bodo März 2014

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2.50 Euro | 1,25 Euro für den Verkäufer

bodo

März 2014

GA DAS STRASSENMA

Z IN

Joachim Król | Freiräume für Ungewöhnliches Grimm‘n‘Roll | Märchenmassaker Republik der Wölfe Gemeinwohl | Foodsharing statt Verschwendung 1


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bodo

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INHALT | EDITORIAL

04

Joachim Król Über Sönke Wortmann und Westfalia Herne, über Fernsehkrimis und Freiräume

für ungewöhnliche Projekte, über das Sammeln und das Theater, über polnische Wurzeln und Europa und über hämische SMS zwischen BVB-Fan Król und dem „Schalker“ Peter Lohmeyer. Von Jens Mayer

12

Warum in die Ferne schweifen... Der Hattinger Sagenforscher Dirk Sondermann spricht über das

sagenhafte Ruhrgebiet, sein „Institut für Erzählforschung“, GPS-Erkundungen, den Zwergenkönig Goldemar auf Burg Hardenstein und die Frage, ob

39

die Nibelungen bei Dortmund-Brechten die Lippe überquert haben. Von Wolfgang Kienast

Benjamin und Dominik Reding Die Zwillingsbrüder sind Söhne des Dortmunder Schriftstellers

Josef Reding und haben sich als Filmemacher einen Namen gemacht. Zurzeit arbeiten sie an einem Theaterstück über die Terroristen des „NSU“, die sie Silvester 1996/97 auf dem Erfurter Bahnhof überfielen. Von Jens Mayer

37

Das Mini-Studentenwohnheim Wie will ich im Alter leben? Für Christine Straetling war die Antwort, auch als

sie die 80 Jahre überschritt, klar: „Ich will in meinem Haus bleiben.“ Kurzerhand eröffnete die Enkelin von Moritz Fiege ein kleines Studentenwohnheim. Von Max Florian Kühlem

03 Inhalt | Editorial 07 Soziales | Rollentausch 07 Impressum 08 Neues von bodo 16 Soziales | Foodsharing 16 Recht | Amazon kündigt Kundenkonten 17 Wilde Kräuter | Scharbockskraut

Liebe Leserinnen und Leser, schön, dass Sie wieder dabei sind! Sagen Sie mal, was unterscheidet Bochumer Foodsharer, den wunder-

18 Reportage | Der „Klüngelkerl“

baren Joachim Król, eine Allstar-Band persönlicher Lieblingsmusiker,

20 Kommentar | „Freibier!“

den Sagenforscher Dirk Sondermann und Moritz Fieges Enkelin von

20 News

Thilo Sarrazin?

21 Das Foto 22 Netzwelt | www.bildblog.de

Zugegeben, eine Menge. Für uns entscheidend: Letzterer hat keinen

22 Kinotipp | Journey to Jah

Platz in diesem Heft gefunden. Das könnte gut ein programmatischer Entschluss sein,

23 Veranstaltungskalender | Verlosungen

den man wirklich nicht weiter begründen müsste. In Wahrheit haben die Wirren einer

30 bodo geht aus | Rockalilly

Produktionsphase mit Krankheitsfällen, unterbesetzter Redaktion und kurzfristigem

32 Kultur | Republik der Wölfe

„neu Mischen“ des Heftes den Populisten mit dem Märtyrer-Komplex über die Heftkante

42 Soziales | Aus der Obdachlosigkeit zu den „Oscars“

geschoben. Zwar entschädigt mich niemand für die vergeudete Lebenszeit, die ich mit dem

45 Rätsel

Lesen seines aktuellen, naja, Werkes vergeudet habe, für das Heft sind wir aber glücklich

46 Leserpost

mit dem Ergebnis. Wir hoffen, Ihnen gefällt es auch. Ebenso glücklich sind wir mit Ihrem Beitrag zur Internationalen Woche der Straßenzeitungsverkäufer. Im Februar gab es weltweit Aktionen unserer Kolleginnen und Kollegen der weit über 100 Straßenzeitungen, unsere Idee: Ein Rollentausch. Mehr als 50 von Ihnen,

bodo SCHA FFT CHAN CEN

bodo-Leserinnen und -Leser, haben für einen Tag die Seiten gewechselt und begleitet von unseren Verkäufern das Straßenmagazin angeboten. Unsere Hochachtung und unseren herzlichen Dank für Ihren Einsatz! Das waren aufregende, schöne und lehrreiche Tage in Bochum und Dortmund, gleich an mehreren Stellen im Heft finden Sie Bilder davon. Vielen Dank für Ihre Unterstützung und viele Grüße von bodo. Bastian Pütter – redaktion@bodoev.de 3


MENSCHEN

Joachim Król:

Typisch europäisch

„Ich muss mir jeden Tag sagen, dass ich kein Sammlertyp bin. Ich vermeide das. Aber ich glaube, wenn ich mich ausschließlich darauf konzentrieren könnte, wäre das vielleicht eine Leidenschaft von mir.“

4


Ob im Fernsehkrimi, auf der Theaterbühne oder auf der Kinoleinwand: Joachim Król ist seit über zwanzig Jahren einer der beliebtesten Schauspieler Deutschlands. Dabei legt er beruflich vor allen Dingen auf eines wert: Die Freiheit, seine unterschiedlichen Interessen und Leidenschaften ausleben zu können. von Jens Mayer | Fotos: Jens Oellermann

V

ielleicht ist ja der SC Westfalia 04 Herne

Besetzung in Wortmanns Riesenerfolg „Der

über die Bühne bringe. Es ist mehr als nur Lesen.

daran schuld, dass Joachim Króls Schau-

bewegte Mann“ katapultierte den damals

Ich steige in die Figuren ein. Atmosphäre ist ein

spielkarriere so richtig durchstartete. Zumin-

37-jährigen in die erste Darsteller-Liga. „Das

sehr wichtiges Stichwort.“

dest war es die Vereinsnadel an seinem Revers,

war für uns alle ein ganz wichtiges Ding“,

die Regisseur Sönke Wortmann sofort ins

bestätigt Król.

O

Auge fiel, als Król in den späten 1980er Jahren

b er nun am Staatstheater in Stuttgart eine gefeierte Aufführung von „Szenen

zufällig ein Filmset in Tübingen besuchte, an

Zwanzig Jahre nach „Der bewegte Mann“

einer Ehe“ spielt, mit seiner Lesung unterwegs

dem Wortmann einen seiner Studentenfilme

gehört Joachim Król nach wie vor zu den

ist oder für Film und Fernsehen dreht, die Frei-

drehte. Denn der Filmemacher hatte nach dem

beliebtesten Film- und Fernsehschauspielern

heit, sich auf verschiedenen Feldern ausleben

Abitur kurzzeitig eine Fußballkarriere ange-

Deutschlands. In den vergangenen Jahren

zu können, sei ihm wichtig, betont Król – und

strebt und 1980/81 für eine Saison in Herne

hat er sich vor allem durch diverse Rollen als

Ideen hat er noch viele. Beispielsweise eine

gekickt. „Ich habe Sönke noch spielen sehen“,

TV-Kommissar – in Donna-Leon-Verfilmungen,

mögliche Lesung von persönlich zusammen-

erinnert sich Vereinsmitglied Król, „aber da

in der Krimireihe „Lutter“ oder zuletzt dem

gestellten Gedichten: „Ich wollte mal ein

kannten wir uns noch nicht.“

Frankfurter „Tatort“ – in die Herzen der

Programm machen, das nur aus Fundstücken

Zuschauer gespielt. Doch festlegen lassen

besteht, die mir in diesen Kästchen der Feuille-

Die Verbindung zur westfälischen Heimat

möchte er sich nicht.

ton-Rubriken in der Zeitung begegnet sind.

brachte den Filmemacher und den aufstre-

lerweile wieder beendet, dafür nimmt er

Sammlung ergeben. Ich habe das irgendwann

Filmen. Zwar hatte er 1993 bereits im Debüt-

S

Das spricht mich an. Die schneide ich aus, und

sich Freiräume für ungewöhnliche Projekte, wie

einmal erzählt, aber bislang bin ich noch nicht

film von „Lola rennt“-Regisseur Tom Tykwer

die musikalische Lesung des Romans „Seide“, bei

dazu gekommen. Wie so vieles. Ich habe einige

mitgespielt und in Detlev Bucks Komödie „Wir

der er zusammen mit dem Jazztrio South Of The

Sachen, die so heimlich vor sich hinwarten.“

können auch anders“ geglänzt, aber erst die

Border durch Deutschland tourt. „Ein Glücksfall“,

benden Schauspieler ins Gespräch – und Król zunächst kleinere Rollen in Wortmanns

ein Engagement beim „Tatort“ hat er mitt-

mittlerweile hat sich eine ganz ordentliche

wie Król betont. „Weil es einfach so ein hervor-

Ob er denn ein Sammlertyp sei? Król muss

ragendes Stück Literatur ist, weil den Musikern

lachen: „Oh, mein Gott. Ich muss mir jeden

ein toller Score gelungen ist und mir von heute

Tag sagen, dass ich kein Sammlertyp bin. Ich

auf morgen eine Idee gekommen ist, wie ich das

vermeide das. Aber ich glaube, wenn ich mich ausschließlich darauf konzentrieren könnte, wäre das vielleicht eine Leidenschaft von mir.“ Neben den familiären und freundschaftlichen Beziehungen, die den Wahl-Kölner bis heute mit dem Ruhrgebiet verbinden, steht natür-

Name: Joachim Król Stammt aus: Herne Lebt in: Köln Ausbildung: Schauspieler

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MENSCHEN

„Nach jedem Spiel gibt es ein paar hämische SMS-Nachrichten, aber absolut auf der Spaßebene. Diese ganze Hysterie verstehe ich überhaupt nicht.“ Król über die Freundschaft mit Schalke-Fan Peter Lohmeyer

lich die leidenschaftliche Anhängerschaft von Borussia Dortmund, die mittlerweile so bekannt ist, dass er sogar in der Talkshow von Markus Lanz darüber ausgefragt wird. In einer seiner schönsten Kinorollen, dem langsamen Roadmovie „Zugvögel ... Einmal nach Inari“ von Peter Lichtefeld, spielt er einen einsamen Bierfahrer aus Dortmund, der für einen Fahrplan-Wettbewerb im finnischen Inari mit dem Zug in Richtung Norden fährt, während ihm Peter Lohmeyer als Kommissar auf den Fersen ist. Ausgerechnet Lohmeyer, der öffentlich bekennende Schalke-Fan, wird zum großen Gegenspieler. Die beiden Fußballfans und Schauspielerkollegen nehmen ihre Vereinsrivalität aber sportlich, wie Król unterstreicht: „Wir haben unsere gesammelten Sprüche. Nach jedem Spiel gibt es ein paar hämische SMS-Nachrichten, aber absolut auf der Spaßebene. Diese ganze Hysterie verstehe ich überhaupt nicht.“

A

uch sonst verfolge er von außen, was sich in seiner alten Heimat tue, auch was das

Theater angeht: „Ich weiß, dass es sich immer noch um die dichteste Theaterlandschaft Europas handelt. Dass da mit den Möglichkeiten, die die Städte und Gemeinden haben, nach wie vor hervorragende Arbeit geleistet wird. Dass sie es aber immer noch schwerer haben. Das bedrückt mich, wenn ich das höre, doch ich kann leider auch nicht sagen, dass ich vor kurzem im Theater im Ruhrgebiet war. Aber ich spitze natürlich die Ohren, wenn übers Ruhrgebiet gesprochen wird.“ Noch weiter zurückreichende Wurzeln seiner Biographie kann der Schauspieler, dessen Nachname aus dem Polnischen übersetzt „König“ heißt, mittlerweile nicht mehr zurückverfolgen: „Seit den 1970er Jahren gibt es da keinen Austausch mehr“, bedauert er. „Da gab es ja auch noch den Eisernen Vorhang, und der Kontakt der Familien ist abgebrochen. Dabei rede ich von der Generation vor meinem Vater, der auch schon kein polnisch mehr gesprochen hat. Es ist also bei der Verbindung durch den Namen geblieben – und der Tatsache, dass ich mich im Straßenbild wiederfinde, wenn ich durch polnische Städte laufe. Aber das geht mir in Prag, Paris oder Italien genauso“, lacht er. „Ich habe anscheinend das typische europäische Gesicht.“ (jm)

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SOZIALES

IMPRESSUM

Der bodo-Rollentausch Zur Internationalen Woche der Straßenzeitungsverkäufer baten wir unsere Leserinnen und Leser in Bochum und Dortmund, für einen Tag die Seiten zu wechseln – und mehr als 50 Mutige kamen und schlüpften in die Rolle eines bodo-Verkäufers. von Bastian Pütter | Foto: Sebastian Sellhorst

Herausgeber, Verleger, Redaktion: bodo e.V. , Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.: Bastian Pütter, redaktion@bodoev.de 0231 – 950 978 12, Fax 950 978 20 Layout und Produktion: Andre Noll, Büro für Kommunikationsdesign 0231 – 106 38 31, info@lookatnoll.de Veranstaltungskalender: Petra von Randow, redaktion@bodoev.de Anzeigenleitung: Susanne Schröder, anzeigen@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Vertriebsleitung: Oliver Philipp, vertrieb@bodoev.de 0231 – 950 978 0, Fax 950 978 20 Autoren dieser Ausgabe: René Boyke (rb), Peter Hesse (ph), Wolfgang Kienast (wk), Max Florian Kühlem (mfk), Jens Mayer (jm), Bastian Pütter (bp), Rosi, Rosette Royale, Dr. Birgit Rumpel (biru), Petra von Randow, Sebastian Sellhorst (sese), Volker Töbel Titelfoto: Manuela Danielewicz Fotos: Bianka Boyke (16), Sean Fine (42, 43, 44), Markus Gierse (10), Monika König (9), Jens Oellermann (3, 4, 5, 6 39, 40, 41), Sabrina Richmann (20), Daniel Sadrowski (3, 12, 13, 14, 15, 30, 33, 35, 36, 38), Sebastian Sellhorst (7, 8, 9, 11, 16, 20, 21, 46), Claudia Siekarski (11), Stefan Tuschy, Bande – für Gestaltung (17), Werner Wicke (18, 19), Annette Wolter (31) Cartoon: Volker Dornemann Druck: LN Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien Auflage, Erscheinungsweise: 20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung) Redaktions- und Anzeigenschluss: für die April-Ausgabe 10.03.2014 Anzeigen: Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

Vom Schüler bis zum Ratsmitglied, vom

Barbara Heinz begleitete bodo-Verkäuferin

TU-Studenten über die engagierte Kranken-

Maike auf den Westenhellweg. „Die Aktion

schwester bis zur pensionierten Lehrerin – es

finde ich toll“, sagte die engagierte Dortmun-

waren buntgemischte Gruppen, die sich am

derin, auch wenn man die Not der Einzelnen

6. Februar in Bochum und am 8. Februar in

nicht vollständig ermessen könne. „Machen

Dortmund auf den Weg in die Fußgängerzo-

wir uns nichts vor: Ich kann einfach nach

nen machten. Begleitet von unseren Straßen-

Hause ins Warme gehen.“

experten – den „richtigen“ bodo-Verkäufern – wollten sie sich auf einen Perspektivwech-

Manche Teams trafen wir vertieft in Ge-

sel einlassen.

spräche statt beim Verkauf – auch ein schönes Ergebnis. So vielschichtig die Erlebnisse

Wer schaut hin und wer sieht weg? Begeg-

waren, so einhellig waren die Urteile in

nen einem die Passanten mit Ablehnung

einer Hinsicht: Der Verkauf des Straßenma-

oder Wohlwollen, welche Einsichten ergeben

gazins ist harte Arbeit. Während sich bei

sich aus der neuen Perspektive? Und welches

den einen Frust einstellte – „Eine Stunde

Wissen haben die erfahrenen „Kollegen“

für zwei Zeitungen! Das könnte ich niemals

weiterzugeben?

einen ganzen Tag aushalten.“ –, nahmen andere energisch die Herausforderung an,

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kostenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert eingesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehalten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verein: bodo e.V. ist als gemeinnützig eingetragen im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514 Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund, 0231 – 950 978 0 www.bodoev.de, facebook.com/bodoev Vorstand: Andre Noll, Nicole Hölter, Marcus Parzonka vorstand@bodoev.de Geschäftsleitung, Verwaltung: Tanja Walter, 0231 – 950 978 0, verein@bodoev.de Öffentlichkeitsarbeit: Bastian Pütter, 0231 – 950 978 12 , redaktion@bodoev.de Transporte, Haushaltsauflösungen: Brunhilde Dörscheln, 0231 – 950 978 0, transport@bodoev.de bodos Bücher | Modernes Antiquariat: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund 0231 – 950 978 0, Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

Rollentausch-Verkäuferin Wiltraud Pohl:

schließlich ging ihr Erlös an „ihren“ bodo-

„Mir passierte sofort ein Fauxpas, als

Verkäufer.

Anlaufstelle und Vertrieb Dortmund: Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

loslegen wollte. Aber mein Verkäufer Metin

Elisabeth Wadle aus Bochum bekämpfte ihre

erklärte mir ganz ruhig, dass ich nur an

plötzliche „Unsichtbarkeit“, wie sie sagte,

seinem festen Verkaufsplatz die bodo ver-

mit umso strahlenderem Lächeln und wurde

kaufen dürfe. Auch zeigte er mir seine Art,

belohnt: „Die Leute, die stehenbleiben, sind

die bodo zu verkaufen, alle VerkäuferInnen

wirklich richtig freundlich.“ (bp)

Anlaufstelle und Vertrieb Bochum: Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum Mo. bis Do. 10 – 13 Uhr, Fr. 14 – 17 Uhr Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00, Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

ich auf dem Weg schon mit dem Verkauf

haben ihre eigene.“

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NEUES VON BODO

Wem gehört die Stadt?

2. Freitag: Menschenfischer

Schulbesuch bei bodo

In der Reihe „The Blog House“ las am 22.

Markus Veith war Totengräber für die

Inzwischen besuchen wir regelmäßig

Februar bodo-Redaktionsleiter Bastian

Stadt Dortmund und pflanzte Blumen im

Schulklassen – auch in Begleitung von

Pütter (l.) im Schauspiel Dortmund.

