Brauerei Forum 12/2014

Page 1

Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

Ausgabe 12 | 17. Dezember 2014 | 29. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

In dieser Ausgabe:

 BrauBeviale 2014

– Mit viel Schwung in das neue Triple

 Bericht 101. VLB-Oktobertagung  Brau-Börsen-Bilanz  Nachrichten ehem. VLBer

www.brauerei-forum.de

IfGB aktuell – Informationen für Brennereien und Spirituosen-Hersteller


Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue Jahr!

Ihre Redaktion Brauerei Forum:

Olaf Hendel

Dieter Prokein

Labor-Equipment aus einer Hand!

VLB-LaboTech GmbH Labor-Equipment für die Analyse von Rohstoffen, Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für  die Brau- und Malzindustrie  die Spirituosenindustrie  Hersteller von alkoholfreien Erfrischungsgetränken  Brennereien

www.vlb-berlin.org/labotech VLB-LaboTech GmbH – Seestraße 13 – 13353 Berlin Tel. (030) 450 80-220 – Fax (030) 453 55 17 – labotech@vlb-berlin.org

Juliane Rahl

Wiebke Künnemann


Inhalt

 Menschen & Unternehmen 4

5

Verband der Brauereien des Saarlandes: Christian Weber zum 1. Vorsitzenden gewählt / The Brewers of Europe: Demetrio Carceller als Präsident wiedergewählt / Deutscher Mälzerbund: Andreas Hiby-Durst ist neuer Präsident / Warsteiner: Martin Hötzel verstärkt die Geschäftsführung Sächsischer Brauerbund: Neue Geschäftsführerin löst Reinhard Zwanzig ab / Brauerei zur Malzmühle: „Hotel zur Malzmühle“ eröffnet im Januar 2015 / Weyermann Malz: Große Feier zum 135-jährigen Firmenjubiläum

 Technik & Technologie 6 8 9 10 13 14 15 16 17 18 19

BrauBeviale 2014: Brauexperten aus aller Welt trafen sich am VLB-Stand Bericht 7. „Beer and Health Symposium“: Freispruch für Bier – Keine Schuld am „Bierbauch“ VLB aktuell: Bericht 3. European Microbrew Symposium in Nürnberg Bericht VLB-Oktobertagung: Hefeforschung und nachhaltiges Wirtschaften VLB aktuell: Jana H. Gierds mit Preis für bestes Poster ausgezeichnet DBB/WiFö der deutschen Brauwirtschaft: Henrich-Funke-Pschorr-Preis 2015 ausgeschrieben / Krones: Zwei Läuterbottiche für den Paulaner-Neubau in München Brauer-Schule: Fachfragen für Auszubildende – Maischefehler Aktuelle nicht invasive Messverfahren für den CO2-Gehalt von Getränken MEBAK: Treffen in Prag VLB aktuell: Auffrischungs-Kurs zur Brauereitechnologie Technical Research Centre of Finland: Braurezept von 170 Jahre altem Bier rekonstruiert

 IfGB aktuell 20 23 24 25

12. IfGB-Forum in Leipzig diskutierte Aromen-VO und andere Herausforderungen DLG: Bundesehrenpreis 2014 Spirituosen / VLB Berlin gratuliert ihren Mitgliedern zum Bundesehrenpreis / DLG: Qualitätsprüfung für Spirituosen 2015 IfGB, IHK und Vereinigung der Destillateurmeister feiern acht Destillateurmeister 40 Jahre BSI / IfGB: Destillateur-Aufbaukurs – Anmeldung gut gestartet / VLB/IfGB: Freude über drei neue DLG-zertifizierte Spirituosenverkoster

6 Viel zu tun hatten die Mitarbeiter der VLB Berlin an ihrem Stand auf der BrauBeviale 2014 in Nürnberg vom 11. bis 13. November. Zahlreiche Gute Gespräche ließen die drei Messetage im Fluge verstreichen

16 Um die Qualität von Getränken mit CO2 zu bestimmen, ist dessen Messung unverzichtbar. Zur Auswahl stehen verschiedene Methoden, darunter auch nicht invasive, die einige Vorteile bieten

 Betriebswirtschaft 26 30 33 34

Bericht 17. VLB-Forum: Getränkeindustrie und -handel fit für die Zukunft: Neue Aspekte er Ladungssicherung, fahrerlose Transportsysteme und elektronische Rechnungen d Brau-Börsen-Bilanz international: Biermärkte der Nordhalbkugel unter Druck Brau-Börsen-Bilanz national: Einbecker Brauhaus AG zufrieden mit 1. Halbjahr 2014 DBB/VLB: Neuer Leitfaden „Ladungssicherung von Getränketransporten“ veröffentlicht

 Markt & Marken 35

Spiegelau/Bell´s Brewery: American Wheat Beer neu in Szene gesetzt / Hanseatische Brauerei Rostock: Zwickel naturtrüb ab Januar 2015 im regionalen Handel / Brinkhoffs No.1: Etiketten neu gestaltet

 ehem. VLBer 36 37 38 39 40 41

20 Der erste Tag des 12. IfGB-Forums Spirituosen und Brennerei Anfang Oktober in Leipzig diskutierte das Thema Aromen. Mehr als 120 Entscheider der Spirituosenbranche informierten sich zudem über aktuelle Entwicklungen der Branche

VLB-Mitgliederversammlung 2014: Neuer Verwaltungsrat und positiver Ausblick Mitgliederversammlung ernennt Dr. Axel Th. Simon zum Ehrenpräsidenten der VLB Berlin / Gunther Schumann 80 Studienjahr 1965–67: Natur, Kultur, Architektur / Studienjahr 1960–62: 33. Semestertreffen in Hannover Jahrestreffen 2013 der ehem. VLBer Landesgruppe NRW Bezirksgruppe Sachsen in Prag Duisburg begeistert mit Schifffahrtsmuseum und König Brauerei / Harald Beer gestorben

38

 Sonstiges 42 43 44

Impressum / Lösungen Brauer-Schule / DBMB Berlin-Brandenburg: Mitgliederversammlung in der Firma Wild DBMB Berlin-Brandenburg: Mitgliederversammlung an der VLB Berlin Veranstaltungskalender Titelbild: Im Barking Deer Brewpub & Restaurant in Mumbai, Indien Foto: Jan Biering, VLB

Auch in diesem Jahr haben die ehem. VLBer viel erlebt bei ihren Treffen an interessanten Orten. Obwohl die gemeinsame Studienzeit oft schon einige Jahrzehnte zurückliegt, ist die Freude immer groß, sich wiederzusehen

Brauerei Forum  – Dezember 2014

33


Menschen & Unternehmen  Personalien

The Brewers of Europe

Verband der Brauereien des Saarlandes

Christian Weber zum 1. Vorsitzenden gewählt Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber, ist im September 2014 für zwei Jahre zum 1. Vorsitzenden des Verbandes der Brauereien des Saarlandes gewählt worden.

Christian Weber

(F.) „Es ist mir eine Freude, mich für die Interessen der saarländischen Brauwirtschaft einzusetzen“, sagt Christian Weber. Neben Christian Weber sind Thomas Bruch (Brauerei G.A. Bruch)

und Alexander Kleber (Großwald Brauerei) zu weiteren Mitgliedern des Vorstandes gewählt. Der Verband der Brauereien des Saarlandes wurde 1980 ins Leben gerufen und vertritt die gemeinsamen Interessen der saarländischen Brauwirtschaft. Zu seinen Aufgaben gehört es, die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Interessen der saarländischen Brauwirtschaft gegenüber allen Stellen wahrzunehmen und zu fördern.

Demetrio Carceller

Deutscher Mälzerbund

Andreas Hiby-Durst ist neuer Präsident In der Mitgliederversammlung vom November 2014 wurde Andreas Hiby-Durst (Durst Malz) zum Präsidenten des Deutschen Mälzerbundes gewählt. (F.) Er folgt Martin Göhler (Bestmalz), der sein Amt zum 26.11.2014 niedergelegt hatte. Als weiterer Vizepräsident wurde Jörg Gewalt (Steinbach-Malz) als neues Mitglied

in das Präsidium nachgewählt, zu dem unverändert die beiden Vizepräsidenten Dr. Dietrich Mönch (GlobalMalt) und Stefan Soinè (Ireks) gehören. Der Deutsche Mälzerbund dankt Martin Göhler, der über 12 Jahre den Deutschen Mälzerbund als Präsident führte, für seine außerordentlich engagierte und erfolgreiche Arbeit.

Warsteiner

Martin Hötzel verstärkt die Geschäftsführung Martin Hötzel, 48, übernimmt als neuer Geschäftsführer zum 1. Januar 2015 die Gesamtverantwortung für Vertrieb & Marketing des sauerländischen Familienunternehmens. (F.) Hötzel arbeitet seit dem 1. Januar 2014 für Warsteiner zunächst als Geschäftsleitung Sales & Marketing bei Warsteiner International. Künftig soll Hötzel als neuer Geschäftsführer für Vertrieb & Marketing die im vergangenen Jahr entwickelte Wachstumsstrategie umsetzen und die vorhandenen Wachstumspotenziale für die Marke Warsteiner nutzen. Geschäftsführung als 3er-Team Mit Martin Hötzel für den Bereich Vertrieb & Marketing besteht die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe unter Brauereiinhaberin

4

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Demetrio Carceller als Präsident wiedergewählt

Martin Hötzel Catharina Cramer nunmehr aus drei Managern: Finanzen & Controlling verantwortet weiterhin Stephan Fahrig, die Geschäftsführung Technik liegt bei Peter Himmelsbach.

Anfang Dezember 2014 hat die Mitgliederversammlung der Brewers of Europe Demetrio Carceller einstimmig als Präsidenten bestätigt. Damit hat der Spanier, der diesen Posten im November 2012 übernommen hat, das Mandat für eine zweite Amtszeit erhalten. (F.) Demetrio Carceller wird somit weiter die europäische Organisation vertreten, die 29 nationale Brauerorganisationen innerhalb Europas repräsentiert. In der EU gibt es mehr als 5500 Brauereien, die im Jahr 2013 383 Mio. hl Bier gebraut haben. In Spanien, der viertgrößte Biermarkt Europas, repräsentiert das dortige Bier 1,4 % des Brutto­inlandprodukts. Als Präsident der Brewers of Europe wird Carceller seine bisherige Arbeit fortsetzen, den Beitrag von Bier auf die Gesellschaft, Kultur und Ökonomie in Europa deutlich zu machen. Durch Bier als Wirtschaftsfaktor entstehen mehr als 2 Mio. direkte und indirekte Arbeitsplätze in Europa entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei zieht ein Arbeitsplatz im Biersektor jeweils einen in der Landwirtschaft, in der Verpackungsindustrie und Logis­tik, im Marketing, in anderen Bereichen und im Einzelhandel sowie elf in Bars, Kneipen und Restaurants nach sich. Die Brauereien selbst beschäftigen in Europa mehr als 125 000 Menschen.


Menschen & Unternehmen

Sächsischer Brauerbund

Neue Geschäftsführerin löst Reinhard Zwanzig ab Am 1. Januar 2015 beginnt Barbara Sarx-Lohse mit ihrer Arbeit als neue Geschäftsführerin des Sächsischen Brauerbundes. (F.) Die 40-Jährige, die Jura in Leipzig studiert und Erfahrungen in Brüssel gesammelt hat, kommt aus der Malzbranche. Sie löst Reinhard Zwanzig ab, den bisherigen Geschäftsführer des Sächsischen Brauerbundes. Er hat der Organisation fast zwanzig Jahre vorgestanden. In die-

ser Zeit hat sich Sachsen nach Bayern und Nordrhein-Westfalen zum Bierland Nr. 3 in Deutschland entwickelt. Im Sächsischen Brauerbund sind aktuell mehr als 90 % der sächsischen Bierherstellung beheimatet. Die Vertreter der Mitgliedsbrauereien sagen Danke und wünschen Zwanzig einen gesunden Ruhestand. Jahres-Bierbilanz 2014 Nach Einschätzung von Steffen Dittmar, Präsident des Sächsischen Brau-

erbundes, wird 2014 die sächsische Bier-Schallgrenze von 8 Mio. hl wieder geknackt werden. Für die 57 Braustätten in Sachsen sei das hohe Niveau in Menge und Qualität eine lange Tradition. Die Messlatte lag bereits bis 1989 bei mehr als 8 Mio. hl, als Anfang der 1990er-Jahre der Bierabsatz auf 3,6 Mio. hl abfiel. Mit der Rückbesinnung der Verbraucher auf den regionalen Geschmack kletterte der Bierabsatz bis 1999 wieder auf über 8 Mio. hl. Mit der Ausnahme von 2013 (7,9 Mio. hl) steht die acht seit 15 Jahren kontinuierlich vor dem Komma der Zahl des sächsischen Bierabsatzes. Jeder Sachse trinkt damit, statistisch gesehen, 135 l Bier pro Jahr.

Barbara Sarx-Lohse

 Nachrichten Brauerei zur Malzmühle Weyermann® Malz

Große Feier zum 135-jährigen Firmenjubiläum 1879 begann Firmengründer Johann Baptist Weyermann mit dem Rösten von Gerste unter einer provisorischen Zeltplane auf dem Bamberger Laurenziplatz. (F.) Damals erwartete niemand die Erfolgsgeschichte von Weyermann Malz zum heutigen Weltmarktführer in Sachen Spezialmalze. Dank der Innovationskraft der Familie Weyermann ist es besonders der heutigen Geschäftsleitung Sabine Weyermann und Thomas Kraus-Weyermann (4. Generation) gelungen, aus der Bamberger Spezialmalzmanufaktur ein stetig wachsendes Unternehmen zu machen. Das 135-jährige Firmenjubiläum wurde groß gefeiert. Bei der legendären „Bavarian Party“, dem Weyermann Messeausklang nach der Brau Beviale in Nürnberg,

haben 500 Weyermann Kunden, Partner und Freunde aus 50 Nationen mit zehn verschiedenen Weyermann Bierkreationen aus der Weyermann Braumanufaktur auf die Geschichte und die Zukunft des Unternehmens angestoßen. Dabei versicherten Sabine Weyermann und Thomas Kraus-Weyermann, dass ihre vielen Kunden auch künftig auf „ihre“ Spezialmalzmanufaktur setzen können. Und selbst bei dem jährlichen Fest, dessen Programm von Ochs am Spieß, Alphornbläsern, Brotbacken über Schuhplattler, Pizzabäcker und Kutschfahrten und vieles mehr reichte, zeigte sich Weyermann Malz innovativ: Jeder Interessierte konnte sich mit seinem Smartphone an 18 Tafeln mit QR-Code auf dem Weyermann Gelände orientieren und auf eine virtuelle Tour mit Texten und Bildern begeben.

„Hotel zur Malzmühle“ eröffnet im Januar 2015 Der gesamte Gebäudekomplex am Kölner Heumarkt wurde in den vergangenen 13 Monaten um- und ausgebaut. (F.) Die Brauerei wurde in diesem Zeitraum neben dem Brauhaus, welches nun über gut 120 zusätzliche Sitzplätze auf einer neuen Etage verfügt, um ein Hotel, einen neuen Gastronomiebereich für 150 Gäste und die MühlenBar erweitert. Das „Hotel zur Malzmühle“ bildet den letzten Bauabschnitt und wird im Januar 2015 fertiggestellt. Es bietet alle Annehmlichkeiten eines modernen Hotels, kombiniert mit dem Charme einer der ältesten Kölner Familienbrauereien. Das Hotel liegt direkt am Heumarkt, nur wenige Gehminuten vom Kölner Dom entfernt. Die 37 Hotelzimmer befinden sich in den oberen Geschossen direkt über der Braustätte und dem Brauhaus. Zur Heumarktseite haben alle Zimmer einen unverbauten Ausblick auf Groß St. Martin und den Kölner Dom. Als besonderes Extra erwartet die Gäste ein traditioneller Biersiphon mit hausgebrautem Mühlen Kölsch auf dem Zimmer. www.muehlenkoelsch.de

Sabine Weyermann und Thomas KrausWeyermann freuen sich über zwei rotgelbe Sessel als Geschenk zum Jubiläum Brauerei Forum  – Dezember 2014

5


Technik & Technologie

Brauexperten aus aller Welt trafen sich am VLB-Stand Nachdem die BrauBeviale vergangenes Jahr pausiert hatte, gab es im November 2014 einen imposanten Auftakt mit überarbeitetem Konzept. Die Atmosphäre am VLB-Stand war an allen drei Messetagen hervorragend und bestimmt durch viele Gäste aus der nationalen und internationalen Braubranche.

1

(jr) Als am 10. November 2014 um 9 Uhr die Tore der Messe Nürnberg geöffnet wurden, dauerte es nicht lange, bis die Besucher auch den Stand der VLB in Halle 6 füllten. Er diente für viele Brauexperten als Anlaufpunkt, um sich mit Kommilitonen, Dozenten, Kunden oder Kollegen aus der Branche zu treffen. Nicht nur bestehende Kontakte wurden gepflegt, sondern auch unzählige neue geknüpft. Bei einem frisch gezapften Berliner Pilsner oder einer Rixdorfer Fassbrause gab es viel zu berichten und zu plaudern. Die Abteilungsleiter und Mitarbeiter der verschiedenen VLB-Forschungsinstitute hatten an allen Tagen z.T. ein straffes Programm in der Besprechungsecke des Standes. Hier wurden mit Kunden und Partnern aus der ganzen Welt neue Projekte geplant und Verträge abgeschlossen. Reges Interesse am Aus­bil­dung­s­angebot Doch auch für alle Fragen und Anliegen die Branche betreffend – vom Dienstleitungs- und Weiterbildungsangebot bis hin zu aktuellen Forschungsergebnissen – standen die Experten von der VLB zur Verfügung. Mit der anhaltenden CraftbierWelle strömten viele Hausbrauer an

den Stand der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei, um sich genauer über das Ausbildungsprogramm zu informieren oder einen Blick in die von der VLB herausgegebene Fachliteratur zu werfen. Ebenso war der VLB-Stand wieder ein beliebter Treffpunkt für Mitarbeiter von Brunnenbetrieben und AfG-Abfüllern sowie für Brenner und Spirituosenhersteller. Podiumsdiskussion zu „Bierkultur“ Burghard Hagen Meyer vom VLBForschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) moderierte am zweiten Messetag im Forum der BrauBeviale eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bierkultur“ mit vorangestellten Präsentationen. Die Runde der internationalen Referenten bestand aus Charlie Papazian von der USamerikanischen Brewers Association, John Brauer von der European Brewery Convention und Dr. Marc Rauschmann, Geschäftsführer der Frankfurter Brau­ factuM. Das zahlreich erschienene Publikum folgte aufmerksam den interessanten Vorträgen, die sich den Trends im Craft Brewing, dessen Bewegung in den USA und Auswirkungen auf Europa sowie dem deutschen Craft-BeerMarkt, den Kundenerwartungen und dem Marketing widmeten.

2

3

6

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

4


Technik & Technologie

11

10

Abbildungen 1 Der VLB-Stand am Vormittag 2 Joaquin Tresselt, Cerveceria Polar (Venezuela), Mike Eberle, Radeberger Gruppe, Josef Fontaine und Roland Pahl (v.l.) 3 Die Delegation von EFES (Türkei) am VLB-Stand 4 Josef Fontaine, Mikhail Ershov, JSC Moscow Brewing Company (Russland), Ludmila Linke, VLB Berlin, Thomas Schwind, MEG-Gruppe, Roland Pahl (v.l.) 5 Die Ruhe vor dem Sturm – der VLB-Stand vor Messebeginn 6 Josef Fontaine und Roland Pahl mit Fred Havel, Molson Coors, und Prof. Mark Strobel, Geisenheim (v.l.) 7 Olaf Hendel, VLB Berlin, und Chonlada Manakul, Boonrawd Brewery / Thailand Beer Industry Guild (Thailand) 8 Isara Khaola-iead, Boonrawd Brewery (Thailand) und Josef Fontaine (r.) 9 Heinz Boßlet, Westerwald-Brauerei (4. v.l.) und Maurice Treinen (2. v.r.) mit Manfred Brengel (3. v.r.) von der Brasserie Bofferding in fröhlicher Runde mit den VLBern Olaf Hendel (l.), Josef Fontaine (3.v.l.) und Diedrich Harms (r.) 10 Josef Fontaine, Wiebke Künnemann, Thomas Ernst und Ralf Hapke, beide August Ernst Kornbrennerei und Likörfabrik (v.l.) 11 Charlie Papazian, Brewers Association, Marc Rauschmann, BraufactuM, John Brauer, European Brewery Convention, und Burghard Hagen Meyer, VLB Berlin (v.l.) im Forum „Bierkultur“

9

8

Fotos 1–10: Brauerei Forum, Foto 11: BraufactuM

5

6

Brauerei Forum  – Dezember 2014

7

7


Technik & Technologie   Veranstaltung

Freispruch für Bier: Keine Schuld am „Bierbauch“ Im Rahmen des 7. „Beer and Health Symposium“ am 30. September 2014 in Brüssel präsentierten internationale Wissenschaftler neueste Forschungsergebnisse aus dem Bereich Bierkonsum und Gesundheit. Dabei wurde deutlich, dass sich ein mäßiger Bierkonsum und ein gesunder Lebensstil gut verbinden lassen. (F.) Die vorgestellten Ergebnisse bestätigen eindrucksvoll, dass der moderate Genuss von Bier durchaus in einen ausgewogenen und gesunden Lebensstil integriert werden kann. Dr. Ramon Estruch, Moderator der Veranstaltung und Vorsitzender des Organisationskomitees, bezeichnete das Symposium als einen wegweisenden Meilenstein, um die gesundheitlichen Aspekte eines moderaten Bierkonsums zu erforschen. Das Symposium liefere dafür zahlreiche Beiträge für eine kritische Debatte über den Zusammenhang von Bier und Gesundheit. Neue Analysenmethode In drei Blöcken wurden Forschungs­ arbeiten zu den Themenschwerpunkten Bier – was steckt drin?, Bier – Stellenwert in der Ernährung und Moderater Bierkonsum – Einfluss auf die Gesundheit vorgestellt und diskutiert. Im ersten Themenblock wurden die Bierinhaltsstoffe Gluten, lösliche Ballaststoffe und Polyphenole unter gesundheitlichen Aspekten genauer betrachtet. Dr. Martin Zarnkow, TU München, stellte verschiedene Ansatzpunkte zur Herstellung gluten-

freier Biere vor. Dr. Jonatan Fangel, Universität Kopenhagen, zeigte auf, dass verschiedenste Biere nicht unerhebliche Mengen an gesundheitsfördernden, löslichen Ballaststoffen enthalten. Um sie nachzuweisen und zu charakterisieren, erläuterte er eine neu entwickelte Analysenmethode. Mit einer Gesamt­übersicht über den Einfluss von Polyphenolen auf Herzkreislauferkrankungen und die Gesamtsterblichkeitsrate schloss Prof. Rosa Lamuela von der Universität Barcelona den ersten Themenblock. Bier und Ernährung Welchen Stellenwert hat Bier in der Ernährung? Antworten auf diese Frage gaben Prof. Edith Feskens, Universität Wageningen, Dr. Giuseppe Grosso, Universität Catania, Dr. Kathryn O'Sullivan aus Manchester und Dr. Corina-Aurelia Zugravu, Universität Bukarest, im zweiten Themenblock. Hierzu stellten sie verschiedene Studien aus ihren Ländern vor, die sich genauer mit Ernährungsgewohnheiten befassen.

Gut besucht war das 7. Beer and HealthSymposium Ende September 2014 in Brüssel

8

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Das besondere Interesse galt dabei dem Zusammenhang zwischen dem Konsum von Bier und dem Entstehen von Übergewicht sowie metabolischen Erkrankungen. Zusammengefasst zeigen diese Studien deutlich, dass die Gesamtkalorienaufnahme ursächlich ist für die Ausprägung von Übergewicht. Daher gibt es auch keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Bierkonsum tatsächlich zum sogenannten „Bierbauch“ führt. Diese Annahme ist allerdings noch immer weit verbreitet und daher als populärer Irrtum anzusehen. Bier und Gesundheit Die im abschließenden Themenblock diskutierten Studien zu moderatem Bierkonsum und seinem Einfluss auf die Gesundheit befassten sich im Detail mit den protektiven Effekten von Bierkonsum auf Herz- und Atemwegs­ erkrankungen. Dr. Simona Costanzo, Universität Pozzilli, präsentierte hierzu die Ergebnisse einer neuen Meta­ analyse. Demnach vermindert ein moderater Wein- und Bierkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Untersuchungen von Dr. Lina Badimon, Universität Barcelona, an einem Tiermodell für Herzinfarkt bestätigten einen protektiven Effekt von moderatem Bierkonsum. Dieser vermindert zudem das Ausmaß der Schädigung bzw. beschleunigt die Genesung, sollte der Infarkt dennoch auftreten. Ergänzend präsentierte Prof. Johannes Scherr, TU München, Ergebnisse der großen Marathonstudie mit alkoholfreiem Bier (Be-MaGIC). Die Ergebnisse dieser international bekannten Doppelblindstudie zeigen einen deutlichen entzündungshemmenden und protektiven Effekt für Atemwegs­ erkrankungen. Die positive Wirkung führt Scherr auf die im alkoholfreien Bier enthaltenen Polyphenole zurück. Polyphenole sind Pflanzenstoffe, die für die menschliche Gesundheit ähnlich bedeutsam sind wie Vitamine.


Technik & Technologie   VLB aktuell

3. European MicroBrew Symposium in Nürnberg Das 3. European MicroBrew Symposium der VLB fand in diesem Jahr einen Tag vor der BrauBeviale im Nürnberger Messezentrum statt. Am 10. November trafen sich mehr als 100 Craft- und Mikrobrauer, um dem umfassenden Vortragsprogramm zu folgen und sich auszutauschen. (jr) Die Tagung bot zahlreiche Vorträge aus den Bereichen Märkte, Produktentwicklung, Brauereibetrieb, Qualität und Bieraroma jeweils unter dem Aspekt des Craft Brewing. Dabei war die Riege der Referenten genauso international wie die der Teilnehmer, welche insgesamt 25 Länder aus der ganzen Welt vertraten. Einblicke in die weltweite Craft-Brewing-Praxis Während sich Chuck Skypeck, Brewers Association (USA), zum Beispiel den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen am US-amerikanischen Markt widmete, berichtete Giovanni Campari, Birrificio del Ducato (Italien), über die italienische Craftbier-Bewegung und die Geschichte seiner eigenen Brauerei. Horst Dornbusch, Cerevisia Communications (USA), verglich die deutsche mit der angloamerikanischen Methode der Würzeproduktion. Über die Gärung und Reifung von Bier in Holzfässern, wie es in ihrer Brauerei passiert, referierte Kelly Tretter, New Belgium Brewery (USA) / American Society of Brewing Chemists, ASBC. Beiträge zu Rohstoffen und deren sorgfältiger Auswahl fürs Brauen, um die gewünschten Geschmacksprofile zu erreichen, gab es sowohl von Ulrich Ferstl, Weyermann Malz, als auch von Carlos Ruiz, HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft. Julia Ganser sowie Michaela Schölnberger,

3

1

2

Anton Paar, Graz, und Oliver Jakob, GEA Brewery Systems, stellten die neueste Technologie für Qualitätskontrolle bzw. moderne Anlagen für Brauereien vor, die Bier im kleineren Maßstab produzieren. Vorträge aus der Forschung Zu den Referenten zählten auch Experten aus dem VLB-Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP). Sie beleuchteten in ihren Vorträgen u.a. die Meilensteine einer erfolgreichen Produktentwicklung, gaben Empfehlungen für eine effektive Qualitätskontrolle sowie wirkungsvolle Hygienemaßnahmen und erläuterten die Bildung verschiedener Aromaverbindungen während der Gärung.

