevor Bereinigung um –14,9 Mio. hl reinigte Eu­ropa/Nahost/Afrika um aus Konzernveränderungen: 35,8 +0,1 Mrd. US-$ auf 2,1 Mrd. US-$. Mio. hl). Dabei tendierte der Süd- Freundlicher auch Nordamerika als afrika-Absatz schwächer. Zweistel- umsatzstärks­te Region (4,16 nach lig legten in der Region Alkoholfrei 4,12 Mrd. US-$), wo der hl-Umsatz und Alkoholarm zu. In den ersten sowohl im 3. Quartal als auch in den 9 Monaten 2018 hat ABI so 424,7 ersten 9 Monaten 2018 um +2,0 % (466,6) Mio. hl Gestieg. In Lateinameritränke abgesetzt, woka Nord wurden +0,1 Heute in der bei –43,2 Mio. hl RückMrd. US-$ aus dem Brau-Börsengang aus Konzernverlaufenden Geschäft Bilanz änderungen kamen durch die Währungsund vergleichbar +1,3 umrechnung wei t • AB InBev Mio. hl gleich +0,3 % überkompensier t • Boston Beer mehr verkauft wur(Umsatz: 2,0 nach 2,3 • Carlsberg den. Eigenbier stand Mrd. US-$) und in La• Heineken u.a. dabei für 375,6 (380,9) teinamerika Süd noch Mio. hl bei –7,6 Mio. hl zusätzlich durch die aus Konzernveränerstmalige Bilanziederungen und +2,3 Mio. hl gleich rung des Argentinien-Geschäfts als +0,6 % aus dem laufenden Ge- Hochinflationsland gemäß IAS 29 schäft. Durch das knapp behaupte- rückwirkend ab 1. Januar 2018 (Umte 3. Quartal 2018 zeigte sich Nord- satz 0,2 nach 0,8 Mrd. US-$, darin amerika nur noch –3,1 % schwächer –0,45 Mrd. US-$ wegen IAS 29). Für auf 84,6 (87,3) Mio. hl Getränkeab- ihre Weltmarken meldete Leuven satz. Vergleichbar schwächer auch insgesamt +7,7 % Mehrumsatz im 3. Lateinamerika Nord, während die Quartal 2018 („Budweiser“ +6,4 %, anderen Regio­nen in den ersten 9 „Stella Artois“ +5,7 % und „Corona“ Monaten 2018 freundlich oder – La- +10,6 %). teinamerika West mit Mexiko – fest In den ersten 9 Monaten 2018 hat tendierten. ABI im Konzern netto 40,4 (41,8) Mrd. US-$ umgesetzt. Aus Kon­ Alle Regionen mit vergleichbarem zernveränderungen kamen –2,7 Umsatzplus im Sommerquartal Mrd. US-$ Rückgang und WechNetto umgesetzt hat IFRS-Bilan- selkurse verzehrten – 0,6 Mrd. ziererin ABI im 3. Quartal 2018 im US-$, während vergleichbar +1,8 Konzern 13,3 Mrd. US-$. (1,16 US-$ Mrd. US-$ gleich +4,6 % mehr erstanden zum September-Ultimo für löst wurden. Vom vergleichbaren 1 €.) Der Rückgang zu den 14,7 Mrd. Plus kamen +0,6 Mrd. US-$ (auf 7,3 US-$ im Vorjahresquartal kam mit Mrd. US-$) aus Lateinamerika West –1,3 Mrd. US-$ aus Konzernverän- mit Mexiko, +0,5 Mrd. US-$ aus derungen und mit –0,8 Mrd. US-$ Lateinamerika Süd (das allerdings aus der Währungsumrechnung. nach Inflationsanpassung und Vergleichbar setzte ABI +0,6 Mrd. Wechselkursen in ein 0,5-Mrd.US-$ gleich +4,5 % mehr um. Der US-$-Minus drehte), gut bzw. hl-Umsatz stieg +4,2 %. Freude knapp +0,3 Mrd. US-$ aus Asien/ machten beim Umsatz Lateina- Pazifik bzw. Lateinamerika Nord


und +0,2 Mrd. US-$ aus Europa/ Nahost/Afrika, während Nordamerika –0,15 Mrd. US-$ (auf 11,8 Mrd. US-$) abgab. Der Betriebsgewinn vor Einmaleffekten zeigte sich in den ersten 9 Monaten 2018 stabil bei 12,75 (12,74) Mrd. US-$. Nach einem deutlich verschlechterten Finanzergebnis und niedrigeren Ertragsteuern schloss ABI im Konzern mit 4,85 (5,745) Mrd. US-$ Neunmonatsgewinn, davon 3,91 (4,96) Mrd. US-$ zurechenbar den Leuven-Aktionären, Rest an Minderheiten. Allein das 3. Quartal 2018 stand dabei für 1,25 (2,14) Mrd. US-$ Konzerngewinn. Leuven priorisiert Mittelverwendung neu Für ihr Gesamtjahr 2018 erwartete ABI Ende Oktober insgesamt noch stärkeres Wachstum bei Umsatz und EBITDA und 4,0 bis 4,5 Mrd. US-$ Nettoinvest. Angekündigt hat Leuven eine Halbierung ihrer Dividende auf 1,80 €/Aktie für 2018 (davon 0,80 € Zwischendividende) nach 3,60 €/Aktie gezahlt für 2017. Durch diese Halbierung verblieben ABI rund 4 Mrd. US-$ Finanzmittel für andere Zwecke. Begründet hat Leuven die so veränderte Verwendung ihrer Finanzüberschüsse mit vordringlichem Wachstum im laufenden Geschäft, mit weiterem Schuldenabbau bis auf ein Verhältnis zwischen Nettoverbindlichkeiten und normalisiertem EBITDA (der Leverage) von ca. 2 (Geschäftsjahr 2017: 4,8) sowie mit unverän-

dertem Interesse an selektiven Zukäufen. Die ABI-Dividende werde in der Folge tendentiell wieder steigen, in näherer Zukunft aber nur zurückhaltend: Die Entschuldung gehe vor. Heineken-Mehrabsatz im 3. Quartal 2018 aus Lateinamerika Heineken hat ihren konsolidierten Bierabsatz im 3. Quartal 2018 auf 62,6 (60,0) Mio. hl ausweiten können. Aus dem laufenden Geschäft kamen dabei +2,8 Mio. hl gleich +4,6 %, womit Amsterdam ihren bisherigen Wachstumstrend 2018 bestätigte, und aus Konzernveränderungen –0,2 Mio. hl. Das Mengenplus stammte mit +1,6 Mio. hl auf 21,6 Mio. hl überwiegend aus Amerika (+8,1 %), das sich im Vergleich zum 1. Halbjahr deutlich verbesserte. Herausgestellt wurden dort Brasilien (auch mit „Heineken“) und Mexiko. Asien/Pazifik brachte 7,1 (6,8) Mio. hl und lag mit diesem vergleichbar deutlich gedämpften Zuwachs im Konzerndurchschnitt (+4,8 %). Gelobt wurde dort Vietnam, indes Kambodscha schwach tendierte. Gleichfalls gedämpfter im Vergleich zum 1. Halbjahr die Region Afrika/Nahost/Osteuropa, sie kam nicht zuletzt dank Südafrika voran auf 10,4 (10,2) Mio. hl (vergleichbar +3,1 %). Auch Ägypten und Äthiopien machten dort Freude und Russland verbesserte sich mittel einstellig. Nur noch mittel einstellig ab gab Kongo-Zaire, während Nigeria hoch einstellig verlor.

