

Massives Material Monolithisch homogen und zirkulär Bauen
Till Boettger und Ulrike Knauer (Hrsg.)Massive Diagramme
Werkzeuge für die architektonische Analyse Till Boettger
Die folgenden grafischen Analysen verstehen sich als Fortführung verschiedener Raum- und Architekturbetrachtungen und beabsichtigen, Besonderheiten der Konzeptionen sichtbar werden zu lassen und für neue Überlegungen nutzbar zu machen. Exemplarisch für diese verdichtete Denkweise stehen die Veröffentlichungen Architektur und Raum1 und Schwellenräume2. Die Analysemethode wurde im Rahmen der Architekturlehre Darstellen, Gestalten, Entwerfen3 an der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, weiterentwickelt. Beim Nachschärfen von Begriffen und Hierarchien für eine komplexe Betrachtung von Architektur hat sich eine Matrix herausgeschält. Durch Deduktion und Abstraktion entstehen diagrammatische Zeichnungen in verschiedenen Ebenen (Maßstäben) für einzelne sich ergänzende Aspekte (Parameter). Die Maßstäbe Stadt und Land, Bauwerk und Form sowie Raum und Detail bilden die Betrachtungsebenen jeder Architektur und klären gleichzeitig den Standpunkt des Menschen in Bezug zur Architektur. Denken wir die Architektur von oben oder besser gesagt von der Ferne aus, so planen oder bewerten wir den Maßstab Stadt und Land. Von der Ebene Bauwerk und Form aus wird das Haus als zusammenhängendes Gebilde betrachtet und stellt sowohl die inneren Abhängigkeiten als auch die damit verknüpfte Außenwirkung im Kontext dar. Für die Wahrnehmung und die körperliche Beziehung zur Architektur ist die innere und unmittelbare Position entscheidend. In dieser Ebene werden die Aspekte Raum und Detail berührt.
Auf den jeweiligen Maßstabsebenen ermöglichen die Parameter Lage, Begrenzung, Sequenz, Geometrie, Funktion und Materialität jeweils eine systematische Betrachtung. Abstrakte monochrome Diagramme können die entscheidenden Aspekte für die ausgewählten Architekturen aufzeigen. Die Architekturen mit ihrer komplexen Logik werden durch die selektive Betrachtung mithilfe der Parameter in abstrahierten Diagrammen lesbar. Die Lage legt Beziehungen, Nachbarschaften offen und fragt nach dem Ort. Begrenzungen zeigen, wie Raum gebildet wird, das heißt, wie das Innen vom Außen getrennt wird und sich zum Beispiel Wände öffnen. Das Nacheinander der erlebbaren Räume wird in der Sequenz, der Abfolge von Wege- und Aufenthaltsbeziehungen, nachvollziehbar. Eine Betrachtung der Geometrie lässt die Form und deren Ordnung erkennen. Die Darstellungen für den Parameter Funktion zeigen die organisierten Tätigkeiten und deren räumliche Umsetzung bis hin zur Einrichtung auf. Die Wahr-
1Schirmbeck, Egon/Boettger, Till/Hanke, Christian. Architektur und Raum. Gestaltungskonzepte im 20. Jahrhundert. Berlin, 2011.
2Boettger, Till. Schwellenräume. Übergänge in der Architektur. Analyse- und Entwurfswerkzeuge. Basel, 2014.
3Boettger, Till. Lehrgebiet Darstellen/Gestalten/Entwerfen an der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen.
nehmung und das Verständnis der Konstruktion sollen durch das Eingehen auf die Materialität erläutert werden und eine Vorstellung von haptisch Erlebbarem ermöglichen. Die genannten Begriffe werden für die analytische Bearbeitung zum Suchkriterium und schließlich in dieser Zusammenstellung zur Beschriftung für eine vergleichende Betrachtung. Für dieses Buch sind zeitgenössische Architekturen mit massivem, monolithischem und sortenreinem Materialschwerpunkt ausgewählt worden. Bei der Verwendung von Lehm, Holz, Ziegel und Recyclingmaterialien zeigen Zeichnungen, sortiert nach den Parametern, die ihnen innewohnenden Konzepte. Für das Material Beton bzw. Dämmbeton ist bewusst eine Analyse mithilfe von Modellfotos gewählt worden. Gezeigt wird das Wohnhaus in Chur von Gartmann, das sich als ein Repräsentant für diese Bauweise versteht. Die Darstellungen versuchen, die hohe Materialstärke der Außenwände durch die Wirkung von Licht und Schatten zu bestimmen, um die Veränderungen im Ausdruck bei Dämmbetonkonstruktionen im Vergleich zur Betonbauweise ohne dämmende Zusätze aufzuzeigen. Zudem existieren bereits sehr umfangreiche Veröffentlichungen zu dem Thema, die sich auch konstruktiv damit auseinandersetzen und eine zeichnerische Betrachtung überflüssig machen.
