Phoenix 06 2018

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# 18 REZ-DE-CHAUSSEE

KOMPETENZEN VERNETZEN – MEHRWERT SCHAFFEN

Als einer der führenden Total- und Generalunternehmer der Schweiz nutzen wir jede Möglichkeit, um Kompetenzen zu vernetzen, Schnittstellen zu reduzieren und Zusammenarbeit zu fördern. Dafür überprüfen wir laufend die Eckwerte Leistung, Qualität, Kosten und Termine auf Verbesserungs- und Einsparungspotenzial. Um sicherzustellen, dass jedes Projekt nachhaltigen Nutzen bietet. Für alle Partner.

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08.11.2018 11:26:13


Für die Covers von PHŒNIX dienen als Vorlage jeweils abstrahierte Pläne von Projekten, die in der Zeit­ schrift vorgestellt werden. Das Cover dieser Ausgabe zeigt das «Dorotheen Quartier» (2014–2017) in Stuttgart von Behnisch Architekten. Die drei ein­ zelnen Häuser gehören dem Stuttgarter Warenhaus Breuninger. Mit diesem städtebaulichen Ansatz, der öffentlichen Stadtraum suggeriert, wird das Zent­ rum zwischen Markthalle und Karlsplatz aufgewertet.

Ich bin auch ein Online-Magazin.

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PHŒNIX

EDITORIAL

Wie werden in naher oder fernerer Zukunft unsere Innenstädte aussehen, vor dem Hintergrund der digitalen Revolution und mit einer Bevölkerung, die sich ebenso versiert im virtuellen wie im realen Raum bewegt? Websites der Stadtentwicklungsbehörden setzen auf Lebendigkeit, Durchlässigkeit und Of­ fenheit. Lösungen, mit welchen diese Christina Horisberger Qualitäten erreicht werden können, beruhen auf diversen Szenarien. Denn wie es kommt, wissen wir nicht; wir antizipie­ ren auf der Grundlage des Bestehenden. Dass die Erdgeschossnutzung für die stadträumliche Qualität von eminenter Bedeutung bleibt, ist jedoch unbe­ stritten. Denn auf diesem Niveau befindet sich die wichtigste Schnittstelle zwischen Privatsphäre und ­öffentlichem Raum. Wir haben Überlegungen, ­innovative Lösungen und konkrete Umsetzungen zu dieser Thematik zusammengetragen. Foto: Holger Jacob

Redaktorin

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PHOENIX

Bild: Michael Haug

INHALT

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NEUWIESEN AN DER GLEISQUERUNG

Der einstige Bürobau des Komplexes Neuwiesen beim Bahnhof Winterthur hat sich in ein Wohnhaus verwan­ delt. Im Erdgeschoss des Gebäudes wurden zwar kaum Änderungen vorgenommen, dank der neuen Gleis­ querung liegt es jetzt aber an einem grosszügigen Platz, der die urbane Qualität der Umgebung merklich verbessert. Davon profitiert die ganze Liegenschaft; sie lässt sich durch diese Erdgeschoss-«Klärung» nicht nur besser erreichen, sondern man kann sagen, dass sie erst jetzt richtig in der Stadt angekommen ist.

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PHŒNIX

INHALT

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FUNDUS

06 · Die Karte #18: «Abconterfactur» der Stadt Freiburg (1682) — 08 · «Storefront for Art and Architecture» in SoHo  —  10 · Die Grafik #18: unterschätzte Marktvolatilität  —  11 · Die schönsten Cafés und Tearooms der Schweiz  —  12 · Das «Storefront Theater» in Nebraska

FORUM 16 · Die (historischen) Passagen verdienen in der aktuellen Zeit

wieder unsere Aufmerksamkeit

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UNIKAT 24 · Die Grossüberbauung Neuwiesen in Winterthur profitiert von der Gleisquerung und einer neuen Platzgestaltung

VADEMEKUM 32 · «Future Public Spaces» – die Studie des GDI skizziert in fünf Thesen Visionen für den öffentlichen Raum von morgen

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NOVUM / FUNDAMENTUM 36 · Novum: Erweiterung Lyceum Alpinum in Zuoz —  38 · Fundamentum: Überbauung Taubenloch,

Biel

KOMPENDIUM

42 · Zufriedene Mitarbeiter (Holzbau Plus) — 43 · Zürcher Landvilla (HGC Wand- und Bodenbeläge) — 44 · Schöne Aussichten beim Shoppen (AS Aufzüge) — 44 · Gründerzeit-Design, modern interpretiert (Bollichwerke) — 45 · Dreimal Edelstahl (Franke Küchentechnik AG) —  46 · Moderner Lernort (Fabromont) — 47 · Filigrane Fenster (Jansen AG)

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VORSCHAU / IMPRESSUM 48· Die nächste Ausgabe von PHŒNIX (#19) nimmt sich des Themas der Ankerbauten an.

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PHOENIX

FUNDUS

Die Karte #18

Vogelschauplan auf 8 Bl.: schwarz-weiss; auf Papierbogen zusammengesetzt 95 × 154 cm. ZB Graphische Sammlung, Varia, Freiburg in Uc. V, 1

«WARHAFFTE UND EIGENTLICHE ABCONTERFACTUR DER BERÜMBTEN CATHOLISCHEN EIDTGNOSSISCHEN STATT FRŸBURG IN ÜCHTLANDT SAMPT IRER GELEGENHEIT»

Als «wahrhaft und eigentlich» hat der Schweizer Kupferstecher Martin Martini (1565 / 66 – 1610) seine «Abconter­ factur» der heutigen Kantonshaupt­ stadt Freiburg bezeichnet. «Wahrhaft und eigentlich» meint in diesem Zusammenhang offensichtlich die dreidimensionale Vogelschauperspektive der mittelalterlichen Stadt an der Saane, die direkt auf einem Felsen erbaut wurde und noch heute über die historischen Festungsanlagen mit 14 intakten Wehrtürmen verfügt. Diese damals neuartige Darstellungsweise der reellen Stadtansichten stellte gemäss Wikipedia die Grundlage für eine darauffolgende Erneuerung der Kartografie und des Vermessungswesens dar. Mit den sehr präzisen und nicht idealisierten Stadtansichten – neben Freiburg gibt es eine solche auch von der Stadt Luzern – reformierte Martin Martini zusammen mit dem Zeitgenossen Gregorius

Sickinger auch die Kunst der Veduten in der Kupferstich-­ Tiefdrucktechnik. Auf der «Abconterfactur» der Zähringerstadt ist die mittelalterliche Stadtanlage mit der heute noch prominenten gotische Kathedrale SaintNicolas zu sehen. Das römisch-katholische Münster wurde 1924 zur Kathedrale des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg erhoben. Darüber hinaus ist in dieser Vedute, von der wir hier ledliglich einen Ausschnitt zeigen, die kleinräumige Struktur der Häuserzeilen in ihrem Verhältnis zu den grosszügig wirkenden Strassen zu sehen, die noch heute eine touristische Attraktion darstellt: Die mittelalterliche, zum Teil autofreie Altstadt von Freiburg gehört zu den schönsten Architek­ turen in der europäischen Baugeschichte. Aber auch die Altstadt von Freiburg ist einem Strukturwandel im Handel unterworfen. Wie viele

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mittelalterliche Schweizer Städte fand in Freiburg ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein erster Übergang von der Handwerksstadt zur Händlerstadt statt. Der Weiterentwicklung zur Einkaufsstadt stand auch hier die Kleinteiligkeit der Erdgeschosse im Weg. Und auch in Freiburg wurden ab den 1990er-Jahren mehrere Einkaufskomplexe auf Grünflächen am Stadtrand gebaut. Heute eröffnet sich in der Kleinteiligkeit aber auch eine Chance für eine Vielseitigkeit des Angebots für Nischenanbieter im Handel und für die Gastronomie. Diesem Thema widmet sich diese Ausgabe von PHŒNIX. (chh) PHŒNIX zeigt an dieser Stelle jeweils gemeinsam mit der Abteilung Karten und Panoramen der Zentralbibliothek Zürich (Leitung Jost Schmid-Lanter) spezielles Kartenmaterial. In dieser Ausgabe handelt es sich um den Ausschnitt der sogenannten Martini-Karte von Fribourg aus dem Jahr 1682, eine dreidimensionale Darstellung der Stadt.


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FUNDUS AUSSTELLUNGEN

WALTER BENJAMIN (1892 – 1940), DAS PASSAGEN-WERK, ENTSTANDEN 1927 – 1940, ERSCHIENEN 1982. PARIS, DIE HAUPTSTADT DES XIX. JAHRHUNDERTS. ORIGINALTEXT

sam-basel.org Bild: Tom Bisig

Der Städter, dessen politische Überlegenheit über das Land im Laufe des Jahrhunderts vielfach zum Ausdruck kommt, macht den Versuch, das Land in die Stadt einzubringen.

Die Ausstellung «Dichtelust – Formen des urbanen Zusammenlebens in der Schweiz», die bis 5. Mai 2019 im S AM (Schweizerisches Architekturmuseum) in Basel läuft, widerlegt die negativen, oft irrationalen Argumente des vermeintlichen «Dichtestresses». Veranschaulicht wird, was Dichte im Grunde bedeutet: die massvolle und kompakte Ausnutzung des bebaubaren Territoriums. Dichte kann nämlich für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Umwelt einen konkreten Mehrwert generieren.

Nach der Zerstörung der Frankfurter Altstadt 1944 entbrannte um diese ein heftiger Rekonstruktionsstreit. Dieser steht exemplarisch für den Umgang mit zerstörtem Erbe im Zweiten Weltkrieg. Ab den 1950erJahren kamen neue Bauten hinzu. Mit dem Abrissurteil für das Technische Rathaus (1974) setzte 2005 erneut eine Kontroverse um die Neubebauung ein. Wie aus dieser die neue Altstadt hervorging, ist eine zentrale Frage der Ausstellung «Die immer neue Altstadt» im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt, die noch bis 12. Mai 2019 zu sehen ist. dam-online.de

Bis 10. Februar 2019 zeigt das Musée des Arts Décoratifs in Paris das Werk des «Archi-Designers» Gio Ponti. madparis.fr

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FUNDUS

Bild: Naho Kubota /storefrontnews.org

Bild: Naho Kubota /storefrontnews.org

Bild: Steven Holl Architects

DREIDIMENSIONAL FRONTAL Die «Storefront for Art and Architecture» ist ein Widerspruch in sich. Denn die «Front» lässt sich in den Strassenraum ausklappen – und dies schon seit 26 Jahren! Der Raum im Erdgeschoss der Liegenschaft 97, Ken-

mare Street ist knapp 30 Meter lang. Und er ist schmal; seine Breite va­ riiert zwischen 6,1 und 0,91 Metern. Er erstreckt sich von der Ecke Cleveland Place entlang dem mit Bäumen bestandenen Gehsteig bis zum Eingang ins Treppenhaus und dem

direkt anschliessenden eingeschossigen japanischen Restaurant, das in den engen Zwischenraum zum nächsten Bau gepresst wurde. Wir befinden uns im Stadtteil SoHo, mitten in New Yorks Lower Manhattan,

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und blicken auf ein im Grundriss keilförmiges Volumen von drei Geschossen, das sich an das fünfgeschossige Nachbarhaus gegenüber dem Lt.  Petro­sino Square schmiegt. Unter dem klassizistisch detaillierten Dachrand gliedern es eine

Die dynamische Installation entlang dem Gehsteig wird von verschie­denen Ausstellern in ihr Konzept integriert und verändert stetig das Aussehen.


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Am heutigen Standort, er gilt als Schnittstelle von Chinatown, Little Italy und SoHo, drei «kulturell radikal unterschiedlichen Gegenden», befindet sich die «Storefront» seit Mitte der 1980er-Jahre. 1992 beauftragte sie den Künstler Vito Acconci und den noch wenig bekannten Architekten Steven Holl mit einem Re-Design der Fassade. Das Duo hatte bereits im Jahr 1988 bei der Planung für eine Künstler­kolonie im Zentrum von Washing­ton D. C. zusammengearbeitet. Bei einer Besich­tigung des Ortes stellten die beiden fest, dass sich die Geschichte der Ausstellungen durch diverse

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Anstelle von Glas verwendeten Steven Holl und Vito Acconci ein hybrides Material, bestehend aus Beton und rezyklierten Fasern. In diese geschlossene Wand fügten sie geometrische Öffnungen ein. Sie sprachen von einer Puzzle-artigen Konfiguration. Die Füllungen dieser Öffnungen lassen sich um vertikale oder horizontale Achsen drehen. Sie dringen sowohl in den Innen- wie in den Aussenraum ein. So verzahnt sich der Gehsteig mit der Ausstellungszone und wird mit ihr eins. Dank der beweglichen Teile lassen sich dynamisch ganz unterschiedliche Bezüge und Situationen erstellen. Und die Storefront lässt sich in einen flächigen Zustand zurückversetzen. Sie ist dann zu. Seit der Realisierung dieses «Puzzles» erfuhr das Konzept regelmässig Transformationen. Doch das ursprüngliche Konzept wurde stets beibehalten. Viele Architekturschaffende liessen sich davon inspirieren und verliehen der Idee für kurze Zeit ihre persönliche Note. Deshalb wirkt die «Storefront for Art and Architecture» trotz der eigensinnigen Idee überraschend neutral. Sie lässt sich frei bespielen und zeigt nicht zuletzt einen nachhaltig erfrischenden Ansatz für den Umgang mit Erdgeschossen. (map) storefrontnews.org

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Ausgehend von dieser Erkenntnis wollten weder Acconi noch Holl eine permanente Fassade oder einen statischen Galerieraum schaffen. Mit der Absicht, eine «Unwahrscheinlichkeit» zu erzeugen und die Fassade zu durchstossen, stellten die beiden die symbolische Grenze der «Front» infrage. Denn diese Grenze, so argumentierten sie, hebt den exklusiven Charakter der Kunstwelt hervor, in denen nur die, die «drin» sind, dazugehören.

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DU: 01.11.2018

Der Name steht für eine NonProfit-Organisation. Gegründet hat sie Kyong Park im Jahr 1982 – in einem noch kleineren Ladenlokal an der Prince Street 51, wenige Blocks entfernt. Ihr Ziel: die Verbreitung von innovativen Ideen und Haltungen in den Feldern Architektur, Kunst und Design. Von Beginn an hatten die Ausstellungen und Aktionen das Ziel, ein Forum für aktuelle soziale und städtebauliche Themen von New York zu sein. Sie befassten sich zum Beispiel mit dem verschmutzten GowanusKanal, Obdachlosenunterkünften, dem Erhalt von Adam Purples «Garden of Eden» oder der Entfernung von Richard Serras GrossSkulptur «Tilted Arc» von der Foley Federal Plaza. Ein Markenzeichen ist auch eine langjährige, enge Beziehung zur «Avant-Garde» der internationalen Architekturszene. Persönlichkeiten und Büros wie Peter Cook, Diller + Scofidio, Tony Feher, Dan Graham, Coop Himmelblau, Lebbeus Woods, Enric Miralles und Carme Pinós, Eyal Weizman, Bjarke Ingels oder Didier Fiuza Faustino machten in der «Storefront for Art and Architecture» Station.

Einschnitte und Farbschichten mani­festierte und die einst homogenen Oberflächen verwandelten.

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Sichtbacksteinfassade und Erkerfenster, nach unten wird diese schlichte, doch edle Fassade durch ein kurzes Vordach abgeschlossen. Es krönt die «Storefront for Art and Architecture».


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Die Grafik #18

WHO’S WHO

DIE JÄHRLICHE (HEV) UND HALBJÄHRLICHE (FPRE) U ­ MFRAGE BEI ZAHLREICHEN AKTEUREN IM SCHWEZER IMMOBILIENMARKT ZEIGT EINE UNTERSCHÄTZTE MARKTVOLATILITÄT.

