Kunst+Material Ausgabe November-Dezember 2023

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Kunst+Material Das Magazin von boesner

November/Dezember 2023 Schutzgebühr 7,– EUR/CHF | ISSN 1868-7946


Idee, Malerei, Gestaltung, Fotografie: Ina Riepe




Editorial | 3

Quellen des Staunens

Liebe Leserin, lieber Leser, Staunen ist ein besonderes Gefühl: Wir nehmen mit Verwunderung etwas wahr – Neues, nie Gesehenes, auf jeden Fall etwas vollkommen Unerwartetes. Aber wie oft staunen wir überhaupt noch? Unsere Zeit scheint zu eng getaktet im Überfluss der schnell verfügbaren Informationen und in der Hektik des Alltags. Dabei liegt Erstaunliches oft ganz nah: Die neue Ausgabe von Kunst+Material nimmt Sie mit auf eine Reise voller Entdeckungen in der Natur – dem Ort, der oftmals ebenso wie die Kunst Quelle dessen ist, was uns erstaunen lässt. Im Porträt stellen wir Elizabeth Weckes vor, die in teils riesigen Bildausschnitten die Welt von Tieren und Pflanzen in ihrer ganzen Schönheit feiert. Die Kölner Künstlerin präsentiert sie in Eigensinn und Leichtigkeit, aber auch in ihrer ganzen Fragilität und Flüchtigkeit im Werden und Vergehen. Ob Mandelbäumchen oder stolze Zypresse, ob Steineiche oder ein ganzer Buchenhain: Kein Baum gleicht dem anderen, denn der Formenreichtum von Bäumen ist ebenso vielfältig wie die Bedeutung, die ihnen in Kunst und Leben zugemessen wird. Für das Sonderthema der neuen Ausgabe hat Jörg Restorff einen Waldspaziergang auf künstlerischen Pfaden unternommen, der zeigt, wie inspirierend der Blick auf Blattwerk und Stämme seit Jahrhunderten ist. Einfach unerhört und erstaunlich zugleich schien die malerische Welt William Turners vielen seiner Zeitgenossen. Doch so kompromisslos er die Elemente malte, so stoisch und selbstbewusst begegnete Turner seinen Kritikern. Immer blieben Natur und Landschaft Protagonistinnen seiner Werke, die bis heute von künstlerischer Freiheit in Licht und Farbe erzählen. Daher gehört „Turner. Three Horizons“ zu denjenigen Ausstellungen, die wir Ihnen in diesem Winter besonders empfehlen. Natürlich können Sie sich auch in dieser Ausgabe wieder auf interessante Materialthemen freuen: Lassen Sie sich von der Rakeltechnik inspirieren, lesen Sie von den Geschichten der Wachsfiguren und stöbern Sie in spannenden Buchempfehlungen. Einen besinnlichen Jahresausklang wünscht

Dr. Sabine Burbaum-Machert


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18

42

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Inhalt | 5

Porträt

36

6–17

Paradies mit Widerhaken Die Kölner Malerin Elizabeth Weckes

Bücher 57–63

Bücher, Buchtipps

89

Kunst+Material im Abonnement

Thema 18–35

Mein Freund, der Baum Ein Waldspaziergang auf künstlerischen Pfaden

Labor 64–65

Ausstellungen

Inspiration 36–39

66

66–73

Die Freiheit der Farbe William Turner in München

74–77

Gegen den Strom „Geniale Frauen“ in Hamburg

78–81

Das fühlende Auge Die Sammlung Jasper Johns im Kunstmuseum Basel

82–88

Termine

Vielfältig und geheimnisvoll Die Geschichten der Wachsfiguren

90–91

Kurz notiert

Technik

92–93

Farbkasten

Die Hand des Zufalls

Persönlich 40–41

Tonwerte Grau ist nicht gleich Grau

Harmonie von Stift, Farben und Papier Till Lenecke zeichnet unterwegs

Hintergrund 42–45

46–56

Experiment mit Konsistenzen

Im Gespräch

78

94–95

Marcel fragt Elizabeth, Cartoon, Rätsel

96

Vorschau, Impressum

Titel: Elizabeth Weckes, Prospector II (Ausschnitt), 2012, Öl auf Nessel, 140 x 150 cm, Foto: Elizabeth Weckes.



Porträt | Elizabeth Weckes | 7

Paradies mit Widerhaken Die Kölner Malerin Elizabeth Weckes

Wann war ich das letzte Mal im Atelier von Elizabeth Weckes? Klar, natürlich haben wir über die Jahre den Kontakt gehalten und ohnehin ist sie im Ausstellungsgeschehen etabliert: Ihre Gemälde sind vielerorts in Einzel- und Themenausstellungen zu sehen. Jetzt jedenfalls ist alles so, als wäre unser letztes Gespräch erst vor ein paar Wochen gewesen. Zeit ist relativ. Das Atelier befindet sich nach wie vor auf einem Industrieareal am Rande von Frechen bei Köln, die Autobahnen einen Steinwurf entfernt, jetzt gerade reger Hubschrauberverkehr am Himmel: Ein Krankenhaus befindet sich ganz in der Nähe. Aber davon kriegt man inmitten der Gemälde – auf der einen Seite die Malwand mit dem Neuen, gegenüber das Bilderlager – nichts mit. Die Malerei selbst scheint unverändert, sie war schon vor zwei Jahrzehnten als souveräne, eigene Handschrift elaboriert. Aber dann, im vergleichenden Schauen, erkennt man doch, wie sich das Werk über die Jahre entwickelt hat, welche neuen Erfahrungen und verlagerten Interessen einwirken und wie sehr sich Weckes ebenso treu geblieben ist. Die Kölner Malerin geht ihren Sujets und Darstellungen nicht nur über sehr lange Zeit nach, sondern vertieft sie in Wiederaufnahmen und Bildfolgen, die sich aufeinander beziehen und die gleiche Szene in Variation zeigen.

Ihre Malerei ist realistisch, im Arrangement der Motive verhalten surrealistisch, darin gesteigert durch Ausschnitte und Vergrößerungen, vorgetragen in einem flockig expressiven Duktus mit einer impressionistischen Lichtauffassung, die das Geschehen in eine flimmernde Helligkeit hüllt. So opulent die Bilder in ihrer Farbigkeit, im Leuchtenden großer Flächen und in der Darstellung von Tieren und Vegetation wirken, so sparsam sind sie tatsächlich besetzt. Sie sind sorgfältig komponiert, die Schwerpunkte sind austariert und unterstützen so die Gleichzeitigkeit von Theatralik und Windstille. Auch das trägt zur Intensität dieser Bilder bei und dazu, dass sie augenblicklich als Metaphern und Symbole verstanden werden. Elizabeth Weckes nickt bedächtig, denkt noch eine Sekunde nach, ja, das Leitthema ist nach wie vor das Werden und Vergehen von Leben. Dazu findet sie bildhaft anschauliche Chiffren für unser Dasein auf der Erde – auch wenn oder gerade indem der Mensch selbst kaum vorkommt –, wobei die Geschehnisse mitunter dystopisch wirken. Immer wieder zeigt sie weite Landschaften mit wenigen Spuren von Leben oder Natur in Nahaufnahmen, die elementare archaische Strukturen freilegen. Sie rekapituliert Schneisen, Brücken und Passagen und zeigt die Pracht von Blüten und das Gefieder von Vögeln, den Panzer von

[1] Elizabeth Weckes in ihrem Atelier in Frechen, Foto: Tom Edelkind, Köln


8 | Porträt | Elizabeth Weckes

[2] Prospector II, 2012, Öl auf Nessel, 140 x 150 cm.


Porträt | Elizabeth Weckes | 9

Die teils riesigen Formate erzeugen atemberaubende Bildausschnitte und erklären die Betrachter zum Beteiligten.

Insekten und das Knochengerüst von Kleintieren. Organisches und Konstruktion treffen aufeinander, Struktur und Rhythmus sind mit dem Veränderlichen und Unerwarteten konfrontiert. Vieles davon trifft auf das Gemälde Prospector II (2012) zu, das wie zum Auftakt für unser Gespräch an der Seite lehnt. Es zeigt einen abgestorbenen Baum allein auf einem Feld. Der Stamm biegt sich – massig und eigenbrötlerisch – mit gestutzten, sich ausbalancierenden Ästen zur Seite und gibt so das Bildformat vor, das nahezu quadratisch ist. Im Geäst sind Knochen, sogar Tierschädel und Stoffteile verhakt – wie die Überreste etwa nach einer Überschwemmung, nachdem sich das Wasser zurückgezogen hat. In der Erde sind langgezogene Geraden in verschiedene Richtungen gezogen, einzelne Holzstämme sind dort als Leitern, Gerüste aufgerichtet wie zur Nutzbarmachung, Bebauung unter organisiert geradlinigen Strukturen, die an Schienen denken lassen, zugleich aber wie verlassen, nie fertiggestellt wirken. So sehr derartige Gemälde die Weitsichtigkeit propagieren, so entschieden fordern sie doch auch die Nahsicht ein. Und dann erkennt man, dass die Gestänge tief in das Erdreich dringen: wie bei einer Verwundung einerseits, andererseits wie in den tiefsten Schichten des Bewusstseins. Zur Erzählung, die metaphorisch sogar (auch wenn es von Elizabeth Weckes nicht beabsichtigt ist) an eine Kreuzigungsszene denken lässt, tragen das knorrig Verschobene des Stammes, die Tiefe des Horizonts mit den schier endlosen gleichförmigen Schneisen und das lichte Farbklima mit dem gelben Sfumato zwischen Erde und Himmel bei. Und plötzlich findet man Belege für die Rückkehr des Lebens: Inmitten der Baumkrone befindet sich eine Elster, eine weitere hält sich halb verborgen weiter unten auf. Das Gemälde – der Begriff „Prospector“ meint ursprünglich einen Goldschürfer oder eine Person, die nach Öl sucht – schildert sinnbildlich die Auswirkungen des Eingriffs des Menschen in die Natur, z.B. seine gedankenlosen Hinterlas-

senschaften oder die Rodung für beschleunigte Verkehrswege oder den Aufbau von riesigen Gewächshäusern, etwa mit genetisch verändertem Saatgut. Man könnte die Darstellung interpretieren als Folge von Raubbau und einer Industrialisierung, die auf die Vegetation mit ihrer Biodiversität und ihr ökologisches Gleichgewicht keine Rücksicht nimmt und nur auf Profit und Fortschritt setzt. Schlägt bereits die Umwelt – und das im Jahr 2012 – zurück? Zu sehen ist jedenfalls das Scheitern endlosen Gewinnstrebens des Menschen, aber auch das Versöhnliche und die Widerstandsfähigkeit in der Rückeroberung durch die Natur. Einzelne neuere Gemälde hat Elizabeth Weckes Renatur betitelt, und genau darum geht es auch hier. Vielleicht denken wir an die Sintflut? Das ist umso mehr plausibel, als Weckes in den letzten Jahren tatsächlich ein solches „biblisches“ Bild gemalt hat. Für die Wirkmacht der Gemälde von Elizabeth Weckes spielt der räumliche Sog eine Rolle, der die Landschaften durchpflügt. Einzelne Szenen sind so herangezoomt, dass die Schilderung nicht nur ins abstrahierende Detail geht, sondern die Motive riesig und dadurch robust, enorm widerstandsfähig wirken und dadurch Erschrecken auslösen: Ist das noch unsere Natur oder nicht schon die einer gefährlichen Mutation? Andere Gemälde feiern die Schönheit, Leichtigkeit und Eigenwilligkeit von Fauna und Flora. Die teils riesengroßen Formate erzeugen atemberaubende Bildausschnitte, die den Betrachter zum Beteiligten erklären. Als schmal hochragende Tafeln wirken sie wie ein konzentrierter Sehschlitz hinaus in die Welt: als Fokussierung einzelner Phänomene und Strukturen in ihrer Ausschließlichkeit und ihrem Ranken in die Höhe. Die Distanz, welche das Hochformat dabei herstellt, hebt hingegen das panoramatische Querformat auf: Vor den eigenen Füßen breitet sich die Weite aus. Dazu verlaufen die fluchtenden Achsen schräg nach links sowie rechts außen. Die Ereignisse umfangen uns, wir sind mittendrin.


10 | Porträt | Elizabeth Weckes

Elizabeth Weckes gehört der Generation an, die in den frühen 1980er-Jahren die zunehmende Sensibilität für den „sauren Regen“ und das „Waldsterben“ miterlebt hat. Und ihre künstlerischen Anfänge liegen in der Zeit, in der, nach der expressiv gestischen Malerei der „Jungen Wilden“ und inmitten der skulpturalen Befragungen der Postmoderne, die Malerei sich neu erfinden musste. Was konnte noch wie gemalt werden, und: Was konnte einzig durch Malerei mitgeteilt werden? Welche Themen besaßen eine neue Dringlichkeit und welcher Ausdruck war dem angemessen? Elizabeth Weckes wurde 1968 in Willich am Niederrhein geboren. Ab 1988 hat sie an der Kunstakademie in Münster studiert und 1992 als Meisterschülerin bei Hermann-Josef Kuhna abgeschlossen. Die Bedeutung des Lehrenden sollte nicht überschätzt, aber auch nicht bagatellisiert werden. Gewiss favorisiert man jemanden als Professor, dessen Werk einen berührt. Hermann-Josef Kuhna hat in seiner eigenen Malerei nach figurativem Beginn und zunehmend ornamentalen Übersetzungen im Hauptwerk zu einer bildfüllenden reinen Farbmalerei gefunden, bei der er die Bildfläche in vielen Schichten mit kleinen Farbflecken bedeckt, die in vorgegebenen Tönen bestimmten Formen folgen, sich überlagern und in wechselnden Systematiken und klimatischen

[3] Renatur II (Black to Green), 2022, Öl auf Nessel, 60 x 120 cm.

Erhitzungen so organisiert sind, dass sich eine fließende Bewegtheit einstellt, die um gegenständliche Anmutung, Perspektive und Wahrnehmung kreist, ein suggestives Fließen oder Flimmern erzielt und ein weites Spektrum an Bedeutungsebenen umreißt, wenn man sie nicht nur als schieres Farbereignis begreifen will, was aber auch legitim ist. Abgesehen von wahrnehmungsphysiologischen Faktoren – wie die pointillistische Auflösung der Welt oder das Sehen in rauschhaften Zuständen – spielt bei diesen Bildern u.a. Kuhnas paläontologisches Interesse mit seinen ernsthaften Studien der Geologie etwa in Steinbrüchen eine Rolle: als zersplitterte Wirklichkeit, die Geschichte und das Entstehen der Erde in sich konserviert und zugleich eine unermessliche Vielfalt an Farben besitzt. Zu seiner Lehre an der Kunstakademie Münster gehörte die Vermittlung des handwerklichen Rüstzeugs der Malerei, aber auch, unter den verschiedenen Lichtund Witterungsverhältnissen auszudifferenzieren, was die Welt und die Natur zu bieten haben. Zu den wichtigsten Schülerinnen und Schülern von Kuhna, der bis 2010 in Münster lehrte und 2018 in Düsseldorf gestorben ist, gehören Hugo Boguslawski, Manfred Gipper, Min Clara Kim, Anja Middelberg, Lars Reiffers, Martin Scheufens, Dorothea Schüle und Marion Große-Wöstmann. Und ebenso, etwas früher, die drei, die 1995 in Frechen zunächst


Porträt | Elizabeth Weckes | 11

gemeinsam ein Atelier bezogen haben: Matthias Brock, Stephanie Pech und Elizabeth Weckes. Alle drei widmen sich seit ihrer Anfangszeit dem Verhältnis von Natur und Zoologie, aber sie verfolgen dabei jeweils eigene Ansätze. Das wurde 1999 deutlich, bei der gemeinsamen Ausstellung im Gothaer Kunstforum in der Kölner Südstadt unter dem Titel „Private Schattenreiche“. Sensationell war in dieser Schau Weckes‘ großformatiges Gemälde Zwei Hähne (1999): Das leichte Querformat ist suggestiv, über-

wältigend und bedrohlich. Formatfüllend sind zwei Fasane mit etwas Abstand, unter sich die Landschaft, zueinandergesetzt: Der obere hat seine Flügel ausgebreitet und seine Spannweite gibt die Breite des Bildformates vor, der untere scheint sich flatternd zu verteidigen und ist aus der Flugbahn geworfen. Beide kreisen über einem umzäunten Feld, derart dass sich die Erde zu einer runden Scheibe krümmt und mit der Reflexion des nächtlichen Lichtes wie Scheinwerfer wirkt. Der Schwindel durch

[4] Zwei Hähne, 1999, Öl auf Nessel, 220 x 280 cm.


die Höhe aber auch als Vertigo, dazu den Kampf um Leben und Tod vor Augen, erfasst den Betrachter, zieht in seinen Bann und dann offenbart sich das Samtene der Federn und die atemberaubende Schönheit der Schöpfung in einer höchst existenziellen Situation, die zugleich – wie auch künftig in diesem Werk – ein Gleichnis für das menschliche Leben ist. Mit solchen Gemälden sorgt Elizabeth Weckes schon früh für Aufsehen. Bereits Mitte der 1990er-Jahre wird sie von gleich drei Galerien vertreten. Sie erhält Stipendien und Kunstpreise, u.a. das Max-Ernst-Stipendium der Stadt Brühl und den Förderpreis der Großen Kunstausstellung NRW. Und dabei ist es doch zum Ausgang des 20. Jahrhunderts eher ungewöhnlich, Tiere zu malen – sind sie nicht seit Jean-Baptiste Oudry und den Alten Niederländern mit deren Stillleben, Tier- und Jagdstücken und Genreszenen obsolet? Weckes verleiht ihnen in der Beschränkung auf bestimmte Rassen neue Relevanz. Sie befragt ihre Kreatürlichkeit im Kreislauf der Natur – heute, auch wenn jede Zeit abwesend scheint. Sie sind übergeordnet zu verstehen für die Komplexität des Lebens und dessen Jahrtausende lange Entwicklungsgeschichte und ihre heutige Präsenz oder ihr Verschwinden im urbanen, standardisierten, von Industrie und Technik bestimmten Alltag. Natürlich überrascht es nicht, dass im Bücherregal im Atelier Bildbände und Standardwerke zur Zoologie stehen. Dass aber vor unserem Termin auf dem Steinmäuerchen vor dem Gebäude eine Raupe putzmunter, in alle Richtungen tastend kroch, war Zufall. Erwähnenswert ist es deshalb, weil diese Lebewesen tatsächlich ein zentrales Motiv ihrer Malerei sind. Jedenfalls, rein der Blick auf das Handyfoto animierte Elizabeth Weckes noch am Abend zur Recherche, dass es sich um ein Abendpfauenauge gehandelt habe, also aus der Raupe irgendwann mal – nicht mehr und nicht weniger – ein Falter, im Aussehen ähnlich der Motte, werden würde. Gemeinhin negativ konnotiert, wurde in der Anschauung des geradezu charakterlich Eigenwilligen die Komplexität und das Wunderwerk der Biologie offensichtlich: Auch das ist ja ein Aspekt bei ihrer Malerei.

[5] Perch, 2023, Öl auf Nessel, 210 x 80 cm.


Porträt | Elizabeth Weckes | 13

Vor diesen Hintergründen ist ein Gemälde wie State of Transformation (2020/21) zu verstehen. Der Titel ist Programm. Mit der stürzenden Perspektive wirkt die Schilderung wie auf einer Achterbahn. Plötzlich versperren – riesige – Larven, Raupen und zwar in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung den Weg und bäumen sich mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen bedrohlich auf. Inmitten des Reisighaufens mit seinen Gerten, auf denen sie wie auf Schienen sitzen, sprießen saftig grüne Setzlinge. „Es sind Betrachtungen von mikroskopischen Pflanzenwelten, die zu der Erkenntnis führen, dass jedes organische Wesen einen fest bestimmten Zell-Bauplan in sich trägt“, schreibt Claudia Schaefer zum Elementaren von Weckes‘ Beobachtungen (Ausst.-Kat. ReNatur, Saarbrücken 2021, S. 134). Die Setzlinge sind Nahrung und Lebensgrundlage der Raupen. Zu all dem zeichnen sich im falben Himmel kantige Strichfolgen ab, und vielleicht handelt es sich ja um die Scheiben eines Glasbehälters in einem Forschungslabor oder doch lediglich um einen abgesperrten Bereich im Ackerbau. State of Transformation veranschaulicht aber auch anschaulich, wie Weckes diese Bilder, die schon mit ihrem Großformat Kraftaufwand und Ausdauer erfordern, malt. Sie verwendet Ölfarbe auf Nessel. Zunächst legt sie in mehreren expressiv aufgetragenen Schichten einen einheitlichen Farbgrund an. Die gestischen Spuren und Schlieren

mildert Weckes, lässt sie aber durch die Lasuren scheinen und greift sie dann wieder auf, um damit die Darstellung zu malen. Die Gliederung in einen transparenten lichthellen Hintergrund, einen sich dehnenden Mittelgrund und einen nach vorn, sogar bis zum Bildrand gerückten Vordergrund wird zugleich ausformuliert. Im Atelier zieht sie ein weiteres, ganz neues querformatiges Bild hervor: Es zeigt die Arche Noah (Die große Arche, 2023). Es ist fast ein Resümee, welches heimische und exotische Vögel – und nur Vögel – aus aller Welt berücksichtigt. Auch hier entfaltet sie ein virtuoses Geschehen in der fluchtenden Zentralperspektive und mit all den kontrastierenden Farben und Mustern. Wie eine fliegende Untertasse unter dem hellblauen Himmel aber werden die Tiere von einer gelben Form umfangen und so zusätzlich geschützt. Und dann wendet sich die Erzählung ins Absurde, welches Bedeutungen herausarbeitet. Das Schiff ist eine ausgehöhlte Kartoffel mit ihren sprießenden Keimen, sprichwörtlich eine Nussschale. Geschildert ist eine Reise – zu Wasser, auf der Erde, in der Luft – unterwegs zum Paradies, das auf all die Zerstörung folgt. Indirekt rekapituliert Weckes die Menschheitsgeschichte. Aber, wo findet man Beispiele für diese anschaulicher als im Naturkundemuseum oder im kulturhistorischen Museum?

[6] Die große Arche, 2023, Öl auf Nessel, 120 x 290 cm.


14 | Porträt | Elizabeth Weckes

[7]

[8]

Elizabeth Weckes berichtet, dass sie auf ihren Reisen – auch in England, wo ein Teil ihrer Familie lebt, oder Tasmanien, wo sie an der Kunstakademie unterrichtet und später ein Aufenthaltsstipendium erhalten hat – diese Spezialmuseen aufsucht und sich von den Objekten, aber auch der Inszenierung treiben lässt. Diese Erfahrungen fließen seit einigen Jahren – noch vor der CoronaPandemie, die ja auch ein tragischer Ausdruck für die Macht von Bakterien und Viren und unseren Umgang mit der Erde ist – in ihre Malerei ein. So entdeckt sie die hohlen, den Menschen repräsentierenden Ritterrüstungen mit der Heraldik ihrer Schilder oder eine Sammlung von Gewehren, die sie zu A Matter of Life and Death I (2023) anregen. Die Vitrine ist im Museumsraum längs ausgerichtet, wobei die langgezogenen Waffen eine rasante Axialität einnehmen und ein weiteres Gleichnis für Leben und Sterben sind und das lineare Vergehen von Zeit vor Augen führen. Vitrinen sind mit ihrer Durchsichtigkeit ebenso verbindende Hervorhebung wie diskrete Trennung. Sie präsentieren und schützen die Schau-

objekte. Bei der Betrachtung spiegelt man sich. Nun taucht die Künstlerin erstmals in ihren Gemälden auf, unscharf, mitunter erst allmählich auszumachen. Indirekt handelt es sich um Selbstporträts, auf der Grundlage der eigenen Handyfotos. Die Vogelpredigt (2019) zum Beispiel: Zu sehen ist ein riesiges Gehäuse aus Streben und Glasscheiben, dazu sind die Stäbe, auf denen die Papageien sitzen, verschoben wie ein Spiegelkabinett aus prismatischen Dreieckskammern. Die Stangen und Flächen kippen in die Tiefe, wirken schräg und überschneiden sich. Vereinzelt, wie isoliert sitzen die Papageien in ihrer Farbenpracht da. Gleichzeitig umreißen die Streben farbige Felder, und aus all dem ergibt sich ein tiefenräumliches Geschehen, hinter dem die Malerin mit erhobenem linkem Arm steht, also wie eine Malerin an der Staffelei. Aber dann ist es doch das Handy, das hier die Aufnahme als Ideenfundus festhält. Und da Elizabeth Weckes Rechtshänderin ist, ist davon auszugehen, dass wir sie in der spiegelnden Glasscheibe sehen und sie tatsächlich dort stand, wo wir uns jetzt aufhalten.

