

Kunst+Material
Das Magazin von boesner


Idee, Malerei, Gestaltung, Fotogra f
Riepe

Leben, Licht und mehr …

Liebe Leserin, lieber Leser, endlich ist er da, der Frühling mit seinem ganzen Zauber: Die Welt malt ihre schönsten Farben, Licht und Sonne locken ins Freie, um die neu erwachte Natur und mit ihr das Leben zu feiern. Dem Start in die warme Jahreszeit wohnt Optimismus inne trotz herausfordernder Zeiten – vieles scheint möglich, und manch kleine Sorge rückt angesichts der verlockenden Schönheit ringsum ein wenig in den Hintergrund.
Erde, Wasser, Feuer und Luft galten der antiken Philosophie als Bausteine der Welt, und es sind auch die bestimmenden Elemente des Mediums, dem sich emmanuel boos verschrieben hat. Der französische Keramiker, der seinen Künstlernamen in Kleinbuchstaben bevorzugt, sieht sich täglich neuen Überraschungen gegenüber: Fragen zum Prozess der Keramikherstellung sind ihm ein wichtiges Gestaltungsprinzip und gleichzeitig Gegenstand künstlerischer Forschungen. Seine eigenwilligen Formen verdanken ihre Farbgebung und Texturen auch dem Zufall, denn boos experimentiert mit Glasuren und ihren Konsistenzen. „Wenn man den Ofen zumacht, entscheidet die Natur“, sagt er und schafft Objekte von berührender Lebendigkeit, wie sein großes Porträt zeigt.
Über das Leben hinaus weist das Sonderthema der aktuellen Ausgabe: Kunst sollte die Zeiten ihrer Entstehung überdauern und auch künftige Generationen ansprechen. Kreativität kennt kein Verfallsdatum, stellt unser Autor Jörg Restorff in seinem Beitrag fest und untersucht, wie künstlerisches Erbe durch Institutionen und im Privaten in Obhut genommen und Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern bewahrt und kunstwissenschaftlich betreut werden.
Das Licht hat in der Kunst immer eine Rolle gespielt – zunächst als Lichtquelle inner- oder außerhalb des Bildes, im 20. Jahrhundert schließlich als eigenständige Kunst. Experimentierte schon László Moholy-Nagy seit 1922 an einem Apparat zur Demonstration von Licht und Bewegungserscheinungen, so trat die Lichtkunst erst in den letzten Jahrzehnten ihren vielgestaltigen Siegeszug an, wie Susanna Partsch in ihrem Hintergrund-Thema erkundet.
Im Fokus des großen Inspirationsthemas stehen Porträts und die Frage, inwiefern die gewählten Mittel Aussage und Eigenständigkeit des Sujets bestimmen. Und für die Zeiten, die man gern wahlweise unter der heimischen Markise oder aber im Museum verbringt, gibt es natürlich auch in dieser Ausgabe wieder viele Tipps für schöne Bücher und sehenswerte Ausstellungen.
Einen zauberhaften Frühling wünscht
Ihre Dr. Sabine
Burbaum-Machert









Porträt
6–19 Schönheit des Unerwarteten emmanuel boos verleiht seinen Werken eine poetische Dimension
Thema
20–33 Der Vergänglichkeit trotzen, die Zukunft sichern Künstlernachlässe besetzen auf der Agenda des Kunstbetriebs einen immens wichtigen Platz
Inspiration
34–41 Same … but different
Persönlich
42–43 Schutzpatron der Maler Stefan Bircheneder malt mit Farben von Lukas
Hintergrund
44–47 Kunst-Licht – Licht-Kunst Licht als Kunstform
Technik
48–53 Gut gebunden
Bücher
54–63 Bücher, Buchtipps 91 Kunst+Material im Abonnement
Labor
64–65 Strukturanalysen
Ausstellungen
68–73 Von Kunst und Liebe „Fünf Freunde“ im Museum Brandhorst
74–75 Kraftvoll und radikal Werke von Dieter Krieg im MKM Museum Küppersmühle
76–79 Poesie in Farbe Chagall in der Kunstsammlung NRW
80–83 Glanzstücke der Zeichenkunst Zeichnungen auf farbigen Gründen
84–90 Termine
92–93 Kurz notiert
94–95 Im Gespräch 96 Vorschau, Impressum
Titel: emmanuel boos, Duett (Ausschnitt), 2022, Porzellan und Glasuren, jeweils 22 x 11 x 6 cm, Foto: Sebastian Weindel.
Schönheit des Unerwarteten
Der französische Keramiker emmanuel boos verleiht seinen Werken eine poetische Dimension
„Der Zufall kommt aus der Leere. Dem Künstler bringt er die Fülle.“
Auf keine Gattung der bildenden Kunst scheint dieses Zitat von Museumsleiter und Kurator Dietrich Mahlow besser zuzutreffen als auf die der Keramik. Erstens lässt es sich metaphorisch auf die charakteristische Hohlform des aus Ton gestalteten Mediums übertragen. Und zweitens gibt es keine Richtung, die im Entstehungsprozess von mehr Unwägbarkeiten und offenen Ergebnissen geprägt ist.
Während das inspirierende und oft willkommene Verhältnis von Überraschung und Kontrolle in den meisten experimentellen Ansätzen der Gegenwartskunst steuerbar bleibt, stellt der Zufall im Gestaltungsvorgang der Keramik ein durchgängig intrinsisches, unberechenbares Moment dar. Und zwar sowohl in Bezug auf den Ton als formgebendes Material als auch in Bezug auf die Glasur und ihre Zusammensetzung aus Mineralien und Metall-
oxiden. Denn bereits in der Phase der Trocknung, vor allem aber während des Brennens kann es zu unvorhersehbaren, physikalischen Ereignissen kommen.
„Die Möglichkeit des Scheiterns ist ein wichtiges Element in der Keramik“, weiß auch der französische Künstler emmanuel boos, der heute in Mannheim lebt und arbeitet. [1]
Seine beängstigend schönen Porzellanobjekte lassen diese Erkenntnis aber nur ansatzweise erahnen. Die Glasuren sind mal von hoher Brillanz, mal von samtigem Schimmer, mal perfekt monochrom, mal mit farblichen Einschlüssen und eröffnen eine außergewöhnliche Palette, die sich von sanftem Gelb, leuchtend hellem Jadegrün über tiefe Rottöne, seidenmattes Aubergine bis zu strahlendem Schwarz hin auffächert. Wenn bei der Entstehung dieser Oberflächen tatsächlich etwas schiefgelaufen sein



sollte, dann muss sich – zumindest von außen gesehen – ein wirklich glücklicher Zufall ergeben haben. Am Korpus der Werke lässt sich schon eher vermuten, wie kompliziert das Machtverhältnis zwischen der Intention des Künstlers und dem Eigensinn des Materials in der Keramik sein kann: boos‘ meist kubische Grundformen, die Bezüge zur Minimal Art und Konkreten Kunst erkennen lassen, sind selten stereometrisch. Manche trennt nur ein Hauch von der Perfektion, während andere scheinbar leicht in sich zusammengesunken oder eigenwillig verbogen, eingedellt oder ausnahmsweise gerissen sind, was zu einem reizvol-
len Kontrast zwischen strenger Ausgangsbasis und lebendigem Ergebnis führt. [2]
Auch wenn sich hier schwer sagen lässt, wer bis zu welchem Grad die Hand im Spiel hatte, so wird dieses Kräfteverhältnis doch zum bildgewordenen Ausdruck der Objekte von boos. Kein Wunder, denn selbst nach 30 Jahren wird der 1969 im französischen Saint-Étienne geborene Künstler „noch jeden Tag mit einer Überraschung konfrontiert.“ Der herausfordernde Umgang mit den erforderlichen Naturstoffen ist so spannend, dass Fragen
[2]
[3]
[2] Duett, 2022, Porzellan und Glasuren, jeweils 22 x 11 x 6 cm, Foto: Sebastian Weindel.
zum Prozess der Keramikherstellung für ihn zum maßgeblichen Gestaltungsprinzip und Gegenstand künstlerischer Forschung geworden sind. Dabei setzt sich der renommierte Franzose nicht nur mit technischen und ästhetischen, sondern auch mit philosophischen Aspekten des von Erde, Wasser, Feuer und Luft bestimmten Mediums auseinander. Und begegnet der von ihm genutzten Materie, die im Französischen klein geschrieben wird, mit dem Verzicht auf Großbuchstaben in seinem Künstlernamen sprachlich bewusst mit Respekt.
Selbst sein Atelier in Mannheim findet boos durch seine Passion für die Keramik: Bei einem Gang durch die charakteristischen „Quadrate“ in der Innenstadt fällt ihm vor zehn Jahren ein Haus auf, das mit schwarzen und bunten Kacheln an Fassade und Hofeinfahrt versehen ist. Spontan erkundigt er sich vor Ort und erfährt, dass hier ehemals eine Kachelofen-Manufaktur ansässig war. Es ist tatsächlich etwas frei, sodass er nach einer kurzen Zeit in einer kleineren Einheit bald mehrere Räume beziehen und den Innenhof für die Aufstellung seiner Öfen, Mischmaschinen und die Aufbewahrung einiger Materialien nutzen kann. Er richtet sich eine Modellierwerkstatt mit angrenzendem Lager, einen Glasurraum, ein Büro und ein großes Depot für fertige Arbeiten und Probestücke ein.
Mittlerweile sind in boos‘ Keramikatelier ein Assistent und mehrere Praktikanten aus Frankreich tätig, die den Künstler bei der intensiven Herstellung des Porzellans unterstützen, indem sie Gipsformen für das häufig verwendete Gießverfahren anfertigen, die gegossenen Resultate zum rechten Zeitpunkt vorsichtig herauslösen oder beim Walzen und Schneiden dünner Tonplatten behilflich sind.
Aufgrund vieler Ausstellungen und Messebeteiligungen sowie einiger großer Designprojekte ist das Arbeitsvolumen für den Franzosen nicht mehr allein zu bewältigen. Zudem bereitet es ihm Freude, sein praktisches und theoretisches Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Auch für das Ateliergespräch nimmt sich boos viel Zeit, obwohl er sich mitten in den Vorbereitungen für die Messen Ceramic Brussels und PAD Paris befindet.
In der Modellierwerkstatt erklärt der Keramiker die Grundzüge seiner Arbeit: Nachdem die Porzellanrohlinge während der Trocknungsphase durch natürliche oder künstlerische Einwirkung noch so manche Veränderung erfahren, werden sie in einem sogenannten Schrühbrand bei 980 Grad gebrannt. Im nächsten Schritt wird die Glasur – ein Gemisch aus Pulver und Wasser –per Spritzpistole auf den sogenannten Scherben, wie der Tonkörper dann heißt, aufgetragen. Darauf folgt schließlich der Glasurbrand bei Temperaturen zwischen 1220 und 1360 Grad, wobei es hier mehrere Varianten gibt, wie zum Beispiel den Oxidati-
ons- und den Reduktionsbrand (mit mehr oder weniger Sauerstoff), die zu jeweils unterschiedlichen Texturen und Farben in der Glasur führen können. Durch die hohe Temperatur verwandelt sich zudem das mit Kaolin versetzte Tongemisch des Porzellans in die stabilste, härteste und transparenteste Keramik überhaupt, die noch dazu einen sehr klaren Klang besitzt.
Einige wesentliche Ansätze von boos schlängeln sich durch die 2022 entstandene Komposition Spine. Sie ist dominoartig zu einer gekurvten Linie aus 33 sogenannten Bricks geformt, die in Größe und Gestalt wahrhaftig Backsteinen ähneln und seit einigen Jahren den zentralen Porzellankorpus in seinem Werk darstellen. Selbst ohne ihren Titel ruft die Arbeit sofort die Assoziation eines Rückgrats hervor. [3] Doch nur die Elemente im Zentrum stehen aufrecht. Jeweils zu den Enden hin verlieren die einzelnen Bricks, respektive Wirbel, zunehmend ihre rechtwinklige Form, knicken weg und büßen scheinbar schleichend ihre Stabilität ein, bis sie schließlich wie geschmolzen am Boden liegen. Begleitet wird diese Bewegung durch ein elegantes Farbenspiel aus samtenen, eher hellen Grün- und Blau- sowie erdigen Beige- und Brauntönen.
Die Idee zu dieser Arbeit kam boos unter anderem durch die legendären Motion Studies des Fotografen Eadweard Muybridge. In einem zu Spine veröffentlichten Leporello schildert der Künstler, wie er dabei das Bild „von individuellen, visuell miteinander verbundenen Stücken“ vor Augen hatte, die den Bewegungsablauf von Strecken (straightening) und Zusammenziehen (collapsing) nachvollziehen. Zusätzlich zu dieser Metapher, die noch einmal auf die aleatorische Dynamik der Keramik anspielt, stellt die in Spine vorherrschende Glasurfamilie Seladon das „Rückgrat seiner Glasurtätigkeit“ dar, weil der vielfach ausgezeichnete Keramiker schon zu Beginn seiner professionellen Laufbahn intensiv dazu geforscht hat. Das Besondere an der Seladon-Glasur ist die vom darin enthaltenen Eisenoxid beeinflusste Bandbreite ihres Kolorits und ihre bemerkenswerte Wirkung auf farbigem Porzellan, das der Künstler – zusätzlich zur sonst verwendeten, reinweißen Version – hier einsetzt. Tatsächlich ist es vor allem die Glasur in der Keramik, die ihn ebenso begeistert wie herausfordert und ihn seit vielen Jahren zu neuen Experimenten und Auslandsaufenthalten verleitet. [4]
Schon früh verbindet sich bei boos ein Talent für Fremdsprachen mit dem Interesse an der Arbeit mit Ton. Seine Jugend verbringt er in Bourges und geht bereits im Alter von vierzehn Jahren für ein Austauschjahr nach Maine in die USA. Dort entdeckt er das Töpfern an der Scheibe für sich. Anschließend besucht er parallel zum Gymnasium Kurse in der Keramikabteilung der Kunsthochschule in Bourges. Nach dem Abitur entscheidet sich der Franzose zunächst für ein BWL-Studium an der Elite-Universität
[3] Spine, 2022–2024, Porzellan, eisenhaltige Glasuren (Seladons, Chun, Kakis), Leporello der Rezepte, 360 x 60 x 22 cm, Foto: Sebastian Weindel.

ESSEC in Paris und schließt es als Doppelstudent im Austausch mit der Universität Mannheim 1994 ab.
Während des Studiums verbringt er viel Zeit in Südkorea, wo er zahlreiche Töpfereien besucht und sich mit der Geschichte der koreanischen Keramik vertraut macht. Auch im Anschluss ans Diplom zieht es ihn nach Asien, wo er in China einen 1,5-jährigen Zivildienst ableistet. Hier ist er, wie in Mannheim, in TöpferWerkstätten aktiv.
Die Entdeckung einer mit Schuppenglasur versehenen Schale des japanischen Künstlers Shimizu Uichi (1926–2004) versetzt boos einige Zeit später in einen „ästhetischen Schock“. Er ist tief beeindruckt und entscheidet sich in der Folge für die Keramik als beruflichen Weg. Weil jedoch dazu in Frankreich seit Mitte der 1980er-Jahre kein Studiengang mehr angeboten wird, geht er zunächst im Pariser Studio von Diana Berrier (1941–2023) und
Héléna Klug (1930–2025), namhaften Vertreterinnen mit Nähe zu japanischen und britischen Schulen, in die Lehre.
Anschließend hat er das Glück, beim Maître d’Art Jean Girel (*1947) in Burgund eine dreijährige Ausbildung durchlaufen zu dürfen. Girel, der vor allem für seine ungewöhnlichen Glasuren berühmt ist, sensibilisiert boos für traditionelle Glasurverfahren wie Tenmoku aus der chinesischen Tang-Dynastie (618–907), Kaki aus der japanischen Meiji-Ära (1868–1912) und eben Seladon, das in der chinesischen Song-Dynastie (960–1279) perfektioniert wurde. Die zwei gründen ein Atelier zur Herstellung keramischer Massen – Burgund ist bekannt für ein reiches Vorkommen von Tonsorten, die für die Porzellanerzeugung benötigt werden – und stellen zusammen aus.
Parallel dazu installiert boos ein eigenes Atelier im Pariser Vorort Clichy, was es ihm ermöglicht, bald auch allein aufzutreten. Der
[4] La Bibliothèque est en feu, 2018, Sèvres-Porzellan und Glasuren, Metallgitter aus Stahl mit Kupferschicht, Künstlerbuch der Rezepte, Cubes jeweils 6 x 6 x 6 cm, Metallsockel jeweils 92 x 92 x 20 cm, Foto: Gérard Jonca, Courtesy of Sèvres / Cité de la céramique
Keramiker fertigt auf der Drehscheibe ausgesprochen filigrane Arbeiten in Blau-, Grau-, Grün-, Beige- und Weißtönen. Wie die Schüsseln und Teller aus dieser Zeit sind es runde Gefäße mit flachem Boden und hauchdünnen Wänden, die sich längst von einer Gebrauchsfunktion verabschiedet haben. Die Ränder neigen sich leicht, fransen zart aus und offenbaren mit ihren Lineaturen eine atemberaubende Ambiguität zwischen Stabilität und Fragilität, Klarheit und Freiheit. Das versetzt das Innere und Äußere der Objekte in ein spannungsvolles Verhältnis. An der besonders sinnlichen Wirkung der Stücke ist die Glasur, die hier in den seidigen Tönen einiger Seladon- und Chun-Varianten schimmert, bereits maßgeblich beteiligt. [5]
Der Künstler präsentiert die Arbeiten 2005 in einer Einzelausstellung der Galerie Jousse Entreprise in Paris, die seinen Ruf als Keramiker in Frankreich und eine bis heute andauernde Zusammenarbeit mit der renommierten Galerie begründet. Wenig später zieht boos, der Ende der 1990er-Jahre geheiratet hat, mit seiner Familie nach London, um sich im Royal College of Art für einen kombinierten Master- und Promotionsstudiengang (MPhil und PhD) einzuschreiben und sich dabei thematisch auf die Frage nach der „Tiefe der Glasur“ einzulassen: „Ich hatte die Absicht herauszufinden, ob ich als Keramiker überhaupt einen künstlerischen Anspruch erheben darf. Ich wollte es konzeptuell besser verstehen, worauf die Kunst der Glasur basiert. Die Engländer bieten diese Möglichkeit an, als praktizierender Künstler zu forschen“, erklärt er diesen Schritt.
Während sich boos in seiner Masterarbeit praktisch und theoretisch mit der optischen Tiefe der Keramikglasur beschäftigt, geht es ihm in seiner Dissertation zur „Poetik der Glasur“ um deren philosophische und soziokulturelle Dimension. Mit dem Titel nimmt er selbstredend Bezug auf Gaston Bachelards Meisterwerk „Poétique de l’espace“ („Poetik des Raums“), während er in seine Untersuchung Bachelards Ansätze zur Urerfahrung des Menschen im Hinblick auf die vier Elemente, die sich zum Beispiel in Träumen offenbaren („L’Eau et les rèves“/„Das Wasser und die Träume“), einfließen lässt. „Mit seinen Thesen

Zu jeder Arbeit gehört ein Rezept, das boos in werksbegleitenden Publikationen festhält und in Ausstellungen zugänglich macht: keine übliche Praxis in der Keramik, wo Rezepturen gern geheim gehalten werden.
[5] Tambour frippé, 2005, eingefärbtes Porzellan und Seladon-Glasur, 36 x 11 cm, Foto: emmanuel boos.

eröffnet Bachelard der Materie immaterielle Räume, er koppelt sie von der Form ab. Das hat mir im Hinblick auf die Glasur sehr geholfen, denn jetzt bin ich in der Lage, sie bezüglich ihrer Tiefe auch ohne Form zu denken“, so boos.
Dies spiegelt sich in seiner künstlerischen Entwicklung: In den Londoner Jahren löst sich der Franzose sukzessiv von der Scheibe und schafft skulptural anmutende Stücke aus Porzellan, die er zum Teil mit einer sehr dicken, fast zuckergussartigen Glasur überzieht. Für die Serie Edge formt er Abdrücke von sogenannten objets trouvés, von Alltagsgegenständen wie einer Crêpe-Pfanne, einem Kännchen für den Teig, von einem kleinen Bügeleisen oder einem Bund Bananen. Die daraus entwickelten Porzellanobjekte dienen mit ihren schrägen Oberflächen allein der fließenden Bewegung der Glasur, die durch Tropfenbildung an den Rändern wie erstarrt wirkt: „Ich versuche immer diesen Zustand
der Keramik im Prozess der Verformung darzustellen“, erklärt der Künstler. „In diesem Fall geht es um die Widersprüchlichkeit von etwas Fließendem und etwas Statischem. Und genau innerhalb dieser Gegensätze entsteht die Poesie der Materie, die Poesie der Keramik.“ [6]
Auf der Suche nach einem theoretisch fundierten Äquivalent für die Beziehung zwischen Kontrolle und Zufall in seiner Arbeit stößt boos bei den Recherchen für seine Dissertation auf den von Psychoanalytiker Donald Winnicott entwickelten Begriff des „Übergangsobjekts“ (transitional object). Es erleichtert einem Baby oder Kleinkind, das zunächst nicht zwischen der eigenen und der äußeren Welt unterscheiden kann, einen behutsamen Übergang hin zu dem Stadium, wo es Subjekt und Objekt zu trennen lernt. Die Keramik verkörpert laut boos genau diese Gegenseitigkeit zwischen Innen und Außen, indem das Künstlersubjekt im-
emmanuel boos.
Glasuren, 380 x 40 x 40 cm, Foto:

mer wieder mit der Objektivität des Materials konfrontiert wird: „Wenn man den Ofen zumacht, entscheidet die Natur.“ Das Perfekte und Gradlinige wird aufgelöst. Dadurch erhalten die Werke selbst etwas Transitorisches, das dann in der Rezeption spürbar wird.
Nicht zuletzt offeriert der Künstler in seiner Dissertation die ebenfalls von Winnicott angeführte Idee des Spiels als Lösung für den oft schwierigen Umgang mit den eigenen Grenzen in der Keramik. Das Spiel löst die Spannung auf, es ermöglicht Subjekt und Materie, endlich auf Augenhöhe zu agieren und lässt sich –wie schon boos‘ Londoner Arbeiten zeigen – wunderbar auf die künstlerische Praxis übertragen.
Zum Beispiel treibt er in seiner Serie der Cobblestones die auf formaler Ebene bestehende, bereits angesprochene Relation von In-
nenraum und Außenhülle auf die Spitze, indem er hier die potenzielle Zerbrechlichkeit des Porzellan-Hohlkörpers mit einer im Titel suggerierten, massiven Schwere konterkariert und dabei ganz nebenbei auf den Unterschied zwischen Keramik und Bildhauerei verweist. Darüber hinaus nimmt er als Franzose mit diesen „Pflastersteinen“ eine symbolische Protesthaltung gegenüber dem am Royal College of Art vorherrschenden Formalismus ein, wie er erzählt. Es sind zudem die ersten, konsequent seriell angelegten Stücke, die vor allem als Träger für Glasurexperimente dienen. Mit ihren (meist) geraden und gerundeten Flächen sowie klaren Kanten ermöglichen sie unterschiedliche Fließreaktionen und damit entscheidende Varianten innerhalb einer Glasur in Farbe, Konsistenz und Zeichnung. Sie machen den Anfang für die schon erwähnte, bis heute fortgeführte Reihe von scheinbar schlichten, meist kubischen Porzellankörpern, die durchaus für Überraschungen sorgen können. [7]
[7] Cobblestones, Ausstellungsansicht Jerwood Space, London, 2011, Porzellan und Glasuren, jeweils 10 x 10 x 10 cm, Foto: emmanuel boos.


