Stadtzeitung, Ausgabe 09, 2012

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In dieser Woche Gemeinderat Städtische Jahresrechnung 2010, Klimaneutrale Stadt oder Rodung von Brachflächen: Beiträge aus der jüngsten Plenarsitzung des Gemeinderats sind zu lesen auf Seite III

Startschuss

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Biografien

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Dem Vergessen entrissen sind weitere 26 Schicksale ehemaliger jüdischer Karlsruherinnen und Karlsruher, die vor kurzem ins Gedenkbuch aufgenommen wurden. Seite V

Stadt Zeitung D FI

Mit einem Festakt begannen am Wochenende in Hohenwettersbach die Feierlichkeiten zur 750-jährigen urkundlichen Ersterwähnung des heutigen Höhenstadtteils. Seite V

Amtsblatt der Stadt Karlsruhe 66. Jahrgang · Nr. 9

2. März 2012

Mitmachen bei Dreck-weg-Wochen Zum sechsten Mal ruft das städtische Amt für Abfallwirtschaft (AfA) jetzt zu den Dreck-weg-Wochen auf. Unter der Schirmherrschaft von Umweltbürgermeister Klaus Stapf finden sie dieses Jahr seit vom gestrigen Donnerstag, 1. März (Beitrag über Startschuss folgt in nächster Ausgabe), bis zum 16. Mai statt. Vereine, Nachbarschaften, Schulen, Kindergärten sowie anderen Gruppen oder Privatpersonen sind dabei eingeladen, in einem Stadtbereich ihrer Wahl gründlich sauber zu machen. Anmeldungen sind per E-Mail an dreck-weg-wochen@afa.karlsruhe. de möglich oder unter der Telefonnummer 133-7099 sowie per Telefax unter 133-7009. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.karlsruhe.de/abfall.

Ostauepark wird zum Otto-Dullenkopf-Park:

Andenken an großen Karlsruher Umbenennung soll Lebenswerk einstigen Stadtoberhaupts würdigen Der Ostauepark trägt bald den Namen eines Karlsruhers, der über Jahrzehnte hinweg an entscheidender Stelle die Entwicklung der Stadt mitgestaltet hat. Der Gemeinderat beschloss am Dienstag auf seiner jüngsten Plenarsitzung unter Leitung von Erster Bürgermeisterin Margret Mergen, die Grünanlage zwischen Ostring und Durlacher Allee in Otto-Dullenkopf-Park Vor dem Beschluss zur Namensänderung würdigten die Redner Lebenswerk und Verdienste Otto Dullenkopfs. Wie der OB des Wiederaufbaus Günther Klotz, an den die Grünanlage im Westen erinnert, habe Dullenkopf dafür gesorgt, „dass die Lebensqualität in unserer Stadt weiter zunahm“, betonte EB Margret Mergen. Und nannte die Schaffung der Fußgängerzone sowie neuer Grünzonen wie Albgrün oder Günther-Klotz.-Anlage als Beispiele dafür. Auch die Eingemeindungen der 70er Jahre, „bei denen er trotz oft emotional stark belastender Verhandlungen eine Einigung erzielen konnte, die allen Interessen gerecht wurde und die Menschen mitnahm“, sah Mergen als „bleibendes

umzubenennen. Das Plenum stimmte dabei mit überwältigender Mehrheit für den Vorschlag von OB Heinz Fenrich, der etwa acht Hektar großen Grünfläche um Schloss Gottesaue den Namen des Oberbürgermeister von 1970 bis 1986 und Ehrenbürgers der Stadt zu geben. Gegenstimmen gab es keine, von der GRÜNE-Fraktion und der Linken kamen einige Enthaltungen.

Verdienst von Otto Dullenkopf“. Deshalb sei es angemessen, ihn mit der „exponierten Grünfläche am Stadteingang im Osten“ sichtbare Anerkennung zu geben. Die neue Namensgebung für den Ostauepark sei eine „hervorragende Würdigung dafür, welch Spuren Otto Dullenkopf in Karlsruhe hinterlassen hat“, betonte CDU-Stadtrat Ingo Wellenreuther. Dabei sei der „humorvolle, scharfzüngige und vertrauensvolle Kommunal- und Landespolitker“, so Wellenreuther, stets seinem Leitbild „der bürgerfreundlichen und menschengerechten Stadt“ gefolgt. Als „Mann des Ausgleichs“ schilderte ihn SPD-Stadtrat Dr. Heinrich Maul, für FDP-Fraktionschefin Rita Fromm war

