KULTUR 39
Blickpunkt | Oktober 2016
Prof. Thomas Schnalke, Museumsdirektorin Prof. Dr. Marion Maria Ruisinger und Prof. Dr. Michael Stolberg
Eine Totenkrone ist in der Ausstellung zu sehen.
Kommt ein Mann zum Arzt...
Sonderausstellung „Praxiswelten“ im Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt eröffnet (ma) Diese Erfahrung hat wohl schon jeder gemacht: Anmelden, ins Wartezimmer gehen, aufgerufen werden und dann erfolgt die Untersuchung. Der klassische Arztbesuch eben. Aber war das schon immer so? Ist im 17. Jahrhundert ein „normaler Mensch“ überhaupt zum Arzt gegangen? Wie wurde was diagnostiziert? Überraschenderweise ist die Geschichte des alltäglichen Umgangs eines Arztes mit seinen Patienten hierzulande kaum erforscht. „Wir wissen erstaunlich wenig darüber, wie eine gewöhnliche ärztliche Praxis aussah“, erklärte Prof. Dr. Michael Stolberg bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Praxiswelten“ im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt. Die Ausstellung ist eingebettet in ein Forschungsprojekt, an dem
acht Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt sind – als einziges Museum ist das DMM in Ingolstadt Teil dieses Projekts mit dem Titel „Ärztliche Praxis (17.-19. Jahrhundert)“. Gefördert wird es von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Sprecher des DFGForschungsverbundes „Ärztliche Praxis“ ist Prof. Stolberg. Die Ausstellung entstand als Kooperationsprojekt des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt mit dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité. Die Ausstellung selbst ist aber keine Angelegenheit, die nur wenigen Spezialisten vorbehalten ist. Hier werden acht Ärzte porträtiert, die zwischen der Mitte des 17. Jahrhunderts und dem ausgehenden 19. Jahrhundert
praktizierten. Und die – freundlicherweise – ihre Praxisjournale hinterlassen haben, die die Grundlage der Forschungsarbeit bilden. Was hat der Herr Doktor da notiert? Schon immer waren ärztliche Handschriften eine Herausforderung... Da ist von der „Gebärmuttererstickung“ die Rede. Und von einer „Rustica“, also einer Frau vom Land, die den Arzt aufgesucht hat. Wer wurde wie behandelt? Was bedeuten die Abkürzungen? Was kostete der Arztbesuch? Auf diese Fragen findet der Besucher Antworten. Und ist zugleich selbst gefordert: „Wir wollen Sie zu medizinhistorischen Detektiven werden lassen!“ meinte Prof. Thomas Schnalke (Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité) bei der Ausstellungseröffnung. Und Museumsdirektorin Prof. Mari-
on Ruisinger ging auf den Part „ihres Museums“ ein. Der Ingolstädter Beitrag zum Projekt ist die Erforschung der Praxisjournale von Johann Christoph Götz, die in Erlangen aufbewahrt werden und in Latein verfasst sind: „Zum Glück war es fränkisches Latein“, meinte Ruisinger. Die Ausstellung ist zugleich die Premiere für den nagelneuen Sonderausstellungsbereich im Anbau an die Alte Anatomie. Der Neubau wurde bei diesem Anlass wiederholt gelobt. „Nach der Sanierung des Altbaus ist das Museum das zentrale Museum für Medizingeschichte in Europa“, betonte Schnalke, „das muss es werden.“ Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.dmm-ingolstadt. de
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