Stadtzeitung Ausgabe 8 2013

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22. FEBRUAR 2013

AMTSBLATT DER STADT KARLSRUHE

67. JAHRGANG

SCHICKSALE Das Buch über die Karlsruher Juden enthält jetzt 14 neue Biografien. Seite 2

GEMEINDERAT Sonnenfächer und Naturdenkmale waren Themen im Gemeinderat. Seite 3

NUMMER 8 MODEKREATIONEN Das Museum beim Markt zeigt die Ausstellung „Bitte nicht anziehen!“. Seite 5

Letzte Plenarsitzung von Oberbürgermeister Heinz Fenrich im Gemeinderat:

Ein Miteinander in Respekt und Vertrauen

Fraktionen würdigten Amtsführung des scheidenden Stadtoberhaupts / Herzlicher Abschied im Bürgersaal Die 46. Plenarsitzung war keine wie jede andere. Am Dienstag stand im Bürgersaal nicht wie sonst die Tagesordnung im Vordergrund, sondern ein Abschied. Die jüngste Sitzung des Gemeinderats war die letzte in der Amtszeit von OB Heinz Fenrich.

Bevor das Plenum am Ende der Sitzung das scheidende Stadtoberhaupt mit stehendem Applaus aus seiner Mitte verabschiedete, würdigten Fraktionen und Einzelstadträte die über 14-jährige Zusammenarbeit. So dankte die Vorsitzende der CDU-Frakti-

on, Gabriele Luczak-Schwarz, dem OB „herzlich für den engagierten Einsatz für unsere Heimatstadt Karlsruhe“. Fenrich habe in den fast 15 Jahren, in denen er als Oberbürgermeister die Stadtgeschicke maßgeblich prägte, so Luczak-Schwarz, sein Amt „immer als Berufung aufgefasst“. FAIR UND ZIELSTREBIG

E-BIKE FÜR OB: Ortsvorsteherin Ries, Hauptamtsleiter Augenstein EB Mergen und Stadtrat Dr. Heilgeist (v. l). überreichten das Geschenk.

Museen sind ab März länger offen

Bauausstellung im Rathausfoyer

Stadtmuseum und Pfinzgaumuseum verlängern ihre Öffnungszeiten. Das Stadtmuseum hat ab 1. März sonntags von 11 bis 18 Uhr offen, das Pfinzgaumuseum samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Dr. Peter Pretsch führt am 24. Februar um 11 und 15 Uhr im Stadtmuseum durch die Sonderausstellung über das Dörfle. Durch die Dauerausstellung zu Durlach begleitet Dr. Ferdinand Leikam am 24. Februar, 15 Uhr, Interessierte im Pfinzgaumuseum.

Um das Bewusstsein für Baukultur im Alltag zu fördern, hat die Architektenkammer Baden-Württemberg in Karlsruhe das Auszeichnungsverfahren „Beispielhaftes Bauen“ durchgeführt. Nachdem Bauherren und Architekten ausgezeichnet worden sind, sind deren Produkte und Planergebnisse von Montag, 25. Februar bis Freitag, 8. März, im Foyer des Rathauses am Marktplatz zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, am 8. März 8 bis 12 Uhr.

Erneuerung der Brücke über die Alb Wegen des für ab März vorgesehenen Teilabbruchs und der Erneuerung der Straßenbrücke über die Alb richten die Stadtwerke am Montag, 25. Februar, in den Straßen Links der Alb und Rechts der Alb eine Tagesbaustelle ein. Denn die in der Brücke verlaufenden Versorgungsleitungen müssen rückgebaut werden. Nicht in Verbindung mit den Brückenbauarbeiten stehen Baumpflegearbeiten an der Pappel unmittelbar nordwestlich der Brücke. Da der Baum nicht mehr verkehrssicher ist, wird am Donnerstag, 28. Februar, das oberste Drittel eingekürzt. Die Fällung des Hauptstamms ist dann für den Herbst dieses Jahres vorgesehen.

Vor der Amtsführung Fenrichs hätten die Grünen „sehr großen Respekt“, betonte Fraktionssprecherin Bettina Lisbach. Als „hart in der Sache, freundlich und fair im Umgang“, charakterisierte sie die politische Auseinandersetzung, in der sich der OB immer als „solide, entscheidungsfreudig und nie um eine Antwort verlegen“ gezeigt habe. Obwohl ihre Fraktion der Stadt „manch Großprojekt lieber erspart“ hätte, seien ihr bei Fenrich in den letzten Jahren auch „einige grüne Tupfer“ aufgefallen. Dankbar für einen Oberbürgermeister, „der großen Sachverstand und gesellige Volksnähe,

