20. JULI 2012
AMTSBLATT DER STADT KARLSRUHE
66. JAHRGANG
STEIGFLUG Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden legt bei Passagierzahlen weiter zu. Seite 2
ECOFIT Sechs Karlsruher Firmen bekamen einen Preis für Einsatz im Klimaschutz. Seite 3
NUMMER 29
APPETITHÄPPCHEN Mit einer Torte machte die Kunsthalle Appetit auf ihre Corot-Schau. Seite 5
Wirtschaftliche Entwicklung der Stadt:
Schwarze Zahlen durch unerwarteten Geldsegen Keine Neuverschuldung für die nächsten Jahre geplant
„Als wir den Doppelhaushalt für 2011/12 aufstellten, war schon eine leichte Erholung von der Finanzkrise spürbar, aber wir trauten dem Ganzen noch nicht“, erläuterte Erste Bürgermeisterin Margret Mergen „eine vorsichtige Herangehensweise“. Selbst im vergangenen Jahr habe es zwischendurch noch Liquiditätsengpässe gegeben. Umso größer ist nun die Erleichterung, nachdem durch die allgemeine wirtschaftlichen Erholung nicht nur bei Bund und Ländern, sondern auch bei der Stadt die Einnahmen gestiegen sind. So bringt der Haushaltsabschluss 2011 statt dem veranschlagten Minus von 23 Millionen ein Plus von 15,1 Millionen Euro. Noch rosiger ist die Situation im laufenden Jahr. Mehreinnahmen von 81,1 Millionen Euro machen aus dem erwarteten Minus von 41,4 Millionen ein Plus von 39,7 Millionen. Den größten „Brocken“ bringt dabei eine Sonderzahlung eines Gewerbesteuerzahlers von 67 Millionen Euro, die nach einer Betriebsprüfung zu begleichen sind.
Zwar werden diese Steuernachforderungen noch verzinst, „unterm Strich bleibt davon aber lediglich ein Drittel in der Kasse“, schränkt Stadtkämmerer Dollinger ein. Zur guten Haushaltssituation tragen zudem steigende Einnahmen aus dem Finanzausgleich und rund 15 Millionen Euro bei, die von Bund und Land ab 2012 jährlich für die Förderung von Kitas fließen. So geht man derzeit für die kommenden Jahre ebenfalls von einem zwischen zehn und 15 Millionen liegenden Haushalts-Plus aus. „Es hat sich gezeigt: Wir haben die Kosten im Griff, aber die Einnahmen sind stark von der Konjunktur abhängig und nicht genau abzuschätzen“, weist Mergen auch auf rückläufige Gewerbesteuereinnahmen hin, die von 285 Millionen (2006) auf 205 Millionen Euro (2011) gesunken sind. Mit Sorge sieht sie ebenso die Kosten im Sozial- und Jugendbereich. Lagen sie 2007 noch bei 189,6 Millionen Euro, so werden sie in diesem Jahr 235,4 Millionen Euro betragen und damit ein Viertel des städtischen Etats ausmachen. „In guten Zeiten verantwortungsbewusst handeln“ nennt Mergen als Maxime für die nächsten Etatberatungen. Bei aktuellem Schuldenstand von 143 Millionen Euro sollen bei den Investitionen Schulen, Kindergärten und energetische Maßnahmen weiter Vorrang haben und künftige Haushalte keine neuen Kreditaufnahmen vorsehen. -fis-
Stadt vergibt Tierschutzpreis
Bahnen fahren in dichterem Takt
Zum Welttierschutztag am 4. Oktober ehrt die Stadt Karlsruherinnen und Karlsruher, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich im Tierschutz engagiert haben. Vorschläge für den Tierschutzpreis unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Wolfram Jäger nimmt die Stadt Karlsruhe, Ordnungs- und Bürgeramt, Abteilung Lebensmittelüberwachung und Veterinärwesen, Alter Schlachthof 4, 76124 Karlsruhe, bis 31. August entgegen. Zugelassen sind sämtliche Aktivitäten zum Tierschutz, den Vorschlägen sollten Angabe von Namen und Postanschrift der zu ehrenden Person oder Institution und eine Beschreibung der Aktivität beigefügt werden.