[7] A Matter of Life and Death I, 2023, Öl auf Nessel, 90 x 60 cm. [8] A Matter of Life and Death II, 2023, Öl auf Nessel, 90 x 60 cm.


Porträt | Elizabeth Weckes | 15

[9] Vogelpredigt, 2019, Öl auf Nessel, 80 x 70 cm.


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„Die Gegenstände der Malerei geben, indem sie auf diese Weise zu Bildern werden, Kunde von ihrem Eigenleben, ihrem Wesen, ihrer beständigen und rätselhaften Fremdheit.“

[10] Where is the Tiger?, 2022, Öl auf Nessel, 200 x 130 cm.

Ein ähnlich komplexes Spiel von Schauen und Empfinden, von Assoziation und Mutmaßung liegt bei Where is the Tiger? (2022) vor. Auch hier ereignet sich das Szenarium in einem populär vermittelnden Labor des Sehens und Erfahrens, bei dem Domestizierung und Freiheitsdrang des exotischen Tieres und Sphären des Künstlichen und Natürlichen zusammenkommen. Aber wer versteckt sich hier eigentlich? Elizabeth Weckes erzählt im Atelier die Geschichte vom Besuch mit ihrer Mutter in einem Zoo. Also, wo ist der Tiger, der sich zurückgezogen hat und nur vorsichtig hervorwagt, und sind da nicht Schatten der Menschen? Realität und Vorstellung, geschützte Beobachtung und Gefährlichkeit werden in ihrem Bild sehr behutsam, nach und nach aufgedröselt. Wie in einem Wimmelbild bleibt der Mensch verborgen, und natürlich denken wir an Michelangelo Antonionis „Blow up“ (1966). Aber vielleicht ist doch für das gesamte malerische Werk von Elizabeth Weckes vor allem Terry Gilliam’s „Twelve Monkeys” (1995) beispielhaft, erst recht, wenn es um den verantwortungsvollen Umgang mit unserem Lebensraum geht, im Einlassen auf deren Abenteuer, Besonderheiten und ihre Fragilität, mit allem Respekt gegenüber Fauna und Flora. „Die Gegenstände der Malerei geben, indem sie auf diese Weise zu Bildern werden, Kunde von ihrem Eigenleben, ihrem Wesen, ihrer beständigen und rätselhaften Fremdheit“, heißt es im Manifest der Künstlergruppe „RheinBrücke“, die Weckes mit drei Kollegen aus der ehemaligen Akademieklasse von Hermann-Josef Kuhna 2006 gegründet hat. Und sie sind, so wie sie Elizabeth Weckes verwendet und ihnen Würde und Geheimnis verleiht, Ausdruck für unsere gesellschaftlichen Verhältnisse, das Dasein des Menschen und das beständig Prekäre: im Malerischen und in der Aussage der Bilder ernst, dramatisch und heiter und bisweilen humorvoll, voller Zuversicht und Bewunderung für die Natur. Thomas Hirsch


Porträt | Elizabeth Weckes | 17

Elizabeth Anne Weckes

Einzelausstellungen (Auswahl)

1968

geb. in Willich, lebt und arbeitet in Köln/Frechen

1995

1988

Studium an der Kunstakademie Münster

Galerie Niepel, Düsseldorf Kunstverein Dülmen: „Bühne der Natur“

1992

Meisterschülerin von Prof. Hermann-Josef Kuhna

1998

Galerie Niepel, Düsseldorf: „Der geheime Garten” (Kat.)

1993

Max-Ernst-Stipendium Stadt Brühl

Versandhalle Grevenbroich: „Zwei Königskinder“

1. Platz Kulturförderpreis Stadt Willich

1999

Institut für Lippische Landeskunde, Schieder-Schwalenberg

1995

Akademiebrief und Staatsexamen

2000 Galerie Toennissen, Köln

1996

Residency UNM Albuquerque/USA

2002 Kunstverein Unna: „Room with a View“ (Kat.)

1997

Förderpreis der Großen Kunstausstellung NRW, Düsseldorf

Galerie Toennissen: „Tulpomania“

2004 Gastdozentin des College of New South Wales (COFA), Sydney & UTAS Tasmania, Hobart und Launceston, Australien

2003 Kulturspeicher Oldenburg: „Höllenhunde“

2006 Gründungsmitglied RheinBrücke: Gruppe für gegenständliche Malerei

2005 Galerie Niepel bei Morawitz, Düsseldorf: „Golden Slumbers“

2004 Kurfürstliches Gärtnerhaus, Bonn 2006 Oberfinanzdirektion Münster „Songs for Skylla“ (Kat.)

2009 Tasmanian Arts and LARQ Residency Queenstown, Tasmanien, Australien 2012

IMOS Foundation Residency, New Romney, Kent, UK

2017

Woldemar-Winkler-Förderpreis, Gütersloh

2000/2003/2018 Cité Internationale des Arts, Paris

Landeskulturzentrum Ursulinenhof Linz, Österreich Poimena Gallery, Launceston, Australia 2008 Kunstverein Oberhausen: „Floral Obsession“ 2009 Wesseling, Schwingeler Hof 2010

Kunstverein Uelzen: „The Queen’s Beasts“ (Kat.) LARQ Gallery, Queenstown Tasmania (Kat.)

2012

Kunstverein Schwetzingen: „Lost Paradise“ (Kat.) IMOS Foundation, New Romney, UK (Kat.)

2013

Kunstförderverein Schöningen e.V.: „Pioniere“ (Kat.) Kunstverein Worms

2014

Stiftung Burg Kniphausen, Wilhelmshaven

2015

Kunstverein Erlangen: „Pioniere“ Kunstkabinett Hespert

2017

Thomas Morus Akademie Bensberg

Werke in öffentlichem Besitz

2018

KV Eisenturm, Mainz: „Jäger und Sammler“ (Kat.)

Stadt Willich; Stadt Brühl; Stadt Wesseling; Stadt Langenfeld;

2019

Städtisches Museum Kalkar: „Skygardens“

Stadt Traun (Österreich); Flughafen Paderborn–Lippstadt;

2021

Kunstverein Bad Aibling: „Zwischen Himmel und Wasser“ (Kat.)

Kunstverein Unna; Kunstverein Frechen; WGZ-Bank, Düsseldorf;

2022

Geistl. und Kult. Zentrum, Kloster Kamp: „In Licht und Wind“

COFA Sydney (Australien); Ivan Dougherty Gallery, Sydney (Australien);

2023

Galerie Alte Lateinschule, Illingen: „Fast Frei“ mit Min Clara Kim;

Hallescher Kunstverein, Halle/Saale

Queen Victoria Museum Launceston, Tasmania (Australien);

Galerie Meer! Kunst! Neuwied: „Transfloration“

Museum Blau, Schwetzingen; IMOS Foundation New Romney (UK)

Wissenschaftszentrum Bonn: „Pioniere“ (Film) 2024 Koenraad-Bosman Museum Rees

www.elizabeth-weckes.de


18 | Thema | Bäume

[1] Caspar David Friedrich, Der einsame Baum, 1822, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Jörg P. Anders, Public Domain.


Thema | Bäume | 19

Mein Freund, der Baum Ein Waldspaziergang auf künstlerischen Pfaden

Schon wer andeuten will, warum Bäume zu den wichtigsten Akteuren auf der Bühne der Malerei zählen, begibt sich auf ein weites Feld. Die Spur der Bäume, sie zieht sich von der mittelalterlichen Buchmalerei über Renaissance, Barock, Romantik und Impressionismus bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Doch nicht bloß als Krönung der Landschaftsmalerei ragen die Titanen heraus. Bäume leisten zudem als Gleichnis, Stellvertreter und symbolische Repräsentation des Menschen unverzichtbare Dienste. Wo anfangen, wo enden? Unser Thema, der Baum in der Kunst, scheint uferlos, ist tiefgreifend verwurzelt mit Kunst und Kultur. Im Zweifelsfall kann es nicht schaden, bei Grundlegendem Zuflucht zu suchen. Beginnen wir unsere Baumexkursion also mit der Bibel. In der Schöpfungsgeschichte betreten die Bäume bereits am dritten Tag die Bühne der Welt – vom Menschen ist da längst noch nicht die Rede: „Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde“ (Gen 1,11). Das um 1250 entstandene sogenannte Northumberland Bestiarium kombiniert die beiden Szenen der Hervorbringung von Himmel und Erde und Erschaffung der Bäume und betont auf diese Weise den Stellenwert des größten Gewächses auf Erden.


20 | Thema | Bäume

beschert. So nimmt das Verhängnis seinen Lauf – die Vertreibung naht, das ewige Leben auf Erden findet rasch ein Ende. Bemerkenswert, dass Dürer hier zwei verschiedene Baumarten dargestellt hat: Dem – Eva zugeordneten – Baum der Erkenntnis gab er das Aussehen einer Feige; derweil ähnelt der Baum des Lebens, den das Alte Testament ebenfalls erwähnt, einer Eberesche. Ohnehin war Albrecht Dürer ein passionierter Baum-Schilderer – vor allem seine Aquarelle sind in dieser Hinsicht eine Fundgrube.

König des Pflanzenreichs

Allerdings schrumpfen sie dank mittelalterlicher Bedeutungsperspektive im Miniaturgemälde auf dieselbe Höhe wie der zierliche Schöpfergott im Zentrum. Und die ‚Architektur‘ eines Baumes – Wurzel, Stamm und Krone – ist nur angedeutet, nicht ins Werk gesetzt. Ein Hang zur Verniedlichung der hölzernen Titanen, wie er generell typisch ist für die mittelalterliche Kunst. Bei der liebreizenden Gartenszene Das Paradiesgärtlein, die ein unbekannter oberrheinischer Meister wohl zwischen 1410 und 1420 malte, sind die Bäume ebenfalls auf Bonsai-Format geschrumpft. Wie Zierpflanzen verschönern sie diesen „hortus conclusus“, bevölkert von Maria, dem Christuskind und einer Reihe von Heiligen.

Verlockende Bäume, verbotene Frucht In ein baumbestandenes Paradies entführt uns auch Albrecht Dürer knapp ein Jahrhundert später. Aber wie anders, wie erwachsen wirken die Bäume in Dürers Kupferstich Der Sündenfall von 1504. Noch erfreuen sich Adam und Eva, modelliert nach dem Vorbild antiker Skulpturen, des paradiesischen Urzustandes inmitten von Flora und Fauna – der Renaissance-Künstler hat den Garten Eden in einer nordischen Gebirgslandschaft angesiedelt. Doch greift Eva, verführt von der Schlange, schon zur verbotenen Frucht, die Einsicht in das Wesen von Gut und Böse

Betrachtet sich der Mensch gern selbstgefällig als Krone der Schöpfung, so verdient es der Baum allemal mehr, als Krone des Pflanzenreichs tituliert zu werden. Ungefähr 320.000 unterschiedliche Pflanzenarten haben die Biologen kategorisiert. Deren Größe reicht von millimeterwinzigen Zwergwasserlinsen bis hin zu den Mammutbäumen. Der derzeitige Rekordhalter, „Hyperion“ genannt, steht im kalifornischen Redwood-Nationalpark und bringt es auf rund 115 Meter Höhe. Eine Spitzenleistung, die im 19. Jahrhundert von einem australischen Rieseneukalyptus sogar noch übertroffen wurde. 132 Meter hoch soll dieser Gigant gewesen sein. Zum Vergleich: Die Türme des Kölner Doms ragen 157 Meter himmelwärts. Somit hätte der Rieseneukalyptus den neugotischen Kirchtürmen beinahe das Wasser gereicht – es fehlten dazu bloß 25 Meter.

Kein Baum gleicht dem anderen Nicht allein die Dimensionen beeindrucken den, der sich mit Bäumen beschäftigt. Faszinierender noch ist deren Vielfalt. Baum ist nicht gleich Baum – eine glatte Untertreibung. Keiner gleicht dem anderen, das trifft es besser. Obwohl alle über ein im Erdreich verzweigtes Wurzelwerk, einen Stamm und eine Krone verfügen, bilden die verschiedenen Baumarten eine Morphologie, deren Reichtum man selten gewahr wird. In seinem Standardwerk zum Thema, „Über allen Wip-

[2] Oberrheinischer Meister, Das Paradiesgärtlein, ca. 1410–1420, Städel Museum, Foto: Städel Museum, Public Domain.


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feln. Der Baum in der Kulturgeschichte“, hat der Historiker und Baum-Enthusiast Alexander Demandt diese Mannigfaltigkeit beschrieben: „Freistehende Eichen und Buchen bilden Kugeln oder Halbkugeln. Alleinstehende Rosskastanien neigen zur Kegelform. Pappeln gleichen Säulen, Zypressen gemahnen an Flammen, die Palme hat einen Schopf. Als Schirm oder Trichter erscheinen Kiefern und Pinien. Die Tanne weist wie ein Pfeil in den Himmel, die junge Linde wiederholt im Umriss ihrer Krone die Herzform ihres Blattes – alles sehr menschlich.“

Der Baum als Lebewesen, als Gleichnis des Menschen, mit dem ihn mehr verbindet als die aufrechte Gestalt: Zu einem Gutteil diesem Anthropomorphismus verdankt sich der unglaubliche Erfolg von Peter Wohllebens Buch „Das geheime Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt“. Der Förster aus der Eifel schildert Bäume als soziale Wesen, die sich über die Wurzeln zusammenschließen und miteinander kommunizieren, die durch den Austausch von Nährstoffen „Nachbarschaftshilfe im Notfall“ leisten. Wohlleben spricht sogar von einem „Wood Wide Web“, das die Wälder durchziehe: Welcher Internet-User fühlte sich hier nicht angesprochen!

So unabsehbar der Gestaltenreichtum, so vielfältig die Symbole und Bräuche, die mit dem Baum zusammenhängen. Als Stammbaum, Wurzel Jesse, Lebensbaum der Evolutionsforschung oder „arbor vitae“ im Reich der Medizin leistet das Anschauungsmodell Baum hervorragende Dienste, weil es komplexe Sachverhalte übersichtlich zur Darstellung bringt.

Geborgenheit unterm Blätterdach Geradezu unerschöpflich ist die Bedeutung des Baums als Gefährte, Kummerkasten, Identifikationsobjekt und Heimat des Menschen. Alexandras Lied „Mein Freund, der Baum“ kündet davon auf anrührende Weise: „Als kleines Mädchen kam ich schon / Zu dir mit all den Kindersorgen / Ich fühlte mich bei dir geborgen / Und aller Kummer flog davon / Hab' ich in deinem Arm geweint / Strichst du mit deinen grünen Blättern / Mir übers Haar, mein alter Freund / Mein Freund, der Baum, ist tot / Er fiel im frühen Morgenrot“. Auch Theodor Fontanes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ findet einfühlsame Worte für unsere besondere Beziehung zu den Bäumen: „Und die Jahre gingen wohl auf und ab, / Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, / Und in der goldenen Herbsteszeit / Leuchtet's wieder weit und breit. / Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her, / So flüstert's im Baume: ‚Wiste 'ne Beer?‘ / Und kommt ein Mädel, so flüstert's: ‚Lütt Dirn, / Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.‘“ Wunderbar, wie Fontane hier die Analogie zwischen freigebigem Menschen und schenkendem Baum poetisch erfasst hat.

[3] Albrecht Dürer, Der Sündenfall, 1504, Cleveland Museum of Art, Foto: Cleveland Museum of Art, Public Domain.


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Steineiche suchen – bis zu seinem Tod, mehr als ein halbes Jahrhundert später, wird er seinen luftigen Wohnsitz nicht mehr verlassen. Calvinos skurrile Erzählung, die Umweltschützer bei Baumbesetzungen inspirierte, hat auch in der Gegenwartskunst Spuren hinterlassen. Beispielsweise bei Jan Philip Scheibe. Im Zuge des Outdoor-Projekts Brennstoff, das in diesem August von der Städtischen Galerie Viersen präsentiert wurde, erkundete der Hamburger Künstler (Jahrgang 1972) den nahegelegenen Wald Hoher Busch. Dort errichtete er unter anderem eine Kunststoff-Spielhütte – mit Kaffee, Kuchen und Kunst lud Scheibe Waldspaziergänger zur Kommunikation ein. Anders als Calvinos Baron beendete er das Experiment nach 24 Stunden. Eine weitere Hommage an Italo Calvinos Roman konnte erleben, wer in diesem Jahr das „New Now“-Festival ansteuerte. Bis August ging es im UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein in Essen über die Bühne. In der Mischanlage der Kokerei hatte die chinesische Künstlerin Haha Wang eine Installation aufgebaut, die begehbar war – um das Mindeste zu sagen. Wollte der Besucher Teil der Inszenierung werden, musste er sich – gewandt wie der schwindelfreie Baron im Buch – eine Kletterwand hinaufhangeln; zur Belohnung erschien der Mitwirkende in Echtzeit als Baumbesteiger auf einem filmischen Display.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Der Baum als Behausung My tree is my castle: Diese surrealistische Botschaft überbringt René Magritte in seinem 1959 entstandenen Bild La voix du sang (Die Stimme des Blutes). In dem Gemälde, das sich heute im mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien befindet, macht der belgische Surrealist einen mächtigen Baum buchstäblich zu einer menschlichen Behausung. Drei Türen sind in den Stamm eingelassen, zwei davon offenstehend: Ein Haus mit hell erleuchteten Fenstern schaut aus dem Baum hervor. Ein Baumhaus ist auch Schauplatz von Italo Calvinos Buch „Der Baron auf den Bäumen“. Der 1957 erschienene Roman erzählt die wunderliche Lebensgeschichte des Cosimo Piovasco di Rondò. Ein ungenießbares Mittagessen vertreibt den Zwölfjährigen aus dem elterlichen Hause und lässt ihn Zuflucht im Wipfel einer

„Rechts sind Bäume, links sind Bäume / Und dazwischen Zwischenräume“: Wieviel ärmer wäre unsere Sprache ohne jene Begriffe, Lieder, Kinderreime, subtilen Gedichtzeilen oder Redensarten, die den Baum einbinden! Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen zu können, eine solche Empfindung ist uns angesichts der Informationsflut im Internet-Zeitalter womöglich noch vertrauter als jenen, die sich in der vordigitalen Ära nach Durchblick sehnten. Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, diese Wendung hat wohl jeder schon einmal benutzt, um Gemeinsamkeiten von Eltern und Kindern auf den Punkt zu bringen. Damit nicht genug des Baum-Vokabulars: Wer kennt nicht das frus-

[4] René Magritte, La voix du sang (Die Stimme des Blutes), 1959, mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023/René Magritte, Foto: mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien.


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trierende Gefühl, auf keinen grünen Zweig zu kommen oder sich auf dem Holzweg zu befinden? Ärgerlich auch, ein Brett vor dem Kopf zu haben, weil einem Zusammenhänge, die eigentlich klar zutage liegen, verschlossen bleiben. Solche Fehlleistungen bringen selbstkritische Naturen unweigerlich auf die Palme. Zum Glück gibt es Tage, da uns sämtliche Misshelligkeiten nichts antun können, weil wir derart vor Tatkraft strotzen, dass wir Bäume ausreißen könnten.

Ausstellungen als Wegweiser

Wegweiser taugen Ausstellungen zum Baum-Kunst-Thema, die freilich nicht so zahlreich sind, wie man es angesichts der Popularität des Sujets erwarten dürfte. Die wohl wichtigste Schau jüngeren Datums wurde von September 2022 bis Januar 2023 im Belvedere Wien gezeigt: „Grow. Der Baum in der Kunst“ berücksichtigte mehrere Epochen und etliche Künstler (von Joannis Avramidis bis Jimmy Zurek). Dabei ging es dem Kurator Miroslav Halák nicht um eine bloße Anthologie – vielmehr begriff er das Kult- und Kulturobjekt Baum „als Vermittler zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen, als Objekt der Wissenschaft, als Warnsignal ökologischer (Fehl-)Entwicklungen“.

Stichwort Tatkraft: Mentale Energie verlangt auch ein Waldspaziergang auf kunsthistorischen Pfaden, weil diese ausgedehnt und mitunter verschlungen sind. Dass dabei bloß wenige ausgewählte Ziele angesteuert werden können, versteht sich. Als

Eine Fundgrube, was die Darstellung von Bäumen in der Malerei angeht, war die Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“, die in diesem Jahr zunächst im Kunstpalast Düsseldorf, anschließend in der Kunsthalle St. Annen in Lübeck zu sehen war. Florian

[5] Haha Wang, Installation Would you would you would you......., 2023, Zeche Zollverein, Essen, Foto: Dirk Rose/Stiftung Zollverein.


[6] Oswald Achenbach, Zypressen im Park der Villa d’Este in Tivoli, 1850, Kunstpalast Düsseldorf, Foto: Kunstpalast/Horst Kolberg/Artothek.


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Illies, der Kurator, hatte hier eine exquisite Auswahl von Ölstudien des 19. Jahrhunderts zusammengetragen – den Bäumen, wichtigstes Requisit im Repertoire des Landschaftsmalers, war ein eigenes Kapitel gewidmet. Was gab es hier nicht alles zu entdecken! Knorrige Eichen und elegante Zypressen, einsam ragende Riesen und dicht geballte Forste, Studien, die Stamm, Krone oder Äste ins Visier nehmen, schließlich morsche oder gestürzte Bäume, die wie NaturDenkmäler der Vergänglichkeit anmuten – bei der ÖlskizzenSchau kamen Baumfreunde auf ihre Kosten. „Mehr Licht“ ins Gehölz brachten Oswald Achenbach, Carl Gustav Carus, Christian Friedrich Gille, Johann Wilhelm Schirmer und Hans Thoma. Waldsterben und Klimawandel überschatten das ungetrübte ästhetische Erlebnis, das die Betrachtung von Bäumen beschert, sei es auf freier Flur oder im Museum, wo Kunstwerke als Botschafter zwischen Baum und Betrachter treten. Die teils drastischen Veränderungen des Klimas bedeuten auch eine Herausforderung für den Ausstellungsbetrieb. Darauf reagierte in diesem Jahr das im Sauerland präsentierte Projekt „Das Brotbaumregime“. Eine besondere Rolle spielt in dieser Region mit ausgedehnten Waldgebieten traditionell die Fichte – weil sie sich so ergiebig

anbauen ließ, nannte man sie „Brotbaum“. An vier Orten, darunter das Sauerland-Museum in Arnsberg und das Museum Haus Hövener in Brilon, ging es darum, wie sich die Kunst in den Prozess der gesellschaftlichen Klima-Resilienz einbringen kann. Dass Ökologie keine Erfindung der vergangenen Jahrzehnte ist, sondern etliche Berührungspunkte mit der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts aufweist, das will im kommenden Jahr das Deutsche Romantik-Museum in Frankfurt am Main mit einer programmatischen Schau demonstrieren. „Wälder“, so lautet lakonisch der Titel des Projekts, das von März bis August an drei Orten über die Bühne geht: Neben dem Romantik-Museum beteiligen sich das Frankfurter Senckenberg Naturmuseum sowie das Museum Sinclair Haus in Bad Homburg. Dient der „romantische“ Wald vorzugsweise als Projektionsfläche für sentimentale Stimmungen, so plädieren die Ausstellungsmacher für eine „politischere Lesart“. Schon um 1800 hätten Autoren wie Novalis oder Karoline von Günderrode vor der Ausbeutung der Natur gewarnt. Mit Exponaten aus Kunst-, Kultur- und Forstgeschichte spannt die hessische „Wälder“-Ausstellung den Bogen von der Epoche der Romantik bis in die Gegenwart.

[7] Caspar David Friedrich, Mann und Frau in Betrachtung des Mondes, um 1824, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Kunst Museum Winterthur.