Zielstrebigkeit und Fairness miteinander verbunden hat“, zeigte sich SPD-Fraktionschefin Doris Baitinger. Mit seinem Namen verbunden blieben das modernste Nahverkehrssystem Süddeutschlands, solide Finanzen und eine starke Wirtschaft. Baitinger: „Sie haben das Leben der Menschen besser gemacht.“ Fenrich habe sein Amt „mit Herzblut“ ausgefüllt, sich als „Bürger-Oberbürgermeister“ verdient gemacht, unterstrich FDP-Fraktionschefin Rita Fromm. Auch KAL-Fraktionschef Lüppo Cramer hob hervor, dass der OB „die Bürgerbeteiligung weiter vorangetrieben“ habe. Eduardo Mossuto (FW), Niko Fostiropoulos (Die Linke) und Friedemann Kalmbach (GfK) bekundeten Fenrich ebenfalls ihre Wertschätzung. Und als äußeres Zeichen erhielt der OB von Gemeinderat, Ortschaftsräten und Verwaltung ein Elektrofahrrad. Und Fenrich dankte dem Plenum für die „vertrauensvolle Zusammenarbeit, die getragen war von gegenseitigem Respekt“. -trö-

Mobil wieder auf Tour

Schädliche Stoffe aus Haushalten kostenlos abgeben Die Stadt Karlsruhe führt in diesem Jahr wieder Sammlungen von Schadstoffen aus Haushalten durch. Insgesamt sind 116 Abgabetermine an 42 Sammelstellen vorgesehen. Erstmals ist das Schadstoffmobil am Samstag, 2. März, unterwegs. Von 9 bis 10 Uhr steht es dann in Mühlburg am Entenfang und von 11 bis 12 Uhr in der Waldstadt auf dem Park & Ride- Platz am Sportpark. Am Dienstag, 5. März, nehmen die

Entsorgungsexperten in Grünwettersbach vor der Wertstoffstation in der Wiesenstraße von 14.30 bis 15.30 Uhr schädliche Stoffe wie Farben, Kleber oder alte Medikamente entgegen und von 16.30 bis 17.30 Uhr am Werderplatz in der Südstadt. Am Donnerstag, 7. März, können Schadstoffe von 14.30 Uhr bis 15.30 Uhr auf dem Hagsfelder Festplatz und von 16.30 bis 17.30 Uhr auf dem Festplatz in Neureut abgeliefert werden. -red-

Zwei Lebenskreise schlossen sich

Ehrenmedaillen für Holocaust-Überlebende Hanna Meyer-Moses und Paul Niedermann Für Hanna Meyer-Moses und Paul Niedermann schlossen sich jetzt Kreise ihres Lebens. Die beiden Überlebenden der Verschleppung jüdischer Bürger von Karlsruhe ins Deportiertenlager Gurs von 1940, die seit 1988 als Zeitzeugen der damaligen Verbrechen auftraten und auftreten, nahmen am Montag von OB Heinz Fenrich die Ehrenmedaille der Stadt entgegen. Der Gemeinderat hatte diese Ehrung im Januar einstimmig beschlossen. Wenn ihre Tochter Caroline 1986 nicht Meyer-Moses’ Geburtsstadt Karlsruhe hätte kennenlernen wollen, wäre sie, so sagt sie, nie mehr nach Karlsruhe gekommen. Bei diesem Besuch hat Han-

na Meyer-Moses den früheren Lokalchef der BNN, Josef Werner, getroffen, der gerade an seinem viel gerühmten Werk „Hakenkreuz und Judenstern“ saß. Ihre Erzählungen waren ihm bedeutende Quelle für dieses Buch. Nachdem die Stadt Karlsruhe 1988 alle noch lebenden ehemaligen jüdischen Bürger zu einem Besuch eingeladen hatte, war Hanna Meyer-Moses bis 2009 häufig Gast in ihrer Geburtsstadt, um die jüngeren Generationen zum Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus aufzufordern. Gesundheitlich bedingt, vermutet sie, war sie am Montag letztmals in Karlsruhe. Paul Niedermann war 1987 als einer der wenigen

Überlebenden des Kinderheims Izieu in den französischen Alpen als Zeuge nach Lyon zum Prozess gegen Klaus Barbie geladen. Dort sollte er seine Erlebnisse in den Lagern Gurs, Rivesaltes und vor allem Izieu schildern. Und konnte dies bei der Gelegenheit zum ersten Mal, vorher hatte er eine Blockade. Kurz darauf kam die Einladung nach Karlsruhe. Und seither tritt der bei Paris lebende Niedermann in Karlsruhe, ganz Baden, Deutschland, Frankreich und in den USA als Zeitzeuge auf. In eindringlichen Worten fächerte OB Fenrich die Schicksale von Hanna Meyer-Moses und Paul Niedermann auf, bevor er ihnen die Medaillen aushändigte. -erg-