Kurz nach dem Studium vermittelt ihm die Pariser Innenarchitektin Caroline Sarkozy den ersten Auftrag für eine variable, unorthodoxe Kamineinfassung: boos, den heute eine gewisse funktionale Ambiguität seiner Arbeiten reizt, indem sie je nach Kontext Designelement oder Kunstwerk sein können, freut sich über diese Möglichkeit einer Ausweitung in den Raum. Für das Projekt schichtet er Quader unterschiedlicher Größe und Gestalt übereinander und verleiht dem Ganzen einen leicht konstruktivistischen Zug von fragiler Balance. [8] Dabei bleibt das Stück hoch konzeptuell, denn es ist jederzeit veränderbar.
Mittlerweile erhält der Künstler Designaufträge aus aller Welt. In seiner Werkstatt hängen beim Atelierbesuch gleich mehrere Entwürfe, zum Beispiel für ein Kaminprojekt in den Hamptons auf Long Island. 2024 folgt er der Einladung einer Teilnahme am renommierten Loewe Foundation Craft Prize, zählt zu den Finalisten
in Paris und wird für die Realisation des Keramiktisches Comme un Lego mit einer besonderen Erwähnung der Jury ausgezeichnet. Auch dieses „Möbel“ besitzt eher ästhetische als praktische Qualitäten und bietet große Gestaltungsfreiheit in der Nutzung.
Im Anschluss an die Promotion intensiviert der Franzose seine Recherchen in Sachen Kupferrot, einer Glasurart, die ihn schon bei den Cobblestones umtreibt und die ihn für viele Jahre beschäftigen wird. Jetzt schafft er flache, an Leinwände erinnernde Wandobjekte mit hinreißenden, erstaunlich differenzierten Farbeffekten. Durch den direkten Bezug zum Tafelbild bekommen die Arbeiten tatsächlich etwas Malerisches. Dabei ergänzt sich die lebhafte, in sich leicht strukturierte Fläche der leuchtenden Rot- und Grüntöne der Glasur mit der launenhaften Form der ungewöhnlichen „Bildträger“. Eine Nähe zur Farbfeldmalerei wird hier spürbar. [9]
[8] Kamin aus Glasurblöcken (mit CSLB Architecture et Décoration), 2016, Papierporzellan und Glasuren, 190 x 90 x 36 cm, Foto: Luxproductions.com / Jean-François Jaussaud. [9] Untitled (Letterboxes), 2013, Porzellan und Kupferrotglasur, jeweils 35 x 23 x 5 cm, Foto: emmanuel boos.
[9]

Die Faszination für diese besonders komplizierte Glasurfamilie hält selbst dann noch an, als boos in der Cité de la céramique der Manufacture nationale de porcelaine de Sèvres von 2016 bis 2019 eine dreijährige Artist-in-Residence absolviert. Trotz dieser großartigen Chance – documenta-Künstler Giuseppe Penone nutzte sein Atelier vor ihm – kämpft der Franzose erneut mit inneren Widerständen, und zwar in Bezug auf die vermeintliche „Perfektion“ der berühmten Erzeugnisse aus Sèvres. Doch er realisiert schnell, dass auch die Mitarbeiter der Manufaktur diese für eine Illusion halten und sehr wohl von den Tücken des Materials wissen: „Der Ton lebt“ ist hier ein gängiges Credo.
Der Künstler, der 2015 aus familiären Gründen nach Mannheim gezogen ist und jetzt jeweils einen halben Monat in der Quadratestadt und in Sèvres verbringt, ist in der Manufaktur häufig im Labor tätig, forscht zur Herkunft von Glasurformeln und kreiert
zahlreiche eigene Rezepte. Für seine Experimente schafft er eine ganze „Bibliothek“ von glasierten Würfeln, als Pendant zur schriftlichen Dokumentation jeder neuen Glasurvariante und erweitert sein Farbspektrum ungemein.
Darüber hinaus befasst er sich mit der Porzellanmalerei, die im Museum von Sèvres unter anderem in Form großer, auf Porzellan gemalter Bilder als Kopien berühmter Gemälde zu sehen sind. Um sich von diesem in erster Linie dekorativen Ansatz zu distanzieren, betont er in seiner Serie der Monolithen jetzt deren skulpturale Qualität und lässt sie als Antipode zum Tafelbild waagerecht aus der Wand ragen. Auf der horizontalen Oberseite, die oft meist leicht konkav gewölbt ist, sammelt sich zum Teil so viel Glasur, dass sich ein kleiner See bildet, während die Anordnung von zwei oder drei übereinander gehängten Elementen an eine wild gewordene Donald-Judd-Struktur erinnert. [10]
,
(Biscuit und
jeweils 30 x 36 x 10 cm, Foto:
Entreprise
Paul Nicoué, Courtesy of Jousse
Das Porzellan ist hier besonders „lebendig“, wie auch in der aktuellen Serie der Bricks und Cobblestones. Die Quader werden in sich zunehmend bewegter, was eindeutig nicht nur am Material liegen kann. Dazu kommen viele mehrteilige Arbeiten, in denen jeweils gleiche Formen sich jetzt berühren, sich ineinander verkeilen, aufeinander balancieren oder sich auf abenteuerliche Weise stapeln und die Schwerkraft auszuhebeln scheinen. Die Art, wie sie sich dabei wölben oder strecken, wie sie Knuffe und Knicke kassieren, wirkt überaus menschlich und oft sehr komisch. [11]
Immer virtuoser reagiert der Künstler auf die Tücken des Zufalls, überführt sie in eine konzeptuelle Offenheit seiner Werke. Selbst Risse sind willkommen, weil sie ihn zu überraschenden Ansätzen und Kompositionen anregen. Auch an der jüngsten Reihe der Mini-Bricks ist dies zu erkennen. „Manche werden zusammengepresst, andere gegen ein Objekt geworfen. Insgesamt habe ich
versucht, die Teile auf neue Art zu verweben“, erzählt boos. Durch diese Behandlung bekommen die kleinen Quader oft etwas Rundliches, was zu einer interessanten Dialektik zwischen weich und hart führt, die in gewisser Weise mit den unterschiedlichen Stadien des Tons in der Keramikwerdung korreliert. [12]
Bei dem preisgekrönten, bereits erwähnten Tisch Comme un Lego von 2024 spielt der Künstler ebenfalls auf die Flexibilität der Porzellanmasse im feuchten Zustand an, weil er vorgibt, dass die Beine des fragilen „Möbels“ von unten in die den Tisch konstituierenden Bricks drücken, so als seien diese noch weich und gerade erst geformt worden. [13]
Während boos den Geheimnissen seines Metiers auf der Spur ist, begrüßt er die „Schönheit des Unerwarteten“ und damit auch die anfangs zitierte Fülle neuer gestalterischer Möglichkeiten.

[11] Quartett (vier Bricks), 2023, Porzellan und Tomatenrot-Glasur, jeweils 10 x 10 x 10 cm, Foto: Sebastian Weindel, Courtesy of Jousse Entreprise.


Indem er seine Inspiration aus materialimmanenten Prozessen, der Geschichte der Keramik und der Kunstgeschichte bezieht, verbindet er auf faszinierende Weise die uralten Eigenschaften von Ton und Glasur mit künstlerisch überraschenden, scheinbar Grenzen überwindenden, plastischen Formulierungen und unglaublich lyrischen Oberflächen.
Als Keramiker, Künstler und Designer gehört emmanuel boos zu einem kleinen ausgesuchten Kreis europäischer Kunstschaffender, die sich ausschließlich der Arbeit mit Ton widmen, vom Handwerk genauso viel verstehen wie von Gegenwartskunst und in beiden Sphären gleichermaßen zu Hause sind. Während man sein Potenzial in Frankreich, Belgien, der Schweiz, Großbritannien, den USA und Südkorea erkannt hat, wünscht man boos, dass das – über Heidelberg und Mannheim hinaus – auch bald hierzulande der Fall sein wird.
[12] Mini-Bricks, Ausstellungsansicht im Mannheimer Port25, 2024/25, Foto: @ Lys Y. Seng, Courtesy Port25.
[13] Comme un Lego (Detail), 2023, Porzellan und Tenmoku-Glasur, 175 x 67 x 38 cm, Courtesy of the Loewe Foundation.
Julia Behrens
[12]
[13]
emmanuel boos, PhD (RCA)
geboren 1969 in Saint-Étienne, Frankreich, lebt und arbeitet in Mannheim und Paris
2016–2020 Artist in Residence, Manufacture de Sèvres, Paris
2006–2011 Promotionsstudium am Royal College of Art, London
2004 Artist in Residence, Alfred University, New York
2000–2003 Ausbildung bei Maître d’art de France Jean Girel, Burgund
1999–2000 Ausbildung bei Diana Berrier und Helena Klug, Paris
1992–1998 Arbeitsaufenthalte in China und Südkorea
1993–1994 Mitarbeit in der Töpferei der anthroposophischen Freizeitschule Mannheim
1984–1985 Erste Keramikkurse, Gould Academy, Maine, USA
Ausstellungen und Preise (Auswahl)
2025 Raisonné, New York (E)
2025 „Internationale Preisträger“, Galerie Marianne Heller, Heidelberg
2025 Messe Ceramic Brussels, PAD Paris
2024/25 „Diamonds are Forever 2“, Port25, Mannheim
2024 Palais de Tokyo, Paris: Loewe Foundation Craft Prize Finalisten. Spezielle Erwähnung der Jury
2024 „Formen“ Port25, Mannheim
2024 „Poetische Systeme“, Gallery Marianne Heller, Heidelberg (Duo mit Nosch)
2024 German Design Award (mit Mannheimer Label Maomi)
2023 „Comme un Lego“, Galerie Jousse Entreprise, Paris (E)
2023 „Collect“, Sommerset House, London, Gewinner Jurypreis
2023 German Design Award, Houzee Platinum Award, SIT Furniture Design Award (mit Label Maomi)
2022 Parcours céramique de Carouge: Galerie H und Showroom Peter Kammermann, Genf (E), Michelle Dethurens Award
Seit 2022 Glasurentwicklung für Hermès
2021/22 „Les fammes“, Musée d’art moderne de la ville de Paris
2021 „Bing! Bing!“, Icicle, Paris
2020/21 „Deltabeben“, Kunsthalle Mannheim
2019 Los Angeles Art Show (E)
2018/19 „La bibliothèque est en feu“, Galerie de Sèvres, Paris (E)
2018 „Je t’aime, moi non plus“, Galerie Jousse Entreprise, Paris (E)
2017 „L’expérience de la couleur“, Musée de Sèvres
2013 „Systematic Uncertainties“, Copenhagen Ceramics (Duo mit Esben Klemann)
2011 „Come back, Baby, come back“, Galerie Jousse Entreprise, Paris (E)
2010 Jerwood Makers Open, Preisträger, Ausstellung in London, Edinburgh, Belfast
Seit 2007 Jährliche Teilnahme an FIAC, PAD Paris/London, BRAFA, Design Miami Basel
2005 „Crac! Boum! Hue!“, Galerie Jousse Entreprise, Paris (E)
2005 Grand Prix de la Création de la ville de Paris
2003 „Céladon“, Fondation Bernardaud, Limoges
2001 „Maître et élève“, Musée du compagnonnage, Romanèche-Thorins (Duo mit Jean Girel)
Öfentliche Sammlungen
Cercle Design, Musée des Arts Décoratifs Paris (2022 und 2025)
Musée Ariana de la Céramique, Genf (2022)
Stadt Mannheim (2021 und 2024)
Förderkreis, Kunsthalle Mannheim (2021)
Musée National de Céramique, Sèvres-Limoges (2019)
Musée des Beaux-Arts de Lyon
Der Vergänglichkeit trotzen,
Künstlernachlässe sind selten glamourös, besetzen aber auf der Agenda des Kunstbetriebs einen immens wichtigen Platz

die Zukunft sichern
Der demografsche Wandel macht vor der Kunstwelt nicht Halt: Immer mehr Künstlerinnen und Künstler werden immer älter. Weil Kreativität kein Verfallsdatum kennt, verspürt kaum einer von ihnen Lust auf Ruhestand. Deshalb wächst die künstlerische Hinterlassenschaft, deshalb rückt das Thema Nachlass immer stärker in den Blickpunkt von Kunst, Kultur und Gesellschaft.
„Ewig währt am längsten“ – der satirische Satz des Künstlers Kurt Schwitters wirft ein Schlaglicht auch auf das Phänomen Künstlernachlass. Wie das? Kunst, die diesen Namen verdient, überdauert den Tag und den Anlass ihrer Entstehung. Sie spricht (im Idealfall) auch zukünftige Generationen an, obwohl niemand vorhersagen kann, wie das in der Gegenwart Entstandene in einigen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten wahrgenommen wird. An der Bewahrung dieses Erbes haben jene Institutionen, die Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern in ihre Obhut nehmen und kunstwissenschaftlich betreuen, wesentlichen Anteil.
Vermittlungsarbeit der Zukunft. Es ist die Vorbereitung für die Überführung in einen neuen ‚Aggregatzustand‘, der die Verbindung zwischen Leben und Werk von Künstlerinnen und Künstlern herstellt.“
Der in sechs Sektionen unterteilten Berliner Akademie gehören allein in der Sparte Bildende Kunst rund 70 Künstlerinnen und Künstler an. Deren Liste reicht von Ai Weiwei und Dieter Appelt bis zu Corinne Wasmuht und Dorothee von Windheim. So verwundert es nicht, dass das seit 1994 bestehende Archiv Bildende Kunst (seine Kernaufgabe besteht in der Betreuung der schriftlichen Zeugnisse der Akademie-Mitglieder) stetig größer wird: „Der Umfang“, bilanziert Michael Krejsa, „ist inzwischen auf über 221 Bestände und Sammlungen mit über 1.200 laufenden Metern Schriftgut angewachsen; hinzu kommen circa 40.000 Fotos und 30.000 Dias.“
Zu den wichtigsten Einrichtungen zählt hierzulande die Berliner Akademie der Künste. Michael Krejsa, Leiter des Archivs Bildende Kunst der Akademie, bettet das Nachlass-Thema in einen größeren Zusammenhang ein: „Das Eintreten ins Archiv, das Ordnen und Verzeichnen bildet die Voraussetzung für die Bildungs- und [1] Blick ins Nachlass-Depot des Malers Max Kaminski, Foto: Archiv Kaminski/Sebastian Lübeck.

Beeindruckende Zahlen, Zahlen auch, die verdeutlichen, welch weites Feld zu bestellen hat, wer das Terrain der Künstlernachlässe umpflügt. Die Dokumente, die das künstlerische Schaffen bezeugen und begleiten, sind die eine Seite der Medaille; die andere ist die Kunst selbst. Beiden gerecht zu werden, kann sich in Einzelfällen als Herkulesaufgabe erweisen. Malerei, Zeichnung und Fotografie stellen dabei wegen ihrer in der Regel überschaubaren Formate geringere Anforderungen an eine sachgerechte Aufbewahrung als Skulpturen, Installationen oder Medienkunst.
Dass das Thema Nachlass und Vorlass (Werke und Unterlagen, die der Urheber bereits zu Lebzeiten einem Archiv übereignet hat) auf der Agenda des Kunstbetriebs einen wichtigen Platz besetzt, beweist schon die immens gestiegene Zahl der Initiativen und Publikationen, die sich mit der künstlerischen Hinterlassenschaft befassen. In Berlin haben Loretta Würtenberger und
Daniel Tümpel sogar ein „Institut für Künstlernachlässe“ gegründet – nach eigenem Bekunden „die einzige Forschungseinrichtung in Europa, die sich ausschließlich dem Themenkomplex der Künstlernachlässe widmet“.
Ein Thema, das vielen auf den Nägeln brennt
„Was geschieht mit meinem Nachlass?“ – diese Frage, die der Bundesverband Künstlernachlässe (BKN) als Titel für eine 2021 erschienene Publikation wählte, brennt vielen auf den Nägeln. Das gilt auch für die Fotografie: Erst im Februar veranstaltete das Zentrum für Fotografie Essen ein Symposion mit dem Titel „Best Practices? Fotografische Vor- und Nachlässe“. Gewiss, es gibt einige wenige Institutionen, die sozusagen amtlich zuständig sind für das bildnerische Erbgut, beispielsweise das bereits erwähnte
20, Foto: AdK.
[2] Postkarte von John Heartfield und George Grosz an Otto Dix, 1920, Akademie der Künste, Berlin, Autographen-Sammlung Bildende Kunst, Nr.

Archiv der Akademie der Künste in Berlin, das in Pulheim-Brauweiler (bei Köln) ansässige Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds oder das Deutsche Kunstarchiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Zudem existieren Initiativen, die hervorragende Arbeit auf dem Feld der Erinnerungskultur leisten, deren Radius jedoch regional begrenzt ist. Hierzu gehören etwa das Forum für Künstlernachlässe in Hamburg, die Künstlernachlässe Mannheim oder der Verein Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg (Sitz in Potsdam). Erwähnung verdienen auch Institutionen, die man mit dem Thema nicht automatisch in Verbindung bringt: Zwei Kandidaten sind das ZADIK | Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung in Köln und das ZKM – Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe. Doch trotz der Vielfalt dieser Pflege-Einrichtungen kann in den Archiven nur ein Bruch-
teil dessen für die Nachwelt gesichert werden, was Künstlerinnen und Künstler hervorbringen.
Perspektive des Kunstmarktes
Derweil picken sich einige Kunstmarkt-Player die ertragreichen Rosinen aus dem Nachlass-Kuchen heraus – allen voran die weltweit agierende Galerie Hauser & Wirth (dort werden knapp 40 Künstlernachlässe betreut und vermarktet) und David Zwirner. Hierzulande tut sich auf diesem Feld vor allem das Kölner Auktionshaus Van Ham hervor – „als einziges deutsches Auktionshaus bietet es seit 2011 eine umfassende Betreuung von künstlerischen Vor- und Nachlässen an“, heißt es auf der Website. Knapp 15 Künstlernachlässe hat der Van Ham Art Estate mittlerweile unter seine Fittiche genommen – auf der Liste stehen beispielsweise
[3] Van Ham Art Estate, Köln, Blick ins Depot, Foto: Van Ham Kunstauktionen | Saša Fuis Photographie.

Olga Blaß und Kristian Jarmuschek, Doppelspitze der art karlsruhe – mit dem neuen Programm „re:frame“ präsentierte die Karlsruher Messe bei ihrer jüngsten Ausgabe Best-Practice-Beispiele für den Umgang mit Künstlernachlässen, Foto: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner.
Art Karlsruhe https://www.art-karlsruhe.de/de/

Simon Kaminski, umgeben von Bildern seines Vaters, Foto: Archiv Kaminski/Sebastian Lübeck.
Nachlass Max Kaminski, Augsburg https://www.maxkaminski.de
Karl Hofer, Alfonso Hüppi, Tata Ronkholz, Bernard Schultze und Ursula Schultze-Bluhm.
Dass das Thema für den Kunstmarkt an Relevanz gewinnt, demonstrierte die jüngste Ausgabe der art karlsruhe, die im Februar über die Bühne ging. Unter dem Titel „re:frame“ präsentierten dort verschiedene Galerien Arbeiten mit Nachlass-Provenienz. So rückte die Pariser Galerie Eric Mouchet Ella Bergmann-Michel (1896–1971) und ihren Ehemann Robert Michel ins Rampenlicht – die engen Freunde des Dada-Pioniers Kurt Schwitters gehörten in den turbulenten Zwanzigerjahren zur Avantgarde. Und die sight Galerie aus Offenbach, die mit dem Nachlass von Johannes Geccelli zusammenarbeitet, zeigte Werke des Malers (1925–2011), der zu den wichtigsten Vertretern der Farbfeldmalerei gehört. Olga Blaß, Projektleiterin der art karlsruhe, sieht das NachlassThema im Aufwind: „Im Dialog mit dem Markt haben wir festgestellt, wie groß der Bedarf ist, über Nachlässe und über Künstlerinnen und Künstler zu sprechen, die ein Werk hinterlassen haben, und zu schauen, welche Fragen entstehen und wie BestPractice-Beispiele aussehen könnten.“
Spielraum für Eigeninitiative
Zwischen öffentlich geförderten oder gar finanzierten Archiven und solchen Nachlassbetreuern, die daraus ein Geschäftsmodell gemacht haben, bleibt reichlich Spielraum für Eigeninitiative. Auf den Plan treten hier meist Angehörige oder Lebenspartner des Verstorbenen, mitunter auch Freunde und Weggefährten. Beispiele für diesen letzten Liebes- oder Freundschaftsdienst gibt es reichlich. Hervorgehoben seien pars pro toto nur vier private Künstlernachlässe. In Augsburg kümmert sich der Journalist Simon Kaminski mustergültig um den Nachlass seines Vaters Max Kaminski (1938–2019) – der Neoexpressionist war enorm produktiv. „Das vor Ort verbliebene Werk ist gewaltig, obwohl viele Bilder zu Lebzeiten verkauft wurden und im Besitz von Sammlern, Galerien und Museen sind“, sagt Kaminski, dem der Maler Sebastian Lübeck bei der Betreuung der Hinterlassenschaft zur Seite steht. „Wir sprechen über rund 1.200 überspannte, meist großformatige Leinwandarbeiten sowie 20.000 bis 30.000 Arbeiten auf Papier.“
Im sauerländischen Plettenberg sorgt Andrea Küster dafür, dass das Œuvre des Hagener Bildhauers Heinrich Holthaus (1903–1980) in einem privaten Künstlermuseum überdauert, das 2015 eröffnet wurde. Ihr Mann, der in Plettenberg ansässige Helmut Teichert, hatte einen Gutteil des künstlerischen Nachlasses von Holthaus geerbt. Nach seinem Tod – er starb im Mai 2024 – übernahm die in Düsseldorf lebende Künstlerin Verantwortung für das Museum, das sich inzwischen in der Trägerschaft eines gemeinnützigen Vereins befindet. „Eine Besonderheit des Museums ist,
dass es quasi alle im Bestand vorfindlichen circa 400 Plastiken präsentiert“, so Küster. „Der ‚Werkstattcharakter‘ trägt dazu bei, alle Arbeiten sehr hautnah erfahren zu können.“
Im niederrheinischen Viersen setzt sich Renatae Ettl für das Schaffen ihres Vaters Georg Ettl (1940–2014) ein. Das Hauptwerk des Meisters der minimalistischen Silhouetten ist die Ausmalung der Heilig-Geist-Kirche in Neuss. Und in Düsseldorf hat sich Nahlah Saimeh, die Frau von Ingolf Timpner (1963–2018), der Aufgabe verschrieben, das Werk des Fotokünstlers durch Ausstellungen und Publikationen bekannter zu machen.
Was nach dem Tod bleibt
Keine Übertreibung, wenn man die These aufstellt, dass beim Umgang mit Nachlässen mehr Aspekte zu beachten sind als in jedem anderen Sektor der Kunstpflege. Beinahe einschüchternd die Liste von Relikten, die der Vergänglichkeit einer abgeschlossenen Künstlerexistenz trotzen: Vollendete Werke in verschiedenen Medien gehören dazu, aber auch Vorarbeiten und Studien, Entwürfe und Modelle. Werkzeuge und Materialien aus dem Atelier sind ebenfalls tendenzielle Nachlass-Gegenstände, nicht zu vergessen die Bibliothek eines Künstlers, sein Fundus von Inspirationsquellen, die persönliche Korrespondenz, Tagebücher und Notizbücher, Besucherbücher und Gästelisten, Verträge und geschäftliche Unterlagen.


Damit nicht genug: Viele Nachlässe enthalten fotografische Dokumentationen von Werken und Ausstellungen, persönliche Fotos und Familienalben, Filme und Videos oder Tonaufnahmen (zum Beispiel Interviews und Vorträge). Schließlich Veröffentlichungen, die den theoretischen Nährboden für jede Befassung mit einem Kunstwerk darstellen: Werkverzeichnisse, Monografien und Ausstellungskataloge, Artikel in Tageszeitungen und Fachmagazinen. Mit dem Siegeszug des Internets treten zudem digitale Inhalte mehr und mehr in den Vordergrund – zu nennen wären hier Künstler-Websites, Social-Media-Accounts und E-Mail-Archive. [4] Atelier von Max Kaminski vor dem Umzug ins heutige Nachlass-Depot, Foto: Archiv Kaminski/Sebastian Lübeck. [5] Das Museum Holthaus im sauerländischen Plettenberg präsentiert den Nachlass des Bildhauers
Heinrich Holthaus, Foto: Helmut Teichert.

Plattform für das Kunsterbe der Zukunft
Künstlernachlässe, mag man da in Abwandlung einer bekannten Redewendung sagen und seufzen, sind schön, machen aber viel Arbeit. Anna Wondrak kann davon ein Lied singen. Die Leiterin des Künstler:innenarchivs der Stiftung Kunstfonds betreut ein Facharchiv, das 2010 in Pulheim-Brauweiler (bei Köln) eröffnet wurde. „Unser Bestand“, berichtet Wondrak, „umfasst aktuell mehr als 50.000 Bilder, Skulpturen, Fotos, Installationen, Skizzenbücher und Entwürfe von über 40 Künstler*innen.“ Mit diesem Pfund kann, ja muss man wuchern: „Die Werke“, erläutert Anna Wondrak, „werden nicht nur inventarisiert und erforscht, sondern auch als Leihgaben ohne zusätzliche Leihgebühr Museen und Institutionen zugänglich gemacht. Gleichzeitig versteht sich [6] Schieberegale im Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds, Foto: Dirk Rose.
das Archiv als agile Plattform, in der Konzepte rund um das Thema ‚Kunsterbe der Zukunft‘ erprobt und diskutiert werden – und zwar immer aus der Perspektive der Kunstschaffenden heraus.“
Auf die Frage nach einem besonders bedeutenden Nachlass-Zuwachs, den die Stiftung Kunstfonds in jüngerer Zeit verbuchen konnte, verweist Wondrak auf den Vorlass der Aktionskünstlerin Renate Weh (Jahrgang 1938). Mit ihren Einsiebungen, Einkleidungen oder Eintauchungen machte sich die Pionierin in den 1960erund den frühen 1970er-Jahren einen Namen, zog sich jedoch vollständig aus dem Kunstbetrieb zurück. Anna Wondrak: „Ihr hochaktuelles Werk, das sich mit Transformationsprozessen und amorphen Überformungen beschäftigt, ist eine spannende Wiederentdeckung.“
Dauerhafte Lösungen für flüchtigen Fluxus-Spirit
Mary Bauermeister muss man nicht wiederentdecken. Die Kölner Künstlerin (1934–2023) war eine zentrale Figur der Fluxus-Bewegung. Nachmals legendäre Künstler wie John Cage, Nam June Paik und Christo gingen in den 1960er-Jahren in ihrem Atelier ein und aus. Bauermeisters dokumentarischer Nachlass befindet sich im Kölner ZADIK (Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung). Eine Ausnahme, widmet sich das Institut, das seit 2020 in die Universität zu Köln integriert ist, doch hauptsächlich jenen Akteuren des Kunstmarktes, die als Scharnier zwischen Kunstschaffenden und der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Galerien und Kunsthändler etwa, aber auch Kunstkritiker und Kuratoren.
„Mittlerweile haben wir schon über 200 Archivbestände, Tendenz steigend“, sagt die ZADIKLeiterin Nadine Oberste-Hetbleck. „Der schriftliche Vor- und Nachlass von Künstler*innen wird jedoch nur in Ausnahmefällen bei uns bewahrt, wenn er besonders aussagekräftig für Entwicklungen im Kunstsystem ist, auch Orte des Austauschs dokumentiert. So ist es auch im Fall von Mary Bauermeister, die bereits in jungen Jahren ihr Atelier in der Lintgasse in Köln für Künstler*innen öffnete und dort Ausstellungen, Performances und Konzerte durchführen ließ. Ihr Archiv ist auch das erste gewesen, welches wir von einer/m Künstler*in 2012 im ZADIK aufgenommen haben.“
Auch Medienkunst will Ewigkeit
Mit dem ZADIK teilt das ZKM – Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe die Gemeinsamkeit, dass die dokumentarische Hinterlassenschaft von Künstlerinnen und Künstlern hier unter dem weitgespannten Dach eines Archivs aufbewahrt wird, das viele Akzente setzt. Das 1989 gegründete ZKM, Vorreiter in Sachen Medienkunst und -theorie, besitzt einen umfangreichen Bestand an Video- und Computerkunst, der momentan mit der großen Sonderausstel-
lung „The Story That Never Ends. Die Sammlung des ZKM“ gewürdigt wird (bis 20.9.2025). Seit 2017 gibt es am Haus die Abteilung „Wissen — Sammlung, Archive & Forschung“, geleitet von Margit Rosen. Gesammelt wird hier vor allem biografisches Material von Künstlern und Theoretikern, die maßgebliche Beiträge zur Medienkunst geleistet haben. Jürgen Claus, Herbert W. Franke, Stephan von Huene oder der ZKM-Gründer Heinrich Klotz stehen ebenso auf der Liste wie Ulrike Rosenbach oder Jeffrey Shaw.
In den kommenden Jahren wird diese Liste erheblich wachsen, erwartet Margit Rosen: „Die Anfänge der Medienkunst reichen in die 1950er- und insbesondere die 1960er-Jahre zurück – mit Pionierarbeiten in der elektronischen Musik, der Videokunst und frühen Experimenten mit Computern. Die Künstler*innen, die in dieser Zeit ihre Laufbahn begonnen haben, erreichen inzwischen ein Alter, in dem sie ihre Archive übergeben oder ihre Nachlässe geregelt werden müssen.“

[7] Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds: Praxisseminar mit Studierenden des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Technischen Hochschule Köln – Juliana Wetten (links) und Elisabeth Bauer mit Werken von Renate Weh, Foto: Stiftung Kunstfonds.

