Stadt & Region
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Blickpunkt KW 15/12
Zum „Hutessen“ ins Wagenrad‘l In Etting gibt es bei der Kirche St. Michael gleich drei bayerische Wirtschaften Von Thomas Michel „Ich hätte auch Pfarrer werden können.“ An diesen Spruch von ihrem Großvater erinnert sich Lydia Pappler noch heute mit einem Schmunzeln. Beschreibt der Satz doch eigentlich ganz gut, was ein guter Wirt auch sein muss: Seelsorger. Lydia Pappler betreibt zusammen mit ihrem Mann Alfred seit knapp 23 Jahren das „Wagenrad‘l“ in Etting. Im Jahr 1989 „an Allerheiligen“, wie Lydia Pappler lachend anfügt, war die Geburtsstunde des „Wagenrad´l“. Zuvor war in dem denkmalgeschützten Gebäude an der St.-Michael-Straße das „Café Scherer“ untergebracht, das von Papplers Mutter betrieben wurde. „Eigentlich war es gar kein Café, sondern eher eine Wirtschaft“, erinnert sich die 53-Jährige. Als die gelernte Einzelhandelsfrau die Gaststätte übernehmen wollte, war für Lydia Pappler klar: „Wir brauchen einen neuen Namen.“ Pappler machte sich auf die Suche: „,Stamperl‘ hätte mir gut gefallen“, sagt die sympathische Wirtin und lacht. Nein, ein Hausname, so wie viele Familien in den ländlichen Gemeinden früher bekannt waren, sollte es werden. Pappler erkundigte sich und erfuhr, dass es keinen echten Hausnamen gab. Allerdings war das historische Gebäude früher eine Wagnerei, also Werkstätte und Lagerplatz für Pferdewägen nebst Ställen für die Tiere. Der Name „Wagenrad‘l“ war geboren. Lydia Pappler ging auf sämtliche Flohmärkte der Region und kaufte Wagenräder, die schönen aus Holz mit festen, dicken Speichen. Seitdem hängen in der Gaststube unzählige dieser Räder: große, kleine, dicke, dünne, schlichte und verzierte. Hier ist der Name wahrlich Programm. Überhaupt ist die Inneneinrichtung durchaus besonders: Wie eine kleine Insel in der Mitte des Raumes befindet sich
Das Wagenrad‘l in Etting ist eine von drei bayerische Wirtschaften in der Nähe der Kirche. ist, wurde hingegen (noch) nicht im „Wagenrad‘l“ gesichtet. Heute ist das „Wagenrad‘l“ Insidern vor allem wegen des „Hutessens“ ein Begriff. Vor etwa drei Jahren entdeckte die Wirtin das ganz spezielle Kochgerät auf einer kleinen Alm in Österreich. „Mir war sofort klar, dass wir das für uns brauchen.“ Nach langer Suche wurde sie in der Schweiz fündig. „Wir haben nie viel Werbung für das Hutessen gemacht, Lydia Pappler aber es spricht sich eben herum,“ lenwert ein. Das wusste auch Josef freut sich Pappler. Bei dem „Hut“ Mederer, der viele Jahre Pfarrer handelt es sich um ein Kochgerät, in St. Michael, der Kirche gleich ähnlich einem Fondue. Auf den gegenüber, war: „Der kam oft zu beheizbaren „Zylinder“ können uns rüber“, erinnert sich Pappler. an spezielle Haken zum Beispiel Sein Nachfolger, Pfarrer Reinhard Fleisch oder Gemüse gehängt Förster, der seit etwa einem halben werden, die dann vor sich hin Jahr Hausherr in St. Michael (war bruzeln. Bis man satt wird, dauert früher sogar eine Wallfahrtskirche) es mit dieser „Taktik“ natürlich die Bar. Ein Überbleibsel aus der Anfangszeit, als das „Wagenrad‘l“ noch eher Pilskneipe denn Wirtschaft war. Doch mit der Zeit wurde das Essen immer wichtiger und nahm einen immer höheren Stel-
„Ich bin für die Gäste da. Zuhören ist sehr wichtig.“
Foto: Michel
