BiTSLicht 14

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Dezember 2008

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Die Finanzkrise.

Jürgen Rüttgers über Bildung, Jugend und Politk. Seite 42

Die Finanzkrise: Wer, warum, wie lange? ab Seite 16

„Sex gegen Taschengeld”? StudiVZ mal anders. Seite 53


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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die Finanzkrise und ihre Auslöser sind für viele Menschen ein Rätsel da war von „asset backed securities“ die Rede, von Zentralbanken, die Leitzinsen senken, von Leerverkäufen und Hedgefonds. Irrungen und Wirrungen auf den globalen Finanzmärkten - und der Ursprung war die nicht standesgemäße Vergabe von zu hohen Krediten in den USA. Doch gerade diese Komplexität ist es, die dafür sorgt, dass jeder in irgendeiner Weise von dem Spiel auf den Finanzmärkten betroffen ist. Manche mussten sich kleinlaut aus diesem Spiel zurückziehen, andere sehen jetzt erst ihre Chance: Wenn ohnehin schon alles verloren ist, warum sollte ich dann nicht endlich mal mehr Spielanteile bekommen? Manche schimpfen, dass die Schiedsrichter gar nichts gepfiffen hätten, andere finden, sie waren viel zu streng. Manche beklagen, dass unfair gespielt wurde, andere winken

Foto: Florian Hintze

nicht nur die Aussichten auf unserem Titelbild sind düster. Auch konjunkturell sehen momentan viele schwarz. „Bundesrepublik droht Rekord-Rezession“, heißt es bei SpiegelOnline. Die Süddeutsche meldet fast resigniert: „Experten schreiben das Jahr 2009 komplett ab.“ Das BiTSLicht erörtert in Interviews, Umfragen und Hintergrundgeschichten, wo die Gründe für die Krise liegen und wie eine Rezession verhindert werden kann.

Julian Jaursch und Simon Engels.

ab: Das sei eben so. Manche wollen mehr Geld zur Unterstützung des Sports, andere fragen sich, woher die Millionen auf einmal kommen. Manche stellen nun das gesamte Regelwerk des Spiels in Frage, andere hoffen auf den Siegtreffer in letzter Minute. Wie immer das Spiel auch ausgeht, eins ist klar: Das Spielfeld ist erst einmal ziemlich verwüstet und die Aufräumarbeiten werden etwas dauern. Daher auch die dunklen Prognosen

in den Wirtschaftsnachrichten. Aber es gibt auch noch andere Geschichten neben denen aus der Wirtschaft. Deshalb lesen Sie in dieser vierzehnten BiTSLicht-Ausgabe auch noch vom Herrn der Schilder, einem Tag als Schnorrer, von StudiVZ und Tattoos. Viel Spaß dabei wünschen Ihnen Simon Engels, Julian Jaursch und das gesamte Team des

BiTSLicht.

Impressum BiTSLicht Ausgabe 14, Dezember 2008 Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26, 58636 Iserlohn Telefon & Fax: 02371 / 776 - 301 E-Mail: info@bitslicht.de Internet: www.bitslicht.de Auflage: 2000 Stück Chefredakteure: Simon Engels und Julian Jaursch

Anzeigen & Marketing: Ronny Sachse (Teamleiter), Carolin Becker, Sven Hagemeier, Benjamin Schmauss und Andrina Ziegeler

Lektorat: Wolfgang André Schmitz (Teamleiter), Carolin Becker, Sonja Gurris und Philine Lietzmann

Layout: Gerrit Meißler (Teamleiter), JanPhilipp Beck, Anna-Lena Daniels, Merete Elias, Sarah Gottschalk, Julian Jaursch, Philine Lietzmann, Timur Plaumann, Andrea Scheffler und Lena Wouters

Redaktion: Jan-Philipp Beck, Carolin Becker, Julian Borchert, Jonas Grürmann, Sonja Gurris, Sven Hagemeier, Florian Hintze, Philine Lietzmann, Lars Lippenmeier, Lena Lühmann, Gerrit Meißler, Esther Sarach, Andrea Scheffler, Annika Sellmann, Wolfgang André Schmitz, Tim Schneider, Tom Steller und Marcel Walde

Themenmanagement: Florian Hintze (Teamleiter) und Jan-Philipp Beck

Vorstand: Janni Deitenbach, Ronny Sachse und Gerrit Meißler

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Inhaltsverzeichnis

Titelthema 16

Bildungsantwort statt Systemfrage

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Stimmen zur Finanzkrise

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„Panini-Bilder oder Aktien - das Prinzip ist ähnlich“

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Survivaltrip trotz Finanzkrise

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Dieses Auto zeigt Präsenz

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„Die Krise ist auch Ergebnis von Staatsversagen!“

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Zwischen Isolation und Öffnung

Heimatkunde 6

Ressortnews

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Das Audimax als Sportarena

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Triumph auf ganzer Linie

10 Globalisierung und Einheit 12 Die BiTS-Gerüchteküche 14 Und was kommt dann?

Über Leben

34 Massenmord im Internet 37 „Den Mutigen gehört die Welt!“ 40 Der Herr der Schilder 42 „Politik soll Zukunftsperspektiven ermöglichen“

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Inhaltsverzeichnis

Ansichtssache

44 Wo ist der Gentleman? 44 Die Gebote des Ypsilantismus 45 Hilfe, ich bin Apple-User! 46 Schlechtes Gewissen oder schlechter Ruf? 58 Verhör: Prof. Dr. Thomas Rieger im Interview

Versuchsgebiet 47 Angehört: O.A.R. 47 Angehört: India Arie 48 Angelesen: Freakonomics 48 Angelesen: The Lost Continent 49 Angelesen: Der Moslem-TÜV 50 Angeschaut: Lord of War

Aufstieg

51 BiTS-Studenten stellen ihr Know-How zur Verfügung 53 Laura D: Mein teures Studium 56 Karriere im Export

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Heimatkunde

Neues aus den BiTS Ressorts Von Kindern bis zu Senioren - BiTS2Society ist dabei BiTS2Society übernimmt das erfolgreich eingeführte Projekt „Horizonte“ und setzt es fort. Bei „Horizonte“ (BiTSLicht berichtete) werden Vorlesungen für Senioren in den Bereichen Allgemeine Psychologie, Internet für Anfänger und Fortgeschrittene von Studenten angeboten. Im Wintersemester 08/09 wurden bereits drei Kurse erfolgreich durchgeführt. Für Kinder engagieren sich die Ressortmitglieder durch die tatkräftige Unterstützung des Bethanien Krankenhaus in Iserlohn. Mittwochs

besuchen Studenten von BiTS2Society die Kinderstation um mit den Kindern zu basteln und zu spielen. Zusammen mit dem Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes organisierte das Ressort den Blutspende-Tag am 8. Dezember 2008. BiTS2Society sammelt darüber hinaus Geldspenden an der BiTS, unter anderem mit einem Pokerturnier, sowie in der Iserlohner Innenstadt für die AIDS-Hilfe MK, die Aktion „Lichtblicke“, das Tierheim Iserlohn und den Förderverein der Neuropäiatrie des Bethanien Krankenhaus.

BWL-Teams aus aller Welt zu Gast an der BiTS Rubicon, der internationale Studentencontest für BWL-Studenten, wird vom 9. bis 11. März 2009 an der BiTS ausgerichtet. 20 Teams von Universitäten aus der ganzen Welt werden sich drei Tage lange auf dem Campus Seilersee messen. Organisiert wird der Wettkampf von der studentischen Unternehmensberatung b.one e.V.. Das Motto des bereits zum dritten mal ausgerichteten Events ist dieses Jahr Green-Business Management. Mit Teamarbeit, unternehmerischen

Denkens und innovativen Lösungsansätzen sollen die 20 studentischen Teams verschiedene Fallaufgaben bearbeiten und ihr können vor einer Jury aus Wirtschaft und Wissenschaft beweisen. Gewinnerteams winken hochkarätige Preise. Neben der Bearbeitung von Fallstudien erwartet die Teilnehmer auch ein ansprechendes Rahmenprogramm. Mehr Informationen zu Rubicon gibt es unter http://www.rubiconcontest.com/.

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Heimatkunde

Das Audimax als Sportarena Die ersten BiTS Sportmanagementtage starteten mit großem Erfolg

Fotos: SportsA

Michael Rummenigge referierte am zweiten Tag über „emotionale Fanbindung“.

An der BiTS gibt es mittlerweile viele Events, die fest im Kalender stehen. Neu hinzugekommen sind die Sportmanagementtage, die am 13. und 14. November 2008 zum ersten Mal an der privaten Hochschule stattgefunden haben. Bekannte Persönlichkeiten wie die Ex-Fußballprofis Stefan Kuntz und Michael Rummenigge besuchten den Campus Seilersee. Unter dem Kongressthema „Sport Facilities – Business and Emotions“ waren an beiden Tagen über 120 Teilnehmer auf dem Campus der BiTS Iserlohn zu Gast. Im Mittelpunkt stand vor allem die Frage, wie Emotionen in Sportstätten zu einem langfristigen wirtschaftlichen Erfolg führen und wie dieser Erfolg weiter ausgebaut werden kann. „Mit Referenten wie Stefan Kuntz, dem Fußball-Europameister von 1996 und derzeitigen 1. Vorsitzenden des 1. FC Kaiserslautern, ist es uns nicht nur gelungen, namentlich hochkarätige Referenten an die Hochschule zu holen, sondern auch eine inhaltlich hochwertige Veranstaltung abzuhalten“, freute sich Prof. Dr. Thomas Rieger, Dozent an der BiTS und Leiter der Sportmanagementtage.

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Besonderes Highlight neben vielen Fachvorträgen war vor allem die Podiumsdiskussion am ersten Veranstaltungstag - Thema: „Der Bau des perfekten, zukunftsorientierten Stadions“. Der Abend des Kongresses klang bei einem gemütlichen Dinner in der Campus Mensa aus. „Uns ist es wichtig, eine Veranstaltung auf die Beine gestellt zu haben, die die Zuschauer nicht nur mit Informationen zug-

eschüttet hat. Wir haben vielmehr Wert darauf gelegt, dass die Teilnehmer und Referenten auch abseits der Vorträge Meinungen austauschen

Teilnehmer nicht mit Infos „zugeschüttet“ und Netzwerke pflegen konnten“, erklärte Ken Steger, Projektleiter des Kooperationspartners SportsA. Highlight des zweiten Tages war der Vortrag des ehemaligen BVB-Profis Michael Rummenigge. Der Geschäftsführer der Sports & Business GmbH referierte über die „Maximierung des wirtschaftlichen Erfolges anhand von emotionaler Fanbindung“. Schon jetzt steht fest, dass die Sportmanagementtage nach diesem Erfolg auch im nächsten Jahr in eine neue Runde gehen werden. „Wir freuen uns bereits jetzt auf die zweite Auflage im nächsten Jahr“, so Thomas Pätzold, Marketingleiter des Hauptsponsors Mendener Bank.

Fußball-Europameister Stefan Kuntz (l.) mit Veranstaltungsleiter Prof. Dr. Thomas Rieger.

Simon Engels


Heimatkunde

Triumph auf ganzer Linie Zwei Pokale für die BiTS-Teams beim ISM Soccer Masters.

Titelverteidigung hieß das Wort der Stunde. Die Studenten der „BiTS Männer I“ Fußballmannschaft konnten den Erfolg aus dem vergangenem Jahr bestätigen und sicherten sich auch in diesem Jahr den Pokal für das Siegerteam des ISM Soccer Masters. Die zweite Mannschaft der Männer schlug sich beachtlich, schied aber im Viertelfinale aus. Für eine weitere Überraschung sorgte das erstmalig angetretene Damen Team der „BiTS Ladies“, die ihrerseits den Pokal für die Damenwertung erringen konnten.

ein 0:0-Unentschieden gegen den späteren Finalgegner St. Gallen. Ebenso gut wie die Männer starteten auch die „BiTS Ladies“ in das Turnier: Ein souveränes 7:0 gegen die einzige andere Damenmannschaft aus Bad Honnef zeigte einen deutlichen Klassenunterschied. Dieser

Am Sonntag hatten sich die Reihen der BiTS-Supporter gelichtet. Die Spielerinnen und Spieler zeigten sich davon unbeeindruckt und spielten gegen ihre müden Gegner gute Partien. Das Team „BiTS Männer I“ bestätigte die Topleistung vom Vortag und zog ins Finale gegen St. Gallen ein. Die mitgereisten Fans erlebten ein spannendes Finale. Tom Baumert brillierte mit drei Treffern und brachte der BiTS die Titelverteidigung ein. Die Damen hatten genauso Grund zur Freude: Die „BiTS Ladies“ holten die Damenwertung an den Seilersee. Sie erkämpften sich den Sieg nicht nur gegen die einzige Da men ma n nscha f t des Turniers, nein – sie besiegten sogar ein Männerteam und stellten damit unter Beweis, dass auch Frauen Fußball spielen können.

Unterstützt von den 20 lautstarken BiTS-Supportern starteten die drei Teams am 15. November hoch motiviert in das Turnier. Die Fangruppe, die sich aus Studenten, Dozenten und Mitgliedern der Verwaltung zusammensetzte, war der Stimmungsgarant auf dem Dortmunder Soccer-Court. Die Titelverteidiger sahen sich einem besonderen Druck ausgesetzt, den sie sich jedoch größtenteils selbst auferlegt hatten. Ihre Devise lautete: „Der Pott muss am Seilersee bleiben!“ Es zeigte sich jedoch, dass dieser hohe Anspruch gerechtfertigt war: Das „BiTS Männer I“-Team konnte bereits am ersten Turniertag seine Favoritenrolle bestätigen und verzeichnete in allen sechs Partien keine einzige Niederlage. Auf der lupenreinen Ergebnisliste standen fünf Siege und

terten Bus in die Dortmunder Discothek „Nightrooms“ und feierten dort einige Stunden mit den anderen Spielern.

BiTSLadies holen den Pokal

Erfolg war besonders beachtlich, da die Damen erst seit wenigen Wochen zusammen trainiert hatten. Am Nachmittag schauten sich Spieler und Supporter gemeinsam das Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt an, bei dem die Fans von Borussia Dortmund einen klaren 4:0-Sieg bejubeln durften. Die BiTS-Studenten fuhren am Abend mit ihrem gechar-

Das Wochenende war für die drei BiTS-Teams ein voller Erfolg. Mit zwei Pokalen im Schlepptau und dem dritten Platz der Herren der Fachhochschule Iserlohn hat sich die Waldstadt mehr als ordentlich präsentiert. Eines blieb nach dem Turnier auf jeden Fall in Erinnerung: Iserlohner Studenten sind erfolgreiche Fußballer. Sonja Gurris

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Heimatkunde

Globalisierung und Einheit Gerhard Schröder, Edmund Stoiber und Lech Walesa waren zu Gast beim Campus Symposium.

Erstmals führten nicht nur Studenten als Moderatoren durch die Veranstaltung. Ebenso ein Novum waren neben einem bereits breiten Angebot an verschiedenen Themen im Hauptzelt die Fachvorträge im Gebäude der BiTS. Hier konnten die Gäste aus einer Vielzahl von Vorträgen zu verschiedenen Themen - vom Gesundheitswesen über Innovationsförderung bis hin zur Erbschaftssteuer - wählen. In kleinerer Runde konnte mit dem Referenten intensiv diskutiert werden. Doch auch in den Zelten

Fotos: Tim Schneider

Die Finanzkrise hatte schon im September die Welt fest im Griff. Sie wurde in jeder Rede und fast allen Diskussionen aufgegriffen. Der Stimmung der über 900 Gäste und Journalisten in der Zeltstadt, die wie in den Jahren zuvor von einem Heer aus 250 Freiwilligen, den so genannten Volunteers, betreut wurden, tat dies keinen Abbruch. Denn das studentische Team des Campus Symposium lud zum vierten Mal an den Seilersee. Wenn vieles schon als eine alljährliche Routine vorkommt, so gab es auch in diesem Jahr einiges Neues. Gerhard Schröder mit BiTS-Präsident Dietrich Walther.

hatten die Organisatoren in diesem Jahr einiges geändert: So wurde ein Wintergarten eingerichtet und das Galazelt aufwendig dekoriert. Neben der Finanzkrise verging auch keine Rede, in der nicht ein Seitenhieb auf die damals aktuellen Vorschläge von Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine ausgeteilt wurde. Das Publikum aus regionalen Unternehmern honorierte dies mit Beifall, ob beim Grußwort durch Christa Thoben, Wirtschaftsmin-

Edmund Stoiber beim Campus Symposium 2008.

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isterin des Landes Nordrhein-Westfalen, oder bei der Rede von Gerhard Schröder am Abend des ersten Tages. Dieser griff seinen früheren Parteigenossen jedoch nur am Rande an. Seine Rede betonte vor allem den Grund für sein Engagement in Russland, beim EU-Beitritt der Türkei und für die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland in der Zukunft. Der gegenwärtigen Führungskrise in

„Die Zunkunft unseres Landes wird geprägt durch Bildung.“ - Gerhard Schröder der SPD schenkte er jedoch keinen Kommentar. Zum Abschluss seines Besuches nahm er für die Stiftung für Kinder-, Jugend- und Elterntelefone eine Spende in Höhe von 10.000 Euro entgegen, die vom Campus Symposium gesammelt worden war. Am Freitagvormittag wurde das Symposium mit dem ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber fortgesetzt. Als Leiter der EU-Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau konnte er dem Auditorium einen Einblick in die Arbeit der Europäischen Union und ihre Auswirkungen auf die nationale Gesetzgebung geben, die bereits zu


Heimatkunde

Vergangenheit Polens und die künftigen Chancen für eine europäische Staatengemeinschaft. Dabei lobte er

„Welche Strukturen sind die richtigen für unsere Zeit?“ - Lech Walesa

die Rolle, die Deutschland in diesem Prozess einnehme.

Friedensnobelpreisträger Lech Walesa auf dem BiTS-Campus.

85,6% in Brüssel beschlossen wird. Die aktuelle Georgien-Krise nahm er als Anlass, die Wichtigkeit der europäischen Einheit auch auf dem diplomatischen Parkett neben den künftigen Aufgaben der Sozialpolitik zu demonstrieren. Auch weitere sehr europäische The-

men wurden in der letzten Rede des diesjährigen Symposiums beleuchtet. Wie bereits 2007 mit Kofi Annan fand das diesjährige Symposium seinen Abschluss mit dem Vortrag eines Friedensnobelpreisträgers. Der ehemalige polnische Staatspräsident Lech Walesa beleuchtete die

Nach dem Erfolg des Symposiums 2008 ist eine Fortsetzung sicher. Das studentische Organisationsteam bereitet schon jetzt das nächste Campus Symposium vor. Wer beim fünften Symposium sprechen wird und welche Neuerungen es geben wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass im Spätsommer 2009 wieder zahlreiche Entscheider auf dem Campus Seilersee begrüßt werden dürfen.

Florian Hintze

RA-PRAXIS PIEPENSTOCK* im Beraterzentrum FriedrichEbert-Platz 2 58095 Hagen (Stadtmitte) 02331-52577 *Lehrbeauftragter an der Hochschule BiTS Iserlohn seit 2005 Zivilrecht | Mietrecht | IT-Medienrecht | Stiftungsrecht | Bankrecht seit 1988 www.piepenstock-rechtsanwalt.de

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Heimatkunde

Die BiTS-Gerüchteküche Was sagt die Geschäftsführung zu den Gerüchten an der BiTS? Wir klären euch auf!

„Eine Nachricht, die meist mündlich verbreitet wird und sich dabei auf eine charakteristische Art und Weise verändert“ ist eine der vielen möglichen Definitionen für die in unserer sensationslustigen Gesellschaft so heiß geliebte Art einer Neuigkeit - das Gerücht. Auch das Leben an der BiTS ist voll mit Geschichten und Halbwahrheiten, bei denen nur die Wenigsten den Wahrheitsgehalt tatsächlich wissen oder einschätzen können. Da einem speziell als Erstsemester noch ein paar I n s i d e r- I n f o r m a tionen fehlen und weil sich manche Gerüchte innerhalb einer Woche bis zu acht mal ändern, wollen wir in dieser Ausgabe einige hartnäckige Gerüchte auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen: Willkommen in der BiTSGer üchtek üche! Zwei Mitglieder der Geschäftsf ühr ung standen uns Rede und Antwort - und so zaubern unsere Sterneköche Volker Busch und Ulrich Freitag aus dem aktuellen Klatsch und Tratsch an der BiTS ein Fünf-GängeMenü der Wahrheit, das hoffentlich zur Erleuchtung bei so manchen Studierenden führen wird.

Gerücht Nr. 1 Beim Aufnahmetest werden auch Anwärter mit deutlich unterdurchschnittlichen Ergebnissen angenommen, weil Laureate eine Mindestanzahl von 250 Erstsemestern pro Semester wünscht.

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„Komm, wir nehmen jetzt alle und jeden auf “, könnte man natürlich aus rein kaufmännischer Sicht sagen. Dass dies aber nicht der Fall ist, versicherte uns Herr Freitag. Er meinte: „Das würde uns kurzfristig und mittelfristig gar nichts bringen.“ Und ganz davon abgesehen „stellt Laureate gar keine Auflagen.“ Mit Laureate habe man

zwar ein Interesse daran die Hochschule zu vergrößern, aber nicht zu Lasten der Qualität. Also wird an den Anforderungen beim Aufnahmetest

bekannter zu werden - bei gleicher Qualität. Bereits im vergangenen Semester habe es doppelt so viele Anfragen gegeben, so Herr Busch.

Gerücht Nr.2 Laureate plant BiTS-Uniformen oder zumindest einen Dress-Code für Studenten durchzusetzen. „Das Thema Dress-Code war nur in den Anfangstagen der BiTS kurz ein Disk ussionst hema”, verwirft Herr Busch das Gerücht. So knapp, aber doch deutlich, war die Aussage von Herrn Busch auf diese Frage - damit ist das Thema eigentlich abgeschlossen. Die BiTS möchte für K reat iv ität, Engagement und Vielfalt stehen. Die Einführung eines Dresscodes würde das nicht zwingend fördern. Laureate habe zu keinem Zeitpunkt einen Dresscode thematisiert. Auch in Zukunft sei dies kein Thema für die Hochschule, so Busch.

Gerücht Nr.3

„Es wird immer eine Partyzone geben!“

Das B7 soll geschlossen werden, und der vorhandene Raum unter der Mensa wird zum Partyraum ausgebaut.

nichts verändert. Das Ziel ist es, mit verbessertem Marketing national

„Es wird immer eine Partyzone geben“, ist die zumindest sehr beruhigende Antwort für alle Partyfreunde, die uns Herr Freitag gab. Dabei kann


Heimatkunde

Idee umgesetzt wird, ist jedoch fraglich“, sagte Volker Busch.

Gerücht Nr.5 Es wird doch keinen zweiten BiTS Standort in Wittenberg geben. Das stimmt. „Wittenberg ist verworfen“, so Herr Freitag. Ein solches Projekt wäre nur möglich gewesen mit großer finanzieller Unterstützung des Landes und der örtlichen

„Eine Mischung aus Wohnheim und Vorlesungsräumen ist wahrscheinlich.“

Foto: Sven Hagemeier

Die ewige Baustelle im „Gebäude Nr. 3“.

man allerdings auch heraushören, dass das B7 eventuell tatsächlich irgendwann geschlossen wird.

Ein Dresscode steht nicht mehr zur Debatte.

