Architektur+Technik 04 2015

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architektur+ technik

4 2015

4  2015

www.architektur-technik.ch

Barozzi Veiga, Barcelona (E)

Kathedrale der Klänge

Vielfalt und Dynamik Adlerhorst am Abgrund

Sportpark Bergholz, Wil / SG Besucherzentrum Viamala-Schlucht


Echte Jäger wissen, wann sie zuschlagen müssen. Der neue CLA Shooting Brake.

Eine Marke der Daimler AG

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Einführung

Tanya Hasler

EDITORIAL

Kultur- und Sportbauten Es freut mich immer wieder, wenn in der

mler mit Herzblut, die ihren Teil dazu bei-

Schweiz kommunale Abstimmungen

tragen. Besonders beeindruckt hat mich

zugunsten von Erweiterungen und Neu-

während der Erarbeitung dieser Ausgabe

bauten von Kultur- und Sportbauten

der Besuch vom «Haus der Religionen —

angenommen werden. Für mich heisst

Dialog der Kulturen » in Bern. Hier wurde

dies, dass die Stimmbürgerinnen und

eine Basis geschaffen für eine Annähe-

Stimmbürger die tragende gesellschaft-

rung und konstruktive Auseinanderset-

liche Rolle, die Kultur, aber auch Orte, die

zung mit dem Eigenen und Fremden. Vor

das soziale Zusammenleben ermöglichen

dem Hintergrund ideologisch motivierter

und fördern, anerkennen.

oder legitimierter, weltweiter Konflikte

Allein die finanziellen Mittel ermöglichen

hat das «Haus der Religionen » — wenn

aber keine lebendige Kultur. Vielmehr ist

auch im Kleinen — eine grosse Bedeutung.

es dem Engagement vieler Menschen im

Dass eine differenzierte, respektvolle

Hintergrund zu verdanken, dass Kultur —

Architektur nicht unwesentlich dazu bei-

im weitesten Sinne — gelebt werden kann.

tragen kann, soll unser Beitrag auf Seite

Und es bedarf ebenso engagierter Unter-

38 zeigen.

nehmen, Stiftungen, Vereine und Sam-

Christina Horisberger, Redaktorin

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4 2015 18 Aktuell Standpunkt : Nachhaltige Materialien

Ambiente — Licht und Aussenräume 4

Holz und Stahl in Kombination.

Architekturszene

8 12

Kommentar

14

38

Technik — Energie und Sicherheit Auftakt : Arbeitssicherheit

24

50

54 56

in lus in achen achhaltig eit

Plusenergie-Stadion 34

46

Für weniger Arbeitsunfälle.

Allianz Riviera, Nizza (F) 30

42

lle f r die unst

18

Vom Wert der Bücher.

architektur + technik 4 | 2015

36

in Adlerhorst am Abgrund

Sonnenschutz und Aussensitzplätze.

Vielfalt und Dynamik in der Architektur und auf dem Sportfeld.

2

Besucherzentrum Viamala-Schlucht

Produkte

Kathedrale der Klänge.

Musée d´éthnographie de Genève.

ern

16

Beton-Akustik der besonderen Art.

Fenster zur Romandie

a s der eli ionen

ine edle

Architektur —Sport, Kultur und Freizeit

Bibliothek und Ludothek, Spiez / BE

n t o

Museo Jumex, Mexico City

Innovation statt Neuheit.

Sportpark Bergholz, Wil / SG

reff

ni erselle I onogra e am uro a latz

Termine

Philharmonie, Stettin (P)

Auftakt

Der urbane Hof als Begegnungs- und Bewegungsort.

Drei Lichttürme und ein skandinavischer Lindwurm.

Auftakt : Mariinski-Theater, St. Petersburg (R)

38

in ausge l geltes onze t

62


FIRE

screen

®

DIE ALTERNATIVE ZU BRANDSCHUTZWÄNDEN

56

Die FIRESCREEN® Feuerschutzvorhänge sind ästhetisch und mit kompakten Massen für die Raumabteilung, als Fluchtwegsicherung und als Alternative zu Brandschutzwänden einsetzbar. Gesteuert werden die FIRESCREEN® Feuerschutzvorhänge über ein bestehendes Brandmeldesystem, bei Stromausfall schliessen sie durch Schwerkraft. FIRESCREEN® Feuerschutzvorhänge sind in den Klassifikationen EI30 und EI60 erhältlich und lieferbar.

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64

Durchbruchsichere Brand-Abschottungen.

Produkte

66

Von Wärmepumpen, Brandschutz- und Schliesssystemen.

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Begrenzung der Wärmestrahlung <1kW/m2

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Max Dimensionen Breite 5750mm x Höhe 5000mm

Unabhängige Bauinfo-Plattform.

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Baupraxis — Internet, Fotos und Bücher Auftakt : Gut vernetzt

Merkmale

Urbane Bauten und nationale Unabhängigkeit.

Weiterbildung

76

Ausklang Fundstücke

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Aktuell

STANDPUNKT NACHHALTIGE MATERIALIEN Der Entwurf für das Eco-Stadion «Allianz

Wie fand Ihr Büro Wilmotte & Associés,

zweiten Schritt stellte sich uns die Frage,

Riviera» in Nizza vom Pariser Architektur-

das zusammen mit dem Generalunterneh-

wie man die grossen Spannweiten und Aus-

Büro Wilmotte & Associés geht zurück auf die

men Vinci zum Wettbewerb für das neue

kragungen der Dachkonstruktion mit Holz

grundsätzliche Frage: Wie kann man nachhal-

Eco-Stadion in Nizza eingeladen wurde, zu

bewältigen könnte. Das brachte uns

tige Materialien in einem Grossbauwerk, wie

der Idee, das Stadiondach in Holz und

schliesslich auf die Zweischaligkeit, also

es die Multifunktionsarena ist, einsetzen?

Stahl auszuführen?

den Plan, eine innere netzartige Schale aus

Bei den Überlegungen kam als einziger nach-

Ralf Levedag : Die Ausschreibung des Wett-

Holz mit einem darübergespannten Stahl-

wachsender Baustoff schnell Holz ins Spiel.

bewerbs forderte Nachhaltigkeit und einen

tragwerk zu kombinieren.

Das Projekt ist das Ergebnis eines aufwendi-

geringen CO₂-Fussabdruck, also einen nied-

gen iterativen Denk- und Planungsprozesses.

rigen Primärenergieverbrauch beim Bauen

Wie sind Sie an das Projekt herangegan-

Ralf Levedag, Architekt bei Wilmotte & Asso-

und Nutzen des Multifunktionsstadions. Bei

gen? Wie haben Sie sich das nötige Know-

ciés, äusserte sich zu der Grundsatzfrage.

der Überlegung, womit wir diese Kriterien

how beschafft?

INTERVIEW und FOTO: Susanne Jacob-Freitag

erfüllen könnten, kamen wir ziemlich

Wir haben uns die notwendigen Kenntnisse

ILLUSTRATION Benjamin Rüdlinger

schnell auf die Idee, mit Holz zu bauen. Im

selber erarbeitet und uns in die Materie vertieft. Dabei haben wir natürlich auch verschiedene Holzbau-Unternehmen auf eine Zusammenarbeit angesprochen. Am Ende kristallisierte sich das französische HolzbauUnternehmen Fargeot als die richtige Wahl heraus. Das hatte auch mit der Art des Projekts zu tun: Das Stadion wurde im Rahmen eines Private-Public-Partnership-(PPP-) Modells gebaut. Das heisst, es gibt einen Betreiber, ein Generalunternehmen und einen, der das Stadion über 30 Jahre nutzt, bevor es dann an die Stadt Nizza als Eigentümer übergeht. Daher waren in den Wettbewerbsunterlagen auch die Baukosten festgelegt. Dadurch, dass Fargeot ein Tochterunternehmen des GUs Vinci ist, war klar, dass der GU Interesse daran hatte, seine Tochter ins Team zu holen — auch um Kostensicherheit zu gewährleisten. Vinci konnte ausserdem den französischen HolzbauPapst, Professor Dominique Calvi vom Ingenieurbüro Calvi Etudes Structures, der auch beim Centre Pompidou in Metz mitgewirkt hat, als Berater gewinnen. In dieser Konstellation, mit der wir beim Wettbewerb angetreten sind, hatten wir einen der erfahrensten Köpfe der Holzbauszene im Boot. Damit waren wir perfekt aufgestellt. War es Ihnen in diesem Team möglich, die Gestaltung der Dachkonstruktion für die Einreichung des Entwurfs beim Wett­

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architektur + technik 4 | 2015


bewerb so zu konkretisieren, dass die

mit Stahl bei einem Projekt dieser Grössen-

Baukosten kalkuliert werden konnten?

ordnung bietet, ausloten. Da hatten wir

Ja, absolut. Wir konnten auf Basis des Vor-

Ehrgeiz und Enthusiasmus.

entwurfs bereits Massen ermitteln und eine vorläufige Kostenschätzung erstellen, die

Welche besonderen Problemstellungen

uns eine Zusage der Einhaltung der Baukos-

fallen Ihnen spontan ein, wenn Sie an

ten ermöglichte. Als dann klar war, dass wir

das Dachtragwerk denken?

den Wettbewerb gewonnen haben, machten

Gute Detail-Lösungen für die Verbindung

wir uns als Team an die detaillierte Ausarbei-

des äusseren Stahltragwerks mit dem inne-

tung der Konstruktion.

ren Holzgitternetz in Kombination mit der

Wie muss man sich das vorstellen?

spielsweise eine knifflige Aufgabe. Oder

Aufgrund der Komplexität der Geometrie des

auch die Ausführung der Knotenpunkte des

Projekts galt es zunächst, in intelligente

Gitternetzes : Hier suchten wir nach einer

komplexen Geometrie zu finden, war bei-

neue Programme zu investieren und in Leute,

Lösung, die es erlaubte, die Anzahl der Kno-

die sie bedienen können. Denn der gesamte

tenpunkte zu minimieren, was uns mit den

Stadionbau mit Dachtragwerk musste als

sich durchkreuzenden Holzquerschnitten

parametrisierbares 3D-CAD-Modell kons­

gelungen ist. Damit konnten wir die

truiert werden, um sowohl alle massgebli-

Anschlussknoten halbieren und erheblich

Ralf Levedag

chen Rahmenparameter zu berücksichtigen

Kosten sparen. Erwähnenswert finde ich

Architekt Ralf Levedag ist Projektleiter

als auch eine harmonische Form zu finden.

aber auch den positiven Nebeneffekt bei

beim Büro Wilmotte & Associés SA in Paris.

Gleichzeitig war es wichtig, die Modell-

der Verwendung von Holz : Das Dachtrag-

Er war verantwortlich für Entwurf und Bau-

Dateien problemlos reihum an die Projektbe-

werk wurde besonders leicht. Durch die

ausführung des neuen Stadions in Nizza,

teiligten zur Bearbeitung weitergeben zu

Konstruktionsweise verhält es sich gegen-

die «Allianz Riviera ». Seit 2007 gehört er

können, das heisst vom Architekten zum

über Erdbebenlasten ausserdem relativ

zum Team von Jean-Michel Wilmotte, der

Tragwerksplaner, zum Holzbau-Unternehmen

gutmütig und kann Horizontalkräfte «abfe-

das Architektur-Büro 1975 gegründet hat.

und zurück usw. Für diesen iterativen Prozess

dern ». Ansonsten konnten wir natürlich

Heute zählt das international tätige Büro

zur Optimierung des Tragwerks in statischer

nachweisen, dass der CO₂-Fussabdruck im

zu den 100 grössten der Welt.

und ästhetischer Hinsicht benötigten alle

Vergleich mit einer konventionellen Bau-

www.wilmotte.com

dasselbe Programm. Übergeordnetes Ziel war

weise sehr niedrig ausfällt : Wir haben etwa

ausserdem, mithilfe der Parametrisierung

3000 Tonnen CO₂ eingespart.

trotz der komplexen Geometrie eine maximale Standardisierung der Bauteile für eine

Welche Nachhaltigkeitsanforderungen

wirtschaftliche Fertigung zu erreichen. Hier

erfüllt das Eco-Stadion noch?

lag ein grosses Kosteneinsparpotenzial.

Die Wettbewerbsausschreibung forderte ein Plusenergie-Stadion. Bildlich gespro-

Wie haben Sie persönlich diesen iterati-

chen lautete die Aufgabe: Das Stadion muss

ven Planungsprozess, an dem alle bis

mehr regenerative Energien erzeugen als

zum letztmöglichen Zeitpunkt gefeilt

bei 25 Fussballspielen verbraucht wird. Um

Welche neuen Erfahrungen nehmen Sie

haben, wahrgenommen?

das zu erreichen, nutzten wir Geothermie

aus diesem Projekt mit ?

Das war eine spannende Zeit. Wir waren

und Fotovoltaik-Elemente zur Energiege-

Das Zusammenspiel zwischen uns Archi-

von Anfang an neugierig auf das Projekt.

winnung. Darüber hinaus haben wir ein Sys-

tekten, den Ingenieuren und Fachplanern

Gerade die Herausforderung, eine noch nie

tem zur natürlichen Belüftung entwickelt,

gestaltete sich ausserordentlich gut und

da gewesene Lösung zu entwickeln, hat

das besonders wenig Energie verbraucht.

war letztlich der Schlüssel zum Erfolg. Es

uns gereizt. Wir wollten die Möglichkeiten,

Ansonsten ist das «Eco-Stadion » HQE-zer-

wäre schön, wenn sich das in Zukunft eta-

die uns Holz oder auch Holz in Kombination

tifiziert (Haute Qualité Environ­nementale).

blieren würde.

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Von aussergewöhnlichem Design kann man nicht genug bekommen. Darum haben wir eine ganze Serie von Geräten entwickelt. Dank der einheitlichen Linienführung setzen die iQ700 Einbaugeräte neue Standards in der Küche. Die miteinander harmonierenden Fronten ermöglichen vollkommene Freiheit beim Anordnen der Geräte zu einem modernen und gleichzeitig zeitlosen Gesamtkonzept. Vollendet wird dieses

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Aktuell

ARCHITEKTURSZENE Drei Lichttürme

Skandinavischer Lindwurm

Auch die zukünftigen Bauten auf dem Areal Dreispitz in Basel

Die Køge North Station wird bald einmal das Bahnverkehrszent-

nehmen immer konkretere Formen an: Soeben sind die Gewin-

rum und der neue Hotspot der Region Kopenhagen (DK) sein. Als

ner des Wettbewerbs für den Neubau des Kunsthauses Basel-

Symbol für grüne Mobilität wird eine 225 m lange Röhre die Bahn-

land bekannt geworden. Bucher Bründler überzeugten mit ihrem

gleise überspannen.

Vorschlag von drei Lichttürmen auf der bestehenden Halle.

Zum Projekt, das die Architekten Dissing+Weitling, Cobe und Cowi Vom 15. bis zum 26. April sind die Studienprojekte für das neue

in einem internationalen Wettbewerb gewonnen haben, gehören

Kunsthaus Baselland in einer kleinen Ausstellung im Kunsthaus

nebst der 225 m langen Fussbrücke eine Bahnstation mit Park &

Baselland in Münchenstein zu sehen. Denn obwohl alle Parteien

Ride. Die Architekten haben hierfür eine Vision entwickelt, die alles

sich glücklich über das gekürte Siegerprojekt der Basler Architek-

miteinander verbindet, und gleichzeitig ein neues Wahrzeichen für

ten Bucher Bründler äusserten — entschieden ist noch nichts, wie

eine grüne Zukunft des Verkehrs geschaffen : eine Brücke, die nicht

die Basler «TagesWoche » (www.tageswoche.ch) erklärt. Der

nur die Bahngleise überspannt, sondern auch Dänemarks verkehrs-

nächste Schritt sei es, die Budgetierung zu klären. Die Kosten des

reichste Autobahn sowie die geplante Hochgeschwindigkeitslinie. sonen diesen neuen «Gateway » frequentieren werden und dass

Bewilligungen des Projekts auf dem wachsenden Dreispitzareal.

er 8000 Zugbenutzern dienen wird. Die südliche Seite der Fassade

Vorgelegt wurden dem Beurteilungsgremium mit Vertretern der

wurde geschlossen konzipiert, um sie als Solar-Screen zu nutzen,

Stiftung Kunsthaus Baselland, der Christoph-Merian-Stiftung

während die Nordseite offenbleibt, um den Nutzern ein 180-Grad-

sowie unabhängigen Fachexperten fünf sorgfältig erarbeitete Vor-

Panorama zu bieten über die Kulturlandschaft und den täglichen

schläge, teils mit Schwerpunkt Erhalten, teils mit Schwerpunkt

Verkehr. Dabei muss man nicht über die Brücke hetzen, sondern

Neubau. Die nach Ansicht des Beurteilungsgremiums treffendste

kann auf eingebauten Sitzgelegenheiten Platz nehmen. Auch die

Antwort auf die Anforderungen ist eine gelungene Mischung von

erweiterten Nutzungen der Brücke wie der Bahnhof, die Vorberei-

Alt und Neu des Teams Bucher Bründler Architekten, Basel. Wahr-

che und Wege sind organisch geformt, dem Verkehrsfluss der Pas-

nehmbarkeit durch signifikante Turmelemente, die in die filigrane

santen folgend. Damit keine Tunnelwirkung entsteht, sind warme

bestehende Halle eingeführt werden und eine neue Identität nach

und einladende Materialien für das Innere der «Röhrenbrücke » vor-

aussen und innen schaffen, mit günstiger Raumgliederung für ver-

gesehen, dazu gehören unter anderem Holzverschalungen. Aussen

schiedenste Ausstellungsformen, einem gut sichtbaren Zugang

ist die Brücke eingedeckt mit perforierten Stahlplatten, um der Fas-

für Besucher sowie günstige Voraussetzungen für Vernetzung im

sade einen Eindruck von Tiefe zu verleihen und eine Verbindung

Quartier stehen bei dem Projekt im Vordergrund. (ch)

zur bestehenden Infrastruktur herzustellen. (ch)

www.kunsthausbaselland.ch

www.dw.dk

8

architektur + technik 4 | 2015

Rendering : Luxigon / Tegmark / COBE / DISSING+WEITLING

Die Planer und Architekten rechnen damit, dass täglich 90 000 Per-

Entscheid der Weiterführung auch abhängig von den nötigen

Visualisierung : Bucher Bründler

Neubaus betragen etwa 7 Millionen Franken. Und natürlich ist der


Schwebende Hülle

«Der entfesselte Raum»

Mitten in Londons geschäftigem Zentrum entstand mit Bevis Marks

Das Gewerbemuseum in Winterthur widmet sich in einer Ausstel-

ein innovatives Büro- und Geschäftsgebäude, das sowohl archi-

lung, die vom 10. Mai bis zum 4. Oktober 2015 dauert, der Vielschich-

tektonisch als auch ökologisch neue Massstäbe setzt. Folienkis-

tigkeit von Raumvorstellungen, -darstellungen und -konzepten.

sen aus ETFE überdachen den Bürokomplex.