Westfalenpark. Doch eigentlich zog es ihn

Verkäufern des Straßenmagazins – und

zur Literatur und auf die Bühne.

berichten sowohl bei Armutsthemen als

Die vom Internetblog Ruhrbarone präsentierte

auch wenn es um Journalismus geht – von

Reihe wurde moderiert von Ruhrbarone-Mit-

Inzwischen ist er vielbeschäftigt als Schau-

begründer Stefan Laurin (Mitte, rechts Drama-

spieler, Regisseur und Autor, tourt durch

turg Alexander Kerlin). Am späten Samstag-

ganz Deutschland und verbringt die warme

Gerne laden wir aber auch in unsere Räume

abend traf im vollen „Institut“ des Schauspiels

Jahreszeit beim „Fränkischen Theatersom-

nach Dortmund oder Bochum ein, so zum

Bastian Pütter auf die junge Journalistin Anna

mer“, wo er inszeniert, spielt und eigene

Beispiel zuletzt den SoWi-Kurs von Jörg Pfen-

Mayr und den Blogger Mirko Kussin, der u.a.

Stücke auf die Bühne bringt.

nig vom benachbarten Stadtgymnasium. Die

für das „MieterForum“ schreibt.

„Nebenbei“ hat Veith seinen vierten Roman

unseren Erfahrungen aus der Praxis.

Zwölftklässler kamen bestens vorbereitet und diskutierten mit bodo-Redaktionsleiter

Nach einem provokanten Einstieg von Stefan

fertiggestellt. „Menschenfischer“ ist ein

Laurin – „Wer will diese Städte überhaupt?“

Dortmund-Roman, und einer der beunruhi-

– lasen die AutorInnen Ernstes und Lustiges

genden Sorte. Ein Thriller über die, die anders

für ein gut aufgelegtes Publikum. Bastian

sind: die Außenseiter, Spinner, Verrückten –

Pütter beantwortete die Leitfrage mit zwei

und einen irritierenden Verdacht. Was, wenn

Sie schreiben: „Als wir die Redaktion ver-

intimen Porträts zweier Gleichartiger: Auch

diese Andersartigen mehr verbände?

lassen, haben wir ein tieferes Verständnis

der rumänische Rom Marius und der wohnungslose Junkie Jeto sind Dortmunder.

In unserer Benefiz-Reihe „Zweiter Freitag“ freuen wir uns auf eine Werkstattlesung von

Zum Abschluss las Pütter die für die Ruhrba-

„Menschenfischer“, noch vor Premierenlesung

rone verfasste Reportage über den Bürger-

und Erscheinungstermin. Wir laden Sie herz-

chor des Schauspiels, der in der benachbarten

lich ein: Freitag, 14. März, 19.30 Uhr.

Thier Galerie gezeigt bekam: „Die Meinungs-

Eintritt frei, Spenden kommen den Bera-

freiheit gilt draußen.“ Ein schöner Abend!

tungsangeboten bei bodo zugute.

Bastian Pütter engagiert über die Ursachen von Obdachlosigkeit, soziale Ungleichheiten und die Rolle des Sozialstaats.

davon, wie die Organisation bodo funktioniert und die Obdachlosen unterstützt. In Zukunft werden wir vielleicht zweimal überlegen, ob wir an einem bodo-Verkäufer nur vorbeilaufen oder offen auf diesen zugehen.“ Den Text der Schülerinnen und Schüler des Stadtgymnasiums finden Sie auf unserer Homepage www.bodoev.de

Rollentausch mit Rückert Günter Rückert ist Künstlerischer Leiter und

fen? Soll ich einfach nur dastehen oder die

Regisseur des Dortmunder Geierabends. Für

Leute offensiv ansprechen? Ich war nervös.

uns tauschte er die Rolle und verkaufte nach der Show das Straßenmagazin:

Ein paarmal wurde ich gefragt, ob ich der Praktikant oder der echte Verkäufer sei.

„Nachdem ich zugesagt hatte, nach der

Jemand lobte die neue Aufmachung der Zei-

Show mit Harald, unserem langjährigen

tung. Ein anderer die Qualität der Artikel.

Mann am bodo-Verkauf, zu tauschen, war

Eine Frau beschwerte sich über die kleine

mein erster Gedanke: Was ziehe ich dann

Schrift und bat mich, das weiterzugeben.

eigentlich an? Und weiter: Werden die Leute

8

mich anstarren? Soll ich sie angucken oder

Seitens der Leute war zum Glück kein Mitleid

gezielt vorbeischauen? Werde ich über-

zu spüren, was ich befürchtet hatte. Eine

haupt auch nur eine einzige Zeitung verkau-

bodo an den Mann zu bringen erwies sich als


www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

Öffnungszeiten Bochum Für die kalte Jahreszeit hatten wir mit dem bodo-Wintercafé ein tägliches Frühstücks- und Aufwärmangebot in unserer Anlaufstelle in der Stühmeyerstraße in Bochum geschaffen. Der Winter endet, die Öffnungszeiten behalten wir bei.

Gemeinsam gegen Kälte

Unser Konzept, in freundlicher und respekt-

Zum zwölften Mal spielt der berühmte Düssel-

renommierte Cellist in mittlerweile über 500

dorfer Cellist Thomas Beckmann zugunsten von

Benefizkonzerten bislang ein.

armen und obdachlosen Menschen. Seine Bene-

voller Atmosphäre einen Raum für Menschen in Armut und Wohnungslosigkeit zu schaffen, stieß auf große Resonanz. Viele neue

Auf seiner Deutschlandtournee spielt Beck-

Gäste kamen, sei es zum Aufwärmen, um

mann kleine Werke von Couperin, Vivaldi, Ra-

warme Kleidung oder Schlafsäcke entgegen-

vel und Debussy, sowie die von ihm entdeckte

zunehmen oder um die Beratungsangebote

verschollene Komposition „Oh! That Cello“ von

des Vereins rund um Wohnung, Schulden

Beckmanns Engagement gegen die Not

Charlie Chaplin, der neben seinem filmischen

oder Ämter zu nutzen. Für unser Projekt

begann im Jahr 1993. Während Tausende Men-

Schaffen auch ein talentierter Cellist war.

erhielten wir den Jurypreis des Wettbewerbs

fiztournee führt den 56-Jährigen bis Palmsonntag durch Deutschland. Am 15. März spielt er um 19 Uhr in der Dortmunder Petrikirche.

schen zum Düsseldorfer Weihnachtsmarkt strömten, erfroren zwei obdachlose Frauen in der Altstadt. Der Cellist begann daraufhin, Schlafsäcke für Obdachlose zu sammeln. Drei Jahre später gründete er den Verein „Gemeinsam gegen Kälte“, der seitdem bundesweit obdachlosen und armen Menschen in über 100 deutschen Städten hilft. Rund

Der Gewinn des Konzertes und die Spenden

„Wir sind Bochum“ der Sparkasse Bochum.

gehen an obdachlose und arme Menschen. Der

Wegen der großen Nachfrage werden

Künstler verzichtet auf seine Gage.

wir die Wintercafé-Öffnungszeiten

Karten gibt es über www.gemeinsam-gegenkaelte.de, unter der Rufnummer 0211 – 32 04 04, an den Vorverkaufsstellen sowie an der Abendkasse.

beibehalten: Donnerstags von 10 – 13 Uhr und freitags von 13 – 17 Uhr. Sach- und Bücherspenden können gerne während dieser Zeiten abgegeben werden. bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33, 44787 Bochum, 0234 – 68 07 72

1,5 Millionen Euro spielte der international

Rosi, bodo-Verkäuferin in Dortmund Der Januar war für mich nicht so gut. Mich hat es mächtig erwischt. ganz normaler Geschäftsvorgang. Interessant war der Perspektivwechsel:

Hatte eine starke Bronchitis. Habe Tabletten bekommen. Musste nochmal zum Arzt und muss zusätzlich noch Prednisolon nehmen. Also wundern Sie sich nicht, wenn ich mal bei Regen und Sturm nicht da stehe.

Als künstlerischer Leiter der Veranstaltung stand ich da wie Harry Potter unter seinem unsichtbaren Tuch und beobachtete die Menschen, die gut gelaunt aus dem Saal

Trotzdem sind wir auf dem Weg der Besserung. Wie ich gehört habe, liegt unsere Verkäuferin Brigitte im Krankenhaus. Wir wünschen ihr alle gute Besserung und schnelle Genesung.

kamen und zu über 90 Prozent an mir

Ob wir noch Winter bekommen? Was meinen Sie? Es ist schön, dass es jetzt schon eher hell wird.

vorbeigingen, ohne mich auch nur eines

So kann man schauen, dass man nicht in was Weiches tritt, was die Hunde so hinterlassen. Es

Blickes zu würdigen. Und ich war nicht

gibt doch Tüten zum Entfernen der Sachen. Das muss doch mal gesagt werden. Da gibt es so viel

stolz, weil die Show die Leute begeistert

Schöneres: Ja, die Mandelröschen blühen schon wie im Frühling.

hatte, ich war stolz auf meine verkauften Hefte und auf das Lob von Harald.“

Ich wünsche Ihnen schöne Tage! Ihre Rosi 9


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NEUES VON BODO

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Helfen Sie helfen! Durch eigenes Tun und unsere Begleitung, mit neuem Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in ein geordneteres Leben zu starten, darum geht es bei bodo. Diese Arbeit braucht Ihre Unterstützung: Helfen Sie helfen! bodo ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Durch die Einnahmen in unseren Arbeitsbereichen und den sparsamen Umgang mit unseren Mitteln gelingt es uns, den Spendenbedarf relativ gering zu halten, trotzdem sind Bereiche wie die Betreuung und Beratung unserer mehr als 100 Verkäufer allein auf Ihre Mithilfe angewiesen. bodo erhält keine regelmäßigen öffentlichen Mittel. Wir sind dankbar, dass uns in den Wintermonaten bereits so viele von Ihnen unterstützt haben. Wenn Sie gespendet und noch keine Spendenbescheinigung erhalten haben, liegt uns wahrscheinlich Ihre Adresse nicht vor. Wenn Sie uns Ihre Kontaktdaten telefonisch oder per Mail durchgeben, holen wir die Zusendung gerne nach. Herzlichen Dank – Ihre Unterstützung ermöglicht erst unsere Arbeit!

Hilfe braucht Kontinuität Es sind keine Mäzene oder große Unternehmensspenden, die unsere Arbeit tragen, auch ein kleiner Betrag hilft. Besonders freuen wir uns über Fördermitgliedschaften, die besonders gut geeignet sind, die Kontinuität der Hilfen bei bodo sicherzustellen. Sprechen Sie uns an! Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 370 205 00 Konto-Nr.: 722 39 00 IBAN: DE44 370 205 00 000 722 39 00 BIC: BFSWDE33XXX

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Neue bodo-Taschen!

bodo trifft „Pflichtlektüre“

Lange mussten wir auf die Lieferung

Die „Pflichtlektüre“ ist das Dortmunder

neuer bodo-Taschen warten, nun sind sie

Campusmagazin. Das Heft mit dem selbst-

eingetroffen: In Kooperation der Firma

bewussten Titel wird erstellt von Studieren-

RuhrGepäck können wir die schicken

den des Instituts für Journalistik an der TU

bodo-Umhängetaschen nun auch wieder

Dortmund. Im Februar lud die Lehrredak-

unseren Leserinnen und Lesern anbieten.

tion bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter

Die Taschen mit dem Design unseres Grafi-

ein – zur Blattkritik.

kers Andre Noll gibt es als Modell „Leisure“

In großer Runde diskutierten die Studie-

(28,90 Euro) mit Platz genug für DIN-A4-Blö-

renden mit Bastian Pütter über Texte,

cke und als Modell „Cargo“ (38,90 Euro) mit

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Studierenden dieses Heft des Straßenmagazins genauer unter die Lupe genommen haben und uns bei bodo die Meinung sagen: Wir freuen uns auf Kritik, Verbesserungsvorschläge und die besondere studentische Perspektive der angehenden Profis.

INFORMIERT Wir behaupten von uns, dass wir der günstigste Bastelladen in ganz NRW sind. Wir haben die größte und günstigste Wollabteilung der Firma „Max Gründl“ in Dortmund.

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bodos Bücher Suzanne Präkelt buch@bodoev.de

Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit Bastian Pütter redaktion@bodoev.de

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Vertrieb Oliver Philipp vertrieb@bodoev.de

Transporte und Sachspenden Brunhilde Dörscheln transport@bodoev.de

Unsere Osterabteilung ist eröffnet! Da wir so günstig sind und über große Mengen verfügen, sind ein Großteil unserer Kunden Kindergärten, Schulen, Jugend- und Seniorenheime, Kirchengemeinden aber auch Privatpersonen.

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REPORTAGE

Warum in die Ferne schweifen… Das Revier aus der Sicht des Sagenforschers

Von seinem Garten aus kann Dirk Sondermann weit ins Ruhrtal bei Hattingen blicken, fußläufig erreichbar sind mit Isenberg und Burg Hardenstein gleich zwei bedeutende der vielen mythischen Plätze im Revier. Sondermann, studierter Theologe, forscht seit Jahrzehnten in Sachen Sagen. Und wer glaubt, die wären nur im alten Griechenland, im antiken Rom und hierzulande bestenfalls an den Ufern des Rheins zu Hause, liegt falsch. von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Sogar die Theorie, die Nibelungen hätten sich dereinst zwischen Ruhr und Lippe aufgehalten, ist nicht einfach aus der Luft gegriffen und allemal wahrscheinlicher als das häufig kolportierte Gerücht vom geklauten toten Hund im Einkaufszentrum, erläutert uns der Fachmann. Wir besuchen ihn, weil mit den „Lippesagen“ jüngst ein neues Buch von ihm erschienen ist.

D

irk Sondermann schrieb auf, was seine Großmutter an Geschichten erzählte. Immer schon und einfach so, weil sie ihn

faszinierten. Wo er auch war, für mündlich Tradiertes hatte er stets ein offenes Ohr. Um 1980 verriet ihm ein Kommilitone, wie man sich einst die Entstehung des Tippelsbergs in Bochum-Riemke erklärte: Ein Schuh drückte auf einer weiten Wanderungen den Riesen Tippulus. Der schnürte ihn auf, schüttete Lehm und Steine heraus und wo die zu Boden fielen, erhob sich alsdann der Tippelsberg. Etwa zur gleichen Zeit erfuhr er in Witten von einer älteren Dame, bei Herbede, unterhalb der Burg Hardenstein, solle ein Goldschatz liegen. „Erst viel später wurde mir klar, dass ich der erste war, der diese Sagen schriftlich fixiert hatte. Ich hatte mich mittlerweile intensiver mit der Materie

12


13


REPORTAGE

beschäftigt. Das Dortmunder und das Essener Sagenbuch exis-

nicht Richtung Budapest, sondern nach Soest. Wer vom Nieder-

tierten bereits, und ich wartete sehnlichst auf eine Bochumer

rhein nach Soest wollte, musste bei Brechten die Lippe queren.“

Ausgabe. Die wollte einfach nicht erscheinen. Also beschloss ich,

H

sie selbst herauszubringen. 1991 war das, Stoff hatte ich genug.“

einz Ritter-Schaumburg (1902 – 1994) entwickelte diesbezüglich eine spezielle Theorie. Der Germanist und Privat-

Es gibt drei übliche Vorgehensweisen, Material für eine derarti-

gelehrte ging davon aus, dass es sich bei dem christlich gepräg-

ge Kompilation zusammenzutragen. Man kann vorhandene Pu-

ten Nibelungen-Lied um eine Nachdichtung der heidnischen

blikationen durcharbeiten. Man kann in Archiven recherchieren

Thidrekssaga handelte, welche wiederum auf einer deutschen,

und dort nach handschriftlichen Quellen forschen; in der Region

noch älteren, aber verschollenen Quelle basiere. Hinsichtlich des

bietet sich in dieser Hinsicht das „Seminar für Volkskunde und

Personals und der Orte hätte man bei der zweiten Übertragung

Europäische Ethnologie“ der Uni Münster an. Und man kann zuhören. „Wenn man die Möglichkeit hat, mündliche Überlieferungen zu erfahren, vor allem, wenn die bislang noch nie verschriftlicht wurden, ist das natürlich der Höhepunkt. Allerdings muss man sich auskennen, um das überhaupt feststellen zu können.”

A

ls Experte und mit Abstand jüngstes Mitglied war Herr Sondermann dabei, als im Jahr 2003 das „Institut für

Erzählforschung im Ruhrgebiet“ aus der Taufe gehoben wurde, für dessen Arbeit zwei Schwerpunkte zu nennen sind: flächendeckend sämtliche Sagen aus dem Kommunalverband Ruhrgebiet zusammenzutragen und diese gezielt zu verorten, wobei von Anfang an auf die vor zehn Jahren neue GPS-Technik gesetzt wurde. Sagen haben in der Regel einen regionalen Bezug. Der Erzähler geht davon aus, dass sein Zuhörer weiß, wo sich die Sache zugetragen haben soll. Allerdings werden im Lauf der Zeit Wälder gerodet, Flüsse umgeleitet, Flächen überbaut, Gebäude abgerissen, Straßen umbenannt, so dass mit zunehmendem Alter einer Erzählung ein präzises Lokalisieren immer schwieriger wird. „Eine Geschichte direkt am Schauplatz zu lesen, ist atmosphärisch viel packender. Zum Beispiel die Sage vom Zwergenkönig Goldemar auf Burg Hardenstein. Noch heute kann man in der Ruine Goldemars Kammer erkennen, in welcher er vor mehr als sechshundert Jahren einen Küchenjungen verspeist haben soll. Man kann sich in die Küche stellen und sieht die Treppe, wo der Junge zuvor Mehl und Erbsen ausgestreut hatte, um Goldemar zu Fall zu bringen.“ Doch ist längst nicht jeder Schauplatz ähnlich einfach auszumachen wie eine öffentlich zugängliche Burgruine, weswegen Herr

Sage: Der Riese Tippulus klopfte an dieser Stelle seine Wanderschuhe aus.