Wenn ein Künstlernachlass in die Obhut des ZKM überführt wird, unterscheidet sich die Vorgehensweise vom typischen Prozedere bei solchen Verfahren, weil die Medienkunst besondere Anforderungen an die Nachwelt stellt. Rosen: „Videobänder können nicht dauerhaft erhalten werden, deshalb werden sie in unserem Labor für antiquierte Videosysteme digitalisiert. Auch digitale Speichermedien wie Festplatten oder ältere Datenträger werden ausgelesen und gesichert.“
Nach dem jüngsten prominenten ZKM-Zugang gefragt, nennt Margit Rosen den Choreografen und Künstler William Forsythe,
Pionier des modernen Tanztheaters. Der 1949 geborene Amerikaner, nicht nur durch seine zwei Jahrzehnte währende Leitung des Ballett Frankfurt mit Deutschland verbunden, kam zu dem Befund, sein Vorlass – herausragend die „choreographic objects“ – sei am besten in Karlsruhe aufgehoben: „Sein Archiv“, so Rosen, „umfasst Video-Aufnahmen von Proben, Aufführungen und Installationen, Programmhefte, Poster, Kritiken, Fotografien, Publikationen, Korrespondenzen und persönliche Produktionsnotizen.“ Eines ist sicher: Wer in Zukunft über die bahnbrechenden Choreografien des Meisters forschen will, kommt an einem Besuch im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe nicht vorbei.
Medien Karlsruhe, Foto: Thomas Meyer, Ostkreuz.
Nachlassverwaltung in der Region
In gewisser Weise steht William Forsythe für die große weite Welt des Kunstbetriebs. Ein wesentlicher Teil der Nachlassverwaltung allerdings spielt sich in einem regional definierten Rahmen ab. Das trifft beispielsweise zu auf das Hamburger Forum für Künstlernachlässe (FKN). Der gemeinnützige Verein, dessen Vorsitz die Kunsthistorikerin Gora Jain führt, wurde 2003 ins Leben gerufen. Inzwischen reicht die Liste der vom FKN betreuten Nachlässe von Friedrich Ahlers-Hestermann bis Ursula Wulff. Im Künstlerhaus Sootbörn werden die Bestände aufbewahrt, wissenschaftlich erfasst und der Allgemeinheit zugänglich gemacht.
„Unter der Prämisse, mit dem Erhalt von künstlerischen Nachlässen einen wichtigen Baustein zum kulturellen Erbe zu liefern, ist das FKN als Kooperationspartner zur musealen Arbeit und als gemeinnützige und eigenständige Institution angetreten“, legt Gora Jain dar. „Als bundesweit wahrgenommenes Pilotprojekt wurde ein tragfähiges Konzept für die dauerhafte wissenschaftlich fundierte Bewahrung von künstlerischem Gut entwickelt und aufgebaut. Unsere Bemühungen münden nun in einem Neubau, der Anfang September eröffnet wird und unsere Arbeit in einen angemessenen Rahmen gießt.“
Mit Ausstellungen, Leihgaben und Publikationen macht das FKN öffentlichkeitswirksam auf seine Arbeit aufmerksam. „Besonders sinnvolle Kooperationen ergaben sich auch schon mit Universitäten und Hochschulen, bei denen Absolvent*innen der Kunstwissenschaften ihre Abschlussarbeiten auf Basis von bei uns befindlichen Nachlässen gemacht haben“, so Jain.
Eine vergleichbare, auf eine Stadt konzentrierte Strategie verfolgen die Künstlernachlässe Mannheim (KNMA) – eine gemeinnützige Stiftung, die in diesem Jahr den 20. Geburtstag feiern kann. In einer Industriehalle im Stadtteil Rheinau lagern derzeit die Nachlässe von 17 Mannheimer Künstlerinnen und Künstlern. Der Älteste, Will Sohl, Meisterschüler des bekannten Rheinischen Expressionisten Heinrich Nauen, lebte von 1906 bis 1969. Als letzter verstorben ist im Jahr 2020 der mit Stahlplastiken hervorgetretene Bildhauer Herbert Halberstadt. Sie alle werden auf der KNMA-Website mit ausführlichen Biografien vorgestellt – und auf diese Weise vor dem Vergessen bewahrt.
Sophia Denk, Leiterin der Künstlernachlässe Mannheim, hebt einen Neuzugang hervor, der ihrer Institution besonders gut zu Gesicht steht: „2022 haben wir den Nachlass von Walter Stallwitz übernommen – der Grenzgänger zwischen figürlicher und informeller Malerei ist in der Region sehr bekannt. Besonders stolz sind wir darauf, auch sein Atelier in der alten Sternwarte betreuen

ZADIK | Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, Köln www.zadik.uni-koeln.de

Gora Jain, Foto: Sabine Fendt.
Forum für Künstlernachlässe (FKN), Hamburg www.kuenstlernachlaesse.de
Nadine Oberste-Hetbleck, Foto: Maya Claussen.


zu dürfen, das einen direkten Bezug zu seiner Arbeit hat und eine wahre Zeitkapsel ist.“ Sophia Denks Beschreibung des Prozederes, das die KNMA anwenden, wenn sie einen Künstlernachlass in ihre Obhut nehmen, dürfte so oder so ähnlich auch den Alltag anderer Nachlass-Institutionen beschreiben. „Wir dokumentieren sämtliche Werke, Briefe, Fotografien und andere relevante Materialien. Dieser Schritt geht Hand in Hand mit der Vergabe von Inventarnummern. Danach folgt die Übertragung der Kunstwerke in unsere Datenbank. Relevante Informationen sind hierfür die Maße, Technik und gegebenenfalls Provenienz der Arbeiten. Auch deren Zustand wird dokumentiert. Das ermöglicht, die Werke und Dokumente für die Forschung und Ausstellung zugänglich zu machen. Im Anschluss daran werden die Werke professionell fotografiert, sodass wir sie auf unserer Webseite sichtbar machen können.“
Kleiner Maßstab, große Taten
Angehörige von Künstlerinnen oder Künstlern, die deren kreative Hinterlassenschaft in Eigenregie verwalten und dabei viel Zeit und Geld aufwenden, stehen weniger im Blickpunkt als jene Institutionen, die mehrere oder gar viele Nachlässe archivieren. Sind diese Privatinitiativen deshalb weniger wichtig? Im Gegenteil! Im kleinen Maßstab ereignet sich oft Großes. Weil die von Amts wegen mit der Nachlass-Konservierung befassten Einrichtungen nur einem Bruchteil des von Aussortierung und Vernichtung bedrohten künstlerischen Erbes aus der Bredouille helfen können, ist bürgerschaftliches Nachlass-Engagement schlechterdings unverzichtbar. Welches Schicksal wäre beispielsweise dem überbordenden Nachlass des eingangs erwähnten Malers Max Gerd Kaminski beschieden, hätte sein
[9] Nam June Paiks Videoskulptur „Canopus“ ist Teil der aktuellen Ausstellung „The Story That Never Ends. Die Sammlung des ZKM“ © Nam June Paik; Foto © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Steffen Harms.
[9]


Atelier Ettl, Viersen www.georgettl.com
Sohn Simon Kaminski nicht beizeiten Vorkehrungen getroffen, um das Œuvre zukunftstauglich zu machen. Der Journalist der „Augsburger Allgemeinen“ ist ein Einzelkind – so fiel die Wahl zwangsläufig auf ihn, als es darum ging, Verantwortung zu übernehmen.
„Bereits vor seinem Tod habe ich mich, unterstützt durch Sebastian Lübeck, früherer Student und enger Vertrauter meines Vaters, um dessen Werk gekümmert“, erzählt Simon Kaminski. So organisierte er beispielsweise eine große Retrospektive im Augsburger Glaspalast. „Nach dem Tod meines Vaters haben wir das Werk von seinem Atelier in ein Depot überführt und weite Teile digital erfasst: Es gab und gibt weitere Ausstellungen, MesseAuftritte, Mediengeschichten sowie punktuelle Kooperationen mit Galeristen.“

Nahlah Saimeh betreut den Nachlass des Fotokünstlers Ingolf Timpner, Foto: Ralf Zenker.
ITNS Nachlassverwaltung
Ingolf Timpner, Düsseldorf www.itns-nachlassverwaltung.de
[10] Visualisierung Neubau Forum für Künstlernachlässe (FKN), Hamburg 2024, SEHW Architekten, Entwurf Andreas Horlitz. Foto: FKN.
[10]
Renatae Ettl, Foto: Atelier Ettl.

Verkäufe aus dem Nachlass kein Tabu
Letzteres wirft generell die Frage auf, wie private Nachlassverwalter es mit der Verkäuflichkeit (oder Unverkäuflichkeit) der ihnen anvertrauten Arbeiten halten. „Wir verkaufen tatsächlich Werke aus dem Nachlass“, sagt Simon Kaminski. „Das ist im Sinne meines Vaters, der argumentiert hat, dass er nicht für Lager und Hochregale malt, sondern damit seine Bilder gezeigt werden, unter Leute kommen.“ Ganz ähnlich sieht das Renatae Ettl. Die Tochter des vielseitigen Künstlers Georg Ettl verwaltet dessen Nachlass seit 2014: „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Großteil der Kunst meines Vaters noch zu meinen Lebzeiten zu verkaufen und somit unter die Menschen zu bringen, die sich daran erfreuen.“
Den US-Minimalismus der Sechzigerjahre hat Ettl mit seriellen Grundmotiven, beispielsweise Pferden oder Köpfen, fortentwickelt und um ein spielerisches Element bereichert. Zwischen 1969 und dem frühen Tod des aus Bayern gebürtigen, aber im niederrheinischen Viersen beheimateten Künstlers entstand eine Fülle von Bildern, Zeichnungen, Skulpturen und Objekten. „Eine erste dokumentierte Sichtung durch mich ergab eine Excel-Liste mit über 600 Zeilen. Um den Überblick zu spezifizieren, habe ich seine Arbeiten zunächst in drei Kategorien unterteilt: Unikate, Editionsarbeit und Entwürfe.“ Unter dem Label „Atelier Ettl“, das ihr Vater 1996 kreiert hat, verkauft Renatae Ettl Editionen in Form von Wandschmuck, Figuren, Möbeln, Haushaltsgegenständen und Mode-Accessoires. „Die Verwaltung des Nachlasses finanziert sich so gesehen von selbst und erlaubt es mir zusätzlich, in neue Projekte des Atelier Ettl zu investieren“, so die Tochter, die auch selbst als Künstlerin unterwegs ist.
Künstlernachlässe Mannheim: Übernahme des Nachlasses von Norbert Nüssle (1932–2012), Foto: Künstlernachlässe Mannheim.

Mit Herzblut und kunsthistorischer Expertise
Verkäufe aus dem Nachlass sind auch für Nahlah Saimeh kein Tabu. Als forensische Psychiaterin, die regelmäßig in den Medien präsent ist, zieht die Düsseldorferin viel Aufmerksamkeit auf sich. Weit weniger bekannt, dass Saimeh sich dem fotografischen Erbe ihres Mannes Ingolf Timpner verschrieben hat. „Die ITNS Nachlassverwaltung“, rekapituliert Nahlah Saimeh, „habe ich am 1. September 2018 ins Leben gerufen, also 14 Tage nach dem Versterben von Ingolf Timpner. Er hatte mir kurz zuvor gesagt, dass es sein Wunsch ist, dass ich mich um sein Werk kümmere, es einer wissenschaftlichen Aufarbeitung zuführe und auch publiziere.“
Dieses Vermächtnis, das rund 2500 Bildmotive umfasst, außerdem 25 Skulpturen, andere Objekte und poetische Sprachgebilde,
Weitere Adressen
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Abteilung Wissen – Sammlung, Archive & Forschung https://zkm.de/de/forschung-produktion/ sammlung-archive
Akademie der Künste, Berlin https://www.adk.de/de/archiv
Van Ham Art Estate, Köln https://www.art-estate.org
Künstlernachlässe Mannheim https://www.kuenstlernachlaesse-mannheim.de/
Museum Holthaus – Nachlass des Bildhauers Heinrich Holthaus, Plettenberg (Sauerland) https://www.museum-holthaus.de
Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg, Potsdam https://www.private-kuenstlernachlaesse-brandenburg.de
Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds, Pulheim https://www.kunstfonds.de/kunsterbe/ kuenstlerinnenarchiv
trägt sie weiter: Um Timpners analoge Fotokunst, die in der Tradition der Alten Meister steht, zu erschließen, hat sie bereits zwei Bücher im eigenen Verlag herausgebracht. Außerdem erscheint monatlich ein Newsletter mit Werkbeschreibungen von verschiedenen Autorinnen und Autoren.
Warum macht sie das alles, was treibt sie an? „Das Schaffen von Ingolf Timpner“, erläutert Nahlah Saimeh, „ist sehr vielschichtig und in der Verzahnung mit ihm als einem Menschen, der seinen Todeszeitpunkt selbst wählte, ausgesprochen interessant und von einer betörenden Radikalität. Es lohnt sich, das Werk zu dechiffrieren.“ Herzblut und kunsthistorische Expertise, beides geht bei ihr eine fruchtbare Liaison ein. Künstlernachlässe, so scheint es, lassen keinen kalt.
Jörg Restorf
[12] Georg Ettl, Foto: Atelier Ettl.
Same …


… but diferent

Die Porträtmalerei gilt als eine der Königsdisziplinen und gleichzeitig zentrales Thema der Malerei: Nicht nur das Erscheinungsbild des Modells, sondern auch sein besonderer Ausdruck als Spiegel des Inneren, sein Charakter und seine Lebendigkeit sollen auf Leinwand oder Papier gebannt werden. Dabei ist Empathie gefragt und ein gutes Gefühl für Proportionen und ein künstlerischer Blick auf Details sind ebenso entscheidend. Eine besondere Rolle spielen auch die Wahl der künstlerischen Technik und dementsprechend der verwendeten Mittel für die Wirkung des Porträts und seine Aussage.
Porträts in verschiedenen Techniken gehen in ihrer Gegenüberstellung zentralen Fragen auf den Grund: Wie ist die Bildwirkung – transportiert das Porträt in unterschiedlicher Ausführung andere Botschaften? Lenken die gewählten Mittel die Rezeption, und wie entwickelt sich mehr Eigenständigkeit des Werks? Natürlich sind hier nicht nur Mal- oder Zeichenmate-
rialien von Bedeutung, sondern auch der Malgrund und das gewählte Format.
Solche Faktoren sind an den Porträts von David Hockney eindrücklich nachzuvollziehen: Das linke, sehr modern anmutende Porträt ist vollständig mit gebrauchsfertigen Tuschepinseln ausgeführt, die in einer vollständigen Palette zur Verfügung stehen – darunter kräftige Neontöne, die sich für einen Pop-Art-Künstler gleichsam anbieten. Die wasserlöslichen Farben können für einen diffuseren Farbauftrag verdünnt werden: Der Bereich der Schildmütze wurde vorgenässt, sodass der Farbauftrag verläuft und fast aquarellartigen Charakter bekommt. Dank der kurzen Trocknungszeit kann im Anschluss das Karomuster mit unverdünntem Strich aufgetragen werden. Im Vergleich ganz anders die Bildwirkung bei den Porträts auf der gegenüberliegenden Seite: Das linke Porträt ist vollständig in Gouache ausgeführt, während das rechte auf einem mit Tuschepinsel angelegten grünen Hintergrund in Fineliner angelegt ist.

Dieser Text dient nur der Darstellung von Textmenge und Schriftgröße. Man kann ihn zwar lesen, inhaltlich vermag er aber keinen Beitrag zu leisten. Er ermöglicht die Beurteilung des Satzspiegels.


Soll ein Porträt möglichst naturgetreu sein oder Spielräume für Interpretationen lassen? Wird eine eher zeitgenössische Wirkung bevorzugt oder mag man es eher klassisch? Die Porträts von Amedeo Modigliani auf der linken Seite zeigen die Möglichkeiten von Porträts in verschiedenen Techniken: Das größere der drei Porträts ist mit Schablonen gesprayt – durch diese beabsichtigte Vereinfachung setzt es auf plakative Wirkung, die in ihrer Reduktion modern und kühl erscheint. Wärmer und lebensnaher wird es daneben: Für das Tusche-Porträt links wurde eine Kunststofffolie ockerfarben grundiert, daneben wurde in Ölfarbe auf Kunststofffolie gemalt.


Die beiden Porträts des Musikers oben links sind links in Tusche, rechts in Kohle auf Moulin-Papieren gezeichnet. Und wer mag, kann natürlich auch zu etwas unorthodoxeren Mitteln greifen: Die beiden Thomas-Mann-Porträts rechts, beide auf Folie, sind in schwarzem Kajal beziehungsweise rotem Lippenstift ausgeführt – verblüffende Wirkung garantiert!

Die beiden großformatig abgebildeten Porträts zeigen den bedeutenden österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard, dessen Werk ebenso umstritten wie skandalträchtig war und in seiner Heimat für Schlagzeilen und heftige Kritik sorgte. Links ist der Autor in klassischruhiger Denkerpose in feiner Federzeichnung mit Tusche auf Papier gegeben. Die farbstarke, expressive Darstellung rechts hingegen lässt Abgründe, Stimmungen und Provokationen erahnen und wurde mit großen Sennelier-Ölpastellen auf Folie ausgeführt. Vor allem der lockere, schnelle Duktus in seiner starken Abstraktion und auch Farbigkeit und Format bestimmen hier die Gesamtwirkung in klarem Kontrast zur zeitlosen Zeichnung.
Recht traditionell wiederum geht es bei den beiden Männerporträts mit Hut zu: Das linke Porträt wurde mit Ölfarbe ausgeführt, das rechte mit wasservermalbarer Ölfarbe.



Dieser Text dient nur der Darstellung von Textmenge und Schriftgröße. Man kann ihn zwar lesen, inhaltlich vermag er aber keinen Beitrag zu leisten. Er ermöglicht die Beurteilung des Satzspiegels. Dieser Text dient nur der Darstellung von Textmenge und Schriftgröße. Man kann ihn zwar lesen, inhaltlich vermag er aber keinen Beitrag zu leisten.
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Härte und Verletzlichkeit gleichzeitig spiegeln sich in diesem Dreifach-Porträt durch kalkulierten Einsatz der künstlerischen Mittel. Links kam ein Brush Pen auf Urban Art Gewebe zum Einsatz. Der aquarellierbare Fasermaler mit zwei Spitzen erlaubt mit der Feinspitze eine exakte Linienführung und mit der Pinselspitze auch unterschiedliche Strichstärken. Die Farben auf Wasserbasis sind ungiftig, geruchlos und problemlos mischbar; für feine Farbverläufe können die Spitzen direkt ins Wasser getaucht werden.

Für die minimalistische, eher flächen- und umrissbetonte Zeichnung ist Reißkohle das Medium der Wahl, deren Schwarzgrad höher ist als bei herkömmlicher Zeichenkohle. Reißkohle besteht aus Holzkohle, Ton und Bindemitteln, ist in unterschiedlichen Härtegraden erhältlich und setzt mit entschiedenem Strich auch harte Kanten aufs Papier. Für das Porträt rechts wurde Urban Art Gewebe schwarz grundiert. Ölpastell in Gelbgrün und Blau war das Mittel der Wahl für die Darstellung mit minimalen weißen Höhungen.#
Malerei, Realisation und Fotografe: Ina Riepe
Text: Sabine Burbaum-Machert
Diese Reihe beleuchtet eindrücklich, wie weit sich das Porträt von rein formalen Attributen und äußeren Charakteristika zu lösen vermag, um in der Wahl der Mittel zu besonderer Eigenständigkeit und Aussage zu fnden.

Schutzpatron der Maler
Stefan Bircheneder malt mit Farben von Lukas


Stefan Bircheneder, geboren 1974 in Vilshofen, lebt und arbeitet in Waldmünchen, www.bircheneder.de.
Foto oben: Stefan Bircheneder, Porträtfoto: Martina Strilic.
Bei meinen Ölgemälden von Industrieräumen male ich in Lasurtechnik. Ich benutze zwar Ölfarben dafür, aber vergleichbar ist die Arbeitsweise eher dem Aquarell. Grundlage ist also eine perfekt weiß grundierte, feine Leinwand, die dem weißen Papier entsprechen würde. Darauf wird mit mehr oder wenig stark verdünnten Ölfarben gemalt. Wo es später hell bleiben soll, bleibt der weiße Untergrund. Entsprechend dem Aquarell würde man einen blauen Himmel-Farbton um eine Wolke „herummalen“. Weiße Ölfarbe kommt also gar nicht oder ganz selten zum Einsatz. Das bedeutet aber auch randgenaues Arbeiten, viel Abklebearbeit und genaues Planen. Flecken sind zu vermeiden, sie würden mit verdünnter Ölfarbe weiterhin sichtbar bleiben. Doch der Aufwand „rentiert“ sich gewissermaßen, das fertige Bild hat dadurch eine größere Leuchtkraft und Tiefe.
Reflektiert bei einem deckenden Farbauftrag die Oberfläche das Licht, so dringt das einfallende Licht bei der Lasurtechnik vorbei an den Farbpigmenten auf die weiße Grundierung und wird erst dort wieder reflektiert. So wirken die Pigmente wie leicht von hinten beleuchtet und erzeugen so mehr Strahlkraft.
Vor meiner künstlerischen Laufbahn war ich lange Zeit Kirchenmaler/Restaurator und da lernte ich, mit Lasuren umzugehen. Sei es Holzimitation mit Bierlasur herzustellen oder eine leicht transparente Marmoroberfläche zu erreichen, immer spielten der richtige Verdünnungsgrad und der richtige Einsatz verschiedener Farbtöne eine Rolle. Wurden als Kirchenmaler edle Materialien vorgetäuscht, so ist es heute in meiner Arbeit genau anders. Was ich früher an Schäden „wegrestauriert“ habe, finde ich jetzt gerade interessant. Die Hinterlassenschaften der Arbeitswelt
beschäftigen mich mit all der Patina jahrzehntelangen Schaffens. Diese Arbeitszeit vergelte ich sozusagen mit meinem großen Zeitaufwand, indem ich jedem Rostfleck, jeder Delle, Fingerabdrücken und Grünspan Aufmerksamkeit schenke …
So auch bei meinen „Arbeiterporträts“, die stellvertretend einen Spind zeigen mit Inhalten wie Essenbehältern, Arbeitskleidung oder Aufklebern. Bei diesen Werken male ich die Grundtöne in Acryl, doch die letzte Schicht ist immer eine Öllasur. Gerade bei Schattenpartien erreicht man eine besondere Tiefe und realistische Anmutung mit einem letzten dünnen Farbauftrag – vor allem mit dem genialen Paynesgrau von Lukas.
Jeder Künstler schwört auf seine eigenen Techniken und Marken. Ich benutze gerne Farben von Lukas. Damit habe ich in jungen Jahren nach Holz- und Filzstiften erste Erfahrungen mit „richtiger“ Farbe gemacht. Der kleine Künstlerbedarf in Vilshofen hatte eben nur Lukasfarben und vielleicht sind es auch nicht die besten, doch ich bin eine treue Seele und bin zumindest mit den Ölfarben bei der Marke geblieben. Schließlich ist Lukas auch der Schutzpatron der Maler.
Ich besitze zwar auch noch Acrylfarben von Lukas (sie sind mittlerweile an die 35–40 Jahre alt und noch gut!), doch bin ich für meine Malerei auf Lascaux umgestiegen. Sie kenne ich noch aus Kirchenmalerzeiten und ihre Eigenschaften sind ideal für meinen Einsatz. Auch bei Keilrahmen bin ich treu. Gerade bei dreidimensionalen Objekten oder ganzen Räumen aus Leinwänden bin ich froh, dass es eine Vielzahl an Längen und Stärken gibt. So brauche ich viele verschiedene Größen, die zusammenspielen müssen,

damit Objekte wie ein Aktenschrank entstehen können. Für ganz schmale Leinwände, wie beispielsweise für einen Ordnerrücken, habe ich mir allerdings vom Schreiner hunderte Meter Holzleisten mit dem Querschnitt eines Keilrahmens fräsen lassen, sie kann ich für jedes kleine Format zurechtsägen. Brauche ich ungewöhnliche Maße bei Malpappen, so stelle ich sie selber mit dünnen MDF-Platten her, auf die ich die Leinwand mit Teppichkleber aufziehe. Die Struktur der käuflichen Malpappe gefällt mir nicht, außerdem ist die Grundierung viel zu dicht, gerade bei Lasurtechnik ist ein leicht saugender Untergrund wichtig. Wenn ich sie selber mache, habe ich dadurch meine gewohnte Leinwand, die ich mit meiner gewohnten Grundierung vorarbeiten kann.
So müssen für meine Ansprüche alle Materialien perfekt zusammenspielen. Schließlich soll sich das Kunstwerk später in einer Ausstellung doch sehen lassen können …#
Spinde 32–35, 2025, Öl und Acryl auf Leinwand, 180 x 120 x 7 cm, Foto: Stefan Bircheneder.
Licht-Kunst


„Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht“ singt Sarastro am Ende der Zauberflöte und fährt fort „Zernichten der Heuchler erschlichene Macht.“ Das Licht des Tages war schon immer positiver besetzt als die Dunkelheit der Nacht. Aus dieser Finsternis heraus hat Gott das Licht geschaffen, gleich am ersten Tag der Schöpfung. Das Licht hat auch in der Kunst immer eine Rolle gespielt, erst als Sichtbarmachung, dann als Lichtquelle inner- oder außerhalb des Bildes und viel später als eigenständige Kunst. Wie so oft musste dafür erst einmal eine wichtige Voraussetzung geschaffen werden: In diesem Fall war es die Erfindung der Elektrizität. Natürlich gab es davor schon Lichtspektakel wie Feuerwerke, aber dauerhaft leuchtende Objekte waren erst dann möglich. Seit der Erfindung der Elektrizität im 19. Jahrhundert dauerte es dann noch eine ganze Weile bis zum ersten Lichtkunstobjekt.
Das stammt wohl von László Moholy-Nagy (1895–1946), der in seiner Zeit am Bauhaus mit Licht experimentierte und ab 1922 an einem „Apparat zur Demonstration von Licht und Bewegungserscheinungen“ arbeitete, bevor er ihn dann als Licht-Raum-Modulator 1930 auf der Pariser Werkbund Ausstellung präsentierte. Er selbst verfasste dazu einen längeren Text, in dem er Mechanismus und Wirkung erklärte.1
[1] László Moholy-Nagy, Licht-Raum-Modulator, 1922–1930, zeitgenössische Fotografie (Detail), Foto: ARTGEN/Alamy Stock Foto.
… Kunst-Licht … Lic

Auf einer kreisrunden Platte ist ein dreiteiliger Apparat aufgebaut mit Trennwänden aus durchsichtiger Folie und einer aus vertikalen Stäben zusammengesetzten Metallwand. Weitere Elemente bestehen aus verschiedenen Metallen, aus Siebstoff, Maschendraht und Glas. Durch den verborgenen elektrischen Antrieb bewegen sich diese Elemente und werden zudem von verschiedenfarbigen Glühbirnen beleuchtet. Der Entwurf des Künstlers wurde damals von dem Architekten Stefan Sebök (1901–1942) konstruiert und von einem Berliner Feinmechaniker namens Otto Ball gebaut. Die Finanzierung übernahm die AEG. Auch wenn die Fotografie nur eines Teils der Maschine ihren eigenen ästhetischen Reiz besitzt [1], entfaltet sie ihre vollständige Faszination in der Bewegung in einem abgedunkelten Raum. Das ist nur vor einem Nachbau oder im Film2 nachzuvollziehen, denn das Original hat durch mehrere Umzüge und lange unsachgemäße Behandlung derart gelitten, dass es kaum noch bewegt werden darf.3
Mit seinen Bewegungen, die immer wieder neue Bilder erzeugen und die als Schatten an die Wände geworfen werden, gehört die Maschine natürlich auch der Kinetik an, verbindet also zwei Kunstformen, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu wichtigen Ausdrucksformen entwickelten. Dabei entstanden auch immer wieder lichtkinetische Objekte.
Ein Künstler, der sich sicher von Moholy-Nagy hatte inspirieren lassen, war der Fotograf Chargesheimer (1924–1971), der 1967 begann, kinetische Objekte aus Plexi- beziehungsweise Acrylglas zu entwickeln, die er Meditationsmühlen nannte. Die größte von ihnen, die auch den Titel Lichtsäule trägt, stammt von 1968 und
befindet sich seitdem im Besitz der Stadt Soest.4 Lange vergessen, wurde sie erst kürzlich aufwendig restauriert und wird seit 2024 in der Dauerausstellung des Wilhelm-Morgner-Museum in Soest präsentiert. Über vierzig dieser Objekte schuf der Künstler damals, wenige haben sich erhalten und davon sind noch weniger funktionstüchtig. Die einzelnen Teile werden durch einen versteckten Motor angetrieben und reflektieren durch die Bewegungen das Licht immer wieder auf andere Art und Weise.
Als Chargesheimer seine Meditationsmühlen entwickelte, war Brigitte Kowanz (1957–2022) gerade einmal zehn Jahre alt. Ab den 1990er-Jahren gehörte sie dann zu den wichtigen Lichtkünstler*innen. Für sie war Licht nicht nur ein einzusetzendes Material, sondern das Thema selbst, wie beispielsweise in der Werkgruppe Lichtgeschwindigkeit. Dem einzelnen Werk folgt im Titel noch eine Zahlenkombination. Im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna lautet er sek/11,5 m . 5 Das Werk von 1989/90 besteht aus 19 Ziffern in rotem Neon-Licht, von denen sich 18 hinter dem Komma befinden. Es handelt sich um die Zahl 0,000000038359870948, die besagt, in wieviel Teilen einer Sekunde das Licht 11,5 Meter zurücklegt. Dadurch, dass die einzelnen Ziffern rhythmisch aufleuchten, wird die Bewegung der Lichtwellen visualisiert.
Das Werk der österreichischen Lichtkünstlerin befindet sich im einzigen Museum weltweit, das sich ausschließlich der Lichtkunst widmet und für das über zwanzig Künstler*innen dauerhafte Installationen geschaffen haben. In einer alten Brauerei untergebracht, entfalten die Objekte, die sich in den unterirdischen


[2]
[3]
Räumen befinden, eine ganz besondere Wirkung. Doch gibt es auch Ausnahmen. Die Lichtgeschwindigkeit von Kowanz ist durch die gläserne Fassade des Gebäudes zu sehen. Der dazugehörige Schornstein ragt 52 Meter hoch in den Himmel. Er wurde von Mario Merz (1925–2003) mit den Zahlen der Fibonacci-Reihe 6 besetzt, die jetzt im Dunklen weithin sichtbar leuchten. Am Ende der 16 mit 1 beginnenden Zahlen, die auf dem Schornstein angebracht sind, steht 987, eine vergleichsweise kleine Zahl, denkt man an die Fibonacci-Reihe, doch in der Imagination reichen die Zahlen weit über den Schornstein hinaus in den Himmel bis in die Unendlichkeit.
Die Installation von Rebecca Horn (1944–2024) hingegen findet sich dort, wo das kühle Bier lagerte, in einem kargen Raum im Untergrund. Horn ist eher als Installations- denn als Lichtkünstlerin bekannt, doch die Übergänge sind fließend und so hat auch sie sich mehrfach mit dem Licht auseinandergesetzt und dann eben auch Objekte wie Lotusschatten [2] geschaffen. Aus Glas, Kupfer, Stahl und Licht bestehend, hat Horn das Werk 2006 in Unna installiert. Aus einem niedrigen, viereckigen Podest ranken kupferne Drähte, Stengeln gleich, an denen sich Tüten befinden, ebenfalls aus Kupfer. Sie erinnern an Blüten oder Samenbehälter. Von ihnen geht das Licht aus, das durch sich drehende Glasscheiben gelenkt wird. Dadurch wandern die Schatten an den Wänden. Begleitet werden die sich windenden Stengel und Blüten und die tanzenden Schatten von einer sphärenhaften Musik, die der neuseeländische Komponist Hayden Chrisholm (*1975) geschaffen hat.
Rebecca Horn hat einen der unterirdischen Räume genutzt. Jan van Munster (1939–2024) hingegen konzipierte für den Schacht des alten Paternosters, der in den Untergrund führte, ein Objekt, das aus blau leuchtenden Worten besteht. In Ich (im Dialog) [3] von 2005 wird das Wort ICH in zehn verschiedenen Sprachen wiederholt, es erscheint dabei in jeder Sprache zwei Mal, allerdings spiegelverkehrt, sodass die Worte einmal von oben und einmal von unten „richtig“ gelesen werden können. Die zwanzig Worte aus blauen Neonbuchstaben sind so angeordnet, dass man das Gefühl hat, sie würden miteinander kommunizieren, zumal sie abwechselnd leuchten.
Vergleicht man nur diese wenigen Beispiele aus den letzten Jahrzehnten mit dem Licht-Raum-Modulator von Moholy-Nagy, wird deutlich, welche Vielfalt heute in der Lichtkunst möglich ist. Nicht nur in Unna, auch an vielen anderen Orten sind Werke
[2] Rebecca Horn, Lotusschatten, 2006, Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Rebecca Horn, Foto: Frank Vinken. [3] Jan van Munster, Ich (im Dialog), 2003/2005, Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Jan van Munster, Foto: Frank Vinken.
von Olafur Eliasson (*1967), Joseph Kosuth (*1945), François Morellet (1926–2016), Maurizio Nannucci (*1939) und James Turrell (1943) zu sehen und zu erleben, denn Lichtkunst bezieht die Betrachtenden in den meisten Fällen zwingend mit ein. So funktioniert auch die von Dan Flavin für den Kunstbau des Lenbachhauses konzipierte Lichtskulptur Untitled (for Ksenija) von 1994 7 nur dann, wenn sich mehrere Menschen durch den Raum bewegen und sich dabei gegenseitig beobachten, denn durch die Bewegung werden die Menschen in immer neue Farben getaucht, entstehen auch je nach Kleidung durch die vier Neonröhren in Pink, Gelb, Blau und Grün, die sich über die gesamte Länge des Raumes an der Decke ziehen, immer andere Farbmischungen. So werden die Betrachtenden Teil der Lichtkunst.#
Susanna Partsch
www.lichtkunst-unna.de
1 http://www.medienkunstnetz.de/werke/ licht-raum-modulator/
2 https://www.youtube.com/watch?v=VQL0Gm4JeC4
3 Das Original des Licht-Raum-Modulators befindet sich heute im Busch-Reisinger Museum der Universität Harvard, es gibt verschiedene Nachbauten: in London in der Modern Gallery der Tate (2006) und im Bauhaus Museum in Dessau (2019). Dort ist er in der Dauerausstellung zu sehen.
4 https://www.presse-service.de/data.aspx/ medien/280061P.jpg
5 Auf der Seite des Zentrums für Internationale Lichtkunst in Unna (https://www.lichtkunstunna.de /de/sammlung) findet sich auch ein Bild des Werkes von Kowanz, weitere Ansichten auf https://www.facebook.com/ZentrumFuerInternationaleLichtkunst/posts/entlang-dieserwand-reihen-sich-19-neon-zahlen-dem-komma-folgen-insgesamt-18-zif/2967671919968351/
6 Eine Fotografie des Schornsteins findet sich auf der Seite des Zentrums für Lichtkunst: https://www.lichtkunst-unna.de/de/sammlung oder bei https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons/5/50/Unna_Lindenbrauerei_Kamin_ Fibonacci_IMGP3086.jpg
7 https://www.lenbachhaus.de/digital/sammlungonline/detail/untitled-for-ksenija-30008924

Pigmentkraft
Künstlerpigmente in hoher Konzentration, ein Bindemittel aus hochwertigen Lein- und Sonnenblumenölen und echtes Bienenwachs sorgen für die Intensität, Deckkraft und buttrige Konsistenz der Lukas Studio Ölfarben.


Gut gebunden
Für die Verwendung in der Malerei benötigen Pigmente Bindemittel, denn erst in der Verbindung der einzelnen Pigmentteilchen wird eine ausreichende Haftung auf dem Malgrund möglich. Traditionelle Bindemittel, mit denen Farben problemlos selbst in der Werkstatt hergestellt werden können, sind Leim, Kreide und Öl. Jedes Bindemittel verleiht der Farbe spezifische Eigenschaften – ob transparent oder deckend, flüssiger oder pastos.
Leime werden schon in der Antike (etwa in der „Naturkunde“ des Plinius) als Bindemittel erwähnt. Wässrige Leimlösungen fanden z.B. in der Buch- und Stoffmalerei und bei Wandfarben Verwendung und bilden auch die Basis für Kreidegrundierungen von Werken auf Holz oder Leinwand. Während der teure (und teils schwierig zu beschaffende) Hausenblasenleim nur selten (z.B. in der Restaurierung) zum Einsatz kommt, sind Haut- und Knochen-
leime die Mittel der Wahl. Eine mit Leim gebundene Farbe ist halbtransparent bzw. lasierend, bekommt durch die Beimengung von Champagnerkreide mehr Körper und wird heller und pastoser. Mit Öl gebundene Pigmente bekommen ihr charakteristisches Aussehen und ihre geschmeidige Konsistenz durch Zusatz von trocknenden oder halbtrocknenden Ölen, z.B. Leinöl, Sonnenblumen-, Nuss- oder Mohnöl. Diese pflanzlichen Öle bilden im Trocknungsprozess einen elastischen, nicht klebenden und gut auf dem Untergrund haftenden Film.
Wer seine Farben selbst herstellen will, benötigt Pigmente, Mischund Aufbewahrungsgefäße (z.B. Gläser, die mit einem Deckel fest verschlossen werden können), einen Rührstab und das gewünschte Bindemittel sowie für die Herstellung von Ölfarben eine Anreibescheibe oder Glasplatte und einen Farbreiber.
Bild links: Von oben nach unten: Ölfarbe, Leimlasur und Leimfarbe (mit Kreidezusatz).








Für die Zubereitung einer Leimfarbe benötigt man gelösten Leim und das gewünschte Pigment (in diesem Beispiel Goldocker). Für die Leimlösung sollte handelsüblicher Trockenleim in Wasser zunächst gründlich vorquellen, bevor die Mischung – idealerweise am Folgetag – im Leimkocher oder Wasserbad erwärmt wird. Hier ist Fingerspitzengfühl vonnöten, denn der Leim darf keinesfalls kochen. Das Pigment wird mit der etwas abgekühlten Leimlösung vermischt. Die Farbe erscheint im Auftrag lasierend halbtransparent.
Für die Leimfarbe wird der Pigment-Leim-Mischung Champagnerkreide zugesetzt. Zunächst muss die Kreide in Wasser gründlich einsumpfen, bis das überschüssige Wasser wieder abgenommen wird. Die Kreide wird löffelweise der Leimmischung zugegeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Die Unterschiede in der Tönung durch den Kreidezusatz werden in der Gegenüberstellung deutlich (siehe links): Während die mit Kreide versetzte Farbe cremig-beige erscheint, bleibt die dunklere Lasur mit Goldocker-Pigment durchscheinend.





Für das Anreiben von Ölfarben wird eine Anreibescheibe (mit einseitig angerauter Oberfläche) oder eine vollkommen plane Glasplatte benötigt sowie ein Farbreiber: Der Glasläufer dient seiner planen, leicht angerauten Oberfläche zum vollständigen Verreiben des Pigments, das teils aus gröberen, teils aus feineren Körnchen besteht. Das Pigment wird auf der Platte mit wenigen Tropfen Öl und mithilfe des Farbreibers verrieben, bis die Farbe homogen und vollkommen glatt ist. Falls nötig, wird Öl in behutsamer Dosierung tropfenweise hinzugefügt. Die Farbe kann schließlich mit dem Palettmesser von der Platte abgenommen werden und ist fertig zur Verwendung.#
Malerei, Realisation und Fotografe: Ina Riepe Text: Sabine Burbaum-Machert

Von der Inspirationskraft der Liebe
Ein Bildband entdeckt Faszinierendes und Kurioses zu einem großen Gefühl der Menschheit


Liebe. Eine kuriose Geschichte in 50 Kapiteln
Edward Brooke-Hitching, 256 S., durch. farb. Abb., 18,9 x 24,6 cm, geb., dt., Knesebeck Verlag 2024, ISBN 9783957288585, EUR 38,00 (D), EUR 39,10 (A)
Alle Abbildungen aus dem Innenteil des Buches, © Knesebeck Verlag 2024.
Nichts entfacht das Feuer der Fantasie stärker als die Liebe. Edward Brooke-Hitching erkundet die Inspirationskraft dieses Gefühls, das, obwohl unsichtbar und flüchtig, doch so mächtig ist. Er folgt seiner Spur durch skurrile Abgründe, auf emotionalen Höhenflügen und erzählt fesselnde Geschichten.
Nach erfolgreichen Titeln wie die „Bibliothek des Wahnsinns“, der „Atlas des Himmels“ oder der „Atlas des Teufels“ wagt sich der Autor und Dokumentarfilmer Edward Brooke-Hitching nun an ein großes Gefühl und noch größeres Mysterium der Menschheit heran: Sein kürzlich erschienenes Buch behandelt die „Liebe.“
In seiner „kuriosen Geschichte“ fragt er sich, wann Menschen Liebe erstmals künstlerisch festgehalten haben. Seine Recherche führt ihn weit zurück. In Brasilien findet er die erste Abbildung, die als Darstellung zweier sich Küssender gedeutet wird. Die Felsmalerei in der archäologischen Grabungsstätte Pedra Furada zeigt zwei Köpfe, die sich zart berühren. Sie wird auf ein Alter von 12.000 Jahren geschätzt. Etwas jünger ist die steinzeitliche Darstellung eines beim Liebesakt eng verschlungenen Paares, die vermutlich vor 11.000 Jahren aus einem herzförmigen hellen Kalzit-Stein gearbeitet wurde.
Was bedeutet Liebe? Wie wird sie gedeutet, wie gelebt und wie gezeigt? Brooke-Hitchings Entdeckungen zeigen in 50 Kapiteln ein breites Spektrum unterschiedlicher Facetten von Liebe auf. Seine Sammlung hat der Autor chronologisch geordnet und er taucht ein in etliche Kulturen und Epochen. So führt er seine Leserinnen und Leser zu den Festen und Ritualen der Liebe, zu den Qualen, die mit ihr einhergehen, und zu den Geschäften, die mit Sex und Liebe verbunden sind. Das reicht von den erotischen Darstellungen der Alten Ägypter über die Bilder kakaogetränkter Hochzeitsfeiern bei den Azteken bis hin zu den Fotografien imposanter Goldbroschen zur Brautwerbung der Wikinger.




Ziemlich zu Anfang überrascht Edward Brooke-Hitching mit dem ältesten bekannten Ehevertrag. Dieser stammt aus dem alten Mesopotamien. In Keilschrift auf rotem Stein werden darin die Aufgaben der Eheleute juristisch fixiert, ebenso wie die Strafen, die sich aus der Zuwiderhandlung vor allem für die Frau ergeben –eine geschäftsmäßige Auffassung von Ehe und Fortpflanzung, die sich auch im babylonischen Heiratsmarkt spiegelt.
Auf der anderen Seite gab es etwa zeitgleich auch die romantische Vorstellung von Liebe, die als seltsamer Wahn beschrieben und vor der gewarnt wird: „Wenn der oder die Erkrankte sich ständig räuspert; oft keine Worte findet; wenn er oder sie ganz allein am Feldrand unvermittelt in Lachen ausbricht, plötzlich niedergeschlagen ist, unter Atemnot leidet und sich am Essen und Trinken nicht freuen kann, dann handelt es sich wahrscheinlich um die Liebeskrankheit.“ Aus einem Text der Bibliothek des neoassyrischen Königs Assubanipal (reg. 669–631 v. Chr.)
Und auch erotische Darstellungen sind damals zu finden – wie zu allen Zeiten und in vielen Kulturen. Gottheiten werden mit überdimensioniertem Penis oder weit geöffneter Vulva dargestellt, Penisbilder als Glücksbringer verehrt. Illustrationen von ineinander verschlungenen Paaren beim Liebesakt, auch beim gleichgeschlechtlichen, reichen von den Römern und den Alten Ägyptern über Indien, China und Japan bis zu den Azteken.
Wir erfahren von einer königlichen Liebe im Portugal des 14. Jahrhunderts, die über den Tod fortdauerte, oder von gerichtlich angeordneten Duellen zwischen Eheleuten im Europa der frühen Neuzeit, lesen die Liebesschwüre in mittelalterlichen Manuskripten und die romantischen Codes, die in einigen der größten Meisterwerken der Kunst verborgen sind. Wir lernen das gefürchtete antike griechische Armeeregiment kennen, das ausschließlich aus männlichen Paaren bestand, sehen Keuschheitsgürtel aus
dem 16. Jahrhundert, die mit ihren metallenen Zacken wie Foltergeräte aussehen, erfahren von der französischen Piratenkönigin, die ihren ermordeten Ehemann rächte oder von Hunden, die die Keuschheit von Frauen im alten China verteidigten. Es gibt antike Götter, mythische Monster und elisabethanische Porträts von Männern in Flammen sowie nigerianische Hochzeitsketten, aber auch Tipps zur Liebeskunst, mittelalterliche Rezepte gegen Liebeskummer und walisische Liebeslöffel.
Überall und schon immer haben Menschen für die Liebe verrückte Dinge getan – es steht zu vermuten, dass sie es auch weiterhin tun werden. „Liebe“ ist ein einzigartiger Reiseführer durch die Kultur-, Kunst- und Literaturgeschichte dieses großen Gefühls der Menschheit.
Mit seinem reich illustrierten Buch erhebt Edward Brooke-Hitching keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es zeigt vielmehr verschiedene Auffassungen von Liebe. Seine einzigartige Zusammenstellung versammelt eine Fülle von kuriosen Objekten und überraschenden Anekdoten, um die Geschichte der Liebe durch die Jahrhunderte hindurch nachzuzeichnen. Sie zeigt, dass die Liebe nach wie vor ein zeitloses und universelles Gefühl ist. Die opulente Publikation ist eine Empfehlung für Geschichtsinteressierte und Liebhaber kurioser Geschichten, ihre aufschlussreichen Texte und prächtige Abbildungen regen zum Stöbern und Staunen an.#
„Die Liebe ist eine Leinwand,
die von der Natur gewebt und bestickt wird von der Fantasie.“
Voltaire
Ein Leben in Grenzen
Achim Maaz, ein herausragender Künstler der Outsider Art






Das Werk von Achim Maaz (1955–2014) ist beeindruckend. Durchsichtige, fein gezeichnete Parallellinien erzeugen „scheinbar konstruierte Räumlichkeiten, in denen seine Figuren entweder Schutz suchen oder auszubrechen drohen. Sie bieten dem Betrachter eine außergewöhnliche Perspektive,“ beschreibt die Mitherausgeberin Alexandra von Gersdorff die Wirkung seiner komplexen, großflächigen Kugelschreiber-Schraffuren und BleistiftZeichnungen, die vom Rand des Zeichenpapiers begrenzt und teilweise von virtuoser Ölpastellmalerei überdeckt werden. Darin wirken die gedrungenen, halslosen Figuren, ein häufiges Sujet, wie eingeschlossen – in den Bildraum und in die eigene Körperlichkeit; wie ein Sinnbild des Künstlers, der nahezu sein ganzes Leben in der geschlossenen Psychiatrie verbrachte.
In seinen Themengruppen bildet sich die Erfahrungswelt des Künstlers ab: Autos, Fahrräder, Zwangsjacken, Zimmer, lange Männer, die immer auf einem Blatt und beidseitig von vorne und
hinten abgebildet sind. „Einige Motive wie Schlüsselbunde oder Menschen in beklemmend engen Räumen zeugen von seinem Wunsch, auszubrechen – aus einem Alltag, der gezeichnet war von Fremdbestimmung und Eingesperrtsein“, erklärt Julia Krings, Kunsthistorikerin und Kustodin am Kunsthistorischen Institut in Bonn. „Mit seinen Bildern kommunizierte er, was er nicht sagen konnte.“ Der Körper als Träger der eigenen, stets flüchtigen Empfindungs- und Gedankenwelt, das ist die Erfahrungstiefe, die das Werk von Achim Maaz einzigartig macht.
1955 in Bonn geboren, lebte Achim Maaz vorwiegend in Institutionen. Hier galten für ihn spezielle Sicherheitsvorgaben, die in besonderem Maße in seine Bewegungsfreiheit eingriffen, denn er wurde als fluchtgefährdet eingestuft. Als Künstler wurde er lange Zeit nicht anerkannt. Um überhaupt malen zu können, nahm Maaz Kugelschreiber und Kalenderblätter an sich, wann immer sich die Gelegenheit bot.
Abbildungen aus dem Innenteil des Buches, © Favoritenpresse 2023.
Das künstlerische Schaffen von Menschen mit geistiger oder psychischer Einschränkung hat auf die bildnerischen Ausdruckweisen und Entwicklungen der Kunst seit Beginn der klassischen Moderne und bis heute großen Einfluss ausgeübt. Unter der Bezeichnung „Art Brut" und später „Outsider Art" sind die Künstler*innen dieser Kunst in der kulturellen Wahrnehmung jedoch buchstäblich Außenseiter geblieben.
„Zu Beginn der 1920er-Jahre sorgte die Entdeckung der spontan entstandenen Kunstwerke mit ihrem Erfindungsreichtum und schier ungebrochener Fantasie bei den führenden Künstler*innen der europäischen Avantgarde für Begeisterung. (…) Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso, vor allem die Surrealisten um Max Ernst und André Breton identifizierten sich radikal mit der Schaffensweise und den Bildwelten dieser kulturellen Außenseiter, die einen völlig neuen Blick auf die Welt und die Gründe der menschlichen Seele eröffneten. (…) Ihre Identifikation mit den meist in Anstalten oder in völliger Abgeschiedenheit arbeitenden Kollegen war ebenso stark wie die Inspiration, die von der unverbildeten Kreativität ihrer Arbeit ausging.“ So werden die Anfänge der Art Brut bzw. Outsider Art auf der Internetseite des europäischen Kunstpreises EUWARD beschrieben. „Mit der theoretischen Begründung dieser ‚außerkulturellen Kunst‘ (Art Brut), insbesondere mit seiner umfangreichen Sammeltätigkeit, ist der französische Künstler und Kunsttheoretiker Jean Dubuffet seit Mitte der 1940er-Jahre zu ihrem Patron und Wegweiser geworden“, heißt es auf www.euward.de weiter. „Sein lebenslanges argumentatives Eintreten für die künstlerische Relevanz der Außenseiter hat deren Wahrnehmung bis heute bestimmt.“
Achim Maaz starb 2014 im Alter von 59 Jahren. Sein Werk wurde zu seinen Lebzeiten mehrfach im Rheinland ausgestellt. In seinen letzten Lebensjahren waren seine Arbeiten dreimal für den EUWARD-Kunstpreis nominiert, der alle zwei bis vier Jahre für Malerei und Grafik von Künstlern mit geistiger Behinderung verliehen wird und in diesem Bereich die international wichtigste Auszeichnung ist. Und kurz nach seinem Tod wurde ein Teil seiner Werke auf der Outsider Art Fair in Paris gezeigt. Achim Maaz’ Bilder „eröffnen bizarre Blickwinkel, schwarze Stunden und entbehren dennoch nicht einer eigensinnigen Zartheit“, formuliert es der Kunstexperte Robert Kötter.
Die Galerie Art Cru Berlin stellt die Kunst von Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit mit dem Ziel, die Künstler*innen zu fördern, Sichtbarkeit für sie und ihr Werk zu ermöglichen sowie gesellschaftliche Stigmatisierungstendenzen abzubauen. Sie engagiert sich auch für die Kunst von Achim Maaz und hat viele seiner Werke ausgewählt, die nun hochwertig reproduziert und von Expert*innen eingeordnet in der umfangreichen Monografie zu erschließen sind, die bei der Favoritenpresse erschienen ist.#
Eine Monografe widmet sich der außergewöhnlichen Geschichte und dem Werk von Achim Maaz, einem Maler mit geistiger Behinderung. Er malte sein Leben lang gegen alle Widerstände und wurde erst kurz vor seinem Tod entdeckt.


