24 VERANSTALTUNGEN FEBRUAR 2012
Rakete von Desnogorsk“, das sich mit virtuosem Akkordeonspiel mehr schlecht als recht seinen kargen Lebensunterhalt verdiente und nicht lang überredet werden musste. Die Legende war geboren. Im gepflegten Salon-Pop-Comedy-Stil zelebrieren „Die 3 von der Funkstille“ Delikatessen und Verbrechen der Musikgeschichte. Was zwischen der Musik geschieht, wie die skurrilen Typen aus
10 | 02 | 12 Occupy – Die Party
10 | 02 | 12 Die 3 von der Funkstille
Rock'n'Roll-Nummern wie „The Jack“ werden gewis-
DI 14 | 02 | 12
drei Nationen miteinander kommunizieren, ist der eigentliche Spaß dabei. Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
sermaßen vom „Ballast“ befreit und erhalten eine
SA 11 | 02 | 12
völlig neue, minimalistische Form. Unterstützt wird
Lesung | Spielkinder
er dabei vom finnischen Trompeter Verneri Pohjola,
„Leb im Ballungsgebiet, das an Druckstellen wie Fallobst
der anschließend sein eigenes hochkarätiges Jazz-
aussieht.“ Die Spielkinder gehen auf Lesetour, die sie bei
Es ist Winter. Lausig und kalt. Die Welt ist nicht in
Quartett vorstellt.
53 Lesungen in 53 Städte führt. Im Gepäck haben sie ein
Ordnung. Die City, die sonst rockt, bietet nur ein
domicil, Dortmund, 20 Uhr
Best-Of des zweiten Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs.
Musik | Anti-Party
Die Spielkinder stellen diese Texte über die Druckstel-
graues Abziehbild ihrer sommerlichen Pracht. Der Fredenbaum trauert um die Blätter seiner Bäume, die Bewohner der Nordstadt verschanzen sich hinter ihren Türen. Über Kopfhörer, es sind immer nur Kopfhörer,
SO 12 | 02 | 12 Kinder | Märchen und Lieder aus Russland
len des Ruhrgebiets vor, abseits von allen gängigen Klischees, szenisch gelesen von Schauspielern mit viel Musik und Überraschungen. Das Programm: 1. Platz: Ma-
hören sie deprimierende Lieder. Jammerlappenmusik
Winterzeit ist Märchenzeit. Im Februar und März macht
rie-Christin Fuchs (Hamburg): „51° 32' 48' N, 7° 18' 17'
– es ist Heulsusenzeit! Dortmunds sagenumwobene
das Kindermuseum mondo mio! im Dortmunder Westfa-
O„; 2. Platz: Artur Krutsch (Dortmund): „Student Sam-
Hafenschänke empfiehlt von daher auch in dieser Win-
lenpark mit seiner zweisprachigen Lesereihe zu Märchen
son F. in Dortmund-Nord im Monat Juni des vergangenen
ter-Saison: Gemeinsam trauern im Lonely Hearts Club
aus aller Welt Station in Russland. Mit Väterchen Frost
Jahres“ (der Autor ist anwesend); Der 3. Platz wurde an
– sei es um die verflossene Liebe, den vergossenen
und der Hexe Baba Jaga tauchen Groß und Klein ab dem
zwei Autoren vergeben: Selin Gerlek (Bochum) mit „Ein-
Wein oder über die immer wiederkehrenden Festtage:
12. Februar immer sonntags ab 16 Uhr in die russische
Leuchtendes“ und Michael Spyra (Leipzig) „die stimme
Traurige Musik für eine traurige Stadt. DJ Suicide bit-
Märchenwelt ein. Musiker und Schauspieler spielen und
im käfig, das licht in der grube“.
tet zum gemeinsamen Trübsalblasen. Und alle einsa-
erzählen für die ganze Familie. Der Besuch der Märchen-
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
men Wölfe sowie sonstigen Mondanbeter können ihre
reihe ist bereits im Parkeintritt enthalten.