„Wenn wir weiter so wachsen ist das B7 irgendwann zu klein“, wurde uns erklärt, dass die Idee, den vorhanden Raum unter der Mensa in den neuen Partybereich umzubauen, durchaus auch schon länger existiert. Die Pläne habe Herr Walther schon seit Jahren und das sei auch kein Geheimnis. Konkret sei davon aber noch nichts. Also kann es durchaus sein, dass dies irgendwann der Fall sein wird, aber die jetzigen Erstis würden es bis zum Ende ihres Studiums wahrscheinlich nicht mehr erleben – auch nicht mit einem Master.

ags erste Reaktion. Für das „Gebäude Nr. 3“, so wie Herr Freitag es neutral nennt, gibt es viele Pläne. Herr Walther hatte ursprünglich vor, es mit einer Investition in Millionenhöhe zu einem Wohnheim umzubauen, um das Campusleben zu vertiefen. Auch war mal angedacht, dort weitere Vorlesungsräume einzurichten und das „Gebäude Nr. 3“ eventuell gemischt zu nutzen. Wie es genau weiter geht, wisse man aber noch nicht. Dies sei noch völlig offen. „Am wahrscheinlichsten ist eine gemischte Nutzung aus Wohnheim und Vorlesungsräumen. Wann diese

Wirtschaft. Da diese aber wohl eher „überschaubar“ gewesen sei, wurde die Planung Mitte des Jahres eingestellt. In ferner Zukunft sei ein zweiter BiTS-Standort aber nicht auszuschließen. „Wenn die BiTS weiter wächst und sich ein zweiter geeigneter Standort findet, wäre dies durchaus denkbar“, sagte uns die Hochschulleitung. Jan-Philipp Beck & Sven Hagemeier

Gerücht Nr.4 Campus Garden hat Interesse, das „zweite Wohnheim“ für das Hotel zu nutzen, und dementsprechend auszubauen. „Ich freue mich sehr, dass auch ich noch Neues erfahre“, ist Herr Freit-

Foto: Sven Hagemeier

Ist hier bald das neue “B7”?

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Heimatkunde

Und was kommt dann? Laureates Pläne für die BiTS - ein Gespräch mit dem neuen Geschäftsführer Thorsten Bagschik.

Es gefällt ihm trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen gut an seinem neuen Arbeitsplatz: „Die BiTS ist eine feine Hochschule. Ich mag diese Campusatmosphäre, die Studierenden und die Professorenschaft und überhaupt das Arbeitsklima.“ Vor seinem Amtsantritt als Geschäftsführer der BiTS arbeitete Thorsten Bagschik als Dozent für Internationales Management an einer privaten Fachhochschule in Heidelberg - eine Tätigkeit, die er auch an der BiTS fortsetzen wird. Vorher war er in der Industrie und als Strategieberater bei einer amerikanischen Beratungsgesellschaft tätig. Jetzt freut er sich auf die neuen Gestaltungsmöglichkeiten als Geschäftsführer. Die Gestaltungspläne und -wünsche von Laureate werden von vielen Studenten kritisch beäugt. Dabei betont Thorsten Bagschik, dass die Ge-

Thorsten Bagschik Alter: 39 Ausbildung: Dipl.-Kfm (Universität Paderborn), MBA (University of Kansas), Dr. rer. pol. (TU Bergakademie Freiberg) Wohnort: Bad Harzburg, Iserlohn Sprachen: Deutsch, Englisch, Latein Lieblingsbuch: Thomas Morus: Utopia Lieblingsreiseziel: BiTS-Campus Lieblingsmusik: Led Zeppelin

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Fotos: Philine Lietzmann

Noch mehr Studenten, Partyverbote und Hospitality Management. Um die Pläne des Bildungskonzerns Laureate, der im Sommersemester 2008 die BiTS übernahm, ranken sich viele Gerüchte. Das ist Dr. Thorsten Bagschik, dem neuen Geschäftsführer der BiTS, auch schon aufgefallen: „Die Gerüchteküche brodelt hier gewaltig. Das scheint eine BiTS-Spezialität zu sein.“ Er hat auch schon eine Vermutung, woher die Vorliebe für Klatsch und Tratsch kommen könnte. „Das sind bestimmt die Medienstudiengänge.“

Thorsten Bagschik, der neue Geschäftsführer der BiTS, im Gespräch.

schäftsführung keine Strategien von dem amerikanischen Konzern diktiert bekomme, sondern ihre eigenen Pläne mache. Diese würden dann mit Laureate abgestimmt. Dazu gehörten auch neue Studienprogramme, die allerdings noch nicht spruchreif seien. Nur eines sei klar: Ein reines Hospitality Management wird es

„Die Gerüchteküche brodelt gewaltig.” nicht geben, die BiTS sei schließlich keine Hotelfachschule. Das Konzept der BiTS als Unternehmerhochschule sei der Anreiz zur Übernahme durch Laureate gewesen, erklärt Bagschik. „Wir haben uns verschiedene Hochschulen angesehen. Aber die Ausrichtung als Unternehmerhochschule ist weltweit recht selten. Die Idee ist, den Studenten nicht nur

das Handwerkszeug zu vermitteln, sondern ihnen auch ein Fünkchen Entrepreneurship, ein Fünkchen Aktivismus ins Ohr zu setzen.“ Welche Veränderungen werden sich nach der Übernahme noch ergeben? Die BiTS ist nun Mitglied in einem Netzwerk mit über 400.000 Studenten. „So ein Netzwerk öffnet viele Türen“, erklärt der BiTS-Geschäftsführer. An der Möglichkeit, sein Auslandssemester an einer der Partnerhochschulen zu verbringen, werde gerade gearbeitet. Im nächsten Semester geht die erste Studentin der BiTS an eine Laureate-Hochschule nach Madrid. Vor allem Studienmöglichkeiten in Lateinamerika, wo Laureate unter anderem in Mexiko sehr große Hochschulen mit einem breit gefächerten Studienangebot unterhält, sollten möglichst bald erschlossen werden. Ein anderes Gerücht, das im Moment die Runde macht, ist die Ausweitung der Studentenzahl. Dazu


Heimatkunde

erklärt Thorsten Bagschik: „Wir können immer nur so planen, dass wir das Wachstum auch qualitativ gestemmt bekommen. Wir haben da keine festgelegte Zahl.“ Trotzdem wurde der Marketingbereich neu aufgestellt. Jan Untiedt, auch neu an der BiTS, kümmert sich um die Vermarktung der Hochschule. Das werde auch neue Studenten bringen, weiß Bagschik. „Aber wir müssen erst die Qualität liefern.“ Laureate hat also nicht vor, eine einzige riesige Hochschule zu schaffen, an der alles zentral geregelt ist. Man will ein Netzwerk mit unabhängig agierenden Hochschulen aufbauen, die für ihre spezielle Sparte eigene Konzepte entwickeln. Philine Lietzmann

„Die BiTS ist eine feine Hochschule. Ich mag diese Campusatmosphäre.“, sagt Bagschik.

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9 Semester Studium. 5 interessante Stellenanzeigen. 1 neuer Job.

StudIS IIS09

Nr. 251

Die Seite nicht

nur für Studierend

e

Ganz viele Infos bei StudIS: Gemeinsam schule Südwestfalen mit Studierenden und der BiTS dIS-Treffen: jeden von der FachhochIserlohn entsteht Dienstag, 18.30 die Uni-Seite der Redaktion Uhr, Wichelhovenh des IKZ. Stusind und Torsten LehmannBülend Ürük (� 02371/822-23 aus. Ansprechpart ner in (� 02371/822-23 2, b.ueruek@ikz -online.de) 9, t.lehmann@ik z-online.de).

Virtuelles Uni-Leb beginnt bei stud en ivz.de

„Geborgte” Idee Von Bülend Ürük

Fröhlich und ausgelassen, aber nur für Studierende Hochschule: die BiTS-Ersties-Party der privaten am Seilersee.

Partys für die „Frischlinge”

Im StudIS-Vergleich:

Ersties-Feten

aus Amerika brachte

Samstag, 28.

Oktober 2006

Studenten immense

n Erfolg riert, täglich kommen tausen- wie de Interessierte www.openbc dazu. Auf der Homepage lich ist - feststellt, .com mögüber welche haben die Studierenden die Gelegen- Ecken man mit wem bekannt heit, sich mit zu sein scheint. ihrer freizeitbeschäftigungLieblings- es kaum eine Scheinbar gibt Person, die man vorzu- nicht stellen, den Verein zu benen- vier über ein, zwei, drei oder Personen kennt.

Iserlohn. Wer www.studivz .de ansurft, sollte außer einem komplett überforderte n Server derzeit nichts erwarten. Dabei versteckt sich dem Studienverze hinter ichnis die belebteste und „Hemer Rock beliebteste City” Gemeinschaft von Einen wichtigen enden im Internet. StudierDer Gründer nehmen zusätzlich Rahmen mann und und das Team (v.l.n.r): Ehssan Michael Brehm. Dariani, Dennis die Das virtuelle BemLeben beginnt nen, für den ihr Herz schlägt den Untergruppen ein,tausenStudIS-Foto: Agentur wohl hier, anders oder zu sagen, nen sich Gleichgesinn in de- „Anti-Kellerk ist inder - Rettet zahl der angemeldetedie Viel- schon in festenob man oder sie den. te fin- das Da sind den hat, scheint Image der Informatiker Händen durch cher nicht zu erklären.n Besu- das Leben über ein eige„Abipunktur beispielsweise „Bernd-Strom ”, - Jeder berg-AG” oder nes, noch exklusiveres Freunde aus Schulzeit,Ob alte interessant schreitet. Richtig kostet NetzNerven”, „HemerPunkt „Heterosexuelle wird es dabei werk zu verfügen. Kollegen aus dem Frauen die je- City”, Rock miteinander Urlaub oder Be- doch, wenn man - was Reichlich vertreten schlafen”. Fast kannte, die man auch lohner „Aloha-Party”, „Iser- de je- auch die Jahrgangsstu eine Ewigkeit auf anderen Netzwerksei Pilsener”, „TutorenAbiturienten des sind nicht mehr gesehen ten gruppe vergangenen fe, die in den res 2006 vom JahChinesisch für vier, fünf Studienverzeichnis hat - das Gymnasium An Pferd”, ihr Abitur erfolgreich Jahren der Stenner (Gruppe: hat es geschafft, die beliebteste bestan- Party”) „Alohaoder aber AbiturienSeite für deutsche Studierende zu ten des Woeste-Gym werden und seinem nasiums Hemer. Der dem amerikanisch Vorbild Jahrgang 2003 hält da beispielsweis en „Facebook” - nachzueifern e Kontakt über „Abiscide . Lutum”.

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Seit dem Wintersemes Mit ihrer ganen „Wir sollen Der material-/naturwissensch Oroder neuen Prothesenter Konstanzen nicht immer die schließt Diplomstudiengang aftlich-technischen materialien forschen. in der Regel hingehalten beAusbildung bereits können nach sieben Semestern Auf jeden Fall möchte sie in chemischen (acht biotechnisch ich im mediund en Labors, For- zinischen Bereich tätig sein”, berichtet Sebastian Diebold.

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Titelthema

Bildungsantwort statt Systemfrage Wirtschaft und Gesellschaft haben sich entfremdet.

Foto: Wolfgang André Schmitz

Vor rund 20 Jahren schien sich die Systemfrage wie von selbst zu beantworten. Nun bestimmt sie scheinbar selbstverständlich die öffentliche Debatte. Nur eine Folge der Finanzmarktkrise und ihrer verheerenden Folgen - oder auch das Ergebnis eines schleichenden Prozesses? Um das Vertrauen zwischen Menschen und Wirtschaft wiederherzustellen, ist viel Auf bauarbeit gefordert… Am 30. September 1989 war der Moment gekommen, auf den 16 Millionen Ostdeutsche jahrzehntelang gewartet hatten. 4.000 DDR-Bürger hatten sich in Prag vor dem Balkon der Botschaft der Bundesrepublik versammelt und schauten gebannt auf die Lippen Hans-Dietrich Genschers. „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…“ Das Satzende des FDP-Politikers ging im Jubel der Menschenmassen unter. Nicht weniger als der Anfang vom Ende des sozialistischen Unrechtregimes der DDR war mit den Worten Genschers nun auch im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit eingeläutet. Der Zerfall von Sozialismus und Planwirtschaft schien mit der Wiedervereinigung von Ost und West nicht mehr aufzuhalten zu sein

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- und mit ihm auch der Siegeszug des westlichen Wirtschaftssystems… Versuche der Ostalgie erstickten in der Konsumlust der Wendezeit im Keim. Motor und Getriebe von der westdeutschen Ikone Volkswagen, Uralt-Karosserie und Fahrwerk vom DDR-Klassiker „VEB Sachsenring“: So sollte 1989 das aus der planwirtschaftlichen Not geborene Erfolgsrezept des vermeintlich neuen Trabant 1.1 lauten. Doch das fast schon liebenswert naiv zusammengewürfelte Gefährt nach Bauart „Honecker light“ wurde auch in der Gunst der ostdeutschen Käufer von

Verblassende Erinnerungen: Planwirtschaft als Heilmittel?

Golf und Co regelrecht überrollt. Der Kapitalismus hatte gesiegt! Oder sollte dies bloß ein Trugschluss sein? „Blühende Landschaften“ hatte Helmut Kohl trotz aller Warnungen des liberalen Koalitionspartners mithilfe des finanziellen Gießkannenprinzips angekündigt. Wenige Jahre später warn vor allem in ländli-

chen Regionen sowohl einstige „volkseigene Betriebe“ als auch großzügig subventionierte gewerbliche Neuansiedlungen in der Insolvenz vereint. Wer zuvor das sozialistische „Recht auf Arbeit“ genossen hatte, nun aber nach der Wiedervereinigung mit dem marktwirtschaftlichen Westen arbeitslos geworden war, empfand verständlichen Unmut. Und vergaß, dass die Wettbewerbsfähigkeit so mancher ostdeutscher Region nach 40 Jahren Planwirtschaft am Boden angelangt und nicht innerhalb kürzester Zeit aufzurichten war. Weitere Jahre, durchaus gespickt mit Pleiten, Pech und Pannen rund um den Aufbau Ost, sind seither vergangen, ohne dass die Marktwirtschaft ernsthaft zur Debatte stand. Doch der ein Jahr lang bedrohlich schwelende Flächenbrand auf dem Hypothekenmarkt der USA, die plötzliche, explosionsartige Kettenreaktion auf den Weltfinanzmärkten, die Kreditklemme und ihre Folgen für die Realwirtschaft haben vieles verändert: Kapitalismus vs. Sozialismus, Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft: Stellt sich knapp 20 Jahren nach dem Fall von Mauer und Eisernem Vorhang tatsächlich wieder die Systemfrage? Oder lohnt es sich


Titelthema

nicht vielmehr, die Ursachen zu ergründen, warum die Systemfrage nach all den historischen Beispielen sozialistischer Misswirtschaft, stets auch verknüpft mit persönlicher und gesellschaftlicher Unfreiheit, überhaupt wieder aufgekommen ist? Gesellschaft und Wirtschaft haben

Finanzierungsinstrumente - ein Buch mit sieben Siegeln

sich in den Köpfen der Menschen schleichend voneinander entfernt. Eine Kluft ist entstanden, deren bedrohliche Größe erst jetzt in Zeiten der tiefen Krise offensichtlich geworden ist. Und die Kluft wird, glaubt man einer Studie mit politisch wie ökonomisch bedenklichen Ergebnissen, auch in Zukunft vorerst nicht kleiner werden. So widersprechen laut Erhebungen der FU Berlin nur 38,5 Prozent der ostdeutschen Schüler der Behauptung „Die BRD vor 1989 war zwar anders, aber auch nicht besser als die DDR.“ 34,4 Prozent der Schüler in ganz Deutschland stimmen der

Blühende Landschaften?

These zu, die Wirtschaft könne nur dann gut funktionieren, „wenn der Staat alles plant und lenkt“ - faktisch also eine Planwirtschaft besteht. Und nur 50,9 Prozent der ostdeutschen Schüler stimmen der historischen Wahrheit zu, dass „der Alltag in der DDR für viele durch Diktatur und Überwachung geprägt“ war. Wissensvermittlung über die DDR taucht in deutschen Lehrplänen kaum auf - ebenso wenig wie ökonomische Grundlagenvermittlung. Leidenschaftlich trimmen die Bildungsminister der Länder ihre Schulen auf ein besseres Leseverständnis der Schüler sowie bessere Ergebnisse in Mathematik und Naturwissenschaften - die in der Pisa-Studie abgefragten Kernkompetenzen. Sie vergessen dabei, wie wichtig in Zeiten der Globalisierung auch und vor allem für eine funktionierende und stabile Demokratie ein Grundverständnis von sozialer Marktwirtschaft und internationalem Handel ist. Ein Verständnis, das schon heute den mittleren und älteren Jahrgängen vielfach fehlt. Wenn Bankberater und -kunden nur im Unwissen über versteckte Lehman-Zertifikate in der scheinbar harmlosen Sparanlage vereint sind,

kommt verständlicher Unmut auf. Wo die wild spekulierte Aktie eines tief in der Bevölkerung verwurzelten Unternehmens wie Volkswagen den Aktienindex DAX auf eine in allen Nachrichten präsente Achterbahnfahrt führt, wird Unverständnis hervorgerufen. Und wenn Porsche einen Gewinn bilanziert, der höher als der

Was die Demokratie stabilisiert, stabilisiert auch die Märkte.

Umsatz aus dem Fahrzeugabsatz ist, glauben auch ökonomisch Interessierte zunächst, sich verhört zu haben. Dass Ökonomie zuallererst für die Menschen da ist, scheint plötzlich nicht mehr selbstverständlich. Dass Marktwirtschaft breiten Wohlstand bringt, bleibt auch in diesen Zeiten eine unumstößliche Tatsache. Doch dass sie sich im Finanzsektor ebenso zu verselbstständigen scheint wie planwirtschaftliche Parolen in den Köpfen der Menschen, stimmt nachdenklich. Bürgschaften und herkömmliche Kredite, Leasing, Factoring und Schuldscheindarlehen: Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die klassischen Finanzierungsinstrumente eines gewöhnlichen Unternehmens auch dem Laien in wenigen Minuten erklärt. Heute bestimmen Fachbegriffe die öffentliche Debatte, deren Bedeutung weit schwieriger erklärt ist - und die stattdessen zur Polemisierung à la Heuschrecken- und Kasinokapitalismus einladen. Die Verbriefung gewährter Buchkredite und ihre Verschachtelung in handelbaren Wertpapieren, von Oskar Lafontaine in gewohntem Populismus „Schrottpapiere“ genannt, haben mit fehlender Transparenz, fehlender Regulierung und in der Konsequenz falschen Ratings ihren Teil zur Finanzmarktkrise beigetragen. Doch wem ist bewusst,

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Titelthema

dass eben jene Verbriefung ein lange erfolgreiches Instrument der Risikostreuung und -diversifikation war? Mit Renditeerwartungen von rund 20 Prozent und zu hohem eigenen Anteil an Fremdkapital sind auch Private-Equity-Unternehmen in die Schlagzeilen geraten. Und dennoch hat ihr Geschäftsmodell - seriös und richtig ausgeführt - dazu geführt, auch mittelständische Unternehmen nicht nur mit existenziell wichtigem Eigenkapital, sondern auch mit

branchenübergreifendem personellen Know-how zu versorgen. Die lange erfolgreiche Wohlstandsmehrung durch flexiblere, aber auch immer kompliziertere Instrumente der Finanzmärkte und das - verglichen mit dem sozialistischen Gegenmodell - durchaus freie Wirken der Marktkräfte ist im Bewusstsein der Menschen nicht angekommen. Ebenso spurlos ging die schleichende Grenzüberschreitung an der Öffentlichkeit vorüber, an deren Ende das Wetten auf zigfach verbriefte Pakete anonymer Subprime-Kredite stand.

Auswüchse, die oft selbst Branchenkenner nicht mehr sicher erklären konnten. Wie können Wirtschaft und Gesellschaft, der einzelne Bürger und das große Konstrukt der Marktwirtschaft

Ökonomische Grundbildung muss da sein wieder zueinander finden? Zugeständnisse aus der Finanzwirtschaft sind für neues Vertrauen bitter nötig: Eine dezente, aber klare und funktionierende Regulierung der Finanzmärkte muss zugelassen und gefördert statt verteufelt werden, ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein an die Stelle des Risikorauschs treten. Doch Veränderungen sind auch von jedem Einzelnen gefragt: Die Demokratie als die freiheitliche Gesellschaftsform schlechthin lebt seit jeher von ihrer Kontrolle durch interessierte Bürger, ausgestattet mit einem Grundmaß an politischer Bildung. Die Marktwirtschaft als freiheitliche Wirtschaftsordnung würde von ökonomischer Grundbildung und einem wachsamen Auge in der Bevölkerung mindestens genauso profitieren. So würden nicht nur verantwortungsvolle Entscheidungen über die eigene private Geldanlage erleichtert. Auch der wirtschaftlichen Demagogie inklusive planwirtschaftlicher Heilsversprechen, wie sie von den politischen Rändern mit wachsendem Erfolg propagiert werden, würde Einhalt geboten. Heute ist es erlaubt, offen über Versäumnisse und Fehlentwicklungen in Politik und Wirtschaft zu diskutieren. Vor nicht einmal 20 Jahren konnten die 4.000 DDR-Bürger in Prag und ihre vielen Leidensgenossen von dieser Freiheit nur träumen. WOLFGANG ANDRÉ SCHMITZ

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Stimmen zur Finanzkrise Inwiefern seid ihr persönlich von der Finanzkrise betroffen? Ann-Katrin Thiede - 21 Jahre 1.Semester - Sport & Eventmanagement

Fotos: Lars Lip

penmeier

„Ich habe einen ‚hausInvest‘-Fonds, der kaum an Wert verloren hat. Wer jedoch keine Ahnung von der Börse hat, der sollte lieber die Finger davon lassen.“

Maximilian Zeibig - 20 Jahre 1.Semester - Business Jouralism „Ich persönlich glaube, dass ich nicht wirklich davon betroffen bin. Das liegt einfach daran, dass ich kein Großinvestor an irgendwelchen Börsen bin. Ich denke auch, dass diese Erde schon schlimmere Krisen als die aktuelle Finanzkrise erlebt hat. Nach Ende des Studiums in drei Jahren redet niemand mehr über eine Finanzkrise.“

Stefanie Ziebolz - 21 Jahre 1.Semester - Business Psychology „Direkt betrifft mich die Finanzkrise nur im aktuellen Börsenplanspiel. Aufgrund meiner guten Qualifikationen bin ich aber optimistisch, später einen Job zu finden.“

Christian Becker - 28 Jahre Masterstudiengang Corporate Management „Ich denke, dass es eher so sein wird wie damals beim neuen Markt. Als der geplatzt ist, haben viele Unternehmen keine Leute mehr einstellen können. Es könnte somit einige Entlassungen geben. Dadurch wird es auf dem Arbeitsmarkt generell für Absolventen, aber auch schon für Arbeitssuchende schwieriger werden.“

Phillip Heinrich - 20 Jahre 1.Semester - Business Psychology „In der Kreditsituation bin ich davon betroffen. Es wird in Zukunft schwieriger sein, einen Kredit bei der Bank zu bekommen. Auch steuerlich werden wir einige Nachteile haben.“

LARS LIPPENMEIER

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„Panini-Bilder oder Aktien – das Prinzip ist ähnlich“

Foto: Andrea Scheffler

BiTS-Dozent Bernd Giezek über die ökonomische Bildung in der Bevölkerung.