Achim Maaz
Galerie Art Cru Berlin (Hrsg.), 240 S., ca. 190 Abb., 21 x 30 cm, Klappenbroschur, dt., Favoritenpresse 2023, ISBN 9783968490816, EUR 28,00 (D), EUR 28,80 (A)
Der Farbauftrag in der Kunst
Namhafte Künstler*innen und ihre Paletten


Die Farben der Kunst Malpaletten aus fünf Jahrhunderten
Alexandra Loske, 256 S. m. 450 farb. Abb., 21,6 cm x 27,2 cm, geb., dt., Hatje Cantz 2024 ISBN 9783775758161 , EUR 44,00 (D), EUR 46,00 (A) , CHF 57,50 (CH)
Abbildungen aus dem Innenteil des Buches, © Hatje Cantz 2024
In der Malerei, hauptsächlich der Ölmalerei, wird zum Mischen der Farben eine Palette verwendet. Man versteht darunter klassisch eine mit einem Daumenloch versehene asymmetrische Tafel aus meist poliertem Holz mit Aussparung. In dieser charakteristischen Form wird die Palette oft als Symbol oder Attribut verwendet und fungiert dann als Sinnbild der Malerei oder Kennzeichnung der „pictura“, der Personifikation der Malerei. Das zeigt die Bedeutung, die der Malerpalette bei der künstlerischen Gestaltung eines Gemäldes traditionell zukommt.
Die Palette ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Künstler*innen und ihren Werken. Ihr werden zwei Bedeutungsebenen zugeschrieben: die tatsächliche und die symbolische. Der Begriff der tatsächlichen Malpalette bezieht sich auf das Medium selbst: Aus welchem Material besteht sie? Können Muscheln oder ein Malkasten, in denen Farben gemischt werden, bereits als solche betrachtet werden? Der Begriff der symbolischen Palette bezieht sich auf die ganz persönliche Anordnung der Farben und das verwendete Farbspektrum des Künstlers.
Johann Heinrich Orell beschreibt in seinem Handbuch „Vollständige theoretische und praktische Geschichte der Erfindungen“ (1795) die Handhabung der Palette folgendermaßen: „Der Maler führet also auf diesem Brette die Farben, die er gebraucht, bey sich. Oben stehen die einfachen, unten die gemischten Farben“. In diesem Sinne gibt eine Palette Auskunft über die Vorlieben und Praktiken der Künstler*innen, auch die verwendeten Materialien können an ihr abgelesen werden.
Welche Pigmente und Bindemittel wurden verwendet? Wurden die Farben in Ruhe oder hektisch gemischt? In welchem Rhythmus wurde der Pinsel geführt? Das alles erkennt Alexandra Loske in ihrem Buch „Die Farben der Kunst“, das bei Hatje Cantz erschienen ist. Darin bringt sie ihrer Leserschaft Kunst und Künstler*innen aus fünf Jahrhunderten anhand ihrer Malpaletten näher. Die heutzutage nur noch vergleichsweise wenig beachteten Paletten und ihre Farben erzählen hier sehr eindrücklich vom Entstehen eines Bildes.
Anschaulich und lebendig beschreibt Alexandra Loske die Paletten, Pinselstriche und Techniken von mehr als 50 Künstler*innen vom 17. Jahrhundert bis heute, darunter Artemisia Gentileschi, Paul Cézanne, Berthe Morisot, Vincent van Gogh, Gabriele Münter, Henri Matisse und Keith Haring. In der bildlichen Gegenüberstellung von Palette und Kunstwerk wird der Zusammenhang besonders augenfällig. Wie Vorstudien wirken die bis heute erhaltenen Mischpaletten, ihre wichtige Rolle als Planungsunterlage für den Farbauftrag wird in den außergewöhnlichen Werkbetrachtungen der Autorin erkennbar.
Alexandra Loske erzählt Kunstgeschichte erfrischend anders, vom konkreten Entstehungsprozess her. Sie untersucht das Malwerkzeug in Hinblick auf die Farbkonzepte und die Farbwirkung, und sie erklärt den Farbauftrag berühmter Maler*innen und ihrer Bilder anhand der von ihnen verwendeten Mischpalette. Hier ist die Palette Protagonist, das Bindeglied zwischen Künstler*in und Werk. Ein Buch, das neugierig macht, Zusammenhänge aufzeigt und mit aufschlussreichen Einblicken für Kunstschaffende unbedingt empfehlenswert ist.
Über die Autorin
Die Kunsthistorikerin Alexandra Loske ist Expertin für die Geschichte der Farbe in Malerei, Drucktechnik und Architektur. Sie arbeitet als Autorin und Kuratorin, unter ihren zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Farbe ist auch „Die Geschichte der Farben“ (Prestel Verlag).#


Kaum ein Meisterwerk der Malerei entstand und entsteht bis heute ohne eine Palette. Auch als Malerpalette, Malpalette, Farbenpalette, Farbpalette oder Mischpalette bezeichnet, können traditionelle Holzbretter mit Grifoch, Keramikteller oder Plastiktöpfe als solche dienen, aber auch Wände, Böden oder das Mobiliar eines Ateliers.
Von Hand gemacht
Ein Wegweiser zu Zeichenwerkzeugen und -techniken


Alle Abbildungen aus dem Buch „Von Hand gemacht“, © Tilo Schneider/Verlag Hermann Schmidt 2024.
„Handwerkzeuge besitzt und benutzt jeder. Täglich. Im Atelier, in der Werkstatt und in der Küche. Was Hand und Hirn zu leisten vermögen, potenziert sich durch die Möglichkeiten eines Werkzeugs. Für Gestalter und Kreativprofis ist der Zeichenstift ein unabdingbares Werkzeug“, stellt Tilo Schneider in seinem Buch „Von Hand gemacht“ fest und erläutert darin, wie man die geeigneten Tools für sich und die eigene Arbeit findet.
Zeichnen und Skizzieren ist Denken auf dem Papier. Die analoge Technik stimuliert die Kreativität und bildet den idealen Gegenpol zu ausgedehnter Bildschirmzeit. Der immer glatteren Perfektion des Digitalen stellt die Zeichnung den Reiz des Individuellen und den Charme des Unperfekten entgegen. Im Zeichnen erfahren wir Selbstwirksamkeit und erschließen Ressourcen, die im Alltag nur allzu leicht verschüttet werden …
Um Ideen Gestalt zu verleihen, steht eine schier unendliche Auswahl an Farben, Malgründen, Pinseln und Stiften zur Verfügung, mit denen unterschiedliche Techniken umgesetzt werden können. Da stellen sich schon bald Fragen: Welches Werkzeug benötige ich wofür? Welche Technik setze ich wie um? Was ist beim Ausprobieren eines neuen Tools zu beachten – auch wenn man sein Lieblingswerkzeug bereits gefunden hat?
Die Hersteller überbieten sich regelrecht darin, für die Anwendung von Stiften immer wieder neue Möglichkeiten zu erschließen. Doch „je raffinierter die Eigenschaften eines neuen Stifts, desto höher die Hemmschwelle, ihn auch zu benutzen“, schreibt Tilo Schneider. In seiner beim Verlag Hermann Schmidt erschienenen Publikation bringt er Struktur in die unüberschaubare Vielfalt der Zeicheninstrumente.
Je nach Zweck einer Zeichnung werden unterschiedliche Werkzeuge und Techniken benötigt – für klare Umrisse oder sanfte Konturen, für starke Kontraste oder weiche Übergänge, für Tonwerte, Farbverläufe usw. Um den Überblick über die vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten nicht zu verlieren, entwickelt Tilo Schneider basierend auf seinem Ordnungssystem Kriterien für analoge Sketching- und Entwurf-Werkzeuge. Dabei unterscheidet er die Stifte nach Beschaffenheit der Mine und nach dem Verhalten der Stifte auf Papier. Das Repertoire der Stifte wird ergänzt durch Pinsel und Hilfsmittel zum Verwischen, Vermalen oder für andere Effekte. Bevor es in der Stifteübersicht an die Prüfung und Erläuterung einzelner Zeichenwerkzeuge geht, gibt der Autor noch eine Systematik an die Hand, mit deren Hilfe die Einordnung erleichtert wird.
Das klingt sehr theoretisch? Ist es aber überhaupt nicht! Denn Tilo Schneider versteht sein Buch vielmehr als eine „Einladung zum Machen und Ausprobieren. Zum Kennenlernen neuer Tools wie auch zum Wiederentdecken bekannter Werkzeuge“ – in fünf Kapiteln zeigt er anhand zahlreicher Praxisübungen, wie sich herausfinden lässt, welche Stifte sich für welche Technik eignen. Das Buch ist außerdem randvoll gespickt mit Illustrationen des Autors, die das Erklärte nachvollziehbar vor Augen führen, etwa das serielle Arbeiten an einem variablen Motiv, um sich mit dem neuen Zeichentool vertraut zu machen.
Spätestens, wenn in Kapitel 3 die vorgestellten Werkzeuge frei und mittels verschiedenster Illustrationstechniken umfangreich in der Praxis erprobt werden, möchte man sofort zum Stift greifen und mitexperimentieren! Anschließend zeigt Tilo Schneider, dass der gekonnte Einsatz von Stiften auch dort Eindruck macht, wo professionell digital gearbeitet wird.
Der Umgang mit neuen Werkzeugen ist immer ein Experiment. Tilo Schneider zeigt, dass es sich lohnt, „die Routine gewohnter Werkzeuge abzulegen, die Komfortzone kalkulierbarer Zeichenergebnisse zu verlassen.“ Er selbst entdeckt per Zufall oder im kreativen Experiment immer wieder neue Möglichkeiten, mit alten Zeichenwerkzeugen umzugehen. Seine Erfahrungen gibt er in den Übungen und Zeichnungen des Buches wieder, frei nach der Devise: Erst neue Techniken mit den bereits vorhandenen Materialien erkunden, dann Einkaufen gehen … So macht es Spaß, neue Zeichenwerkzeuge auszuprobieren und sich einen individuell passenden Werkzeugkasten zusammenzustellen.
„Analoge Zeichenwerkzeuge besitzen einen Wert“, leitet Tilo Schneider das letzte Kapitel seines Buches ein. „Als Ideenstifter, Stilgeber und vertraute Entwurfshelfer. Darum verdienen sie Aufmerksamkeit. Und ein wenig Werkzeugpflege, was darum Thema des letzten Kapitels ist. Eine gute Gelegenheit, auch gleich den Schreibtisch aufzuräumen“ – und sich auf neue Werkzeugexperimente einzulassen!

Von Hand gemacht
Analoge Zeichenwerkzeuge für Sketching und Entwurf
Tilo Schneider, 208 S., mehr als 750 Abb., 16,5 x 23 cm, Flexcover, dt., Verlag Hermann Schmidt 2024, ISBN 9783874399845, EUR 35,00 (D), EUR 36,95 (A) , CHF 45,00 (CH)
Über den Autor
Tilo Schneider ist Designer und passionierter Zeichner, Dozent und Online-Trainer. Als Mitgründer der Akademie für Illustration und Design Berlin hat er lange Zeit Illustrator*innen ausgebildet sowie ein Vorstudienjahr Design für Nachwuchs-Kreative ins Leben gerufen. Sein erlerntes Handwerk des Zeichnens und Entwerfens an andere weiterzugeben, lag ihm auf allen seinen beruflichen Stationen am Herzen. Der Wahl-Bayer ist viel herumgekommen. Chemnitz, Wien, Amsterdam, Schwäbisch Gmünd und Berlin sind nur einige Stationen seiner Lebensreise. Am liebsten verbindet Tilo Schneider Zeichnen und Wandern beim Mountain Sketching in seiner Wahlheimat am Chiemsee. Zu seinen bevorzugten Techniken gehören neben Zeichenstift, Aquarellfarbe, Tusche und Marker auch Stempel, Collage und Schrift.#


Zurück zur Natur
Inga Buividavice, 160 S., zahlr. farb. Abb., 17 x 23 cm, kart., dt., midas Verlag 2024, ISBN 9783038762973, EUR 20,00 (D), EUR 20,70 (A), CHF 28,00 (CH)
Experimentieren Sie mit der meditativen Wirkung von Aquarellfarben, während Sie sich von der Welt um Sie herum inspirieren lassen. Mit diesen Anleitungen können Sie Ihre Kreativität in der Natur erblühen lassen!


Die Kunst der Aquarellmalerei – Stadtansichten
Michael Bauer, 160 S., durchg. farb. Abb., 22,5 x 28,2 cm, Hardcover, dt., Edition Michael Fischer 2022, ISBN 9783745909760, EUR 24,00 (D), EUR 24,70 (A), CHF 33,90 (CH)
Klar strukturiert und praxisnah führt Michael Bauer in diesem Buch beginnende und fortgeschrittene Aquarellmalende an die Umsetzung vielfältiger Stadtlandschaften heran. Paris, Berlin, Amsterdam, Venedig – Tipps vom Profi zeigen, wie aus Motiven dieser Metropolen spektakuläre Stadtaquarelle werden.


Nature Art Journaling für Kinder
Sabine Simeoni, 200 S., 189 Abb., 19.2 x 24.5 cm, geb., dt., AT Verlag 2024, ISBN 9783039022397, EUR 29 ,00 (D), EUR 30,00 (A)
Nature Art Journaling ist die Aufzeichnung von Beobachtungen und Gedanken zur Natur in Wort und Bild. Dieses Buch ist Leitfaden und Inspirationsquelle, regt mit Ideen und Tipps die Fantasie an und lässt Kinder leistungsbefreit ihre individuelle Ausdrucksform finden.


Meine kreative Naturwerkstatt
Pippa Pixley, 128 S., zahlr. farb. Abb., 22,3 x 28,3 cm, geb., dt., Dorling Kindersley 2025, ISBN 9783831050208, EUR 14,95 (D), EUR 15,40 (A)
Die Natur ist eine wahre Schatzkammer! In diesem Buch zeigt die Künstlerin Pippa Pixley, wie Kinder sie bewusst und kreativ entdecken können.


Aquarellmalerei Landschaften
Terry Harrison, 144 S., ca. 200 Abb., 21,6 x 28 cm, brosch., dt., Christophorus Verlag 2023, ISBN 9783862304547, EUR 25,99 (D), EUR 26,80 (A), CHF 35,50 (CH)
In diesem Buch werden 16 zauberhafte Motive gezeigt. Sie sind mithilfe heraustrennbarer Vorlagen und sehr detaillierter Arbeitsschritte leicht nachvollziehbar. Anfänger* innen gelingt so ein leichter Einstieg in die Aquarellmalerei und Fortgeschrittene profitieren von Terry Harrisons reichem Erfahrungsschatz.


Die große Gartenwerkstatt
Sabine Lohf, 144 S., durchg. farb., 20 x 26 cm, kart., dt., Gerstenberg Verlag 2025,ISBN 9783836962865, EUR 22,00 (D), EUR 22,70 (A), CHF 29,50 (CH)
Die neue Kreativwerkstatt von Sabine Lohf macht den Garten zum Erlebnisraum für große und kleine Outdoor-Fans durch das ganze Jahr. Mit Tipps fürs Gärtnern auch auf kleinem Raum und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Pflanzen, Bauen und Basteln.


Die Kunst der reduzierten Palette
Hazel Soan, 192 S., farb. Fotos/Abb., 19 x 25 cm, Hardcover, dt., Stiebner Vlg. 2023, ISBN 9783830714620, EUR 26,00 (D), EUR 26,80 (A)
Praktische Anleitung für die Wahl der richtigen Grundfarben und Mischvarianten für jedes Motiv. Egal, ob es ums Landschaften malen geht, Tiermotive oder menschliche Gesichter abgebildet werden oder Blumen und Pflanzen aufs Papier wandern: Die reduzierte Farbpalette kann überall eingesetzt werden.


Malwerkstatt Natur für Kinder
Nick Neddo, 160 S., durchg. farb. illustr. u. fotograf., 21,6 x 25,4 cm, Klappenbroschur, dt., Haupt Verlag 2022, ISBN 9783258602509, EUR 24, 00 (D), EUR 24,70 (A), CHF 27,00 (CH)
Mal- und Zeichenutensilien wie Tinte, Stifte, Farben, Stempel, Schablonen mit Materialien aus der Natur selbst herzustellen, ist ein wunderbarer Weg, mit Kindern kreativ zu sein. Das regt die Experimentierfreude an, was zu einzigartigen Malwerkzeugen und Kunstwerken führt. Insgesamt 38 umweltfreundliche Kreativprojekte.


Caroline Ross, 128 S., durchg. farb. Fotografien, 21,6 x 28 cm, Klappenbroschur, dt., Haupt Verlag 2024, ISBN 9783258602813, EUR 28,00 (D), EUR 28,80 (A), CHF 30,00 (CH)
Dieses Buch deckt alle Aspekte der Herstellung von Naturfarben ab, von der Suche nach den Rohstoffen bis hin zu den Techniken, die erforderlich sind, um sie zu wunderschönen Pigmenten und Farben zu veredeln.


Malen mit Pigmenten und variablen Bindemitteln
Wolfgang Blanke, 64 S., zahlr. farb. Abb., 19 x 26 cm, geb., dt., boesner GmbH holding + innovations 2022 (2. Auflage), ISBN 9783928003179, EUR 19,95 (D), EUR 20,60 (A), CHF 25,10 (CH)
Ein Standardwerk mit allem Wissenswerten zu Malkunde, Maltechniken und Rezepturen sowie anschaulichen, leicht nachvollziehbaren Beispielen.


Die Kunst des Zeichnens Natur
224 S., s./w. Abb., 31 x 34 cm, geb. dt., frechverlag 2020, ISBN 9783772447532, EUR 20,00 (D), EUR 20,60 (A), CHF 27,90 (CH)
Die Schönheit der Natur gekonnt aufs Blatt bannen, mit Schritt-fürSchritt-Anleitungen für Stillleben, Tiere, Pflanzen und natürliche Landschaften.


Die Farben der Stadt
André Krigar, mit einem Essay von Axel Feuß, 124 S. m. 63 farb. u. 20 S/W-Abb., 24 x 28 cm, geb., dt., ars momentum Kunstverlag 2015, m. DVD, ISBN 9783938193945, EUR 19,80 (D), EUR 20,40 (A)
André Krigar malt den Alltag unter freiem Himmel – und das mit Ölfarben! In seiner Heimatstadt Berlin ebenso wie in den USA und Kenia, in Frankreich, Italien, Holland und Griechenland. Fotografische Impressionen und eine beigegebene DVD mit zwei Filmen begleiten den PleinairMaler bei seinem Schaffen.


Abbildung aus dem Innenteil


Botanik für Künstler Pflanzen zeichnen und malen
Sarah Simblet, 256 S. m. mehr als 100 Fotografien u. 350 Zeichnungen, 25 x 29,5 cm, geb., dt., boesner GmbH holding + innovations 2021 (2. Auflage), ISBN 978 3928003186, EUR 29,95 (D), EUR 30,90 (A), CHF 38,40 (CH)
Dieser außergewöhnlich gestaltete Band beschreibt die Techniken der botanischen Illustration sowie ihre Struktur und Merkmale (Wurzeln, Stängel, Stämme, Blüten, Samen, Früchte). Er vermittelt botanisches Hintergrundwissen zu 500 Pflanzenarten – unverzichtbar für das korrekte zeichnerische Erfassen der Pflanzen.


Zeichnen in der Natur
Albrecht Rissler, 144 S., durchg. illustr., 22,6 x 22,6 cm, geb., dt., boesner GmbH holding + innovations 2023, ISBN 9783928003445, EUR 2 4,95 (D), EUR 25,60 (A) , CHF 27,80 (CH)
Abbildung aus dem Innenteil


In der Natur findet sich eine unerschöpfliche Vielfalt an Motiven. Was liegt da näher, als Landschaften, die Tier- und Pflanzenwelt im Skizzenbuch oder auf dem Zeichenblock festzuhalten?
Albrecht Rissler nimmt Sie mit auf einen Ausflug ins Grüne und zeigt, in welcher Technik Sie umsetzen, was Sie dort Schönes vorfinden. Auf vielfachen Kundenwunsch exklusiv wieder aufgelegt!
Wilde Farben

Strukturanalysen
Matt, rau oder satiniert, naturweiß oder farbig – die Beschaffenheit des Papiers ist prägend für künstlerische Arbeiten. Ob der Zeichenstift mühelos über leichte Strukturen gleitet, sichtbare Texturen integriert werden, feinste Details auf glatten Oberflächen zur Geltung kommen oder ein farbiger Untergrund Akzente setzt, wird durch die Auswahl des Künstlerpapiers bestimmt. Deutlich wird dies in unseren Beispielen anhand der Wirkung von Zeichenkohle auf Zeichen-, Aquarell-, Stein- und Mixed-Media-Papieren in verschiedenen Weiß- und anderen Farbtönen.#

Idee, Malerei, Gestaltung, Fotogra f e: Ina Riepe



Linke Seite: boesner Acryl Studio in 6 Gebindegrößen in bis zu 63 Farbtönen erhältlich. Rechte Seite (Abbildung oben links): Sennelier-Künstler-Ölpastell in 3 Größen in 120 Farbtönen erhältlich. Rechte Seite (Abbildung unten links): boesner Tuschepinsel mit wasserlöslicher Farbtinte, erhältlich in 20 Farben. Rechte Seite (Abbildung rechts): Tombow ABT Dual Brush Pen: aquarellierbarer Fasermaler mit zwei Spitzen, erhältlich in 107 Farben und als farbloser Blender.




Von Kunst und Liebe
„Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly“ im Museum Brandhorst
Sie haben die Kunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst: der Musiker und Theoretiker John Cage (1912–1992), der Choreograf und Tänzer Merce Cunningham (1919–2009) sowie die Maler und Bildhauer Jasper Johns (*1930), Robert Rauschenberg (1925–2008) und Cy Twombly (1928–2011). Aber nicht nur das verbindet die fünf Künstler miteinander, sondern auch einzigartige Freundschaften, die durchzogen waren von gemeinsamen Arbeiten, intensiven Debatten, innigen Liebesbeziehungen und schmerzvollen Trennungen. Die Voraussetzung dafür waren ähnliche Interessen – alle fünf Künstler erprobten neue Ausdrucksformen und beschäftigten sich mit ähnlichen Themen: mit Stille und Zufall, mit Technik und Fortschritt, mit Tradition und radikaler Neuerung.



„Wir alle haben mit vollem Einsatz gearbeitet, jedes intensive Gefühl geteilt, und ich glaube, wir haben Wunder vollbracht, allein für die Liebe.“
Robert Rauschenberg
Mit der Ausstellung „Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly“ zeigt das Museum Brandhorst in München nun diesen Künstlerkreis, der Musik, Tanz und Kunst der Nachkriegszeit entscheidend geprägt hat. Im engen Austausch schufen Cage, Cunningham, Johns, Rauschenberg und Twombly einzigartige Verbindungen zwischen den künstlerischen Gattungen und Medien.
Mit über 180 Kunstwerken sowie Partituren, Bühnenrequisiten, Kostümen, Fotografien und Archivalien ermöglicht die Schau, die bis zum 17. August 2025 zu sehen ist, einen Einblick in dieses außergewöhnliche künstlerische Zusammenspiel.
In den 1940er- und 1950er-Jahren lernten sich die fünf Freunde in verschiedenen Konstellationen kennen und bildeten ein kreatives Netzwerk, in dem Themen, Ideen und Einfälle zirkulierten. Während Cage und Cunningham bereits seit den frühen 1940erJahren eine berufliche und romantische Beziehung führten, lernten sich Rauschenberg und Twombly im Frühjahr 1951 in New York kennen. Ab dem Sommer besuchten sie gemeinsam das legendäre Black Mountain Collage in North Carolina, wo Cunningham und Cage unterrichteten. An diesem Punkt setzt die Ausstellung ein: Am Black Mountain College entwickelten Cage und Cunningham ihre Konzeption der Stille und des Zufalls in direktem Austausch mit den jüngeren Künstlern Rauschenberg und
[1][2][3] Ausstellungsansichten: Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly, Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München, (für Jasper Johns und Robert Rauschenberg: © VG Bild-Kunst, Bonn 2025).