Raum ist nicht gleich Raum, und Raum ist nicht allein gross oder klein, Räume durch das vielfältige Zusammenspiel von Volumen, Dimen-

zerkomfort sind auf höchstem Niveau. Einen besonderen Akzent

sionen, Proportionen, Material, Farbe, Licht und Schatten bestimmt.

setzten die Architekten bei der Gestaltung des oberen Gebäude-

Es sind denn auch solcherlei Bedingungen sowie die Wechselwirkung

abschlusses : Eine innovative Texlon-ETFE-Folienkonstruktion von

zwischen Mensch, Bewegung und Raum, die unsere Sinneswahrneh-

Vector Foiltec überspannt den Dachgarten und verleiht dem Hoch-

mung massgeblich beeinflussen und bewirken, dass wir Raum nicht

haus einen ganz eigenen Charakter. Die zwei Terrassen auf Ebene

nur abstrakt wahrnehmen, sondern diesen immer auch als stetig

15 und 16 mit 670 m² Fläche bieten einen spektakulären Rundum-

wechselndes Erlebnis empfinden. Dabei ist die Erforschung und die

blick auf das Zentrum von London. An beiden Stirnseiten völlig

Darstellung der räumlichen Dimensionen unserer Welt von jeher ein

offen sowie nach oben und zu den Gebäudelängsseiten transpa-

grosses Thema nicht nur der Architektur, sondern auch der Kunst

rent verhüllt, ermöglicht das Dach ein aussergewöhnliches Open-

und der Mathematik. Fragen nach der Begrenzung oder die Suche

Air-Erlebnis.

nach Ordnungssystemen stehen dabei der unendlichen und unfass-

Auf dem Grundstück in prominenter City-Lage befand sich zuvor

baren Ausdehnung von Raum gegenüber. Laufend entstehen neue

ein unzeitgemässer Bürokomplex aus den 1980er-Jahren, der dem

Vorstellungen, Konzepte und Visionen von Räumlichkeit. Wissen-

neuen 16-stöckigen Gebäude weichen musste. Mit 16 500 m² Nutz-

schaftliche und technologische Entwicklungen spielen dabei ebenso

fläche und 1100 m² Terrassenfläche bietet Bevis Marks nicht nur

eine Rolle wie gesellschaftliche Veränderungen. Einen solchen Wan-

deutlich mehr Nutzfläche als sein Vorgänger, sondern ist auch um

del von Raumkonzepten zeigen beispielsweise aktuell neuartige digi-

80 Prozent energieeffizienter. Dabei wurden 59 Prozent der

tale Planungs- und Fabrikationsmöglichkeiten, die nur dank der fort-

Bestandskonstruktion in das neue Projekt integriert, was den öko-

schreitenden Digitalisierung überhaupt vorstell- und realisierbar

logischen Fussabdruck des Neubaus erheblich verringert. Die Dach-

geworden sind. Die Ausstellung «Der entfesselte Raum » bietet auf

konstruktion bildet ein filigranes Stahl-Fachwerk. Das durchgängig

lustvolle Art und Weise die Gelegenheit, Grundlagen der Darstellung

rautenförmige Design umspielt die Glasfassade der Gebäudelängs-

und Bildung von Raum zu entdecken und die Konventionen der

seiten über die obersten vier Stockwerke hinweg und wölbt sich

gewohnten Raumvorstellungen zu verlassen, um sich von neuarti-

anschliessend organisch nach oben. (ch)

gen Situationen überraschen zu lassen. (ch)

www.vector-foiltec.com

www.gewerbemuseum.ch

Erika Janunger. Foto : Gustaf Holmsten

rechtwinklig oder schief, endlich oder unendlich. Vielmehr werden

nur ein äusserst nachhaltiges Bauwerk, auch Architektur und Nut-

Foto : Edward Hill-Saentys

Mit Bevis Marks gelang Fletcher Priest Architects in London nicht

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Aktuell

Kokons in Aserbaidschan Im September 2014 wurde das neue Terminal des Heydar Aliyev International Airport unweit der Hauptstadt Baku eröffnet. Das aufsehenerregende Gebäude zeigt eine experimentelle Innenarchitektur.

Die aserbaidschanische Gastfreundschaft

BUCHTIPP Neues Moskau

inspirierte das türkische Design-Studio derten Kokons aus amerikanischer Weissei-

BUCHTIPP Stadtdiskussion reloaded

Sergey Chernyshev (1881—1963) gilt als

che. Diese sollen das Gefühl vermitteln,

Die moderne Stadt ist ein globales Kulturgut.

einer der führenden russischen Architekten

willkommen zu sein. Sie wecken einerseits

Die menschliche Version des unbefestigten

Autoban zum Entwurf dieser massgeschnei-

des 20. Jahrhunderts und Begründer der sow-

den Entdeckergeist des Besuchers, ande-

Ameisenhaufens zieht an allen Ecken des Erd-

jetischen Stadtplanung. Doch ist über ihn

rerseits geben sie ihm auch die Möglichkeit,

balls die Menschen wie ein Magnet an, in der

ausserhalb Russlands allenfalls etwas in

in einem geschützten Raum abzuschalten

Hoffnung auf bessere Lebensumstände. Die

Fussnoten publiziert worden. Mit dem Band

oder ungestört ein Gespräch zu führen.

neueste Publikation von ETH-Studio Basel,

34 aus der Reihe Grundlagen, «Sergey Cher-

Diese unkonventionellen Formen sind

«The Inevitable Specificy of Cities », fokus-

nyshev. Architect of new Moscow », legt DOM

typisch für das Studio Autoban, das sich in

siert deshalb, in fast ketzerischer Manier,

publishers jetzt eine Monografie über diesen

mehr als zehn Jahren den Ruf erworben hat,

nicht die urbanistischen Heldentaten, son-

international noch unerforschten russischen

fantasievoll an das Thema Design heranzu-

dern beschäftigt sich mit jenen Orten, an

Architekten vor. Der Name Chernyshev steht

gehen — mit Räumen, die in kulturellen,

denen die Bewohnerinnen und Bewohner

vor allem für den Generalplan von Moskau,

sozialen und geografischen Traditionen ver-

ihren Alltag verbringen. Das Buch ist somit

der 1935 unter Stalin verabschiedet wurde.

wurzelt sind. «Bisher hiess es, Holz sei für

auch eine Art antiutopistisches Manifest, das

Bereits vor der russischen Revolution von

einen Flughafen nicht geeignet », kom-

die nüchterne Analyse von spezifischen städ-

1917 ein anerkannter Architekt, konnte Cher-

mentiert Sefer Caglar von Autoban. «Dank

tischen Gebieten und ihren Eigenschaften

nyshev auch in der jungen UdSSR mit seinen

innovativer Fertigungstechniken ist es uns

zum Grundprinzip von planerischen Aktivitä-

spektakulären Entwürfen Erfolge feiern. Vor

gelungen, die Weisseiche zu einem geeig-

ten erhebt und der städtebaulichen Globali-

allem aber bestimmte er als Moskauer Chef-

neten Material zu machen.» (ch)

sierungseuphorie des frühen 21. Jahrhunderts

Architekt und Autor des ersten Generalplans

www.americanhardwood.org

eine klare Absage erteilt. Neapel, das Tal des

die Entwicklung des «Neuen Moskaus », das

Nils, Belgrad, Nairobi, Hongkong, die Kanari-

zu einer sozialistischen Musterstadt werden

schen Inseln, Beirut, Casablanca — Städte und

sollte. Auf diesen Plan gehen u.a. die Planun-

verstädterte Territorien, die im 320-seitigen

gen der neoklassizistischen Hochhäuser

Werk in ihrer Normalität präsentiert werden.

zurück, die aufgrund ihrer Monumentalität im

Allein diese Auswahl lässt erahnen, dass die

Stadtplan bis heute erkennbar geblieben

Texte und die rund 300 Abbildungen, die sie

sind. (ch)

begleiten, interessante und eben spezifische

Ivan Lykoshin / Irina Cheredina

Sergey Chernyshev. Architect of the New Moscow 264 Seiten, über 290 Bilder, Softcover ISBN 978-3-86922-314-8 (Engl./Russ.), DOM publishers, Berlin 2015, EUR 28.—

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architektur + technik 4 | 2015

Foto : Kerem Sanliman

Geschichten zu erzählen haben. (ch)

The Inevitable Specifity of Cities mit Beiträgen von Roger Diener, Mathias Gunz, Manuel Herz, Jacques Herzog u.v.m. 320 Seiten, etwa 300 Abbildungen, ISBN 978-3-03778-374-0, Englisch Lars Müller Publishers, 2015, CHF 60.—


Neuer Firmenhauptsitz Das Schweizer Unternehmen Sky-Frame, Spezialist für rahmenlose Schiebefenstersysteme, investierte 35 Millionen Franken in einen neuen Firmenhauptsitz in Frauenfeld.

Mit einer Fläche von 15 000 m² bietet der moderne Standort seit Anfang 2015 erweiterte Produktionskapazitäten und eine erhöhte Fertigungstiefe. Mit diesem strategischen Entscheid bekennt sich Sky-Frame langfristig zum Entwicklungs- und Produktionsstandort Schweiz und Frauenfeld. Von dem neuen Hauptsitz verspricht sich das Unternehmen, in Zukunft Grossaufträge zu realisieren, und weiterhin zu expandieren. «Wir sind stolz auf unseren Erfolg, der uns darin bestätigt, am hohen Qualitätsstandard festzuhalten und die Entwicklung innovativer Produkte voranzutreiben. Unser Entwicklungs-und Produktionsstandort ist und bleibt die Schweiz, von wo aus wir weiter wachsen und neue Märkte erschliessen können », bestätigt Beat Guhl, CEO und Inhaber von Sky-Frame. Den Zuschlag tektur-Wettbewerbs erhielt Peter Kunz, Architekt BSA. (ch) www.sky-frame.ch

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des im September 2012 ausgeschriebenen internationalen Archi-

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Aktuell

TERMINE ARCHITECT@WORK

Ausstellung Dan Graham

Fach-Event für Architekten mit

with an intervention by Günther Vogel

Schwerpunkt «Holz und Architektur»

56. Biennale Venedig Internationale Kunstausstellung, kuratiert von Okwui Enwezor

Termin/Ort 15. April—15. Juni 2015 Termin/Ort 6.—7. Mai 2015

Messe Zürich Kontakt www.architectatwork.ch

Auch dieses Jahr wird das Messegelände in

ETH Zürich, Hönggerberg, HIL, gta-Ausstellungen Kontakt www.ausstellungen.gta.arch.ethz.ch

Termin/Ort 9. Mai — 22. November 2015 Kontakt www.labiennale.org www.biennials.ch

Seit den 1960er-Jahren gehört Dan Gra-

Bald ist es so weit: In Venedig findet die

Zürich wieder Schauplatz eines der welt-

ham zu den einflussreichsten Protagonis-

56. Internationale Kunstausstellung in

weit erfolgreichsten Fach-Events für Archi-

ten der Konzeptkunst. Sein umfangreiches

den Giardini und im Arsenale von Vene-

tekten. Mehr als 130 Hersteller aus allen

Werk spannt einen weiten Bogen : Als

dig statt, kuratiert vom Nigerianer Okwui

Bereichen der Baubranche haben sich für

Galerist, Kritiker, Kurator und Künstler

Enwezor. Pro Helvetia hat die Künstlerin

die Veranstaltung in Zürich angemeldet.

prägt er bis heute den Diskurs zeitgenös-

Pamela Rosenkranz als Schweizer Vertre-

2015 ist das Schwerpunktthema Holz &

sischer Architektur, Kunst und Musik. Die

terin nominiert. Ihre Ausstellung mit dem

Architektur. Der Baustoff Holz erlebt in der

Ausstellung an der ETH Zürich widmet sich

Titel «Our Product» in den Giardini wird

zeitgenössischen Architektur seit Jahren

spezifisch dem Interesse für Architektur

kuratiert von Susanne Pfeffer, Direktorin

ein Revival, und es wird auf der

und Urbanismus und thematisiert die

des Fridericianum in Kassel. Die Dada-Spe-

ARCHITECT@WORK zu diesem Thema

Bedeutung in der Architektur-Lehre. Zur

zialisten Juri Steiner und Stefan Zweifel

neben Vorträgen auch eine Sonderschau

Ausstellung erscheint im gta-Verlag ein

kuratieren den «Salon Suisse» mit Gesprä-

der Materialplattform raumProbe geben.

Künstlerbuch von Dan Graham.

chen und Events.

Holzbautag Biel 2015

Steelacademy 1 / 15

Bernhard Tschumi

Brandschutzvorschriften VKF 2015

Verdichtetes Bauen, Aufstocken

Architecture: Concept & Notation

bedingen neues Wissen

Fachtagung

Ausstellung im SAM

Termin/Ort 21. Mai 2015

Termin/Ort 25. Juni 2015

Termin/Ort 9. Mai—23. August 2015

Kongresszentrum Biel Kontakt hanspeter.kolb@bfh.ch, ahb.bfh.ch

Kunsthaus Zürich Kontakt www.szs.ch

Kontakt www.sam-basel.org

Schweizer Architekturmuseum (SAM), Basel

Holzbau und Brandschutz gehen in die

Das neue Raumplanungsgesetz (RPG) for-

Bernhard Tschumi, 1944 in Lausanne

nächste Runde: Seit Januar 2015 gelten in

dert einen haushälterischen Umgang mit

geboren, hat als Architekt und Architek-

der Schweiz neue Brandschutzvorschrif-

der Ressource Boden. Bauherren und

tur-Theoretiker den zeitgenössischen

ten der Vereinigung Kantonaler Feuerver-

Architekten stehen heute vor der grossen

Architektur-Diskurs in den vergangenen

sicherungen (VKF). Dies hat einschnei-

Herausforderung, dieses Gesetz umsetzen

Jahrzehnten massgeblich beeinflusst. Die

dende Konsequenzen für den Holzbau : Die

zu müssen. Um dem neuen RPG gerecht

Ausstellung ist eine Adaption der ersten

Möglichkeiten des Bauens mit Holz sind

werden zu können, ist eine verdichtete

grossen europäischen Retrospektive auf

deutlich vielfältiger, und die Nachfrage

Bauweise unumgänglich. Als effizienteste

den einflussreichen bauenden Theoreti-

nach qualifizierten Fachleuten wie auch

und meist auch kostengünstigste bauliche

ker, die 2014 erstmals im Centre Pompi-

die Anforderungen an diese werden stei-

Lösung eignet sich dazu die Aufstockung

dou, Paris, gezeigt wurde. Zahlreiche

gen. Dem hohen Aus- und Weiterbildungs-

bestehender Gebäude. Diesem Thema

Zeichnun gen, Skizzen, Collagen und

bedarf entspricht die BFH, u.a. mit dem

widmet sich die Tagung Steelacademy im

Modelle geben einen umfassenden Ein-

Holzbautag am 21. Mai.

Zürcher Kunsthaus.

blick in Tschumis Schaffen.

12

architektur + technik 4 | 2015


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4 | 2015 architektur + technik 13


INNOVATION STATT NEUHEIT rung von den Nutzern ausgiebig getestet. Da es sich bei den Produkten der Architektur aber meist um Einzelstücke handelt, muss das innovative Potenzial indirekt aus der Untersuchung bereits bestehender Gebäude und der Architektur-Geschichte abgeleitet werden.

Innovation dank Forschung Die Teilnahme an einem Architektur-Wettbewerb wird fälschlicherweise oft als Forschung bezeichnet. Dabei kann höchstens von «Entwicklung in Konkurrenz » gesprochen werden, weil die Einsatzeignung, und Foto: www.plasmadesign.ch

damit der innovative Beitrag eines Projektes, nicht nachgewiesen wird. Die Innovation im Entwurf wird erst möglich, wenn eine forschende Vorgehensweise angewandt wird : Bei Projektbeginn wird der Wissensstand festgehalten, dann der Fortschritt nachvollziehbar aufgezeigt und anschliessend der erneuernde Beitrag in der Realität auf seine

Prof. Dominic Haag-Walthert führt das Zürcher Planungsbüro Haag Wagner und unterrichtet an der Hochschule Luzern.

Tauglichkeit getestet. Die Resultate stehen damit als gesichertes und kritisch zu bewertendes Wissen auch andern Entwerfern zur

Was bedeutet überhaupt Innovation? Der

tion und die Einsatzeignung ihrer reali-

Verfügung. Der architektonische Entwurf

Begriff, der sich aus dem lateinischen Wort

sierten Entwürfe wird nicht ausgewertet.

wird sich je länger je weniger aus der Summe

für «erneuern » ableitet, ist indes nicht

Denn obwohl die Nutzwertanalyse die Vor-

der Lebenserfahrung und damit aus der Geni-

automatisch mit «Neuheit » gleichzusetzen.

aussetzung für innovative Architektur wäre,

alität des Gestalters speisen. Viel mehr wird

Eine Erfindung wird erst zur Innovation,

werden die Planer höchstens bei der Män-

eine Systematik des Wissens in der Behand-

wenn sich ihre erneuernden Qualitäten in

gelbehebung wieder im Gebäude gesehen.

lung räumlicher Probleme erfolgreich sein.

der Realität bewährt und durchgesetzt

Wie gebaute Projekte von den Nutzern

Dies ist für das Berufsfeld Architektur umso

haben. Das gilt auch im Bereich der Architek-

akzeptiert werden und was räumlich-gestal-

wichtiger, damit es im von der Gebäudetech-

tur. Ein realisierter Entwurf ist daher noch

terisch nicht funktioniert, wird nicht ana-

nik dominierten Nachhaltigkeitsdiskurs wie-

keine Innovation. Welche Voraussetzungen

lysiert und bleibt grösstenteils unbekannt.

der eine innovativere und wichtigere Rolle

müssen gegeben sein, damit innovative

Für den Entwerfer ist es so sehr schwierig,

spielen kann. Will die Architektur in Zukunft

Architektur mit gesellschaftlicher Relevanz

während des gestalterischen Prozesses den

ihre gesellschaftliche Relevanz jenseits der

entsteht?

Erneuerungsgehalt der eigenen Ideen ver-

subjektiven Gestaltungsidee behaupten,

Innovation ist mit dem kreativen Schöp-

lässlich abzuschätzen. Allzu oft bleibt die

muss sie mehr Wissen anbieten können, wel-

fungsakt bei Weitem noch nicht abge-

architektonische Innovation eine pure Mar-

ches über die baukünstlerische Gestaltung

schlossen, wie E. Svetlova in «Innovation als

keting-Behauptung und wird verwechselt

hinausgeht, denn : «Das Kunstwerk wird in

soziale Sinnstiftung » schreibt. Vielmehr

mit formaler Neuheit. Aber erst eine in der

die Welt gesetzt, ohne dass ein Bedürfnis

ergibt sich der Wert der Innovation erst

Realität nachgewiesene, sozial nachhaltige

dafür vorhanden wäre. Das Haus deckt ein

durch den Interaktionsprozess mit den

Gestaltung macht Innovation möglich.

Bedürfnis. Das Kunstwerk ist niemandem

Anwendern. Dieser kommt in den Architek-

Industrieprodukte werden dafür mit Proto-

verantwortlich, das Haus einem jeden.»

tur-Büros zu kurz, denn die Nutzerinterak-

typen oder einer Nullserie vor der Lancie-

(Adolf Loos, 1910) ■

14

architektur + technik 4 | 2015


Camiro. Entwickelt fßr flexible Arbeitsplätze. Design: Martin Ballendat.

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Auftakt

ARCHITEKTUR KU K

Aussen schlicht und innen ein Klangerlebnis Nach zehn Jahren Bauzeit wurde der Erwei-

Das 1860 errichtete Mariinski-Theater

bestehenden Grundmauern ein realisierba-

ter n sba

ariin-

gehört zu den bekanntesten Opern- und Bal-

res Theater zu errichten. Diese Pläne wur-

ssen ein erhält-

letthäusern der Welt. Es wird seit 1996 vom

den letztlich verwirklicht.

artet der

Intendanten Waleri Gergijew geleitet. Die-

Nach insgesamt zehn Jahren Bauzeit wurde

Neubau im Inneren mit einer herausragen-

ser strebte eine Erweiterung des Gebäudes

das 500-Millionen-Franken-Objekt eröffnet.

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TEXT & FOTOS zvg

16

architektur + technik 4 1 | 2015 2014

an. Ursprünglich sollte der Neubau vom

Es ist rund 80 000 m² gross und setzt sich

Architekten Dominique Perrault realisiert

aus sieben Ober- sowie drei Untergeschos-

werden. Der Franzose sah ein gelbes kapsel-

sen zusammen. Seine Fassade ist eher

förmiges Objekt aus Stahl und Glas vor. Doch

schlicht und bietet einen kühlen Kontrast zu

dieser Plan scheiterte unter anderem an der

den prachtvoll verzierten Objekten der Nach-

Witterung und den Bodenverhältnissen St.

barbebauung. Im Innern greift es die Hufei-

Petersburgs. Obwohl also bereits 2008

senform des italienischen Theaters auf und

abzusehen war, dass eine andere Lösung

bietet mit drei Rängen bis zu 20 000 Gästen

gefunden werden musste, begannen die

Platz.

