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Der Hähnchenbaron von Zuchering

Wie Roland Geiser zum Mitinhaber vom neuen „Wienerwald“ wurde Was hat ein Polizist mit gegrillten Hähnchen zu tun? In Grunde herzlich wenig, Es sei denn, er heißt Roland Geiser und merkt als blutjunger Polizei-obermeister bereits, dass das Leben in Grün nicht das ist, was er sich vorgestellt hat. Der Weg jedoch vom Gesetzeshüter zum „Gigerlbaron“ war ebenso lang wie erfolgreich. Heute betreibt Roland Geiser von Zuchering aus mehrere Firmen, die irgendwie alle mit Essen und Imbiss zu tun haben. Und das jüngste Pferd im Stall ist der zu neuem Leben erwachte „Wienerwald“, an der er mit einem Drittel beteiligt ist. „Die Geschichte beginnt eigentlich nach dem Krieg“, erzählt der taffe Unternehmer, der ob seiner 37 Jahren damals indes noch keine Rolle gespielt hat. Sein Opa hingegen sehr wohl. Denn der hat in der Nachkriegszeit mit einem Viehhandel seinen Lebensunterhalt verdient. Es kam eine Metzgerei dazu, dann auch noch ein Fleischwerk. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders. Und es war die Zeit, wo die Zusammenarbeit mit Lebensmittelgiganten wie Marox und Moksel die Kasse klingeln ließen. Zunächst bei Allershausen angesiedelt war der Firmensitz später in Saal an der Donau. Da war Roland Geisers Vater längst mit eingestiegen. Oktober 2012

Nach kurzer Zeit begann er damit, den Laden umzustrukturieren, die Produktpalette zu verändern und das Gigerl-Imperium auszuweiten. „Heute gibt es in den neuen Bundesländern keine Stadt, in der wir nicht sind.“ Alleine in Leipzig acht Mal. Ob in Berlin, Brandenburg, Chemnitz, Zwickau oder Dresden, das Logo mit der Aufschrift „Grillmeister“ leuchtet überall. Inzwischen auch in Nordbayern, in Hof beispielsweise oder in Bayreuth. „Wir haben uns ziemlich breit ge„Die haben damals unglaubliche macht“, schmunzelt Roland GeiUmsätze gemacht“, erinnert sich ser. Roland Geiser an die Zeit, die ihn wohl erkennen ließ, dass im Grill- Zudem beliefert er ganze Hanhähnchen doch mehr Dampf ist delsketten, hat sein Sortiment als im mittleren Polizeidienst. „Ich längst auf das „volle Programm“ bin zur Polizei gegangen, weil ich ausgeweitet: Alle Sorten Fleisch, einen Beruf gesucht habe, in den Salate, Getränke. Und neben den sich etwas rührt, der Spaß macht „mobilen Einheiten“ gibt es zunehund in dem man Geld verdient“, mend auch feste Imbiss-Stationen erinnert er sich an seine Berufs- in den großen Einkaufszentren. 54 wahl. Doch gerade Letzteres lief rollende Filialen betreibt Geiser in der Firma seines Vaters deut- inzwischen, dazu 20 stationäre lich runder. Imbisslokale. 200 Mitarbeiter sorgen dafür, dass in der ehemaligen Kurz und gut. Der junge Roland DDR die Küche wirklich kalt bleischmeißt nach nur einem Jahr im ben kann. aktiven Dienst die Uniform in die Ecke und steigt in den elterlichen Es gibt noch einen weiteren Grund, Betrieb ein. „Ich bin ja sozusagen warum Roland Geiser schon lange mit dem Lebensmittelgeschäft nicht mehr auf gegrillte Hähnchen aufgewachsen“, meint er lä- alleine setzt. Und der liegt in den chelnd. Und sein Wirtschaftsabi- Jahren 2005 und 2006. „Die Votur war auch nicht gerade nutzlos. gelgrippe hat uns richtig viel Geld Zusammen mit einem Partner hatte der kurz nach der Wiedervereinigung die Idee, mit so genannten „mobilen Einheiten“ in die ehemalige DDR, die neuen Bundesländer zu gehen. Mit halben Hähnchen sozusagen, mit fahrbaren Grillstationen. Und von da an blieb auch in den neuen Bundesländern immer öfter die Küche kalt, wie es in einem der berühmtesten Werbeslogans der Nachkriegszeit hieß.

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