Stadtzeitung Karlsruhe, Ausgabe 04, 2011

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In dieser Woche Hochbetrieb Vor allem im ersten Quartal boomt die Messe Karlsruhe: Der „Faszination Motorrad“ folgen die Learntec und die Horizont Outdoor. Seite II

Gemeinderat

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Erinnerung

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In einem jetzt erschienenen Buch hat Zeitzeuge Paul Niedermann Briefe veröffentlicht, die von den Qualen in den Deportiertenlagern Gurs und Rivesaltes erzählen. Seite V

Stadt Zeitung D FI

Container für Kreative in der alten Schweinemarkthalle, moderate Preiserhöhung in Bädern oder Rauchverbot auf Spielplätzen: Beiträge über die jüngste Sitzung des Gemeinderats sind zu lesen auf Seite III

Amtsblatt der Stadt Karlsruhe 65. Jahrgang · Nr. 4

28. Januar 2011

Landtag gedachte Holocaust-Opfern Seit 1996 ist der 27. Januar der Holocaust-Gedenktag. Am 27. Januar 1945 hatte die Rote Armee Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Die Stadt Karlsruhe richtet aus diesem Anlass jährlich eine Gedenkveranstaltung aus. Diesmal war sie zugleich die zentrale Veranstaltung des Landtags von Baden-Württemberg. Im Konzerthaus sprachen gestern neben Oberbürgermeister Heinz Fenrich auch Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler und der Vorsitzende des Oberrats der Israeliten in Baden, Wolfgang Fuhl. Junge Leute aus dem Jubez zeigten Teile ihres Films über das Deportiertenlager Gurs. Ausführliche Berichterstattung über die Gedenkveranstaltung in der nächsten Ausgabe der StadtZeitung.

Knappe Mehrheit für Einsparpaket bei Umbau Tullabad:

Ein Exotenhaus mit Abstrichen Mindestanforderungen werden gewahrt / Energetische Optimierung Das Tullabad wird zu einem Exotenhaus für den Zoo umgebaut – allerdings mit Abstrichen im Vergleich zur 2006 beschlossenen Planung. Mit dem knappen Stimmenergebnis von 24:23 setzten sich CDU, die Grünen und Die Linke am Dienstag im Gemeinderat mit einer „kleinen Lösung“ durch. Die ursprüngliche Planung wird um Ausbauschritte reduziert, um vom Kostenvolumen von 17,9 Millionen Euro herunter zu kommen. So wird es vorerst keine Fledermaushöhle geben, und bei den Rie-

senschildkröten fällt die Präsentation in der kleinen Schwimmhalle weg. Die Amphibienstation im Kellergeschoss entfällt verbunden mit der Aufgabe an der Mitwirkung am Arterhaltungsprogramm des Weltzooverbands. Die Gastronomie wird auf Selbstbedienungs-Niveau zurückgefahren, im Obergeschoss wird auf den Ausbau von Flächen und damit auf Konferenzräume sowie Büro- und Unterrichtsräume verzichtet. Reduziert wird auch der Landschaftsbau (Diskussion Seite III).

Das Einsparpotential liegt bei unter zwei Millionen Euro. Die in einem Workshop mit Architekten und Fraktionen heraus gebrochenen Maßnahmen waren zwar mit zwei Millionen Euro veranschlagt worden. Allerdings hat sich das Plenum aufgrund eines GRÜNE-Antrags zur energetischen Optimierung des denkmalgeschützten Tullabads entschlossen. Ein Aspekt, der sich im Zwei-MillionenEinspar-Paket etwa bei der mit 630 000 Euro bezifferten Maßnahme „Verzicht auf Ausbau der Flächen im östlichen Obergeschoss“ oder als Fassaden-Erneuerung bei „Umbau kleine Schwimmhalle“ (500 000 Euro) wieder findet. Beschlossen wurde die Gestaltung mit naturnahen Baustoffen, echten Gehölzen und Kletterpflanzen. Das von der CDU-Fraktion gewünschte externe Controlling wurde mit Verweis auf Zusatzkosten und interne Kostenkontrolle abgelehnt. Während die Befürworter der abgespeckten Variante darauf abhoben, dass später nachgerüstet werden könne, hatten sich SPD, FDP, KAL, FW, GfK und Oberbürgermeister Heinz Fenrich für die bereits kostenkontrollierte Planung verkämpft, denn mit der reduzierten Lösung nehme man einen Attraktivitätsverlust für