Und Europa brachte dank Spitzensommer +0,5 Mio. hl mehr auf 23,5 (23,0) Mio. hl (+2,2 % nach –0,1 % im 1. Halbjahr 2018). Frankreich und der Heimatmarkt sprangen zweistellig, Italien gewann hoch einstellig und Großbritannien (Basis Gesamtabsatz) mittel einstellig, indes Polen und Spanien leichter tendierten. Bei den Marken kletterte „Heineken“ +9,2 % auf 10,3 Mio. hl, wobei alle Regionen bis auf Asien/Pazifik (dort –6,4 %) mindes­ tens hoch einstellig zugewannen. Lizenzbier und sonstige Getränke standen im 3. Quartal 2018 für 8,2 (7,6) Mio. hl und Handelsgetränke für konstant 2,5 Mio. hl. Beim Getränkeabsatz kam Heineken damit auf insgesamt 73,3 (70,1) Mio. hl voran. Und der Gruppenbierabsatz, der auch Anteile an Beteiligungen und Gemeinschaf t sunternehmen wie Paulaner enthält, stieg im 3. Quartal 2018 auf 67,0 (63,5) Mio. hl. Das interne Wachstum des 3. Quartals zeigt Amsterdam auch beim Absatz der ersten 9 Monate 2018: Der Konzernbierabsatz stieg auf 175,3 (161,3) Mio. hl, von denen +7,3 Mio. hl gleich +4,5 % aus dem laufenden Geschäft kamen. Die Marke „Heineken“ kletterte +8,1 % auf 28,8 Mio. hl. Mit 22,3 (17,6) Mio. hl Lizenzbier und sonstigen Getränken sowie 6,7 (6,6) Mio. hl Handelsgetränken hat Heineken in diesem Zeitraum 204,3 (185,5) Mio. hl verkauft, davon 8,4 Mio. hl im laufenden Geschäft (+4,5 %) und das verbleibende Mehr

AB InBev: Die ersten 9 Monate 2018 und 2017 im Vergleich Getränke­absatz (Mio. hl) Regionen

Umsatz (Mio. US-$)

Normalis. EBIT (Mio. US-$)

US-$/hl Getränke

Betriebs­marge (%, Basis normal. EBIT)

9M2018

9M2017

9M2018

9M2017

9M2018

9M2017

9M2018

9M2017

9M2018

9M2017

Nordamerika

84,61

87,27

11 803

11 906

4049

4253

139

136

34,3

35,7

Lateinamerika Nord

81,35

84,49

6295

6641

2082

1990

77

79

33,1

30,0

Asien/Pazifik

85,39

83,61

6677

6077

1917

1671

78

73

28,7

27,5

Europa/Nahost/Afrika*

63,69

105,45

6190

8022

1606

1836

97

76

25,9

22,9

Lateinamerika West

85,07

81,20

7301

6660

3163

2677

86

82

43,3

40,2

Lateinamerika Süd

24,11

23,63

1803

2287

624

870

75

97

34,6

38,0

Globaler Export, Holdings

0,48

0,95

300

251

–688

–555

424,70

466,60

40 369

41 844

12 752

12 741

95

90

31,6

30,4

Gesamt

Quelle: AB InBev-Pressemitteilung zum 3. Quartal und zu 9 Monaten 2018 bzw. 2017 (Basis: geprüfter IFRS-Konzernabschluss). US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen). *Effekt von Konzernveränderungen in Europa/Nahost/Afrika: Getränkeabsatz –42,683 Mio. hl, Umsatz –2291 Mio. US-$, EBIT –281 Mio. US-$. Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

Heineken erweitert China-Engagement Am 5. November 2018 gab Heineken bekannt, man habe mit China Resources Enterprise, Ltd. (CRE) und China Resources Beer (Holdings) Co. Ltd. (CR Beer) die bindenden Verträge über eine langfristige Partnerschaft für China mit Hongkong und Macao geschlossen, zu Bedingungen entsprechend der Mitteilung von Anfang August 2018 (BF 10/2018, S. 26). Heineken kaufe 40 % an der CRH (Beer) Ltd. (CBL), die mit einer 51,67-%-Mehrheit die CR Beer kontrolliert, und von der CRE 60 % behält. Das Verhältnis zwischen Amsterdam und CRE werde über eine Aktionärsvereinbarung geregelt und Heineken erwarte, in die Boards von CBL und CR Beer einzuziehen. In die CBL investieren werde Heineken insgesamt 24,3 Mrd. HK-$ (gleich ca. 2,68 Mrd. €). Über einen Aktienverkauf werde Heineken sein China-Geschäft mit 3 Brauereien für 2,4 Mrd. HK-$ (ca. 0,26 Mrd. €) in die CR Beer einbringen. CRE kaufe im Gegenzug 5,2 Mio. eigene Aktien der Heineken N.V. gleich 0,9 % vom volumen per Saldo in Amerika (Brasil Kirin & Lagunitas). Der Gruppenbierabsatz lag in den ersten 9 Monaten 2018 bei 186,9 (172,6) Mio. hl. Gewinnplus und stabiler Ausblick Als Ergebniszahl nannte Amsterdam ihren berichteten Netto-Konzern­ überschuss (reported net profit) für die ersten 9 Monate 2018 mit 1,606 (1,486) Mrd. € nach 0,950 (0,871) Mrd. € im 1. Halbjahr 2018. Diese Gewinngröße schlägt vom Konzernüberschuss noch die Anteile von Minderheiten ab. Damit stand das 3. Quartal 2018 für 0,656 (0,615) Mrd. €. Ihre Erwartungen ans Gesamtjahr 2018 hat Heineken Ende Oktober 2018 bestätigt: Zum Halbjahr 2018 hatte Amsterdam auf vergleichbarer Basis weiter Wachstum beim Umsatz prognostiziert und stärkeres Wachstum beim Betriebsgewinn. Dabei könnte die Betriebsmarge vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen infolge von Brasilien-Mehrabsätzen mit Margen unter Konzerndurchschnitt sowie von Wechselkursbelastungen im Vergleich zum Vorjah-

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Brauerei Forum  –  Dezember 2018

Aktienkapital für 0,464 Mrd. €. Insgesamt zahle Heineken auf dieser Basis netto 1,948 Mrd. € zu den Wechselkursen vom 3. August 2018. Amsterdam lizensiere darüber hinaus die Marke „Heineken“ für China langfristig an CR Beer. Unterschrieben sei eine Rahmenvereinbarung zur möglichen Lizensierung weiterer Heineken-Premiummarken an CR Beer in China wie auch zur Nutzung des internationalen Heineken-Vertriebsnetzes für „Snow“ und andere CR Beer-Marken. Amsterdam freute sich über den raschen Vertragsschluss. Stimmen die Wettbewerbsbehörden und die weiteren Beteiligten zu, dann soll die Transaktion in 2019 abgeschlossen werden. Das Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und EBITDA vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen dürfte bei Heineken dann leicht über dem langfristigen Zielwert von maximal 2,5 herauskommen. Amsterdam werde dieses Verhältnis im Anschluss wieder auf unter 2,5 zurückführen. reswert geringfügig zurückgehen auf ca. 17,2 (nach 17,4) %. Carlsberg-Absatz im 3. Quartal 2018 weiter im Aufwind Noch besser als bei Heineken präsentierte sich der Absatz im 3. Quartal 2018 beim Carlsberg-Konzern. Der konsolidierte Bierabsatz kletterte dort auf freilich kleinerer Basis +7,5 % auf 32,9 (30,6) Mio. hl. Dabei kamen +6,8 %punkte aus dem laufenden Geschäft und +0,7 %punkte aus Zukäufen in Asien. Westeuropa sprang dank prächtigem Sommer 2018 nach schlechtem 2017 um +9,7 % auf 13,9 (12,6) Mio. hl bei leicht arrondierten Marktanteilen. Gelobt wurden dort Skandinavien, Frankreich, Polen und die baltischen Republiken. Asien legte +8,1 % zu auf 10,0 (9,3) Mio. hl, davon gut ¼ durch Konsolidierung von Cambrew („Angkor“) ab 1. August 2018, wo einiges zu tun sei. Weiter half das schwache Vorjahresquartal in Indien. Und Osteuropa tendierte +3,8 % fester auf 9,0 (8,7) Mio. hl. Dort zeigte sich die Ukraine leichter bei allerdings guter Umsatzquali-