4

Heiterer Abschluss bei Schanzenbräu Zwischen den interessanten Vorträgen gaben die Pausen Gelegenheiten, bereichernde Gespräche zu führen und sich durch eine Auswahl von Bierspezialitäten zu kosten. Nach dem letzten Beitrag wurden die Teilnehmer mit Shuttlebussen ans andere Stadtende gebracht. In einer alten Industriehalle auf dem AEG-Gelände luden die VLB und Schanzenbräu aus Nürnberg zu einem gemeinsamen Abend mit Bier und Essen aus dem Foodtruck ein. Das 4. European MicroBrew Symposium findet am 9. November 2015 wieder unmittelbar vor der BrauBeviale 2015 statt.

Abbildungen 1 + 3 Der Tagungssaal im Nürnberger Messezentrum war gut gefüllt 2 Eine kleine Bierspezialitäten-Auswahl für die Pausen 4 Giovanni Campari (Birrificio del Ducato, Italien) 5 Geselligkeit bis in den späten Abend bei Schanzenbräu

5

Brauerei Forum  – Dezember 2014

9


Technik & Technologie   VLB-Oktobertagung

Hefeforschung und nachhaltiges Wirtschaften Am Dienstagvormittag (30. September) stellte die Technische Veranstaltung der 101. VLB-Oktobertagung die Schwerpunktthemen „Hefen und Gradienten“ sowie „Sustainability – auf Kurs in die nachhaltige Produktion“ zur Diskussion. Hierzu boten sieben Vorträge den rund 200 internationalen Teilnehmern eine Vielzahl neuester Erkenntnisse. Den Vorsitz hatte Dr. Roland Pahl, Leiter des VLB-Institutes FIBGP. (dp) Als erster Referent thematisierte Dr. Deniz Bilge, VLB Berlin, die Optimierung von Brauereihefestämmen – High Gravity, Flokkulation, Fermentationsintensität und Gärungsnebenprodukte. Von der AiF finanziert, sollte die an der VLB durchgeführte Studie vor allem eins herausfinden: Welche Hefen sind für das High Gravity-Brewing geeignet? Solche Hefen zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Vergleich zu gewöhnlichen eine höhere Stress­ resistenz aufweisen. Doch wie lassen sich solche Hefestämme finden? Nur

Dr. Roland Pahl moderierte den Dienstagvormittag der 101. VLBOktobertagung

Die Optimierung von Hefestämmen ist mit viel Aufwand verbunden: Deniz Bilge

MALDI-TOF bietet neue Perspektiven: Jana H. Gierds

10

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

durch aufwändige Verfahren, deren einzelne Schritte der Referent anschaulich erläuterte. Ausgangspunkt der ganzen Untersuchung war zunächst die Isolierung von Hefezellen mit einem Mikromanipulator. Dieser ermöglicht es, eine Kapillare in drei Ebenen unter dem Mikroskop zu bewegen, um einzelne Zellen aufzunehmen. 20 Zellen wurden so aus einem Ausgangsstamm isoliert, herangezogen und dienten nachfolgend als Basis für weitere Laborversuche. Im nächsten Schritt wurden die 20 „Hefeunterstämme“ molekulargenetisch untersucht. Ziel war es, die genetischen Variationen innerhalb der ausgewählten Hefen zu bestimmen. Dabei wurde mit Hilfe eines Screenings eine Vielzahl von Proben analysiert. Zum Einsatz kamen verschiedene Primer, um die einzelnen Brauhefestämme unterscheiden zu können. In parallelen Kleingärversuchen mit modifizierten EBC-Gärsäulen (Brau­ erei Forum 3/12, S. 20) wurden u.a. Gärgeschwindigkeit, Diacetylabbau und Flokkulationsverhalten der Hefen untersucht. Ferner wurden ausgewählte Gärungsnebenprodukte und organische Säuren gaschromatographisch bestimmt. Die Auswertung aller Untersuchungsergebnisse erfolgte im Hinblick auf den Ausgangshefestamm. Dabei zeigte sich, dass einige der isolierten „Hefeunterstämme“ bessere Gäreigenschaften aufwiesen. Nur der Stamm, der im Vergleich zum Ausgangshefestamm bessere Gäreigenschaften und das gleiche sensorische Profil aufwies, wurde letztlich als optimierter Hefe­stamm selektiert. Insgesamt bot Bilges Vortrag interessante Einblicke, welch großer Aufwand mit der Optimierung von Hefestämmen verbunden ist. Jana H. Gierds und Isil Cöllü, beide VLB Berlin, erläuterten die HefeIdentifizierung mittels MALDI-TOF Massenspektrometrie. Der Doppelvortrag zeigte vor allem, dass mit MALDI-TOF MS ein vielversprechendes Ver-

fahren zur Verfügung steht, um Hefen innerhalb von 20 Minuten nachzuweisen. Damit sollte es künftig eine gute Ergänzung zu den bereits etablierten PCR-Methoden zur Hefecharakterisierung geben. Speziell für Brauereien wurde ein neues Schnelltestkit für die eigene Produktions- und Qualitätskontrolle entwickelt. Es basiert auf der MALDI-TOF-MS, die in der klinischen Analytik schon lange etabliert ist. (Vergleiche hierzu den Artikel Entscheidungshilfe MALDI-TOF MS – Identifizierung von Brau- und Backhefestämmen im Brauerei Forum 3/13, S. 8ff. Der Artikel erläutert ausführlich, wie MALDI-TOF MS – Matrix-Assisted-Laser-Desorption/ Ionization-Time-of-Flight-Mass-Spectrometry – funktioniert). Anika Bockisch, TU Berlin, und Jan Biering, VLB Berlin, stellten die Multipositions-Sensortechnologie zur Analyse von Gradienten in Gärtanks vor. Der Doppelvortrag skizzierte ein aufwändiges Projekt im Bereich der Grundlagenforschung. Das wissenschaftliche Interesse galt der verbesserten


Technik & Technologie sich die mobilen Sensoren in den ZKTs für die Überwachung der Gärprozesse, was eine verbesserte Prozesskontrolle möglich macht. Mit den ermittelten Daten konnten zudem die Mischzeiten beim Anstellen und die Qualität des Drauflassens besser abgeschätzt werden. Weitere offline Analysen könnten ferner die Erkenntnisse über den Gärprozess sowie das Hefeverhalten erweitern. Als Beispiele nannte Biering Metabolit- und Sterolanalysen, die Flusszytometrie sowie holographische Mikroskope. Abschließend dankte er den Projektpartnern für ihre Unterstützung der Untersuchung. Als zweites Schwerpunktthema stellte die Oktobertagung Sustainability – auf Kurs in die nachhaltige Produk­ tion zur Diskussion. Hierzu erläuterte Thomas Tyrell, VLB Berlin, die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und die Auswirkung auf die Brauwirtschaft. Bevor er hierzu nähere Angaben machte, erinnerte er an die Entstehungsgeschichte des EEG. Es stammt aus dem Jahr 2000 und ist eine der tragenden Säulen der Energiewende. Ziel war es, die Stromversorgung klima- und umweltfreundlicher zu machen. Daher sollten fossile Brennstoffe möglichst ersetzt werden durch Wind- und Sonnenenergie bzw. Gas aus Biomasse. Um die erneuerbaren Energien zu fördern, wurde deshalb für die Einspeisung von Ökostrom ins Stromnetz eine feste Vergütung über dem eigentlichen Marktpreis festgelegt. Als EEG- oder Ökostrom-Umlage bezeichnet, wird diese Differenz von allen Verbrauchern über den Strompreis mitbezahlt. Foto: Wikipedia / Dirk Goldhahn

Prozesskontrolle innerhalb eines ZKTs im Industriemaßstab. Im Fokus stand die „Charakterisierung des Kerns der Flüssigphase (im Jungbier)“. Herausgefunden werden sollte zum einen, wo Inhomogenitäten auftreten, wo die kritischen Bereiche der Durchmischung liegen. Zum anderen aber auch, welchen Einfluss diese Bereiche auf den gesamten Prozess der Gärung haben bzw. auf die Hefephysiologie und den Stoffwechsel. Dabei wurde der Brauprozess als Modell für andere Large Scale Prozesse verstanden. Um hierzu Erkenntnisse zu sammeln, wurden die Sensoreinheiten in unterschiedlichen Tankgrößen und Geometrien getestet. Sie wurden für eine in situ und real time Überwachung des Gärprozesses entwickelt. Zum Einsatz kamen zwei bewegliche Multi-Sensor-Einheiten mit Micro-Elektroden und kommerziell erhältlichen Sensoren. Ermittelt wurden zahlreiche Variablen, darunter die Temperatur, der pH-Wert, die Sauerstoffsättigung und das Redox-Potenzial. Der Extraktgehalt, der pH-Wert sowie die Zellzahl wurden zusätzlich immer offline kontrolliert. Zunächst wurde in einem Tank mit 2 hl Volumen gemessen, um die Sensorfunktion zu verifizieren, danach in einem 30-hl-Tank. Hier ging es darum, die Anwendbarkeit des Messverfahrens zu prüfen. Schließlich wurde auch in einem 240-hl-Tank gemessen, um die Ergebnisse von der vorherigen Untersuchung zu bestätigen, somit die Industrietauglichkeit der Datenerhebung nachzuweisen. Nach Auswertung zahlreicher Versuche fassten die Referenten die Ergebnisse folgendermaßen zusammen. Demnach eignen

Windkraftanlagen an der dänischen Küste in Bønnerup Strand

Hefen lassen sich gut mit verschiedenen molekularbiologischen Methoden differenzieren: Isil Cöllü

Messungen im ZKT helfen, die Prozesskontrolle zu verbessern: Jan Biering

Die Korrelation von offline und online Daten liefert weitere Informationen über die komplexen Zusammenhänge im Prozess: Anika Bockisch Wie der Referent mitteilte, hat sich der Anteil von Ökostrom an der gesam­ ten Stromerzeugung in Deutschland rasant erhöht. Im Jahr 2013 betrug der Wert 25 %. Dies lag neben der staatlichen Förderung vor allem an der garantierten Abnahme. Bis 2035 soll der Anteil von Ökostrom sogar auf 55 % bis 60 % steigen. Mit dem großen Erfolg des EEG als Förderungsinstrument stiegen aber auch die Umlagen für Ökostrom. Um hier den Kos­ tenanstieg zu begrenzen, gleichzeitig aber auch Investitionen planbar zu machen, wurde das EEG mehrfach novelliert, zuletzt am 1. August 2014. Die jüngsten Beschlüsse haben dabei das EEG 2012 nicht nur abgelöst, sondern grundlegend verändert. Gab es bisher eine feste Einspeisevergütung, so ist jetzt eine verpflichtende Direktvermarktung vorgesehen. Das heißt, dass Unternehmen selbst erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien direkt an Großabnehmer oder Strombörsen verkaufen. Nach der neuesten Novelle bleiben die Kürzungen der Einspeisevergütung für Strom aus PhotoVoltaik-Anlagen bestehen. Allerdings Brauerei Forum  – Dezember 2014

11


Technik & Technologie

Je besser man schon ist, desto schwieriger werden Einsparungen Jahr für Jahr: Jörg Lehmann

Fotos: Fotos: dp dp

Qualitativ hochwertige Produkte generieren einen zusätzlichen Nutzen für die Verbraucher: Hakon Langen

Nachhaltigkeit wäre ohne Wirtschaftlichkeit eine Sackgasse: Julian Behr

sinken sie nicht mehr so schnell wie ursprünglich geplant. Weitere Kürzungen hängen davon ab, wie groß der jährliche Zuwachs künftig an neuer Photo-Voltaik-Leistung ausfällt. Der Zielkorridor liegt dabei bei 2400 bis 2600 Megawatt. Überschreitungen nach oben führen zu einer höheren Kürzung als 0,5 %, Unterschreitungen zu einer niedrigeren Kürzung. Ähnliches gilt auch für Strom aus Windkraft- bzw. Bio­masseanlagen, wo ebenfalls Zielkorridore vereinbart wurden. Im August 2014 betrug die Einspeisevergütung pro 1 kWh Strom aus PV-

12

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Anlagen auf Dächern von Nichtwohngebäuden bzw. Freiflächen 8,83 Cent, einen Monat später 8,79 Cent. Wie Tyrell weiter mitteilte, haben stromkostenintensive Unternehmen die Möglichkeit, einen Antrag auf Begrenzung der EEG-Umlage zu stellen. In Frage kommen Unternehmen die mindestens 1 Gigawattstunde Strom pro Jahr verbrauchen (entspricht 100 000 hl Bier). Abschließend wies der Referent darauf hin, dass die VLB Berlin seit neuestem auch als Energieberater auftritt. Betriebe der Brau- und Getränkeindustrie können sich zu allen Fragen der Energieeinsparung umfasssend beraten lassen. Die Kosten für diese Tätigkeit werden dabei zum größten Teil von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) übernommen. Dr. Jörg Lehmann, Kulmbacher Brauerei, berichtete über die Kontinuierliche Energie- und Medien­einsparung in der Kulm­bacher Brauerei AG. Der Vortrag zeigte einmal mehr, dass Brauereien meist viele Möglichkeiten haben, um Energie und Medien einzusparen. Allerdings wird dies immer schwerer, je erfolgreicher Unternehmen hierbei schon waren. Anschaulich erläuterte der Referent, wie die Kulmbacher Brauerei dieses Thema behandelt. Dort wurde als Grundlage für alle weiteren Schritte ein betriebliches Energie­ management eingerichtet. Es misst die Verbräuche an einzelnen Stellen mit Einzelzählern. Insgesamt wurden 220 Verbrauchszähler installiert, davon 90 Wasseruhren, 90 Stromzähler, 25 Gasuhren und 15 Wärmemengenzähler. Ausgestattet mit Strichcodes zur Identifikation, werden alle Zähler monatlich manuell ausgelesen. Die Datenübergabe erfolgt mit der Software Qualifax, die die Ergebnisse als Excel-files aufbereitet. Diese werden dann über MS-Excel analysiert. „Wir werten die spezifischen Verbräuche aus, um sie den einzelnen Arbeitsbereichen zuzuordnen. Nur so können sich die Mitarbeiter mit den Ergebnissen identifizieren“, unterstrich Lehmann. Dies ist für ihn eine der wichtigen Voraussetzungen für den Erfolg von allen Einsparmaßnahmen. Sie werden flankiert durch Betriebsvergleiche und Benchmarks, Info-Tafeln für die Angestellten und Best PracticeRunden. Vor diesem Hintergrund hat es die Kulmbacher Brauerei geschafft, den Verbrauch der thermischen Energie maßgeblich zu verringern. Er sank von knapp 25 kWh pro 1 hl Bier im Jahr 2004 auf ca. 16 kWh 2013. Innerhalb von 10 Jahren liegt damit die Einsparung bei 35 %. Erreicht wurde dies in vielen kleinen Schritten. So setzt die

Kulmbacher Brauerei etwa im Sudhaus auf einen Innenkocher mit Pfaduko, die Flaschenreinigungsmaschine wird direkt beheizt, der Dampfkessel ist mit einem Economiser ausgestattet. Ähnliche Erfolge gab es auch bei den Einsparungen von elektrischer Energie und Wasser. Innerhalb von 10 Jahren sanken hier die Verbräuche einmal um 23 % bzw. 24 %. Abschließend stellte Lehmann die neuesten Zahlen vom Juli 2014 vor. Demnach braucht die Kulmbacher Brauerei heute (Ausstoß 1,35 Mio. hl) für 1 hl Bier 7,5 kWh Strom, 14,0 kWh Wärme sowie 3,2 hl Wasser. Geplant sind aber weitere Einsparungen. Hakon Langen, Carlsberg Breweries, Kopenhagen, erläuterte Sustainable Packaging for Carlsberg – ­Cradle-to-Cradle & Carlsberg Circular Community. Der Vortrag in Englisch zeigte deutlich, welch hohen Anspruch Carlsberg an sich selbst stellt, möglichst umweltfreundliche Verpackungen herzustellen. Diese Motivation hat verschiedene Gründe. Neben Umweltschutzaspekten nannte der Referent u.a. das ausgeprägte Bewusstsein der Konsumenten, Produkte mit recycelbaren Verpackungen zu bevorzugen. Vor diesem Hintergrund hat der dänische Bierkonzern die Carlsberg Circular Community gegründet, eine Business-Plattform für Innovation und Qualität. Sie wird dabei als partnerschaftlicher Arbeitskreis verstanden zwischen Carlsberg und seinen wichtigsten Zulieferern im Bereich der Verpackung. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung von sauberen Materialströmen, um die Abhängig-

Foto: Wikipedia

Nach dem Eigenstrom­ privileg brauchen Erzeuger von Ökostrom keine EEG-Umlage auf selbst verbrauchten Strom bezahlen: Thomas Tyrell


Technik & Technologie   VLB aktuell

4. International Young Scientists Symposium on Malting, Brewing and Destilling

Jana H. Gierds mit Preis für bestes Poster ausgezeichnet

(BF) Die Veranstaltung fand auf dem KU Leuven Technologie Campus in Gent statt, wohin ca. 120 internationale Getränkeexperten und Wissenschaftler vor allem aus Europa gekommen waren. Sie erlebten ein hochkarätiges

keit von den Primärrohstoffen zu reduzieren. Dazu wird das Verpackungsportfolio von Carlsberg zunächst aus einer ­„Cradle-to-Cradle-Perspektive“ analysiert. Anschließend sollen dann Produkte entwickelt werden, die optimiert sind für die Wiedereinleitung als wertvolle Ressourcen in den biologischen oder den technischen Kreislauf. Dafür steht „Cradle-to-Cradle“ („Wiege-zu-Wiege“) als Leitbild der Carlsberg Circular Community. Den Schlusspunkt des Schwerpunktthemas zur Sustainability bildete der Vortrag Umsetzung e i n e s N ach h a l ti g keitsprogramms in der Warsteiner Brauerei von Julian Behr vom selben Unternehmen. Dessen Ausführungen machten deutlich, wie sehr sich die Warsteiner Brauerei dem nachhaltigen Wirtschaften verpflichtet fühlt. Es wird firmen­intern als ständige Aufgabe verstanden, um betriebliche Entscheidungen möglichst verantwortungs­bewusst zu treffen. Laut Behr stehen Geschäftsführungen in einem komplexen Spannungsfeld aus Erwartungen und Carlsbergs Elefanten-Tor in Kopenhagen.

Vortragsprogramm zu allen Bereichen der Bierproduktion. Von der VLB Berlin waren als Teilnehmer und Referenten Henrike Vorwerk, Ruslan Hofmann, Johannes Fuchs und Jana H. Gierds angereist. Letztere hat den Preis für das beste Poster gewonnen. Der Preis berechtigt dazu, einen weiteren wissenschaftlichen Kongress kostenlos zu besuchen. Jana H. Gierds arbeitet als Diplom-Lebensmittelchemikerin im Zentral-Labor der VLB Berlin. Dort ist sie für den Forschungsschwerpunkt MALDI-TOF MS zuständig. Sie gilt als Expertin auf diesem Gebiet.

Junge Wissenschaftler auf dem Symposium in Gent: Jakob Frenzel (TU Berlin), Philip Wietstock, 3. Preis Poster-Award (TU Berlin), Kord Depenau (TU Berlin), Johannes Fuchs (VLB Berlin), Jana H. Gierds (VLB Berlin), Ruslan Hofmann (VLB Berlin) und Jan-Ole Schneidereit (TU Berlin) (v.l.)

Anforderungen. So muss unternehmerisches Handeln neben den Bedürfnissen der Mitarbeiter auch die Interessen der Gesellschaft berücksichtigen. Hinzu kommen Bedingungen, die der Markt selbst vorgibt, sowie Belange der Umwelt. Letzteres Handlungsfeld beschrieb der Referent mit den Begriffen Ressourcenschonung, Klimawandel und Schutz der Artenvielfalt. Zusätzliche Herausforderungen für die Geschäftsführung sah Behr im Zusammenhang mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen. Dies gilt sowohl im Hinblick auf den zunehmenden Ausländeranteil in der Bevölkerung als auch auf Konflikte zwischen Arm und Reich. Lösungen werden zudem dringend im Bereich der Mitarbeiter gesucht, wo der demographische Wandel sowie der zunehmende Fachkräftemangel bewältigt werden müssen. Angesichts der vielfältigen Probleme versteht Warsteiner sein Nachhaltigkeitsprogramm als Gesamtkonzept. Ziel ist es, die Brauerei möglichst wettbewerbsfähig aufzustellen. Dabei spielt das Erreichen einer hohen Energieeffizienz und Produktqualität durch Managementsys­teme eine entscheidende Rolle. Vor diesem Hintergrund hat sich die Warsteiner Gruppe mehrfach zertifizieren lassen. So etwa ihr Qualitätsmanagementsystem nach der DIN EN ISO 9001 bzw. ihre Lebensmittelsicherheit nach der DIN EN ISO 22000:2005. Hinzu kommen die Zertifizierungen für ihre Energiemanagementsysteme an allen Produkti-

onsstandorten nach der DIN EN ISO 50001: 2011. Wie Behr deutlich machte, hat Warsteiner schon in der Vergangenheit mit strategischen Investitionen wesentliche Beiträge für eine nachhaltige Betriebsführung geleistet. Dazu zählte er den eigenen Gleisanschluss einschließlich Containerterminal sowie das eigene Blockheizkraftwerk auf dem Brauereigelände. In diesem Zusammenhang nannte er auch die Warsteiner Brauakademie für Forschung und Entwicklung sowie die bedarfsgeregelte Betriebsweise der versorgungstechnischen Anlagen. Bei der Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms verwies der Referent auf eine Vielzahl von Einzelfaktoren, die alle zu berücksichtigen sind. Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten gehörten genauso dazu wie die Klärung von Rahmenbedingungen, die Definition von Themen sowie die Daten- und Informationssammlung. Ziel ist es letztlich, betriebliche Optimierungspotenziale unter Aspekten der Nachhaltigkeit dauerhaft zu identifizieren. Dabei wird künftig bei Warsteiner der Ausbau der Energiezähler sowie die Umstellung der Flurförderfahrzeuge auf Elektroantrieb eine wesentliche Rolle spielen. „Uns ist allen klar“, so Behr abschließend, „dass das Thema Nachhaltigkeit kein einmaliges Projekt ist, sondern eine kontinuierliche Aufgabe.“ Diese verstehe Warsteiner aber vor allem als Chance, das Unternehmen insgesamt zu optimieren.

Foto: Foto: Winkelmann Winkelmann

Auf dem 4. International Young Scien­tists Symposium on Malting, Brewing and Distilling in Gent, Belgien, Ende Oktober 2014 hat Jana H. Gierds, VLB Berlin, einen Preis für das beste Poster bekommen. Es erklärt die Identification of Brewer’s stains by MALDI-TOF-MS.

Brauerei Forum  – Dezember 2014

13


Technik & Technologie   Nachrichten

DBB/WiFö der Deutschen Brauwirtschaft

Henrich-Funke-Pschorr-Preis 2015 ausgeschrieben Bereits zum 6. Mal hat die Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft den Henrich-FunkePschorr-Preis ausgeschrieben. (F.) Noch bis zum 28. Februar 2015 können junge Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum für die Brauwirtschaft relevante Forschungsprojekte einreichen. Deren Abschluss sollte allerdings nicht länger als zwei Jahre zurückliegen. Die Wurzeln der Henrich-FunkePschorr-Stiftung gehen auf das Jahr 1901 zurück. Zunächst als Henrich-Stiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Brauerei-Betriebs­ angehöriger gegründet, liegt

der Stiftungszweck seit 2004 in der Förderung junger Wissenschaftler im Bereich der Brauwissenschaften. Die Henrich-Funke-Pschorr-Stiftung verfolgt als gemeinnützige Stiftung des Deutschen Brauer-Bundes den Zweck, die deutsche Brauwissenschaft zu fördern. Mit dem Ziel, innovative Arbeiten

aus dem Bereich der Brauwirtschaft auszuzeichnen, wurde die Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. mit der Ausschreibung des Stiftungspreises beauftragt, der seit 2005 alle zwei Jahre vergeben wird. Preisverleihung in Berlin Ausgewählt werden Arbeiten, die für die deutsche Brauwissenschaft einen größtmöglichen Praxisnutzen erkennen lassen. Der Preis ist mit 2000 € dotiert, um den Preisträger die Teilnahme an einem wissenschaftlichen Kongress zu ermöglichen. Bewerbungen sind nur in elektronischer Form bei der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft, Dr. Erika Hinzmann, hinzmann@brauer-bund.de, einzureichen. Der Beschreibung der Forschungsarbeit (max. 3 Seiten) soll ein kurzes Curriculum Vitae des Wissenschaftlers vorangestellt werden. Die Preisverleihung findet auf dem Deutschen Brauertag am 11. Juni 2015 in Berlin statt.