Quellen: Wikipedia und e-periodica.ch

Text: Stefan Fahrländer Quelle: Fahrländer Partner FPRE

Seit 2008 befragt FPRE in einer halbjährlich durchgeführten Umfrage zahlreiche Akteure im Schweizer Immobilienmarkt zur vergangenen und künftigen Preisentwicklung von Immobilien. Zudem liegen mit der jährlich durchgeführten Immo­ bilienumfrage des HEV Schweiz langjährige Zeitreihen zur Expertenstimmung vor. Die aus den Ergebnissen beider Umfragen berechneten Preiserwartungsindizes geben eine Indikation für die künftige Entwicklung verschiedener Immobiliensegmente. An der Herbstumfrage 2018 von FPRE beteiligten sich 863 Marktteilnehmer aus der gesamten Schweiz. Neben der erwarteten künftigen Preisentwicklung geben die Experten auch Auskunft über ihre Einschätzung der vergangenen Preisentwicklung. Die Lücke zwischen der Preiserwartung und der festgestellten effektiven Preisentwicklung gibt dabei einen Hinweis auf die Unsicherheit der Experten hinsichtlich der zu erwartenden Preise. Der Vergleich von Aus- und Rückblickindex im

Bereich Wohneigentum zeigt, dass selbst Experten die Volatilität der Preise unterschätzen. Während der Hochkonjunktur der 1980er-Jahre waren die Experten – trotz optimistischer Erwartungen – jeweils überrascht, wie stark die Preise gestiegen waren. Nach der abrupten Wende ab Ende 1988 waren die Experten zwar ­zurückhaltend und erwarteten rückläufige Preise, waren aber rückwirkend wiederum überrascht, wie stark die Märkte einge­ brochen waren. Nach Erreichen des unteren Wendepunktes der Märkte ca. 1998 waren die Experten in weiten Teilen optimistisch. Nur die DotCom-Baisse und die Krise 2009 «verhagelten» die optimistische Stimmung. Aber auch hier zeigt sich: Die Experten sind zwar in ihrem Ausblick überwiegend optimistisch, rückwirkend aber jeweils überrascht, dass sich die Märkte noch dynamischer entwickelt hatten als erwartet. Dieses Bild erkennt man sowohl im Bereich der Einfamilienhäuser als auch bei den Eigentumswohnungen.

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Bei den Preis­ erwartungs­ indizes zeigt sich über die Jahre, dass die Volatilität des Immoblilienmarktes jweils unterschätzt wird.

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50 0  -50  -100  -150  -200 1986:4 1987:4 1988:4 1989:4 1990:4 1991:4 1992:4 1993:4 1994:4 1995:4 1996:4 1997:4 1998:4 1999:4 2000:4 2001:4 2002:4 2003:4 2004:4 2005:4 2006:4 2007:4 2008:4 2009:4 2010:4 2011:4 2012:4 2013:4 2014:4 2015:4 2016:4 2017:4 2018:4

Indexpunkte

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Erwartung zu pessimistisch   Rückblickindex

Erwartung zu optimistisch   Preiserwartungsindex HEV-FPRE

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Als «Architekt einer humanen und poe­tischen Baukunst» wurde unser gesuchter Architekt in einem Nachruf der SIA-Baufachzeitschrift 1999 bezeichnet. Sein Werk sei relativ klein gewesen, so der Autor weiter, aber sehr einflussreich. In seinem Heimatland galt er noch im hohen Alter als wichtigste Autorität unter Berufskollegen, als bereits eine jüngere Generation mit neuartigen Architektur-Projekten auf sich aufmerksam machte. Geprägt in seiner Architektur-Auffassung haben ihn seine Zürcher Jahre, wo er im Jahr 1942 das ArchitekturStudium an der ETH abschloss. Aus einem literarischen Elternhaus stammend, war für ihn lange nicht klar, ob er sich für ein Literatur- oder ein Architektur-Studium entscheiden sollte. Geprägt haben ihn in seiner Architektur-Auffassung nicht nur die Baukunst der 1920er-Jahre, sondern vielmehr Kunst und Künstler der Avantgarde, deren Kontakt er immer wieder gesucht hat, vermittelt durch die Kunsthistorikerin und Sammlerin Carola Giedion-Welcker. Doch nun zu seiner Baukunst, die sich mit folgendem Grundsatz am besten umschreiben lässt: «Ein Haus ist eine kleine Stadt, eine Stadt ist ein grosses Haus.» So konzipierte und plante er seine Bauwerke, in denen der gemeinschaftliche «öffentliche» Raum immer sehr zen­ tral war. So auch bei seinem bedeutendsten Bauwerk, dem Waisenhaus in Amsterdam (1958–1960), mit dem er eine neue Architektur-Strömung begründete, die in den Niederlanden der 1960er-Jahre weitere wichtige Architekten beeinflusste. Wenn ihnen dieses Stichwort noch nicht genügt, hilft Ihnen vielleicht, dass er für die Stadt Amsterdam an die 730 Spielplätze geplant und ausgeführt hat. Fasziniert war er auch, verstärkt durch zahlreiche Reisen, von archaischen Kulturen. Im Gegensatz dazu hielt er den Stadtplanungs-Funktionalismus der CIAM für total verfehlt: Der Mensch sollte immer im Zentrum stehen. Numerische Auflösung: 1 – 12 – 4 – 15 22 – 1 – 14 – 5 – 25 – 3 – 11


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FUNDUS Bild links Französische «Mode de vie» vermittelt das entzückende Jugendstil«Kiosque» an der Place Saint-François 13 in Lausanne. Bild Mitte Gastfreundliches Herz der Elisabe­then-Anlage in Basel ist das Kaffee «Zum Kuss» im neobarocken Stil im ehemaligen «Totenhüsli». Bild unten Nahe beim Lu­zer­ner Reuss­steg findet sich die Café-Bar «Mardi Gras» mit einer Mischung aus Pariser Flair, arabischem Einfluss und Kunst.

DAS GEHEIMNIS EINES GUTEN K AFFEES Auf einen Schwatz mit der Freundin, Freelancen am Laptop, die Print-Ausgabe der Tageszeitung lesen: In den Diskussionen um die Erdgeschossnutzung stehen urbane Cafés oder nostalgische Tea Rooms hoch im Kurs. Der Schweizer Heimatschutz hat das Booklet «Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz» in einer überarbeiteten Auflage herausgegeben. Wenn ich daran zurückdenke, wo wir Gymnasiasten intellektuell sozialisiert wurden, erinnere ich mich nur allzu gerne an das stundenlange Debattieren und Philosophieren im Café Himmel in Baden. «Der Himmel» war ein Kaffeehaus mit plüschigen Sitzbänken und Marmortischchen, mit Spargel-Canapés, Eiern im Glas und Kaffee im hotelsilbernen Kännchen. Kaffeehaus-Kultur pur, obwohl es diese in der Schweiz so eigentlich gar nicht gibt. Die überarbeitete Ausgabe des Büchleins

«Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz» zeigt allerdings genussvoll und kompakt auf, dass es hierzulande eine erstaunliche Vielfalt an aussergewöhnlichen Lokalen zu entdecken gibt, die entweder eine Tradition kultivieren und mit jungem Flair das Potenzial zum Klassiker haben oder die Schweizer Kaffeehaus-Kultur um neue Facetten bereichern. Bei allen lässt sich der Frage nachgehen, was das Geheimnis eines guten Kaffees ausmacht.

Stadterneuerungs-Bestrebungen nur mit engagierter privater Initiative, wie etwa das «La Couronne d’Or» in Lausanne oder das «Farel Bistro» in Biel. Beim Durchblättern begegnen einem zudem ganz unterschiedliche VintageStile – von der Gründerzeit bis in die Fifties. Gäste, die man dabei ganz häufig antrifft, sind die Stühle von horgenglarus, doch das nur nebenbei bemerkt. (cch)

Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz

50 dieser Orte vereint das Büchlein – von Schaffhausen bis Poschiavo, von St. Gallen bis Genf. Viele dieser Loka­ litäten sind beliebte Platz-Cafés in der frequentierten Innenstadt, wie etwa das «La Clémance» in Genf auf der verwinkelten Place du Bourg-de-Four, wo einst alle Wege zusammentrafen, die in die Stadt führten. Andere Cafés überlebten diverse

Zwar hat die Schweiz keine traditionelle Kaffeehaus-Kultur wie Wien, Budapest oder Buenos Aires. Doch die 50 im Booklet versammelten Lokalitäten knüpfen alle in irgendeiner Weise daran an.

2., überarbeitete Auflage Zweisprachig D/F CHF 16.00 / CHF 8.00 (Mitglieder) ISBN 978-3-9524632-8-4 heimatschutz.ch

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FUNDUS DEZEEN AWARDS Ende November hat das Online-Magazin Dezeen die Gewinner der 33 Dezeen Awards bekanntgegeben. Den Architekturpreis des Jahres erhielt das Projekt «The Storefront Theater» von Matthew Mazzotta, das wir Ihnen – der Zufall wollte es – auf dieser Seite vorstellen. Den Preis für das beste Architekturbüro erhielten die Basler Architekten Christ & Gantenbein für ihr reifes und namhaftes Werk: «Es zeigt», so die Jury, «ein beeindruckendes Handwerk und eine ausgereifte Technologie.» Im Speziellen würdigte die Jury den Umgang mit historischen Referenzen, mit denen sie zugleich einen zeitgemässen Ausdruck ihrer Bauten erreichen. dezeen.com

FLANIERMEILE STATT PARKPLÄTZE Jahrzehntelang wurde auf dem Hafendamm von ­A rbon Kies umgeschlagen. Dann wich diese Nutzung grossen Parkplatzflächen. Dies war vielen über Jahre ein Dorn im Auge. Nun hat, so ist im «Tagblatt der Ostschweiz» nachzulesen, eine Planergruppe Möglichkeiten ausgelotet, wie dieser Ort für Touristen und Bewohner künftig attraktiver gestaltet werden könnte. Die Konzeptstudie sieht eine sinnvolle Bündelung der Angebote von Gastro- und Freizeit­ unternehmen vor.

EINE KULISSE UND EINE BÜHNE Die «Main Street» ist so amerikanisch wie Apple Pie oder Baseball. Trotz­ dem darbt sie vielerorts. In einem kleinen Nest in Nebraska findet man einen witzigen Wieder­ belebungsversuch. Über Lyons in Nebraska gibt es nicht besonders viel zu sagen: Die kleine Stadt im Burt County liegt in der grossen Ebe­ ne des Mittleren Wes­ tens und wurde 1880 von Waldo Lyons ge­ gründet. Er war Absti­ nenzler, deshalb blieb, wie bei en.wikipedia.org nachzulesen ist, die Pro­ hibition bis 1968 in Kraft. Die Bevölkerung nahm in den letzten Jahrzehnten leicht ab und liegt nun bei rund 850 Nasen. Die grösste

Attraktion des Städt­ chens ist das «Storefront Theater», das 2016 vom Architekten Matthew Mazzotta realisiert wur­ de. Das von der Initia­ tive ArtPlace Amerika finanzierte Projekt ver­ wandelt die Main Street von Lyons nach Bedürf­ nis in einen Raum für Spektakel und diverse Vorführungen. Stadt ist in vielen Gegen­ den der USA eigentlich gleichbedeutend mit Main Street: Entlang ei­ nem breiten Strassenzug gruppieren sich Reihenhäuser mit Läden im Erdgeschoss. In länd­ lichen Gebieten haben diese Häuser selten mehr als zwei Geschos­ se, oft bleibt es bei ei­ nem. Aber die Häuser-

fronten der Main Street ergeben trotzdem das Bild eines breiten Korri­ dors, womit die Grund­ bedingung des urbanen Flanierens eigentlich ge­ geben ist. Dieser typi­ sche urbane Raum ist verewigt in zahlreichen Filmen: In den Vergnü­ gungsparks der Walt Disney Company ist «Main Street USA» fast immer ein fester Be­ standteil, der dieses na­ tionale Erbe und seine Rolle als Identifikations­ merkmal würdigt. Allerdings ist es um viele Main Streets nicht son­ derlich gut bestellt. Der motorisierte Individual­ verkehr ist Gift für sie. Als Brennpunkte des Alltags mit einem viel­ seitigen Angebot aus

Läden, Verpflegungsstät­ ten, Praxen und Büros haben sie meistens aus­ gedient, alternative Nut­ zungen sind schwer zu finden. Auch in Lyons wirkt die Main Street verwittert und etwas hinfällig, obwohl sie an der Durchgangsstrasse liegt. Mit der neuen Ins­ tallation möchte man ihr wieder Leben einhau­ chen. Eine bestehende Ladenfront wurde durch einen grossen Torflügel ersetzt, der sich auf den Gehsteig absenken lässt. Eine Tribüne kommt zum Vorschein, die Main Street wird wieder zur Bühne. Im geschlossen Zustand präsentiert die Front das gewohnte Bild, das sich als Kulisse unauffällig in die Zeile einfügt. (map)

Kleine Bilder Die Parzelle in der geschlossenen Zeile bestimmt die Breite der Zuschauerränge. Die Mainstreet wird zur Bühne.

Quelle: tagblatt.ch/ostschweiz/

Die TU München hat Jacques Herzog & Pierre de Meuron die Ehrendoktorwürde für ihre herausragenden Leistungen verliehen.

Grosses Bild Die künstliche Fassade lässt sich bei Bedarf hydraulisch absenken, wodurch ein Durchblick entsteht und eine Tribüne erscheint. Bilder: Matthew Mazzotta

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Bild: Chensiyuan /Wikimedia Commons

DAS STRASSEN-NIVEAU ZURÜCKGEWINNEN Heftiges urbanes Wachstum hinterlässt Schadstellen. Die Weltbank bietet auf einem globalen Niveau Steuerungshilfen. Die Revitalisierung von Erdgeschossen gehört ins Rezeptbuch. Die Regeneration von Quartieren in Grossstädten wird von der Weltbank als wichtige Etappe auf dem Weg zu einer globalen Gemeinschaft ohne Armut betrachtet. Denn in vielen von ihnen entstehen durch Entwicklungsschübe Zonen, die zu wenig genutzt werden oder zerfallen. Diese bieten bei der Armutsbekämpfung grosse Chancen. In allen Teilen des Erdballs haben verschiedene solcher Städte private Investoren mobilisiert, um bisher vernachlässigte Gegenden in lebenswerte, prosperierende Quartiere zu verwandeln. Vor diesem

Hintergrund hat die Weltbank die Sanierungsbemühungen von acht Grossstädten untersucht, die sie für vorbildlich hält: Ahmedabad in Indien, Buenos Aires in Argentinien, Johannesburg in Südafrika, Santiago in Chile, Seoul in Korea, Schanghai in China, den Stadtstaat Singapur und Washington D. C. Anhand dieser Beispiele entwickelte sie ein OnlineTool, das für die Planung und das Treffen von Entscheiden hilfreich sein kann. Die Ausgestaltung und die «Rückeroberung» des Strassen-Niveaus als Ort des gesellschaftlichen Austauschs spielt bei den meisten Beispielen eine wichtige Rolle. In den Städten in wärmeren Klimazonen dient dieser als wichtiger Aufenthalts- und Begegnungsraum. Die Klärung

der Übergänge zwischen «innen» und «aussen», zwischen privaten und halbprivaten Zonen sind wichtige Elemente bei der Verbesserung der Lebensbedingungen und beim Erhalt historischer Strukturen, die zur Identität der betreffenden Städte beitragen. Gelegentlich sind Regenerierungsprozesse auch mit einem Wechsel in der Bevölkerung verbunden. Ins historische Zentrum von Johannesburg sind beispielsweise Menschen gezogen, die bisher in den Slums an der Peripherie gelebt haben. Die Akklimati­ sation an die neue Umgebung erfolgt auf Erdgeschossniveau. Entsprechend viel Aufmerksamkeit schenkten die Aktoren deshalb den Stras-sen-Räumen und den Aktivitäten, die sich in ihnen und an ihren Rändern abspielen. Eine Rückbesinnung auf

