Hotelier 07/08 2016

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E-MARKETING VISUELLES HOTEL-MARKETING

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eltweit werden täglich Milliarden Bilder und Videos auf verschiedene Plattformen hochgeladen. Bilder und Videos bringen weit mehr Inter­ aktion als reine Textbeiträge, die zudem in der Informationsflut aus Mangel an optischem Reiz untergehen. Warum sind Bilder so wichtig und so wirkungsvoll? Unser Gehirn ist von Natur aus darauf pro­ grammiert, schneller auf direkte visuelle Infor­ mationen zu reagieren als auf verschlüsselte In­ formationen wie Texte oder Symbole: Bilder wer­ den im Gehirn 60 000­mal schneller verarbeitet als Text. Das war überlebenswichtig zu Zeiten der gelegentlichen Säbelzahn­Tiger­Bedrohung, die es schnell zu erkennen galt. Aber diese Grund­ funktion ist auch heute für uns unabdingbar, wo es darum geht, wirklich Relevantes aus der täg­ lichen Informationsflut schnell und effizient her­ auszufiltern. Und nicht umsonst sagen wir auch heute noch – in Zeiten von Photoshop und Insta­ gram­Filter: «Ich glaube, was ich sehe.»

Der Einsatz von Bildern online Nutzen Sie also auf Ihrer Website aktuelle und attraktive Bilder, die einerseits emotional anspre­ chen und andererseits umfassend informieren. Investieren Sie dazu in einen professionellen Hotel­Fotografen, der technisch up to date ist – es lohnt sich! Setzen Sie Bilder auch auf Social­Media­ Plattformen ein. Hier müssen es nicht immer professionelle Bilder sein, sondern vor allem sol­ che, die Ihr Storytelling untermalen. Auf Face­ book können Sie Bild oder Video und Text sehr gut kombinieren. Auch Twitter setzt verstärkt auf die Anzeige von Bildern. Um bei jüngeren Smart­ phone­Nutzern (im doppelten Wortsinn) Image­ Bildung zu betreiben, bietet sich Instagram als Plattform. Pinterest dagegen dient eher als Shopping­Katalog für ein etwas älteres, weibli­ ches Publikum. Während Flickr heute fast nur noch als Archivierungsmöglichkeit für Bilder genutzt wird.

Videos: Auch bewegte Bilder bewegen Wenn Sie Videos machen – und das sollten Sie! –, dann setzen Sie auf YouTube als Plattform. You­ Tube ist die Videoplattform schlechthin und bie­ tet durch ihre enorme Grösse und Vielfalt und natürlich durch die direkte Google­Anbindung die besten Möglichkeiten, gefunden zu werden. Warten Sie aber nicht einfach darauf, dass man Sie auf YouTube findet. Promoten und verlin­ ken Sie Ihre Videos auch entsprechend in ande­ ren Medien. Auch Facebook hat sich im letzten Jahr zur Video­Plattform entwickelt und bietet bessere Ergebnisse für direkt hoch geladene Videos als für YouTube­Links. Während Sie auf YouTube auf professionelle und möglichst kreative Videos setzen sollten (was die üblichen Hotel­Videos mit Fahrstuhlmusik ausschliesst), können Sie auf Facebook auch spontane Handy­Videos im Rah­ men Ihres Storytellings posten. Wenn Sie ein grosses, schönes Gelände haben, kann sich der Einsatz von Drohnen loh­ nen. Drohnen können übrigens auch durchs

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Hotel fliegen, wenn die Räume gross genug sind.

360°-Videos und die virtuelle Realität 360°­Videos sind seit Ende letz­ ten Jahres der neueste Trend und werden auch schon auf Facebook unterstützt. Die Spe­ zialkamera nimmt dazu gleich­ zeitig Bilder aus jedem Winkel auf und setzt diese anschlies­ send so zusammen, dass der Betrachter sich beim Anschauen des Videos um die eigene Achse drehen, nach oben und unten schauen kann – wie im richti­ gen Leben quasi. Facebook will übrigens demnächst eine Funk­ tion lancieren, mit der auch Fotos mit 360°­Funktion aus­ gestattet werden können. Die neuen VirtualReality­ Brillen bieten dagegen nicht nur ein reines Video, sondern auf­ wendig programmierte, inter­ aktive 360°­Ansichten. Der Gast kann sich im Hotel bewe­ gen und dabei durch Kopfbe­ wegung auch ein Menü bedie­ nen, um Funktionen zu nutzen oder sich in die verschiedenen Räumlichkeiten zu begeben.