Verantwortlichen dennoch mit dem Bau des

Den Besucher beeindruckt der Neubau mit

französischen Entwurfs. Im Jahr darauf

4000 m² iranischem hinterleuchtetem Onyx,

gewann das Architektur-Büro Diamond &

brasilianischem Marmor und glitzernden

Schmitt aus Toronto einen zweiten Wettbe-

Swarovski-Kronleuchtern. Die moderne Büh-

werb, bei dem es darum ging, auf den bereits

nentechnik und die hervorragende Akustik


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1 | 2014 architektur + technik 17


Architektur Philharmonie, Stettin (PL)

KATHEDRALE DER KLÄNGE Das katalanische Architektur-Büro Barozzi Veiga hat im Stadt-

Innenräumen historisch Gewachsenes formal in sich auf.

kern von Stettin (PL) die Philharmonie neu erbaut. Translus-

Zugleich ist die Konzerthalle ein neuer markanter zentrums-

zent und sphärisch wie die Musik selbst, nimmt der filigran

bildender Kulturbau in einem uneindeutigen Stadtgefüge.

wirkende Bau mit seinen beeindruckenden Konzert- und

TEXT Christina Horisberger FOTOS Simon Menges c /o www.brigitta-horvat.com

Stettin ist die grösste und eine der wohl

Architekturbüro Barozzi Veiga bereits

mer wirkenden Materialisierung (in Bezug

historisch interessantesten Städte Polens ;

2007. Schon damals wurde in den interna-

auf die Umgebung) und der architektoni-

nahe der deutschen Grenze und durch-

tionalen Medien darüber berichtet. Die

schen Formensprache, welche die Vertika-

schnitten von Flussläufen, Auen, Seen und

transluzente Hülle zeichnete schon damals

lität sowohl der benachbarten Wohnhäu-

Hafenanlagen an der Mündung der Oder ins

eine imaginäre Häuserecke nach, die Innen-

ser, des neogotischen Zierwerks von

Stettiner Haff.

räume erfuhren in der Umsetzung eine

Kirchen, klassizistischen Gebäuden, pitto-

Auf der Parzelle mitten in der Altstadt.

materielle Klärung. Raffiniert ist dieses

resken Türmen und Gefechtstürmen nach-

Diese wurde allerdings nach den schweren

Spiel zwischen der kontrastreichen, ephe-

zeichnet und damit die Philharmonie trotz

Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nur teilweise wieder aufgebaut. Bis heute prägen zahlreiche Brachen das Stadtbild. Zwischen erhaltenen oder nach alten Unterlagen rekonstruierten alten Bauwerken stehen zahlreiche sehr einfache Wohnhäuser der 1950er-Jahre. Nach 1945 übernahm die gründerzeitliche Neustadt die meisten Zentrumsfunktionen. Ein echter Stadtmittelpunkt ist deshalb heute nicht erkennbar. Die Innenstadt wird vor allem geprägt und definiert durch die Aleja Niepoldleglosci («Unabhängigkeitsallee ») und den Plac Wyzwolenia (Befreiungsplatz). Die neue Philharmonie wurde ebenfalls auf einer Brache errichtet. Hier stand bereits vor dem Krieg das «Konzerthaus », das ebenfalls Militäroperationen zum Opfer gefallen war. An das bebaute Grundstück schliesst eine Parkanlage an, in unmittelbarer Nähe befinden sich das Nationalmuseum und Akademien. Den Wettbewerb für die neue Philharmonie gewonnen hat das junge

Wie ein temporärer Ausstellungspavillon präsentiert sich die Konzerthalle von der Strasse her.

18

architektur + technik 4 | 2015


Die ornamentale Fragmentierung der Oberflächen folgt der Fibonacci-Regel

4 | 2015 architektur + technik 19


Die mit Blattgold belegte, expressive Raumhülle lehnt sich an die klassische Tradition von Konzertsälen an.

Der Saal für Kammermusik 20 architektur + technik 4 |fasst 2015 200 Personen.


Architektur Philharmonie, Stettin (PL)

Grundriss EG mit Atrium und Serviceräumen

Grundriss 1. OG mit grossem und kleinem Konzertsaal

ihrer «Abgehobenheit » in den städtischen Gesamtkontext einbettet. Ganz gegenteilig behandelten die Architekten übrigens den Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums, dessen Wettbewerb sie gewonnen haben und der bis 2016 fertiggestellt sein soll. Hier wurde nach einer klaren Unabhängigkeit gesucht. Der kompakte Kubus stellt aber wiederum in ähnlicher Weise einen Bezug zur Umgebung her und klärt räumliche Situationen. Das Raumprogramm der Stettiner Philharmonie umfasst einen Saal für 1000 Konzertbesucher, einen Saal für Kammermusik für 200 Personen, einen multifunktionellen Raum für Ausstellungen und Konferenzen, ein grosses Atrium, das ebenfalls für Events genutzt werden kann. Die Komple-

Die transluszente Glasfassade ändert ihr Aussehen je nach Tageszeit.

xität der Raumfunktionen lösten die Architekten mit einer «promenade architectu-

befinden sich vorwiegend entlang einer

machte es auch möglich, die äussere, immer

rale » durch das gesamte Gebäude, das alle

peripheren Erschliessungszone. Dies

wieder vor- und zurückspringende Hülle

Funktionen miteinander verbindet und so

erlaubte es den Architekten, einen grossen

entsprechend zu modulieren. Die translu-

die Orientierung und eine Atmosphäre der

«Leerraum » für die Konzertsäle im Zent-

zide Glasfassade verändert ihr Aussehen je

sinnlichen Wahrnehmung von Raum und

rum zu schaffen : eine räumliche und funk-

nach Tageszeit. Wie ein eingepacktes

Raumqualitäten schafft. Die Serviceräume

tionelle Gravität. Dieser äussere «Ring »

Gebäude von Christo besitzt sie eine ephe-

4 | 2015 architektur + technik 21


Eine lichtdurchflutete konstruktive Klarheit prägt das Atrium.

22

architektur + technik 4 | 2015


Architektur Philharmonie, Stettin (PL)

Ansicht Fassade und Bestandesbauten

mere und zugleich durchdringende Kraft in Analogie zur Welt der musikalischen Klänge. Die Hülle und die fliessende Organisation der Innenräume kontrastieren mit der Expressivität der grossen Konzerthalle. In Anlehnung an die europäische Tradition klassischer Konzertsäle besitzt die dekorative Ausgestaltung zugleich auch eine funktionale Aufgabe: Die mit Blattgold belegten, fragmentierten Oberflächen folgen der Fibonacciregel : Je weiter weg vom Orchester, desto grösser werden die entsprechenden Dreiecksflächen, deren Anordnung raumakustischen Regeln gehorcht.

Nachhaltige Bauweise Die neue Stettiner Philharmonie erfüllt Passivhaus-Vorgaben. Ein wichtiges Element dabei ist die zweischalige Fassadenhülle, die einen Grossteil der Installationen in sich aufnimmt, um eine umfassende akustische Isolation zu ermöglichen. Die natürliche Luftzirkulation in ihrem Inneren verhindert die Überhitzung des Gebäudes. Beleuchtet wird die Philharmonie mit einem LED-System. Dies ermöglicht eine perfekte Lichtin-

Architekturbüro Barozzi / Veiga Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga haben ihr

2015, ein Preis der Europäischen Union für

Architekturbüro 20 0 4 in Barcelona (E)

Zeitgenössische Architektur. Beide Architek-

gegründet. In diesen über zehn Jahren hat das

ten waren 2014 Gastprofessoren am Instituto

Büro Barozzi / Veiga zahlreiche nationale und

Universitario di Architettura di Venezia (I).

internationale Preise und Architekturwettbe-

www.barozziveiga.com

werbe gewonnen, unter anderem auch Pro-

szenierung bei einem geringen Energieauf-

jekte in der Schweiz wie den Wettbewerb für

Projektauswahl

wand. Die Dachverkleidung ist mehrschichtig

das Musée de Beaux-Arts in Lausanne, die

2014—2017

Tanzhaus, Zürich

in unterschiedlicher Ausführung, wobei

Erweiterung für das Bündner Kunstmuseum

2012—2016

Erweiterung

beim Konzertsaal besonders auch auf die

in Chur, das Tanzhaus in Zürich oder im nahen

akustische und thermische Isolation geach-

Ausland die Musikschule in Bruneck / Brunico

2011—2016

Musée des Beaux-Arts,

tet werden muss. Die Kosten für die Philharmonie belaufen sich auf ungefähr 30 Millionen Franken (119 Millionen Zloty).

Kunstmuseum Chur Lausanne

in der Nähe von Bozen (I). Die Philharmonie in Stettin / Sczczecin (PL) gehört zu den fünf Finalisten für den Mies van der Rohe Award

2006—2011

Headquarters «Ribera del Duero », Roa (E)

4 | 2015 architektur + technik 23


Architektur Sportpark Bergholz, Wil / SG

VIELFALT & DYNAMIK In Wil / SG steht mit dem neue IGP Sportpark Bergholz die erste Minergie-zertifizierte Sportanlage der Schweiz. Der neue Sportpark ersetzt die alten Anlagen der Sportstätte Bergholz. Es ist ein Ensemble von Fussballstadion, Eishalle, Hallenbad, Wellness und Freibad entstanden, wobei die Architektur diese Vielfalt und Dynamik aufnimmt und ausdrückt. REDAKTION Uwe Guntern FOTOS Bruno Helbling

Die neue Anlage gab dem Architektur-Büro K & L Architekten AG in St. Gallen die Möglich-

8 8

keit, sein architektonisches Konzept einheit-

C

lich umzusetzen. Gleichzeitig waren aber auch die verschiedenen Nutzungsansprüche

10 10

zu berücksichtigen. Es galt Betriebsabläufe

2 2

11 11

zu optimieren, komplexe Gebäudetechnik und Architektur zu einem Ganzen zusammen-

4 4

zufügen. Der zentrale Punkt der Anlage ist

B

B

77 33

A

eine Begegnungs- bzw. Zugangsebene. Zu

A

ihr gelangt man über eine flache Rampe, die

11

entlang des Fussballstadions führt. Von hier 55

9 9

6 6

C

überblickt man die einzelnen Teile der Anlage und das Freibad. Gleichzeitig dient sie als Quartierverbindung von Ost nach West. Die Landschafts-Architektur erzeugt verschiedene Stimmungen im Aussenraum, einerseits

1 Eishalle, 2 Fussballstadion, 3 Hallenbad, 4 VIP-Loge Fussball, 5 Freibad, 6 Garderoben Freibad, 7 Zugangsebene,

mit neuen Baumreihen um das Stadion eine geometrische Strenge und andererseits mit

8 Parkplatz Besucher, 9 Infrastruktur West,

gezielter Aufforstung im Freibad eine

10 Parkplatz West, 11 Velo

gewisse Verspieltheit. Die weissen Fassaden

Eine Freitreppe führt ins Zentrum der Anlage.

24

architektur + technik 4 | 2015


Der neue Sportpark ist ein vielfältiges und attraktives sportliches Juwel fßr die ganze BevÜlkerung.

4 | 2015 architektur + technik 25


Architektur Sportpark Bergholz, Wil / SG

Schnitt

bilden mit den Sichtbetonflächen eine klare

lenbadwand setzen als Farbinseln Akzente,

giekonzept Solar- und Abwärme aus der

und einfache, sowohl hochwertige als auch

während sich die Wellnessanlage in edler

Eiserzeugung und ist auf eine Minimierung

robuste Materialisierung. Mit einem Muster

Materialisierung und Gestaltung hochwertig

des Energieverbrauchs ausgerichtet. Hinzu

aus vier verschiedenen Grundtypen erzeugt

abhebt.

kommen sorgfältig vernetzte interne Ener-

die gefaltete Metallfassade eine differen-

gieflüsse, ein Gas-Blockheizkraftwerk und

zierte Anmutung und reflektiert das Umge-

Nachhaltigkeit

bungslicht auf unterschiedliche Art, was die

Umweltaspekte standen von Beginn an im

in der Schweiz zum ersten Mal die Minergie-

langen Fronten dynamisiert. Dies wird über

Vordergrund. Gerade bei einem Sportpark

Voraussetzungen für eine kombinierte Bad-

die Rhythmisierung der Fenster- und Stüt-

mit energieintensiven Anlagen stellt dies

und Eissportanlage. Der imposante Innen-

zen- einteilung verstärkt. Zudem wird die Sil-

eine besondere Herausforderung dar.

raum der Eishalle mit 1000 Sitzplätzen wird

houette der Baukörper über geknickte Dach-

Bereits in der Ausschreibung wurden die

von abgewinkelten Fassaden- und Dachflä-

kanten und Fassaden-Schrägen akzentuiert

Vorgaben für ein nachhaltiges Objekt klar

chen sowie den mächtigen Dachträgern

und dramatisiert. Zentrales Element ist die

definiert. So nutzt das übergreifende Ener-

bestimmt. Sichtbetonflächen und dunkle

Sonnenkollektoren. All dies zusammen ergab

Drehscheibe im Haupteingang — in diesem Herz der Anlage ist der Empfang- und Kassenbereich mit dem Restaurant angeordnet. Die horizontale Lage der Erschliessung ermöglicht eine konsequente Trennung von Sportakteuren und Zu schau enden und dadurch einen geordneten Match-Betrieb, unabhängig vom Freizeit- und Erholungsbetrieb. Durch den Sportpark zieht sich ein klares Farb- und Materialkonzept : weisse Fassaden, Betonflächen innen und aussen sowie dunkle Böden — im Aussenbereich Gussasphalt, im Innern Haltopex und behandelte Unterlagsböden — schaffen eine elegante Grundstimmung. Zwei Korridore, «Fussball » und «Mitteltrakt », bilden das Rückgrat der Anlage und werden mit einer markanten Farbgestaltung besonders ausgezeichnet : Ein sattes Pinkviolett in zwei Abstufungen überrascht und lädt die neutrale Stimmung auf. Die Sanitäreinrichtungen der Sportbereiche und die Nischen der Hal-

26

architektur + technik 4 | 2015

Hochwertige Materialien und abwechslungsreiche Lichtstimmungen prägen den Wellness-Bereich.


In der neuen Eishalle kĂśnnen bis zu 1000 Zuschauer die Spiele verfolgen.

Der Fussballplatz ist mit Kunstrasen ausgestattet und bietet Platz fĂźr 6000 Zuschauer.

4 | 2015 architektur + technik 27


Architektur Sportpark Bergholz, Wil / SG

Schnitt

Sitze zeichnen den Publikumsbereich aus,

Hallenbad oder direkt vom Haupteingang

Die gefaltete Decke ergibt eine besondere

während die 30 x 60 m grosse Eisfläche mit

gelangt man in die attraktive Wellness-

Raumstimmung und widerspiegelt die

der modernen Bandenanlage die Grundstim-

Anlage mit finnischer Sauna, Soft-Sauna,

Dynamik der Aussenvolumetrie. Entstanden

mung definiert. Die Tribüne umschliesst das

Dampfbad, Whirlpool sowie Abkühl- und

ist eine regionale Sportanlage mit einem

Eisfeld dreiseitig, eine raffinierte Anordnung

Erlebnisduschen.

vielfältigen Freizeitangebot für Sport,

sorgt für eine dichte Match-Atmosphäre. Das

Eine Terrasse und Ruheräume mit grossen

Spass und Erholung. Sie erhöht die Stand-

Challenge-League-Stadion bietet 600 0

Oberlichtern laden zum Entspannen ein.

ortattraktivität der gesamten Region Wil. Es

Plätze. Die robuste Architektur-Sprache der

Relief- wände, Glasmosaike sowie dunkle

ist hier zu Recht die Rede von einem vielfäl-

Sichtbeton-Elemente prägt die räumliche

Farben und eine spezielle Farbabwicklung

tigen und attraktiven, sportlichen Juwel für

Wirkung und gibt einen starken Rahmen für

im Abkühlbereich zeichnen den Bereich aus.

die ganze Bevölkerung.

das Spielfeld. Eine klare Ausrichtung erhält das Stadion durch den Tribünenbau mit überdachten Sitzplätzen und der VIP-Loge.

Die Bäderanlagen Mit einem 25-m-Schwimmbecken, einem Lernschwimmbecken mit Hubboden, einem vielfältigen Kinderplanschbereich und einem von der Schwimmhalle direkt zugänglichen Warmwasseraussenbecken mit Sprudelliegen und Massagedüsen enthält der Sportpark ein modernes und für alle Bevölkerungsgruppen attraktives Hallenbad. Die verschie denen Bereiche sind auch architektonisch unterschiedlich entwickelt : Die grosse, überhohe Schwimmhalle, der niedrigere, leicht abgesenkte Nichtschwimmerbereich und der rückwärtige Kinderplanschbereich schaffen differen zierte räumliche Erfahrungen. Im Hallenbad integriert ist eine Black-Hole-Rutsche mit span-

Acht Filteranlagen im Untergeschoss sorgen für sauberes Wasser in den Wasserbecken.

nender Streckenführung. Als Landschafts-

Bautafel

park ist das Freibad in die Gesamtanlage

Bauherr

Bauingenieure

Stadt Wil SG

Walt + Galmarini AG, Zürich,

Architektur

Dr. J. Grob & Partner, Winterthur

K&L Architekten AG, St. Gallen

hlkS-Ingenieur | Fachkoordination

Totalunternehmer

Huonder + Partner AG, Gossau ZH

verwoben und dient für Hallenbad, Restaurant und Eishalle als attraktive Kulisse. Die Infrastruktur wurde technisch saniert und mit zusätzlichen Attraktionen wie Breitrutsche und Spiellandschaft aufgewertet. Via

28

architektur + technik 4 | 2015

Implenia Schweiz AG — Buildings Ost, St. Gallen


4 | 2015 architektur + technik 29


Architektur Bibliothek und Ludothek, Spiez / BE

VOM WERT DER BÜCHER Der zweigeschossige Holzbau für die neue Regional-Bibliothek

glied zwischen Schulanlage und der Gemeindeverwaltung.

und Ludothek der Gemeinde Spiez bietet nicht nur erhellen-

Realisiert haben das Projekt bauzeit architekten aus Biel.

den Raum für die Welt der Bücher ; er bildet auch ein Binde-

REDAKTION Christina Horisberger FOTOS Yves André

0 6 2 9 .5

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S o n n e n fe

ls s tra

ss e

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Städtebaulich und massstäblich gehört der Baukörper der neuen Bibliothek und Ludothek in Spiez zum Ensemble der bestehenden öffentlichen Bauten. Das Volumen ordnet durch seine Form auf alle Seiten hin den Raum : Der ostseitige Park mit den exotischen Bäumen erhält eine räumliche Einfassung, auf der Westseite bleibt ein entspannender Abstand zwischen einer Wohnhaus-Skulptur und den öffentlichen Bauten, und nordseitig zeichnet es die topografische Hang-Fusskante nach.

Unprätentiöse Lebendigkeit In ihrer äusseren Erscheinung bringt die Architektur unmissverständlich den öffentlichen Bau zum Ausdruck. Dies lässt sich auf mehrere Arten ablesen : Die rhythmisierten Holzfassaden betonen das Volumen als Gesamtform und sind frei von ikonografi-

Der geknickte zweigeschossige Holzbau ordnet durch seine Form auf alle Seiten hin den Raum.

schen Elementen bestimmter Nut zungstypen. So könnte sich hinter der Gesamt-

tieren. In die massiven Holzkanteln der Fas-

sade des Neubaus verweist auf alte Zeugen

form aus visueller Distanz ebenfalls ein

sade, die auch als Beschattungselement

von Sorgfalt der Zimmerleute und auf

Mehrfamilienhaus hinter der geknickten

und Absturzsicherung dienen, sind rund

Wandlungen in Technik und Inhalt. Von

Eingangsfassade befinden. Die Holzfassade

172 Buch- und Spieltitel eingefräst — als

Hand zu schnitzen ist heutzutage in diesem

bewirkt gleichsam eine gewisse Monumen-

Verneigung vor der Arbeit der Autoren,

Ausmass nicht mehr bezahlbar. Mit compu-

talität wie auch eine zurückhaltende Ruhe

deren Werke in Bibliothek und Ludothek den

tergesteuerten Fräsen wurden die typogra-

und Unaufgeregtheit und verleiht dem

Einwohnern von Spiez zur Verfügung ste-

fischen Vorlagen in verschiedenen Tiefen

Gebäude damit eine unprätentiöse Leben-

hen. Inspiriert sind diese von den filigranen

dreidimensional ins Holz gekerbt — mal

digkeit. Ein wenig erinnert die Vertikalität

Friesen und Schriftbändern der alten Ober-

negativ, mal positiv. Je nach Licht und Wit-

und klare definierte Zweigeschossigkeit an

länder Holzbauten, die Wind und Wetter

terung werden auf den zweiten Blick die

die Struktur von Büchern oder Zeitschriften

über viele Jahrzehnte standhalten — wie

Buchtitel sichtbar. Mit der Zeit werden sie

im Regal. Als Holzbau integriert sich das

gute Literatur — und einen genauer hin-

durch die Witterungserosion weicher, viel-

Gebäude zudem in die alte, regionale Baut-

schauen lassen. Man beginnt zu lesen und

leicht undeutlicher, werden sonnenge-

radition, ohne jedoch deren Formen zu imi-

über die Bedeutung nachzudenken. Die Fas-

bräunt, das Holz spaltet sich. Die Kanteln

30

architektur + technik 4 | 2015


In die Holzkanteln sind 172 Buch- und Spieltitel eingefräst.

4 | 2015 architektur + technik 31


Architektur Bibliothek und Ludothek, Spiez

Schnitt mit Treppenkern und Café-Bereich.

dürfen altern und wirken dadurch lebendiger, schöner und — wertiger. Die Auseinandersetzung mit Sprache, Wahrnehmung und Assoziationen führte zu einem Corporate Design der Bibliothek und Ludothek in Spiez und wurde in Variationen auch für die Signaletik im Innern weitergeführt.

