13. JULI 2012
AMTSBLATT DER STADT KARLSRUHE
66. JAHRGANG
NACHWUCHS Bei den Schneeleoparden im Karlsruher Zoo gibt es zwei Jungtiere. Seite 3
ÜBUNG Eine Übung am Rheinhafen zeigte: Die Stadt ist für den Ernstfall gerüstet. Seite 3
NUMMER 28
HEIMSPIEL Meisterschüler der Kunstakademie stellen in Städtischer Galerie aus. Seite 5
Die Stadt trauert um Opfer der Bluttat in der Nordstadt:
Zusammenhalt gibt Trost und Hoffung Ministerpräsident Kretschmann bei der zentralen Gedenkveranstaltung mit Angehörigen Am Mittwoch, Glockenschlag 9 Uhr, stand das öffentliche Leben für kurze Zeit still. Bahnen und Busse hielten, Betriebe und Behörden unterbrachen ihre Arbeit. Karlsruhe gedachte eine Woche nach der Bluttat in der Nordstadt mit einer Schweigeminute der Opfer. Und etwa 1100 Menschen kamen zu der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt. In der bewegenden Feier in der Evangelischen Stadtkirche trauerten die Besucherinnen und Besucher zusammen mit den Angehörigen um Mustafa Güler, Wolfgang Person, Klaus Schönleber und die Lebensgefährtin des Todesschützen. Das Leben dieser vier Menschen hatte der 53-Jährige jäh beendet, bevor er sich selbst richtete. „Das ganze Land Baden-Württemberg trauert mit Ihnen“, drückte Ministerpräsident Winfried Kretschmann wie seine Kabinettskollegen Goll und Stickelberger sowie zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft bei der Veranstaltung in
der Stadtkirche den Angehörigen der Opfer seine Verbundenheit aus, wollte ihnen „in Schmerz und Leid beistehen“. Das unfassbare Drama sah Kretschmann zugleich „auch als Mahnung und Auftrag an uns alle, der Gewalt entgegenzutreten, wo immer sie auftaucht.“ Für OB Heinz Fenrich zeigte sich vor dem Hintergrund der nicht vorhersehbaren Tat, dass sich die Gesellschaft „wieder stärker auf das besinnen muss, was uns zusammenhält“. Der OB betonte: „Wir brauchen sie, die gelebten Werte, die uns Halt und Orientierung geben“. Jeder könne sich dabei fragen, was er tun könne, wie er Vorbild sei und die Werte lebe, unterstrich das Stadtoberhaupt weiter. Und war überzeugt davon, dass es ein „Wir“ gebe. Wie bei der Gedenkveranstaltung und deren sichtbarem Bekenntnis: „Ihr, die Betroffenen, seid nicht allein.“ Dies sei den Angehörigen vielleicht ein kleiner Trost und mache Mut. Fenrich: „Weil Werte sinnvoll sind. Karlsruhe steht zusammen. Wir stehen zusammen.“ Auch für den
türkischen Generalkonsul Serhat Aksen war klar, dass nur „gesellschaftliche Solidarität das gesellschaftliche Drama mildern kann“. Und die humanitäre Hilfe und die „beispielgebende Solidarität“ von Stadt und Land seien „der beste Beweis für den großen Zusammenhalt“ und das Aufeinanderzugehen von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Zu Beginn der Feier hatten Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Notfallseelsorge, somit der Organisationen, die in das grausame Geschehen am Tatort eingebunden waren, für jedes Opfer eine Kerze entzündet und sie an den Rand des Altars gestellt. Zu seiner Meditation brachte der evangelische Stadtdekan Otto Vogel eine fünfte Kerze zum Ambo mit. Die fünfte Kerze „für jenen, der hier Täter war“, hätte er gerne entzündet, „doch ich kann es nicht“, gestand Vogel. Er ahne „die Sehnsucht und die Einsamkeit in der Nacht und den Schmerz der Trauer am Tage derer, die hier so schmerzlich getroffen wurden“.
Spenden und Kondolenzbuch
VERBUNDENHEIT GEZEIGT: Ministerpräsident Winfried Kretschmann kam mit OB Fenrich zum Eintrag ins Kondolenzbuch.
Architekturblick auf Kirchfeld-Nord Architektenkammer und Stadtplanungsamt laden zum nächsten Architekturspaziergang ein. Dieser führt am Donnerstag, 19. Juli, in das Konversionsgebiet NeureutKirchfeld. Treffpunkt ist um 17 Uhr auf dem Rewe-Parkplatz im Blankenlocher Weg. Beim Rundgang werden Projekte besichtigt und anstehende Planungen erläutert. Als Gesprächspartner stehen Vertreter der Architektenkammer und der Volkswohnung zur Verfügung. Für die Stadt Karlsruhe sind der Leiter des Stadtplanungsamts, Dr. Harald Ringler, sowie Karin Lorenz dabei.