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Kronzeugen einer symbolisch aufgeladenen Weltsicht Wer Romantik sagt, muss Caspar David Friedrich sagen. War der Erzromantiker (1774–1840), dessen 250. Geburtstag im kommenden Jahr gefeiert wird, am Ende ein Vorläufer der „Letzten Generation“? Eine solche Rollenzuweisung würde dem introvertierten Anhänger der damaligen nationalen Befreiungsbewegung mit Sicherheit nicht gerecht. Doch trifft es wohl zu, dass seine Landschaften, in denen Bäume als Kronzeugen einer symbolisch aufgeladenen Weltsicht auftreten, jene, die sensibel sind gegenüber den Umwälzungen in der Natur, besonders berühren. Ein Gemälde wie Der einsame Baum (1822) spricht uns als Gleichnis des Lebens unmittelbar an – vielleicht sogar aus der Seele. Majestätisch beherrscht eine Eiche die Wiesenlandschaft, die von den Bergkuppen des nordböhmischen Jeschkengebirges hinterfangen wird. Ein Hirte, dessen Schafe friedlich auf der Weide grasen, lehnt sich an den bildbestimmenden Solitär, als suche er Schutz. Verkörpert der Stamm Lebenskraft und Stärke, so verweisen die abgestorbenen Äste an der Spitze auf die Begrenztheit unseres Daseins. Beim Blick auf das Meisterwerk aus der Berliner Nationalgalerie fühlte sich der Kunstschriftsteller Willi Wolfradt, als würde der „Weltraum um diesen Baum schwingen“. Weit ausschweifende, gar kosmische Gedankenverbindungen dürften auch bei jenen entstehen, die zuletzt im Kunst Museum Winterthur die Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“ besucht haben (bis 19.11.2023). In Gemälden wie Kreidefelsen auf Rügen oder Mann und Frau in Betrachtung des Mondes setzte Caspar David Friedrich Bäume als Kulissenstücke in Szene. Aber was für eine Kulisse! Die Bäume, die der Maler als Rahmung der andächtig ins Naturschauspiel vertieften Beobachter einfügte, sind sie nicht recht eigentlich die Hauptdarsteller?

[8] Gian Lorenzo Bernini, Apollo und Daphne, zwischen 1622 und 1625, Galleria Borghese, Rom, Foto: Wikimedia Commons.


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Eine persönliche Gipfel- und Wipfel-Parade Im kommenden Jahr, wenn das Friedrich-Jubiläum Anlass zu weiteren Ausstellungen gibt – unter anderem in Berlin, Dresden und Hamburg –, mag diese Frage manch einem Betrachter durch den Kopf gehen. Dank Internet kann jeder ohne großen Aufwand seine eigene Baumschule des Sehens begründen, seine ganz persönliche Gipfel- und Wipfel-Parade erstellen. Was den Autor angeht, so steht eine Skulptur auf der Favoritenliste ganz oben. Gian Lorenzo Berninis Apollo und Daphne darf für sich den inoffiziellen Ehrentitel der erotischsten Baumdarstellung der Kunstgeschichte in Anspruch nehmen. Die zwischen 1622 und 1625 entstandene Marmorskulptur des italienischen Barockbildhauers (1598–1680), heute ein Blickfang in der römischen Galleria Borghese, führt eine Szene aus Ovids „Metamorphosen“ vor Augen: Aus Rache an Apoll, der ihn verspottet hatte, ließ Amor den Gott in unsterblicher Liebe zu Daphne entflammen – bei ihr, infam, bewirkte er das Gegenteil. Dem Zugriff des lüsternen Gottes entzieht sich die Nymphe im letzten Moment durch Verwandlung in einen Lorbeerbaum. Eine Metamorphose, die bei Bernini zum

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Glück noch nicht so weit vorangeschritten ist, dass einem der Blick auf den delikat gemeißelten Körper der nackten Daphne verwehrt bliebe.

Den Naturgewalten trotzen Der Lorbeerkranz als bedeutendster Meister des Goldenen Zeitalters der niederländischen Malerei wird Rembrandt van Rijn zugesprochen. Seine Radierung Die drei Bäume von 1643 bezeugt, dass Rembrandt (1606–1669) auch auf dem Feld der Druckgrafik Außerordentliches geleistet hat. In einer weiten Ebene, die am Horizont von einer Ansicht Amsterdams abgeschlossen wird, stehen drei Bäume auf der Anhöhe eines Deiches. Wobei das Wort „stehen“ der Darstellung nicht gerecht wird. Das Trio stemmt sich vielmehr gegen das Unwetter, das sich links am Himmel entlädt. Die teils mit dem Lineal gezogenen Schraffuren des peitschenden Regens finden einen kompositionellen Widerpart in der bildbeherrschenden Baumgruppe, die den Naturgewalten trotzt.

[9] Rembrandt van Rijn, Die drei Bäume, 1643, Cleveland Museum of Art, Foto: Cleveland Museum of Art, Public Domain. [10] Jacob van Ruisdael, Große Baumgruppe am Wasser, um 1665, Kunsthalle Karlsruhe, Foto: Kunsthalle Karlsruhe, Creative Commons.


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[11] Vincent van Gogh, Zypressen, 1889, Metropolitan Museum of Art, New York, Foto: Met, Public Domain.


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Rund zwei Jahrzehnte später, um 1665, malte ein Landsmann Rembrandts eine Baumszene, die das Prosaische der typischen niederländischen Landschaftsmalerei mit dem Heroischen der in Italien angesiedelten Szenerien verschmelzt. Jacob van Ruisdaels (1628–1682) Große Baumgruppe am Wasser konfrontiert uns im Zentrum mit einer knorrigen Eiche. Der entwurzelte abgebrochene Stamm im Vordergrund darf einmal mehr als „Memento Mori“ gelesen werden. Verkörpern die kraftstrotzenden Bäume in der Mitte die Fülle des Daseins, so versinnbildlicht die Baumruine dessen Vergänglichkeit.

Unterwegs im Wald von Fontainebleau Bäume säumen den Weg der kunsthistorischen Entwicklung – freilich sind sie in der Regel topografisch kaum dingfest zu machen. Anders verhält es sich mit den Werken jener französischen Maler, die sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zur Schule von Barbizon zusammenschlossen. Der Wald von Fontainebleau, rund 50 Kilometer südlich von Paris gelegen, wurde ihr Refugium, ihr Tatort – und ihr Atelier, denn die von Théodore Rousseau (1812–1867) ins Leben gerufene Künstlerkolonie machte die bis dahin unübliche Freilichtmalerei zum Programm. Unter freiem Himmel, „en plein air“, hier entdeckten auch die Impressionisten die Sonnenseite der Malerei. Wo Licht, Schatten und Farbigkeit ungetrübt auf das Auge treffen und spontan den

Weg auf die Leinwand finden, dort lief beispielsweise ein Vincent van Gogh (1853–1890) zu Höchstform auf. Seine Pappeln und Zypressen, die er 1889, am Ende seines kurzen Lebens, während eines Aufenthalts in der Nervenheilanstalt Saint-Rémy malte, bringen die Dynamik der Natur auf unvergleichliche Weise zum Ausdruck. Eine Hommage an die Bäume – und ein Fest der Malerei. Piet Mondrian (1872–1944), wichtigster Vertreter des niederländischen Konstruktivismus und Mitbegründer der abstrakten Malerei, wandelte in seinem Frühwerk auf Van Goghs Spuren. So überrascht es nicht, dass Mondrian, der seit den 1920er-Jahren mit rigorosen Rasterstrukturen die Moderne vorantrieb, wie sein Vorbild ein Faible für Bäume hatte. Der aufgepeitschte Duktus seines Apfelbaums von 1908/09 erinnert an Vincent van Goghs leidenschaftliche Bäume, weist aber im Hang zum ornamentalen Muster schon voraus auf die Abkehr von der realistischen Naturschilderung. „Die konstruktive Qualität der Horizontalen, Vertikalen und Diagonalen im Baum“, analysiert Miroslav Halák im Katalog der Wiener „Grow“-Ausstellung, „fasziniert seit jeher und führte beispielsweise bei der Künstlergruppe De Stijl zu einer visuellen Revolution innerhalb der Moderne. Piet Mondrian, beeindruckt von der Linienklarheit des Baums, reduzierte zwischen 1911 und 1914 seine malerischen Ausdrucksmittel bis zur gegenstandslosen Abstraktion. Aus dem Baum werden also Elemente abstrahiert, die der Kunst dazu dienen, sich paradoxerweise von der Natur zu entfernen.“

[12] Piet Mondrian, Apfelbaum, 1908/09, Dallas Museum of Art, Foto: Dallas Museum of Art, Public Domain.


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iPad statt Pinsel und Farbe Als Wahlverwandter von Vincent van Gogh entpuppte sich in den letzten Jahren auch David Hockney, den man eigentlich als Mitbegründer der Pop Art auf dem Schirm hatte. Anders als der niederländische Outsider, der bettelarm und unverstanden starb, kann sich der britische Maler (Jahrgang 1937) über Erfolg nicht beklagen – weil sein Portrait of an Artist (Pool with Two Figures) 2018 bei Christie’s für rund 90 Millionen Dollar unter den Hammer kam, wird Hockney als teuerster lebender Künstler weltweit gehandelt. Bereits 2019 vereinte das Amsterdamer Van Gogh Museum die beiden Naturliebhaber in der Doppelschau „The Joy of Nature“. Die farbintensiven, kontrastreichen Landschaften seiner Heimat Yorkshire, die der technikaffine Romantiker auf dem iPad verfertigt, hat er zuletzt im Museum Würth 2 in Künzelsau vorgestellt. Mehr als 100.000 Besucher fanden von April bis September den Weg in das Schatzhaus des Sammlers Reinhold Würth, um die Schau zu sehen. Highlight: der 90 Meter lange iPad-Fries „A Year in Normandie“. In dem Jahreszeitenzyklus, der an den mittelalterlichen Wandteppich von Bayeux anknüpft, vergegenwärtigt Hockney Aufblühen und Entblätterung der Bäume in Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Unter den naturverbundenen zeitgenössischen Malern ist David Hockney gewiss der prominenteste. Schier unüberschaubar allerdings die Zahl der naturverbundene Künstler, die im Freien oder im Atelier höchst professionell zu Werke gehen. Vielleicht kein Zufall, dass darunter besonders viele Künstlerinnen sind – Gisela Krohn, Klára Némethy oder Miriam Vlaming wären hier etwa zu nennen. Wald forever heißt beispielsweise ein Bild der in Tutzing lebenden passionierten Waldarbeiterin Gisela Krohn. Ewig währt am längsten.

Von der Idylle zum Sumpf Wir beschließen unseren Ausflug ins Kunstreich der Bäume mit einem Maler, der derzeit international besonders angesagt ist. In den USA zählt der Schweizer Nicolas Party (Jahrgang 1980)

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schon länger zu den Shooting-Stars. Jetzt widmet ihm das Museum Frieder Burda in Baden-Baden die erste deutsche Museumsausstellung (4.11.2023–3.3.2024). In seinen Landschaftsbildern zelebriert Nicolas Party die Schönheit der Natur. Doch auch das Inferno in Gestalt eines entfesselten Waldbrandes gehört zum Œuvre des Künstlers, der mehr als ein Jahrzehnt als 3D-Animator gearbeitet hat – zugleich steht er mit den Motiven der Alten Meister auf vertrautem Fuß. Eine ganze Trees-Serie hat Party 2020 gemalt. Das Thema fasziniert ihn bis heute, wie beispielsweise sein Pastellbild Swamp beweist. Ein in fahlen Farben schillernder Sumpf, der auf den ersten Blick lauschig aussieht, bei näherer Betrachtung jedoch nichts mit einer Waldidylle gemeinsam hat, weil von ihm etwas Abgründiges ausgeht. Nicolas Partys Soloschau mit Bäumen im Museum Frieder Burda unterstreicht: Dem Evergreen in der Kunst droht kein Aussterben. Jörg Restorff

[13] Gisela Krohn, Geheime Eiche, 2015, Foto: Gisela Krohn. [14] Klára Némethy, Der Weg, 2016, Foto: Klára Némethy.




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Die Hand des Zufalls Überraschungen inklusive: Die Schichtung und Verdichtung durch das Ausziehen leuchtender Farben mit einer Rakel auf festem Bildgrund birgt auch unkalkulierbare Momente. Mit Routine und Fingerspitzengefühl sind diese Effekte jedoch auch in gewissem Maße planbar.


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Es war Gerhard Richter, der eine im Grunde alte Technik adelte, die bis dato gern einmal im Kunstgewerblichen verortet wurde: Malerei mit der Rakel wurde nicht zuletzt mit dem Film „Painting“ (2011), der den Maler im Schaffensprozess begleitete, handstreichartig en vogue. Seither ist die Rakel mehr als salonfähig geworden, und die Überraschungen, die diese Technik mit sich bringt, machen ihren besonderen Reiz aus: Immer hat der Zufall seine Hand im Spiel. „Ich habe eben nicht ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, sondern möchte ein Bild erhalten, das ich gar nicht geplant hatte“, äußerte sich Gerhard Richter anlässlich seiner Ausstellung „Abstraktion“, die im Museum Barberini in Potsdam 2018 zu sehen war. Dieser Ansatz lässt dem Zufall Raum und rückt die bewusste Steuerung des Malprozesses in den Hintergrund. Doch der Reihe nach: Ursprünglich stammt das Werkzeug Rakel aus der Drucktechnik, und dabei ist schon ihr Name Programm: Das Wort „Rakel“ stammt, je nach Lesart, aus dem Französischen racler (= abstreifen, abkratzen, schaben) bzw. racle (Schabeisen) oder dem niederdeutschen Adjektiv „rack“ (= scharf). Es bezeichnet im Tiefdruck ein geschliffenes Stahlband, mit dem die Druckfarbe von den Stegen abgestreift wird oder das im Flachdruck beim Farbwechsel überschüssiges Material von den Walzen abzieht. Im Siebdruck wird die Druckfarbe mit einem solchen Flächenspachtel durch die offenen Maschen des Siebs gepresst. Die Kanten einer Handrakel können aus speziellem Kunststoff bestehen, aus Gummi oder Metall, gern sorgen Griffe aus Holz für die bessere Handhabung. Es gibt Rakeln in vielen verschiedenen Formen und Größen, und wer möchte, kann sie sich ggfs. auch für erste Versuche in dieser Technik aus Reststücken selbst herstellen. Als Untergrund für Rakelarbeiten eignen sich straff gespannte Gewebe (die dem Druck der Rakel standhalten können) ebenso gut wie Holzgründe oder plan liegende Malplatten bzw. -pappen.

Die Rakeltechnik bringt überraschende Effekte zutage: Wo gibt die Farbe in Rissen Darunterliegendes preis, wo lässt sie Platz, wo nimmt sie sich Raum?


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„Ich habe eben nicht ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, sondern möchte ein Bild erhalten, das ich gar nicht geplant hatte.“

Rakel Rostfreier Flächenspachtel zum großflächigen Arbeiten.

Gerhard Richter 2018

Mit Holzgriff, Breite 60 cm

Schon für K.O. Götz (1914–2017) beschrieb die Rakeltechnik einen Wendepunkt in seinem künstlerischen Schaffen, nachdem er 1952 „Das letzte Ölbild“ gemalt hatte. Es heißt, er habe gewissermaßen durch Zufall beim Anrühren von Kleister und Gouachefarben die Technik für sich entdeckt. In der Folge trug Götz zunächst Kleister, dann mit raschen Bewegungen (Gouache-) Farbe auf Malgründe auf, um sie direkt und schnell wieder abzunehmen. So entstanden seit den 1950er-Jahren seine unverkennbaren, ausdrucksstarken Gemälde und Gouachen in Pinsel- und Rakeltechnik. Götz, an der Kunstakademie Düsseldorf Professor von Gerhard Richter, versah seine Werke oft mit einer Datumsangabe anstelle des Titels – doch viele Gouachen auf Karton tragen sinnigerweise die Bezeichnung „Ohne Rakel“. Wer heute an die Rakeltechnik denkt, hat vielfach die opulenten Werke Gerhard Richters vor Augen, die mit speziellen, sehr großformatigen Rakeln und mit viel Krafteinsatz und ebensolcher Virtuosität entstanden. Wer sich selbst in dieser Technik versucht, bekommt Überraschungen gleich mitgeliefert: Die besondere Schichtung, Überlagerung, auch Verdichtung der einzelnen, in der Regel starken Farben birgt auch unkalkulierbare Momente: Wo gibt die Farbe in Rissen Darunterliegendes preis, wo lässt sie Platz und wo nimmt sie sich Raum? Doch der individuelle künstlerische Zugriff ist trotz dieses weitgehend experimentellen Charakters in gewissem Umfang planbar, erfordert Fingerspitzengefühl und letztlich ein wenig Erfahrung: Welche Farben werden genutzt, wie dick werden sie an welcher Stelle aufgetragen? Der Prozess des Rakelns selbst bestimmt schließlich das Ergebnis mit: Wird die Rakel abgesetzt oder durchgezogen – und das wie oft und mit welchem Druck? Und wann ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören? Fazit: Ein Versuch lohnt sich in jedem Fall! Malerei, Realisation und Fotografie: Ina Riepe Text: Sabine Burbaum-Machert

Fluid Acrylics Golden Fluids weisen eine sahneartige Konsistenz auf. Die hochpigmentierten Farben enthalten keine Zusatzstoffe wie z.B. Mattierungsmittel oder Füllstoffe, woraus eine eine hohe Brillanz resultiert. 65 Farböne in 30 ml- und 118 ml-Flaschen

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Harmonie von Stift, Farben und Papier Till Lenecke zeichnet unterwegs

Till Lenecke, geboren 1972 in Hamburg, lebt und arbeitet in Hamburg. www.lenecke-zeichnet.de Porträtfoto: Jérome Gerull. Alle anderen Fotos: Till Lenecke.


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Als Urban Sketcher arbeite ich am liebsten unterwegs. Da habe ich es gern, wenn ich nicht zu viel Material mit mir herumschleppen muss. Erst zeichne ich in Schwarz-Weiß, dann wird mit Aquarellfarbe koloriert. Eine anspruchsvolle Technik – da müssen Stifte, Farben und vor allem das Papier gut miteinander harmonieren. Die Strichzeichnung mache ich mit einem feinen, wasserfesten Ecco Pigment von Faber-Castell – der Stift liegt gut in der Hand, die Tinte ist sofort trocken, ohne Schmieren oder Verwischen. Als Malgrund brauche ich aquarellfähiges Papier. Ideal für unterwegs ist das Hahnemühle Watercolour Book (200 g/m² DIN A5). In meine Skizzenbücher kommen private Arbeiten und auch kleine Illustrationen, die gedruckt werden sollen. Die Seiten aus meinem Skizzenbuch lassen sich problemlos scannen und auf digitale Weise weiterreichen. Einzelblätter würde ich aus meinem Skizzenbuch nie heraustrennen. Wenn ich einzelne Bögen brauche, greife ich zu einem Block von Clairefontaine (Flamboyant 300g/m² im Format 24 x 32 cm). Auf beiden Papieren kann ich gut nass in nass arbeiten, und wenn beim Kolorieren doch mal etwas schiefgeht, lässt sich die Farbe auch nach dem Trocknen leicht bearbeiten. Für beide Papiere benutze ich den Wassertankpinsel von Faber-Castell. Er ist ein All-In-One, auf das ich nicht mehr verzichten möchte, denn er hat sein eigenes Wasser zum Aquarellieren immer dabei. Lieber verzichte ich auf Tuschebecher, Wasserflasche und einen konventionellen Pinsel (der immer viel zu lang und zu sperrig ist, um ihn unversehrt zu transportieren). Mein Schmincke Horadam-Aquarellkasten ist mit 16 ganzen Näpfchen nie voll besetzt, so habe ich genug Platz im Kasten zum Mischen. An diesen Farben gefällt mir die Brillanz und Farbstärke der Töne, und da ich relativ viele Originale verkaufe oder in eine Ausstellung gebe, ist mir die hohe Lichtechtheit der Farben wichtig. Till Lenecke

Alle Werke: © VG Bild-Kunst, Bonn 2023/Till Lenecke.


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Vielfältig und geheimnisvoll Die Geschichten der Wachsfiguren Wenn die Tage kürzer werden, sind die Menschen auf künstliches Licht angewiesen. Vor Erfindung der Elektrizität dienten zahlreiche brennbare Substanzen der Lichterzeugung, die allerdings auch immer die Gefahr eines ausbrechenden Feuers bargen. Für den Hausgebrauch reichten Öllampen, die teuren Wachskerzen waren Kirchen und Palästen vorbehalten. Das änderte sich erst, als Wachs auch künstlich hergestellt werden konnte. Heute dienen Kerzen nur noch selten als primäre Lichtquelle, aber sie verbreiten eine heimelige Stimmung und können darüber hinaus auch noch köstlich duften, wenn es sich um echte Bienenwachskerzen handelt. Die Geschichte der Bienenwachskerze beginnt im frühen Christentum. Ob davor das Wachs schon zur Lichterzeugung benutzt wurde, wissen wir nicht. Doch wurde es bereits im Alten Ägypten als Gussform genutzt und in der Antike wurden unter anderem Totenmasken daraus hergestellt. Diese Tradition setzte sich später fort, das Wachs wurde als Modelliermasse auf unterschiedliche Weise eingesetzt und häufig mit anderen Materialien wie Tierfett, Terpentin, Pech und Walrat versetzt, um es erst geschmeidiger zu machen und nach der Aushärtung widerstandsfähiger. Denn bei einem Schmelzpunkt von 40 Grad ist die Gefahr, dass sich die Plastiken verformen, relativ groß. In der Wachsbildnerei kennt man das Gussverfahren und das Modellieren, das dazu dient, Modelle für den Guss in der verlorenen Form herzustellen. Doch neben dieser dienenden Funktion gibt es auch Wachsbildnisse, die Bestand haben. Im liturgischen Bereich ist das bis

[1] Flora, Wachs, 67 x 44 x 37 cm, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, bpk/Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, SMB/Antje Voigt.


Hintergrund | 43

heute die Kerze, die durch das von den keuschen Bienen erzeugte Material ein Symbol für den Opfertod Christi darstellt. Sie kann mit Symbolen verziert sein, die entweder als Reliefs ausgebildet oder aufgemalt sind. Früher wurden außerdem Votivbeigaben aus Wachs hergestellt, aber auch große Figuren, die häufig nach dem Tod eines Fürsten oder hohen Klerikers kultische Funktion besaßen. Diese lebensecht wirkenden Figuren wurden in Prozessionen zu Ehren der Toten, die bereits im Sarg lagen, mitgeführt und später zum Beispiel in den Grablegen der Könige wie Westminster Abbey in London oder Saint-Denis bei Paris aufbewahrt. Daneben thematisierten Tableaus die Vergänglichkeit. Ein Beispiel stammt von der Wachsbossiererin Caterina de Julianis (um 1670–nach 1743) aus Neapel, die 1727 einen Schaukasten mit Toten in verschiedenen Verwesungsstadien schuf. Auf einem ruinenhaften Friedhof sitzt links die Allegorie der Zeit, ein alter Mann mit der Lebensuhr, begleitet von einem Bettler, der um Almosen bittet. Ihm zu Füßen liegen die Toten in den verschiedenen Verwesungsstadien, zwischen ihnen Ratten, Schlangen und jede Menge Totenschädel. Rechts kommt aus einer Höhle der Tod, verkörpert von einem Skelett, bewaffnet mit einem Speer und mit einer Krone auf dem Schädel.1 Unter den Wachsbossierer*innen, also den Wachsbildhauer*innen, befanden sich erstaunlich viele Frauen. Eine von ihnen, Anna Morandi-Manzolini (1714–1774) wollte erst Malerin werden, wurde dann aber wohl auch durch die Heirat mit dem Wachsmodelleur und späteren Anatomieprofessor Giovanni Manzolini (1700–1755) ebenfalls Wachsbossiererin und spezialisierte sich auf anatomische Modelle, die für die Medizin von unschätzbarem Wert waren. Wahrscheinlich hat sie auch selbst Leichen seziert. Solche Wachsmodelle zeigen akribisch die unterschiedlichen Organe. Erhalten haben sich bis heute unter anderen die Sammlungen in Florenz und Wien, die vor allem von Clemente Susini (1754–1814) ausgeführt wurden. Von ihm befinden sich auch einige der Modelle in Cagliari wie der Fötus im Uterus [2].