Für die Auseinandersetzung mit dem Thema Massivität werden im Besonderen die Parameter Materialität, Begrenzung und Geometrie betrachtet, um den neuen Konzepten näherzukommen. Im Sinne dieser Suche wurden von 2017 bis 2022 im Rahmen von Masterseminaren im Studiengang Architektur neuartige massive Bauweisen untersucht. Die einzelnen Parameter lassen demnach auf verschiedenen Ebenen die spezifischen Aspekte der heutigen massiven Raumbildung und Bautechnik erkennen. Es soll geprüft werden, ob durch den neuen Umgang mit Massivität eine Veränderung der Baukultur an verschiedenen Orten zu erkennen ist, die zu typischen Bauweisen mit charakteristischen Merkmalen führt. Außerdem wird ein Querabgleich möglich, wenn die Betrachtung den Parametern folgt und von Architekturbeispiel zu Architekturbeispiel springt. Das Spezielle und der kleine Unterschied können gesehen werden. Das tradierte Verständnis der Begriffe massiv, monolithisch und sortenrein im Kontext von Baumaterialien soll eine neue Diskussionsgrundlage erhalten. Ziel dieser Reflexion ist es, über analytische Darstellungen den konkreten Materialeinsatz sichtbar werden zu lassen und übertragbare Konzeptansätze anzubieten.
Verortung Kartierung der Projektstandorte
Lehm
01Casa de Tapia
02Lehmschule Tipu Sultan Merkez
03A School for Korase
04Library of Muyinga
05Zenkonyu x Tamping Earth
06Education Center Nyanza
Holz
07Forst- und Jagdhaus Tannau
08Origenturm
09Kindergarten Lugano
10Olpererhütte
11Wohnhaus aus Holz
12Haus b – angebrannt
13Universal Design Quartier: Woodie
Ziegel
14Kolumba
15Kunstmuseum Ravensburg
16Casa de Ladrillos
17Casa Norberto Alorda
18Termitary House
Beton
19Haus Gartmann
Recycling Massiv
20Hiza Ferienhaus
21The Resource Rows
22Apartment No.1
23Casa 1413
24The Parchment Works
25Schulanlage Hirzenbach
26Cork House
Lehm
Casa de Tapia, 2014
VERNACULAR HOUSE
Ayerbe, Spanien
Architektur
Edra Arquitectura km0
Funktion Wohnen
Klima tropisch, mediterran
Raumproportionen und -gliederung Das Gebäude ohne Schnitt dargestellt.
Raumproportionen und -gliederung Das Gebäude ohne Schnitt dargestellt.
Raumproportionen und -gliederung
Raumproportionen und -gliederung
Begrenzung Axonometrie
Baukörper
Geometrie Schnittaxonometrie
Raumgefüge
Lehm monolithisch Sonderform der Darstellung
Lehm monolithisch Sonderform der Darstellung
Deckenkonstruktionen
Für die Deckenkonstruktionen sind Kappendecke, Holzbalkendecke und Sparren genutzt.
Sparrendach
Holzbalkendecke
Materialität Schnitt Raumprofil
Begrenzung Sprengaxonometrie
Massive Raumbildung
Materialität Fassadenschnitt
Materialität Schnittaxonometrie Fügung Wand/Dach
Education Center Nyanza, 2010
Nyanza, Ruanda
Architektur
Dominikus Stark Architekten
Funktion Bildung
Klima tropisch, äquatornah
Lage Schwarzplan Topografische EinordnungBegrenzung Axonometrie Raumbildung
EDUCATION CENTER NYANZA
Sinha Witzke & Kaja Lamping
Begrenzung: Wegeführung
Sequenz Grundriss Wegeführung
Lehm monolithisch
Sonderform der Darstellung MAV 05
Begrenzung Grundriss Raumbildung
EDUCATION CENTER NYANZA
EDUCATION CENTER NYANZA
EDUCATION CENTER NYANZA
EDUCATION CENTER NYANZA
Witzke & Kaja Lamping
Witzke & Kaja Lamping
Witzke & Kaja Lamping
Geometrie:
Geometrie:
Geometrie:
Geometrie Ansichten Masse/Öffnung innen
Geometrie Ansichten Masse/Öffnung außen
Lehm monolithisch
Lehm monolithisch
Lehm monolithisch
Lehm monolithisch
Sonderform der Darstellung MAV 05
Sonderform der Darstellung MAV 05
Sonderform der Darstellung MAV 05
Sonderform der Darstellung MAV 05
Materialität Innenperspektive Schwellenraum
Hiza Ferienhaus, 2015 Kumrovec, Kroatien
Architektur
Proarh Funktion Temporäres Wohnen Klima gemäßigt, warm
Topografische EinordnungSchwellenraum Ausblick
Durchwegung außen
Sequenz Grundriss Raumbeziehungen
Durchwegung innen
Materialität Sprengaxonometrie