TULLABAD ZU EXOTENHAUS: Der Umbau kommt – jedoch mit Abstrichen.

setzten sie zudem hinter das „Finanzierungskonzept“ der CDU, mit der die Fraktion für sich ein Einsparvolumen von sechs Millionen Euro reklamierte: Ein Minus von zwei Millionen Euro werde durch den Verzicht auf einzelne Maßnahmen erzielt, drei Millionen Euro sollen aus dem Etat für die Bauausstellung kommen, die verschoben werden soll, und eine Millionen Euro will die CDU-Fraktion „einsparen“, weil sie in dieser Höhe Spenden und Landeszuschüsse verbuchen möchte. Anlass, den Umbau des Tullabades zu überdenken, war die Vergabe von Architekturleistungen. Im Juni 2010 war der nun mit 870 000 Euro vergebene Auftrag für Architekturleistungen zurückgestellt worden, weil die CDU damals statt 17,9 Millionen Euro nur noch zehn Millionen Euro akzeptieren wollte. Dem Stopp hatten sich mit unterschiedlicher Argumentation die Grünen, die Freien Wähler und Die Linke angeschlossen. Im Workshop war daraufhin ein Planungskonzept definiert worden, das bei einer artgerechten Tierhaltung dennoch Mindestangebote für die Nutzungsschwerpunkte Tierpräsentation im Lebensraum „Uferlandschaft“, Zooschule und Gastronomie ermöglicht. -rie-

Mehr Sicherheit durch Aufklärung

Diskussion um Pränataldiagnostik

Letzte Führung zu 900 Jahre Rintheim

Schlittschuhspaß für Antonius-Kinder

Mobil bis ins hohe Alter? Wer will das nicht sein. Viele ältere Menschen schränken ihre Aktivitäten jedoch aus Furcht vor Übergriffen ein. Die „mark“, ein Tochterunternehmen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, veranstaltet deshalb mit dem Polizeipräsidium Karlsruhe und dem KVV ein Mobilitäts- und Sicherheitstraining für Seniorinnen und Senioren. Der erste Teil findet am Mittwoch, 9. Februar, von 9 bis 12 Uhr im Hardtwaldzentrum (Kanalweg 40/42) statt und zeigt, wie man Gefahren erkennen und sich vor kriminellen Bedrohungen schützen kann. Im zweiten Teil am Donnerstag, 17. Februar, von 9 bis 12 Uhr bei den alten Fahrzeughallen der VBK (Tullastraße) erläutern Fachleute richtiges Verhalten an Fußgängerampeln, Überwegen und Haltestellen und die sicherungstechnischen Einrichtungen der Busse und Bahnen. Die Veranstaltungen sind kostenlos, nur Getränke und Mittagessen müssen bezahlt werden. Anmeldungen unter Telefon 912 30 50 oder per E-Mail an mark@mark-ka.de.

An der Präimplantationsdiagnostik (PID) scheiden sich die Geister, erlaubt sie doch das Erkennen gesunder Embryonen nach der künstlichen Befruchtung. Im Juni letzten Jahres urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass PID nicht eindeutig gegen das Embryonenschutzgesetz verstoße. Deshalb muss der Bundestag bald Klarheit schaffen. Bekannt sind bisher drei fraktionsübergreifende Gesetzesentwürfe zur künftigen Regelung, deren Bandbreite von klarer Ablehnung bis zur Zulassung von PID reicht. Beim Forum der städtischen Frauenbeauftragten im Jubez am Kronenplatz am Mittwoch, 2. Februar, um 20 Uhr diskutieren Fachleute das kontroverse Thema und dessen Auswirkungen. Eingeladen sind Stefanie Ritzmann, Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderungen, Professor Dr. Hans-Ulrich Ulmer, Direktor der Frauenklinik des Städtischen Klinikums, sowie die Theologin Dr. Hildburg Wegener vom Netzwerk gegen Selektion durch Pränataldiagnostik. Eintritt frei.