Schweizer Holz Die eigentliche Baustruktur des zweigeschossigen Flachdachgebäudes wurde mit Geschossdecken und Wänden in Holzsystembauweise errichtet. Die Bauherrschaft legte grossen Wert darauf, dass der Bau aus zertifiziertem Schweizer Holz hergestellt und solches verbaut wurde. In Zeiten, in denen Holzprodukte aufgrund der Währungssituation oft aus dem Ausland kommen, ist es geradezu aussergewöhnlich, dass 98 Prozent der insgesamt 451 m³ Holz

Das Ambiente der Innenräume wird ebenfalls vom Holzcharakter bestimmt.

aus dem Rohholzbestand des nachhaltig bewirtschafteten Schweizer Waldes stammen. Für dieses vorbildliche Engagement

jekt im Berner Oberland, das dieses Zertifi-

Aussenseite ist eine hinterlüftete Holzfas-

zugunsten einheimischen Holzes bei der

kat erhalten hat. Die Geschossdecken

sade aufgebracht. Die massiven Holzquer-

Materialisierung des kommunalen Neubau-

bestehen aus vorgefertigten Hohlkasten-

schnitte der Fassade altern gut und können,

projekts ist die Gemeinde Spiez als Bauher-

elementen. Die Aussenwände sind in Rah-

falls einmal erforderlich, problemlos repa-

rin mit dem Herkunftszeichen «Schwei zer

menbauweise mit integrierten Brettschicht-

riert oder einzeln ersetzt werden, ähnlich

Holz » von Lignum ausgezeichnet worden.

holzstützen und tragenden Unterzügen aus

wie bei den traditionellen Holzbauten. Die

Die Bibliothek in Spiez ist das erste Baupro-

Furnierschichtholz ausgeführt. Auf der

Innenseite ist mit einer sichtbar geschraub-

32

architektur + technik 4 | 2015


Erdgeschoss

Obergeschoss

Die Räume können sich ändernden Bedürfnissen angepasst werden.

Die Holzkanteln sind auch Beschattung und Absturzsicherung.

ten Dreischichtplatte verkleidet. Das Ambi-

Bautafel

ente der Innenräume wird ebenfalls vom

Bauvorhaben

Holzbauingenieur

Holzcharakter der als raumseitige Beklei-

Bibliothek / Ludothek Spiez, 2010—2014

Pirmin Jung AG, Rain

dung eingesetzten Dreischichtplatten

Bauherr

Grafik Fassaden und Signaletik

Einwohnergemeinde Spiez

Susanne Dubs, Designerin FH, Magglingen

Architektur

Landschaftsarchitektur

bauzeit architekten GmbH, Biel / Bienne

bbz landschaftsarchitekten GmbH, Bern

(Fichte / Tanne) sowie von den Akustikdecken bestimmt. Innen können die Grundrisse dank den nicht tragenden Zwischenwänden den sich ändernden Bedürfnissen angepasst werden.

Bauleitung BBR Architekten AG, Thun

4 | 2015 architektur + technik 33


Architektur Musée d’éthnographie de Genève

Fenster zur Romandie idea ist eine Baufachzeitschrift für die Romandie, die ebenfalls beim B + L Verlag erscheint. In jeder Ausgabe stellen wir ein Gebäude oder Projekt aus den aktuellen Ausgaben vor. Vorhang auf für das spannende Baugeschehen in der Westschweiz … www.idea.ch

SCHATZKAMMER Genf ist seit letztem Jahr um eine kulturelle

Die Fassade des neuen ethnografischen

Attraktion reicher. Anfang November 2014

Museums in Genf, deren geometrisch ange-

des MEG, einer alten Schule aus dem

wurde das MEG (Musée d’éthnographie de

ordnete Metallpaneele an traditionelles

19. Jahrhundert, die renoviert wurde. Zum

Zum einen mit dem ursprünglichen Gebäude

Genève) der Zürcher Architekten Graber

Flechtwerk erinnern, hebt sich augenfällig

anderen gibt es einen fliessenden Über-

Pulver eröffnet. Im Mittelpunkt steht nicht

von den benachbarten Gebäuden ab. Auch

gang zwischen öffentlichem Raum und

nur der oberirdische Bereich mit seiner

der steile Winkel des Giebels und die Tra-

Museum an dem Ort, wo sich das Museum

«geflochtenen» Dachfassade, hinter der

pezform von Fassade und Vordach bezie-

unterirdisch ausdehnt. Hier befindet sich

sich die lichtdurchflutete Bibliothek befin-

hen sich formal — transformiert in eine

ein grosszügiger Garten sowie ein Kinder-

det. Ein Grossteil des Museums ist unterir-

moderne Architektursprache — auf südost-

spielplatz, der sich bis zum Hof der Primar-

disch angelegt.

asiatische Hüttenbauten. Trotz seiner visu-

schule ausdehnt. In diesem Sinne findet

TEXT Marianne Kürsteiner

ellen Prägnanz und Eigenständigkeit geht

auch hier ein «Verweben » statt, wobei alle

ÜBERSETZUNG Christina Horisberger

das MEG dennoch rücksichtsvoll mit der

Elemente der gleichen differenzierten

FOTOS Holger Jacob / Daniel Stauch (Szenografie)

Umgebung um.

Form- und Farbgebung folgen.

Das Musée d’éthnographie de Genève mit seiner «geflochtenen» Dachfassade.

34

architektur + technik 4 | 2015


Das eigentliche Museum liegt unterirdisch, ein nicht leichtes Unterfangen bei der Entwicklung und Realisierung des räumlichen Konzepts für den 68 Millionen Franken teuren Bau. Gewonnen hatten das Projekt fürs MEG 2008 die Zürcher Architekten Graber Pulver. Und es sind wahre Schätze, welche die Besucher in diesem unterirdischen Universum entdecken können ; Objekte und Exponate aus mehr als 1500 Kulturen weltweit. Damit besitzt das MEG die grösste ethnografische Sammlung der Schweiz, die im Laufe der letzten Jahrzehnte immer weiter gewachsen war und darum auch den Erweiterungsbau nötig machte. Während die

Szenografisch wirkungsvoll: eine Arche Noah mit ethnografischen Exponaten im Mittelpunkt.

Ausstellungsräume — ähnlich wie im Erweiterungsbau des Rietbergmuseums für aussereuropäische Kunst — dunkel gehalten sind und einer atmosphärischen dichten Szenografie des Stuttgarter Büros Atelier Brückner folgen, findet sich die Bibliothek im hellen und offenen Dachgeschoss. Lichtdurchflutet als geistiger Hort des Wissens architektonisch ausformuliert, finden die Besucher hier über 45 000 Fachpublikatio nen. Ein Vorführraum ermöglicht das Sichten ethnografischer Filme. Ein Musikraum macht den Zugang zu einer der grössten ethnografischen Musiksamm lungen der Welt möglich. Die Eingangshalle mit der Caféteria liegt in Bezug auf das Eingangsniveau leicht erhöht. Das Foyer, multifunktionale Seminarräume und die Ausstellungsräume sind um einen wirkungsvoll inszenierten Treppenkern herum angeordnet.

www.ville-ge.ch /meg/ Kunstschätze aus 1500 Kulturen lagern in der Sammlung des MEG. (Szenografie: Atelier Brückner)

4 | 2015 architektur + technik 35


Auftakt

AMBIENTE AUSSENRAUM

reff

n t o

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iardina ihre ore oder sollte

besser sa en errassent ren n r die es cher ahl on dass che

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graue leere Fläche zu einer idyllischen und grünen Oase wird. Für die «Giardina » kre-

ch räsentierten ahlrei

mit Bepflanzungsflächen, Rasen, Naturwe-

ierten «Les Urbanistes » einen 500 m² gro-

reati e

gen und Sitzbänken im Massstab «en minia-

ssen Hof, umgeben von 100 Ebiblöcken als

errassen nd

r die

on al onen

rbane

Wandbau, die zugleich beispielhaft den

des gemeinschaftlich genutzten Aussen-

Innenhof einer Siedlung definierten. Ein

ei den

oder Hofraums das Projektteam «Les Urba-

Bereich inmitten der üppigen Plfanzenwelt

ard nter

nistes » [mehr dazu finden sie auf der Web-

war dabei mit hochwertigem Mobiliar und

site], das mit einem urbanen «Showgarten »

einer Feuerstelle ausgestattet : ein lauschi-

auch die Jury der «Giardina » überzeugen

ger naturnaher Ort für gemeinsame Zeit mit

a ens

an die ns enier n er

ture ». Ganz anders angegangen ist die Idee

Kon

o anla en i

erdichteten

ro e ttea s

he a

gung und Erholung bietet. Mit ihrem Projekt «treff.hof » zeigte das Projektteam, wie eine

men in Wohnsiedlungen geht. Meist orien-

ärten in der iardina

andere

neue Trendwort der Planer und Architekten, wenn es um die Gestaltung von Aussenräutieren sich diese am traditionellen Stadtpark

e einscha tlichen te t des

an

enn nicht be ies

ein

ssteller deen

estalt n

Dimensionen grosses Potenzial für Bewe-

n ebre s

arten estalt n

ter rend ist

Die sogenannten «Pocketgarden » sind das

tre

es Urbanistes o als

ho hr

e e n n s

konnte.

Nachbarn, Freunden und Familie. Doch damit

Für «Les Urbanistes » werden Innenhöfe

nicht genug : Geschmeidig und verspielt in

TEXT Christina Horisberger

noch viel zu häufig viel zu einfältig gestal-

das Terrain integriert, steht beim «treff.hof »

FOTOS Les Urbanistes

tet und trostlos den Anwohnern überlassen.

den Anwohnern ein «Pumptreck » zur Ver-

Dabei wird vergessen, dass dieser wertvolle

fügung. Was waghalsig aussieht, ist ein Kin-

Raum dank zentraler Lage und optimalen

derspiel. Ob mit Kickboard oder Velo: Der

nd e e

36

n sort

architektur + technik 4 | 2015


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Ein lauschiger, dicht bepflanzter urbaner Begegnungs- und Bewegungsort: das Projekt «treff.hof».

kleine Rundkurs, bei dem die Geschwindigkeit durch Verlagerung des Gewichts erzeugt wird, ist ein Beispiel dafür, wie Gross und Klein mit wenig Aufwand zusammen Spass haben können. Mal sichtbar, mal versteckt werden zudem die privaten Terrassen durch eine sorgfältige Bepflanzung abgeschirmt und raffiniert in die Landschaft eingebettet. Diese Nischen bieten genügend gemütlichen Rückzugsort und ermöglichen gleichzeitig einen Blick in den Hof. Dem Holzsteg entlang, wo grosse Pflanztöpfe den Anwohnern fürs «Urban Farming » zur Verfügung stehen, führt die Reise wieder zurück ins städtische Leben. An der «Giardina » waren dies die Gänge mit dem vielen Publikum ; aber geblieben ist ein starker Eindruck. Genau das Ziel von «Les Urbanistes ». www.lesurbanistes.ch

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Ambiente Haus der Religionen, Europaplatz Bern

UNIVERSELLE IKONOGRAFIE Das Zentrum Europaplatz zwischen Autobahn und Bahnlinie

den Dialog zwischen den Kulturen fördern soll. Der Berner

liegt städtebaulich nicht eben attraktiv. Das Sockelgeschoss

Architekt Patrick Thurston hat für die Christen eine Kirche

«Haus der Religionen » besitzt allerdings eine grosse Aus-

und für die Aleviten eine Dergâh realisiert.

strahlung als Ort mit Gotteshäusern der Weltreligionen, der

TEXT Christina Horisberger FOTOS Ralph Hut

Grundriss: Dergâh (170 m²) der Aleviten mit dazugehöriger Küche.

Die soziale und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz gibt vielen Migrantinnen und Migranten in unserem Land ein neues Zuhause. Und sie steht für die Hoffnung, dass sich religiöse Extremismen und rassistische Vorurteile in Offenheit, Annäherung und Dialogbereitschaft auflösen können. Ein Zeichen in diese Richtung setzt das neue «Haus der Religionen » im Sockelgeschoss der Überbauung Europaplatz. Getragen wird das «Haus der Religionen » vom gleichnamigen Verein, in dessen Vorstand verschiedene Weltreligionen vertreten sind. Der Verein versteht die zweigeschossigen Räumlichkeiten, die von der Bauherrschaft im Rohbau übergeben wurden, vor allem auch als gesellschaftspolitische Plattform, die sich den brennenden Zukunfts-

Erdige Farben und 12 Nischen schaffen einen in sich ruhenden und starken Raum.

fragen stellen will. Denn, so die Präsidentin Gerda Hauck, «noch ist ungeklärt, welche Reli-

den Praktizierende aller Weltreligionen nicht

vor Ort, da es in Bern eine Synagoge gibt, ist

gionen — die etablierten und die hinzugekom-

nur ihre Gebets- und Gotteshäuser ; im Mittel-

aber ebenfalls aktives Mitglied des Vereins.

menen — in unserer Gesellschaft eine Zukunft

punkt — architektonisch wie auch symbolisch

Der offene Event-Raum im OG wird von zwei

haben sollen. Noch gibt es grosse Lücken im

— steht der Dialogbereich : eine grosszügige

Gotteshäusern flankiert : der Dergâh der Ale-

gleichberechtigten Zugang der Menschen

Eingangshalle mit dem vom Verein geführten

viten auf der einen, der Kirche auf der gegen-

zugewanderter Kulturen zu unserer Gesell-

ayurvedischen Restaurant, verschiedenste

überliegenden Seite. Beide Räume hat der

schaft. [...]» Noch ist offen, was das Neue sein

Seminarräume und ein Event-Raum, der auch

Berner Architekt Patrick Thurston entworfen,

wird, das aus dem Umbruch der Identitäten

von der jüdischen Gemeinde genutzt werden

entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit

aller entsteht. Im «Haus der Religionen » fin-

kann. Sie besitzt zwar kein eigenes Gotteshaus

den Beteiligten über drei Jahre hinweg reali-

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architektur + technik 4 | 2015


Kirche im ÂŤHaus der ReligionenÂť.

4 | 2015 architektur + technik 39


Ein heller Raum mit starker Präsenz ohne traditionelle Ausstattung.

Das dreiflĂźgelige Portal markiert den Eingang zur Kirche.

40

architektur + technik 4 | 2015

Die eigens fĂźr die Kirche entwickelte Orgel.


Ambiente Haus der Religionen, Europaplatz Bern

Das Muster der Kirchendecke besteht aus mehreren ovalen Kreisen, die sich überschneiden und die an den Rändern angeschnitten sind.

siert. Was den beiden sehr unterschiedlichen,

raumhohe Holzlamel len für individuelle

lebende Kurden aus Anatolien. Auch die Glau-

im Volumen ähnlich grossen Gotteshäusern

Beschattungsmöglichkeiten der voll verglas-

bens rich tung des Alevitentums besitzt

(645 und 740 m³) eigen ist, ist eine bis ins

ten Nordwestseite. Von Hand justierbar, las-

verschiedene Strömungen unterschiedlicher

Detail durchkonzipierte, räumlich differen-

sen sich je nach Bedarf verschiedene Raum-

politischer und religiöser Orientierung. In der

zierte sowie spirituelle Qualität.

stimmungen schaffen. Die Hälfte der

«Dergâh », wie sie Patrick Thurston in Zu -

Ausbaukosten von 200 000 Franken wurde

sammenarbeit mit der Gemeinde erarbeitet

für die Ausführung der Rippendecke in Ort-

hat, sind die alevitischen Glaubenshaltungen

Patrick Thurston hat sich dabei einer Heraus-

beton verwendet, die in zahlreichen Kulturen

in einer einfachen, verdichteten — und not-

forderung gestellt, die auch beim Wettbe-

anzutreffen ist. Nicht zuletzt Überzeugungs-

wendigerweise kostengünstigen — Raum-

werb für das Haus der drei Religionen in Ber-

kraft und Ausdauer machten die Realisierung

Architektur umgesetzt : Zwölf (beleuchtete)

lin eine der grössten Aufgaben war : Wie lässt

möglich. Der Kronleuchter ist ein Entwurf von

Wandnischen symbolisieren die 12 Philoso-

sich mittels der Architektur-Sprache Raum

Patrick Thurston, zusammen mit Lichtbau

phien der Religion, die in ihren Texten und

schaffen, der tradierte Vorstellungen eines

Ruedi Steiner, und wurde — wie vieles andere

Aussagen die Glaubensgrundlage schaffen.

Gottes-, Meditations- oder Lehrhauses in

auch — mit viel Freiwilligenarbeit und enga-

Auch der starke Naturbezug, die Funktion der

eine offene Architektur mit einer universel-

gierten Fachleuten zusammengebaut. «Ohne

«Dergâh » als Versammlungsort, in der Ge-

len Ikonografie überführt ? Bei der Kirche

die Mithilfe und das Engagement zahlreicher

spräche, Essen und Tanz im Mittelpunkt ste-

und der Dergâh bestand die Aufgabe darin,

Freiwilliger wäre das Projekt nicht zu reali-

hen, schwingen in der Materialisierung des

jeweils einen Ort zu schaffen, der Raum lässt

sieren gewesen », betont Patrick Thurston.

Raumes mit : abgerundete Deckenkanten, ein

für die Zeremonien und Feste verschiedener

Eigenwillig er scheint dem Besucher eine

erdfarbener Mineralanstrich, eine mit Tep -

christlichen Konfessionen bzw. Strömungen

Reihe dünner Kupferrohre über dem dreiflüg-

pich ausgelegte Gesprächsecke mit einer

und zugleich Identifikation schafft. Beide

ligen Portal. Obwohl der Kirchenraum mit

kleinen Ethanol-Feuerstelle. Der manchmal

Räume haben eine beachtliche Raumhöhe

Ausnahme der äthiopisch-orthodoxen Ikono-

lange Atem, der für das konsequente Archi-

von 4 m. Für Patrick Thurston war von Anfang

stase aus Äthiopien (noch nicht auf der Foto-

tektur-Konzept im Sinne eines zukunftsorien-

an klar, dass die Decke zugunsten einer sak-

grafie sichtbar) keine weiteren zeremoniel-

tierten, integrativen Ansatzes notwen dig

ralen Grosszügigkeit «unantastbar » sein

len und liturgischen Objekte besitzt : Auf eine

war, hat sich ausbezahlt. Die Kirche wurde

muss. Der bauliche Anforderungskatalog sah

Orgel muss die Kirche nicht verzichten. Die

2014 mit dem Artheon-Kunstpreis ausge-

u. a. aber auch den Einbau einer kontrollier-

Klaviatur (Zusammenarbeit mit dem Orgel-

zeichnet. Auch die Moschee und der buddhis-

ten Lüftung vor. Diese befindet sich bei der

bauer Thomas Wälti) muss nicht von einem

tische Tempel sind einen Besuch wert ; schon

Kirche im «Chorgestühl », einer kassettier-

Organisten bedient werden ; vielmehr kann

allein um Berührungsängste abzubauen: Die

ten Holzwand. Die unter den Bänken verstau-

jeder Besucher diese auf einfache Weise

Türen stehen offen, und Gesprä che sind

ten Hocker sind aus Abschnitten der

selbst betätigen und einen Klangteppich ent-

immer möglich. ■

Holzwand zusammengebaut. Auf der

stehen lassen. Zur alevitischen Glaubensge-

www.haus-der-religionen.ch

gegenüberliegen den Fensterseite sorgen

meinschaft gehören viele in der Schweiz

www.thurston.ch

Starke Identität

4 | 2015 architektur + technik 41


Wie ein Adlerhorst «hängt» das neue Besucherzentrum der Viamala-Schlucht über dem Zugang.

42

architektur + technik 4 | 2015


Ambiente Besucherzentrum Viamala-Schlucht

ADLERHORST AM ABGRUND Bald werden wieder zahlreiche Touristen das Naturschau-

trum suchten die Architekten Iseppi Kurath GmbH aus Thusis

spiel der Viamala-Schlucht zwischen Thusis und Zillis auf sich

den Dialog mit der Archaik der Naturlandschaft.

wirken lassen. Im 2014 fertiggestellten neuen Besucherzen-

TEXT Christina Horisberger FOTOS Laura Egger

Wo einst der in die Jahre gekommene Kiosk am Einstieg in die Viamala-Schlucht stand, deren Zugang vor 112 Jahren gebaut wurde, steht heute ein monolithischer kompakter «Felsblock » aus Beton. Das schmale Fensterband, das einen Einblick in das Innere gewährt, erinnert an alpine Bunker- und Festungs-Architekturen. Die Bedrohung in der Viamala-Schlucht ging für die ersten Bezwinger dieses Nadelöhrs der Alpentransversale allerdings nicht von europäischen Grossmächten aus, sondern von der Natur : Über der Kantonsstrasse durch die enge Schlucht erheben sich 200 m senkrecht

Die Geschlossenheit des Besucherzentrums zur Strasse hin war aufgrund des bestehenden

moosbewachsene feuchte Felswände, in

Steinschlaggesetzes Pflicht, erweist aber auch seine Referenz an alpine Ingenieurbauten.