Twombly. Nach einer ausgedehnten Reise nach Italien und Nordafrika teilten sich die beiden Jüngeren ein Atelier in der New Yorker Fulton Street und bildeten schließlich ihren „signature style“ aus: Rauschenberg seine Combines – eine Mischung aus Gemälden und Skulpturen, in die er auch Zeichnungen und Fotografien integrierte – und Twombly seine anspielungsreiche, an Graffiti erinnernde Strichführung. 1954 trat Jasper Johns zu dem Künstlerkreis hinzu und schuf mit seinen Flaggen und Zielscheiben einen eigenen Bildbegriff. Im Zuge ihres internationalen Durchbruchs in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren wurden die fünf Freunde zu Wegbereitern von Happening, Fluxus, Pop- und Minimal Art.
Der kollaborative Geist der Künstler fand in den Tanzperformances der Merce Cunningham Dance Company (MCDC) seinen deutlichsten Ausdruck. Cage war bis zu seinem Tod 1992 musikalischer Leiter und zu Beginn auch Tourmanager der MCDC, die 1953 am Black Mountain College gegründet worden war. Von 1954 bis 1964 war Rauschenberg der künstlerische Leiter und verantwortlich für Beleuchtung, Kostüme und Bühnenbilder. Johns unterstützte ihn bis zu ihrer Trennung 1961 bei der Ausführung und übernahm die Rolle des künstlerischen Leiters, nachdem sich Rauschenberg auf der World Tour 1964 mit Cunningham überworfen hatte. Während Cage der musikalische Direktor der MCDC war, entwarfen Rauschenberg und Johns viele der Kostüme und
[4] Rosensaal im Museum Brandhorst, Cy Twombly, Untitled (Roses), 2008, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, © Cy Twombly Foundation, Foto: Haydar Koyupinar, Museum Brandhorst, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München.

Bühnenbilder. Highlights dieser Kollaborationen sind in der Ausstellung zu entdecken. Der zentrale Raum im Untergeschoss des Museums Brandhorst ist daher als Bühnenraum ganz in Schwarz gehalten.
Der politische Kontext des Kalten Krieges durchdrang auch ihre Arbeiten. Rauschenberg pflegte einen geradezu obsessiven Umgang mit amerikanischen (Macht-)Symbolen, Johns‘ berühmteste Arbeiten sind Appropriationen der amerikanischen Flagge und Zielscheiben, die auf Staatsräson und Militärwesen verweisen. Cy Twomblys vermeintlich entrückte Antikenbezüge in den Gemälden der 1960er-Jahre rekurrieren häufig auf konkrete politisch-
historische Ereignisse wie die Ermordung von John F. Kennedy oder die Kubakrise. Insbesondere Twombly und Rauschenberg reagierten in ihrem bildnerischen Schaffen auf die Entwicklung der Raumfahrt. So entstand Rauschenbergs Projekt Stoned Moon (1969–1970) gar im Auftrag der NASA. 1968 schuf Twombly das Gemälde Orion III, das auf ein Raketensystem der NASA anspielt, das mit Nuklearenergie angetrieben werden sollte.
Der sich seit den späten 1940er-Jahren zuspitzende Kalte Krieg zwischen den USA und der UdSSR wurde auch auf ideologischer Ebene geführt. Der Politiker Joseph McCarthy entfachte eine regelrechte Jagd auf vermeintliche Kommunist*innen und queere
[5] Ausstellungsansichten: Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly, Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München, © VG Bild-Kunst Bonn 2025 / Jasper Johns, Robert Rauschenberg.

Menschen. Vor diesem historischen Hintergrund müssen auch die romantischen Beziehungen von Rauschenberg mit Twombly und Johns sowie von Cage und Cunningham gesehen werden: Nur durch versteckte Andeutungen und Codes war eine Kommunikation über queeres Begehren möglich. Auf dieses Spiel mit Ver- und Enthüllung nehmen die Freunde in ihren Werken immer wieder Bezug. Jasper Johns‘ Targets könnten so auch als Kommentar auf die zur Zielscheibe gewordenen queeren Menschen gelesen werden.
Stille, Leere, Abwesenheit stehen im Mittelpunkt vieler ihrer Arbeiten. Sie laden die Betrachtenden dazu ein, ihre Aufmerksamkeit auf Klänge, Gegenstände und Bewegungen zu richten, die nicht unmittelbar wahrnehmbar, nicht vorhersehbar und auch

nicht kontrollierbar sind: zufällige Ereignisse im Raum, Schritte, ein Räuspern, das Licht der Sonne oder die Muster von Schatten an der Wand, die Struktur einer grundierten Leinwand – eine Anregung zum Innehalten und zur Achtsamkeit. Keineswegs ziehen sich die Künstler damit in einen Elfenbeinturm zurück. Ihre Konzeption der Stille ist kein Ort des Rückzugs, sondern der Öffnung. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen wie der wachsenden Popularität autoritärer Regierungsformen sowie dem schier unendlichen Strom von Bildern und Nachrichten erscheint die Kunst der fünf Freunde hochaktuell und wie eine Zeitreise zu den Wurzeln gegenwärtiger Fragen: der Angst vor Krieg, dem Umgang mit gesellschaftlicher Repression sowie der Auseinandersetzung mit Massenmedien und technischen Revolutionen.
[6] Robert Rauschenberg, Merce Cunningham Dance Company, Brooklyn Academy of Music, 1969, Offsetlithographie, 86 x 58 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Robert Rauschenberg, Museum Ludwig, Köln. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln. [7] Merce Cunningham in „Changeling“, 1957, Foto: Richard Rutledge, 1957, © Courtesy of the Merce Cunningham Trust and the Jerome Robbins Dance Division, The New York Public Library.

Ausstellung
Bis 17. August 2025
Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly.
Katalog
Die Ausstellung im Museum Brandhorst spannt einen Bogen über drei Jahrzehnte – eine Zeitspanne, in der die Verflechtung von Kunst, Freundschaft, Konkurrenz und Zuneigung zu einem entscheidenden Impuls des Schaffens der fünf Künstler wurde. Viele der Werke sind – insbesondere in den 1950er-Jahren – nebeneinander und im direkten Gespräch entstanden. Erstmals sind sie in der Ausstellung wieder in ihrem ursprünglichen Produktionszusammenhang zu erleben, ikonische Schlüsselwerke ebenso wie selten oder noch nie gezeigte Arbeiten.
Möglich wurde die umfangreiche Ausstellung dank der engen Kooperation zwischen dem Museum Brandhorst und dem Museum Ludwig in Köln: Während das Museum Brandhorst die umfangreichste europäische Sammlung von Werken Cy Twomblys beherbergt und in der aktuellen Ausstellung seine künstlerische Praxis im Kontext seiner Anfänge situiert, sind in keinem anderen Museum Europas Jasper Johns und Robert Rauschenberg mit so vielen Hauptwerken vertreten wie im Ludwig Museum in Köln. Vom 3. Oktober 2025 bis zum 11. Januar 2026 ist die Ausstellung im Anschluss auch dort zu sehen.#
[8] Carolyn Brown, Merce Cunningham, John Cage, Doris, Stockhausen, David Tudor, Michael von Biel, Steve Paxton, Karlheinz Stockhausen and Robert Rauschenberg during the Merce Cunningham Dance Company world tour, 1964, © Photograph Collection, Robert Rauschenberg Foundation Archives, New York, Foto: Unattributed.


Fünf Freunde
John Cage – Merce Cunningham – Jasper Johns Robert Rauschenberg – Cy Twombly
Yilmaz Dziewior, Achim Hochdörfer mit Arthur Fink (Hrsg.), Texte von Ilka Becker, Daniel L. Callahan, Yilmaz Dziewior, Trajal Harrell, Achim Hochdörfer, Helen Hsu, Anna Huber, Alex Kitnick, Laura Kuhn, Nick Mauss, Carrie Jaurès Noland, Kerstin Renerig, Kenneth E. Silver, Deborah Solomon, Leonore Spemann geb., 332 S. m. 415 farb. Abb., 23 x 29 cm, Schirmer/Mosel, ISBN 9783829610421
Kontakt
Museum Brandhorst Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Theresienstraße 35a, 80333 München Tel. +49-(0)89-238052286 www.museum-brandhorst.de
Kraftvoll und radikal
Werke von Dieter Krieg im MKM Museum Küppersmühle

Ein besonderes Erkennungsmerkmal seiner expressiven und kraftvollen Kunst sind die extremen Formate seiner in heftiger Malweise ausgeführten Gemälde: Dieter Krieg (1937–2005) zählt zu den wichtigsten deutschen Malern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und schrieb als Vertreter der Neuen Figuration Kunstgeschichte. Obwohl sein Werk nicht immer auf begeisterte Zustimmung stieß und heute ein wenig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt ist, ist sein künstlerischer Rang in der Fachwelt nach wie vor unumstritten. Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg präsentiert derzeit die Ausstellung „Maler, Diebe und Gesindel“ mit rund 70 Gemälden des Künstlers.
Dieter Krieg, geboren 1937 in Lindau, studierte an der Karlsruher Kunstakademie bei HAP Grieshaber und Herbert Kritzel. Sein radikaler Malstil erregte bereits in den 1960er-Jahren Aufsehen. Schon 1966 erhielt er für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und bandagierten Körperdarstellungen den Deutschen Preis der Jugend in Baden-Baden. Ende der 1970er-Jahre wandte sich Krieg von den reduzierten Formen seiner Malerei zu einer malerischen Welt aus Worten und Dingen. 1977 war Krieg an der documenta 6 in Kassel beteiligt, 1978 vertrat er Deutschland auf der Biennale in Venedig. Als Professor an der Kunstakademie Dusseldorf (seit 1978) beeinflusste er eine ganze Generation jüngerer Künstlerinnen und Künstler. Mit seiner Frau Irene gründete der Künstler 2004 die Stiftung Dieter Krieg, die sein Œuvre bewahrt, erforscht und in Publikationen und Ausstellungen zugänglich macht. Der Künstler starb 2005 in QuadrathIchendorf, einem Stadtteil von Bergheim.
Mit seinem Werk nahm Dieter Krieg den großen Erfolg der „Neuen Wilden“ in den 1980er-Jahren vorweg. Die Auswahl der Duisburger Ausstellung demonstriert dies mit Schriftbildern und monumentalen Darstellungen von banalen Alltagsgegenständen wie Spiegeleiern, Koteletts, Duschvorhängen oder Kerzen und anderem. In seiner Malerei wird neben ihrer verführerisch-sinnlichen
Qualität die Fragwürdigkeit der Darstellbarkeit von Dingen besonders deutlich. Krieg war ein obsessiver Leser, und seine Malerei ist geprägt durch eine besondere Affinität zur Literatur seiner Zeit von Sartre und Beckett bis hin zu Peter Handke und durch den körperlichen Akt des Schreibens, der zu einem weiteren Motiv seiner Gemälde wird.
Wenige Wochen vor der Ausstellungseröffnung hat eine Gruppe von Experten die Aktualität dieses herausragenden Künstlers intensiv diskutiert. Der Gedankenaustausch zwischen dem Intendanten des Kunstmuseums Bonn, Stephan Berg, dem Vorsitzenden der Stiftung Dieter Krieg, Klaus Gerrit Friese, der Direktorin des Neuen Museum Nürnberg, Simone Schimpf, dem Autor, Filmemacher und Kurator Heinz-Norbert Jocks, dem Kurator Kay Heymer sowie Walter Smerling, dem Direktor des Museum Küppersmühle, ist dem Ziel gewidmet, das Schaffen des Künstlers wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Das Gespräch ist im Ausstellungskatalog abgedruckt.
„Die Ausstellung demonstriert die anhaltende Aktualität und Verführungskraft von Dieter Kriegs Malerei“, so Simon Strauß. „Wenn die Realität eine Form der Entzauberung ist, wenn die Zäune umgerissen gehören, damit neue Erlebnisse und andere Formen der Messung möglich sind, dann kann die Malerei nur die Dürftigkeit des eigenen Genügens an diesem Anspruch protokollieren. Sie soll nicht so tun, sagt Krieg, als wüsste sie es besser. Als hätte sie einen Durchblick. Sie soll ihre Ungewissheit ins Zentrum stellen, ohne sich dabei in unbeschreibliche Abstraktion zu flüchten. Denn wir alle leben ja von der vorgetäuschten Wirk lich keit, warum also suggerieren, wir würden sie nicht kennen.“#
Ausstellung
Bis 31. August 2025
Maler, Diebe und Gesindel. Eine Ausstellung mit Werken von Dieter Krieg
Katalog


Dieter Krieg. Maler, Diebe und Gesindel Walter Smerling (Hrsg.), Mit Beiträgen von Walter Smerling, Thomas A. Lange, Simon Strauß sowie einem Gespräch über Dieter Krieg zwischen Stephan Berg, Klaus Gerrit Friese, Simone Schimpf, Heinz-Norbert Jocks, Kay Heymer und Walter Smerling, Hardcover, 144 S. m. 98 Abb., 24,5 x 29,5 cm, Wienand Verlag, ISBN 9783868328196
Kontakt
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst Philosophenweg 55 47051 Duisburg Tel. +49-(0)2302-30194811 www.museum-kueppersmuehle.de
Dieter Krieg, o.T. , 1994, Acryl auf Leinwand, 375 x 345 cm, Stiftung Dieter Krieg, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Dieter Krieg.
Poesie in Farbe
Chagall in der Kunstsammlung NRW

„Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein.“
Seine fantastisch-poetischen Bildwelten sind bis heute rätselhaft, ihre intensive Farbigkeit außergewöhnlich: Der russisch-französische Maler Marc Chagall gilt als Ausnahmetalent der Moderne und zählt zu den wichtigsten Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Die große Ausstellung zu seinem Werk im Düsseldorfer K20 zeigt bis zum 20. August 2025 rund 120 Gemälde und Papierarbeiten aus allen Schaffenszeiten des Künstlers. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den frühen Arbeiten, die zwischen 1910 und 1923 entstanden sind: Deutlich zeigen sich hier die Einflüsse der Avantgarden auf das Werk Chagalls, aber auch die gesellschaftskritische und bisweilen dunkle Seite seines Werks. Die Ausstellung veranschaulicht zudem die Entwicklung des Künstlers und seiner Motive bis in die 1980er-Jahre, in denen er mit der leuchtenden Farbigkeit seiner Bilder ein breites Publikum begeisterte.
Marc Chagall (geb. 1887 in Witebsk, Russisches Kaiserreich, heute Belarus – gest. 1985 in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich) kommt im Mai 1911 mit 23 Jahren nach Paris – auf einer vier Tage währenden Reise mit allen seinen Werken im Gepäck. In der Impasse du Maine (heute Rue Antoine Bourdelle) bezieht er ein kleines Atelier. Wie viele seiner Künstlerkolleg*innen ist er mittellos, spricht kaum Französisch und ist überwältigt von der Modernität und Energie der Stadt. Anders als in anderen europäischen Ländern, wurden Juden in Frankreich ab dem Jahr 1791 als freie Bürger anerkannt. Das zog viele jüdische Künstler*innen nach Paris, um dort zu leben und zu arbeiten und sich frei in der Kunst auszudrücken. Dennoch waren sie im Alltag mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert.
[1] Marc Chagall in Sankt Petersburg, 17. Juni 1910, © DR, Archives Marc et Ida Chagall, Paris, 2025.
[2] Liebespaar mit rotem Hahn (Les amoureux au coq rouge), 1956–1965, Öl, Gouache, Tempera und Tinte auf Leinwand, 81 x 66 cm, Privatsammlung Deutschland, Courtesy Samuelis Baumgarte Galerie, © VG Bild-Kunst Bonn 2025 / Marc Chagall.
Marc Chagall
Er lernt die Kunst der Impressionisten, der Fauves und den Kubismus kennen und verarbeitet die neuen Eindrücke in seinen Werken. 1912 zieht Chagall in die Künstlerkolonie La Rouche, wo er unter anderen auf Alexander Archipenko, Fernand Léger, Amedeo Modigliani und Chaïm Soutine trifft. Er findet zudem, anders als die meisten Immigrant*innen, nach kurzer Zeit Zugang zu den Pariser Zirkeln der künstlerischen und literarischen Avantgarde und wird Teil einer eingeschworenen Freundesclique, die sich gegenseitig unterstützt. Deren Kern bilden die Literaten und Kunstkritiker Guillaume Apollinaire, Blaise Cendrars und Ludwig Rubiner, der Filmtheoretiker Ricciotto Canudo und die Künstler*innen Robert und Sonia Delaunay, Fernand Léger und einige andere. Auch Herwarth Walden, der Berliner Galerist und Herausgeber der Zeitschrift „Der Sturm“, ist Mitglied dieses Kreises. Er zeigt 1913 Werke des noch unbekannten Chagall im Ersten Deutschen Herbstsalon und ermöglicht ihm 1914 seine erste große Einzelausstellung überhaupt mit 40 Gemälden und 160 Zeichnungen.
Worin begründet sich Chagalls früher Erfolg? Wie viele junge Künstler*innen experimentiert auch er mit den Stilen der westlichen Avantgarde. Das Besondere ist, dass er Fauvismus und Kubismus mit jüdischen Motiven und osteuropäischer Folklore verbindet. Daraus entspringt eine aus dem Erleben begründete surreale Motivwelt – das verschafft Chagall ein Alleinstellungsmerkmal in seiner Zeit. Schwebende Menschen und Tiere, Geiger auf Dächern, Riesen, Winzlinge und Mischwesen bevölkern seine stets in überwältigender Farbigkeit gestalteten Kompositionen. Das ist „surnaturel“ (übernatürlich), so schwärmt der Schriftsteller Guillaume Apollinaire beim ersten Besuch in Chagalls Atelier. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich Chagall einen unverkennbaren Stil erarbeitet. Doch die fremden Welten, die Chagall entwirft, sind keineswegs nur poetisch aufgeladene Märchen, sondern enthalten scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Bedingungen seiner Zeit.


[3] Selbstbildnis (Autoportrait), 1914, Öl auf Karton, auf Leinwand, 50,5 x 38 cm, Kunstmuseum Basel, Inv. Im 1081, Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel 2005, Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P.
Bühler, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Marc Chagall.
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Marc Chagall reflektiert zeitlebens seine Herkunft. Vor allem in den frühen Werken thematisiert er die Kindheit und Jugend in der Begrenztheit des jüdischen Viertels in Witebsk. Die Kleinstadt mit ihren eng gedrängten Häusern und dem markanten Kirchturm ist ein oft verwendetes Motiv. Bilder wie Sabbath, 1911, Das gelbe Zimmer, 1911, Russland, den Eseln und den Anderen, 1911, und Golgatha (Die Kreuzigung), 1912, erzählen Geschichten vom jüdischen Alltag, den Festen und Gebräuchen, von Liebe und Lust, aber auch Ritualmordbeschuldigungen und Pogromen, die Chagall 1905 in Witebsk erleben musste.
Nach der Ausstellung in der Sturm-Galerie in Berlin reist Chagall im Sommer 1914 weiter nach Witebsk. Geplant ist ein kurzer Aufenthalt, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert die Rückreise nach Paris. Acht Jahre bleibt er in Russland, wohnt
wechselweise in St. Petersburg, Witebsk und Moskau. Durch die Heirat mit Bella Rosenfeld erhält Chagalls Kunst neue Impulse: Das Glück der Zweisamkeit wird zu einem zentralen Motiv. Zugleich greift er auf vertraute Themen zurück: Er malt die Eltern und Geschwister; in diversen Selbstporträts hinterfragt er seine Situation. Malerische Experimente wagt er nur bei Landschaften und Liebespaarmotiven.
Die Versprechen der Oktoberrevolution von 1917 wecken zunächst Chagalls Enthusiasmus. Er wird 1918 zum Kommissar für die schönen Künste der Region Witebsk ernannt, gründet eine Kunsthochschule und wird dessen Leiter. Er lädt namhafte Künstler, wie El Lissitzky und Kasimir Malewitsch als Lehrer ein. Ihre unterschiedlichen Kunstauffassungen führen jedoch zu Streitigkeiten. Besonders mit Malewitsch, der für den Suprematismus
[4] Der Geiger (Le violoniste), 1911, Öl auf Leinwand, 94,5 x 69,5 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Marc Chagall.
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steht – also für die „abstrakte, reine Malerei“ – gibt es Diskussionen über das Verständnis von revolutionärer Kunst. Als Chagalls Studenten zu Malewitsch wechseln, verlässt Chagall die Akademie und zieht nach Moskau. Die Ausstellung im K20 präsentiert eine Reihe außergewöhnlicher Papierarbeiten, die zeigt, wie Chagall trotzdem über Jahre hinweg mit abstrakten Kompositionen experimentiert.
Chagall kehrt 1922 zunächst nach Berlin und 1923 nach Paris zurück. Er muss feststellen, dass seine zurückgelassenen Werke verkauft oder zerstört sind. Er beginnt, Neufassungen zu malen und begeistert damit Sammler*innen und Galerist*innen. Der Berliner Kunsthändler Ernst Cassirer veröffentlicht zu Chagalls Biografie „Mein Leben“ eine Grafikmappe mit 20 Radierungen. Erstmals kann er in den 1920er- und 1930er-Jahren ein unbeschwertes Leben führen. Eine neue Leichtigkeit und ein transparenter Farbauftrag finden Einzug in seine Bilder. Motive aus Witebsk stehen neben neuen, in Frankreich gewonnenen Eindrücken. Eine Einladung der Surrealist*innen, sich ihrer Gruppe anzuschließen, lehnt er ab.
Fortan lässt sich bei Chagall kaum mehr eine chronologisch fassbare stilistische Entwicklung feststellen. Er wiederholt Bildmotive und Themen, schafft dafür neue Kontexte und greift mit der Anlehnung an ein Sujet auch auf frühere Stilstufen zurück. 1941 emigriert Chagall nach New York. Erst 1948 kehrt er nach Frankreich zurück. Seinen herausragenden Status als Künstler hat er längst international manifestiert – durch zahlreiche Ausstellungen und Großaufträge für Glasfenster und Dekorationsarbeiten in Theater- und Opernhäusern. Auch in den späten Werken der 1960er- bis 1980er-Jahre reagiert er sensibel auf gesellschaftliche Entwicklungen und das Weltgeschehen insgesamt. Witebsk und Paris werden zunehmend zu Sehnsuchtsorten und Christus, der gekreuzigte Jude, zum Sinnbild des Leidens. 1977 erhält Chagall mit dem Großkreuz der Ehrenlegion die höchste Auszeichnung Frankreichs. 1984 organisiert das Centre Pompidou in Paris eine Ausstellung mit Werken auf Papier, die anschließend in Hannover, Zürich und Rom gezeigt wird. Die Royal Academy of Arts in London bereitet 1985 eine Retrospektive vor. Am 28. März 1985 stirbt Marc Chagall im Alter von 97 Jahren in Saint-Paul-de-Vence.
Ausgangspunkt und Anlass der Ausstellung sind drei Gemälde von Marc Chagall, die vor dem Ersten Weltkrieg in Paris entstanden sind und sich im Besitz der Kunstsammlung NRW befinden: Es handelt sich um die Arbeiten Selbstbildnis, 1909, Der Geigenspieler, 1911–1914, und Rabbiner mit Zitrone (Festtag), 1914 – alle drei Gemälde dürfen zu den frühen Hauptwerken des Künstlers gezählt werden. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Wiener Albertina, wo sie bis Anfang Februar zu sehen war, und der Kunstsammlung NRW.#
Als seine geliebte Ehefrau Bella Anfang September 1944 starb, war Chagall über Monate hinweg nicht in der Lage, künstlerisch tätig zu sein.
Ausstellung
Bis 10. August 2025 Chagall
Kontakt
Kunstsammlung NRW K20 Grabbeplatz
Grabbeplatz 5 40213 Düsseldorf Tel. +49-(0)211-8381-204 www.kunstsammlung.de, #K20Chagall
[5] Die Lichter der Hochzeit (Les lumières du mariage), 1945, Öl auf Leinwand, 123 x 120 cm, Kunsthaus Zürich, Geschenk Nachlass Ernst Göhner, 1973, Foto: Kunsthaus Zürich, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Marc Chagall.
Glanzstücke der Zeichenkunst
Zeichnungen auf farbigen Gründen