Sondermann bei Recherchen Bürgermeister, Kirchenleute oder

Lehm und Steine fielen zu Boden und bildeten den Bochumer Tippelsberg.

historische Vereine kontaktiert. auf ehedem populärere Namen gesetzt, statt von unbedeutenAn den „Lippesagen“ hat er über sechs Jahre gearbeitet. Allein vier

dem niederrheinischem Adel lieber von den Burgunderkönigen zu

Wochen hat es gedauert, die exakte Lage der Lippefurt in der Nähe

Worms erzählt. Dabei wären die regionalen Bezüge verlorenge-

des Dortmunder Stadtteils Brechten in Erfahrung zu bringen, wo

gangen. Die Fachwelt äußerte sich skeptisch, für seine Forschun-

der germanische Held Wideke, eine Figur der altnordischen Thid-

gen erhielt Ritter-Schaumburg dennoch das Bundesverdienst-

rekssaga, zwölf Burgmänner besiegt haben soll. „Die Thidrekssaga

kreuz und den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

behandelt eigentlich die Nibelungensage, wird aber komplett

14

anders verortet. Statt von Worms ist von Firmenich am Niederrhein

„Man darf nicht alles, was eine Sage erzählt, ernst nehmen.

die Rede, und die Nibelungen, beziehungsweise Niflungen, ziehen

Die Überlieferungsschiene ist ein dynamischer Prozess“, sagt


Herr Sondermann. „Man kann aber spannende Gedankenspiele anstellen. Das Hattinger Wappen zeigt den Heiligen Georg. Wen

B

ei Märchen wird davon ausgegangen, dass sie um der Unterhaltung willen erdacht wurden. Im Unterschied

hat der getötet? Den Drachen. Von daher könnte es ebensogut

dazu wird Sagen ein wahrer Kern attestiert. Der liegt, sagt Herr

den heidnischen Siegfried darstellen, der im Zuge christlicher

Sondermann, auf einer Spannbreite zwischen null und hundert

Verbreitung einen religiös motivierten Wandel erfahren muss-

Prozent. Bei Bergkamen-Oberaden konnte 1905 ein Römerlager

te. Das Schmiedehandwerk hätte Siegfried am Isenberg erlernen

ausgegraben werden, weil der Pfarrer der Gemeinde, Otto Prein,

können, der sich etymologisch als Eisenberg herleiten lässt.“

den Volksmund beim Wort genommen hatte. Im Dorf erzählte man von blauen Flämmchen, Schatzlichtern, welche die Position

Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) war der erste, der Sagen

eines solchen verraten würden. Der Geistliche, nebenbei auch

systematisch sammelte und veröffentlichte, sein Buch „Stim-

Amateurarchäologe, grub an besagter Stelle und förderte römische Münzen, Ringe und Schmuck zutage. „Die Geschichte der Entstehung des Tippelsbergs mag aus heutiger Perspektive naiv klingen, nach dem Kenntnisstand der Menschen damals hatte sie aber Hand und Fuß. Es handelt sich um eine klassische Erklärungssage. Man hat einen auffälligen Berg vor Augen und sucht nach einer Begründung für das Phänomen. In der Bibel steht, erstes Buch Mose, Kapitel sechs, Vers vier, dass es auf der Erde Riesen gegeben hatte. Belegen ließ sich deren Existenz durch den Fund von Saurierknochen. Paläontologische Forschungen gibt es erst seit zweihundert Jahren, vorher war die Bibel Gesetz und dort ist von Sauriern keine Rede.

A

nders liegt der Fall bei vielen modernen Sagen. Meist beginnen sie mit ,der Freund eines Freundes...‘, in der Regel

haben sie einen historisch wahren Gehalt von null Prozent. Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte der Frau, die mit ihrem alten Hund im Auto zum Einkaufszentrum fährt. Der Hund erleidet im Rummel einen Herzinfarkt. Die Frau borgt sich in der Elektroabteilung einen Karton, vorher war da ein teurer Flachbildfernseher drin, legt den Hund rein, lagert die Kiste auf dem Rücksitz zwischen und setzt den Einkauf fort. Als sie später zum Auto zurückkommt, ist die Scheibe eingeschlagen und der Karton weg. Wenn Sie ,toter Hund im Karton‘ in eine Suchmaschine geben, kommen Sie allein in Deutschland auf hundert Einkaufszentren, in denen sich das so zugetragen haben soll.“ Auch im Hattinger Reschop Carré. (wk)

Forschen: Dirk Sondermann und bodo-Autor Wolfgang Kienast. Sechs Jahre lang hat Sondermann an seinem Buch „Lippesagen“ gearbeitet. Das „Institut für Erzählforschung im Ruhrgebiet“ betreibt unter www.

men der Völker in Liedern“ sollte nicht nur Dichterkollegen wie

sagenhaftes-ruhrgebiet.de das im deutschsprachigen Raum ambitio-

Johann Wolfgang von Goethe inspirieren. „Den Einfluss des

nierteste Portal zum Thema Sagenforschung. Hier finden Sie über 500

Werkes von Herder kann man gar nicht überbewerten, obwohl

Sagen aus 53 Städten und Orten im Kommunalverband Ruhrgebiet.

es heutzutage völlig vergessen ist. Polen zum Beispiel oder die Menschen im nachmaligen Jugoslawien, Völker, die keinen eigenen Staat hatten, sondern unter Fremdherrschaft existierten, diese Gruppen konnten ein Gefühl für eine eigene Nationalität

Ebenfalls empfehlenswert sind die von Dirk Sondermann im Verlag Henselowsky & Boschmann herausgegebenen Bücher „Ruhrsagen“, „Emschersagen“ und „Lippesagen“, jeweils mit exakten GPS-Angaben.

und Kultur entwickeln und zwar anhand eines gemeinsamen

bodo verlost je zwei Exemplare der „Emschersagen“, „Ruhrsagen“

Sagen- und Märchenschatzes.“

und „Lippesagen“ von Dirk Sondermann (siehe Seite 23).

15


SOZIALES

Die Wegwerfgesellschaft ist heute umfassendes Prinzip, leider auch wenn es um Nahrungsmittel geht. Privathaushalte in Deutschland werfen jedes Jahr genießbare Speisen im Wert von rund 22 Milliarden Euro weg – pro Person etwa 82 Kilo. Bei Supermärkten, Betrieben oder Gastronomien sind es jährlich mehrere Millionen Tonnen, die in den Müll wandern. Von Max Florian Kühlem | Foto: Daniel Sadrowski

Foodsharing: Neuer Trend gegen Wegwerfmentalität Diese Zahlen hat der Verein „Foodsharing“

gehen. Sie ziehen nachts los und suchen

jedoch vom Verein „Foodsharing“ erfuhr,

gesammelt – er geht gegen die Verschwen-

in den Müllcontainern zum Beispiel von

erkannte sie gleich den Sinn einer gemeinsa-

dung an und setzt damit einen Trend.

Super- oder Großmärkten nach weggewor-

men, öffentlichkeitswirksamen Aktion und

Auch in Bochum hat sich jetzt eine Gruppe

fenen, aber noch verwendbaren Lebens-

meldete sich als aktives Mitglied. Zusam-

gegründet.

mitteln. Nicht nur, um sich kostenlos zu

men mit dem gleichgesinnten Kai Wycisk

sättigen, sondern auch, um ein Zeichen zu

hat sie in der Bochumer Alsenstraße, die für

setzen gegen die Verschwendung.

ihre alternativen Projekte bekannt ist, einen

Als privater Protest gegen die allumfas-

so genannten Fair-Verteiler aufgebaut: „Wir

sende Lebensmittelverschwendung hat sich schon vor längerer Zeit eine Szene

Auch die Psychologie-Studentin Lisa Francke

wollen nicht nur, dass Privatleute unterein-

von Menschen gebildet, die „containern“

ist schon „containern“ gegangen. Als sie

ander tauschen, sondern haben Super-

RECHT: Amazon kündigt Kunden. Dürfen die das? von Rechtsanwalt René Boyke Erst kürzlich wurde bekannt, dass

wohl auch nicht ausdrücklich das Recht

dienen, dass der Kunde die Ware wie in

der Onlinehändler Amazon Kunden,

einräumen lassen, im Falle zu vieler

einem Ladengeschäft ausprobieren kann

die zu häufig von ihrem Widerrufsrecht

Retouren Kundenkonten zu kündigen.

und den Onlinehandel dem traditionel-

Gebrauch machen, nicht mehr beliefern

Dies ist auch der Ansatzpunkt der VBZ.

len Handel angleichen.

will. Möglicherweise werden weitere

Sollten sich diese AGB als unwirksam

Insofern muss man allerdings zuge-

Händler zukünftig ähnlich verfahren. Zu-

herausstellen, dann wird Amazon diese

stehen, dass auch in einem Ladengeschäft

nächst mahnte jedoch die Verbraucher-

möglicherweise nachbessern. Und ande-

zwar mehrere Produkte ausprobiert wer-

zentrale NRW (VBZ) Amazon für diese

re Händler sicher nachziehen.

den können, aber nicht gekauft werden

Praxis ab. Betroffene Kunden fragen sich

Fraglich ist allerdings, ob eine solche

müssen. Das Produkt wird dann zwar

nun, ob Amazon überhaupt die Lieferung

Änderung der AGB überhaupt möglich ist.

ausgepackt, aber liegen gelassen. Eine

verweigern darf – schließlich ist das Wi-

Immerhin könnte die Drohung, das Konto

hohe Menge an Retouren stellt daher also

derrufsrecht gesetzlich garantiert.

zu kündigen, Kunden derart unter Druck

lediglich eine weitere Gleichstellung die-

setzen, dass diese zukünftig seltener von

ser beiden Geschäftsmodelle dar.

Grundsätzlich ist allerdings kein Händler

16

verpflichtet,

Kaufverträge

ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen.

Spannend wird sein, ob die VBZ nun

abzuschließen. Einen solchen „Kontra-

Dies wäre eine faktische Einschränkung

Klage einreicht oder nicht. Das Urteil wür-

hierungszwang“ gibt es nur in Ausnah-

des gesetzlichen Widerrufsrechts. Zwar

de für alle Onlinekunden in Deutschland

mefällen. Amazon hat sich in seinen all-

soll das Widerrufsrecht nach den Vorstel-

bedeutsam sein. www.kanzlei-boyke.de

gemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)

lungen des Gesetzgebers lediglich dazu


WILDE KRÄUTER

märkte und Läden angesprochen, ob wir die Lebensmittel, die sie wegwerfen, abholen können“, erklärt Lisa Francke. Der „Fair-Teiler“ besteht aus zwei Schränken, die vor dem Gemeinschaftsraum

SCHARBOCKSKRAUT von Wolfgang Kienast

Alsenwohnzimmer und in der Gemeinschaftswerkstatt Alsengarage im Hinterhof stehen. Jeder kann sich dort jederzeit bedienen und Lebensmittel, die er selbst nicht mehr braucht, hineinstellen. Die so-

Das gelb blühende Hahnenfußgewächs

einreihen müsste, andererseits, als

ziale Herkunft ist dabei ganz egal – es geht

ist ein Frühlingsbote. Es gedeiht in

staatstragende Partei, so weit wohl

nicht in erster Linie darum, Bedürftigen zu

lichten Buchenwäldern, auf Wiesen,

doch nicht gehen möchte. „Wenn die

helfen, sondern gegen die Verschwendung

manchmal erobert es einen Platz im Gar-

Schweiz beispielsweise keine Deutschen

zu arbeiten. Lisa Francke will das „Food-

ten. Neben Scharbock (von Skorbut) kur-

mehr aufnehmen will, dann gilt das

sharing“-Projekt allerdings auch keinesfalls

sieren im westeuropäischen Raum noch

auch umgekehrt. Da bleiben wir hart“,

als Konkurrenz zu den Tafel-Angeboten

andere Bezeichnungen für das Kraut.

kommentierte der CSU-Europaabgeord-

verstanden wissen. Über eine Kooperation

So redet man von Feigwurz in Deutsch-

nete Weber recht hilflos das Votum.

wird schon nachgedacht.

land, von Pilewort in England, gewiss bezüglich seiner gerstenkorngroßen

Dass die Bochumer Aktiven einen Trend

Wurzelbällchen, welche Ähnlichkeit mit

gesetzt haben, kann man am schnellen Er-

Feigwarzen haben oder Hämorrhoiden.

folg der „Foodsharing“-Gruppe erkennen:

Gemäß der paracelsischen Signaturen-

Kurz nach der Gründung engagieren sich

lehre versprach man sich von der Pflanze

in der Gruppe schon zehn aktive Mitglie-

Linderung bei diesen Beschwerden.

der und es werden stetig mehr. Regelmäßig füllen sie den „Fair-Teiler“ mit den Resten der Gemüsestände der Bochumer Wochenmärkte, mit Brot- und Brötchenüberschüssen einer Bio-Bäckerei, und neuerdings hat sogar eine große SupermarktKette ihre Kooperation zugesagt. Mit ihrer Idee haben die LebensmittelTeiler auch Eindruck auf die Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz gemacht, die bei einem Treffen die Idee äußerte, dass die Stadt übrigbleibende Lebensmittel von Großveranstaltungen zur Verfügung stellen könnte. Außerdem will sie einen Kontakt zum Studentenwerk und UniGroßverpfleger Akafö herstellen, damit vielleicht ein Verteiler an der Uni etabliert werden kann. (mfk)

Im Anschluss an soviel Feigwurz kurz noch Scharbockskraut, herzuleiten, wie erwähnt, von Skorbut. Nach einem entbehrungsreichen Winter hilft der hohe Vitamin C-Gehalt der Blätter tatsächlich gegen die Mangelkrankheit. Jedenfalls half die Pflanze, als

Beide gelten in England als „pain in the

frisches Obst nicht ganzjährig erhältlich

ass“. Mit diesem bildhaften, derben Aus-

war. Dadurch geriet ihr Potenzial in

druck schimpft der Inselbewohner Nerv-

Vergessenheit und der faszinierend

tötendes. Hierzulande könnte man die

säuerlich-scharfe Geschmack gleich

CSU so titulieren. Über deren Gebaren

mit. Vielseitig wäre sie verwendbar.

hatte ich mich im Februar ausgelassen.

Als Salat, als Pesto, oder, mein Tipp, als

Seit Monaten inszeniert sich die kleinste

Zutat bei selbstgemachten Nudeln.

und lauteste Partei der Regierungskoalition als von guten Geistern verlasse-

REZEPT

ner Querulant. Element im Vokabular

Kneten Sie 175 g Mehl, ein Ei, ein Eiweiß

der Lautsprecher: Überfremdung. Ein

und ein EL Olivenöl zu einem geschmei-

Thema, mit welchem nebenan die

digen Teig, aus dem Sie per Nudelma-

eidgenössische SVP populistisch Stim-

schine handbreite, dünne Teigstreifen

mung macht. Das Ergebnis ist bekannt.

herstellen. Einen Streifen auf den Tisch

Wirtschaftsflüchtlingen – ich nenne sie

legen, die Oberfläche anfeuchten, fri-

mal so, weil es finanzielle Reize sind, mit

sche Blättchen (vor der Blüte gepflückt,

denen Schwyzerland lockt – soll die Tür

wichtig, denn mit Beginn der Blüte wird

gewiesen werden. Deren zahlenmäßig

die Pflanze giftig!) bei etwa einem Zenti-

größte Gruppe, auch das ist bekannt,

meter Abstand darauf verteilen, mit ei-

ist aus Deutschland eingewandert.

nem zweiten Streifen bedecken und ein

Kontakt zur „Foodsharing“-Gruppe:

Andere Politvereine, die fremdenfeind-

www.facebook.com/foodsharingbo

lich bis offen rassistisch in Europa agie-

Interessierte können sich auch an

ren, haben der SVP gratuliert. Die FPÖ

bochum@lebensmittelretten.de

aus Österreich, aus Frankreich die FN,

wenden.

UKIP aus Großbritannien. Aus Deutsch-

letztes Mal durch die Maschine drehen. In Rauten geschnitten wenige Minuten in Salzwasser al dente garen und in zerlassener Butter schwenken. (wk)

land die AfD. Und die CSU befindet sich in dem mittelschweren Dilemma, dass sie sich aufgrund ihrer rhetorischen Kraftakte in den Chor der Gratulanten 17


REPORTAGE

Der „Klüngelkerl“ Dortmunder Straßenzeitung vor den Straßenzeitungen Zwei Jahrzehnte ist sie alt, die soziale Straßenzeitungsbewegung, die weltweit angetreten ist, um aus ausgestoßenen Almosenempfängern selbstbewusste Verkäufer eines journalistischen Produkts zu machen. So neu diese Idee war, hat sie doch zwei Vorläufer: Die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenen „Vagabundenzeitungen“ einerseits und die Straßenzeitungen der alternativen Bewegung der 1970er und 80er Jahre. Erinnert sich noch jemand an den Dortmunder „Klüngelkerl“?

Mir gegenüber sitzt Andreas Müller, langjähriger Redakteur des „Klüngelkerl“, zwischen uns sein Arbeitstisch, darauf Kaffee, Apfelkuchen und ein Stapel „Klüngelkerle“, darunter die Nr. 2 vom Dezember 1976 und die Nr. 108 vom November 1986, und ich fühle mich wie auf einer Zeitreise in meine späte Jugend. Die übrigen Exemplare, sagt Andreas, lagerten im Archiv der Geschichtswerkstatt und im Dortmunder FritzHüser-Institut – und hier schließt sich der Kreis: gemeinsam mit den Periodika der VagabundenBewegung und dem Straßenmagazin bodo seit

von Volker Töbel | Fotos: Werner Wicke

seiner Erstausgabe. Ich schlage die älteste Ausgabe auf und wundere mich über die thematische Breite und herrschaftskritische politische Ausrichtung. Verständlich, sagt Andreas, sei das natürlich nur, wenn man bedenkt, dass es in dieser Zeit,

„Klüngelkerl“-Gründungsmitglied Michael Wienand beim Zeitungsverkauf der Märzausgabe 1977.

den mittleren bis späten Siebzigern, (auch) in Dortmund eine breite und vielschichtige politische Szene gegeben hat, die trotz aller Zersplitterungen, Spaltungen, Feindschaften untereinander dieses bunte Bild ergab. So finden sich etwa Artikel über Mieterkampf (Tremonia, „Sanierung“ Unterdorstfeld), Anti- AKW- (Brokdorf) und Frauenbewegung (Frauenhaus), Lehrerzentrum, Behinderte, „Ausländerkinder“ (damals noch so benannt!) und, nicht ganz unwichtig, die über die Zeit seines Bestehens prekäre Finanzsituation des „Klüngelkerl“, die selbstverständlich nur durch besondere Spendenbereitschaft seiner Kundschaft aufzufangen gewesen sei. In jenem Monat sei es zu einer Ordnungsstrafe gegen den „Klüngelkerl“ in Höhe von 129 DM gekommen, weil man mit Plakaten, die auf die erste Nummer hinwiesen, Politikergesichter aus dem letzten Wahlkampf überklebt habe. Im letzten Heft, 1986, schreibt Andreas Müller eine längere Analyse von Glanz und Niedergang dieses Projekts, wobei der „Glanz“ schon zu Anfang durchaus zerkratzt gewesen sei.