60 m Tiefe gurgelt der Vorderrhein. Kaum vorstellbar, dass an den Flanken dieser

station können die Besucher die Aussicht

ihren Ingenieurleistungen im Brücken-, Tun-

Schlucht schon die Römer mit Mauleseln

geniessen oder gleich die Treppenanlage

nel- und Strassenbau ebenso eine Referenz

einen Saumweg legten.

mit ihren markanten Spitzkehren in Angriff

erwiesen wie der Natur : Denn obwohl

Was der leicht geknickte Betonkörper von

nehmen. Und noch etwas klingt in dem

Naturschauspiel, ist die Viamala-Schlucht

der Strasse aus ebenfalls andeutet, aber

schweizweit gelobten Bauwerk der beiden

längst nicht mehr nur ein landschaftlich

erst beim Betreten des Besucherzentrums

Bündner Architekten Ivano Iseppi und Ste-

intaktes Idyll, sondern sie wird auch durch-

offenbart : einen grandiosen Tiefblick in die

fan Kurath an: Hier wird der infrastrukturel-

schnitten von der viel befahrenen San-

Schlucht. Ähnlich einer kleinen Bergbahn-

len Erschliessung der Schweizer Alpen mit

Bernardino-Route im Innern des Bergs.

4 | 2015 architektur + technik 43


Ambiente Besucherzentrum Viamala-Schlucht

Grundriss Eingangsbereich mit Kiosk

Als die Architekten 2010 mit der Aufgabe

So schlicht und folgerichtig der Bau

bei tet werden musste sowie für die

der Optimierung von Bauten und Infra-

erscheint, so anspruchsvoll war die Reali-

Arbeitssicherheit der Baumeisterarbeiten

struktur beauftragt wurden, konstruierten

sierung am Rand der Schlucht, bei der im

in der Schlucht zwei Arbeitsplattformen

Ivo Iseppi und Stefan Kurath nicht ein, son-

Winter bei Minustemperaturen und nur

montiert werden mussten.

dern drei Szenarien, von «minimial »

einer halben Stunde Sonnenschein gear-

www.iseppi-kurath.ch

(Sanierung des Kiosks) bis «maximal » mit einem Vollausbau der Schlucht mit Park & Ride in Thusis und Zillis. Aufgrund dieser Grundlage entschied sich die «Viamala Infra Betriebsgenossenschaft » für eine Optimierung des Bestands, um das sensible Gleichgewicht zwischen touristischer Nutzung und Naturschauspiel nicht zu zerstören. Der Neubau des Besucherzentrums geht darum sensibel mit der Umgebung um, unterstützt den Betrieb der Schlucht optimal, ohne mit ihr in Konkurrenz zu treten. Im Innern präsentiert sich der Kiosk im Eingangsbereich sowie der darunter liegende Ausstellungs- und Informationsraum, durch den man vor der Besichtigung der Schlucht geführt wird, offen und — dank der grosszügigen Verglasung — sehr hell. Das leicht asymmetrische Giebeldach überspannt

Helles Holz und eine freundliche, geordnete Atmosphäre, um dem Besucherstrom

eine Verkaufsfläche von 40 m².

gerecht zu werden. So präsentiert sich das Besucherzentrum im Innern.

44

architektur + technik 4 | 2015


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Ambiente Beleuchtungskonzept, Museo Jumex, Mexico City

EDLE HÜLLE FÜR DIE KUNST Zur Architektur-Elite gehört David Chipperfield längst. Durch

für komplexe Museumsbauten. Für die bedeutende Kunst-

den ihm eigenen Umgang mit Raum, Material und Licht

sammlung Jumex hat Chipperfield in Mexico City ein Museum

schafft er Gebäude von besonderer Klarheit und Ruhe. Spä-

fertiggestellt, das mit fliessenden Räumen und gekonnter

testens mit dem Neuen Museum Berlin, seinem bislang

Lichtführung überzeugt.

umfassendsten Projekt, gilt der Brite weltweit als Spezialist

REDAKTION Christina Horisberger FOTOS Simon Menges

Polanco, im Westen Mexico Citys gelegen, ist eines der gehobenen Viertel der 9-Millionen-Metropole. Hier wurde in den vergangenen Jahren im Rahmen der Umsetzung eines umfassenden städtebaulichen Masterplans ein ehemaliges Industrieareal am Rande des Gebietes komplett neu erschlossen. Hier, zwischen spiegelnden Glasfassaden von Geschäftshäusern und Apartmentblocks, sticht ein monolithischer Bau aus Travertin mit markant gezackter Dachstruktur ins Auge: ein Bau von David Chipperfield. Er gibt der Privatsammlung des mexikanischen Fruchtsaftimperiums Jumex ein neues Zuhause. Somit erklärt sich auch gleich die gezackte Kompaktheit des Baukörpers, erinnert das Gebäude doch an die Industriehallen, wie sie in Ecatepec de Morelos am Rande der Stadt stehen. Dort war die Privatsammlung — sie gilt als die Grösste zeitgenössischer Kunst in Lateinamerika mit Arbeiten von Jeff Koons, Andreas Gursky und Gabriel Orozco — bislang in einer Halle auf dem firmeneigenen Werkgelände ausgestellt. Während der Grossteil der Verwaltung und das Depot dort geblieben sind, fungiert Chipperfields Bau im Stadtzentrum als neuer Satellit mit 4000 m² Ausstellungsfläche.

Zugang von allen Seiten

Das Jumex-Museum nimmt inmitten modernster Bauten die Sprache einer vorstädtischen Industriehalle auf.

Die räumliche Trennung der beiden Funktionsbereiche kommt dem Museumskonzept, bei dem Flexibilität eine zentrale Rolle

verschmelzen hier, denn das Gebäude sitzt

besonders zum Tragen kommt. In direkter

spielt, sehr zugute: Ein deutlich verschlank-

auf einer Säulenstruktur, die den Besuchern

Nachbarschaft befinden sich einerseits das

ter Verwaltungsbereich ist zusam men mit

einen Zugang von allen Seiten ermöglicht.

Privatmuseum von Carlos Slim — ein kurviger

den temporären Lager- und Funk-

Grossflächige Verglasungen und breite

Metallbau — und das Cervantes-Theater,

tionsräumen im Untergeschoss des insge-

Holztore, die den Eingang definieren, geben

dessen Gebäudestruktur sich in den Unter-

samt vierstöckigen Gebäudes unterge-

den Blick auf die Umgebung frei. Für die Fas-

grund gräbt. Anderseits wird das Grundstück

bracht. Alle weiteren Etagen können

sade und das gezackte Dach setzten Chip-

des Jumex-Museums von einer Durchgangs-

komplett für Ausstellungsaktivitäten

perfield und sein Team Travertin aus Xalapa

strasse und einem Güterzugtrassee

genutzt werden. Die angenehmen klima-

(Veracruz) ein. Der Kalkstein verweist auf

begrenzt. Kein leichtes Unterfangen, hier

tischen Bedingungen von Mexico City spie-

traditionelle mexikanische Handwerkstech-

einen Ort für Kunst und Kontem plation zu

geln sich vor allem im offenen Charakter des

niken und verstärkt die markante Gebäude-

schaffen. Doch gerade deshalb, so scheint

Erdgeschosses wider : Aussen und innen

geometrie, die im Dialog mit der Umgebung

es, funktioniert David Chipperfields elemen-

46

architektur + technik 4 | 2015


Für David Chipperfield war das Zusammenspiel von Kunst- und Tageslicht für die Ausstellungsräume essentiell.

4 | 2015 architektur + technik 47


Ambiente Beleuchtungskonzept, Museo Jumex, Mexico City

tares Raumkonzept auf dem keilförmigen

dem Ziel, ein System zu konfigurieren, das

nik ausgerüstet. Mit fünf Metern Raumhöhe

Grundriss besonders gut. Der grosszügige

dem schlichten Cha rak ter des Gebäudes

kann der zweite Stock durch Zwischen-

Galerieraum im Dachgeschoss bleibt zu den

entsprechend effi zient und einfach zu

wände unterteilt werden. Tageslicht

Seiten hin geschlossen. Geschickt konzent-

bedienen ist. So liegt der Schwerpunkt im

gelangt durch ein nach Norden gerichtetes

riert Chipperfield den Lichteinfall über Aus-

Erdgeschoss und im ersten Stock auf einer

Fenster mit Terrassenzugang in den Raum,

lässe in den vier steilen Zacken, während

variablen Gesamtbeleuchtung. Für das

textile Vorhänge schützen bei Bedarf vor

auf den Ausstellungsetagen wenige raum-

Bespielen mit Veranstaltungen, Konferen-

Blendung und ermöglichen dennoch den

hohe Fens ter öffnungen Tageslicht ins

zen und Workshops konzipiert, werden

Blick nach draussen.

Innere lenken. Das Beleuchtungskonzept

diese zwei Etagen durch spezielle, in die

Die Etage wird zusätzlich über ein in die

folgt David Chipperfields Gefühl für die prä-

Decke eingelassene ARCOS-Leuchten illu-

Decke eingelassenes Schienensystem

zise Mischung von natürlichem und artifizi-

miniert. Sie ermöglichen ei ner seits eine

ausgeleuchtet, das auf jedwede Ausstel-

ellem Licht. Punktuell führt er den Blick des

zurückhaltende, homogene Installation,

lungssituation angepasst werden kann.

Besuchers nach draussen und konzentriert

andererseits eine spezifische Ausleuchtung

Spots lassen sich ausrichten und regulieren

im Gegenzug die Lichtquellen auf allen Eta-

einzelner Bereiche. Sollen zusätzlich tem-

und ermöglichen sowohl eine Grund- als

gen bedacht auf die Ausstellungsflächen.

porär Exponate oder dreidimensionale

auch eine Akzentbeleuchtung. Hier kommt

In Bezug auf Planung und Umsetzung eines

Objekte wie Skulpturen beleuchtet werden,

ARCOS mit einer eigens für dieses Projekt

idealen Licht-Designs stellte das flexible

können LED-Downlights gegen die ARCOS-

entwickelten technischen Ausrüstung zum

Raumkonzept des Museums eine besondere

Leuchten ausgetauscht werden.

Einsatz : Den Strahler mit minimaler Baugrö-

Herausforderung dar. In enger Zusammen-

sse hat David Chipperfield 2008 für Zum-

arbeit mit Planungsteams von Arup und

Perspektive des Besuchers

Zumtobel erarbeitete das Büro Chipperfield

Die zwei oberen Etagen sind jeweils in vol-

Um eine gestalterisch wie technisch inno-

konkrete Beleuchtungsszenarien für unter-

lem Umfang als Ausstellungsfläche

vative Leuchte für höchste konservatori-

schiedlichste Ausstellungssituationen. Mit

angelegt und entsprechend mit Lichttech-

sche Anforderungen zu entwickeln, brachte

tobel entworfen und 2013 überarbeitet.

Für die geschlossenen Ausstellungsräume hat David Chipperfield den Strahler, den er bereits 2008 für Zumtobel gemacht hat, weiterentwickelt.

48

architektur + technik 4 | 2015


der Architekt seine umfassende Erfahrung

Museumsbau vor allem eines nicht : laut

hend. Die Klarheit, mit der Chipper field

im Museumsbau ein. Die Erprobung im

und mit grossen Gesten um die Gunst sei-

Licht und Perspektiven führt, ist so beein-

Raum war ihm dabei besonders wichtig.

ner Besucher werben.

druckend wie das Ergebnis, das aus der

Ausserdem stets im Fokus : Die Perspektive

Doch gerade seine einfache Form und die

kooperativen Erarbeitung von komplexen

des Besuchers, die Chipperfield selbst ein-

strenge, an ein schlichtes indus trielles

Lichtlösungen für das Museo Jumex hervor-

nahm. Trotz zahlreicher technischer Raffi-

Gebäude erinnernde Geometrie wirken im

gegangen ist.

nessen (siehe Box) will David Chipperfields

kulturellen Kontext Mexico Citys anzie-

Homogene Ausleuchtung Mit dem Jumex-Projekt nahmen Zumtobel und David Chipperfield

gestreut und über mattweisse Jalousien in den Raum geleitet. Bei

den kooperativen Design-Prozess für einige Individuallösungen

Nacht und geringerer Lichtintensität stellen das in den Oberlich-

wieder auf : Für die beiden Ausstellungsetagen konzipierte das

tern angebrachte Lichtbandsystem ZX2 und die konfigurierten

Leuchten-Entwicklungsteam für ARCOS einen verlängerten Arm,

ARCOS-Strahler mit speziellen Linsen und Filtern eine bestmögli-

Einzelfassungen und LED-Versionen mit einer exzellenten Farb-

che Lichtqualität im Sinne einer homogenen Ausleuchtung der

wiedergabe (Ra 90) und 4000 Kelvin Farbtemperatur. Diese wer-

Exponate sicher.

den auch im 3. OG zur Akzentbeleuchtung eingesetzt. Ein Licht-

Auch hier kann die Raumdramaturgie der insgesamt 860 m² flexi-

bandsystem sorgt für die gleichmässige Ausleuchtung der Etage

bel verändert und unterteilt werden, ohne dass die Grosszügigkeit

— denn die komplexe Dachgeometrie erfordert ein detailliert aus-

verloren geht. Für eine zusätzliche, akzentuierte Beleuchtung von

gearbeitetes Szenario für das Zusammenspiel von natürlichem und

Einzelobjekten im Raum sind weitere Lichtleisten eingepasst. Die

künstlichem Licht. Durch Oberlichter in den sägezahnähnlichen

jeweilige Regulierung der Leuchten in den Galerie- und Büroräu-

Zacken fällt Tageslicht in das Geschoss. Mittels eines mehrlagigen

men erfolgt über das Lichtmanagementsystem LUXMATE BASIC.

Systems aus mattem Glas und semitransparentem Acryl wird es

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4 | 2015 architektur + technik 49


Ambiente

PRODUKTE

Textiler Schatten Das Sonnenlicht geniessen ist schön und

Sonnensegel zählen wohl zu den elegantes-

Dadurch erhält das Segel eine neue Leichtig-

gut — in Massen. Damit man selbst den hei-

ten Arten von Sonnenschutz. Die gespannten

keit, es macht einen filigranen und schwere-

ssesten Sommertag entspannt im Freien

Stoffkonstrukte schützen nicht nur zuverläs-

losen Eindruck. Kanten werden konkav

verbringen kann, braucht der Aussensitz-

sig — und wenn nötig auch grossflächig — vor

geschnitten und unterstreichen so die Strah-

platz eine gute Beschattung. Die Sonnen-

zu starker Sonneneinstrahlung, sie lassen

lenform. Für ein ruhiges, grosszügiges Feeling

segel von Guggenberger sorgen dafür, dass

auch eine entspannte Urlaubsstimmung auf-

sorgt dafür das Parallelsegel. Die gleichlau-

die Aussenräume weder zu warm noch zu

kommen. So auch die Neuheiten des Einsied-

fend vernähten Stoffbahnen werden durch

hell werden. Dabei sind die Hightech-Tex-

ler Unternehmens Guggenberger GmbH. Im

eingearbeitete Glasfaserverstärkungen in

tilien auch ästhetisch ein Gewinn.

textilen Bauen stehen immer exklusivere

Form gehalten. Kantenschnitte erlauben eine

Gewebe zur Verfügung, die neue Gestaltungs-

optimale Flächenausnutzung des Segels. Die

möglichkeiten erlauben und neue Segelkrea-

Sonnensegel-Systeme der Guggenberger

tionen ermöglichen. Verschiedene Segeltuch-

GmbH können als reiner Sonnenschutz oder in

varianten und -verarbeitungen sorgen

Kombination mit Regenschutz eingesetzt wer-

zusammen mit unterschiedlichen Befesti-

den. Dank feuerhemmender Gewebe erfüllen

gungsarten für eine Auswahl, die jedem

sie die Anforderungen der Baubehörden an

Aussenraum den passenden Schatten ver-

den Brandschutz. Ebenso werden die Segel

spricht. Ein Blickfang ist insbesondere das

dank Sensorensteuerung bei Windstärken

Strahlensegel, das aufgrund seines Schnitts

über 40 km / h automatisch eingefahren.

wie gebündeltes Sonnenlicht erscheint.

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50

architektur + technik 4 | 2015


Aus einer Hand

Bank für jedes Alter

Zweite Generation

Beim Umbau des Freibads Heidelberg in

Die «Generationensitzbänke » laden vor

Einheitliches Design von Lichtpoller bis

Aadorf war klar : Die Einrichtung der Wasch-

allem ältere Menschen zum Ausruhen ein.

Bodenstrahler : Die Serie «Avangardo 2 »

räume sollte aus einer Hand kommen. Franke

Dank der hohen Rückenlehne, den griffigen

umfasst eine Vielzahl an Leuchtenfamilien

Water Systems konnte die hohen Anforde-

Armlehnen und der angehobenen Sitzposi-

für den gebäudenahen Bereich. Dank dem

rungen erfüllen, von den stabilen und pfle-

tion schonen sie die Gelenke und bieten auch

zeitlosen Design fügen sich die LED-Leuch-

geleichten Waschtischen bis hin zu den

jüngeren Zeitgenossen eine angenehme

ten sowohl in historische als auch in moderne

selbst schliessenden Armaturen.

Sitzgelegenheit.

Umgebungen harmonisch ein.

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4 | 2015 architektur + technik 51


Ambiente Thema

Schwungvoll

Abenteuer-Robinie

Stützen mit Stein

Wer eintönige Sitzbänke leid ist, sitzt hier

Damit der Spielplatzbesuch zum Naturerleb-

Hangsicherung geht auch mit Stil : Die gross-

richtig : «Rivola » von A—Z sa schämt sich

nis wird, bietet die Bürli Spiel- und Sportge-

formatigen «Harodablock »-Elemente von

nicht für ihre Kurven. Die schwungvolle Sitz-

räte AG Spielplatzgeräte aus Robi nienholz.

Creabeton werden aus echtem Naturstein

gelegenheit aus Zement gibt es in edlem

Das robuste Material kann unbehandelt ein-

gefertigt. Zur Auswahl stehen Tessiner und

Grau, mit eingebundenem Granit oder als

gesetzt werden, der Umwelt und den Kin-

Tiefensteiner Granit sowie Alpenkalk und

bunte Variante mit Marmor. Die Oberfläche

dern zuliebe. Die natürlich krumme Wuchs-

Guber Quarzstein. So findet jede Böschung

ist sandgestrahlt, die Seiten sind geschliffen.

form sorgt für einen echten Abenteuerlook.

ihre Stütze.

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Runde Sache

Ausgezeichnet

Kluges Vordach

Keine geometrische Form ist so minimalis-

Der Gewinner des iF Design Award in der Dis-

Sonne, Schatten und Regenschutz zugleich

tisch wie ein Kreis. Das macht sich die ring-

ziplin «Product » und der Kategorie «Ligh-

sind mit «Ardon GP2600 » von Stobag

förmige Leuchte «Polaron IQ LED » von Tri-

ting » ist ebenso kombinierbar wie individu-

gewährleistet. Das robuste, multifunktio-

lux zunutze. Die flexibel einsetzbaren

ell: die Arbeitsplatzleuchte «Para.Mi» ist mit

nale Glasvordach-System verfügt über eine

Module gibt es in zwei Ringgrössen und mit

rundem oder eckigem Kopf und Fuss, mit ein-

integrierte Beschattung. Ob auf der Terrasse,

verschiedenen Lichtaustritten, was zahlrei-

fach oder doppelt verstellbarem Arm und in

in der Gastronomie oder in Ladenpassagen:

che Kombinationsmöglichkeiten bietet.

vier Farben erhältlich.

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52

architektur + technik 4 | 2015


Die Wand als Star

Schlanke Ausstrahlung

Leuchtleistung

Ob Holz, Beton oder Naturstein : Der Streif-

Lernen und Arbeiten ist dank der LED-Tech-

Natürliche Farben schaffen, ohne zu blen-

licht-Wandfluter «Lightgap» von Erco insze-

nologie so angenehm wie noch nie. Die

den : Das gelingt mit «JSL » von Schoch. Dar-

niert feinste Strukturen der Wandober-

schmale, integrierbare Leuchte «profile XO »

über hinaus ist die Stehleuchte effizient,

flächen präzise und gleichmässig. Dank

ist eine solide Alternative zur konventio-

entwickelt kaum Wärme und lässt sich für die

System-Design lässt sich die schwenkbare

nellen Büro- und Schulbeleuchtung. Pas-

individuelle Lichtverteilung über ein Touch-

Leuchte flexibel an verschiedene Raum-

sende Lichtfarben und Diffusoren sorgen für

panel steuern. Das zurückhaltende Design

längen anpassen.

ein behagliches Arbeitsklima.

ist ideal für funktionale Räume.