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bestehende Qualitäten bei der Regenerierung braucht eine breite Basis. Dies geht aus den Empfehlungen der Weltbank hervor. Sie umfassen die Erkenntnis, dass die staatliche Seite ein grösseres Regenerierungsprojekt selten alleine stemmen kann. Private Investitionen werden für den Erfolg und insbesondere die Finanzierung als essenziell erachtet. Wird mit Umsicht und Können gehandelt, kann die Stadt in der Folge mit einem wachsenden Steuersubstrat rechnen. (map) urban-regeneration. worldbank.org

In Singapur legte die Weltbank spezielles Augenmerk auf die Wiederbelebung von Flussräumen und historischen Quartieren. Die Erdgeschosse öffnen sich zu diesen Aufenthalts- und Bewegungszonen, wie etwa der Circular Road. Bild: Sengkang / Wikimedia Commons


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SIMULIERTE ÖFFENTLICHKEIT Mit drei neuen Gebäu­ den wurde das Doro­ theen-Quartier in Stutt­ gart neu belebt. Büros, kleinteiliger Einzel­ handel, Wohnen und ­gestalteter Aussenraum vermitteln das Gefühl von Urbanität. In der Studie «Future Public Spaces» des GDI – siehe dazu auch Vademecum auf Seite 32 – gehen 60 Prozent der befragten Experten davon aus, dass sich die Innenstadt in Zukunft zu einer Ausstellungsund Erlebnisfläche wandeln wird. Nicht mehr das Shopping im Sinne physischer Verkaufsflächen steht dabei im ­Vordergrund, sondern das Erlebnis, die ­Serendipität: kein ziel-

orientiertes Shoppen, sonderm das Sich-treiben-Lassen, das Stöbern und das zufällige Aufspüren von Dingen. Dieses die Zukunft anti­ zipierende Stadtentwicklungskonzept wird ­vielerorts diskutiert und auch von grossen Unternehmen umgesetzt. Vermehrt realisieren diese Einkaufspassagen mit baumbestandenen Plätzen, die öffentlichen Stadtraum nachbilden, aber eigentlich privater Natur sind. Als klassisches Beispiel dieses «Pretend Public», bei dem ein privater Anbieter Öffentlichkeit simuliert, wird in der GDIStudie das DorotheenQuartier in Stuttgart genannt, eine Aus-

gliederung des Kauf­ hauses Breuninger. Für Behnisch Architekten hat sich durch die städtebauliche Neuordnung des Dorotheen-Quartiers die einmalige Chance ergeben, den bislang eher als Rückseite empfundenen Ausgang der Karlspassage aufzuwerten. Diese hochwertige Innenstadtfläche wurde durch drei Baukörper mit Büros, kleinteiligem Einzelhandel und urbanem Wohnen ans lebhafte Netz der Stuttgarter Fussgängerzone angeschlossen und soll dadurch die städtebaulichen Querverbindungen in der Innenstadt stärken. Ziel der Aufwertung war es auch, einen Stadtraum

ohne Rückseite mit attraktiven Fronten, Diversität und hochwertigem Charakter zu schaf­fen. Eingebettet in die Umgebung greifen die drei Gebäude sowohl den historischen Stadtgrundriss als auch die Bezüge der heutigen Umgebung auf. Sie sind unterschiedlich gestaltet und vermitteln zwischen den Proportionen ihrer unmittelbaren Umgebung. So greift zum Beispiel der an die Markthalle angrenzende Baukörper deren Traufhöhe auf, während der zur Holzstrasse gelegene die eher grossmassstäblichen Ordnungen der Charlottenplatzumgebung annimmt. Durch die topografische

Situation Stuttgarts in Kessellage haben Behnisch Architekten zudem der Dachlandschaft eine grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Die Öffentlichkeit bewertet den neuen Stadtraum ­indes sehr unterschiedlich. Die vom Bezirksrat Mitte kritisierte «Betonwüste für die Reichen und Schönen» erhielt zahlreiche Likes. Andere wiederum schätzen das Gastronomieangebot und das «kosmopolitische» Flair. Kosmopolitisch heisst aber auch austauschbar. Ein Phänomen, das der amerikanische Soziologe Richard Sennett in seinem neuen Buch «Die offene Stadt» (Verlag Hanser) vehement kritisiert. (chh)

Oben Büros, Wohnen und Retail auf gehobenem Niveau machen das neue DorotheenQuartier in Stuttgart aus. Die Gassen laden zum Flanieren ein. Links Anordnung und Architektur der drei neuen Gebäude von Behnisch Architekten beziehen sich in vielfacher Weise auf die Umgebung.

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FUNDUS

DAS MANUFAKT #18 PFLÄSTERUNG Quellen: diverse

Auf der Suche nach einem Bild, welches das Flanieren als eine Art und Weise der Stadtaneignung symbolisiert, sind wir auf Gemälde des französischen Malers Gustave Caillebotte gestossen. Einige davon dokumentieren das bourgeoise Paris Haussmannscher Prägung aus einer Fussgängerperspektive. Der ins Auge fallende Bodenbelag der Fahrbahn ist dabei das Kopfsteinpflaster, während das Trottoir mit Natur- oder Kunststeinplatten belegt ist. Die Pflästerung ist auch heute noch ein Thema bei der Gestaltung öffentlicher Stadträume, allerdings ist sie mit Rücksicht auf Barrierefreiheit und Lasten nur beschränkt zulässig. So sind in Zürich Reihenpflästerungen

in Quarzsandstein nur in der Altstadt, in ehemaligen Dorfkernen, um historische Gebäude und Brunnen erlaubt, Bogenpflästerung auf Plätzen mit historischen Bezug. Pflästerungen in Granit sind u. a. für Verkehrsinseln und kleine Flächen vorgesehen. Dass der Bodenbelag ein sehr prägendes Element der Wahrnehmung von Städten und Stadträumen ist, hat der britische Kunstkritiker John Berger (1926–2017) in einem seiner Essays erkannt, indem er sagte, er würde jede Stadt jederzeit anhand des Blickes auf den Boden wiedererkennen. Pflästerung assoziieren wir hierzulande vor allem mit einer historisch gewachsenen, unter Schutz gestellten Altstadt. (chh)

DER VOLKSMUND #18 «LOZZI-WURM» Über Jahrzehnte hat der meist orangefarbene «Lozzi-Wurm» des Künstlers Ivan Pestalozzi – drum heisst er so – sowohl städtische als auch SiedlungsSpielplätze geprägt. Die Spielplastik (1972) aus Kunststoff wird zwar noch heute produziert, da aber PVC kein Material erster Wahl mehr ist und andere Spielplatz-Konzepte en vogue sind, sieht man sie kaum mehr. Dabei wäre sie nach wie vor eine perfekte Spielskulptur, die es den Kindern ermöglichen würde, den öffentlichen Raum als ihren eigenen zu erfahren.

Literatur

Einfach komplex Die Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) ist eine der ikonischen Bauten des bundesdeutschen Aufbruchs der 1950er-Jahre. Initiiert von Otl Aicher und Inge Aicher-Scholl entstand eine Hochschule, die nach dem Prinzip, Architektur und Lehrprogramm als Einheit zu gestalten, zur international bedeutendsten Design-Hochschule nach dem Bauhaus wurde. Für Programm und Architektur der HfG Ulm war Max Bill verantwortlich, der in visionä­rem Geist und mit

Vorne – hinten

Hortitecture

Ando

Akribie ein aufsehenerregendes Ensemble von grosser Präzision und Ausdruckskraft schuf. Dieses Buch ist eine umfassende Monografie und Baudokumentation, die die Entwurfs-, die Bau- und die Nachgeschichte minutiös nachzeichnet; mit zahlreichen Plänen, Fotografien und Interviews.

Wie wird aus Wohnhäusern Stadt? Dieser Frage widmet sich Band 8 der Reihe «Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt». Für die Herausgeber ist es noch immer so, dass die neuen Wohnanlagen zu monofunktional sind. Sie bieten nicht genügend Optionen.

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Wie kann man Städte in Zukunft mit dem gestalterischen Potenzial von Pflanzen naturnäher planen? «Hortitecture» ist an der Schnittstelle von Architektur, Biologie und Technologie angesiedelt, um das gewonnene Wissen auf Gebäude­ entwürfe zu übertragen.

Die aktualisierte Ausgabe von Tadao Andos Werkschau nimmt die gesamte Bandbreite seines Schaffens in den Blick, einschliesslich neuer Projekte. Jedes Projekt wird mit Fotografien und Bauzeichnungen vorgestellt, die Andos spannende Dramaturgien aufzeigen.


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Diego Delso, delso.photo (http://delso.photo), License CC-BY-SA (https://creativecommons.org /licenses/by-sa/4.0/legalcode)

FORUM

Passagen Das Erdgeschoss liegt im urbanen Umfeld an der Schnittstelle zum öffentlichen Raum. Im Idealfall steht es mit ihm in einem regen Austausch. Diesen Austausch fördern gute Bedingungen für den Fussgängerverkehr. In vielen Städten entstanden deshalb gedeckte Passagen, die ins allgemeine Wegnetz eingebunden sind. Sie verdienen auch in unseren Tagen Aufmerksamkeit. Text: Manuel Pestalozzi


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FORUM

P

assagen sind per definitionem Zwischenstücke. Passantinnen und Passanten durchkreuzen sie, und sie passen sich ins Stadtgefüge ein. Der Weg spielt also eine wichtige Rolle. Mit der Zeit kamen auch die Attraktionen am Wegesrand und der Komfort auf der Strecke hinzu. In der westlichen Welt hat die Idee möglicherweise zwei Ursprünge, beide haben ein angenehmes Flanieren zum Ziel.

Flanieren Das Verb kennzeichnet ein gemächliches, oft wenig zielgerichtetes, von Ruhe- oder Denkpausen unterbrochenes Dahinschreiten von Menschen. Da manche diese Tätigkeit als Kulturgut auffassen und sie auch als solche beschrieben haben, mag es von Interesse sein, woher dieses Wort überhaupt kommt: Es hat eine etymologische Reise quer durch Nordwesteuropa hinter sich. Sein Ursprung liegt bei den Wikingern, die das Verb «flana» für überstürztes, achtloses handeln verwendeten. Mit den Wikingern gelangte es in die Normandie, wo die erwähnte Ziellosigkeit sich mit lateinischem Müssiggang vermählte – dort wird «flâner» auch als «Zeitvertrieb mit Bagatellen» gehandelt. Das Flanieren als Kulturgut mit räumlichen Ausformungen entwickelte sich ab dem Mittelalter zum Zeitvertrieb jener, die Zeit zu vertreiben hatten: Neben entbehrungsbereiten Müssiggängern waren das hauptsächlich Adlige. In ihren Schlössern legten sie Wandelgänge an, die sich in der Folge zu Galerien entwickelten. Hier spazierten Edelleute geschützt vor der Witterung auf und ab, plauderten miteinander oder ergötzten sich an

Gewölbe

Kunstgegenständen, die entlang der Wände zur Schau gestellt wurden. Händler lieben Flanierende. Ihre Zeitreserven und ihre Unentschlossenheit bilden Geschäftsmöglichkeiten. Je besser die Bedingungen auf der Flanierstrecke sind, desto weniger sehen sich Flanierende veranlasst, sich zu beeilen. Sie lenken ihre Blicke auf die Auslangen entlang der Strecke und lassen ihrer Neugier freien Lauf. Eigentlich unterscheiden sie sich in ihrem Verhalten wenig von den eben erwähnten Edelleuten – möglicherweise fühlen sie sich – umworben von dienstfertigem Verkaufspersonal – auch ein bisschen wie solche.

Licht und Schatten Öffentlich zugängliche Passagen, die ins Strassennetz eingebunden sind, erstaunten europäische Reisende, die sich im 16. und 17. Jahrhundert in den Orient begaben. Die grossen Basare von Istanbul, Isfahan oder Schiras wurden durch ihre Berichte in weiten Kreisen berühmt. Schnell erkannte man damit auch die Möglichkeit, das Innere von Häusergevierten in Stadtzentren besser zu nutzen, indem man auf Strassenniveau geordnete «Schneisen» durch die Baumasse schlug. Nicht selten sind diese auch Abkürzungen für Leute, denen es nicht zum Flanieren zumute ist. Glasdächer bieten Schutz vor der Witterung. Im Gegensatz zum Orient ist der Luxus dieser gedeckten Passagen nicht der Kühlung versprechende Schatten, sondern das Fernhalten des Niederschlags. Der Bezug zum zenitalen Tageslicht ist das Charaktermerkmal der klassischen Passage europä­ ischen Ursprungs.

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Was in Schiras in Backstein errichtet wurde, inspirierte Europa zu Varianten in Eisen, Stahl und Glas. Passagen und Galerien bil­den in Moskau, Lausanne, Genua, Brüssel und vielen anderen Städten Flanierstrecken mit Attraktionen links und rechts, die sich trockenen Fusses erreichen lassen. Bilder: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Hans Gerber, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv


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FORUM

Bild: Jmh2o/Wikimedia Commons

Charleroi, Belgien

Bild: Marie-Noëlle Dailly

Bild: DDS+

1798 wurde in Paris die «Passage du Caire» eröffnet. Der Name, die französische Bezeichnung von Kairo, ist zwar dem anschliessenden offenen Platz und der Strasse entlehnt, doch erinnert er nicht nur an den siegreichen Feldherrn Napoleon, sondern auch an die orientalischen Ursprünge der Idee. 1819 konterte London mit der «Burlington Arcade». Beide Passagen existieren bis heute und zeigen, dass die Lage an einer Passage nach wie vor eine gute Adresse sein kann. Mit der Entwicklung der Industrialisierung und des Kapitalismus entwickelte sich auch der Typus der Passage. An verschiedenen Orten wurde aus der Nebensache die Hauptsache. Das berühmteste Beispiel ist zweifellos die monumentale Galleria Vittorio Emanuele II, 1867 eröffnet und eine der Hauptattraktionen im Zentrum von Mailand. Die Bezeichnung der Passage als Galerie deutet an, dass hier das Spazieren und die Musse mindestens so wichtig sind wie der Handel mit Waren oder Dienstleistungen. Eine andere Weiterentwicklung war die Mehrgeschossigkeit; das Strassenniveau wurde gewissermassen gefaltet und gestapelt, doch noch immer war ein direkter Anschluss ans öffentliche Wegnetz gewährleistet. Mit dieser Ausdehnung in die Vertikale blieb nur noch ein kurzer Schritt bis zum Warenhaus, das oft auch als Galerie bezeichnet wird, aber meistens klar beschränkte Öffnungszeiten hat.

Walter Benjamin Einer der berühmtesten Flaneure ist Walter Benjamin (1892 bis 1940). Der deutscher Philosoph und Kulturkritiker war ein früher Städte-Reisender und erkundete das urbane Territorium als denkender Spaziergänger. Während mehr als einem Jahrzehnt

arbeitete er an seinem «Passagen-Werk», das unvollendet blieb, aber für die Nachwelt eine unerschöpfliche Quelle an Hinweisen und Feststellungen darstellt. Das «Passagen-Werk» gilt als eine Geschichtsphilosophie des 19. Jahrhunderts, explizit aus der Sicht des 20. Jahrhunderts, in der Systematik eines historischen Materialismus, verknüpft mit theologischen Momenten. Es setzt sich zusammen aus zwei Exposés und mehreren Tausend thematisch geordneten Notizen, Zitaten und Exzerpten. Es ist als Buch von mehr als 1000 Seiten greifbar, man bezeichnet es als eines der bedeutendsten Fragmente der deutschen Literatur. Der Umgang mit dem Erdgeschoss wird durch dieses Werk definitiv Bestandteil der abendländischen Kultur. Benjamin sammelte als Flaneur – und diesen Begriff füllend – Hintergründe über die Pariser Passagen. Er dehnte den Betrachtungsraum aus auf Strassen und Warenhäuser, Panoramen und Weltausstellungen. Das Erdgeschoss bleibt bei seinen Gedanken über Mode, Prostitution und Reklame im Fokus. Benjamins Entwurf einer «dialektischen Feerie» [sic!] von vernunftbasierten Träumereien will die Entwicklung des Kapitalismus anhand der Lebenswelten der Metropole illustrieren. Ursprünglich soll er ein Essay von fünfzig Druckseiten geplant haben, doch sah er sich allmählich mit einer ausgeuferten Stoffsammlung konfrontiert, die er in den folgenden Jahren in sechsunddreissig Konvolute zusammenfasste, thematisch locker geordnet, und mit Schlagworten versah. «Die Arbeit über die Passagen setzt ein immer rätselhafteres, eindringlicheres Gesicht auf und heult nach Art einer kleinen Bestie in meine Nächte, wenn ich sie tagsüber nicht an den entlegensten Quellen getränkt habe. Weiss Gott, was sie anrichtet, wenn ich sie

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Die «Passage de la Bourse» in der alten Industriestadt wurde Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit öffentlichen Gebäuden in ein zentrales Geviert eingepasst. Heute ist sie in ein modernes Shopping Center integriert, erfüllt aber immer noch ihre Funktion als Abkürzung zwischen Flussufer und Innenstadt. Bild: Val et Oli


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HEBT SICH AB. In Design und Erfindergeist.

eines Tages frei lasse», schrieb Walter Benjamin in einem Brief an Gershom Scholem und setzte mit seinem Werk der Passage ein literarisch-philosophisches Denkmal.

