Sie steht auf, wenn andere schlafen gehen. Zumindest dann, wenn sie für die ARD das Morgenmagazin (moma) moderiert – mit einer so frischen und natürlichen Ausstrahlung, dass man unweigerlich fragt, woher diese Energie und Lebensfreude kommen, vor allem um diese Uhrzeit und als Mutter von zwei kleinen Kindern. Anna Planken hat da mehrere Antworten und erzählt uns bei einem heißen Minzetee, warum es wegweisend war, dass ihr Vater das älteste von fünf Geschwistern ist. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski
Gestern kam Anna – klar, ruhig duzen, „ich
„Da will ich hin.“ Was beinah nichts gewor-
und zwölf Jahre gelebt hat und immer noch
bin immer Anna“ – mit Mann und Kindern
den wäre, wenn sie sich nicht ihr „Rumge-
arbeitet. Und „Hamburger Krabbe“ ist auch
aus Hamburg nach Dortmund, um das
zappel“ abgewöhnt hätte, das sie doch für
in ihr drin – die Affinität zum Wasser: „Ich
Wochenende bei ihren Eltern zu verbringen.
ihren Radiojob beim WDR extra eingeübt
springe auch schon im Mai in die Ostsee, da
Wir treffen die 35-jährige Moderatorin in
hatte – es machte das Sprechen lebendi-
kenn‘ ich nichts“, lacht sie, die seit ein paar
einem Hombrucher Café. Sie sei noch etwas
ger. Selbstheilend war der Fernsehstart als
Jahren im Norden lebt. Dort lebt sie auch
müde, sagt sie fröhlich, die Kinder haben
Lotteriefee, erzählt sie, noch während des
Familie, und das ganz intensiv: „Wir nutzen
vor lauter Aufregung darüber, bei Oma und
Studiums. Sich einmal vor der Kamera sehen
jede Gelegenheit, eng zusammenzuglucken
Opa schlafen zu können, die Nacht zum Tag
– „das wirkt!“ Schon vor dem Volontariat
und viel miteinander zu unternehmen.“
gemacht. Das kennt Anna, das ist ihr Job, für
beim WDR moderierte sie Verschiedenes für
Ganz fest im Programm: das Vorleseritual,
den sie, zusätzlich zu ihrer „markt“-Modera-
den Sender – und blieb.
sobald sie aus Köln nach Haus kommt. „Dann kuscheln wir uns auf dem Sofa ein,
tion, einmal im Monat eine knappe Woche
und ich lese so lange vor, wie sie wollen.“
in Köln verbringt, um Mitternacht aufsteht,
Trotz der Nachtschicht ist für Anna Planken
um ab 1 Uhr beim WDR ihre Themenpakete
die Zeit in Köln fast Erholung. „Ich wohne
durchzugehen und ihren Moderationstext
im Hotel und muss nichts machen“, sagt
Die frühe Arbeitszeit macht ihr nichts.
zu schreiben. 4.30 Uhr umziehen, Maske,
sie mit Blick auf Haushalt und Kinder. Das
Schon als Kind war sie morgens um 5 auf
Sendung von 5.30 bis 9 Uhr, Feierabend ge-
übernimmt in der Zeit ihr Mann, der Sport-
den Beinen, zum Leidwesen ihrer Eltern, die
gen halb 11. Dann geht es aber erst an die fri-
journalist Jens Gideon, – und die Kita, die in
sich wirklich noch nicht um diese Uhrzeit
sche Luft, ans Licht und zum Sport. „Wegen
Hamburg von 6 bis 18 Uhr geöffnet hat. „Das
unterhalten wollten. Dafür jetzt drei Mil-
der Hormone. Ich muss das erst alles einmal
nehmen wir aber nicht so oft in Anspruch.“
lionen Zuschauer. Und neben der Freude
durchpusten.“ Um 15 Uhr ist sie im Bett.
Ihre fünfjährige Tochter hat dazu auch eine
an Job und Kollegen treibt es Anna Planken
eindeutige Meinung: „Nee, Mama, das geht
ungemein, „die Menschen nicht unvorbe-
Schon mit 18, als sie ihren ersten Fernseher
auch nicht: so‘n Job im Fernsehen und zwei
reitet in den Tag zu schicken. Ich war schon
im Zimmer hatte und beim Durchzappen
so kleine Kinder.“ Klare Ansage, „genau auf
immer der ‚Erklärbär‘“, grinst sie. Sie ist
beim moma landete, wusste Anna Planken:
die Zwölf“, genau das, was Anna Planken an
überzeugt, dass man Leuten viel erklären
ihrer Geburtsstadt Dortmund liebt und von
muss, „dann sind sie nicht so verbiestert.
dort mitgebracht hat; die Leichtigkeit hat
Der Weg zum Herzen geht ganz häufig über
sie aus Köln, wo sie nach dem Abi studiert
den Kopf.“ Das hat sie selbst erfahren, als sie in Studienzeiten einen alten kleinen kanadischen Psychologen kennenlernte. „Ich habe nach den Kursen oft gar nicht verstanden, was er mir eigentlich sagen woll-
geboren: 1980 in Dortmund lebt in: Hamburg arbeitet in: Köln entspannt: beim Klavierspielen und bei „Trash-Serien“ hat: keine Zeit für Facebook und Twitter
te“ – was sie sehr zum Nachdenken anregte und in stundenlangen tiefen und privaten Gesprächen mit ihm gipfelte. „Das hat mich sehr weitergebracht. Besonders, dass wir nicht nur die Entscheidung zwischen A und B haben, sondern die wahren, die krea-
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