Krones

Zwei Läuterbottiche für den Paulaner-Neubau in München Krones liefert neben zwei Sudlinien die komplette Prozesstechnik für Hefe, Kaltbereich und Reinigungstechnik sowie das Prozessleitsystem. (F.) Zwei Pegasus C Läuterbottiche schickte das Krones Werk Steinecker in Freising auf den Weg nach München-Langwied – verpackt in vier Hälften mit je 11,50 m Durchmesser. Der nächtliche Sondertransport Ende Oktober mit vier Tiefladern bildete den Auftakt für einen bis Ende Januar 2015

andauernden Liefer­marathon zur neuen Paulaner Brauerei, die derzeit auf einem 15 ha großen Areal im Westen Münchens entsteht. „Wir sind seit vier Monaten mit der Herstellung der Gefäße beschäftigt  – natürlich nicht ausschließlich, zwischendurch fertigen wir auch für andere Kunden – aber begonnen haben wir den Paulaner-Großauftrag im Juni“, berichtet Bernd Bareither, Produktions-Teamleiter Sudgefäßebau. Die beiden Pegasus C Läuterbottiche fassen jeweils 2100 hl und bilden künftig das Herzstück des Sudhauses. Einen Tag nach den Läuterbottichen wurden vier Shakesbeer Maischgefäße geliefert. Danach folgten Würze- und Whirlpoolpfannen, Vorlaufgefäße und Sauerguttanks. Anfang November fand der Einbau ins Paulaner-Sudhaus statt. Durch kreisrunde Aussparungen in der Decke mit nur zehn Zentimetern Spielraum musste ein Kran die bis zu 20 Tonnen schweren Sudgefäße senken. Darüber entsteht die Bedien­ ebene. Durch das Loch im Dach wurden die Läuterbottich-Hälften in das Sudhaus eingelassen

14

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Neueste Technologie Anspruch der Paulaner Brauerei ist es, traditionelle Braukunst mit hochmodernen Anlagen zu kombinieren. Krones liefert dazu die komplette Technologie für zwei Sudstraßen, den Hefekeller sowie die Integration des Gär- und Lagerkellers, der Filtration und des Drucktankkellers. „Außerdem wird bei diesem Projekt unsere Evoguard Ventiltechnik für leckagefreies Umschalten zum Einsatz kommen“, erklärt Günter Baumeister, Executive Project Manager Turnkey Projects. Die durchgängige Automatisierung von der Malzannahme bis an die Füllerei heran laufe über das Botec F1 Prozessleitsystem und das Route Control Tool sorge in den Kellern für Anlagensicherheit. Das Tool sucht sich selbständig den Rohrleitungsweg, den es benutzen kann. „Neben den genannten Komponenten liefern wir auch die komplette Verrohrung der Gewerke und kümmern uns um die Wasseraufbereitung. Diese erfolgt über die Krones Hydronomic mit modernster Membran­technologie“, so Baumeister. Die Produktion in Langwied ist zunächst auf 3,5 Mio. hl ausgelegt.


Technik & Technologie   Brauer-Schule

Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Maischefehler Beim Maischen werden Schrot und Wasser miteinander vermischt. Ziel ist es, die Inhaltsstoffe des Malzes in Lösung zu bringen, um möglichst viel Extrakt herzustellen. Rechts ist das Abmaischen in den Läuterbottich zu sehen. Das Bild entstand in der Brauerei Vielau im Erzgebirge bei Zwickau.

2. Bei einer Maische aus hellem Malz wird nach 20-minütiger Verzuckerungsrast festgestellt, dass die Maische nicht jodnormal ist. Welcher Fehler bei der Maisch­ arbeit könnte dies verursacht haben? a) Es wurde versehentlich bei 45 °C statt bei 52 °C eingemaischt b) Es wurde versehentlich bei 62 °C statt bei 52 °C eingemaischt c) Durch einen Fehler in der Sudhausautomation wurde die Eiweißrast 20 statt 30 Minuten gehalten d) Durch einen Fehler in der Sudhausautomation wurde die β-Amylasenrast statt bei 72 °C bei 82 °C gehalten e) Durch einen Fehler in der Sudhausautomation wurde die α-Amylasenrast statt bei 72 °C bei 82 °C gehalten 3. Beim Einmaischen wurde vergessen, das Rührwerk im Maischgefäß im Schnellgang laufen zu lassen. Welche Auswirkung auf die Würze bzw. das fertige Bier könnte dieser Fehler haben? a) Das fertige Bier weist eine Gerbstoffbittere auf b) Die Würzefarbe wird durch oxidative Vorgänge deutlich dunkler c) Die Würze verzuckert sehr schnell d) Die Sudhausausbeute sinkt e) Die Grieße des Schrotes werden zerschlagen 4. Bei der Herstellung eines hellen Bieres wird ein Endvergärungsgrad von über 85 % erreicht. Welche Ursache könnte dieser außergewöhnliche Wert haben, wenn der Endvergärungsgrad in dieser Brauerei normalerweise bei 82 % liegt und das Maischverfahren bis auf die unten genannten Parameter gleich geblieben ist? a) Es wurde ein schwach gelöstes Malz verwendet b) Die Eiweißrast wurde zu lange gehalten c) Die Eiweißrast wurde übersprungen d) Das Malz war sehr fein geschrotet e) Die α-Amylasenrast wurde 40 Minuten gehalten

5. Bei einem hellen Bier ist eine intensive Gerbstoffbittere wahrnehmbar, obwohl das Bier nur 18 BEEBC aufweist. Wodurch kann diese Bittere verursacht werden? a) Intensive Eiweißrast b) Kurzes Infusionsverfahren c) Intensives Dekoktionsverfahren d) Kurze Maltoserast e) Intensive Maltoserast 6. Einem dunklen Bier fehlt nach der Abfüllung das typische Aroma. Welche Vorgehensweise verringert nicht die Aromaintensität? a) Die Brauerei hat das Dekoktionsverfahren durch ein Infusionsverfahren ersetzt b) Es kam kein Münchener Malz zum Einsatz c) Die Brauerei hat das bisherige 1-Maisch-Verfahren durch ein 3-Maisch-Verfahren ersetzt d) Es wurde das Kubessa-Maischverfahren verwendet e) Für das dunkle Bier wurde lediglich ein helles Bier bei der Filtration mit Röstmalzbier eingefärbt

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

7. Der Biersieder hat bei einem Sud die Eiweißrast nicht 10, sondern 30 Minuten gehalten. Wodurch könnte der Braumeister den Fehler feststellen, obwohl der Biersieder seinen Fehler nicht zugibt? a) Die Würze kommt im Gärkeller viel später an b) Die Gärung verläuft sehr schleppend c) Die Filterstandzeit reduziert sich d) Das fertige Bier schmeckt zu schlank e) Das fertige Bier hat einen sehr kompakten Schaum 8. Nennen Sie zwei Vorgehensweisen beim Maischen, damit sie eine helle Würze erhalten. Diese Frage ist entsprechend den neuen Prüfungsvorschriften für Brauer und Mälzer frei zu beantworten Fachrechnen 1. Von 100 hl Gesamtmaische mit einer Temperatur von 72 °C verbleibt ein Viertel in der Pfanne und wird gekocht. Mit welcher Temperatur kann die Kochmaische in die Rastmaische eingepumpt werden, damit die Abmaischtemperatur von 78 °C nicht überschritten (Lösungen S. 42) wird? (0,1 l) Brauerei Forum  – Dezember 2014

Foto: Biering

1. Beim Maischen werden die wasserunlöslichen Bestandteile des Malzes in wasserlösliche umgewandelt. Durch welchen Vorgang erfolgt diese Umwandlung? a) Mechanischer Aufschluss b) pH-Wert abhängige Koagulation c) Thermische Denaturierung d) Einleitung der Maillard-Reaktion e) Enzymatischer Aufschluss

15


Technik & Technologie   Analytik

Aktuelle nicht invasive Messverfahren zur Bestimmung des CO2-Gehaltes von Getränken Dr. sc. tech. Hans-J. Manger, Frankfurt (Oder)

Seit relativ kurzer Zeit werden von verschiedenen Herstellern CO2-Messgeräte angeboten, die ein nicht invasives Messprinzip zur Basis haben, beispielsweise [1], [2]. Es besteht damit die Möglichkeit, den CO2-Gehalt in einer Flasche zu bestimmen, ohne die Flasche zu öffnen. Ebenso kann der CO2-Gehalt in einem Getränk, das sich in einem Behälter befindet oder das in einer Rohrleitung strömt, durch ein optisches Fenster quasi „von außen“ bestimmt werden. In der Vergangenheit musste der CO2-Gehalt zum Beispiel aus der Messung des CO2-Partialdruckes und der Messtemperatur berechnet werden. Fremde Gase störten die Bestimmung. Andere Messverfahren trennten das CO2 durch Diffusion durch eine Membrane von der Messflüssigkeit und bestimmten das CO2 in dem Spülgas. Details zur CO2-Messung in der Vergangenheit siehe z. B. in [4].

Abb.1: Haffmans CO2Selector (nach [2]), Messgerät (l.), Interface (r.)

Labormessgeräte Der Pentair-Haffmans CO2-Selector D 6/14 sendet einen Laserstrahl durch den Kopfraum des Gebindes zu einem Empfänger. Die CO2Moleküle absorbieren im Kopfraum das Infrarotlicht des Lasers. Aus dem Abstand der Absorptions­linien und deren Intensität lässt sich der CO2-Gehalt im Gebinde berechnen. Andere Gase, zum Beispiel Sauerstoff, Stickstoff oder Wasserstoff, haben keinen Einfluss auf das Messergebnis. Ebenso stören Flaschenfarbe und -werkstoff nicht. Das Gebinde muss für die Messung nicht geöffnet oder zerstört werden. Das Messgerät LAB.CO von ACM ist ein Messgerät mit ähnlichen Parametern. Für die Messgenauigkeit werden ± 0,05 g/L angegeben, für Reproduzierbarkeit ± 0,02 g/L.

Sensor Carbo 520 Optical Der Sensor von Anton Paar ist wartungsfrei, das Mess­prinzip ist nicht invasiv. Die CO2-Konzentration wird mittels der spektroskopischen ATRMethode bestimmt (Abb. 2). Ein In-

16

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Tab. 1: Parameter des Haffmans CO2-Selectors (nach [2]) Messwerte

Gesamtdruck, CO2-Partialdruck, gelöstes CO2, Temperatur

Messbereiche

Gesamtdruck: 0,5…8 bar CO2-Partialdruck: 0,25…8 bar CO2-Gehalt bei 20 °C: 0,5…13 g/L

Betriebstemperatur

5…35 °C

Messzyklus

ca. 5 s

Laser

Klasse 1; IR; <1 mW

frarotstrahl (IR-Strahl) wird im Kristall reflektiert. An der Reflexionsfläche befindet sich das Untersuchungsme-

dium. Die Parameter des Sensors sind in Tabelle 2 aufgeführt. Abbildung 3 zeigt den Sensor. Es kommt eine

Abb.2: Messprinzip des Sensors Carbo 520 Optical (nach [1]) 1 Infrarot-Lichtquelle (LED) 2 Lichtpfad 3 Messung der Grenzfläche 4 Eindringtiefe in den Kristall 0,5…2 µm 5 Detektor 6 Messgut


Technik & Technologie

MEBAK

Treffen in Prag Vom 16. bis 18. Oktober 2014 fand in Prag die 84. Mitgliederversammlung der Mitteleuropäischen Brautechnischen Analysenkommission (MEBAK) e.V. statt. Eingeladen hatte Jirí Culík vom Prager Forschungsinstitut für Brauerei und Mälzerei AG. Die Sitzung begann am Donnerstag­ nachmittag mit dem Treffen der Arbeitsgruppen sowie einer Vorstandssitzung. Im Anschluss daran trafen sich die MEBAK-Mitglieder in der Gaststätte der Forschungsbrauerei Pivovarský dům des Forschungsinstituts für Brauerei und Mälzerei. Am Freitag fand die 84. Plenarsitzung für die MEBAKMitglieder statt. Neben der Berichterstattung aus den Arbeitsgruppen – Aktualisierung der Sudhauskontrolle, Fertigstellung der Filtrationsrichtlinie, Neubearbeitung des Rohstoffbandes und der Erstellung der Erstauflage Mikrobiologie sowie Mikrobrauereien (Erscheinungstermin Anfang 2015) – referierte Dr. Karel Štěrba über die

optische Messmethode zur Anwendung, die den CO2-Mess­wert selektiv bestimmt. Die Messung erfolgt nach dem spektroskopischen Prinzip der abgeschwächten Totalreflexion (ATR). Ein IR-Strahl wird an die Grenzfläche Kristall/Medium geführt und mehrfach reflektiert. Die Elektronik des Detektors wertet die charakteristischen Spektralanteile des reflektierten Strahls aus und berechnet den CO2Gehalt. Andere Gase oder Farben oder

elektrochemische Methode als zukunftsträchtige Möglichkeit für die Brauereianalytik. Dr. Achim Zürcher befasste sich mit dem After-Sales-Management der Feldschlösschen-Gruppe, Rheinfelden (CH). Helmut Klein berichtete über neue Wege in der Analytik, um maximale Sicherheit bzgl. der Qualität zu erhalten und dies unter einem wirtschaftlich günstigen Aspekt. Dabei referierte er über die Einsatzmöglichkeiten von Analysenautomaten, die die Anzahl der nötigen Geräte in der Qualitätssi-

cherung drastisch reduzieren würde. Dr. Mathias Hutzler wurde einstimmig zum neuen Mitglied gewählt. Er ist Leiter der Abteilung Mikrobiologie/ Hefezentrum des Forschungszentrums Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität an der TU München und leitet als Koordinator bereits seit Anfang 2014 die Arbeitsgruppe „Mikrobiologie“. Die 85. MEBAK-Mitgliederversammlung findet vom 7.–9. Mai 2015 in der Henkell & Co. Sektkellerei in Wiesbaden statt. Dr. August Gresser

Trübungen beeinflussen die Messung nicht. Der Sensor wird in ein Varinline®Gehäuse von GEA-Tuchenhagen eingesetzt. Der Messwert kann vor Ort angezeigt werden oder mittels der üblichen Feldbussysteme einer Steuerung zugeführt werden. Zu weiteren Einzelheiten der ATR-Infrarotspektroskopie siehe auch bei [5].

Paar GmbH, Graz (A) [2] Haffmans CO2-Selector D 6/14; Infoblatt Pentair-Haffmans; www. haffmans.nl [3] Labor CO2-Messgerät LAB.CO, Infoblatt ACM GmbH Wien, www.acm. co.at [4] Manger, H.-J. Kompendium Messtechnik, Berlin: Verlagsabteilung der VLB, 2005 [5] ATR-Infrarotspektroskopie siehe bei www.wikipedia.de

Quellennachweis [1] Sensor Carbo Optical; Fa. Anton

Tab. 2: Parameter des Sensors Carbo 520 Optical

Messbereich

0,1 g/L

Wiederholbarkeit

0,02 g/L

Auflösung

0,01 g/L

Messtemperaturbereich

–5…30 °C

Max. Temperatur

< 90 °C bei max. 30 min < 80 °C permanent

Messintervall Schutzgrad

Abb.3: Sensor Carbo 520 Optical (nach [1])

0…12 g/l

Messgenauigkeit

Druck

Die Teilnehmer der jüngsten MEBAK-Sitzung in Prag erlebten spannende Tage

≤ 10 bar 4s IP 67 Brauerei Forum  – Dezember 2014

17


Technik & Technologie   VLB aktuell

Auffrischungs-Kurs zur Brauereitechnologie Um ihre Kenntnisse im Bereich der Brauereitechnologie zu erneuern, hat die Cerveceria Polar aus Venezuela fünf ihrer leitenden Angestellten im November 2014 an die VLB Berlin geschickt. Dort stand eine 10-tägige Fortbildung zu allen Bereichen der Bierproduktion auf dem Programm. Der Kurs in deutscher Sprache, der 2015 erneut angeboten werden soll, stand unter dem Motto „Update Brauwissen“. Zielgruppe waren Führungskräfte in Brauereien (Braumeister, Produktions- und Abteilungsleiter sowie Leiter Qualitätssicherung). (dp) „Die Weiterbildung war ein voller Erfolg. Alle waren hochmotiviert. Daher konnten viele Themen sehr ausführlich behandelt werden“, schwärmte Dipl.Ing. Thomas Tyrell zum Abschluss bei der Übergabe der Zertifikate. Ähnlich wie der Kurskoordinator lobten auch die Teilnehmer und Dozenten einhellig die Veranstaltung. Sie stand allen Interessenten offen, obwohl sie zunächst auf Anregung der Cerverceria Polar konzipiert worden war, der führenden Braugruppe Venezuelas. Diese verfügt über vier Braustätten, die 2013 laut Barth-Bericht einen Bierausstoß von 18,5 Mio. hl erreichten. Dies entspricht Rang 15 der weltweit größten Brauereigruppen.

18

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Fotos: dp

Abschlussfoto: Teilnehmer der VLB-Fortbildung „Update Brauwissen“ zusammen mit einigen ihrer Dozenten (stehend)

Straffes Kursprogramm Inhaltlich deckte das Kursprogramm alle Bereiche der Bierherstellung ab. In der ersten Woche standen daher Themen wie neue Hopfen- und Gerstensorten sowie Maischverfahren und Maischefilter im Fokus. Hinzu kamen Vorlesungen zu Würze-Kochsys­temen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Weitere Lehreinheiten betrafen das Hefemanagement und die Anstellmethoden sowie die Gärungstechno-

logie (Einfluss der Bewegung im Tank). Neueste Erkenntnisse wurden außerdem zur Problematik der vorzeitigen Hefeflokkulation vorgestellt. Hierbei ging es vor allem um die Ursachen für die Entstehung des Phänomens und die Möglichkeiten, es zu vermeiden. Neben diesen Themen beleuchteten die Dozenten auch das Very High Gravity Brewing mit mehr Thomas Tyrell gratuliert Michael Bruns (r.) als 20 % Stammwürze. Darüber hinaus wurden ebenfalls wurden Ansprüche, Notwendigkeiten, aktuelle Bierstabilisierungs- sinnvolle Analysen und Kontrollinterverfahren miteinander ver­ valle. Abgerundet wurde die 1. Woglichen. Schließlich gab es Vor- che mit praktischer Laborarbeit. Dabei lesungen zu den Ansatzpunkten für ging es mehrfach um chemisch-techWassereinsparungen in der Brauerei nische Analysen. Erläutert wurden zum bzw. zur kieselgurfreien Bierfiltration. einen neue Methoden in der RohstoffAngesprochen wurde ferner der Ge- analytik, zum anderen aber auch die samtkomplex Drinkability im Hinblick Bier- und Getränkeanalytik. darauf, was die Bekömmlichkeit von Tyrell: „Als VLB bewegen wir uns Bier ausmacht. Zusätzlichen Raum ständig im Spannungsfeld zwischen innerhalb des Kurses nahm das Ener- wissenschaftlicher Forschung und giemanagement und die Energieopti- technischer Anwendung. Deshalb mierung ein sowie das Qualitätskon- bieten wir selbst langjährigen Praktitrollsystem in der Brauerei. Diskutiert kern immer wieder neue Erkenntnisse. Die­se entstehen aber auch durch den direkten Austausch mit den Teilnehmern unserer Kurse. Damit stellen wir sicher, dass die Forschung und Entwicklung der VLB immer praxisbezogen bleiben.“ Nach dem anspruchsvollen theoretischen Teil in der 1. Woche stand in der 2. Woche verstärkt die Labor­arbeit auf dem Lehrplan. Sie umfasste vor allem chemisch-technische und physikalische Analysen sowie Praktika im Bereich der Mikrobiologie. Letztere behandelten etwa Detektionsverfahren für bierschädliche Keime und Fremdhefen sowie eine Einführung in Schnelltestmethoden. Kontakt Dipl.-Ing. Thomas Tyrell tyrell@vlb-berlin.org


Technical Research Centre of Finland (VTT)

Braurezept von 170 Jahre altem Bier rekonstruiert Das Technical Research Centre of Finland (VTT) ist die größte Organisation für Auftragsforschung in Nordeuropa. Sie steht als gemeinnützige Organisation und Teil des Finnischen Innovationssystems unter Aufsicht des Ministeriums für Handel und Industrie. 2013 beschäftigte das VTT 2900 Mitarbeiter, der Umsatz lag 2012 bei 316 Mio. €. (F.) Das VTT of Finland wurde beauftragt, die Bierflaschen zu analysieren, die 2010 in einem 1840 gesunkenen Schiffswrack bei der finnischen Inselgruppe Åland gefunden worden waren. Die in den Flaschen gefundenen lebenden Bakterien waren Gegenstand für weitere Untersuchungen. Ziel war es herauszufinden, wie die Zellen solange in dem Wrack überlebt haben. Das VTT selbst, 1942 gegründet, entwickelt neue Braumethoden und Biersorten. Diese Brauerei-Forschung ist einer der ältesten Bereiche des Forschungsinstitutes. Rezept zum Nachbrauen Die an Åland ansässige Stallhagen Brauerei hat angeboten, das 170 Jahre alte Bierrezept wieder aufleben zu lassen und mit der Produktion eines entsprechenden Bieres zu beginnen. Sowohl seine Produktentwicklung als auch die benötigte

Brau­technologie wurden nach den chemischen und mikrobiologischen Analysen ausgewählt, die das VTT durchgeführt hat. Eine der großen Leistungen des Institutes war dabei nach eigenen Angaben die Isolierung lebender Milchsäure-Bakterien aus den Flaschen. Diese Art der Bakterien spielt eine wichtige Rolle beim Brauen des historischen Bieres. Der Produktionsprozess wurde in Zusammenarbeit mit Stallhagen und der Belgischen Universität KU Leuven entwickelt. DNA-Analyse „Wir sprechen wahrscheinlich über die ältesten, lebenden nicht sporenbildenden Bakterien, die jemals in Bier gefunden wurden. Die Brautechnik in der Vergangenheit verwendete früher typischerweise die Bakterienart, um Hefe nebenbei zu züchten“, erläutert Annika Wilhelmson vom VTT. Jetzt wollen die Wissenschaftler wissen, wie sich die Milchsäure-Bakterien von modernen Organismen derselben Art unterscheiden. Zur Zeit untersuchen das VTT und die University of Saskatchewan die DNA der Bakterien, um diese Frage zu beantworten. Diese Bakterienstämme aus den Flaschen könnten nützlich sein für die Ernährungs- und Getränke­industrie der Zukunft.

VLB Tagungen März 2015 102. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung Internationale Fachtagung für die Brau- und Getränkewirtschaft 16. bis 18. März 2015, Maritim Congress Centrum Dresden Mit Unterstützung von

– mit begleitender Fachausstellung –

www.vlb-berlin.org/frueh2015

18. VLB-Logistikfachkongress Der Branchentreff rund um die Getränkelogistik 23. bis 25. März 2015, Mönchengladbach

Neuheiten bei Nutzfahrzeugen / Sicherheit im Lager & Lagerverwaltungssysteme / Leergutsortierung & Pfandwertermittlung / Absatzplanung, Supply-ChainStategien, Kommissionierung / Besichtigung Oettinger Brauerei – mit begleitender Fachausstellung –

www.vlb-berlin.org/logistik2015

VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel. (030) 450 80-215, Fax (030) 450 80-210 E-Mail: brewmaster@vlb-berlin.org

Änderungen vorbehalten

Foto: VTT

Anmeldung und Information


IfGB aktuell   IfGB-Forum

Was sind Aromen ? Wie verwendet und deklariert man sie ? IfGB-Forum diskutierte Aromen-VO und andere Herausforderungen Der erste Tag des 12. IfGB-Forums Spirituosen und Brennerei Anfang Oktober in Leipzig betrachtete das Thema Aromen aus unterschiedlichen Perspektiven. Mehr als 120 Entscheider der Spirituosenbranche informierten sich außerdem über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Branche. Auch die Frage nach den Chancen von Social Media nicht nur für Craft Distiller wurde kontrovers diskutiert. (WiK) Dr. Josef Fontaine bedankte sich bei Volker Lux, stellvertretend für Bell Flavors & Fragrances, für die Einladung nach Leipzig. Anschließend stellte er die jüngsten Entwicklungen am IfGB/ der VLB Berlin vor. Besonders ging er auf die deutlich sichtbaren Fortschritte des neuen Aus- und Fortbildungszentrums ein und stellte den jüngst gewählten VLB-Verwaltungsrat unter Leitung von Dr. Mike Eberle vor.

Mit mehr als 120 Teilnehmern ein Besucherrekord: das 12. IfGB-Forum in Leipzig

Anschließend ging BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick auf die aktuellen Themen der Spirituosenbranche ein. Starke Veränderungen durch neue Ministerien und Minister betreffen auch die Alkoholbranche, aber mit Wolfgang Schäuble (CDU) sei ja im Bundesministerium der Finanzen Kontinuität gewahrt. So sehe man dem für 2018 zu erwartenden Alkoholsteuergesetz mit Fassung entgegen. Auch das Jahr 2013 brachte den gleichen Pro-Kopf-Konsum von 5,5 l wie im Vorjahr, bei stabilen Umsätzen. „Mit rund 702 Mio. Flaschen à 0,7 Liter war der deutsche Spirituosenmarkt auch

im Jahr 2013 weiterhin der größte innerhalb der EU“, so die Referentin. Im Trend lagen außerdem klassische Spirituosen, Importprodukte sowie nationale, regionale und saisonale Traditions-Spirituosen. Über die vielfältigen Verbandsaktivitäten hinaus plant der BSI für das Jahr 2015 ein Krisenmanagement-Seminar.

„Wer bei der Etikettierung vorausgreift, darf das“, erklärte Albrecht. „Aber es gibt keine Übergangslösungen.“ Bezüglich der Technischen Unterlagen für einzelne „nationale“ Spirituosen betonte er: „Wir wollen am Reinheitsgebot für Korn festhalten. Aber wenn ein Korn im Fass gelagert wurde, sollte man das schon farblich abrunden dürfen.“ Letzteres stößt nur bei weniWerner Albrecht vom Bundesministeri- gen Kornbrennern auf Zustimmung. um für Landwirtschaft und Ernährung Werner Albrecht forderte erneut die ging auf aktuelle Herausforderungen Hersteller und Verbände auf, sich aktiv für die Spirituosenbranche ein. Insbe- an der Erarbeitung der Technical Files sondere auf das neue Spirituosenzu beteiligen. recht und das Alkoholsteuerrecht. Ab dem 1. JanuMit Unterstützung ar 2018 gilt das Bezüglich der Compound Terms von: wies er darauf hin, dass z.T. die erAlkoholsteuergänzende Bezeichnung „Spirituose“ gesetz, das den oder „Likör“ gefordert sei. So müsse zweiten Teil des man künftig z.B. „Apfelbrand Likör“, Branntweinmonoch einmal als „Likör“ deklarieren. nopolgesetzes Bei Anspielungen, wie z.B. Eierlikör ablöst. „ Mit „verfeinert mit Brandy und Gin“, wird dem Alkoholsteuerrecht hat man für die Anspielung eine neue Zeile be- eine Perspektive für die Zeit nach nötigt. Ab 13.12.2014 müssen Etiketten dem Branntweinmonopol“, so die Einu.U. an die neue EU-Lebensmittel- schätzung des Referenten. Wichtigster Informations-VO angepasst werden. Punkt dabei ist die Öffnung des Abfindungs- und Stoffbesitzerbrennens für ganz Deutschland. Weiterhin sieht Albrecht hier „eine historische Chance zur Entrümpelung alter Vorschriften. Da sind alle Verbände gefordert. Wenden Sie sich mit Vorschlägen direkt an mich oder die Arbeitsgruppe!“

Fotos: WiK

20

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Die Welt des Marketings betrat Rolf Lauströer mit Spirituosen – Neue Marken durch Social Media. „Es gibt hier ein gewaltiges Wachstum von Kleinbetrieben“ im Rahmen der Craft-Distilling-Bewegung. 77 % der mittelständischen Betriebe werden laut Lauströer von Verbrauchern auf Facebook kontaktiert. „Interaktion ist entscheidend!“ Immer mehr Menschen seien 24/7 online. Im Bereich


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

Ausstoßanteil von 5 % alkoholfreiem Bier zu optimieren. Bezüglich der Gärgase in der Brennermaische sind je nach Rohstoff unterschiedliche Aromen zu finden. Beim Getreide erwartet Tyrell ähnliche Ergebnisse wie in der Brauerei, allerdings mit höherem Potenzial. Basis der zu erwartenden höheren Ausbeuten sind höhere Alkoholgehalte, keine Vorklärung, außerdem werden Enzyme nicht inaktiviert. Bei Obstmaischen wären ähnliche Ergebnisse wie in der Winzerei zu erwarten. Für die Durchführung eines solchen Forschungsprojekts werden noch Brennereien als Partner gesucht.