Sehen und gesehen werden Interessant an den Passagen ist die Mischung zwischen Glamour und Zweckdienlichkeit. Dies führte zu ganz unterschiedlichen Massstäben und Dimen­ sionierungen dieses Typs des gedeckten Weges. Aber stets steht die Begegnung, das Sehen und Gesehen-Werden im Zentrum. Das Auto ist ein natürlicher Feind der Passage. Es verhindert sie zwar nicht, wie man in zahlreichen Einkaufszentren erkennen kann, aber es behindert oder verunmöglicht einen nahtlosen Übergang zum Wegnetz und wertet den für die Passage unabdingbaren Fussverkehr ab. Ist ein solcher Übergang gesichert, scheint sich die Überlebensfähigkeit zu verbessern, wie die Beispiele «Passage du Caire» oder «Burlington Arcade» zeigen. Natürlich geht das allgemeine Problem der Erdgeschossnutzung auch an Passagen nicht spurlos vorüber. Flanieren ist eine Kunst, und sie droht da und dort verloren zu gehen. Passagen sind ein optimales Übungsterrain, will man sie zurückerobern. Eine mögliche Neuinterpretation zeigt das hier abgebildete Beispiel in Providence, Rhode Island.

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Providence, Rhode Island

Hinter der Tempelfassade verbirgt sich eine der ältesten Passagen der Neuen Welt, die «Arcade». Sie ist denkmalgeschützt und beherbergt heute kleine Läden und 48 sogenannte «Micro Lofts».

Bilder: NCA Northwest Collaborative Architects

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Sicherstellung der Bauqualität durch Stadtplanung?

Burckhardt+Partner entwickeln das historische Schindler Areal in Ebikon zu einem modernen Campus weiter, auf der Grundlage einer städtebaulichen Gesamtgestaltung. Daniel Thaler legt in seinem Beitrag dar, wie hohe Anforderungen an die Bauästhetik in einer kommunalen Nutzungsplanung dornenvoll sein können – für Bauherren wie auch Bewilligungsbehörden.

Visualisierung Schindler Campus, Ebikon.

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h Text: Daniel Thaler

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ür manche überraschend hat das Bundesgericht 2016 die Baubewilligung für das Gross-Wohnbauprojekt «Ringling» in Zürich-Höngg aufgehoben ¹; entgegen der Auffassung aller Zürcher Behörden und einer qualifizierten Wettbewerbsjury. Seither ist bekannt: Juristen können Architekten, Baubehörden und Spezialgremien in deren Beurteilung eines Bau­ projektes widersprechen und darüber entscheiden, ob die planerische und architektonische Bauqualität ausreichend ist. Im Zug des aktuellen Strukturwandels insbesondere im Retail-Bereich, mit den sich verändernden Kunden- und Einkaufsbedürfnissen sowie im Bestreben, attraktive und lebenswerte öffentliche Räume im urbanen Umfeld zu schaffen, sind viele Städte und Gemeinden daran, für ihre Zentrumsareale massgeschneiderte Stadtplanungen zu definieren und solche Areale in Baubewilligungsverfahren realisieren zu lassen. Im Fokus stehen dabei nicht zuletzt die Erdgeschosse und Vorgartenbereiche, durch welche Quartiere belebt und aufgewertet werden sollen.

Autonomie und Rechtsschutz Wer bestimmte Bauqualitäten in zentralen Lebensräumen durchsetzen will, hat vorab die Rechtsgrundlagen dafür zu schaffen. Zunächst gewährleistet Art. 50 Abs. 1 der Bundesverfassung die Gemeindeautonomie nach Massgabe des kantonalen Rechts. Art. 2 Abs. 3 des Raumplanungsgesetzes (RPG) weist die Planungsbehörden an, «den ihnen nachgeordneten Behörden den zur Erfüllung ihrer Aufgaben nötigen Ermessenspielraum zu lassen». Diese Grundordnung gilt namentlich für den Erlass von Bau- und Zonenordnungen, Sondernutzungsplänen wie etwa öffentliche Gestaltungspläne und die Erteilung von Baubewilligungen durch die zuständige kommunale Behörde. Beim Erlass der Ortsplanung kommt der Gemeinde somit Gestaltungsspielraum zu  ². Umgekehrt sieht mit Blick auf den Rechtsschutz Art. 33 Abs. 3 lit. b RPG «die volle Überprüfung durch wenigstens eine Beschwerde­ behörde» vor. Volle Überprüfung bedeutet

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aber auch eine Ermessenskontrolle im Rechtsmittelverfahren. Die Kantone setzen dieses Grundmodell unterschiedlich um, namentlich im Rahmen einer Angemessenheitskontrolle durch verwaltungsinterne Rechtsmittelinstanzen oder durch ein erstinstanzliches Gericht, so beim Baurekursgericht des Kantons Zürich. Das Spannungsverhältnis zwischen Gemeindeautonomie und Rechtsschutz wurde vom Bundesgericht bereits verschiedentlich thematisiert. So wurde befunden, es sei zur Wahrung eines Entscheidungsspielraums der Gemeinden richterliche Zurückhaltung bei der Überprüfung unbestimmter Rechtsbegriffe zulässig ³. Den Gemeinden komme insbesondere bei der Auslegung ihrer eigenen kommunalen Nutzungsplanung Ermessensspielraum zu, weshalb die kantonale Rekursinstanz nur dann einschreiten dürfe, wenn eine ästhetische Würdigung sachlich nicht mehr vertretbar sei4. Mithin müssten die Gerichte den Handlungsspielraum respektieren, den das Gesetz der kommunalen Verwaltung einräume5.

Gut gemeint, aber unrealistisch Stadtplaner und die kommunale Legislative sorgen für die Umsetzung von planerischen Qualitätsansprüchen durch gesetzliche Vorgaben in ihrer Nutzungsplanung, etwa wie folgt: In einem öffentlichen Gestaltungsplan wurde das Ziel definiert, Zentrumsbereiche mit attraktiven Nutzungen zu stärken und Zentrumsüberbauungen von hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität zu fördern. Dies verbunden mit einer hohen Aufenthaltsqualität im öffentlichen Aussenraum, namentlich für Fussgänger, auch durch Gestaltung der Fassaden von Eingangsgeschossen. Wobei im Sinne einer generellen Anforderung Bauten und An­ lagen, Umschwung sowie der öffentliche Strassenraum für sich und im Zusammenhang mit der baulichen Umgebung so zu gestalten seien, dass eine besonders gute Gesamtwirkung erreicht wird6. Solche Anforderungssuperlative suggerieren allerdings eine Scheingenauigkeit. Und sie sind weder einfach einzuhalten noch ohne Weiteres


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Bild: Tanya Hasler

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Dr. iur. Daniel Thaler

ist Rechtsanwalt und Partner der auf Immobilien-, Miet- und Baurecht spezialisierten Zürcher Anwaltskanzlei Tschudi Thaler Rechts­anwälte. Er bildete sich am Institut für Schweizerisches und Internationales Baurecht in Fribourg weiter und ist einer der ersten Schweizer Fachanwälte SAV Bau- und Immobilienrecht. Der Autor ist beratend und prozessierend tätig und publiziert regelmässig zu immobilienrechtlichen Themen. ttlegal.ch

Fussnoten 1 Urteil Bundesgericht 1C_313/2015, 10.08.2016. 2 Urteil Bundesgericht 1C_479/2017, 01.12.2017, E.7.1. 3 Urteil Bundesgericht 1C_319/2016, 01.02.2017, E.4.2. 4 Urteil Bundesgericht 1C_5/2016, 18.05.2016, E.5.3. 5 Urteil Bundesgericht 1C_156/2011 15.07.2011, E.2.3. 6 So explizit Art. 2,10 und 11 Öffentlicher Gestaltungsplan Zentrum Wallisellen vom 09.06.2015. 7 Urteil Bundesgericht 1C_92/2018, 09.07.2018, E.3.5. 8 Urteil Bundesgericht 1C_358/2017, 05.09.2018 (schriftliche Begründung zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch ausstehend).

justiziabel. Es darf nicht überraschen, wenn unter­ schiedliche Gremien verschiedene Auffassungen ver­ treten und selbst die fundierte Meinung eines kommu­ nalen Fachgremiums nicht unbedingt verlässlich ist, denn bei der Frage, ob die gesetzlichen Kriterien im Einzelfall erfüllt sind, besteht Spielraum. Somit droht dereinst ein richterliches Urteil, es fehle an der erfor­ derlichen Eingliederung in die bauliche und land­ schaftliche Umgebung, dass mithin nicht konkret dar­ legt wurde, inwiefern Bauten ausreichend gut gestal­ tet worden seien und Rücksicht auf den Vorbestand genommen hätten. Nur, welche Strenge ist bei einem Massstab «be­ sonders gute Gestaltung» überhaupt anzuwenden? Baujuristen neigen dazu, von einer erforderlichen No­ te 5+ zu sprechen – was immer das heissen mag. Der Umstand, Architektur einer richterlichen Qualitätskri­ tik zu unterstellen, birgt reichlich Frustrationspoten­ zial bei den involvierten Fachkräften und Bauherren, zumal die Kunst des planvollen Entwurfs der gebau­ ten menschlichen Umwelt zum Erfahrungsschatz des Architekten und nicht des Juristen gehört. Zwar haben nach der bisherigen Bundesgerichtspraxis Gerichte ­eine vertretbare kommunale Einschätzung zur Bezie­ hung einer Überbauung zum Ortsbild sowie hinsicht­ lich der Qualität von Bauten und Umgebungsanlagen zu respektieren und nicht die eigene Einschätzung an deren Stelle zu setzen7. Eine solche «Vertretbarkeits­ kontrolle» würde aber, wenn sie eine reine Willkür­ prüfung wäre, der von Gesetzes wegen geschuldeten «vollen» Überprüfungskompetenz der Rechtsmittel­ behörden widersprechen. Im Grunde genommen ­sollen nach der Rechtsordnung die Gemeinden die Möglichkeit haben, zwischen mehreren zweckmässi­ gen und angemessenen Varianten zu wählen. (Über-) hohe Qualitätskriterien erhöhen allerdings die Rechts­ unsicherheit, zumal sich effektive kommunale Auto­ nomie und voller Rechtsschutz ausschliessen.

Heikle Verrechtlichung der Bauästhetik Die heutige Rechtslage bedeutet, sich nicht unbedingt auf das Urteil einer, wenn auch qualifizierten, Wettbe­ werbsjury abstützen zu können. Die zuständige Bau­ bewilligungsbehörde hat ein Projekt genau zu prüfen und im Zweifelsfall ein unabhängiges (Zweit-)Gutach­ ten einzuholen. Aber hat die Baubehörde für eine sol­ che Beurteilung überhaupt genügende oder bessere Qualifikationen als ein Jury-Fachgremium? Und wird das Zweitgutachten überzeugender und qualitativ bes­ ser ausfallen? Was, wenn die Meinungen divergieren? Und was, wenn es die Rechtsmittelinstanz wieder an­ ders sieht? Es ist kaum zu erwarten, dass das Bundes­ gericht mit seiner neuesten Formulierung zum Span­ nungsfeld von Gemeindeautonomie und Rechtsschutz grössere Klarheit schaffen wird 8. Klar scheint, dass mit der rechtlichen Erfassung sehr hoher An­sprüche an Gestaltung und Einordnung die Rechts­sicherheit für alle Beteiligten gefährdet wird. Baubewilligungs­ behörden können sich nicht auf das Urteil ihrer noch so qualifizierten Fachgremien verlassen. Bauherren können nicht voraussehen, ob eine Planung den ge­ setzlichen Anforderungen genügen wird. Die Durch­ setzung vermeintlich hoher Bauqualität geht also zu­ lasten erheblicher Aufwendungen und Kosten für in­ volvierte Gremien, und sie begründen hohe Risiken für Bauherren. Was am Ende herausschauen wird, ist reichlich unberechenbar.

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Codex SCHNEEAB­ LAGERUNGSPLATZ Grundsätzlich besteht keine Baubewilligungs­ pflicht für eine «Schnee­ deponie» aus der Stras­ senräumung, es sei denn, es wäre regelmäs­ sig mit erheblichen Schneemengen, z.B. auf­ grund des Einzugsbe­ reichs oder der Höhen­ lage, zu rechnen. (BGer 1C_505/2017, 15.05.2018)

AUSLEGUNG VON WEGRECHTEN Gemäss der Stufenordnung von Art. 738 ZGB ist der Grundbucheintrag Ausgangspunkt für die Ermittlung von Inhalt und Umfang einer Dienstbarkeit. Nur wenn sein Wortlaut unklar ist, darf im Rahmen des Grundbucheintrags auf den Erwerbsgrund, mithin Begründungserklärung oder Servitutenprotokoll bzw. Belegprotokoll, zurückgegriffen werden. Ist auch das ­unschlüssig, kann sich der Dienstbarkeitsinhalt – im Rahmen des Eintrags – aus der Art und Weise der in gutem Glauben längeren und unangefochtenen ­Ausübung ergeben. (BGer 5A_770/2017, 24.05.2018)

SEMINAR BAURECHT Am 13. März 2019 findet im «Lake Side» in Zürich die 10. Ausgabe des bewährten ganztägigen Seminars «Zürcher Praktikertag für Baurecht» statt, das auf die Bedürfnisse juristischer Baupraktiker aus Advokatur, Verwaltung und weiteren Bereichen der Baubranche ausgerichtet ist. Nebst Referaten u.a. zur Praxis des Zürcher Verwaltungs- und Baurekursgerichts und zur aktuellen Bundesgerichtsrechtsprechung im Planungs- und Baurecht sowie Vergaberecht wird erstmals eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema BIM erfolgen.


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T N I W XU I , N N ΠE PH S E I W U E N

Text Lukas Bonauer/Manuel Pestalozzi

Bilder Michael Haug

Pläne Häberli Heinzer Steiger Architekten

In der Grossüberbauung Neuwiesen beim Bahnhof von Winterthur ist ein Bürogebäude in ein Wohnhaus umgewandelt worden. Das Erdgeschoss ist von diesem Eingriff zwar nur marginal betroffen. Doch das gesamte Gebäude profitiert von der Gleisquerung und einer neuen Platzanlage, die es besser in den Stadtraum einbindet und seine Urbanität unterstützt.

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assanten in der Nähe des Bahnhofs Winterthur sticht er ins Auge, der markante Bau mit seiner charakteristischen AluminiumGlas-Fassade. Vom dazugehörenden Gebäudekomplex Neuwiesen abgelöst, zeigt er sich in der Höhe als Solitär, der auch unter dem Namen AXA-Tower bekannt ist. 1982 hat ihn die Siska Heuberger Holding AG an dieser prominenten Lage für Bürozwecke erstellt. Fünf Geschosse, die vor Kurzem noch Arbeitswelten ummantelten, hat das ortsansässige Architekturbüro Häberli Heinzer Steiger Architekten umgebaut. Sie bieten jetzt – erweitert um ein zusätzliches Dachgeschoss – eine differenzierte Wohnlandschaft, vom Kleinstudio bis zur weiträumigen Maisonette-Einheit.