Der Maler Cennino Cennini bezeichnete die Technik in seinem „Buch von der Kunst“ als „Tor“ zur Malerei: Das kontrastreiche Zeichnen auf farbigen Untergründen eigne sich insbesondere zum Studium des Eindrucks von Dreidimensionalität, von Licht und Schattenwirkungen. Darüber hinaus schule die Hell-DunkelZeichnung den angehenden Künstler gerade aufgrund der reduzierten Farbpalette im Umgang mit Farben: Der Maler muss alles Darstellbare auf konträre Lichtverhältnisse reduzieren und mit sehr wenigen Tongraden arbeiten –vom Mittelton des Papiers aus ins Dunkle und ins Helle, um plastische Modellierung zu erreichen. Auf diese Weise lassen sich durch Höhung mit Glanzlichtern und Abtönung mit Metallstift, Pinsel, Feder oder Kreiden reiche tonale Abstufungen erzielen. Meisterzeichnungen der Re-
[1] Albrecht Dürer, Kopf des Laute spielenden Engels, 1506, Pinsel in Schwarz, Grau und Weiß, auf blauem Papier (carta azzurra), Albertina, Wien, © Foto: Albertina, Wien.
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naissance auf farbigen Gründen stehen im Zentrum der großen Frühjahrsausstellung „Leonardo – Dürer“, die bis zum 9. Juni 2025 in der Albertina Wien zu sehen ist. Wie der Titel verspricht, wird das Thema Regionen übergreifend zwischen Italien und dem Norden betrachtet. Mit der Präsentation einiger der schönsten Farbgrundzeichnungen von Leonardo, Dürer und anderen Künstlern bietet die Ausstellung Gelegenheit, die Entwicklung dieser faszinierenden Technik bis zum Ausgang der Hochrenaissance mitzuerleben.
Die Technik, Papier und Pergament mit einem Gemisch aus Knochenpulver, Leim- oder Gummiwasser zu grundieren und der Grundierung Farbe in Pulverform beizumischen, war in Italien bereits im frühen 14. Jahrhundert in Gebrauch und ist um 1380 auch nördlich der Alpen nachweisbar. Neben Blättern mit farbiger Grundierung griffen die Künstler auch zu den bereits bei der Herstellung eingefärbten Natur- oder Tonpapieren, von denen die blaue „carta azzurra“ zuerst auftrat. Zeichnungen auf farbigem
Grund werden in der italienischen Terminologie der Zeit „Chiaroscuri“ genannt. Der Begriff umfasst aber auch monochrome, rein in Hell-Dunkel-Abstufungen wiedergegebene Darstellungen. Ferner werden auch Holzschnitte „Chiaroscuri“ genannt, die mit einer oder mehreren ergänzenden Farbplatten gedruckt sind und die ursprünglich das Aussehen farbiger Hell-Dunkel-Zeichnungen nachzuahmen suchten.
Während Hell-Dunkel-Zeichnungen in Italien fast ausnahmslos Gemälde vorbereiten, schienen sie nördlich der Alpen eher selten als Mittel zum Zweck der Bildgenese eingesetzt worden zu sein. Hier wurde bildmäßig abgeschlossenen Werken der Vorzug gegeben, die für einen allmählich sich etablierenden Sammlermarkt geschaffen und für detailreiche Darstellungen religiöser oder mythologischer Themen genutzt wurden. „In Italien wird die Hell-Dunkel-Technik bereits seit dem frühen 14. Jahrhundert verwendet: vornehmlich benutzten die Künstler farbig präparierte Zeichnungen für Figurenstudien und bereiteten damit ihre
[2] Leonardo da Vinci, Stehender männlicher Akt, um 1503–1506, Rötel, Feder in Braun auf rot präpariertem Papier, 23,4 x 14,6 cm, The Royal Collection / HM King Charles III, Windsor Castle © Royal Collection Enterprises Limited 2025 | Royal Collection Trust. [3] Raffael, Studie zur Bridgewater-Madonna (Recto), um 1506–1507, Metallstift und Feder auf bräunlich grundiertem Papier, 26,2 x 19,3 cm, Albertina, Wien, © Foto: Albertina, Wien.
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Die Ausstellung „Leonardo – Dürer“ in der Albertina Wien stellt die Entwicklung der Farbgrundzeichnung dar und untersucht Ihren Gebrauch bei einzelnen Künstlern.
Gemälde vor“, so Kurator Achim Gnann. „Die Ausstellung stellt die Entwicklung der Farbgrundzeichnung chronologisch dar, untersucht den Gebrauch farbig grundierter Zeichnungen bei einzelnen Künstlern und arbeitet auch Bezüge zur damaligen Druckgrafik heraus.“ Im deutschen Sprachraum wurde die ChiaroscuroZeichnung seit dem mittleren 15. Jahrhundert für delikate szenische Darstellungen bevorzugt: „Im Gegensatz zu Italien handelt es sich vor Dürer nie um Entwurfszeichnungen, sondern um kostbare Schau- und Sammlerstücke“, so Kurator Christof Metzger.
Leonardo da Vinci wählte in seiner Frühzeit in Florenz in den 1470er-Jahren für seine Blätter auffällig verschiedene Grundierungen in leuchtend roten, orangen, hellvioletten, rosa- und cremefarbenen Tönen. Auf allen zeichnete er mit dem Metallstift, dessen Linien er bisweilen mit der Feder nachzog, um die Motive herauszuarbeiten und zu präziseren. Nach seiner Übersiedelung nach Mailand um 1482 griff er besonders gern zu einem zuvor nur selten verwendeten blau grundierten Papier, wie bei den Pferdestudien für das nie ausgeführte bronzene Reiterdenkmal, das Ludovico Sforza zu Ehren seines Vaters Francesco in Auftrag gegeben hatte. Bei diesen Studien hielt Leonardo mit dem Metallstift die anatomischen Details fest und veranschaulichte in Verbindung mit dem blauen Fond den dunklen Ton und die Härte der Bronze sowie die Einbindung des Pferdekörpers in einen von Luft und Atmosphäre durchtränkten Platz. Aufgrund der Vielseitigkeit seiner Interessen gelangen Leonardo bahnbrechende Entdeckungen und viele künstlerische Neuerungen: Er dürfte zum Beispiel als erster mit dem Rötel auf rot präpariertem Papier gezeichnet haben. Dabei hebt sich der Strich nicht kontrastreich vom Grund ab, sondern verbindet sich harmonisch mit dem Fond. Auf anderen Blättern verwendet er Rötel in Verbindung mit schwarzer Kreide, Feder, Weißhöhung und Lavierung und erzielt dadurch beeindruckende malerische Wirkungen.
Nördlich der Alpen nutzten Künstler die HellDunkel-Technik in erster Linie für bildhaft durchkomponierte Zeichnungen. Aufgrund der hohen
ästhetischen Qualität ist das Verfahren besonders geeignet, den Blättern besonderen Status zu verleihen, und so kamen die gezeichneten Einzelstücke für anspruchsvolle Kundenwünsche auf den Markt. Während seines Aufenthalts in Venedig machte Albrecht Dürer um 1506 Bekanntschaft mit der italienischen Praxis, auf bereits im Herstellungsprozess durchgefärbten Bögen zu arbeiten. Besonderer Beliebtheit erfreute sich die tiefblau pigmentierte „carta azzurra“. In Venedig lernte Dürer auch Zeichnungen kennen, mit denen Künstler wie Giovanni Bellini oder Vittore Carpaccio während des Malprozesses Bilddetails ausarbeiteten. Der freundschaftliche Kontakt mit seinen Kollegen, insbesondere mit Bellini, dürfte Dürer damals angeregt haben, den Einsatzbereich der HellDunkel-Technik um diese Anwendungsmöglichkeiten zu erweitern. Von nun an war die Arbeit an seinen venezianischen Gemälden von Zeichnungen auf „carta azzurra“ begleitet. Dem Künstler bot sich damit Gelegenheit, Varianten in ihrer malerischen Wirkung oder die Charakterisierung der unterschiedlichsten Oberflächen, Formen und Strukturen zu erproben. Als unmittelbare Vorstudien für die Malerei waren die Zeichnungen – nicht zuletzt wegen der extremen Ausarbeitung der Details – aber kaum zu gebrauchen. Als Teil seines Werkstattfundus hatte Dürer aber damit Glanzstücke analytischer Beobachtung und präziser Wiedergabe als Beleg seiner Kunst verfügbar.
In der Wiener Ausstellung treffen erstmals 26 Zeichnungen Albrecht Dürers auf ebenso viele Werke von Leonardo da Vinci. Darüber hinaus werden hochkarätige Arbeiten von Raffael, Tizian, Albrecht Altdorfer, Hans Baldung Grien, Hans Holbein d.Ä. und weiteren Renaissancemeistern ausgestellt. Rund zwei Drittel der Meisterwerke stammen aus der Albertina selbst. „Die Renaissance war eine Zeit des Aufbruchs – auch in der Zeichenkunst. Die Ausstellung beleuchtet die Entwicklung der Technik des HellDunkel-Zeichnens auf farbigem Papier – einer Kunst, die mit Leonardo im Süden ihren Höhepunkt fand und die Dürer nördlich der Alpen mit ikonischen Werken wie den Betenden Händen zu größtmöglicher Perfektion führte. In der Renaissance kam Künstlern der Gedanke, Papier zu grundieren oder bereits gefärbtes Papier zu verwenden, um auf diese Weise mit Virtuosität ins Dunkle, aber auch ins Helle zu arbeiten. So erschlossen sich den Künstlern und ihrem Publikum ganz neue plastische Möglichkeiten und ästhetische Erfahrungen, wie wir in dieser beachtlichen Zusammenstellung von knapp 150 Werken zeigen“, so Albertina-Generaldirektor Ralph Gleis. Mit den hochkarätigen Arbeiten aus dem eigenen Bestand sowie bedeutenden internationalen Leihgaben des Royal Collection Trust Windsor Castle, dem Louvre, dem Metropolitan Museum New York, den Uffizien in Florenz, dem Kupferstichkabinett Berlin, dem British Museum und zahlreichen weiteren internationalen Sammlungen bietet die Wiener Ausstellung somit eine einzigartige Gelegenheit, diese virtuose Technik zu entdecken.#
Ausstellung
Bis 9. Juni 2025 Leonardo – Dürer. Meisterzeichnungen der Renaissance auf farbigem Grund
Katalog


Leonardo – Dürer. Meisterzeichnungen der Renaissance auf farbigem Grund
Ralph Gleis, Achim Gnann, Christof Metzger (Hrsg.), Beiträge von N. Büttner, L. Eder, A. Gnann, D. Korbacher, C. Metzger, F. Michel, K. Zgraja, geb., 400 S. m. 180 Abb., 24 x 30 cm, Hirmer Verlag, ISBN 9783777444673
Kontakt
Albertina Albertinaplatz, 1010 Wien Tel. +43-(0)1-53483-0 www.albertina.at
Albrecht Dürer, Betende Hände, 1508, Pinsel in Schwarz, Grau und Weiß, auf blau grundiertem Papier, 29,1 x 19,7 cm, Albertina, Wien, © Foto: Albertina, Wien

Klára Hosnedlová, GROWTH, 2024, Ausstellungsansicht
Kunsthalle Basel,© Klára Hosnedlová, Kunsthalle Basel / Zdenek Porcal Powered by.
Bis 26. Oktober 2025 Chanel Commission Klára Hosnedlovà: Embrace
Hamburger Bahnhof –Nationalgalerie der Gegenwart www.smb.museum

Marc Roman Page, Sitz-Objekt Recasting aesthetics, © Marc Roman Page.
Bis 1. Juni 2025
The Art of Making 2025 Kunsthandwerk und Design aus Paris und Berlin
Kunstgewerbemuseum www.smb.museum
Deutschland
Aachen
Ludwig Forum für Internationale Kunst
Jülicher Straße 97–109, 52070 Aachen
Tel. +49-(0)241-1807104, www.ludwigforum.de
Bis 31. August 2025: Amy Sillmann. Oh, Clock!
Baden-Baden
Museum Frieder Burda
Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden
Tel. +49-(0)7221-398980
www.museum-frieder-burda.de
17. Mai bis 14. September 2025: Poesie des Lichts. Richard Pousette-Dart.
Berlin Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Tel. +49-(0)30-266424242
www.smb.museum
Bis 18. Mai 2025: An die Arbeit! Vom Schafen und Schuften der Frauen. Bis 22. Juni 2025: Von Odesa nach Berlin. Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Hamburger Bahnhof –
Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50–51, 10557 Berlin
Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum
Bis 11. Mai 2025: Semiha Berksoy. Singing in Full Colour. Bis 18. Mai 2025: Mark Bradford. Keep Walking. Bis 20. Juli 2025: Ayoung Kim. Many Worlds Over. Bis 26. Oktober 2025: Chanel Commission. Klára Hosnedlovà: Embrace. 13. Juni 2025 bis 4. Januar 2026: Toyin Ojih Odutola. U22 – Adijatu Straße. 14. Juni bis 14. September 2025: 13. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. 11. Juli 2025 bis 25. Januar 2026: Delcy Morelos. Madre.
Humboldt Forum
Schloßplatz, 10178 Berlin Tel. +49-30-992118989 www.humboldtforum.org
Bis 9. Juni 2025: Elegante Blüten. Darstellungen von Flora und Fauna in Kunst aus Japan.
Bis 15. September 2025: Jinshixue: Das Studium antiker Artefakte und materieller Überreste der Vergangenheit, Teil 2. Bis 31. August 2026: Die Jiguangge: Halle des Purpurglanzes. Veranstaltungsort, Heldengalerie und Kriegsschauplatz.
Kunstgewerbemuseum
Matthäikirchplatz, 19785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 29 www.smb.museum
Bis 11. Mai 2025: Double Mise en Évidence. Wallpapers von Luc Wolf Bis 1. Juni 2025: The Art of Making 2025. Kunsthandwerk und Design aus Paris und Berlin. Bis 14. Dezember 2025: Mode aus Paris. Schenkung Erika Hofmann. Bis 30. Dezember 2025: Respiration. Atelier le balto im Kunstgewerbemuseum.
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstr. 7, 10963 Berlin Tel. +49-(0)30-25486-0 www.berlinerfestspiele.de
Bis 31. August 2025: Yoko Ono: Music of the Mind. Bis 14. September 2025: Vaginal Davis: Fabelhaftes Produkt.
Neues Museum
Besuchereingang James-Simon-Galerie, Bodestraße, 10178 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum
Bis 23. November 2025: Dioskuren – Der geschenkte Tag. 23. Mai 2025 bis 8. Februar 2026: Auf unbetretenen Wegen. Georg Schweinfurth und die Ägyptologie.
Neue Nationalgalerie
Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum
Bis 14. September 2025: Fujiko Nakaya. Nebelskulptur im Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie. Bis 14. September 2025: Yoko Ono: Dream Together. Bis 28. September 2025: Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft. Sammlung der Nationalgalerie 1945–2000. Bis September 2026: Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin. 23. Mai bis 12. Oktober 2025: Lygia Clark. Retrospektive.
Bochum
Kunstmuseum Bochum
Kortumstraße 147, 44787 Bochum
Tel. +49-(0)234-9104230
www.kunstmuseumbochum.de
Bis 31. August 2025: Valentina Karga. Well Beings. Bis 21. September 2025: Maya Deren – Stano Filko. Truth has, in reality, never been ours. Mit künstlerischen Beiträgen von Ibon Aranberri und Martin Vongrej. Bis 31. Dezember 2025: Sichtbar. Die eigene Sammlung.
Bonn
Kunstmuseum Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn Tel. +49-(0)228-776260
www.kunstmuseum-bonn.de
Bis 18. Mai 2025: Videonale20. Festival für Video und zeitbasierte Kunstformen. Bis 31. August 2025: Aufruch in die Moderne. Sammlungspräsentation August Macke und die Rheinischen Expressionisten. Bis 7. September 2025: Heimweh nach neuen Dingen. Reisen für die Kunst. 3. Juli bis 2. November 2025: From Dawn till Dusk. Der Schatten in der Kunst der Gegenwart.
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn, Tel. +49-(0)228-9171-0 www.bundeskunsthalle.de
Bis 1. Juni 2025: Save Land. United for Land. Bis 10. August 2025: Para-Moderne. Lebensreformen ab 1900. Bis 28. September 2025: Susan Sontag. Sehen und gesehen werden. Bis 26. Oktober 2025: Interactions x Wetransform. 6. Juni 2025 bis 25. Januar 2026: Wetransform. Zur Zukunft des Bauens.
Bremen
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207, 28195 Bremen Tel. +49-421-32908-0 www.kunsthalle-bremen.de
Bis 27. Juli 2025: Corot bis Watteau? Französischen Zeichnungen auf der Spur. Bis 3. August 2025: Mis(s)treated. Mehr als Deine Muse! Bis 7. September 2025: Kunst fühlen. Wir. Alle. Zusammen.
Neues Museum Weserburg Bremen
Teerhof 20, 28199 Bremen
Tel. +49-421-598390, www.weserburg.de
Bis 25. Mai 2025: Fort. Fantasy Island. 28. Juni bis 10. August 2025: What is that invisibile thing your arm is resting on. Meisterschüler*innen der Hochschule für Künst 2025.
Düsseldorf
Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen K 20
Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf
Tel. +49-(0)211-8381130
www.kunstsammlung.de
Bis 10. August 2025: Chagall. Bis auf Weiteres: Raus ins Museum! Rein in Deine Sammlung. Meisterwerke von Etel Adnan bis Andy Warhol.
Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen K 21
Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf
Tel. +49-(0)211-8381204
www.kunstsammlung.de
Bis 31. August 2025: Bracha Lichtenberg Ettinger. 10. Mai bis 12. Oktober 2025: Julie Mehretu. 24. Mai bis 31. August 2025: Wang Tuo. Preisträger K21 Global Art Award 2024.
Kunstpalast
Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf
Tel. +49-(0)211-8996260
www.kunstpalast. de
Bis 1. Juni 2025: Elias Sime. Echo. Bis 3. August 2025: Mama. Von Maria bis Merkel. Bis 5. Oktober 2025: Mythos Murano. 10. Mai bis 9. Juni 2025: Die Kleine 2025. Kunstwettbewerb für Grundschulen. 29. Juni bis 3. August 2025: Die Grosse. Kunstausstellung NRW Düsseldorf.
Duisburg
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40 47049 Duisburg, Tel. +49-(0)203-2832630 www.lehmbruckmuseum.de
Bis 7. September 2025: Hans-Jürgen Vorsatz zum 80. Geburtstag. Bis 24. August 2025: Mechanik und Menschlichkeit. Eva Aeppli und Jean Tinguely. Zum 100. Geburtstag. 5. Juli bis 19. Oktober 2025: Sculpture 21st: Peter Kogler.

Unbekannt, Hamid Zénati mit Werk, o.J., Courtesy Hamid Zénati Estate, © Hamid Zénati Estate, Foto: Maximilian Geuter.
Bis 7. September 2025 Heimweh nach neuen Dingen
Kunstmuseum Bonn www.kunstmuseum-bonn.de

FORT, Leck (Detail), 2012, Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf, Foto Tobias Hübel.
Bis 25. Mai 2025 Fort. Fantasy Island
Neues Museum Weserburg Bremen www.weserburg.de

Ausstellungsansicht „Frankfurt forever! Fotografien von Carl Friedrich Mylius“, Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz.
Bis 1. Juni 2025
Frankfurt forever! Fotografien von Carl Friedrich Mylius
Städel Museum www.staedelmuseum.de

Maria Martins, L'impossible, Guss nach dem Original von 1946, Fundação Itaú, São Paulo, © Estate Maria Martins, Foto: Vicente de Mello.
Bis 1. Juni 2025
In Her Hands. Bildhauerinnen des Surrealismus
Bucerius Kunstforum www.buceriuskunstforum.de
Emden
Kunsthalle in Emden
Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden
Tel. +49-(0)4921-97500
www.kunsthalle-emden.de
Bis 11. Mai 2025: Leiko Ikemura. Floating Spheres. Bis 22. Juni 2025: Austin Eddy. Sea Song. 24. Mai bis 2. November 2025: Dem Himmel so nah. Wolken in der Kunst.
Frankfurt
Liebieghaus Skulpturensammlung
Schaumainkai 71, 60536 Frankfurt
Tel. +49-(0)69-650049-0 www.liebieghaus.de
Bis 31. August 2025: Isa Genzken meets Liebieghaus.
MMK Museum für Moderne Kunst
Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main
Tel. +49-(0)69-21230447, www.mmk.art
Bis 22. Juni 2025: Amie Barouh. Entre-Sports. (Zollamt). Bis 24. August 2025: Undermining the Immediacy (Tower).
Städel Museum
Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt
Tel. +49-(0)69-6050980 www.staedelmuseum.de
Bis 1. Juni 2025: Gesichter der Zeit. Fotografen von Hugo Erfurth. Bis 1. Juni 2025: Frankfurt forever! Fotografen von Carl Friedrich Mylius. Bis 27. Juli 2025: Rineke Dijkstra. Beach Portraits. Bis 17. August 2025: Unzensiert. Annegret Soltau – Eine Retrospektive. Bis 18. Januar 2026: Bilderwelten der USA. Fotografe zwischen Stadt, Subkultur und Mythos. 2. Juli bis 28. September 2025: Werner Tübke. Metamorphosen.
Hagen
Emil Schumacher Museum
Kunstquartier Hagen
Museumsplatz 1, 58095 Hagen
Tel. +49-(0)2331–2073138, www.esmh.de
Bis 3. August 2025: Paris 1955. Deutsche Abstrakte im Zentrum der Moderne.
Hamburg
Bucerius Kunstforum
Alter Wall 12, 20457 Hamburg
Tel. +49-(0)40-3609960
www.buceriuskunstforum.de
Bis 1. Juni 2025: In Her Hands. Bildhauerinnen des Surrealismus. 27. Juni bis 2. November 2025: Sean Scully. Stories.
Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg
Tel. +49-(0)40-32103-0 www.deichtorhallen.de
Bis 17. August 2025: States of Rebirth. Körperbilder in Bewegung. (Phoxxi). Bis 7. September 2025: How’s my Painting? Malerei aus der Sammlung Falckenberg. (Sammlung Falckenberg). 5. Juni bis 14. September 2025: Katharina Grosse. Wunderbild.
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall, 20095 Hamburg
Tel. +49-(0)40-428131-200 www.hamburger-kunsthalle.de
Bis 18. Oktober 2026: Isa Mona Lisa. 28. März bis 7. September 2025: Fedele Maura Friede. Der Saum löst sich. Bis 24. August 2025: Bas Jan Ader. I’m searching. Bis 5. Oktober 2025: Edi Hila | Thea Djordjadze. 13. Juni bis 12. Oktober 2025: Rendezvous der Träume. Surrealismus und deutsche Romantik.
Hannover
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover Tel. +49-(0)511-168-43875 www.sprengel-museum.de
Bis 15. Juni 2025: Grethe Jürgens. Retrospektive. Bis 13. Juli 2025: Das Atelier als Gemeinschaft. #Wilderers. Bis 20. Juli 2025: Frida Orupabo. Spectrum Internationaler Preis für Fotografe der Stiftung Niedersachsen. Bis 27. Juli 2025: Niki Backstage. 21. Mai bis 28. September 2025: Peter Heber. Über das Sterben. 5. Juli bis 28. September 2025: Stand Up! Feministische Avantgarde. Werke aus der Sammlung Verbund, Wien.
Köln
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln Tel. +49-(0)221-221-26165 www.museenkoeln.de
Bis 14. Juni 2025: Schultze Projects #4. Kresiah Mukwazhi. Bis 31. August 2025: Über den Wert der Zeit. Neupräsentation der Sammlung zeitgenössischer Kunst. Bis 3. August 2025: Francis Alÿs – Kids take over. Bis 12. Oktober 2025: Street Photography. Lee Friedlander. Garry Winogrand, Joseph Rodríguez. 17. Mai bis 9. November 2025: Pauline Hafsia M’barek. Entropic Records.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten (am Kölner Rathaus) 50667 Köln, Tel. +49-(0)221-221-21119 www.wallraf.museum
Bis 27. Juli 2025: Schweizer Schätze. Impressionistische Meisterwerke aus dem Museum Langmatt. 23. Mai bis 26. Oktober 2025: Mezzotinto: Die schwarze Kunst. 6. Juni 2025 bis 31. Mai 2026: B{l}ooming. Barocke Blütenpracht.
München
Alte Pinakothek
Barer Straße 27, 80333 München
Tel. +49-(0)89-23805216, www.pinakothek.de
Bis 6. Juli 2025: François Bouchers „Ruhendes Mädchen“. Bis 31. Dezember 2026: Von Turner bis van Gogh. Meisterwerke der Neuen Pinakothek in der Alten Pinakothek. 5. Juni bis 5. Juli 2025: Wie Bilder erzählen: Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens.
Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1, 80538 München
Tel. +49-(0)89-21127113, www.hausderkunst.de
Bis 25. Mai 2025: Philippe Parreno. Voices. Bis 3. August 2025: Shu Lea Cheang. Kiss Kiss Kill Kill.
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40, 80333 München
Tel. +49-(0)89-23805360, www.pinakothek.de
Bis 28. September 2025: 4 Museen – 1 Moderne. Gemeinschaftsausstellung aller vier
Museen anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der neuen Sammlung. Bis 31. Dezember 2025: Mix & Match. Die Sammlung neu entdecken. 6. Juni bis 9. November 2025: Rotundenprojekt 2025: Robert Huber. Begegnungsmusik. 4. Juli bis 12. Oktober 2025: On View. Begegnungen mit dem Fotografschen.
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Luisenstraße 33, 80333 München
Tel. +49-(0)89-23396933, www.lenbachhaus.de
Bis 31. August 2025: Fragment of an infnite discourse. Gegenwartskunst aus dem Lenbachhaus, die Schenkung Jörg Johnen und die Kico Stiftung. Bis Winter 2025/2026: Der Blaue Reiter. Eine neue Sprache. Bis Frühjahr 2027: Was zu verschwinden droht, wird Bild. Mensch – Natur – Kunst. Ab Mai 2025: Voices unbound: Artists in conversation von Magnus Elias Rosengarten. 29. Mai bis 15. Juni 2025: Richard Siegal. Art.Life. 31. Mai bis 1. Juni 2025: Trajal Harrell. Judson Church is ringing in Harlem (Made-to-measure). / Twenty Looks or Paris is burning at the Judson Church (M2M). 3. Juni bis 19. Oktober 2025: Auguste Herbin.
Potsdam
Museum Barberini
Alter Markt, Humboldtstraße 5–6 14467 Potsdam, Tel. +49-(0)331-236014-499 www.museum-barberini.de
Bis 18. Mai 2025: Kosmos Kandinsky. Geometrische Abstraktion im 20. Jahrhundert. 14. Juni bis 28. September 2025: Mit ofenem Blick. Der Impressionist Pissarro.
Stuttgart
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 1, 70173 Stuttgart
Tel. +49-(0)711-2162188 www.kunstmuseum-stuttgart.de
Bis 25. Mai 2025: Christian Marclay: The Clock. Bis 14. September 2025: Grafk für die Diktatur. Bis 21. September 2025: Frischzelle_31: Suah Im. Bis 12. Oktober 2025: Doppelkäseplatte. 100 Jahre Sammlung. 20 Jahre Kunstmuseum Stuttgart. 14. Juni 2025 bis 12. April 2026: Joseph Kosuth. „Non autem memoria“. 28. Juni 2025 bis 12. April 2026: Hans-Molfenter-Preis 2025.