Die unglaublich realistische Wiedergabe in Wachs führt einerseits zur Begeisterung, kann aber auch abstoßend wirken. Und so wurde auch die Kleine vierzehnjährige Tänzerin [3] von Edgar Degas (1834–1917) nicht nur positiv beurteilt. 1881 stellte er die knapp einen Meter hohe Figur aus rötlichem Wachs aus, die er mit einem Mieder, einem echten Tutu und Tanzschuhen bekleidet hatte. Ein Zopf aus Echthaar wurde von einem Haarband gehalten, das den Übergang vom Wachs zur Perücke verdeckt. Die Empörung galt einmal dem Material Wachs, das nicht als kunstwürdig erachtet wurde. Es diente dazu, Modelle anzufertigen, die dann in Bronze gegossen wurden, oder eben für die Objekte der anatomischen Schausammlungen und für die Wachsfigurenkabinette. Degas zeigte seine Ballerina kein zweites Mal. Nach seinem Tod fanden sich zahlreiche weitere Wachsplastiken in seinem Atelier, von denen Bronzegüsse gefertigt wurden, ebenso wie von der Kleinen Tänzerin. Das Original befindet sich in der National Art Gallery in Washington. Im Gegensatz zu Degas schuf der von 1889 bis 1914 in Paris lebende Italiener Medardo Rosso (1858–1928) nicht nur Plastiken aus Wachs, er präsentierte sie auch und störte sich nicht an der Kritik, das Material betreffend. Dabei entwickelte er die Technik des Wachsgusses mit einem Kern aus Gips und brachte so Figuren hervor, bei denen der Lichteinfall eine ebenso große Rolle spielt wie der Blickpunkt der Betrachtenden. Diese als impressionistisch bezeichneten Plastiken erhalten durch das weiche Material einen flüchtigen Charakter, der gleichermaßen lebendig

Aus den Figuren, die anlässlich der Beerdigungsfeierlichkeiten hergestellt worden waren und später bekleidet aufbewahrt wurden, entwickelten sich aber auch die Wachsfigurenkabinette, die sich heute noch großer Beliebtheit erfreuen – das berühmteste von ihnen wurde 1835 von Marie Tussaud (1761–1850) in London gegründet.

[2] Clemente Susini, Fötus im Uterus, Wachs, 1803–05, Cagliari, Museo delle Cere Anatomiche di Clemente Susini.


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Nürnbergerin Kiki Smith (*1954) bezieht sich mit ihrer Virgin Mary (1992) bezeichneten gehäuteten Wachsfigur explizit auf die anatomischen Wachsfiguren im Wiener Josephinum.3 Der in Mumbai geborene Brite Anish Kapoor (*1954) benutzt eingefärbtes Wachs für seine Installationen, bei denen sich ein Wachsklotz an zu kleinen Durchgängen abschabt, wie 2007 im Münchner Haus der Kunst4, oder Wachsgeschosse an die Wand katapultiert werden, wie 2009 im Wiener Museum für Angewandte Kunst. Diese Skulptur wuchs bis zum Ende der Ausstellung zu einem riesigen Objekt.5

[3]

wirkt und damit verunsichernd. Das liegt auch daran, dass Rosso das Wachs nicht glättete, sondern die Abdrücke seiner Finger und Werkzeuge sowie die Gussnähte erkennbar blieben. Welch ungeheure Ausdruckskraft die Figuren dadurch erhalten, zeigt sich auch in der Büste des kleinen Jungen von 1892 [4]. Heute verwenden wieder mehr Künstler*innen dieses weiche, formbare Material. Der US-Amerikaner Robert Gober (*1954) benutzte 1990 einen Sack als Gussform, um einen Oberkörper zu formen, dessen eine Brust dem weiblichen, die andere dem männlichen Geschlecht zuzuordnen ist und damit eine Art von Hermaphrodit darstellt.2 Die in den USA lebende gebürtige

Das auf so ungeheuer vielfältige Weise zu verwendende Material ist also wieder kunstwürdig geworden. Allerdings verbirgt es nach wie vor Geheimnisse, die auch Naturwissenschaftler*innen nicht ganz auflösen können. So galt eine Wachsbüste der Flora [1] bei ihrem Ankauf für das Berliner Bode-Museum (damals KaiserFriedrich-Museum) 1909 als Werk von Leonardo da Vinci (1452–1519). Allerdings wurden bald Stimmen laut, die die Büste als ein Werk aus dem 19. Jahrhundert bezeichneten und als Urheber den Bildhauer Richard Cockle Lucas (1800–1883) nannten, allen voran sein Sohn, der sich noch daran erinnerte, wie der Vater die Büste geschaffen hatte. Doch der damalige Direktor der Berliner Museen, Wilhelm Bode (1845–1929), wollte sich seinen Leonardo nicht kaputtmachen lassen. Seitdem wird die Büste immer wieder analysiert. Es ist klar, dass neben Bienenwachs auch Walwachs und sogar Stearin zu finden ist. Letzteres hat aber möglicherweise erst bei einer der Restaurierungen Verwendung gefunden. Bis heute ist sich die Forschung nicht sicher, ob es sich bei der Flora-Büste nun um ein Werk handelt, das zur Zeit Leonardos entstand oder später, möglicherweise im 18. oder eben erst im 19. Jahrhundert. Im Rahmen der „Klartext“-Ausstellung im Bode-Museum findet ebenso eine Spurensuche statt wie in einer Dokumentation, die noch bis zum 17. November 2023 in der arte-Mediathek zu sehen ist.6 Wir werden dieses Problem hier nicht lösen, es zeigt aber, dass Wachs nicht nur ein spannendes und vielfältig verwendbares, sondern auch ein geheimnisvolles Material ist.#

Susanna Partsch

[3] Edgar Degas, Kleine vierzehnjährige Tänzerin, 1887–1881, Bienenwachs, Eisen, Draht, Holz, Seile, Ton, Malerpinsel, menschliches Haar, Stoff, Ballettschuhe, 98,9 x 37,7 x 35,2 cm, Washington, National Gallery of Art. [4] Medardo Rosso, Bambino ebreo, um 1892, Wachs über Gips, 23,2 x 18,1 x 14,9 cm, Cleveland, The Cleveland Museum of Art.


1

Ursprünglich in einer Kirche aufbewahrt, befindet sich der 83 cm hohe, 108 cm breite und 20 cm tiefe Kasten heute im Londoner Victoria & Albert Museum. (https://collections.vam.ac.uk/item/O151880/ time-and-death-relief-de-julianis-caterina/).

2 https://www.metmuseum.org/ art/collection/search/737590. 3 https://www.wikiart.org/ en/kiki-smith/virgin-mary-1992. 4 https://anishkapoor.com/260/svayambh-timelapse. 5 https://anishkapoor.com/ 139/shooting-into-the-corner. 6 https://www.arte.tv/de/videos/092152-000-A/ leonardo-da-vinci-und-die-flora-bueste/.

[4]

Sanft getönt Durch eine zarte graue oder beigefarbene Tönung unterstreicht das feinkörnige Aquarellpapier des „Toned Watercolour Book“ Farbwirkungen und ermöglicht interessante Kontraste.



Technik | 47

Experiment mit Konsistenzen Ob auf Gewebe, Holzgrund oder Malplatten: Die Rakeltechnik zeitigt farbstarke und dekorative Ergebnisse, die nur in gewissem Maße im Vorfeld festgelegt werden können. Als Farben eignen sich Öl- und Acrylfarben gleichermaßen, sie bringen allerdings unterschiedliche Eigenschaften mit.


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Die Rakeltechnik ist immer auch ein Experiment mit Konsistenzen: Während zähflüssig-pastose Farben der Rakel mehr Widerstand entgegensetzen, haben fließendere Farben ein leichteres Spiel. Für die Arbeit mit der Rakel eignen sich dementsprechend sowohl Öl- als auch Acrylfarben, doch auch Lacke bieten überraschende Effekte. Ölfarben haben in unverdünntem Zustand eine hohe Viskosität, sie sind zähflüssig und können pastos aufgetragen werden, bevor die Rakel zum Einsatz kommt. Gleichzeitig ist die Ölfarbe resistenter – eine Vermischung der Farben erfolgt erst unter größerem Druck. Dies bedeutet in der Praxis gleichzeitig, dass die Rakel mehr Farbe verdrängt und es daher ggfs. mehr Ausschuss gibt. Wenn die Farben sich – auch aufgrund der langsamen Trocknung – vermischen, entstehen teils vollkommen eingemischte, graue bzw. graubraune Neutral-Farbtöne, die wiederverwendet werden können. Acrylfarbe ist flexibler, weicher und unter Umständen auch fließender und kann daher deutlich dünner aufgebracht werden als Ölfarbe. Flüssige bis dünnflüssige Acrylfarbe kann fast bis auf den Grund des Bildträgers abgezogen werden (s. links).

Pastose Ölfarben setzen der Rakel mehr Widerstand entgegen als Acrylfarben, die flexibler und weicher sind und daher in dünneren Schichten ausgezogen werden können.


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Kompositorisches Gespür und überraschende Zufallseffekte machen den besonderen Reiz der Technik aus.

Die schrittweise Schichtung der Acrylfarben erfolgt ähnlich wie bei Ölfarbe. Ist keine Vermischung, sondern vielmehr ein Überlagern der Farben gewünscht, kann man bei Acrylfarben nach vergleichsweise kurzer Trockenzeit neue Schichten ziehen, ohne die darunterliegen Farbläufe zu beeinträchtigen. Auch wenn die Form der Schichten, Farbverläufe und -flecken bei Verwendung von Acrylfarben eine andere ist als bei Ölfarbe, ist sie auch hier mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Der Farbverlauf folgt allein dem kompositorischen Gespür des Ausführenden, kann z.B. durch Abkleben von Flächen mitbestimmt werden. Je nach Untergrund fallen die Effekte unterschiedlich aus.



Technik | 53

Feste Malgründe sind für die Rakeltechnik vorzuziehen. Holzgründe sollten entsprechend vorbehandelt werden, ungespannte Gewebe und Malplatten sollten auf ebenem Grund aufliegen.

HDF-Malplatte Ca. 4 mm stark, kaschiert mit universalgrundiertem Baumwollgewebe (280 g/m²)

Malpappen Stabiler, planlagiger Malkarton in feiner Buchbinderqualität. Die Vorderseite ist mit weißem, universalgrundiertem Baumwollgewebe mittlerer Körnung kaschiert.

Die verwendeten Werkzeuge können aus der ganzen Bandbreite handelsüblicher Rakeln und Spachtel bestehen. Wer die Rakeltechnik erst einmal ausprobieren möchte, kann sich eine Rakel problemlos selbst herstellen: Aus Kunststoff, Gummiplatten oder ähnlichem in beliebiger Breite und Härte geschnitten, ist auch hier Raum für Experimente. Probestücke stärken das Gefühl für die Handhabung, den erforderlichen Druck und das Verhalten der Farben. Als Grundlage sind natürlich feste Bildgründe flexibleren Bildgründen vorzuziehen, da sie den nötigen Widerstand bieten, um die Farbe in dünner Schicht ausziehen zu können. Sehr große Leinwände aus dickerem Gewebe sollten hart gespannt sein. Ebenso eignen sich noch nicht aufgespannte Gewebe, die unbedingt auf einem ebenen Grund aufliegen sollten – einem Arbeitstisch, einer Platte oder einfach auf dem Fußboden.

Erhältlich in 40 Formaten

Gudy DS Klebeband Hochwertige Klebebänder aus transparentem Weich-PVC und lösungsmittelfreiem, alterungsbeständigem, dauerelastischem Acrylatkleber. Ideal für das professionelle Ausrüsten von Drucken, Fotos und anderen grafischen Anwendungen. 19 mm-Rolle, 33 m, permanent und reversibel klebend

Sehr gut bieten sich Holzgründe für die Rakeltechnik an – Casani Holzkörper und Ulmer Malgründe sollten in der Vorbereitung unbedingt geleimt, geschliffen und grundiert werden. Handelsübliche Gessoboards bringen diese Vorbehandlung gleich mit und können ebenso wie Malplatten direkt zum Einsatz kommen, feste Kartongründe sollten ggfs. grundiert werden, um die Farben bestmöglich zur Geltung zur bringen.

Power Perfect Gewebeband Kräftiges Gewebeband für dauerhaft haltbare und stabile Ergebnisse. 2,75 m-Rolle. In 8 Farben und 2 Breiten erhältlich

Malerei, Realisation und Fotografie: Ina Riepe Text: Sabine Burbaum-Machert Flächenspachtel Metallspachtel mit Kunststoffgriff, halbflexibel. Breiten: 15 cm und 20 cm



Bücher | 55

Sehen und Verstehen Gottfried Bammes zeigt, wie die menschliche Anatomie künstlerisch erfasst werden kann

Einen Körper sehen, ihn genau betrachten, seine anatomischen Gegebenheiten verstehen und ihn auf dieser Grundlage in einer eigenen Handschrift künstlerisch umsetzen, das war das Ziel der Bammes’schen Lehre. Dabei ging es Gottfried Bammes auch um den inneren Bau des Menschen, sein seelisches Wesen, das in der Erscheinung, in der Haltung, in den Gebärden, in der Mimik des Gesichtes usw. erfassbar ist. In keinem seiner Bücher spiegelt sich seine didaktische Methode so deutlich wider wie in „Sehen und Verstehen“. Der auf dem Gebiet der Künstleranatomie international bekannte Autor und Kunstpädagoge Gottfried Bammes legte damit zum Ende seiner Lehrtätigkeit 1985 sein Schlüsselwerk zur menschlichen Anatomie vor. Darin formuliert er das Fundament seiner Lehre, die es den Lernenden ermöglichen soll, sich das figürliche Zeichnen zu erarbeiten, ohne dass die künstlerische Originalität in ihrem Werden beeinträchtigt wird. Seine Methode vermittelt Gottfried Bammes pädagogisch kenntnisreich und überträgt sie in der ihm eigenen Handschrift in didaktische Zeichnungen. Mit zahlreichen Abbildungen setzt er seine Methode in „Sehen und Verstehen“ auch visuell konsequent um. Auf der Ebene der Lehrenden- wie auch der Lernendentätigkeit dokumentiert er den Weg vom Auge zur Hand, von der Wahrnehmung zur Umsetzung, von der Betrachtung über das Erfassen und Verstehen bis zur Zeichnung eines Körpers in außerordentlich anschaulicher Weise. Figürliche Wandtafelzeichnungen dienen dabei der Problemaufbereitung und Akzentuierung des jeweiligen Stoffbereiches, Korrekturstudien und der dazu im Text wiedergegebene Lehrer-Schüler-Dialog belegen, wie während des Zeichnens Wege und Ziele, Arbeitsschritte und Lösungen erfasst werden. Die Fähigkeit von Gottfried Bammes, anatomische Gesetzmäßigkeiten bei Mensch und Tier zu vermitteln und seine Methode, sie sich für die künstlerische Umsetzung nutzbar zu machen, ist einzigartig und heute noch aktuell. Das Buch spiegelt darüber hinaus und bis dahin ohne Beispiel den überzeugenden Versuch, mit den Mitteln und Möglichkeiten eines Buches den Leser zum direkten Zeugen und Mitgestalter eines Lehrgeschehens zur Erarbeitung der menschlichen Gestalt zu machen.

© Erbengemeinschaft Bammes / Favoritenpresse.

Menschen und andere Lebewesen abzubilden, ist eine anspruchsvolle künstlerische Herausforderung. Sie beschäftigt Kunstschaffende häufig ein Leben lang. Gottfried Bammes hat in seinem anatomischen Werk erstmals strukturiert dargestellt, welche Kräfte wirksam sind im Bau des menschlichen Bewegungsapparates, und er hat gezeigt, wie diese Kräfte in der äußeren Erscheinung fasslich sind.

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Mit mehr als 500 Beispielzeichnungen

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Das erste strukturierte Lehrbuch zur Künstleranatomie

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Eine Bekenntnisniederschrift des international anerkannten Autors

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Bis heute aktuell

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Das lange vergriffene Schlüsselwerk endlich wieder verfügbar


56 | Bücher

Das umfangreiche Angebot an selbst herstellbaren figürlich-anatomischen Anschauungshilfen in Form von übernehmbaren Werkzeichnungen von Modellen unterstreicht die Einzigartigkeit dieses Lehrbuchs. Nicht zuletzt ist das Buch die Bekenntnisniederschrift des Autors aus einer drei Jahrzehnte langen Lehr- und Forschungsarbeit als Künstleranatom im Vorfeld künstlerischer Erziehung und Ausbildung.

Über den Autor Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn setzte sich Gottfried Bammes (1920–2007) mit anatomischen und pädagogischen Aspekten der Kunst auseinander. Als Professor für Künstleranatomie an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden begründete er ab 1960 den Ruhm dieses von ihm selbst aufgebauten Fachbereichs. Der international gefragte Experte arbeitete außerdem als Gastdozent in St. Petersburg, in Großbritannien sowie an der Hochschule für Gestaltung in Zürich. Zuvor hatte sich Gottfried Bammes systematisch mit dem Verhältnis künstlerischer Gestaltung, anatomischer Gegebenheiten und ihrer didaktischen Aufarbeitung auseinandergesetzt. Obwohl bereits als Bildender Künstler anerkannt, studierte Gottfried Bammes Grafik und Malerei, vertiefte seine Kenntnisse durch die Qualifizierung zum Anatom und schloss dem ein zusätzliches Pädagogikstudium an. Der 1985 emeritierte Professor vermittelte sein umfangreiches Wissen nicht nur als Hochschullehrer. Er gab es auch in zahlreichen Lehrwerken und Handbüchern weiter, von denen viele längst als Standardwerke gelten.#

Doppelseite aus dem Buch.

Sehen und Verstehen Die menschlichen Formen in didaktischen Zeichnungen Gottfried Bammes, 372 S., 500 Abb., 21 x 30 cm, Klappbr., dt., boesner holding + innovations 2023, ISBN 9783928003483, EUR 34,95 (D), EUR 36,00 (A), CHF 39,90 (CH)


Bücher | 57

Kunst kann das Leben verändern … denn sie ist mehr als visuelle Stimulation Kunst kann mit uns auf eine Weise kommunizieren, wie es Worte allein nicht vermögen. Kunst kann aufschlussreich, erhebend, anspruchsvoll, informativ, fesselnd und amüsant sein. Sie kann Erkenntnisse offenbaren, Erinnerungen teilen, neue Ideen bieten. Und sie kann therapeutisch wirken. Seit ihren Anfängen Ende des 19. Jahrhunderts erkannte die Psychologie die Kunst als wichtiges Mittel an, um Gefühle, Einstellungen und Verhaltensweisen auszudrücken, zu kanalisieren und zu erkunden. Susie Hodge, die Autorin des gerade im MidasVerlag erschienenen Buches „Wie Kunst dein Leben verändern kann“, ist überzeugt: „Kunst hat die Macht zu heilen, Hoffnung zu verleihen, Einstellungen zu verändern, zur Selbstbetrachtung anzuregen und uns an Werte zu erinnern, die wir vergessen glaubten.“ Das schreibt sie in der Einleitung und setzt fort: „Kunst spiegelt die Gesellschaft wider, zeigt uns oft neue Perspektiven und drückt Realitäten und Schwierigkeiten in unseren Gemeinschaften aus. Sie kann frische Einsichten und Ideen liefern und die Aufmerksamkeit auf das lenken, was sonst vielleicht unsichtbar bleibt.“

abbauen und Trauer überwinden lässt, wie Selbstreflexion gelingen kann und auch andere emotionale Herausforderungen bewältigt werden können. Ein interessanter Ansatz, der es Wert ist, überprüft zu werden. Die Autorin hat dafür ein weit gespanntes Themenrepertoire erarbeitet und deckt mit ihrer Werkauswahl ein großes Spektrum unterschiedlicher Genres, Zeitalter, Motive und Kulturkreise ab. Selbst wer dem psychologischen Ansatz von Susie Hodge nicht folgen kann oder möchte, wird durch die Auswahl und die Beschreibung der Werke erleben, wie Kunst unsere Gedanken anregen und das Leben bereichern kann.

Über die Autorin Susie Hodge ist Kunsthistorikerin, Autorin, Künstlerin und Journalistin. Sie hat einen Master of Art in Kunstgeschichte von Birkbeck, University of London, und ist Fellow der RSA (Royal Society of Arts). Sie wurde von der Zeitung „The Independent“ bereits zweimal zur „Besten Kunstjournalistin“ gekürt.#

Mit ihrem Buch möchte die Autorin zeigen, wie Kunst die Gemütslage heben, den Geist beruhigen oder Stress und Ängste lindern kann. Konzipiert als Ratgeber für alle Lebenslagen, gibt die Publikation Anregungen, wie sich Kunst nutzen lässt, um schwierige Emotionen zu verarbeiten und positiv zu beeinflussen. Manche der ausgewählten Arbeiten eignen sich, um Geist und Seele zu beruhigen, zu erleuchten und zu erheben, andere Kunstwerke bereiten Unbehagen, können uns aber gerade deshalb zu alternativen Blickwinkeln anregen und neue Perspektiven eröffnen. Seit Tausenden von Jahren werden Werte, Wünsche, Gefühle, Ideen und Geschichten über Kunstwerke vermittelt. Susie Hodge stellt mehr als siebzig Künstlerinnen und Künstler vor, die in ihren Arbeiten ihre Befindlichkeiten erkunden und individuell zum Ausdruck bringen, von Frida Kahlo, die sich ihrer Furcht stellte, bis Henri Matisse, der sein Glück umarmte, von Louise Bourgeois, die ihre Angst besiegte, bis Auguste Rodin, der die Hoffnung fand. In zwölf Kapiteln erfahren die Leserinnen und Leser aber auch, wie sie sich mit solchen Aspekten einzelner Kunstwerke auseinandersetzen können, um die Absichten der Kunstschaffenden zu verstehen und ihre Botschaften „lesen“ zu lernen. Susie Hodge veranschaulicht, wie sich auf diese Weise mithilfe der Kunst Wut

Wie Kunst dein Leben verändern kann Susie Hodge, 192 S., geb., dt., Midas 2023, ISBN 9783038762454, EUR 22,00 (D), EUR 22,70 (A), CHF 28,00 (CH)


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Eine kurze Geschichte der Farbe Werke, Technik, Einsatz und Bedeutung von Farben in der Kunst Das Thema Farbe ist schwer zu fassen. Schon die Eingrenzung des Sujets ist schwierig, denn es berührt zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen, wie etwa Optik, Chemie, Philosophie, Religions- und Politikwissenschaft, Linguistik, Literatur und Kunst. Eine Geschichte der Farbe niederzuschreiben, noch dazu eine kurze, ist daher ein anspruchsvolles und komplexes Unterfangen. Der vorliegende Band hat sich in seiner Herangehensweise an Michel Pastoureau orientiert, der an die tiefgründige gesellschaftliche Bedeutung der Farbe erinnert: „Die Gesellschaft ‚macht‘ die Farbe, sie definiert sie und gibt ihr Sinn, stellt ihre Bedeutungen und Wertigkeit her, wendet sie praktisch an und klärt zentrale Fragen rund um die Farbe. Nicht allein Künstler oder Wissen-

schaftler sind maßgeblich, auch nicht nur die Biologie oder das Naturschauspiel.“ Darüber hinaus muss die Farbwahrnehmung auch innerhalb der geschichtlichen Entwicklung gesehen werden. Gerade wegen dieser Vielschichtigkeit haben sich Kunstschaffende immer wieder mit der Wirkung, der Symbolik, den Darstellungsmöglichkeiten der Farbe und der Materialität des Mediums auseinandergesetzt. Die Publikation möchte ihren Leserinnen und Lesern nahebringen, wie Maler, Bildhauer, Graveure oder Videokünstler über Zeiten und Länder hinweg Farbe verwendet haben. Autorin Camille Vieville löst diese Aufgabe in ihrem informativen Titel, indem sie (im Kapitel „Werke“) die Materialität und die

© Flammarion, Paris 2023, © Mark Fletcher 2023, für das Konzept der Reihe „Eine kurze Geschichte der Farbe“, Doppelseiten aus dem Buch: S. 188 © Shutterstock/Gilmanshin, S. 192 © Shutterstock/Domnitsky; S. 193 © Shutterstock/Liliya Vantsura.