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thändler oder LumpenKlüngelkerl wird im Dortmunder Dialekt ein Schrot daran an und verweist sammler genannt. Der Titel der Zeitschrift knüpft ner und unterdrückter eindeutig auf ihre Funktion als Sammler „unterbliebe Schrott bedeuten.“ Meldungen und Berichte, die für die herrschende Presse (Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus – DadA)

nen man/frau immer ein paar faule Eier in der Tasche haben musste, um damit den nächsten Klüngelverkäufer beschmeißen zu können, weil der letzte Artikel über die Dortmunder Quarkbrötchenmafia wirklich mal wieder haarsträubend theoretisch, zu lang und vor allem völlig wirklichkeitsfremd geschrieben war.“ Diese Fähigkeit zu selbstironischem Schreiben hat doch einen rührenden Charme. Andererseits ist es aber auch ein Hinweis darauf, dass die Zeiten viel härter waren als heute, die Auseinandersetzungen innerhalb der „Szene“ unbarmherzig und oft unter der Gürtellinie gen Die „Klüngelkerl“-Redaktion im besetzten Gutshof Wischlin bei bewundert die neu erworbene elektrische Schreibmaschine der Erstellung der ersten Ausgabe (November 1976).

geführt wurden. Und dennoch: Das Ende des „Klüngelkerl“ erklärt sich nicht zuletzt durch den Zusammenbruch jener Szene, die so heftig mit ihm verfahren war. Wenn man den „Klüngelkerl“ mit bodo

Nach dem Willen der Gründer sollte der „Klüngelkerl“ eine Zeitung „von Betroffenen

ses Recht in Anspruch, sei es, weil sie sich durch

vergleicht, so gibt es sicherlich die inhaltliche

für Betroffene“ sein, und „betroffen“ war in der

die Redaktion gut vertreten fühlten, sei es,

Gemeinsamkeit, dass auch bodo heute soziale

Sprache der Zeit tendenziell jeder oder konnte

weil sie in ihren eigenen Gruppen bis über den

Missstände skandalisiert, und es gibt eine

es leicht werden. Da die Bürgerinitiativbewe-

Kopf mit Arbeit eingedeckt waren oder weil sie

formale, dass der „Klüngelkerl“ auch schon

gung damals ihren Höchststand erreicht hatte

eigene Zeitungen oder Zeitschriften entwickel-

sein Format verändert hat von der Zeitung

(150 – 200 allein in Dortmund), war es nicht

ten, so die Gefangeninitiative (die „Mauer“),

hin zum Magazin. Und auch beim „Klüngel-

völlig illusorisch, von diesen Gruppierungen,

Arbeitslosengruppen („Arbeitslosen-Zeitung“),

kerl“ war es notwendig, die Preise anzuheben,

also den „Mieterräten, Frauengruppen, Kin-

die Gruppe „Bürger beobachten die Polizei“

von 50 Pfennig beim Start auf 3 DM für die

derläden, Sozialhilfe-, Internationalismus- und

(„Polizeitung“) und viele andere.

letzte Nummer.

zung des Projekts „Klüngelkerl“, der sich auch

Eine Konsequenz daraus war die ständige

Die Verkäufer erhielten nichts, und so ist bodo

in leichter Selbstüberschätzung „Dortmunder

Selbstausbeutung der Redaktionsmitglieder

sehr viel eher ein soziales, vielleicht auch

Volksblatt“ nannte, zu erwarten.

und eine erhebliche Fluktuation. Ein nament-

sozialpolitisches Projekt, der „Klüngelkerl“

lich nicht genannter Ex-Redakteur resümier-

hingegen war ein politisches Kampfblatt, trotz

Unterstützung meinte dabei nicht nur finanziel-

te ebenfalls in der letzten Nummer: „Ein

aller inneren und äußeren Problemfelder.

le Hilfe und Hilfe beim Verkauf, sondern auch bei

Aufatmen geht zur Zeit durch die verbliebenen

der technischen Herstellung und der Lieferung

Dortmunder Szene-Reste. Die allseits be-

Für mich war diese „Zeitreise“ insofern

von Artikeln. Denn wenn der „Klüngelkerl“ eine

kannte anarchistische, wirklich unabhängige

bedeutsam, als sie mir in Erinnerung gerufen

Zeitung „von Betroffenen“ sein sollte, dann

Underground-Zeitung, genannt ,Klüngelkerl‘,

hat, welch lebendige politische Szene die

musste diesen auch Platz im Blatt eingeräumt

ist endlich den Bach runtergegangen. Vorbei

Stadt in meiner ersten Dortmunder Zeit

werden für die Darstellung ihrer jeweiligen Prob-

die Zeiten, wo man/frau von einem schlechten

besaß, und mich ergreift ein wenig Wehmut,

leme, Theorien, Einschätzungen, Anklagen usw.

Gewissen geplagt wurde, weil die 2 DM, die

wenn ich mir die Entpolitisierungprozesse

eigentlich für dieses famose Blatt ausgegeben

vor Augen führe, die inzwischen konstatiert

Umweltschutzgruppen“ eine breite Unterstüt-

Zum Erstaunen der Blattmacher nahmen aber

werden sollten, viel lieber in ein kühles Blondes

werden müssen. Es war eine bewegende Zeit-

nur wenige Gruppen oder Einzelpersonen die-

investiert wurden. Vorbei auch die Zeiten, in de-

reise! Danke, Andreas! (Volker Töbel)

19


DER KOMMENTAR

»Freibier!«

von Bastian Pütter

Die Stadt Essen will nach Amsterda-

stinenz der Betroffenen zur Bedin-

Viele Menschen, mit denen wir beim

mand, den wir kennen, kann für sich

mer Vorbild Alkoholabhängige mit

gung machen – natürlich.

Straßenmagazin zu tun haben, sind

ausblenden, dass eine Sanktionsdro-

einmal, mehrmals, vielfach durch

hung und ein Trinkgeld eben kein

Bier bezahlen, die Suchtkranken sollen dafür Plätze und Grünanla-

Aber wir kennen auch die entwür-

die Mühlen eines solchen Schein-Ar-

Sinn sind, keine Perspektive, und

gen reinigen. Kein gutes Zeichen:

digende Praxis vieler sogenannter

beitsverhältnisses gegangen, kaum

dass sie die Würde der „Überflüssi-

Die Bochumer FDP ist ganz begeis-

„Ein-Euro-Jobs“, bei denen es ei-

jemand verweigert sich. Aber nie-

gen“ eben nicht wieder herstellen.

tert. Wir nicht so richtig.

gentlich nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder es wird gute und

Mal eins vorab: Ja, auch wir haben

sinnvolle Arbeit geleistet, dann

Erfahrungen mit Schwerstabhän-

ist die Scheinbezahlung auf Trink-

gigen und wissen, dass es inno-

geldniveau eine Demütigung (und

vative Konzepte braucht und die

ersetzt bzw. gefährdet nicht selten

Freiwilligkeit der Betroffenen,

reguläre Arbeitsplätze). Oder die Ar-

um Auswege aus der Sucht zu er-

beit ist sinnlos, dann besteht die De-

öffnen. Wir kennen und schätzen

mütigung im Fegen des Waldes oder

Einrichtungen, die nicht die Ab-

im zweckfreien Patroullieren selbst.

Foto: Sebastian Sellhorst

NEWS

Dortmund startet Integrationsprojekt Die Stadt Dortmund will die Integration von rumänischen und

nur als Begleitung zur Qualifizierung der Eltern zu“, kritisiert

bulgarischen Zuwanderern stärker fördern. Ein im letzten Jahr

die Sozialdezernentin Birgit Zörner. Erfolgen soll der Weg in

gestellter Antrag der Stadt auf Fördermittel aus dem Europä-

Beschäftigungsverhältnisse durch Beratung in Wohnvierteln

ischen Sozialfonds ist bewilligt worden. Zwei Millionen Euro

und an Treffpunkten der Zuwanderer. Nach einem Kompe-

sollen über einen Zeitraum von zwei Jahren für integrative

tenzfeststellungsverfahren sollen, zugeschnitten auf die

Projekte ausgegeben werden. Ziel der Projekte ist der Aufbau

persönlichen Ausgangssituation, Alphabetisierungs- und

von eigenständigen Existenzgrundlagen für die Zuwanderer.

Sprachkurse angeboten werden. „Die Menschen bleiben zu-

„Die Strukturen des Fonds zielen allein auf Beschäftigung und

nehmend länger, und es gibt keine vernünftige Alternative

lassen andere Maßnahmen, wie die Betreuung von Kindern,

als die Integration dieser Menschen“, so Zörner.

Umsonstladen im Dortmunder Norden Seit über einem Jahr steht einmal im Monat der „Gib und

pol“, einem nicht kommerziellen „Möglichkeitsraum“ in der

Nimm“-Tisch in der Dortmunder Innenstadt. Dort kann jeder,

Dortmunder Nordstadt, kann dann vorerst einmal im Monat

der möchte, Dinge abgeben, die er nicht mehr gebrauchen

in CDs, Kleidung und Büchern gestöbert und Eigenes für neue

kann, oder Dinge mitnehmen, die ihm gefallen. Weitere Be-

Besitzer abgegeben werden. Die Eröffnung soll am 25. März um

dingungen gibt es dabei nicht und auch Geld kommt dabei

15 Uhr stattfinden. Der Tisch, der jeden dritten Samstag von 12

nicht vor. „Wir wollen mit diesem Projekt der außer Kontrolle

bis 15 Uhr an der Katharinentreppe steht, freut sich aber auch

geratenen Konsum- und Wegwerfgesellschaft etwas entge-

weiterhin über Besucher und lädt dazu ein, sich mit einem ei-

genstellen“, so die BetreiberInnen. Ab März soll das Projekt

genen Tisch dazuzustellen.

einen festen Ort bekommen. In den Räumlichkeiten des „Nord-

Ankunftsgebiet Nordstadt

20

Schon immer ist das Ruhrgebiet stark von Zuwanderung ge-

mit dem Ziel, die bestehenden Lücken im Forschungsstand zu

prägt. Besonders im Fokus des öffentlichen Interesses steht

schließen und die Diskussion über Zuwanderung zu versach-

seit der EU-Ost-Erweiterung die Dortmunder Nordstadt.

lichen. Mit seiner Studie verdeutlicht er die doppelte Heraus-

Aus wissenschaftlicher Sicht hat sich der Stadtsoziologe Se-

forderung für Politik und Verwaltung. Zum einen seien die

bastian Kurtenbach mit der Nordstadt als Ankunftsgebiet

Ankunftsgebiete zu stärken, da sie wichtige Funktionen bei

auseinandergesetzt. In seiner Studie „Neuzuwanderer in

der Integration von Zuwanderern erfüllen. Darüber hinaus

städtischen Ankunftsgebieten. Rumänische und bulgarischer

bedarf es verstärkter Bemühungen bei der Arbeitsmarkt-

Zuwanderer in der Dortmund Nordstadt“ hat er das Quartier

Qualifikation der Neuzuwanderer, um armutsbedingte Fol-

Nordmarkt der Nordstadt genau unter die Lupe genommen,

gen zu bekämpfen.


DIE ZAHL

Wobei wir wieder bei den Sucht-

stoßenen und um das, was für Be-

kranken wären. Ein bisschen Müll

friedung des öffentlichen Raums

sammeln für ein paar Dosen Bier

gehalten wird.

4.900.000

– wahrscheinlich finden sich wirklich Menschen, die schulterzuckend

Offiziell argumentiert hingegen

dabei sind. Denen eh alles egal ist,

wird mit „Tagesstrukur“ und dem

die sich längst nicht mehr schämen.

„Einstieg in weitere Hilfen“, aber mal ehrlich: Unsere Erfahrung ist,

Das wäre auch besser angesichts

dass der Weg aus der Sucht mit der

des Hohns und der Geringschät-

Wiederherstellung der eigenen

zung, die ihnen droht. Die hä-

Würde beginnt, mit dem Fassen

mischen Zeitungstexte über die

von Zutrauen in die eigenen Kräf-

Trinker, die dank „Freibier“ endlich

te, mit dem Aufscheinen einer Per-

ihren eigenen Dreck wegräumen

spektive jenseits des Suchtalltags.

werden, sind erst ein Anfang. Der

Und das erzählen Sie jetzt mal

anschwellende Applaus von der fal-

einem mit Dosenbier bezahlten

schen Seite verrät: Eigentlich geht

Müllsammler.(bp)

es um Disziplinierung der Ausge-

Bis zu 44 Prozent (4,9 Mio.) der Leistungsberechtigten verzichten auf Hartz-IV-Leistungen und leben in verdeckter Armut. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit

DAS FOTO

Außerirdische Unterstützung: „Theaterpartisanen“, die Jugendgruppe

Foto: Sebastian Sellhorst

des Schauspiels Dortmund, beim „Rollentausch“.

21


NETZWELT

KINOTIPP

endstation.kino & bodo präsentieren: Journey to Jah Sieben Jahre lang folgten die zwei Regisseure Noël Dernesch und Moritz Springer sowie Kameramann Marcus Winterbauer (u.a. „Rhythm is it“) den beiden europäischen Ausnahmekünstlern des Reggae Gentleman und Alborosie auf der Suche nach Authentizität jenseits der westlichen Konsumgesellschaften im Land von Rastafari und Reggae: Jamaika.

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

www.bildblog.de

Die Insel offenbart sich den Musikern als

Seit zehn Jahren dokumentiert das Bildblog im Internet die Arbeit der „Bild“-Zeitung.

eine Welt, wo Musik zum Ventil wird, um

Ein Team von freien Redakteuren und Mitarbeitern liest täglich die Bildzeitung, ver-

Armut, Kriminalität und Perspektivlosig-

gleicht Berichte mit Originalquellen, spricht selbst mit Betroffenen und geht Hinwei-

keit zu begegnen, und die zugleich von

sen nach, die Leser des Blogs per E-Mail einreichen können. Dabei dokumentieren sie

einer spirituellen Verbundenheit geprägt

Ungereimtheiten, recherchieren Geschichten hinterher und decken Falschmeldungen

ist und Mut macht.

auf. In zahllosen Artikeln stellen sie unkorrekte Zitate oder Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht an den Pranger und zeigen journalistische Fehlleistungen auf.

Auf ihren Jamaika-Reisen treffen Gentleman und Alborosie unter anderem den

Ging es, wie der Name der Webseite vermuten lässt, zuerst ausschließlich um die

Reggae-Künstler Richie Stephens und Bob

Boulevardzeitung aus dem Hause Springer, so ist das Bildblog seit 2009 „Ein Watchblog

Marleys jüngsten Sohn Damian. Neben

für deutsche Medien“, das auch andere Publikationen und deren Online-Auftritte,

musikalischen Inspirationen bekommen

Agenturmeldungen und Fernsehberichte unter die Lupe nimmt und korrigiert. Seit

sie aber auch abseits vom karibischen In-

fünf Jahren erscheint auf dem Blog auch die Kolumne „6 vor 9“, die jeden Morgen sechs

seltraum einen unverstellten Blick auf den

aktuelle Links zu Geschichten über den Medienbetrieb zusammenstellt.

täglichen Überlebenskampf gewährt, dem

Neben vielen anderen Preisen wurde das Projekt 2005 für seine Arbeit mit dem „Grimme Online Award“ in der Kategorie „Information“ ausgezeichnet. Die Schau-

viele auf der von Armut gezeichneten Insel ausgesetzt sind. Eine Welt, von der Alboro-

spieler Anke Engelke und Christoph Maria Herbst unterstützen das Bildblog, indem

sie sagt: „God lives here. But Satan too.“

sie kostenlos in einem Werbespot mitspielten, der mit dem Slogan „Jede Lüge braucht

Journey to Jah wurde auf dem Max-Ophüls-

einen Mutigen, der sie zählt!“ für die Webseite warb. Finanziert wird das Blog

Festival 2014 mit dem Förderpreis der DEFA-

ausschließlich durch Werbeanzeigen und Spenden der Leser. Als sich das Bildblog

Stiftung ausgezeichnet.

in einem Rechtsstreit mit der Axel Springer AG befand, sammelten Leser innerhalb kürzester Zeit über 17.000 Euro. Nicht zuletzt wird das Projekt aber getragen vom Enthusiasmus und dem Herzblut der Redakteure. Einer von ihnen ist der Bochumer Lukas Heinser. Bildblog will aufzeigen, was im Medienbetrieb falsch läuft. „Dabei geht es uns sowohl um bewusste Falschinformationen als auch um Fehler, die aus einem System entstehen, das vor allem auf Schnelligkeit, Aufmerksamkeit und geringe Produktionskosten aus ist“, so die Autoren. (sese) Lukas Heinser

22

Do. 20.03. bis Sa. 29.03 um 21 Uhr (außer Do. 27.03.) engl. OmU. Endstation Kino im Bahnhof Langendreer Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Telefon 0234 – 68 71 620 www.endstation-kino.de


VERANSTALTUNGEN MÄRZ 2014

2Raumwohnung Achtung Fertig Live – Die Tour zum neuen Album Am Donnerstag, den 20. März 2014 um 20 Uhr im FZW in Dortmund bodo verlost 2 x 2 Karten

VERANSTALTUNGEN | VERLOSUNGEN 16.03. | Zweitausend Plateaus | Theater im Depot, Dortmund | 3 x 2 Karten 20.03. | The Brew | Zeche, Bochum | 2 x 2 Karten 20.03. | 2Raumwohnung | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen. Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an: redaktion@bodoev.de. Oder schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer

20.03. – 29.03. | Journey to Jah | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten 23.03. | Gloria | Bahnhof Langendreer, Bochum | 2 x 2 Karten 28.03. | Frank Fischer | Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten Emschersagen, Ruhrsagen, Lippesagen | von Dirk Sondermann | je 2 Expl.

an: bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin. Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.03.2014 Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

23


08 | 03 | 14 Kalle Kalima

03 | 03 | 14 RatzFatz Kinderkarneval

SA 01 | 03 | 2014

mativ nähern sich die sorgfältig und aufwän-

Ausstellung | World of Matter

Die Ausstellung läuft bis zum 22.06. Infos

dig recherchierten Arbeiten ihren Themen.

MO 03 | 03 | 2014 Karneval | RatzFatz Kinderkarneval

Das internationale Forschungs-, Ausstel-

und Öffnungszeiten unter www.hmkv.de.

