Piazza Pio II Pienza, Italien
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Pienza gilt als die «Inkunabel der Renaissancestadtbaukunst», die «erste wirkliche Idealstadt der Neuzeit». [Pieper 1997, S. 128] Zunächst wirkt der Platz jedoch mit seinen schräg gestellten Bauten keinem idealen Regelkanon verpflichtet. Die Gebäude zeigen sich heterogen: der Bischofssitz im Osten mit einer Werksteinfassade, der Palazzo Piccolomini in Rustica-Mauerwerk und der Dom mit einer Travertinfassade. Der Palazzo Municipale gegenüber öffnet sich mit einer Arkade zu dem über den Platz laufenden Corso. Gleichwohl folgt die Anordnung der Bauten einem strengen Proportionsgefüge, das auf einem quadratischen Raster basiert. Die Verschmelzung des Heterogenen gelingt durch die Perspektive: Die auseinanderlaufenden Fluchten vermindern die Tiefenwirkung. Die Kirche erscheint kleiner, alle Bauten wenden sich ihr zu und alle Teile werden zu einem Bildraum zusammengefasst. Die Platzteilung in neun Felder übernimmt zudem die Gliederung der Domfassade in der Horizontalen. Mit der Platzfläche als Bühne und der Domfassade als Rückwand wird das Geschehen auf der Piazza gleichsam zur Theaterszene, in die auch der dramatische Blick in die Landschaft links und rechts des Domes einbezogen ist. Ort Pienza, centro storico Zeit 1459–1462 Architekt Bernardo Rossellino, Bauherr: Enea Silvio Piccolomini (Papst Pius II.) Dimensionen 730 m² Länge 25 m × Breite 24–33 m, Traufhöhen 14–20 m, Höhe Domturm 47,50 m, Giebelspitze der Domfassade 21 m
Wichtige Bauwerke Concattedrale di Santa Maria Assunta (Dom) / Palazzo Communale / Palazzo Vescovile / Palazzo Piccolomini, alle 1459–1462 Bernardo Rossellino Oberfläche und Ausstattung Pflasterung aus Ziegeln im opus spicatum und Streifen aus Travertin
1 : 5000