tät. Der Absatz in Russland stieg +6 %, während der Russland-Biermarkt auch dank FIFA-WM ca. +4 % zugewonnen habe. Bei den Marken sprang „Tuborg“ konzernweit +11 % auch dank Asien, „Carlsberg“ legte +9 % zu. Das „Craft & spe­ciality“Portfolio sprang +29 %. Das Alkoholfrei-Geschäft in Westeuropa sprang +58 % und in Russland +50 %. Die Verkäufe sonstiger Getränke sprangen +15,5 % auf 5,7 (4,9) Mio. hl, wobei gut ⅕ vom Plus aus den Asien-Zukäufen kam. Der Gesamtabsatz am Elefantentor konnte im 3. Quartal 2018 so +8,6 % auf 38,6 (35,5) Mio. hl ausgeweitet werden, davon +7,6 % aus dem laufenden Geschäft. In den ersten 9 Monaten 2018 hat Carlsberg im Konzern damit 88,6 (84,6) Mio. hl Bier verkauft, wobei der Zuwachs von 4,7 % fast komplett aus dem laufenden Geschäft kam. Westeuropa drehte nach einem belastenden 1. und einem erholten 2. Quartal durch das starke 3. Quartal 2018 mit +2,4 % ins Plus auf 36,8 (35,9) Mio. hl. Ihre bisherigen Jahrestrends bestätigten Asien – im Vergleich zum Halbjahr etwas gedämpft – mit +9,4 % auf 27,8 (25,5) Mio. hl und Osteuropa – leicht verbessert – mit +3,4 % auf 24,0 (23,2) Mio. hl (Ukraine-Gesamtabsatz: +6 %). Für den russischen Biermarkt insgesamt schätzte Carlsberg den Premiumanteil auf derzeit 30–31 % und den Superpremiumanteil auf 6,5 %, wobei sich

Wir sehen, dass die Kunden am Alkoholfrei-Segment interessiert sind, und wir sehen, wie sie bei immer mehr Gelegenheiten alkoholfreies Bier trinken… Cees ‘t Hart, CEO der Carlsberg A/S, zum 3. Quartal 2018 Kopenhagen bei Premium zu stark und bei Superpremium zu schwach sah. Der Gesamtabsatz stieg um +4,9 % auf 104,2 (99,3) Mio. hl. Ergebnisprognose 2018 angehoben Netto umgesetzt hat der Konzern von IFRS-Bilanziererin Carlsberg im 3. Quartal 2018 17,59 (16,37)


Mrd. DKK. (7,46 Dänenkronen standen zum September-Ultimo für 1 €.) Von +7,4 % Mehrerlösen kamen +9,0 %punkte aus dem laufenden Geschäft (Preis/Sortimentsmix +1 %) und +0,7 %punkte aus den Zukäufen, indes die Wechselkurse in allen Regionen, vornehmlich aber in Osteuropa, belasteten und –2,3 %punkte wieder aufzehrten. Asien sprang auch dank ChinaPremiumtrend +12,6 % auf 4,24 (3,77) Mrd. DKK, davon gut ¼ aus Zukäufen. Westeuropa legte +7,7 % zu auf 10,18 (9,45) Mrd. DKK bei –2 % aus Preis/Sortimentsmix auch vom Zuwachs bei den sonstigen Getränken. Und Osteuropa erlöste 3,16 (3,14) Mrd. DKK bei +8,2 %punkten vergleichbarem Plus und –7,6 %punkten aus den Wechselkursen. Durch das starke 3. Quartal 2018 drehte der Netto-Konzernumsatz am Elefantentor in den ersten 9 Monaten 2018 wieder ins Plus, nachdem er im 1. Halbjahr durch Wechselkurse und Desinvest –0,7 % leichter schloss. Gebucht wurden +2,1 % Mehrerlös auf 48,55 (47,55) Mrd. DKK. Davon wurden +6,4 %punkte mehr im laufenden Geschäft umgesetzt, –0,2 %punkte wurden per Saldo verkauft und –4,1 %punkte drückten die Wechselkurse. Asien legte +8,9 % zu auf 12,16 Mrd. DKK, Westeuropa tendierte +0,9 % freundlicher auf 27,93 Mrd. DKK und nur Osteu­ ropa lag durch die Wechselkurse noch –2,4 % schwächer auf 8,43 Mrd. DKK. Nach diesem 3. Quartal, das auch umweltfreundliche Verpackungs-Novitäten brachte, hob Kopenhagen Ende Oktober ihre Prognose fürs Gesamtjahr 2018 an und erwartete neben solidem Umsatzplus nun einen +10 bis +11 % höheren vergleichbaren Betriebsgewinn (zuvor: hoch einstellig), einen stärkeren Wechselkursdruck auf den Betriebsgewinn von nun ca. –0,50 (zuvor: ca. –0,425) Mrd.

DKK und 4,0 bis 4,5 Mrd. DKK Invest (zuvor 4,5 Mrd. DKK). Ihre direkte Mehrheit bei der weißrussischen Alivaria Minsk hat Kopenhagen um +10,5 % auf 78 % aufgestockt. Das Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und normalisiertem EBITDA lag im Carlsberg-Konzern zum Halbjahresultimo 2018 übrigens unter 2. Carlsberg Deutschland wird ab Januar 2019 deutscher Gastronomie-Vertriebspartner für die tschechische Ikone Budweiser Budvar, für zunächst drei Jahre. Boston Beer-Absatzsprung im 3. Quartal drückt auf Erfolg Die US-Craftbier-Größe Boston Beer hat den Getränkeabsatz (shipments) im 3. Quartal 2018 (13 Wochen bis 29. September) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um +23,4 % und damit knapp ein Viertel auf 1,57 (1,27) Mio. hl ausweiten können (Basis: 1,173 hl = 1 US Beer barrel). In den ersten 26 Wochen hatte das Plus 11,4 % ausgemacht. Allerdings gab „Samuel Adams“ auch im 3. Quartal 2018 insgesamt Menge ab, wobei die Saisonbiere wieder zugewonnen hätten. Über den Erwartungen hätte „Truly Spiked & Spark­ling“ als „hartes Mineralwasser“ gelegen. (ABI führt ein „Spiked Seltzer“.) Auch „Angry Orchard Rosé“ als Cider-Spezialität habe Freude gemacht. Der Nettoumsatz von US-GAAP-Bilanziererin Boston Beer stieg mit +24,2 % leicht überproportional auf 307 (247) Mio. US-$. In den ersten 39 Wochen 2018 hat Sam so 3,90 (3,37) Mio. hl Getränke verkauft (+15,9 %) und daraus netto 770 (657) Mio. US-$ umgesetzt (+17,3 %). Der hl-Umsatz im 3. Quartal 2018 lag dabei mit 195,52 US-$ über dem Vorjahreszeitraum (194,29 US-$), aber unter