Verschiedene Niveaus

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Der frühere AXA-Tower steht an einer zentralen städtebaulichen Schnittstelle: der Kreuzung des Gleisfelds beim Bahnhof mit der Zürcherstrasse. 1912 fand eine Entflechtung statt, indem die Strasse unter den Schienen hindurchgeführt wurde. Dazu erstellte man Rampen, die von massiven Stützmauern aus Kalksteinquadern eingefasst wurden. Integriert in dieses grosse Infrastrukturwerk wurden auch die Umleitung des Stadtflüsschens Eulach und auf der Westseite der Gleise die


Links In der Luft­ aufnahme der Kreuzung aus dem Jahr 1982 hat das Gebäude noch einen Naturstein­ sockel. Mitte Der Aussenraum und seine Möblierung werten das Erdgeschoss und mit ihm die ganze Liegenschaft auf. Unten Die Fussgängerund Velopassage ist beidseitig mit einem Pavillon kenntlich gemacht. Bild: ETH-Bibliothek Zürich / Swissair

Linke Seite Das ehemalige Bürogebäude liegt am Gleisfeld und dank der neuen Gleisquerung auch an einem urbanen Platz.

Bild: Manuel Pestalozzi

Einmündungen der Strassen, die das Gleisfeld begrenzen: der Rudolf­ strasse gegenüber dem Bahnhofgebäude und dem Bahnmeisterweg ent­ lang der Industrieanlagen, die den Südwestteil von Winterthurs Kern­ zone prägen. Die Unterführung mit ihren «Zyklopischen Mauern» war zur Zeit ihrer Entstehung ein beliebtes Postkartensujet. Offenbar deute­ te sie an, dass Winterthur definitiv das Flair einer Grossstadt erhalten hatte. Sie besass für jene, die sich von Zürich her näherten, eine Art Portalfunktion. Und sie trennte die Altstadt und Villenquartiere von den Industrieanlagen und den Siedlungen der Arbeiter, deren Umzüge durch diese «Niederung» ins Zentrum fotografisch gut dokumentiert sind. Beim Bau des Neuwiesen-Komplexes herrschte noch die «alte Ord­ nung»: Die Fabriken dienten den Industriebetrieben. Und die Unterfüh­ rung bildete ein ins Stadtgefüge eingepasstes Nadelöhr, das allerdings zur selben Zeit verbreitert wurde. Das Bürogebäude stand bei der stumpfwinkligen Westecke der Kreuzung über der Einmündung der Ru­ dolfstrasse in die Zürcherstrasse auf einer Plattform. Das Erdgeschoss befand sich für die «Querenden» weit oben, auf einer Insel, die durch ein Geländer gesichert war. Der Anschluss an weite Teile der restlichen Stadt war erschwert. Die Anpassungen in den frühen 1980er-Jahren brachten zwar eine Brücke über die Rudolfstrasse und verbesserte

Bild: Manuel Pestalozzi


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Bedingungen für Fussgänger, doch das Gefühl einer unangenehmen Abgrenzung mitten im Stadtzentrum blieb für viele bestehen.

Gleisquerung als Stadtraum

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Heute ist Winterthur mehr eine Wohn- denn eine Industriestadt. Die Fabriken und ihre Areale wurden zu einem beträchtlichen Teil umgenutzt, ein Prozess, der sich bis heute fortsetzt. Dies gibt auch der Kreuzung einen neuen Charakter. Sie bildet weniger Übergang als Brennpunkt. Aufgrund der Lage und der guten Erschliessung eignet sie sich als Treffpunkt und Begegnungsort. Solche Gedanken standen hinter dem Projekt Gleisquerung Stadtmitte, welche die Stadt Winterthur 2009 in Angriff nahm und in zwei Etappen bis 2016 abschloss. Das Projekt wurde betreut von einem Gestaltungsteam mit Krebs und Herde Landschaftsarchitekten, Winterthur, sowie Müller & Truniger, Dr. Lüchinger + Meyer, Reflexion AG und Stadt Raum Verkehr, alle aus Zürich. Das Projekt vernetzt die zentralen Punkte Bahnhofplatz, Sulzerareal, Arch-Areal und die Rudolfstrasse mit einem attraktiven Wegnetz für den Fuss­ gänger- und Fahrradverkehr. Die baulichen Massnahmen und Niveau­­­­ angleichungen ermöglichten die Gestaltung eines grossen, verbindenden Platzes. Eine wichtige Massnahme war die Anhebung der


Bautafel Umbau Bauherrschaft Siska Heuberger Holding AG WINTERTHUR

Architekt Häberli Heinzer Steiger Architekten WINTERTHUR

Bauleitung PRO. Architektur AG WIESENDANGEN Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Hans Krebs

Bauingenieur Anderes-Näf AG, Ingenieurbüro für Bauwesen KREUZLINGEN

HLKS-Ingenieur 3-Plan Haustechnik AG WINTERTHUR

Elektroingenieur Bitech AG, Engineering & Consulting EFFRETIKON

Bauphysik Zehnder & Kälin AG, Akustik und Bauphysik WINTERTHUR

Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Heinz Baumann

Linke Seite Die unterirdische Fahrrad-ParkingLounge des NeuwiesenUmbaus hat direkten Anschluss an die neue Gleisquerung. Bilder: Häberli Heinzer Steiger Architekten

Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Heinz Baumann

Rudolfstrasse, die nun nicht mehr zur Unterführung hinabführt. Stattdessen gibt es eine breite Rampe zur Passage für Fussgänger und Velos, die weniger tief liegt. Und vor dem einstigen AXA-Hochhaus öffnet sich ein ebener, ausgedehnter Platz, der bis zu den Gleisen reicht, nahtlos zum einstigen Fabrikareal von Sulzer überleitet und das dortige Freizeitangebot erschliesst. Krebs und Herde statteten die Platzflächen punktuell mit Baumpflanzungen, Sitzelementen und Brunnen aus. Durch das Spiegeln der Gestaltungselemente beidseits des Gleiskorridors und einer durchgehenden Materialität entstand ein erkennbarer Ort, der durch die Verwendung des vorhandenen Kalksteins für Mauern und Möblierung im städtischen Kanon verankert ist und eine zeitlose Wertigkeit ausstrahlt. Davon profitiert auch das Bürogebäude, das sich zwar primär in den Obergeschossen verwandelt hat, doch auch von der neuen, passantenfreundlichen Umgebung profitieren kann. Das Gastronomieangebot im Erdgeschoss hat an Attraktivität gewonnen.

Urbane, zentrale Lage Die Liegenschaft enthält nun 37 Wohneinheiten mit erstklassiger und gepflegter Ausstattung an urbaner, zentraler Lage. Der übrige

Oben Die Zürcherstrasse mit ihrer Rampe war immer ein stark frequentier­ ter Ort. Mitte Der Schicht­ wechsel in den Industriekonzer­ nen sorgte für Passantenverkehr. Unten Die Stützwände fassten ein verkehrstechni­ sches Nadelöhr ein.


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Grosses Bild Der neue Dachaufbau profitiert vom urbanen Umfeld. Kleines Bild Die Treppenhäuser wurden der neuen Nutzung entsprechend angepasst.

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Neuwiesen-Gebäudekomplex war dabei nicht weiter zu strapazieren, die komplexe Statik unveränderbar; die neu hinzugekommene Nutzung sollte aber trotzdem erkennbar gemacht werden. Diese knifflige Aufgabe löste das Architekturbüro Häberli Heinzer Steiger Architekten mit einer präzis ausgeloteten Eingriffstiefe und einer stringenten Adaption des Bestehenden. Ein sanfter Strukturwandel also, der den Rückbau «bis auf die bleichen Knochen runter» – so die Architekten – zur Folge hatte. Die neuen Grundrisse bauen auf dem bestehenden Fassadenraster auf und kommen innerhalb der Wohnungen praktisch ohne Erschlies­ sungsfläche aus, was die Nutzfläche erheblich erhöht. Die vorhandenen Aluminiumelemente der Fassade waren in gutem Zustand. Gereinigt, hinterlegt mit einer verstärkten Dämmung und am selben Ort wieder montiert, bilden sie auch die neue Haut und prägen somit weiterhin die äussere Gestalt. Zugleich machen insbesondere die Loggien – zusammen mit den farbigen Fenstern, Stoffstoren und den Pflanzentrögen des Attikageschosses – das Volumen als Wohnhaus «am Platz» neu lesbar.  Lukas Bonauer erläutert das Projekt eingehend in «Architektur + Technik» 11 / 18 (architektur-technik.ch).

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VADEMEKUM

Der öffentliche Raum als Erlebnisfläche? Das Erdgeschoss ist die Schnittstelle zwischen öffentlichem Stadtraum und dem Privaten. Wenn über eine zukunftsorientierte Nutzung des Erdgeschosses nachgedacht wird, dann geht dies nicht ohne den Einbezug des öffentlichen Raums – seiner Wahrnehmung, seiner Nutzung und seiner Funktion. Wie sich dieser künftig entwickeln und verändern könnte, hat das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) im Auftrag von ZORA (Zentrum Öffentlicher Raum) in der Studie «Future Public Spaces» anhand von fünf Thesen erarbeitet. PHŒNIX hat sich mit Marta Kwiatkowski, Senior Researcher des GDI, dazu unterhalten. Text und Interview  Christina Horisberger

Wenn das Gottlieb ­Duttweiler Institut ­eine Studie erstellt, geschieht dies oft in Zusammen­ arbeit. Im Fall der ­Studie «Future Public Spaces» (2018) geschah dies mit dem Zentrum Öffentlicher Raum (ZO­ RA), in Zusammenarbeit mit dem Institut für

Landschaftsarchitektur von Prof. Günther Vogt und Thomas Kissling. Ziel der GDI-Studien ist immer, das entsprechen­ de Kernthema aus ganz verschiedenen Perspek­ tiven zu beleuchten. Auch bei der Studie zum öffentlichen Raum in der Zukunft sind Pers­

pektiven aus unter­schiedlichsten Berei­ chen eingeflossen. Die daraus resultierenden Thesen wurden in Ar­ beitsgruppen mit Fach­ leuten aus Stadtplanung, Stadtentwicklung, aber auch Soziologie, Tech­ nologie, Verkehr etc. diskutiert und vertieft.

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Die Studie «Future ­Public Spaces» steht über die Website des GDI kostenlos zum Download zur Verfü­ gung. Sie zeigt mögliche Perspektiven und Sze­ narien auf, wie sich die Wahrnehmung, die Funk­tionen und Nutzun­ gen des öffentlichen

Raums in Zukunft ­verändern könnten. «Die fünf Thesen sind eine Art Storytelling, die es ermöglichen, sie in die eigenen ­Frage­stellungen ein­ zubeziehen, um so ent­ sprechende Szena­r ien zu entwickeln», so Marta Kwiatkowski.


PHŒNIX

VADEMEKUM Eine erfolgreiche Nutzung des Erdgeschosses als halböffentlicher, aber geschlossener Raum hängt nicht zuletzt von der Attraktivität des öffentlichen Raums ab. Allerdings gibt es, so hält die Studie zu Beginn fest, den öffentlichen Raum als solchen nicht, sondern er ist auch eine Projektionsfläche für unterschiedlichste Bedürfnisse. Dies kann zu Konflikten führen. Der Strukturwandel ermöglicht aber auch neuen Gebrauch und neue Spielräume. Wo liegen die künftigen Heraus­forderungen für Stadtplanung, Handel sowie die Nutzerinnen und Nutzer? Das Interessante am Thema Erdgeschoss ist, dass es dabei nicht nur um Innenräume geht, sondern dass der Aussenraum eine ganz zentrale Rolle einnimmt. Bislang wurde immer zwischen dem geschlossenen Raum als priva­ tem, halbprivatem Raum und dem öffentlichen, nicht überdachten Raum unterschieden. In ­unserer Studie «Future Public Spaces» konnten wir feststellen, dass sich diese Unterscheidung aufzulösen beginnt. Können Sie das etwas genauer erklären? Wenn wir nach Berlin schauen oder in den ehemaligen Osten nach der Wende, wurden plötzlich ganz viel Brachen frei, die bespielt werden mussten. Dabei kamen Grossunter­ nehmen wir Daimler oder Nike ins Spiel, die öffentliche Räume «gebrandet» haben. Diese Räume sind nicht mehr wirklich öffentlicher Raum, sondern ein privater, kommerzieller, der aber vorgibt, öffentlicher Raum zu sein. In der Schweiz geschieht dies vielleicht noch nicht in diesem Ausmass, da es unseren Städten ­ökonomisch sehr gut geht und deshalb nicht so ein grosser Bedarf besteht, Finanzgeber einzu­ binden, um stadtplanerische und raumplaneri­ sche Massnahmen zu ergreifen. Vielleicht geht die Zürcher Europaallee ein wenig in diese Richtung. Dass dieses Vorgaukeln von öffent­ lichem Raum ein kritisches Thema ist, hat die britische Tageszeitung «The Guardian» aufge­ zeigt, indem sie auf einer Website die Bevölke­ rung dazu aufgerufen hat, alle diese schein­ öffentlichen Räume aufzudecken. Was ist daran problematisch? Natürlich ist es nicht nur problematisch. Es gibt immer beide Betrachtungsweisen. Viele dieser Räume sind sehr gut gestaltet. Man überlegt sich sehr viel, um spannende Räume zu ­erzeugen. Hierfür wird viel Geld investiert. In diesen scheinöffentlichen Räumen herrschen aber auch andere Rahmenbedingungen und Verhaltensregeln, die nicht mehr von der ­öffentlichen Hand – also letztlich der Bevöl­ kerung –, sondern von einem kommerziellen Betreiber bestimmt werden. Auf der anderen Seite bezieht man vielerorts die Bevölkerung mit einer partizipativen Vorgehensweise in den Prozess der Stadtent­ wicklung ein. Ja, das lässt sich für die Schweiz sehr gut beobachten. Obwohl es vielleicht auch eine ­Illusion ist, dass man einen für alle guten Raum entwickeln kann. Die Mitwirkung spricht

vorwiegend Leute an, die genügend Möglich­ keit, Zeit und Lust haben, sich auf einen sol­ chen Prozess einzulassen.

