Stadtzeitung Karlsruhe, Ausgabe 43

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In dieser Woche Glücksfall Als einen „Glücksfall für Karlsruhe“ bezeichnete OB Heinz Fenrich seinen Amtsvorgänger und Ehrenbürger Gerhard Seiler, der vor kurzem 80. Geburtstag feierte. Seite III

Gemeinderat

AS IT

Vor Ort auf den Spuren der nach Gurs verschleppten Juden war am 70. Jahrestag der Deportation ein Stadtrundgang in Durlach. Seite V

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Gedenken

Stadt Zeitung D FI

Neugestaltung des Festplatzes, Alternative zur zweiten Rheinbrücke oder Absage an den Zusammenschluss von Tourismus und Wirtschaftsförderung: Beiträge aus dem Gemeinderat sind zu lesen auf Seite IV

Amtsblatt der Stadt Karlsruhe 64. Jahrgang · Nr. 43

Bedeutender Schritt Einbürgerungsfeier im Rathaus mit OB Fenrich Manche kamen mit Kopftuch, manche im Shirt mit Goldkettchen und manche im dunklen Anzug. Ihr gemeinsames Ziel: der Bürgersaal im Rathaus. Denn dorthin hatte OB Heinz Fenrich für Dienstagabend 240 Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche zur Einbürgerungsfeier eingeladen. Sie alle haben zwischen November 2009 und Oktober 2010 ihre Einbürgerungsurkunden erhalten. Der Einladung gefolgt waren 150 frisch gebackene Deutsche und ihre Familien. Fenrich begrüßte die neuen Staatsbürger in der guten Stube der Stadt und unterstrich, „dass die Einbürgerung ein bedeutender Schritt für die Integration in unsere Gesellschaft ist und dass sie die volle Teilhabe an den Bürgerrechten wie dem aktiven und passiven Wahlrecht bedeutet.“ Genau dies war für Pavol Streicher einer der Gründe, sich einbürgern zu lassen. Der Slowake, der heute Landestrainer beim Badischen Handball-Verband ist, nahm seine Einbürgerungsurkunde – stellvertretend für die anderen

Neubürger – aus den Händen von OB Fenrich in Empfang und bedankte sich in seiner Rede „für die tolle Idee, uns ins Rathaus einzuladen.“ Karlsruhe sei ihm zur zweiten Heimat geworden und er wolle „die Zukunft aktiv mitgestalten“. Deshalb sei es ihm wichtig, hier wählen gehen zu können. „Es liegt an uns, ob wir die Chancen unserer Einbürgerung nutzen“, wandte sich Streicher abschließend an seine neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger, von denen viele vielleicht zum ersten Mal im Rathaus waren, zum ersten Mal ihren OB gesehen und vielleicht auch zum ersten Mal live klassische Musik gehört haben. Neugierige, anerkennende und begeisterte Blicke lagen auf den jungen Musikerinnen und Musikern des Sinfonieorchesters des Helmholtz-Gymnasiums, die gleich drei Mal an diesem Abend Kostproben ihres Könnens gaben. Ein kleines türkisches Mädchen war so begeistert von Leiter Hans Stiefel und seinen Bewegungen, dass sie im Publikum mitdirigierte. -res-

EINGEBÜRGERT: Pavol Streicher (l.) bekam seine Urkunde von OB Fenrich überreicht. 240 Frauen und Männer sind dieses Jahr in Karlsruhe Deutsche geworden.

29. Oktober 2010

Badespaß an Allerheiligen Am Montag, 1. November, haben die Karlsruher Schwimmbäder wegen des Feiertags teilweise geänderte Öffnungszeiten. Die Pforten des Weiherhofbads in Durlach stehen an Allerheiligen von 9 bis 17 Uhr für Badegäste offen. Im Fächerbad können Schwimmer und Nichtschwimmer den freien Montag von 9 bis 19 Uhr verbringen. Auch das Sonnenbad ist zwischen 10 und 16 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Im Europabad kann am Feiertag von 10 bis 23 Uhr gebadet werden. Entspannen kann man sich an Allerheiligen in der Therme Vierordtbad, die ebenfalls von 10 bis 23 Uhr geöffnet ist. Geschlossen bleiben lediglich das Adolf-Ehrmann-Bad in Neureut und das Grötzinger Hallenbad. Weitere Infos unter www.ka-baeder.de.