Bei Fragen nach der Identität arbeitet das Amt mit Aromaprofilen natürlicher Rohstoffe. Die Natürlichkeitsbewertung hat für den Endverbraucher einen sehr hohen Stellenwert. Berücksichtigt werden dabei die gesetzlichen Regelungen und die Werbeaussagen des Herstellers. „Gerichtsurteile sehen vieles anders als wir“, sagte Schäfer. Die Kontrollmethoden bestimmen Enantiomerenverhältnisse ausgewählter Aromastoffe per GC/MS. Enantiomere sind Stereoisomere chemischer Verbindungen, die sich in ihrer Konstitution decken und sich in den räumlichen Strukturen zu einem Gegenstück verhalten wie dessen (nicht-deckungsgleiches) Spiegelbild. Die Herausforderung besteht darin, charakteristische Aromastoffe in aromarelevanten Mengen zu finden. Diese müssen in typischen Enantiomerenverhältnissen auftreten. Die dazu gehörenden Methoden benötigen einen sehr hohen zeitlichen und apparativen Aufwand. Bei Beanstandungen handele es sich laut Schäfer allerdings häufig eher um Deklarationsprobleme als um vorsätzliche Irreführungen. Den stetig wachsenden Aufgaben steht eine stets verbesserte Analytik gegenüber. Langfristig bräuchte das LUA dafür aber eine bessere materielle und personelle Ausstattung.

Norbert Schäfer von der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) Sachsen betrachtete die Aromastoffanalytik aus der Sicht der Überwachung. Ziel des Amtes ist es, im Rahmen des Gesundheitsschutzes die Einhaltung von Höchstmengen und die Nicht-Verwendung verbotener Stoffe zu gewährleisten. Höchstmengenregelungen hat der Gesetzgeber unter gesundheitlichen Aspekten eingeführt. Diese gelten z.B. für β-Asaron, α- und β-Thujon und Cumarin. Die Behörde soll außerdem den Verbraucher vor Irreführung schützen. In diesem Rahmen werden Gehaltsbestimmungen und Natürlichkeitsbewertungen durchgeführt. Zunehmend werden auch Aromaprofile erstellt, um Authentizität zu überprüfen. Ein dritter Arbeitsbereich ist die Ursachenforschung für Fehlaromen. Die Hauptarbeit entfällt auf den Gesundheitsschutz (74 % der 2013 durchgeführten Höchstmengenüberprüfungen). Bei den übrigen Fällen geht es um Irreführungen und Fehlaromen. Die überprüften Spirituosen schnitten sehr gut ab. Im Jahr 2009 gab es 35 Überprüfungen (davon 1 beanstandet), 2010 30 (0). Im Jahr 2011 schnellte die Probenanzahl auf 80 (1 Beanstandung), 2012 61 und 2013 waren es 74, beide Jahre ohne Beanstandungen.

Die Sicht des Geschäftsführers des Deutschen Verbands der Aromenindustrie stellte RA Sven Ballschmiede mit Aromen – zwischen Verbrauchergeschmack und Verbraucherschutz vor. Er skizzierte zuerst die Verbraucher­ erwartungen wie Natürlichkeit und Qualität. Diesen stellte er Pressestimmen gegenüber, die synthetische Aromen an den Pranger stellen. Das Misstrauen der Endverbraucher gegenüber der Aromenbranche werde durch Verbraucherschützer wie Stiftung Warentest, foodwatch und Lebensmittel-Klarheit geschürt. Im Folgenden ging Ballschmiede auf die EG-Verordnung (VO) Nr. 1334/2008 ein. Er stellte zur Diskussion, ob es sich bei der Benennung eines bestimmten Aromas lediglich um eine sensorische Beschreibung handle oder tatsächlich mehr als 95 % der Aromen aus der namengebenden Substanz sein müssen. „Beim Beispiel ,natürliches Apfelaroma‘ gewinnen wir 95 % aus Äpfeln und verwenden 5 % synthetisches Material zur Abrundung des Geschmacks“, so Ballschmiede. „In der EU-Kommission interpretieren 27 Mitgliedsstaaten die VO wie der Deutsche Verband der Aromenindustrie, nur Deutschland lehnt das ab. Wir wollen eine Harmonisierung der Lesart der EG-VO“, betonte Ballschmiede. Im

Klaus Malinowsky (2. v.r.) führte mit bewährter pointierter Moderation durch den ersten Tag der Veranstaltung. Zu seiner Linken Angelika Wiesgen-Pick und Werner Albrecht, zu seiner Rechten Rolf Lauströer der Craft Distiller wird dieser Kontakt häufig durch Craft Spirits Festivals u.ä. ergänzt. Schaut man ins Netz, teilen sich die Spirituosenkategorien die Aufmerksamkeit des Nutzers wie folgt: Führend sind Wodka (96 Marken präsent), Liköre (84), Whisk(e)y (77). Gin ist mit 27 Marken vertreten, Rum mit 31. „Es kommen permanent neue GinMarken auf den Markt“, so Lauströer. Abschließend stellte der Referent die nach Präsenz im Netz gelisteten Top 10 der Spirituosen in Deutschland vor. Social Media ist auch für die Großen noch immer von großer Bedeutung: Smirnoff z.B. startet 2012 mit 302 361 Likes (Platz 3) und führt 2014 mit 11 243 539 Likes. Bacardi lag 2012 mit 77 539 Likes auf Platz 7 und 2014 mit 7 884 172 auf Rang 3. Jägermeister liegt konsequent auf Platz 6 (2012: 145 126 Likes; 2014: 3 520 558). Natürlich ist nicht jede positive Bewertung, jeder Like-Klick auch eine Kaufentscheidung. Den Zusammenhang zwischen Aktivitäten im Netz und Umsatzentwicklungen könne man aber herausbekommen, indem man beides z.B. im Monatsrhythmus gegeneinander abgleicht. Den Themenschwerpunkt Aromen eröffnete Thomas Tyrell vom Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) der VLB Berlin mit Kondensat aus Gärgasen. Aroma­ rückgewinnung während der Gärung aus Gärungskohlensäure. Er stellte die Ergebnisse seines Forschungsprojektes bei der Vergärung von Most und Bierwürze zur Diskussion. Ist dieses Verfahren auch in der Brennerei anwendbar? Die kondensierbare Flüssigkeit aus Gärgas enthält in der Brauerei eine bis zu 20-fache Esterkonzentration des Bieres. Eine Rückführung von Aromen aus Gärgas wird im alkoholfreien Bier sensorisch positiv bewertet. Die Ausbeuten mit optimierten Anlagen könnten ausreichend sein, um einen

Brauerei Forum  – Dezember 2014

Thomas Tyrell

Norbert Schäfer

Sven Ballschmiede

21


IfGB aktuell Jahr 2011 war der Lebensmittelüberwachung und dem Aromen-Verband dazu keine Einigung gelungen. Auch der mündige Verbraucher benötige Hilfestellungen, beispielsweise bei der Interpretation dieser Verordnung. Ein weiterer Punkt der Präsentation war die künftige Kommunikationsstrategie des Verbandes. „Im Idealfall setzt man sich mit Vorwürfen der Verbraucherschützer proaktiv auseinander“, so Ballschmiede. „Wir müssen das, was wir tun, besser erklären“, räumte er ein. „Wenn wir Substitute bereitstellen, weil natürliche Ressourcen nicht ausreichen, leisten wir doch auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.“

Daniel Thieme

Dr. Janko Pickert

22

Premium-Liköre … der Geschmack des Besonderen lautete das Thema von Daniel Thieme, Bell Flavors & Fragrances. Das Premiumsegment sei der Zufluchtsort gesättigter Märkte. Wichtig bei der Positionierung moderner Marken sei das Bedürfnis des Verbrauchers, sich etwas Gutes zu tun, sich zu belohnen oder der Wunsch nach Entspannung und Geselligkeit Premium sei kein Luxus. Während sich Luxusmarken mehr über Preis, Image und ihre Geschichte definieren, zeichnen sich Premiummarken durch herausragende Innovationen und eine besondere Innovationsfähigkeit aus. Diese biete deutlich erkennbaren Mehrwert, weswegen Verbraucher eher bereit sind, mehr zu bezahlen. „Wir als Aromenhaus beschäftigen uns mit der physiologischen und psychologischen Wirkung des Geschmacks auf Konsumenten und Produkte.“ Wie kann der Geschmack den Premiumcharakter fördern? Wie kann der Geschmack als Marketinginstrument fungieren? „Zielgruppenorientierung ist entscheidend. Produkte müsse man differenzieren, Geschmack als Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten. Premiumisierung bedeute Ausdifferenzierung von Aromaprofilen, statt Orange die Saftorange, die ValenciaOrange, die Blutorange o.ä. Markendefinition und -Identität: Malibu ist Kokos, Jägermeister Kräuter. „Machen Sie den Geschmack zum Teil des Markenkerns!“ Als aktuelle Trends bei Premium-Likören führte Thieme leichte, mischbare Beispiele aus Frankreich an: Hybrid-Produkte zwischen Sekt und Likör, die sich nicht allein über ihren einzigartigen Geschmack definieren. Die Besonderheit und Zielgruppenorientierung drücke sich auch in der Verpackung aus, Flaschen, die an Parfüm-Flacons erinnern. Weitere Trends seien Crème-Liköre, die sich z.B. mit Rum mischen lassen. Auch Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Gastgeber Raymond Heinz, Geschäftsführender Gesellschafter Bell Flavors & Fragrances, im Gespräch mit VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine Joghurt-Liköre seien weiterhin beliebt. Bei den hochprozentigen Spirituosen zeichne sich ein Trend zur Aromatisierung ab. Jägermeister hat nun eine zimtbetonte Spiced Variante, auch Spiced Gin ist im Kommen. Selbst vor Klassikern wird nicht Halt gemacht, entsprechend gibt es Spiced Rum und Cinnamon Whisky. Die Frage Was sind Aromen und wie werden sie in Spirituosen eingesetzt?, beantwortete Dr. Janko Pickert, Bell Flavor & Fragrances. „Einfach ausgedrückt sind Aromen komplexe Mischungen aus verschiedenen Zutaten, welche einen Einfluss auf den Geschmack und Geruch haben.“ Sie werden u.a. zu Lebensmitteln zugegeben, um deren Geschmack zu intensivieren und zu verbessern und Geschmacksverlust während Verarbeitung, Lagerung und Transport zu minimieren. Außerdem wird mittels Aromen der Geschmack von Produkten standardisiert oder Fehlgeschmack maskiert. Ein wichtiges Einsatzfeld ist die Kreation innovativer Produkte mit neuen Geschmackserlebnissen. Aromen bestehen in erster Linie aus Aromakomponenten natürlichen oder synthetischen Ursprungs. Rund 2000 verschiedene befinden sich davon in regelmäßiger Verwendung in der Aromenindustrie. Hinzu kommen weitere 3000, welche sich in gelegentlicher oder experimenteller Nutzung befinden. Viele Lebensmittel enthalten Hunderte von Aromachemikalien. „Normalerweise sind 20 bis 40 Komponenten für den gewünschten Geschmack ausreichend“, so Dr. Pickert. Pflanzenextrakte, natürliche Stoffe, werden gewonnen durch physikalische Prozesse wie Extraktion, Destillation usw. Dr. Pickert stellte verschiedene Möglichkeiten vor. Das gebräuchlichste Verfahren zur Gewinnung von ätherischen Ölen ist die Wasserdampfdestillation. Die Kaltpressung wird nur für Zitrusöle angewandt. Extraktion wird vor

allem bei Blütenölen praktiziert. Pflanzenextrakte können mit verschiedenen Lösungsmitteln produziert werden. Zur Qualitätssicherung werden Rohstoffe und Extrakte mit unterschiedlichen chromatographischen Methoden untersucht und standardisiert. Natürliche Pflanzenauszüge finden eine weitreichende Verwendung u.a. für Kosmetik und Getränke. Destillate werden dagegen vorwiegend für Spirituosen eingesetzt: Wein, Wacholderund Kümmeldestillate gehören zu den Standards. In der Aromenentwicklung besteht die Hauptaufgabe darin, ein bestehendes Aroma zu duplizieren. Andere Aufgaben sind die Entwicklung neuer innovativer Produkte in Zusammenarbeit mit dem Kunden. Daneben gibt es aber auch die proaktive Entwicklung eines Aromas, um die eigene Produktpalette zu erweitern und/oder zu verbessern. Abschließend stellte Dr. Pickert die einzelnen Arbeitsschritte der Produktentwicklung vor. Wichtig für ein Aroma ist immer die Dosierung. Außerdem interagieren andere Inhaltstoffe mit dem Aroma. „Auch dies muss getestet werden, um die gewünschte Produktlebensdauer zu gewährleisten“, betonte der Referent. Der Nachmittag des ersten Veranstaltungstages war der Besichtigung des Aromenherstellers Bell Flavors & Fragrances gewidmet. Dort konnte man die umfangreichen Produktionsanlagen sowie die hochmodernen Forschungs- und Entwicklungs- sowie QS-Laboratorien besichtigen. Außerdem war die 1878 gegründete Schimmelbibliothek geöffnet, eine der größten Sammlungen der Welt von Büchern und Archivalien zu Geschmacksstoffen, Pflanzenextrakten und ätherischen Ölen. Der Tag ging mit einem ausgezeichneten Abendessen im Weinhaus Max Enk auf Einladung von Bell Flavors zu Ende. (wird fortgesetzt)


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin VLB

  Nachrichten DLG

Bundesehrenpreise 2014 Spirituosen Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat im September 22 Spirituosenhersteller mit dem Bundesehrenpreis 2014 ausgezeichnet. Dies ist die höchste Auszeichnung, die jährlich getrennt nach Produktkategorien an deutsche Lebensmittelproduzenten verliehen wird. Die Preisverleihung fand im Kaisersaal am Potsdamer Platz in Berlin statt. (BF) Vor rund 100 Gästen überreichten Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär im BMEL, und DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer die Medaillen und Urkunden. „Der Bundesehrenpreis ist Anerkennung und Ansporn zugleich“, lobte DLG-Präsident Bartmer die ausgezeichneten Unternehmen. Die Preisträger setzten richtungsweisende Signale für Spitzenqualität, Geschmack und Genuss. „Bleiben Sie Ihrem nachgewiesenen Bekenntnis zur Qualität treu!“

DLG

DLG-Qualitätsprüfung für Spirituosen 2015 Das Testzentrum Lebensmittel der DLG (Deutsche LandwirtschaftsGesellschaft) hat seine Internationale Qualitätsprüfung für Spirituosen 2015 ausgeschrieben. (F.) Der wissenschaftliche Expertentest besteht aus Laboranalysen, Deklarationskontrollen im ZentralLaboratorium der VLB Berlin und einer umfangreichen sensorischen Qualitätsprüfung. Im Rahmen der DLG-Prüfung verleiht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Bundesehrenpreis für herausragende Leistungen. Im Rahmen der Qualitätsprüfungen bewerten die DLG-Experten Erzeugnisse aus allen Spirituosengruppen. Die Prüfschemata der DLG-Tests werden jedes Jahr auf ihre wissenschaftliche Aktualität hin überprüft. Im Rahmen der DLG-Qualitätsprüfung werden die Produkte, die die Tests bestehen, mit den Goldenen, Silbernen oder Bronzenen DLGPreisen ausgezeichnet. Anmeldung bis 26. Januar 2015 DLG-Testzentrum Lebensmittel Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt/M.,  +49 69-24788-356,  -115,  T.Burkhardt@dlg.org.

Die VLB Berlin gratuliert besonders ihren Mitgliedern zum Bundesehrenpreis Peter Bleser (l.), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, übergab zusammen mit DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer (r.) Urkunden und Medaillen

Bundesehrenpreis in Gold* Spezialitätenbrennerei Norbert Winkelmann (Bayern) Bundesehrenpreis in Silber* Pabst & Richarz Vertriebs GmbH (Nordrhein-Westfalen) Weitere Bundesehrenpreise Baden-Württemberg • Vom Fass • Elztalbrennerei Georg Weis • Bimmerle Schwarzwälder Edelbranntweinbrennerei • Weingut & Brennerei Bernd Gemmrich

Bundesehrenpreis in Silber für Pabst & Richarz, Minden: Dr. Frank Schmidt (2. v.l.) und Martin Wingbermühlen (2.v.r.)

Bayern • Rola, Weinbrennerei und Likörfabrik • Edelbrennerei Haas Berlin • Schilkin Spirituosenherstellung Hamburg • Ylldal International Hessen • Henkell & Co. Sektkellerei KG • Edelbrennerei A.J. Dirker • Rhön-Hessische-Weinbrennerei A. und W. Dworzak

Bundesehrenpreis für Henkell & Co. Sektkellerei, Wiesbaden: Klaus Malinowsky (M.)

Niedersachsen • Wollbrink Kornbrennerei-Likörfabrik Nordrhein-Westfalen • Erlebnisbrennereien Sendenhorst • Diana Vertrieb, Die Genussmanufaktur Rheinland-Pfalz • Wajos, Die Genussmanufaktur • Laux • Brennerei für Edelbranntweine Heinz Dengel Saarland • Eckerts Wacholder-Brennerei Sachsen-Anhalt • Abtshof Magdeburg Thüringen • Destillerie & Liqueurfabrik Altenburg R. Heydt

Fotos: DLG

Bundesehrenpreis für Kornbrennerei-Likörfabrik Wollbrink, Bersenbrück: Dietmar Hugenberg (2. v.l.) und Manfred Wollbrink (2. v.r.) Die VLB Berlin gratuliert außerdem der Rola GmbH & Co. KG, Weinbrennerei und Likörfabrik, Rottenburg an der Laa­ ber, zum Bundesehrenpreis.

* Die zwei besten Betriebsleistungen bundesweit erhalten den Bundesehrenpreis in Gold und Silber. Brauerei Forum  – Dezember 2014

23


IfGB aktuell   Fortbildung

IfGB, IHK und Vereinigung der Destillateurmeister feiern 8 frisch gebackene Destillateurmeister Im Oktober mündete der IfGB-Kurs Fach- und Handlungsspezifische Qualifikationen in die Prüfung zum Geprüften Destillateurmeister vor der IHK Berlin. Zum ersten Mal dürfen sich die erfolgreichen Absolventen auch Bachelor of Distilling nennen, wodurch ihnen der Zugang zum internationalen Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.

Links unten: Große Erleichterung bei den zehn erfolgreichen Absolventen der fachpraktischen IHK-Prüfung Rechts unten: Auf dem Weg zum Erfolg – Rezept- und Produktentwicklung mit Siegbert Hennig (l.) und Janine Mlitzke in der Preussischen Spirituosen Manufaktur

(WiK) Die Meisterfeier in der Berliner Traditionsgaststätte Max & Moritz war ein gebührender Abschied für die frisch gebackenen Destillateurmeister. „Sie haben etwas Besonderes geleis­ tet!“, lobte der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Steffen Scharr. Zehn Absolventen des IfGB-Kurses Fachund Handlungsspezifische Qualifikationen hatten die fachspezifische Prüfung erfolgreich abgelegt. „Auch der Bildungsträger mit seinen Dozenten hat wieder einmal junge Menschen zum Erfolg geführt“, wandte sich Georg Klein von der IHK Berlin an Dr. Josef Fontaine und Kursleiter Dr. Rolf Hardt. Diese dankten anschließend besonders den externen Dozenten und der Preussischen Spirituosen Manufaktur für die ausgezeichnete Kooperation. „Das war wirklich eine anstrengende Zeit“, sagte ein Teilnehmer, „aber wir haben wirklich viel gelernt!“ Acht Absolventen konnten am 22. Oktober stolz ihren Meisterbrief in Empfang nehmen. Ein Teilnehmer muss eine Teilprüfung der fachspezifischen Prüfung wiederholen, zwei andere müssen noch die Prüfung der Basisqualifikationen erfolgreich ablegen.

Fotos: Wik

24

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Der Notenspiegel ist mit drei 2ern, sechs 3ern und einer 4 erheblich besser als im 2011er-Kurs. „Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die Kandidaten in ihren Betrieben bereits mehr Verantwortung tragen durften“, sagte Dr. Hardt. „Wir sehen es aber auch als Erfolg an, dass wir den Kurs noch besser an die Belange der Branche anpassen konnten“, ergänzte IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. Zehn Wochen kompakter Unterricht, Fachpraxis und Exkursionen lagen hinter den Absolventen. Vernetztes Denken fordert die seit 2009 gültige Prüfungsordnung. Das ist ein gro­ßer Schritt von den Einzelfächern wie Brennereitechnologie, Technologie der Spirituosenherstellung bis hin zu Verpackungs- und Zollverkehrsfragen. Dieser wird im Kurs durch Praxis-orientierte Projektarbeiten vermittelt. Die Dozenten stammen aus dem Ins­ titut für Gärungsgewerbe (IfGB) bzw. der VLB Berlin. Ein Großteil der Experten kommt direkt aus renommierten Spirituosenunternehmen, der Berufsgenossenschaft und Fortbildungsinstituten des Bundes. Der fachpraktische Unterricht fand im Zentral-Laborato-

rium der VLB und in der Preussischen Spirituosen Manufaktur statt. Die Kursteilnehmer stammten sowohl von den großen Spirituosenproduzenten als auch von mittelständischen Brennereien und Likörherstellern aus ganz Deutschland und Österreich. Nur ein Teilnehmer kam von einem Aromenhersteller und wurde dann gleich Kursbester. Betriebsbesichtigungen bei Underberg, Goetz + Müller (Etiketten), Ardagh (Glas), Jägermeister, Kamenz, und der Meissener Spezialitätenbrennerei ergänzten den Unterricht aufs Beste. Außerdem nahm der Kurs am 12. IfGBForum in Leipzig teil und besuchte den Aromenhersteller Bell Flavors & Fragrances. „Die Betriebsbesichtigungen waren eine besondere Bereicherung“, so ein Teilnehmer. Ein weiteres Add-on war die Prüfung für das Internationale DLG Sensorik-Zertifikat Spirituosen. Der nächste IfGB-Destillateurmeis­ terkurs ist für das Jahr 2017 avisiert. Außerdem gibt es Überlegungen, im Herbst 2016 die Basisqualifikationen für Destillateurmeister als Kompaktkurs am IfGB anzubieten.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin   Nachrichten BSI

40 Jahre BSI Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI), Bonn, beging im Oktober das Jubiläum seines 40-jährigen Bestehens mit dem Politischen Gäste­ abend und dem 13. Spirituosen-Forum auf dem Petersberg in Königswinter. (BF) Zum Politischen Gästeabend des BSI am 29. Oktober 2014 kamen rund 160 Gäste aus der Spirituosenbranche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Zum BSI-Forum am Folgetag waren es noch gut 120. „Der 1974 gegründete BSI versteht sich in seiner 40-jährigen Rolle als politisches Sprachrohr der Spirituosenbranche und als bera-

tender Dienstleister seiner Mitgliedsunternehmen in Deutschland“, so BSIPräsident Stefan Jensen. Auf dem Politischen Gästeabend wurde Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlamentes (CDU) und Stellvertretender Vorsitzender im Rechtsausschuss, Brüssel/Belgien, zum „GenussBotschafter – für den verantwortungsvollen Umgang mit alkoholischen Getränken“ nominiert. Das am 30. Oktober durchgeführte 13. Spirituosen-Forum widmete sich dem Thema „Die Zukunft Deutschlands und Europas: Herausforderungen und Chancen unserer Zeit“. Referenten waren u.a. Dr. Thilo Sarrazin, Wolfgang Schneiderhan, Henryk M. Broder und Bernd Kolb. BSI-Präsident Stefan Jensen betonte die besondere Verantwortung Deutschlands in Europa. „Der BSI hat gemeinsam mit der europäischen Spirituosen­industrie EU-weite Selbstregulierungs- und Präventionsmaß-

Foto: BSI

nahmen angenommen und wird sie weiter ausbauen“, so Jensen. „Gemeinsam mit den nationalen und europäischen Spirituosenunternehmen ist der BSI bereit und willens, alles in seinem Bereich Mögliche zu tun, um Eigenverantwortung und Risikokompetenz der Verbraucher auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken weiter zu stärken.“

Das BSI-Forum gut besucht Die Broschüre „40 Jahre BSI – Tradition. Genuss. Kultur. Verantwortung“ auf www.spirituosen-verband.de

IfGB

VLB / IfGB

Freude über drei neue DLG-zertifizierte Spirituosenverkoster Destillateur-Aufbaukurs – Anfang Oktober konnten drei Mitarbeiter der VLB Berlin/des IfGB ihre Inter- Anmeldung gut gestartet nationalen DLG Sensorik-Zertifikate Spirituosen in Empfang nehmen. (WiK) Als Sensorik-Experten können sie nun an den Spirituosenverkostungen des DLG-Qualitätswettbewerbs teilnehmen. „Wir freuen uns über die guten Prüfungsergebnisse der Kollegen“, sagte Dr. Rolf Hardt, DLG-Prüfbevollmächtigter. „Die Aufstockung unseres Verkosterpanels für Spirituosen dient dazu, die kontinuierlich steigende Nachfrage nach Serviceangeboten für sensorische Qualitätskontrolle und sensorischer Bewertungen auszubauen.“, so Dr. Diedrich Harms, Leiter des VLB-

Zentral-Labors (ZL). Johannes Fuchs und Wiebke Künnemann sind langjährige Mitglieder des DLG-Sensorik-Panels für Bier und Biermischgetränke, Janine Mlitzke verfügt über umfangreiche Sensorik-Erfahrung als Destillateurin der Preussischen Spirituosen Manufaktur und Laborantin des ZL. Der Qualifikationstest umfasste u.a. Rangordnungsprüfungen mit Farb­intensitäten und Geschmack sowie Dreiecks­prüfung und beschreibende Prüfung nach DLG5-Punkte-Prüfschema.