Wie werden denn vor dem Hintergrund der ­Erkenntnisse der Studie unsere Städte – beispiels­ weise Bern oder Zürich – in Zukunft aussehen? Vermutlich wird sich das Gesicht unserer Schweizer Städte nicht gross ändern. Das liegt schon an unserem Mindset. Unsere Städte sind klein und immer noch sehr ländlich geprägt, obwohl man die Schweiz auch als einen gros­ sen urbanen Raum betrachten könnte, wo alles miteinander vernetzt ist. Diese ländlich ge­ prägte Denkweise lässt sich immer wieder bei Hochhausdiskussionen erkennen, wo es oft zu grosser Opposition kommt. Aus diesen Grün­ den kann man auch gross angelegte Studien zur Zukunft der Städte niemals 1:1 auf die Schweiz übertragen, weil wir diese schnell wachsenden Millionenmetropolen nicht haben. Daran wird sich auch in den nächsten 15 Jah­ ren nicht viel ändern. Was sich aber sicher ­abzeichnet, ist, dass die Zentren unserer Städte eine neue Bedeutung erhalten werden. Sie skizzieren in der Studie neue Zentrumsqualitäten in den Quartieren und in der Peripherie. Ja, die einzelnen Quartiere werden in Zukunft grössere Bedeutung erhalten, was bei uns auch topografisch auf der Hand liegt. In der Vergan­ genheit ist das etwas verloren gegangen, da man sich auf die Kernstadt konzentriert hat. Die Quartiere und die Peripherie werden aktu­ ell durch die Eliminierung von Parkplätzen wiederbelebt, die vorher viel Raum bean­ sprucht haben. Somit entstehen wieder auto­ freie Strassen mit Aufenthaltsqualität. Diese spannende Entwicklung sieht man an ganz kleinen Beispielen. Dabei geht es nicht einfach darum, eine hippe Beiz zu eröffnen. Vielmehr werden ganz viele kleine Einzelmassnahmen getroffen, die dazu beitragen, dass das Quar­ tier lebenswert wird. Auch die Detailhändler haben ihre Strategie dahingehend angepasst: Weg von den grossen Zentren, zurück zum kleinen Laden um die Ecke, wo ich täglich ­meinen kleinen Bedarf decke und nicht den wöchentlichen Grosseinkauf erledige. Es zeich­ net sich ab, dass die Bahnhöfe – da die Mobili­ tät auch in Zukunft trotz veränderter Arbeits­ strukturen noch zunehmen wird – zu den ­gros­sen Einkaufszentren werden. Das sind sie heute schon. Auf der anderen Seite steigt die Bedeutung der ganz Kleinen: schnell, gesund und konvenient, dort kaufe ich ein. Mein Wohnquartier wird zu einer Hub-Struktur. Dann existiert das «Lädelisterben», das in d ­ iesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, im Grunde gar nicht? Dieser Begriff benennt vor allem den Strukturwandel im Handel in den Kernzonen. Man muss den Handel sicher differenziert ­anschauen: Das ganze Mittelsegment von ­Einkaufszentren, die Kleiderläden mit breitem Filialnetz, dieser Mittel-Layer mit einem

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«Raum ist [...] nicht ein ‹Behältnis›, sondern vielmehr ein gesellschaft­ liches Produkt, das aus den viel­ schichtigen Beziehungen zwischen den Nutzern und der gebauten Umwelt entsteht.» «Future Public Spaces»


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VADEMEKUM Da stellt sich die Frage, wo es Sinn ergibt, den ­öffentlichen Raum zu stärken. Eigentlich wäre er folgerichtig in der Agglomeration also besser aufgehoben. Das sind natürlich interessante Frage­ stellungen. Die Frage ist immer auch die Identifika­tion, die in der Schweiz immer noch sehr mit der Stadt, mit den Zentren geschieht. Ich lebe in Zürich, obwohl ich mein Zuhause in O ­ erlikon habe. Also will ich, dass das Zen­ trum mir entsprechende Möglichkeiten bietet. Wünschenswert wäre in diesem Zusammen­ hang, dass man Brachen auch mal einfach laufen lassen könnte. Kaum ist so ein Raum in der Schweiz verfügbar, startet immer die gesamte Maschinerie, diesen Raum durchzu­ gestalten. Da gibt es spannende Beispiele der Zwischennutzung in der Hafenregion von Basel, wo vieles in Eigenregie der lokalen ­Bevölkerung passiert ist. Die Stadt verstand sich in diesem Fall als «Ermöglicherin», als «Enabler». Mittlerweile sind dort grosse Pro­ jekte für ein neues Quartier unter Beteiligung verschiedener Akteure in Planung. Die Kernzonen werden also auch in Zukunft als öffentlicher Raum, der von allen Menschen beansprucht wird, eine wichtige Rolle spielen. Eine der Thesen unserer Studie ist, dass die Bewohnerinnen und Bewohner durch die ­Digitalisierung immer mehr zu eigentlichen Usern werden. Wenn ich mich mit einer Nut­ zer-Perspektive durch den öffentlichen Raum bewege, habe ich eine ganz bestimmte Er­ wartungshaltung. Dann ist Stadt für mich ei­ ne Dienstleistung. Mit diser User-Perspektive bin ich nicht bereit, mitzugestalten, sondern will, dass alles nach meinen Wünschen funk­ tioniert. Ich habe eine Konsumhaltung.

austauschbaren Profil und ihrem relativ grossen Flächenverbrauch, die haben es aktuell sehr schwer, sich zu behaupten. ­Nischenangebote werden attraktiv bleiben, aber mit der Bedingung, dass sie sich ­immer wieder neu erfinden, um ihre ­Geschäftsmodelle anpassen zu können.

Freizeitnutzung. Diese fliessenden Konzep­ te haben zur Folge, dass die Nutzungen nicht mehr so klar abgrenzbar sind. Mit solchen Aspekten werden wir noch viel mehr konfrontiert werden. Wir werden das Regelwerk, was erlaubt ist und was nicht, in Zukunft flexibler gestalten müssen.

Der Handel wird also sehr flexibel sein ­müssen, um attraktiv zu bleiben. Was heisst das für den physischen Raum, die ­Architektur und die Stadtplanung? Nicht die Hardware muss die Flexibilität herstellen – die Rahmenbedingungen müs­ sen angepasst werden. Das kann zum Bei­ spiel über die Ladenöffnungszeiten oder neue Nutzungskonzepte geschehen. In der Europaallee gibt es den Yogaladen «Lola & Fred», bei dem sich das Sortiment an Zug­ seilen in die Höhe fahren lässt, damit der Raum frei wird für abendliche Yogastun­ den. Da verschwimmen die Grenzen ­z wischen dem normalen Handel, der sich an Öffnungszeiten halten muss, und der

Dies kann aber auch zu Konflikten führen, wenn es Räume geben wird, deren Nutzungen sich immer wieder verändern. Dies Gefahr besteht in der Tat. Wir beob­ achten dies schon in den Kernstädten: Dort, wo die Wohnungen teurer werden, herrscht grundsätzlich wieder ein konser­ vativerer Mindset. Vor meiner eigenen Haustür hat es gefälligst ruhig zu sein. Das erdrückt natürlich auch die Belebung oder Wiederbelebung der Kernstädte. Hier wird der öffentliche Raum von einer wohlhabenderen Schicht wieder mitbean­ sprucht. Dieses Phänomen lässt sich heute schon beobachten, und darauf wird man in Zukunft achten müssen.

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Die Konsumgesellschaft hat in den letzten 30 Jahren dazu geführt, dass sich der Flächen­ bedarf im Handel auch in den Zentren ­d ramatisch vergrössert hat. Wird der OnlineHandel nun zu einem kompletten Umbruch im physischen H ­ andel führen, zu einem Wegfall des stationären Handels überhaupt? Eine gewisse Form des stationären Handels werden wir wohl auch in Zukunft noch ha­ ben, denken wir beispielsweise an Food. Mit der Mikrologistik ist es heute schon möglich, alles digital zu bestellen. Das ist sogar – wenn man es genau anschaut – ökologischer! Wenn man die Digitalisierung mit einer ver­ besserten, intuitiveren Nutzung weiterdenkt, kann plötzlich die ganze Stadt zur Einkaufs­ fläche werden, unabhängig vom oder auch in Kombination mit dem stationären Handel. Wie muss ich mir eine solche Stadt vorstellen? Ich sitze in einem Café und sehe an der Nach­ barin einen coolen Pullover. Das Smartphone – vermutlich ist es kein so peripheres Gerät mehr – zeigt mir an, wie viel er kostet, ich kann ihn direkt bestellen und dorthin liefern lassen, wo ich will. Handel ist sozusagen


PHŒNIX

VADEMEKUM Die physischen Verkaufsflächen verlieren an Relevanz. Für den öffentlichen Raum bedeutet dies, dass... 100% 80%

«Future Public Spaces»: 5 Thesen

60% 40%

... die Innenstadt der Zukunft nur noch Aus­ stellungs- und Erlebnisfläche ist.

20% 0%

Verdichtung, neue Arbeitswelten, veränderte Mobilität, Digitalisierung, Zielkonflikte zwischen Bewohnenden und Touristen und der Strukturwandel im Handel werden auch einen Einfluss auf den öffentlichen Raum haben. Ob der wichtiger oder weniger wichtig wird, ist dabei nicht ausschlaggebend. Zentral ist, dass er sich in Zukunft schnell verändern und seine Wandelbarkeit eine Grundvoraussetzung wird.

100% 80% ... sich in der Innenstadt weniger Menschen aufhalten und dadurch der Aufwand für Massnahmen zur Belebung steigt.

60% 40% 20% 0%

Strukturwandel beeinflusst Gebrauch und Verfügbarkeit des öffentlichen Raums These 1 – Das Schrumpfen von Handelsflächen und neue Mobilitäts­konzepte führen zur Verlagerung von Flächen. Neue Verfügbarkeiten und Umnutzungen werden ausgehandelt.

100%

Öffentlich versus privat – verwischte Grenzen, neue Spielräume

80%

These 2 – Die Polaritäten von «öffentlich» und «privat» lösen sich auf. Während die Grenzen immer mehr verwischen, gibt es neue Spielräume. Als Folge davon entsteht eine privatisierte, personalisierte und indivi­dualisierte Öffentlichkeit.

60% 40% ... es in Zukunft in den Innenstädten mehr öffentlichen Raum gibt.

20% 0%

Sehr unwahrscheinlich

Sehr wahrscheinlich

Eher unwahrscheinlich

Weiss nicht

Die Dynamik der Peripherie schafft Raum für Experimente These 3 – Agglomerationen werden dynamischer als die Kernstädte, da sie mehr Raum für Experimente und Innovationen bieten. Der öffentliche Raum der Kernstädte wird immer mehr zum Repräsentationsraum.

Eher wahrscheinlich

Das Spannungsfeld Freiheit versus Sicherheit wird entscheidend These 4 – Eine neue, unsichtbare und dezentrale digitale Infrastruktur breitet sich über den öffentlichen Raum aus. Als Folge davon wird das Spannungsfeld Freiheit vs. Sicherheit noch entscheidender.

überall und nirgendwo und wird zum intuitiven Bestandteil des täglichen Lebens.

In der Studie sprechen Sie nicht nur von der ­gesamten Stadt als erweiterter Einfkaufsfläche, sondern auch vom Erlebnisraum Stadt. Dieses Thema ist im Handel jetzt schon sehr präsent. Erlebnisinszenierungen werden aber sicher noch viel stärker umgesetzt werden. Ein spannendes Beispiel ist das Konzept ­«Eataly». Der Vertreiber von italienischen Genuss­produkten weltweit hat in Bologna soeben einen eigentlichen Food-Themenpark eröffnet. Ich denke, dass unsere Ansprüche an die Erlebnisqualität des Einkaufens mit diesen Angeboten noch höher werden. Klar ist: Inszenierung kostet. Das sind hohe Marketingaufwendungen, die letzten Endes von der Marge abgehen. Das werden sich nur ­einzelne Brands und Händler leisten können. Deshalb: Das beste Einkaufserlebnis findet in unserer alltäglichen Umgebung statt. Und das wird mit der Technologie künftig möglich.

Neue Akteure aus der digitalen Welt werden lokale Regulationen dominieren These 5 – Neue Akteure aus der digitalen Welt werden lokale Regula­ tionen dominieren und verändern. Es kommt zu einem Rollenwechsel: Die Verwaltung wandelt sich vom Regulator zum Moderator.

699 m2

gdi.ch

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Infografik aus der Studie «Future Public Spaces»: 699 m2 Fläche bot ein Laden 2017 im Schnitt. 1980 lag dieser Wert bei 172 m2.


Im Neubau untergebracht sind unter anderem Internats-Zimmer.

Während sich die Fassade des Neubaus an den historischen Bestand anlehnt, ist das Innere in zeitgemässer Klarheit gehalten.

Die verschiedenen Gebäude des Lyceums Alpinum in Zuoz wurden 2017 durch einen rücksichtsvollen Erweiterungsbau ergänzt.

Respektvolle Erweiterung Das international renommierte Privat-Internat Lyceum Alpinum in Zuoz gehört zu den prägenden Bauten der Engadiner Architektur um die Jahrhundertwende. Das Architekturbüro Renato Maurizio in Maloja hat einen Neubau hinzugesetzt. Redaktion  Christina Horisberger

Mächtig und doch in einer Art und Weise die Umgebung respektierend, ruht das renommierte internationale Privat-Internat Lyceum Alpinum in seiner Hanglage in Zuoz. Wesentlich erweitert wurde das Gebäude – 1904 von Karl Gottlieb Koller erbaut –

1914 vom Bündner Architekten Nicolaus Hartmann (1880 – 1956). Mitglied des 1906 gegründeten Schweizerischen und Bündnerischen Heimatschutzes, vertrat Nicolaus Hartmann eine Haltung, die – anders als der im Engadin um die Jahrhundertwende

noch präsente Historismus – auf einer Rückbesinnung handwerk ­licher und konstruktiver Qualitäten sowie örtlicher Materialen gründete. Dies zeigt sich auch in den Gebäuden des Ly­ ceums Alpinum, welche lokale Typologien zitieren und, auf einem

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massiven Bruchstein­ sockel ruhend, in der Landschaft verankert sind. Im August 2017 ist nun ein neuer Erweiterungsbau hinzugekommen: die «Chesa Urezza». In Anlehnung an die spezifische Architektur des

Bestands konzipierte das Architekturbüro Renato Maurizio in Maloja eine Campus-Erweiterung parallel zum Hang in Richtung S-chanf. Zur Erhaltung der architektonischen Einheit wurden traditionelle Elemente über­nommen und unter Berücksichtigung


PHŒNIX

NOVUM

Der Erweiterungsbau entwickelt den SchulCampus nach Osten weiter, so wie es bereits 1928 von Nicolaus Bilder oben Der sanierte Speisesaal ist das Herzstück der Erweiterung. Die zur Land­schaft offene Terrasse über dem Sockelgeschoss verbindet den Speisesaal mit dem Erwei­ terungsbau.

des heutigen Zeitgeistes neu interpretiert. Die Erweiterung brachte eine Vielzahl an Neu- und Umbauprojekten mit sich, so auch in der Energieversorgung. Dadurch befindet sich das Lyceum Alpinum auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Campus. Der Neubau, in dem in den oberen Etagen die 16- bis 18-jährigen Mädchen untergebracht sind, ist geprägt von heimischen Materialien wie Lärchenholz und

Bergeller Granit, die der «Chesa Urezza» lokalen Charakter verleihen. Gleichzeitig versprüht der achtgeschossige Neubau Grosszügigkeit. Er beheimatet neben den hellen und geräumigen Internats-Zimmern in Holz und Stein auch Schulzimmer sowie Kunst- und Musikzimmer. Dazu gehört auch ein Proberaum für die Schulband. Eine Verbindungstür zum hauseigenen Theater – dem für seine Inszenierungen weitherum bekannten

Hartmann als Strategie vorgesehen war.