Dullenkopf „ein großer Ästhet und Freund der Musik“. KAL-Sprecher Lüppo Cramer, der wie Maul zu den wenigen im Plenum gehört, die Dullenkopf auf dem „Stadtratssitz“ als Oberbürgermeister erlebten, schlug vor, ein Backsteingebäude im Park zum Info-Center zu machen. FW-Stadtrat Jürgen Wenzel stimmte ebenfalls für die Umbenennung, hätte sich aber auch den Platz vor dem Staatstheater oder die Fritz-Erler-Straße dafür vorstellen können. Das Anliegen, Otto Dullenkopf zu würdigen, „befürwortete grundsätzlich“ auch GRÜNE-Sprecherin Bettina Lisbach, favorisierte als geeigneten Ort dazu aber den „im Entstehen begriffenen Park in der Südoststadt“. -trö-

Wegmarken von Otto Dullenkopf

TRIO DER OBERBÜRGERMEISTER: Otto Dullenkopf 2006 im Gespräch mit seinen Nachfolgern Heinz Fenrich und Prof. Gerhard Seiler (von links). Archivfoto: Fränkle

Der am 11. Februar 1920 geborene Otto Dullenkopf begann seine politische Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg als erster Kreisvorsitzender der Jungen Union, 1947 bis 1961 als Stadtrat, 1948 als Landesgeschäftsführer der nordbadischen CDU. Von 1959 an war er zwei Jahre lang Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat, von 1956 bis 1970 Mitglied des Landtags und von 1968 bis 1970 Vorsitzender der CDU Nordbaden. Karlsruhe wählte Otto Dullenkopf, der zuvor zehn Jahre lang Bürgermeister gewesen war, 1970 in Nachfolge des nicht mehr zur Wahl angetretenen Günther Klotz zum Oberbürgermeister. Nach seiner Wiederwahl 1978 war er bis 1986 Stadtoberhaupt. Bei seiner Verabschiedung ernannte ihn der Gemeinderat wegen seiner „außergewöhnlichen Verdienste“ für die Stadt zum Ehrenbürger. Otto Dullenkopf starb am 10. Juli 2007. -trö-

Frösche und Kröten wandern wieder Autofahrer sollten Wechselstellen der Amphibien meiden / Helfer gesucht Wenn der Winter zu Ende geht und die die Natur wieder zum Leben erwacht beginnt die alljährliche Amphibienwanderung. An den größten Wechselstellen an der B 3 in Grötzingen beim Baggersee, entlang der B 3 zwischen Bergwald und dem Regenrückhaltebecken Aue sowie in Neureut am Rosenhofweg überqueren dann Frösche, Kröten, Molche und Unken die Straßen. Die Straße zwischen Bulach und Weiherfeld wird bei Beginn der Wanderungen gesperrt. Wegen der sich verlagernden Wanderroute an der Jean-Rit-

zert- Straße wird diese ebenfalls gesperrt. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Vollsperrung. Dicht gemacht wird nur, wenn sich Tiere auf der Straße befinden. Umleitungsstrecken sind ausgeschildert. Der städtische Umwelt- und Arbeitsschutz appelliert an Autofahrer, diese Strecken während der Wechselzeit zu meiden. An Stellen, an denen Wanderungen stattfinden, werden zumeist Warnschilder aufgestellt. Tierschützer bauen Fangzäune auf, welche die teils streng geschützten Tiere von der Straße abhal-

ten. Wer im Auto trotzdem in einen Wechsel gerät, sollte langsam und vorsichtig weiterfahren und die Polizei verständigen. Das dient der Verkehrssicherheit, in der Vergangenheit wurden Straßen durch überfahrene Kröten und Frösche so glitschig, dass es zu Unfällen kam. Die Amphibienschutzgruppen in Karlsruhe suchen dringend Helfer für die Betreuung der Wanderstrecken. Interessierte melden sich beim städtischen Umweltund Arbeitsschutz unter den Telefonnummern 133-1002 sowie 133-31 21. -red-

DENKMAL VOLLER GRÜN UND LEBEN: Der Ostauepark um Schloss Gottesaue wird bald an Otto Dullenkopf erinnern. Der Gemeinderat beschloss am Dienstag die Umbenennung, die noch in diesem Sommer erfolgen soll. Fotos (4): Fränkle