Elemente Tragwerk

Materialität Sprengaxonometrie Verglasung, Dacheindeckung













Impressum
Auf die Lesbarkeit unserer Texte legen wir großen Wert. Aus diesem Grund wird im vorliegenden Buch in Fällen, wo es für die leichtere Lesbarkeit nötig ist, die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies ist im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen.
Herausgeber, Konzept und Autoren
Prof. Dr. Till Boettger
Professor für Darstellen/Gestalten/Entwerfen
Fakultät Bauen und Erhalten
HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Mitbegründer des Architekturbüros at11 – architecture and design
Ulrike Knauer M.Sc.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Fachgebiet Darstellen/Gestalten/Entwerfen
Fakultät Bauen und Erhalten
HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Gastautoren
Prof. José Mario Gutiérrez Marquez
Mitbegründer des Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez
Professor für Entwerfen und Raumgestaltung
Bauhaus-Universität Weimar
Arno Richter M.Sc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Fachgebiet Entwerfen und Konstruieren – Massivbau
TU Berlin
Darstellungen
Erste Fassung
Hervorgegangen aus dem Masterseminar Sonderformen der Darstellung und Gestaltung der Fakultät Bauen und Erhalten an der HAWK in Hildesheim, geleitet von Prof. Dr. Till Boettger und Ulrike Knauer M.Sc. mit Masterstudierenden (siehe S. 204–205)
Alle Darstellungen sind von diesen Studierenden selbst neu erstellt worden. Das jeweilige architektonische Werk wurde als Vorlage genutzt, um eigene analytische Betrachtungen nach den vorgestellten Maßstäben und Parametern anzufertigen.
Redaktionelle und gestalterische Mitarbeit
Julia Robben B.A.
Lea Steiner B.A.
Theresa Szentmiklossy von Primocz B.A.
Projektkoordination Birkhäuser
Alexander Felix, Katharina Kulke
Lektorat Deutsch
Simone Hübener
Herstellung
Heike Strempel-Bevacqua, Anja Haering
Buchgestaltung
Art Direction
Prof. Dominika Hasse
Professorin für Corporate Design/Editorial Design
Fakultät Gestaltung
HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Basislayout
Lydia Jasmin Hempel B.A.

Hervorgegangen aus dem Editorial Design Seminar der Fakulät Gestaltung an der HAWK in Hildesheim, geleitet von Prof. Dominika Hasse mit Emilia Amthor, Aydan Arinc, Marlene Lorena Arps, Jurek Behre, Malin Berga-Raschke, Lukas Gerbaulet B.A., Mara Harjes, Lydia Jasmin Hempel B.A., Anastasia Lapina, Kelly Meineke B.A., Anna-Lena Mengel, Johanna Schäfers B.A., Celine Schaffarczyk, Wiebke Sophie Warnecke
Layoutanpassung
Sophie Stillig B.A.
Reinzeichnung im Projektlabor der HAWK
Geleitet von Dipl.-Des. (FH) Tatjana Rabe mit Jurek Behre, Lydia Jasmin Hempel B.A., Celine Schaffarczyk, Sophie Stillig B.A.
Ein besonderer Dank für den Einsatz in der Produktionsphase gilt Jurek Behre, Lydia Jasmin Hempel B.A., Julia Robben B.A., Celine Schaffarczyk und Dipl.-Des. (FH) Tatjana Rabe für das Finetuning in der Schlussphase.
Lithografie Bildpunkt GmbH, Berlin
Papier Vivus 100, 120g/m2 Gedruckt auf Recyclingpapier, das mit dem Umweltzeichen der Blaue Engel ausgezeichnet ist.
Druck Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza
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Library of Congress Control Number: 2023930574
ISBN 978-3-0356-2605-6
E-ISBN (PDF) 978-3-0356-2608-7
Englisch Print-ISBN 978-3-0356-2606-3
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