BiTS-Dozent Bernd Giezek (43) ist Gründer des Instituts für ökonomische Bildung und Wissenstransfer (IöBW). Seit 2007 beschäftigt sich die Einrichtung mit der ökonomischen Aufklärung von Kindern. Im BiTSLicht erklärt der Gießener, warum junge Menschen sich schon früh mit Aktien beschäftigen sollten und wie hilfreich FußballKlebebilder dafür sein können. BiTSLicht: Herr Giezek, wieso gibt es in Bezug auf Wirtschaft immer wieder Verständnisprobleme in der Bevölkerung? Giezek: Ein Hauptproblem, auch in der aktuellen Krise, ist sicherlich der generelle Umgang mit Zahlen. Häufig haben die Menschen den Bezug zu Zahlen völlig verloren. Sie können

„Das kleine Einmaleins geht komplett verloren.“ kaum noch Dinge im Kopf rechnen, weil man häufig mit Hilfe von Tabellenkalkulationen und dem Taschenrechner arbeitet. Früher habe ich als

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Kind den Literpreis von Milch beim Einkaufen ausgerechnet. Heute muss der Händler diese Angabe ausweisen. Das kleine Einmaleins geht dabei komplett verloren. Der momentane Erfolg von Nintendo-Wissensspielen zeigt, dass die Leute dieses Gefühl teilen. Dies kann man schon mit ganz einfachen Rechenübungen schnell verändern. Wenn ich MatheVorkurse an Universitäten gebe, fange ich immer mit Kopfrechnen an. So führe ich die Leute einfach zu bestimmten Rechenüberlegungen hin – damit das Gehirn überhaupt mal wieder lernt, richtig zu arbeiten. BiTSLicht: Haben die Schulen an dieser Problematik auch großen Anteil? Giezek: Dazu bin ich zu wenig im Schulalltag drin, als dass ich mich über die Qualität der Schulen auslassen könnte. Aber was mathematisch an den Hochschulen ankommt, ist nicht richtig prickelnd. Man kann das aber auch nicht verallgemeinern. Die Schulen erledigen mittlerweile auch sehr viele Erziehungsaufgaben, die früher noch zu Hause übernommen wurden. Das ist eine lange Kette von Ursachen. Die beginnt zu

Hause, geht in den Schulen weiter und hört dann an den Universitäten auch noch nicht auf. BiTSLicht: Kämpft man da nicht ein bisschen gegen Windmühlen? Giezek: Man kämpft da schon gegen Windmühlen. Bei uns in Hessen ist es so, dass sich der amtierende Ministerpräsident Roland Koch vor fünf Jahren das Ziel gesetzt hat, die Qual-

„Viele Menschen haben den Bezug zu Zahlen verloren.“ ität der Bildung zu erhöhen. Laut der jüngsten PISA-Studie ist Hessen beispielsweise immer noch im Mittelfeld. Das heißt schlicht und einfach, dass sich nichts verbessert hat. Hessen hat allerdings eine lange Tradition schlechter Bildungspolitik. Man fängt jetzt an, die Lehrpläne zu verschärfen. In der Grundschule wird mehr gearbeitet, statistische Methoden werden Kindern schon in der vierten und fünften Klasse beigebracht. Das ist zwar besser, es muss aber trotzdem immer kindgere-


Titelthema

cht bleiben. Nicht der Stoff darf das Ziel sein, sondern das Verständnis muss gewährleistet werden. Wenn ein Kind die Preise versteht und

„Wie lange muss ich sparen, um mir das Computerspiel kaufen zu können?”

Kopfrechnen kann, dann kann es zum Beispiel auch besser mit dem Taschengeld haushalten. Das muss man denen einfach klarmachen. Wenn man die Vorteile durch das Kopfrechnen sieht, dann ist das alles viel einfacher. Kein Kind würde nach der Schule behaupten, dass es nicht lesen kann, aber es „prahlt“ damit, dass es schlecht im Rechnen ist. Aber es heißt ja, dass man den Kindern in der Schule nicht noch mehr anspruchsvolle Aufgaben aufhalsen soll. BiTSLicht: Was wäre denn Ihr Änderungsvorschlag? Giezek: Ich denke, dass vor allem mit spielerischen Elementen viel erreicht werden kann. Wenn man einen Euro hat, auf den man fünf Prozent Zinsen bekommt, dann kann man sich das durch Zeigen der jeweiligen Münzen viel besser vorstellen. Das kann man dann auch am Beispiel des Taschengeldes am besten durchrechnen. Das Kind sollte sich fragen: Wie lange muss ich sparen, um mir das Computerspiel kaufen zu können – und was kann ich tun, um es eventuell schon früher zu bekommen? Oder ist es nicht sinnvoll, ein bestimmtes Spiel nach Weihnachten zu kaufen, weil dann die Kaufhäuser immer mehr Rabatte geben? BiTSLicht: Und das dann innerhalb des Mathematikunterrichtes? Giezek: Nein, aber man könnte ja ein eigenes Fach einführen – so etwas wie früher die Gesellschaftskunde. Da kann man dann auch wirtschaftliche Inhalte mit einbringen. Ein Fach Wirtschaft wäre zwar das Optimale, halte ich aber in Grundschulen für nicht praktikabel. Da hapert es dann auch an der Ausbildung. Die Grundschulen tun sich momentan schon schwer genug, den Kindern in der

dritten und vierten Klasse Englisch beizubringen. Somit ist das bei der Wirtschaft letztendlich noch problematischer. Am bestens lernen die Kinder mit den Eltern – zum Beispiel beim Einkaufen, da gibt es unglaublich spannende Themen. BiTSLicht: Laufen wir auf diese Weise nicht langsam, aber sicher in eine Sackgasse? Giezek: Ich denke schon, dass die junge Generation es noch vermeintlich gut hat. Viele Kinder wachsen ohne akute Not auf und verfügen teilweise über sehr viel Taschengeld. Der Anteil der Kinder, die in finanzieller Not aufwächst, steigt aber leider

„Die Spaß-Gesellschaft ist über 60.“

auch. Und die Einkommenssituationen sind bei weitem nicht mehr so stabil, wie sie früher waren. Die Generation unserer Eltern hatte ein sehr geregeltes Einkommen und daher selten Probleme mit fehlenden Arbeitsplätzen. Für mich ist die neue Spaß-Gesellschaft daher mittlerweile eher über 60. Die können jetzt genießen, dass sie nie größere Probleme auf dem Arbeitsmarkt hatten und haben nun eine relativ sichere Rente. Hinzu kommt, dass viele in dieser Generation aus Vorsichtsmotiven viel gespart haben. Wir werden es vermutlich nicht mehr so leicht haben. Das liegt sicher auch an der Konsumfreude, aber leider auch an den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Bei uns war der Spaß in der Jugend – danach wird es immer schwieriger. Dafür ist es eben enorm wichtig, dass wir so früh wie möglich lernen, wirtschaftlich zu handeln. BiTSLicht: Wo werden denn Kinder – wenn überhaupt – im Alltag mit der Wirtschaft konfrontiert? Giezek: Die Kinder erleben derzeit meist nur die schlimmen Seiten der Wirtschaft. Da geht es um Fragen wie: Kann ich bei der Klassenfahrt mitfahren oder nicht? Das sind Dinge, die auch bei meinem Sohn in der Klasse diskutiert wurden. Von

Hartz-IV-Geldern kann so etwas eben nicht immer bezahlt werden. Kinder merken das auch, wenn die Eltern sagen, dass es keine MarkenTurnschuhe gibt, sondern nur die von Aldi. Kinder bekommen es mit, wenn ihre Eltern arbeitslos werden. Ich denke nicht, dass Eltern mit Kindern darüber sprechen, wie sie ihr Geld in der Altersvorsorge angelegt haben oder was der Aktienmarkt macht. Ich glaube aber trotzdem, dass man Kindern erklären kann, wie der Handel von Aktien funktioniert. BiTSLicht: Und wie geht das am besten? Giezek: Spontan fallen mir da Panini-Bilder ein. Ob man PaniniBilder sammelt oder Aktien – das Prinzip ist ähnlich. Wenn ich bei der Fußball-EM einen seltenen PaniniSticker habe, kann ich den für mehr eintauschen als einen, der nicht so selten ist. Das ist bei Aktien ja wirklich ähnlich. So kann man das den Kindern leichter erklären. Die Turbulenzen mit der VW-Aktie waren dafür geradezu perfekt geeignet, ein solches Thema mal zu beginnen.

„Erklären, was der DAX ist.“

BiTSLicht: Aus den Medien bekommen die Kinder dann also weniger Informationen… Giezek: Ja, eher weniger. Die ZDFSendung Logo behandelt das Thema Wirtschaft ungefähr ein Mal in der Woche. Die erklären dann zum Beispiel, was der DAX ist. Es braucht aber mehr Zeit, um bestimmte Sachen zu erläutern. Man muss das immer und immer wieder machen. Nur so kann man es ihnen verständlich machen. Selbst die Leute in den Entscheidungspositionen – und das zeigt ja die aktuelle Krise – wissen oft nicht, was sie tun. Die haben aber im Gegensatz zu Kindern viele Jahre studiert. Simon Engels

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Survivaltrip trotz Finanzkrise Kein einziger Cent in der Tasche - und das einen ganzen Tag lang.

Welche Zeitung man auch in der Hand hält, welchen Sender man im Fernseher anstellt, überall funkelt es einen böse an: FINANZKRISE! 7,2 Prozent Arbeitslosigkeit in Deutschland - und die nächsten Jahre werden es voraussichtlich mehr. Und als Student merken auch die letzten unter uns, wie teuer das liebe Leben sein kann. Doch wie gut kann man ohne einen einzigen Cent in Deutschland durchkommen? Zumindest für einen Tag habe ich das am eigenen Leib ausprobiert. Egal wie, Hauptsache ich komme einen Tag durch, ohne auch nur irgendetwas dafür zu bezahlen.

DER

gen bei ihr zu Mittag essen will. Ihr Freund ist gerade zu Besuch und hat zu viel eingekauft. Ich bin natürlich hellauf begeistert: „Klar, super.“ Danke, intuitiv-fürsorglich-zu-vielkaufendes Wesen.

TAG

Fotos: Julian

DAVOR Eigentlich wollte ich mich einfach bei jemandem einladen zum Essen, so ganz unschuldig nach dem Motto „Hey, lass uns doch mal wieder zusammen was bei dir kochen.“ Am besten auch noch bei einem männlichen Geschöpf, denn wenn man während des Kochens so ganz nebenbei mit den Glubschäuglein klimpert und fragt „Soll ich dir eigentlich Geld für den Einkauf wiedergeben?“ sind sie meistens so gönnerhaft und sagen „Ach, Quatsch“ - und gucken auch noch ganz wunderbar irritiert. Jungs, danke, dass ihr so durchschaubar seid. Aber ich brauche mich gar nicht anzustrengen. Als ob sie Gedanken lesen könnte, fragt mich meine Freundin heute, ob ich nicht mor-

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he ich jetzt vor der Bäckerei Kamps. Ich gehe rein, schaue betreten

8:30 UHR Es sei mir gegönnt, dass ich meine eigene Zahnbürste und mein eigenes Deo benutzt habe und meine eigenen Klamotten trage. Wir wollen es ja nicht übertreiben. Mit dem traurigsten Hundeblick der Welt und verwuschelten Haaren ste-

Borchert

a u f de n Boden. Die Verkäuferin kommt. „Ja, bitte?“ Ich komme einen Schritt näher auf sie zu und frage leise: „Entschuldigung, haben sie vielleicht noch ein Brötchen aus der Produktion von gestern?“ Sie guckt mich total mitleidig an. Ich weiß nicht, ob ich wirklich so schäbig aussehe oder hier einfach ein schauspielerisches Meisterwerk abliefere. Der Müllmann neben mir schielt verschämt zu mir rüber. Die Verkäuferin kommt noch näher, weil ich so leise gesprochen habe, dass sie mich nicht verstanden hat. Ich frage noch einmal, sie sagt „Nein,


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von gestern nicht“, geht zur Theke und gibt mir ein Brötchen von heute. Frühstück abgehakt. Gülcan, du hast dir einen tollen Kerl geangelt. Danke, Kamps.

8:45 UHR Okay, das Brötchen war lecker. Aber ich muss ja auch noch irgendwie Flüssigkeit zu mir nehmen. „Entschul-

digung, ich weiß, das ist jetzt ein bisschen dreist, aber mir fehlen 20 Cent für die Busfahrkarte.“ Ich setzte einen Blick auf, als ob mir die Sache total peinlich wäre. Alle meine vier angeschnorrten Opfer sind super hilfsbereit und geben mir jeweils 20 Cent. Ich bedanke mich brav, sie sagen „Kein Problem“. Na dann. Danke, Deutschland.

8:50 UHR Ich schlendere durch Kaufland und bleibe vor der Käsetheke hängen. Dreist nehme ich mir gleich drei

große Käsestückchen auf einmal zum Probieren. Keiner sagt etwas. Dann hole ich mir eine 1,5-Liter-Flasche Apfelsaftschorle, damit ich schön in meinem 80-Cent-Budget bleibe, und noch ein normales Brötchen. An der Kasse sagt die freundliche Kassiererin: „Das macht dann 83 Cent bitte.“ Ich: „Oh nein, ich habe aber nur 80 Cent.“ Hilfesuchender Blick nach hinten. Jemand zückt sein Portemonnaie und steuert die fehlen-

den drei Cent bei. Danke, mein Gönner. Auf dem Weg nach draußen komme ich an der Theke mit Spezialitäten und eingelegten Sachen vorbei. Ich bleibe stehen. „Hallo. Ich würde mal gerne die eingelegten Garnelen probieren.“ „Mit Soße?“ „Ja, bitte.“

Mmmh, lecker. Der Verkäufer spricht nur ein schlechtes Deutsch und versucht, mir wegen meines zweifelnden Blicks - ich will ja nichts kaufen - zu erklären, was für andere tolle Dinge er noch hat. Er weiß nur leider die Wörter nicht. Macht nichts, bist trotzdem putzig. Danke, eingelegteSachen-Verkäufer.

9:00 UHR In 20 Minuten treffe ich mich mit meiner Mitfahrgelegenheit zur Uni. Zeit

genug, um mich bei einem Drogeriemarkt ein bisschen aufzuhübschen. Ich quetsche mich vor den kleinen Spiegel und probiere Liedschatten, Mascara, Puder, Rouge und Lipgloss. Wunderbar, keiner sagt was. Danke, Drogeriemarkt.

9:20 UHR An der Apotheke holt mich meine Mitfahrgelegenheit ab. Es regnet und ich bin so froh, dass ich den Weg

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Titelthema

nicht laufen muss! Danke, meine fahrende Superheldin.

11:30 UHR Traumhaft. Ich treffe ihn auf der Treppe, wir reden kurz, er: „Wann kochen wir eigentlich mal wieder zusammen?“ - Strike. „Heute Abend?“ Gut gelaunt und nichts ahnend gehe ich auf die Frauentoilette – und sehe auf dem Boden zehn Cent liegen. Danke, liebe Klo-Vorbenutzerin.

13:20 UHR Ein Freund holt mich ab und wir fahren zusammen zum Mittagessen. Meine Freundin und ihr Freund haben schon alles vorbereitet und der Kartoffel-Zucchini-Auflauf muss nur noch in den Backofen. Ich bin voll fasziniert von der gelben Zucchini - die kannte ich noch gar nicht. Davor, dazwischen und danach gibt es Schokokuchen, Keks mit Marmeladenklecksen, Cola und Wein. Das volle Programm. Ich bleibe fast den

ganzen Nachmittag. Danach werde ich freundlicherweise auch noch nach Hause gebracht. Danke, mein kochendes Chaoskind.

18:00 UHR Auf dem Weg zu meinem Abendessen komme ich bei einer Parfümerie vorbei. Warum eigentlich nicht? Ich gehe rein, überfliege zwei Sekunden die Regale und gehe zu einer Verkäuferin. Ich behaupte, dass ich jetzt schon so viele Düfte gerochen hätte, dass ich nichts mehr unterscheiden könnte. Ich kann mich nicht zwischen zwei Düften entscheiden. Ich bitte sie, mir doch von beiden eine Probe abzufüllen. Sie schaut mich fast hasserfüllt an. „Kein Problem, gerne.“ Ja nee, ist klar. Ich gehe mit meinen Pröbchen in der Hand wieder raus. Danke, parfümierte Todesblick-Verkäuferin.

18:30 UHR Obwohl mein Abendessen-Spender eigentlich schon gegessen hat und

Leute zum Wii-Spieleabend erwartet, gehe ich einfach trotzdem hin und schnorre mir eine leckere Pizza und mehrere Gläser Wein. Irgendwann klingelt es an der Tür und die ersten Wii-Mitspieler kommen. Irgendwie bin ich immer noch da. Und irgendwie habe ich auch nicht vor, das zu ändern. Also bleibe ich bis um zwei Uhr morgens, habe den ganzen Abend Wii gespielt, getrunken und gegessen und jede Menge Spaß gehabt. Danke, Pizza spendender Entertainer.

2:10 UHR Todmüde falle ich in mein Bett. Alles hat gut geklappt. Sich einen Tag lang durchzuschnorren ist definitiv nicht schwer - wenn man keine Hemmungen hat, einfach mal dreist zu sein. Nächstes Mal stelle ich mich noch mit meiner Querflöte in der Hand und der Wollmütze vor den Füßen auf die Straße und tröte ein bisschen. Lena Lühmann

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Dieses Auto zeigt Präsenz Der Mercedes-Benz ML 320 CDI 4Matic im „Protz-Test”.

Einen Tag mal auf „ganz dicke Hose machen“ – dazu gehört auch das passende Gefährt. Kein Problem: Mit einem Mercedes-Benz ML 320 CDI von Iserlohn bis Düsseldorf die Gegend unsicher machen, sich für ein Mal wie kleine Prinzen fühlen – und ganz nach deren Devise leben: „Du musst ein Schwein sein in dieser Welt.“ Oder: „Ich wär´ so gerne Millionär.“

10:11 UHR

Wir erreichen Düsseldorf. Man sollte meinen, dass man mit so einem Gefährt in der Glamour–Metropole nicht so auffällt – doch weit gefehlt. Schnell ernten wir aufmerksame Blicke. Wie sagte der Autohändler doch so schön: „Na ja, dieses Auto zeigt auf jeden Fall Präsenz.“ Dem können wir nur zustimmen. Wie es sich für einen guten Yuppie gehört, wird die Pizza Rucola bei einer Flasche San Pellegrino im Restaurant Vapiamo schnell in den Bauch gehauen und bei Peek & Cloppenburg noch ein schönes Winterjäckchen gekauft – es ist ja kalt außerhalb unserer mit Sitzheizung bestückten M-Klasse. Bei dem ganzen Dolce Vita fällt uns ein, dass das Parkticket bald abgelaufen ist. Natürlich stehen wir auf einem dem Wagen angemessenen Parkplatz: Vor dem Hotel InterCon-

tinental an der Königsallee.

12:49 UHR Puh, kein Knöllchen am Wischer! Wir nehmen Platz und hauen das „D“ in den 7-Gang-Automaten. Das freundliche Fräulein im Navi lotst uns auf die Autobahn. Gegen Stau ist aber auch im ML 320 CDI kein Kraut gewachsen: Vor Essen geht gar nichts mehr! Wir schauen einfach eine DVD – denn diese Funktion bietet unser tolles Infotainment-System namens COMAND natürlich auch.

14:06 UHR Wir zeigen Flagge auf dem RealParkplatz. Noch schnell eine Pulle Schampus für den Abend gesichert. Einen solchen Anblick sind die Is-

Fotos: Simon Engels

Es geht los. Der 224 PS starke Sechszylinder-Diesel beginnt sein Werk. Schnell noch um das Navigationssystem gekümmert (Stadt: Düsseldorf, Straße: Königsallee) und die Musik-CDs eingeworfen. Die LederAlcantara-Sessel sind verdammt bequem – und die Bahn nach Düsseldorf verdammt frei…

11:18 UHR

Der Mercedes-Benz ML 320 CDI vor dem InterContinental in Düsseldorf.

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erlohner Schnell-Shopper nicht gewohnt: Zwei junge Herren im dicken Schlitten. Automatisch surrt die Heckklappe nach oben und die schnöden Plastiktüten sind fix verstaut. Nun kann´s weitergehen…

14:35 UHR Tatort Tankstelle: Neben uns will ein tiefer gelegter Golf III mit vier jungen Männern parken. Eher schlecht, denn wir haben mit unserem Dickschiff gleich einmal beide Zapfsäulen belegt. Die negativen Reaktionen bleiben aus – einem solchen Benz zollt man eben Respekt. Respektabel fällt auch der DurchschnittsverDatenblatt ML 320 CDI 4Matic Leistung: 0-100 km/h: Höchstgeschw.: Testwagenpreis: Händler:

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165 kW / 224 PS 8,6 Sek. 215 km/h 72.000 € Mercedes-Benz Jürgens GmbH, Iserlohn

Mit dem Mercedes-Benz ML 320 CDI ging es ab auf die Kö.

brauch aus: 10,6 Liter stehen auf der Uhr. Bei so vielen Kick-Downs und Zwischenspurten geht das völlig in Ordnung und schont die goldene MasterCard.

14:46 UHR Wir erreichen den BiTS-Parkplatz. Hier werden wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mit einem 320er ML kann man hier schon lange nicht mehr hemmungslos „posen“. Längst sind auch die

Vorzüge von „Papas Porsche“ zu den solventen Privatstudenten durchgedrungen. Uns ist´s egal: Der ML ist und bleibt ein Traumauto – und eines, mit dem man mal für einen Tag einen richtig dicken Max markieren kann. Spaß gemacht hat es in jedem Fall… Simon Engels & Tom Steller


Titelthema

„Die Krise ist auch Ergebnis krassesten Staatsversagens!“ Prof. Dr. Peter Frielinghausen, Fachdozent für Volkswirtschaftslehre an der BiTS, erläutert die Hintergründe zur Finanzkrise und Rezession. Wer war Schuld? Was sind die richtigen Maßnahmen? Wie lange könnte die Rezession noch andauern?

BiTSLicht: Das Thema Finanzkrise dominiert seit Wochen die Medien. Wann waren die ersten Anzeichen der Rezession für Sie sichtbar? Eigentlich auch erst, als sie alle mit dem einbrechenden Immobilienmarkt in den USA gesehen haben. BiTSLicht: Würden Sie sagen, dass die Finanzkrise als Indikator für die Rezession gedient hat, sie sogar früher eingeleitet hat? Die Finanzkrise war Indikator und Ursache zugleich. Zumindest für die Tiefe, sicher aber auch für das Timing. Was ohne die Finanzkrise Auslöser geworden wäre, ist nicht genau zu sagen. Es wäre ohnehin eine Rezession gekommen – das ist sicher. Nach jedem Aufschwung gibt es zumindest immer eine Phase geschwächten Wachstums. BiTSLicht: Viele Menschen zeigen sich erbost darüber, dass sie als Steuerzahler nun für die Finanzkrise aufkommen müssen. Ist der Unmut der Menschen über die Manager in der Privatwirtschaft unberechtigt? Natürlich kann man in Einzelfällen Ärger empfinden, wenn man das Verhalten mancher Unternehmer sieht. Denken Sie zum Beispiel an Adolph Merckle: Da hat einer

der wohlhabendsten Männer Deutschlands mit VW-Aktien spekuliert, einen neunstelligen Betrag verloren und möchte nun eine Staatsbürgschaft, weil sein Imperium in Schwierigkeiten ist. Wenn sich die Menschen an dieser Stelle an den Kopf packen, kann ich das vollkommen nachvollziehen. Doch die Botschaft, die in den Medien immer wieder vermittelt wird, heißt: Die Marktwirtschaft taugt nichts, die Marktwirtschaft kann es nicht. BiTSLicht: … und worin liegt die Gefahr solcher Botschaften? Von solchen Zitaten geht die Gefahr des Populismus aus. Die Leute denken: Staat, rette mich. Wir suchen nach dem starken Mann, früher war es der Führer, woanders die Partei. Die Deutschen sind – ich glaube genetisch – ein staatsgläubiges Völkchen! Wir haben einen Machbarkeitswahn:

„Die Deutschen sind ein staatsgläubiges Völkchen.” Der Staat kann alles und er kann alles besser. Das sitzt uns irgendwie im Fleisch. Und solche Sprüche dienen dazu, eine falsche Information noch weiter zu verstärken und eigentlich das, was uns Wohlstand beschert hat und was mit so einer Krise am besten fertig werden kann – nämlich Markt und Wettbewerb – zu schwächen.