RatzFatz feiert sein 20-jähriges Bestehen

lungs- und Webprojekt „World of Matter“

HMKV im U, Dortmund

und lädt zum Feiern ein. Mit Zeitgeist geht's

befasst sich mit den weltweiten Kreisläufen von Material und Rohstoffen. Die in der Aus-

durch das Programm, in dem Witz, Theater, Ausstellung | In Arbeit

Tanz und Zaubereien mit vielerlei hoch-

stellung präsentierten Arbeiten erforschen

Was macht eine Spaghetti-Züchterin? Wie

wertigen artistischen Bewegungskünsten

verschiedenste geographische Zonen und

funktioniert die Teddybären-Fabrik? Was

harmonieren. Sofort nach der 75-minütigen

„Ökologien“: Den Bergbau in Brasilien, Öl-

spuckt die „Traumberufmaschine“ aus? Die

Show laden die RatzFatz-Artisten die kleinen

sande in Kanada, Reis- und Baumwollanbau,

Mitmach-Ausstellung „In Arbeit“ lädt zur spie-

Zuschauerinnen und Zuschauer zu Mitmach-

einen Dammbau in Bangladesh, Landgewin-

lerischen Entdeckungsreise in die Arbeitswelt

aktionen in den Bereichen Tanz, Jonglage,

nung in Ägypten, Goldabbau am Amazonas,

ein. Die jungen Besucher kommen anhand in-

Hula Hoop, Akrobatik und Zauberei ein. Heiß,

kongolesische Coltanminen oder auch die

teraktiver Stationen mit wirtschaftlichen, kul-

brenzlig und gespenstisch wird es dann bis 18

Kohleförderung im Ruhrgebiet. Das Projekt

turgeschichtlichen und technischen Aspekten

Uhr bei der abschließenden Feuershow.

erkundet die komplexen Ökosysteme und

von Arbeit in Berührung. Die Ausstellung läuft

Bahnhof Langendreer, Bochum, 15 Uhr

Kreisläufe von Rohstoffen wie Wasser, Erdöl,

bis zum 25.5. www.dasa-dortmund.de.

Baumwolle und Gold. Bildgewaltig und infor-

DASA, Dortmund

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SA 08 | 03 | 2014 Musik | Kalle Kalima Gitarre, Humor und schräge Ideen. Der Berliner Finne Kalle Kalima experimentiert mit der Kraft seiner Töne, sucht die Komik hinter der Tristesse und die Verzweiflung vor dem Spaß. Und gerne bezieht er sich auf seine landsmännischen Kinofilmer wie Kassila, Kaurismäki und Niskanen. Entsprechend tanzt die Musik von Klima Kalima entlang der Demarkationslinien zwischen freiem Jazz, brüchig-ruppigem Rock, Country und finnischem Tango. domicil, Dortmund, 20 Uhr Musik | Kapelsky & Marina „Absoluti, Absoluti!“ heißt das neue Album von Kapelsky in Liaison mit der Sängerin Marina Frenk. Kapelsky haben Marina im Schauspielhaus kennengelernt, ihr erstes Konzert im „Theater Unten“ gegeben, und jetzt stellen sie ihre neue CD in den Kammerspielen vor. Der Bandsound „Ostperanto Folkjazz“ verbindet stilistische Komponenten verschiedener europäischer Gypsy-Musik und begegnet diesen mit Humor, Spielwitz und jazziger Experimentierfreude. Kammerspiele im Schauspielhaus, BO, 20 Uhr

24


14 | 03 | 14 Stoffmarkt Holland

15 | 03 | 14 Der Tod und das Mädchen

FR 14 | 03 | 2014

und unmöglichen Filmbezügen beantwortet

Miranda hilft ihm. Als Dr. Miranda später

werden. Niemand muss als EinzelkämpferIn

in der Nacht aus Hilfsbereitschaft zurück-

Zweiter Freitag | Markus Veith

brüten, sondern es können gern (Freundes)-

kehrt, meint Gerardos Frau, Paulina, in ih-

Erneut zu Gast in unserer Buchhandlung

Gruppen gebildet werden.

rem Besucher ihren früheren Folterer zu

am Schwanenwall ist Markus Veith und bit-

Kino im U, Dortmund, 20 Uhr

erkennen, der sie zu Zeiten der Diktatur ge-

tet zur Werkstadtlesung vor dem Erscheinungstermin seines vierten Romans „Men-

SA 15 | 03 | 2014

bei Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ lief. Sie beschließt, Dr. Miranda gefangen

schenfischer“. Der Thriller rückt Menschen in den Mittelpunkt, die von der Gesellschaft

peinigt und vergewaltigt hat, während da-

Markt | Design Gipfel

gemeinhin als Kranke oder gar Spinner ver-

Auf dem Design Gipfel präsentieren aus-

spottet werden. Sein Gedankenspiel ent-

gewählte Designer und Kreative aus ganz

spinnt sich an Gerüchten. Was wäre, wenn

Deutschland und Europa ihre Produkte fern-

diese seltsamen Zeitgenossen eine heimli-

ab von Massenware und Mainstream. Ein

che Organisation bildeten? Es wird nicht ex-

unverwechselbarer Mix aus Mode, Schmuck,

plizit hervorgehoben, wo der Roman spielt,

Wohnaccessoires, Geschenkartikeln, Grafik

weil es die Menschenfischer in jeder Stadt

und Illustration zeichnet den Markt für De-

geben könnte, doch Dortmund stand ein-

sign und Handgemachtes aus. Die Besucher

deutig Pate: Spielorte sind der Hellweg und

erwarten einzigartige Produkte in limitier-

andere Örtlichkeiten der City. Der Eintritt

ten Auflagen, mit Herzblut und Liebe meist

zur Benefizveranstaltung ist frei, Spenden

von Hand gemacht.

sind herzlich willkommen.

Halle im Depot, DO, 12 – 19 Uhr (auch 16.3.)

zu nehmen und diese Anschuldigung aus-

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bodo, Dortmund, 19.30 Uhr Soziales | bodo-Stadtführung Markt | Stoffmarkt Holland

Am dritten Samstag findet wieder unsere

Bereits zum 15. Mal kommen Händler aus

bodo-Stadtführung in Bochum statt. Unse-

Holland, Belgien und Deutschland nach Bo-

re Experten geben ihr Wissen weiter, zeigen

chum, um den Boulevard in ein Stoffparadies

die Orte, an denen Menschen ohne Wohnung

zu verwandeln. An über 140 Ständen können

sich aufhalten und besuchen mit Ihnen Ein-

die Nähbegeisterten stöbern und einkau-

richtungen, die den Menschen auf der Stra-

fen. Neben Bekleidungsstoffen können auch

ße Hilfe anbieten: Von der Suppenküche bis

Heimtextilien wie Gardinen oder Polsterstof-

zur Notschlafstelle, vom Tagesaufenthalt bis

fe erworben werden. Außerdem erhalten die

zu unserem bodo-Wintercafé. Anmeldung

Kunden alles andere, was zum Nähen benö-

bitte unter 0234 – 68 07 72. Treffpunkt ist

tigt wird: Knöpfe, Reißverschlüsse, Gummi-

die bodo-Anlaufstelle in der Stühmeyerstra-

bänder, Garne und Schnittmuster.

ße 33. „Teilnahmegebühr“ ist der Kauf eines

Boulevard, Bochum, 10 – 17 Uhr

Straßenmagazins bei unserem Stadtführer. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zum Aus-

Quiz | Film-Quiz im Kino im U

tausch und zu weiteren Fragen an unsere

Mit welchem Instrument beginnt die Titel-

Stadtführer. Ausgebucht!

melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod?“

bodo-Anlaufstelle, Bochum, 11 Uhr

Steve McQueen: Schauspieler oder Regisseur? Das Film-Quiz-Team – bestehend aus Risna

Theater | Der Tod und das Mädchen

Olthuis und Carsten Happe – wartet wieder

Irgendwo in Südamerika nach Ende der

gut vorbereitet auf filmbegeisterte Rater-

Diktatur. Gerardo Escobar, ein junger An-

Innen. Filmausschnitte, Filmmusikeinspie-

walt mit Aussicht auf einen bedeutenden

lungen, verfremdete Fotos und Zitate dürfen

Regierungsposten, hat auf dem Heimweg

entschlüsselt und Fragen zu allen möglichen

eine Panne. Der freundliche Arzt Roberto 25


15 | 03 | 14 Design Gipfel

16 | 03 | 14 Der Elefantenmensch

zusprechen. Aber ist Dr. Miranda wirklich

die Tragikomödie noch ein zweites Mal im

Einsicht und brauchbaren Ergebnissen, und

schuldig, oder irrt Paulina?

März in der Schauburg Dortmund (16.3., 18.30

als Menschen sind sie unfähig, das Leben in

Rottstr 5 Theater, BO, 19.30 Uhr (auch 19. & 25.3.)

Uhr), im Bambi Düsseldorf (17.3., 19.15 Uhr) ,

seiner Fülle zu genießen, sich oder anderen

im Astra Essen (19.3., 20.15 Uhr) und im Film-

näher zu kommen. Mit ein bisschen Hilfe des

forum NRW in Köln (28.3., 19,15 Uhr). Weitere

Publikums ist es aber vielleicht möglich, die

Bühnenjubiläum

Infos unter www.homochrom.de.

Lonely Crowd abzuschaffen.

bringt der Chansonnier Tim Fischer einen

Schauburg, Dortmund, 18.30 Uhr

Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr

Musik | Tim Fischer Zu

seinem

25-jährigen

brandneuen Konzertabend mit seinen „geliebten Liedern“ auf die Dortmunder Kon-

bodo verlost 3 x 2 Karten. Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

BODO-VERLOSUNG | Zweitausend Plateaus

zertbühne. Da werden Chansonperlen zum

Die Performancegruppe Horror Vacui be-

Leuchten gebracht, Verschüttetes wird ent-

schäftigt sich kritisch mit gesellschaftlichen

staubt, Melancholisches steht in krassem Ge-

Phänomenen und setzt

In einer Freakshow entdeckt der Londoner

gensatz zu Frivolem.

dabei auf postdrama-

Arzt Dr. Treves den jungen John Merrick, der

Konzerthaus, Dortmund, 20 Uhr

tische

Theater | Der Elefantenmensch

und

seinen Lebensunterhalt als sogenannter „Ele-

Auflö-

fantenmensch“ verdient – begafft von Jung

sungsprozesse. In ihrer

und Alt als unfassbare Laune der Natur. Er be-

neuen Produktion stellen sie sich einem in-

ginnt, Merrick und dessen stark deformier-

tergalaktischen Abenteuer zwischen Kon-

ten Kopf und Körper zu studieren. Merrick

Die beiden Oscar-Preisträgerinnen Olympia

templation und Alptraum: „I‘m gonna die in

ist Gefangener seines abstoßenden Äußeren:

Dukakis und Brenda Fricker spielen das drol-

a place that don’t know my name. I‘m gonna

Ein verkörperter Alptraum, ein Kuriosum, ein

lige alte Paar Stella und Dottie, das vor dem

die in a space that don’t hold my name. Habe

Exponat – das schnell zu einem gesellschaft-

Altersheim flieht, um in Kanada zu heiraten.

nun, ach! General Management, Theater-

lichen Ereignis auch in den Londoner Salons

Der Film von Thom Fitzgerald wurde vielfach

wissenschaft und leider auch Neurobiologie

wird. „Der Elefantenmensch“ beschreibt die

als bester Film ausgezeichnet und gewann

und Seelenmechanik durchaus studiert – und

menschliche Gesellschaft als Freakshow vol-

insgesamt 36 Preise. Nach der Deutschland-

nicht den Eindruck, der Welt oder den Men-

ler Abgründe, in der die Oberfläche dominiert

Premiere im September 2012 zeigt die zwei-

schen dadurch näher gekommen zu sein!“

und das Extreme abartig fasziniert.

monatliche lesbische Filmreihe homochrom

Als Wissenschaftler fehlt es ihnen an tiefer

Schauspielhaus, DO, 20 Uhr (auch 29.03.)

Elemente

performative

SO 16 | 03 | 2014 Film | Cloudburst

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07.02.14 09:13


21 | 03 | 14 Dr. Mojo

26 | 03 | 14 Christina Branco

ihr neues Album „Control“ live vorstellen und

Pop von klassischen Songs über Discoperlen

auch bekannte Klassiker ihrer Vorgängeralben

bis hin zu innovativen Elektronikklängen eine

spielen. Im Gepäck hat das Trio einen Support

stilistische Breite bieten,

Die Fifties-Chansonette Fräulein Nina und der

aus ihrer Heimatstadt Grimsby (UK) namens Kis-

die ihresgleichen sucht.

„Steiger“ präsentieren einen Kabarett-Talk der

met Ryding, eine 4-köpfige Psych-Rock-Band mit

Mit ihrem neuen Album

Extraklasse oder vielmehr der sehr eigenen Klas-

ebenfalls sehr hohem Energieniveau.

„Achtung Fertig“, wel-

se. Das frisch vereinte Duo will mit „Hey, du da!“

Zeche, Bochum, 19 Uhr

ein schwarzes Loch erhellen. Regelmäßig wollen

bodo verlost 2 x 2 Karten.

erschienen ist, schließen 2raumwohnung einen

die Schöne und der Biest künftig dem Dort-

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

langen, großen Kreis und kehren zurück zu ih-

MI 19 | 03 | 2014 Kleinkunst | „Hey, du da!“

ches im September 2013

rem Ursprung: Elektronik.

munder Publikum im Fletch Bizzel einen kabarettistischen Unterhaltungsabend bieten. Oder

FZW, Dortmund, 20 Uhr

BODO-VERLOSUNG | 2Raumwohnung

auch einen unterhaltsamen Kabarettabend. Die

Ziemlich genau vor dreizehn Jahren trafen sich

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Schlaue und der Scheue, oder: die Kluge und der

Tommi Eckart, der sich in den 90ern durch sei-

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

Klamauker, nein: die Musel und der Mann wer-

ne Zusammenarbeit mit Andreas Dorau einen

den sich selbst immer wieder neu vorstellen, vor

Namen machte, und Inga Humpe, die in den

allem aber ihren Gast des Abends.

frühen 80ern mit den Neonbabies für Furore

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

sorgte. Damit war der Grundstein für die Grün-

Comedy | Hennes Bender

FR 21 | 03 | 2014 Musik | Dr. Mojo: Musik à la Carte

dung des Pop-Duos 2Raumwohnung gelegt, die

Bei diesem ganz speziellen Konzert unter

in der letzten Dekade mit ihrem wundervollen

dem Motto „Dr. Mojo – Musik à la Carte“

Hennes Bender ist weder übertrieben groß

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noch sonderlich leise. Deswegen trägt seine neueste Show auch den treffenden Titel „KLEIN/LAUT“. Damit jeder weiß: Da vorne steht nicht etwa ein hochgewachsener, stiller Mann, sondern der Comedyhobbit der deutschen Büh-

Wo echte Liebe zählt, ist unser Strom.

nen. Bender holt nicht lange aus, sondern beißt sich direkt und ohne Umwege im Wahnsinn der Realität und ihrer Nebenwirkungen fest. Er ist klein. Und laut. Jochen Malmsheimer nennt ihn gern „Das Cornichon des deutschen Kabaretts“. Flottmann Hallen, Herne, 20 Uhr

DO 20 | 03 | 2014

rom n St e u e en n n und n. e t ein r Jetz en werb ft siche n i erbe kundGutschr w / e d . € 1 20 ew 2

BODO-VERLOSUNG | The Brew The Brew leben nicht in der Vergangenheit, sondern verkörpern eine zeitgemäße, moder-

.d www

ne Band, die zwar zu ihren Roots steht, aber auch von aktuellen Acts wie The Black Keys, Rage Against

The

Machine,

Kasabian oder auch Kula Shaker beeinflusst

Viele Dinge sind für Dortmund typisch – ein Lokalpatriot zu sein gehört dazu. Und genau diese Lokalpatrioten suchen wir. Werben Sie einen Stromkunden und unterstützen Sie uns dabei, Dortmund weiterhin so lebenswert zu gestalten. Dafür setzen wir uns mit unseren

mehr als 1000 Mitarbeitern täglich ein. Nicht nur durch Ihre sichere Versorgung mit Strom, Gas und Wasser, sondern vor allem auch durch die Förderung zahlreicher Projekte, Initiativen und Vereine. Im Großen wie im Kleinen. Für Dortmund und die Region.

wurde. Das preisgekrönte Trio vereint musikalisches Können mit unbändiger Energie und einer vorwärts lenkenden, kreativen Neugier. Auf der Frühjahrstour im März 2014 werden The Brew DEW21_AZ_130x140_BoDo.indd 1

30.08.13 16:32

27


27 | 03 | 14 Oregon

27 | 03 | 14 Baskery

hat das Publikum die Gelegenheit, das Pro-

mit einer 360-Grad-Videoinstallation in der

Mark Tavassol, Gitarrist von „Wir sind Helden“,

gramm des Abends aus den rund 100 Titeln,

Halle und einem illuminierten Biergarten.

und Moderator Klaas Heufer-Umlauf bei der

die das Duo Dr. Mojo beherrscht, selbst zu-

FZW, Dortmund, 23 Uhr

Namensgebung. „Gloria“, die Band, wuchs erst mal

sammenzustellen. Neben zahlreichen Songs von Bluesgrößen wie Robert Johnson, Muddy Waters, B.B. King, Willi Dixon, Noah Louis und Elmore James finden sich darauf einige

unter

SA 22 | 03 | 2014

Ausschluss

Comedy | Ralf Schmitz

beide realisierten, was

der beliebtesten Oldies aus den 70er und

Ralf Schmitz will es in seinem Soloprogramm

für ein Programm sie da in den Händen hiel-

80er Jahren. Das Motto der beiden Vollblut-

„Schmitzpiepe“ wirklich wissen und stellt end-

ten: „Gloria“ spielen deutschen Pop, hörbar

musiker ist: bei viel Sound mit wenig Watt

lich die wichtigen Fragen des Lebens: Wie kann

gefärbt von britischem und amerikanischem

die Seele baumeln lassen im ganz speziellen

man sich selber ins Wort fallen und dabei auch

Gitarrenzeugs aller Art und von der Hambur-

Mojo-Feeling.

noch immer Recht haben? Wie würde es ausse-

ger Songwritertradition.

Kulturelles Zentrum Kultur Magazin, BO, 20 Uhr

hen, wenn wir durch unsere eigene Zeugungs-

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

geschichte zappen könnten? Und wollen wir

bodo verlost 2 x 2 Karten.

das überhaupt? Was macht man, wenn man

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

Party | 13 Jahre Firestarter-Party Der weltweit gebuchte DJ Firestarter feiert

die Liebste beeindrucken will, dabei aber die

nicht in Miami, Bangkok oder in Hollywood

Karaoke-Maschine durchdreht? Was genau ist

seinen 13. Geburtstag, sondern im FZW in

Muckauf? Wenn Ralf Schmitz erst einmal losge-

Dortmund. DJ Firestarter, der bei der letzten

lassen wird, gibt es kein Halten mehr.