Die Anmeldung zum DestillateurAufbaukurs ist freigeschaltet. (F.) Der 2-wöchige Kurs umfasst alle Aspekte der Spirituosenproduktion von der Brennereitechnologie über Technologie der Spirituosenherstellung, Rezept- und Produktentwicklung bis hin zur Verpackungstechnik. Der fachpraktische Unterricht im Labor und in der Likörfabrik erfolgt in Kleingruppen. Der Praxis-orientierte Unterricht mündet in einer Prüfung mit IfGB-Zertifikat. Sechs Plätze sind bereits vergeben.

Links: Neue Spirituosenverkoster – Janine Mlitzke, Wiebke Künnemann und Johannes Fuchs (v.l.)

Mainz: 8. und 9. September 2015

www.ifgb.de/mainz2015

13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei

orm

v itte

B

n!

e erk

mit Unterstützung von:

Die führende deutschsprachige Fachtagung für Brenner und Spirituosenhersteller IfGB ist eine Marke der

VLB Berlin e.V. www.vlb-berlin.org

Authentizität…Fachkräftemangel...Fassmanagement...Hefeoptimierung... Nachhaltigkeit…Qualitätssicherung…Rahmenbedingungen…

Foto: jr

Brauerei Forum  – Dezember 2014

25


Betriebswirtschaft   VLB-Forum

Getränkeindustrie und -handel fit für die Zukunft: Neue Aspekte der Ladungssicherung, fahrerlose Transportsysteme und elektronische Rechnungen Der erste Tag des 17. VLB-Forums Getränkeindustrie & Getränkehandel hatte sich den allgemeinen Herausforderungen für die Brauindustrie, innovativen, unkonventionellen Managementstrategien gewidmet. Der zweite Tag der September-Veranstaltung konzentrierte sich auf die Erschließung neuer Märkte und klassische Logistikthemen. Neben den Praxisberichten externer Spezialisten präsentierte die Mannschaft der VLB aktuelle Forschungsprojekte. Die Moderation lag in den erfahrenen Händen von Dr. Thomas Dombrowski, Coca-Cola Erfrischungsgetränke, Berlin.

Dr. Thomas Dombrowski moderierte den zweiten Tag des VLB-Forums: Ladungssicherung ist ein Dauerbrenner

Fotos: WiK

Auch das diesjährige VLB-Forum zeichnete sich aus durch konstruktive Diskussionen

(WiK) Den Auftakt des 30. Septembers machte Rainer Schwittay, Friedrich Lütvogt, Wagenfeld, mit Ein mittelständisches Getränke-Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft. Zur Friedrich Lütvogt GmbH & Co. KG gehört der Mineralbrunnen Auburg Quelle. Das Unternehmen ist außerdem Abfüll- und Logistik-Dienstleister, Rampe Nord der Deutschen Sinalco, für fritzkola und die NGV-Gruppe (Nordmann). Die Friedrich Lütvogt GetränkefachGroßhandel GmbH bietet Logistikdienstleistungen für Gastronomie und Veranstaltungsservice sowie für Getränkefach- und Lebensmittelmärk­ te. Die Gruppe beschäftigt 140 Mitarbeiter. Das Unternehmen strebt eine kontinuierliche Modernisierung an. Für den GFGH und den zum Unternehmen gehörenden Mineralbrunnen stellte Schwittay die Investitionen der vergangenen zehn Jahre vor. Voll-Automatisierung war dabei ein übergreifendes Thema. Um den vielfältigen Anforderungen der unterschiedlichen Unternehmenszweige besser Herr zu werden, führte Lütvogt 2012 im GFGH die beleglose Kommissionierung ein. Im Folgejahr

26

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

wurde das Lagerverwaltungssystem (LVS) zur Leergutsteuerung, Produktionsanbindung sowie für die gesteuerte Bereitstellung und Verladung konzipiert. Projektpartner hierfür war der Dienstleister ita vero, zu dem der Kontakt auf einem Logistikfachkongress der VLB entstanden war. Um für die Zukunft bereit zu sein, wurde parallel zu den Anlagen-Inves­ titionen auch in die EDV investiert. Im Jahr 2009 schaltete man den Zentralmandanten für die Abwicklung der Logistikprozesse auf und realisierte den elektronischen Lieferschein. Die eigenen Lkws wurden mit mobiler Datenerfassung (MDE) ausgestattet. „Wir bedienen schon noch Kunden, die mit dem Zettel auf den Hof kommen“, räumte Schwittay ein.

Im November 2014 ist die Inbetriebnahme des modernen, vollklimatisierten Logistikzentrums II erfolgt. Das neue Logistikzentrum und die dazu gehörende EDV erforderten intensive Mitarbeiterschulungen. „Wir sind darauf ausgelegt, alles in 24 Stunden zu erledigen“, selbst die Verwaltung ist rund um die Uhr besetzt. Für 2015 ist die Einführung der MDE für Abholer geplant. Außerdem soll die Automatisierung der Frachtberechnung über alle Mandanten umgesetzt werden. „Angesichts gigantischer Überkapazitäten im Markt sehen wir in reinem Größenwachstum keinen Sinn mehr“, betonte der Referent. „Die qualitative Weiterentwicklung und beständige Wandlung sind das Ziel.“


Betriebswirtschaft Noch tiefer in die Logistik stieg Waldemar Osterhoff, EK-Automation, Rosengarten, mit Die Ökonomie von fahrerlosen Transportsystemen (FTS) ein. „Es gibt kaum Branchen, die sich nicht um fahrerlose Transportsysteme kümmern, gerade wenn es um 24/7 geht“, betonte er. Wichtig sei eine ganzheitliche FTS-Planung. Folgende Fragen stellen sich dabei: Wie formuliere ich meine Anforderungen? Wie komme ich zu einem passenden System? Wie kann ich so eine Flotte sinnvoll steuern? Eine kompakte Checkliste, wie z.B. die VDI 2710, sei sehr sinnvoll. Osterhoff stellte Konturen-, Laser- und Magnetnavigation vor. „Man kann zwei Navigationssysteme problemlos miteinander kombinieren.“ In vielen Bereichen geht es um Palettentransport. Da reicht meist das Standardmodell eines Gabelstaplers, auf das die Steuerung draufgesetzt wird. Erst sehr spezielle Anforderungen zeitigen einen Sonderbau. Als Anwendung präsentierte der Referent eine Flotte von mehr als 11 000 Rollcontainern in einem 8500 m2 großen Blocklager einer Molkerei mit 5000 m Fahrstrecke. Dort werden mehr als 2000 Transportaufträge pro Stunde erledigt. Das 24/7-Unternehmen hat sich für Lasernavigation entschieden, die Fahrzeuge fahren mit Lithium-Ionen-Batterien. Bei anderen Systemen hat man die Zeit für den Batteriewechsel auf fünf Minuten reduzieren können. In großen Anlagen mit vielen Fahrzeugen und schwankender Auslastung mit Transportspitzen beinhaltet das Energie­konzept einen automatischen Batteriewechsel. Die Alternative zum Wechsel ist das Nachladen der Batterie bei der Li-Ion-Batterie 24 V/180 Ah. Bei diesen wartungsfreien Akkus ist eine Batterieladung in 90 Minuten möglich. Ziel ist es, mit möglichst wenigen Fahrzeugen so viel wie möglich zu transportieren“, so Osterhoff. Er stellte ein Modell vor, wie man bei der Umstellung von zwei manuellen Staplern auf fahrerlose Transportsysteme mit drei automatisierten Deichsel-Staplern monatlich ca. 8000 € einsparen könne (Abb. 1). „Im Einschichtbetrieb sind wir die teurere Variante. Bei mehr als drei Schichten dauert die Amortisation dafür weniger als ein Jahr.“

unterteilt sich in zehn verschiedene Werbekreise mit unterschiedlicher Preisstruktur und abweichenden Sortimenten. „Wir haben sehr viele lokale Lieferanten“, so der Geschäftsführende Gesellschafter Meierhoff. Im Jahr 2014 eröffnete das Unternehmen seine große Logistikzentrale. In dem modernen Regallager wird per pick-by-Voice kommissioniert. Problematisch gestaltete sich die Rechnungskontrolle. 126 Getränkefachmärkte mit 7000 Artikeln und rund 200 Lieferanten generieren ca. 250 Belege am Tag, 5000 Belege pro Monat. Diese werden heute mit dem Aufwand von 1,5 Stellen überprüft. „Dies ist der Erfolg des vorgestellten Projektes“, erläuterte Verwaltungsleiter Christoph Klein. Beim Start des Projektes im Jahr 2010 waren bei alldrink noch 7 Mitarbeiter für 3011 Belege beschäftigt. „Eine gigantische Einsparung!“ Die Einkaufs-Konditionen werden heute in den Stammdaten eingerichtet, die Liefermengen in der Marktkasse auf dem Basis-Lieferschein hinterlegt. Nun wird eine Kontrollrechnung (EK-Preis x Menge) an die Kontrollstelle weitergeleitet. 2 Tage bis 4 Wochen nach der Lieferung wird die Lieferantenrechnung erstellt und ebenfalls zur Kontrolle vorgelegt. Beide werden gegeneinander abgeglichen und ggf. beginnt die Fehlersuche. Gängige Formate für EDVgestützte Rechnungsprüfungssysteme sind EDI-Dateien, OCR-Erkennung und PDF-Dateien. Da Letztere auch von den kleineren Unternehmen erstellt werden können, hat man sich für diesen Weg entschieden. Die Unternehmen, die gleich mit PDF arbeiten, verursachen keinen Aufwand für den Sach-

Elektronischer Lieferschein – Wir bedienen schon noch Kunden, die mit dem Zettel auf den Hof kommen: Rainer Schwittay

Fahrerlose Transportsysteme – Im Einschichtbetrieb sind wir die teurere Variante. Bei mehr als drei Schichten dauert die Amortisation dafür weniger als ein Jahr: Waldemar Osterhoff

bearbeiter, Papierrechnungen werden gescannt. Die Rechnungen werden vom Programm „Verifier“ abgeglichen. Das System sucht Abweichungen automatisch heraus. Erst dann kommt der Sachbearbeiter ins Spiel. Die Investition hat 175 000 € gekos­ tet und im Gegenzug die Einsparung von 5 Mitarbeitern ermöglicht. Die Investition hatte sich nach 1,4 Jahren amortisiert. „Ein Wachstum war nur mit diesem System möglich“, betonte

Frank Meierhoff und Christoph Klein, alldrink, Heidelberg, stellten die Elektronische Rechnungsverarbeitung im Getränkeeinzel- und -fachgroßhandel vor. Das Unternehmen alldrink besitzt 126 Getränkemärkte und generiert mit 315 Mitarbeitern einem Umsatz von mehr als 52 Mio. €. Der Großraum Frankfurt-Heidelberg

Abb. 1: Wirtschaftlichkeit – Kosten und Nutzen fahrerloser Transport­systeme

©Osterhoff 2014

Brauerei Forum  – Dezember 2014

27


Betriebswirtschaft

Rechtskonformes Verladen – Fahrzeuge ohne ausreichende Ladungssicherung werden nicht beladen: Ingo Walter

Ein Monitoring der Transportbedingungen kann neue Erkenntnisse über mögliche Schwachstellen von Transportketten liefern: Ingo Pankoke

Elektronische Rechnungsverarbeitung ­– Eine gigantische Einsparung! Frank Meierhoff (r.) und Christoph Klein

Meierhoff abschließend. Einem anderen Aspekt der Logistik widmete sich Ingo Walter, Eckes-Granini, Hennef, mit der Überprüfung der Rechtskonformität des Verladens. Der europaweit agierende Markenhersteller für Säfte und Fruchtsaftgetränke beschäftigt 300 Mitarbeiter an drei Standorten: Bad Fallingbostel, Heidekreis, Niedersachsen, Bröl, Hennef/ Sieg und am Hauptsitz in Nieder-Olm, Rheinland-Pfalz. Nicht nur der Fuhrunternehmer/Spediteur ist in der Haftung, auch der Verlader/Auftraggeber hat gesetzlich vorgeschriebene Kontrollfunktionen. Gibt es dabei Verstöße, kann dies mit empfindlichen Geldbußen geahndet werden. Diese Kontrollen müssen per

Nachweis dokumentiert werden: Hat der Fuhrunternehmer eine EU-Lizenz oder Güterkraftverkehrserlaubnis sowie die vorgeschriebenen Versicherungen? Hat der Fahrer die erforderlichen Arbeitsgenehmigungen oder Fahrerbescheinigungen sowie die erforderlichen Führerscheine? Folgendes muss sichergestellt sein: Die Ladung muss gegen Verrutschen ordnungsgemäß gesichert sein und der DIN-Norm entsprechen. Regelmäßig werden Fahrzeugkontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) oder die Autobahnpolizei durchgeführt. „Oft fehlt dem Kontrollpersonal allerdings das Fachwissen, um Ladungssicherung zu beurteilen“, gab der Referent zu bedenken. Werden Verstöße gegen das Güterkraftverkehrsgesetz (GüKG) oder Ladungssicherungsvorschriften festgestellt, hat das automatisch Ermittlungen gegen den Verlader und oftmals Bußgeldverfahren zur Folge. Bei Ladungssicherungsverstößen wird häufig die Weiterfahrt untersagt. Eckes als Verlader trägt Verantwortung für rund 32 000 Verladungen pro Jahr. Das Unternehmen Eckes hat sich entschlossen, um die Sicherheit fürs Tagesgeschäft zu erhalten, den Verlader-Check durchzuführen. Diese Überprüfung wurde von einem externen Berater begleitet. Je Standort wurde ein Tag für den Verlader-Check eingesetzt und ein halber Tag für die Fahrzeugkontrolle. Dabei wurden Abläufe, Dokumentationen und Vertragssituationen überprüft, außerdem wurden die in diesem Zeitraum beladenen Lkws und die Vorgehensweise des Verladepersonals dabei kontrolliert. Es zeigte sich, dass Eckes in vielen Bereichen durch Kontrollen und entsprechende Dokumentationen bereits gut aufgestellt war. „Ladungssicherung hat eine sehr hohe Priorität bei uns“, so Walter. „Fahrzeuge ohne ausreichende Ladungssicherung werden nicht beladen.“ Zum Teil konnten durch die Überprüfung auch Lücken im eigenen System entdeckt und behoben werden.Außerdem wurde eine Vollkontrolle aller Lkws, die an diesem Tag an Eckes-Standorten beladen wurden, durchgeführt. Künftig soll die Zusammenarbeit mit den Spediteuren intensiviert werden, sodass man einen Fuhrpark-Check durchführen kann. Ingo Pankoke eröffnete mit Monitoring der Transportbedingungen mittels Sensorsystem und Datenlogger – Der „VLB Supply Chain Sensor Check“ den Themenblock mit Studien aus den VLB-Forschungsinstituten für Management und Getränkelogistik (FIM)

28

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

sowie Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP). Er stellte die jüngsten Ergebnisse des FIM zu diesem Thema vor. Dabei stand die Temperaturmessung im Fokus. Temperatur beeinflusst sowohl die sensorische als auch die optische Produktqualität. „Besonders CO2-haltige Getränke reagieren empfindlich“, so der Referent. „Innerhalb des Reinheitsgebotes gibt es wenig Chancen, Bier gegen Temperatureinflüsse zu stabilisieren.“ Ein Monitoring der Transportbedingungen kann neue Erkenntnisse über mögliche Schwachstellen von Transportketten liefern. Dies ist die Basis für die Optimierung der Transportbedingungen für Getränke, damit diese auch am Ziel noch den hohen Qualitätsstandards ihres Herstellers entsprechen. Der Referent stellte das optimierte Sensorsystem der VLB vor. Die etwa Zigarettenschachtel-großen Sensoren werden mit Magnetfüßen an der Container-Innenwand platziert, alle Einwirkungen: Temperatur, Erschütterungen und Licht werden im Datenlogger gespeichert. Nach der Reise wird dieser an die VLB zurückgeschickt und die Daten dort ausgelesen und ausgewertet. Eine Online-Abfrage in Echtzeit ist leider nicht möglich, weil die Geräte im Container, im Schiffsrumpf zu sehr abgeschirmt sind und sich die Schiffe oft abseits der GSM-Netze befinden. „Eine terrestrische Ortung der Schiffe über Satellit ist allerdings möglich“, so Pankoke. Von besonderem Interesse sind z.B. stark voneinander abweichende Temperaturbelastungen zweier Container auf demselben Schiff, je nach Platzierung auf Deck oder im Rumpf. Zum Teil dokumentieren drei im selben Container platzierte Sensoren sehr starke Temperaturgefälle. Auch lassen sich unterschiedliche Temperaturentwicklungen in Containern mit oder ohne Isolierfolie darstellen und in Bezug zu Messwerten aus Isoliercontainern setzen. Für einen Testlauf mit der KarlsbergBrauerei, Homburg, bestückte die VLB Berlin Container für Flaschenbier mit Sensoren. Die Reise führte von Deutschland nach Taiwan. Die Schiffsroute wurde für den Datenabgleich mit jeweiligen Wetterdaten dokumentiert, sodass die einzelnen Temperaturen bestimmten Orten zugeordnet werden konnten. So zeigten sich hohe Temperaturen (über 30 °C) im Roten Meer und Extremtemperaturen im Hafen von Taiwan (über 40 °C). in manchen Containern herrschten sogar Temperaturen über 50 °C. Neben Temperatur und Vibration werden weitere Parameter, wie z.B. Feuchtigkeit, analysiert.


Betriebswirtschaft Norbert Heyer, Leiter des FIM, stellte erste Ergebnisse zur Untersuchung von TUL (Transportieren, Umschlagen, Lagern)-Belastungen beim Getränketransport vor. Eine Erhebung der Berliner Beuth-Hochschule zu Transportentfernungen von Brauereien er­gab, dass diese bei Großbrauereien rund 250 km betrugen, bei mittleren gut 100 und bei kleinen Brauereien noch knapp 35 km. Eine Forschungsarbeit zu Transportbelastungen ist somit in jedem Fall für mittlere und große Brauereien von Belang. Beim Export liegt Deutschland mit 15 % des Bierausstoßes im hinteren Drittel Europas. Führend sind Irland und die Beneluxländer mit 51 bis 61 %. Im Zentrum der Betrachtungen stand das 2013 gestartete Forschungsprojekt der VLB Berlin zur Untersuchung der Palettenstabilität. Heyer stellte noch einmal die zuvor von Pankoke bereits erwähnten Sensoren vor. Deren Messbereiche sind: Temperatur –10 bis +60 °C (Auflösung 1 K) Luftfeuchte 10 – 95 % rel. (Auflösung 2,5 %) Druck: 500 – 1200 hPa (Auflösung 10 hPa) Beschleunigung 16 g (xyz) (Auflösung 0,1 g) Vibration 5 bis 100 Hz (Auflösung 1 Hz) Licht: 0 – 50 000 Lux (Auflösung 100 Lux) „Mehrweg-Getränkeladungen bewegen sich beim Transport“, so der Referent. Das bleibt weitgehend konsequenzfrei, wenn die Kästen nach dem Beschleunigungseinfluss wieder zurückkippen. Dass dieses Rückkippen nicht immer gelingt, zeigen auch aktuelle Presseberichte über umgestürzte Lkws. 83 % der Biertransporte erfolgen mit dem Lkw. Die übrigen 17 % teilen sich Bahn und Schiff. Das Transportgut ist aber nicht nur auf dem Transport, sondern auch beim Be- und Entladen unterschiedlichsten Belastungen ausgesetzt. Das Projekt soll herausfinden, wann und wo welche Belastungsspitzen erreicht werden. Führen diese zur Beschädigung von Ladeeinheiten, so muss über veränderte Prozesse und/ oder angepasste Verpackung nachgedacht werden. Die Belastungen unterscheiden sich bei den unterschiedlichen Transportwegen. Beim Seetransport entstehen z.B. durch Seegang, Wellen und Wind Bewegungen wie Rollen, Nicken und Gieren. Hinzu kommen Vibrationen von Motor, Schraube und Generatoren. Teil II der Untersuchungen widmete sich dem Straßentransport, speziell

den Beschleunigungen bei typischen Fahrsituationen im Normalbetrieb. Hierfür wurden nicht nur die Ladeeinheiten mit den VLB-Sensoren versehen, sondern eine Kamera im Innenraum dokumentierte die Bewegungen der Ladung auf der Ladefläche, während eine weitere von der Fahrerkabine aus die allgemeine Verkehrssituation filmte. Mit dem System wurde ein Biertransport von Flensburg nach Berlin begleitet. Dabei waren die Flensburger Brauerei und die Fa. Trinks die Partner der VLB. Große Querbeschleunigungen der Ladung verursachten vor allem Kurvenfahrten in Autobahnbaustellen. Beim Vergleich beider Messungen zeigte sich, dass beim Verladen der Container aufs Schiff höhere Belastungen auf die Ladung einwirken als bei den Spitzenbelastungen im Lkw-Verkehr, z.B. Autobahnauffahrten oder Baustellen. Die bisher gemessenen durch Seegang erzeugten Kräfte waren dagegen verschwindend niedrig. Im nächsten Schritt wird ein mobiler Beschleunigungs-Simulator gebaut. Schließlich erfolgt ein Abgleich der Ergebnisse des Simulators mit den Fahrversuchen. Wenn die Logistikexperten für Verpackungsfragen relevante Daten erheben, kommt das VLB-Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) mit seinen Verpackungsspezialisten ins Spiel. Entsprechend machte Dr. Georg Wenk, FIBGP, den Abschluss der Ladungssicherungsrunde mit der Vorstellung von Möglichkeiten der Ladeeinheitensicherung. Bei verschobenen Ladeeinheiten wird die Annahme der Ware vom Empfänger abgelehnt, der daraus entstehende Klärungsbedarf kostet Zeit und Nerven. Meist ist sich der Spediteur keiner Schuld bewusst. Es folgt eine Anfrage beim Getränkehersteller, ob er die Ladung ausreichend gesichert habe. Ausgangspunkt der Studie sind aktuelle Reklamationen im Getränkehandel. „Das Verhalten von Kästen ist ausgiebig erforscht“, so Dr. Wenk. „Was ist aber mit den anderen Ladeeinheiten?“ Getränke ohne Kästen erhöhen die Masse auf der Palette. Die Verpackungsmöglichkeiten sind zahlreich. Entsprechend stehen die „Nicht-Kasten-Verpackungen“ im Zentrum der Studie. Die Kriterien einer Annahmeverweigerung bei beschädigten Paletten sind nicht eindeutig definiert, auch die Verantwortlichkeiten sind nicht klar festgelegt. Was ist zu tun, wenn die Folie beschädigt ist oder Getränke auf der Palette verrutscht sind? Bisher verwendete Sicherungsversuche werden überprüft: Ist die Folierung kontra-

Beim Verladen der Container aufs Schiff wirken höhere Belas­ tungen auf die Ladung ein als bei den Spitzenbelastungen im Lkw-Verkehr: Norbert Heyer

Das Verhalten von Kästen ist ausgiebig erforscht. Was ist aber mit den anderen Ladeeinheiten? Dr. Georg Wenk

produktiv? Ist für die Umreifung von Kästen der Kasten stabil genug? Fahrdynamische Versuche testeten eine Auswahl von Gebindearten: Kegs auf Paletten, Getränke-MW-Kästen, Mehrund Einweg in Kartons, Karton-Trays, Logipack-Kunststoff-Trays, Displays, in Folien eingeschweißte 6er- oder 12erPacks mit Zwischenlage. Im Anschluss wurden Verschiebungen/ Veränderungen der Ladeeinheiten dokumentiert, um Kriterien für die Ablehnung von Ladungen zu entwickeln. Zur Beantwortung der Frage: „Was passiert, wenn von außen die Kräfte auf die Ladungseinheit wirken?“ ist der Fahrversuch am verlässlichsten. „Wir versuchen, diesen zu simulieren, weil der Fahrversuch sehr aufwändig ist“, erklärte der Referent. Obendrein lassen sich Bewegungen mit dem Simulator in einem Maße standardisieren, wie es im Fahrversuch nicht möglich ist. Abschließend präsentierte Wenk die Baupläne für einen Beschleunigungssimulator, der sowohl Stoß, Schock, Vibration, Rütteln, Rollieren und den S-Schlag simulieren soll. Für das Jahr 2015 darf man gespannt sein auf die Umsetzung und die ersten Ergebnisse mit dem Simulator.

mit Unterstützung von

Logistikthemen werden im März 2015 auf dem Logistikfachkongress vertieft. Das nächste VLB-Forum tagt am 5. und 6. Oktober 2015 in Berlin. Brauerei Forum  – Dezember 2014

29


Betriebswirtschaft   Brau-Börsen-Bilanz

Biermärkte der Nordhalbkugel unter Druck Der Dax30 unserer Spitzenvaloren (FAZ-Index unserer Top100) gab im September –0,9 (–3,1) % ab auf 9382,03 (1881,0) Punkte am 1. bzw. 2. Oktober 2014. Im Oktober zeigten sich die Börsenbarometer dann per Saldo uneinheitlich: Im Vergleich zum 1. bzw. 2. Oktober tendierte der Dax30 (FAZ-Index) –0,6 (+1,7) % leichter (freundlich) auf 9326,87 (1912,24) Zähler. Am 21. November 2014 schloss der Dax30 (FAZ-Index) bei 9732,55 (1996,86) Punkten. Einbecker Brauhaus zufrieden mit 1. Halbjahr 2014. Der Konzern um den internationalen Bierprimus Anheuser-Busch InBev hat in den ersten neun Monaten 2014 345,6 Mio. hl Getränke verkauft. Dieses Volumen verglich sich mit 315,5 Mio. hl im Vorjahreszeitraum (unter Einbezug von Modelo ab Konsolidierung Anfang Juni 2013) bzw. 335,3 Mio. hl Referenz­basis unter Modelo-Einbezug fiktiv schon ab Anfang 2013. Gegen­ über dieser Vergleichsbasis kamen die 10,3 Mio. hl Mehrabsatz in den ersten neun Monaten 2014 zu gut ¾ bzw. 7,8 Mio. hl aus Veränderungen im Konsolidierungskreis: Dort waren vornehmlich +11,5 Mio. hl aus Asien/ Pazifik zu sehen durch Oriental Brewery-Rückkauf in Südkorea ab April 2014 und durch China, denen –4,3 Mio. hl ohne regionale Zuordnung gegen­überstanden. Knapp ¼ vom Mehrabsatz bzw. +2,5 Mio. hl (gleich +0,8 %) kamen aus dem lfd. Geschäft. Das Leuvener Eigenbier kam voran auf 309,4 Mio. hl (gegen­über 281,0 Mio. hl ohne bzw. 300,9 Mio. hl fiktiv mit Modelo ab Anfang 2013), die sonstigen Getränke auf 33,8 (32,9) Mio. hl und Handelsware auf 2,5 (1,5) Mio. hl. Zurück zum Getränkeabsatz für die ersten neun Monate bezogen auf die Vergleichsbasis 2013: Das größte Mengenplus kam mit 12,5 Mio. hl aus Asien/Pazifik und dort zu 11,5 Mio. hl aus den schon erwähnten Zukäufen in Südkorea und China. Das nördliche Latein– amerika tendierte im lfd. Geschäft +5,3 % fest auf 89,2 (84,7) Mio. hl: Brahmaland profitierte von der Fußball-WM. Der ABI-Marktanteil am Zuckerhut stieg auf geschätzt 69,0  % im 3. Quartal 2014. Mexiko zeigte sich freundlich auf 29,0 (28,5) Mio. hl trotz FlaschenEngpässen, überstieg doch die „Modelo“-Nachfrage national wie international die Erwartungen. Freundlich gleichfalls das südliche Latein­amerika auf 25,8 (25,5)