BiTSLicht: Also ist ihrer Meinung nach nicht der Markt an der Krise schuld? Wenn heute von einigen wenigen gesagt wird, dass diese Krise auch das Ergebnis krassesten Staatsversagens ist – und zwar in keinem geringeren Maße als das Versagen des Marktes – dann sagen sie nur die Wahrheit. Wer hat von den deutschen Banken die größten Schwierigkeiten? Die staatlichen, die Landesbanken, Kf W, IKW. BiTSLicht: Aber gerade in den USA waren ja auch noch andere Banken an der Krise beteiligt … ... zum Beispiel die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. 50 Prozent des US-SubprimeHypothekenmarktes entfielen auf diese zwei Unternehmen. Als der Staat für diese Unternehmen gerade stehen musste, hieß es sofort: Ohne Staat geht es nicht. In Wirklichkeit waren diese beiden Unternehmen staatliche Unternehmen. Nicht im juristischen Sinne, aber der Staat stand mit seiner Bonität hinter diesen Unternehmen. Die US-Politik hat sie ganz bewusst für Sozialpolitik genutzt, nämlich für den amerikanischen Traum vom Eigenheim für jedermann. Dort konzentrierten sich all die Ramschhypotheken. Unreguliert? Nichts könnte ferner sein! BiTSLicht: Die Medien vermitteln aber ein anderes Bild, nämlich das von einem unregulierten Markt, in dem „Turbokapitalismus“ herrscht und der Ursache der aktuellen Situation ist. Damit wird impliziert: Wenn wir eine Planwirtschaft hätten, wäre alles

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ben. Das wäre dann unvermeidbar.

Hat die wirtschaftliche Lage im Blick: Prof. Dr. Frielinghausen.

viel besser, denn dann dürfte eine solche Krise ja gar nicht passieren. Das ist so dermaßen falsch, dass man sich fragen muss: Haben die Menschen trotz all der Erfahrungen mit Planwirtschaft in der Vergangenheit wirklich ein so kurzes Gedächtnis? Der Begriff Turbokapitalismus ärgert mich ganz besonders. Es wird immer wieder so getan, als hätte es bisher tatsächlich eine freie, unregulierte Marktwirtschaft gegeben. Entschuldigung, bei einer Staatsquote von 50 Prozent, Regulierungsbehörden links und rechts, auf europäischer und nationaler Ebene, kann davon keine Rede sein. Die Finanzwirtschaft ist hier und in anderen Staaten stark reguliert. Und die Krise geschieht im am stärksten regulierten Teil der Finanzwirtschaft, den Banken. BiTSLicht: Aber die Krise brach in Amerika aus und dort spricht man doch eigentlich gerade von einer freien Marktwirtschaft… Ein Beispiel: Es gibt ein Gesetz, den Community Reinvestment Act. Man hatte festgestellt, dass es Bezirke gibt, in denen sich viele Menschen Kredite leisten können – und die waren hauptsächlich weiß. In anderen Bezirken wohnten Leute, die konnten sich keine Kredite leisten – und die waren überwiegend schwarz. Da hat man gesagt: ‘Das darf nicht sein, das ist Rassismus. Wenn ihr da überhaupt Geschäfte machen wollt, müsst ihr auch in dem Segment Kredite anbieten!‘ – Staatliche Auflage! Wo jeder normal unternehmerisch denkende Mensch gesagt hätte: ‘Entschuldigung, bei der Bonität... Wir

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würden ja gerne, aber ihr habt keine Sicherheiten und ihr habt kein Einkommen, ich kann euch doch keinen Kredit geben.‘ – Mussten sie aber! Und jetzt wundern sich alle, dass die Kredite untergegangen sind. BiTSLicht: Also sollte sich der Staat Ihrer Meinung nach komplett raushalten? Prinzipiell sollte der Staat kein Unternehmen vor der Pleite schützen. Aber in Einzelfällen, wo die Auswirkungen auf das ganze System dramatisch sind – und jetzt bin ich wieder bei Banken – sollte er es tun! Doch nur so lange es nötig ist und dann sollte er einen vernünftigen ordnungpolitischen Rahmen schaffen und sich wieder aus der Wirtschaft zurückziehen! Und nicht anfangen den Versorgungsonkel zu spielen. Der Staat als Unternehmer ist nicht gut. Das haben wir in der Bankenkrise jetzt auch wieder gesehen. Die Politikerbänker waren die schlechtesten – mit am besten bezahlt – aber am schlechtesten. BiTSLicht: ... aber was wäre die Konsequenz, wenn der Staat sich nicht zurückziehen würde? Dann haben sie wirklich Staatsunternehmen und wie gut die funktionieren, das haben wir im ganzen Ostblock gesehen, das sehen wir in China, wo die Staatsunternehmen eine enorme Ressourcenverschwendung betreiben. Und bei Volkswagen, wo der Staat viel zu sagen hat: Da denkt man noch mal an die Korruptionsaffären, wo Betriebsräte sich ihre Lustreisen nach Rio gegönnt ha-

BiTSLicht: Unterstützung für Banken bedeutet aber nicht gleich Unterstützung für große Unternehmen, oder? Die Bundesregierung steht zum Beispiel einer Bürgschaft für Opel zumindest nicht abgeneigt gegenüber. Nein. Der Staat sollte eine Bank stützen, wenn ihre Insolvenz eine Pleitenwelle auslösen könnte. In Fällen wie Opel, General Motors und anderen Unternehmen, die nun in wirtschaftlichen Problemen Bürgschaften einfordern, muss man knallhart sagen: Auch wenn ein großes Unternehmen wie GM schließen muss, dann sind das viele verlorene Arbeitsplätze. Aber diese Pleite ist nicht systemrelevant. BiTSLicht: Stimmt es Sie als überzeugten Marktwirtschaftler nicht nachdenklich, dass staatliche Hilfe im Fall von einigen Banken so bitter nötig ist? Ja. Auch ich stand schon einmal vor dem Spiegel und fragte mich: ‘Bist du vielleicht zu marktgläubig?‘ Wenn eine Bank aus systemischen Gründen nicht Pleite gehen darf, funktioniert dann die Marktwirtschaft? Schließlich funktioniert sie normalerweise nur dann, wenn die Sanktion da ist, dass schlechtes Wirtschaften zur Pleite führt. Die Banken sollen auch nicht um ihrer selbst willen gerettet werden, sondern um ihre wirtschaftliche Hauptfunktion zu erhalten: Konsum, der heute nicht stattfindet, steht als Investition zur Verfügung!

„Der Staat sollte nicht den Versorgungsonkel spielen.” BiTSLicht: Und auf den Finanzmarkt bezogen? Den einen Tag fällt eine Aktie und am nächsten steigt sie in ungeahnte Höhen… Die Finanzakrobatik hat sich in der Tat von der Realwirtschaft total losgelöst. Da wurden Finanzprodukte gestrickt, da wussten die Stricker selber nicht mehr was drin ist. Und andere haben darauf gewettet. Das war dann wirklich nur noch Casino. Das hat mit der Urfunktion eines Finanzsystems nichts mehr zu tun. Wohlstand entsteht, wenn Leute Einkommen schaffen, wenn etwas


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BiTSLicht: ... Änderungsbedarf, damit der Markt nicht wieder außer Kontrolle gerät? Zunächst einmal: Marktwirtschaft führt immer auch zu Überreaktionen. Es hat immer Spekulationsblasen und Booms gegeben, und es hat die Zeiten gegeben, in denen Spekulanten aus dem Fenster gesprungen sind, weil sie gerade alles verloren hatten. Die Frage ist: Welche Alternative gibt es? Es gibt auch Staaten, in denen es keine Konjunkturzyklen gibt, die Menschen aber immer nah am Verhungern. Nordkorea ist dafür ein gutes Beispiel. Ist das besser? BiTSLicht: Wie bewerten Sie denn unter den ganzen Gesichtspunkten das Konjunkturprogramm der Bundesregierung? Sie meint, mit ihrem Maßnahmenpaket eine Brücke bis zum nächsten Aufschwung schlagen zu können … Also eine Brücke ist es: Eine Brücke bis zur nächsten Wahl. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Wenn man meint, es ist eine Depression – gut. Aber bitte hört auf, im kleinen rumzufuckeln! Klare Regeln, wenig Regeln und die aber gut. Sicher, miese Zeiten und schlechtes 2009 – aber eine Massenkrise à la 30er Jahre, da macht uns Herr Bisky einen vor!

In den 30er Jahren gab es einen Trend zur Isolation. Die Länder haben sich gegenseitig abgeschottet. Sämtlicher Wohlstandsgewinn, der durch internationalen Handel und die Arbeitsteilung der Nationen entstanden ist, wurde abgewürgt. Das ist Konsens unter allen Ökonomen: Alle haben die Grenzen zugemacht und das führt zur Krise. Es wäre fatal, diesen Fehler noch einmal zu machen. Aber wir haben zurzeit keinen Trend zur Isolation. Wir haben Kooperation im Internationalen, wenn auch nicht in Idealform. Außerdem ist die Geldmenge damals von der Zentralbank enorm reduziert worden.

„Es gab immer Zeiten, in denen Spekulanten aus dem Fenster gesprungen sind.” BiTSLicht: Und das war falsch. Demnach befinden sich die Zentralbanken im Moment auf dem richtigen Weg? Ja, die Zentralbanken schaffen Liquidität. Das sind richtige Maßnahmen. Ich habe aber die Sorge, dass man grundsätzliche Fehlentwicklungen nicht sich selbst korrigieren lässt. Wir brauchen eine Rezession. Wenn man Anpassung versucht zu verhindern, dann dauert sie lange. Wenn man den Schmerz akzeptiert und dem Markt die Anpassung erlaubt, ist er richtig schmerzhaft und richtig böse, aber wesentlich kürzer. Und dann geht es wieder aufwärts.

BiTSLicht: Würden Sie dann sagen, dass diese Krise eine Krise wie jede andere ist? Nein, eine Krise wie jede andere ist es sicher nicht! Da wüßte ich jetzt keine Parallele seit den 30er Jahren. Aber in den 30er Jahren hatten wir doppelstellige Prozentbeträge an Einbrüchen. Jetzt reden wir vielleicht von zwei Prozent Schrumpfung oder Stagnation.

BiTSLicht: Ist das die Lehre aus den 30er Jahren? Wissen Sie, was die Weltwirtschaftkrise 1930 beendet hat? Der Zweite Weltkrieg und das war Keynsianismus pur. Das waren nämlich Staatsausgaben ohne Ende für Rüstung und Güter. Mit der entsprechenden Verschuldung. Insofern muss man sagen, der Zweite Weltkrieg als Programm der Konjunkturförderung hat prima funktioniert. Aus amerikanischer Sicht, aber bei denen wurde ja auf eigenem Territorium nicht gekämpft. Und auch für die Amerikaner waren die Kosten natürlich immens!

BiTSLicht: Dann gibt es also tatsächlich keine Parallele zu der Krise in den 30er Jahren?

BiTSLicht: Dann kommt ihrer Meinung nach also der Keynesianismus, das heißt massive Staats-

Fotos: Andrea Scheffler & Wolfgang Schmitz

produziert wird. Das können Güter, Dienstleistungen, auch Finanzdienstleistungen sein. Wenn es aber wirklich nur noch Spekulation ist … Und da merken wir jetzt die Gegenbewegung nach unten und das große Problem ist, dass das auf die Realwirtschaft durchschlägt. Wenn man das trennen könnte, hätte ich mit diesem Finanzcasino kein Problem. Leider kann man es nicht trennen und da ist in der Tat Änderungsbedarf.

ausgaben zur Ankurbelung der Konjunktur, als Maßnahme nicht infrage? Wenn man in einer solchen Lage ist, dass nun wirklich eine Depression da ist, dann kann ein staatlicher Schluck aus der Pulle nötig sein. Aber es ist auch mehr Schuldenmacherei und das ist schlecht. BiTSLicht: Und Steuersenkung als Alternative? Ist mir prinzipiell immer lieber, als dass der Staat einfach nur mehr Geld ausgibt, weil ich davon ausgehe, dass die Privaten die Präferenzen einer Gesellschaft wesentlich besser kennen. Denn die Politiker vertun sich immer – die meinen ihre Präferenzen wären die der gesamten Nation – aber dem ist nicht so. Von daher gefallen mir Steuersenkungen besser. Bei zurzeit gleichen Staatsausgaben ist das aber mehr Schuldenmacherei. Im Allgemeinen würde ich sagen: Viel weniger Staatsausgaben und deutlich weniger Steuern in guten

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Zeiten! Aber man hat in den guten Zeiten des Aufschwungs verpennt, dass der Staat weniger ausgibt. Dann hätte man jetzt mehr Spielraum sowohl für Steuernsenkungen als auch für Ausgaben. BiTSLicht: Wenn nun neue Schulden aufgenommen werden, woher nimmt Deutschland dann das Geld? Die Neuverschuldung heute, die kommt hier von uns. Das ist das Interessante! Die Leute, die heute sagen ‘Oh oh, die Zeiten werden schlecht, ich gebe das mal nicht aus, ich spar das mal lieber.‘ – Ja, wie sparen die das denn? Die kaufen zum Beispiel eine Bundesanleihe dafür. Das ist Geld, was der Staat sich leiht und der gibt es dann aus. Und das ist schade, denn die privaten Leute können es eigentlich viel besser ausgeben. BiTSLicht: Wie sieht es mit dem Sozialnetz aus? Wird es Änderungen geben? Die Agenda 2010 war ein erster richtiger Schritt. Leider, anstatt sie weiter fortzuschreiben, hat man sie zurückgedreht. Also Antwort darauf: Ja, definitiv sollte man daran etwas tun. Anreize sind wichtig, man sollte mehr Anreize zur Selbstverantwortung schaffen, anstatt diese kaputt zu machen, wie das ja bei Sozialsystemen meistens der Fall ist! BiTSLicht: In den Medien geht es eigentlich hauptsächlich um die Auswirkungen in den Industriestaaten… Wie sieht es denn im Rest der Welt aus? Wir klagen immer noch auf hohem Niveau, selbst in der Rezession. Wenn sie ein Land haben, nehmen Sie Indien oder China, wo gerade mehrere hundert Millionen aus der Armut raus in ganz ganz beschei-

„Die Neuverschuldung kommt von uns.” dene, aber sichere Lebensverhältnisse gekommen sind und die werden jetzt wieder unter die Schwelle zurückgetreten, dann ist das natürlich eine ganz andere Sache, als wenn wir mal auf einen Urlaub verzichten. Wo es ums Überleben geht ist es natürlich richtig schlimm. Wenn ein Land davon lebt, dass es in die anderen

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Märkte verkauft und jetzt stürzen auf einmal die Einnahmen ab, die sie bitter nötig haben, ist das schlimm! Ein paar Sachen sind natürlich positiv: Niedrigere Energiepreise, wobei … wenn sie nicht grad Energieexporteure sind. Niedrige Rohstoffpreise hätte ich fast gesagt und vergessen, dass ja gerade viele afrikanische Staaten Rohstofflieferant sind. Also kurz und gut, alle sind betroffen.

„Flexible Reaktion, das heißt auch Pleiten in Kauf nehmen.” BiTSLicht: Angela Merkel zeigt sich optimistisch: „Wir bauen eine Brücke, damit es 2010 wieder aufwärts geht.“ Rechnen auch Sie damit, dass es 2010 wieder aufwärts geht? Das Problem der Überschuldung ist noch lange nicht vom Tisch. Das wird sich hinterher durch Inflation mal wieder auswachsen müssen. Aber auch das Problem der privaten Überschuldung ist ja noch nicht durch. Wir hatten gerade das Abschmieren der Immobilienwerte von Wohneigentum. Wir haben noch eine Welle, die kommt jetzt und zwar ist das das geschäftlich genutzte Immobilieneigentum, also Bürogebäude. Und die Kreditkartengeschichte in den USA. Da sind ja Unsummen an Überschuldungen! Wie lange es dauert, bis man sagen kann: ‘Ok, die Krise ist überstanden‘ – dass kommt ganz darauf an, wie man reagiert. BiTSLicht: Und wie sollte ihrer Meinung nach regiert werden? Jetzt kommts: Je flexibler die Reaktion – und das heißt auch Pleiten in Kauf nehmen – umso kürzer wird es dauern. Vielleicht schlimmer für ein paar Monate, aber dann auch durch. Wenn der Staat aber wie in Japan versucht, den Schmerz zu vermeiden, so nach Möglichkeit keine Rezession zulassen, dann können wir auch in zehn Jahren noch etwas von der Geschichte haben. In Japan hat es über zehn Jahre gedauert und in den USA hat die „Überwindung“ der DotCom Blase erst die Immobilienblase möglich gemacht. Also Entschuldigung, Herr Lafontaine und Herr Gysi: Je mehr Staat, umso länger wirds dauern und je mehr Markt, umso schneller sind wir damit durch.

BiTSLicht: Demnach wäre Japan ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte? Ja, Japan hat dafür bitter gebüßt, dass die Banken ihren Müll nicht aus den Büchern nehmen mussten. Erst die Regierung Koizumi hat gesagt: ‘Ihr müsst den Schrott abschreiben.‘ Dadurch gingen auch ein paar Banken über die Klippe. Doch nachdem man sich ausgekotzt hatte, lief es wieder. BiTSLicht: Aus Sicht eines Studenten zurzeit: Mache ich lieber noch einen Master, promoviere ich oder gehe ich doch in den Arbeitsmarkt? Sie haben zwei Möglichkeiten: Sie hocken sich in die Ecke und heulen, dass sie fertig werden inmitten der Krise und nicht ein paar Jahre vorher oder später, wo es richtig abgeht – oder sie nehmen die Dinge wie sie sind und hauen rein. Gute Leute werden immer gesucht, auch in einer Krise. Vielleicht gerade da. Andrea Scheffler & Wolfgang André Schmitz


Titelthema

Zwischen Isolation und Öffnung Warum China sich so spät öffnete und durch rasante Aufholjagd sein Wohlstandsgefälle schuf.

Eine globale Rezession zeichnet sich vor allem durch eins aus: Globale Betroffenheit. So geht die Wirtschaftskrise auch an der viertgrößten Volkswirtschaft China nicht spurlos vorüber. Pleiten führen zu Arbeitslosigkeit und Unmut in der unteren Schicht der Bevölkerung. Proteste – aufgrund des Wohlstandsgefälles – sind jedoch an sich nichts Neues für China. Die Aufholjagd der letzten Jahrzehnte hat eben seinen Preis.

den ersten Blick schon sehr modern und imposant. Gerade in den Nebenstraßen sieht man aber die riesen Unterschiede zwischen den neureichen Chinesen, die hier im 60. Stockwerk eines Wolkenkratzers arbeiten und dem Chinesen, der seine Wäsche noch auf einer Leine über dem Hauseingang trocknet und seinen Reis auf dem Bordstein zu sich nimmt“, erzählt der BiTS-Student Tim Schneider, der einen Monat lang ein Praktikum in China absolvierte.

Die Performance, die China in den letzten Jahrzehnten hinlegte, war nicht nur gigantisch, sondern für das ein oder andere Industrieland auch furchteinfößend. Nachdem der Riese sich 600 Jahre lang vom Weltmarkt fernhielt, kehrte er urplötzlich in der Mitte des 20. Jahrhunderts zurück.

Das Wirtschaftswachstum lag in den letzten fünf Jahren kontinuierlich im zweistelligen Bereich, in 2007 betrug es 11,9 Prozent. Ab 2004 regten sich erste Stimmen, die vor einer Überhitzung der Volkswirtschaft warnten. Drei Jahre später erhöhte die chinesische Zentralbank dann die Leitzinsen, um dem Boom entgegenzuwirken. Inzwischen hat die Zentralbank den Leitzins vier Mal in Folge gesenkt. Finanzkrise und Rezession machen auch vor dem größten Schwellenland wirtschaftlicher Entwicklung nicht halt. „Es wird zwar in den

Fotos: Beate Josephi

Die Volksrepublik ist mittlerweile die drittgrößte Handelsnation der Welt. Wer heute Metropolen wie Beijing oder Shanghai besucht, fühlt sich wahrscheinlich eher inmitten eines Industrielandes als in einem Schwellenland. „Die Stadtzentren sind auf

Das neue und das alte China: Wenige wurden reich. Der Aufschwung ging zulasten von 200 Millionen Wanderarbeitern, die ehemals als Bauern arbeiteten.

deutschen Medien nicht so dargestellt, aber China ist das Land, das durch die Rezession am meisten betroffen ist“, meint Bernd Reitmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Außenhandelskammer Shanghai. Das BIP-Wachstum lag im dritten Quartal 2008 mit neun Prozent bereits 3,2 Prozentpunkte unter Vorjahresniveau. Reitmeier wendet jedoch ein: „Eine Rezession nach europäischem Maßstab ist es nicht, denn zwei Quartale mit keinem Wachstum darf es in China sowieso nicht geben. China hat sich eine Grenze gesetzt: Die Volkswirtschaft ist auf 7,5 bis acht Prozent Wachstum angewiesen.“

Bremsspuren in Chinas Realwirtschaft durch Rezession Wie alle anderen Länder bekommt auch der rote Drachen die Bremsspuren vor allem in der Realwirtschaft zu spüren. Die Rezession in den Industrieländern führt zu einem Nachfragerückgang nach chinesischen Gütern. Laut chinesischer Staatsmedien sind rund 67.000 kleinund mittelständige Unternehmen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Pleite gegangen. Betroffen sind vor allem die Wanderarbeiter, deren Zahl in China auf 150 bis 200 Millionen geschätzt wird. Nach offiziellen Angaben beträgt die Arbeitslosenquote in China nur vier Prozent. Allerdings werden Wanderarbeiter in dieser Statistik nicht mit erfasst. Im Zuge der Wirtschaftskrise wird vermehrt von Protesten und Unruhen aus China berichtet. „Die Proteste richten sich gegen Unrecht, zum Beispiel dagegen, dass keine Löhne gezahlt werden“, erklärt Reitmeier. Für die Kommunistische Partei sind Proteste jedoch an sich nichts Neues. Hu Jintao, das Staatsoberhaupt der Volksrepublik, erkannte schon 2005 das Problem: „Einige haben von den

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gentlich so lange fern? Denn schon im 13. Jahrhundert dominierten die Chinesen die Meere und verfügten über hoch entwickelte Waffen. Sie erfanden den Buchdruck lange vor Johannes Gutenberg. Auch die Erfindung des Papiers, des Magnetkompasses und des Schwarzpulvers geht auf sie zurück. Wolfgang Hirn schreibt in seinem Buch „Herausforderung China“: „Die Chinesen hätten die Welt erobern können. Doch sie wollten nicht.“

sozialen und ökonomischen Veränderungen im Land profitiert – aber viele haben durch die Stagnation und sozialen Turbulenzen aufgrund von politischen Entscheidungen gelitten.“ Im selben Jahr führte er seine neue Reform, die „Schaffung einer Harmonischen Gesellschaft“ ein. Ziel dieses Konzeptes ist die Sicherung der Stabilität im Land, die durch zunehmende Unzufriedenheit von Großteilen der ärmeren Bevölkerung bedroht ist. Grund ist vor allem das Wohlstandsgefälle zwischen den wohlhabenden Küstenregionen und dem Hinterland. Eine Studie der Nankai Universität untersuchte die Einkommensverteilung im Land mittels des Gini-Koeffizienten. Dieser Wert nimmt eine Zahl zwischen Null und Eins ein. Je höher der Wert, desto ungerechter ist die Verteilung. 0,4 bedeutet Alarmbereitschaft, 0,5 voraussichtlich soziale Unruhen. In China liegt der Wert bei 0,496. Eine Studie des National Bureau of Statistics of China belegte, dass zehn Prozent der wohlhabenden Städtebewohner über 45 Prozent des Gesamtvermögens verfügen, während zehn Prozent der ärmeren Städtebewohner nur zwei Prozent des Vermögens für sich beanspruchen können.