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Auftakt

TECHNIK ARBEITSSICHERHEIT

Für weniger Arbeitsunfälle Jahr für Jahr verunfallt auf Schweizer Bau-

Damit weniger Menschen ihr Leben auf der

partnern entstanden. Was das Einhalten die-

stellen jeder fünfte Bauarbeiter. Rund

Baustelle verlieren, tourt die Suva mit auffäl-

ser Regeln betrifft, gilt Null-Toleranz. Das

18 von ihnen erleiden so schwere Verlet-

ligen Lieferwagen durch die ganze Schweiz

bedeutet, wenn Gefahr für Leben und

zungen, dass sie dabei ihr Leben verlie-

und besucht zahlreiche Baustellen. «Mit die-

Gesundheit droht, heisst es STOPP, die Arbei-

ren. Damit dies nicht so bleibt, startet die

ser Aktion wollen wir für die hohen Unfallrisi-

ten unterbrechen, die gefährliche Situation

Suva eine Aktion, um die Betroffenen für

ken auf Baustellen sensibilisieren », sagt

beseitigen und erst dann weiterarbeiten.

die hohen Unfallrisiken auf Baustellen zu

Adrian Bloch, Bereichsleiter Bau bei der Suva.

Jede Regel für sich ist einfach zu erfüllen,

sensibilisieren.

Beim rund 10-minütigen Besuch handelt es

aber man muss daran denken und die Regeln

TEXT und FOTOS Suva

sich demnach um eine Sensibilisierungsaktion

verinnerlichen. Mit der Umsetzung der

für die «Lebenswichtigen Regeln » — also nicht

«Vision 250 Leben » will die Suva zwischen

um eine Baustellenkontrolle oder Schulung.

2010 und 2020 die jährliche Anzahl tödlicher

Regeln, die Leben retten

250 Leben bewahren. Allein auf Baustellen

54

architektur + technik 4 | 2015

Berufsunfälle halbieren. Somit will sie

Die «Lebenswichtigen Regeln » sollen hel-

könnten so gegen 100 Todesfälle und damit

fen, die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Sie

viel menschliches Leid verhindert werden.

stehen im Zentrum der Präventionskampa-

Und : Sinkt die Zahl der Unfälle, sinken auch

gne «Vision 250 Leben » der Suva und sind

die Kosten für die Unfallversicherung. Dies

für alle Branchen und Tätigkeiten mit hohen

kommt den Versicherten der Suva zugute, die

Risiken in Zusammenarbeit mit den Sozial-

von tieferen Prämien profitieren.


LICHT SCHAFFT MÖGLICHKEITEN Ob im Industrie-, Büro-, Gastronomie- oder Wohnbereich, der Lichtgestaltung sind heute kaum noch Grenzen gesetzt. Als einer der profiliertesten Schweizer Anbieter im LED-Bereich beraten wir Architekten, Planer und Facility Manager bei Projektierung, Planung und Realisation innovativer Beleuchtungsanlagen. Sprechen Sie mit uns über gutes Licht.

Eine lebenswichtige Regel für den Hochbau lautet: Abstrurzkanten sichern!

Besuch auf über 1000 Baustellen Auf ihrer Baustellentour wird die Suva im Jahr 2015 über 1000 Baustellen besuchen. Im Gepäck mit dabei sind die acht lebenswichtigen Regeln für den Hochbau. Vorgesehen sind die Verteilung von Leporellos, Instruktionsmappen und Doppelmeter. Zudem weisen kleinere Tischsteller auf die lebenswichtigen Regeln hin. Für den Bereichsleiter Bau, Adrian Bloch ist klar : «Nur wenn wir sämtliche Kontaktmöglichkeiten ausschöpfen, werden wir unser hochgestecktes Ziel erreichen können. Mit der Baustellentour können wir unsere Präventionsbotschaften dort platzieren, wo sie die grösste Wirkung entfalten: direkt auf der Baustelle.» ■ www.suva.ch

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56

architektur + technik 4 | 2015


Technik Allianz Riviera, Nizza (F)

ANSPRUCHSVOLLES DACH Das neue Stadion von Nizza, die «Allianz Riviera », ist in vie-

lige Landschaft des Var-Tals ein. Das Stadiondach gilt mit sei-

lerlei Hinsicht einzigartig. Das darin verbaute Holz brachte ein

ner Fläche von 49 500 m² als grösste Holz-Stahl-Gitterkons-

Plus in Sachen Nachhaltigkeit und ein Minus an Gewicht, was

truktion, die je in einer solchen Geometrie gebaut wurde. Das

im Gesamtkonzept der Erdbebensicherheit zugutekam. Die

Dachtragwerk bildet den technisch anspruchsvollsten Teil.

abgerundete Silhouette fügt sich zudem perfekt in die hüge-

TEXT Susanne Jacob-Freitag FOTOS Milène Servelle und Serge Demaill

Das neue Multifunktionsstadion liegt rund 10 km vom Stadtzentrum und etwa 5 km vom internationalen Flughafen entfernt. Hauptnutzer ist der Fussballverein OGC Nizza. Es gehört zu einer Familie von neun Stadien, die 2016 in Frankreich für die EM gebraucht

Membran

werden. Die Arena ist für 35 000 Zuschauer ausgelegt. Sie ist das erste Objekt des Raumund Stadterschliessungsprojekts «Eco-Vallée Plaine du Var ». Das Plusenergie-Stadion Bogenrücken aus Stahl

gilt als Vorzeigeobjekt in Sachen Nachhaltigkeit. Umweltbelange standen von Anfang an im Mittelpunkt der Planung. Die Idee bestand aus einer organisch geschwungenen Konstruktion, die einerseits das Spielfeld luftig umschliesst, andererseits die Hügelketten

Innenbogen aus Holz

beidseits vom Var-Tal in ihrer Form aufnimmt — die Dachfläche sollte korrespondierende Wölbungen erhalten.

Holz für mehr Leichtigkeit und Nachhaltigkeit

Tribüne

Für das Tragwerk wurde Holz verwendet, denn der nachwachsende Baustoff bot drei entscheidende Vorteile: Seine Nachhaltigkeit, Stichwort «Reduzierung des «CO Fussabdrucks », die hohe Druckfestigkeit im Verhältnis zum Eigengewicht und die Verringerung des Eigengewichts des Gesamttragwerks, was sich positiv auf die zu

Wilmotte & Associés

berücksichtigende Erdbebensicherheit des Bauwerks auswirkt — denn Nizza liegt in einer Erdbebenzone. Die Planer entwickelten ein Konzept aus Sockelbau, Tribüne und

Sockelbau

einer netzartigen Dachkonstruktion mit zwei Ebenen — einem Holzgitter und einem räumlichen Stahlfachwerk —, überspannt mit

hungspunkt machen und für die alltägliche

Tetrafluorethylen) zum Einsatz, die den Cha-

einer Membran. Im Sockelbau aus Stahlbe-

Nutzung attraktiv gestalten. In den Sockel-

rakter des Dachtragwerks durchscheinen

ton, der auch die Vorplätze mit ausbildet,

bau ist die dreirangige Tribüne — ebenfalls

lässt, aber auch den Einfall von (Sonnen-)

kommen eine Tiefgarage und Umkleiden

aus Stahlbeton — eingebettet. Das Ganze

Licht erlaubt. Im waagrechten auskragenden

unter. Darüber hinaus integriert er ein Ein-

wird mit dem auskragenden Holz-Stahl-

Dachbereich dagegen wählten die Planer

kaufszentrum und ein Sportmuseum. Damit

«Gewölbe » überdacht. Als Abdeckung fun-

eine weisse PVC-Folie als Aussenhaut. Bei

wollte man das Areal auch ausserhalb von

giert eine Membran. Im senkrechten Bereich

Sonne spendet sie den Zuschauern darunter

Veranstaltungen im Stadion zum Anzie-

kam eine transparente ETFE-Folie (Ethylen-

Schatten. Rundherum verlegte 8500 m²

4 | 2015 architektur + technik 57


Technik Allianz Riviera, Nizza (F)

Wilmotte & Associés

Photovoltaik-Paneele sorgen für einen Teil des benötigten Stroms. Einen anderen Teil liefert die Geothermie: Über Erdwärme wird warme und kalte Luft erzeugt. Weil das Stadion in einer Erdbebenzone der Kategorie 4 liegt, zielte der Entwurf auf ein leichtes und weiches Tragwerk ab, das im Erdbebenfall horizontale Kräfte abfangen kann. Herauskam ein geschwungenes Dach aus 6 0 gewölbten Halbrahmen mit einem Innenbogen aus gekreuzten BS-Holz-Balken zur Aufnahme von Druckkräften und einem gekrümmten Bogenrücken aus Stahlrundrohr — zur Aufnahme von Zugkräften — in Kombination mit Stahlrohren, die in ihrer Anordnung Pyra miden umschreiben und beide zu einem räumlichen Fachwerk zusammenspannen. Auf der Ebene des Holzgitters bilden je zwei Stahlrohre die Basis der Pyramiden und verbinden die Endpunkte der Kreuze. Diese Fachwerk-Halbrahmen wer-

An einem Verbindungsknoten schliessen immer Balken desselben Typs an.

den bei der Montage auf Abstand nebeneinander gesetzt. Diese Lücken schliessen

ten ab : oben auf der Tribünenkrone und

Betonwänden verankert sind, halten den

wiederum BS-Holz-Kreuze - allerdings ohne

unten vor den Tribünenwänden, rund 2,5 m

Gurt zusätzlich. «Atlas » nimmt Zug- und

«Stahlüberbau » -, sodass in der Gesamt-

über dem Vorplatzniveau. Als Auflager die-

Druckkräfte infolge Wind, Schnee oder Erd-

schau eine Gitterstruktur aus Holz mit einer

nen zwei das Stadion umgürtende Stahlträ-

beben auf.

in regelmässigen Abständen aufgeständer-

ger. Der untere 800 m lange «Stahlgürtel»,

ten Membran entsteht. In einer Höhe von

auch Atlas-Träger genannt, ruht auf V-Stüt-

Unterteilung des Betonbaus

30 m über der Rasenfläche kragen die Holz-

zen, die im Sockelbau verankert sind und die

Damit das Gesamtbauwerk im Falle eines

Stahl-Rahmen 46 m weit über die Tribünen

auskragenden Halbrahmen dorthin zurück-

Erdbebens die seismischen Kräfte aufneh-

aus. Sie stützen sich lediglich an zwei Punk-

spannen. Horizontale Stahlträger, die in den

men kann und die Standsicherheit gewähr-

58

architektur + technik 4 | 2015


Entwurfsstudien mit Analogien zur Natur wie Vogelschwingen, da das Emblem des Fussballklubs der Adler ist.

leistet ist, wurde der Betonsockel mit den Tribünen in 14 Blöcke unterteilt. Sie schwingen separat und schwächen dadurch die Erdbebenlasten für das Dachtragwerk ab, das am oberen Auflager ausserdem auf einem Gleitlager ruht. Auch diese Massnahme machte das Bauwerk zu einem Ausnahmeprojekt, denn nun galt es, die vielen Einzelelemente der Betonstruktur mit der umlaufend geschwungenen Dachkonstruktion in Einklang zu bringen. Hierfür mussten in jedem Kurvenbereich zusätzliche statische Berechnungen durchgeführt werden, die aufgrund der Komplexität der Geometrie und ten der Baustoffe trotz Computer aufwendig zu berechnen waren — «das dauerte regelmässig ganze Nächte », erinnert sich der projektverantwortliche Tragwerksplaner Yohann Jacquier vom Ingenieurbüro Egis Bâtiment. In die Berechnungen flossen

Allianz Riviera

der unterschiedlichen Werkstoffeigenschaf-

Das Multifunktionsstadion präsentiert sich als transparentes Bauwerk.

ausser der Geometrie und den anzusetzenden Lasten auch Werkstoffparameter ein wie

an kontinuierlich zusammengearbeitet. Für

der Tragstruktur eingegeben werden konn-

Festigkeit und Steifigkeit, aber auch äussere

die genaue Untersuchung und Verifizierung

ten. Mit der parametrischen Software liess

Einflüsse wie Feuchtigkeit und Temperatur,

des Tragwerksmodells haben die Ingenieure

sich das Tragwerk als ein zusammenwirken-

unter denen sich Holz, Stahl und Beton (Krie-

drei Programme benutzt : eines zur Berech-

des Ganzes simulieren, ähnlich einem neu-

chen und Schwinden) jeweils anders verhal-

nung der Kräfte an den Auflagern und Kno-

ronalen Netz. So war es innerhalb recht kur-

ten. Um überhaupt zu einem berechenbaren

tenpunkten bzw. der Beanspruchung der

zer Zeit möglich, durch Änderung bestimmter

statischen Modell zu kommen, haben Trag-

Querschnitte und Bauteile, eines zur

Grundparameter von einem Konzept X zu

werksplaner, Architekten und (Holz-)Bauun-

3D-Modellierung für die Visualisierungen

einem Konzept Y zu gelangen, dabei aber die

ternehmen — anders als sonst — vom Entwurf

sowie das Programm, in das alle Parameter

Kohärenz des Gesamttragwerks zu erhalten,

4 | 2015 architektur + technik 59


Technik Allianz Riviera, Nizza (F)

4

da das Programm automatisch alle anderen Parameter anpasst. Als äussere Last war vor allem Wind massgebend. Insgesamt haben

6

3 1

5 2

die Ingenieure dazu 18 Millionen Lastfälle am Computer durchgerechnet und davon 232 der pessimistischsten Windszenarien ausgewählt, um die Extremfälle durchzuspielen. Hinzu kam eine weitere Schwierigkeit, welche die Berechnungen verkomplizierte: Die Verbindungsknoten des Holzgitters sind nicht starr, sie lassen Spiel zu. Zur Aufnahme der Wilmotte & Associés

Axialkräfte wählte das Holzbauunternehmen Fargeot blockverklebte BS-Holz-Balken unterschiedlicher Dicke, die sich durchkreuzen. Dabei erhielt der höhere Querschnitt eine «Aussparung» in Balkenmitte, durch die der andere, schlankere Querschnitt hindurch «gefädelt » werden konnte. Ein Bolzen verbindet sie im Kreuzungspunkt. Diese

1 ETFE-Membran, 2 Innenbogen aus BS-Holz, 3 PVC-Membran, 4 Fotovoltaik-Paneele 5 Bogenrücken und «Pyramiden» aus Stahl, 6 ETFE-Membran

«durchgefädelte» Verbindung reduzierte die Menge der kraftübertragenden Knoten der

schen 34 cm und 50 cm. Dabei entspricht das

modelliert und mit Berechnungsmodellen alle

ursprünglichen Idee um die Hälfte. Die ein-

lichte Mass der Aussparung jeweils der Dicke

alphakritischen Momente durchgerechnet. So

zelnen Balken mit einer variablen Länge zwi-

des «Monolithen». Hinzu kamen lokale Insta-

konnten sie feststellen, wie gross die Spiel-

schen 7 m und 10 m stabilisieren sich gegen-

bilitäten, welche die Tragwerksplaner dazu

räume sein dürfen, bevor die Struktur knickt.

seitig und halbieren so ihre Knicklänge, sie

veranlassten, jede Balkenüberkreuzung und

Das reichte aus, um nachzuweisen, dass die

wären einzeln nicht knickstabil. Bereits durch

jeden Verbindungsknoten nochmals genau zu

Verbindungspunkte so konstruiert werden

den Auflagerdruck der Holzkreuze ergeben

prüfen. Geht man zum Beispiel davon aus,

können, wie die Planer es vorgesehen hatten.

sich Druckkräfte auf die Balken und damit

dass eine Last nicht in Balkenachse und damit

Scherkräfte zwischen den äusseren und inne-

nicht zentrisch am Knoten angreift, verur-

ren Bereichen. Diese liessen sich manuell,

sacht das Momente in alle drei Raumrichtun-

Stahlanschlussknoten verbinden Bauteile

empirisch oder mit der Finite Elemente

gen und damit eine Instabilität des Knotens.

Fargeot hat für die Netzstruktur zur Verbin-

Methode (FEM) berechnen. Entscheidend war

Um dem Eurocode 5 zu entsprechen, haben

dung der Stahl- und Holzbauteile ein

hier vor allem, die Scherkräfte richtig zu

die Ingenieure sich beholfen, indem sie die

schmetterlingsförmiges Stahlanschluss-

dosieren, indem man die Balkenquerschnitte

Knoteninstabilität mit der Instabilität des

blech in Kombination mit der Stahlrohr-

entsprechend dimen sionierte. So sind die

Balkens gleichsetzten, und dadurch heraus-

«Pfette » entwickelt. Daran können je vier

58 cm breiten «Durchfädelbalken » zwischen

gefunden, wie ein gleichwertiges Knickrisiko

Holzbalken über eingeschlitzte Bleche

16 cm und 23 cm dick. Die Abmessungen der

im Balken aussehen würde. Laut Tragwerks-

sowie die Stahlpyramiden in einem Knoten-

dazugehörigen Balken mit Aussparung vari-

planern ist das in der Theorie nicht sehr kom-

punkt verbunden werden. Um die einzelnen

ieren bei gleicher Breite in der Dicke zwi-

pliziert : Sie haben alle Knotenverbindungen

Teile der Dachkonstruktion industriell her-

Wilmotte & Associés

Schnitt

60

architektur + technik 4 | 2015


Für die harmonischen Übergänge zwischen den Stadiongeraden und den Kurven bzw. geschwungenen Dachlinien wurden 16 Modellierungen des 3D-Computermodells erstellt. (Quelle: Fargeot LC)

stellbar zu machen und in Serie fertigen zu

überhöht ausgeführt, damit hier möglichst

können, musste eine Geometrie gefunden

viele Sitzplätze untergebracht werden kön-

werden, die bis zu einem gewissen Grad eine

nen. In den Eckbereichen, wo man weniger

Wiederholung ermöglicht. Vor allem aber

gut sieht und weniger gerne sitzt, wurde die

galt es, eine präzise Geometrie für das Holz-

Tribünenhöhe zurückgenommen. Das führt

gitter zu entwickeln, da es die Geometrie der

zu einer geschwungenen Linie der Tribünen-

kompletten Überdachung vorgibt. So haben

krone, die mit der des Daches korrespon-

die Ingenieure das Stadion in vier Viertel

diert. Diese veränderliche Höhe verläuft

und diese Viertel wiederum in drei Teile

zwar in den gegenüberliegenden Stadien-

geteilt, wobei jedes dieser Teile eine eigene

hälften der beiden Hauptachsen ebenfalls

Drehachse hat. Die sich daraus ergebenden

symmetrisch, schlug sich aber auch in der

Radien und Achsen dienten dann zur Positi-

Geometrie jedes Dachrahmens nieder.

onierung und Ausrichtung der Holzbalken und Verbindungen. Die Planer erstellten für das Holzgitter schliesslich noch 16 Varianten am 3D-Computermodell, um zwischen den Stadiongeraden und den Kurven harmonische Übergänge zu ermitteln. Die Tribünen wurden an allen vier Stadienseiten

Kurzfilme zum Bauablauf des Projekts www.tinyurl.com / ka43epo www.tinyurl.com /ml4jf4f

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Bautafel Bauherr

Tragwerksplanung

Stadt Nizza

ISOSIS et EGIS Bâtiment, Guyancourt (F)

Architektur

Holzbau

Wilmotte & Associés, Paris

Fargeot Lamellé Collé, Vérosvres (F)

Generalunternehmer

Stahlbau

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Technik Allianz Riviera, Nizza (F)

EIN AUSGEKLÜGELTES ENERGIEKONZEPT Das Stadion mit 49 500 m² Dachfläche gilt als das Bauwerk

ner innovativen Holzkonstruktion und der konsequenten

mit der grössten Holz-Stahl-Gitterkonstruktion, die je in

Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb avancierte

einer solchen Geometrie gebaut wurde. Die «Allianz Riviera »

die Mehrzweckarena zum Vorzeigeprojekt der Region.

ist aber auch eines der ersten Plusenergie-Stadien. Mit sei-

TEXT Susanne Jacob-Freitag FOTOS Allianz Riviera

Die auf dem Dach installierten 4032 Photovoltaik-Module (8500 m²) produzieren 1500 MWh pro Jahr. Das entspricht einem Jahresverbrauch von 616 Haushalten.