Vor oder nach der Gedenkveranstaltung in der Evangelischen Stadtkirche war es vielen Menschen ein Anliegen, sich in das Kondolenzbuch einzutragen. Noch bis heute Abend, 18 Uhr, liegt das Kondolenzbuch im Rathaus aus. Die Stadt wird Duplikate herstellen und diese den Familien der Opfer der Bluttat zur Verfügung stellen. Auf das Spendenkonto, das die Stadt für die Angehörigen eingerichtet hat (Sparkasse Karlsruhe Ettlingen, BLZ 660 501 01, Konto-Nummer 10 80 77777), sind bis Dienstag knapp 40000 Euro eingegangen.
Preise für Geblitzte Vor-Ort-Termine mit Kampagne „Kopf an, Motor aus“ Es wird geblitzt: Glück hat, wer am heutigen Freitag als Fußgänger oder Radfahrer vom Blitzerteam erwischt wird. Denn im Rahmen der Klimaschutzkampagne „Kopf an, Motor aus“ werden wieder Menschen belohnt, die umweltfreundlich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Nach ihnen wird zwischen 14 und 16 Uhr in der Erbprinzenstraße Ausschau gehalten. Wer fotografiert wird, kann Preise gewinnen, gesponsert von der AOK und dem Radfachhandel. Parallel dazu läuft die neue Mitmachaktion
„Mein Rad ist meine Sommerliebe“. Ihre Gewinnchance können hier diejenigen wahren, die dem „Kopf an“-Team verraten, weshalb sie im Sommer auf ihr Fahrrad sitzen. Eine Jury wird die schönsten Sprüche auswählen, die von „der großen Freiheit auf zwei Rädern“ zeugen“. Für beide Mitmachaktionen gibt es drei weitere Termine: jeweils von 14 Uhr bis 16 Uhr am 20. Juli im Zirkel, am 27. Juli in der Hagsfelder Allee, am 3. August im Karl-Wolf-Weg, Günther-Klotz-Anlage. Infos: www.kopf-an.de.
GEDENKEN: OB Fenrich und Frau, Ministerpräsident Kretschmann, Generalkonsul Aksen, die Imame Ahmet Arslan und Ismail Asud sowie die Dekane Vogel und Streckert (v.l.) gedachten der Opfer der Bluttat. Und „wenn Herzen voll sind von Schmerz und Trauer, von Wut und dunklen Gedanken, dann hat sich die Seele verkrochen und weiß nicht mehr aus noch ein“. Dann gelte es, so der Dekan weiter, „Zuflucht zu suchen im Gebet.“ Und
das Verzeihen in die Hand Gottes zu legen. Und mit den christlichen Gläubigen betete Vogel zusammen mit dem katholischen Stadtdekan Hubert Streckert, der zuvor noch die Vision einer neuen Welt aus der Offenbarung des Johannes gelesen
Stabile Ertragslage bei der KVVH Verluste der Töchter getragen / Warme Witterung mindert Gewinn bei den Stadtwerken „Die Serie solider und stabiler Ergebnisse konnte beim Konzern KVVH auch 2011 trotz teils schwierigen Umfelds fortgesetzt werden“, freute sich Harald Rosemann bei der Bilanz-Pressekonferenz der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen-GmbH. Rosemann ist Sprecher der Geschäftsführung bei der KVVH wie auch bei den Stadtwerken. Der Konzern konnte im vergangenen Jahr ein Gesamtergebnis von plus 2,4 Millionen Euro erwirtschaften, obwohl er, wie üblich, Verluste bei den Töchtern Verkehrsbetriebe (VBK), Karlsruher Schieneninfrastrukturgesellschaft (KASIG) und Karlsruher Bädergesellschaft (KBG) tragen musste. Der Verlustausgleich, so Rosemann, zeige erneut, dass die Holdingstruktur der KVVH mit Nutzung des steuerlichen Querverbundes vorteilhaft sei. Wichtige Grundlage für das positive Jahresergebnis bildet das Ergebnis der Stadtwerke. Der dort erzielte Jahresgewinn liegt allerdings mit 22,5 Millionen Euro um 2,8 Millionen Euro unter dem von 2010. Rosemann führt dies vor allem auf die Witterung 2011 zurück. Denn erstmals waren Frühjahr als auch Herbst im Vergleich zu Durchschnittsjahren zu warm. Dies führte dazu, dass in beiden Perioden sowohl weniger Erdgas zu Heizzwecken als auch Fernwärme an die Stadtwerkekunden verkauft wurden. Die Heizgasabgabe ging um
22 Prozent zurück, der Verkauf von Fernwärme um 14,6 Prozent. Das Verhalten einiger Wettbewerber auf dem Strom- und Erdgasmarkt ist nach Ansicht der Stadtwerke unseriös. Sie begegnen diesen Praktiken mit neuen Angeboten. So ist es etwa möglich, den Strom- und Gasverbrauch selbst abzulesen und online zu melden. Auch die Rechnung kommt dann übers Netz. Als erfolgreich bezeichnen sie auch das Ökostrom-Angebot „NatuRonline“. VBK-Chef Dr. Walter Casazza freute sich über erneut gewachsene Fahrgastzahlen. Die Verkehrsbetriebe haben mit ihren Bahnen und Bussen 2011 insge-
