1907 Das Rathaus der Stadt Bozen

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21. Baudetails der Geschossbalkenlage des Rathauses, Ausarbeitung der Wiener Firma Wayss 22. Bericht zur Kalkulation der Tragstrukturen des Rathauses 23. Baudetails der Balken-Pfeiler-Verbindung nach dem Wayss-System

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in die Hausteinmauern Zuganker und Eisenplatten eingefügt werden, die mit Bolzen an den vertikalen Tragelementen befestigt wurden. Dieses Verfahren führte zu einem besseren Verhalten der Mauerstrukturen und einem größeren Widerstand bei vertikalen Spannungen im Fall von Erdbeben. Wie aus den Archivurkunden hervorgeht, war die Baufirma schon in dieser ersten Phase ausgemacht worden, und der Stadtbaumeister suchte mit ihr den günstigsten Preis auszuhandeln. Bei diesen Verfahren war die Abfassung besonderer Submissionsbedingungen vorgesehen, in denen die Übereinstimmung mit den vom Bauamt festgelegten qualitativen und quantitativen Forderungen und der günstigste Abschlag überprüft wurden53. Die Arbeiten konnten allerdings erst nach der Vertragsunterzeichnung aufgenommen werden, und es mussten die Submissionsbedingungen hinsichtlich der Eigenschaften der Materialien, der Ausmessungen, der realisierten Bauphasen, der Teilzahlungen und der technisch-administrativen Abnahme beachtet werden. Doch kommen wir nochmals auf die Bautechniken zurück: Die starken Mauern sollten auf Fundamenten ruhen, die teilweise zu den vorher bestehenden Bauwerken gehört hatten, aber sinnvoll miteinander verbunden werden mussten. So waren durchgehende, aus Gesteinsmasse bestehende Grundmauern von 1,20 bis 1,50 Metern Breite vorgesehen. Die tragende Decke des Souterrains sollte aus Gewölben aus Eisenbeton realisiert werden, die der Geschosse über der Erde aus Eisenbeton. Der Stadtarchitekt hatte angesichts der guten Tragfähigkeit und der geringeren Feuergefährlichkeit von Anfang an auf dieses Material zurückgegriffen. Aus den im Bozner Stadtarchiv aufbewahrten Dokumenten geht hervor, dass diese technische Option zu einer lebhaften Debatte unter Verwaltungspolitikern, Planern und Arbeitskräften führte. Beim Betonkonglomerat, für das als Bindemittel mit Kalkmörtel vermischte Pozzulanerde eingesetzt wurde, handelte es sich um ein sehr altes Material: Es war schon von den alten Römern unter dem Na-


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