Bedarf an 154 Hektar Gewerbefläche Studie: 146 Hektar Bestand mit unterschiedlicher Verfügbarkeit und Lagegunst Karlsruhe zählt zu den wachstumsstärksten Wirtschaftsräumen Deutschlands. Für eine marktorientierte Gewerbeflächenentwicklung ist die Frage wichtig, wie sich die Nachfrage entwickeln wird. Anhaltspunkte liefert eine Studie zum Bedarf an Gewerbeflächen. Danach hat Karlsruhe einen rechnerischen Bedarf an gewerblichem Bauland von rund 154 Hektar. Dem steht ein Angebot – kurz- bis mittelfristig verfügbare oder als Potenzial im Flächennutzungsplan (FNP) verankerte Gewerbeflächen – von rund 146 Hektar gegenüber. Dabei stellen die Gutachter fest, dass nicht alle Flächen gleich gut für gewerbliche Nutzung geeignet sind, weshalb sie aktive Flächenpolitik nahe legen. Die Untersuchung hatten Stadt und der Nachbarschaftsverband (NVK) in Auftrag gegeben. Die Studie benennt den Gewerbeflächenbedarf, bewertet Flächenpotenziale und gibt Handlungsempfehlungen für eine künftige Gewerbeflächenpolitik. Die Empfehlung der Gutachter: sich bei Entwicklung gewerblicher Flächen vor allem auf bestehende sowie neue qualitativ hochwertige Gewerbestandorte fokussieren, sparsamer Verbrauch durch Verdichtung und Wiederverwertung militärischer und gewerblicher Flächen sowie Aktivierung von FNP-Flächen mit guter Lagegunst. Weitere Anregung ist, im FNP bereits berücksichtigte, aber entbehrliche Flächen zugunsten von stark nachgefragten Lagen und Qualitäten zu tauschen. Schließlich sollte bei Ausweisung neuer Flächen die Bestandsanalyse zur Karlsruher Wirtschaftsstruktur den Weg weisen. Danach sind insbesondere attraktive Bürostandorte, klassische Gewerbegebiete ohne konfliktträchtige Gemengelage sowie städtische Standorten für Arbeiten,

Wohnen und Freizeit nachgefragt. Mit den Erkenntnissen für Karlsruhe hatte sich kürzlich der Planungsausschuss mit Bürgermeister Michael Obert gemeinsam mit dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung und deren Vorsitzenden, Erste Bürgermeisterin Margret Mergen, befasst. „Mit dem Bericht bekommen wir eine sehr gut aufbereitete Betrachtung zum gewerblichen Bauland an die Hand“, war sich Obert mit den Ausschussmitgliedern sowie Mergen einig. „Sie liefert die Diskussionsebene mit dem Fokus auf Arbeitsplätze von Morgen“, betonte Mergen. Die Untersuchung fließt – wie die Tragfähigkeitsstudie, welche Grundlage

KREATIVPARK: Am Alten Schlachthof entwickeln sich Kunst und Gewerbe.

Zeugnis goldener Zeiten Wimpel erinnert an Deutsche Meisterschaft des KFV

FRÜHE GLANZZEIT DER SPORTSTADT: Den Meisterschaftswimpel des KFV von 1910 übergab Michael Obert (r.) an Dr. Ernst Otto Bräunche. Die Aufnahme aus Beständen des Stadtarchivs zeigt ein Spiel um 1908 auf dem KFV-Platz an der Hertzstraße.

In den Ballsportarten bietet die Sportstadt Karlsruhe derzeit bekanntlich ein wenig erbauliches Bild. Der KSC kämpft um den Verbleib in der Zweiten Bundesliga, die BG Karlsruhe wirft ebenfalls zweitklassig auf Körbe, im Handball geht Karlsruhes Primus TV Knielingen gerade mal in der Badenliga auf Torejagd. Eine Generation zuvor war die Lage deutlich rosiger. Das Wildparkstadion barst bei Erstliga-Auftritten des KSC aus allen Nähten, ebenso die Schwarzwaldhalle bei Heimpartien der Bundesliga-Handballer des TSV Rintheim. Weitere fünf Jahrzehnte zuvor war die Fächerstadt gar Hochburg des Deutschen Fußballs. An die goldenen Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg, in denen der FC Phönix (1909) und der Karlsruher Fußballverein (1910) in zwei aufeinander folgenden Jahren die Deutsche Meisterschaft in die Fächerstadt holten, erinnert im Stadtmuseum der