30

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

Mio. hl. Nordamerika tendierte leichter Vergleichbarer Dreivierteljahres­ auf 92,8 (94,0) Mio. hl: Die Absätze an gewinn gestiegen Großhändler (Sales-to-Wholesalers) Umgesetzt hat der Konzern um IFRSBilanziererin ABI in den gingen –1,8 % zurück (und –3,7 % im 3. Quarersten neun Monaten tal 2014). Freude machte 2014 netto 35,0 Mrd. Heute in der US-$, die sich mit 31,5 im 3. Quartal 2014 die Brau-Börsen-Bilanz Gastronomie mit „Bud Mrd. US-$ im VorjahresLight“ und dem oberen zeitraum ohne und 33,8 • ABI Mrd. US-$ mit fiktivem Ende des Portfolios. • Einbecker „Budweiser“ kommt Modelo-Einbezug ab • MillerCoors neu aus einer wiederAnfang 2013 verglichen. • Molson Coors (Im 1. Halbjahr 2014 gab verschließbaren Alufla• SABMiller u.a. sche (16-Unzen/454es durchschnittlich 1,37 Gramm). Europa zeigte US-$ für 1 €, Anfang Oktober waren es nur mehr sich –6,5 % schwach auf 34,1 (36,5) Mio. hl. Hier brach der Russ­ 1,26 US-$/€.) Die 1,2 Mrd. US-$ Umsatzland-Bierabsatz –14 % ein (allein im plus gegenüber der Vergleichsbasis 3. Quartal ca. –20 %), wobei ABI noch kamen mit +1,8 Mrd. US-$ (+5,3 %) unter dem schwachen Branchentrend aus dem lfd. Geschäft und mit +0,9 gelegen habe. In Deutschland stellte Mrd. US-$ aus den Veränderungen sich das Eigenbier –3,3 % (–7,4 % allein im Konsolidierungskreis, während im 3. Quartal 2014 ) unter Marktanteils- die Währungsumrechnung –1,5 Mrd. verlust in den ersten acht Monaten US-$ aufzehrte. Der vergleichbare 2014, wobei „Beck’s“ und „Franzis- hl-Umsatz stieg dabei +4,5 %. Gegen­ kaner“ ihre Quoten gehalten hätten. über der Vergleichsbasis 2013 zeigte Belgien zeigte sich behauptet. Freu- sich Nord­amerika stabil bei 12,3 Mrd. de machte Großbritannien, wo Leu- US-$, gleichfalls Mexiko bei 3,5 Mrd. ven in den ersten neun Monaten 2014 US-$ (wo die Wechselkurse belasteten) +1,3 % Mehrabsatz erzielte trotz eines und Europa bei 3,8 Mrd. US-$. Brahma3. Quartals, das wegen bester Vorjah- land kam voran auf 7,8 (7,6) Mrd. US-$, reszahlen schwach aussah. Ohne re- wiewohl die Währungsumrechnung gionale Zuordnung wurden 7,7 (11,7) knapp ¾ vom Umsatzzuwachs komMio. hl verkauft, wobei das Minus aus pensierte. Asien/Pazifik sprang auf 4,0 Veränderungen im Konzern kam. (2,7) Mrd. US-$, davon 1,0 Mrd. US-$ aus Zukäufen. Quinsaland stellte sich wechselkursbedingt (Effekt: –0,6 Mrd. Eigenbier schwächer Allein im 3. Quartal 2014 ging das ABI- US-$) auf 2,0 (2,2) Mrd. US-$. Während Eigenbier indes vergleichbar –2,7 % gegen­über der Vergleichsbasis mit zurück auf 120,7 Mio. hl, wobei gut Modelo ab Anfang 2013 die direkten –1,1 %punkte vom Minus aus Euro- Umsatzkosten sowie der Verwaltungspa kamen und dort vornehmlich aus aufwand weitgehend stabil gehalten Russland und der Ukraine. Die ABI- wurden (bei 14,1 bzw. 2,0 Mrd. US-$), Weltmarken gewannen im 3. Quartal stiegen der Distributionsaufwand 2014 +3,1 % dank „Corona“ (+6,7 %) deutlicher (auf 3,4 nach 3,2 Mrd. US-$ und „Budweiser“ global (+2,8 %), in- vornehmlich in beiden Amerika) und des der breiter gefasste Kreis der Fo- der Vertriebs- und Marketingaufwand kusmarken –1,0 % leichter tendierte. deutlich (auf 5,4 nach 4,9 Mrd. US-$). Zum Vergleich: Im 1. Halbjahr 2014 Hier wurde neben der Fußball-WM waren bei den Fokusmarken +4,4 % auch auf die „Bud Light“-SommerMehrabsatz aufgelaufen und allein bei kampagne in den Staaten verwiesen. den Weltmarken +7,0 %. Der Betriebsgewinn vor Einmaleffek-


Betriebswirtschaft ten stieg dank Umsatzplus gleichwohl auf 11,1 Mrd. US-$ gegen­über 10,4 Mrd. US-$ Vergleichsbasis und 9,8 Mrd. US-$ mit Modelo erst ab Juni 2013. Nord­ amerika erwirtschaftete durch Veränderungen im Konsolidierungskreis 4,7 (4,6) Mrd. US-$, Brahmaland wechselkursbedingt 3,1 (3,2) Mrd. US-$, Mexiko aus dem laufenden Geschäft 1,3 (1,1) Mrd. ­US-$, Quinsaland wechselkursbedingt 0,7 (0,8) Mrd. US-$, Europa kons­ tant 0,7 Mrd. US-$ und Asien/Pazifik mehrheitlich dank Zukäufen 0,6 (0,2) Mrd. US-$. Einmaleffekte saldierten sich auf –0,04 (+6,25) Mrd. US-$ Aufwand (Vorjahreszeitraum: Ertrag aus den +6,41 Mrd. US-$ Zuschreibung auf den ModeloBeteiligungsansatz nach Vollübernahme). Das Finanzergebnis verbesserte sich auf –1,3 (–1,7) Mrd. US-$ Aufwand auch dank +0,2 Mrd. US-$ höherer Einmaleffekte. Das Beteiligungsergebnis sank auf +0,01 (+0,29) Mrd. US-$, da Modelo nach Vollübernahme nun direkt in der Erfolgsrechnung steht. Nach höheren Ertragsteuern (–1,75 nach –1,55 Mrd. US-$) schloss der LeuvenKonzern mit 8,026 (13,165) Mrd. US-$ Dreivierteljahresüberschuss und kam – bereinigt um die Modelo-Buchzuschreibung 2013 – weiter voran. Vom Dreivierteljahresgewinn entfielen 1,34 (1,29) Mrd. US-$ auf Minderheiten. Gezahlt werden sollte 1,00 €/Aktie als Zwischendividende für 2014. Fürs Gesamtjahr 2014 erwartete Leuven aus Sicht Oktoberultimo nach wie vor einen gegenüber 2013 verbesserten Trend bei den US-Branchenmengen und Rückkehr zu Wachstum am Biermarkt Mexiko. Für Brasilien ging ABI von fortgesetztem Wachstum aus (auch dank Fußball-WM) und für China von solidem Mengenplus. Reduziert hat Leuven ihre Erwartung an ihren Nettoinvest 2014 auf ca. 3,7 (zuvor ca. 4,0) Mrd. US-$. Zum 1. Januar 2015 folgt bei AB InBev Deutschland Till Hedrich (44), aktuell bei ABI International Leiter internationaler Vertrieb für Europa, Mittelost und Afrika, auf Steve McAllister (48), der die Geschäftsführung für die ABI-Märkte England und Irland übernimmt. SABMiller mit Mehrabsatz aus AfG Die SABMiller plc als internationale Bierabsatz-Nr. 2 hat fürs 1. Halbjahr 2014/15 (30.9.) ihren Getränkeabsatz in der Gruppe, inkl. anteiligem Einbezug ihrer Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen wie MillerCoors in Nordamerika und CR Snow in China, mit 173,3 (170,0) Mio. hl gemeldet.

Bier zeigte sich gut behauptet bei 133,9 (133,6) Mio. hl dank Zukäufen, die +1,4 Mio. hl beisteuerten, indes London auf vergleichbarer Basis –1,2 Mio. hl abgab. Die sonstigen alkoholischen Getränke tendierten auf 3,9 (3,8) Mio. hl freundlicher und die AfG auf 35,5 (32,6) Mio. hl aus dem laufenden Geschäft fest. Regional zeigte sich Lateinamerika beim Getränkeabsatz fester auf 30,6 (29,6) Mio. hl vornehmlich dank alkoholfreier Malzgetränke. Kolumbien habe kons­tante Biermengen gebracht und Peru freundlich tendiert (wobei „Cusqueña Roja Oktoberfest“ als Saisonbier ermutigend gelaufen sei). Fester vornehmlich dank AfG gleichfalls Afrika: London berichtet Süd- und sonstiges Afrika neu als eine Region, nach Änderungen im Management zum 1. Juli 2014. Afrika also kam voran auf 42,5 (40,7) Mio. hl Getränke, wobei „Castle Lite“ im Premiumbereich gesprungen sei (allein in Südafrika +21 %) und das Cassavabier „Impala“ in Mosambique bei Preiswert. Freundlich zeigte sich komplett dank AfG Europa auf 35,6 (34,9) Mio. hl Getränke, darunter 25,9 (26,0) Mio. hl Bier. In der Tschechoslowakei, die in der Managementstruktur des Londoner Braukonzern neuerdings wieder auflebt, habe der Absatz +3 % ausgeweitet werden können vornehmlich dank dem Handel, wobei allerdings auch die Gastronomie besser als der Markt verkauft hätte. Fest „Pilsner Urquell“ auch dank Ostern 2014 als Teil des 1. Halbjahrs, „Gambrinus 10“ erneut rückläufig und „Kozel 11“ weiter im Plus. Der Polen-Absatz stieg +4 % dank „Lech“ und auch „Zubr“, indes „Tyskie“ ab­gab. In Großbritannien machte „Peroni Nastro Azzurro“ erneut Freude, gleichfalls das Wetter. Italien hingegen gab in einem schlechten Sommer –4 % ab. In Rumänien lag SABMiller mit –6 % besser als der Gesamtmarkt. Von Holland verlautete nichts. Anadolu Efes gab Biervolumen ab, wobei die im Vorjahr geänderten Türkei-Rahmenbedingungen weiter belasteten, indes Anadolu Efes ihre Wettbewerbskraft in Russland ungeachtet komplizierter Marktverhältnisse verbessert habe. Asien/Pazifik zeigten sich gut behauptet mit 43,4 (43,3) Mio. hl dank der +1,4 Mio. hl Mehrabsatz aus Zukäufen (Kingway). In China belasteten (auch bei ABI) ein besonders kalter und nasser Sommer in den mittleren Provinzen. Und in Australien litten vornehmlich nationale Biere in der Gastronomie unter gekürzten

Konsumentenbudgets und erschwinglicheren internationalen Marken. Nord­amerika schließlich und damit weitgehend die MillerCoors-Beteiligung tendierte beim Bierabsatz leichter auf 21,1 (21,5) Mio. hl. Der London-Anteil an den Großhändler­ absätzen von MillerCoors stellte sich dabei (ohne Lohnbrau) auf 20,4 (20,8) Mio. hl. Dabei hätten „Miller Lite“ und ­„Coors Light“ im 1. Halbjahr 2014/15 klein einstellig abgegeben, indes „Miller Genuine Draft“ einbrach. Umsatz- und Ergebnisplus Der Netto-Gruppenumsatz inkl. anteiliger Einbeziehung der Umsätze von Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen, der zum Gruppenabsatz passt, stieg bei den Londonern im 1. Halbjahr 2014/15 (30.9.) auf 14,0 (13,8) Mrd. US-$. (Durchschnittlich stand 1 US-$ in dieser Zeit für 0,74 € und zum 30. September 2014 für 0,79 €.) Auf vergleichbarer Basis wurden +0,6 Mrd. US-$ mehr erlöst, die Währungsumrechnung kompensierte davon wieder –0,4 Mrd. US-$. Afrika kam voran auf 3,6 (3,5) Mrd. US-$ trotz –0,2 Mrd. US-$ Wechselkurseffekt. Latein­a merika erlös­te trotz gleichfalls dämpfender Wechselkurse 2,9 (2,8) Mrd. ­US-$. Freundlicher auch Europa auf 2,71 (2,68) Mrd. US-$ und Nord­amerika auf 2,55 (2,51) Mrd. US-$. Asien/Pazifik setzte konstant 2,2 Mrd. US-$ um. Der enger gefasste Konzern­umsatz von IFRS-Bilanziererin SABMiller stieg im 1. Halbjahr 2014/15 (30.9.) brutto auf 11,4 (11,1) Mrd. US-$, inkl. 2,9 (2,8) Mrd. US-$ Verbrauchsteuern. (Bisher wurde an dieser Stelle der SABMiller-Konzern­ umsatz fehlerhaft als Nettogröße eingestuft, während die Verbrauchsteuern durch diese Gesellschaft tatsächlich erst im Netto­betriebsaufwand abgeschlagen werden. Der Autor bittet hierfür um Entschuldigung.) Auch durch leicht rückläufigen Nettobetriebsaufwand verbesserte sich der Betriebsgewinn vor Einmaleffekten auf 2,08 (2,02) Mrd. US-$. Die Einmaleffekte saldierten sich auf +0,28 (–0,05) Mrd. US-$ Ertrag (Vorhalbjahr: Aufwand). 2014 schlug sich hier mit +0,39 Mrd. US-$ der Buchgewinn aus der Abgabe der London-Beteiligung am südafrikanischen Hotelleriebereich Tsogo Sun Hotels nieder, der August 2014 via Anteilsplazierung bei institutionellen Anlegern und Aktienrückkauf abgeschlossen wurde. Mit der Foster’sIntegration verbunden waren –0,06 Brauerei Forum  – Dezember 2014

31


Betriebswirtschaft (–0,01) Mrd. US-$ Einmalaufwand: Im Zuge der Foster’s-Integration wurde Mai 2014 die Brau­stätte Warnervale geschlossen. Das Finanzergebnis zeigte sich mit –0,33 (–0,34) Mrd. US-$ wenig verändert, gleichfalls das Beteiligungsergebnis mit +0,79 (+0,80) Mrd. US-$. Vor Steuern verdiente London im 1. Halbjahr 2014 so 2,83 (2,43) Mrd. ­US-$, danach standen 2,10 (1,83) Mrd. US-$ Halbjahresgewinn, davon kons­ tant 0,12 Mrd. US-$ an Minderheiten. Als Zwischendividende sollten 0,26 (0,25) US-Cents/Stammaktie gleich ca. 0,42 Mrd. US-$ ausgeschüttet werden. Investitionen in Afrika und Südamerika Die SABMiller-Konzernbilanz kürzte sich zum 30. September 2014 im Ver-

gleich zum 31. März 2014 leicht auf 53 (54) Mrd. US-$. Auf der Vermögensseite zeigten sich vornehmlich Goodwill und immaterielle Werte rückläufig bei dank Kasse höherem Umlaufvermögen. Auf der Finanzierungsseite sanken vor allem die langfristigen Kredite bei 27,3 (27,5) Mrd. US-$ Eigenkapital. Der Mittel­zufluss aus betrieblicher Tätigkeit stieg im 1. Halbjahr 2014/15 auf 1,5 (1,2) Mrd. US-$. Im Investitionsbereich, wo London auch die Beteiligungserträge zeigt, flossen 1,0 (–0,1) Mrd. US-$ zu (Vorhalbjahr: ab), vornehmlich wegen +0,97 (0) Mrd. US-$ Zufluss aus Beteiligungsverkäufen (Südafrika-Hotel­ lerie). Die Investitionen in Sachen und immaterielle Werte lagen bei netto –0,66 (–0,62) Mrd. US-$ und betrafen vornehmlich das Braugeschäft in Afri-

ka und Lateinamerika. Im Finanzierungsbereich schließlich flossen –1,6 (–1,9) Mrd. US-$ ab (Dividenden und Kredittilgung). Der Mittelzufluss aus dem südafrikanischen Hotelleriegeschäft soll zum vorzeitigen Rückkauf einer 2016 fälligen Anleihe (nominal 850 Mio. US-$ zu 6,5 %) verwendet werden. London erwartete Mitte November 2014 für ihr 2. Halbjahr 2014/15 weiter herausfordernde Geschäftsbedingungen, gleichwohl weiter Mengen- und Gruppenumsatzplus. Stabiler Umsatz Bei der Molson Coors Brewing Co., die bei MillerCoors mit wirtschaftlich 42 % Joint Venture-Partner der Londoner ist, stellte sich der Konzernbierabsatz in den ersten neun Monaten 2014

SABMiller plc London – Gruppe inkl. Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen im 1. Halbjahr 2014/15 (30.9.) Netto-Hesteller-

0,74 € = 1 US-$

Getränkeabsatz

Mio. hl 1. Hj. 2014/15

Mio. hl 1. Hj. 2013/14

20,8

20,7

Bier Lateinamerika

Europa

Nordamerika

Asien/Pazifik

Afrika Getränke

Umsatz % Mio. US-$ Veränderung 1. Hj. 2014/15

EBITA auf Netto-Herst.-Ums. Mio. US-$ EBITA-Rendite 1. Hj. 2013/14 %

1

AfG

9,8

9,0

9

Gesamt

30,6

29,6

3

Bier

25,9

26,0

0

AfG

9,8

9,0

9

Gesamt

35,6

34,9

2

Bier ohne Industriegeschäft

21,1

21,5

–2

AFG

0,0

0,0

Gesamt

21,1

21,5

Bier

43,4

43,2

0

Sonstige Getränke

0,0

0,1

–23

Gesamt

43,4

43,3

0

Bier

22,7

22,3

2

AFG

16,0

14,6

9

Sonstige alkoholische Getränke

3,8

3,7

3

Gesamt

42,5

40,7

5

–2

Südafrika Sonstiges

2874

1036

36,0

2713

502

18,5

2553

515

20,2

2154

450

20,9

3592

818

22,8

116

33

28,4

Ohne regionale Zuordnung

–77 Bier

133,874

133,617

0

AfG

35,533

32,621

9

Sonstige alkoholische Getränke

3,875

3,776

3

173,282

170,014

2

Gruppe (ohne Industriegeschäft)

14 002

3277

23,4

Quelle: SABMiller-Zwischenbericht zum 1. Halbjahr 2014/15 (30.9.) (Basis: ungeprüfte Gruppenzahlen; Gruppenzahlen > Konzernzahlen). NettoHersteller-Umsatz = Gruppenumsatz (brutto) ohne Verbrauchsteuern (ab 2013/14). Getränkeabsatz = 100 % der Töchter zzgl. Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen anteilig nach SABMiller-Beteiligungsquote ohne gruppeninterne Mengen und ohne Industriegeschäft. EBITA = Betriebsgewinn vor Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte (außer Software), Einmaleffekten (also normalisiert), Finanzergebnis und Steuern. Nachrichtlich: Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte (außer Software): –0,226 (–0,223) Mrd. US-$

32

Brauerei Forum  –  Dezember 2014


Betriebswirtschaft ohne Lizenzbier auf 23,33 (23,46) Mio. hl. Dabei stand das Kanada-Geschäft für 6,1 (6,3) Mio. hl, wofür fehlendes Modelo-Volumen nach Beendigung des Gemeinschaftsunternehmens mit den Mexikanern Februar 2014 ebenso namhaft gemacht wurde wie der Kanada-Branchentrend. Europa (mit „Carling“ und „Staropramen“) verkaufte 16,2 (16,4) Mio. hl, wobei das Hochwasser in Teilen Serbiens, Bosniens und Kroatiens nachgewirkt habe. Das internationale Geschäft wurde auf 1,0 (0,8) Mio. hl ausgeweitet, wobei im 3. Quartal 2014 „Coors Light“ in Lateinamerika sowie Indien und neu Australien Freude machten. Für die USA, Europa und Kanada resümierte Molson Coors eine schwache Kundennachfrage im 3. Quartal 2014, das für insgesamt 8,69 (8,96) Mio. hl Konzernbierabsatz ohne Lizenzen stand. Umgesetzt hat US GAAP-Bilanziererin Molson Coors daraus in den ersten drei Quartalen 2014 im Konzern netto 3,17 (3,18) Mrd. US-$. Kanada erlöste 1,4 (1,5) Mrd. ­US-$, Europa 1,7 (1,6) Mrd. US-$ und das internationale Geschäft 0,12 (0,10) Mrd. US-$. „Jelen Pivo“ Der betriebliche Aufwand ging zurück, hingegen belasteten saldiert –0,32 (–0,17) Mrd. US-$ Einmaleffekte. Davon kamen saldiert +0,04 Mrd. US-$ Ertrag aus Kanada und –0,36 (–0,16) Mrd. US-$

Aufwand aus Europa: Denver/Montreal schrieb außerplanmäßig 360 Mio. US-$ ab auf den Markenwert von „Jelen Pivo“, einst beliebtes Ausfuhrbier des alten Jugoslawien, und von ­„Ozujsko“. MillerCoors steuerte anteilig 0,47 (0,44) Mrd. US-$ bei. Der Denver/MontrealBetriebsgewinn stellte sich so auf 0,57 (0,64) Mrd. US-$ und der Jahresüberschuss auf 0,42 (0,43) Mrd. US-$. Die Molson Coors-Bilanz kürzte sich zum 30. September 2014 gegenüber Ultimo 2013 auf 14,8 (15,6) Mrd. US-$, vornehmlich bei den immateriellen Werten und den langfristigen Krediten. In Sachanlagen investiert wurden netto cash 0,19 (0,21) Mrd. US-$. Nach Erweiterung ihrer Vertriebskooperation mit Heineken in Kanada wird Molson Coors neben „Heineken“, „Murphy’s“, „Newcastle“ und „Strongbow“-Cider ab 1. Januar 2015 zusätzlich auch „Dos Equis“, „Sol“, „Tecate“, „Moretti“ und „Desperados“ dort vertreiben und damit nicht zuletzt die „Corona“-Lücke schließen. Im Gegenzug kommt „Coors Light“ via Amsterdam neu auch nach Irland. „Above Premium“-Segment Die gesamte MillerCoors LLC schließlich stand in den ersten neun Monaten 2014 für 56,1 (57,2) Mio. hl Großhändlerabsatz (inkl. Lohnbrau und Absatz eigener Getränkehändler). Allein das als für die Branche „tough“ bewertete

3. Quartal 2014 schloss mit 19,3 (19,6) Mio. hl Großhändlerabsatz. Freude habe in diesem Zeitraum das Superpremium-Angebot gemacht, wobei „Redd’s“, „Smith & Forge“, „Leinenkugel’s Summer Shandy“ und „Blue Moon Belgian White“ gelobt wurden. Während dieses „Above Premium“-Segment weiter ent wickelt werden soll, gelte es das Premium-„Light“Geschäft zu renovieren mit „Coors Light“ (das im 3. Quartal 2014 mittel einstellig abgab bei positivem „Summer Brew“) und „Miller Lite“ (das im 3. Quartal bei klein einstelligem Minus seinen Marktanteil behauptet habe). Erlöst wurden in den ersten neun Monaten 2014 netto 6,1 (6,0) Mrd. US-$. Für Bier national wurde im 3. Quartal 2014 von 2,5 % Barrel-Umsatzplus gesprochen. Erwirtschaftet hat das Joint Venture daraus in den ersten neun Monaten 2014 1,11 (1,03) Mrd. US-$ Ergebnis für die Partner in London und Denver/Montreal. S.W.

