Hotelier 07/08 2015

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RATGEBER LESER FRAGEN

FINANZEN

Ist das tiefe Zinsniveau ideal für Investitionen? Im letzten Geschäftsjahr 2014 konnten wir den Rekordumsatz aus dem Vorjahr von 5 Millionen Franken und den GOP von 22 Prozent bestätigen und beabsichtigen nun, für einen neuen Wellness-Trakt zusätzlich 3 Millionen Franken zu investieren. Die Hausbank hat uns angesichts der günstigen Zinskonditionen eine Vollfinanzierung mündlich in Aussicht gestellt. Unsere Hotel-Liegenschaft ist derzeit mit 7 Millionen Franken durch Hypotheken belastet. Nach reiflicher Überlegung fragen wir Sie, ob sich dieses Investment lohnt? Wir könnten damit den Umsatz um rund 0,5 Millionen Franken steigern. R. T., Hotelier

FRAGE

ANTWORT Durch die Wellness-Investition könnte der Umsatz auf CHF 5,5 Millionen angehoben werden bei gleichzeitiger Zunahme der Hypothekarschulden auf CHF 10,0 Millionen. In dieser Situation sind die Bankschulden im Verhältnis zur erzielbaren Leistung zu hoch! Die Bankverschuldung einer Hotel-Unternehmung sollte erfahrungsgemäss einen Jahresumsatz bis zu 1 ¼ eines Jahresgesamterlöses nicht übersteigen. Vorausgesetzt, die operativen Benchmark-Zahlen werden eingehalten. Dies gilt jedoch lediglich als Faustregel. Eine genaue Analyse liefert jeweils eine detaillierte Unternehmensbewertung. Die vorstehende Betrachtung mag auf den ersten Blick als zurückhaltend erscheinen. Der Investor sollte sich von den heute zu tiefen Hypothekarzinsen, die u. a. auch durch die grosszügige Versorgung der Notenbanken mit billigem Geld entstanden sind, nicht blenden lassen und sein Projekt auch mit 5 bis 6 % Fremdkapitalzinsen durchrechnen. Die seit Jahren günstigsten Hypothekarzinsen könnten Investoren dazu verleiten, zu hohe Risiken einzugehen, die zu einem spä-

teren Zeitpunkt nicht verkraftbar wären. Dabei ist die Periode 1988 bis 1992 mit Zinserhöhungen von 4,0 auf 8,0 % und die Jahre 1978 bis 1981, als die Zinsen von 4,0 auf 7,0 % stiegen, nicht zu vergessen. In beiden Fällen musste die Notenbank zunächst aus Währungs- und Börsenturbulenzen zu grosszügig und im Anschluss daran als Folge der Inflation zu restriktiv reagieren. Für den Hotelier T. empfiehlt sich vorerst, die Bankverschuldung angesichts der heute sehr tiefen Zinsen weiter auf beispielsweise CHF 5,5 Millionen zu reduzieren und das Wellness-Vorhaben später – etwas abgespeckt – mit CHF 2,0 Millionen zu realisieren. Sollte die Bankverschuldung das 1 ¼ des Jahresumsatzes übersteigen, ist die Nachgangsfinanzierung mit weichen Konditionen abzuwickeln, zum Beispiel über die Schweizerische Gesellschaft für Hotel-Kredit (SGH). Im Weitern gilt es, das Zinsrisiko abzusichern und die Fälligkeiten der Hypotheken zu diversifizieren. Von den total CHF 7,5 Millionen Bankschulden und SGH-Darlehen (CHF 5,5 Millionen bestehende Hypothek nach Amortisation

DIE AUTORIN Tanja Eltschinger leitet die Sparte Treuhand der EAC Eltschinger Audit & Consulting AG. Sie absolvierte den eidg. Fachausweis für Treuhänder. KONTAKT

consulting@eac-eltschinger.ch www.eac-eltschinger.ch

zuzüglich CHF 2,0 Millionen Wellnessfinanzierung) könnten beispielsweise CHF 2,5 Millionen mittelfristig auf fünf Jahre und weitere CHF 2,5 Millionen langfristig auf zehn Jah re zu den heute günstigen Konditionen angebunden werden. Das restliche Fremdkapital von CHF 2,5 Millionen ist kurzfristig fest oder variabel aufzunehmen und sukzessive zu amortisieren. Dadurch könnte eine optimale Risikoverteilung bei den Zinsen geschaffen und das etwas zurückgefahrene Wellnessprojekt trotzdem realisiert werden. H

VERSICHERUNGEN & IT

Eignet sich «Mirela» auch für kleine Hotels? Wir betreiben ein Dreisterne-Hotel mit 35 Zimmern und einem Restaurant im Berner Oberland. Ein Hotelier aus der Nachbargemeinde hat uns kürzlich erklärt, dass er die Plattform «Mirela» mit Erfolg benutze. Da wir «Mirela» noch nicht kennen, möchten wir gerne von einem Experten wissen, was denn die Vorteile dieser Plattform oder Software sind. Und: Eignet sich «Mirela» auch für Kleinbetriebe?

FRAGE

F. H., Hotelier

DER AUTOR Sébastien Penon ist

Direktionsmitglied der Hotela und verantwortlich für den Bereich «Kunden». Die Hotela bietet alle fünf Sozialversicherungen sowie massgeschneiderte Dienstleistungen an. Dazu gehören die IT-Innovationen «Hotela+» und «Hotela Full». KONTAKT

spenon@Hotela.ch www.Hotela.ch 7–8 I2015

ANTWORT «Mirela» ist ein Kooperationsprodukt der Software-Firma Mirus und der Sozialversicherung Hotela. Das Produkt bietet eine Schnittstelle zwischen der Lohn-Software und der Plattform Hotela+. Hotela+ vereinfacht das Versicherungsmanagement und macht es damit effizienter. Die Online-Plattform ist für alle Kunden der Hotela kostenlos. Über Hotela+ können Sie sämtliche Versicherungsdaten einfach erfassen und zur Bearbeitung an die Hotela übermitteln. Die Zeiten sind somit vorbei, als für jedes Ereignis und jede Versicherung ein Formular auszufüllen war. Sie geben eine Information einmal ein – und alle betroffenen Versicherungen und Dienstleistungen werden automatisch

aktualisiert. Für die Lohnadministration sind sowohl «Hotela Full» als auch «Mirela» möglich. Beide Systeme bieten folgende Vorteile: Synchronisation mit Ihrer Zeiterfassung und Buchhaltung, Vereinfachung der Schlussabrechnung und Berechnung der Sozialabgaben anhand der effektiven Löhne. Bei «Hotela Full» erledigt ein Fachteam der Hotela Ihre Lohnbuchhaltung, basierend auf den Hotela+-Daten. Die Hotela verkleinert damit den administrativen Aufwand weiter und garantiert, dass die Löhne L-GAV-konform sind. «Mirela» ist optimal für den Hotelier, der sich selbst um die Lohnadministration kümmern möchte und dafür eine Mirus-Lizenz anschafft. H

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