46 BODO GEHT AUS | von Bastian Pütter | Fotos: Claudia Siekarski
In einem unauffälligen zweigeschossigen Flachbau in Hombruch „versteckt“ sich eine der spannenden kulinarischen Neueröffnungen der Region. Die erste Überraschung: Wer „Die Küche“ betritt, steht in der Küche. Blickfang gleich am Eingang ist die offene Showküche, statt vom Servicepersonal wird der Gast von Küchenchef Alexander Erdmann begrüßt, der sich im wahrsten Sinne in die Töpfe gucken lässt.
Die Küche – neue (Ess-)Klasse | Dortmund Tradition modern in Hombruch Gastronomie erarbeitetes Können und ein indi-
Gefühl, eigentlich mehr zu können. „So gesehen
viduelles Eingehen auf den Gast. Eine moderne
haben wir 14 Jahre lang Ideen gesammelt“, sagt
Küche mit alten Rezepten: Das Schönste, was
Lukas. „Und hier können wir sie endlich umset-
ihre Gerichte auslösen, sei eine Erinnerung an
zen, hier sind wir Gastgeber. Und wenn wir wol-
die Kindheit, sagt Lukas.
len, machen wir jeden Tag etwas anders.“
Die Karte ist überschaubar – „Mehr als zehn Ge-
Zum Beispiel ein Vier-Gänge-Menü als Kochkurs,
richte braucht man nicht“, sagt Lukas resolut.
das jetzt monatlich angeboten wird, oder die ei-
Außerdem sei fast jeder Sonderwunsch möglich.
gene Feinkostabteilung mit Alexander Erdmanns
Das jeweilige Marktangebot bringt Abwechslung
einzigartiger Vinaigrette zum Mitnehmen.
auf die Wandtafel. Und die Preise sind moderat. Der wechselnde Mittagstisch beginnt bei
Nach sechs Wochen ist bereits klar: Diese neue
vier Euro, nur die Gänsekeule liegt in dieser
Ess-Klasse wird angenommen. Die 25 Plätze im
Woche über der Zehn-Euro-Grenze. Das teuerste
ersten Stock können auf 35 erweitert werden, um
Gericht auf der Abendkarte ist ein Rinderfilet
niemanden abzuweisen. „Die Hombrucher sind
mit Pfeffersauce, Bratkartoffeln und Salat für
wirklich ein freundliches und aufgeschlossenes
scharf kalkulierte 19,50 Euro. Eine weitere Emp-
Publikum. Wenn es mal voll wird und neue Gäste
Keine Fritteuse, keine Mikrowelle, stattdessen
fehlung: Zanderfilet auf Rahmkraut mit Salzkar-
kommen, wechseln andere, die schon gegessen
nur Gasherd und -ofen und -grill – hier kann nur
toffeln für 16 Euro.
haben, von sich aus an die Bar, um Platz zu ma-
frisch gekocht werden. „Der Gast bekommt Einblick
chen. Jeden Abend gibt es Unterhaltungen über
in alle Prozesse, wir verstecken nichts“, sagt Lu-
Wer die Treppe ins Obergeschoss hinaufgeht,
die Tische hinweg. Das ist toll, so haben wir uns
kas Tarabczynski, Barchef und zweite Hälfte des
wird ein zweites Mal überrascht. Ein gar nicht
das vorgestellt.“ (bp)
Esskultur-Duos. Grinsend fügt er hinzu: „Mittags
großer Gastraum, dominiert von einer hineinra-
stehen manchmal vier Kinder hier und schauen
genden Bar, dunkles Holz und gedeckte Braun-
bodo verlost ein Vier-Gänge-Menü „all inclusi-
Alexander auf die Finger. Das muss man als Koch
und Grautöne, indirektes Licht: schick und ge-
ve“ für 2 Personen! (siehe S.33).
schon wollen. Aber das ist ja das Konzept: Es geht
mütlich. „Das ist hier unser Baby. Wir haben von
um die Küche.“
der Grundsanierung an alles selbst gemacht. Es ist so geworden, wie es sollte – und es funkti-
Und um was für eine? Da wird Lukas ernst: „Es
oniert.“
Die Küche – neue (Ess-)Klasse
gibt einfach keinen geraden Stil mehr. Alle ver-
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suchen alles. Die Rezepte werden vermischt und
Der Weg dahin war nicht einfach. Beide haben
Harkortstraße 16 | 44552 Dortmund
verfälscht, überall ist ,mediterranes Flair‘ dabei.“
bei großen Namen gelernt und gearbeitet – das
Tel. 0231 – 968 398 21
Alexander und Lukas hingegen sind Puristen: Ihr
„Dieckmann‘s“ oder die „Dimberger Glocke“ wer-
www.die-kueche-neue-ess-klasse-dortmund.de
Ausgangspunkt ist die traditionelle deutsche Kü-
den die Dortmunder kennen – wurden aber nicht
Mo. bis Sa. 11.30 – 24.00 Uhr
che. Der Rest sind beste Zutaten, in der gehobenen
glücklich mit der fehlenden Freiheit und dem
Küche bis 22.30 Uhr