„Oscar“-Verleihung in Hollywood die Promis

Saalbau, Witten, 20 Uhr

ternational in aller Herren Länder als Rock-DJ gebucht wird, steht selbst hinter den Plattentellern. In der Bar werden Indie, Wave, und UK

MI 26 | 03 | 2014 Musik | Christina Branco Sinnlich, melancholisch, sehnsuchtsvoll – so ist Fado Anfang des 19. Jahrhunderts in Lissa-

mit seiner Musikauswahl begeisterte und in-

SO 23 | 03 | 2014 BODO-VERLOSUNG | Gloria

bon aufgekommen und hat sich in den Herzen der Portugiesen eingenistet. Die 41-jährige Christina Branco zählt zu der Generation,

aufgelegt, was im Club läuft, wird noch nicht

Ruhm und Ehre sind nicht das erklärte Ziel der

die den Fado erst entdeckt hat, als sie den

verraten. Abgerundet wird die Party-Melange

Formation „Gloria“. Aber so ganz unprätenti-

Rest der musikalischen Welt schon durchge-

ös sollte es nun auch nicht sein, dachten sich

hört hatte: Sie ist aufgewachsen mit Janis

www.heldenmarkt.de

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21./22./23. März Jahrhunderthalle Bochum Freitag 16 - 20 | Samstag 10 - 20 | Sonntag 10 - 18 Uhr Eintritt: 9,50 EUR | ermäßigt 6,00 EUR | Kinder bis 14 Jahre frei 28

der

Öffentlichkeit heran. Bis


28 | 03 | 14 Frau Karo

28 | 03 | 14 Fred Ape und Rawsome Delights

Joplin, Billie Holiday, Ella Fitzgerald. Daher

dermacher und Kabarettisten – und Rawso-

rechnen. Vor allem mit spannender Musik.

kommt vielleicht ihr unverkrampfter Zugriff

me Delights, die handverlesene Coverstück-

Beim „Rendezvous der Saiten“ springt zwi-

auf die Tradition, ihre manchmal jazzige In-

chen der 40er bis 60er Jahre und neuzeitliche

schen Hajo Hoffmann und DASKwartett

terpretation des Fado mit folkiger Färbung.

Vintage-Schätze zum Besten geben werden.

der musikalische Funke über. Die eigens für

Christuskirche, Bochum, 20 Uhr

Café Erdmann, Dortmund, 19.30 Uhr

diese Begegnung von Hajo Hoffmann und DASKwartett komponierten Werke knistern

DO 27 | 03 | 2014 Musik | Baskery

voller Spannung – ganz so, wie eine romanti-

Musik | Frau Karo Frau Karo ist Sängerin, Songwriterin und

sche Verabredung. Anmeldung unter www.

Pianistin. Inspiration findet sie bei Künst-

hilde-ihr-saloncafe.de.

Das Ziel der drei Schwestern Greta, Stella und

lerinnen wie Adele, Tori Amos oder Amy

Hilde ihr Salon-Café, Bochum, 15 Uhr

Sunniva ist es, immer zu überraschen, basie-

Winehouse, bei Bands wie Daughter oder

rend auf dem, was drei Musikerinnen zusam-

Sängern und Komponisten wie Johnny Cash

men in der Lage sind zu tun. Ihre Musik kann

oder George Harrison. Anfang 2014 erschien

nur auf Grund der Instrumentierung (Double-

ihr selbstkomponiertes Indiepop-Albumde-

Bass, Six-String-Banjo und Akustik-Gitarre),

büt „Breaking Clouds“. Ihre Songs sind Ge-

nicht direkt als Country oder Bluegrass kate-

schichten mit Facetten ihrer Persönlichkeit.

gorisiert werden, im Gegenteil: „Baskery“ sind

Festgefahren sein ist ihr ein Graus, sie mag es

nicht verheiratet mit einem speziellen Genre.

offen und vor allem weltoffen.

„Baskery‘s“ Devise und Attitüde ist es, die Mu-

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

sik auf den Kopf zu stellen und die Geradlinigkeit von Punk mit der Raffinesse klassischer

HAUS DER JUGEND

März 2014 Sa, 08.03.2014, 20.00 Uhr

BODO-VERLOSUNG | Frank Fischer

Singer/Songwriter-Tradition zu vermischen.

Es gibt über 600 anerkannte Phobien – Grund

subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr

genug für ein Kabarettprogramm. Frank Fischer, selbst stolzer Besitzer

Musik | Oregon

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verschiedener Ängste und be-

Matthias Kartner „Kasche & Friends“

Do, 13.03.2014, 20.00 Uhr

Lydie Auvray „Trio“

Im Verlauf ihrer rund 30 Jahre währenden

kennender Hypochonder, zeigt,

Bandgeschichte ist „Oregon“ zu einem Syno-

dass in dem Thema mehr Komik

nym für genreüberschreitende Musik gewor-

steckt, als man vermutet. So be-

den. Seit 1970 versteht sich die Band um den

zeichnet beispielsweise Hippo-

Gitarristen Ralph Towner auf das Arbeiten

potamomonstrosesquipedalio-

mit den Mitteln des Jazz wie der Klassik und

phobie die Furcht vor langen Wörtern. Wie ein

dem, was man gemeinhin unter „Weltmusik“

Speichelsauggerät beim Zahnarzt zur ernst-

„Unschafes zwischen Sinn und Wahn“

versteht. Sie zählen zu den Pionieren einer

haften Bedrohung werden kann und wieso

Mi, 19.03.2014, 20.00 Uhr

Musik „zwischen den Stühlen“.

die ZDF-Hitparade in seiner Kindheit als Ersatz

domicil, Dortmund, 20.00 Uhr

für Horrorfilme diente – all dies schildert der Gewinner zahlreicher Kabarettpreise in vielen

FR 28 | 03 | 2014 Musik | Fred Ape und Rawsome Delights Bereits im letzten Jahr lud die junge Musi-

in Dortmund zu zelebrieren. Ob Folk, Americana, Bluegrass, Gipsy oder Irish Folk, die

Rick Kavanian „Egostrip“

Di, 18.03.2014, 20.00 Uhr

Thomas Hecking Frank Goosen

„Raketenmänner“ - Lesung

Fr, 21.03.2014, 20.00 Uhr

Fischer & Jung

absurden Geschichten. Zauberkasten, Bochum, 20 Uhr

„Ladies Night“

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Sa, 29.03.2014, 19.00 Uhr

Teilnahmebedingungen auf Seite 23.

6. Musiknacht

kerin Claudia Rudek Kollegen und Gäste ein, um mit ihr die Vielfalt der akustischen Musik

Fr, 14.03.2014, 20.00 Uhr

der Sparkasse Dortmund und Musikschule DO

SO 30 | 03 | 2014 Musik | DASKwartett und Hajo Hoffmann

Freude an der Musik und dem gemeinsamen

Wenn sich vier Streicherinnen und Deutsch-

Spielen vereint sie alle. Am 28.03. begrüßt sie

lands

Fred Ape – den in Dortmund geborenen Lie-

Hoffmann begegnen, muss man mit allem

Crossover-Ukulele-Künstler

Hajo

Fritz-Henßler-Haus Geschwister-Scholl-Str. 33-37 44135 Dortmund · www.fhh.de

29


BODO GEHT AUS

Rockalilly | Dortmund Kalorienfreie Kuchenstücke

von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Gesellschaft macht gerade einen Wandel durch“, sagt Deinert. „Bislang hieß es immer

Do it yourself. Mach es selbst. Wenn du magst,

,billig, billig‘, neuerdings legen die Leute

mach es bunt. Kunterbunt wie das Rockalilly,

wieder Wert auf handgemachte Sachen, Ein-

der neue Laden im Dortmunder Unionviertel.

zelstücke und Qualität.“ Aus diesem Grund

ge gefertigt. Ich habe zwar immer genäht,

Im ersten Raum gibt es Kaffee, Tee, Kekse,

bietet sie auch fair gehandelte Getränke an

allerdings eine Ausbildung als Einzel-

farbenfrohe Bonbonmischungen und trendige

und Kekse mit Bio-Siegel. Beim Naschen, die

handelskauffrau gemacht und anschlie-

Limonaden – an der Bar zu genießen oder in

vielen Anregungen vor Augen, kommt ihre

ßend dreizehn Jahre in der Gastronomie

schicken Cocktailsesseln. Im zweiten warten

vornehmlich weibliche Kundschaft bald ins

gearbeitet. Durch die Verschärfung des

fünf unverwüstliche Adler-Nähmaschinen auf

Fachsimpeln, sinkt die Hemmschwelle, das

Nichtrauchergesetzes habe ich meine feste

produktive Gäste. Schneiderpuppen zeigen,

Rockalilly als Handarbeitsraum für eigene

Anstellung verloren. Also habe ich alles, was

was man an diesen Apparaten nähen könnte,

Zwecke zu nutzen. Vom, ganz profan, Annä-

ich kann und worauf ich Lust hatte, in einen

weitere Handarbeiten liegen dekorativ in

hen eines losen Knopfes bis zum passgenau-

Topf geworfen, umgerührt und herausge-

Wandregalen. Natürlich dürfen Sie die Sachen

en Anfertigen aufwändiger Kleidungsstücke

kommen ist dieser Laden.“

kaufen, doch eigentlich geht es im Rockalilly

ist alles möglich. Stricken, Sticken, Häkeln,

darum, selber kreativ zu werden.

Schneidern, Nähen, Basteln, Malen für Kinder

Geschätzt ein gutes Dutzend Geschäftsideen bringt Tina Deinert, die Inhaberin, unter

30

oder Erwachsene, allein, in Gruppen, Kursen oder Workshops.

Lust hat sie, dessen Name allein verrät es, auf den Stil der 50er und 60er Jahre. Dem entsprechend findet man in ihrem Sortiment – neben niedlichen Eulen und garantiert

einem Dach zusammen. Da alle mit textilem

Tina Deinert hat das textile Handwerk

kalorienfreien Tortenstücken – rock‘n‘rollige

„Do it yourself“ zu tun haben, erweist sich

nicht gelernt, es wurde ihr in die Wiege

Accessoires wie Fliegenpilze und knallrote

ihr Potpourri als überzeugende Einheit. Auf

gelegt. „Mein Onkel war Herrenschneider in

Kirschen. Gehäkelt allesamt. Zeitgeschichtlich

entsprechendem Niveau. „Ich glaube, die

Jaderberg an der Nordsee. Er hat Maßanzü-

verwandt sind die Krawatten, Originale, aus


DESIGN

Die zweite Chance für alte Lieblinge Vom 21. bis 23. März steht die Bochumer Jahrhunderthalle wieder ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Auf der „gut.“ Messe für nachhaltiges Design und dem „Heldenmarkt“ finden Besucher neben originellen Produkten zahlreiche Anregungen für einen bewussten Konsum. von Birgit Rumpel | Fotos: Annette Wolter Zum ersten Mal auf der gut. Messe da-

was schon da ist, etwas Einzigartiges

bei ist Annette Wolter mit ihrem Label

zu schaffen.“ Manchmal sind es nur

„belle! ahoi“. Die Bochumerin hat ein

Kleinigkeiten, wie farblich abgesetzte

Herz für herrenlose Sachen, sie arbeitet

Paspeln am Revers eines Blazers oder

Kleidungsstücke so um, dass jedes Stück

eine aufgenähte Häkelrosette auf einem

ein besonderes wird. „Ich kann in jedem

schlichten Wollmantel, die einem Stück

Ding etwas Schönes sehen, und ich fin-

einen ganz neuen Charakter verleihen.

de, jedes Kleidungsstück hat eine zweite

Manchmal macht Annette Wolter aber

Chance verdient.“

auch einen harten Schnitt. Dann werden Sommerkleider regelrecht zerlegt, neu

Die Grafikerin Annette Wolter machte

kombiniert, wieder zusammengenäht

sich vor zwei Jahren selbstständig und

oder endgültig getrennt, so dass aus

widmet sich neben ihrem Angebot,

einem langen Kleid sogar ein Minikleid

Webseiten und Drucksachen zu gestal-

und zwei Röcke entstehen.

ten, nun hauptsächlich dem Entwerfen von Upcycling-Mode. „Für mich ist es

Rund um ihren Arbeitsplatz mit der Näh-

wichtig, dass ich bei meiner Arbeit etwas

maschine türmen sich Kisten und Schach-

gestalten kann. Mir geht es nicht darum,

teln mit allerlei Stoffresten, Bändern und

Neues zu erfinden, sondern mit dem, denen Deinert einen bunten Rock genäht hat, und jede Menge Stoffe, die nicht auf retro gemacht – sondern wirklich sind. Doch entspricht eine ästhetische Monokultur nicht ihrem Wesen. Tina Deinert ist offen für andere Epochen, Moden und Techniken, und weil sie nicht alles allein machen kann, sucht sie Leute, die eigenes handwerkliches Know-how im Rahmen von Workshops weitergeben möchten. In Kontakt steht sie bereits mit einer Hutmacherin und Expertin für historische Kostüme. Und wer nicht nur viel drauf, sondern vielleicht mehr schon produziert hat, kann im Rockalilly Regalflächen anmieten. Sonderkonditionen gibt es für Arbeitslose und Studierende. Und sonst? Einfach fragen. (wk) Rockalilly, DIY-Home, Lange Straße 92, 44137 Dortmund, Tel. 0177 – 58 17 553 Mo. bis Sa. von 12 bis 18 Uhr 31


KULTUR

Borten – alles nach Farben sortiert. „Das Wegwerfen fällt mir schwer, ich habe eine große Freude daran, alles wiederzuverwenden.“ Die Reste von Jerseystoffen etwa eignen sich prima zur Befestigung der liebevoll gestalteten Größenanhänger an jedem Kleidungsstück. Die Unikate von „belle! ahoi“ gibt es bisher nur im Internet und auf Designmärkten zu kaufen, sowie beim „fashion

Spiel mir das Lied vom Märchenwald

monday“ an jedem ersten Montag des Monats in Wolters Atelier in der Bochumer Innenstadt, nach Absprache sind

Republik der Wölfe

individuelle Termine möglich. „Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann ein Ladengeschäft zu eröffnen, wenn sich alles weiter so gut entwickelt.“ Dazu soll ihre Präsentation auf der „gut.“ beitragen. Bereits zum dritten Mal zeigen Designer, Kunsthandwerker, Institutionen und Werkstätten auf der Messe ihre Angebote, knüpfen neue Kontakte und Vertriebswege. Erstmals wird es mit dem Gastland Niederlande einen internationalen Bereich auf der Messe geben, in dem das Europäische Zentrum für Kreativwirtschaft „ecce“ Kreative aus

Mittlerweile ist das Dortmunder Theaterpublikum gewohnt, außergewöhnliches und berührendes Schauspiel zu erleben. Regisseurin Claudia Bauer, die zuletzt die Fassbinder-Adaption „Welt am Draht“ aufgeführt hat, probiert sich nun an einer ungewöhnlichen Märchen-Adaption mit Live-Musik. Dargeboten wird diese von einer fein zusammengestellten Allstar-Band von internationalem Format. von Peter Hesse | Fotos: Daniel Sadrowski

dem Nachbarland präsentiert. Wie im Vorjahr findet parallel wieder der „Heldenmarkt“ satt, die Messe für nachhaltigen Konsum. Hier hat sich die Ausstellerzahl von 80 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Von der Bio-Unterhose bis zu Öko-Bierspezialitäten werden neben Gebrauchsdesign auch Lebensmittel sowie Angebote zu alternativen Versicherungen und Geldanlagen vorgestellt. Das Rahmenprogramm mit Kochshows, Vorträgen und Workshops liefert Anregungen, sich aktiv mit dem täglichen Konsum auseinanderzusetzen, um ihn bewusst und möglichst nachhaltig zu gestalten. (biru)

Kurz vor der Premiere wird die Zeit knapp. Claudia Bauer konnte nur wenige Proben mit den beteiligten Musikern

und dem kompletten Ensemble aufführen. Sie sagt über die Entstehung des Soundtracks für „Republik der Wölfe“: „Es

war von vornherein klar, dass die Musiker freie Hand für die Musikgestaltung haben. Zwar haben wir über eine Grundstimmung gesprochen und darüber, dass es schon einen

bestimmten ,Style‘ haben soll, aber über die Ausrichtung

waren wir uns sehr schnell einig. Es war etwas riskant, die

Stücke pünktlich zum Probenbeginn fertig haben zu müssen, denn dann beginnt ja erst die eigentliche Arbeit mit

dem Verflechten von Bühnenbild, Sprech- und Musik-Ab-

teilung. Die Feinabstimmung soll ja im besten Falle etwas ergeben, was ein Gesamtkunstwerk sein könnte.“

„gut. die messe“ und „Heldenmarkt“ vom 21. bis zum 23. März 2014 in der Jahrhunderthalle Bochum www. gut-die-messe.de www.heldenmarkt.de www.belleahoi.de

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Dieses Epos zeichnet Märchen der Brüder Grimm nach, unter Verwendung von Gedichten der amerikanischen Lyrikerin Anne Sexton. Die Bühne verwandelt sich so in ein Horror-

haus, wo wilde Tiere, schöne Frauen und Folterknechte die

Handlung einrahmen. Als Dramaturg stand Alexander Kerlin


33


KULTUR

zur Seite, der dem „Märchenmassaker“ seine konzeptionelle Form gegeben hat. Insgesamt treten 10 Schauspieler und 20 Statisten auf, eingerahmt von Videos und Sounddesign.

A + B + C = D wie Dynamite Auf Anregung der Romantiker Clemens Brentano und Achim von Arnim sammelten die Grimms Kinder- und Hausmär-

chen und gaben sie von 1812 bis 1858 selbst heraus. „Fast jede Grafschaft hatte in Deutschland ihre eigenen Sagen“, sagt Paul Wallfisch – der musikalische Direktor der Kay Voges-

Ära – über die historische Einordnung. „Jacob und Wilhelm Grimm waren vielleicht die ersten, die diese fantastischen Geschichten gesammelt, zu einer großen Werkausgabe

zusammengefasst und über den ganzen Erdball verbreitet

haben. Vom Bekanntheitsgrad her gesehen sind die beiden Erzähler weltweit auf dem gleichen Level wie Hitler.“

Der eigentliche Clou dieses Stücks ist ein anderer: Als musi-

kalische Begleitband ist es Paul Wallfisch gelungen, mit drei Musikern von internationalem Rang den Soundtrack für

dieses Stück zu schreiben. Es sind Alexander Hacke von den „Einstürzenden Neubauten“, die Co-Gründerin der Love-

parade Danielle de Picciotto und Mick Harvey, der 1982 von Australien nach Berlin kam, um dort zusammen mit Nick

Cave die „Bad Seeds“ ins Leben zu rufen. Diese

drei spielten schon gemeinsam bei der Band

„Crime & The City Solution“. Alexander Hacke

sagt über „Republik der Wölfe“: „Wir stimmen

uns mit der Textur des Stückes ab und probie-

ren mit den Schauspielern, eine Einheit zu erzeugen.

