bodo Januar 2016

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Sie steht auf, wenn andere schlafen gehen. Zumindest dann, wenn sie für die ARD das Morgenmagazin (moma) moderiert – mit einer so frischen und natürlichen Ausstrahlung, dass man unweigerlich fragt, woher diese Energie und Lebensfreude kommen, vor allem um diese Uhrzeit und als Mutter von zwei kleinen Kindern. Anna Planken hat da mehrere Antworten und erzählt uns bei einem heißen Minzetee, warum es wegweisend war, dass ihr Vater das älteste von fünf Geschwistern ist. Von Antje Mosebach | Fotos: Daniel Sadrowski

Gestern kam Anna – klar, ruhig duzen, „ich

„Da will ich hin.“ Was beinah nichts gewor-

und zwölf Jahre gelebt hat und immer noch

bin immer Anna“ – mit Mann und Kindern

den wäre, wenn sie sich nicht ihr „Rumge-

arbeitet. Und „Hamburger Krabbe“ ist auch

aus Hamburg nach Dortmund, um das

zappel“ abgewöhnt hätte, das sie doch für

in ihr drin – die Affinität zum Wasser: „Ich

Wochenende bei ihren Eltern zu verbringen.

ihren Radiojob beim WDR extra eingeübt

springe auch schon im Mai in die Ostsee, da

Wir treffen die 35-jährige Moderatorin in

hatte – es machte das Sprechen lebendi-

kenn‘ ich nichts“, lacht sie, die seit ein paar

einem Hombrucher Café. Sie sei noch etwas

ger. Selbstheilend war der Fernsehstart als

Jahren im Norden lebt. Dort lebt sie auch

müde, sagt sie fröhlich, die Kinder haben

Lotteriefee, erzählt sie, noch während des

Familie, und das ganz intensiv: „Wir nutzen

vor lauter Aufregung darüber, bei Oma und

Studiums. Sich einmal vor der Kamera sehen

jede Gelegenheit, eng zusammenzuglucken

Opa schlafen zu können, die Nacht zum Tag

– „das wirkt!“ Schon vor dem Volontariat

und viel miteinander zu unternehmen.“

gemacht. Das kennt Anna, das ist ihr Job, für

beim WDR moderierte sie Verschiedenes für

Ganz fest im Programm: das Vorleseritual,

den sie, zusätzlich zu ihrer „markt“-Modera-

den Sender – und blieb.

sobald sie aus Köln nach Haus kommt. „Dann kuscheln wir uns auf dem Sofa ein,

tion, einmal im Monat eine knappe Woche

und ich lese so lange vor, wie sie wollen.“

in Köln verbringt, um Mitternacht aufsteht,

Trotz der Nachtschicht ist für Anna Planken

um ab 1 Uhr beim WDR ihre Themenpakete

die Zeit in Köln fast Erholung. „Ich wohne

durchzugehen und ihren Moderationstext

im Hotel und muss nichts machen“, sagt

Die frühe Arbeitszeit macht ihr nichts.

zu schreiben. 4.30 Uhr umziehen, Maske,

sie mit Blick auf Haushalt und Kinder. Das

Schon als Kind war sie morgens um 5 auf

Sendung von 5.30 bis 9 Uhr, Feierabend ge-

übernimmt in der Zeit ihr Mann, der Sport-

den Beinen, zum Leidwesen ihrer Eltern, die

gen halb 11. Dann geht es aber erst an die fri-

journalist Jens Gideon, – und die Kita, die in

sich wirklich noch nicht um diese Uhrzeit

sche Luft, ans Licht und zum Sport. „Wegen

Hamburg von 6 bis 18 Uhr geöffnet hat. „Das

unterhalten wollten. Dafür jetzt drei Mil-

der Hormone. Ich muss das erst alles einmal

nehmen wir aber nicht so oft in Anspruch.“

lionen Zuschauer. Und neben der Freude

durchpusten.“ Um 15 Uhr ist sie im Bett.

Ihre fünfjährige Tochter hat dazu auch eine

an Job und Kollegen treibt es Anna Planken

eindeutige Meinung: „Nee, Mama, das geht

ungemein, „die Menschen nicht unvorbe-

Schon mit 18, als sie ihren ersten Fernseher

auch nicht: so‘n Job im Fernsehen und zwei

reitet in den Tag zu schicken. Ich war schon

im Zimmer hatte und beim Durchzappen

so kleine Kinder.“ Klare Ansage, „genau auf

immer der ‚Erklärbär‘“, grinst sie. Sie ist

beim moma landete, wusste Anna Planken:

die Zwölf“, genau das, was Anna Planken an

überzeugt, dass man Leuten viel erklären

ihrer Geburtsstadt Dortmund liebt und von

muss, „dann sind sie nicht so verbiestert.

dort mitgebracht hat; die Leichtigkeit hat

Der Weg zum Herzen geht ganz häufig über

sie aus Köln, wo sie nach dem Abi studiert

den Kopf.“ Das hat sie selbst erfahren, als sie in Studienzeiten einen alten kleinen kanadischen Psychologen kennenlernte. „Ich habe nach den Kursen oft gar nicht verstanden, was er mir eigentlich sagen woll-

geboren: 1980 in Dortmund lebt in: Hamburg arbeitet in: Köln entspannt: beim Klavierspielen und bei „Trash-Serien“ hat: keine Zeit für Facebook und Twitter

te“ – was sie sehr zum Nachdenken anregte und in stundenlangen tiefen und privaten Gesprächen mit ihm gipfelte. „Das hat mich sehr weitergebracht. Besonders, dass wir nicht nur die Entscheidung zwischen A und B haben, sondern die wahren, die krea-

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