Der Grund: 1436 startete China seinen Rückzug in die selbst gewählte Isolation. Damals fand eine Rückbesinnung auf den Meister Konfuzius statt, in dessen Weltbild Eroberungen nicht vorgesehen waren und Händler verachtet wurden. Konfuzius sah China als das allwissende Reich der Mitte, dass von anderen Ländern nichts lernen könne. Es wurde der kaiserliche Bann gegen die Schifffahrt verhängt und die Isolation bestimmt. Die Chinesen blieben dem Weltgeschehen somit mehrere hundert Jahre fern und bauten anstatt dessen lieber ihre legendäre Chinesische Mauer.

Reitmeier, der seit zehn Jahren in China lebt, wendet allerdings ein: „Ganz klar, es gibt beträchtliche Spannungen im Land. Man muss es aber nicht überbewerten. Es ist nicht so, dass es nicht mehr balancierbar wäre. Die Regierung handelt schnell und stellt zum Beispiel auch Entschädigungen für ausgebliebene Löhne bereit.“ Zudem sollte auch nicht vergessen werden, dass es gerade die vielen billigen Arbeitskräften waren, die ausländische Investoren mit Kapital und Know-How ins Land lockten. 2005 waren noch 700 bis 800 Millionen Chinesen bereit, für zwei Dollar am Tag zu arbeiten. Blickt man auf die Leistung der Chinesen zurück, so stellt sich einem zwangsläufig die Frage: Warum blieb China dem Weltmarktgeschehen ei-

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Foto: Tim Schneider

Alarmbereitschaft durch Wohlstandsgefälle

Mit der Entscheidung zur Abschottung verspielte China seine Chance, Weltmacht zu werden. Denn in der Zwischenzeit entwickelte sich vor allem das Britische Empire Schritt für Schritt weiter. Sie übernahmen die Meere, begannen mit der Kolonialisierung, trieben ihre Industrialisierung voran – und gewannen an Stärke. Im 19. Jahrhundert setzten sie diese dann auch gegenüber China ein. England sah sich durch zunehmende Teeeinfuhren aus dem Reich der Mitte einem Handelsdefizit gegenüber. Um das auszugleichen, begannen sie Opium nach China einzuführen. Natürlich wehrten sich die Chinesen – jedoch erfolglos. Sie unterlagen England in zwei Opiumkriegen um 1839 bis 1860. China wurde gezwungen der Droge seine Häfen zu öffnen. Nicht nur Teile der Bevölkerung wurden abhängig, sondern auch der Außenhandel des Landes. Wirtschaftlich und militärisch war das Land am Boden. Es stürzte in eine Massenarmut. Drei Jahrzehnte später kamen die Japaner. Mit zwei Kriegen demütigten sie China, die ursprünglich dominierende Macht Asiens. Gebietsabtre-


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tungen und hohe Kriegsentschädigungszahlungen an Japan waren die Folge. Erst 1945 kamen die Alliierten China zur Hilfe und beendeten den Krieg. Zu dem Zeitpunkt hatte China jedoch schon sehr gelitten: Es fehlte eine Führung und so kam es zum Bürgerkrieg. Es siegte die Kommunistische Partei

Mao wirtschaftet China herunter: Millionen Tote unter der Führung von keinem geringeren als Mao Zedong. Er ging in die Geschichte ein als der Bauernführer, der mehr Menschen umbrachte als Hitler und Stalin. Der ehemalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei bestimmte 25 Jahre lang die Politik des Landes - und ruinierte es wirtschaftlich wie auch intellektuell. Maos Ziel war es, China in eine industrielle Großmacht zu verwandeln. In der Zeit des „Großen Sprungs nach vorn“ verfügte Mao, dass Tausende Bauern sich jeweils zu ländlichen Volkskommunen zusammenschließen. Davon erhoffte er sich Ertragsteigerungen. Resultat seiner Bemühungen war, wenn nicht die, dann eine der größten Hungersnöte der Erde: 30 bis 40 Millionen Menschen kamen zu Tode. Wenige Jahre später widmete sich Mao ganz seiner Kulturrevolution. Dieses Mal witterte der Diktator kommunismusfeindliche Tendenzen in der Bevölkerung. Seine Wut richtete sich letztendlich gegen die Intelligenz des Landes, also Lehrer, höhere Beamte und Akademiker. Millionen Jugendliche folgten ihm und schlossen sich zur Roten Garde zusammen. Universitäten wurden geschlossen, Andersdenkende verjagt oder von den fanatischen Massen ermordet. Abermals starben Millionen Menschen. Die Zerstörung durch Mao endete 1976, in dem Jahr, in dem er starb. Er hinterließ ein wirtschaftlich und intellektuell ausgeblutetes Land. Das Aufräumen überließ er Deng Xiaoping, dem Reformarchitekten des neuen Chinas. Deng war schließlich derjenige, der die Öffnungspolitik einleitete und die Notwendigkeit von Reformen erkannte. Er schuf erstmals marktwirtschaftliche Elemente, indem er Bauern und Industriellen

Das neue Programm: “Die Schaffnung einer Harmonischen Gesellschaft” soll China vor Protesten der unteren Bevölkerungsschicht schützen und für Stabilität im Land sorgen.

erlaubte, einen Teil ihres Erwirtschafteten zu behalten. Eine Diktatur des Proletariats, dem Endstadium des Kommunismus, wurde dadurch in weite Ferne gerückt. Die jüngste wirtschaftliche Entwicklung Chinas zeichnet sich vor allem durch ihre Schnelligkeit aus. Man bekommt den Eindruck, China holt auf, was es in der Zeit der Unterdrückung durch England und Japan sowie unter Mao versäumt hat. Die Chinesen haben aus ihrer Ver-

Erste soziale Reform nach über 30 Jahren Öffnungspolitik gangenheit gelernt: Abschottung führte zu über zweihundert Jahren Krieg und Demütigung. Nun sind die Zeiten der Isolation vorüber, China hat gelernt, zu handeln – und das recht erfolgreich: Betrug der Handelsbilanzüberschuss in 2004 “erst“ 32 Milliarden US-Dollar, so lag er im vergangenen Jahr schon bei 262 Milliarden US-Dollar. Die Auslandsverschuldung betrug 2007 gerade mal 374 Milliarden US-Dollar. Dem gegenüber stehen allein Devisenreserven in Höhe von 1.528 Milliarden US-Dollar: Damit verfügt China über die höchsten Devisenreserven weltweit. Zudem ist die Volksrepublik neben den USA das attraktivste Zielland für Direktinvestitionen.

„China wird meiner Meinung nach als erster die Krise überwinden. Denn China hat alle Möglichkeiten, dagegen zu regulieren. Gesetzeseinführungen können vom einen auf den anderen Tag wieder zurückgenommen werden, wenn die Politiker feststellen, dass sie nicht funktionieren – das ist ja das schöne an China“, sagt Reitmeier. Im Zuge der Rezession wird die wichtigste Aufgabe der Kommunistischen Partei die Stabilisierung im eigenen Land sein. Das Programm: „Die Schaffung einer Harmonischen Gesellschaft“ ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nach 30 Jahren ökonomischer Reformen unter Deng und seinen Nachfolgern ist sie die erste soziale Reform im neuen China. Anscheinend eine längst überfällige Reform, bedenkt man, dass einer der ersten Beschlüsse die Abschaffung der 2.600 Jahre alten Steuern auf die Landwirtschaft war. Zudem findet aktuell eine künstliche Erhöhung der Nahrungsmittelpreise statt, um den Bauern ein höheres Einkommen zu verschaffen. Für Unmut sorgt allerdings weiterhin die Tatsache, dass die Kommunistische Partei die Gewaltenteilung und Mehrparteiendemokratie immer noch ausdrücklich ablehnt. Eine Opposition gibt es nicht, doch die Rufe nach Demokratie werden lauter. Andrea Scheffler

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Über Leben

Massenmord im Internet Gefährlicher Trend aus den USA: Magersucht als Lebensstil?

Die Knochen stehen heraus, ihre Körper sind ausgemergelt und das Gesicht ist eingefallen. Die Rede ist nicht etwa von Kriegsgefangenen oder afrikanischen Kindern. Diese Bilder stammen aus Deutschland. Tausende von Magersüchtigen besuchen sie täglich: Die Internetseiten, auf denen sich Betroffene nicht nur austauschen, sondern auch ihre abgemagerten Körper zur Schau stellen.

Wettbewerbe. Eine ganz besondere „thinsperation“ sind ihnen dabei die Stars und Sternchen, wie beispielsweise Viktoria Beckham oder Nicole Richie, die auf dem roten Teppich und vor den Kameras mit hervorstehenden Knochen posieren. Auch die so genannten Magermodels, über die in letzter Zeit viel diskutiert wurde, sind für Pro-Anas das Vorbild an Perfektion. Zuhauf finden sich Bilder von mageren Stars auf den Internetseiten. Um so wie sie zu werden, tun Pro-Ana-Anhänger alles. In ihren Foren geben sie sich gegenseitig Tipps, wie man die Krankheit am besten verheimlicht und wie man am effektivsten abnimmt. Janina Bergmann* war eine von ihnen. Erst seit einem Jahr kann sie

Fotos: Annika Sellmann

„Das einzig Gute an deinem Körper ist dein Kopf.“ So lautet der Slogan der Internetseiten, die sich Pro-Ana nennen. „Pro-Ana“ ist die Abkürzung für „pro anorexia“, wörtlich übersetzt „für Magersucht“. Diese

Bewegung begann vor etwa sechs Jahren in den USA und hat mittlerweile auch Deutschland erfasst. Betrieben werden die Seiten von Magersüchtigen, die ihre Krankheit verleugnen. Nach Untersuchungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung sind Magersüchtige zu 90 Prozent weiblich - Tendenz steigend. Wie der Name schon sagt, sind ProAna-Anhänger für die Magersucht. Doch nicht nur das: Sie verherrlichen sie, bezeichnen sie sogar als Lebensstil. Ihre Bilder nennen die mageren Mädchen „thinspiration“, was soviel bedeutet wie „Inspiration zum Dünnsein“. Sie sollen anderen Userinnen als Anreiz dienen, noch mehr abzunehmen. Die Mädchen liefern sich im Internet regelrechte

Watte essen ist meist der einzige Ausweg der Magersüchtigen, um den Hunger zu stillen.

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Über Leben

wieder normal essen. Alles begann im Alter von 13 Jahren. Janina wurde von ihren Mitschülern gehänselt, weil sie bereits in die Pubertät gekommen war und sich auch ihre weiblichen Formen immer mehr entwickelten. „Ich dachte, wenn ich weniger esse, dann kann ich alle Rundungen loswerden, auch meine Brüste“, erklärt die heute 21-Jährige ihre absurde Gedankenwelt von damals. Zunächst waren es nur Diäten. Dann begann Janina genau aufzuschreiben, wann sie was und wie viel gegessen hatte und vor allem: wie viel sie abgenommen hatte. Selbst vor und nach Toilettengängen wog sie sich. Die

Richtlinien des Hungerns

Anzeige der Waage wurde zu ihrem einzigen Lebensinhalt. Völlig fixiert auf sich selbst, brach das soziale Umfeld weg. Ihre Freunde wandten sich von ihr ab, weil sie mit dem plötzlichen Wandel der Freundin nicht mehr zurechtkamen. Janina fühlte sich unverstanden, hockte nur noch in ihrem Zimmer. „Ich dachte: Die sind ja bloß neidisch, dass ich so dünn bin und sie nicht. Ich verstand nicht, dass sie mich nicht so sahen, wie ich mich sah“, erklärt sie. Durch Zufall gerät Janina im InterDie 10 Gebote der „Pro-Ana“Anhänger: 1. Wenn ich nicht dünn bin, bin ich nicht attraktiv. 2. Dünn sein ist wichtiger als gesund sein. 3. Ich muss alles tun, um dünner auszusehen! 4. Ich darf nicht essen, ohne mich schuldig zu fühlen! 5. Ich darf nichts essen, ohne danach Gegenmaßnahmen zu ergreifen. 6. Ich muss Kalorien zählen und meine Nahrungszufuhr dementsprechend gestalten. 7. Die Anzeige der Waage ist am Wichtigsten! 8. Gewichtsverlust ist gut, Zunahme ist schlecht. 9. Du bist niemals zu dünn! 10. Dünnsein und Nahrungsverweigerung sind Zeichen wahrer Willensstärke und Erfolgs!

Auch 40 Kilogramm sind noch zu viel.

net auf eine Pro-Ana-Seite. Endlich fühlt sie sich verstanden, kann sich mit Gleichgesinnten austauschen. Immer wieder neue Abnehm-Methoden werden ihr empfohlen: Abführmittel, Entwässerungsmittel und Watteessen, um das Hungergefühl zu stillen. Janina ist alles recht, nur um ihr Ziel zu erreichen: Dünn sein um jeden Preis. Wie Janina verfallen immer mehr Magersüchtige den Pro-Ana-Foren. Die Gesundheit rückt völlig in den Hintergrund, denn „Pro-Anas“ haben ihre eigenen Regeln. Wie in der Bibel gibt es auch hier die zehn Gebote, an die sich die Nutzer halten müssen. Das erste Gebot drückt die Grundeinstellung aus, die viele zu dieser Seite treibt: „Wenn ich nicht dünn bin, bin ich nicht attraktiv!“ Die Schäden für die Gesundheit und selbst der Tod schreckt viele nicht ab. „Dünn sein ist wichtiger als gesund sein!“ - eine makabere Lebenseinstellung. Das Hungern wird verherrlicht, „ana“ als beste Freundin dargestellt. Doch die beste Freundin kennt in Sachen Essen kein Pardon: „Du bist mir gegenüber eine Verpflichtung eingegangen. Ich bin Dein Leben und Deine Besessenheit“, heißt es auf einer der Seiten. Außerdem werden verschiedene Accessoires, die an das Hungern erinnern sollen, auf den Seiten verkauft: Anstecker mit den Aufschriften „Think thin“ oder „Ana Queens“ und Armbänder in verschiedenen Farben, die die Mädchen eindeutig identifizieren sollen. Rot steht für Magersucht, lila für Bulimie und weiß für Hungern. So

grenzen sie sich bewusst von anderen Menschen ab, fühlen sich, als seien sie etwas Besonderes. In „Report Mainz“ bezeichnete Sigrid Borse vom Frankfurter Zentrum für Essstörungen die Pro-Ana-Gemeinschaft sogar als eine Art Sekte. Die gefährliche Krankheit mutiert allmählich zum Trend, der viele Ärzte und Wissenschaftler alarmiert. Immerhin führt Magersucht in 15 Prozent der Fälle zum Tod. Die Deutsche Forschungsinitiative Essstörungen e.V. (DFE) setzt sich daher dafür ein, dass Pro-Ana-Seiten zumindest eingegrenzt werden. Sie hat die Seite www.pro-ana.de gekauft. Statt eines Pro-Ana-Forums finden die Anhänger auf dieser Seite lediglich eine Definition der Krankheit. Die Betroffenen werden hier - ähnlich wie bei den Warnschildern auf Zigaretten - über die Gefahren der Erkrankung aufgeklärt. Jurist Carl

Eingrenzung der Seiten durch Forschungsinitiative Peter Piepenstock weiß, dass es in diesem Fall ein rechtliches Problem gibt. „Ein Erfahrungsaustausch, wie er in den meisten Fällen auf diesen Seiten stattfindet, ist generell gesetzlich zulässig“, erklärt er. „Deshalb ist es nicht möglich, eine Internetseite einfach zu sperren oder zu verbieten.“ Piepenstock sieht jedoch noch die Möglichkeit, mit dem Jugendschutz zu argumentieren: „Viele, die

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Über Leben

diese Seiten besuchen, sind noch nicht volljährig und haben keine gefestigten Persönlichkeiten. Sie sind daher besonders anfällig und müssen geschützt werden.“ Für solche Fälle ist die Organisation „jugendschutz.net“ zuständig. Laut einem Bericht von Report Mainz soll es jugendschutz.net bereits gelungen sein, eine besonders grausame Seite zu löschen. Das funktioniere allerdings nur, wenn der Betreiber der Seite dazu aufgefordert werde und

Watte essen, um das Hungergefühl zu stillen das Löschen dann persönlich vornehme. Doch das gelingt in den seltensten Fällen. Deshalb will jugendschutz.net jetzt durchsetzen, dass die Personalausweisnummer auf den Pro-Ana-Seiten angegeben werden muss. So könnten zumindest keine Minderjährigen mehr dem Wahn zum Opfer fallen. Auch InternetSuchmaschinen wie Yahoo und Lycos sind inzwischen auf den neuen Trend aufmerksam geworden und haben Pro-Ana-Seiten von ihrem In-

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dex gelöscht. Das alles ist jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Pro-Ana-Anhänger finden immer wieder neue Wege, um sich vor dem Eingriff in ihre Seiten zu schützen. Bevor man die virtuelle Welt von Pro-Ana betreten kann, muss man beispielsweise einen Steckbrief ausfüllen, um als Magersüchtige eindeutig identifiziert werden zu können. Der Bodymaßindex sowie das absolute Tiefstgewicht sind nur einige der relevanten Punkte. Auch Janina fand immer wieder Mittel und Wege, um auf die makaberen Seiten zu gelangen, die sie täglich besuchte. „Ich brauchte diese Seiten, ich brauchte die Unterstützung und Ratschläge der anderen“, sagt sie. Viele Magersüchtige eröffnen auch einfach neue Foren und suchen sogar öffentlich nach Anhängern. In einer Anzeige im Internet sucht ein Mädchen, es nennt sich bealouise, neue Mitglieder: „Neues/Altes Pro-Ana/Mia Forum sucht neue Seelen ab 18 Jahren“, heißt es hier. „Unsere Themen ANA MIA schöne Pics u.v.m schaut doch mal vorbei. Bea.“ In einer Sat.1-Reportage behauptete eine Gründerin der Seite, sie würde

nichts Unrechtes tun, sondern den Magersüchtigen helfen, ihren Lebensstil zu verwirklichen. Solche Aussagen erschrecken Ex-Mitglied Janina heute. Sie bezeichnet ProAna sogar als „Massenmord im Internet“ und will damit nichts mehr zu tun haben. „Inzwischen soll es auch Foren für Bulimie-Kranke geben, die dann entsprechend ‚ProMia‘ heißen“, berichtet sie. „Aber das interessiert mich alles nicht mehr. Ich kann wieder normal essen, habe einen Freund und bin wieder glücklich. Dass Magersucht nicht glücklich macht, das weiß ich erst heute.“ Annika Sellmann

Hilfe für Betroffene gibt es unter: www.magersucht-online.de www.magersucht.de

*Name von der Redaktion geändert


Über Leben

„Den Mutigen gehört die Welt“ Warum sich viele BiTS-Studenten ein Tattoo stechen ließen. Jeder, der tätowiert ist, hat dafür einen bestimmten Grund: Es kann etwas Einschneidendes im Leben vorgefallen sein, etwas Schönes oder Trauriges. Eine Tätowierung kann Kraft spenden oder einfach nur Körperschmuck sein. Aber warum muss es ein Tattoo sein? Und warum gerade das Motiv? BiTSLicht hat nachgefragt.

>> Petra Hennemann

Fotos: Esther Sarach

dass ihre Mama jetzt im Himmel sei. Seitdem haben Sterne für sie eine besondere Bedeutung.

Petra Hennemann, 21 Jahre, 3. Semester Sport- und Eventmanagement

Petras Mutter starb vier Tage vor ihrem zehnten Geburtstag an Brustkrebs. Damals wurde ihr erzählt,

Petra ließ sich, als sie 2006 zum ersten Mal zum Tätowierer ging, zwei große Sterne über ihren Fußknöchel tätowieren. Der eine Stern ist ihrer Mutter gewidmet, der andere ihrer „Ersatzmutter“, die sie beim Frauenchor kennen gelernt hat und seither immer für sie da ist. Petra wollte ein Tattoo, weil so ihre Mutter immer bei ihr ist - wie die Sterne am Himmel. „Ein Tattoo ist etwas Bleibendes“, findet sie. Der Entschluss, sich tätowieren zu lassen, und insbesondere der damit verbundene Schmerz halfen ihr bei der Verarbeitung des Verlustes. Auch symbolisiert das erste Tattoo, das sie sich nach dem Abitur stechen ließ, einen neuen Lebensabschnitt.

Im September dieses Jahres erweiterte sie ihr Tattoo um ein „A“, dem Anfangsbuchstaben von Anette – dem Namen ihrer Mutter. Genervt oder gestört hat sie ihre Tätowierung noch nie, ganz im Gegenteil: Sie fällt ihr gar nicht mehr auf. „Das Tattoo ist wie ein stiller Begleiter." Es kam schon vor, dass sie auf ihr Tattoo angesprochen wurde und ganz vergessen hatte, dass es überhaupt da ist. Petra würde sich ihr Tattoo auf gar keinen Fall entfernen lassen. Es hat für sie eine viel zu große Bedeutung. Bei der Wahl der richtigen Stelle auf ihrem Körper war es ihr sehr wichtig, dass ein Arbeitgeber das Tattoo nicht sofort sieht. Bei bisherigen Nebenjobs wie dem Kellnern war das Tattoo aber nie ein Problem. Weitere Tattoos werden folgen, aber welche und wo, steht noch nicht fest.

Die Nadel der Tätowiermaschine sticht nur wenige Zehntelmillimeter tief in die Haut ein und bringt die Farbe auf der mittleren Hautschicht (Dermis/Lederhaut) ein. Dort kann die Farbe nicht mehr vom Körper abgebaut werden und bleibt ein Leben lang erhalten. Nichts ist ohne Risiken, auch das Tätowieren nicht: - Menschen, die Diabetes haben, an Infektionskrankheiten leiden, Bluter oder in Behandlung einer Thrombose sind, sollten sich nicht tätowieren lassen. - Durch unsaubere Arbeit oder mangelnde Desinfektion können Infektionskrank heiten wie Tuberkulose, Syphilis, Hepatitis oder sogar HIV übertragen werden. Schon mikrofeine Speicheltröpfchen des Tätowierers auf der frischen Tattoo wunde können der Auslöser sein. - Bis zu einem Jahr nach dem Tätowieren darf kein Blut gespendet werden. - Wenn das frisch gestochene Tattoo nicht sorgfältig gereinigt und gepflegt wird, besteht das Risiko einer Wundinfektion. - Es kann zu allergischen Reaktionen und Narbenbildung kommen – insbesonde re bei schlechten oder mangelhaft geprüften Tattoofarben. Diese Gefahr be steht besonders bei bunten, ungewöhnlich leuchtenden Farben. - Abstoßungsreaktionen des Körpers können auftreten. Aktuelle Trends: Zeitlose Tribles, Schriftzüge auf dem Arm, Sterne und Tätowierungen am Rücken oder am Fußknöchel sind im Trend – aber auch Rosen- und Hibiskusblüten sind beliebte Motive.