70. Jahrestag:

Gefragt ist junge Generation Gedenkfeier in Gurs Die Erinnerung an die etwa 6 500 von den Nationalsozialisten deportierten Jüdinnen und Juden bewahren und sie an die junge Generation weitergeben, ist Ziel der Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Gurs. Genau zum 70. Jahrestag der Verschleppung ehrten vom 22. bis 24. Oktober auf dem Friedhof des ehemaligen Lagergeländes 180 Vertreter der Länder Baden-Württemberg, RheinlandPfalz und Saarland, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG) sowie der Arbeitsgemeinschaft badischer Städte und des Bezirksverbandes Pfalz ihre ab 1940 ausgestoßenen jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Gekommen waren auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Über 1 000 Tote sind auf dem Friedhof begraben. Um seine Pflege kümmert sich unter Federführung des Karlsruher Hauptamtes die Arbeitsgemeinschaft badischer Städte. So hat die Stadt mit der IRG und dem Bürgermeister von Gurs, Louis Costemalle, jüngst eine Tafel mit dem Plan der Gräber und den Namen der Toten am Eingang des Friedhofs aufstellen lassen. Sie soll, so OB Heinz Fenrich, „das Auffinden der Gräber erleichtern“. Als nächstes Projekt der Städte steht für einen sechsstelligen Betrag die Sanierung der hohen Bäume auf dem Friedhof an. OB Fenrich betonte als Sprecher der badischen Städte: „Gurs ist das Symbol für den Verlust von Heimat und Freiheit und für unbeschreibliches Leid, heute aber auch ein lebendiges Zeugnis für Aussöhnung, für Verantwortung und Verstehen. Deshalb liegt mir auch die Teilnahme von Jugendlichen sehr am Herzen, denn es sind die jungen Menschen, die das Geschehen in Zukunft gestalten. Gleichzeitig stehen sie für ein neues Miteinander der Nationen.“ Mit von der Partie waren daher auch insgesamt 41 junge Frauen und Männer. Die Karlsruherin Kerstin Maier begründe-

AUF DEM FRIEDHOF IN GURS (von links): Landesrabbiner Benjamin Soussan, OB Heinz Fenrich, der Vorsitzende der IRG Baden, Wolfgang Fuhl, MP Stefan Mappus, Staatsrätin Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn und Staatsminister Helmut Rau. Foto: Wrobel te ihr Interesse so: „Auch wenn man noch soviel gelesen hat, vor Ort zu spüren, wie es gewesen sein könnte, Eindrücke zu gewinnen, um sich in das Schicksal der Opfer hinein zu versetzen, hilft, alles besser zu verstehen und neue Fragen stellen zu können. Und Sebastian Graf aus Heidelberg gestand: „Ich bin nach Gurs gekommen, weil ich dazu beitragen möchte, dass sich so etwas nicht wiederholt.“ Der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus dankte der seit 1957 existierenden AG der badischen Städte sowie der Freundesgesellschaft des Lagers von Gurs für ihr Engagement. Daher sei es dem Land ein Bedürfnis, sich an der gerade am Ende der Lagerstraße im Entstehen begriffenen „Allee der Internierten“ mit einer Granitstele zu beteiligen. Sie solle ganz besonders an die badischen Deportierten erinnern. Die Allee umfasst zurzeit zwölf Stelen. Zwanzig sollen es einmal werden – eine für jede Gruppe der Internierten. Eine Verpflichtung sieht Mappus darin, die außerhalb von Gurs auf rund 50 Friedhöfen noch

existierenden etwa 200 Gräber zu erhalten. Das ist auch dem Oberrat der IRG ein großes Anliegen. Mappus machte klar, dass die politische und finanzielle Verantwortung hierfür bei den Deutschen liege. Darüber will er mit Rheinland-Pfalz, dem Saarland und der IRG reden. Wolfgang Fuhl, der Vorsitzende des Oberrates dankte für diese Initiative und der Stadt Karlsruhe für ihren großen Einsatz. Als bewundernswert hob er den Einsatz der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen hervor. Von unmenschlichen Lebensbedingungen in Gurs berichteten die 81-jährige Amira Gezow, die von der französischen Résistance vor Auschwitz gerettet wurde, und Henri Reich. Er schilderte unter Tränen „das große Unheil“, das den Unschuldigen widerfuhr. Als „gewaltigen Strudel“ bezeichnete er die sich seit 1933 in Nazideutschland immer schneller drehende Maschinerie zur Ausgrenzung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Paul Niedermann machte eindrücklich klar, „dass Hass ein unfruchtbarer Boden ist, auf dem nichts gedeihen kann.“ -cal-