«Zuoz Globe» –, sorgt dafür, dass die Künste am Lyceum Alpinum auch räumlich enger zusammenarbeiten können. Herzstück der Erweiterung durch Renato Maurizio bildet der renovierte Speiseaal, der durch einer Usteria sowie eine Terrasse mit Bergblick ergänzt wurde. Wie in einem Engadiner Dorf – so das Konzept des Internats – soll die Usteria ein Ort des Austausches und deshalb auch

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während der Freistunden geöffnet sein. Diese Idee der Gemeinschaft und Gastlichkeit trägt auf ihre Weise zum Wahlspruch des Ly­ceums – «mens sana in corpore sano» – bei. Alberto Albasini von «Futuraluce» in St. Moritz setzte die Lichtplanung des Speisesaals mit einer Lichtlösung von Ribag um. Die «Arva»Pendelleuchte mit ihrem schlichten, funktionalen Design harmoniert optimal mit der reduzierten,

stilvollen Innenraum­ gestaltung, deren Gross­ zügigkeit auch der beeindruckenden Raum­ höhe zu verdanken ist. Unterstützt wird der moderne Charakter zusätzlich durch einen neuen Parkettboden, der akustisch alle gewünschten Anforderungen erfüllt. Dabei fand die ParkettUnter­lage «Silent Matte» von Bauwerk Parkett Verwendung. Diese dämmt nicht nur effektvoll den Trittschall, sondern auch den Nachhall. studiomaurizio.ch


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FUNDAMENTUM

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Kälin Areal, Oberwinterthur Bis Ende 2020 entsteht in Oberwinterthur auf einem historischen Industrieareal ein lebendiges, nachhaltiges Quartier. Eigentumsund Mietwohnungen, Gewerbe und Retail treffen im «Hobelwerk» auf grüne Begegnungsplätze und viel Raum, um sich aktiv und kreativ einzubringen. Bauherrschaft: Stadtbauentwicklung AG Projektentwicklung: Odinga Picenoni Hagen AG Bauzeit: 2020 – 2022

SIG-Areal, Neuhausen am Rheinfall Wo einst Waggons gefertigt wurden und das einmalige Naturschauspiel des Rheinfalls direkt vor der Tür liegt, entsteht ein belebter Begegnungsort – ein freundliches, offenes Quartier für Arbeit, Wohnen, Bildung und Freizeit. Ziel ist, das vorhandene Nutzungspotenzial zu aktivieren und eine ausgewogene Misch­nutzung zu schaffen. Investoren: SIG Gemeinnützige Stiftung, Neuhausen am Rheinfall GU / TU: Odinga Picenoni Hagen AG (Projektentwicklung) Bauzeit: 2016 – 2018

hobelwerk-winterthur.ch

sigareal.ch

3 Le Nouvel Hôpital des enfants, Cité hospitalière, Lausanne Das neue Kinderspital mit einer Kapazität von 85 Betten verdichtet das Angebot und den Gesundheits-Cluster des Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) in der Cité hospitalière oberhalb der Altstadt von Lausanne. Das Projekt umfasst auch einen Behandlungstrakt und eine unter­ irdische Parkgarage. Investoren: Kanton Waadt GU / TU: HRS Real Estate SA Bauzeit: 2018 – 2021 chuv.ch

4 A9 Travaux de réfection, Martigny et environs Der Abschnitt der A9 «Martigny und Umgebung» wird erneuert und überholt. Die Arbeiten werden in Etappen vorgenommen und erstrecken sich über eine Strecke von rund 23 Kilometern zwischen dem Anschluss zum Grossen St. Bernhard und Ardon. Zu den Massnahmen gehören neue Beläge, widerstandsfähigere Leitplanken und neue Lärmschutzwände. Investoren: Schweizerische Eidgenossenschaft GU / TU: Bundesamt für Strassen (ASTRA) Bauzeit: (2018 – 2022) a9-martigny.ch

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FUNDAMENTUM IM ÜBERBLICK: BAULAND SCHWEIZ

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Die Karte zeigt aus­ gesuchte Bauvorhaben in der Schweiz, die für die Erneuerung des Bestands bedeutend sind.

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8 Überbauung Taubenloch, Biel Auf dem ehemaligen DrahtwerkeAreal in Biels Ortsteil Bözingen, am Ausgang der dramatischen Taubenlochschlucht, ist eine Wohnüberbauung mit Hotel geplant. Die Baubewilligung wird auf Anfang 2019 erwartet, im Frühling 2021 sollen die Gebäude bezugsbereit sein.

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Den Projektbeschrieb finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.

5 Strangsanierung Döbeligut, Oftringen Die 1971/72 erstellte Überbauung umfasst vier Gebäude mit sechs Geschossen plus Attika. Sie bietet insgesamt 165 Wohnungen. Haupt­ arbeiten sind eine nachhaltige und zeitgemässe Instandsetzung der Badezimmer und Küchen inklusive der entsprechenden Haustechnik sowie die Renovation von Korridoren und Wohnzimmern. Anschliessend folgt die Renovation der übrigen Zimmer. Investoren: AKG Aargauische Pensionskasse GU / TU: Gross General­unter­nehmung AG Bauzeit: 2018 – 2019

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Elyps, Basel Die Liegenschaft befindet sich im Klybeck-Quartier, welches eines der grössten städtebaulichen Entwicklungs­ gebiete der Schweiz ist. Mit der Umnutzung der fünf bestehenden Geschosse und der Aufstockung eines Attikageschosses werden in diesem Gebäude zukünftig 80 Wohnungen und 280 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen. Investoren: Grossenbacher & Früh AG, Wallisellen GU / TU: Halter AG Bauzeit: 2018 – 2019

Hotel Titlis Palace, Engelberg Das im Jahr 1904 errichtete Hotel Europäischer Hof, ein Blickfang in unmittelbarer Nähe des Kurparks, erlebt als Hotel Titlis Palace eine Wiedergeburt. Durch einen Umbau, eine qualitative Aufwertung und eine Hotelerweiterung durch einen Neubau soll das neue Hotel zukünftig in der Mitte von Engelberg neue Akzente setzen. Investoren: Yunfeng Gao GU / TU: Eberli Sarnen AG Bauzeit: 2016 – 2019 eberli-sarnen.ch

halter.ch

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Auf dem ehemaligen Drahtwerke-Areal in Biels Ortsteil Bözingen, am Ausgang der dramatischen Taubenlochschlucht, ist eine Wohnüberbauung mit Hotel geplant. Die Baubewilligung wird auf Anfang 2019 erwartet, im Frühling 2021 sollen die Gebäude bezugsbereit sein. Redaktion  Manuel Pestalozzi  Visualisierungen LOOMN / Plan Sollberger Bögli Architekten AG

Der Riegel entlang der Schüss und das punktförmige Hochhaus passen sich gut in den gebauten Kontext ein und ergänzen das Quartier in sinnvoller Weise.

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ie Taubenlochschlucht gehört ohne Zweifel zu den Sehenswürdigkeiten von Biel. Etwas östlich der Altstadt, auf dem Gebiet des eingemeindeten Dorfes Bözingen, dringt die Schüss durch eine typische Juraklus, durchquert anschliessend die Stadt und mündet in den Bielersee. Wo Wasser fliesst, siedelte sich in der Vergangenheit Indu­ strie an, auch in Bözingen. Am Ausgang der Schlucht entstand eine Mühle, in der die Wasserkraft zum Ziehen von Draht genutzt wurde. Aus dieser Kleinindustrie entstanden später die Vereinigten Drahtwerke Biel AG (VDB). Das Gelände wurde über die Jahre für Industriebauten und Nebenanlagen genutzt und der Fluss teilweise überbaut. 1995 stellten die VDB ihren Betrieb ein.

Neue Uferzonen Mit der Stilllegung bot sich die Möglichkeit, eine Wasserbausanierung des Flussabschnitts vorzunehmen. Die Stadt schuf dafür die Überbauungsordnung «Drahtwerke». Deren übergeordnetes Ziel war die landschaftliche und bauliche Restrukturierung des Areals. Kernstück bildete die vollständige Offenlegung der Schüss. Dies ist im Zusammenhang mit der wasserbaulichen Sanierung des Gewässers bereits geschehen. Der Stadtrat von Biel hat der Priora AG Generalunternehmung im April 2017 das Kaufrecht für die Parzelle am Ausgang der Taubenlochschlucht eingeräumt. Mit der Absicht, für das mit pittoresken Qualitäten nicht geizende Areal ein zukunftsträchtiges Projekt zu erhalten, schrieb die Priora AG als Auftraggeberin mit der Einwohnergemeinde Biel einen Projektwettbewerb aus.

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Das Areal grenzt im Südwesten respektive im Nordosten an Baugruppen, die gemäss kantonalem Bauinventar mehrere «schützenswerte» und «erhaltenswerte» Denkmalobjekte umfassen. Die zum historischen Taubenlochschluchtweg des SAC gehörenden künstlichen oder natürlichen «Begleit»-Elemente waren integral zu erhalten.

Hochhaus und Riegel Der siegreiche Wettbewerbsentwurf des Büros Sollberger Bögli Architekten AG, Biel, besteht aus zwei frei stehenden prismatischen Volumen, welche über eine Einstellhalle miteinander verbunden sind. Entlang der Schüss erstreckt sich ein viergeschossiger Riegel mit dem Hotel, das rund 85 Gästezimmer bieten wird. Seine südöstliche Stirnfassade erhebt sich bei der Einmündung der Hermann-Lienhard-Strasse in die alte Hauptstrasse nach Solothurn. Sie begrenzt bei der Brücke über den Fluss eine Platzsituation. Hinter dem Riegel steht das 19-geschossige Hochhaus direkt beim Eingang der Schlucht. Durch die Entwicklung des hinteren Bauvolumens in die Höhe entstehe trotz maximaler Dichte ein öffentlicher Landschaftsraum, ein Naherholungsgebiet mit Zugang und Sichtbeziehung zur Taubenlochschlucht, begründet das Entwurfsteam seinen Entscheid. Das Projekt sieht unterschiedliche Aussenräume vor, besonders attraktiv ist die Uferzone, die dem Hotel als Aussenraum dient. Das Baugesuch für das Projekt wurde in diesem Herbst eingereicht. Die Priora AG Generalunternehmung rechnet mit dem Bezug der Wohnungen und der Eröffnung des Hotels im Frühling 2021.


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KOMPENDIUM

Zufriedene Mitarbeiter Der Fachkräftemangel beschäftigt auch den Holzbau. Personalmarketing ist daher wichtig, um künftige Arbeitnehmer zu gewinnen und auf das attraktive Berufsbild aufmerksam zu machen. Die eigene Belegschaft und ein Gütesiegel helfen dabei. Text  Stefan Strausak, Geschäftsführer Schweizerische Paritätische Berufskommission Holzbau

Der Stellenmarkt im Holzbau ist ausgetrocknet. Auf allen Stufen fehlt es an Fachkräften. Vor allem Techniker werden dringend benötigt. Anders als bei der Produktion oder Montage lassen sie sich nicht gut auslagern oder durch temporäre Arbeitskräfte ersetzen. Eine der aktuell grössten Herausforderungen der Branche ist daher die Rekrutierung von qualifizierten Fachleuten. Doch wie kommt der Holzbau an gute Leute? Wie auch in anderen Branchen wird auf verschiedenen Kanälen gesucht. Dies bestätigt auch Felix Baumgartner. Er ist Unternehmensberater der Bau- und Holzbranche. Die Palette

reicht dabei von der Nutzung des persönlichen Netzwerks über Ausschreibungen auf der Website bis hin zu spezialisierten Personalvermittlern. Auch spielen Sozialkompetenzen eine genauso wichtige Rolle wie fachliche ­Fähigkeiten, wenn nicht sogar eine entscheidendere. Baumann pflichtet dem bei: «Der künftige Mitarbeiter muss in den Betrieb passen. ­Rekrutierung ist nach wie vor Chefsache, denn dessen Bauchgefühl muss ­stimmen.» Damit die Chemie zwischen den Mitarbeitenden später stimmt, ist vor allem das Beziehungsnetz der bestehenden Belegschaft ein wichtiger Kanal, um im

Holzbau an neue Mit­ arbeitende zu gelangen. Die Bedeutung der ­Mitarbeitenden für die Personalrekrutierung schätzt auch Felix Baumgartner als sehr hoch ein. «Die Betriebe zahlen ihren Leuten teilweise sogar Prämien für die Vermittlung. Das sorgt für einen zusätzlichen Anreiz. Die Mit­ arbeitenden sind somit Botschafter ihres Arbeitgebers und Berufs nach aussen.» Freunde und Bekannte für seinen eigenen Job oder Betrieb begeistern kann aber nur ein Mit­ arbeiter, der selbst ­zufrieden und motiviert ist. Ein wertschätzendes und förderndes Arbeitsumfeld ist dafür die ­beste Voraussetzung.

Zufriedene Mitarbeitende sind in der Holzbranche, die ebenfalls vom Fachkräftemangel betroffen ist, der Schlüssel zum Erfolg. Das Qualitätslabel «Holzbau Plus», das 2011 von den Sozialpartnern – Unia, Syna, Baukader Schweiz, KV Schweiz und Holzbau Schweiz – initiiert wurde, steht für eine partnerschaftliche Unternehmens­ kultur und Personalführung.

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Holzbau Plus, das Qualitätslabel der Holzbaubranche, hat diesen Mechanismus erkannt. Seit 2011 honoriert es Holzbaubetriebe, die über die grundlegenden ­Bestimmungen des ­Gesamtarbeitsvertrags hinaus aktiv eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur umsetzen. Die zertifizierten Betriebe verwenden das Gütesiegel als Teil ihres Personalmarketings. Sie können sich damit als moderner und attraktiver Arbeitgeber in ihrer jeweiligen Region posi­ tionieren. Die oft hohe Firmentreue zeigt den potenziellen Mitarbeitenden, dass eine langjährige und zufriedene Anstellung möglich ist. Nachhaltiges Wirtschaften und kontinuierliches

Fördern der Belegschaft stehen beim Qualitäts­ label im Zentrum. Nebst modernen und partnerschaftlichen Anstellungsbedingungen ist für die Gewinnung neuer Mitarbeitender zudem wichtig, sich nach aus­ sen als attraktive Branche zu positionieren. Auch hier kann ein Gütesiegel für die nötige Sichtbarkeit sorgen. ­Felix Baumgartner attestiert dem Holzbau klare Vorteile: «Der Arbeitsmarkt ist krisenresistenter als in anderen Branchen. Bauen mit Holz liegt seit längerem im Trend.» Weiter biete der Beruf zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten und spannende Karriereperspektiven. holzbau-plus.ch


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Oben Die FeinsteinzeugPlatten der Serie «Pico» im Flur sind formal und farblich auf das Parkett in den Wohnbereichen abgestimmt. Links Die rhomboiden Keramikplatten in Crème, Grau und Schwarz schaffen eine spannende dreidimensionale Wirkung.

Zürcher Landvilla Die Bauherrschaft dieser kleinen Landvilla im Zürcher Säuliamt erkannte das Potenzial des Bjous sofort, musste sich aber eineinhalb Jahre gedulden, bis sie es kaufen und mit viel Liebe zum Detail umbauen konnte. Redaktion  Christina Horisberger

Zum historischen Bau­ bestand passen sollte insbesondere auch der Bodenbelag. Neben dem Parkett in den Wohn­ bereichen wünschte sich die Bauherrschaft in den Fluren und in den Nasszellen ihres Bijous Keramikplatten. Fündig wurde sie bei HGC Wand- und Bodenbeläge mit der FeinsteinzeugSerie «Pico». In der

konkreten Anwendung erhielt jeder Raum ent­ sprechend seiner Nut­ zung und der gewünsch­ ten Wirkung eine ande­ re Optik: Im Erdge­ schoss etwa wurde eine Kombination aus Erd­ tönen gewählt, im Ober­ geschoss dasselbe Mus­ ter in Blau-Grau. Die Serie «Pico» von HGC ist ein komplexes

System aus Formen, Grössen, Farben und Oberflächen, das in Feinsteinzeug mit einer Stärke von 4,8 Millimetern hergestellt wird. «Pico» ist damit nicht einfach ein Plat­ tenbelag, sondern ein Spiel mit Formaten und Farben. Grosse Platten im Format 120 × 120 Zentimeter harmonieren mit kleineren und

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auch unkonventionellen Formaten wie Rhom­ boiden, abgerundeten oder quadratischen Mosaiken oder recht­ eckigen Einlagen. Mit diesem strukturierten System können Böden mit geometrischen Mus­ tern und visuellen Effek­ ten gestaltet werden, wie sie häufig in histori­ schen Gebäuden zu

finden sind. Die viel­ seitige Farbpalette ­ermöglicht Kreationen ganz verschiedener Sti­ le. Dank der reduzierten Stärke, des leichten Ge­ wichts, der Langlebig­ keit und der hervorra­ genden Qualität sind die Feinsteinzeugplatten «Pico» ein perfektes Material für anspruchs­ volle Renovierungen. hgc.ch/keramik


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Schöne Aussichten beim Shoppen Die Migros hat ihr Gebäude an der Wengistrasse in Solothurn grundlegend erneuert und modernisiert, unter anderem mit modernen und sich optimal in die Architektur einfügenden Liften von AS Aufzüge.