Erhöhung der Sogwirkung der

Damit kann der Strombedarf des Stadions

Lüftungssäulen durch angestaute

weitgehend gedeckt werden. Die Dachhaut

Wärme aus Sonneneinstrahlung

des Stadions besteht aus ETFE-Folien

Belüftung über Lüftungssäulen

(Ethylen-Tetrafluorethylen) ; diese haben

durch natürliche Ventilation

eine Dicke von 0,25 mm und sind zu 90 Pro-

Belüftung der Räume

zent lichtdurchlässig. Da sie wesentlich

durch Luftumleitung

leichter sind als Glas, wurden durch ihre Verwendung die Lasten für die Dachkons-

Natürlicher Luftzufluss, abgekühlt Wilmotte & Associés

durch Betonkernaktivierung (Nutzung der Gebäudemasse zur

truktion erheblich geringer und damit auch

Kühlung der Luft)

der Materialeinsatz für das Tragwerk.

Geringer Energieund Wartungsbedarf

von Glas benötigt wird. ETFE ist zu 100 Pro-

das den Wind der «Plaine du Var » nutzt.

Die Folien sind sehr widerstandsfähig und

zent rezyklierbar. Auf dem Dach wird auch

Dieser wird durch die zu den Vorplätzen hin

selbstreinigend, sodass wenig Wartungs-

Regenwasser gesammelt, das vier Rückhal-

angehobene Aussenhaut in die Betonstruk-

bedarf besteht, was sie auch im Unterhalt

tebecken im Bereich der Parkplätze spei-

tur des Stadions geleitet, dort «gespei-

wirtschaftlich und umweltfreundlich

chern und das für die Bewässerung des

chert » und mithilfe von sogenannten

macht. Der Energiebedarf für die Herstel-

Rasens sowie für die Toiletten genutzt

«poteaux soufflants » (Lüftungssäulen)

lung von ETFE-Folien liegt bei etwa

wird. Zusätzlich haben die Planer ein neues,

verteilt. Diese für das Stadion entwickelte

10 Prozent dessen, was bei der Herstellung

natürliches Lüftungssystem entwickelt,

Technik reduziert den Energieverbrauch zur

Photovoltaik, PVC- und ETFE-Folien bieten gezielt Stromerzeugung, Schatten und Durchblick.

62

architektur + technik 4 | 2015


Klimatisierung der Räume wesentlich. Das 54 000-m²-Projekt beinhaltet Flächen für

Wind aus der Var

Zusätzliche Luftauslässe über Lüftungssäulen

bene

Kommerz und Entertainment, ein etwa 3000 m² grosses Sportmuseum, Restaurants und Parkplätze sowie das Stadion für Fussball, Rugby und Leichtathletik. Mithilfe der Geothermie wird das Wasser des Flusses Var zur Heizung und Kühlung der Räume

(Luft-)Öffnung auf

Belüftung über

Belüftungssystem rund um das Stadion

he des Vor lat es

perforierte Stützen Wilmotte & Associés

genutzt, die dafür benötigten Energiekosten liessen sich damit auf ein Minimum reduzieren. Die benötigte Heizenergie liegt bei 20,37 kWh / m² pro Jahr. Die Materialkombination Holz / Stahl für das Dachtragwerk ermöglichte es, im Vergleich zu einer konventionellen Bauweise 3000 t CO und 14 GigaWh Primärenergie zu sparen.

U

ehr rin i

r

t

n der

ar l

t a s de

reibha s

ffe t der

V

achha t

HQE-Zertifizierung Technik und Material erfüllen die Anforderungen der Haute Qualité

keitszertifikat ist nicht verpflichtend. Es soll Bauherren und Planer

Environnementale (HQE) Performance Standards. Im Jahr 1996 wurde

dazu anregen, Gebäude mit maximalem Komfort bei minimaler Beein-

in Paris die «Association pour la Haute Qualité Environnementale »

trächtigung der Umwelt zu entwickeln. Zur Qualitätssicherung findet

(ASSOHQE) als Plattform für Mitglieder der französischen Bauindust-

nach jeder Phase – Beauftragung, Entwurf und Fertigstellung – eine

rie gegründet. Ziel des Netzwerks war, Diskussionen in der Bauindus-

Bewertung statt, die als Basis für die Zertifizierung dient. Als Aus-

trie anzuregen und die Bauqualität langfristig zu verbessern. Seit

zeichnungen werden «Très Performant », «Performant » und «Base »

2005 bietet die ASSOHQE das Nachhaltigkeitszertifikat HQE (Haute

vergeben. Die HQE-Zertifizierung erfolgt bisher nur in Frankreich.

Qualité Environnementale = hohe Umweltqualität) an. Es wurde zunächst als Standard für bestehende sowie neue Büro- und Schulge-

Energiekennwerte

bäude eingeführt, lässt sich aber heute auch bei Einfamilienhäusern

Verlegte Photovoltaik-Module: 8.500 m² (4.032 Stück)

und grösseren Wohnbauten anwenden. Das französische Nachhaltig-

Heizenergiebedarf p.a. : 20,37 kWh /m²

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echni

randsch t

U randabschott n en er anent e en i

er

erden bst r

r t dlichen alle esichert sind

enn sie nicht

eider assieren

ieder ra ierende Un älle bei denen sich die etro -

enen sch erste oder ar t dliche Verlet

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randabschott n en nicht d rchbr chsicher erstellt

eil rden

TEXT Adrian Bloch, Bereichsleiter Bau Arbeitssicherheit Suva FOTOS Suva

Jährlich verunfallen schweizweit rund 10 000 Personen bei Absturzunfällen. Im Schnitt stirbt fast jede zweite Woche ein Mensch bei einem Absturzunfall. Rund 370 Personen erleiden bleibende Schäden und sind für den Rest ihres Lebens auf eine Invalidenrente angewiesen. Grund für die hohe Zahl von Absturzunfällen sind fehlende oder mangelhafte Absturzsiche rungen. Immer wieder klärt die Suva Unfälle ab, bei denen Personen auf eine ungesi cherte Brandabschottung getreten und viele Meter in die Tiefe gestürzt sind. In den meisten Fällen haben solche Unfälle wegen der Absturzhöhe schwerwiegende Folgen.

Bevor

Brandabschottungen eingebaut werden, müssen die betreffenden Stellen mit einem permanenten horizontalen Kollektivschutz, beispielsweise mit einem Gitterrost, gesichert werden. Nur so kann ausgeschlossen

lächi er hori ontaler Kolle ti sch t

itterrost

werden, dass jemand eine nicht durchbruchsichere Brandabschottung betritt und abstürzt. Es genügt nicht, zum Sichern von Brandabschottungen einen Seitenschutz anzubringen. Einerseits muss der Seitenschutz für den Einbau von Brandabschottungen wieder entfernt werden, anderseits stellt die Suva immer wieder fest, dass Seitenschutzbauteile im Bereich von Brandabschottungen einfach entfernt oder überstiegen werden.

ehleinschät n it atalen ol en Eine besondere Problematik besteht darin, dass der Mensch bei flächigen Abdeckungen wie Brandabschottungen fälschlicherweise davon ausgeht, dass diese tragfähig sind. Diese Fehleinschätzung hat fatale Folgen :

Un all

rchbr ch d rch eine randabschott n

Sie kostet Menschenleben. Der horizontale flächige Kollektivschutz muss auch während

Brandabschottungen müssen nicht nur bei

begangen wird, muss abgeklärt werden, ob

der Nutzungsphase eines Gebäudes in der

Neubauten durchbruchsicher sein, sondern

in der Steigzone Brandabschot tungen vor-

Steigzone belassen werden. Denn Steig-

auch bei bestehenden Bauten. Das heisst,

handen sind. Wenn ja, müssen diese in einem

zonen müssen später bei Unterhalts- oder

bevor bei bestehenden Bauten eine Steig-

ersten Arbeitsschritt mit einem horizonta-

Umbauarbeiten wieder begangen werden.

zone für Unterhalts- oder Umbauarbeiten

len flächigen Kollektivschutz, zum Beispiel

64

architektur + technik 4 | 2015


mit einem Gitterrost, gesichert werden. Die-

engstem Raum ausgeführt werden, ist auch

ser Kollektivschutz muss nach Abschluss der

für die Absturzsicherungsmassnahmen eine

Arbeiten permanent in der Steigzone belas-

genaue Planung erforderlich. Bevor Brandab-

sen werden. Gemäss SIA-Norm 118 «Allge-

schottungsfirmen Brandabschottungen in

meine Bedingungen für Bauarbeiten »

Bereichen mit Absturzgefahr einbauen, müs-

gehört die rechtzeitige Koordination der

sen sie abklären, ob diese Bereiche mit

Arbeiten der verschiedenen am Werk betei-

einem horizontalen flächigen Kollektiv-

ligten Unternehmer mitunter zur Aufgabe

schutz gesichert sind. Wenn noch kein hori-

der Bauleitung (Ziffer 34). Bei der Koordina-

zontaler flächiger Kollektivschutz montiert

tion der Arbeiten in der Steigzone ist die

ist, dürfen die Arbeiten nicht aufgenommen

Bauleitung besonders gefordert. Denn im

werden. Arbeitgeber und Arbeitnehmende

Bereich eines Steigschachts gibt es etliche

müssen STOPP sagen ! Die Bauleitung ist zu

Schnittstellen, die nur von der Bauleitung

informieren, dass zuerst ein Gitterrost oder

koordiniert werden können.

eine vergleichbare Absturzsicherung einge-

Der Bauunternehmer erstellt den Steig-

baut werden muss. Steigleitungen dürfen

schacht. Lüftungsinstallateur, Elektriker,

nur eingebaut werden, wenn die arbeiten-

Sanitär und weitere Handwerker montieren

den Personen gegen Absturz gesichert sind.

die Steigleitungen. Aufgrund der Brand-

Bis zur Fertigstellung der Steigleitungen ist

schutzvorschriften müssen in Steigschäch-

es häufig technisch schwierig oder unmög-

ten Bauteile mit Brandabschottungen von

lich, einen wirkungsvollen Kollektivschutz

einer weiteren Firma brandschutztechnisch

anzubringen. Das heisst, dass beim Einbau

voneinander getrennt werden. Die Arbeit-

von Steigleitungen in grossen Steigzonen

nehmenden müssen bei jeder Arbeit in der

mit Anseilschutz (persönliche Schutzausrüs-

Steigzone gesichert sein. Da viele Arbeiten

tung gegen Absturz) gearbeitet werden

von verschiedenen Unternehmungen auf

muss.

Lichtkuppeln

Durchsturzgitter

Tramhaltestelle

Das Wichtigste in Kürze ■

Brandabschottungen müssen permanent gegen Absturz gesichert sein.

Ungesicherte Brandabschottungen sind tödliche Fallen.

Das Koordinieren der Schnittstellen und Arbeitsabläufe der Unternehmen in der

Velounterstände

Steigzone ist Pflicht der Bauleitung. Zum

Thema

«Durchbruchsichere

Brandabschottungen » hat die Suva ein Informationsblatt erarbeitet. Es enthält alle wichtigen Informationen und die relevanten rechtlichen Grundlagen. Das Beim Einbau der Steigleitungen und des flächigen Kollektivschutzes muss mit Anseilschutz (PSA gegen Absturz) gearbeitet

Informationsblatt kann unter www.suva.ch / waswo / 33052.d heruntergeladen werden.

ISBA AG Industriestrasse 15 4222 Zwingen Tel. +41 61 761 33 44 Fax +41 61 761 33 60 info@isba.ch www.isba.ch

werden.

4 | 2015 architektur + technik 65


Technik

PRODUKTE

Hightech-Wärmepumpen Das Heizsystem ist das technische Herz

Ochsner-Wärmepumpenheizungen, die neu

Garten benötigt wird, der nachträglich sehr

eines jeden Gebäudes — daher sollten bei

von der AEH Oekotherm aus dem Zürcher

einfach einzubauen ist. Auf Wunsch sogar

der Wahl einer Wärmepumpe keine Kom-

Oberland vertrieben werden, entziehen die

mit einem beschrifteten Kabelbaum erhält-

promisse eingegangen werden. Es zählen

benötigte Energie aus den Wärmequellen

lich, der die Installation zwischen Wärme-

Wirtschaftlichkeit, Betriebssicherheit und

Luft, Wasser oder Erde. Das komplette Pro-

pumpe und Verdampfer zusätzlich verein-

Langlebigkeit.

duktprogramm von 2 bis 1000 kW ist auch

facht. Mit einer Vorlauftemperatur von bis zu

mit der Zusatzfunktion «aktives Kühlen »

65 °C eignet sich dieses System für klas-

erhältlich.

sische Heizkörper wie auch für den Betrieb

Bis zu drei Viertel der benötigten Heizwärme

von Niedertemperatursystemen wie Fussbo-

im Jahr können so durch kostenlose Umwel-

denheizungen. Um genügend Energie aus

tenergie produziert werden. Die Wirksamkeit

der Umgebungsluft für die Heizung zu

im Energiebereich lässt sich durch den COP

gewinnen, muss die Verdampfereinheit einer

messen. Wärmepumpenheizungen der Pro-

Wärmepumpe grosse Luftmengen in Bewe-

duktreihe Golf von Ochsner verfügen über

gung setzen. Die waagrecht laufenden, lang-

einen COP von 4 bis 5,9 (nach EN14511) und

samtourigen Ochsner-Tischverdampfer, die

Vorlauftemperaturen bis 68 °C, je nach Wahl

mit einer grossflächigen Verdampferfläche

der Wärmequelle und ihrer Temperatur.Mit

ausgerüstet sind, transportieren diese Luft-

der Weiterentwicklung der Luft-Wasser-

mengen effizient, sehr geräuscharm und

Wärmepumpe GMLW und des Horizontal-

geben die Luftströme nach oben ab. Dadurch

Splitverdampfers ist die Wärmequelle Luft

werden unangenehme seitliche Luftströme

noch wirtschaftlicher. Dieses System ist prä-

verhindert.

destiniert für Heizungssanierungen, da lediglich ein Verdampfer als Wärmequelle im

66

architektur + technik 4 | 2015

www.oekotherm.ch


Brandschutztür

Rettungswege

Rauch- und Wärmeabzug

Mit der neuen zweiflügeligen Brandschutz-

Für grafische Symbole bei Sicherheitskenn-

Die RWA-Anlagen von Watep erlauben durch

Schiebetür EI30, dem Stahlsystem Forster

zeichen bietet die Hauser Feuerschutz AG

sofortige Öffnung im Brandfall den Rauch-

fuego light, werden die beiden Funktionen

hilft bei der Planung und Umsetzung. Die

und Wärmeabzug, was Brandschäden redu-

Schieben und Drehen in einem Element ver-

Signalentwicklung von oben nach unten :

ziert. Bekanntlich ist nicht das Feuer Haupt-

eint. Die Tür kann sowohl in Betonwände

BGV A8 (Deutsche Norm) und ISO 6309

ursache von tödlichen Unfällen, sondern der

oder Mauerwerk als auch in Verglasungen

(beide 2012 aufgehoben) wurden erstetzt-

sich daraus entwickelnde toxische Rauch

eingebaut werden.

durch SN EN ISO 7010, der gültigen Schwei-

und der Mangel an Sicht.

www.forster-profile.ch

zer Norm seit 2012. www.feuerschutz.ch

www.watep.ch

Elektronischer Kurzbeschlag

Elektronisch schliessen

Zugangssicherheit

Salto Systems hat mit dem XS4 Mini einen elek-

Das neue elektronische Schliesssystem

Der Matrix AIR Beschlag von Dorma ist einer

tronischen Kurzbeschlag auf den Markt

eLOCK eXpress von Opertis wurde unter

der flachsten elektronischen Beschläge auf

gebracht, der eine hohe Leistungsfähigkeit,

anderem für gewerbliche Anwender wie Pra-

dem Markt. Sobald ein Ausweis vor den obe-

einfache Installation und anmutiges Design

xen, Kanzleien oder Vereine sowie für pri-

ren Teil des Beschlages gehalten wird, zeigt

besitzt. Er wartet mit technischen Neuerungen

vate Bauherren entwickelt. Es ermöglicht,

ein LED-Leuchtring rund um die Durchfüh-

auf, wie zum Beispiel einen schnelleren Pro-

für kleinere und mittlere Objekte Schliess-

rung des Türdrückers an, ob der Zutritt

zessor und einen vier Mal grösseren Speicher.

systeme nach Mass zu konfigurieren.

gewährt (Grün) oder verweigert (Rot) wird.

www.saltosystems.ch

www.opertis.de

www.dorma.com

4 | 2015 architektur + technik 67


Technik

Feuerschutzvorhänge

Rauch-Druck-Anlagen

Beschichtungen

Die auf Komplettlösungen für Funktionstür-

Die Druckregeleinheit für Dachanordnung

Die Rudolf Hensel GmbH hat die Umwelt-Pro-

Systeme spezialisierte FeuerschutzTeam

Typ DEK-V-LK besitzt Licht-, Lüftungs- und

duktdeklaration (Environmental Product

AG erweitert ihr Sortiment um die

Rauchableitungsoption. Der ein- oder zwei-

Declaration) für Brandschutz-Beschich-

Firescreen-Feuerschutzvorhänge. Sie bie-

teilige Dachsockel aus verzinktem Stahlblech

tungen erhalten. Für die Stahlbrandschutz-

ten einfache Installation und kompakte

beinhaltet die selbsttätige Druckregel-

Systeme Hemsotherm 410 KS und 420 KS

Masse in Ruheposition. Gesteuert werden

klappe. Den Abschluss bildet eine Lichtkup-

und für 2 KS INNEN weiss wurden EPDs erar-

sie über das Brandmeldesystem.

pel mit Überschlagsantriebsmechanismus.

beitet und durch das IBU verifiziert.

www.feuerschutzteam.ch

www.foppa.ch

www.rudolf-hensel.de

Fertiggarage

Öffentliche Veloständer

Urbane Kaffeebar

Das Angebot des Bangerl Fertiggaragen-

Eine elegante Lösung für überfüllte öffent-

Der iQ700 Einbau-Kaffeevollautomat ist aus

parks in Frauenfeld ist umfassend. Mit über

liche Veloständer bietet die E. Feldmann AG

schwarzem oder weissem Glas mit horizon-

einhundert verschiedenen Modellen sind

mit dem System femapark Easylift+. Das

talen Edelstahl- und Chromapplikationen.

den Gestaltungsmöglichkeiten keine Gren-

Gasdruck-Dämpfersystem erlaubt ein kraft-

Ein Display, das nur bei Aktivität sichtbar

zen gesetzt. Zu besichtigen sind sie am Tag

sparendes Absenken bzw. Anheben der Rad-

wird, ein zentraler Drehwähler, eine Öffnung

des offenen Tors am 8. und 9. Mai 2015 in

schienen. Die Schienen lassen sich bis auf

mit Kaffeeauslauf. Durch das User Interface

Frauenfeld.

10 cm über Boden absenken.

wird die Zubereitung zum Erlebnis.

www.diefertiggarage.ch

www.easylift.ch

www.siemens-home.chw

68

architektur + technik 4 | 2015


sicher · zeitlos · schön

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Von Kunden gewünscht, von markilux entwickelt. All unsere Erfahrung, all unser Wissen in Design und Technik, Schönheit und Funktionalität vereinen sich in der neuen markilux MX-1.

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BEWILUX-Schiebe-System Mit horizontalem Öffnungsmechanismus als RWA und Dachausstieg einsetzbar BEWILUX-SCHIEBE-SYSTEM als RWA und Dachausstieg einsetzbar, sind in KuppellichtGrössen von 40 x 40 cm bis 130 x 250 cm, sowie weitere Grössen auf Anfrage erhältlich. Der horizontale Öffnungsmechanismus gewährleistet, dass das BEWILUX-SCHIEBE-SYSTEM unsichtbar von der Innenseite ist. Zusätzlich kann das BEWILUX-SCHIEBE-SYSTEM auch teilweise oder vollständig für die tägliche Lüftung geöffnet werden.

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Auftakt

BAUPRAXIS GUT VERNETZT

Finden, was man sucht Die allgegenwärtige Digitalisierung und

Paul Curschellas, was ist buildup?

Vernetzung macht auch vor der Baubranche

buildup ist eine unabhängige Bauinformati-

eine Auswahl an passenden Produkten oder

nicht halt. Mit buildup kommt ein innova-

onsplattform, die Wissen und Akteure der

Systemen.