Bücher | 59

Symbolik der Farbe exemplarisch anhand von fast 60 meisterlichen Arbeiten erkundet, bei denen Farbe auf spezifische Weise eingesetzt wurde: in den Lichtinstallationen von Dan Flavin, der Monochromie von Yves Klein oder ausgewählten Bildern von Veronese, Van Gogh, Delaunay, Warhol, Rothko und vielen anderen. Die reich illustrierte Publikation ist insgesamt in vier Kapitel unterteilt. Das Kapitel „Geschichte“ nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise durch 32 für die Farbe in der Kunst wichtige Perioden, orientiert sich dabei schwerpunktmäßig an der westlichen Welt, aber auch an Japan und Indien. Für jede Periode wird ein typisches Werk vorgestellt und stellvertretend beschrieben. Außerdem wird die Entwicklung der Farbregelwerke (Grund-, Komplementärfarben, Kontraste usw.) nachgezeichnet und der Einfluss der Industrialisierung auf die Normung von Farbe aufgezeigt.

Der Laurence King Verlag hat einen kulturhistorischen Überblick über die Bedeutung der Farbe in der Kunst von prähistorischen Höhlenbildern bis zur Postmoderne vorgelegt, der einen umfassenden Blick auf dieses wichtige Künstlermaterial wirft.

Das Kapitel „Symbolik“ orientiert sich ausschnitthaft im europäischen Kulturraum und an elf Farbtönen. Eine Momentaufnahme, denn in der Farbsymbolik gilt nichts für immer. Mit ideologischen, wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen in der Gesellschaft kann sich die symbolische Aufladung der Farbe jederzeit ändern. Ein weiteres Kapitel behandelt die verschiedenen Rohstoffe, Materialien und Techniken, die Künstlerinnen und Künstler zur Farbherstellung von Generation zu Generation bis hin zum 20. Jahrhundert zur Verfügung standen. Jedes der genannten Kapitel kann für sich oder durch zahlreiche Querverweise zu Farben, Geschichte, Künstler*innen, Werken, Techniken und Materialien in Verknüpfung mit einem anderen gelesen werden. In fett gedruckten Absätzen werden zudem wichtige Entwicklungen, wesentliche Merkmale sowie der Werdegang einzelner Künstler hervorgehoben. Auf diese Weise ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, sich dem Thema „Farbe“ zu nähern. Durch die kompetente Recherche und ihren offenen Aufbau wird „Eine kurze Geschichte der Farbe“ von Camille Vieville dem anspruchsvollen Sujet gerecht und bietet einen umfassenden Überblick über dessen Bedeutung, vornehmlich in der europäischen Kunst.

Über die Autorin Camille Vieville ist promovierte Kunsthistorikerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der modernen und zeitgenössischen Kunst. Sie ist Autorin verschiedener Bücher über Frauen in der Kunst, Aktmalerei sowie über Maurice Denis und Georgia O’Keeffe. Außerdem hat sie zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Ausstellungskatalogen veröffentlicht.#

Eine kurze Geschichte der Farbe Ein Überblick über Geschichte, Kunstwerke, Symbolik und Techniken Camille Vieville, 224 S., 14,9 x 21 cm, Paperback, dt., Laurence King Verlag 2023, ISBN 9783962443733, EUR 20,00 (D), EUR 20,00 (A), CHF 27,90 (CH)


60 | Bücher

Spanische Malerei Ein üppiger Bildband zeigt über 250 prächtige Werke seit dem Goldenen Zeitalter Das Goldene Zeitalter Spaniens, das mit dem Aufstieg der Habsburger-Dynastie und der Ausdehnung des spanischen Reiches zusammenfiel, schuf ein ausgesprochen fruchtbares Umfeld für Kultur und wissenschaftliche Entdeckungen. In der Zeit zwischen der Mitte des 16. und dem 17. Jahrhundert entstanden einige der bedeutendsten Werke der Musik, Literatur und Kunst des Landes – gerade auch in der Malerei.

Die spanische Malerei zählt zu den glanzvollsten Leistungen europäischer Kunst. In seinem neuen Buch lässt Norbert Wolf die großen Meisterwerke Revue passieren und ordnet sie kunsthistorisch ein.

Dieser reich bebilderte und mit anschaulichen Texten versehene Überblick aus dem PrestelVerlag geht thematisch und chronologisch auf diese Epoche und die ihr nachfolgenden Jahrhunderte bis zur Moderne ein. Alle bedeutenden spanischen Maler sind hier vertreten, mit 250 prächtig reproduzierten Werken von El Greco, de Ribera, Velázquez, Zurbarán, Murillo, Ribalta, Goya und Dutzenden anderen. Ein abschließendes Kapitel zeigt, wie die spanischen Künstler des 20. Jahrhunderts, etwa Picasso oder Dalí, von diesen Meistern mit geprägt wurden.

Über den Autor Norbert Wolf ist habilitierter Kunsthistoriker und arbeitet als Privatdozent und freier Autor in München. Bei Prestel erschienen von ihm Monografien über Albrecht Dürer und Tizian sowie umfassende Bände über Jugendstil, Art déco, Impressionismus und das Goldene Zeitalter der niederländischen Malerei.#

Spanische Malerei Vom Goldenen Zeitalter bis zur Moderne

Doppelseite aus dem Buch.

Norbert Wolf, 272 S., zahlr. farb. Abb., 29 x 34 cm, geb. m. SU i. Schuber, dt., Prestel Verlag 2023, ISBN 9783791379456, EUR 99,00 (D), EUR 101,80 (A)


Bücher | 61

Vom Reiz des Ornaments Eine Naturgeschichte der Schönheit und des Begehrens

Die prachtvollen Federn und die prunkvollen Erscheinungen der Vogelmännchen faszinieren mit kräftigen und glänzenden Farben nicht nur uns Menschen, sondern in erster Linie erwägenswerte Paarungspartnerinnen. Aber wieso konnten sich diese schönen, jedoch aus evolutionsbiologischer Sicht scheinbar sinnlosen, ja hinderlichen Merkmale überhaupt entwickeln? Bei der Klärung dieser Frage beruft sich der renommierte Ornithologe Richard O. Prum ausgerechnet auf Darwin, um der natürlichen Auslese eine andere, nicht weniger zwingende Triebkraft zur Seite zu stellen: eine ästhetische Evolution, die sich nicht auf Funktionalität reduzieren lässt und ihren Ausdruck in der Partnerwahl findet – in dem unwiderstehlich komplexen Wechselspiel von Attraktion und Begehren. Den Geist weit öffnend lotet der Autor die vielen Dimensionen des Themas aus, reflektiert über den weiblichen Wunsch nach Autonomie und einem Leben ohne männliche Gewalt als Evolutionsfaktoren, über gleichgeschlechtliche Präferenzen, Wesen und Ursprünge der Kunst und eine Evolutionsbiologie, die von der bedeutsamsten Dimension der Erotik nichts wissen möchte: subjektiver Verliebtheit, Lust und Gefallen daran. Dieser Biologie sei nicht nur frauenfeindliches, sondern auch eugenisches und rassistisches Denken versteckt und offen eingeschrieben.

Die meisten Merkmale im Tierreich lassen sich evolutionsbiologisch durch natürliche Auslese erklären: Sie bieten einen Überlebensvorteil gegenüber anderen und haben sich deshalb durchgesetzt. Anders sieht es dagegen bei den farbenprächtigen Federkleidern und dem hochkomplexen und aufwendigen Balzverhalten vieler Vogelmännchen aus.

„Forschungsbetont und induktiv bewegt es sich von Beobachtung und Experiment vorsichtig zur Theoriebildung. In den Schlusskapiteln schlägt Richard O. Prum den Bogen von der Biologie zu aktuellen feministischen Diskursen und führt Natur- und Geisteswissenschaft – ohne die eine an die andere zu verraten – mit einer faszinierenden Lässigkeit zusammen“, lobt Susanne Billig im Deutschlandfunk.

Über den Autor Richard O. Prum (*1961), ist Professor für Ornithologie an der Yale University. Schon in jungen Jahren begann er, intensiv Vögel zu beobachten. Mit der Originalausgabe von „Die Evolution der Schönheit“ war Prum 2019 für den Pulitzer-Preis nominiert.# Die Evolution der Schönheit Darwins vergessene Theorie zur Partnerwahl Richard O. Prum, 463 S., zahlr. Illustr., 17 x 23 cm, flex. Leinenbd., dt., Matthes & Seitz 2022, ISBN 9783751802154, EUR 45,00 (D), EUR 46,30 (A)


62 | Buchtipps

Kreuzschraffur mit Feder, Stift und Tusche August Lamm, 176 S., durchg. illustriert, 19 x 24,5 cm, kart., dt., boesner GmbH holding + innovations 2023, ISBN 9783928003469, EUR 24,95 (D), EUR 25,60 (A), CHF 29,00 (CH) Die Kunst der Kreuzschraffur hat in den letzten Jahren ein kreatives Revival erlebt. Die zeitgemäße Vermittlungsmethode der renommierten Tuschekünstlerin August Lamm hat Workshop-Charakter. Schritt-fürSchritt-Anleitungen führen durch jede Phase des Zeichenprozesses.

RISO ART – A Creative’s Guide to Mastering Risography Vivian Toh, Jay Lim, 328 S., ca. 500 meist farb. Abb., 14,8 x 21 cm, brosch., engl., Hoaki Books 2023, ISBN 9788419220264, EUR 29,95 (D), EUR 29,95 (A) Das Buch beginnt mit einer kurzen Geschichte des Risographen und einer Einführung in die Grundprinzipien des Druckprozesses, und vermittelt den Lesern die künstlerischen Drucktechniken zur Nutzung der typischen leuchtenden, ausdrucksstarken Farben der Risotechnik.

Von Hand geformt Töpfern ohne Scheibe

Zeichnen in der Natur

Ins Freie – Draußen zeichnen

Albrecht Rissler, 144 S., durchg. illustr., 22,6 x 22,6 cm, geb., dt., boesner GmbH holding + innovations 2023, ISBN 9783928003445, EUR 24,95 (D), EUR 25,60 (A), CHF 27,50 (CH)

Tilo Schneider, 248 S. mit 484 Abb., durchg. vierfarb., 16,5 x 23 cm, Fadengeh. Flexcover, dt., Verlag Hermann Schmidt 2023, ISBN 9783874399784, EUR 35,00 (D), EUR 36,00 (A), CHF 45,00 (CH)

In der Natur finden Sie eine unerschöpfliche Vielfalt an Motiven. Was liegt da näher, als Landschaften, die Tier- und Pflanzenwelt im Skizzenbuch oder auf dem Zeichenblock festzuhalten? Albrecht Rissler nimmt Sie mit auf einen Ausflug ins Grüne und zeigt, in welcher Technik Sie umsetzen, was Sie dort Schönes vorfinden. Auf vielfachen Kundenwunsch exklusiv wieder aufgelegt!

Wer zeichnet, schaut genauer hin, lebt intensiver, sieht mehr. Wer zeichnet, entdeckt das Phänomen der Selbstwirksamkeit und das Glück des Machens. Wer Landschaft zeichnet, sieht Natur mit neuen Augen. Achtsames Sehen beim Gehen, die bewusste visuelle und physische Erfahrung der Umgebung sowie wechselnde Horizonte, Formen und Farben stimulieren die Kreativität.

Das Formen von Ton mit den Händen gehört zu den ältesten und ursprünglichsten handwerklichen Techniken überhaupt. Mit wunderschönen, inspirierenden Fotos und wertvollen Tipps aus der Praxis ist dieses Buch der optimale Leitfaden zum Töpfern von Hand.

Tiere zeichnen und verstehen

Abstrakt – Super easy

Täuschend echt zeichnen

Felix Scheinberger, 160 S., zahlr. farb. Illustr., 17 x 24 cm, Halbleinen, dt., Verlag Hermann Schmidt 2023, ISBN 9783874399661, EUR 32,00 (D), EUR 32,90 (A), CHF 39.80 (CH)

Clara Cristina de Souza Rêgo, 128 S., farb. Fotos/Abb., 20,5 x 24,1 cm, geb., dt, EMF Vlg. 2023, ISBN 9783745915518, EUR 20,00 (D), EUR 20,60 (A), CHF 27.90 (CH)

twinpaintinx®, Josilix, Jamawu, 128 S., zahlr. farb. Abb., 21 x 28 cm, geb., dt., frechverlag 2023, ISBN 9783735880499, EUR 20,00 (D), EUR 20,60 (A), CHF 27.90 (CH)

Tiere zeichnen heißt: genau hinschauen, Bewegungen und Verhalten studieren, Anatomie verstehen, Texturen von Fell, Haut, Schuppen oder Schnäbeln erkennen, eine Beziehung zum Tier aufzubauen. Was zählt, ist nicht nur das Ergebnis, also das Tier-Porträt, sondern auch der Prozess der Annährung.

Acryl muss nicht aufwendig sein. Man braucht nicht diverse Pinsel, um mit dem Malen anzufangen: ein Werkzeug, ein Untergrund und ein paar Farben – das ist das Rezept von TikTok-Star aclaracris, mit dem sie ihre Bilder gestaltet.

Eigene Zeichnungen sollen nicht nur erkennbar sein, sondern täuschend echt aussehen? Wer dies möchte, dem sei dieses Buch empfohlen: Influencerinnen entführen auf eine Reise in ihre Welt und teilen wertvolles Wissen, tolle Tipps und erprobte Tricks.

Lilly Maetzig, 176 S., zahlr. farb. Abb., 20,1 x 25,3 cm, geb., dt., Haupt Verlag 2023, ISBN 9783258602769, EUR 36,00 (D), EUR 37,10 (A), CHF 39,00 (CH)


Buchtipps | 63

Zeitgenössische Kunst

Gaby Bazin, 40 Seiten, zahlr. farb. Illus., 19,6 x 24,8 cm, geb., dt., Hatje Cantz 2023, ISBN 9783775754989, EUR 22,00 (D), EUR 23,00 (A), CHF 30,50 (CH)

Natalie Rudd, 176 S., zahlr. farb. Abb., 14 x 21,5 cm, Softcover, dt., Midas Collection 2023, ISBN 9783038762461, EUR 17,90 (D), EUR 18,50 (A), CHF 25,00 (CH)

Dieses wunderbare Bilderbuch ist im Stil einer Lithografie illustriert – in Blau, Rot und Gelb – und nimmt uns mit zu den Anfängen dieser faszinierenden Reproduktionstechnik. Die Lithografie ist bis heute eine besondere Kunst, zugleich sind aus ihr die Verfahren hervorgegangen, mit denen bis heute Bücher, Zeitungen und Plakate gedruckt werden.

Eine spannende und kenntnisreiche Einführung in den Kunstmarkt von heute mit Porträts der wichtigsten Künstlerinnen und Künstler der Neuzeit. Mit Blick auf die Rolle des Kunstmarktes und seiner Strukturen hinterfragt das Buch den Begriff „zeitgenössische Kunst“, zeigt, wie es dazu kam und was diese heute ausmacht.

Chaïm Soutine Gegen den Strom

New Street Artists

Marcel van Eeden

Frida Kahlo

Alessandra Mattanza, 240 S., 203 Abb., 23,5 x 30,5 cm, geb., dt., Prestel 2023, ISBN 9783791389912, EUR 36,00 (D), EUR 37,10 (A), CHF 47,90 (CH)

Leonie Beiersdorf, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.), 208 S., 151 Abb., 17 x 24 cm, Softcover mit Schutzumschlag + Künstlerbuch mit Beileger für die Aufsätze, dt./engl., Kerber Verlag 2023, ISBN 9783735609212, EUR 35,00 (D), EUR 36,10 (A)

Luis-Martín Lozano, 480 S., zahlr. farb. Abb., 15,6 x 21,7 cm, geb., dt., Taschen 2023, ISBN 9783836594820, EUR 25,00 (D), EUR 25,70 (A), CHF 34,50 (CH)

Susanne Gaensheimer (Hrsg.), 176 Seiten, 155 Abb., 22,6 x 28,2 cm, geb., dt., Hatje Cantz 2023, ISBN 9783775755405, EUR 40,00 (D), EUR 42,00 (A) Drängend, dringlich, geballt: Chaïm Soutines ausdrucksstarke Gemälde sind Zeugnisse eines zerrissenen Lebensgefühls und einer Existenz am Rand der Gesellschaft. Vor allem aber zeigen sie die zentralen Einflüsse der Kunst Soutines bis in die Gegenwart.

Dieses Buch stellt beeindruckende Arbeiten von 24 Künstler:innen aus aller Welt vor, die sich mit ihren fantasievollen und technisch brillanten Arbeiten an die Spitze des Genres gesetzt und das Zeug dazu haben, die neuen Stars der Szene zu werden.

Ariadnefäden des Lichts Malerei von Ursula Jüngst

Cornelius Völker

Die Lithografin

Erich Schneider (Hrsg.), 200 S., 136 farb. Abb., 24,2 x 30 cm, geb., dt., Modo Verlag 2023, ISBN 9783868333312, EUR 36,00 (D), EUR 37,10 (A), CHF 45,30 (CH) In ihren neuesten Werken setzt sich Ursula Jüngst intensiv mit den krisenhaften Ereignissen unserer unmittelbaren Gegenwart auseinander. Der Kampf mit der Leinwand, metaphorisch für den Spannungszustand während der Coronaepidemie, entlädt sich als wuchtige Farbdramaturgie von zarter bis aggressiver Palette.

Das Künstlerbuch Marcel van Eeden – 1898 entsteht anlässlich des HansThoma-Preises 2023. Der Preisträger, Marcel van Eeden (*1965), nimmt Thomas kaum bekannte Reise in die Niederlande von 1898 zum Gegenstand.

Vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge 192 S., 120 Farbtafeln, 23,5 x 28,5 cm, geb. m. SU, dt., Schirmer/Mosel 2023, ISBN 9783829609906, EUR 49,80 (D), EUR 51,20 (A), CHF 57,30 (CH) Cornelius Völkers kraftvolle figurative Bilder mit virtuoser Malerei kontrastieren den prosaischen Charakter des Dargestellten. Buch und Ausstellung widmen dem Künstler eine große Retrospektive aus allen Schaffensperioden, von 1995 bis 2022.

Kaum eine Künstlerin stieg so kometenhaft in der Kunstgeschichte auf wie die mexikanische Malerin Frida Kahlo (1907–1954). Dieser Band bietet Gelegenheit, ihren Gemälden nahe wie nie zuvor zu kommen – in brillanten Reproduktionen und im Zusammenspiel mit berühmten Fotografien.


64 | Labor

Tonwerte Grau ist nicht gleich Grau


Labor | 65

Zeichnen, schreiben, skizzieren … der Bleistift ist ein wahres Multitalent. Je nach Härtegrad eingesetzt, entfaltet er durch unterschiedlichste Grautöne und Tonwerte sein volles Potenzial. Der Härtegrad einer Bleistiftmine gibt Auskunft über das jeweilige Mischverhältnis von Ton (als Bindemittel) und Grafit. Bei einem harten Bleistift ist der Tonanteil eher hoch und der Grafitanteil gering − ideal für helle Grautöne. Dunkle Flächen entstehen mithilfe eines weichen Bleistiftes, der anteilig mehr Grafit und weniger Ton enthält. Durch die Verwendung von Bleistiften unterschiedlicher Härtegrade lassen sich alle Möglichkeiten dieses vielseitigen Zeichenwerkzeuges nutzen, von weichen Verläufen und hellen Bereichen bis zu dunklen Schattierungen und starken Kontrasten.

Material: boesner for artists Bleistift. Idee, Malerei, Gestaltung, Fotografie: Ina Riepe

Um Zeichnungen Tiefe zu verleihen, benötigt man ein breites Spektrum an Tonwerten. Differenzierte Helligkeitsabstufungen erreicht man durch die Verwendung von Bleistiften unterschiedlicher Härtegrade.



Ausstellung | Turner | 67

Die Freiheit der Farbe William Turner in München

„Ich habe das nicht gemalt, um verstanden zu werden, sondern ich wollte zeigen, wie eine solche Szene wirklich ist.“ William Turner

Kompromisse lehnte er kategorisch ab, nahm feindlichen Spott und irritierte Kritik fast stoisch hin und scherte sich wenig um die Meinungen des Publikums: Joseph Mallord William Turner (1775–1851) lotete entschlossen das Potenzial der Malerei aus und zeigte die sichtbaren Erscheinungen der Welt in ihrer ganzen Komplexität: „Ich habe das nicht gemalt, um verstanden zu werden“, erklärte er einem Atelierbesucher, „sondern ich wollte zeigen, wie eine solche Szene wirklich ist.“ Seine Haltung und seine Kunst wurden kontrovers diskutiert und stießen nicht nur auf Wohlwollen: Bis über seinen Tod hinaus blieb es bei Urteilen, der Maler habe offenbar auf seinem künstlerischen Weg nicht nur die Orientierung, sondern möglicherweise auch den Verstand verloren. Doch die wechselhafte Rezeptionsgeschichte konnte letztlich seinen Ruhm nicht schmälern: Turners radikale Malerei machte ihn zu einem Erneuerer der Landschaftsmalerei und einem Vorreiter der Moderne, in dessen Bildern sich die Farbe in einer bis dahin ungesehenen Freiheit entfaltete. „Turner. Three Horizons“ ist die

aktuelle Ausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses betitelt, die bis zum 10. März 2024 zu sehen ist. Dank einer Kooperation mit der Tate Britain, London, die Turners reichen Nachlass bewahrt, werden sein Werdegang und seine Innovationen anhand von rund 40 Gemälden und 40 Aquarellen und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen anschaulich nachvollziehbar. Geboren am 23. April 1775 in London, fiel Turner schon früh mit Landschafts- und Architekturzeichnungen auf und erhielt mit 14 Jahren ein Stipendium an der Royal Academy of Arts in London. Da es dort keinen Lehrstuhl für Landschaftsmalerei gab – sie galt erst im 19. Jahrhundert als akademische Gattung – erarbeitete sich Turner seine Kenntnisse und Techniken selbst: durch ein intensives Studium der Natur sowie berühmter künstlerischer Vorbilder. Stets mit einem Skizzenbuch ausgestattet, ging er nicht nur in die britische Landschaft, sondern bereiste ganz Europa und fertigte zahlreiche Skizzen an, die er im Atelier

[1] Drei Seeansichten, ca. 1827, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate.


68 | Ausstellung | Turner

in Öl oder Aquarell umsetzte. Einer der ersten Orte, die Turner als junger Mann bereiste, war Margate im Osten Englands: Hier sah er zum ersten Mal das Meer, das ihn zeitlebens als Motiv begleiten sollte. Nach und nach verließ er London für immer weitere und längere Reisen, zunächst durch England, Schottland und Wales und ab 1802 auch durch Europa. Seine Touren waren nicht nur Expeditionen auf der Suche nach Motiven, sondern auch Beleg für seine ungeheure künstlerische Freiheit. Um unterwegs arbeiten zu können, trug Turner eine Art Reiseaquarellkasten mit sich: In einer kleinen Ledertasche ver-

wahrte er Aquarelltabletten, die in Wasser aufgelöst wurden. Die Skizzenbücher, die er unterwegs zu Dutzenden nutzte, sind bis heute erhalten geblieben – mitunter durch Regenschauer mit Wassertropfen übersät. Dabei malte er nicht nur sitzend oder stehend in der Landschaft: Einige seiner Entwürfe sind leicht aufsichtig und lassen vermuten, dass er zeichnete, während er zu Pferd unterwegs war. Andere Skizzen entstanden offensichtlich auf einem Boot, mit dem er die Themse oder die Loire hinabfuhr. Bei seinem ersten Frankreich-Aufenthalt kaufte Turner für sich und seinen Reisegefährten sogar einen offenen Einspänner, um die umgebende Natur besser erleben zu können.

[2] Mündung der Maas: Handelsschiff für Orangen zerbricht auf der Sandbank; die Kirche von Brill Richtung Südsüdost, Maassluis Südost, ausgestellt 1819, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate.


Ausstellung | Turner | 69

Diese Unmittelbarkeit der Naturerfahrung drückt sich in seinen Werken aus. Mehr noch: Seine Bilder dokumentieren ihre Entstehungszeit und spiegeln eine Welt im rasanten Wandel. Ein Beispiel: Während in dem Seestück Entrance of the Meuse (Mündung der Maas, 1819) noch ein Segelschiff zum Spielball der Wellen wird, ist es in Snow Storm (Schneesturm, 1842) ein Dampfschiff, das in einen Schneesturm gerät – beide Bilder sind in der Ausstellung zu sehen. Unabhängig davon, ob sich Turner mythologischer, historischer oder zeitgenössischer Themen annimmt, ist die Natur immer das dominierende Motiv. Besonders die Wiedergabe von Wetter und Atmosphäre steht im Fokus und zeugt von

seinem Interesse an den Naturwissenschaften. 1802 wurde William Turner mit 26 Jahren Vollmitglied der Royal Academy, 1807 erfolgte die Ernennung zum Professor für Perspektive. In seinen Vorlesungen bezeichnete einer seiner Lehrsätze Schatten als Abwesenheit von Farbe: „Light is therefore colour, and shadow the privation of it.“ 1819 reiste er zum ersten Mal nach Italien und machte auch Station in Venedig. Dies sollte seine Malerei für immer verändern. Er malte die Serenissima in einem träumerischen, zeitlosen Ausdruck, der ihn zu einem modernen Maler machte. In seinem künstlerischen Bemühen, einer

[3] Schneesturm – Ein Dampfschiff im flachen Wasser vor einer Hafeneinfahrt, ausgestellt 1842, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate.