Auch Busse und Bahnen der VBK (www.vbk.info) fahren im Fest-Takt. Die Linie 1 pendelt zwischen Durlach Turmberg und Oberreut Badeniaplatz alle zehn Minuten. An allen drei Tagen fahren Bahnen Verstärkerkurse. Zusätzlich kommen während des größten Besucheransturms (17 bis 21 Uhr) Kurzpendlerbahnen zwischen Mühlburger Tor und Europahalle im 5-Minuten-Takt zum Einsatz. Die Linie 2E wird durch Wagen verstärkt und ab 21 Uhr gibt es eine Ringlinie, die sowohl die Haltestelle Europahalle als auch ZKM und Welfenstraße bedient. Und die Linie 5 fährt Freitag und Samstag ab 23.30 Uhr alle 20 Minuten – und das bis 1.30 Uhr.
Ein Minus von 41,1 Millionen Euro war im städtischen Haushalt für dieses Jahr befürchtet worden. Jetzt rechnet man im Rathaus mit einem Plus von 39,7 Millionen Euro zum Jahresende. Die Gründe dafür erläuterten Erste Bürgermeisterin Margret Mergen und Stadtkämmerer Torsten Dollinger am Mittwoch vor den Medien.
Trommeln entwickeln rhythmischen Sog. Und wenn es sich bei dem Schlagwerk noch um gigantische Taiko-Drums handelt, erst recht. Mit der akustischen und visuellen Präsentation in der Regie des Performance-Designers und Wahl-Karlsruhers Enno-Ilka Uhde beginnt am heutigen Freitag um 19 Uhr offiziell die Fest-Zeit in der Günther-Klotz-Anlage. Bis Sonntag bieten auf der Hauptbühne Top-Bands wie Maximo Park, Donots, Casper, Deichkind, Trombone Shorty, Culcha Candela und das Fest-Orchester beim Klassikfrühstück für fünf Euro pro Tag musikalische Fein-
Start mit Taiko-Drums Das Fest: Maximo Park, Deichkind und Culcha Candela kost im umzäunten Hügelbereich. Aber auch der frei zugängliche Teil mit DJ-, Zelt- und Kulturbühne, Sportbereich und Mobi-Rummelplatz des Stadtjugendausschusses hält spannende Entdeckungen für die ganze Familie bereit. Über 200000 Gäste werden erwartet. 52 Musik-Acts, 17 Kleinkünstler, 15 DJs und 15 Tanzensembles tragen zur 28. Auflage des Gesamtkunstwerks in der Regie der Fest-GmbH bei. Die Festi-
val-Elemente Sport und Spiel wurden entzerrt und können sich besser entfalten: Fest-Cup und Co. sind vom Kerngelände weg an die Europahalle gezogen. Den dadurch gewonnenen Freiraum nutzt die Kulturbühne und präsentiert zur Premiere Künstler wie die Whopee-Band mit ihrem „Tribute to Monthy Python“. Regionalen Kulturinitiativen gibt die Kulturoase hinter dem Hügel Gelegenheit für Kurzauftritte. Bei so
Knallrote Drahtesel Studenten gewinnen bei der Erstwohnsitzkampagne „Wow, ein neues Fahrrad“, freuten sich die Gewinner letzte Woche, als sie eines der 350 knallroten Draisler-Fahrräder ergatterten. Zur Anmeldung ihrer Karlsruher Unterkunft als Erstwohnsitz erhielten Studentinnen und Studenten ein Los für die halbjährlich organisierte Verlosung und konnten eines der Studi-Bikes abstauben. Nach einem kurzen Stopp bei der ErsteHilfe-Station, an der alle Einstellungen vorgenommen wurden, und einem Bild an der Fotostation mit dem neuen Drahtesel, fuhren die stolzen Gewinner dann durch die Erbprinzenstraße. Dass diese die Karlsruher Fahrradstraße Nr. 1 ist, beweist ein seit April aufgestell-
ter elektronischer Radzähler: Rund 6000 Fahrradfahrer kommen hier bei gutem Wetter täglich vorbei. Bereits zum neunten Mal fand die Erstwohnsitzkampagne statt. Der Erfolg der Aktion zeigt sich vor allem bei den Zahlen: „Alleine im letzten Jahr haben 4900 Studierende ihren Erstwohnsitz in Karlsruhe angemeldet. Dies trägt auch dazu bei, dass Karlsruhe bei den jungen Bevölkerungsgruppen die am schnellsten wachsende Stadt in Baden-Württemberg ist“, so Erste Bürgermeisterin Margret Mergen. Die von der Firma Campus entworfenen Kulträder werden seit dem Wintersemester 2007/2008 verlost. 2680 Räder gibt es bereits. -döp-
DRAISLER: Erste Bürgermeisterin Margret Mergen und Norbert Käthler (Stadtmarketing) überreichten die neuen Räder. Foto: Fränkle