Im Eingangsbereich gibt es neu viel Glas und einen sogenannten ASDuplexlift, der vier Etagen verbindet und mit der Transparenz spielt. Dieser Lift bietet zwei Mal zwei Tonnen Nutzlast und passt optisch perfekt ins Gesamtkonzept mit seiner filigranen Fassadengestaltung. Die beiden Kabinen sind viel in Bewegung und damit Teil des Spiels mit der Transparenz. Vor dem Eingang spiegelt sich die unmittelbare Umgebung in der neuen Aus­senhülle, hinter

Ganz links Der Blick vom zweiten Unterge­ schoss in den Liftschacht mit den Leuchtplaka­ ten an der beto­ nierten Rückwand.

Zeitloses Gründerzeit-Design, modern interpretiert Mit dem Siegeszug der Elektrizität begann auch die Erfolgs­ geschichte der Bolichwerke. Im baden-württembergischen Odenheim entstehen seit 1911 Leuchten für den Wohn- und Industriebereich. So klar, zeitlos und funktional, dass die Gründerzeit-Designs heute als Kollektion Ebolicht nicht nur bei Innenarchitekten und Filmemachern begehrt sind. Mit der Leuchtenserie «Form B» transferieren die Bolichwerke tradierte Stilelemente ihrer klassischen Entwürfe in die Moderne. Spielerisch, überraschend, geschmackssicher, gewagt – und immer so hochwertig verarbeitet, wie man es von einer Manufaktur erwartet, die noch auf traditionelle Fertigungsprozesse setzt. «Tube», «Bell» und «Swing» heissen die neuen Leuchten, oder «Tunnel», «Arc» und «Circle». Dahinter verbergen sich schwere Metallschirme oder leichte Leuchtstoffröhren, Steh-, Wand- oder Hängeleuchten, die ästhetische Akzente setzen. Ganz gleich, ob unter ihnen gelesen, gearbeitet oder gewohnt wird. Eine überzeugende Fortschreibung der hauseigenen Design-Geschichte, die jetzt schon das Zeug zur Erfolgsserie hat. Benny M. Bolich, Bolichwerke KG, Lichttechnische Fabrik Bahnhofstraße 14–16, 76684 Östringen-Odenheim info@bolichwerke.de, bolichwerke.de

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deren Glasscheiben die Lift­kabinen mal links, mal rechts ins Bild ­huschen. An der Rückwand der Liftanlage sind massgeschneiderte Leuchtplakate angebracht. Sie laden die ­Benutzenden dazu ein, das Migros-Restaurant im 1. Obergeschoss zu besuchen. Im rückwärtigen Gebäudeteil verrichtet ausserdem ein neuer Warenlift seine Arbeit. Mit einer Nutzlast von vier Tonnen trägt er zu einer effizienten internen Logistik bei. lift.ch

Links Die Kabinen der Doppel­lift­ anlage sind vollkommen transparent und lassen die Kundschaft an dem teilhaben, was draussen im Freien und drinnen in der Migros läuft.


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Ob massgefertigt, modular oder standardisiert: Bei Franke findet sich mit drei unterschiedlichen Linien immer das passende EdelstahlArbeitsplattenAngebot.

Dreimal Edelstahl Die Arbeitsflächen aus Edelstahl stehen für Qualität, erfüllen höchste Design-Ansprüche und überzeugen mit ihrer Langlebigkeit, ob massgefertigt, modular oder standardisiert. Redaktion  Christina Horisberger

Mit der Linie «Creative» werden einzelne Module angeboten, die zur Neugestaltung oder Ergänzung der eigenen Küche genutzt werden können. «Creative»-Arbeitsplatten gibt es in drei verschiedenen Varianten in jeweils zwei Grössen – ein Element mit Spüle, eines für die Zubereitung der Nahrungsmittel und ein weiteres mit einem Kochfeld. Die Module dieser Produktlinie sind mit einer genormten Vertiefung versehen, die viel Platz schafft für das innovative AccessoireSystem mit Elementen

wie Aufbewahrungsbox, Abtropffläche oder Weinglashalter, das passend zum Anlass ausgewechselt werden kann. Die Arbeitsplatten der Linie «Easy Costumized» können nach Wunschmass, auf eine Länge von maximal 3800 Millimetern und eine Tiefe zwischen 550 und 1200 Millimetern, geplant werden. Sie lassen sich optimal mit dem gesamten Franke-Portfolio an Spülen, Hauben und Kochfeldern kombinieren. Mit dieser Linie können Offerten für ein

breites Angebot von standardisierten und massgefertigten Arbeitsplatten schnell und unkompliziert kalkuliert werden. Sind ganz individuelle Lösungen gefragt, können mit der Linie «Customized» Arbeitsplatten wunschgemäss geplant werden. Dieses System bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Gestaltung, sondern es verfügt auch über Design-Variationen für höchste Ansprüche wie zum Beispiel die neuen, voll integrierten Crystal-Gasbrenner. Je nach

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Küchengrundriss wird die Arbeitsfläche an die Kundenbedürfnisse angepasst, und g ­ emäss den Vorlieben können Material, Form, Kanten und Finish individuell gewählt werden. Für die Lösung von individuellen Kundenwünschen unterscheidet Franke zwischen «FineSteel»- und «PureSteel»Arbeitsplatten. Die solide «FineSteel» wird über Holz gelegt und ist wahlweise aus 1,2 oder 1,5 Millimeter dickem Edelstahl erhältlich. «PureSteel» ist eine

massive Edelstahlplatte für höchste Qualitätsund Design-Ansprüche. Diese wird in 4, 6 und 8 Millimetern Stärke angeboten. Insgesamt stehen sieben Ausführungen der perfekt veredelten Oberflächen-Finishes zur Wahl. Exkusiv bietet Franke Arbeitsplatten mit einem «PearlFinish» an. Diese bestehen aus «PureSteel», sind mit ­einer wasser- und schmutzabweisenden Spezialbeschichtung versehen und über­ zeugen durch ihre warme Optik. franke.com


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KOMPENDIUM Der Campus Holländischer Platz ist der zentrale Sitz der Universität Kassel. Wie in der Bibliothek passt das Kugelgarn «Creation» von Fabromont hervorragend zum Gesamt­ konzept der Architektur.

Moderner Lernort Die Universität Kassel hat verschiedene Standorte. Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Henschel befindet sich die Universitätsbibliothek, die bereits an die 28 000 Nutzerinnen und Nutzer bedient. Redaktion   Christina Horisberger

Auch wenn das Buch neben den elektronischen Medien an Bedeutung verliert, bleibt die Bibliothek eine wichtige ­Institution. In Kassel wurde sie zur Mediathek umgebaut, in der Bücher, Datenbanken, E-Books und weitere Medien genutzt werden können. Die Kernfunk­ tion der Universitäts­ bibliothek bleibt. Sie besteht darin, den wissbegierigen Menschen einen möglichst ein­fachen Einblick in die verschiedensten Wissens­gebiete zu ermöglichen. Das Bestandsgebäude der Firma Henschel, der das Gelände ursprünglich gehört hatte, musste unter anderem wegen bau­ licher Mängel umfangreich saniert werden.

Im Sommer 2015 wurde mit der Sanierung begonnen. Die Bauarbeiten erfolgten bei laufendem Betrieb und werden bis Ende 2018 andauern. Durch höhere Decken und Fenster sind lichtdurchflutete, offene Räumlichkeiten entstan­ den. Lernkojen und Sitzecken in den Räumen bieten ausreichend Rückzugsmög­lichkeiten. Sie erlauben ungestörtes Arbeiten. Die Kombina­ tion der Materialien Stein und Holz vermittelt zusammen mit dem Boden­belag ein behag­ liches und doch modernes Ambiente. Welche Anforderungen sollte ein Boden­belag in diesem Umfeld erfüllen? Für den textilen Boden­ belag fiel die Wahl auf

Kugelgarn «Creation» in der Farbe Granit 320 des Schweizer Herstellers Fabromont AG in Schmitten FR. Es weist diverse positive Eigenschaften auf, die der Nutzung optimal entsprechen. In einer Bibliothek gibt es eine hohe Anzahl Nutzende. Sie sollten sich gegenseitig möglichst nicht stören. Raumakustik ist darum ein wichtiger Punkt. Diese wird neben anderen Massnahmen am besten mit einem textilen Boden­belag moduliert, denn die hohe Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer bringt auch hohe Gehfrequenzen mit sich. Ein weiterer Punkt ist die Staubbildung, die sich in Bibliotheken besonders störend auswirkt. Ein

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textiler Bodenbelag wie Kugelgarn bindet Staub bedeutend besser als ein Hartbelag. Die Reinigung muss unter Zeitdruck ausserhalb der Öffnungszeiten erfolgen. Kugelgarn bietet sich hierfür an, da im Unterschied zu harten oder elastischen Belägen kein Wasser oder Reinigungsmittel benötigt wird. Somit werden

viel höhere Flächen­ leistungen für das Reinigungspersonal möglich. Schliesslich ist der Sicherheitsaspekt (Rutschverhalten und Brand­ verhalten) nicht zu ­vernachlässigen. Das Resultat ist in der neuen Universitäts­bibliothek von Kassel für alle ­Beteiligten und Nutzenden mehr als zufriedenstellend. fabromont.ch


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Filigrane Fenster Als bauliches Erbe einer abgeschlossenen Epoche rücken Bauwerke der 1950er-Jahre zunehmend ins Blickfeld der Denkmalpflege. So auch das Landeshaus Westfalen-Lippe in Münster. Redaktion  Christina Horisberger

Das Landeshaus WestfalenLippe war 1898  bis 1901 als Verwaltungsgebäude des Westfä­lischen Provinzialverbandes im Stil der Neorenaissance gebaut worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen sowohl das Gebäude als auch die Selbstverwaltung in Trümmern. Doch statt für den Abbruch entschied man sich für die Instandsetzung als Zeichen für den «Fortbestand der kommunalen Selbstverwaltung in Westfalen». 1950 wurde mit dem Wiederaufbau ­begonnen. Die erhaltenen Gebäudeteile wurden in den damals modernen Neubau inte­ griert. Die Stahlfenster wurden im Erdgeschoss in Sandsteingewände eingebaut und in den darüberliegenden Etagen in aussen sichtbare Rahmen aus profiliertem Stahlblech. Anfang der 1980er-Jahre wurden diese Fenster durch Isolierglasfenster in wuchtigen Aluminiumrahmen ersetzt – ein besonders seit der Ein-

stufung als Baudenkmal im Jahr 2010 unbefriedigender Zustand, zumal das LWL ­Landeshaus auch das Amt für Denkmalpflege, Landschaftsund Baukultur in Westfalen beherbergt. Beim kürzlich erfolgten Fensteraustausch ging es also nicht nur um die energetische Sanierung, sondern auch darum, am eigenen Gebäude exemplarisch aufzuzeigen, welche technischen Möglichkeiten der Rekonstruktion historischer Fenster heutzutage zur Verfügung stehen. Bei der ­Bestandsaufnahme durch das Architekturbüro Mensen + Zora, Münster, erwiesen sich die immer noch vorhandenen Blendrahmen als problematisch. «Wir hatten die Hoffnung, dass man die Blend­ rahmen entfernen könnte, um ein neues Fenster direkt an die alten Blechgewände anschliessen zu können», erläutert Bernhard Mensen.

Doch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch: Der versuchsweise Ausbau eines Fensters zeigte, dass Blendrahmen und Blechgewände als eine Einheit montiert und mit Betonmörtel vergossen waren – der Ausbau hätte einen enormen Aufwand bedeutet und ausserdem das Mauerwerk destabilisieren können. Auf der Suche nach geeigneten Profilen und konstruktiven Details, die dem Bestand angepasst werden konnten, stiess man auf das Stahlprofilsystem «Janisol Arte 2.0». Das Musterfenster – in Zusammenarbeit mit Schüco Stahlsysteme von Jansen konzipiert und von Metallgestaltung Stratmann GmbH, Essen, gefertigt – überzeugte alle Akteure. Auch die Besonderheit der in den Drehflügel integrierten Kippfenster konnte mit «Janisol Arte 2.0» konstruktiv einwandfrei umgesetzt werden. jansen.ch

Oben «Janisol Arte 2.0» entspricht allen zeitgemässen Anforderungen und ist trotzdem nur wenige Millimeter breiter als die Originalprofile. Mitte Das «Fenster im Fenster» ist eine objektspezifische Sonderlösung, ­ wie sie in dieser Filigranität nur mit Stahlprofilen möglich ist. Links Die Fenstertüren aus «Janisol Arte 2.0» im sogenannten «Europazimmer» sind 3,55 Meter hoch und mit obenliegenden Öffnungsflügeln ausgebildet.

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VORSCHAU

IMPRESSUM

PHŒNIX – Bauen im Bestand 4. Jahrgang Erscheinungsweise 6 × jährlich Auflage 7000 Exemplare info@phoenix-magazin.ch phoenix-magazin.ch Herausgeberin BL Verlag AG Steinwiesenstrasse 3, 8952 Schlieren Tel. 044 733 39 99, Fax 044 733 39 89 info@blverlag.ch, blverlag.ch Verleger Peter Boll Inhaltskonzept Philipp Bitzer Martin Reznicek Gestaltungskonzept Martin Reznicek

K E T HE M EN R B SC H W AU ERPUN T E KT N

Redaktion Christina Horisberger (chh) Manuel Pestalozzi (map)

Layout / Art Direction / Illustrationen Harriet Angela Messing Anzeigenverkauf Antje Jakob Reto Schnider Anzeigendisposition Denise Bucher Druckvorstufe Jessica Kottmeyer Nataša Mirković

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Bild: Maitland Riverlink

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Externe Autoren Stefan Fahrländer Daniel Thaler

Korrektorat Ullrich Noelle Christine Hinnen Druck AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10 – 12 9403 Goldach SG, avd.ch Verkaufspreis* Einzelexemplar CHF 15.– Abonnement 1 Jahr CHF 80.– Abonnement 2 Jahre CHF 150.– *Ausland, zuzüglich Portokosten

In der Stadtplanung, bei Areal­ bebauungen und bei Revitalisierungen spielen sie eine zentrale Rolle: die Ankerbauten und Ankernutzungen. Historischen Gebäuden, gewachsenen oder zukünftigen Nutzungen, aber auch ganzen Komplexen kann eine Anker­ funktion zugeschrieben werden, wenn sie am betreffenden Ort identitätsstif­ tend wirken und der ganzen Nachbar­ schaft einen Halt geben sollen. PHŒNIX #19 geht diversen Arten von Ankerbau­ ten und -nutzungen auf den Grund. 48

ISSN 2297-4849 Wemf / SW-Beglaubigung 2018 Total verbreitete Auflage: 6597 Ex. Davon verkauft: 873 Ex. Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck von Artikeln ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und genauer Quellenangabe gestattet. Mit Verfassernamen beziehungsweise Kürzel gezeichnete Veröffentlichungen geben die Auffassung der Autoren und nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Publiziertes Bildmaterial, sofern nicht angeführt, wurde dem Verlag zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Für unaufgefordert eingereichte Manuskripte und Bilder kann keine Haftung übernommen werden.


Für die Covers von PHŒNIX dienen als Vorlage jeweils abstrahierte Pläne von Projekten, die in der Zeit­ schrift vorgestellt werden. Das Cover dieser Ausgabe zeigt das «Dorotheen Quartier» (2014–2017) in Stuttgart von Behnisch Architekten. Die drei ein­ zelnen Häuser gehören dem Stuttgarter Warenhaus Breuninger. Mit diesem städtebaulichen Ansatz, der öffentlichen Stadtraum suggeriert, wird das Zent­ rum zwischen Markthalle und Karlsplatz aufgewertet.

Ich bin auch ein Online-Magazin.

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Als einer der führenden Total- und Generalunternehmer der Schweiz nutzen wir jede Möglichkeit, um Kompetenzen zu vernetzen, Schnittstellen zu reduzieren und Zusammenarbeit zu fördern. Dafür überprüfen wir laufend die Eckwerte Leistung, Qualität, Kosten und Termine auf Verbesserungs- und Einsparungspotenzial. Um sicherzustellen, dass jedes Projekt nachhaltigen Nutzen bietet. Für alle Partner.

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