Sterne für Verbundenheit

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Über Leben

>> Katharina Hoffmann sich der Vorfall in noch schlimmerer Form wiederholt. In der drastischsten Zeit traten die Attacken dann sogar jede Stunde auf. „Ich wollte nicht mehr allein sein. Ich hatte kein Leben mehr“, erinnert sich die Studentin. Während eines mehrwöchigen Krankenhausaufent-

„Katharina, ich könnte dir eine Fünf geben, aber du bekommst eine Sechs.“

Katharina Hoffmann, 19 Jahre, 1. Semester Business Psychology

An ihrem 17. Geburtstag passierte es. Erst Schwindelanfälle, dann Schweißausbrüche – bis Atemnot sie nach Luft ringen ließ. „Es fühlte sich an, als müsste ich ersticken, ich dachte, ich bekomme einen Herzinfarkt und muss sterben. Ich hatte Todesangst.“ Es wird festgestellt, dass Katharina an einer Panikschwäche leidet. In den Sommerferien 2006 war sie schon einmal von plötzlichen Schwindelattacken überrascht worden - und musste sogar ihren Urlaub abbrechen. Nach einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt ging es ihr wieder besser. Niemand hätte vermutet, dass

haltes in der Abteilung für psychosomatische Störungen lernt sie den Umgang mit den unvorhersehbar auftretenden Panikattacken, um wieder ein „normales“ Leben führen zu können. Mit viel Mut und Kraft lernte sie selbstverständliche Dinge, wie zu duschen, alleine zu sein oder einzukaufen, ohne sich zu ängstigen. Wie sich später herausstellte, soll der Auslöser in ihrer Schulzeit liegen. Als Katharina 14 Jahre alt war, schikanierte sie ihr Mathelehrer und stellte sie wiederholt bloß. Immer wieder musste Katharina für sie unlösbare Aufgaben vorrechnen – an der Tafel. Bei der Notenvergabe sagte er: „Katharina, ich könnte dir eine Fünf geben, aber du bekommst eine Sechs.“ Immer wieder wiederholte der Lehrer, dass sie es nicht schaffen wird. Nach einem halben Jahr hielt sie dem Druck nicht mehr stand. Zudem belastete sie die Beziehung

zu ihrem damaligen Freund, der sie schlecht behandelte. Katharina wechselte an die Internatsschule am Seilersee. „Das war zu dieser Zeit recht hart für mich“, erinnert sich Katharina. Die Kontrolle über sich selbst im Fall einer Panikattacke hat Katharina in diesem Jahr gelernt. Sie hat ihr Leben wieder zurück. Innerhalb von drei Wochen plante sie einen zweimonatigen Auslandsaufenthalt als Au-pair in Madrid - ein Sprung ins kalte Wasser. Sie wollte sich selbst beweisen, dass sie wieder mitten im Leben steht. „Den Mutigen gehört die Welt.“ Ein Zitat, das Katharina ganz besonders prägte. Sie hat es mal in einem Buch gefunden. Immer wieder fiel es ihr ein, es begleitete sie durch diese schwere Zeit. Sie entscheidet sich, das Zitat auf ihrem Körper zu verewigen und einen Teil von sich werden zu lassen. Lange nachdenken musste sie nicht. Sie war gleich entschlossen, sich das Tattoo stechen zu lassen.

Einen Schritt nach vorn mit dem Tattoo am Fuß

Das Zitat ist in arabischer Schrift auf der Innenseite ihres Fußes verewigt. Nicht jeder sollte den Spruch lesen können. Er sollte nur für sie sein. Die Stelle hat sie sich ausgesucht, weil ihr die Metaphorik gefällt. Für sie steht der Fuß symbolisch dafür, „einen Schritt zu machen“. Es soll sie daran erinnern, stark zu sein, wenn es ihr schlecht geht. „Ich war eigentlich immer eine starke Person. Betroffen zu sein, geht schneller als man denkt.“ Katharina denkt auch schon über ein weiteres Tattoo nach. Ein Löwe soll es sein. Ihr Sternzeichen und das Symbol für Stärke.

„Den Mutigen gehört die Welt.“

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Über Leben

>> Maria Anton* Maria hatte schon länger über eine Tätowierung nachgedacht, sich informiert und mit Menschen, die tätowiert sind, gesprochen. Als sie mit jemandem sprach, der sich seine Tattoos in Thailand stechen ließ, erfuhr sie, dass die Preise dort günstiger und die Farben kräftiger sein sollen, so dass man die Tattoos nicht so oft nachstechen lassen müsse. Da kam

hinzu. Die Blüten sollten in pink, ihrer Lieblingsfarbe, gestochen werden. Das Tattoo hat eine Größe von zehn mal vier Zentimetern und ist seitlich auf ihrem Unterbauch platziert. 80 Euro bezahlte sie in Thailand - in Deutschland hätte sie mindestens das Doppelte für ein farbiges Tattoo dieser Größe ausgeben müssen. Den unteren Bauchbereich hat sie sich

80 Euro bezahlte sie für das Tattoo in Thailand als Stelle ausgesucht, weil sie es dort nicht jeden Tag sieht. „Wenn ich es dann sehe, freue ich mich.“ Die Hibiskusblüte bedeutet für Maria Urlaub. In fast allen Ländern, die sie bisher bereist hat, gab es diese Blume. Einmal eine Auszeit zu nehmen - dies soll ihr das Tattoo sagen. Sie sieht es aber auch als Körperschmuck. Das Tattoo jemals entfernen zu lassen, kommt für sie nicht in Frage.

Maria Anton*, 20 Jahre, 1. Semester Communication & Media Management

ihr die Idee, sich ihren Wunsch nach einem Tattoo in Thailand zu erfüllen - das erste Land auf ihrer neunmonatigen Weltreise. In Thailand angekommen, suchte sie sich einen Tätowierer, bei dem es hygienisch aussah, und gab ihm mit

Ihr Freund, der mit ihr zusammen reiste, versuchte damals, sie noch von ihrer Entscheidung abzubringen. Er hatte weder für ein Tattoo noch für das Motiv Verständnis. Davon ließ sich Maria allerdings nicht beeinflussen und erfüllte sich ihren Wunsch. Später änderte ihr Freund seine Meinung, fand es schließlich sogar schön. Auch ihre Freunde reagierten positiv – wenn auch überrascht – auf ihre Tätowierung. Immer wenn Maria am Strand war, wurde sie von anderen auf ihr Tattoo angesprochen. „So kommt man mit Leuten ins Gespräch.“

Hier ist uns leider nichts mehr eingefallen...

Sind Sie kreativer?

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Esther Sarach

„Wenn ich es dann sehe, freue ich mich.“

Händen und Füßen zu verstehen, wie genau ihre Hibiskusblüte aussehen soll. Eigentlich wollte sie nur eine einzelne Blüte haben. Schnell war ihr aber klar, dass dies nicht echt genug aussieht. So kamen eine zweite sowie Blütenblätter und Blütenstaub

*Name von der Redaktion geändert

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Über Leben

Der Herr der Schilder

Fotos: Julian Borchert

Die ganze Welt in einem Zimmer.

Die Nummerschild-Sammlung von Robert Roman.

Niemand würde vermuten, was sich hinter der Zimmertür des Dortmunders Robert Roman befindet. Der 26-Jährige hat ein wirklich sehr ausgefallenes Hobby: Er sammelt Autokennzeichen aus aller Welt, und hinter seiner Zimmertür verbirgt sich eine einmalige Schilderlandschaft von Åland bis Zypern, die jeden Betrachter einfach nicht mehr loslässt. Schon auf dem Weg durchs Treppenhaus in Roberts Schilderreich fallen die bunten Bleche, die die Flurwände zieren, ins Auge. Die Vorfreude auf das eigentliche Zimmer steigt mit jedem Schritt. Nach vielen Stufen

Robert fehlen nur noch Schilder aus weniger als 30 Staaten der Welt. ist die Zimmertür, die ihrerseits von oben bis unten behängt ist, erreicht. „Hier lang“, sagt Robert und öffnet die Tür. Dahinter begrüßt den Besucher eine bunt leuchtende Schilderwelt, die mit nichts verglichen werden

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kann. Die Augen sind überfordert und wissen nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen. Sie begeben sich auf eine außergewöhnliche Wanderung, erblicken sämtliche natürliche und unnatürliche Farben, Formen und Materialien und lassen ihren Besitzer beeindruckt im Raum stehen. Plötzlich ist man in nur einem Zimmer buchstäblich von der ganzen Welt umgeben. Jeder Moment scheint wie eine kurze Ewigkeit. „Das geht vielen so, die zum ersten Mal mein Zimmer sehen“, sagt Robert und macht dabei eine lässige Handbewegung. Es dauert Minuten. Roberts Sammelleidenschaft begann 1993, als er sein allererstes Kennzeichen geschenkt bekam. Gerne erinnert er sich daran zurück: „Es war ein Dortmunder Schild, dass mir ein Schrauber aus der Nähe geschenkt hatte. Die Kombination war DO-RY 198.“ Seit jeher ist Robert ein Fan von Oldtimern und interessiert an allem, was antik ist und eine Geschichte zu erzählen hat. Aber eigentlich habe sein Interesse an Schildern begonnen, sobald er groß genug war, um durch

das Autofenster schauen zu können: „Ich wollte immer wissen, wer woher kommt. Meine Mutter musste mir damals schon alle Plaketten auf Nummernschildern vorlesen.“ Sein erstes Schild aus dem Ausland war ein Niederländisches. Auf

„Ich mache in Ländern Urlaub, aus denen mir noch Schilder fehlen.” Flohmärkten stieß er außerdem hier und da auf Kennzeichen aus den USA. Als er dann 1996 eine ganze Sammlung von internationalen Nummernschildern geschenkt bekam, war es gänzlich um ihn geschehen. Er war infiziert. Seit diesem Moment konnte sich der Dortmunder ein Leben ohne die Autoschilder nicht mehr vorstellen. Doch teilweise sei die Vergabe von Nummernschildern dermaßen willkürlich, dass man sich am besten vor Ort auf die Suche macht. Robert besitzt beinahe aus jedem Land dieser Erde ein Schild, seine Sammlung umfasst mittlerweile


Über Leben

Wenn er täglich mit Schildern zu tun hat, träumt er dann mittlerweile nicht schon nachts davon? „Klar“, antwortet er rasch, seine Sammelleidenschaft sei ein wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden. Ein

gemalte Somalia-Kennzeichen ließe sich gut in diese Kategorie einordnen, sagt er. „Und, guck, hier habe ich ein selbst leuchtendes HeckSchild von einem Oberklassewagen aus Hannover.“ Natürlich hat Robert

Irak

Nordkorea

Kiribati

aus Ländern, die entweder gar nicht mehr existieren – wie etwa der afrikanische Staat Katanga – oder deren Vergabe äußerst willkürlich und unregelmäßig ist, wie eben die einiger pazifischer Inseln. „Jemals ein Schild aus dem Vatikan zu ergattern, ist zu 99% ausgeschlossen“, fügt er bedauernd hinzu. Eine „to-get-list“ gibt es nur in seinem Kopf. „Ich versuche meine Urlaube auf solche Länder zu legen, aus denen ich noch keine Schilder habe.“

einziges Lieblingsschild hat Robert aber nicht: „Es fällt mir sehr schwer, mich auf einen Favoriten festzulegen“, sagt er. Verständlich bei solcher einer Auswahl. Welches ist sein wertvollstes Schild? „Es gibt auch hier mehrere. Ich habe ein Schild aus Brandenburg von 1915, das ist das neunte jemals dort zugelassene Nummernschild und somit wohl das seltenste in meiner Sammlung.“

auch brandaktuelle Schilder aus vielen Ländern wie etwa den USA, wo es beinahe vierteljährlich neue Ausführungen, Farben und Slogans gibt

mehr als 6.500 Schilder. Europa, Nord-, Süd- und Mittelamerika sowie Asien und Australien hat er komplett. Nur noch 28 Staaten und winzige Eilande in den Ozeanen fehlen ihm. Und solche Kennzeichen

Natürlich kommt Robert aus solchen Urlauben dann immer mit vollen Koffern nach Hause, und natürlich sind in diesen Koffern nicht die üblichen Touristen-Souvenirs. Seine Familie und Freunde, die mit ihm reisen, seien nicht immer begeistert, wenn Robert im Urlaub mal wieder verdächtig in Richtung eines Schrottplatzes schiele. „Ich steh’ eben nicht auf Strandurlaube. Ich frage immer jeden nach Schildern“, sagt er. Faul am Strand herumliegen sei nichts für ihn. Inzwischen hat Robert sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit zehn Jahren handelt er mit Kfz-Kennzeichen bei eBay und ist täglich auf den meisten weltweiten eBay-Plattformen unterwegs. Er kauft, handelt, feilscht, bangt, hofft und jubelt täglich. Er beliefert hunderte von Käufern in der ganzen Welt. Außerdem ist er Mitglied in einem NummernschildClub, dem „AKS“ (das steht für Autokennzeichensammler). Stets steht er anderen Schilder-Freaks mit Rat und Tat zur Seite und wird als unbestechlicher Schilder-Experte geschätzt. Er ist der „Herr der Schilder“.

„Mein allererstes Schild war aus Dortmund.” Dann gäbe es da noch eines von der pazifischen Inselgruppe Tristan da Cunha aus den Sechziger Jahren, für das er einst 800 Euro hingeblättert habe. Gleich nebenan hängt eines der US-amerikanischen Streitkräfte in Äthiopien, ebenfalls unersetzlich. Erst kürzlich habe ein ShanghaiNummernschild von 1920 seine

Robert hat aber auch noch Träume. Er gerät ins Schwärmen: „Das Schild des Dienstwagens von Himmler aus dem Zweiten Weltkrieg würd’ ich gern haben“, aber ausschließlich aus historischen und nicht aus politischen Gründen, wie er betont. Das ist seiner Meinung nach eines der seltensten Schilder der Welt: „Ungefähr so selten wie das des einstigen Mondfahrzeuges.“ Roberts Hobby hat viele Facetten, die über das bloße Sammeln hinausgehen: „Ich habe dadurch Menschen in vielen Ländern auf der ganzen Welt kennen gelernt und kenne mich geographisch sehr gut aus“, sagt er. Auch das Erlernen und Verstehen von Sprachen geschehe ganz nebenbei. „Außerdem hat jedes einzelne Schild seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. So ein Schild ist ganz einfach der authentischste Teil eines fremden Landes. Kein billiges Plastik-Souvenir kann da mithalten.“ Bei aller Besonderheit ist sein Hobby eines nicht: Ein Mädchenmagnet. Weibliche Sammler kenne er nicht. „Die Hoffnung auf eine Schilderenthusiastin gebe ich aber nie auf.“

Altes Iserlohner DIN-Nummernschild

Sammlung bereichert. Den derzeitigen Marktwert dieses Stücks Blech asiatischer Automobilgeschichte beziffert Robert auf 1.200 Euro. Sein skurrilstes Schild ist ein gelbschwarzes Luxemburg-Schild mit der Nummer 55555. Auch das hand-

PS: Ihr habt Schilder übrig? Meldet euch bei der BiTSLicht Redaktion wir vermitteln gerne. Julian Borchert

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Ansichtssache

„Politik soll Zukunftsperspektiven ermöglichen“

Foto: Staatskanzlei NRW

Interview mit dem NRW-Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers (CDU).

Er schaffte das, was vielen vor ihm verwehrt geblieben ist. Im Jahre 2005 übernahm Dr. Jürgen Rüttgers nach 39 Jahren sozialdemokratischer Vorherrschaft in NordrheinWestfalen die Regierungsgeschäfte in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Davor war der Landesvorsitzende der CDU von 1994 bis 1998 Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie unter der Regierung Helmut Kohl. BiTSLicht: Herr Rüttgers, wollten Sie eigentlich schon immer Ministerpräsident werden? Rüttgers: Ich hatte ganz andere Pläne. Aber mir war es wichtig, mich politisch aktiv zu engagieren. Vom Amt des Ministerpräsidenten habe ich nicht geträumt. Es ist aber ein sehr schönes Amt, das mit großen Herausforderungen verbunden ist. Deshalb

„Die Zeit des Mauerfalls hat mich sehr geprägt.“ ist es mir als Ministerpräsident wichtig, den Menschen im Land zu sagen, was wir für eine Politik machen und warum. Bei den vielen Gesprächen

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mit Bürgerinnen und Bürgern merke ich: diese Politik kommt an.

BiTSLicht: Sie sind nun schon seit knapp 40 Jahren politisch aktiv. Welches Ereignis hat Sie in dieser Zeit am meisten geprägt? Rüttgers: Da ist zum einen meine Zeit als Zukunftsminister im Kabinett von Helmut Kohl. Da habe ich gelernt, Politik für die Zukunft zu gestalten. Ich fand es auch unglaublich spannend, in den Jahren des Aufbaus direkt nach dem Mauerfall die Politik in Deutschland für Ost und West mitzugestalten. Das hat mich sehr geprägt. Und natürlich war es der historische Wahlsieg im Jahr 2005, als wir etwas geschafft haben, was niemand für möglich gehalten hat: Die Ablösung der rot-grünen Landesregierung nach 39 Jahren! BiTSLicht: Wenn Sie rückblickend in Ihrem Leben etwas anders machen könnten: Was wäre das? Rüttgers: Ich würde noch einmal als Student einige Zeit im Ausland verbringen. Das habe ich wegen meines politischen Engagements nicht geschafft. Insbesondere jungen Menschen wird oft vorgeworfen, dass sie politisch verdrossen sind - und auch die Wahlbeteiligung bei den zurückliegenden

Wahlen zeigt, dass das politische Geschehen in unserem Land für viele Betroffene immer uninteressanter zu werden scheint. Wie meinen Sie, kann man Politik für diese Menschen wieder interessanter machen und sie frühzeitig an Themen beteiligen, die sie selbst betreffen? Politik muss jeden Menschen jeder Generation ansprechen. Dafür trete ich seit Jahren ein. Aber so wenige junge Menschen sind das gar nicht, die sich für Politik interessieren. Wenn ich an meine Partei denke: Wir haben eine sehr engagierte Junge Union. Aber Sie haben Recht, dass

„Es geht um Sicherheit für die Menschen.“ wir daran arbeiten müssen, mehr jungen Menschen Politik zu vermitteln. Ich bin deshalb sehr froh, dass immer wieder junge Besuchergruppen den Landtag in Düsseldorf besuchen. Seit der Regierungsübernahme lade ich unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu mir in die Staatskanzlei ein, um mit ihnen über aktuelle politische Fragen zu diskutieren. Dabei ist mir wichtig: Ich will verstehen, wo die Sorgen der jungen Leute liegen, welche Fragen und Probleme sie haben, welche Perspektiven und wie sie die Zukunft sehen. Wir müssen hart dafür arbeiten, Politik nicht „abgehoben“ wirken zu lassen, sondern sie zu erden. Ich bin überzeugt, dass wir ganz viele Themen haben, die junge Menschen ansprechen: Von der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit


Ansichtssache

bis hin zum Hochschulfreiheitsgesetz unseres Landes, von der Daseinsvorsorge über die Auswirkungen des europäischen Binnenmarktes bis hin zu klima- und energiepolitischen Fragen. BiTSLicht: Sie selbst haben die Themen Arbeit, Wachstum und Bildung in den Mittelpunkt Ihrer politischen Arbeit gestellt. Weshalb sind gerade diese Themen so wichtig für Sie? Rüttgers: Es geht um Sicherheit für die Menschen: Arbeit, Wachstum und Bildung stehen für eine stabile Wirtschaft und eine stabile Gesellschaft. Wenn dieser Dreischritt gelingt, ermöglichen wir Zukunftsperspektiven, das ist eine Aufgabe von Politik. Arbeit, Wachstum und Bildung sind Voraussetzung für Wohlstand für alle und Sicherheit in einer globalisierten Gesellschaft. Das sind die Kernelemente der von Ludwig Erhard entwickelten sozialen Marktwirtschaft. Dafür trete ich ein. Denn

soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft sind zwei Seiten einer Medaille. BiTSLicht: Welche Ziele und Aufgaben wollen Sie noch in der aktuellen Legislaturperiode angehen, bevor 2010 ein neuer Landtag gewählt wird? Rüttgers: Wir haben viele Gesetzesvorhaben und Veränderungen auf den Weg gebracht. Aktuell setzen wir das neue Sparkassengesetz um. Im Schulbereich sorgen wir allein in diesem Schuljahr dafür, dass die Zahl der Ganztagshauptschulen von 134 auf 250 steigt. Die Zahl der Lehrerstellen steigt auf 5.084, bis 2010 auf rund 6.000. Und wir werden ein neues Lehrerausbildungsgesetz auf den Weg bringen. Die Ausgaben für Schule, Kinder und Jugend insgesamt verändern sich von 2005 bis 2009 um plus 28 Prozent, das sind 2,3 Milliarden Euro mehr als zuvor. Bei den U3-Plätzen verzeichnen wir im selben Zeitraum

eine Steigerung um 405 Prozent mit einem Plus von 44.600 Plätzen. Im Gesundheitssektor steht die Novellierung des Rettungsgesetzes an und im Innovationsbereich werden wir bis Jahresende die Standorte für die neuen Fachhochschulen und für die Erweiterung von bestehenden Fachhochschulen festgelegt haben. Diese Vorhaben tragen auch erheblich zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung bei. BiTSLicht: Zum Schluss noch eine Prognose: Wie wird die Bundestagswahl 2009 ausgehen und was bedeutet das für Deutschland? Rüttgers: Ich bin zuversichtlich: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird eine stabile Koalition von CDU und FDP führen, die unser Land nach vorne bringt. Tim Schneider

UND DU BIST DABEI... ...nutze also Deine Chance Kontakte zu knüpfen, z. B. beim AlumniPatenprogramm oder bei einem der zahlreichen Mini-Events und lege jetzt schon den Grundstein dafür, dass Du Deine BiTS-Freunde später nicht aus den Augen verlierst! Also sei auch DU dabei, zum Beispiel bei unserem Alumni-Tag am 16.05.2009 an der BiTS. Nähere Infos zu den einzelnen Veranstaltungen erhältst Du unter www.bits-alumni.de

Wir freuen uns, Dich auf einem unserer Events zu sehen! Deine BiTS-Alumni

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Fotos: Julian Borchert

Ansichtssache

Florian fragt: „Wo ist der Gentleman?”

Wolfgang schildert: „Die Gebote des Ypsilantis-

mus”

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Das Kino hat sich in seiner Geschichte immer weiterentwickelt, keine Frage. Erst kam der Ton, dann wurde es farbig. Alles vor meiner Zeit. Ich durfte dann Zeuge werden, wie Computer immer mehr die Effekte spendierten, der Ton schon selbstverständlich aus verschiedenen Richtungen kam. Nun wird die klassische Filmrolle langsam durch digitale Projektoren abgelöst, und James Bond prügelt sich rabiat und ohne jede Manieren. Moment, Augen auf! Was habe ich in dem Effektfeuerwerk eben sehen müssen? James Bond prügelt sich - und seine Manieren sind ein Fall für die Super Nanny? Der Schurke ist auch kein Fantast in einer interessanten Festung mehr. Er unterscheidet sich kaum mehr vom spießigen Büroangestellten. Seit einigen Monaten weiß zwar jedes Kind, dass „Banker und Manager“ die großen Schurken der Weltgeschichte sind – das Aussterben der guten Sitten ist schleichend. Die interessanten Bond-Tools sind wohl auch dem Rotstift des MI-6 zum Opfer gefallen. Doch Rettung naht. Ein großer Discounter, dessen Überwachungskompetenz einen peinlichen Skandal auslöste, bietet zusammen mit einer Boulevardzeitung eine Kamera an. Sie liegt auf dem Preisniveau eines vermeintlichen James-

Bond-Tools, ist aber auf einem technischen Stand, mit dem vielleicht gerade noch Roger Moore Spaß gehabt hätte. Doch selbst er hätte sie nicht gebraucht, denn ein Gentlemen zückt nicht in jeder brenzligen Situation seine Kamera und hält erst einmal drauf. Einen Gegner so anzugreifen, hätte für Mr. Bond schließlich auch nicht im Bett des damals obligatorischen Bond-Girls (wo ist das eigentlich abgeblieben?) geendet, sondern im Haifischbecken (aus Tierschutzgründen geschlossen?) des Superschurkens. Doch der so genannte Leserreporter muss auch nicht den Superschurken angreifen. Seine Aufgabe: Für die Allgemeinheit gaffen. Ob der Eintagsfliegenstar aus der letzten Castingshow belästigt oder die Pflicht zur Hilfeleistung verletzt wird: Alles muss genau dokumentiert werden. Der einzige - neben dem Boulevardblatt -, der das noch als große Innovation feiert, wäre wohl der Schreibtischhengst in Bonds Büro. Derweil würde sich James-Bond-Chefausstatter Q bei soviel Einfallslosigkeit im Grab umdrehen. Auch sein Nachfolger wird wohl nicht mehr wirkliche Innovationen für Spione entwickeln – Herr Bond prügelt sich nun lieber. Hoffentlich nimmt das ein Leserreporter auf.