Sie geben die Parameter ein und finden sofort

tives Start-up ins Spiel, das Planern, Bau-

Baubranche miteinander vernetzen soll. Die

herren und Architekten das Suchen — und

Plattform bietet Herstellern, Architekten,

Wie profitiert die Baubranche davon?

das Finden — einfacher machen soll. Mit

Bauherren und anderen eine Art Kompendium,

Wer sofort findet, was er sucht, spart Zeit. Eine

der Innovationskraft der ETH und dem

in dem man funktional nach Produkten und

gesteigerte Effizienz ist die Folge. Zudem bie-

angesammelten Praxiswissen der Branche

Lösungen suchen kann.

lässt sich einiges bewegen, bestätigt Paul

tet buildup weiterführende Lösun gen an : Sobald das gesuchte Produkt gefunden ist,

Curschellas, Mitbegründer von buildup.

Warum braucht es eine solche Plattform?

werden zusätzliche Informationen angegeben,

INTERVIEW Anna Ettlin

Das funktionale Suchen ist in der Baubranche

die beispielsweise für die fachgerechte Evalu-

heute nicht möglich. Sie können bei Google

ation, Planung oder Ausschreibung nötig sind.

zwar die Stichworte «Fenster, Holz, Minergie,

70

architektur + technik 4 | 2015

U-Wert » eingeben, die Ergebnisse werden

Braucht es zwingend Hochschulen, um

aber sehr unspezifisch sein. Sie werden zu sätz-

Lösungen wie buildup zu entwickeln?

liche Zeit aufwenden müssen, um genau das

Wie auch andere Spin-offs zeigt buildup das

zu finden, wonach Sie gesucht haben. buildup

Zusammenspiel von Hochschule und Wirt-

bietet Ihnen dank Parametrisierung und Ver-

schaft. Dank der ETH ist die technische Umset-

tikalisierung der Suche fertige Lösungen an.

zung der Plattform erst möglich. Die Bedürf-


Bauen mit technischen Geweben Möglichkeiten und Gestaltungsfreiheiten wie textile Membranen. Eigenschaften: · Langlebig und wirtschaftlich überzeugend · Unzählige Konstruktionsmöglichkeiten · Die Pflege übernimmt die Natur – der Regen reinigt regelmässig und schonend · Farbbeständig und witterungsfest · Bei Bedarf demontierbar Wir sind führend in der Umsetzung von anspruchsvollen Bauten im In- und Ausland. Unsere Einsatzgebiete: · Fassaden · Hallen · Messen und Ausstellungen · Überdachungen

Paul Curschellas ist Architekt FH SIA und Mitbegründer des ETH-Spin-off-Unternehmens buildup.

nisse, die buildup decken soll, kommen aus der Wirtschaft. Die Innovationskraft und das Knowhow der Hochschule sowie das Fach­wissen und die Nachfrage aus der Praxis sind darin zusammengeführt. Ab wann wird buildup funktionsfähig sein? Ab sofort. Seit Februar ist die Plattform zu­gän­ glich. Rund 80 Hersteller haben bereits begonnen, ihre Lösungen vorzustellen. Verbände beginnen ebenfalls, die Plattform zu nutzen. Das Konzept hat Zuspruch in der Bran­che bekommen. Die Digitalisierung von Information und Wissen, die Vernetzung der Beteiligten ist nicht neu. Hier setzt buildup an. In diesem Jahr wollen wir noch mehr Her­stel­­ler und Verbände an Bord holen. Mit dem wachsenden Datenvolumen der Plattform wird auch ihre Funktionalität steigen.

HP Gasser AG Industriestrasse 45 CH-6078 Lungern Tel: +41 (0) 41 666 25 35 www.hpgasser.ch


Baupraxis Afrikanische Moderne

GEBAUTE UNABHÄNGIGKEITEN Denkt man in der Architektur an die Moderne, so bleibt das

bewusst zu werden, dass in verschiedenen Ländern des Kon-

subsaharische Afrika aussen vor. Das ist ein Manko. Der

tinents die nationale Unabhängigkeit durch anspruchsvolle

umfangreiche Bildband «African Modernism » erlaubt es,

urbane Bauten verkörpert wird.

diesbezügliche Bildungslücken zu schliessen und sich

TEXT Manuel Pestalozzi* FOTOS Iwan Baan / Alexia Webster

Je fremder die Orte sind, mit denen wir uns auseinandersetzen, desto stärker laufen wir Gefahr, dass wir Schlüsse aufgrund von Zerrbildern ziehen. In unseren Breiten ist dieses Risiko wohl nie grösser als dann, wenn es um Afrika geht. Von Kindheit an regt der riesige Kontinent — oft «der Dunkle » genannt — unsere Fantasie an. Er erzeugt eine Mischung von Faszination und Furcht, die uns oft bis ins Erwachsenenleben begleitet. Oft bleibt es bei Informationen aus Medien, Film oder der Literatur — wo das «Herz der Finsternis » frei nach Joseph Conrad energisch, aber in einem für uns schwer verständlichen Rhythmus pulsiert. Während Nordafrika mit altägyptischen, römischen, maurischen und auch modernistischen Bauwerken auf den Reiserouten von Architektur-Touristen einen festen Platz hat, ist über die Bautätigkeit in den Ländern südlich der Sahara so gut wie nichts bekannt. Dies wurde sich Architekt und ETH-Gastdozent Manuel Herz anlässlich eines Besuchs in Kenia bewusst. Er war beeindruckt von den Grossbauten, die zwischen etwa 1955 und 1980 gebaut wurden, also vor und nach dem Übertritt von der Kolonie zum souveränen Staat ;

Die University of Zambia (UNZA) in Lusaka (Zambia) von Julian Elliott entstand zwischen 1965 und 1970. Sichtbeton und verschiedene Erschliessungsebenen prägen die unfertige Gesamtanlage. Das Foto von Iwan Baan zeigt die Cafeteria.

beeindruckt von einer urbanen Architektur, deren Autorinnen und Autoren meist unbe-

eine Art «Gegenentwurf » sein zur geläufigen

Ghana (1957) und reicht über Senegal, Elfen-

kannt sind und — dies vor allem —selten aus

Präsentation Afrikas als eines armen, hilfsbe-

beinküste und Kenia bis nach Sambia (1964).

Afrika stammen.

dürftigen Kontinents. Nicht nur durch sein

Die Gestaltung des Buches ist ambitioniert

Die Erkenntnis, dass man sowohl die

imposantes Format, das an ein Telefonbuch

und gelungen: Text, Bild und Grafiken halten

«Moderne » wie auch die politische Unabhän-

erinnert, auch über den Inhalt macht «African

sich in einer wohltuenden Balance. Dies sorgt

gigkeit eines Staatswesens immer wieder neu

Modernism » uns bewusst, dass es eben nicht

für eine kohärente Gliederung dieses Werks,

ergründen muss, war für Manuel Herz Aus-

ein Afrika gibt, sondern eine Landmasse, die

das ja auch einen gewissen enzyklopädischen

gangspunkt für ein mehrjähriges Projekt.

sich über riesige Flächen ausdehnt und ganz

Charakter für sich in Anspruch nimmt. Jedes

Grosse oder mit repräsentativen Funktionen

unterschiedlichen gesellschaftlichen und bau-

Land erhielt ein identisch komponiertes Kapi-

behaftete Bauten aus jenen Jahren hat der

planerischen Szenarien Raum bietet. Die

tel: Nach dem Auftakt mit einer Seite in den

Architekt erforscht, dokumentiert. Festgehal-

architektonische Interpretation der Moderne

Farben der jeweiligen Nationalflagge folgt

ten wurden sie von den Fotografen Iwan Baan

ist entsprechend vielfältig. Sie soll über die-

neben einer prägnanten Landmarke eine

und Alexia Webster. Das Ergebnis liegt nun in

ses Buch Eingang in den allgemeinen Diskurs

kurze Einführung in die Geschichte des betref-

Form eines Buches vor, das die Ausstellung in

unter Fachleuten finden. Über weite Strecken

der Galerie des Vitra-Design-Museums

handelt es sich bei diesem 640-seitigen Werk

ergänzt. «Wir glauben, dass Afrika normali-

um eine Sammlung von Länderkatalogen. Die

siert werden muss », schreibt Manuel Herz in

Reihenfolge ist bestimmt durch das jeweilige

seinem einführenden Essay. Das Buch will

Jahr der Unabhängigkeit. Sie beginnt mit

72

architektur + technik 4 | 2015

* Manuel Pestalozzi, dipl. Arch. ETHZ und Journalist BR SFJ, betreibt die Einzelfirma Bau-Auslese Manuel Pestalozzi. www.bau-auslese.ch


«La Pyramide» in Abidjan, Elfenbeinküste, ist von Rinaldo Olivieri und wurde im Jahr 1973 realisiert. Das Gebäude orientiert sich an einem lokalen Formenvokabular, es wird aber wenig genutzt. Foto Iwan Baan.

4 | 2015 architektur + technik 73


Baupraxis Afrikanische Moderne

Licht, Luft und Sonne in Afrika. Sportfeld der Kwame Nkrumah University of Science and Technology in Kumasi, Ghana, ein Entwurf des KNUST Development Office, 1964—1967. Foto Alexia Webster.

fenden Landes, dann eine Doppelseite mit

der Jahre der Hochkonjunktur in Europa ganz

die einzelne generelle Aspekte der Moderne

Daten, Zahlen, Kurven und Köpfen. Anschlies-

generell neu zu überdenken — insbesondere

in Afrika oder besondere historische

sende doppelseitige Fotografien erschliessen

ihr Bestreben, mit wechselndem Erfolg Loka-

Umstände beleuchten. Zum Teil verbergen

das Leben und Wirken in ganz unterschiedli-

les in globale Prinzipien zu integrieren. Dieses

sich hier veritable Abenteuergeschichten von

chen Quartieren mehrerer Städte. Der Haupt-

Bestreben hat in jedem der dokumentierten

Pionieren mit grossen Ideen und Träumen,

teil der Länderkapitel besteht aus einem Kata-

Länder eigene, vielleicht auf ihre Art lokalty-

die auch vergessene Episoden der Weltge-

log modernistischer Bauten, die meistens im

pische Resultate erzeugt.

schichte in den Fokus der Aufmerksamkeit

Dienste der Öffentlichkeit stehen, aber auch

Wenn das Systematische dem Chaotischen

rücken. Dies gilt ganz besonders im Zusam-

Wohnsiedlungen umfassen. Fotos werden

ge gen übersteht und wissenschaftliche

menhang mit dem Engagement Israels in ver-

ergänzt durch Situationspläne und Kurzbe-

Me thoden schnell an Grenzen stossen,

schiedenen afrikanischen Ländern, das um

schreibungen. Gelegentlich gibt es auch

gewinnen die Narration und Anekdoten an

die Zeit des Jom-Kippur-Krieges vor vierzig

Grundrisse oder Schnitte zu studieren.

Bedeutung. Dieser Binsenwahrheit trägt das

Jahren vielerorts ein abruptes Ende nahm.

«African Modernism » lädt ein zu Entde-

Buch insofern Rechnung, als es zwischen den

Sambia betreibt seither einen halb fertigen

ckungsreisen, die sich gemütlich im Lehnstuhl

Länderkapiteln mit Essays angereichert ist,

Universitätscampus.

absolvieren lassen. Die Farbaufnahmen von Iwan Baan und Alexia Webster zeigen teils ungeschminkte, teils wohlinszenierte Augenblicke aus dem Alltag, die in Erinnerung rufen, dass auch qualitativ hochstehende Architektur-Fotografien einen kritischen Kommentar abgeben können. Vor allem dann, wenn sie zeigen, wie globale gestalterische Konzepte von lokalen Sitten und Umständen überlagert und «zweckentfremdet » werden. Die afrikanische Erfahrung, die diese Fotografien vermitteln, laden aber auch dazu ein, die Moderne

74

architektur + technik 4 | 2015

Manuel Herz (Hg.), Ingrid Schröder, Hans Focketyn, Julia Jamrozik. Fotografien von Iwan Baan und Alexia Webster

African Modernism The Architecture of Independence Ghana, Senegal, Côte d'Ivoire, Kenya, Zambia 640 Seiten, 909 farbige und 54 sw Abbildungen, 246 Pläne in englischer Sprache, gebunden ISBN 978—3—906027—74—6 CHF 99.00 Park Books, Zürich 2015


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4 | 2015 architektur + technik 75


Baupraxis Kurse, Workshops, Studiengänge

WEITERBILDUNG Wissensdurst ? Lernhunger ? « architektur + technik » weiss, wie diese Bedürfnisse zu stillen sind und zeigt an dieser Stelle Weiterbildungsangebote, die sich Architekten und Baufachleute in die Agenda schreiben sollten.

Für helle Köpfe Über 80 Prozent der Sinneswahrnehmung erhalten wir über das Auge. Licht bestimmt somit einen Grossteil unseres Daseins. Entsprechend kommt ihm auch in der Architektur ein hoher Stellenwert zu. Mit dem Lehrgang «Lichtplaner SLG » bietet die Schweizer Licht Gesellschaft (SLG) eine umfassende Berufsausbildung. Aspekte der Sicherheit, der energetischen Optimierung und der Physik werden ebenso vermittelt wie Normen und Richtlinien. Dabei steht der Mensch als Bauherr oder Nutzer stets im Mittelpunkt. Die Lehrgänge «Lichtplaner SLG 1, 2 und 3 » werden in zwei Vertiefungsrichtungen geführt : Lichtplaner Indoor und Lichtplaner Outdoor. Die Ausbildung bildet zugleich auch die Zulassungsbedingung zur eidgenössischen Berufsprüfung zum «Lichtplaner mit eidg. Fachausweis ». Der Lehrgang ist als höhere Berufsausbildung positioniert. www.slg.ch

Gebäude erneuern

Baumängel

Psychologie der Architektur

Die steigende Nachfrage nach Wohnraum

Baumängel können nicht nur Kopfschmerzen

Eine wichtige Aufgabe der Architektur ist es,

und die Energiewende sorgen für eine

machen, sondern auch schwere finanzielle

Menschen existenziellen Halt zu geben.

zusätzliche Dynamik im Erneuerungsmarkt.

Fol gen verursachen. Wer Mängel effizient

Räume werden individuell und kollektiv

Entsprechend gefragt sind Baufachleute mit

und rechtssicher abwickeln kann, erspart

erfahren. Sie müssen Erwartungen und

Fachkompetenz in der Erneuerung. Dazu bie-

sich einiges an Ärger. Wer dazu noch richtig

Bedürfnisse erfüllen, aber sie sind auch iden-

tet die Fachhochschule Nordwestschweiz

versichert ist, kann ohnehin ruhig schlafen.

titätsstiftend für den Einzelnen und für die

einen Zertifikatskurs «Energetische

Dafür sorgt das Seminar «Baumängel und

Gesellschaft. Wieso fühlt man sich an einem

Gebäude-Erneuerung » an. Das CAS kann

Bauversicherungen ».

Ort besonders wohl und an einem anderen

einzeln absolviert werden, ist aber auch Teil

Korrekte Vorgehensweisen, wichtige Instru-

nicht? Wie beeinflussen Räume unser Emp-

von zwei Master-Studiengängen und einem

mente und die grössten Risiken sind das

finden? Der SIA-Kurs «Architektur und Psy-

Diplomstudiengang.

Thema der eintägigen Veranstaltung. Kennt-

chologie» befasst sich mit diesen Fragen. Die

Das Studium orientiert sich inhaltlich am

nisse der rechtlichen Grundlagen zu Bau-

Teilnehmenden lernen, die psychologischen

Merkblatt SIA 2047 «Energetische Gebäude-

mängeln werden mit Auskunft über Bauver-

Wirkungen der Räume zu begreifen und die

Erneuerung » und nutzt das Wissen und die

sicherungen ergänzt. Das Seminar wird im

Bedeutung von Atmosphäre, Verortung und

Erfahrung von 14 Erneuerungsexperten.

Zentrum für Weiterbildung der Universität

Raumästhetik einzuschätzen. Das erworbene

Absolventinnen und Absolventen bekommen

Zürich am 20. Mai durchgeführt, kann aber

Wissen wird anhand von konkreten, praxis-

das Know-how, neben Energieberatungen

auch als Inhouse-Seminar für Unternehmen

relevanten Übungen und Selbstexploration

auch komplexe Erneuerungsvorhaben zu

gebucht werden. Die Teilnehmenden erhal-

gefestigt. Der Kurs wird an vier Daten im Mai

bewältigen. Start ist am 9. Juni 2015 am

ten ein Zertifikat, ausserdem wird der Kurs

und Juni in Zürich durchgeführt, Kursbeginn

FHNW-Standort Olten (Nähe Bahnhof).

durch FPVS mit 8 Kredits akkreditiert.

ist der 8. Mai.

www.fhnw.ch /wbbau

www.praxisseminare.ch

www.sia.ch / form /AP01-15

76

architektur + technik 4 | 2015


CAS

ARCHITECT @WORK

ENERGIE IN DER GEBÄUDEERNEUERUNG Das CAS mit Zusatznutzen GEAK Plus Expert/in beginnt am 9. Juni 2015 in Olten. Es kann einzeln gebucht werden. Anmeldeschluss: 13. April 2015

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THE NETHERLANDS

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GERMANY

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Hauptsponsor

In Kooperation mit

Medienpartner

Sponsoren

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SWITZERLAND

ARCHITECT @WORK FRANCE

ARCHITECT @WORK ITALY

ARCHITECT @WORK UNITED KINGDOM

ARCHITECT @WORK DENMARK


Ausklang

FUNDSTÜCKE Endlich erscheint der Sommer nicht mehr wie ein ferner Traum, sondern wie eine sichere Sache. Zeit, einen Blick in den Garten zu werfen. Zu einem gut gestalteten und durchdachten Aussenbereich gehört natürlich auch passendes Mobiliar. Ob Sitzgelegenheit oder Lichtquelle, bei diesen Stücken bleibt die Ästhetik nicht auf der Strecke.

Aus einem ganzen Stück Zedernholz gefertigt,

REDEAKTION Anna Ettlin

ist der Sessel «Maui» von Riva 1920 durch und durch ein Naturprodukt. www.riva1920.it

Feuer und Flamme für den Garten: Die elegante Gelfackel «Luna» schafft Stimmung nach Sonnenuntergang. www.blomus.com

Die Leuchte verschwindet, das Licht bleibt: «Ipnos» von Flos ist die destillierte Essenz einer Lampe. Und das bei voller Funktion, ob im Garten oder im Wohnzimmer. www.flos.com

Gemütlichkeit darf sein: Auf den Möbeln der «easy pieces lodge»-Serie von Brühl entspannt man sich mit Stil. www.bruehl.com


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Ausklang Unser nächstes Heft

VORSCHAU Vergangenheit in die Gegenwart übertragen Sanierung und Modernisierung der städtischen Badeanstalt Schwimmoper in Wuppertal (D) war eine technische und gestalterische Herausforderung. Mit einer umfangreichen Sanie-

architektur + technik www.architektur-technik.ch 38. Jahrgang

Dem Lesen Raum geben

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Das Zürcher Innenarchitektur-Büro Gasser Dergus ist bekannt für seine sinnlich-ästhetische

Verleger Peter Boll

rung ist es der pbr Planungsbüro Rohling AG gelungen, die Vergangenheit der Wuppertaler Schwimmoper wieder in die Gegenwart zu übertragen.

Szenografien und Architektur-Projekte. Für die neue Zentralbibliothek Zürich entwickelten Carmen Gasser und Remo Derungs mit Grisberger eine modulares Möblierungssystem. Klare Linien, gedeckte Farben und akustische Textilien beleben den Ort neu.

Geschäftsleitung Patrick Schmid (CEO) patrick.schmid@blverlag.ch Philipp Bitzer (COO) philipp.bitzer@blverlag.ch Redaktion Uwe Guntern uwe.guntern@blverlag.ch Christina Horisberger christina.horisberger@blverlag.ch Anna Ettlin anna.ettlin@blverlag.ch Marianne Kürsteiner marianne.kuersteiner@blverlag.ch Anzeigen Antje Jakob antje.jakob@blverlag.ch Reto Schnider reto.schnider@blverlag.ch Anzeigendisposition Denise Bucher denise.bucher@blverlag.ch Abonnentenservice Jasmin Elsener jasmin.elsener@blverlag.ch Layout Benjamin Rüdlinger benjamin.ruedlinger@blverlag.ch Anzeigenerstellung Nadja Walther nadja.walther@blverlag.ch Korrektorat Ullrich Noelle ullrich.noelle@blverlag.ch Druck AVD Goldach AG Sulzstrasse 10 — 12, 9403 Goldach / SG www.avd.ch Verkaufspreise 1 Jahr (12 Ausgaben): CHF 64.— 2 Jahre (24 Ausgaben): CHF 96.— Einzelheft: CHF 7.—, zuzüglich Porto WEMF / SW-Beglaubigung 2014 Total verbreitete Auflage: 7411 Exemplare Davon verkauft: 1928 Exemplare

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architektur + technik 4 | 2015


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