Die beiden Stadtteile Beiertheim und Rintheim feierten im vergangenen Jahr jeweils 900 Jahre urkundliche Ersterwähnung. Zu beiden Jubiläen laufen derzeit Ausstellungen. Die Rintheim-Schau im Durlacher Pfinzgaumuseum endet allerdings an diesem Sonntag. Museumsleiterin Dr. Anke Mührenberg führt am Sonntag um 11 Uhr letztmals durch die Ausstellung. Sie zeigt Pläne, Objekte und Fotos aus der Rintheimer Geschichte. Der Eintritt beträgt einen Euro, ermäßigt 50 Cent. Kostenlos ist der Eintritt zum Werkstattgespräch im Rahmen der Beiertheim-Ausstellung im Stadtmuseum. Ohne Beiertheim gebe es Karlsruhe nicht, erläutert Arthur Bauer vom Bürgerverein Beiertheim anhand verschiedener Karten, mit denen die Besucher die Gemarkungsentwicklung Beiertheims von 1800 bis zur Eingemeindung im Jahr 1907 nachvollzogen können. Bauer erwartet seine Gäste am Donnerstag, 3. Februar um 19 Uhr. Infos im Internet unter: www.karlsruhe.de/kultur/stadtgeschichte.

Über eine Einladung zum Schlittschuhlaufen freuten sich am Montag rund 30 Kinder des St. Antoniusheims. Sie durften bei der „Stadtwerke Eiszeit“ am Friedrichsplatz exklusiv ihre Runden drehen. Seit vielen Jahren unterstützt der Energie- und Trinkwasserversorger, gleichzeitig Sponsor der Kunsteisbahn, die Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Mühlburg. „Bereits im letzten Jahr waren die Kinder hier und hatten viel Spaß. Wir möchten ihnen mit dieser Geste wieder eine Freude machen“, sagte Harald Rosemann, Geschäftsführer der Stadtwerke. Nach dem wackeligen Spaß auf den Kufen gab es für die kleinen Eisläufer noch Berliner, heiße Getränke und einen Plüschelch, der über so manchen blauen Fleck hinwegtröstete und für strahlende Kinderaugen sorgte. Zum Abschluss der „Eiszeit“ gibt es am Sonntag um 19 Uhr einen Auftritt der Islandpferde mit ihrer faszinierenden Gangart vom Gestüt Wiesenhof sowie Gratis-Kinderpunsch für alle Zuschauer bis 12 Jahre. -nil-

das Exotenhaus in Kauf, eine Nachrüstung verursache zudem später deutliche Mehrkosten. Ein großes Fragezeichen

„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ schien die Parole zu sein und so stürmten viele Kauflustige punktgenau zur Eröffnung des Pfennigbasars am Donnerstagmorgen die Schwarzwaldhalle auf der Suche nach dem originellsten und schönsten Schnäppchen. Ein altbekanntes Bild – die Pforten öffnen sich und die Menschen rennen. Aber warum eigentlich? Die Lager der Organisatorinnen um Marion Wenzel vom Inter-

Große Auswahl beim Kult-Basar nationalen Frauenclub sind brechend voll, so dass immer wieder neue Ware nachgelegt und feilgeboten wird. Man hat also zu jeder Zeit mit ein wenig Glück die Chance, einen Treffer zu landen. Den Startschuss zur 44. Ausgabe der Karlsruher Kultbörse, deren Erlös wieder für ka-

ritative Zwecke bestimmt ist, gab Erste Bürgermeisterin Margret Mergen. Zur Auswahl steht an 30 Ständen Gebrauchtes zu günstigen Preisen, darunter einige Raritäten. Und wer erschöpft ist vom Flanieren und Schauen, kann sich in der Cafeteria nieder lassen und leckeren Kuchen verspeisen. Offen ist der Basar noch am heutigen Freitag von 10 bis 13 und von 14.30 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 14 Uhr. -maf-

FREIE FAHRT MIT PINGUIN genossen Kinder des St. Antoniusheims bei der „Stadtwerke Eiszeit“. Bis Sonntag steht die Eisbahn auf dem Friedrichsplatz. Fotos (4): Fränkle

Kombilösung liegt voll auf Kurs Im Jahr 2012 kehrt „Stück Normalität“ ein / 2016 bereits Bahnen im Tunnel

IM ZEITPLAN: 2011 wird das Baufeld am Europaplatz auf die Nordseite verlegt. 2012 verschwinden die Baumaschinen.