den ersten 26 Wochen 2018 (198,69 US-$). Die Endverbraucher-Absätze (depletions) seien von 8 % im 1. Quartal über 12 % im 2. auf nun 18 % im 3. Quartal gestiegen. Der Absatz- und Umsatzsprung hatte seinen Preis, auch weil Bos­ton Beer zeitweise an der Kapazitätsgrenze gearbeitet habe: Schon die direkten Umsatzkosten stiegen auch deshalb in den ersten 39 Wochen mit +19,2 % überproportional zu Menge und Umsatz. Der Vertriebsund Marketingaufwand sprang dann auf 242 (185) Mio. US-$ – im 3. Quartal 2018 startete eine „Samuel Adams“-Kampagne –, und auch der Verwaltungsaufwand auf 66 (54) Mio. US-$. Der Betriebsgewinn stellte sich für die ersten 39 Wochen 2018 auf 87 (101) Mio. US-$. Nach einer auf –16,5 (–32,9) Mio. US-$ halbierten Ertragsteuerrückstellung – auch dank des Tax Cuts and Jobs Ac t s von 2017 – stieg der 39-WochenÜberschuss auf 70,9 (68,5) Mio. US-$. Allein das 3. Quartal 2018 stand für 38 (34) Mio. US-$ Gewinnanteil. Die Bilanz von Boston Beer längte sich zum 29. September 2018 (30. Dezember 2017) auf 624 (570) Mio. US-$. Auf der Vermögensseite stiegen vornehmlich Forderungen und Vorräte, auf der Finanzierungsseite kommt Sam unverändert ohne Bankkredit aus. In Sachen hat Boston Beer in den ers­ten 39 Wochen 2018 cash 39 (23) Mio. US-$ investiert. Für ihr Gesamtjahr 2018 erwartete Boston Beer Ende Oktober 12 bis 15 % Mehrabsatz (depletions wie auch shipments), Preiserhöhungen von 1 bis 2 % und 65 bis 75 Mio. US-$ Invest. 2019 dann will Sam beim Absatz mindestens hoch einstellig wachsen, die Preise um bis zu 3 % erhöhen und 100 bis 120 Mio. US-$ investieren. S.W. Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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MARKT & MARKEN

BraufactuM Berlin

Talk & Taste – das Glas ist halbvoll Auf Einladung von BraufactuM diskutierten Anfang Dezember in Berlin Experten über Erfolgsfaktoren für nachhaltiges Wachstum im Segment Craft-Bier. In acht Jahren Craft-Bier-Entwicklung in Deutschland sei ein recht guter Start gelungen – es müsse aber noch einiges passieren, um jetzt auch in der Mitte der Gesellschaft anzukommen, so ein Fazit der Runde.

Diskutierten leidenschaftlich über Craft-Bier in Deutschland: Mikhail Ershow (Wolf’s Brewery), Dr. Marc Rauschmann (Brau­ factuM), Mareike Hasenbeck (feinerhopfen. de), Martin John (Gourmetbier-Galerie), Dr. Brenda Strohmeier (WELT), Benjamin Brouer (FIZZZ), Peter Eichhorn (Autor) und Oli Lemke (Handwerksbrauerei Lemke)

(F.) Mit der Freude am Entdecken neuer Biere und den damit verbundenen Geschmackserlebnissen hat der Craft-Bier-Markt eine gute Perspektive, sich in den kommenden Jahren als fester und relevanter Bestandteil des deutschen Biermarktes zu etablieren. Darin war sich die Talkrunde, die von der Bloggerin und Biersommelière Mareike Hasenbeck moderiert wurde, einig. Neben den beiden Journalisten Dr. Brenda Strohmaier (WELT) und Benjamin Brouer (FIZZZ) hatte BraufactuM Geschäftsführer Dr. Marc Rauschmann den Brauer Oli Lemke (Handwerksbrauerei Lemke Berlin) und die Craft-Bier-Experten Martin John (Gourmetbier-Galerie) sowie Peter Eichhorn (kulinarischer Berichterstatter und Autor) eingeladen. „Wir sehen uns als Impulsgeber der deutschen Craft-Bier-Bewegung“, so Rauschmann. „Wir sind mit dem Thema Craft-Bier hier in Deutsch-

Die zentralen Erkenntnisse der Experten zu wichtigen aktuellen Aspekten sowie Thesen zur Entwicklung des deutschen Craft-Bier-Marktes in der Zusammenfassung land in den vergangenen acht Jahren schon gut gestartet, allerdings ist es noch ein Weg, wirklich bei der Mehrheit der Konsumenten anzukommen. Mit Talk & Taste wollen wir diesen Weg begleiten, indem wir einmal jährlich Experten an einen Tisch bringen und gemeinsam kontrovers diskutieren.“ Neben Aspekten wie „Herkunft“ wurde auch zu Themen wie „Qualität“, „Orientierung im vielfältigen Craft-Bier-Markt“ sowie „Gastronomie“ leidenschaftlich gestritten

© BraufactuM / Lässig

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Brauerei Forum  –  Dezember 2018

und Thesen dazu aufgestellt. Die Ergebnisse finden sich zusammengefasst in der Illustration (s.o.). Nach Meinung von Oli Lemke müsse sich der allgemeine Tenor ein wenig ändern: „Statt Stories wie ‘Taxifahrer wird Brauer‘ brauchen wir Geschichten über die Produkte selbst. Wenn wir uns auf unsere Craft-Biere konzentrieren, geben wir auch den Leuten das nötige Knowhow um Qualität beurteilen und vor allem genießen zu können.“ Ob in Deutschland eine „Craft-BierRevolution“ notwendig sei, stellte Marc Rauschman in Frage: „Wir müssen unsere Craft-Biere weiter in den bestehenden Markt integrieren und so immer mehr Verbraucher ansprechen und dafür begeistern. Die Kunst für uns Brauer liegt darin, sowohl leichter zugängliche als auch ausgefallene Bierstile immer mit konstant hoher Qualität und Drinkability zu brauen. Wir sehen unsere Marke als verlässlicher Begleiter auf dem spannenden Weg in die Biervielfalt.“ Im Anschluss an die Diskussion präsentierte Marc Rauschmann mit Mikhail Ershow von der Moskauer Wolf’s Brewery den deutsch-russischen Collaboration Brew „Drei Kameraden“, der im Dezember bei BraufactuM Berlin & BraufactuM Dresden ausgeschenkt wird.


ehem. VLBer

Semestertreffen des VLB-Studienjahrgangs 1960–62

Ein Wiedersehen im Zeichen des Vulkans Vom 7. bis 9. September 2018 trafen sich sieben ehemalige Studienkollegen mit ihren Damen in Andernach am Rhein. Eingeladen hat Günther Dittmann, der hier seine ersten Berufsjahre verbrachte. Nach der Begrüßung ging es direkt zum Geysir-Zentrum, in dem uns erklärt wurde, was es mit dem Kaltwasser-Geysir auf sich hat. Ein kleines Boot brachte uns nach Namedy, um dort den Ausbruch des Geysirs zu erleben, der durch die vulkanische Vergangenheit der Eifel überhaupt erst möglich wurde. Das beeindruckende Schauspiel findet alle 100 Minuten statt, acht Minuten lang schießt die Fontäne bis zu 60 Meter in die Höhe. Im Anschluss trafen wir uns in einem altrheinischen Restaurant zum Essen. Nach einem unterhaltsamen und lustigen Abend bummelten wir durch die historische Altstadt

zum Hotel zurück. Am nächsten Morgen fuhren wir nach Mendig, um uns im Informationszentrum Lava-Dom auf die Welt der Vulkane einzustim­men. Vor ca. 12 000 Jahren brach der Laacher Vulkan das letzte Mal aus und hat das Land mit Glut, Asche und Lava überzogen. Was für die Bewohner einst Unglück und Not bedeutete, stellte für spätere Generationen einen wichtigen Broterwerb dar. In einer Vielzahl von Stollen und Schächten bauten die Menschen die kostbare Basaltlava als Baumaterial ab – so entstanden die sogenannten Lavakeller. Zur Besichtigung stiegen wir über 150 Stufen 32 Meter in die Tiefe hinab. Bis Ende der 1880erJahre nutzten viele Brauereien die stets gleichbleibende Temperatur von 6 bis 8 ⁰C, um dort unten ihr Bier zu lagern. Nach einer kleinen Stärkung und beeindruckt von den Lava-Kellern

fuhren wir zum Laacher See, einem Kleinod, umgeben von Wiesen und Wäldern. Am Hang liegt die imposante Romanische Basilika, in der auch heute noch Benediktinermönche ihren Glauben leben. Nach der Besichtigung und einem Spaziergang zum See fuhren wir nach Andernach zurück. Danach legten wir eine kleine Pause ein und gönnten uns einen Imbiss, um gestärkt über die sehenswerte Rhein-Promenade zurück zur Altstadt zu laufen, wo auch unser Restaurant lag. Auf dem Rückweg zum Hotel nahmen wir noch einen Abendtrunk. Damit endete ein wunderbarer Tag. Der Sonntag stand im Zeichen des Abschieds, verbunden mit der Freude über unvergessliche gemeinsa­­­m e Stunden und der Hoffnung auf ein Wiedersehen im nächs­ten Jahr. Die Organisation dafür hat unser ­Kollege Hermann Doerk übernommen. Günther Dittmann

Gruppenbild am Helmwartsturm in Andernach: ehemalige VLBer des Studienjahrgangs 1960 bis 1962 mit ihren Gattinnen Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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ehem. VLBer

Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V.

