Die sizilianische Vesper
Corrado Guastella und Helena Gadzova betreiben im Kürzinger-Haus ihr Restaurant „sempre sempre“ Das gastronomische Leben ist zurückgekehrt in das traditionsreiche Kürzinger-Haus in der Höllbräugasse. Helena Gadzova und Corrado Guastella heißen die neuen Pächter, die ihr Lokal „sempre sempre“ nennen und im Juli eröffnet haben. Im Inneren ähnelt das neue sizilianische Restaurant zwar noch immer dem alten, bayerischen Café Kürzinger. In der Küche geht es allerdings wenig bayrisch zu.
sig, Salz und Wasser, das ist der ursprüngliche Teig. Wir machen das noch genau so und so wollen es unsere Gäste auch“, erklärt Guastella. Der Geheimtipp des Pächters ist das hausgemachte „quattro di pasta“. Das sind vier verschiedene Nudelgerichte auf einem Teller. Das „sempre sempre“ führt 25 verschiedene Weine. „Wir sind eine Osteria, also eine Weinstube, und das wird auch so bleiben“, bekräftigt der Chef. Natürlich wird Guastella und sein Cousin Ales- auch viel Bier getrunken. Und wer sandro waren für einige Zeit in das „Barthelmarkt-Bier“ mag, ist im Frankreich. Während Alessandro „sempre sempre“ genau richtig. fünf Jahre lang in Frankreich blieb, hielt es Corrado nur zwei Jahre Geöffnet ist die sizilianische Gastdort. Das lag daran, wie er launig stätte von elf bis 14 Uhr und von erzählt, dass er sich mit den Frös- 17 Uhr bis 23 Uhr. „Das sind aber chen und Schnecken nicht wirklich nur die offiziellen Öffnungszeiten. anfreunden konnte. Er ist dennoch Die Gäste können so lange sitzen froh, diese Erfahrung gemacht zu bleiben wie sie wollen. Ich schmeihaben in jenem Café mitten in Pa- ße bestimmt niemanden raus“, ris, wo er viel über die französische fügt Corrado Guastella hinzu. Am Weinkultur gelernt hat. Die Zeit in Dienstag aber haben er und sein Frankreich hat sich niedergeschla- Team frei. gen. Denn im „sempre sempre“ schmeckt man neben der italie- Guastella steht in seinem Restaunischen Küche eben auch franzö- rant auch selbst in der Küche, bei sische Einflüsse heraus. den Vorbereitungen jedenfalls. Denn am Abend sucht er lieber den „Viele Leute sagen, dass wir die Kontakt zu den Gästen. „Ich will mit beste Pizza in Ingolstadt machen. den Menschen reden, Witze maEinfach und schlicht. Wie meine chen, ihnen am Ende eines schöOma immer sagte. Mehl, Öl, Es- nen Abends einen Grappa ausgeSeptember 2012
ben. 25 Jahre lang habe ich nur für andere gearbeitet, jetzt bin endlich mein eigener Chef.“ Die Erfüllung dieses Traumes ermöglichte Helena Gadzovas Oma. Sie fragte Guastella, weshalb er nie ein eigenes Restaurant hatte. Als er sagte, dass er nicht mutig genug war, entgegnete sie ihm: „Was hältst du davon, ein Restaurant im Kürzinger-Haus zu eröffnen?“ Guastella lachte nur und meinte, dass das niemals möglich sei. Doch Helenas Oma arbeitete 20 Jahre lang im Café Kürzinger und kennt den Besitzer des Hauses. Der rief Guastella prompt an und sagte ihm, dass er das Lokal pachten könne. „Ich habe mich gefreut wie ein siebenjähriger Junge. Es war der absolute Wahnsinn“, beschreibt er seine Gefühle. Doch die Räume waren nicht betretbar. Überall lag Schmutz und Staub. Einen Monat lang dauerte es, bis die beiden Pächter das Restaurant eröffnen konnten. Und dann war da noch der Respekt vor dem 178 Jahre alten, denkmalgeschützten Haus. Einige Pächter haben sich an dem begehrten Objekt bereits versucht, aber sie kamen mit dem großen Druck nicht zurecht. Die einen seien zu unfreundSeite 95