Legenden der Leidenschaft
Walter Haber hat in seinem Leben schon viele Promis getroffen – Lizzy Aumeier, Helge Schneider oder Günter Grünwald. Seit fast 30 Jahren betreibt er – zusammen mit Josef Jauernig – die Kleinkunstbühne Neue Welt. Ursprünglich wollte der heute 61-Jährige Lehrer werden. Die Ausbildung sowie zwei Jahre Referendariat hatte er bereits abgeschlossen. „Doch dann kam die Neue Welt.“Angefangen hat alles, als Haber Student war: „Weil in Ingolstadt musiktechnisch sehr wenig geboten war, gründeten wir die „Förderbandmusikinitiative“. Sie setzte sich zum Ziel, am laufenden Band Künstler nach Ingolstadt zu holen. In der Aula der Berufsschule begann die Erfolgsgeschichte. Doch nach dem Studienabschluss hatte der damals 27-Jährige erst einmal wenig Glück. Denn zu dieser Zeit herrschte in der Region ein Einstellungsstopp für Gymnasiallehrer. „Um die Wartezeit zu überbrücken, schaute ich mich nach einer Alternative um“, erzählt der Unternehmer. „Ich wollte gerade einen Job bei einer Versicherung annehmen, als das Angebot von Michael Zöpfl, dem Gründer der Neuen Welt kam.“ Zöpfl betrieb die Neue Welt zu dem Zeitpunkt knapp ein Jahr, er bat Haber, einzusteigen. Mit finanzieller Hilfe seitens der Familie entschied sich Haber, das Angebot anzunehmen. „Dann habe ich allerdings erst einmal mein blaues Wunder erlebt“, Juni 2012
erinnert sich der zweifache Familienvater. „Michael hat ziemlich bald und ohne Vorwarnung das Handtuch geschmissen und ist ausgestiegen. Dann stand ich natürlich mit Schulden und Verpflichtungen in der Neuen Welt.“ Eine wirkliche Wahl hatte er nicht mehr, denn ein Verkauf der Kleinkunstbühne wäre nur mit großen finanziellen Einbußen möglich gewesen. „Außerdem wäre es Unsinn gewesen, denn die Neue Welt ist damals sehr gut gelaufen“, erzählt Haber. „Es war die In-Kneipe in Ingolstadt. Das Einzige, was gefehlt hat, war ein kontinuierlicher künstlerischer Betrieb, aber den hab ich dann langsam aufgebaut.“ Ein Jahr später nahte endlich Unterstützung – Josef Jauernig stand in der Tür, ebenfalls auf der Suche nach einer beruflichen Alternative. „So haben wir uns zusammengefunden und das ist bis heute so geblieben.“
wurzelt mit Ingolstadt“, und etwas anderes kam eigentlich auch gar nicht in Frage. „Es ist die Idealbesetzung, wenn man seine Leidenschaft beruflich umsetzen kann.“ Schon in der Kindheit verschrieb sich Haber der Musik, „hier in der Neuen Welt konnte ich all das verwirklichen, was ich mir immer erträumt hatte“. Auch finanziell und kommerziell war es um die Kleinkunstbühne – gerade in den ersten zehn Jahren – sehr gut bestellt. Doch nach und nach wurde auch die Konkurrenz in Ingolstadt immer größer und die Kneipendichte immer höher. „Inzwischen hat sich leider sehr viel verändert“, klagt er. „Die ersten zehn, 15 Jahre haben wir von der Kneipe gelebt, heute ist es umgekehrt, wir leben von den Umsätzen der Veranstaltungen.“ Der Grund dafür ist, dass die Menschen es einfach nicht mehr „in“ finden, eine ruhige Kneipe zu besuchen, glaubt Haber. Laute SzeneNatürlich gab es auch im Leben von kneipen seien in der heutigen Zeit Haber immer wieder den Punkt, an angesagt. dem er sich überlegte, beruflich neue Wege einzuschlagen. Ange- Er selbst will sich auf keine Musibote gab es viele, berichtet er. So krichtung festlegen. „Ich bin offen hätte er zum Beispiel als Kulturma- für alle Genres – von Klassik bis nager in einer anderen Stadt arbei- zu guter Volksmusik.“ Auch einen ten können. „Aber ich bin sehr ver- Lieblingskünstler hat er nicht, „es Seite 83