Mitgliederversammlung wählt neuen Verwaltungsrat Die ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V. fand am 15. Oktober 2018 in Berlin statt. Auf dem Programm stand in diesem Jahr die turnusmäßige Neuwahl des Verwaltungsrats. Mit Michael Jakob und Dr. Stefan Kreisz gab es zwei Neuzugänge in diesem Gremium. Mitglieder des frisch gewählten Verwaltungsrats auf der VLB-Mitgliederversammlung im Oktober in Berlin

Unter der Leitung von VLB-Präsident Ulrich Rust wurde zunächst Prof. Dr.-Ing. Ulf-Dieter Runkel und Dr.-Ing. Axel Th. Simon gedacht. Beide Persönlichkeiten, die in diesem Jahr verstorben sind, waren der VLB Berlin über Jahrzehnte verbunden. Geschäftsjahr 2017 leicht positiv Anschließend erstattete VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine Bericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2017. Die wesentlichen Entwicklungen stellen sich wie folgt dar: Der Umzug in das neue Gebäude im September prägte das Jahr 2017 Die Gesamterlöse haben mit 11,53 Mio. € gegenüber 2016 um 0,7 % zugenommen Ein erhöhter Personalaufwand führte jedoch dazu, dass der Jahres​überschuss 2017 auf 60 000 € zurückgegangen ist Im Jahresdurchschnitt waren 2017 an der VLB 152 Personen beschäftigt Erstmalig wurden alle Pensions­ verpflichtungen in die Jahresbilanz der VLB überführt Die Entwicklung hinsichtlich der Mitgliedschaften ist kons­tant. 2017 waren 321 Firmen und 35 Einzelpersonen Mitglied der VLB Berlin.

Die Mitgliederversammlung wählte mit Dr. Stefan Kreisz (l.) und Michael Jacob (r.) zwei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat

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Brauerei Forum  –  Dezember 2018

Foto: oh

Die ausführlichen Zahlen sind im VLB-Jahresbericht 2017 dokumentiert, der auf der Mitgliederversammlung ausgeteilt wurde – und auf Anfrage allen Mitgliedern zur Verfügung steht. Präsident Rust lobte die Arbeit der VLB-Geschäftsführung und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die rückläufige Entwicklung des Betriebsergebnisses merkte er allerdings kritisch an. Es gelte, die Ertragslage der VLB zu stabilisieren. Hierzu soll ein mittelfristiges Strategieprogramm entwickelt werden. Der Jahresabschluss 2017 wurde​ von der KWP Revision GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, testiert und von der Mit-

gliederversammlung einstimmig​ geneh​migt. Der Jahresüberschuss wird in die Rücklagen eingestellt. Geschäftsführung und Verwaltungsrat wurden ohne Gegenstimmen entlastet. 2018 – Jahr der Herausforderung Anschließend skizzierte Fontaine die Entwicklungen des laufenden VLB-Geschäftsjahres: Durch die Entflechtung der Gebäudenut zung ent fallen Zuschüsse der TU Berlin zur Standortbewirtschaftung und Mieterlöse in Höhe von jährlich 300 000 €. Bedingt durch offene Restleistungen und laufende juristische Verfahren ist die End​abrechnung des Neubauprojekts ein Jahr nach Bezug noch nicht abgeschlossen. Aufgrund der verzögerten Regierungsbildung kam es nach den Bundestagswahlen im September 2017 zu einer längeren Haushaltssperre und damit zu Verzögerungen bei der Auszahlung bereits bewilligter Forschungsmittel. Seit Mai läuft an der TU Berlin das Berufungsverfahren zur VLB-Stiftungsprofessur Brauwesen. Die Besetzung soll laut Berufungskommission rechtzeitig zum März 2019 erfolgen.


Bezirksgruppe Bayern & Österreich

Rhein, Kneipen und Kultur Auf Einladung von Joachim Heidrich und Brigitte Burmeester trafen sich Mitte September neun Studienteilnehmer mit ihren Frauen zum 36. Semestertreffen in Düsseldorf. Nach einem Willkommenstrunk bei den Gastgebern waren alle zum Essen „beim Italiener nebenan“ eingeladen. Zu Fuß ging es am nächsten Morgen vom Hotel Rheinterrasse Benrath in „eine der schönsten Schlossanlagen Deutschlands“ – das zumindest schreibt der Baedeker. Kurfürst​ Theodor von der Pfalz ließ es 1756 im französischen Rokokostil als Lustschloss erbauen, ohne es je bewohnt zu haben. Damit war es von Anfang an ein Museum und ein Denkmal für den französischen Baumeister. Am Nachmittag trank man sich in der Hausbrauerei „Uerige“ mit ein paar leckeren Alt warm. Dabei durfte ein Besuch in der KillepitschStube „Et Kabüffke“ natürlich nicht fehlen, wo Brigitte die Gäste mit Killepitsch, „ön äschte Düsseldorfer Spezijalität“ aus 91 Kräutern, verwöhnte. Vorbei ging es am „Düsseldorfer Urtyp Mostert“ (Senf) von A. B. Bergrath von 1716 zur Besichtigung der Alt-Brauerei „Im Füchs-

Im Oktober startete der neue Stu-

diengang Bachelor of Engineering Brauwesen an der TU Berlin mit 20 zusätzlichen Studienplätzen. TU Berlin und Charité planen derzeit aktiv die weitere Modernisierung des Standorts See­straße 13. 2018 wird für die VLB ein Jahr der Bewährung, ergänzte Fontaine. Wahl zum Verwaltungsrat Nach vier Jahren stand die Neuwahl des VLB-Verwaltungsrats auf der Tagesordnung. Neben der Mitgliederversammlung und der Geschäftsführung ist der Verwaltungsrat eines der drei Organe der VLB. Er beschließt alle grundsätzlichen, die VLB betreffenden Angelegenheiten. Er darf laut Satzung aus maximal neun Mitgliedern bestehen, von denen maximal zwei aus nichtstimmberechtigten Mitgliedsunterneh-

chen“ in die Ratinger Straße, die in der vierten Generation der Familie König gehört. Peter König wagte sich an ein untergäriges Pils und hat in 17 Jahren den Alt-Ausstoß von zehn auf 45 000 hl gebracht. „Uerige“ und „Füchschen“ sind Institutionen in der Gastronomieund Brauereilandschaft am Nieder­ rhein – bei dem Gästeandrang und Lärmpegel dürften einige Kollegen vor Neid erblassen. Der zweite Tag galt dem historischen Stadtteil Kaiserwerth am Rhein, 500 Jahre älter als Düsseldorf selbst. Hervorzuheben sind die 1193 fertiggestellte und 1702