Einbecker Brauhaus AG zufrieden mit 1. Halbjahr 2014 Die Einbecker Brauhaus AG hatte in ihrem Zwischenbericht für das 1. Halbjahr 2014 erstmals Zahlen für ihren Konzern zu melden und damit inkl. Göttinger Brauhaus AG, BrauManufaktur Härke GmbH und Hanse Service- und Logistik GmbH. Abgesetzt hat der Konzern um das südniedersächsische Traditionshaus in diesem Zeitraum 362 Thl Bier inkl. Ausfuhr. (In der AG waren es – ohne Härke – im 1. Halbjahr 2013 343 Thl.) Bei unterschiedlichen Trends in den einzelnen Segmenten hätten die Absätze insgesamt über Plan gelegen, wofür Einbeck Wetter

wie Fußball-WM namhaft machte. Umgesetzt wurden daraus 22,1 Mio. €, davon 21,5 Mio. € aus Getränken. (Die AG erlöste im 1. Halbjahr 2013 aus Getränken brutto 18,45 Mio. €.) Gemeldet wurden 6,1 Mio. € Personalaufwand bei durchschnittlich 199 Mitarbeitern inkl. 15 Azubis. (In der AG waren es im Vorjahreszeitraum 4,8 Mio. € bei 164 Beschäftigten inkl. 11 Azubis.) Die Abschreibungen lagen bei 2,1 Mio. €. (In der AG waren es im 1. Halbjahr 2013 1,7 Mio. €.) Geschlossen hat der Einbeck-Konzern sein 1. Halbjahr 2014 mit 0,296 Mio.­ € Halbjahresgewinn. (In der AG verblieben im 1. Halbjahr 2013 –0,346 Mio. € Fehlbetrag.) Die­se Ergebnisentwicklung

wurde als zufriedenstellend bezeichnet. Die für 2014 geplanten Investitionen im Volumen von ca. 10 Mio. € hätten zeitlich wie finanziell im geplanten Rahmen gelegen. (Die AG investierte im Gesamtjahr 2013 2,6 Mio. € in Sachen und 1,0 Mio. € in Finanzanlagen.) Zum Juniultimo 2014 wurden 11,7 Mio. € Eigenkapital und 2,6 Mio. € liquide Mittel mitgeteilt. (In der AG waren es zum Ultimo 2013 11,3 Mio. € bzw. 1,8 Mio. €.) Im Gesamtjahr 2014 wollte Einbeck aus Sicht August 2014 weiterhin ein positives Ergebnis, über Vorjahr, erwirtschaften. (2013 schloss die AG mit 0,208 Mio. € Jahresüberschuss.) Bei normalem Wetterverlauf und stabilem wirtschaftlichen Umfeld schien aus Sicht August eine Dividendenzahlung für 2014 möglich. 100-%-Tochter Göttinger Brauhaus hat eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 20:1 beschlossen. S.W. Brauerei Forum  – Dezember 2014

33


Betriebswirtschaft   VLB aktuell Deutscher Brauer-Bund / VLB Berlin

Neuer Leitfaden „Ladungssicherung von Getränketransporten“ veröffentlicht Um die Verkehrssicherheit in Deutschland speziell für Getränketransporte zu erhöhen, ist eine neue 24-seitige Broschüre erschienen. Vom Deutschen Brauer-Bund und der VLB Berlin herausgegeben, wurde sie erstmalig auf der BrauBeviale 2014 in Nürnberg der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ein richtig beladener Getränketransporter

(dp) Trotz aller Aufklärungsarbeit gehören Unfälle wegen unzureichend gesicherter Ladung noch immer zur schrecklichen Realität des weltweiten Güterverkehrs. Allein in Deutschland entstehen so nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jährlich Schäden in Höhe von 200 bis 300 Mio. € (!). Da die Mehrzahl dieser Unfälle vermeidbar gewesen wäre, muss von einer weit verbreiteten Unwissenheit über die geeignete Ladungssicherung ausgegangen werden. Um hier das Bewusstsein für die Gefahren zu schärfen, haben der Deutsche Brauer-Bund und die VLB Berlin einen neuen Leitfaden erstellt. Er entstand im Nachgang der Fachtagung Ladungs­sicherung, die die VLB Berlin im März 2014 in Bielefeld durchgeführt hatte. Neben Vorträgen von Experten zur Ladungssicherung gab es auch ein-

drucksvolle Fahrversuche mit Fahrzeugen für den Getränketransport. Diese fanden auf einer Teststrecke für Lkw im Verkehrssicherheitszentrum der DEKRA statt. Neueste Erkenntnisse „Der neue Leitfaden wendet sich speziell an die Unternehmen der Brau- und Getränkeindustrie“, erläutert Norbert Heyer, Leiter FIM der VLB Berlin. „Wer mit Transport- und Ladungsaufgaben beauftragt ist, kann sich hier umfassend über den neuesten Stand der Ladungssicherung informieren.“ Die neue Broschüre ergänzt das VLBHandblatt „Ladungssicherung“ von 2011, das sich selbst als kurze Verladeanweisung für Brauereien versteht. Es wurde jüngst überarbeitet und ist nun in der Version 6.5 erhältlich. Grundsätzliche Änderungen waren nicht nötig. Allerdings wurde eine notwendige Anpassung in der Ladegut-/ Fahrzeugmatrix vorgenommen. Interessenten können das VLB-Handblatt über die VLB-Webseiten kostenlos down­loaden. Kompetentes Nachschlagewerk Der neue Leitfaden bietet eine Vielzahl von wichtigen Erkenntnissen zur Ladungssicherung, darunter vertiefende

Informationen zu den rechtliche Rahmenbedingungen. Auch technische Zusammenhänge, die mit Fahrversuchen im Rahmen der VLB-Forschung überprüft wurden, werden beschrieben. Zielgruppe sind u.a. leitende Logistiker bzw. das verantwortliche Management in Brau- und Getränkebetrieben. Sie erhalten mit dem Leitfaden ein übersichtliches Nachschlagewerk. Es beinhaltet neben der Theorie zur Ladungssicherung auch praktische Beispiele. Daher lässt es sich auch gut für die Erstellung von betriebsinternen Anweisungen verwenden. Die farbige Broschüre „Ladungssicherung bei Getränketransporten“ kann für 19 € (inkl. MwSt. und Versand) bei der VLB bestellt werden. Kontakt Dipl.-Ing. Norbert Heyer Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) Seestraße 13, 13353 Berlin Tel. (030) 450 80-239 Fax (030) 450 80-210 www.vlb-berlin.org/fim Bestellung Tel. (030) 450 80-239 heyer@vlb-berlin.org

34

Brauerei Forum  –  Dezember 2014


Markt & Marken   Neue Produkte

Spiegelau / Bell´s Brewery

American Wheat Beer neu in Szene gesetzt In Kooperation mit der Bell’s Brewery aus Galesburg, Michigan, hat Spiegelau, Neustadt an der Wald­naab, im Sommer ein neues Craft-Beer-Glas gestaltet. (F.) Entwickelt für den Genuss von American Wheat Beer, zeigt es sich aber auch bei stilistisch ähnlichen europäischen Bieren, wie dem Belgischen Witbier, von seiner besten Seite. Nach dem IPA- und dem StoutGlas ist dies nun das 3. aus der Serie der Craft-Beer-Gläser, die sich grundsätzlich im Entwicklungsprozess von anderen Biergläsern unterscheiden. Während intensiver Workshops mit den Brauern wird die Form der Gläser optimiert, um die Aromen und

das spezifische Geschmacksprofil des jeweiligen Bierstils hervorzuheben. Spiegelau folgt damit dem Grundsatz „Form follows Function“ und präsentiert dies stolz mit dem neuen „Tasting approved“-Siegel. Erhältlich ist das American-Wheat-Beer-Glas im Fachhandel und im Online-Shop unter www.shop-spiegelau.de. Ergebnisoffene Entwicklung Nach der weltweiten Einführung des IPA- und des Stout-Glases ist Spiegelau in der Craft-Beer-Szene kein Geheimtipp mehr. Für die Entwicklung des 3. Craft-Beer-Glases hat sich Spiegelau die Bell’s Brewery aus Galesburg, Michigan, ins Boot geholt. Entwickelt wurde das Glas in einer Reihe von Workshops

mit Bell’s Brewery Vize-Präsidentin Laura Bell, Produktionsleiter John Mallet und zusätzlichen Brauereiexperten. Die American Wheat Biere der Brauerei wurden dabei aus 50 verschiedenen Glasformen aus dem Spiegelau-Sortiment verkostet. Die Auswahl wurde auf zwölf und schließlich eine Form reduziert. Die Herausforderung der Verkostung war es, eine Glasform zu kreieren, die die größte Wirkung auf das Geschmacks­profil eines American Wheat Beers hat. „Die Workshops mit unseren drei Weizenbieren, Oberon, Winter White und Oarsman, war eine tolle Erfahrung. Die Craft-BeerGläser machen es Bier-Enthusiasten möglich, handwerklich gebraute Biere auf einem ganz neuen Niveau zu genießen“, sagt Laura Bell, VizePräsidentin Bell’s Brewery. „Wie schon bei vorherigen Workshops fordern wir das konventionelle Denken heraus, indem wir davon Abstand nehmen, uns vorzustellen, wie ein Weizenbierglas aussehen müsste“, sagt Christian Kraus, Vertriebsdirektor der Marke Spiegelau.

Hanseatische Brauerei Rostock

Brinkhoff’s No.1

Zwickel naturtrüb ab Januar 2015 im regionalen Handel

Etiketten neu gestaltet

Rostocker Zwickel naturtrüb – ungefilterter, ursprünglicher Genuss aus den Tiefen des Lagerkellers der Brauerei.

Mit dem neuen Design will das Dortmunder Premium Pilsener den Wachstumskurs fortsetzen.

(F.) Seit eh und je ist es das Privileg der Rostocker Braumeister, im Lagerkeller die erste Probe zu nehmen, um das noch unfiltrierte Bier auf Reife und Geschmack zu prüfen. Nun teilen sie diesen besonderen Moment erstmals mit allen Bierfreunden: mit dem neuen Rostocker Zwickel naturtrüb. Noch vor rund 140 Jahren waren Biere ausschließlich unfiltriert. Damals „zwackten“ die Brauer im Lagerkeller eine kleine Bierprobe ab, um sie vor dem Ausschank zu verkosten. Der Zapfhahn für diese Verkostung wird im Brauerjargon auch „Zwickelhahn“ genannt und das noch unfiltrierte Bier entsprechend „Zwickel“. Seit Erfindung des Bierfilters sind allerdings „blanke“ Biere wie das feinherbe Rostocker Pils auf dem Vormarsch. Der ursprüngliche

Genuss eines naturtrüben Zwickels ist seither den Braumeistern im eigenen Bierkeller vorbehalten. Dieser Biertyp ist in Gastronomie und Handel selten geworden. „Mit Rostocker Zwickel naturtrüb lassen wir die gute alte Tradition des Zwickelns jetzt für alle Bierfreunde aufleben – jetzt frisch vom Fass bei ausgewählten Gastronomiepartnern und ab Januar auch in der Flasche im Handel“, erklärt Wilfried Ott, Geschäftsführer Vertrieb. Rostocker Zwickel naturtrüb wird nach traditioneller Pilsener Brauart mit untergäriger Hefe gebraut. Hefe und Eiweißstoffe verbleiben dabei im Bier und verleihen der neuen Rostocker Brauspezialität neben ihrer naturbelassenen goldtrüben Optik auch den vollmundig-aromatischen, milden Geschmack und die angenehm frische Rezenz. Die Markteinführung von Rostocker Zwickel naturtrüb im Handel in der Heimatregion Rostock ist für Januar 2015 geplant.

(F.) Im laufenden Geschäftsjahr verzeichnet Brinkhoff’s No.1 im Handel einen zweistelligen prozentualen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2011 setzt Brinkhoff’s No.1 erfolgreich auf regionale Emotionalität, die sich jetzt auch im Flaschendesign deutlich widerspiegelt: Der Schriftzug „Ein Bier wie sein Revier“ wurde ergänzt, um die regionale Verbundenheit sowie den besonderen Charakter des Ruhrgebiets und der Menschen, die hier leben, zu unterstreichen. Das sind Menschen, die wissen, wo sie hingehören, die einfach mal Klartext reden und nie die Bodenhaftung verlieren. Kurz: Die so echt sind, wie ein frisches Brinkhoff‘s No.1. Braumeister und Namensgeber Fritz Brinkhoff (1848–1927) darf natürlich auch auf dem neu gestalteten Etikett nicht fehlen. Er hat mit seinem Pioniergeist die Dortmunder Brautradition entscheidend geprägt. Sein Bild ist dem heutigen Zeitgeist entsprechend nun offener und kommunikativer gestaltet. Inhalt und damit Biergenuss bleiben unverändert. Brauerei Forum  – Dezember 2014

35


ehem. VLBer

VLB-Mitgliederversammlung 2014: Neuer Verwaltungsrat und positiver Ausblick Die ordentliche Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. fand am 29. September 2014 in Berlin statt. Turnusgemäß wurde ein neuer Verwaltungsrat gewählt.

36

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

(USA), Bell’s Brewery (USA), Boston Beer Brewery (USA), SABECO Group (Vietnam) • Das Projekt „Neubau des Ausbildungszentrum der VLB Berlin“ erfuhr im Oktober 2013 eine unerwartete Verzögerung auf Grund eines Bietereinspruches beim Vergabeverfahren. Dies hatte zur Folge, dass die im August 2013 begonnenen Arbeiten an der Baugrube gestoppt werden mussten. (Das Berliner Kammergericht gab dem Einspruch im Mai 2014 statt, die Rohbauarbeiten wurden im Juni 2014 aufgenommen und befanden sich Mitte Dezember im 3. OG ) • Im Oktober 2013 wurde nach langen Verhandlungen ein neuer Kooperationsvertrag mit der Technischen Universität Berlin geschlossen. Die neue Vereinbarung regelt unter anderem den weiteren Verbleib der TU Berlin am Standort Seestraße und die neuen Nutzungsrechte nach dem Umzug der VLB in das neue Fortbildungszentrum. Außerdem hat sich die VLB in diesem Vertrag verpflichtet, eine Stiftungsprofessur für Brauwesen an der TU Berlin zu finanzieren. Im Gegenzug hat sich die TU Berlin verpflichtet,

Foto: oh

Besonderer Dank für jahrzehntelange Unterstützung: Hans-Georg Weber (stehend links) und Dr. Axel Th. Simon (stehend rechts) schieden aus dem VLB-Verwaltungsrat aus

(oh) Die Versammlung wurde vom Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Dr. Axel Th. Simon, geleitet und begann mit dem Bericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2013: • Die Umsatzerlöse in 2013 sind um 4,7 % auf rund 9,9 Mio. € zurückgegangen. Hauptursache dafür war ein Rückgang der abgerufenen Forschungsmittel. Dieser einmalige Effekt konnte in 2014 aber bereits wieder kompensiert werden. Die Umsätze aus dem operativen Geschäft haben sich im Berichtsjahr dagegen positiv entwickelt und stiegen um rund 10 % auf 6,6 Mio. €. • Beschäftigt waren im Jahresdurchschnitt 130 Personen (135), davon 56 (48) in Forschungsprojekten. • Die VLB hatte im Jahr 2013 insgesamt 369 Mitglieder, davon 326 Unternehmen. Die Einkünfte aus Mitgliedsbeiträgen entwickelten sich positiv. Insbesondere im internationalen Segment konnten renommierte Brauereien für eine VLB-Mitgliedschaft gewonnen werden: Lotte Chilsung Beverage (Südkorea), Molson Coors Group (USA), Firestone Walker Brewery

den Studiengang Brauwesen weiter anzubieten und durchzuführen (s. BF November 2013). Der Bericht von VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine schloss mit einem optimistischen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2014 ab. Der Jahresbericht 2013 der VLB Berlin erhielt einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk der KWP Revision GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin. Im Namen des Verwaltungsrates dankte Dr. Simon dem VLB-Geschäftsführer und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre erfolgreiche Arbeit. Weiter auf der Tagesordnung stand die turnusmäßige Neuwahl des Verwaltungsrates. Gemäß der überarbeiteten Satzung von 2012 wurde dieser von 11 auf 7 Mitglieder verkleinert. Die Mitgliederversammlung folgte einstimmig den Wahlvorschlägen und wählte die folgenden Personen für die nächsten vier Jahre. Der neue Verwaltungsrat bestimmte in der anschließenden konstituierenden Sitzung seine Vorsitzenden: • Dr. Mike Eberle, Radeberger Gruppe KG, Frankfurt am Main (Vorsitzender) • Gerhard Theis, Karlsberg Holding GmbH, Homburg (stellvertretender Vorsitzender, Schatzmeister) • Ulrich Rust, Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein (stellvertretender Vorsitzender) • Peter Himmelsbach, Haus Cramer Management GmbH, Warstein • Dr. Stefan Lustig, Brau Holding International GmbH & Co. KGaA, München • Horst Müller, EFES Beverage Group, Istanbul/Türkei Der 7. Sitz bleibt vorerst nicht besetzt. Nicht mehr kandidiert hatten Susanne Veltins (Meschede, Grevenstein), Dr. Axel Th. Simon (Bitburg), Martin Göhler (Heidelberg) und Hans-Georg Weber (Berlin). Der neue Verwaltungsrat und die Mitgliederversammlung bedankten sich vort allem bei dem bisherigen Vorsitzenden, Dr. Axel Th. Simon, für sein 25-jähriges Engagement als Präsident der VLB Berlin.


ehem. VLBer

Mitgliederversammlung ernennt Dr. Axel Th. Simon zum Ehrenpräsidenten der VLB Berlin Auf der Mitgliederversammlung der VLB Berlin am 29. September in Berlin stellte Dr. Axel Th. Simon sein Amt als Vorsitzender des Verwaltungsrates der VLB zur Verfügung. Als Anerkennung für sein besonderes Engagement wurde er zum Ehrenpräsidenten der VLB Berlin ernannt. (BF) Es ist eine außergewöhnliche Beziehung: Rund 50 Jahre ist Dr. Axel Th. Simon (71) aktiv mit der VLB Berlin verbunden. Als Mitglied der 6. Generation der Inhaberfamilie der Bitburger Brau-

Gunther Schumann auf der VLBOktobertagung 2014 im Hotel Berlin

Gunther Schumann 80 Am 13. Oktober 2014 hat Gunther Schumann seinen 80. Geburtstag gefeiert. (BF) Viele kennen ihn noch aus eigener Erfahrung, den gebürtigen Leipziger, der von 1963 bis 1997 (34 Jahre !) an der VLB Berlin gewirkt hat. Zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, von 1969 an als Leiter der Wassertechnischen Abteilung. Tätig war er zudem als Lehrbeauftragter der TU Berlin für die Bereiche Mineralwasser- und Limonadenherstellung sowie gärungsgewerbliche Wasser- und Abwasserfragen. Bekannt wurde er auch durch sein Buch Alkoholfreie Getränke. In all den Jahren wurde Gunther Schumann sowohl als Wissenschaftler als auch als Kollege an der VLB Berlin sehr geschätzt .

erei Th. Simon GmbH begann er 1965 sein Studium der Brauereitechnologie in Berlin, das er dort als Diplom-Brauereiingenieur abschloss und später mit einer Promotion zum Dr.-Ing. abrundete. Als Geschäftsführer der Bitburger Brauerei engagierte er sich im Laufe der Jahre im Technisch-Wissenschaftlichen Ausschuss (TWA) und übernahm das Amt des VLB-Schatzmeis­ters, bevor er 1989 zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates der VLB Berlin gewählt wurde. In diesem Ehrenamt hat er 25 Jahre lang mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit die VLB aktiv begleitet und immer wieder Impulse für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Instituts gegeben. Auf der Mitgliederversammlung der VLB am 29. September 2014 in Berlin stellte Simon sein Amt als VLB-Präsident zur Verfügung. Als Nachfolger wählte der neue Verwaltungsrat Dr. Mike Eberle, Geschäftsführer Technik und Logistik der Radeberger Gruppe, zum neuen Vorsitzenden. Bleibende Verdienste Zum Auftakt des Begrüßungsabends der 101. Oktobertagung würdigten Eberle und VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine die Arbeit Simons. Als besondere Wertschätzung für seine Jahrzehnte währenden Verdienste um die VLB wurde Dr. Axel Th. Simon daher zum Ehrenpräsidenten der VLB ernannt. „Ich bedanke mich für die vielen Jahre der guten Zusammenarbeit. Es war mir eine Ehre, die Entwicklung der VLB mit begleiten und gestalten zu dürfen. Ich wünsche der Geschäftsführung und

Foto: oh

dem neuen Verwaltungsrat viel Erfolg für die Zukunft und bedanke mich natürlich sehr herzlich für diese spezielle Ehrung“, sagte Simon sichtlich ergriffen, als er die Ernennung zum Ehrenpräsidenten vor rund 250 Gästen im Lichthof der VLB Berlin entgegennahm. Dr. Axel Th. Simon reiht sich damit in die kleine, aber erlesene Liste von VLBEhrenmitgliedern ein: • Dr. Wilfried Rinke, Holm-Seppensen (Ehrenpräsident) • Dr. Axel Th. Simon, Bitburg (Ehrenpräsident) • Dipl.-Ing. Klaus Beyer, Berlin • Dr. Dr. h.c. Guido G. Sandler, Bielefeld • Dr. Leo König, Duisburg • Prof. Dr. Ludwig Narziss, Freising- Weihenstephan • Dr. Werner Lenzhofer, Geldern • Dipl.-Ing. Wolfgang Kunze, Radebeul

Der neue VLBPräsident Dr. Mike Eberle bei der Ernennung von Dr. Axel Th. Simon zum Ehrenpräsidenten der VLB Berlin

Vereinigung ehem. VLBer am Institut für Gärungs­ gewerbe und Biotechnologie zu Berlin 1. Vorsitzender: Klaus Niemsch 2. Vorsitzender: Dr. Roland Pahl Kassenwart: Marco Potreck Vereinsziel ist es, den Zusammenhalt aller VLB-Studenten und anderer Absolventen am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin zu fördern. Unsere Mitglieder halten regelmäßigen Kontakt, z.B. auf gemeinsamen Exkursionen der Bezirksgruppen bzw. bei Vorträgen.

Wer selbst nicht teilnehmen kann, liest über die Veranstaltungen im Brauerei Forum, das ihm als Mitglied der Vereinigung ehem. VLBer zugeschickt wird. Kontakt Vereinigung ehem. VLBer c/o VLB Berlin Marion Preißler Tel. (030) 450 80-292 preissler@vlb-berlin.org

Brauerei Forum  – Dezember 2014

37


ehem. VLBer   Nachrichten VLBer Studienjahr 1965–67

Natur, Kultur, Architektur Schon zum 2. Mal trafen sich die Consemester im sonnigen Südwesten Deutschlands bei Erika und Dr. Jürgen Schläger in Kandern, wo alle auf sehr herzlich empfangen wurden. Der erste Tag begann mit einer Gondel­ fahrt auf den Belchen, der zweithöchste Berg des Schwarzwaldes (1414 m). Der Rundblick auf die Schwarzwaldtäler, die Vogesen und die schneebedeckten Alpen war beein­druckend. Mit einem Caipirinha wurde auf die letztjährige Chile­ reise zu Bruno Kleinsteuber angestoßen. Weiter ging die Fahrt nach Freiburg ins Schlossbergrestaurant Dattler, das den Teilnehmern einen herrlichen Blick über die alte Stadt und die Rheinebene bot. Gestärkt ging es danach über den Rhein nach Breisach an die französische Grenze zur Besichtigung des Münsterberges. Das Münster St. Stephan beherbergt die bedeutendsten mittelalterlichen Wand-

Auf dem Belchen genossen die ehem. VLBer die herrliche Aussicht malereien nördlich der Alpen, von Martin Schongauer 1491 fertiggestellt. In der Winzer-Straussi Martinshof in Ihringen endete der zweite Tag. Am nächsten Tag ging es zum Vitra Campus in Weil am Rhein. Dank der Bauten renommierter Architekten hat Familie Fehlbaum das Produktionsgelände für ihre Möbel zu einer zentralen Anlaufstelle für Design- und Architekturliebhaber aus der ganzen Welt ent­wickelt.

Die ehem. VLBer besichtigten die Gebäude von Tadao Ando, Zaha Hadid, Frank Gehry, Nicholas Grimshaw, Alvaro Siza und SAANA. Wer im Vitra Design Museum nicht genug hatte, konnte die von Carsten Höller designte Rutsche aus 30 Metern hinabgleiten. Der Rundgang durch die gut erhaltene Baseler Altstadt war dann so ein rechter Vitra-Kontrast und ein unvergesslicher Abschluss. Udo Kynast

VLBer Studienjahr 1960–62

33. Semestertreffen in Hannover

Viel zu lachen hatten die ehem. VLBer im Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst

38

Am 5. September 2014 trafen sich acht Consemester mit ihren Damen auf Einladung von Gerhard Pfannschmidt in Hannover. Nach dem Einchecken im Hotel Öhlers, wo wir schon bei unserem Treffen 2006 übernachtet hatten, kamen wir im Clubzimmer des Hotels zu Klönschnack und Abendessen zusammen

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

und verbrachten einen netten Abend. Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück mit Fahrgemeinschaften zu den Herrenhäuser Gärten, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Hannover. Dort nahmen wir an einer fachkundigen Führung durch den großen Garten teil. Der große Garten zählt zu den bedeutendsten Barockgärten in Europa und ist das Kernstück der Herrenhäuser Gärten. Sein Ursprung war ein im Jahr 1638 angelegter Küchengarten, der nach Errichtung des Schlosses Herrenhausen zum Lustgarten umgestaltet wurde. Im Laufe der Jahre erfolgte eine Erweiterung auf 50 ha und Gestaltung im Stil einer niederländischen Barockanlage. Dazu wurde eine Grotte und eine große Fontaine errichtet. Diese erreichte 1721 eine Höhe von 30 m und einige Jahre später sogar 70 m, was damals als Meisterleistung ihrer Erbauer galt. Heute erreicht sie eine Höhe von 81 m. Nach dieser eindrucksvollen

Besichtigung legten wir eine Mittagspause im Restaurant Culinar ein. Publikumsliebling Loriot Danach ging es zum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, wo wir eine Loriot Ausstellung besuchten. Dort gab es Karikaturen von der gesamten Schaffenszeit des Meis­ters des feinen Humors zu sehen. Bei einer Führung erfuhren wir, dass er es am Anfang nicht leicht hatte, sich als Karikaturist durchzusetzen. Die Aussage vieler Redakteure auf seine eingesendeten Arbeiten lautete: Ihren Humor können wir einem breiten Publikum nicht zumuten. Am Ende wurde er aber doch der Lieblingskarikaturist eines breiten Publikums. Zum Abendessen trafen wir uns wieder im Clubzimmer im Hotel. Dort verbrachten wir den Abend in gelöster und harmonischer Stimmung. Für die hervorragende Organisation und die herzliche Gastfreundschaft gilt unser Dank Gerhard Pfannschmidt. Das nächste Treffen findet auf Einladung von Christian Korinth im September 2015 in München statt. Bernhard Kahlmeyer


ehem. VLBer

Jahrestreffen 2013 der ehem. VLBer Bezirksgruppe NRW Das Jahrestreffen 2013 der Bezirksgruppe NRW fand Anfang November auf Einladung von KHS in Dortmund bei der Dortmunder Actien-Brauerei statt. 33 Kollegen trafen sich im Kaminzimmer der Dortmunder Actien-Brauerei, wo sie bei Pils oder Kaffee vom Vorsitzenden der Bezirksgruppe, Karl Heinz Hoppe, begrüßt wurden. Dieser begrüßte herzlich den Referenten Dr. Hartmut Evers, Leiter Technologiecenter KHS, Bad Kreuznach, und bedankte sich für die