Und 360°-Panoramen? Was wird angesichts dieser Entwicklungen aus den bis­ her auf Websites eingesetzten 360°­Panorama­Aufnahmen? Eine spannende Frage. Da Vir­ tual Reality bis auf Weiteres noch ein relativ hoher Kosten­ faktor ist, sind Panoramen noch nicht obsolet. Klar ist: Wenn Sie in ein 360°­Panorama inves­ tieren, dann sollten Sie einen Google­zertifizierten Business­ View­Fotografen buchen. Damit können Sie das Panorama nicht nur auf der Website einsetzen, sondern auch in den Google­ Suchergebnissen nutzen. H

DIE AUTORIN Gabriele Bryant ist Geschäftsführerin der Blum, Bryant AG und als Beraterin, Coach und Referentin spezialisiert auf Online-Marketing und Social Media für Hotellerie und Tourismus. Sie ist Vorstandsmitglied der Swiss Hospitality Marketing Association (SHMA) und Organisatorin der jährlichen Schweizer HospitalityCamps. gabriele.bryant@blumbryant.ch www.blumbryant.ch

tipps 1. DU SOLLST NICHT STEHLEN! Das Internet oder die Google-Bildsuche ist kein kostenloser Selbstbedienungsladen. Wenn Sie unbedingt fremde Bilder einsetzen müssen, nutzen Sie kostengünstige StockAgenturen, die möglichst auch gleich die Social-MediaNutzung als Lizenz einschliessen. 2. KEIN BILD OHNE TEXT! Überlassen Sie die Meinung über Ihre Bilder nicht dem Betrachter, sondern beschreiben Sie jedes Bild, sodass er das sieht, was er sehen soll. 3. SINNVOLLE HASHTAGS! Nutzen Sie Hashtags auf Instagram sinnvoll, um Ihr Branding zu stärken und Ihre Sichtbarkeit zu fördern. Sinnvoll heisst: so viel wie nötig und so wenig wie möglich. 4. SOCIAL MEDIA IST FÜR MIT-SPIELER! Auch reine Bildplattformen wie Instagram und Pinterest sollten nicht mit visuellen PR-Sprachrohren verwechselt werden. Werden Sie Teil der Community, spielen Sie mit! 5. HANDARBEIT WIRKT BESSER! Verzichten Sie auf automatische Cross-Postings zwischen Plattformen, sondern setzen Sie auf Handarbeit. Es wäre doch schade um Ihre Instagram-Fotos, die auf Twitter nicht angezeigt werden. 6. ACHTUNG MENSCHEN! Die Abbildung von Menschen kann je nach Einsatz die Attraktivität Ihrer Bilder erhöhen – oder verschlechtern. Überlegen Sie sich, was Sie zeigen wollen – bevor Sie teure Models anheuern. 7. DAS RECHT AM EIGENEN BILD! Zeigen Sie keine Menschen auf Ihren Bildern, die der Veröffentlichung nicht ausdrücklich zugestimmt haben. Das gilt auch für Ihre Mitarbeitenden. Seien Sie besonders vorsichtig mit Fotos von Kindern auf Social-Media-Plattformen! 8. DIE RICHTIGE GRÖSSE ZÄHLT! Jede Plattform und jeder Bildeinsatz ist anders. Soll das Bild auf der Website emotional wirken, oder soll es informieren? Wird das Bild als Titelbild auf Facebook eingesetzt oder auf dem YouTube-Kanal? Je nachdem braucht es andere Abmessungen, Auflösungen und Funktionen, z.B. Vergrösserbarkeit. 9. GOOGLE RULES Denken Sie auch bei Ihren Bildern an die Suchmaschinenoptimierung. Es wäre doch schön, wenn Sie auch über die Google-Bildsuche zu finden wären! 7–8 I2016


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