gesprengte Kaiserpfalz. Der Dichter Prof. Friedrich Spee (geb. 1591) war ein Vorkämpfer gegen die Hexenverbrennungen und beeinflusste mit seiner Cantio Criminalis die europäische Rechtssprechung. Pastor Fliedner gründete 1828 die erste deutsche Diakonissen-Schule – heute noch Hauptarbeitgeber von Kaiserswerth mit seinen 8 000 Einwohnern. Per Schiff, das bei 71 cm Wasser unterm Kiel nur mit Mühe ablegen konnte, ging es zurück in die Altstadt. Für das nächste Jahr haben Dieter und Barbara Pelz nach Braunlage im Harz eingeladen. Udo Kynast

men kommen oder neutrale, aktiv tätige Persönlichkeiten aus Wis­ senschaft oder Verwaltung sind. Die Versammlung folgte den Wahlvorschlägen ohne Gegenstimmen. Mit Michael Jakob und Dr. Stefan Kreisz wurden zwei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt. Aufgrund seiner beruflichen Veränderung stand Dr. Dietrich Mönch für die Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Der Verwaltungsrat und die Mitgliederversammlung dankten Dr. Mönch für seine Mitwirkung in den vergangenen vier Jahren, auch für sein Engagement als Vorsitzender des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA). Damit setzt sich der Verwaltungsrat nun wie folgt zusammen: Ulrich Rust, Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG (Vorsitzender) Gerhard Theis, vormals Finanz-

geschäftsführer der Karlsberg Holding GmbH (stellvertreten­der Vorsitzender und Schatzmeister) Peter Himmelsbach, Haus Cramer Management GmbH Wolfgang Janssen, Radeberger Gruppe KG Dr. Stefan Lustig, Präsident des Deutschen Braumeister- und Malzmeister-Bundes Horst Müller, Efes Beverage Group Michael Jakob, Carlsberg Supply Chain Company AG Dr. Stefan Kreisz, Privatbrauerei Erdinger Weißbräu Werner Brombach GmbH Ulrich Rust bedankte sich im Namen des Verwaltungsrats für das Vertrauen der Mitglieder. Die nächste Mitgliederversammlung der VLB Berlin findet voraussichtlich am 14. Oktober 2019 in Berlin statt. Brauerei Forum  –  Dezember 2018

Die Alt-Brauerei „Im Füchschen“, Düsseldorf, hat eine Erweiterung der Kapazität auf 50 000 hl hinter sich, eine Meisterleistung in der dicht bewohnten Altstadt

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) e.V.

Jahresmitgliederversammlung in Luxemburg Auf Einladung der Gambrinus-Bruderschaft Luxemburg e.V. (GBL), der Conféderation des Brasseries et Brasseurs de Luxembourg a.s.b.l. und der Brasserie Nationale Bofferding S.A., Bascharage, fand Ende Oktober 2018 die 81. Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB) in Bascharage, Luxemburg, statt. Ein spannendes Programm erwartete die rund 80 Teilnehmer, die aus verschiedenen Teilen Europas angereist waren.

Besichtigung der gastgebenden Brasserie Nationale Bofferding in Bascharage

Dr. Heinrich Kreft, der deutsche Botschafter in Luxemburg, setzte mit seiner Begrüßung einen besonderen Startpunkt am Freitag. Als Dank für seine Wertschätzung der brauereihistorischen Arbeit überreichte die GGB einen Sonderdruck einer brauereiwissenschaftlichen Publikation des Politikers Gustav Ernst Stresemann. Freudig verwies Dr. Kreft auf eine bevorstehende Rede zum politischen Wirken Stresemanns in der Zeit der Weimarer Republik, bei der er die neu gewonnenen Erkenntnisse einfließen lassen werde. Im Anschluss besichtigten kleine Gruppen die Bofferding-Brauerei in Bascharage. Unter sachkundiger Führung, u. a. von Braumeister Maurice Treinen und Mathias A. Lentz, Präsident der CBBL und Sohn der Inhaberfamilie der Brauerei, bot sich beim Rundgang das Bild einer innovations- und investitionsfreudigen Familienbrauerei. Nach zahlreichen

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Rückfragen zu den Erfahrungen mit dem Würzekochsystem Merlin und dem Läutergerät Pegasus erwartete die wissensdurstigen GGB-Mitglieder im Lagerkeller ein tankfrisch gezwickeltes Bier. Maurice Treinen erläuterte die Eigenheiten des luxemburgischen Biermarkts, der der Brauerei einen deutlich zweistelligen Fassbieranteil beschert, außerdem tauchen kaum Fremdflaschen im Leergut auf. Umgeben von his­torischen Holzfässern bot sich im Museumsbereich die Gelegenheit für eine Kostprobe des hauseigenen Bierdestillats, bevor das unerwartete Zischen der historischen Dampfmaschine für Staunen sorgte. Ein bewegtes Jahr für die GGB Dr. Josef Fontaine stellte sich bei der Mitgliederversammlung erstmals als neu gewählter Vorsitzender der GGB vor. In einer Schweigeminute gedachte die Gesellschaft ihres bisherigen Vorsitzenden

Dr. Axel Th. Simon, der im Frühjahr 2018 plötzlich verstorben war. Dr. Fontaine zeichnete in einem Rückblick die Stationen des Wirkens von Dr. Simon nach und würdigte seine Verdienste als langjähriges Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens. Geschäftsführer Alexander Hofmann blickte auf ein von großen Herausforderungen geprägtes Vereinsjahr zurück. Mehrere Tausend historische Bände und Schriften der GGB-eigenen Schultze-BerndtBibliothek zogen aus dem Altgebäude in die Räumlichkeiten der AxelSimon-Bibliothek im VLB-Neubau in der Seestraße, Berlin, um. Für weitere, erhaltenswerte Dokumente, die beim Auszug aus dem bisher von der VLB genutzten Gebäudekomplex gesichert wurden, mussten geeignete Archivräume gefunden werden. Zudem erforderte die seit Mai gültige Datenschutzgrundverordnung Anpassungen am neu gestalteten Web-Auftritt (www.ggbberlin.de), veränderte rechtliche Rahmenbedingungen zwangen den Verein zu einer formellen Anpassung der bestehenden Satzung. Als krönender Abschluss des Vereinsjahres wurde die neueste Ausgabe des Jahrbuchs überreicht. Mit knapp 400 Seiten geballtem Wissen, u.a. zur Geschichte der Dampfanwendung im Sudhaus, zu 150 Jahren Dortmunder ActienBrauerei oder zum mittelalterlichen Kontrollsystem des Nürnberger Rates über die Brauer und deren Biere, entstand unter der Leitung von Dr. Hans-J. Manger ein abwechslungsreiches Nachschlagewerk der Brauhistorie, das alle Interessenten auch über die VLB (www.vlb-berlin. org/publikationen/verlag) erwerben können. Gunter Stresow stellte dem Auditorium den neuesten Band XIX seiner Erkundungen zum Brauwesen vor,