Ein Baustein für die Trauerarbeit „Kinderwelten“ auf Hauptfriedhof vorgestellt / Bundesweit beispielgebendes Projekt
INNOVATIV: Die Kinderwelten auf dem Hauptfriedhof verbinden die „heile Welt“ via Brücke mit der „Trauerwelt“ der Kinder. Foto: Knopf
viel Programm (www.dasfest.net) verliert man leicht den Überblick. Immer und überall bestens informiert sind Nutzer der neuen kostenlosen Fest-Apps für Smartphones (iPhone und Android), die auch Sicherheitshinweise für Notfälle enthalten. Bei Redaktionsschluss der StadtZeitung war das Festival bis auf Samstag noch nicht restlos ausverkauft. Gesetzt den Fall es gäbe noch Eintrittskarten, können sich Kurzentschlossene heute ab 11 Uhr bei der Kasse an der Europahalle noch welche besorgen. Zur stressfreien Anreise verdichten die Bahnen ihren Takt (siehe unten). -maf-/Foto: Bastian
Mit einem ungewöhnlichen Projekt betritt der Hauptfriedhof Neuland. Am vergangenen Wochenende wurde ein Areal für trauernde Kinder und Jugendliche eröffnet. Die „Lebenswelten“ wurden um ein Kinder-Areal erweitert. Dies soll künftig ein wichtiger Baustein in der Trauerarbeit von Kindern darstellen. Dort gibt es einen Spielplatz mit leise funktionierenden Spielgeräten. Wenn man über eine Brücke schreitet, geht man von der „heilen Kinderwelt“ in die „Trauerwelt“. Dort sind Spielgeräte, die bewusst nicht funktionieren. Der Sandkasten ist betoniert, die Schaukel bewegt sich nicht, die Wackeltiere stehen still. Zudem gibt es von Kindern beschriftete Info-Tafeln. „Trauer muss gelebt werden. Wir möchten mit diesem Angebot Hilfestellung leisten“, sagte Bürgermeister Klaus Stapf bei der Eröffnung in der großen Kapelle.
Man habe das Areal ganz bewusst in der Mitte des Friedhofs verankert. „Kinder sollen nicht an den Randbereich abgedrängt werden. Sie gehören ins Zentrum, in unse-
Rheingold im Museum Das Naturkundemuseum am Friedrichsplatz bietet am heutigen Freitag, 20. Juli, wieder eine Führung an. Um 15.30 Uhr begleitet Dr. Eduard Harms Interessierte durch die Ausstellung „Das Rheingold kommt aus Baden – mineralogische Schätze am Oberrhein.“ Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos, für den Besuch des Museums gilt der übliche Eintrittspreis.
re Mitte. Nur wer trauert, kann auch loslassen und gesunden“, so Stapf weiter. Viel Lob für das Projekt, das bundesweit seinesgleichen sucht, gab es von Prof. Reiner Sörries, Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel. Vor allem Matthäus Vogel, dem Leiter des städtischen Friedhofsund Bestattungsamts, dankte Sörries für den Mut, eine solche Idee umzusetzen. „Dies ist mit großer Ernsthaftigkeit geschehen. Denn eines darf man nicht vergessen. Der Friedhof, der nur seine Toten bestattet, wird selbst bald tot sein. Ein Kinderlachen auf dem Friedhof kann tröstlich wirken. Es soll uns an das Leben erinnern.“ Was hier in Karlsruhe verwirklicht wurde, sei, so Sörries, „konsequent und innovativ“. Auch Trauerbegleiterin Barbara Kieferle-Stotz sprach von „einem Stück Trauerbewältigung“ an dem jetzt neu geschaffenen Ort. -voko-
„Karlsruhe hilft“ Hinterbliebenen Noch immer ist die Erschütterung groß über das Drama vom 4. Juli, bei dem ein 53jähriger vier Menschen tötete und sich danach selbst richtete. Die Bürgerinnen und Bürger leiden mit den Hinterbliebenen der Opfer und zeigen ihre Anteilnahme. Mitte der Woche wies das Konto der Aktion „Karlsruhe hilft“ bei der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen (Bankleitzahl 660 501 01/Kontonummer 108 077 777) über 106000 Euro aus. Und es dürfte noch einiges dazu kommen, bei vielen Veranstaltungen wie etwa beim „Fest“ in der Günther-Klotz-Anlage stehen Spendenboxen an den Getränkeständen. Wer will, dass seine Gaben bestimmten Adressaten zugute kommen, sollte dies bei der Überweisung vermerken.