70 | Ausstellung | Turner

alle Sinne umfassenden Naturerfahrung Ausdruck zu verleihen, verschob er zunehmend die Grenzen des Darstellbaren. Bald lösten sich seine Werke so deutlich von der anschaulichen Natur, dass sie in ihrer Reduktion auf Farbe und Licht die abbildende Funktion des Bildes in Frage stellten. Damit verblüffte und provozierte Turner seine Zeitgenoss:innen: Der Kunstkritiker William Hazlitt fand, dass die späteren Bilder zu stark vom Naturgegenstand abstrahierten. Für seinen jüngeren Kollegen John Ruskin stand hingegen fest: „Turner is like nature, and paints more of nature than any man who ever lived.“ Gerade diese widersprüchliche Rezeption prägte Turners Ruf als Vorläufer der Abstraktion. Der Künstler übernahm teilweise Techniken seiner Aquarelle und übertrug sie auf die Ölgemälde. So grundierte er seine Leinwände in weißen Tönen anstatt in den seinerzeit üblichen dunklen, damit die Farben heller strahlten. Er verdünnte Ölfarbe, um sie ähnlich verarbeiten zu können wie Wasserfarbe. Und schließlich nutzte Turner nicht nur seine Pinsel und Palettmesser als Werkzeuge, sondern bearbeitete seine Werke mit den Händen: Er kratzte Farbe mit den Fingernägeln ab, betupfte sie mit einem Schwamm

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oder auch nur seinem Hemdsärmel und trug sie neu auf. Diese Leichtigkeit in Form und Farbe ist vor allem in seinem Spätwerk sichtbar, so wie in Sunset from the top of the Rigi (1844), das auf Skizzen von seinen Reisen in die Schweiz beruhte. Im Gegensatz zu früheren Werken der Alpen sieht seine Natur nun fragil und schwebend aus anstatt massiv und überwältigend. 1840 begegnete Turner dem Schriftsteller, Maler und Kunstkritiker John Ruskin, der sich zum eifrigsten Fürsprecher seiner Malerei entwickelte und sein fünfbändiges Werk „Modern Painters“ insbesondere Turners Malerei wid-

Turners Werke erzählen von seiner Liebe zur Natur und einem Reisenden, dessen Freiheit sich in einer einzigartigen Welt von Farbe und Licht manifestierte.

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[4] Skizzenbuch Hereford Court: Ein Fluss zwischen Felsen des Cader Idris, 1798, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate. [5] Venedig, Dogenpalast, ausgestellt 1844, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate.


Ausstellung | Turner | 71

mete. Im gleichen Jahr reiste der Maler durch Deutschland und zeichnete die entstehende Walhalla. Als diese 1842 eröffnet wurde, schuf er nach seinen Skizzen Ölgemälde und Aquarelle. Eines davon, The Opening of the Walhalla, 1842 war das erste Gemälde, das er von England aus verschickte, um es im Ausland auszustellen: Es wurde auf der Münchner Kunstausstellung von 1845 gezeigt, wo das deutsche Publikum – im Gegensatz zum britischen – nicht auf diese Art der Naturdarstellung vorbereitet war. Ein Kritiker bezeichnete das Bild als „unbegreifliches Kuriosum“ und schrieb, dass die angebliche „Allegorie“ auf das Bauwerk „bis zum Unkenntlichen (in ein) phantomistisch verschwimmendes Farbengemengsel getaucht“ sei, so dass der Kritik nichts anderes

übrigbleibe, als „ihr Bedauern darüber auszusprechen, daß die britische Landschaftsmalerei auf so seltsame, fast komische Art vertreten wurde.“ Die letzten Auslandsreisen unternahm Turner 1845 nach Frankreich. Im gleichen Jahr übernahm er in Vertretung das Amt des Präsidenten der Royal Academy, das er aus gesundheitlichen Gründen Ende des Folgejahres niederlegen musste. 1850 bestritt er seine letzte Ausstellung an der Royal Academy. Eine Cholera-Erkrankung im Mai 1850 schwächte ihn sehr, sodass er sein Londoner Haus nur noch selten verließ. Am 19. Dezember 1851 starb William Turner und wurde in St. Pauls Cathedral in London beigesetzt.

[6] Die Walhalla, an der Donau bei Donaustauf in der Nähe von Regensburg, bei Sonnenuntergang, ca. 1840, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate


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[7] Vorlesungsdiagramm 15: Die Terminologie der Perspektive von Dr. Brook Taylor, ca. 1810, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate. [8] Vorlesungsdiagramm 58: Perspektivische Konstruktion der Pulteney-Brücke, Bath (nach Thomas Malton Junior), ca. 1810, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate.


Ausstellung | Turner | 73

Bis heute erzählen Turners Werke von seiner Liebe zur Natur und einem Reisenden, dessen Freiheit sich in einer einzigartigen Welt von Farbe und Licht manifestiert. Die Münchner Ausstellung geht der Frage nach, wie sich der Künstler (aus-)bildete und inszenierte, inwieweit er selbst an seinem eigenen Mythos beteiligt war. Sie widmet sich seinen inoffiziellen Experimenten abseits der Öffentlichkeit sowie seiner Selbstrepräsentation, wie etwa bei Ausstellungen in der Londoner Royal Academy, an denen er regelmäßig teilnahm. Die bereits zu Lebzeiten von ihm kuratierte Sammlung von 100 eigenen Werken, die er als Geschenk der Öffentlichkeit vermachte (Teil des späteren Turner Bequest, den er testamentarisch der National Gallery zusprach und der später um mehrere tausend unvollendete Arbeiten und Studien erweitert werden sollte), gehörte offenbar zu dieser Strategie. Doch der Weg zum Erfolg war für den aus einfachen Verhältnissen stammenden Maler nicht einfach und wurde zudem von vielen Fehlschlägen begleitet. So wurde etwa seine weniger erfolgreiche Lehrtätigkeit an der Academy wegen seines „mangelhaften“ Redetalents vielfach kritisiert, obwohl die dafür konzipierten und auch in der Ausstellung präsentierten Lecture Diagrams die Perspektivtheorie durchaus treffend visualisieren. Die Ausstellung „Three Horizons“ – ein Verweis auf Three Seascapes (Drei Seeansichten, ca. 1827), in dem, je nach Blickwinkel, drei oder gar vier Ansichten des Meeres ineinander übergehen – möchte das Phänomen Turner aus drei Perspektiven ergründen: Der „offizielle“ Turner, der sich mit seinen Ausstellungsbildern in der Londoner Kunstszene positionierte; der private Turner, dessen künstlerische Experimente ihm halfen, Konventionen zu überwinden und abstrakt wirkende Bilder zu fertigen; und an dritter Stelle die Rezeptionsgeschichte seines Gesamtwerks, die von der Euphorie Ruskins über Hazlitts Kritik bis hin zum Narrativ des 20. Jahrhunderts von Turner als erstem modernen Maler reicht. Dass alle drei genannten Aspekte nicht strikt voneinander getrennt werden können, sondern ähnlich wie die Landschaften in Three Seascapes ineinandergreifen, wird im Zuge der Münchner Schau deutlich.#

[9] Vorlesungsdiagramm 59: Pulteney-Brücke, Bath, in Perspektive (nach Thomas Malton Junior), ca. 1810, Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856, © Foto: Tate.

In Turners künstlerischem Bemühen, einer alle Sinne umfassenden Naturerfahrung Ausdruck zu geben, verschob er zunehmend die Grenzen des Darstellbaren.

Ausstellung Bis 10. März 2024 Turner. Three Horizons

Publikation Turner. Ein Lesebuch / Turner. A Reader Karin Althaus, Nicholas Maniu und Matthias Mühling (Hrsg.), mit einer Einführung von Sam Smiles und einem Nachwort von Amy Concannon, dt./engl., Hardcover, 400 S., s/w und 102 Farbabbildungen, 16,5 x 22,5 cm, Edition Lenbachhaus 8, ISBN 9783886452170

Zum Weiterlesen Turner und das Meer Christine Riding, Richard Johns, 288 S., ca. 225 meist farb. Abb., 24 x 30 cm, Klappenbroschur, dt., Favoritenpresse 2023, ISBN 9783968490960

Kontakt Sätdtische Galerie im Lenbachhaus Luisenstraße 33 80333 München Tel. +49-(0)89-233-96933 www.lenbachhaus.de


74 | Ausstellung | Geniale Frauen

Gegen den Strom „Geniale Frauen“ in Hamburg Eine Künstlerkarriere einzuschlagen, war für Frauen in der frühen Neuzeit zwar nicht unmöglich, aber eigentlich gesellschaftlich nicht vorgesehen. Deshalb unterlag ihr Weg zur Kunst besonderen Herausforderungen: So war etwa für eine freie Berufsausübung die Zugehörigkeit zu einer Zunft notwendig – dies war Frauen mancherorts verwehrt oder aber mit Kosten und Hürden versehen. Es ist auffällig, dass viele Künstlerinnen dieser Zeit schon aus Künstlerfamilien stammten oder dort einheirateten. Sie arbeiteten also oftmals mit ihren Vätern, Brüdern und Ehemännern und waren oft im Verborgenen tätig. Anders war die Situation an den Höfen, wo Frauen als Künstlerinnen arbeiten konnten. Dort herrschten andere Regeln, man war aufgeschlossen gegenüber der künstlerischen Leistung, unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Künstlerinnen, die sich entgegen den gesellschaftlichen Normen durchgesetzt hatten, fielen natürlich auch den Zeitgenossen auf und wurden entsprechend gewürdigt, auch wenn ihnen in der zeitgenössischen Kunstliteratur nur Marginalien gewidmet wurden. Durch den überwiegend männlichen Blick, der in der Kunstwissenschaft bis ins 20. Jahrhundert vorherrschte, gerieten ihre Leistungen jedoch lange in Vergessenheit. Jetzt zeigt das Bucerius Kunst Forum in Kooperation mit dem Kunstmuseum Basel die Ausstellung „Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten“ und beleuchtet den Werdegang herausragender Künstlerinnen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Erstmals wird auch der familiäre Kontext, in dem Künstlerinnen ihre Karrieren verfolgten, thematisiert und durch die Gegenüberstellung mit Werken ihrer männlichen Familienmitglieder und Malerkollegen sichtbar gemacht.

[1] Michaelina Wautier, Studie einer Frau, um 1660, © The Phoebus Foundation, Antwerpen.


Ausstellung | Geniale Frauen | 75

Die Ausstellungskapitel erhellen die gesellschaftlichen Konstellationen, unter denen Künstlerinnen arbeiteten, denn ihr Weg war teilweise sehr unterschiedlich. „Einige Frauen standen weiterhin im Schatten ihrer Väter oder Brüder, in deren Werkstätten sie arbeiteten. Ihre künstlerischen Zeugnisse sind heute oft schwer auszumachen, denn sie sind, den damaligen Werkstattgepflogenheiten gemäß, stilistisch eng an die Werke ihrer Meister angelehnt“, so Katrin Dybala, Kuratorin der Ausstellung. „Anderen hingegen gelang es, sich zu etablieren und eigenständig zu arbeiten. Wesentlich seltener sind Fälle, in denen Frauen fernab eines künstlerischen Berufsstandes geboren wurden und dennoch die Malerei erlernten.“ Allgemeingültige Aussagen, so die Kuratorin in ihrer Einführung zum Katalog, seien jedoch schwerlich möglich, denn „einheitliche Reglements gab es in dem aus zahlreichen Herrschaftsgebieten und Kommunen bestehenden Europa nicht.“ Die weiblichen Wege zur Kunst waren so unterschiedlich wie das Leben selbst. Wenn Künstlerinnen erfolgreich waren, dann jedenfalls in vielfältigen Konstellationen: Sie reüssierten als Hofmalerinnen, waren als Lehrende, Unternehmerinnen sowie Verlegerinnen tätig und wurden mit hohen Auszeichnungen geehrt. Die Hamburger Ausstellung präsentiert rund 30 Künstlerinnen und 150 Werke, u.a. von Sofonisba Anguissola, Judith Leyster, Marietta Robusti (La Tintoretta) und Angelika Kauffmann. Meisterhafte Porträts, Stillleben und Historien in Malerei, Zeichnung und Druckgrafik von der Renaissance über die Zeit des Barock bis zum beginnenden Klassizismus aus ganz Europa werden in der Schau zusammengeführt.

Erstmals wird in der Hamburger Ausstellung der familiäre Kontext, in dem Künstlerinnen ihre Karrieren verfolgten, thematisiert und durch die Gegenüberstellung mit Werken ihrer männlichen Familienmitglieder und Malerkollegen sichtbar gemacht.

[2] Angelika Kauffmann, Klio, Muse der Geschichtsschreibung, um 1770/75, © Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Foto: Andreas Brücklmair.


76 | Ausstellung | Geniale Frauen

Nach der Eheschließung geriet für viele Malerinnen das produktive künstlerische Schaffen in den Hintergrund, wie etwa die Biografie Judith Leysters zeigt. Sie kümmerten sich um die familiären Pflichten oder arbeiteten meist anonym in der Werkstatt ihres Mannes. Andere setzten ihr künstlerisches Schaffen auch mit Familie fort: Lavinia Fontana aus Bologna war in der Spätrenaissance eine sehr bekannte Malerin und eine der ersten Frauen, die sich in diesem Beruf etablierte. Ihr Erfolg war so groß, dass ihr Ehemann Giovanni Paolo Zappi, ebenfalls Maler, zu ihren Gunsten seine Karriere aufgab, um sich um die Familie zu kümmern und in ihrer Werkstatt zu helfen. Demgegenüber verzichteten einige Künstlerinnen offenbar bewusst auf eine Heirat oder trennten sich von ihren Ehemännern, um ihrer Profession nachgehen zu können. So auch Maria van Oosterwijck, eine der bedeutendsten Stilllebenmalerinnen der nördlichen Niederlande, oder die Blumenmalerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian. Auch in der Druckgrafik fassten einige Künstlerinnen Fuß: Hier sticht im 18. Jahrhundert Maria Katharina Prestel hervor, die sich zusammen mit ihrem Mann Johann Gottlieb Prestel auf die druckgrafische Darstellung von Zeichnungen und Gemälden spezialisiert hatte. Mehrere Künstlerinnen brachten es bis zur Hofmalerin, darunter etwa Sofonisba Anguissola, die den spanischen König Philipp II. und seine Familie in zahlreichen Porträts festhielt. Eine Ausnahme bildete in jener Zeit Rachel Ruysch, denn sie und ihr Ehemann waren beide in ihrem Beruf als Maler*in erfolgreich. Beide waren für den Düsseldorfer Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz-Neuburg tätig.

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Die Ausstellung startet fulminant mit dem Selbstporträt von Katharina van Hemessen, dem frühesten Selbstbildnis, auf dem sich ein Maler oder eine Malerin arbeitend an der Staffelei darstellt. Katharina van Hemessen erhielt ihre Ausbildung in der Werkstatt ihres Vaters Jan Sanders van Hemessen. Auch er malte Bildnisse, doch bald übertraf ihn seine Tochter auf diesem Gebiet. Katharina van Hemessens Leben und Werk ist Teil des ersten Kapitels „Töchter, Väter, Brüder“ wie auch das von La Tintoretta, der Tochter des venezianischen Künstlers Tintoretto. Die Ausstellung gliedert sich darüber hinaus in die Kapitel „Bewusst ohne Ehemann“, „Karriere vor der Ehe“, „Malen mit Familie“, „Frauen und Druckgrafik“, „Künstlerinnen am Hof“ und „Künstlerinnen in den Institutionen“.

Die Ausstellung schließt mit dem Kapitel „Künstlerinnen in den Institutionen“, das Werke bekannter Künstlerinnen wie Elisabetta Sirani, Angelika Kauffmann und Dorothea Therbusch präsentiert. Elisabetta Sirani übernahm wie Lavinia Fontana die Werkstatt ihres Vaters, in der sie auch ausgebildet worden war. Aufgrund ihres ausgezeichneten Rufs wurde sie in die Accademia di San Luca in Rom aufgenommen. Darüber hinaus gründete sie in Bologna eine Malschule ausschließlich für Frauen.

[3] Katharina van Hemessen, Selbstporträt an der Staffelei, 1548, Kunstmuseum Basel, Schenkung der Prof. J. J. Bachofen-Burckhardt-Stiftung 2015. [4] Nicolaus Treu und Catharina Treu, Portrait der Catharina Treu mit Früchtekorb, 1771, Museen der Stadt Bamberg, Historisches Museum.


Ausstellung | Geniale Frauen | 77

Anhand der Kapitelauswahl der Ausstellung wird deutlich, dass manche Themen die Zeit zu überdauern scheinen. So formuliert Burkhard Schwenker, Vorsitzender des Kuratoriums der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius als Trägerin des Ausstellungshauses, in seinem Grußwort zum Ausstellungskatalog: „… der Konflikt zwischen Familien und Beruf, die Karriere, die nach der Hochzeit aufgegeben wird, die Karriere als Single, die Karriere als Mutter mit elf Kindern (Lavinia Fontana) – und einem Mann, der sich um die Familie kümmerte; die Unfairness von männlichen Neidern. Und dass bestimmte männliche Attitüden die Zeiten überdauern – wenn beispielsweise der italienische Maler Giovanni Lanfranco gesagt haben soll, er könnte seine Bilder für das Doppelte verkaufen, wenn er behauptete, es sei das Werk einer Frau.“

Einige Künstlerinnen verzichteten bewusst auf eine Heirat oder aber trennten sich von ihren Ehemännern, um ihrer Berufung als Künstlerin nachgehen zu können.

Ausstellung Zum ersten Mal werden im Bucerius Kunst Forum Werke von Künstlerinnen mit denen ihrer männlichen Kollegen so pointiert gegenübergestellt. Dabei werden sowohl formale als auch stilistische Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich. „Mit der Schau ‚Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten‘ knüpfen das Bucerius Kunst Forum und das Kunstmuseum Basel an die vielen Ausstellungen und Forschungsprojekte der letzten Jahre an, die sich der Sichtbarmachung der Frauen in der Kunst gewidmet haben“, so Katrin Dybala. Im An schluss wird die Ausstellung vom 2. März bis zum 30. Juni 2024 im Kunstmuseum Basel gezeigt.#

Bis 28. Januar 2024 Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten

Katalog Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten Karin Dyballa (Hrsg.), Beiträge von Bodo Brinkmann, Katrin Dyballa, Sabine Engel, Ariane Mensger, Rahel Müller, Sandra Pisot, Sarah Salomon, Andreas Tacke, Iris Wenderholm, Seraina Werthemann, geb., 300 S. mit 200 Farbabb., 22,5 x 28 cm, Hirmer, ISBN 9783777442365

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Kontakt Bucerius Kunst Forum Alter Wall 12 20457 Hamburg Tel. +49-(0)40-3609960 www.buceriuskunstforum.de


78 | Ausstellung | Sammlung Jasper Johns

Das fühlende Auge Die Sammlung Jasper Johns im Kunstmuseum Basel

Jasper Johns (*1930) gehört zu den bedeutendsten US-amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. In den 1950er-Jahren revolutionierte er die Malerei mit seinen Bildern der amerikanischen Flagge und von Zielscheiben; seine Werke wurden zum Vorläufer der Pop-Art. Weit weniger bekannt ist Johns’ Tätigkeit als Sammler, vor allem von Zeichnungen. Das Kunstmuseum Basel gewährt nun erstmals und exklusiv einen tiefen Einblick in diese einzigartige Künstlersammlung. Die Sammlung von Jasper Johns veranschaulicht seine Leidenschaft für das Medium der Zeichnung in all seinen Facetten. Mit der Neugier des Künstlers und dem Gespür eines Connaisseurs hat Johns über Jahrzehnte herausragende und besondere Zeichnungen erworben. So findet das anonyme Selbstporträt eines Jungen, entstanden Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA, einen überraschenden Nachbarn in einem Selbstbildnis von Paul Cézanne, einem der einflussreichsten französischen Künstler des

[1] Jasper Johns, VG Bild-Kunst, Bonn 2023/Jasper Johns, Foto: John Lund.


Ausstellung | Sammlung Jasper Johns | 79

„Im Vergleich mit Gemälden sind die besten Zeichnungen prägnanter, nüchterner, schematischer, nackter, näher am Gedanken, näher an der treibenden Kraft, aus der sie hervorgehen.“ Jasper Johns 2006

späten 19. Jahrhunderts. Handstudien von Käthe Kollwitz finden ein Echo über mehrere Epochen in Zeichnungen von Johann Heinrich Füssli und Bartolomeo Passarotti und in einem Handabdruck von Marcel Duchamp.

merksam seine Zeit beobachtender Künstler wurde Johns ein ‚Connaisseur‘ – was ihn aber von diesem unterscheidet, ist die Tatsache, dass er selbst ein zutiefst mit Produktionsprozessen vertrauter und experimentierender Künstler ist.“

„Die Sammlung von Werken anderer Künstler:innen, die Johns während Jahrzehnten zusammengetragen hat, ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Zwar sammeln Kunstschaffende seit Jahrhunderten selbst Kunst, jedoch haben sich diese Sammlungen nur selten erhalten. Im Gegensatz zu jenen seiner Freunde Rauschenberg und Twombly ist die Sammlung von Johns bis heute intakt, und schon das macht sie zur Ausnahme“, erläutert Josef Helfenstein, Direktor des Kunstmuseums Basel, in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog. „Johns sammelt mit einem fühlenden Auge, untrennbar verknüpft mit seiner eigenen Sensibilität und Virtuosität als Maler, Zeichner und Schöpfer eines vielschichtig-differenzierten druckgraphischen Werks. Als auf-

Die Sammlung ist Ausdruck von Jasper Johns’ Blick auf die Kunstgeschichte und von seinem ganz eigenen Gespür für künstlerische Verwandtschaften ü ber die Jahrhunderte hinweg. Schwerpunkte bilden dabei französische Zeichnungen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie US-amerikanische Positionen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Paul Cézanne, Pablo Picasso und Willem de Kooning stehen stellvertretend für Künstler, von denen Johns besonders umfangreiche Konvolute zusammentragen konnte. Zugleich ist Johns’ Sammlung das Porträt des sozialen Gefüges eines langen Künstlerlebens: Der größte Teil der Werke kam

[2] Kurt Schwitters, Ohne Titel (Erfurt-Erfur), 1924–1926, Merzzeichnung, Collage auf Papier, 21,9 x 18,7 cm, Objekt-ID: 60989, Collection of Jasper Johns.


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durch Geschenke und den Tausch mit befreundeten Künstler:innen in seinen Besitz. Dies sind vorab Robert Rauschenberg, John Cage und Merce Cunningham, aber auch Künstler:innen einer älteren Generation wie Louise Nevelson, Barnett Newman und Franz Kline. Hinter vielen Werken stecken Geschichten von persönlichen Begegnungen, Allianzen, Wertschätzung und familiären Momenten wie Geburtstage oder Weihnachten. Das bezeugen die auf zahlreichen Blättern vorhandenen Widmungen.

Der menschliche Körper im Fokus

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Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel | Neubau zeigt eine fokussierte Auswahl von 103 Zeichnungen von 47 Künstler:innen aus der Sammlung von Jasper Johns. Als Ausgangspunkt dient das Thema des menschlichen Körpers, dem sich ein Großteil der Werke widmet, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Porträts. Bei vielen Leihgaben liegt die Aufmerksamkeit zudem auf dem künstlerischen Arbeitsprozess. Insgesamt versammelt die Ausstellung eine große Vielfalt an zeichnerischen Ausdrucksmöglichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Dazu gehören Collagen, Skizzen, beiläufig wirkende Kritzeleien, ausgereifte Studien und malerische Kompositionen, aber auch Musiknotationen.