und Peter Haase, Bürgermeister der Gemeinde Mesenich, berichtete über eine außergewöhnliche Brauereiansiedlung an der Mosel. In aufwendiger Recherche wurde die Geschichte einer Mitte des 19. Jahrhunderts ortsansässigen, englischen Brauerei untersucht. Mit deftigen Speisen, leckerem Bier und intensivem, fachlichem Austausch endete der erste Abend, bevor alle Teilnehmer mit Oldtimerbussen in ihre Hotels im Umland und in die Stadt Luxemburg fuhren. Rahmenprogramm An einem kühlen und sonnigen Samstagmorgen erwartete die GGB-Mitglieder vor den Toren Luxemburgs zunächst ein Parallelprogramm. Während eine Gruppe am Schloss des Großherzogs vorbei die Reise in die Ardennen bis zum Schloss Wiltz antrat, startete ein zweiter Oldtimerbus zu einer mehrstündigen Stadtrundfahrt durch die Europastadt Luxemburg. Beide Exkursionen wurden von Mitgliedern der einladenden luxemburgischen Verbände moderiert. In Schloss Wiltz, dem Sitz des Nationalen Museums der Braukunst, warteten einige Überraschungen auf die Besucher. Schon beim Betreten des Eingangsbereichs zeugte malziger Duft von dem eigens für die GGB abgehaltenen Brautag im Technikum des Museums. Als besondere Ehrung weihte Claude Lorang, Mitglied der Gambrinus-Bruderschaft Luxemburg, die neue Hopfenvitrine in der Ausstellung ein, die Dr. Axel Th. Simon, in Erinnerung an die freundschaftliche Verbundenheit und sein Wirken bei der GGB, gewidmet ist. Zahlreiche brauhis­ torische Kostbarkeiten, auch aus Nachbarländern, sind dort zusammengetragen. Der Besucher erlebt die Tradition eines besonderen Handwerksberufs mit all seinen Facetten – von den Rohstoffen über historische Werbemittel bis hin zu Schankgefäßen. Mit dem „Gamberlinator“ wurde von den Mitgliedern der Gambrinus-Bruderschaft extra für die GGB-Mitgliederversammlung ein „Doppelsticke Alt“ (Altbierbock) eingebraut. Der außergewöhnliche Name ist eine Verschmelzung aus Gambrinus und Berlin, dem Vereinssitz der GGB. Fabien Claude, der Braumeister der Museumsbrauerei, berichtete über die Besonderheiten und Details

Die Ansprechpartner der GGB aus Geschäftsstelle, Vorstand und Kassenprüfung des Rezepts. Unter großem Applaus überreichte er jedem Teilnehmer eine Flasche mit dem liebevoll gestalteten Etikett. Zum krönenden Abschluss des Rundgangs wurde in der Gambrinus-Sammlung das erst kürzlich am Markt eingeführte Roggenbier der Brauerei Simon, Wiltz, zur Verkostung gereicht – stilecht an einem mit Holzornamenten verzierten his­torischen Schanktresen. Craft-Bier und Tradition Zum gemeinsamen Mittagessen traf die GGB in der Letzebuerger Stad Brauerei (Clausel) ein. Im Stadtteil Clausen erwartete die Gäste ein mehrgängiges Biermenü mit anschließendem Rundgang durch die Brauerei, die, eingebettet in das heutige Erlebnisviertel der ehemaligen Mousel-Brauerei, deren historisches Ambiente bewahrt und seit 2007 mit frischem Wind zu neuem Leben erweckt. Unter der Premiummarke Mansfeld werden in der hauseigenen Destillerie inzwischen auch Wodka und Gin hergestellt. Als Nachfahre der früheren Inhaberfamilie Mousel lenkt heute Edmond Libens die Geschicke des Unternehmens. In der „ersten Craft-Bier-Bar Luxemburgs“, dem Craft Corner im Stadtteil Bonnevoie, erwartete die GGBMitglieder am späten Nachmittag eine Vielfalt außergewöhnlicher Bierkreationen. Mikrobrauer Eric Thibor und sein Geschäftspartner Olivier Schaul bieten dort im Wechsel acht verschiedene Biere vom Fass an. Zahlreiche weitere

Flaschenbiere ergänzen das eigene Sortiment. Die Firma Speidel startete das Brauprojekt mit einer 50-l-Anlage. Für alle noch Luxemburg-Hungrigen hielt der Samstagabend eine besondere Überraschung bereit. Im Gambrinus-Keller war der Charme der Luxemburger Unterwelt zu spüren. Bei landestypischem „Pain surprise“ und frisch gezapftem Bier aus unverkäuflichen Testsuden der Clausel-Brauerei endete ein von Eindrücken gespicktes Wochenendprogramm. Einige Vereinsmitglieder nutzten bei der Rückreise am Sonntag die Gelegenheit einer brauhis­torischen Führung durch die Trierer Stadtgeschichte im Stadtmuseum Simeonstift Trier. Der anschließende Besuch der noch vergleichsweise jungen Trierer Petrusbräu bot einen erfrischenden Kontrast. Mit etwas Wehmut nahm die GGB Abschied und freut sich bereits auf ein Wiedersehen im Kreise ihrer Mitglieder, das am 4. Oktober 2019 in Einbeck stattfinden wird. Alexander Hofmann

Fabien Claude, Braumeister der Museumsbrauerei, und Claude Lorang, Vorsitzender der GambrinusBruderschaft Luxemburg, präsentieren den „Gamberlinator“

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

DBMB Landesgruppe Sachsen

Kremserfahrt zur ISS – ein vogtländischer Familientag der Ausstellung. Viele Geschenke aus zurückliegenden Missionen vermitteln einen anschaulichen Eindruck vom Leben auf engstem Raum. Ein Höhepunkt war der erlebbare Flug zur Internationalen Raumstation im Kinobereich. Als Vorgeschmack der bevorstehenden Live-Schaltung zu Alexander Gerst (aktueller Kommandant der ISS) konnten die Landesgruppenmitglieder über eine große LEDBildwand Impressionen aus seinem Trainingsprogramm erleben.

Foto: DBMB LG Sachsen

Start im Gutshof der Wernesgrüner Brauerei

Was hat die Internationale Raumstation, kurz ISS (International Space Station), mit dem Vogtland zu tun? Und wie lässt sich ein Ausflug dorthin mit einer Kutschfahrt kombinieren? Die Antworten lieferte der 3. Familientag der Landesgruppe Sachsen des Deutschen Braumeister- und Malzmeisterbunds im August 2018. Mit rund 80 Teilnehmern war das Interesse derart groß, dass am Gutshof der Wernesgrüner Brauerei gleich fünf Gespanne zur Abfahrt bereitstanden. So ging es am Vormittag zunächst steil bergan auf gut 700 m Höhe, wo sich der erste Ausblick ins Vogtland bot. Die Pferde aus den Brauerei-eigenen Stallungen meis­terten die Anstrengung souverän. Begleitet von Gesangseinlagen ging es durchs malerische

Zinsbachtal, vorbei an idyllischen Waldseen, in die Frischhütte nach Morgenröthe-Rautenkranz, wo ein reichhaltiges Buffet und Wernesgrüner Biere die Landesgruppenmitglieder erwarteten. Galaktische Impressionen Ganz in Vorbereitung auf das 40-jährige Jubiläum des 1. deutschen Weltraumflugs präsentierte sich die Deutsche Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz, dem Geburtsort von Sigmund Jähn, der am 26. August 1978 mit 41 Jahren Pionier der deutschen Raumfahrtgeschichte wurde. Seit 1992 wird die touristische Attraktion durch einen Verein getragen, der inzwischen gut 250 Mitglieder zählt. Schon im Eingangsbereich belegen Tafeln mit den Unterschriften unzähliger Raumfahrer die Bedeutung

Eisenbahnromantik im Muldental Als Kontrastprogramm zu den Beschleunigungen beim Raketenstart fuhr der Wernesgrüner Schienenexpress die Teilnehmer des Familientags bei Sonnenschein mit 4 offenen Planenwagen auf der regelspurigen Nebenstrecke durchs landschaftlich reizvolle Muldental zum restaurierten Bahnhofsgebäude Schönheide Süd. Zum Abschluss eines wunderschönen Tages ging es mit dem Bus nach Wernesgrün und zum Steinberg, der mit 659 m höchsten Erhebung im östlichen Vogtland. Die am Gipfel gelegene Berggaststätte erwartete die Gäs­ te bei herrlichem Biergartenwetter. So fand die Stippvisite im Naturpark Erzgebirge/Vogtland mit gut gestärk­ten Teilnehmern und begeisterten Kindern in der Abendsonne ihren Ausklang. Die Landesgruppe bedankte sich für die Organisation und das Sponsoring bei der Wernesgrüner Brauerei, vertreten durch Dr. Marc Kusche und Michael Runge, sowie bei Alexander Hofmann. Alexander Hofmann

DBMB Landesgruppe Berlin-Brandenburg

Einladung zur Mitgliederversammlung Die Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Deutschen Braumeister- und Malzmeisterbunds findet am Freitag, dem 18. Januar 2019, um 17 Uhr, in der Berliner-Kindl-SchultheissBrauerei, Indira-Gandhi-Str. 66–69, 13053 Berlin, statt. Die Tagesordnung lautet: 1. Begrüßung 2. Jahresbericht 3. Bericht des Schatzmeisters 4. Bericht der Kassenprüfer

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Brauerei Forum  –  Dezember 2018

5. Entlastung des Vorstandes 6. Verschiedenes Für eine ordnungsgemäße Vorbereitung des TreffensFoto: benötigt der Jürgen Richter

Schriftführer Jürgen Richter bis spätestens 8. Januar 2019 eine Zu- oder Absage bezüglich der Teilnahme. j.richter@frankfurter-brauhaus.de


IMPRESSUM Berliner Brauerzunft e.V.