Im Idealfall ergibt A plus B plus C dann D wie Dynamite.

Während des Theaterstücks stehen wir ja direkt mit auf der Bühne. Ich spiele meistens Bass, aber sonst wechseln beinahe zu jedem Stück die Instrumente.“

Musik mit erkennbarer Handschrift Denn Hacke, Harvey, de Picciotto und Wallfisch haben noch eine wichtige Gemeinsamkeit: Jeder im Quartett ist quasi

ein Multi-Instrumentalist. Neben Geige, Schlagzeug, Vibra-

phon und Gitarre sind auch Drehleier, Percussion oder Banjo zu hören. „Bei den Aufnahme-Sessions gab es keine be-

stimmte Regel. Jeder hat im Kompositionsprozess gespielt, was er denkt, unsere Ideen kommen raus, und das Ender-

gebnis soll eine erkennbare Handschrift haben“, sagt Paul

Wallfisch über die Tonaufnahmen. Mick Harvey ergänzt: „Es Rechts: Claudia Bauer, Regisseurin von „Republik der Wölfe“.

ist viel besser, wenn die Mischung unterschiedlichster Ein-

flüsse einfach stimmt und quasi aus dem Unsichtbaren zum Tragen kommt. Jemand, der das aus meiner Sicht immer

Vorherige Seite v.l.: Danielle de Picciotto, Alexander Hacke, Paul Wallfisch und Mick Harvey. 34

ganz besonders gut konnte, war Serge Gainsbourg. Gerade in der Phase Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre ist das dem Franzosen besonders gut gelungen.“


Mick Harvey war 36 Jahre lang im Windschatten von Nick

eine fremde Stadt geworden. Außerdem ist es über die Jahre

„Boys Next Door“, „Birthday Party“ und der „Bad Seeds“. Ob

zu kommen. Wir haben nicht umsonst unser Haus verkauft

Cave das musikalische Mastermind der gemeinsamen Bands für ihn als Australier die Märchen der Brüder Grimm eine seltsame Anmutung haben, verneint er im akzentfreien

Deutsch: „Ich habe diese Form von Fabeln schon als Sechsjähriger im Fernsehen gesehen, und irgendwo hat jede Kultur der Welt ihre eigene Rotkäppchen- oder Aschenbrödel-Ge-

schichte.“ Weil die Aufnahmen-Sessions so gut funktioniert haben, werden sie unter dem englischen Titel „The Ministry

Of Wolves“ auf dem Londoner Label Mute Records veröffentlicht. Auch eine Tour wird ab Mitte März folgen.

immer schwieriger geworden, an einigermaßen bezahlte Jobs und ziehen seitdem durch die Lande, was in den letzten

Jahren eigentlich ganz gut funktioniert hat.“ Die Stadt Dortmund hat Alexander Hacke zudem noch einen besonderen

Moment geschenkt: „Ich habe meinen Sohn schon überall hin auf die Welt eingeladen, er möge uns doch einmal besu-

chen kommen, wenn wir live spielen. Nach New York, nach

Melbourne, Istanbul oder nach Mailand. Das hat ihn aber nie groß interessiert. Nun kommt er das erste Mal hierhin, was vor allem an der Strahlkraft von Borussia Dortmund liegt.“

Größer als die Emscher

Nicht nur sein Sohn, sondern auch der Vater von Alexander Ha-

Ob Berlin, die einstige Mauerstadt, den Reiz verloren und

de Leder nie sonderlich interessiert. „So wie sich in Dortmund

das Ruhrgebiet inzwischen kulturell aufgeholt hat, ist für

Alexander Hacke nicht leicht zu beantworten: „Ich finde es schon gut, wenn die Aufführungsorte für Musik ehemalige Industriestätten sind. Das ist schon einzigartig, so wie

das im Ruhrgebiet gehandhabt wird. Wir waren schon mal auf der Ruhrtriennale im Jahr 2010 und haben dort für das Projekt ,Century Of Song‘ eine auf zwei Abende angelegte

Gala mit türkischer Musik konzipiert, die wir in der Bochumer Jahrhunderthalle aufgeführt haben.“ Seine Lebensgefährtin Danielle de Picciotto ergänzt: „Berlin hat sich in den letzten Jahren schon sehr stark verändert. Es ist für uns zum Teil

cke sind große Fußballfans, ihn hat das Geschehen um das runalles auf den Fußball konzentriert, das erinnert mich sehr an

Pittsburgh“, sagt der in New York geborene Paul Wallfisch und ergänzt: „Dort gab es eine lebendige Stahlindustrie in den

1970er Jahren, die seit mehreren Jahren am Boden liegt. Aber

es gibt in der Stadt Pittsburgh eine ähnlich fanatische Begeisterung für Sport.“ Dort sind in der National Football League durch die „Pittsburgh Steelers“, im Major League Baseball

durch die „Pirates“ und in der National Hockey League durch

die „Penguins“ vertreten. „Alle Clubs haben als Vereinsfarben schwarz-gelb. Der einzige Unterschied ist vielleicht, dass der Ohio River etwas größer ist als die Emscher.“ (ph)

35


REPORTAGE

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Das MiniStudentenwohnheim Wie will ich im Alter leben? Irgendwann beschäftigt diese Frage jeden Menschen. Für Christine Straetling war die Antwort, auch als sie die 80 Jahre überschritt, klar: „Ich will in meinem Haus bleiben.“ Weil das alleine nicht mehr so gut ging, eröffnete die Enkelin von Moritz Fiege kurzerhand ein kleines Studentenwohnheim. Das besonders kreative Beispiel für Mehrgenerationenwohnen ist ein Gewinn für alle Seiten. von Max Florian Kühlem | Fotos: Daniel Sadrowski

B

eim Besuch im dreistöckigen Haus in Altenbochum sitzen Christine Straetling und vier ihrer fünf Mitbewohnerinnen gerade am Kaffee-

tisch und schnacken. Die Dame, die am 30. Januar 88 Jahre alt geworden ist, hat Kaffee gekocht, hervorragenden, selbst gebackenen Spekulatius aufgetischt, frisches Obst geschnitten und alte Fotoalben ‘rausgekramt. Schöne Straßenzüge mit Gründerzeitbauten sind darauf zu sehen – die Bochumer Innenstadt, bevor sie im Krieg zerbombt wurde. Am Hellweg, über den damals noch die Straßenbahn fuhr, hatten die Steffens, die Familienlinie ihres Vaters, eine Wirtschaft, darüber wohnte die Familie. Bis vor einigen Jahren waren die Steffens in Bochum bekannt: Sie hatten eine eigene Kaffeerösterei und einen Feinkostladen in der Innenstadt. Der Vater von Christine Straetlings Mutter, Moritz Fiege, starb zwar, als sie jung war, aber die Enkelin erinnert sich: „Er ist noch mit der Pferdekutsche von Wirtschaft zu Wirtschaft gezogen und hat Werbung für sein Pils gemacht.“ Wurde ihm tagsüber schon Schnaps angeboten, ließ er ihn dezent in einer Blume verschwinden. Zur Genese eines großen Wirtschaftsunternehmens gehört schließlich Disziplin – auch, wenn es eine Brauerei ist. Das Haus in Altenbochum bauten Christine Straetling, die alle nur Christel nennen, und ihr Mann 1964. „Vor 50 Jahren also“, sagt sie nachdenklich, als könne sie selbst kaum glauben, wie die Jahrzehnte vorbei geflogen sind. „Das ist mein Lebenswerk hier“, sagt die 88-Jährige, „ich habe meinen Beruf aufgegeben, um mich um das Haus zu kümmern.“ Eigentlich wollte sie Apothekerin werden. 37


REPORTAGE

Weil über die Jahrzehnte jeder Winkel des Gemäuers zu ihrem Zu-

Spanisch an der Ruhr-Uni studiert und bei einer Gemein-

hause wurde und ihre Handschrift trug, wollte Christel Straetling

schaftsküche für fünf Leute Angst gehabt hätte, ständig den

auch nach dem Tod ihres Mannes 2007 nicht ausziehen. Bloß: Von

Dreck der anderen wegmachen zu müssen.

der Rente konnte sie es allein nicht halten. Der Sohn, eines von sechs Kindern, rechnete ihr vor: „Dann kannst du dir keine Bluse

Christel Straetling ist für die Studentinnen nicht bloß die Ver-

und keine Kleider mehr kaufen.“ „Doch er hat eingesehen, dass

mieterin, die dank ihrer Miete das Haus halten kann. „Ich arbeite

das für Mutter fürchterlich wäre: Vater weg, das Haus verkaufen

auf dem Markt und bringe ihr immer Lebensmittel mit“, erzählt

– da wäre ich eingegangen“, sagt die 88-Jährige.

Ergotherapie-Studentin Tanja. „Und wenn wir irgendwas helfen können, zum Beispiel Dinge aus dem Keller holen, dann hängt Frau Straetling einfach einen Zettel raus“, ergänzt Kathi, die bis zum Ende ihres Medizinstudiums im Haus gewohnt hat. Dass die Studentinnen viele Jahre im Haus bleiben, ist der Regelfall. Die Vermieterin ist keine Glucke, sondern lässt ihre „Mitbewohnerinnen“ in Ruhe ihr Leben führen. So halten sie auch Ehemalige wie Kathi gut in Erinnerung – schicken Postkarten, bekommen Weihnachtsgeschenke und schauen zu Anlässen wie Geburtstagen gern wieder im Haus vorbei.

D

enn nicht nur die Vermieterin profitiert hier vom Mehrgenerationenwohnen. „Wenn wir für eine Party einen großen

Topf oder ein Raclette-Gerät brauchen oder den Garten benutzen wollen – alles kein Problem“, sagt Medizinstudentin Randi. Und an Weihnachten profitieren die Mitbewohnerinnen von Christel Straetlings Backkünsten und ihrer Leidenschaft für Nähen und Stricken. Wenn es ein Problem mit den Wohnungen gibt, sind auch Christel Straetlings Kinder gern zur Stelle. „Einmal hatten wir was an der Duschwand, und dann kam gleich der Sohn, ist mit uns zur Badausstellung gefahren und wir haben gemeinsam eine neue ausgesucht“, erzählt Kathi. In ihrer Straße kennt Christel Straetling immer noch jeden Anwohner. „Viele von den Alten, die hier wohnten und zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, sind leider verstorben“, sagt sie – und schiebt verständnisvoll hinterher: „Die Jüngeren können den Kontakt gar nicht so pflegen, sie haben wenig Zeit, müssen sich um ihre Berufe und die Kinder kümmern.“ Trotzdem weiß sie, dass sie hierher gehört und nirgendwo anders hin. „Letztes Jahr hatte ich einen schlimmen Unfall“, erzählt Christel Straetling. Sie stürzte auf der Straße, hatte einen Bruch und eine Gehirnblutung. Nach dem Krankenhausaufenthalt kam sie in die Kurzzeitpflege ins St.-Anna-Stift. „Dort hatte ich es gut

F

und war behütet, aber im fremden Haus in Wattenscheid habe ür einen Wink des Schicksals hält Christel Straetling, dass

ich mich nicht lange wohlgefühlt.“ Also arbeitete sie hart an

der Architekt damals Wasseranschlüsse in viele Zimmer

der Reha, damit sie wieder nach Hause konnte. „Ohne die Aus-

legte – damit man auch im Schlafzimmer ein Waschbecken

sicht auf die Rückkehr in mein Haus wäre ich nicht wieder auf

haben kann. Die Hausbesitzerin ließ also drei Zimmer im

die Beine gekommen“, sagt sie. „Ich will so lange hier bleiben,

ersten Stock mit einer kleine Küchenzeile ausstatten: Spüle,

wie es noch geht.“ (mfk)

Kühlschrank, Kochplatten. So wurden aus den Zimmern kleine Appartements wie im Studentenwohnheim. Heute wohnen drei Studentinnen im zweiten und zwei im dritten Stock, wo es eine kleine Küche gibt, und fühlen sich als große WG. „Die Küchenzeile ist wirklich gold wert“, sagt Lea, die Englisch und

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DAS INTERVIEW

„Das Ruhrgebiet kann die Jogginghose gut tragen.“ Die Filmemacher Dominik und Benjamin Reding über Heimat und Identität, das Ruhrgebiet als Drehort und die Nacht, in der die NSU-Terroristen auf sie schossen. Interview: Jens Mayer Fotos: Jens Oellermann

bodo Dominik und Benjamin, Ihr lebt

bodo Wie nehmt Ihr die Region durch

seit elf Jahren in Berlin, davor war Euer

Eure Außenposition wahr?

Lebensmittelpunkt Hamburg. Seid Ihr noch auf dem Laufenden darüber, was im Ruhrgebiet passiert? Benjamin Ja, durch die Dreharbeiten.

Dominik Das Ruhrgebiet hat sich ja in den letzten Jahren restlos verändern müssen. Es gibt dieses große Glasbild über dem Eingang des Dortmunder Hauptbahnhofs.

Als Film-Arbeiter kommen wir immer

Darauf sind die Schwerindustrie, ein För-

wieder gerne ins Ruhrgebiet zurück.

derturm und Bier zu sehen. Heute gibt es

Beim Drehen ist es häufig so, dass der

nur noch den Fußball. Dass die Menschen

ganze Star-Rummel, der da drum herum

meiner Heimat sich überhaupt so ruhig

ist, es einem manchmal schwer macht,

verhalten – man könnte ja denken, die

unverkrampft zu arbeiten. Im Ruhrgebiet

müssten außer sich sein. Als ich geboren

ist das anders: Die Menschen sind sehr

wurde, gab es in Dortmund 650.000

direkt, sehr klar, das Wort gilt. Deswegen

Einwohner, jetzt sind es 580.000, Tendenz

haben wir bei unseren Kinofilmen ganz

fallend. Das ganze Ruhrgebiet ist in einer

bewusst Drehorte im Ruhrgebiet gesucht.

Riesenveränderung und wohin das führt,

Wir würden auch für ein nächstes Projekt

weiß noch niemand. Immer wenn ich

gerne in den Pott zurückkommen.

zurückkomme, überlege ich, was meine 39


DAS INTERVIEW

Heimat noch ausmacht. Klar, man hat seine

sentimental, wenn ich dort ankomme. Ich

entsprechen. Die Realität ist toll, nur

Kindheitserinnerungen, z.B. den Hengstey-

mochte immer diese einfachen, kaputten

wird sie nicht als toll empfunden. Das ist,

See, den Tierpark, aber diese Wunder wie

Häuser, diesen Wiederaufbau, letztlich

als wenn man den Schrank voll schö-

den roten Nachthimmel über Hörde – das

ist alles sehr unspektakulär. Es ist eben

ner Klamotten hat, aber unbedingt die

gibt es alles nicht mehr. Was stiftet noch

kein Neu Schwanstein, da ist kein Sans-

Abendgarderobe tragen will. Und man

Identifikation, woran können sich die Men-

souci, es arbeiten Menschen da. Ich mag

ist sauer, wenn man die nicht finden

schen noch festhalten – was ist ihre Heimat,

die Art der Leute, das Direkte, Unverstell-

kann, anstatt einfach die Joggingho-

ihr Dortmund? Der Geruch von Bier und

te, Uneitle. Sie sind nie „hinterfotzig“,

se zu nehmen. Die ist auch schön. Es

Teer ist aus dem Hauptbahnhof verschwun-

wie die Ruhrgebietler sagen.

kommt eben darauf an, wer sie trägt.

den. Was schnuppert man stattdessen?

Das Ruhrgebiet kann die Jogginghose gut

Man sieht zwar, was weg ist, die vielen

Benjamin Den Dialekt mag ich bis heute.

tragen. Dass der Fußball noch lebt, ist ein

Industrieruinen, aber ich kann noch immer

Der ist tief in einem drin, und das wird

großes Glück für Dortmund. Das reicht

nicht sehen, was nun kommt. Natürlich

man auch nicht los. Ja, wenn man uns

aber nicht für eine ganze Region, und

wird vom Dienstleistungsstandort geredet

damals zur Kulturhauptstadt gefragt

es wird auch bei Borussia nicht immer

und der Uni-Stadt, aber das ist nichts, was

hätte, hätten wir natürlich gerne etwas

Sonntag sein. Der Dortmunder Fußball

man packen kann, was einen Duft hat.

gemacht. Nichts lieber, als in unserer

ist fantastisch, aber es müsste noch mehr

Heimatstadt noch einmal ein Zeichen

geben, was zum Selbstbewusstsein und

setzen zu dürfen!

zur Identität beiträgt.

tät zu finden und entsprechende Bilder

bodo Dabei war „Oi!Warning“ doch

bodo Mit eurem Debütfilm seid Ihr da-

zu transportieren. Gab es zu dieser Zeit

einer der wenigen Kinofilme, der dem

mals um die ganze Welt getourt. Welche

einen Berührungspunkt zu Euch?

Ruhrgebiet in den letzten fünfzehn Jah-

Erfahrungen habt Ihr da in dieser Hinsicht

ren Bilder und Charakter gegeben hat,

gemacht?

bodo 2010 gab es mit dem Kulturhauptstadtjahr den Versuch, eine neue Identi-

Dominik Leider nein, wir wurden nicht angesprochen. Ich sage es ja, es ist meine Heimat, auch wenn das etwas dicke

40

neben den Filmen von Peter Thorwarth natürlich.

Benjamin Als wir „Oi!Warning“ auf dem Filmfestival in Montréal zeigten, kamen

und pathetisch klingt, aber es ist die

Benjamin Nur werden im Ruhrgebiet

zwei Kuratoren vom Sundance-Filmfesti-

Wahrheit. Ich bin immer ein bisschen

Bilder gesucht, die gar nicht der Realität

val [wichtiges Independent-Filmfestival


in Salt Lake City, Utah, Anm. d. Red.] auf

hat auf Euch geschossen. Aufgrund der

die NSU für das Theater zu schreiben.

uns zu und fragten uns, wo wir denn

Aussage einer Angehörigen der Opfer, sie

Denn als „Betroffene“ sind wir vielleicht

diese Drehorte gefunden hätten. Die

würde gerne mehr über die Vorgeschichte

eher berechtigt, etwas dazu zu sagen.

erschienen den beiden so eindrucksvoll

des Trios erfahren, hattet Ihr Euch dazu

Eben weil wir uns nicht als harmlose Un-

und schön, dass sie den Film schon allein

entschieden, beim BKA auszusagen. Nun

beteiligte an eine Sensation dranhängen

wegen dieser Drehorte zeigen wollten. So

plant Ihr, dieses Erlebnis in einem Theater-

– oder härter formuliert: Weil wir nicht

besonders ist das Ruhrgebiet!

stück zu verarbeiten.

auf dem Rücken von zehn Leichen durch den Theatersaal surfen, sondern weil wir

bodo Nun hat man schon länger keinen

Dominik Es hat wieder elende Erinne-

versuchen möchten, etwas mitzuteilen

Reding-Film mehr im Kino gesehen. Gibt

rungen und Gefühle hervorgeholt, diese

über das Innenleben dieser Nazis, über

es eine Aussicht auf Neues?