Der Trend ist nicht aufzuhalten: Ausgerechnet in Andrea Ypsilantis hessischer Heimat kündigt der Evangelische Regionalverband Frankfurt am Main an, 13 kirchliche Gebäude nicht mehr finanzieren zu können. Seit langem verlieren die beiden Amtskirchen beständig an Mitgliedern, während das Konvertieren zu anderen Religionen eine Randerscheinung bleibt. Und doch macht sich offenbar insbesondere in der Politik die Suche nach religiösen Erlebnissen bemerkbar. So konnte Gerhard Schröders Agenda-Politik zwar mit zahlreichen neuen Arbeitsplätzen und besten Wirtschaftsdaten für den Standort Deutschland glänzen - Übersinnliches vermittelte sie nicht. Zu wenig. Die Lösung: Der

Ypsilantismus. Nicht nur, dass sich mit wenigen Handgriffen aus einem langweiligen Kruzifix ein fesches Y basteln lässt. Auch Ypsilantis von den Schröderianern viel gescholtener Sonnenpapst Hermann Scheer beglückte mit geradezu übersinnlichen energiepolitischen Eingebungen. Leeren hessischen Gotteshäusern standen bestens besuchte YPD-Regionalkonferenzen mit einhellig bejubelten, dunkelroten Tolerierungspredigten gegenüber. Wenn schon nicht die Trennung von Kirche und Staat, so doch zumindest die von Ypsilantismus und Landespolitik schien beinahe überwunden - bis vier Abtrünnige auf den Plan traten, die ihres Parteilebens nicht mehr froh werden sollten.


Ansichtssache

Foto: Martin Esser

Gerrit klagt: „Hilfe, ich bin Apple-User!”

Sie hatten es gewagt, die entscheidenden Gebote des Ypsilantismus nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren zu können: „Ampeln sind nur etwas für den Straßenverkehr. Lies nie den aktuellen Verfassungsschutzbericht über ‚Die Linke‘. Und glaube an das Gute in Oskar Lafontaine.“

Nach Ypsilantis gescheiterter Wahl empfehlen Parteifreunde Nachfolger Thorsten Schäfer-Gümbel, es mit Barack Obama zu halten, um den hessischen Visionen des Ypsilantismus zumindest rhetorisch neuen Schwung zu verleihen: „Jo, isch kann.“

Tagelanges Warten auf die Vorstellung möglicher neuer Produkte. Seit Wochen gibt es Gerüchte: Neue iPods, neue Macs oder gar das berühmte „one more thing“ (also was auch immer) sollen kommen. Aber was wird es wirklich? Soll ich mir jetzt noch einen iPod kaufen oder lieber zwei Wochen warten, denn Steve könnte ja einen neuen präsentieren. Macht es Sinn, jetzt noch in ein MacBook zu investieren oder soll ich mich gedulden? Man munkelt ja, dass da was kommen könnte. Ja, so geht es uns. Uns, den Applenutzern und Windowshassern. Windows ist bah! Es schmiert ab, es nervt rum und es ist unkomfortabel. Nicht so wie der neue Leopard von Apple. Der braucht im Gegensatz zu Vista keine 32 GB Arbeitsspeicher, um flüssig zu laufen, sieht obendrein chic aus und stürzt nie ab. Ein weiterer Pluspunkt des neuen Betriebssystems: 129 Euro verlangt Apple für das neue System - während Vista von Microsoft erst bei knappen 180 Euro beginnt. Also ist doch alles besser, oder? Na ja, fast. Das Notebook selbst kostet eben mehr. Für knappe tausend Euro bekommt man das günstigste MacBook. PC-Notebooks bekommt man für weniger als die Hälfte. Aber dann schon mit einem 15 Zoll Bildschirm. Den gibt’s bei Apple erst für 1800 Euro. Aber laut Apple braucht der Privatnutzer auch keinen größeren Bildschirm, und wenn doch, dann kann er ja einen dranhängen. Und zwar an den neuen, erst vor wenigen Wochen vorgestellten Monitoranschluss mit dem grazilen Namen MiniDisplayport, den Apple auch gleich zum neuen Industriestandard erklärte. Nur Bildschirme mit diesem Anschluss sind – trotz Industriestan-

dards – rar gesät. Eigentlich gibt es nur einen Bildschirm, den man ohne teuren Adapter an das MacBook anschließen kann. Den gibt’s natürlich direkt von Apple. 24 Zoll mit LEDHintergrundbeleuchtung. Gut, lieferbar ist der noch nicht und absehbar, wann er kommt auch noch nicht*, aber der Anschluss ist trotzdem Industriestandard, Steve wollte es wohl so. Aber vielleicht ändert der ja bald wieder seine Meinung, man weiß ja nie. So stellte Apple beim MacBook Air einen weiteren Monitoranschluss vor, den MicroDVI-Anschluss. Alles andere war zu groß für das kleinste Notebook der Welt. Wer daran einen Monitor anschließen wollte, brauchte einen Adapter. Aber nun ist MircoDVI auch wieder Schnee von gestern, jetzt hat auch das MacBook Air den neuen Industriestandard – also den ohne passende Endgeräte. Aber so was nehmen wir gern in Kauf, denn die Produkte sehen ja einfach gut aus. Und sie haben jede Menge Extras, die dann auch den höheren Einstiegspreis rechtfertigen. Da ist zum Beispiel das größere Trackpad als bei PC-Notebooks. Oder die beleuchtete Tastatur. Oder die Batteriestatusanzeige direkt auf dem Gehäuse. Oder der Stromstecker mit magnetischem Anschluss. Wenn das den Aufpreis nicht rechtfertigt, dann weiß ich auch nicht. Und wenn man einmal nicht zufrieden ist, dann wartet man eben ein bisschen, bis die Gerüchte sich wieder erhärten und man sich vielleicht auf eine weitere Revolution im Technikmarkt gefasst machen kann. So was wie ein MacBook in rot, das wird dann auch gleich der neue Industriestandard – geil! *Stand: 15. November 2008

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Foto: Simon Engels

Ansichtssache

Marcel überlegt: „Schlechtes Gewissen oder schlechter Ruf?“

Das Gewissen beeinflusst jeden von uns, manche mehr, manche weniger. Aber was ist eigentlich das Gewissen? Das Gewissen erinnert einen Menschen daran für die eigenen Überzeugungen einzustehen. Beeinflusst ein Gewissen auch die menschliche Handlung? Häufig! Immer? Nein! Das ist der Punkt, an dem das schlechte Gewissen auf sich aufmerksam macht. Ist der Rubikon einmal überschritten, ist häufig sogar das schlechte Gewissen machtlos – ob seiner Zeit bei Caesars Feldzug gegen Rom oder heutzutage bei irgendeiner Wahl. Schlechtes Gewissen? Eine paradoxe Wortschöpfung, denn kann es überhaupt ein schlechtes Gewissen geben? Jedenfalls nicht, wenn politische Überzeugungen und Wahlversprechen aufrecht vertreten werden. Da spricht nicht der Homo Oeconomicus – denn dieser würde in einer solchen Situation den Vielen folgen und den Vorteil finden. Es spricht vielmehr der Homo Democraticus,

welcher eine eigene Meinung äußert und mit allen Konsequenzen dazu steht. Sei es eine Rüge, ein Parteiausschluss oder gar die Zerstörung des Rufes – was die schlimmste politische Strafe sein kann. Doch was hilft es eigentlich dem einzelnen Menschen, ein Gewissen zu haben, wenn viele andere ihres verbergen können? Fragt man den Bürger, ob Handlungen an vorher gegebenen Versprechen gemessen werden sollen, so wird eine überwältigende Mehrheit mit ja antworten. Wie weit reichen aber Versprechen und Gewissen, wo doch die „Dirne namens Macht“ so verführerisch von links außen winkt? Nein, es ist nicht falsch, ein gegebenes Versprechen zu brechen, sagen die Gewissenlosen! Es sei schlicht und einfach falsch, das Versprechen erst zu geben. Aber es sei vor allem niederträchtig, gegen den Willen der Partei zu verstoßen. Und was lernen wir daraus? „Die Partei, die Partei, die hat immer Recht! Und, Genossen, es bleibe dabei!“

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Versuchsgebiet

Angehört: O.A.R. - All Sides

„Real people making real music...” so knapp, aber doch aussagekräftig könnte diese Musik beschrieben werden. Entspannte Rockmusik, die einfach in jedem Moment und zu jeder Situation passt. Die 1996 an der Ohio State University gegründete Band O.A.R. (Of

A Revolution) hat es außerhalb der USA bis jetzt kaum in die vordersten Regale der Plattenläden geschafft. Auch in den USA waren sie lange nur Kennern ein Begriff. Mit ihrem im Juli 2008 veröffentlichten achten Album ist es der Band nun gelungen, eine interessante Mischung aus Liedern wie „This Town“, die sich bereits nach dem ersten Hören zumindest im Refrain mitsingen lassen, oder „War Song“, der das Thema Irakkrieg behandelt und zum Nachdenken anregen soll, zu kreieren.

Empfehlenswert ist diese CD besonders für alle Fans von nicht weit verbreitetem Alternative Rock aus den USA. Aber auch für alle, die sich von simplen Melodien mit Gitarre und Schlagzeug in einer Mischung aus gelungenen und oft aussagekräftigen Texten begeistern lassen. Um mehr über diesen Geheimtipp zu erfahren, sollten Sie den Namen der Band bei YouTube eingeben oder die CD am besten gleich bestellen. Jan-Philipp Beck

Angehört: India Arie Acoustic Soul

Soul, der wahrlich unter die Haut geht: Singer und Songwriter India Arie Simpson kombiniert auf ihrem 2001 veröffentlichten Debütalbum ehrliche und starke Texte. Wunderschöne Melodien in 15 Eigenkompositionen. Es beginnt mit der ersten Singleaus-

kopplung „Video“. Locker und fröhlich schneidet India Arie ein Thema an, das so viele Frauen von heute anscheinend vergessen haben: Eigenliebe! Liebe dich so, wie du bist. In Zeiten, in denen Schönheits-OPs, Faceliftings und ein krankhafter Schlankheitswahn schon fast normal zu sein scheinen, eine wunderbar gesunde Einstellung. Diese erfrischende Natürlichkeit

zieht sich durch die komplette LP hindurch. India Arie überzeugt durch Vielseitigkeit, Natürlichkeit und Talent. Ob nun „Promises“, „Brown Skin“ oder „Always in my head“ - kein einziger Song enttäuscht und für jede Stimmung ist etwas Passendes dabei. Für alle, die Alicia Keys, starke Stimmen und selbstbewusste Frauen mögen. Lena Lühmann

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Versuchsgebiet

Angelesen: Freakonomics

„Wenn Moral ausdrückt, wie die Welt funktionieren sollte, dann zeigt uns die Ökonomie, wie sie wirklich funktioniert.“ Jeder weiß es, aber oft ist es falsch – das konventionelle Wissen. Und trotzdem besteht es fort. „Du hast Angst vorm Fliegen? Aber es ist doch viel wahrscheinlicher bei einem Autounfall ums Leben zu kommen!“ Ist das so? Es stimmt, dass sehr viel mehr Menschen bei Autounfällen ums Leben kommen. Nur –

gewöhnlich verbringen die meisten Menschen auch sehr viel mehr Zeit im Auto. Kurzum: Die Todeswahrscheinlichkeit – oder Unwahrscheinlichkeit – ist beim Autofahren und Fliegen gleich groß. Steven Levitt und Stephen Dubner, ein Ökonom und ein Journalist, gehen den Tücken des konventionellen Wissens auf die Spur. Sie rechnen uns leicht verständlich und logisch vor, warum gerade die Gewinnbeteiligung von Immobilienmaklern dafür verantwortlich ist, dass Makler ihre Kunden übers Ohr hauen. Sie begeben sich in die weiten Felder des Online-Datings und beweisen rein statistisch, worüber Online-Dater lügen. Sie zeigen auf, wie Sumo-Ringer betrügen und wie der Ku-Klux-Klan zu Fall gebracht wurde. Das Autorenduo greift Fragen aus dem alltäglichen Leben auf: Wie kann es sein, dass in den USA vom einen auf den anderen Tag sieben Millionen Kinder verschwanden?

Warum zum Teufel wohnen Drogenhändler eigentlich noch bei ihren Müttern? Warum ging die Kriminalitätsrate in den 90er Jahren in den USA wirklich zurück? Politiker argumentieren mit der boomenden Wirtschaft. Die beiden Autoren beweisen, dass die Legalisierung der Abtreibung den entscheidenden Ausschlag gab. Denn: “Die Ökonomie zeigt uns, wie die Welt wirklich funktioniert.“ Das Buch ist deshalb so genial, weil es einem das Werkzeug in die Hand gibt, schlüssig gegen konventionelles, aber falsches Wissen zu argumentieren. Logisch und auf Zahlen basierend, witzig und informativ. Ideal als Bettlektüre - gute Alternative für all diejenigen, die von TV-Sendungen wie „Bauer sucht Frau“ und „Supertalent“ genervt sind. Andrea Scheffler

Angelesen: The Lost Continent Zehn Jahre lebte Bill Bryson mit seiner Familie in England, bis es ihn zurück in seine alte Heimat USA zieht. Mit seinem wunderbar trockenen, britischen Humor nimmt der gebürtige Amerikaner den Leser mit durch das alltägliche Amerika der frühen 90er-Jahre. Bryson ist auf seiner Reise durch 38 der 50 US-Staaten stets auf der Suche nach der perfekten Kleinstadt „Amalgam“. Er sucht das sonnige, wunderbare Stückchen Erde, auf dem er sich mit seiner Familie, die noch in England lebt, niederlassen kann. Sein ursprünglicher Plan entpuppt sich im Laufe des Buches allerdings als schwer in die Tat umzusetzen. Sein

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Trip führt ihn stattdessen nach „Somewhere, USA“: Tankstellen, Motels und Fast-Food-Fresstempel säumen fast jede Stadt… Mit großartigem Wortgeschick und blumigen Illustrationen beschreibt Bryson dem Leser in den beiden Teilen des Buches, „Osten“ und „Westen“, seinen Trip durch die endlosen Weiten der USA. Beide Trips beginnen in seinem Geburtsstaat Iowa. Von dort aus fährt er im ersten Teil gen Osten durch die Südstaaten, dann entlang der Ostküste, durch Neuengland und schließlich entlang der Großen Seen wieder nach Iowa. Im zweiten Teil nimmt der Leser auf dem Beifahrersitz von Brysons Che-

vy Platz und fährt mit ihm durch Kalifornien, Nevada, New Mexico und die anderen Staaten des einstigen Wilden Westens. Der Leser entdeckt die USA durch die Augen Brysons’, des beliebtesten Reise-Autoren seiner Generation. Je länger man „unterwegs ist“, desto mehr erschließt sich dem Leser der Titel des Buches: Wie „verloren“ kommt sich Bryson nur in seinem Heimatland vor? Ist er ein Fremder in seinem eigenen Land geworden? Nicht nur für USA-Fans ist dieses tragisch-komische, amüsante Buch ein äußerst empfehlenswerter, 416-seitiger Reiseroman. Julian Borchert


Ansichtssache

Angelesen: Der Moslem-TÜV Fatih Cevikkollu alias „Murat“ aus der TV-Serie „Alles Atze“ räumt mit den Stereotypen der islamischen und türkischen Welt auf. Sein satirisches Buch „Der MoslemTÜV“ verbindet realistische und fiktive Elemente, die dem Leser eines klarmachen sollen: Integration ist nichts Befremdliches. Jeder Student und jede Studentin kennt ihn höchstwahrscheinlich. Jahrelang grüßte er uns regelmäßig am Freitagabend aus einem Kiosk in Essen. Alle kennen ihn als „Murat“, den türkischen Kiosk-Angestellten von Atze Schröder. Der bekannte Comedian Fatih Cevikkollu weiß sein Publikum aber nicht nur zu unterhalten - er kann auch anders. „Der Moslem-TÜV“ ist eine gleichzeitig unterhaltsame und sozialkritische Satire auf die Integration der Muslime in Deutschland. Cevikkollu betrachtet das Verhältnis zwischen Deutschen und muslimischen Türken mit einem Au-

genzwinkern und macht gleichwohl deutlich, was bei der Integration in Deutschland schief läuft. Er bezieht sich zum Beispiel auf den umstrittenen baden-württembergischen Einbürgerungstest. Süffisant zitiert er Frage 22: „Sie erfahren, dass Leute aus Ihrer Nachbarschaft oder aus Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis einen terroristischen Anschlag begangen haben oder planen. Wie verhalten sie sich?“ Der Autor kommentiert: „Eigentlich fehlt nur noch die Hinzufügung: Sind Sie Terrorist? Bitte ankreuzen: ja / nein / nur gegen Bezahlung.“ Kommentare wie diese sind es, die dieses Buch lesenwert und unterhaltsam machen. Cevikkollu spielt immer wieder mit der „Political Correctness“ und benutzt auch gerne mal Phrasen wie „Osama bin Schäuble“. Das Buch kritisiert manchmal offenkundig, mal unterschwellig die in der deutschen Gesellschaft verankerten Vorurteile gegen den Islam. Durch seine fiktiven Anekdoten weiß der Autor die Pointen zu setzen, auch wenn er

oftmals mit diesen Geschichten über das Ziel hinausschießt. Integration ist ein Thema, das viel zu oft nur aus der seriösen politischen Sichtweise diskutiert wird. Der „Moslem-TÜV“ ist zwar ein fiktiver Roman, doch kann und soll er zu einem gesellschaftlichen Diskurs anregen. Der Autor macht deutlich, dass das Wort „Integration“ mit Leben gefüllt werden muss. Fatih Cevikkollus Buch ist besonders unterhaltsam und interessant, weil es das Thema Integration von hinten aufzäumt und es aus der Perspektive der Moslems beschreibt. Für die deutschen Leser dieses Werkes bleibt am Ende die Erkenntnis: Vorurteile sind schnell aufgebaut, sie jedoch zu widerlegen, dauert sehr lange. Die Intention des Buches ist es, die deutsche Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren. Durch seine humorige Art zeigt der Autor, dass man auch schwierige Themen unterhaltsam aufbereiten kann. Sonja Gurris

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Ansichtssache

Angeschaut: Lord of War

Foto: 20th Century Fox

„Osama bin Laden habe ich nie beliefert. Nicht aus moralischen Gründen - er lies damals einfach seine Checks immer platzen. Mitte der achtziger Jahre waren meine Waffen in acht der zehn wichtigsten Kriegsgebiete der Welt vertreten.“ Die Schussgeräusche einer Kalaschnikow verändern sich in ein Kassengeräusch, jeder Schuss lässt die Kasse klingeln. Er ist der Lord of War, der Händler des Todes. Willkommen in der Welt des Waffenhändlers Yuri Orlov, gespielt von OscarPreisträger Nicolas Cage. Doch sein Leben besteht nicht nur aus dem Waffenhandel und den dadurch hervorgerufenen Problemen, dem auf den Plan gerufenen Konkurrenten Simeon Weisz (Ian Holm) oder dem Interpol-Agenten Jack Valentine (Ethan Hawke). Er muss ein Doppelleben führen, um seine dunklen Machenschaften vor seinen Eltern, seiner Frau Ava (Bridget Moynahan) und seinem Sohn zu verdecken. Zweifel an seinen Machenschaften kommen ihm nicht – selbst als er mehrmals Zeuge von Massakern wird, die mit seinen Waffen durchgeführt werden. Auch wenn es seine Frau nicht wissen will, womit er sein Geld verdient, drängt sie ihn indirekt zur Aufgabe dieses Berufes. Doch ein Ausstieg aus diesem Geschäft ist schwerer als Yuri selber zugeben möchte. Regisseur Andrew Nicol (Gattaca, Die Truman Show) zeichnet mit Liebe zum Detail ein erschreckendes Bild des globalen Waffenhandels. Die Schauspieler spielen ihre Rolle so authentisch, dass ihre Charaktere den Zuschauer bereits fesseln. Dass im Film vorkommende Panzer und ein Transportflugzeug reellen Waffenhändlern gehörten, ist ein genauso erschreckender Faktor. Abgerundet wird alles durch Referenzen auf reale Krisen von Anfang der Achtzigerjahre bis in die Gegenwart sowie Personen, die in diese verwickelt waren und sind. Wer sich „Lord of War – Händler des Todes“ in sein DVD-Regal stellt, bekommt mehr als einen Spielfilm: Er erhält eine Dokumentation über den weltweiten Waffenhandel und seinen Zynismus. Florian Hintze

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Fotos: Asio otus

Aufstieg

BiTS-Studenten stellen ihr Know-how zur Verfügung Interview mit dem geschäftsführenden Gesellschafter der Iserlohn Roosters GmbH.

Wolfgang Brück ist geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters GmbH und gleichzeitig als Rechtsanwalt in seiner eigenen Kanzlei tätig. In BiTSLicht erklärt er, wie und warum er in Zukunft mit der BiTS zusammenarbeiten möchte - und welche Visionen die Roosters haben.

Brück: Das ist schwer zu sagen. Es gibt Phasen, da ist der Zeitaufwand größer. Es ist ja bekannt, dass ich in meinem Hauptjob als Rechtsanwalt intensivst tätig bin. Es ist einfach so, dass alles irgendwie ein 24 StundenJob ist. Da kann man nicht sagen, man macht am Tag drei Stunden für das Eishockey und die restliche Zeit

BiTSLicht: Herr Brück, wie ist es zu Ihrem Engagement bei den Iserlohn Roosters gekommen?

