BODYMEDIA-Physio-Ausgabe 2-18

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Prävention Kreuzband

Kreuzband – Vorbeugen ist besser als Nachsorgen Text Jonathan Schneidemesser

Wenig andere Verletzungen sind so ärgerlich für Sportler, wie die des Kreuzbandes. Und kaum welche lassen sich besser vermeiden als diese. Die Wissenschaft geht davon aus, dass 50-70 % aller Verletzungen am vorderen Kreuzband (ACL) mit neuromuskulären oder sonstigen Präventionsprogrammen vermeidbar wären. Ging es in den anderen Themenschwerpunktartikeln eher um das alltägliche Training mit Patienten, soll es nun einmal speziell um den Fall Sportler gehen. Skifahrer, Fußballspieler, Handballer, Footballer, Basketballer und natürlich auch viele andere Sportler leben mit der Gefahr, sich am Kreuzband zu verletzen, was bedeutet, dass sie lange pausieren und in den meisten Fällen eine Operation über sich ergehen lassen müssen, nach der eine Erholungszeit von 6-12 Monaten anstehen. Bessere Kontrolle – weniger Verletzungen? Warum so viele ACL-Verletzungen vermeidbar sind, zeigt der Grund ihres Entstehens. Rund 70  % der Verletzungen am vorderen Kreuzband – vor 68

allem Verstauchungen oder Risse – treten durch nur schlecht kontrollierbare Situationen wie Ausweichmanöver oder schlechte Landungen nach einem Sprung auf. 30 % werden tatsächlich durch den Kontakt mit einem Gegenspieler verursacht. In den USA treten jährlich 150.000 Kreuzbandrisse auf, in Deutschland reißt alle 6,5 Minuten eins, das entspricht rund 80.000 Rissen jedes Jahr. Natürlich kommen die Verletzungen nicht nur im Sport vor, aber die Zahl ist erschreckend, insbesondere, wenn man bedenkt, dass Kreuzbandrisse mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Kniegelenksarthrose einhergehen. Da das vordere Kreuzband etwa 10-mal so häufig reißt wie das hintere (40 % : 4 %), beschränken wir uns in diesem Artikel auf das

ACL. Unter den 14-18-jährigen Frauen und 19-25-jährigen Männern zeigt sich die häufigste Verletzungsrate. Die Struktur des hinteren Kreuzbandes schützt es – im Vergleich zum vorderen – besser vor Verletzungen, weswegen es im Sport eher zu ACL-Verletzungen kommt. Hier soll es aber weniger um das Kreuzband an sich gehen, sondern vielmehr um die Prävention mithilfe der Neurophysiotherapie. Letztlich geht es darum, die Beweglichkeit, Körperkontrolle, das Gleichgewicht und die Koordination des Sportlers zu verbessern (Etwas, das übrigens auch für „normale“ Patienten sehr hilfreich ist). Jeder dieser Komponenten sollte in das Trainigsprogramm einfließen, sportartenspezifisch sein und insgesamt etwa


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