Brauerei Forum

Erste ordentliche Morgensprache im Brauerjahr 2018/2019

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin

Am 6. Dezember fand im Zunfthaus an der Seestraße 13 in Berlin-Wedding die 1. ordentliche Morgensprache (Mitgliederversammlung) der Berliner Brauerzunft e.V. statt. (oh) Die Versammlung wurde geleitet vom 1. Obermeister (Vorstand) der Zunft, Burghard Meyer. Neben den üblichen Vereinsregularien wurde u.a. über die finanzielle Situation diskutiert. Wie bei anderen Vereinen auch, stellen säumige Beitragszahler ein Problem dar. Dem gegenüber stehen relativ hohe jährliche Ausgaben für die zum Betrieb des Zunfthauses erforderlichen Versicherungen. Dieses Problem soll im laufenden Brauerjahr angegangen werden. Außerdem stand die Neuwahl des Vereinsvorstands an. Die Mitgliederversammlung bestätigte den bisherigen Vorstand ohne Gegenstimmen, der sich wie folgt zusammensetzt: Burghard Meyer, 1. Obermeister Christopher Bergthold, 2. Obermeister Max Panglisch, 3. Obermeister Als Thekenwart für das Zunfthaus wurde Falk Schnabel gewählt. Stellvertreter für Max Panglisch, der Berlin voraussichtlich im Sommer

Foto: oh

2019 verlassen wird, wurde Felix Zirnsack. Gesprochen wurde auch über eine mögliche Fusion der Berliner Brauerzunft mit der Vereinigung ehem. VLBer. Im kommenden Jahr soll ein Satzungsvorschlag ausgearbeitet werden, der die Realisierung dieses bereits seit längerem diskutierten Vorhabens vorwärts bringt. Unter dem Punkt „Verschiedenes“ wurden u.a. folgende Themen besprochen: Brauerzunft-Sude: Diese waren durch den Umzug der VLB-Studienbrauerei 2018 nicht möglich. Mit der bevorstehenden Inbetriebnahme der 2,5-hl-Steinecker-Brauerei im „Wilfried-Rinke-Brauereitechnikum“ der VLB soll diese Aktion 2019 wieder aufgenommen werden. Unterstützung der Brauerei-Studenten: Der bevorstehende Ruhestand von Prof. Meth­ ner im März 2019 und die bislang noch unklare Nachfolgeregelung sorgt nach Darstellung verschiedener Mitglieder für Unsicherheit aufseiten der Studierenden des Brauwesens an der TUB. Die Brauerzunft will anbieten, in dieser Übergangsphase konstruktiv zu helfen. Berliner-Weiße-Gipfel 2019: Franz Pozelt, Vorsitzender des Vereins Berliner-WeißeKultur e.V., bot der Berliner Brauerzunft und der VLB eine Zusammenarbeit beim nächsten „Berliner-Weiße-Gipfel“ an, der für Ende Mai geplant ist. Dies wurde allgemein befürwortet. Details sollen in Kürze ausgelotet werden.

www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr), rahl@vlb-berlin.org Eva Wiesgrill (ew) e.wiesgrill@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Autoren in dieser Ausgabe Ro­bert Pawel­c zak, Stefan Wirth, Kurt Marshall Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de

Die ordentliche Morgensprache endete nach einer guten Stunde, die Diskussionen wurden anschließend beim Bier im Zunfthaus fortgesetzt.

Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 12/18 20.12.2018

Die Vorstandsmitglieder der Berliner Brauerzunft e.V.: Falk Schnabel, Thekenwart im Zunfthaus, Christopher Bergthold, 2. Obermeister, Burghard Meyer, 1. Obermeister, Max Panglisch, 3. Obermeister, und dessen Stellvertreter, Felix Zirnsack (v.l.)

Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 19 Fachfragen 1. a) Wasser / 2. d) Peressigsäure und Wasserstoffperoxid / 3. d) Die absolute Abwesenheit von Mikroorganismen und Sporen / 4. e) Mikrobiologische Kontaminationen abführen / 5. b) Premix-Anlage / 6. c) Pasteurisation mittels Tunnelpasteur / 7. a) Wenn der Sauerstoffgehalt des Bieres hoch ist / 8. d) Hohe Produktsicherheit Fachrechnen Formel zur Berechnung von Pasteureinheiten: PE [Pasteureinheiten] = t [Heißhaltezeit in Minuten] • 1,393 (ϑ[Temperat des Mediums]–60⁰) ⇒ 25 ⁄ 0,5 = 1,393(ϑ–60⁰) ⇒ 50 = 1,393(ϑ–60⁰) ⇒ ϑ = log50 ⁄ log1,393 + 60 ⁰C = 1,69897 ⁄ 0,14395 + 60 ⁰C = 71,8 ⁰C = 72 ⁰C

Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­­v ielfältigung oder Weiterverarbei­ tung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Haftung.

Brauerei Forum  –  Dezember 2018

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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 1. Februar 2019

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine  7. Januar bis 28. Juni 2019 Certified Brewmaster Course, Berlin

 14./15. Oktober 2019 106. VLB-Oktobertagung, Berlin

 18. bis 20. Februar 2019 Seminar „Modern Brewing Technologies“ Moskau, Russland

 11. November 2019 7. European MicroBrew Symposium, Nürnberg

 11. bis 13. März 2019 106. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, Europa-Park Rust

Weitere Termine

 25. bis 27. März 2019 22. VLB-Logistikfachkongress, Gladbeck

 18. Januar 2019 DBMB-Landesgruppe Berlin-Brandenburg, Mitgliederversammlung

 6. bis 17. Mai 2019 Destillateur-Aufbaukurs, Berlin

 19. bis 21. Februar 2019 Beviale Moscow 2019, Moskau, Russland

 10. Mai 2019 25. Dresdner Brauertag

 27./28. März 2019 Craft Beer Italy 2019, Mailand, Italien

 20. bis 27. Mai 2019 Workshop „Micro Malting in Practice“, Berlin  21. bis 23. Mai 2019 Africa Brewing Conference, Addis Abeba, Äthiopien  27./28. Mai 2019 „Sauer macht lustig“ – Symposium fermentierte alkoholfreie Getränke, Berlin  9. bis 11. Juni 2019 Brewing Conference Bangkok, Thailand

 8. bis 11. April 2019 Craft Brewers Conference/BrewExpo America, Denver, Co, USA  15. bis 17. Mai 2019 Craft Beer China Conference & Exhibition, Shanghai, China  28. bis 30. Mai 2019 Brasil Brau, São Paulo, Brasilien

 September 2019 10. Iberoamerikanisches VLB-Symposium

 2. bis 6. Juni 2019 37. EBC-Kongress / Brewers of Europe Forum, Antwerpen, Belgien

 16. bis 27. September 2019 Seminar „Craft Brewing in Practice“, Berlin

 12. bis 14. November 2019 BrauBeviale, Nürnberg

redaktion@brauerei-forum.de


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