etwas, aber das ist gewollt. „Da kommt es vor allem auf die Geselligkeit, das Beisammensitzen und Miteinanderreden an“, weiß Pappler. Inzwischen kommen ganze Firmenabteilungen zum „Hutessen“ ins „Wagenrad‘l.“ Ansonsten beschränkt sich das Ehepaar auf „bodenständige, regionale Küche“. Herausstechen allerdings Schmankerl wie der „Wagenrad‘l-Toast“ mit gegrillten Schweinelendchen und Mozzarella oder der Zwiebelrostbraten. „Wir bereiten alles frisch zu und haben viele eigene Rezepte. Unsere Williamsbirne zum Beispiel wird nur für uns am Bodensee hergestellt“, verrät Geschäftsführer Alfred Pappler. Diese Alleinstellungsmerkmale sind wichtig, denn im Gegensatz zu den allermeisten anderen Gemeinden und Stadttei-
len lässt es sich in Etting im Umfeld der Pfarrkirche noch immer gut leben. Gleich drei Wirtschaften sind hier auf engem Raum beieinander: Schlosswirt, Sternwirt und eben das „Wagenrad‘l“. „Wir sehen uns aber nicht als Konkurrenz“, sagt Pappler. Der Schlosswirt vermietet zum Beispiel auch Zimmer, unter anderem für Mitarbeiter auf Zeit bei Audi. „Aber die kommen am Abend dann zu uns runter, weil hier mehr los ist“, schmunzelt Pappler und lacht. Und noch etwas hebt das „Wagenrad‘l“ gegenüber typischen Wirtshäusern ab: „Wir öffnen Dienstag bis Sonntag erst um 17 Uhr“, erklärt Pappler. Einen Mittagstisch gibt es nicht, das Ehepaar konzentriert sich voll auf das Abendgeschäft. Dann kommen die Stammgäste aus Etting, aber auch
viele Besucher aus der Stadtmitte oder den Umlandgemeinden, vor allem Gaimersheim und Wettstetten. Natürlich schauen auch Vereinsmitglieder, zum Beispiel die der Feuerwehr vorbei, doch auf eine Besuchergruppe ist Lydia Pappler ganz besonders stolz. Seit 23 Jahren, also seit der Eröffnung des „Wagenrad‘l“ ist die Gaststätte nämlich Heimat eines Stammtisches. Nicht irgendein Stammtisch, sondern ein reiner Frauen-Stammtisch. Selbstverständlich, dass die Chefin da „Mitglied“ ist: „Wir sind zehn Frauen zwischen Anfang 30 und Ende 50 – und wir treffen uns jede Woche“, sagt Lydia Pappler ohne ihren sichtlichen Stolz zu verbergen. „Und wo gibt es das schon, dass eine Bedienung seit 13 Jahren in der gleichen Wirtschaft arbeitet?“, fragt Pappler. Lydia Pappler, die selbst schon als Bedienung gearbeitet hat, stammt aus einer Familie, die schon immer in der Gastwirtschaft tätig war. Dass sie mit dem „Wagenrad‘l“ den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat, hat sie nie bereut: „Keine einzige Sekunde.“ Klar, es gab auch die schwierigen Zeiten: „Wie das Nichtraucherschutzgesetz eingeführt wurde, sind viele Gäste erstmal ausgeblieben. Da waren dann nur zehn statt 50 Leute da.“ Eine Wirtschaft zu betreiben, das sei „immer eine harte Arbeit.“ Aber das gehöre eben dazu. Pappler hat ihre eigenen Grundsätze: „Ich bin für die Gäste da. Zuhören ist sehr wichtig.“ Früher hätten ihr viele Gäste das Herz ausgeschüttet, von Beziehungsproblemen oder Stress in der Arbeit erzählt – Und heute? „Heute ist das noch genauso! Nichts ist schöner, wenn man ein Lob bekommt und die Leute, wenn sie gehen, sagen, dass es ein schöner Abend war.“ Lydia Pappler ist Wirtin mit Leib und Seele. Und wahrscheinlich könnte der Satz ihres Großvaters auch auf sie passen: „Ich hätte auch Pfarrer werden können.“
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