Hartmut Evers referierte in Dortmund Einladung. Anschließend folgte die Betriebsbesichtigung. In zwei Sudstraßen mit bis zu 22 t Schüttung werden alle 1¾ Stunde 1500 hl Würze ausgeschlagen. Die Qualität des Stadtwassers ist so gut, dass es ohne Aufbereitung zum Brauen eingesetzt werden kann. Nach der Hochtemperaturkochung bei 127 °C wird je nach Sorte mit einer von drei Reinzuchthefen vergoren. Die Steuerung der Reinzuchtanlage ist zur optimalen Hefeherführung an ein Zellzahlmessgerät im Labor gekoppelt. Die Gärung und Lagerung erfolgt in verschieden großen ZKTs, sodass auch Kleinsorten optimal produziert werden können. In der Dortmunder Actien-Brauerei werden alle für den Export bestimmten Artikel sowie alle Einweg­artikel für die gesamte Radeberger Gruppe produziert bzw. abgefüllt. Für die Filtration stehen zwei Filterstraßen mit einem Durchsatz von 800 bis 900 hl/h zur Verfügung. Insgesamt werden in der Dortmunder Actien-Brauerei ca. zwei Mio. hl hergestellt. Diese Menge verteilt sich auf 364 Artikel. Die Abfüllung erfolgt auf sechs Abfülllinien. Die im Februar 2012 in Betrieb genom-

mene Mehrweganlage hat einen Durchsatz von 55 000 Fl./h und füllt 0,5-l- und 0,33-l-Flaschen sowie 6er-Träger. Die Rüstzeit bei Flaschenwechsel beträgt 45 bis 60 Minuten. Durch den Einsatz von jeweils zwei Beladern und Entladern und ein LMS (Line Management System) ist auch das Umsetzen von Kästen möglich. Nach der Rückkehr in das Kaminzimmer hielt Dr. Hartmut Evers einen Vortrag zu Keg-Anlagen im Wandel der Zeit. In seiner bekannt humorigen Art erklärte Evers zunächst die Abkürzung des Firmennamens KHS: „Kompetent, hochmotiviert, super gut drauf.“ Das Keg, engl. kleines Fass, war schon 2100 vor Chr. bei den Sume­ rern bekannt. Denn auch die damals üblichen Lehmflaschen kann man als Keg betrachten. Weiter ging die Entwicklung über das Befüllen von Holzfässern bis zu den modernen, leistungsstarken Rundfüllern für bis zu 2000 Keg/h. Stahlkegs wurden schon 1930 in Großbritannien eingeführt. Der Anteil an Kegs am Fassleergut nimmt kontinuierlich weiter zu. Es werden diverse individuelle Kegs entwickelt. Sie können in Form, Farbe und Material individuell nach den Wünschen der Kunden gestaltet werden. In Erinnerung an den unvergessenen Dr. Schultze-Berndt schloss der Vortrag mit folgender Interpretation: „Jeder Bierfreund sollte seinem Bier die Attribute einer Frau verleihen: • Frische, Glanz, Feuer, Reife, Reinheit und eine gewisse Abrundung! Oder umgekehrt: Wie wünschen wir uns eine Frau? • elegant wie ein Pilsner • prickelnd wie ein Weißbier • anspruchsvoll wie ein Premium • raffiniert harmlos wie ein alkoholfreies Bier • voll Körper wie ein Märzen • geheimnisvoll wie ein Rauchbier • umwerfend wie ein Doppelbock • schlank wie ein Kölsch • herzhaft wie ein Alt • mit deutlichem Geräusch leicht zu öffnen wie eine Bügelverschluss­ flasche • attraktiv wie ein Freibier • jederzeit greifbar wie ein Haustrunk“ Im Anschluss an den Vortrag gab es ein Westfälisches Buffet. Bei leckerem Pils wurden Neuigkeiten ausgetauscht und in Erinnerungen geschwelgt. Ein herzliches Dankeschön an KHS und Dr. Hartmut Evers für die Einladung und den kurzweiligen Vortrag. Martina Daßler

®

Brau-, Röst- und Caramelmalzfabrik Brennerstraße 17-19 D - 96052 Bamberg Telefon: + 49 - (0)951 - 93 220-16 Fax: + 49 - (0)951 - 93 220-916 e-mail: info@weyermann.de www.weyermann.de

WIR PRODUZIEREN FÜR SIE: BARKE ® MALZ ABBEY MALT ® SPECIAL W ® BOHEMIAN PILSNER MALZ PALE ALE MALZ PILSNER MALZ PREMIUM PILSNER MALZ EXRTA HELL WIENER MALZ MÜNCHNER MALZ ROGGENMALZ ROGGENRÖSTMALZ ROGGENCARAMELMALZ MELANOIDINMALZ WEIZENBRAUMALZ: HELL- DUNKEL- GERÖSTET WEIZENCARAMELMALZ DINKELRÖSTMALZ RAUCHMALZ

SAUERMALZ

Unsere Brau- und Spezialmalze erhalten Sie auch in Bio-Qualität ! CARAMELMALZ: CARAPILS® CARAHELL® CARAMÜNCH® CARARYE® CARAAROMA® CARARED® CARAAMBER® CARAWHEAT® CARABOHEMIAN® CARABELGE® CARAFA® CARAFA® SPEZIAL ABBEY MALT ®, SPECIAL W®, CARAPILS ®, CARAHELL ®, CARAMÜNCH ®, CARARYE®, CARAAROMA ®, CARARED®, CARAAMBER®, CARAWHEAT®, CARABOHEMIAN®, CARABELGE®, CARAFA® und SINAMAR® sind eingetragene Warenzeichen der Malzfabrik Mich. Weyermann ® GmbH & Co. KG, Bamberg

MALZEXTRAKT: BAVARIAN PILSNER BAVARIAN HEFEWEIZEN MUNICH AMBER VIENNA RED BAVARIAN DUNKEL BAVARIAN MAIBOCK BAMBERG RAUCH MUNICH OCTOBER BEER

Röstmalzbier SINAMAR® und Bio SINAMAR®

... gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot für mehr Farbe und Geschmack im Bier !

Brauerei Forum  – Dezember 2014

39


ehem. VLBer

Prag: Goldene Stadt der 100 Türme Am 31. Oktober 2014 begann in Prag für zwölf Mitglieder der Bezirksgruppe Sachsen ein erlebnisreiches Wochenende. Nach dem Einchecken im Hotel machten wir uns auf den Weg zur Brauerei Staropramen („alte Quelle“) in den Stadtteil Smichov. Im Besucherzentrum der 1869 gegründeten Brauerei, die heute zur nordamerikanischen Molson-Coors-Gruppe gehört, nahmen wir an einer Führung teil. Für uns alle war die Art der Brauereiführung in-

teressant: Im historischen Teil der Brauerei wurden uns Geschichte und Brauereitechnik der Staropramen Brauerei vorgestellt. Wir wurden ausschließlich mit Audio- und Bildhinweisen in deutscher Sprache durch diesen Teil der Brauerei geführt. Am Ende dieser höchst professionellen Führung wurden wir von Herrn Lux (Staropramen) empfangen, der uns nun die „aktive“ Brauerei zeigte. Wir waren beeindruckt von einer modernen Brauerei (Ausstoß 2,8 Mio. hl), in der Themen wie Qualität, Sauberkeit und Arbeitssicherheit höchste Beachtung finden. Erstaunt waren wir über die Entwicklung hin zur PET-Einwegflasche im Produktportfolio der Brauerei: Mittlerweile beträgt der Absatzanteil bei den Flaschengrößen 1,5 und 2 l ca. 10 % des Ausstoßes. Die Besichtigung wurde durch die Verkostung von wohlschmeckenden Staropramen Bieren im Besucherzentrum abgerundet. Den Abend des ersten Tages verbrachten wir in gemütlicher Runde in der Brauerei U Fleku. Im Zentrum der Prager Altstadt Foto: Wikipedia/Magnus Manske

Die Bezirksgruppe Sachsen der ehem. VLBer genoss die Zeit in Prag

40

Brauerei Forum  –  Dezember 2014

gelegen, wurde sie im Jahr 1499 gegründet. In diesem traditionsreichen Haus konnten wir die Brauerei, die heute ca. 8000 hl dunkles Bier produziert und ausschließlich im Brauereiausschank absetzt, besichtigen und uns im Anschluss daran von der Qualität des Bieres überzeugen. Als ein „leichtes Dunkelbier für jede Jahreszeit – karamellig und mit einem Hauch von Autoreifen“ wird das U Fleku Bier von Tim Webb und Stephen Beaumont in der Bierbibel beschrieben. Obwohl wir nicht wissen, wie sich eine Autoreifennote organoleptisch darstellt, hat uns das Bier ausgezeichnet geschmeckt. Mälzerei-Besichtigung Am Samstagvormittag machten sich die Männer der Exkursionsgruppe staugeplagt auf den Weg in das ca. 60 km von Prag entfernte Nymburk, um die dortige Mälzerei Sladovny Soufflet CR zu besichtigen. Wir wurden sehr herzlich von den Herren Nemasta und Paulu begrüßt. Von 350 000 t Malz, die die Soufflet Gruppe in Tschechien in insgesamt fünf Mälzereien herstellt, kommen 110 000 t Pilsner Malz aus der Mälzerei in Nymburk. Wir erlebten eine gut ausgestattete, moderne und sehr saubere Mälzerei, die sich dem hohen Qualitätsstandard einer internationalen Mälzereigruppe verpflichtet fühlt.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Herrn Nemasta und Herrn Paulu von Sladovny Soufflet. Vor allem Herr Nemasta hat uns über die Besichtigung bei Soufflet hinaus mit großem persönlichen Einsatz geholfen, dass die gesamte Exkursion zu einem tollen Erlebnis für uns wurde. Prager Altstadt Am Samstagnachmittag wurde die Prager Altstadt im Rahmen einer Stadtführung besichtigt. Prag, die goldene Stadt der 100 Türme, präsentierte sich an diesem sonnigen Spätherbsttag eindrucksvoll. Wir waren sehr angetan von den zahlreichen Baudenkmälern und der Atmosphäre der Altstadt. Nach der dreistündigen Führung endete der Tag mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotel U Prince in unmittelbarer Nähe des Altstädter Rathauses mit der berühmten Aposteluhr (Altstädter Astronomische Uhr). Auf einer beheizten Dachterrasse konnten wir die herrlich illuminierte Prager Altstadt aus „gehobener“ Position genießen. Am Sonntag stand nach dem Frühstück die Abreise an. Sieben Teilnehmer der Exkursion verbanden die Rückreise mit einem Besuch der Stadt Melnik. Hier am Zusammenfluss von Moldau und Elbe befindet sich die bedeutendste Stadt für den Weinbau in Böhmen. Leider konnten wir auf Grund des nebligen Wetters nicht viel vom Zusammenfluss dieser bekanntesten tschechischen Flüsse sehen, waren aber beeindruckt vom berühmten Melniker Beinhaus in der Krypta der Probstkirche, wo wohl geordnet die Gebeine von ca. 15 000 Toten liegen. Nebel, November – die Vergänglichkeit wurde an dieser Stelle besonders bewusst. Eine schöne erlebnisreiche Exkursion liegt hinter uns – wir freuen uns schon auf die nächste. Paul Panglisch Die Prager Rathausuhr, auch Aposteluhr oder Altstädter Astronomische Uhr, stammt aus dem Jahr 1410. Sie ist ein Meisterwerk gotischer Wissenschaft und Technik und ein wertvolles Kulturdenkmal


ehem. VLBer

Die Mitglieder der Bezirksgruppe NRW besichtigten die König Brauerei in Duisburg

Duisburg begeistert mit Schifffahrtsmuseum und König Brauerei Die König Brauerei hatte die Bezirksgruppe Nordrhein-Westfalen für das Jahrestreffen 2014 am 29. August nach Duisburg eingeladen. Als erster Punkt stand eine Besichtigung des Deutschen Binnenschifffahrtsmuseums in Duisburg-Ruhrort auf dem Programm. 20 Kollegen trafen sich zuerst in der Museumsgastronomie „Schiffchen“, um sich nach der teilweise etwas weiteren Anreise zu erfrischen. Anschließend folgte der Rundgang mit der Museumsführerin. Das Museum ist in dem alten, originalrestaurierten DuisburgRuhrorter Jugendstilbad untergebracht. In den Räumen wird die Geschichte der Schifffahrt von der Steinzeit bis zur Gegenwart mit vielen detailgetreuen Modellen und zahlreichen Exponaten dargestellt. Im Mittelpunkt der ehemaligen Herren-Schwimmhalle steht die Tjalk „Goede Verwachting“, ein Lastensegler von 1913 unter vollen Segeln. Die Halle ist der Geschichte der Fortbewegungstechniken auf den Flüssen vom Einbaum bis zum modernen Schubverband sowie dem Schiffbau gewidmet. Im Zentrum der ehemaligen DamenSchwimmhalle steht ein begehbarer Nachbau eines Binnenschiffes. Ein wichtiges Thema dort ist das Leben und Arbeiten an Bord. Die Ausstellung berichtet vom Alltag der Schiffer und ihrer Familien zu Wasser und zu Lande. Weitere Themen des Museums sind Personenschifffahrt und Rheinromantik, Umschlagstechniken im Hafen, die Geschichte der Duisburg-Ruhrorter Häfen, das deutsche Kanalsystem, Flussbau (und Schleusen) sowie internationale Vereinbarungen zur Binnenschifffahrt. Nach diesem interessanten Ausflug in die Geschichte ging es zurück zur König Brauerei.

Gastgeber König Brauerei Der Geschäftsführer der König Brauerei, Guido Christiani, begrüßte herzlich die Besucher. Danach bedankte sich Karl Heinz Hoppe, Bezirksgruppenvorsitzender, für die Einladung zur Brauereibesichtigung. Als Dankeschön überreichte er Guido Christiani ein VLBMultifunktionstool: einen Flaschenöffner mit USB-Stick. Seit Juli 2014 ist die König Brauerei nach dem FSSC (Food Safety System Certification) zertifiziert. Daher müssen auch alle Besucher, die die sensiblen Bereiche betreten, entsprechende Schutzkleidung tragen. Mit großer Heiterkeit wurden die Einweg-

Besucherkittel verteilt und angezogen, bevor sich Braumeister Horst Soja mit den Gästen auf den Weg durch die Produktion machte. Leider war Klaus Niemsch, 1. Vorsitzende der ehem. VLBer, aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Deshalb übernahm Karl Heinz Hoppe die Aufgabe, den Bericht über die aktuellen Entwicklungen an der VLB an die Anwesenden zu verteilen. Anschließend ging man zum geselligen Teil des Treffens über. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der König Brauerei für die Gastfreundschaft und Einladung zu diesem gelungenen Jahrestreffen 2014. Martina Daßler

Harald Beer gestorben Am 15. August 2014 verstarb im Alter von 84 Jahren Diplom-Braumeister Harald (Harry) Beer, Tönisvorst.

ereien von 1952 bis 1955 ebenfalls an der VLB Berlin sein Studium zum Diplom-Braumeister absolvierte. Es folgten Stationen bei Brauereien in Aachen und in Sulzbach/ Murr, bevor er 1962 in die (BF) Er war mehr als 30 Jahre bis zu seiner Pensionierung Dienste der Privatbrauerei 1993 bei der Privatbrauerei Rhenania am Niederrhein eintrat. In seiner aktiven Rhenania Robert Wirichs KG in Krefeld tätig, davon Zeit blieb Harald Beer seifast 20 Jahre als Technischer ner Alma Mater in Berlin immer eng verbunden, u.a. Direktor. Harald Beer stammte aus auch über seine Mitgliedeiner Brauerfamilie. Beschaft in der Vereinigung reits sein Vater Franz Beer ehem. VLBer. Auch sein Harald Beer  Sohn Thomas Beer führte studierte an der VLB Berlin und war von 1946 bis 1969 Prokurist die Brauertradition der Familie fort. und Braumeister bei der Privatbrau- Nach einer Brauerlehre bei Gatzweierei Diebels in Issum. In diese Fuß- ler absolvierte er in Berlin das Stustapfen trat dessen Sohn Harald, der dium zum Diplom-Braumeister und nach einer Brauerlehre in Issum und ist heute Direktor bei der Koblenzer Anstellungen in verschiedenen Brau- Brauerei.

Brauerei Forum  – Dezember 2014

41


IMPRESSUM

DBMB Berlin-Brandenburg

Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestrasse 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr) rahl@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Wolfgang Kunze (WK), Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Autoren in dieser Ausgabe Wiebke Künnemann, Hans-J. Manger, Robert Pawelczak, Stefan Wirth Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 12/14 (= Dezember-Ausgabe): 17.12.2014 Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47, Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­ vielfältigung oder Weiterverarbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­ cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

42

Mitgliederversammlung in der Firma Wild Am 5. September 2014 trafen sich 38 Teilnehmer zur Mitgliederversammlung in der Rudolf Wild GmbH Co. KG, Berlin. Der Landesgruppenvorsitzende Jens Kemmel bedankte sich beim Werksleiter Friedrich Büchler sowie seinen Mitarbeitern Bernd Janietz und Friedmar Theeß für die Ausrichtung der Veranstaltung. Kemmel würdigte den 75. Geburtstag

von Lothar Petrasch, Udo Kriegel, Peter Zabel, Klaus Rähse und Peter-Michael Drechsler, den 70. von Manfred Staruß und Alois Turcer sowie den 50. von Dr. Josef Fontaine. Ferner berichtete Kemmel über den Stand der Vorbereitung der Fachexkursion im November. Die Fachvorträge begannen mit einleitenden Worten von Büchler zur Fa. Wild. Im ersten Fachvortrag referierte Janietz zu Trends auf dem Getränkemarkt. Nach

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 15 Fachfragen 1. e) Enzymatischer Aufschluss 2. e) Durch einen Fehler in der Sudhausautomation wurde die α-Amylasenrast statt bei 72 °C bei 82° C gehalten 3. d) Die Sudhausausbeute sinkt 4. d) Das Malz war sehr fein geschrotet 5. c) Intensives Dekoktionsverfahren 6. c) Die Brauerei hat das bisherige 1-Maisch-Verfahren durch ein 3-Maisch-Verfahren ersetzt 7. d) Das fertige Bier schmeckt zu schlank 8. e) Sauerstoffeintrag in die Maische vermeiden, Infusionsverfahren statt Dekoktion, Spelzen erst beim Abmaischen zugeben Fachrechnen 1. Teilmaischemengen: Gesamtmaische (GM): 100 hl Kochmaische (KM): ¼ → 25 hl Rastmaische (RM): ¾ → 75 hl

Maximale Temperatur der Kochmaische:

Mischungskreuz

RM 72 °C

GM

KM x °C

Lösungsdreisatz

25 hl KM  6 Teile KM 75 hl RM  x Teile RM x = (6 Teile • 75)/25 = 18 Teile RM (eingesetzt in Mischungskreuz)

Lösungsmischungskreuz

RM 72 °C

GM

KM 96 °C

Setzt man die 18 ein, so ergibt sich als Summe aus 18 und 78 eine Temperatur für die Kochmaische von 96 °C.

Brauerei Forum  Forum  –  Dezember 2014 Brauerei

? Teile

78 °C 6 Teile

18 Teile

78 °C 6 Teile


Institutionen & Verbände einer Betrachtung des globalen Weltmarkts Bier im Jahr 2013 und einem globalen Forecast für Softdrinks im Jahr 2014 stellte Janietz Alternativen zu Bier und Softdrinks vor. Das sind alkoholfreie Biere, Biermischgetränke, Fassbrause sowie Flavoured Bier. Im europäischen Markt der Biermischgetränke ist eine Renaissance des Radlers festzustellen. Dieser Trend wird speziell durch die trüben Radler ver­stärkt. Weitere Trends wurden durch Hugo-Varianten, Weizenbier in fruchtigen Varianten sowie alkoholfreie Biermischgetränke skizziert. Ferner wurden die Trends durch Schlagwörter wie Natürlichkeit, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden, Individualisierung, Lifestyle und Geschmacks­erlebnisse charakterisiert. Letztlich ist aber der Geschmack ausschlagend, ob Verbraucher die Getränke akzeptieren.

Produktion von Biermischgetränken Im 2. Fachvortrag stellte Theeß Technologien zur Herstellung von Biermischgetränken vor. Es gibt drei Varianten: das Batch-Verfahren, den Inline-Mixer und den Mehrkomponenten-Inline-Mixer. Beim Batch-Verfahren werden alle Komponenten in einem separaten Tank zu einem abfüllfertigem Getränk gemischt. Das Batch-Verfahren zeichnet sich durch geringe Investitionskosten, eine leichte Qualitätskontrolle sowie Unabhängigkeit vom Abfüllprozess aus. Nachteilig sind der Aufwand für Handling und Zeit sowie ein entsprechend großes Tankvolumen. Ferner muss die Mischung aus dem Batch-Verfahren zeitnah abgefüllt werden. Beim Inline-Mixer wird aus den Limonadenkomponenten ein Sirup hergestellt. Der Sirup wird in die entsprechende Wassermenge dosiert. Im zweiten Strom kommt das Bier dazu.

Anschließend wird das Getränk karbonisiert. Vorteilhaft für dieses Verfahren sind ein geringes Lagervolumen sowie, wenn bereits vorhanden, die Nutzung des Sirupraums und Mixers. Nachteile sind die zusätzliche Vorbereitungszeit, die vollständige Abfüllung des Premixsirups und der erhöhte Reinigungsaufwand für verschiedene Sys­teme. Beim Mehrkomponentenmixer werden alle Komponenten dem Wasserstrom zudosiert und karbonisiert. Zu den Vorteilen dieses Verfahrens zählen ein geringes Lagervolumen, die Produktion Just in Time, geringe Produktverluste, die vollautomatische Reinigung, ein geringer Flächenbedarf sowie die Chargenrückverfolgung und Inlinedatenerfassung innerhalb der Anlage. Der entscheidende Nachteil sind die hohen Investitionskosten. Jürgen Richter

DBMB Berlin-Brandenburg

Mitgliederversammlung an der VLB Berlin Am 7. November trafen sich im Lichthof der VLB Berlin 64 Mitglieder, Fördermitglieder und Gäste zum Braumeister- und Malzmeisterabend. Der Landesgruppenvorsitzende Jens Kemmel begrüßte alle Anwesenden, insbesondere Ehrenmitglied Peter Weichenhain und Elmar Barlet. Letzterer hat nach acht Jahren Abwesenheit den Weg zurück in die Landesgruppe gefunden. Kemmel richtete seinen Dank an den VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine für die Ausrichtung der Veranstaltung. Kemmel würdigte die Geburtstage von Gunther Schumann (80), Peter Heumann (75), Michael Metscher, Jürgen Bauch sowie von dem langjährigen Fördermitglied Jörg Wenzel (jeweils 70). Dr. Fontaine berichtete vom aktuellen Stand des Neubaus. Weiterhin berichtete Kemmel von den Vorbereitungen zur diesjährigen Fachexkursion nach Bremen, Jever, Bramsche und Delmenhorst. Forschungsprojekt zu Scherkräften Den Fachvortrag hielt der VLB-Mitarbeiter Philipp Zeuschner. Er stellte ein Projekt vor, bei dem eine neue Messmethodik zur Quantifizierung des Scherkrafteintrags speziell durch Pumpen, aber auch durch andere Leitungseinbauten entwickelt werden soll. Bisher gebe es keine einfache Methode, um die Scherbeanspruchung zu quantifizieren,

die zur Verschlechterung der Filtrierbarkeit führt. Wie bereits bekannt, haben Scherkräfte einen negativen Einfluss auf Medien wie Maische, Würze, Bier, Hefe etc. Scherkräfte sollten daher möglichst vermieden werden, wofür auch bereits verschiedene Ansätze existieren: Bauweisen, Fließgeschwindigkeiten und Aufstellung von Pumpen. Es wird der bekannte Effekt genutzt, dass Scherkräfte eine Streckung und geradlinige Ausrichtung der Molekülstrukturen von hochmolekularem Gerstenbetaglucan bewirken. Da sie beim Mälzen nicht vollständig abgebaut werden, gelangen sie beim Maischen in die Würze (Stichwort: β-Glucansolubilase). β-Glucane können Gele bilden, was von Scherkräften forciert wird und als Hauptursache für Filtrationsprobleme gilt. Strukturelle, physikalische Eigenschaften der β-Glucane verändern sich also durch den Eintrag von Scherkräften von ihrem Solin einen Gelzustand. Die­s e Gelbildung ist mit geringem Aufwand im Labor bestimmbar. Damit stellt sie eine vom Scherkrafteintrag direkt abhängige, messbare Größe dar, solange alle weiteren Parameter (Temperatur, etc.) standardisiert werden. Dafür wurde für das Forschungsprojekt eigens eine Teststrecke konstruiert, um den Einfluss verschiedener Pumpentypen bei verschiedenen Betriebspunkten

DBMB Berlin-Brandenburg

Mitgliederversammlung Die Landesgruppe trifft sich am Freitag, dem 9. Januar 2015, in der Berliner-Kindl-SchultheissBrauerei, Indira-Gandhi-Str. 66-69 in 13053 Berlin. Die Veranstaltung beginnt um 17.00 Uhr. Jürgen Richter – und später auch anderen Einbauten – hinsichtlich ihres Scherkrafteintrags evaluieren zu können. Es wurden dazu erste Ergebnisse zweier verschiedener Pumpentypen vorgestellt, welche die generelle Funktionalität dieser neuen Messmethodik belegen. Zeuschner sagte, dass weitere Pumpentypen bei verschiedenen Betriebspunkten untersucht werden sollen, um anhand dieser Daten eine neue Kennzahl Scherkrafteintrag zu entwicklen. Diese könnte die Möglichkeit zur Erstellung einer neuen Pumpenkennlinie liefern. Es sei zudem geplant, auch den Einfluss verschiedener Strömungsgeschwindigkeiten auf weitere Bauteile (PWÜ, Drosselklappen, statische Mischer, etc.) hinsichtlich ihres Scherkrafteintrags zu untersuchen. Nach seinem Vortrag wurde Zeuschner einstimmig als neues Mitglied in die Landesgruppe aufgenommen. Jens Kemmel Brauerei Forum  – Dezember 2014

43


Unsere nächste Ausgabe erscheint am 31. Januar 2015

Veranstaltungen VLB-Termine

Weitere Termine

 21./22. Januar 2015 Intensivkurs „Brauen für Nichtbrauer“, Berlin

 15./16. Januar 2015 44. Wissenschaftliche Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung, Berlin

 16. bis 18. März 2015 102. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, Dresden  23. bis 25. März 2015 15. VLB-Logistikfachkongress, Mönchengladbach  22./23. April 2015 VLB-Fachtagung „Track & Trace“, Bamberg  15./16. Juni 2015 International Brewing Conference Bangkok, Thailand  3. Juli 2015 VLB-Sommerfest, Berlin  8./9. September 2015 13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Mainz  21. bis 23. September 2015 6. Iberoamerikanisches Symposium der VLB, Hupeva (Campinas SP), Brasilien  5./6. Oktober 2015 102. VLB-Oktobertagung, Berlin  9. November 2015 4. European MicroBrew Symposium, Nürnberg

 27./28. Januar 2015 7. Symposium Informationstechnologie in der Lebensmittelproduktion, Freising  9. Februar 2015 12. Rohstoffseminar, Freising-Weihenstephan  10.-12. und 23.-25. Februar 2015 48. Technologisches Seminar, Freising-Weihenstephan  14. bis 17. April 2015 Craft Brewers Conference & BrewExpo America, Portland, Oregon, USA  24. bis 28. Mai 2015 35th EBC Congress, Porto, Portugal  11. Juni 2015 Deutscher Brauertag, Berlin  10. bis 12. November 2015 BrauBeviale, Nürnberg

redaktion@brauerei-forum.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.