Kresiah Mukwazhi, Nyenyedzi nomwe (the Seven Sisters Pleiades), 2024, BH-Träger auf Leinwand, 350 x 800 cm, Courtesy: die Künstlerin, blank projects, Kapstadt; und Jan Kaps, Köln, Foto: blank projects, Kapstadt.
Bis 14. Juni 2025 Schultze Projects #4. Kresiah Mukwazhi
Museum Ludwig www.museenkoeln.de

Philippe Parreno, Voices, Eröffnung, Haus der Kunst München, 2024, Foto: Milena Wojhan.
Bis 25. Mai 2025 Philippe Parreno. Voices
Haus der Kunst www.hausderkunst.de

Joseph Marioni, Yellow Painting, 2019, Acryl und Leinen auf Spannrahmen, 89 x 94 cm © courtesy Hengesbach Gallery Foto: Dirk Wüstenhagen.
Bis 18. Mai 2025 Hommage à Joseph Marioni.
Von der Heydt-Museum ww.von-der-heydt-museum.de

Precious Okoyomon, One either loves oneself or knows oneself, Ausstellungsansicht 3, Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025, the world requires something of me and I’m looking for a place to lie down, 2025, Foto: Markus Tretter, © Precious Okoyomon, Kunsthaus Bregenz, Courtesy of the artist und Kunsthaus Bregenz.
Bis 25. Mai 2025
Precious Okoyomon. One either loves oneself or knows oneself.
Kunsthaus Bregenz www.kunsthaus-bregenz.at
Staatsgalerie Stuttgart
Konrad-Adenauer-Straße 30–32 70173 Stuttgart, Tel. +49-(0)711-47040-0 www.staatsgalerie.de
Bis 22. Juni 2025: Stand up! Feministische Avantgarde. Werke aus der Sammlung Verbund, Wien. Bis 31. Dezember 2025: This is tomorrow. Neupräsentation der Sammlung des 20./21. Jahrhunderts. Bis 11. Januar 2026: Katharina Grosse. The Sprayed Dear. 18. Mai 2025 bis 4. Januar 2026: Überfuss. Klingendes Papier von Clemens Schneider.
Weil am Rhein
Vitra Design Museum
Charles-Eames-Str. 1, 79576 Weil am Rhein Tel. +49-(0)7621-7023200 www.design-museum.de
Bis 10. Mai 2025: Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse. Bis 18. Mai 2025: Nike: Form Follows Motion. 7. Juni bis 28. September 2025: Die Shaker. Weltenbauer und Gestalter.
Wuppertal
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8, 42103 Wuppertal Tel.+49-(0)202-563-6231 ww.von-der-heydt-museum.de
Bis 18. Mai 2025: Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne. Bis 18. Mai 2025: Hommage à Joseph Marioni.
Frankreich
Paris
Centre Pompidou, Le Centre National D’Art et de Culture, Georges Pompidou, Musée National d’Art Moderne
Rue Saint-Martin, Place Georges Pompidou F-75004 Paris, Tel. +33-(0)1-44781233
www.centrepompidou.fr
Bis 26. Mai 2025: Suzanne Valadon. Bis 2. Juni 2025: Hans Hollein. transFORMS. Bis 30. Juni 2025: Il était une ville. Une exposition-atelier de Sara de Gouy. Bis 30. Juni 2025: Paris noir. Artistic Movements and Anticolonial Struggels, 1950–2000. Bis 30. Juni 2025: Énormément bizarre. Jean Chatelus collec-
tion, donated by Fondation Antoine de Galbert. 13. Juni bis 22. September 2025: Wolfgang Tillmans. Rien ne nous y préparait – Tout nous y préparait.
Musée du Louvre
Rue de Rivoli, 75001 Paris
Tel. +33-(0)1-40205050, www.louvre.fr
Bis 12. Mai 2025: A New Look at Cimabue. At the Origins of Italian Painting. Bis 30. Juni 2025: The Experience of Nature. Art in Prague at the court of Rudolf II. Bis 21. Juli 2025: Louvre Couture. Art and fashion: statement pieces. Bis 28. Juli 2025: Mamluks. Bis 28. September 2025: The Met au Louvre. Near Eastern Antiquities in Dialogue. 14. Mai bis 25. August 2025: A Passion for China. The Adolphe Thiers Collection.
Italien
Florenz
Fondazione Palazzo Strozzi
Piazza Strozzi, 50123 Firenze Tel. +39-055-2645155 www.palazzostrozzi.org
Bis 20. Juli 2025: Tracey Emin. Sex and Solitude. Bis 31. August 2025: Time for Women. Empowering Visions in 20 years of the Max Mara Art Prize for Women.
Rom
Palazzo delle Esposizioni Roma
Via Nazionale 194, 00184 Roma
Tel. +39-06696271 www.palazzoesposizioniroma.it
Bis 8. Juni 2025: World Press Photo Exhibition 2025. 14. Mai bis 13. August 2025: From Heart to Hands. Dolce&Gabbana. 20. Mai bis 3. August 2025: Mario Giacomelli. The photographer and the artist.
Venedig
Peggy Guggenheim Collection
Palazzo Venier die Leoni, Dorsoduro 701, 30123 Venezia, Tel. +39-041-2405411 www.guggenheim-venice.it
Bis 15. September 2025: Maria Helena Vieira da Silva: Anatomy of Space.
Österreich
Bregenz
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz
Tel. +43-(0)5574-485-94-0 www.kunsthaus-bregenz.at
Bis 25. Mai 2025: Precious Okoyomon. One either loves oneself or knows oneself. 7. Juni bis 28. September 2025: Malgorzata MirgaTas.
Wien
Albertina
Albertinaplatz 1, A–1010 Wien
Tel. +43-(0)1-534830, www.albertina.at
Bis 9. Juni 2025: Leonardo – Dürer. Meisterzeichnungen der Renaissance auf farbigem Grund. Bis 19. Juni 2025: Matthew Wong –Vincent van Gogh. Letzte Zufucht Malerei.
Bis 29. Juni 2025: Jenny Saville. Gaze. Bis 6. Juli 2025: Francesca Woodman. Werke der Sammlung Verbund, Wien. 27. Juni bis 24. August 2025: Fernweh – Künstler auf Reisen.
Albertina Modern
Karlsplatz 5, 1010 Wien
Tel. +43-(0)1-534830, www.albertina.at
Bis 14. September 2025: Remix. Von Gerhard Richter bis Katharina Grosse. Bis 12. Oktober 2025: Damien Hirst. Zeichnungen.
MUMOK – Museum Moderner Kunst
Stiftung Ludwig Wien, MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, A-1070 Wien
Tel. +43-(0)1-52500, www.mumok.at
Bis 7. September 2025: Park McArthur. Contact M. Bis 10. Mai 2026: Mapping the 60s. KunstGeschichten aus den Sammlungen des mumok. Bis 12. April 2026: Nie endgültig! Das Museum im Wandel. 23. Mai 2025 bis 6. April 2026: Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart gewesen sein. Ab 7. Juni 2025: Jongsuk Yoon. Kumgangsan. 13. Juni bis 16. November 2025: Kazuna Taguchi. I’ll never ask you.
Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien Tel. +43-(0)1-52524-0, www.khm.at
Bis 9. Juni 2025: Wachs in seinen Händen. Daniel Neubergers Kunst der Täuschung. Bis 29. Juni 2025: Arcimboldo – Bassano – Bruegel. Die Zeiten der Natur. Bis 31. August 2025: Rabenschwarz –Farbenfroh? Aktuelle Forschungen zur Polychromie der Antike. Bis 5. Oktober 2025: Die Prinzessin von Neapel. Mengs und Velázquez. Bis 26. Oktober 2025: Prunk & Prägung. Die Kaiser und ihre Hofkünstler.
Schweiz
Basel
Kunsthalle Basel
Steinenberg 7, 4051 Basel Tel +41-(0)61-2069900 www.kunsthallebasel.ch
Bis 25. Mai 2025: Valentin Noujaïm. Pantheon. Bis 10. August 2025: Dala Nasser. Xiloma. MCCCLXXXVI. Bis 17. August 2025: Marie Matusz. Canons and Continents.
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16, 4010 Basel Tel. +41-(0)61-2066262 www.kunstmuseumbasel.ch
Bis 27. Juli 2025: Paarlauf. Bis 10. August 2025: Medardo Rosso. Die Erfndung der modernen Skulptur. Bis 4. Januar 2026: Verso. Geschichten von Rückseiten. 10. Mai 2025 bis 4. Januar 2026: Ofene Beziehung. Sammlung Gegenwart.
Basel/Riehen
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101, 4125 Riehen/Basel Tel. +41-(0)61-6459700 www.fondationbeyeler.ch
Bis 25. Mai 2025: Nordlichter. 9. Mai bis 18. Mai 2025: Over the Rainbow. 15. Juni bis 21. September 2025: Vija Celmins. 25. Mai bis 3.August 2025: Jordan Wolfson: Little Room.

Vincent van Gogh, Feld mit Schwertlilien bei Arles, 1888, 54 × 65 cm, Öl auf Leinwand Van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh Foundation) © Van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh Foundation).
Bis 19. Juni 2025 Matthew Wong – Vincent van Gogh. Letzte Zuflucht Malerei
Albertina www.albertina.at

Ausstellungsansicht „Wachs in seinen Händen“, © KHM-Museumsverband.
Bis 9. Juni 2025 Wachs in seinen Händen. Daniel Neubergers Kunst der Täuschung
Kunsthistorisches Museum Wien www.khm.at

Ausstellungsansicht
Roman Signer, Kunsthaus Zürich, 2025, Foto: Franca Candrian, Kunsthaus Zürich, Œuvre © Roman Signer.
Bis 17. August 2025
Roman Signer
Kunsthaus Zürich www.kunsthaus.ch

Ausstellung „Textile Manifeste –von Bauhaus bis Soft Sculpture“, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse, Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK.
Bis 13. Juli 2025
Textile Manifeste –Von Bauhaus bis Soft Sculpture
Museum für Gestaltung Zürich www.museum-gestaltung.ch
Zürich
Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1, 8001 Zürich
Tel. +41-(0)44-2538484
www.kunsthaus.ch
Bis 17. Mai 2025: Test. Bis 17. August 2025: Roman Signer. Bis Ende 2025: Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konfikt. 16. Mai bis 31. August 2025: Monster Chetwynd. The Trompe l’œil Cleavage. 6. Juni bis 7. September 2025: Suzanne Duchamp. Retrospektive.
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich
Tel. +41-(0)43-4466767
www.museum-gestaltung.ch
Bis 13. Juli 2025: Textile Manifeste – Von Bauhaus bis Soft Sculpture. Bis 23. November 2025: Vers une architecture: Refexionen.
Spanien Barcelona
Fundació Joan Miró
Parc de Montjuïc, 08038 Barcelona
Tel. +34-934-439470
www.fmirobcn.org
Bis 11. Mai 2025: The Last Match Factory. Bis 18. Mai 2025: Between Two Patios: Fina Miralles, Susanna Solano and Eva Lootz’s Time in Espai. Bis 15. Juni. 2025: Opening the Archive 05. Miró. Improvised Supports. Bis 29. Juni 2025: Under the Layers of Miró: A Scientifc Investigation. Bis 29. Juni 2025: To See After Nature. Bis 18. Januar 2026: How from here. 11. Juni 2025 bis 6. April 2026: Painting the Sky: 50 Years of Fundaciò Miró Stories.
Museu Picasso
Carrer de Montcada, 15-23 08003 Barcelona
www.museupicasso.bcn.cat
27. Juni bis 26. Oktober 2025: Pablo Picasso and the Sala Gaspar (1955–1973).
Madrid
Museo Nacional del Prado
Calle Ruiz de Alarcón, 23, 28014 Madrid
Tel. +34-(0)91-3302800
www.museodelprado.es
27. Mai bis 21. September 2025: Paolo Veronese (1528–1588). Bis 15. Juni 2025: El Greco. Santo Domingo el Antiguo. Bis 22. Juni 2025: Changing forms. Myth and Metamorphosis in the roman drawings of José de Madrazo.
Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofa
Calle Santa Isabel, 52, 28012 Madrid
Tel. +34-(0)91-7741000
www.museoreinasofa.es
Bis 13. Juni 2025: Rhythms. Images of Working Women. Bis 25. August 2025: Huguette Caland. A Life in a Few Lines. Bis 1. September 2025: Laia Estruch. Hello Everyone. Bis 8. September 2025: Néstor Reencountered. 21. Mai bis 22. September 2025: Marisa González. A Generative. 28. Mai bis 20. Oktober 2025: Naufus Ramírez-Figuera. Light Spectra.
Museo Thyssen-Bornemisza
Palacio de Villahermosa, Paseo del Prado 8 28014 Madrid, Tel. +34-(0)91-690151 www.museothyssen.org
Bis 11. Mai 2025: Guardi and Venice in the collection of the Gulbenkian Museum. Bis 18. Mai 2025: Tarek Atoui. At-Tariq. Bis 8. Juni 2025: Proust and the Arts. Bis 23. Juni 2025: Recovering the Light. Restoration of André Derain’s Waterloo Bridge. 23. Mai bis 7. September 2025: Ayako Rokkaku. For those moments when you feel like paradise. 10. Juni bis 14. September 2025: Isabel Coixet. Collages. Learning in disobedience. 1. Juli bis 28. September 2025: Terraflia. Beyond the Human in the Thyssen-Bornemisza Collections.
Die Angaben beruhen auf den Informationen der Aussteller. Änderungen nach Redaktionsschluss vorbehalten.






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Formbar
Er ist unentbehrlich für Arbeiten mit Kohle und Pastellkreiden, lässt sich leicht kneten und für detailliertes Ra dieren in jede beliebige Größe und Form bringen: Der Naturgummiradie rer von boesner ist das perfekte Werkzeug zum Korrigieren, Aufhellen oder für das Setzen von Lichteffekten. Auf das Papier getupft, leicht darüber gerieben oder auch fest aufgedrückt, nimmt er Grafit- oder Kohlepartikel einfach auf und hinterlässt so keinerlei Radierkrümel.#

Der kurze Weg zur Kunst


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4 x in der Schweiz
5 x in Frankreich


Unerschütterliche Freundschaft
Antoine de Saint-Exupéry (Louis Garrel) und Noëlle Guillaumet (Diane Kruger) © Cheyenne Federation / Studiocanal / Frakas Productions
Argentinien, 1930: Antoine de Saint-Exupéry ist Pilot des französischen Luftpostdienstes und fliegt an der Seite des legendären Flugkapitäns Henri Guillaumet. Auf der Suche nach immer kürzeren Flugrouten durch die Anden wagt Guillaumet eine gefährliche Passage und stürzt mitten in den eisigen Bergen ab. Mithilfe von Guillaumets Frau Noëlle begibt sich Saint-Exupéry auf die gefährliche Suche nach seinem Freund. Getrieben von unerschütterlicher Entschlossenheit und voller Hoffnung, Guillaumet zu finden, entdeckt SaintExupéry, dass seine außergewöhnliche Vorstellungskraft seine größte Stärke ist. Zehn Jahre später veröffentlicht Saint-Exupéry eines der berühmtesten Bücher der Welt – „Der kleine Prinz“. Der Film „Saint-Exupéry“, ab 29. Mai 2025 im Kino zu sehen, ist ein fesselndes Rennen gegen die Zeit, ein filmisches Abenteuer in den atemberaubenden Landschaften der Anden und eine berührende Geschichte über eine unerschütterliche Freundschaft –einer Geschichte, die die Vorlage für eines der bekanntesten Bücher dieser Zeit bildet.
Ab 29. Mai 2025 im Kino!

Kennen Sie schon die boesner-Bücherwelt?

Von unserem Buch des Monats über Fachbuchtipps bis zu Neuigkeiten aus der Welt der Bücher – auf unserer neuen Internetseite empfehlen wir Ihnen die Titel, die wir mit Blick auf die speziellen Interessen von Kunstschaffenden für besonders lesenswert halten.
Meisterschüler*innen im Schauwerk Sindelfingen
Die Meisterschüler*innen der Kunstakademie Karlsruhe sind mit ihrer Ausstellung „TOP_0025“ vom 18. Mai bis 29. Juni 2025 im Schauwerk Sindelfingen zu Gast. Sie schließen mit dieser gemeinsamen Präsentation ihr Meisterschüler*innen-Studium an der Kunsthochschule nach insgesamt sechs Studienjahren ab: Raus aus den Studierenden-Ateliers und rein in ein Museum, das mit seiner räumlichen Klarheit und Großzügigkeit prädestiniert ist für die Kunst der Gegenwart. Für die erfolgreichen Absolvent*innen des Studiengangs Freie Kunst stellt dies den ersten öffentlichen Auftritt in einer großen Kunstinstitution dar.
„TOP_0025“ ist eine Momentaufnahme, die 14 junge künstlerische Positionen von Absolvent*innen der Karlsruher Akademie zusammenbringt. Eine zufällige Kombination, die der Jahrgangseinteilung folgt, aber vielleicht auch gerade deshalb immer wieder spannungsreiche Begegnungen ermöglicht, die im Vorfeld schwer zu kalkulieren sind und immer Überraschungen bergen. Teilnehmende Künstler*innen: Andreas Adamis, Rayen Breitenbücher, Selma Grunau, Wenhao He, Catalena Janitz, Mirko Lassalle, Devrim Lingnau, Lucia Mattes, Paul F. Millet, Thomas Morgan, Ye Qian, Elisa Rungger, Fiona Marten und Changxiao Wang.#
www.schauwerk-sindelfngen.de

Multitalent
Ursprünglich konzipiert für die dauerhafte Beschriftung von rauen Oberflächen, verschmutzten Materialien oder rostigen Metallen – und das sogar unter Wasser, hat der Industry Painter von edding noch andere Talente: Er ist ideal zum Vorzeichnen oder für schnelle Skizzen geeignet. Die stark deckende Farbpaste mit wachsartiger Spitze und ca. 10 mm Strichbreite lässt sich auf glatten Untergründen hervorragend auftragen. Das satte Schwarz, Rot oder Blau trocknet fast überall wasserfest auf und schlägt auch bei Papier nicht durch.#
Marcel fragt emmanuel


Valentin Louis Georges Eugène
Marcel Proust, (1871–1922), französischer Schriftsteller, Kritiker und Intellektueller
emmanuel boos (*1969), Künstler aus Saint-Étienne, Frankreich
Streng genommen fragt hier gar nicht Marcel Proust selbst – vielmehr hat der berühmte Schriftsteller, dessen Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als einer der größten Romane der Weltliteratur gilt, dem berühmt gewordenen Fragebogen seinen Namen gegeben. Proust hat einen solchen Fragebogen wohl mindestens zweimal selbst beantwortet – um die Wende zum 20. Jahrhundert galt das Ausfüllen als beliebtes Gesellschaftsspiel in gehobenen Kreisen. Der erste Bogen, ausgefüllt vom heranwachsenden Proust während eines Festes, wurde posthum 1924 veröffentlicht. Den zweiten Fragebogen betitelte Proust mit „Marcel Proust par lui-même“ („Marcel Proust über sich selbst“). Die ursprünglich 33 Fragen wurden für Kunst+Material auf 29 reduziert – und bieten spannende und nachdenkliche Einblicke in die Gedankenund Gefühlswelt unserer Befragten.
Wo möchten Sie leben? Westlich von Grosne (F). Was ist für sie das vollkommene irdische Glück? Lieben. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Alle, die ich verstehen kann. Was ist für Sie das größte Unglück? Körperlich behindert zu sein. Ihre liebsten Romanhelden? Arturo Belano und Ulisses Lima („Die wilden Detektive“ von Roberto Bolaño). Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Jean Monnet, Subcomandante Marcos. Ihr Lieblingsmaler? Hans Holbein und Michaël Borremans. Francesca Woodmann (Fotografin) und Lygia Pappe. Ihr Lieblingsautor? Annie Ernaux, René Char, Gabriela Mistral. Ihr Lieblingskomponist? Francois Couperin, JeanPhilippe Rameau, Alain Bashung. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Menschen am meisten? Aufmerksamkeit, Großzügigkeit, Intelligenz, Humor. Ihre Lieblingstugend? Die Gerechtigkeit. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Lernen. Wer oder was hätten Sie gern sein mögen? Ich, weiblich. Ihr Haupt-
charakterzug? Großzügig. Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Treue. Ihr größter Fehler? Unschlüssig. Ihr Traum vom Glück? Draußen sportlich in der Natur unterwegs zu sein. Ihre Lieblingsfarbe? Tiefe ist mir wichtig, nicht die Farbe. Ihre Lieblingsblume? „La sienne“. Ihr Lieblingsvogel?
Die Dohle. Ihre Helden der Wirklichkeit? Meine Eltern. Ihre Lieblingsnamen? Carle und Frans. Was verabscheuen Sie am meisten? Geiz. Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten? Die gegenwärtige Zeit scheint immer rei cher an verabscheuungswürdigen Gestalten zu sein. Welche Reform bewundern Sie am meisten? Die ecuadorianische Verfassung von 2008: Die Natur (Pachamama) wird Rechtssubjekt. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Phlegma. Wie möchten Sie gern sterben? k.A. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? On a mission. Ihr Motto? Spiel!
„In der Kunst wie im Leben ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist.“
Marc Chagall (1887–1985)
Wer’s weiß, gewinnt!
unterste Schicht eines Gemäldes
dt. Bildhauer (Gustav)
Farbton, Augenfarbe
unverfälscht
dt. Konzeptkünstler (Peter)
niederländ. Maler (Jan) vollendetes Können
französischer Barockstil Bildhauerkunstwerk
niederl. Maler (Pieter de)
schweizerischer Maler (Hans)
dt. Maler (Johann Kaspar)
japanischer Maler: ... Baitei Darstellung des nackten Körpers amerikanischer Künstler: ... Warhol
deutscher Maler (Heinrich)
chinesischer Maler: … Gui
franz. Malerin (Françoise)


1. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 250 Euro
2. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro
3. Preis
Ein Buch „Botanik für Künstler“, siehe S. 63


So nehmen Sie teil: Bitte senden Sie das Lösungswort per E-Mail an: raetsel.zeitung@boesner.com oder per Postkarte an: boesner holding GmbH holding + innovations, Gewerkenstr. 2, 58456 Witten. Einsendeschluss ist der 30. Juni 2025.
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Mitarbeiter von boesner sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung möglich. Die Lösung finden Sie in der nächsten Ausgabe.
Das Lösungswort des Preisrätsels aus Kunst+Material März/April 2025 ist: LICHTBLAU
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Herausgeber
boesner GmbH holding + innovations Gewerkenstr. 2, 58456 Witten
Tel. +49-(0)2302-97311-10
Fax +49-(0)2302-97311-48 info@boesner.com
V.i.S.d.P.: Jörg Vester
Redaktion
Dr. Sabine Burbaum-Machert redaktion@kunst-und-material.de
Satz und Grafische Gestaltung
Birgit Boesner, Hattingen mail@bboes.de
Anzeigen
Dr. Sabine Burbaum-Machert anzeigen@kunst-und-material.de Anzeigenpreisliste Nr. 18 vom 01.02.2025
Herstellung
Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg
Erscheinungsweise
zweimonatlich
© 2025 bei der boesner GmbH holding + innovations. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen jeglicher Art, Aufnahmen in OnlineDienste und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Rom, DVD-Rom etc. bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. Unverlangte Manuskripte, Fotos und Dateien usw. sind nicht honorarfähig. Sie werden nicht zurückgesandt und für sie wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Eine Veröffentlichung von Daten, insbesondere Terminen, erfolgt trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Redaktionsund Anzeigenschluss ist immer der 15. des jeweiligen Vormonats. Seiten 3, 47, 66–67, 92 oben, 93 rechts, U4: Ina Riepe. Seite 4: (6) Foto: Sebastian Weindel; (20) Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds, Foto: Dirk Rose; (42) Foto: Stefan Bircheneder; (68) Rosensaal im Museum Brandhorst, Cy Twombly, Untitled (Roses), 2008, Udo und Anette Brandhorst Sammlung, © Cy Twombly Foundation, Foto: Dirk Tacke, Museum Brandhorst, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München; (76) „Chagall“, Ausstellungsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2025, Foto: Achim Kukulies, VG Bild-Kunst, Bonn 2025 / Marc Chagall; (80) Albrecht Dürer Kopf des Laute spielenden Engels (Ausschnitt), 1506, Albertina, Wien, © Foto: Albertina, Wien. Seite 94: Foto: Sebastian Weindel.
Verlag und Redaktion danken den Rechteinhabern für die Reproduktionsgenehmigungen. Nicht nachgewiesene Abbildungen entstammen dem Archiv des Verlags. Konnten trotz sorgfältigster Recherche Inhaber von Rechten nicht ermittelt werden, wird freundlich um Meldung gebeten.
ISSN 1868-7946
Die nächste Kunst+Material erscheint im Juli 2025

Porträt
Alexia Krauthäuser
Alexia Krauthäuser hat sich hierzulande als ganz eigene Position der figürlichen Malerei in ihrer Generation etabliert. Collagenartig trifft eine realistische Figurenbeschreibung auf rein malerische Anteile: auf voneinander getrennte lichtdurchflutete Farbfelder oder einen Farbstrom, der expressiv durch die Bildfläche fließt. Dabei entsteht ein Bildraum, der zwischen ereignisreicher Erzählung und ortloser Weite oszilliert. Geschichten tauchen auf und ziehen vorbei. Zitate der Kunst- und Kulturgeschichte verbinden sich mit autobiografischen Verweisen. Immer wieder ist auch die Künstlerin selbst zu sehen, die wie von außen die Szenerie beobachtet oder noch selbst eingreift. In diese oft großformatigen Gemälde kann man eintauchen, sie mit den Augen durchwandern und sich in ihnen verlieren. Thomas Hirsch hat Alexia Krauthäuser in ihrem Atelier in Düsseldorf besucht.
Thema
Faszination Lack
Die Ausstellung „Faszination Lack – Kunst aus Asien und Europa“, bis Ende Juli im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zu sehen, markiert den Aufhänger für einen Streifzug durch die Gefilde der Lackkunst. Diese Technik zählt zu den ältesten Kunsthandwerkstraditionen der Welt: Seit mindestens 5.000 Jahren wird in China das Harz des Lackbaums genutzt, um Oberflächen zu veredeln und Gegenstände ornamental zu verzieren. Nicht nur wegen seiner vielseitigen Materialeigenschaften ist getrockneter Lack eine „Allzweckwaffe“ der Dekorationskunst. Auch sein Anwendungsbereich lässt sich kaum eingrenzen – Vasen, Geschirr, Gefäße für Zeremonien, Möbel, Nadeletuis, ja sogar die Paneele einer barocken Kutsche, all das und vieles mehr gehört dazu. In der Juli/August-Ausgabe von Kunst+Material erläutert unser Autor Jörg Restorff, was es mit der „Faszination Lack“ auf sich hat.
Weitere Themen: Hintergrund | Persönlich | Bücher | Ausstellungen | Im Gespräch
Alexia Krauthäuser
Foto: Uwe Hardt, Düsseldorf