„Schläger von der Mannschaft gemopst.“

Brück: Das ist eine ganz alte Geschichte. Im Jahr 1994 hatte mich der spätere erste Vorsitzende Jochen Vieler angesprochen und gefragt, ob ich mir nicht mal ein Eishockeyspiel angucken wolle. Das war genau das letzte Spiel in der Historie des alten ECD gegen Frankfurt in den PlayOffs. Das war das erste Spiel, das ich gesehen habe. Danach sind die dann auf gut Deutsch pleite gegangen. Dann habe ich mich in dem neu gegründeten Verein engagiert, war zweiter Vorsitzender. BiTSLicht: Wie viel Arbeit nimmt das Eishockey bei Ihnen in Anspruch?

geht für die anwaltliche Tätigkeit drauf. Das ist unterschiedlich. Am Wochenende wird man auch durch die Spiele zeitlich in Anspruch genommen. Von daher würde ich sagen: Es ist nicht genau zu begrenzen. Auf der anderen Seite sage ich mir, soweit die Familie das mitmacht und ich entsprechend Spaß dran habe, ist das auch kein Problem. BiTSLicht: Wie sieht es mit Ihren Hockeyfähigkeiten aus? Brück: Null! Ich spiele mit meinem Sohn manchmal zu Hause. Der zieht

dann seine Torhüter-Ausrüstung an und ich bemühe mich mit einem Schläger, den ich der Mannschaft gemopst habe, ihm ein paar Tore reinzuschießen. Ich kann gerade eislaufen, aber ansonsten habe ich da keine Fähigkeiten. BiTSLicht: Im Pokalspiel gegen die Kassel Huskies waren Studenten aus dem Studiengang Sport- und Eventmanagement zu Gast. Wie kam es zu der Einladung? Brück: Es ist ja so, dass wir schon versuchen, mit der BiTS zusammenzuarbeiten. Das ist nicht nur aufgrund der räumlichen Nähe sinnvoll. Wir können zeigen, wie ein Proficlub im Sport geführt wird. Auf der anderen Seite gibt es an der BiTS kreative Studenten, die uns das eine oder andere an Input geben können. So können wir uns auch weiterentwickeln. Es ist wichtig, dass wir als Standort im Eishockey kreativ und auch aufmerksam bleiben, was zum Beispiel veränderte Marktstrukturen angeht. Es ist wichtig, dass wir mit den Studenten kommunizieren können. Wenn dann im Rahmen der Freizeit noch Spiele besucht werden

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Aufstieg

tig. Wir haben immer schon gesagt, dass wir nicht nur Profi-Eishockey hier haben wollen, sondern dass wir uns auch der Nachwuchsförderung verpflichtet fühlen und diese jährlich entsprechend finanziell unterstützen. Es ist für den Nachwuchs ein ähnlicher Sprung wie damals bei uns von der zweiten Bundesliga in die DEL. Aber die Erfolge stellen sich so langsam ein. Ich denke, das ist eine sehr positive Entwicklung.

können, ist das für alle Seiten lohnenswert. BiTSLicht: Seit der Saison 2000/2001 spielen die Roosters in der DEL. Sind Sie mit der Entwicklung sportlich und finanziell zufrieden? Brück: Es sind Welten, ob man in der zweiten oder ersten Bundesliga spielt. Wir sind und waren ein Club, der nur begrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten hat. Zu Beginn unseres Daseins in der DEL waren wir stolz, dass wir als Underdog mit dem Abstieg nichts zu tun hatten. Dank der Mitarbeiter und dem Engagement vieler Leute haben sich die finanziellen Möglichkeiten verbessert. Die Einnahmen wurden extrem gesteigert in den letzten Jahren. Und wenn die Einnahmen steigen, kann man natürlich auch in das Personal, sprich die Eishockeyspieler, mehr Geld investieren. Dementsprechend merkt man

„BiTS-Kooperation für alle Seiten lohnenswert.“ auch die Abhängigkeit davon, dass jetzt der sportliche Erfolg kommt. Man hat erstmals seit vielen Jahren letztes Jahr die Play-Offs erreicht. Von daher ist es eine kontinuierliche positive Entwicklung, aber kein Gr-

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BiTSLicht: Gibt es zukünftig eine Zusammenarbeit zwischen den BiTS-Studenten und den Iserlohn Roosters im Bereich Marketing?

Foto: Iserlohn Roosters GmbH

und zur Selbstzufriedenheit. Auch die anderen Clubs arbeiten hart und versuchen, sportlichen Erfolg hinzubekommen. Ich bin aber ganz zufrieden mit der Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt. BiTSLicht: Der Nachwuchs der Iserlohn Roosters ist in der letzten Saison in die höchste deutsche Nachwuchsliga aufgestiegen. Welche Bedeutung hat das für den Verein? Brück: Das war sicherlich sehr wich-

Brück: Ich glaube, wir arbeiten schon zum Teil zusammen. Wir haben auch Projekte in der Vergangenheit gehabt. Sie haben ein Knowhow als Studenten an der BiTS, das wir zum Teil nicht haben. Dafür haben wir vielleicht eine gewisse Erfahrung und können aus der Praxis heraus sagen, ob sich das eine oder andere tatsächlich übertragen lässt. Ich würde mich freuen, wenn solche Dinge intensiviert würden - denn dadurch können beide Seiten nur gewinnen. Jonas Grürmann


Aufstieg

Laura D: Mein teures Studium Wie eine junge Französin durch Prostitution ihr Studium finanziert.

Die Finanzkrise. Nicht nur im Jahr 2008 trifft sie viele Studenten besonders gegen Monatsende, die einen mehr, die anderen weniger. Ohne das Klischee des verwöhnten Privatstudenten unterstreichen zu wollen: die meisten BiTS-Studenten wahrscheinlich weniger. Eine sorgfältige Kosten-NutzenAnalyse hat zu der Entscheidung geführt, die hohen Studiengebühren in Kauf zu nehmen. Nicht für alle ein leichter Entschluss, denn einige müssen vielleicht selbst einen Teil ihrer BiTS-freien Zeit opfern, um den einen oder anderen Euro dazuzuverdienen. Und dennoch müssen wohl die wenigsten aufgrund ihrer Entscheidung Angst vor einem leeren Kühlschrank haben. Laura D., 18 Jahre alt, aus Frankreich steckt im Vergleich wesentlich tiefer in der Krise. In ihrem Buch „Mein teures Studium“ (Mes chères études) beschreibt sie ihren Weg in die Prostitution.

„Die erste Nachricht vergisst man nie.“

Die 18-Jährige stammt aus be-

scheidenen Ve r h ä l t n i s s e n , der Vater Arbeiter, die Mutter Krankenschwester. Sie teilt das

Schicksal vieler junger Menschen in Frankreich, deren Eltern zu arm sind, um ihren Kindern das Studium finanzieren. Aber das monatliche Einkommen der Familie ist zu hoch, um staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen zu können. Die Frage danach, wie sich eine ehr-

Mit solchen

e der fik tive Stu Nachrichten wurd

ter, verzichtet auf alles Überflüssige und lernt nebenbei für ihr Studium. Dennoch reicht das Geld hinten und vorne nicht, innerhalb kürzester Zeit verliert sie zwölf Kilo. Um Kosten zu sparen, sitzt sie selbst bei Minusgraden am Schreibtisch, ohne die

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Michelle G.s Kontakte in der ersten Woche.

geizige Studentin dazu „herablassen“ kann, beantwortet Laura D. durch die detaillierte Beschreibung ihrer Situation. Eindrucksvoll schildert sie in ihrem Buch, wie sie verzweifelt versucht, die Miete für ihre Wohnung und den Lebensunterhalt aufzutreiben. Die Studentin jobbt zunächst in einer Bar, später arbeitet sie in einem Call-Cen-

Heizung anzustellen. Bei der Suche nach einem lukrativeren Job im Internet stößt sie auf eine unauffällige Website. Beim Klick auf „käuflich - über 18“ wird sie fündig - unzählige Anzeigen ähnlichen Inhalts und eindeutiger Intention: Über 50-jährige Männer suchen „zärtliche Augenblicke“ oder „Massagen“, bei jungen Frauen, bevorzugt Studentinnen. Der Gedanke an das schnelle Geld lässt sie

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schnell die Zweifel und Hemmungen vergessen. Verklärt träumt sie bereits vom „Wohlstand, und zwar ruckzuck“. Innerhalb einer Stunde verschickt sie etwa 40 Antworten. „Joe“, 57, der in seiner Annonce geschrieben hatte, „Junger Mann von

„Nur ein einziges Mal, mehr nicht!“

Alles nur Fiktion?

wird, um durch das schnell verdiente Geld kurzfristig der Misere zu entkommen. Sie fasst den Entschluss, die Stadt zu verlassen. In Paris will sie ein neues Leben ohne Prostitution beginnen. Ein letztes Mal verkauft sie ihren Körper, um das Zugticket bezahlen zu können. In Paris zieht sie vorläufig bei einer Bekannten ein und findet nach langer Suche einen Job. Sie hat den Absprung vorerst geschafft, gibt aber zu, dass sie „mehr als ein-

„In Frankreich prostituieren sich etwa 40.000 Studenten, um ihr Studium fortsetzen zu können.“ Diese Information der Studentengewerkschaft SUD (2006) sorgte für großes Aufsehen in Frankreich und rief heftige Debatten über die bisher wenig wahrgenommene Problematik hervor. Laura D. ist nur ein Beispiel für viele Studenten, die sich aus Geldmangel prostituieren, weil ihnen die Zeit für einen ausreichend erträglichen Nebenjob fehlt.

50 Jahren sucht für gelegentlich eine Masseuse. Studentinnen willkommen“, reagiert zuerst auf ihr Angebot. Sie vereinbaren ein Treffen im Hotel und einen Stundenlohn von 100 Euro. Laura ist nervös. Die Situation in Deutschland ist Joe bezahlt 250 statt 100 Euro und ähnlich. ködert sie mit immer ver„Was mir wichtig ist: lockenderen Angeboten. Bernhard Albrecht Als sich ständig neue … es geht nicht um eine moralische Sache, zeigt in seinem Beriunbezahlte Rechnunwenn man Sex miteinander hat, cht „Bafög der begen auf ihrem Schsonderen reibtisch wohl aber sollen wir uns darüber im Klaren sein, Art. Zur stapeln, verabredaß wir uns beim Sex voll und ganz mit dem anderen verbinden, S i t u a tion der det sie zumindest auf einer tiefen, unbewussten Ebene. studensich immer tischen Prostitution öfter mit ihm Die Frage ist dann, ob wir das wollen. in Deutschland“ (aus: und anderen MänAber eines geht nicht ohne das andere... Laura D.: Mein teures nern. Sie erträgt die Studium), dass Fantasien ihrer Ich möchte es schon, es dieses ProbFreier, für viel vorausgesetzt wir sind uns denn auch sympathisch“ lem keinesGeld oder teure wegs nur in Geschenke lässt Frankreich sie sich auch auf gibt. Auch wenn große Schmerzen ein. Nur durch Lernen und die Arbeit im mal versucht war, alles hinzuschmei- sich niemand auf eine genaue Zahl Call-Center, die ihr das Gefühl gibt, ßen und zurückzukehren, um den festlegen möchte, steige die Zahl der Studentinnen, „etwas Normales“ zu tun, lenkt sie Geruch dieses Geldes zu schnupdie sich für das pern“. sich von ihrem Doppelleben ab. Studium prostituieren. Ob in Als Laura eines Tages auf einen KunGroßb orde l le n den wartet, wacht sie auf. Zuerst läuft oder im Escortservice ihr die eigene Familie vor allem in den teuren Großstädten scheint dieser Nebenjob immer öfter die Notlösung für die finanziellen Laura D. gesteht sich in ihrem Buch Probleme der Studenten zu sein. ein, dass sie zu keiner Zeit umkeh- Hinzu kommt der Trend der „virturen konnte. Ehrlich gibt sie zu, dass ellen Prostitution“ über das Internet, über den Weg. Als sie dann in ihrer aus dem geplanten ersten und letzten die durch eine vorläufige AnonymLieblingsbar sitzt, kommt einer ihrer Mal Gewohnheit wurde und sie sich ität das Gefühl von Sicherheit verFreier herein - mit Frau und Toch- auf diese Weise abhängig machte. mittelt. Laut Albrecht entwickeln ter. Sie fühlt sich verfolgt, ihr wird Gleichzeitig machen die Aufzeich- sich vor allem Online-Netzwerke wie klar, dass es für sie in dieser Stadt nungen ihre Situation in gewisser StudiVZ zu immer beliebteren „Jobkeine Möglichkeit zur Umkehr gibt. Weise nachvollziehbar, ohne den börsen“. Sie gesteht sich ein, dass sie immer Schritt in die Prostitution gutheißen Nur eine Behauptung? wieder auf gute Angebote eingehen zu wollen.

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Bei einem Test sollte diese Vermutung überprüft werden. Ist es wirklich so einfach, via StudiVZ potenzielle Freier zu finden, die nach jungen Studentinnen suchen? Es gab zunächst Zweifel daran, dass sich innerhalb kürzester Zeit viele ernsthafte Nachfrager f i nd e n

würden. Mit wenig Kreativität entstand in der Redaktion der gefälschte Account von „Michelle G.“, 20 Jahre alt, BWL-Studentin an einer großen deutschen Universität. Sie hört gern Techno-Musik, ist Stammgast im Saunaclub und hasst Bücher. Als Profilbild diente die Silhouette von der Taille abwärts, ein pinkfarbener Minirock, aus dem lange, schlanke Beinen ragen. Um

Nach wenigen Minuten die ersten Angebote

ihre Absichten eindeutig zu machen, trat Michelle G. (93-64-92) Gruppen wie „Sex gegen Taschengeld“ bei. 10 Minuten später: Kurz nachdem die gröbsten Einstellungen vorgenommen waren, hatte Michelle G. 15 Nachrichten erhalten. Ihr Postfach füllte sich von Minute zu Minute. Eine

lange „Gruschel“-Liste breitete sich auf der Startseite aus, immer mehr Interessierte besuchten Michelle G. Um die Entwicklung innerhalb von sieben Tagen (!) zu dokumentieren, führte Michelle G. sorgfältig Buch (siehe Tabelle). Dass sie potenzielle Nachfrager findet, stand also fest. Viele von ihnen blieben zunächst anonym oder versteckten sich ebenso offensichtlich hinter gefälschten Profilen. Andere gaben schamlos sämtliche Informa-

tionen über sich preis. Interessanter war aber, was nachgefragt wurde. An eindeutigen Angeboten mangelte es Michelle G . definitiv nicht. Seien es ver-

meintliche Kommilitonen der Universität, über 40-jährige Geschäftsleute, die ein Treffen im Luxushotel wünschten und sogar bereit sind, hohe Summen dafür zu zahlen, oder gleichaltrige Männer, die noch nie eine Freundin hatten und auf diese Weise Erfahrungen sammeln wollten. Allesamt machten früher oder später konkrete Angebote. Einige fragten zunächst schüchtern nach und drängten erst nach 2-3 Tagen auf eine Verabredung. Andere listeten ohne Umschweife unverfroren Vorlieben und Fantasien auf. Immer wieder wurde nach Fotos und Handynummer gefragt. Und ohne nicht jugendfreie Angebote zu zitieren sei gesagt, dass zumindest ein Teil der Männer „professionell“ wirkte. Wohl nicht zum ersten Mal suchten sie nach der Frau für gewisse Stunden. Es bleibt die Erkenntnis, dass das StudiVZ keineswegs nur von Studierenden genutzt wird und nicht bloß reiner Zeitvertreib ist, sondern dass - ganz im Gegenteil - sogar eine richtige Börse existiert. Systematisch wird

“Michelle G.s Seite (Uni Köln)”

nach „Großraum Ruhrgebiet, Hamburg/München/ Köln/Berlin und Umgebung, Sauerland“ etc. aufgelistet, wer sich wo seine Wünsche erfüllen möchte. In anderen Social Networks wird es vermutlich ähnlich sein. Carolin Becker

Nach kurzer Zeit die ersten Anfragen.

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Karriere im Export Interview mit Alumna Dagmar Bunia

Dagmar Bunia (27) fing nach ihrem Abschluss des BWL-Studiums im August 2005 an der BiTS bei der BILSTEIN-Gruppe in Hagen-Hohenlimburg als Verkäuferin an. Dort ist sie für den Verkauf von kalt gewalztem Stahl nach Frankreich, Spanien und Skandinavien zuständig. BiTSLicht stand sie Rede und Antwort.

Foto: Bilstein

mir erzählt, dass die BiTS super ist, dass es ihm sehr viel Spaß macht und dass man hier noch mit anpacken und etwas bewegen kann. Nach der Empfehlung habe ich mir die BiTS dann näher angeguckt und mich schnell für das Studium der BWL am Seilersee entschieden.

BiTSLicht: Was wolltest du als Kind werden?

Bunia: Als Kind wollte ich ganz

gerne Zahnärztin werden, doch es ist aus verschiedenen Gründen nicht dazu gekommen. Zum einen war mein Schulabschluss nicht ausreichend für ein Medizinstudium und zum anderen war ich auch nicht so überzeugt von der Zahnmedizin, als dass ich über die ZVS hätte warten wollen. Hinzu kommt, dass ich bei meiner Mutter sehe, was das für ein harter Job ist. Da bin ich schon ins Zweifeln gekommen. BiTSLicht: Wie bist du dann zur BiTS gekommen?

Bunia: Ich komme aus Hemer/Iserlohn und habe davon gehört, dass eine neue private Hochschule nach Iserlohn kommt. Im Pioniersemes-

„Hier kann man noch was bewegen“

ter vor mir hat ein guter Freund sein Studium an der BiTS begonnen und

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BiTSLicht: Inwieweit hat dir das Studium an der BiTS in deinem jetzigen Beruf geholfen?

Bunia: Es hat mir auf jeden Fall in

Dingen wie dem eigenen Auftreten, meiner Kommunikationsfähigkeit oder der Fähigkeit, mich selbst zu präsentieren, geholfen. So etwas lernt man sehr gut an der BiTS. Häufig musste ich mich und meine Ideen während des Studiums präsentieren oder vor Publikum stehen. Das hilft mir im Vertrieb auf jeden Fall. So muss ich oft auf Kunden zugehen, mit ihnen telefonieren oder ihnen BILSTEIN vorstellen. Eben genau die Dinge, auf die mich mein Studium recht intensiv vorbereitet hat. Und auch das praxisnahe Studium hat mir sehr beim Berufseinstieg geholfen. Durch diverse Praktika während des Studiums habe ich bereits mehrere Firmen kennen gelernt und wurde so nicht direkt ins kalte Wasser geschmissen.

BiTSLicht: Wie ging es nach dem Studium für dich weiter?

Bunia: Nach dem Studium habe

ich einen Job gesucht und erhielt auf meine Bewerbungen auch ein paar Zusagen. Die Entscheidung für BILSTEIN fiel dann sehr schnell. Das war alles überhaupt kein Problem und ging alles erstaunlich schnell.

„Das BiTS-Studium hat mir sehr geholfen“

BiTSLicht: Wie gestaltet sich dein typischer Tagesablauf?

Bunia: Ich komme morgens zwisch-

en 8 Uhr und 8:30 Uhr ins Büro und muss dann leider erst ein paar interne, bürokratische Dinge erledigen. Zum Beispiel Lieferungen überprüfen oder gucken, was in der Nacht so rausgegangen ist. Bis vor kurzem war ich dabei alleine zuständig für meinen Vertriebsbereich, doch habe ich nun seit dem 1. November Unterstützung bekommen, so dass mir auch einmal jemand etwas zuarbeiten kann. Von daher wird sich mein Tagesablauf nun ein bisschen ändern. Vorher musste ich beispielsweise auch Rechnungen ausdrucken, eintüten, verschicken und erst einmal schauen, wie die aktuelle Lage aussieht. Das entfällt nun größtenteils. Ansonsten telefo-


Aufstieg

niere ich eben mit meinen Kunden, frage nach, ob alles in Ordnung ist oder die Kunden rufen mich an, weil sie irgendwelche Fragen haben oder ich Angebote abgeben soll. So sieht mein Tag immer anders aus und es wird nie langweilig. Vieles ist eben auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt, damit sie immer gut versorgt sind und es bei ihnen läuft. Meist endet ein Arbeitstag für mich dann gegen 18 Uhr. Mal geht er ein bisschen länger, mal kürzer. Das kann man bei uns ziemlich flexibel

„Meine Arbeitstage sind nie langweilig“

variieren. Gerade durch mein neues Gebiet bin ich in letzter Zeit auch viel nach Spanien und Frankreich gereist, so dass es auch zu einem schönen Mix zwischen Reisen und dem Büro kommt. BiTSLicht: Bist du mit deinem Job zufrieden?

Bunia: Ja, ich bin derzeit sehr zufrieden. Ich habe gerade erst eine neue Aufgabe übernommen, die eine Herausforderung darstellt, bei der ich

„Hört auf euer Herz und auf euren Bauch!“

mich noch mehr entfalten kann. Es sind mehr Kunden hinzugekommen, so dass ich jetzt organisatorisch anders rangehen muss und dabei auch Unterstützung erhalte. Zumal ich mich mit meiner neuen Kollegin sehr gut verstehe. BiTSLicht: Was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft?

BiTSLicht: Welche Tipps gibst du kommenden Absolventen?

Bunia: Sich auf jeden Fall einen Job

zu suchen, der einen zufrieden stellt und mit dem man sich identifizieren kann. Und nicht einfach irgendwo anzufangen, wo man nicht glücklich ist. Immerhin verbringt man schon sehr viel Zeit bei der Arbeit und wenn man dann unglücklich ist, ist das glaube ich das Schlimmste, was einem passieren kann. Also wirklich nicht irgendetwas machen, nur um es zu machen, sondern gucken, was will ich machen und da dann auch hinter stehen. Hört dabei auf euer Herz, euren Bauch und eure innere Stimme. Bei BILSTEIN war das bei mir der Fall. Verkauft euch möglichst gut und dann stehen einem nach unserer Ausbildung eine Menge Türen offen im Berufsleben.

Bunia: Gute Frage. Natürlich immer

ein paar Veränderungen, damit es nie langweilig und einseitig wird und abwechslungsreich bleibt. Natürlich auch Chancen, die Karriereleiter weiter raufzuklettern, um nicht auf einem Fleck stehen zu bleiben.

Tim schneider

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Verhör

Prof. Dr. Thomas Rieger im Interview Thomas Rieger ist seit 2007 als Dozent für Sportmanagement mit dem Schwerpunkt des Managements von Sportorganisationen an der BiTS in Iserlohn tätig. Von 1996 bis 2003 studierte er an der Uni Bielefeld die Fächer Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitswissenschaften, bevor er von 2003 bis 2006 an der Uni Tübingen seine Promotion im Bereich Sportwissenschaft anhängte. Foto: Tim Schneider

Was gefällt Ihnen an sich besonders? Meine Ausgeglichenheit. Wenn Konflikte entstehen, bin ich der Part, der vermitteln kann. Wem würden Sie aus welchen Gründen einen Orden verleihen? Personen, die sich sozial engagieren oder gezielt ehrenamtlich betätigen. Vor allem den Personen, die in Sportvereinen tätig sind und dem deutschen Sport durch das Ehrenamt eine elementare Grundlage geben. Auf welche eigene Leistung sind Sie besonders stolz? Dass ich gelernt habe, professionell zuzubereiten.

Sushi

Was sollten Sie als Kind werden? Profi-Fußballer. Das hat aber leider nicht geklappt. Wie können entspannen?

Sie

am

besten

Bei einer Flasche Rotwein und einem Tatort. Was ist für Sie eine Versuchung?

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Ein großes Stück Erdbeertorte mit Schlagsahne. Was war Ihr schönster Lustkauf? Wahrscheinlich irgendein nettes Kleidungsstück oder Accessoire. Wo hätten Sie Zweitwohnsitz?

gerne

Ihren

Auf Island. Aufgrund der besonderen natürlichen Gegebenheiten. Was können Sie besonders gut kochen? Waga-Mama-Chicken-Curry. Das ist eine Form der japanischen Nudelsuppe. Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Wenn Ihnen eine gute Fee alles Geld der Welt geben würde, was würden Sie damit tun? Ich würde erst einmal meinen Peugeot abbezahlen, im Anschluss eine Skandinavien-Rundreise machen und dann zum Dietmar Hopp von Arminia Bielefeld werden. Wo bleiben hängen?

Sie

beim

Zappen

Bei einem guten skandinavischen oder britischen Krimi oder einer spannenden Dokumentation. Ihr Lieblingsschauspieler/-in? Axel Milberg. Was sagt man Ihnen nach?

Miso-Suppe plus Sushi-Auswahl.

Da müssen Sie Ihre Kommilitonen fragen.

Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?

Wem sollten wir diese Fragen als nächstes stellen?

Mit Papst Benedikt XVI.

Prof. Dr. Thomas Meuser

Welche berufliche Aufgabe könnte Sie reizen? Sportlicher Bielefeld.

Leiter

bei

Arminia

Tim Schneider


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