Todesangst vergisst man ja nicht. Das

die Gedankenwelt von Frau Zschäpe.

war auch der Auslöser für unseren Ent-

Wenn die uns damals vernichten wollten,

schluss, ein Stück über Frau Zschäpe und

dürfen wir uns auch dazu äußern. (jm)

Dominik Wir arbeiten ständig an neuen Projekten. Gerade an einer KinderbuchAdaption, für die wir gerne nach Nordrhein-Westfalen zurückkehren würden. Ein Buch, das wir als Achtjährige gelesen und geliebt haben, „Gespenster sieht man nicht“ von Ingrid Bachér. Die Story spielt am Rand des Ruhrgebiets in einem verfallenen Wasserschloss.

Die 1969 geborenen Zwillingsbrüder Benjamin

Hund“ mit Hauptdarsteller Sascha Reimann

und Dominik sind Söhne des Dortmunder

(bekannt als Rapper Ferris MC) in die Kinos.

Schriftstellers Josef Reding, Gründungsmitglied der „Gruppe 61“.

Im Zuge der Medienberichte über die NSUMorde erkannten sie die Täter wieder, die in

Ihr Debütfilm „Oi!Warning“ (2000), für den

der Silvesternacht 1996/97 auf dem Erfurter

bodo Gerade wurden die Medien durch

sie jahrelang in der Punk- und Skinhead-

Bahnhof auf sie geschossen hatten und

eine andere Geschichte auf Euch aufmerk-

Szene des Ruhrgebiets recherchiert hatten,

sagten in den Ermittlungen zum Prozess

sam: Eure Mitwirkung am NSU-Prozess

fand weltweit Beachtung. Ein Jahr später

gegen Beate Zschäpe aus. Nun planen sie

gegen Beate Zschäpe. Unglaublicherweise

führte Benjamin in der „Tatort“-Folge

ein Theaterstück, in dem sie die Zuschauer

seid Ihr anscheinend in der Silvesternacht

„Fette Krieger“ Regie. 2007 kam ihr zweiter

mit der Figur „Beate“ konfrontieren wollen.

1996 auf das NSU-Trio gestoßen und man

gemeinsamer Film „Für den unbekannten

Die Brüder leben und arbeiten in Berlin.

41


SOZIALES

Aus der Obdachlosigkeit zu den „Oscars“ Inocente war ein obdachloses Mädchen, das in einem Park schlief. Sie träumte von einem besseren Leben – und hätte nie gedacht, eines Tages bei der „Oscar“-Verleihung auf der Bühne zu stehen und von Daniel Day Lewis geküsst zu werden. Von Rosette Royale | Übersetzung: Susanne Willdig | Fotos: Sean Fine www.street-papers.org / Real Change – USA

Inocente lebt mit ihrer Mutter und drei jüngeren Brüdern in San Diego und findet sich jahrelang zwischen Wohnungen von Bekannten, der Heilsarmee und Kurzzeitmietwohnungen herumgeschoben. Immer wieder schläft die ganze Familie in Parks. Neun Jahre lang ist sie nie länger als drei Monate am selben Ort. Ihr großer Traum gibt Inocente Kraft: Künstlerin zu werden. Ihre Kunst ist die Malerei, und sie liebt kräftige Farben. Sie malt, wirbelt, tupft und tropft Farbe auf alle Oberflächen, die sie finden kann. Oft malt sie ihr eigenes Gesicht an, mit detaillierten Blumen an der Stirn oder fantastisch abstrak-

„Wer meine Geschichte kennt, erwartet vielleicht, dass ich dunkle Motive male.“

ten Designs an der Wange. „Wer meine Geschichte kennt, erwartet vielleicht, dass ich dunkle Motive male“, sagt Inocente.

Vor der Kamera 2009 suchen die Dokumentarfilmer Sean und Andrea Nix Fine nach einem jungen, obdachlosen Künstler, der bereit ist, seine Geschichte im Film zu erzählen. 18 Monate lang begleiten sie Inocente. 2013 gewinnt „Inocente“ den „Oscar“ für Kurzdokumentarfilme. Der „Oscar“ verändert Inocentes Leben. Sie hat immer schon vom Reisen geträumt, und dank des Films kann sie durch die USA rei-

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sen, um sich für obdachlose Jugendliche und Kunstprojekte für

holte sie nicht. Letztendlich packte Carmela das Kind und ging

junge Menschen einsetzen. Im Interview mit dem Straßenmaga-

selbst, die Familie kam wieder zusammen.

zin „Real Change“ gesteht Inocente, heute 19, dass sie zwar gern mit jungen Künstlern arbeitet, aber den Film nicht mehr sehen

Das Wiedersehen war keine Freude. Inocente erzählt, dass ihr

kann: Es tut zu weh.

Vater schon in Mexiko gewalttätig war und dass auch in den USA sich daran nichts änderte. Eines Abends, als er Inocentes Mutter

Wenn sie an die Zeit zurückdenkt, sagt Inocente, dass sie die Ka-

schlug, rief sie die Polizei. Der Vater zerbrach das Telefon am Kopf

meras gar nicht störten. Sie war es schon gewohnt, von Menschen

der Mutter. Die Polizei verhaftete ihn, Inocente, ihre Mutter und

angestarrt zu werden, wegen ihres oft bemalten Gesichts. Und au-

ihre Brüder wurden in eine Unterkunft gebracht. Und ihr Vater?

ßerdem sei der Film ja gar nicht wirklich einer über ihr Leben: „Der

„Wurde ausgewiesen“, sagt sie knapp.

Film gibt armen, obdachlosen, eingewanderten Menschen und der Kunst ein Gesicht,“ erkärt sie. Aber dieses Gesicht gehört Inocente.

Da Carmela „illegal“ in den USA lebte, durfte sie nicht offiziell

Es ist ihre Geschichte, und die Geschichte beginnt in Mexiko.

arbeiten. Ohne Einkommen konnte sie keine Miete zahlen. Ohne ein festes Zuhause begann, was Inocente „unseren Weg in die

Über die Grenze

Obdachlosigkeit“ nennt. Wenn die Familie im Freien übernachten musste, blieb Carmela wach, um die Kinder zu beschützen.

Inocente kann sich nicht erinnern, wie sie in die USA kam. Sie wurde in einer mexikanischen Kleinstadt geboren und lebte dort mit

Im Film erklärt Carmela, auf Spanisch, dass sie sich die USA als Paradies

ihrer Mutter, ihrem Vater und drei jüngeren Brüdern, der jüngste

vorgestellt hatte – einen Ort ohne Schmutz, voller Gras und Blumen. Sie

noch ein Baby. Eines Tages, erzählt Inocente, verlangte ihr Vater,

träumte, dass ihre Kinder da einen Platz zum Leben finden würden, wo

dass sie ihre Jacke anziehen sollte, und dann schmuggelte er sie

sie sagen könnten: „Esta es mí casa“ – Das ist mein Zuhause.

und zwei ihrer Brüder über die Grenze nach Kalifornien. Ihre Mutter fragte er nicht um Erlaubnis. „Er hat uns eigentlich entführt,"

Stattdessen lebten sie in Herbergen oder auf der Straße. Einmal,

meint sie. Inocente war 5 Jahre alt.

als Inocente 11 Jahre alt ist, geht Camela mit ihrer Tochter auf eine hohe Brücke und sagt ihr, dass sie beide springen sollten. In-

Kurz darauf versprach ihr Vater der Mutter, dass er sie und den

ocente bettelt und zieht sie zurück. „Ella me dejó“, sagt Carmela.

jüngsten Sohn auch holen würde. Wochen vergingen, und er

„Sie hielt mich ab.“ 43


SOZIALES

Und der „Oscar“ geht an...

lywood. Normalerweise trägt sie Jeans und

Als Inocente hört, dass ihr Dokumentarfilm

T-Shirts, aber an jenem Abend erscheint sie

für den „Oscar“ nominiert ist, weiß sie nicht,

in einem weißen Abendkleid – geborgt von

was sie davon halten soll: Sie hat noch nie

einem Stylisten in Los Angeles. „Ich habe

eine „Oscar“-Verleihung gesehen. Die Filme-

einen Schokofleck draufgemacht. Aber es ist

macher, Sean und Andrea Nix Fine, haben

„Oscar“-Schokolade, ich hoffe, dass sie das

das sehr wohl. Ihr vorheriger Film, „War

nicht zu eng sehen", schmunzelt sie.

Dance“ („Kriegstanz“), war bereits 2008 für den Dokumentarfilm-„Oscar“ nominiert. Die

Träume leben

Freude der Filmemacher über die Nominie-

und sagt: „Letztes Jahr war sie obdachlos,

rung sei ansteckend gewesen, lacht Inocente.

und jetzt sie ist Künstlerin.“ Später geht In-

Seit dem „Oscar“-Gewinn hat sie nicht

ocente in ihren hohen Schuhen zur „Vanity

aufgehört zu malen. Über ihre Webseite ver-

Sie bekommt sogar ein Ticket, um im Haupt-

Fair“-„Oscar“-Party. Dort bekommt sie von

kauft sie ihre Werke und lebt davon. In ihrer

saal des Dolby Theatre in Hollywood mit den

Daniel Day Lewis – dreimaliger „Oscar“-

Wohnung stapeln sich Dutzende Werke, die

Filmstars zu sitzen. Und sie ist an diesem

Preisträger – einen Kuss. Als sie Adrian

Hälfte davon halbfertig. Wenn sie am Jah-

Abend schrecklich nervös, besonders wegen

Brody sieht, der 2002 für seine Rolle in „Der

resende mit ihrer Mutter und ihren Brüdern

ihrer Schuhe: „Ich trage nie hochhackige Schu-

Pianist“ den „Oscar“ als bester Schauspie-

in eine neue Wohnung zieht, wird sie für

he, und diese Schuhe waren sehr hoch!“ Dann

ler bekam, sagt sie ihm, dass ihr seine Nase

ihre Kunst Platz finden müssen. Als sie noch

wird „Inocente“ tatsächlich als Gewinner in der

gefällt. Inocente lacht: „Ich glaube, er fand

obdachlos war, hätte sie sich nie ausgemalt,

Kurzdokumentarfilm-Kategorie ausgerufen.

das ein bisschen seltsam."

wie sehr ihr Leben umgekrempelt werden könnte. Staunend gesteht sie: „Ich lebe defi-

Inocente folgt den Filmemachern auf die

Und doch gefällt des vormals obdachlosen

Bühne. Sean Fine winkt Inocente zu sich

Teenagers der Glamour und Glitter von Hol-

nitiv meinen Traum.“ (Rosette Royale)

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zukunftsfähig

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LESERSEITE

„Das könnten wir ruhig mal öfter machen.“ bodo-Verkäuferin Maike freut sich über die tatkräftige Unterstützung von Barbara Heinz, Leserin und Teilnehmerin beim „Rollentausch“.

LESERPOST Wertes Redaktionsteam, herzlichen Glückwunsch

guten Vorsätzen für 2014 treu bleibe, ist dies schon

für Euer Magazin.

ein „stattlicher Kurs“.

Ihr seid ein Magazin mit Kompetenz, Format und

Sonst habe ich keinerlei Kritikpunkte. Ich bin im-

ganz viel Charisma. Und diese Meinung von Euch

mer wieder innerlich sehr berührt von bodo. Und

hatte ich auch schon vor dem „neuen Styling“. Ich

wenn ich Euch als Typ charakterisieren würde, dann

persönlich hätte die „Typveränderung“ nicht ge-

könnte ich auf Euch nur als aufrichtigen, ehrlichen,

braucht und sehe hier auch einige Nachteile.

mutigen, einfühlsamen, kreativen und empathi-

Eure Bildseiten waren bildtechnisch immer kunstvoll

schen Familienmenschen blicken. Du bist ein echter

gemacht, auch im Zeitungs-Layout. Das „Zeitschrif-

Freund, und danke, dass es Dich gibt.

ten-Layout“ bringt für mich nun einen besonderen

Lieben Gruß, Gabriele

Eye-Catcher hervor, nämlich das Titelbild. Dieses

46

„springt einen jetzt mehr an“.

Liebes bodo-Team! Meine Tochter versorgt mich seit

Als treue Stammkundin bedaure ich es nun sehr, dass

einigen Jahren regelmäßig mit bodo. Die Zeitung

ich jetzt auf meinen Spontankauf verzichten muss,

ist informativ, sehr kreativ mit einem hohen Ent-

wenn ich mit der kleinen Handtasche unterwegs

wicklungspotenzial, was sich gerade in der neuen

bin. Vor der Veränderung ließ sich die bodo-Zeitung

Gestaltung zeigt. Ich empfinde bodo durch den

mühelos zweimal falten und dann in die kleinste

Farbdruck als besonders ansprechend. Der Preis ist

Handtasche quetschen, weil sie weniger kompakt

absolut okay.

war. Darauf muss ich heute leider verzichten.

Übrigens, ich gehöre selber zur Redaktion einer Zei-

Ein zweiter Nachteil: Ich habe grundsätzlich ein

tung, die regelmäßig erscheint.

zusätzliches Trinkgeld für die Verkäuferin bzw.

Allen Verkäufern und der Redaktion weiterhin viel

den Verkäufer überreicht. Wenn ich jetzt meinen

Erfolg und persönlich alles Gute! Maria Pieperhoff

bodo dankt: Sparkasse Bochum Annette Düe, Britta Susen, Ute Soth-Dykgers, Renate Schmidt, Timo Zimmermann, Tim Scheuvens, Ulrike Wiemeyer, Roswitha Hahn, Doris Buderus, Dolf Mehring, Hildegard Reinitz, Rembert Schüttler, Ev. Kirchengemeinde Herbede, Silke Harborth, Petra Danielsen-Hardt, Sabine Raddatz, Monica Meyer, Franziska und Alfons Kienast, Dagmar Kaminski, Wiebke Hecker, Jürgen Scharrer, Ishild und Jakob Michalowicz, Kathrin Bohr, Tatjana Brunkow, Jutta und Wido Wagner, Christina Kolivopoulos, Peter Lasslop, Elsemarie Bork, Gerhard Volpers, Hannelore Thimm-Rasch, Thorsten Baulmann, Volker Schaika, Andrea Jenders, Martina Graf, Dr. Rinnert Siemssen, Thomas Annies, Ursula Hermfisse, Brigitte Teuber, Renate und Georg Reimann, Fachhochschule Dortmund, Esther Hagemann, Andrè Biermann, Blechbläser-Truppe, Oliver Stiller, Dirk Rohrberg, Birgitt Hagemann-Fußy, Dr.Christofer Frey, Dr. Sabine Siebel, Angelika Goebel, Phillipp Saure, Siegfried Lutz, Dieter Brinker, Hannelore Errgang, Irene Pelzer, Christa Fuhrlander, Sigrid Borcke, Andreas Happel, Christa Janke, Monika Teigel, Walter Thiemann, Angelika Weies, Dietmar Kliczbor, Reinhilde Sclippa, Ursula Massmann, Dr. Carsten Zelle, Marie-Luise und Fritz Dieka, Erika Maletz, Helga Kosczenski, Eva Maria Poehler, Manfred Berger, Heinz Riedl, Prof. Dr. Jürgen Helmut Ebach, Elisabeth Herken-Vogelbusch, Ursula Boller, Siegmar Welski, Barbara Höpping, Peter Schmidt, Elisabeth Vossebrecher, Carl Steinke, Brigitte Voss-Olschewski, Christel Wahle, Ursula Statwald, Martin Watty, Lothar Lemke, Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Michael Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Michael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, Annette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Monika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Haring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda


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Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

Niemand unterstellt den ADAC-Bossen, sie seien „lupenreine Demokraten“. Aber was soll ich von einem Club erwarten, von dessen Jahreshauptversammlung Phönix noch nie berichtet hat? Ich fand schon immer gruselig, dass ein Verein in seiner Zeitschrift vornehmlich für Treppenund Badewannenlifte wirbt und gleichzeitig Tempolimits auf Autobahnen bekämpft. Vielleicht sollte ich mich mit Kritik an der nicht ganz so demokratischen Festlegung des „Gelben Engels“ zurückhalten, stehe ich doch beim Geierabend für die alljährliche Kürung des Pannekopps. Das ist ein sehr schwerer Schrottorden, den es für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet gibt. Es gibt Unterschiede. Den Orden muss niemand zurückgeben, weil noch niemand so narzisstisch krank war, ihn abzuholen. Und wer gewinnt, gewinnt. Oft liege ich mit meinem Favoriten daneben. So auch dieses Jahr. Nominiert ist zum einen Gerald Baars vom WDR-Landesstudio, weil er die BVBSüdtribüne nach Fanausschreitungen aus dem Lokalzeit-Vorspann verbannte, wir heben den selbstgewählten Erziehungsauftrag des Senders hervor. Gegenkandidat ist Schalke 04, dessen Spieler kurzfristig das ZDF boykottierten, weil der Sender immer nur die BVB-Spiele der Champions League zeigt. Jetzt gewinnt jeden Abend bei der Publikumsabstimmung der Fußballverein, trotz meiner täglichen Manipulationsversuche. Da kann ich mit leben. Den schärfsten Preis des Jahres bekam neulich eine Freundin. Mit ihrem Sohn nimmt sie Erziehungshilfen eines katholischen Trägers in Anspruch. Kurz vor Weihnachten drückte ihr ein Sozialarbeiter einen Hunderter in die Hand und gratulierte. Sie habe gewonnen. Welchen Wettbewerb, hat sie in der Aufregung nicht verstanden. Für mich ist es der „Asi des Jahres“, wahrscheinlich von den Sozialprofis per Los gezogen, aus dem zuvor leer gesoffenen Glühweintopf bei der internen Weihnachtsfeier.

Martin Kaysh (Geierabend) schreibt jeden Monat in bodo für die AWO.

Je mehr Mitglieder die AWO hat, desto mehr kann sie in der Gesellschaft bewirken. Desto eher kann sie Menschen helfen, die Hilfe brauchen.

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