Lieblings-Jammerlappen-Platten mitbringen! Sind sie
mondo mio! – Kindermuseum im Westfalenpark,
traurig genug, werden sie gespielt.
Dortmund, 16 Uhr (auch 19. und 26.02.)
MI 15 | 02 | 12 Kleinkunst | Matthias Deutschmann
Subrosa, Dortmund, 20 Uhr Comedy | Cloozy Haber
Deutschmann – Der Name ist Programm und steht seit
Ob Sekretärin mit Abgrund, ob coole Musikerin mit Gei-
vielen Jahren für politische Unterhaltungskunst: Deutsch-
„Alles wird zu etwas Neuem kompostiert“, so die
ge, ob Galeristin im Hormonrausch, Cloozy Haber liebt
mann kombiniert Aktualität und Tiefe mit Musikalität,
Zeit über den deutschen Pianisten Jens Thomas.
die Abwechslung. Die Frau mit den vielen Gesichtern ist
Witz und Mut zur Improvisation. Was könnte man über das
Auch AC/DC, die Klassiker der Rockband dimmt
Komikerin und Menschendarstellerin, hinter deren Poin-
neue Programm „Deutsche, wollt ihr ewig leben?“ nicht
Thomas subjektiv auf eine minimalistischste Es-
ten die Realität und der Irrsinn der scheinbaren Normali-
alles schreiben. Es ist bissiger geworden und kommt ei-
senz: Er bürstet die Songs vollkommen gegen den
tät stehen. „Cloozy Haber ist wie ein frischer Wirbelwind
genartigerweise leichter daher. Es ist – wie man so schön
Strich, aus Hardrock wird lyrische Kammermusik,
in der deutschen Comedy-Szene. Die einzige deutsche
sagt – auf der Höhe der Zeit, und die hat zurzeit eini-
werden total herunter gedimmte, impressionisti-
Komikerin, die sich je auf die Bühne des legendären
ges an schnellen Themen zu bieten. Sie werden sagen:
sche, bis auf das Grundgerüst völlig improvisierte
Apollo Theatre in New York getraut hat, ist frei, fresh
Politisches Kabarett ist immer ein Wettlauf mit der Zeit.
Balladen. Kracher wie „Highway To Hell“ werden zur
und funky!“ (Berliner Zeitung)
Gewiss, aber in letzter Zeit beeilt sich die Zeit besonders.
fast zerbrechlichen, traurigen Klage, auch die alten
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr
Musik | Jens Thomas & Verneri Pohjola Quartet
CD-TIPP
CHINESE MAN | Racing With The Sun (Groove Attack) Was ist denn hier los? Ist das der Soundtrack zu einem schräg-lustigen China-Jamaika-Trash-Western? Nicht wirklich und irgendwie doch. Die französische „Turntablism Crew“ Chinese Man legen mit diesem Debüt-Album den Soundtrack für einen imaginären Film vor, in dem einige merkwürdige und faszinierende Gestalten wie z.B. Miss Chang, The Ugly Panda und Mama Groove ihr „Unwesen“ treiben. Die konstante Basis für den Sound ist klar der HipHop; doch gesellen sich dazu auf faszinierende Weise World-Beats, Baile Funk, Afro, Dub, TripHop und Reggae. So bekommt das ganze Projekt einen stark multinationalen Anstrich. Dreckige US-Raps paaren sich mit einer sanft piepsenden Chinesin, geschmeidige Rastas grooven mit einer Bauchtänzerin, HipHop-Piraten singen an Bord ihrer Dschunke ein irisches Trinklied. Wenn man nach Vergleichen in der Musikwelt sucht, wird das Blickfeld schnell eng, allerdings an den Gorillaz kommt man gedanklich nicht vorbei. Das sind schon Brüder im musikalischen Geiste. Insgesamt ist diese Platte wahrhaftig schräger Stoff, aber – neben ein paar überambitionierten Songs mit Nervpotential – echt originell, ein wenig witzig und verdammt cool mit ein paar wirklichen Highlights, die man nirgendwo anders so zu hören bekommen wird. (BvR) 24