Meisterschaftswimpel des Karlsruher Fußballvereins. Dieses beredte Zeugnis aus der Frühzeit des Fußballs, in der der KFV mit dem Rekordtorschützen Gottfried Fuchs und Julius Hirsch die einzigen Nationalspieler jüdischen Glaubens stellte, übergab der KFV-Vorsitzende Bürgermeister Michael Obert jetzt an den Leiter von Stadtarchiv und Historischen Museen Dr. Ernst Otto Bräunche als Dauerleihgabe für das Museum im Prinz-Max-Palais. Bei der Rückschau auf die Zeiten, als die Karlsruher in Scharen zu Matches in das KFV-Stadion an der Telegraphenkaserne am Rande heutigen Nordweststadt pilgerten, warf Obert auch den Blick nach vorne. Sein „Traum“ ist, mit seinen derzeit in der Kreisklasse C spielenden Kickern „einmal wieder auf den alten Platz zurückzukehren“, der nach dem wirtschaftlichen Niedergang des KFV dem FC West zugeschlagen wurde. -trö-

für die Umweltbelange ist – in die Abwägung im Rahmen der FNP-Fortschreibung. Für die Studie herangezogen wurden wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Stichworte: Bevölkerungsentwicklung, Branchenstruktur, Beschäftigungsprognose. Zudem wurde die vergangene Nachfrage analysiert. Danach sondieren in Karlsruhe vor allem Betriebe mit Verlagerungs- und Erweiterungsabsicht den Gewerbeflächenmarkt. Nach Abgleich mit weiteren fachspezifischen Kennziffern errechnet sich bis 2025 ein Bedarf an gewerblich genutzter Netto-Fläche von rund 100 Hektar. Die Nachfrage lässt sich vor allem den qualifizierten Bürostandorten (rund 42 Hektar) und klassischen Gewerbegebieten (rund 38 Hektar) zuordnen sowie den urbanen Standorten (rund 17 Hektar) mit einem Mix aus Dienstleistern und ergänzenden Nutzungen. Weil der FNP den Blick auch über das Jahr 2025 hinaus richten muss, wird empfohlen, weitere knapp 54 Hektar planerisch zu berücksichtigen, woraus sich ein Gesamtbedarf von rund 154 Hektar ergibt. Für 14 Gewerbebereiche (über 90 Prozent der im FNP dargestellten gewerblichen Bauflächen) wurden „Steckbriefe“ mit Stärken und Schwächen erstellt. 86 Prozent der erfassten Flächen entfallen auf klassische Gewerbegebiete oder die Sonderstandorte Raffinerie und Hafen. Nur knapp 45 Hektar der freien Flächenpotentiale (rund 82 Hektar) sind kurz- bis langfristig verfügbar. Zusammen mit den Flächen, die zurzeit konkret entwickelt werden – etwa Alter Schlachthof oder City Park – sowie den im FNP bereits enthaltenen Flächen von knapp 91 Hektar ergibt sich ein Gesamtangebot von etwa 146 Hektar mit unterschiedlicher Verfügbarkeit und Attraktivität. -rie-

Blick auf die Vielfalt des Sports Karlsruhe gilt als Wiege des deutschen Fußballs und war anfangs mit dem KFV und dem FC Phönix, später mit dem VfB Mühlburg und dem KSC eine Hochburg des nationalen Geschehens. Die Fächerstadt hat aber auch in anderen Sportarten außergewöhnliche Leistungen vorzuweisen. In der Leichtathletik stehen dafür etwa die Sprinter Heinz Fütterer, Carl Kaufmann, Siegfried König, KarlHeinz-Klotz und Lothar Knörzer oder Hammerwerfer Karl Wolf. Und im Handball warf sich der TSV Rintheim einst bis an die bundesdeutsche Spitze. Interessierte können dies und die Entwicklung der Sportstadt Karlsruhe in Boxen, Rudern, Ringtennis oder Reiten in „Sport in Karlsruhe“ nachlesen. Das über 450 Seiten starke Werk gibt es beim Stadtarchiv, Markgrafenstraße 29, und im Buchhandel.


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