Hotelier 01/02 2015

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CHECK-IN EDITORIAL

Kopf hoch! Wir sind gut! Wer weiterhin auf Service und Qualität setzt, wird über die Runden kommen – Währungskrise hin oder her.

Ja, die Zeiten sind hart seit dem 15. Januar 2015, als die Nationalbank den Euro-Mindestkurs von CHF 1.20 fallen liess. Ja, das Tourismusland Schweiz ist auf einen Schlag bis zu 20 Prozent teurer geworden. Fazit: Kurzfristige Buchungen bleiben aus, Gäste aus dem Euro-Raum stornieren ihren Skiurlaub, Schweizer Gäste buchen vermehrt im nahen Ausland ihre Ferien, österreichische Tourismusorte verzeichnen bis zu 40 Prozent mehr Eidgenossen, Tour-Operators setzen Hoteliers unter Druck (Motto: 20 Prozent Nachlass oder wir buchen nicht). Und was tun die verunsicherten Hoteliers: Einige setzen auf Preis-Dumping, andere – vor allem Ferienhotels – offerieren grosszügig Zusatzleistungen (Motto: Suite statt Doppelzimmer, Wellness und Skipass gratis). Ja, der Druck auf unsere Hotels wird jetzt immer höher. Zu den extrem hohen Fixkosten der Betriebe (Personalkosten von 35 bis 45 Prozent, hohe Waren- und Einkaufskosten) kamen der starke Rückgang deutscher Gäste und das Ausbleiben der Russen. Und jetzt noch die Währungskrise. «Die Branche wird im Kern getroffen», sagt ein besorgter Christoph Juen, CEO bei Hotelleriesuisse. Man müsse damit rechnen, dass in den nächsten Jahren ein Viertel oder gar ein Drittel der Hotel-Betriebe in ihrer Existenz bedroht sei. Das schleichende Hotel-Sterben werde nun beschleunigt. Was müssen wir tun? Nun, die Forderungen der Branche sind vielfältig: Hotelleriesuisse müsse gegenüber der Politik mehr Druck aufbauen und an konstruktiven Lösungen arbeiten. Konstruktive Lösungen? Wenn das so einfach wäre! Allerdings: Subventionen und kurzfristige Konjunkturprogramme sind keine Lösung. Schweiz Tourismus soll jetzt mit weiteren Geldmitteln ausgestattet werden, um in den Nicht-EuroLändern noch aktiver für unser Land zu werben, fordern nicht wenige Hoteliers. Fest steht: Bis China, Indien und Brasilien die Euro-Touristen ersetzt haben, vergehen gut und gerne noch fünf bis zehn Jahre. Also doch Preisreduktionen, Rabatte und Dumping? Nein, auf keinen Fall, betonen Wilhelm K. Weber und Gianluca Marongiu in ihrer Kolumne (Seite 10). Also doch die Personalkosten senken? Nein, sagen fast alle Experten, denn die meisten Betriebe hätten ihr Kostensparpotenzial bereits ausgeschöpft. Man laufe bereits heute auf dem Zahnfleisch. Wahrscheinlich gibt es kurzfristig nur einen Lösungsansatz: Noch intensiver auf Service und Qualität, eine klare Positionierung und Differenzierung setzen, dem Gast echten Mehrwert bieten und stolz sein auf unser wunderbares Tourismusland. Ja, wir sind gut! Das Tourismusland Schweiz ist – dies belegen alle Studien und Umfragen weltweit – einsame Spitze! In diesem Sinne: Kopf hoch! Oder wie «Hotelier»Autor Wilhelm K. Weber sagt: «Wer beim neuen Wechselkurs jetzt die Nerven verliert und auf PreisDumping setzt, verliert auch seine Gäste.» HANS R. AMREIN, Chefredaktor

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