„Die Umsetzung der Kombilösung liegt voll auf Kurs“, zog Oberbürgermeister Heinz Fenrich Bilanz nach einem Jahr Bauzeit an Karlsruhes Jahrhundertprojekt. Es sei vieles bewegt worden, „relativ unauffällig und vor allem reibungslos“, betonte das Stadtoberhaupt vor den Medien im K-Punkt: „So kann es weiter gehen.“ Die Arbeiten an drei der insgesamt sieben künftigen unterirdischen Haltestellen – Europaplatz, Kronenplatz und Lammstraße – sind bereits weit fortgeschritten. Noch im Frühsommer 2011 wird das Baufeld Europaplatz auf die Nordhälfte des Platzes verlegt, bis zur Jahresmitte wandert das Baufeld am Kronenplatz auf die Südseite des Berliner Platzes. Ende des Jahres ist dann schließlich der Wechsel des Baufeldes Lammstraße auf die Nordseite der Kaiserstraße vorgesehen. Das nächste wichtige „Zwischenziel“ (Fenrich) ist dann ebenfalls schon in Sicht: 2012 werden die großen Baustellen an den U-Haltestellen in der Kaiserstraße an der Oberfläche weitgehend geschlossen sein. „Dann ist das Gröbste in der Fußgängerzone überstanden und es kehrt

wieder ein Stück Normalität ein“, freut sich der OB. 2012 beginnen auch die Arbeiten an der U-Haltestelle Marktplatz. Ab 2013 bringt die Tunnelbohrmaschine zwischen Durlacher und Mühlburger Tor die 2,4 Kilometer lange Röhre für die Bahnen unter der Kaiserstraße „Umdrehung für Umdrehung“ voran, „ohne dass Fußgänger oder Fahrgäste davon oberirdisch etwas bemerken“, betont Fenrich.

Ettlinger Tor ist „symbolträchtig“ Das Verlegen von Leitungen bildet aktuell bereits den Auftakt zum Errichten des Kombibauwerks am Ettlinger Tor. Die eigentlichen Arbeiten starten im Frühsommer 2011. Das Ettlinger Tor sei „symbolträchtig“ für die gesamte Kombilösung, weil es für „die Untrennbarkeit“ beider Teilprojekte – Stadtbahntunnel und Umbau der Kriegsstraße – stehe, unterstrich der OB und rief noch einmal in Erinnerung: „Zum Stadtgeburtstag 2015 gibt es im Kern der Innenstadt keine größeren Baustellen, und ab 2016 ist dann der erste

Teil der Kombilösung zu erleben: Zwei Drittel der Bahnen fahren ab dann bereits unter der Kaiserstraße, der Rest bleibt nur noch so lang oben, bis im Jahr 2019 auch die Kriegsstraße fertig gestellt ist.“ Die Finanzierung der Gesamtkosten von knapp 638 Millionen Euro – davon 449 Millionen für den Stadtbahntunnel – ist gesichert, betonte Fenrich, und: Der Petitionsausschuss des Landtags habe die Förderfähigkeit überprüft und dabei „Kostenwahrhaftigkeit“ sowie größte Sorgfalt bei den Erhebungen der Gesamtkosten bescheinigt. Für den verbleibenden Eigenanteil habe die KASIG einen Finanzierungsvertrag mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) geschlossen. EIB-Vizepräsident Dr. Matthias KollatzAhnen zeigte sich bei der Vertragsunterzeichnung von dem Projekt und auch von dessen Finanzierung überzeugt. Deshalb habe der Zins für den gesamten Zeitraum festgeschrieben werden können, betonte KASIG-Aufsichtsratsvor sitzende, Erste Bürgermeisterin Margret Mergen. Und Mergen weiter: „Karlsruhe wird ‚state-ofthe-art’ für den ÖPNV in Europa.“ -bw-


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