Ein bisschen „mulmig“, aber auch „sehr schön“ beschrieb Oberbürgermeister Heinz Fenrich das „nicht alltägliche Gefühl“, das ihn überkomme, wenn er „sich so hängen sehe in der politischen Ahnengalerie“. Im Anschluss an die letzte Sitzung des Gemeinderats unter seiner Leitung hatte das Stadtoberhaupt gemeinsam mit dem Maler Joachim Czichon und Erster Bürgermeisterin Margret Mergen sein Portrait im Großen Sitzungssaal enthüllt. Das Bild mache ihm „unmissverständlich klar“, dass er „in wenigen Tagen Oberbürgermeister gewesen ist“, so Fenrich. Mit einem Portrait in der Reihe der Ober-

bürgermeister Karlsruhes wisse man, „dass man wirklich wichtig ist in der Stadt“, begrüßte EB Mergen die zahlreichen Ehrengäste. „120 Jahre wird das Portrait auf uns blicken“ und an Fenrich erinnern, „der mit Herzblut und großem Engagement die Geschicke der Fächerstadt“ bestimmt habe, machte Czichon deutlich. Fenrich und Czichon, der an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studiert hat, verbindet eine persönliche Freundschaft. Das Bild gefalle ihm, weil es „viele charakteristische Wesenszüge“ wiedergebe und „auf ehrliche Weise modern ist“, bekannte Heinz Fenrich. -bw-

Meri Uhlig leitet Integrationsbüro Seit Januar ist Meri Uhlig neue Integrationsbeauftragte und Leiterin des Büros für Integration. Das Büro ist zentrale Anlaufstelle für Karlsruherinnen und Karlsruher mit Migrationshintergrund. Im Sinne eines guten Zusammenlebens aller, will Uhlig vor allem die politische, soziale und kulturelle Gleichstellung von Einwanderinnen und Einwanderern fördern. Meri Uhlig wurde 1973 in Karlsruhe geboren. Nach dem Studium der Sozialwissenschaften in Mannheim folgten Stationen als Referentin bei der Stabstelle des Integrationsbeauftragten der baden-württembergischen Landesregierung und zuletzt beim Ministerium für Integration. -red-

WILLKOMMEN: BM Lenz und Integrationsbeauftragte Meri Uhlig.

Schöffen gesucht

Opfer der Verschleppung Hanna Meyer-Moses wie auch Paul Niedermann wurden im Jahre 1927 in Karlsruhe geboren. Am 22. Oktober 1940 waren die beiden 13Jährigen unter den mehr als 900 Karlsruher Juden, die ins südfranzösische Lager Gurs verschleppt wurden. Beiden gelang es, nach verschiedenen illegalen Stationen in Frankreich mit Hilfe der jüdischen Widerstands- und Hilfsorganisation OSE 1943 in die Schweiz zu fliehen. Hanna Meyer-Moses wohnt noch heute in der Nähe von Zürich. Der Journalist und Fotograf Niedermann lebt bei Paris. -erg-

Fenrich in „Ahnengalerie“

Interessierte können sich bis zum 28. März bewerben

DANK FÜR ERINNERUNGSARBEIT: OB Heinz Fenrich händigte Hanna Meyer-Moses und Paul Niedermann (von rechts) am Montagnachmittag die Ehrenmedaillen der Stadt Karlsruhe aus. Fotos (4): Fränkle

Für die Amtsgerichtsbezirke Karlsruhe und Karlsruhe-Durlach sucht die Stadt rund 150 Erwachsenen-Schöffen sowie 60 Jugendschöffen, die von 2014 bis 2018 ehrenamtlich tätig sein möchten. Für die Wahl macht die Stadt jeweils eine Vorschlagsliste. Über die Aufnahme in die Liste der Erwachsenen-Schöffen entscheidet der Gemeinderat, bei den Jugendschöffen der Jugendhilfe-Ausschuss. Die Aufnahmen erfolgen voraussichtlich im Monat Juni. Schöffen- und Jugendschöffen sind Richter, aber ohne Robe und Jurastudium. Sie nehmen an Hauptverhandlungen beim Strafgericht teil und tragen dieselbe Verantwortung für das Urteil wie

die Berufsrichter. Gewöhnlich wird ein Schöffe zu zwölf Sitzungstagen pro Jahr herangezogen und ist hierfür vom Arbeitgeber freizustellen. Bewerber müssen unter anderem die deutsche Staatsangehörigkeit und ihren Wohnsitz in Karlsruhe haben. Die Bewerbungsfrist endet am Donnerstag, 28. März. Die Wahl der benötigten Haupt- und Hilfsschöffen erfolgt im Herbst durch den Schöffen-Wahlausschuss beim Amtsgericht. Gewählte Personen erhalten von dort eine Mitteilung. Das Bewerbungsformular und weitere Infos zum Bewerbungsund Wahlverfahren gibt es unter: www.karlsruhe.de/b4/buergerengagement/wahlen/schoeffenwahl.


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