SYMBOLISCHE Gleise führen zur Gedenktafel für die Opfer. Foto: Altenburg

Polizei kontrolliert Beleuchtung am Rad

PH im Rathaus zu Freiheit des Willens

TechnologieRegion eröffnet offerta

Karlsruher Promis sammeln Spenden

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit wird die Polizei bei ihren Radkontrollen vor allem einen Blick auf die Beleuchtung werfen, denn ohne Licht gefährden Pedalritter sich und andere Verkehrsteilnehmer. Bis Ende November fährt das Polizeipräsidium Karlsruhe bei der „Aktion Radfahrsicherheit“ zweigleisig: Einerseits wird die Polizei intensiv überwachen und auch Verwarnungen aussprechen. Denn es habe sich gezeigt, so die Polizei, dass sich radfahrende Verkehrsteilnehmer allein den gut gemeinten Ratschlägen der Ordnungshüter immer wieder verschließen. Neben der vorschriftsmäßigen Ausrüstung geht es auch um die Einhaltung der Verkehrsvorschriften. Andererseits berät die Polizei mehrmals in der Woche an Ständen in der Innenstadt und in Stadteilen zum verkehrssicheren Fahrrad.

Die Pädagogische Hochschule Karlsruhe ist zu Gast im Rathaus am Marktplatz. Die Abteilung Evangelische Theologie stellt sich am Dienstag, 2. November, mit Vorträgen zum Thema „Die Unfreiheit des menschlichen Willens in natur- und geisteswissenschaftlicher Perspektive“ vor. Professor Dr. Joachim Weinhardt geht auf die Renaissance des Streites um die Willensfreiheit sowie auf die Konsequenzen der Willensunfreiheit des Menschen für Verantwortung, Erziehung und Bildung ein. Birgitta Heim referiert über neurobiologische Experimente und philosophische Argumente gegen die Willensfreiheit. Erste Bürgermeisterin Margret Mergen und Professorin Dr. Liesel Hermes, Rektorin der Pädagogischen Hochschule, begrüßen alle Interessierten um 18 Uhr im Bürgersaal. Der Eintritt ist frei.

Badens beliebteste Verbrauchermesse / Karten für Leser der StadtZeitung

Auch in diesem Jahr findet vom 1. bis 14. November eine Haus- und Straßensammlung für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge statt (siehe OB-Aufruf Seite II). Seit 1996 ist es Tradition, dass auch politische und gesellschaftliche Repräsentanten Spenden sammeln. Die Prominentensammlung, an der neben Vertretern des Gemeinderates Erste Bürgermeisterin Margret Mergen teilnimmt, findet am Freitag, 5. November, von 10.30 bis 12 Uhr statt. Die Sammelaktion wird auf dem Marktplatz mit einem Platzkonzert des Luftwaffenmusikkorps 2 begleitet. Die Reservistenkameradschaft der Bundeswehr bereitet einen Eintopf aus der Goulaschkanone zu, dessen Verkaufserlös der Kriegsgräberfürsorge zugute kommt. Und die Geschäftsstelle des Volksbunds informiert über ihre Arbeit.

Faszinierend findet Christoph Hinte, Messechef der offerta sie schon, die Berge von geschältem Gemüse, frisch geschabten Spätzle oder die Stände an denen die angeblich besten Pfannen der Welt angepriesen werden. Sie gehören nun einmal dazu, zur offerta, der Verbrauchermesse, deren 39. Auflage vom 30. Oktober bis 7. November in der Messe Karlsruhe läuft. Um aber weiterhin die, nach eigenen Angaben, beliebteste Verbrauchermesse Badens zu bleiben, arbeitet Hinte immer weiter daran, neue Trends aufzunehmen und ein für alle Interessen- und Altersgruppen attraktives Angebot zu präsentieren. „Neuheiten entdecken“ lautet das Motto der offerta 2010. Eine Neuheit dabei ist der Bereich vital, der sich ganz dem