Die Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH hat 2011 ein Jahresergebnis von 2,4 Millionen Euro erwirtschaftet, nach 2,6 Millionen in 2010 und 5,5 Millionen in 2009. Auch die Umsatzerlöse lagen mit 527,4 Millionen um knapp fünf Millionen unter den Erlösen von 2010. Die Investitionen in Sachanlagen lagen mit 102,4 Millionen zum zweiten Mal über 100 Millionen. Das Defizit der Verkehrsbetriebe lag im vorigen Jahr bei 24,3 Millionen Euro und damit in etwa
Grünzug im Osten heißt nun „Otto-Dullenkopf-Park“ Er galt als Ästhet und Musikfreund, deshalb dürfte es dem früheren Stadtoberhaupt Otto Dullenkopf wohl gefallen haben, dass die Staatliche Hochschule für Musik inmitten „seines“ Parks liegt. Im Februar hatte der Gemeinderat beschlossen, dass die Grünanlage zwischen Durlacher Allee und Ostring nicht länger Ostauepark heißen, sondern in „Otto-DullenkopfPark“ umbenannt werden solle. Bei Sonnenschein und umrahmt von Klängen eines Blechbläser-Tentetts war es jetzt so weit. Zum fünften Todestag des großen Karlsruhers enthüllte OB Heinz Fenrich im Beisein von Dullenkopfs beiden Söhnen Klaus und Michael, ehemali-
samt 114,4 Millionen Kunden transportiert. Ein erneuter Zuwachs, diesmal um 1,4 Prozent. Damit, so Casazza, hat sich die Baustellensituation nicht negativ auf die Fahrgastzahlen ausgewirkt. Casazza, auch Geschäftsführer der KASIG, versicherte erneut, dass die Kombilösung 2019 fertig gebaut ist. Der Straßenbahntunnel soll trotz Verzögerungen 2017 in Betrieb gehen. Das Betriebsergebnis der Rheinhäfen lag bei 800000 Euro, so hoch wie noch nie, vermeldete Hafengeschäftsführerin Patricia Erb-Korn. Schließlich ist die KBG auf gutem Weg: Das Europabad besuchen jetzt täglich 1200 Gäste. -erg-
Die KVVH in Zahlen
Im Stadtbild sichtbar
HINWEIS IM GRÜNZUG: Oberbürgermeister Heinz Fenrich enthüllte im Beisein von Otto Dullenkopfs Söhnen Michael (links) und Klaus die Infotafel für den umbenannten Park. Fotos (3): Fränkle
hatte. Trost für die muslimischen Gläubigen spendeten die Imame Ahmet Arslan und Ismail Asud mit Gebet und Versen aus dem Koran. Christian Markus Raiser umrahmte die Feier an der Orgel mit Werken von Bach und Brahms. -trö-
gen Kollegen, Weggefährten sowie Stadträtinnen und Stadträten die erste von fünf Informationstafeln zu der rund acht Hektar großen Grünfläche, die Menschen jeden Alters Erholung bietet. Für Kinder gibt es einen Spielplatz und den Kinderzirkus Maccaroni, Jugendliche können skaten, bolzen und Streetball spielen und die Erwachsenen genießen den Kirschblütenhain. Dullenkopf sei es gelungen, „den Menschen seine Vorstellungen von einem lebenswerten Karlsruhe mit Zukunft zu vermitteln und sie auf diesem Weg mitzunehmen“, würdigte Fenrich seinen Vorvorgänger, den „Karlsruher mit Leib und Seele, mit Herz und Verstand“. -maf-
beim Vorjahresergebnis, allerdings mit 114,4 Millionen Fahrgästen, 1,6 Millionen mehr als 2010. Der Zuschussbedarf pro Fahrgast liegt bei 22,6 Cent. Damit bewegen sich die VBK bundesweit im Spitzenfeld. Der Kostendeckungsgrad beträgt 82,4 Prozent, bundesweit 77 Prozent. Die Rheinhäfen haben letztes Jahr sechs Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Der Ertrag lag bei 800000 Euro und damit so hoch wie noch nie. Weitere Infos unter: www.kvvh.de. -erg-
Karlsruher mit Leib und Seele Otto Dullenkopf war von 1970 bis 1986 Oberbürgermeister. Bei seinem Amtsantritt gehörte Karlsruhe zu den am höchsten verschuldeten Kommunen der Republik, am Ende waren durch seinen konsequenten Sparkurs beachtliche Investitionen in Infrastruktur und Stadtgestaltung möglich. Als eine von Dullenkopfs größten Leistungen gilt die Eingliederung sieben ehemals selbstständiger Gemeinden. Unter seiner Ägide entstanden großzügige Schulbauten, Europa- und Stadthalle sowie Albgrün und Günther-Klotz-Anlage. Aber auch die Sanierung Durlachs und des Dörfles sowie die Umgestaltung der City in eine Fußgängerzone tragen seine Handschrift.