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Dass diese Ausstellung in Basel stattfindet, ist der langen und engen Beziehung des Künstlers zum Kunstmuseum Basel zu verdanken. Seit 1968 haben Kuratoren wie Carlo Huber, die Direktoren Franz Meyer und Christian Geelhaar sowie Dieter Koepplin als Leiter des Kupferstichkabinetts intensiv mit Johns zusammengearbeitet und eine eindrückliche Sammlung seines Werkes aufgebaut. Auch den heutigen Direktor Josef Helfenstein verbindet seit seiner Tätigkeit in den USA eine langjährige Freundschaft mit dem Künstler. Johns wiederum hat diese Beziehung mit vertrauensvollen Kollaborationen und großzügigen Geschenken vertieft – besonders um die enge Freundschaft zu Huber und Geelhaar zu ehren, die beide jung verstarben. „Unsere Ausstellung ist ein großes Privileg, das wir einzig Jasper Johns verdanken“, so Josef Helfenstein. „Erstmals dürfen wir mit dieser Ausstellung und der dazugehörigen Publikation einen vertieften Einblick in seine Sammlung von Zeichnungen anbieten und mit 103 Werken von 47 Künstler:innen eine repräsentative Auswahl zeigen.“ Anlässlich der Ausstellung wird im Neubau auch ein ganzer Raum den Werken von Jasper Johns aus der Sammlung des Kunstmuseums Basel gewidmet. Den wichtigsten Gemälden wie Flag above White with Collage (1955) werden Druckgrafiken zur Seite gestellt, aus dem umfangreichen Bestand von 224 Arbeiten auf Papier aus dem Kupferstichkabinett.#

„Die Zeichnungen, die ich erworben habe, sind meist zufällig hinzugekommen. Ich habe nicht nach Dingen gesucht und nicht versucht, eine systematische Sammlung aufzubauen.“ Jasper Johns 1990

Ausstellung Bis 4. Februar 2024 Jasper Johns – Der Künstler als Sammler. Von Cézanne bis de Kooning

Katalog Jasper Johns – Der Künstler als Sammler. Von Cézanne bis de Kooning Anita Haldemann, Josef Helfenstein (Hrsg.), Kunstmuseum Basel, Beiträge von Anita Haldemann, Josef Helfenstein, Fabienne Ruppen, Broschur, 148 S. m. 150 Farbabb., 23 x 26 cm, Hirmer, ISBN 9783777442235

[3] Bartolomeo Passarotti, Hand, ein Gewand haltend (Studie zur „Anbetung der heiligen drei Könige“, Bologna, Palazzo Arcivescovile) sowie drei weitere Hand- und Armstudien, ca. 1555–1560, Feder in Braun über Spuren von schwarzer Kreide auf Papier, 26 x 21,3 cm, Objekt-ID: 61843, Collection of Jasper Johns. [4] Pablo Picasso, Cinq études pour „La femme au coq“ (fünf Blätter), 1938, Bleistift auf kariertem Papier, je 29,2 x 21 cm, Objekt-ID: 60968, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2023/ Pablo Picasso, Collection of Jasper Johns [5] Käthe Kollwitz, Ohne Titel (Zwei Studien einer Hand), o. J., Kohle auf Papier, 50,5 x 58,4 cm, Objekt-ID: 60913, Collection of Jasper Johns.

Kontakt Kunstmuseum Basel St. Alban-Graben 8 CH–4010 Basel Tel. +41-61-2066262 www.kunstmuseumbasel.ch


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Deutschland

Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

Aachen

Invalidenstraße 50–51, 10557 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum Bis 14. Januar 2024: Eva Fàbregas. Devouring Lovers. Bis 10. März 2025: Lee Ufan. Bis 7. April 2024: Nadia Kaabi-Linke. Seeing without Light.

Ludwig Forum für Internationale Kunst Jülicher Straße 97–109, 52070 Aachen Tel. +49-(0)241-1807-104 www.ludwigforum.de Bis 19. November 2023: Switch. Pop, Points and Politics from the Ludwig Collection. Bis 10. März 2024: Katalin Ladik. „Ooooo-pus“.

Nicolas Party Foto: Juliana Sohn Bis 3. März 2024 Nicolas Party. When tomorrow comes. Museum Frieder Burda www.museum-frieder-burda.de

Baden-Baden

Museum Frieder Burda Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden Tel. +49-(0)7221-398980 www.museum-frieder-burda.de Bis 3. März 2024: Nicolas Party. When tomorrow comes. Berlin

Altes Museum Am Lustgarten, 10178 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum Bis 14. Januar 2024: Klasse und Masse. Die Welt griechischer Tonfiguren.

Bode-Museum Am Kupfergraben, 10117 Berlin, Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum Bis 21. Januar 2024: Spanische Dialoge. Picasso aus dem Museum Berggruen zu Gast im Bode-Museum. Bis 17. März 2023: Timeless. Contemporary Ukrainian Art in Times of War. 30. November 2023 bis 3. März 2024: Theodoulos Polyviou: Screen. A Contemporary Art Intervention. Jan van Eyck, Die Madonna in der Kirche, um 1437/40, Detail, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt Bis 3. März 2024 Zoom auf van Eyck Gemäldegalerie www.smb.museum

Gemäldegalerie Matthäikirchplatz, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum Bis 3. März 2024: Zoom auf van Eyck.

Kunstgewerbemuseum Matthäikirchplatz, 19785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 29 www.smb.museum Bis 11. Februar 2024: Canops. Möbel von Welt für Karl III. von Spanien (1759–1788).

Martin-Gropius-Bau Niederkirchnerstr. 7, 10963 Berlin Tel. +49-(0)30-25486-0, www.gropiusbau.de Bis 14. Januar 2024: General Idea. Bis 14. Januar 2024: Pallavi Paul. How Love Moves: Prelude. Bis 14. Januar 2024: Ether’s Bloom: Ein Programm zu Künstlicher Intelligenz.

Museum für Fotografie Jebensstraße 2, 10623 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum Bis 21. Januar 2024: Alice Springs. Retrospektive. Bis 28. Januar 2024: Flashes of Memory. Fotografie im Holocaust.

Neue Nationalgalerie Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum Bis 26. November 2023: Judit Reigl. Kraftfelder. Bis 27. November 2023: Isa Genzken. 75/75. 18. November 2023 bis 28. September 2025: Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000. Bis 2026: Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin.

Sammlung Scharf-Gerstenberg Schloßstraße 70, 14059 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum 8. Dezember 2023 bis 28. April 2024: Mythos und Massaker. Ernst Wilhelm Nay und André Masson.


Termine | 83

Bochum

Kunstmuseum Bochum Kortumstraße 147, 44777 Bochum Tel. +49-(0)234-9104230 www.kunstmuseumbochum.de Bis 31. Dezember 2023: Sichtbar – Die Eigene Sammlung. 18. November 2023 bis 28. April 2024: Our house is a very very very fine house. Gruppenausstellung zum 40-jährigen Jubiläum des Museumsgebäudes. Bonn

Kunstmuseum Bonn Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn Tel. +49-(0)228-776260 www.kunstmuseum-bonn.de Bis 28. Januar 2024: Ausgezeichnet #7: Helen Verhoeven. Bis 18. Februar 2024: Menschheitsdämmerung. Kunst in Umbruchzeiten. Bis 10. März 2023: Günter Fruhtrunk. Retrospektive 1952–1982. 23. November 2023 bis 18. Februar 2024: „Allen Malern herzlichen Dank“. Schenkung Dieter Krieg aus der Sammlung Oehmen.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Museumsmeile Bonn Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn Tel. +49-(0)228-9171-0 www.bundeskunsthalle.de Bis 7. Januar 2024: Bundespreis für Kunststudierende. Bis 28. Januar 2024: Alles auf einmal: Die Postmoderne, 1967–1992. 24. November 2023 bis 17. März 2024: Immanuel Kant und die offenen Fragen. 13. Dezember 2023 bis 1. April 2024: Anna Oppermann. Eine Retrospektive.

Neues Museum Weserburg Bremen Teerhof 20, 28199 Bremen Tel. +49-421-598390 www.weserburg.de Bis 2. Juni 2024: Von De Stijl bis Boekie Woekie. Künstlerpublikationen aus den Niederlanden. 18. November 2023 bis 31. März 2024: Kay Rosen. Now and Then. Düsseldorf

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K 20 Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf Tel. +49-(0)211-8381130 www.kunstsammlung.de Bis 14. Januar 2024: Chaïm Soutine. Gegen den Strom. Bis 31. Januar 2024: Die Sammlung. Befragen und Weiterdenken.

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K 21 Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf Tel. +49-(0)211-8381204 www.kunstsammlung.de Bis 14. Januar 2024: Isaac Julien. What Freedom Is To Me. Bis 18. Februar 2024: Andrea Büttner. No Fear, No Shame, No Confusion.

Kunstmuseum Bonn www.kunstmuseum-bonn.de

Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf Tel. +49-(0)211-8996260 www.kunstpalast.de Ab 21. November 2023: Das Warten hat ein Ende: Der neue Kunstpalast. Bis 7. Januar 2024: Cornelius Völker. Vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge. Bis 21. Januar 2024: Tod und Teufel. Faszination des Horrors. Duisburg

Am Wall 207, 28195 Bremen Tel. +49-421-32908-0 www.kunsthalle-bremen.de Bis 3. Dezember 2023: Holmead. Schenkung Alfred Moeke. Bis 18. Februar 2024: Geburtstagsgäste. Monet bis van Gogh. Bis 18. Februar 2024: Paris auf Papier. 25. November 2023 bis 11. Februar 2024: U18. Zwischen Dürer und Cage.

Bis 28. Januar 2024 Ausgezeichnet #7: Helen Verhoeven

Kunstpalast

Bremen

Kunsthalle Bremen

Helen Verhoeven, Tennessee, 2019, Acryl auf Leinwand, Kunstmuseum Bonn, Foto: dotgain.info, © Helen Verhoeven.

COBRA No. 1 Bulletin pour la coordination des investigations artistique, 1949, Künstlerzeitschrift

Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum Friedrich-Wilhelm-Straße 40 47049 Duisburg, Tel. +49-(0)203-2832630 www.lehmbruckmuseum.de Bis 21. Januar 2024: Surreale Welten. Bis 25. Februar 2024: Alicja Kwade. In Agnosie.

Bis 2. Juni 2024 Von De Stijl bis Boekie Woekie. Künstlerpublikationen aus den Niederlanden Neues Museum Weserburg Bremen www.weserburg.de


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Emden

Kunsthalle Emden Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden Tel. +49-(0)4921-97500 www.kunsthalle-emden.de Bis 28. Januar 2024: Kunst·Stoff. Textil als künstlerisches Material.

Deichtorhallen Hamburg Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg Tel. +49-(0)40-32103-0 www.deichtorhallen.de Bis 21. Januar 2024: Kathrin Linkersdorff. Bis 25. Februar 2024: Dix und die Gegenwart. Bis 3. März 2024: Cindy Sherman. Anti-Fashion.

Hamburger Kunsthalle Frankfurt

Liebieghaus Skulpturensammlung

Sturtevant, Gonzalez-Torres, Untitled (America), 2004, MMK Museum für Moderne Kunst, © Sturtevant, Foto: Axel Schneider

Bis 11. Februar 2024 Channeling MMK Museum für Moderne Kunst www.mmk.art

Schaumainkai 71, 60536 Frankfurt Tel. +49-(0)69-650049-0 www.liebieghaus.de Bis 21. Januar 2024: Maschinenraum der Götter.

MMK Museum für Moderne Kunst Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main Tel. +49-(0)69-21230447 www.mmk.art Bis 11. Februar 2024: Channeling.

Schirn Kunsthalle Frankfurt Römerberg, 60311 Frankfurt Tel. +49-(0)69-299882-0, www.schirn.de Bis 14. Januar 2024: Maruša Sagadin. Bis 18. Februar 2024: Lyonel Feininger. 9. November 2023 bis 28. Januar 2024: John Akomfrah.

Städel Museum Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt Tel. +49-(0)69-6050980 www.staedelmuseum.de Bis 4. Februar 2024: Victor Man. Die Linien des Lebens. Bis 18. Februar 2024: Holbein und die Renaissance im Norden. 1. Dezember 2023 bis 14. April 2024: Miron Schmückle. Flesh für Fantasy.

Installationsansicht Füsun Onur. Retrospective A Room with a Muse, 2023 Museum Ludwig, Köln 2023 © Füsun Onur, Foto: Saša Fuis Bis 28. Januar 2024 Füsun Onur. Retrospektive Museum Ludwig www.museenkoeln.de

Hamburg

Bucerius Kunstforum Alter Wall 12, 20457 Hamburg Tel. +49-(0)403609960 www.buceriuskunstforum.de Bis 28. Januar 2024: Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten. 17. Februar bis 26. Mai 2024: Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870–1945).

Glockengießerwall, 20095 Hamburg Tel. +49-(0)40-428131-200 www.hamburger-kunsthalle.de Bis 12. November 2023: Walid Raad. Cotton Under My Feet: The Hamburg Chapter. Bis 25. Februar 2024: Herausragend! Das Relief von Rodin bis Taeuber-Arp. 17. November 2023 bis 10. März 2024: Figur und Landschaft. Werke des 19. Jahrhunderts aus zwei Hamburger Privatsammlungen. 15. Dezember 2023 bis 1. April 2024: Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit.

Sprengel Museum Hannover Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover Tel. +49-(0)511-168-43875 www.sprengel-museum.de Bis 14. Januar 2024: Adrian Sauer: Truth Table. 15. November 2023 bis 18. Februar 2024: Was hat das mit mir zu tun? 18. November 2023 bis 3. März 2024: Christian Retschlag. Hannover – Mont Ventoux. 25. November 2023 bis 4. Februar 2024: Sprengel@Feinkunst. Jaq Lisboa: How to be an artist like me. 29. November 2023 bis 25. Februar 2024: Fotografien der Moderne. Köln

Museum Ludwig Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln Tel. +49-(0)221-221-26165 www.museenkoeln.de Bis 28. Januar 2024: Füsun Onur. Retrospektive. Bis 4. Februar 2024: Pablo Picasso Suite 156 mit Kubra Khademi. Bis 3. März 2024: Walde Huth. Material und Mode. 11. November 2023 bis 10. März 2024: 1000 … miles to the edge – Schenkung Kasper König. 18. November 2023 bis 7. April 2024: Wolfgang-Hahn-Preis 2023. Francis Alÿs.


Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Obenmarspforten (am Kölner Rathaus) 50667 Köln, Tel. +49-(0)221-221-21119 www.wallraf.museum Bis 21. April 2024: Sammlerträume. Sternstunden niederländischer Barockkunst. Bis 27. Oktober 2024: Sensation des Sehens. Die Sammlung Werner Nekes: Vol. 2 Impressionismus. München

Haus der Kunst Prinzregentenstraße 1, 80538 München Tel. +49-(0)89-21127-113 www.hausderkunst.de Bis 10. März 2024: In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956–1976. Bis 10. März 2024: WangShui. Toleranzfenster. Bis 1. April 2024: Martino Gamper. Sitzung.

Alte Pinakothek Barer Straße 27, 80333 München Tel. +49-(0)89-23805-216 www.pinakothek.de Bis 26. November 2023: Fantasie und Wirklichkeit – Salomon van Ruysdaels Utrechter „Plompetoren“. Bis 4. Februar 2024: Venezia 500. Die sanfte Revolution der venezianischen Malerei. Von Goya bis Manet. Meisterwerke der Neuen Pinakothek in der Alten Pinakothek.

Pinakothek der Moderne Barer Straße 40, 80333 München Tel. +49-(0)89-23805-360 www.pinakothek.de Bis 31. Dezember 2024: Mix & Match. Die Sammlung neu entdecken. 1. Dezember 2023 bis 17. März 2024: Glitch. Die Kunst der Störung.

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München Luisenstraße 33, 80333 München Tel. +49-(0)89-233-96933, www.lenbachhaus.de Bis 10. März 2024: Turner. Three Horizons. (Kunstbau). 21. November 2023 bis 7. April 2024: Günter Fruhtrunk. Die Pariser Jahre (1954–1967).


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Potsdam

Frankreich

Museum Barberini

Paris

Alter Markt, Humboldtstraße 5–6 14467 Potsdam, Tel. +49-(0)331-236014-499 www.museum-barberini.com 18. November 2023 bis 1. April 2024: Munch. Lebenslandschaft. Stuttgart Edvard Munch Der gelbe Baumstamm, 1912 Öl auf Leinwand, 129,5 × 159,5 cm Munchmuseet, Oslo 18. November 2023 bis 1. April 2024 Munch. Lebenslandschaft Museum Barberini www.museum-barberini.com

Staatsgalerie Stuttgart Konrad-Adenauer-Straße 30–32 70173 Stuttgart, Tel. +49-(0)711-47040-0 www.staatsgalerie.de Bis 18. Februar 2024: Images of the Present. 24. November 2023 bis 17. März 2024: Modigliani. Moderne Blicke. Weil am Rhein

Centre Pompidou Le Centre National D’Art et de Culture, Georges Pompidou, Musée National d’Art Moderne Rue Saint-Martin, Place Georges Pompidou F-75004 Paris, Tel. +33-(0)1-44781233 www.centrepompidou.fr Bis 13. November 2023: Over the Rainbow. Bis 8. Januar 2024: Marcel Duchamp Prize 2023. The nominees. Bis 15. Januar 2024: Picasso. Endlessly Drawing. Bis 26. Februar 2024: Gilles Aillaud. Political Animal. Bis 26. Februar 2024: Chagall At Work. Drawings, Ceramics and Sculptures 1945–1970. Bis 26. Februar 2024: Capital Image. New Technologies and Economies of Photography. Bis 25. März 2024: Body to Body. Photographic Stories.

Vitra Design Museum Charles-Eames-Str. 1, 79576 Weil am Rhein Tel. +49-(0)7621-7023200 www.design-museum.de Bis 3. März 2024: Iwan Baan. Momente der Architektur. Bis 5. Mai 2024: Colour Rush! Eine Installation von Sabine Marcelis. 18. November 2023 bis 21. April 2024: Tane Garden House.

Musée du Louvre Rue de Rivoli, 75001 Paris Tel. +33-(0)1-40205050, www.louvre.fr Bis 8. Januar 2024: Naples in Paris. The Louvre hosts the Museo di Capodimonte. Bis 29. Januar 2024: The Treasury of Notre-Dame Cathedral. From its Origins to Viollet-le-Duc. 9. November 2023 bis 26. Februar 2024: Claude Gillot.

Wuppertal

Von der Heydt-Museum

Albrecht Tübke, Ohne Titel, aus der Serie: Jugend, 1998, © Albrecht Tübke Bis 18. Februar 2024 Images of the Present 30 Jahre Dokumentarfotografie Förderpreise Staatsgalerie Stuttgart www.staatsgalerie.de

Turmhof 8, 42103 Wuppertal Tel. +49-(0)202-5636231 www.von-der-heydt-museum.de Bis 7. Januar 2024: Pablo Picasso | Max Beckmann. Mensch – Mythos – Welt. Bis 7. Januar 2024: Ein neuer Blick. Impressionismus in der Sammlung des Von der Heydt-Museums. Bis 25. Februar 2024: Erinna König – Retrospektive.

Italien Florenz

Galleria degli Uffizi Piazzale degli Uffizi 6, 50122 Florenz Tel. +39-055-294883, www.uffizi.it Bis 10. Dezember 2023: Rooms with a View. Aby Warburg, Florence and the Laboratory of Images. Bis 14. Januar 2024: „Between Sky and Heart“. Joana Vascongelos at the Uffizi Galleries.

Palazzo Pitti Piazza de’Pitti, 1, 50125 Florenz Tel. +39-055-294883, www.uffizi.it Bis 10. Dezember 2023: Wang Guangyi. Obscured Existence.


Rom

Palazzo delle Esposizioni Via Nazionale, 194, 00184 Roma Tel +39-06-39967500 www.palazzoesposizioni.it Bis 28. Januar 2024: Don McCullin in Rome. Bis 28. Januar 2024: Boris Mikhailov: Ukrainian Diary. Bis 24. März 2024: Time Machines. The journey through the universe starts with you.

Österreich Wien

Albertina Albertinaplatz 1, A–1010 Wien Tel. +43-(0)1-534830, www.albertina.at Bis 14. Januar 2024: Michelangelo und die Folgen. Bis 21. Januar 2024: Joel Sternfeld. American Prospects. Bis 18. Februar 2024: Gottfried Helnwein. Realität und Fiktion. Bis 25. Februar 2024: Katharina Grosse. Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden. 17. November bis 18. Februar 2024: Herbert Boeckl – Oskar Kokoschka.

Albertina Modern Karlsplatz 5, 1010 Wien Tel. +43-(0)1-534830, www.albertina.at Bis 21. Januar 2024: Österreich – Deutschland. Malerei 1970 bis 2020.

MUMOK – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien MuseumsQuartier, Museumsplatz 1 A-1070 Wien, Tel. +43-(0)1-525 00 www.mumok.at Bis 31. Dezember 2023: Friedrich Kiesler. Endless House. Bis 7. Januar 2024: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik. Bis 7. Januar 2024: Adam Pendleton. Blackness, White, and Light. Bis 7. Januar 2024: On Stage. Kunst als Bühne. Bis 7. Januar 2024: Benoît Piéron. Monstera deliciosa.


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Schweiz Basel

Kunsthalle Basel Steinenberg 7, 4051 Basel Tel +41-(0)61-2069900 www.kunsthallebasel.ch Bis 12. November 2023: Phung-Tien Phan. Kartoffel. Bis 21. Januar 2024: Diego Marcon. Have You Checked the Children. Bis 11. August 2024: Nolan Oswald Dennis. RückwandProjekt. 25. November 2023 bis 7. Januar 2024: Regionale 24. Davor, danach und alles dazwischen. Phung-Tien Phan, Hans, 2023, Detailansicht, in: Phung-Tien Phan, Kartoffel, Kunsthalle Basel, 2023, Foto: Philipp Hänger / Kunsthalle Basel Bis 12. November 2023 Phung-Tien Phan. Kartoffel Kunsthalle Basel www.kunsthallebasel.ch

Kunstmuseum Basel St. Alban-Graben 16, 4010 Basel Tel. +41-(0)61-2066262 www.kunstmuseumbasel.ch Bis 21. Januar 2024: Matisse, Derain und ihre Freunde. Die Pariser Avantgarde 1904–1908. Bis 4. Februar 2024: Jasper Johns – Der Künstler als Sammler. Von Cézanne bis de Kooning. Bis 14. April 2024: Bernard Buffet. Existenzialist und Populärkünstler. Bis 17. März 2024: Carrie Mae Weems. The Evidence of Things Not Seen.

Fondation Beyeler Baselstrasse 101, 4125 Riehen/Basel Tel. +41-(0)61-6459700 www.fondationbeyeler.ch Bis 2. Januar 2024: Von Cézanne bis Tillmanns. Die neue Sammlungspräsentation in der Fondation Beyeler. Bis 28. Januar 2024: Niko Pirosmani. Zürich

Bis 14. Januar 2024 Zeit. Von Dürer bis Bonvicini Kunsthaus Zürich www.kunsthaus.ch

Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich Tel. +41-43-4466767 www.museum-gestaltung.ch Bis 26. November 2023: Der Modulor – Maß und Proportion. Bis 25. Februar 2024: Bodies – Körperbilder im Plakat. 1. Dezember 2023 bis 14. April 2024: Margrit Linck, Pionierin der Keramik.

Spanien Madrid

Museo Nacional del Prado

Basel/Riehen

Albrecht Dürer, Melencolia I, 1514, Kupferstich auf Papier, 32 x 22 cm, Kunsthaus Zürich, Sammlung Landammann Dietrich Schindler, 2000

Museum für Gestaltung Zürich

Kunsthaus Zürich Heimplatz 1, 8001 Zürich Tel. +41-(0)44-2538484 www.kunsthaus.ch Bis 12. November 2023: Stellung beziehen – Käthe Kollwitz. Mit Interventionen von Mona Hatoum. Bis 14. Januar 2024: Zeit. Von Dürer bis Bonvicini. Bis 21. Januar 2024: Ernst Scheidegger. Fotograf.

Calle Ruiz de Alarcón, 23, 28014 Madrid Tel. +34-(0)91-3302800 www.museodelprado.es Bis 14. Januar 2024: From the pen to the burin. The drawing to record in Goya’s time. Bis 14. Januar 2024: The Lost Mirror. Jews and Conversos in Medieval Spain.

Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia Calle Santa Isabel, 52, 28012 Madrid Tel. +34-(0)91-7741000 www.museoreinasofia.es Bis 22. Januar 2024: Call it Something Else. Something Else Press, Inc. (1963–1974). Bis 26. Februar 2024: Ben Shahn. On Nonconformity. 15. November 2023 bis 4. März 2024: Picasso 1906. The Turning Point. 30. November 2023 bis 10. März 2024: Ulla von Brandenburg. Spaces in a sequence.

Museo Thyssen-Bornemisza Palacio de Villahermosa, Paseo del Prado 8 28014 Madrid, Tel. +34-(0)91-690151 www.museothyssen.org Bis 14. Januar 2024: Picasso. The sacred and the profane. Bis 15. Januar 2024: Jordy Kerwick. Bis 28. Januar 2024: Liquid Intellligence. Bis 4. Februar 2024: Ancient and modern teachers. Bis 4. Februar 2024: Women Masters.

Die Angaben beruhen auf den Informationen der Aussteller. Änderungen nach Redaktionsschluss vorbehalten.


Abonnement | 89

Kunst+Material auch im Abonnement! Kunst+Material erscheint zweimonatlich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren und bietet Einblicke in Ateliers und Arbeitsweisen von porträtierten Künstler:innen, stellt interessante Inhalte im Sonderthema vor, präsentiert aktuelle Ausstellungen und gibt neben News aus der Kunstwelt viele spannende Buchempfehlungen an die Hand. Neu und exklusiv gibt es inspirierende Bildstrecken zu Materialien und künstlerischen Techniken. Hintergrundstories aus der Feder von Expert:innen informieren über die unterschiedlichsten Materialien und ihre Geschichte, und auch Künstlerinnen und Künstler selbst kommen zu Wort und stellen ihr Lieblingsmaterial vor.#

Abonnement

Bestellungen boesner GmbH holding + innovations „Kunst+Material“ – Abonnement Gewerkenstraße 2, D-58456 Witten oder abo@kunst-und-material.de Fax +49-(0)2302-97311-33

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[ ] Ja, ich bestelle das Probe-Abonnement und beziehe die nächsten drei Ausgaben von Kunst+Material zum einmaligen Kennenlern-Preis von 14,50 EUR bzw. 14,50 CHF (Schweiz). Danach bekomme ich Kunst+Material bequem nach Hause – zum Jahresbezugspreis von 49,50 EUR/CHF für sechs Ausgaben. Dazu brauche ich nichts weiter zu veranlassen. Wenn ich Kunst+Material nicht weiterlesen möchte, kündige ich das Probe-Abo schriftlich bis spätestens eine Woche nach Erhalt des 2. Heftes. Dieses Angebot gilt in Deutschland und der Schweiz.

Widerrufsrecht: Diese Vertragserklärung kann innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) schriftlich gekündigt werden. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Der Widerruf ist an die jeweilige Bestelladresse zu richten.

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Datum, rechtsverbindliche Unterschrift


90 | Kurz notiert

Universaltalent

Weißblech Mit Weißblechen ausgestattete Wände eignen sich glänzend für die Präsentation von Skizzen oder Fotografien, für wechselnde Dekorationen oder das Fixieren von Entwürfen, Papieren und festgehaltenen Ideen. Die glatte Oberfläche der verzinnten Bleche lässt sich auch mit nicht-permanenten Markern oder Ölkreiden beschreiben und bezeichnen. Haftkräftige Magnete tragen Poster und Plakate ebenso wie leichtere Werkzeuge und kleinteiliges Zubehör.

Wolfgang-Hahn-Preis für Anna Boghiguian Anna Boghiguian (geb. 1946 in Kairo) wird mit dem 30. WolfgangHahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig, Köln ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet im November 2024 während der Art Cologne 2024 statt. Die ägyptisch-kanadische Künstlerin armenischer Herkunft zählt zu einer der spannendsten Positionen der Gegenwartskunst. Bekannt ist sie für ihre figurativen Wandmalereien, (Notiz-)Bücher, Zeichnungen, Gemälde, Fotografien und Skulpturen und auch für einige spektakuläre großformatige Installationen. Sie gilt als einfühlsame Beobachterin des menschlichen Daseins und vermittelt eine Interpretation des zeitgenössischen Lebens, in der sie inhaltlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Dichtung und Politik, Geschichte und Literatur oszilliert.

Anna Boghiguian, 2017, Courtesy: Castello di Rivoli, © Anna Boghiguian, Foto: Andrea Germani

Der Wolfgang-Hahn-Preis wird jährlich von der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig vergeben. Mit der Auszeichnung sollen vorrangig zeitgenössische Künstler:innen geehrt werden, die sich in der Kunstwelt durch ein international anerkanntes Œuvre bereits einen Namen gemacht haben, in Deutschland aber noch nicht so bekannt sind, wie sie es verdienen.

Der kurze Weg zur Kunst

www.instagram.com/ boesner_deutschland/ www.facebook.com/ boesner/ twitter.com/boesner boesner.com/kunstportal 33 x in Deutschland und 1 x Versandservice 3 x in Österreich 4 x in der Schweiz 5 x in Frankreich www.boesner.com


Kurz notiert | 91

Filmtipp

Der Schatten von Caravaggio

Caravaggio (Riccardo Scamarcio) beim Skizzieren © Wild Bunch Germany, 2023

Italien 1600. Michelangelo Merisi (Riccardo Scamarcio), besser bekannt unter dem Namen Caravaggio, sorgt für Aufsehen in der Öffentlichkeit und zieht sich den Unmut der Behörden zu. Er sieht sich als Mann des Volkes, verachtet das Dogma, was Kunst sein darf und was nicht, was und wen man abbilden darf in seinen Heiligenbildern. Als Papst Paul V. erfährt, dass Caravaggio für seine Gemälde Prostituierte, Diebe und Streuner als Modelle benutzt, schickt er seinen besten Geheimagenten los. Von seinen Recherchen wird es abhängen, ob Caravaggio für die Ermordung eines romantischen Rivalen zur Rechenschaft gezogen und zum Tode verurteilt wird. Der Schatten (Louis Garrel) taucht ein in die schillernde Welt des Malers, der so lebt, wie er malt. Die einfachen Menschen lieben ihn dafür, dass er auf die Regeln der Obrigkeit pfeift. Die Frauen können sich seiner Ausstrahlung nicht entziehen, ob es nun seine wichtigste Mäzenin ist, die reiche Marquise Costanza Colonna (Isabelle Huppert) oder die berühmt-berüchtigte Prostituierte Lena (Micaela Ramazzotti), Caravaggios Lieblingsmodell. Der Künstler ahnt noch nicht, dass sein Schicksal in den Händen eines Spions liegt, der keine guten Absichten hat …

Jetzt im Kino!

Mit Leichtigkeit Balsaholz sollte in keiner Werkstatt und keinem Atelier fehlen. Mit dem leichten und vor allem leicht zu bearbeitenden Werkstoff lassen sich fantasievolle Ideen ganz einfach umsetzen. Auch außerhalb seines klassischen Einsatzgebietes Modellbau bietet Balsaholz vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung − man benötigt lediglich Schneidwerkzeuge, Schleifpapier und etwas Farbe.


92 | Farbkasten

Farbkasten Die Pinnwand – Infos von Leser zu Leser Haben Sie etwas zu verkaufen? Suchen Sie schon seit langem ein bestimmtes Stück? Ziehen Sie um und suchen in der neuen Stadt dringend einen Raum für Ihre kreative Arbeit? Hier verspricht eine kostenlose private Kleinanzeige in unserer Rubrik Farbkasten Erfolg.

Ihr Angebot oder Ihr Gesuch findet auf bis zu fünf Druckzeilen Platz; als Kontaktdaten sollten mindestens eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse angegeben sein. Chiffre-Wünsche können leider nicht berücksichtigt werden. Für eventuelle Rückfragen und die interne Anzeigenverwaltung benötigen wir die vollständige Postanschrift mit Telefonnummer. Wenn Sie eine kostenlose private Kleinanzeige aufgeben möchten, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie senden uns den ausgefüllten Kleinanzeigen-Coupon per Post an die unten stehende Adresse, oder Sie schicken Ihren Kleinanzeigentext als E-Mail. Beim Ausfüllen bitte beachten: Bitte lassen Sie nach jedem Wort oder Satz-

zeichen ein Leerzeichen frei und überprüfen Sie die Länge des Textes, eventuell mithilfe des Coupons. Achtung: Aufträge für Kleinanzeigen können nicht telefonisch entgegengenommen werden! Die Veröffentlichung bleibt vorbehalten. Im Farbkasten besteht auch die Möglichkeit, gewerbliche Kleinanzeigen zu veröffentlichen. Für nähere Informationen nehmen Sie bitte Kontakt unter anzeigen@kunst-und-material.de auf. Anzeigenschluss für private wie gewerbliche Kleinanzeigen für die Ausgabe Kunst+Material Januar/Februar 2024 ist der 10. Dezember 2023.#

Ihr kostenloser Farbtupfer in der nächsten Ausgabe: Vorname Nachname Postanschrift

Telefon E-Mail Suche

Biete

E-Mail: anzeigen@kunst-und-material.de Post an: boesner GmbH holding + innovations, Kunst+Material – Kleinanzeigen, Gewerkenstraße 2, 58456 Witten.


Biete Via Artis Rom – deutsche Kunsthistoriker/innen bieten Kunstführungen durch das antike Rom – vom Kapitol zum Kolosseum, Sankt Peter + der Vatikan, Museumsbesuche, Abendspaziergang über Roms Plätze, Tagesexkursionen nach Tivoli, Ostia, Pompeji oder Florenz. Oder wollten Sie nur shoppen + gut essen? Was immer Sie suchen, wir führen Sie hin! kunst.spaziergang.rom@gmail.com. Pigmente streicheln Seidenpapier. Farben verzaubern Strukturen. Eigene Leinwandbilder entstehen: abstrakt – ganz konkret! 07./08.10.23, je 10.00–13.30 Uhr – und auf Anfrage, in Potsdam. Infos unter: www.kimages.de – Veranstaltungen. Entdecken Sie Ihren eigenen Malstil! Atelierintensivkurs für Intuitives Malen. Malen ohne zielgerichtete Ausrichtung mobilisiert die Intuition. Erlernen von Maltechniken und Freie Malerei, So., 12. November 2023, 10.00–14.00 Uhr, www.koki-van-trotten.de. Couple-Life-Drawing/ Painting am 18.11.23, 10.00–16.00 Uhr in Potsdam, EUR 60 inkl. Modelle und Pausen, Infos/Anmeldung: ks@kimages.de.

Biete Künstlerwebsitegestaltung an sowie Katalogerstellung (Layout und hochwertiger Druck), Visitenkarten, Logogestaltung, Flyer, Fotoshootings und Fotografie Kunstwerke (all in one). Professionelle Umsetzung garantiert, Top Preise! Tel. +43-677-63116354, https:// unendlichegrafikgrenzemobin.com. Werkzeug für Hoch- und Tiefdruck (z.B. Schnitzerwerkzeug, Radiernadeln in Holzfassung oder Reißnadeln, Walzen, Easy-Print-Platten u.v.m. Nur für Selbstabholer:innen. Bei Interesse erreichbar: Tel. +49(0)176-31313544, oder E-Mail: monika.bolte@web.de. Produzentengalerie in Düsseldorf bietet Ausstellungsmöglichkeiten an. Da alle Termine für 2024 bereits vergeben sind, bitten wir um Bewerbungen für das Ausstellungsjahr 2025. Für nähergehende Informationen besuchen Sie uns unter www.galerieartroom.de. Aktzeichnen für alle in Potsdam – mit und ohne Vorkenntnisse – im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum. Jeden 1. Donnerstag, 19.00–21.30 Uhr und jeden 3. Sa, 12.00–14.30 Uhr (EUR 15 inkl. Modell + EUR 1 Raum), Infos/Anmeldung über info@kimages.de.

Encaustic-Workshops Herbst 2023 – jahrtausendalte Heißwachsmalkunst der alten Ägypter/Griechen – Kunst für die Ewigkeit. Verschieden bunte Farben aus Bienenwachs werden auf einem modernen Maleisen aufgeschmolzen und heiß auf Spezialpapier/Leinwand gemalt. Da die Wachsfarben immer anders fließen, entstehen fantastische Strukturen und Farbverläufe in brillanten Farben. Encaustic Grund-/Aufbau/Leinwand-Kurse Herbst 2023 im Pfarrheim Pilsach, Hofmühlstr. 11, 92367 Pilsach. Kursprogramm /Anmeldung: Tel. +49-(0)176-83677865, www.graphic-arts-zwengauer.de, info@graphic-arts-zwengauer.de. Farbe tanzt auf Japanpapier. Mittels Washi präparieren wir den Untergrund so, dass Strukturen entstehen. Die Bilder werden bildhauerisch herausgearbeitet und wirken noch lebendiger – mit Katrin Seifert in Potsdam 11./12.11.2023, je 10.00– 14.00 Uhr – und auf Anfrage, Potsdam. Infos unter: www.kimages.de – Veranstaltungen. In Ahrenshoop Acrylmalen und Zeichnen, 10. April bis 14. April 2024, günstige Unterkunft kann bis 10. Januar 2024 reserviert werden. Info und Anfragen unter hoffmannke@web.de.

Berlin-Moabit: Aquarellkurs Nassin-Nass-Technik am Beispiel abstrakt, Landschaft und Stillleben. Samstag, 18. November und 2. Dezember. Im Atelier der Künstlerin, Alt-Moabit 53, 10555 Berlin, je EUR 65,00 (Intensivkurs, von 12.00 bis 17.30 Uhr), Tel. E. Eichinger: Tel. +49(0)30-3449394. Illusionen schaffen – Räume malend erweitern. Einführung in die Illusions- und Wandmalerei. Sie lernen, Wandbilder zu kreieren und üben eine Scheinoberfläche zu malen – bei Katrin Seifert im RZ/Atelier 108. 25./26.11.2023, je 10.00– 18.00 Uhr und auf Anfrage, in Potsdam – max. 2 Personen. Infos unter: www.kimages.de – Veranstaltungen. Künstler aus Düsseldorf bietet Ausstellungsmöglichkeiten an. Da das aktuelle Ausstellungsjahr bereits vergeben ist, wird um Bewerbungen für das Ausstellungsjahr 2024 gebeten. Für nähergehende Informationen besuchen Sie mich auf www.tomschrage.de unter dem Reiter „Kunstfenster Gerresheim“. Aus und Ende! Original-Bilderausverkauf bis 10. Dezember 2023, direkt ab Atelier EIKUME, Schweiz, 4410 Liestal, Kontakt und Infos via Homepage: www.fritz-rechsteiner.ch.


94 | Im Gespräch

Marcel fragt Elizabeth Streng genommen fragt hier gar nicht Marcel Proust selbst – vielmehr hat der berühmte Schriftsteller, dessen Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als einer der größten Romane der Weltliteratur gilt, dem berühmt gewordenen Fragebogen seinen Namen gegeben. Proust hat einen solchen Fragebogen wohl mindestens zweimal selbst beantwortet – um die Wende zum 20. Jahrhundert galt das Ausfüllen als beliebtes Gesellschaftsspiel in gehobenen Kreisen. Der erste Bogen, ausgefüllt vom heranwachsenden Proust während eines Festes, wurde posthum 1924 veröffentlicht. Den zweiten Fragebogen betitelte Proust mit „Marcel Proust par lui-même“ („Marcel Proust über sich selbst“). Die ursprünglich 33 Fragen wurden für Kunst+Material auf 29 reduziert – und bieten spannende und nachdenkliche Einblicke in die Gedankenund Gefühlswelt unserer Befragten.

Valentin Louis Georges Eugène Marcel Proust, (1871–1922), französischer Schriftsteller, Kritiker und Intellektueller Elizabeth Anne Weckes (*1968), Künstlerin aus Köln

Wo möchten Sie leben? England, Australien, Tasmanien. Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Atelier im Garten. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Schlechte Frisur. Was ist für Sie das größte Unglück? Turnschuhe/Brexit/Rechtschreibreform. Ihre liebsten Romanhelden? Arthur Dent, Horatio Hornblower. Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Odysseus/Henry VIII. Ihr Lieblingsmaler? Van Gogh, Max Ernst, Paul Nash, Brett Whitely, Grünewald, Hieronymus Bosch. Ihr Lieblingsautor? Thomas Hardy, Ben Aaronowitch, Hemingway, Jack London, Nabokov. Ihr Lieblingskomponist? Brahms, Beethoven, Ravi Shankar, John Lennon, Prince, Mark Knopfler. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Menschen am meisten? Humor, Verlässlichkeit, Mitgefühl. Ihre Lieblingstugend? Malen, Sammeln, Jagen. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Malen. Wer oder was hätten Sie gerne sein mögen? Forscher im

18. Jh., Maria Sibylla Merian. Ihr Hauptcharakterzug? Unterschiedliches gleichzeitig machen, beobachten. Was schätzen Sie bei ihren Freunden am meisten? Treue. Ihr größter Fehler? Chaos. Ihr Traum vom Glück? Atelier mit Garten. Ihre Lieblingsfarbe? Rot/Grün. Ihre Lieblingsblume? Lilie/Palme. Ihr Lieblingsvogel? Papagei. Ihre Helden der Wirklichkeit? Friseure, Künstler. Ihre Lieblingsnamen? Jethro. Was verabscheuen Sie am meisten? Wegwerfen von neuen, nicht kaputten Gegenständen, Spinnen. Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten? Richard III. Welche Reform bewundern Sie am meisten? Frauenwahlrecht. Welche natürliche Begabung möchten Sie besitzen? Viele Sprachen verstehen und sprechen. Wie möchten Sie gerne sterben? Bei der Arbeit im Atelier oder auf Reisen. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Beobachtend, nachdenklich. Ihr Motto? Nach einem Bild ist vor einem Bild.

„Des Künstlers Gefühl ist sein Gesetz.“ Caspar David Friedrich (1774–1840)


Im Gespräch | 95

Wer’s weiß, gewinnt! deutscher Maler (Robert)

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Gemälde Picassos (1889): „Der …“

geflügelte Liebesgötter

Kunstrichtung

Name das 14. Jh. mehrerer in Italien Dynastien (Kunstin China wiss.)

mexikan. Architekt (Luis) minderwertige Nachahmung

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amerik. Comiczeichner (Dik) span. Maler (Salvador) deutscher Dadaist, Surrealist (Hans)

ital. Modeschöpfer (Giorgio)

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5 besonderes Merkmal

1. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 250 Euro

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Einfassung dt. Maler und Grafiker (Wolf)

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3. Preis Ein Buch „Sehen und Verstehen“, siehe S. 54–56

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So nehmen Sie teil: Bitte senden Sie das Lösungswort per E-Mail an: raetsel.zeitung@boesner.com oder per Postkarte an: boesner holding GmbH holding + innovations, Gewerkenstr. 2, 58456 Witten. Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2023. 1

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Mitarbeiter von boesner sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung möglich. Die Lösung finden Sie in der nächsten Ausgabe.

D G C L S U R R E A L I SMU S Q C A R M O T U H V R I K E B A N A G A L E R I S T R F D M U E I S F R P O R T R A E T D A L I A R G G T EMP E R A © Freimut Woessner

frz. Maler u. Grafiker (Camille)

2. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro

Das Lösungswort des Preisrätsels aus Kunst+Material September/Oktober 2023 ist: ALABASTER Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.


96 | Vorschau

Herausgeber boesner GmbH holding + innovations Gewerkenstr. 2, 58456 Witten Tel. +49-(0)2302-97311-10 Fax +49-(0)2302-97311-48 info@boesner.com V.i.S.d.P.: Jörg Vester

Die nächste Kunst+Material erscheint im Januar 2024

Redaktion Dr. Sabine Burbaum-Machert redaktion@kunst-und-material.de Satz und Grafische Gestaltung Birgit Boesner, Hattingen mail@bboes.de Anzeigen Dr. Sabine Burbaum-Machert anzeigen@kunst-und-material.de Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 01.02.2023 Herstellung Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg Erscheinungsweise zweimonatlich © 2023 bei der boesner GmbH holding + innovations. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen jeglicher Art, Aufnahmen in OnlineDienste und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Rom, DVD-Rom etc. bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. Unverlangte Manuskripte, Fotos und Dateien usw. sind nicht honorarfähig. Sie werden nicht zurückgesandt und für sie wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Eine Veröffentlichung von Daten, insbesondere Terminen, erfolgt trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Redaktionsund Anzeigenschluss ist immer der 15. des jeweiligen Vormonats. Seiten 3, 45, 90 oben, 91 links, 93, U4: Ina Riepe.vSeite 4: (6) Elizabeth Weckes im Atelier, Foto: Tom Edelkind, Köln; (18) Nicolas Party, Swamp, 2022, © Nicolas Party, Foto: Adam Reich; (36) Malerei und Fotografie: Ina Riepe; (42) Edgar Degas, Kleine vierzehnjährige Tänzerin, Washington, National Gallery of Art; (66) William Turner, Drei Seeansichten, © Foto: Tate; (74) Ausstellungsansicht: „Geniale Frauen – Künstlerinnen und ihre Weggefährten, Foto: Ulrich Perrey; (78) Ausstellungsansicht: „Jasper Johns – Der Künstler als Sammler“, links: Marcel Duchamp, Handprint with Letter, rechts: Marcel Duchamp, Self-Portrait in Profile (Marcel dechiravit), © Association Marcel Duchamp / VG Bild-Kunst, Bonn 2023 / Marcel Duchamp, © Collection of Jasper Johns, Foto: Julian Salinas. Seiten 8, 10–16: Fotos: Elizabeth Weckes. Seite 94 unten: Foto: Tom Edelkind, Köln. Verlag und Redaktion danken den Rechteinhabern für die Reproduktionsgenehmigungen. Nicht nachgewiesene Abbildungen entstammen dem Archiv des Verlags. Konnten trotz sorgfältigster Recherche Inhaber von Rechten nicht ermittelt werden, wird freundlich um Meldung gebeten.

Porträt Stefan Bircheneder Als unsere Autorin Julia Behrens die Arbeiten von Stefan Bircheneder in diesem Frühjahr auf einer Kunstmesse entdeckte, war ihre Neugier sofort geweckt: Wer hatte da eine Reihe von Toiletten- und Duschkabinen, die ordentlich in die Jahre gekommen waren, mitten in eine der AusstelStefan Bircheneder lungshallen versetzt? Erst bei Foto: Wolfram Schmidt näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich hier nicht um „objets trouvés“ handelte, sondern um täuschend echte Malerei. Abgesehen von wenigen Details bestand alles aus Leinwand, Keilrahmen und Farbe. Stefan Bircheneder kommt aus Bayern und war lange als Kirchenmaler tätig. Doch irgendwann interessierte er sich mehr für Rost und Risse in Fabrikruinen als für Gold, Stuck und Fresken. Julia Behrens hat den Maler in seinem Atelierhaus in Hofkirchen bei Passau besucht. Das Künstlerporträt beschreibt, auf welch erstaunliche Weise der Künstler die Kenntnis ausgefeilter, lange tradierter Techniken und barocker Gestaltungsprinzipien mit dem Thema Arbeit und dem Ableben industrieller Produktionsstätten in Deutschland verknüpft.

Thema Sehnsuchtsort Venedig Venedig als Sehnsuchtsort lockt unendlich viele Menschen in die Stadt zu Stadtbummel, Gondelfahrt, Karneval, aber auch, um Biennale, Kirchen und Paläste zu besuchen. Doch nicht alle in Venedig entstandenen Kunstwerke befinden sich noch vor Ort. Sie sind über die – vornehmlich westliche – Welt verteilt. So ist die Junge Frau bei der Toilette von Tizian im Louvre zu bewundern, andere Werke in Wien, London, Madrid, Florenz, New York … Bis 4. Februar 2024 sind jetzt weit über 80 Werke aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Alten Pinakothek in München versammelt und – nur ein paar Schritte entfernt – im Lenbachhaus bis zum 10. März 2023 Werke von William Turner, darunter Ansichten von Venedig. Susanna Partsch nimmt Sie mit auf eine Reise, auf der Ihnen Werke berühmter venezianischer Maler begegnen und natürlich Ansichten der Serenissima.

ISSN 1868-7946 Weitere Themen: Inspiration | Technik | Bücher | Ausstellungen | Im Gespräch




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