Zukunftsmarkt Gesundheit und Wohlbefinden widmet. Viel Neues gibt es auch in den gewohnten Bereichen Autoarena, Bautrend, Creativ, Culinaria, Esskultur und Lebensart, Informativ, Nah & Fern, Neue Medien, Sport & Events Style und Wohntrend. Weiter erweitert wurde das Showprogramm, das vom täglichen Kochen, Musik und Tanz aus der Partnerstadt Krasnodar bis hin zur Wahl der Miss Baden 2010 oder dem Music- und Entertainment Award reicht. Insgesamt 800 Aussteller füllen die vier Messehallen wieder bis auf den letzten Platz. Der Eröffnungstag der offerta 2010 steht ganz im Zeichen der TechnologieRegion Karlsruhe, in diesem Jahr präsentiert mit einem ganztägigen Informations- und

Unterhaltungsprogramm von den Landkreisen Germersheim und Südliche Weinstraße. Der gewohnte Südpfalztag wird dazu von Dienstag auf den morgigen Samstag, 30. Oktober, verlegt. Die offerta ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der KVV setzt zusätzlich wieder zwischen Hauptbahnhof und Messe den MesseExpress ein. Für Leser der StadtZeitungs stellt der Veranstalter fünf Karten, für je zwei Personen, zur Verfügung. Gewinnen kann, wer heute, 29. Oktober, ab 11 Uhr eine E-Mail an info@hinte-messe.de mit dem Hinweis: „offerta Gewinnspiel/ Stadtzeitung“ und seiner vollständigen Adresse schickt. Die ersten fünf E-Mails gewinnen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.offerta.info. -fis-

Bombe schnell entschärft

Erst im Frühjahr Bau des Überwegs

Evakuierung von BadenCarré und Kongresszentrum Exakt um 13.23 Uhr kam am Mittwoch die Entwarnung, die Bombe beim BadenCarré war entschärft. Um 13 Uhr hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes begonnen, den Zünder der FünfZentner-Bombe freizulegen. Die war am Dienstag in der Hermann-Billing-Straße bei Kanalarbeiten des Tiefbauamts entdeckt worden. Stadtverwaltung, Feuerwehr, Rettungsdienste, Verkehrsbetriebe und Polizei hatten daraufhin die Entschärfung vorbereitet. Hierfür war notwendig, den Bereich in einem Radius von 250 Metern um den Fundort zu evakuieren. Mit Handzetteln waren die Bewohner noch am Dienstag darüber informiert worden, dass sie vorübergehend ihre Wohnungen verlassen müssen, für bettlägerige und gehbehinderte Menschen stellten die Rettungskräfte einen Transportdienst zur Verfügung. Auch Teilnehmer eines

Kongresses in der Stadthalle sowie Gäste des Kongresshotels, Beschäftigte des Landratsamts oder auch Schüler der Gartenschule waren betroffen. Die Stadt richtete ein Bürgertelefon ein, welches am Mittwochmorgen auch rege genutzt wurde. Zwar hatte die Stadt mit dem Goethe-Gymnasium einen zentralen Sammelpunkt für diejenigen zur Verfügung gestellt, die ihre Wohnung oder Arbeitsstätte verlassen mussten, die meisten Menschen suchten sich jedoch andere Ausweichquartiere. Für die Dauer der Entschärfung musste der Verkehr unter anderem in einem Teilabschnitt der Kriegsstraße und in der Ettlinger Straße unterbrochen werden. Neben Einsatzkräften vor Ort hatten sich Führungs- und Verwaltungsstab der Stadt in der Hauptfeuerwache getroffen, um die notwendigen Maßnahmen zu koordinieren. -rie-

MIT FINGERSPITZENGEFÜHL UND VIEL ERFAHRUNG sind die Männer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes des Landes der Fliegerbombe zu Leibe gerückt. Keine halbe Stunde brauchten sie, um die Bombe zu entschärfen. Fotos (2): Fränkle

Mit den Bauarbeiten für den Übergang in der Kriegsstraße auf Höhe der Hirschstraße wird erst im nächsten Frühjahr begonnen. Nachdem die Reinhold-Frank-Straße für den Verkehr wieder durchlässig ist und auch das Nadelöhr Kühler Krug beseitigt ist, soll vor dem anstehenden Weihnachtsgeschäft auf der innerörtlichen Haupterschließungsstraße keine erneute Baustelle eingerichtet werden. Das hat Oberbürgermeister Heinz Fenrich entschieden und das Tiefbauamt beauftragt, die Maßnahme zu verschieben. Die für das kommende Wochenende angekündigte Fahrbahnerneuerung auf der Kriegsstraße zwischen Hirschstraße und dem Knoten Brauerboulevard/Reinhold-Frank-Straße wird dagegen wie geplant durchgeführt.


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